Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847

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Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden

Nassauischer
Kunstverein
Wiesbaden
gegründet 1847

2018 / 2019
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Impressum / Bildnachweis
Herausgeber                      Wissenschaftliches Volontariat     Soweit nicht anders angegeben – Installationsansichten Nassauischer
Nassauischer Kunstverein         für Presse- und Öffentlichkeits-   Kunstverein Wiesbaden Christian Lauer
Wiesbaden e.V.                   arbeit
Wilhelmstraße 15                 Mara von Zitzewitz                 Titelseite Emma Eubanks, Big Shot, 2018 © und Courtesy: Emma Eubanks /
65185 Wiesbaden                                                     Seite 3 © Janine Drewes / Seite 4-5 © NKV, Sonja Borstner, Michael Carter,
Tel.: +49 (0) 6 11 30 11 36      Geschäftsstelle                    Janine Drewes, Christian Lauer, Evelyn König / Seite 6-7 Courtesy: Dominik
info@kunstverein-wiesbaden.de    Evelyn König / Katharina Thewes    Keggenhoff, Tom Król, Sertan Satan, Johanne Schröder, Malte Zenses und
www.kunstverein-wiesbaden.de                                        Galerie Fiebach & Minninger / Seite 7 rechts © und Courtesy: Nadia Perlov
                                 Empfangsteam                       / Seite 8-10 © Janine Drewes, Christian Lauer, Courtesy: Leda Bourgog-
Öffnungszeiten                   Julia Berlitz                      ne und BQ, Berlin, Ryan Cullen, Diogo Duda, FORT und Sies + Höke, Düs-
Di, Mi, Fr, 14 bis 18 Uhr        Céline Breiter                     seldorf, Beate Engl, Andy Holden, Ulrike Königshofer, Hanne Lippard und
Do, 14 bis 20 Uhr                Anne-Marie Butzek                  LambdaLambdaLambda, Pristina, Isabell Ratzinger / Seite 11 links © und
Sa und So, 11 bis 18 Uhr         Michelle Heyer                     Courtesy: Bjørn Melhus und VG Bild-Kunst, Bonn / Seite 11 rechts © und
                                 Annemarie Hinsche-Karg             Courtesy: Rahel Pötsch / Seite 12-13 © Janine Drewes, Kathrin Sonntag,
Vorstand                                                            Courtesy: Felicity Hammond, Julian Irlinger, Galerie Thomas Schulte und
Elke Gruhn                       Vermittlungsprogramm               Privatsammlung, Bianca Pedrina, Kathrin Sonntag / Seite 14 links © Jugend
Christian Lauer                  Janine Drewes                      malt / Seite 14 rechts © Janine Drewes, Courtesy: Emma Eubanks / Seite
Britta Fischer                   Titus Grab                         15 © Janine Drewes, Courtesy: Aline Ballero Schmidt, Raphael Zydak / Sei-
Gerrit von Velsen                Rita Loitsch                       te 16 links © Janine Drewes, Courtesy: Thomas Bo Nilsson &Julian Eicke /
                                 Katharina Thewes                   Seite 16-17 © Marcus Michaelis, Courtesy: Helga Schmidhuber / Seite
Emanuel von Bodman               Amador Vallina                     18-19 © Janine Drewes, Christian Lauer, Courtesy: Sarah Nabil / Seite 19
Michael Carter                   Mara von Zitzewitz                 rechts © Janine Drewes / Seite 21 © Janine Drewes, Courtesy: Martha
Cornelia Jürgens-Leber                                              Atienza und Silverlens Galleries, Manila / Seite 22 © und Courtesy: Raffy
Martin Lüdemann                  Ehrenamt                           Lerma / Seite 23 © und Courtesy: Kiri Dalena und 1335MABINI, Manila, ©
Dr. Elke Ullrich                 Irene Zander                       Janine Drewes / Seite 24 links © Janine Drewes / Seite 24 rechts © und
Dr. Isolde Schmidt (Kulturamt)                                      Courtesy: Song Ta und Beijing Commune / Seite 25 © und Courtesy: Drop-
                                 Praktikant*innen 2018/2019         stuff.nl / Seite 26 © und Courtesy: Rune Mields und VG Bild-Kunst, Bonn,
Kuratorium / Beirat              Kira Schmitt                       Foto: F. Rosenstiel, Köln / Seite 27 © und Courtesy: Pia Ferm / Seite 28 ©
Emanuel von Bodman                                                  und Courtesy: Viviana Abelson / Seite 29 © Janine Drewes, Plural | Frank
Dr. Michael Freytag              Work Art Kunstverein Fellowship    Übler / Seite 31 © Jace Clayton und Harvard Art / Seite 32-33 © und Co-
Sven Gerich                      Emma Eubanks / 2018                urtesy: Assaf Gruber, © Janine Drewes, Christian Lauer / Seite 34-35 ©
Arno Goßmann                                                        und Courtesy: die Künstlerinnen und Künstler sowie deren Galerien: Assaf
Elke Gruhn                       Redaktion                          Gruber, Gerrit Frohne-Brinkmann (Galerie Noah Klink, Berlin und Jürgen
Wolfgang Hessenauer              Janine Drewes                      Becker Galerie, Hamburg), Adriana Lara (Air de Paris), Mehreen Murta-
Dr. Matthias Hildner             Elke Gruhn                         za (experimenter, Kalkutta), Taro Izumi (Take Ninagawa, Tokyo), Annette
Prof. Dr. Gottfried Kiesow (†)   Katharina Thewes                   Krauss, Stefan Burger (Freymond Guth, Zürich), Aslı Sungu (Galerie Lena
Dr. Helmut Georg Müller          Mara von Zitzewitz                 Brüning, Berlin), Kateřina Šedá (ARRATIA BEER, Berlin), Jimmy Robert (Dia-
Helmut Nehrbaß                                                      na Stigter, Amsterdam), Emily Wardill (Jonathan Viner, London und carlier |
Joachim Nolde                    Lektorat                           gebauer, Berlin) / Seite 36-37 © und Courtesy: Estate Benjamin Patterson
Claudia Scholtz                  Dr. Elke Ullrich                   / Seite 38-39 © und Courtesy: Ella Ziegler, Marcel Schiele, Maria Eichhorn
Rita Thies                                                          (Galerie Barbara Weiss, Berlin), Estate Benjamin Patterson und Raffaël Ro-
                                 Gestaltung                         zendaal / Seite 40-41 © Emma Eubanks, Johanna, Christian Lauer, NKV /
Finanzen                         Annalena Kluge                     Seite 42-43 © und Courtesy: die Künstlerinnen und Künstler / Seite 44-
Britta Fischer                                                      45 © Michael Carter, Janine Drewes, Evelyn König, Christian Lauer.
Manuela Schlosser                Druck
Dorn Manhart StB WP Part mbB     Flyeralarm GmbH
                                 Alfred-Nobel-Str. 18
Marketing und Kommunikation      97080 Würzburg
Christian Lauer                  www.flyeralarm.de

IT, Übersetzung und              Auflage 5.000
Mitgliederprogramme              © Nassauischer Kunstverein
Michael Carter                   Wiesbaden 2018
                                 Programmänderungen vorbe-
Kunstreisen                      halten
Dr. Elke Ullrich
Cornelia Jürgens-Leber

Fotografen
Michael Carter
Janine Drewes
Christian Lauer

Ausstellungstechnik und Aufbau
Henning Baumann
Manuel Diekmann
Claudius Edrich
Axel Graumann
Thomas Reimann

Künstlerische Leitung
Elke Gruhn

Kuratorische Assistenz
Janine Drewes

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Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Editorial
                               Herzlich willkommen im       Die Kunstgeschichte Wiesbadens ist vor allem durch
                               Jetzt!                       zwei Ereignisse geprägt: dem Sammler, Mäzen und
                                                            Kunstvereinsmitglied Heinrich Kirchhoff, der – ne-
                                „Kultur ist kein Sahne-     ben vielen anderen wunderbaren Künstlern(!) – auch
                                häubchen, sondern die       Alexej von Jawlensky in die Stadt einlud, um hier seinen
                                Hefe im Teig, die gesell-   Lebensabend atemberaubend produktiv zu bestreiten;
                                schaftlich notwendige       zum anderen durch ein nur 10-tägiges Festival im Sep-
                                Prozesse in Gang setzt      tember 1962: FLUXUS Internationale Festspiele Neues-
                                und gegen die Verfla-       ter Musik. Während die Bedeutung des Malers an seinen
                                chung des geistigen Le-     wunderbaren Arbeiten im Museum Wiesbaden abzu-
                                bens arbeitet.“¹ – Der      lesen bleibt, war es für die überwiegend ephemeren
                                Nassauische Kunstverein     Relikte der weltweit hochanerkannten Kunstrichtung
                                Wiesbaden befindet sich     Fluxus wichtig, eine andere Form der Wahrnehmung zu
direkt im Kern (oder um im Bild zu bleiben: in der Mitte    entwickeln. Gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt
der Teigkugel), der zentralen Achse und Kulturmeile der     richten wir Wiesbadens höchst dotiertes Stipendium
Landeshauptstadt, flankiert vom Museum Wiesbaden,           Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen bereits im 12.
bald dem Museum Ernst, dem Literaturhaus Villa Cle-         Jahr aus. Gleich drei permanente Arbeiten des Fluxus-
mentine, dem etwas versteckten Stadtmuseum, dem             Pioniers der ersten Stunde, Benjamin Patterson, sind
Bellevue-Saal-Verein und schließlich dem Staatsthea-        dauerhaft im Kunstverein zu erleben.
ter. Während jede Institution entlang der Wilhelmstraße
ihr eigenes Profil und ihre jeweiligen Schwerpunkte hat,    Wir laden immer wieder neu dazu ein, sich von den
treibt den Kunstverein die Frage an: Wie kann zeitge-       Möglichkeiten der Kunst als Instrumentarium des
nössische Kunst einen Raum etablieren, in dem experi-       Andersdenkens, der Diversität und der Vielfalt überra-
mentell, ergebnisoffen und frei über unsere Gegenwart       schen zu lassen – die Kunst ist und bleibt Grundlage für
nachgedacht und Neues gewagt werden kann?                   eine freie Gesellschaft!

Die aktuelle Zeit erfordert es geradezu, über politische    Wir wünschen einen anregenden Aufenthalt, kommen
Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen           Sie wieder und sagen Sie es weiter!
aktiv mitzudenken. Künstler*innen eröffnen uns durch
ihren vielschichtigen und dabei hochsensiblen, sehr         Ihre
genauen Blick, oft noch verborgene Ebenen. Sie las-
sen durch ihre Werke andere Erfahrungs-, Denk- und          Elke Gruhn
Reflexionsräume entstehen und sinnlich erfahren.
                                                            Künstlerische Leitung
In wechselnden, sehr heterogenen Ausstellungen und
Dauerinstallationen auf vier Etagen der historischen
Villa des Kunstvereins stellen wir aktuelle, regionale,
nationale und internationale künstlerische Strömungen
vor. Darüber hinaus kooperiert der Kunstverein mit vie-
len großen Frankfurter Festivals, wie der Ray Fotografie
Triennale oder der B3 Biennale des bewegten Bildes,
aber auch den bedeutenden Highlights im Wiesbade-
ner Kulturkalender, wie dem exground filmfest und der
Wiesbaden Biennale. Zudem veranstalten wir Reisen zu
verschiedenen wichtigen Ereignissen der Kunst, Kon-
zerte und Diskussionsveranstaltungen sowie ein um-
fangreiches Vermittlungsangebot für alle Generatio-
nen. All dieses entsteht aus kollektivem Engagement,
geboren aus Leidenschaft, honorarfrei und auf eigenes
Risiko. Mithilfe ökonomischer Anerkennung seitens der
Kulturpolitik und des Magistrates geht dieses Konzept
bereits in sein 172. Jahr. Schnell können wir auf die
aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen reagieren
und bieten ein reiches, intelligentes Programm frei von
kommerziellen Interessen.
                                                            ¹ Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für
                                                            Kultur und Medien
                                                                                                                               3
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Engagiert und konsequent zeigt und vermittelt der Nas-
sauische Kunstverein Wiesbaden spannende zeitgenös-
sische Kunst und bietet jungen, noch nicht etablierten
Künstler*innen und Kulturschaffenden aus dem In- und
Ausland ein Experimentierfeld und erstes Sprungbrett
in die professionelle Laufbahn. Sowohl in Zusammen-
arbeit mit dem Kunstvereins-Team, als auch gelegent-
lichen Gastkuratoren, bieten wir jungen Kulturschaf-
fenden eine Plattform für erste kuratorische Praxis. Im
Bewusstsein der kulturellen Geschichte Wiesbadens
fördern wir mit dem jährlichen und weltweit ausge-
schriebenen Stipendium Follow Fluxus - Fluxus und die
Folgen Künstler*innen, die mit Ihrer Arbeit an die Ideen
der internationalen Kunstbewegung Fluxus anknüpfen.
Unsere Ausstellungen werden durch ein umfangreiches
Vermittlungsangebot mit Führungen, Diskussionsrun-
den und Künstlergesprächen erweitert. Zusätzlich ver-
anstalten wir Kunstreisen zu wichtigen Ausstellungen
im In- und Ausland für unsere Mitglieder. Zum Teil in
Kooperation mit anderen Institutionen realisieren wir
interdisziplinäre Veranstaltungen wie Theater-, Film-,
Musik- und Kinderprogramme.
Zudem beheimaten wir einen Kontaktpunkt für fluchtbe-
dingt neu in der Region angekommene Künstler*innen,
sowie die Geschäftsstelle der Kulturinitiative RheinMain
(kirm) für die Metropolregion FrankfurtRheinMain in
unseren Räumen.

                                             »In der Kunstszene wird die Ar-
                                             beit des NKV geschätzt. Er wurde
                                             mehrfach zum besten Kunstverein
                                             Deutschlands gewählt.«
                                             Tobias M. Blank,
                                             Pepper, 15. September 2017

                                                           »Und es macht mir sehr viel Spaß, für den Nassau-
                                                           ischen Kunstverein jetzt schon die zweite Ausstel-
                                                           lung zu eröffnen. Ich finde, das ist eine großartige
                                                           Einrichtung.«
                                                           Patrick Burghardt, Staatssekretär im Hessischen
                                                           Ministerium für Wissenschaft und Kunst, im Inter-
                                                           view mit Birgitta Lamparth
                                                           Wiesbadener Kurier, 13. Mai 2018

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Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
170 Jahre / Wie alles begann …

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wurde am 16.
Juli 1847 von Bürgern der Stadt als »Gesellschaft der
Freunde bildender Kunst« im Herzogtum Nassau ge-
gründet und zählt somit seit 170 Jahren zu den tradi-
tionsreichsten Kunst- und Kulturinstitutionen der hes-
sischen Landeshauptstadt. Die Gründungsmitglieder
des Kunstvereins kamen überwiegend aus dem Groß-
bürgertum Wiesbadens. Ihr Anliegen war es, bilden-
de Kunst zu fördern, ohne dabei von Politik und Staat
abhängig zu sein.
Die erste Dauerausstellung wurde im Gemäldesaal der
damals im Erbprinzenpalais (heute IHK) untergebrach-
ten Bibliothek errichtet: »mit älteren und neueren
Kunstwerken in- und ausländischer Künstler«, wie es im
damaligen Protokoll festgehalten wurde. Innerhalb kür-
zester Zeit wurde der Kunstverein zur mitgliederstärks-
ten und populärsten Privatgesellschaft der Stadt. 1850
wurde der Verein mit der Aufgabe betraut, die Staatli-
che Kunstsammlung zu verwalten – erst 1899 ging die-
se Aufgabe an die Stadt über. Nachdem das Städtische
Museum Wiesbaden 1973 von der Stadt an das Land
übergeben wurde, wurde gleichzeitig der erste Schritt,
der bereits bei der Gründung formulierten Bestrebung,
einen eigenen Ausstellungsort für den Kunstverein zu
finden, eingeleitet: 1979 bezogen wir unseren heutigen
Sitz in der Wilhelmstraße 15, der »Prachtstraße« Wies-
                                                           »Aber auch die Vorstellungen von der elitären
badens, in einer großzügigen dreistöckigen Altbauvilla
                                                           kaiserlichen Pracht oder der spießigen Beamten-
mit inzwischen rund 350 m² Ausstellungsfläche.
                                                           und Rentneridylle sind eben nur Klischees. Und
Bereits 1994 mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt
                                                           der Kunstverein arbeitet mit seinen Ausstellungen
Wiesbaden ausgezeichnet, erreichten wir mit dem Ab-
                                                           fleißig dagegen an.«
schluss des Erbpachtvertrages im Frühjahr 2007 die
                                                           Tobias M. Blank,
bislang größte Anerkennung in unserer Geschichte
                                                           Pepper, 15. September 2017
seitens der Stadt.
Neben dem 2008 von der Landeshauptstadt Wiesbaden
und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Le-
ben gerufenen Stipendiums Follow Fluxus – Fluxus und
die Folgen, dem höchst dotierten Stipendium Wiesba-
dens, vergibt der Kunstverein seit 2013 in Kooperation
mit den Kunstakademien der Universitäten von Min-
nesota das WorkArt Kunstverein Fellowship an amerika-
nische Kunststudent*innen. Auch mit den Kunsthoch-
schulen der Region bestehen enge Kooperationen. Der
Kunstverein ist zudem langjähriger Partner der B3 Bien-
nale des bewegten Bildes, der RAY Fotografieprojekte
Frankfurt/RheinMain und des exground filmfests.
Der Nassauische Kunstverein ist Mitglied im Arbeits-
kreis Stadtkultur, in der Kulturinitiative RheinMain so-
wie in der ADKV, der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Kunstvereine und wurde in den Jahren 2011, 2013, 2016
und 2017 für den ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunst-
vereine als bester Kunstverein Deutschlands nominiert.

                                                                                                               5
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Leslie Bauer / Daniel Eyrich / Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfähler / Stephanie Kayß / Dominik Keggenhoff /
Jaewon Kim / Marc Krause / Tom Król / Daisy von Mitzlaff / Sertan Satan / Johanne Schröder / Rudi Weissbeck /
Malte Zenses

High Ends /
Absolvent_innen Kunst 2017 der HfG Offenbach
19. Januar bis 25. Februar 2018

Malte Zenses / Installationsansicht

»Die 13 Positionen starke HfG-Schau – eine Premiere, da
HfG-Absolventen erstmals eine institutionelle Ausstellung be-            Sertan Satan / „I love photography“ go to hell!!, 2017
streiten, was künftig die Regel sein soll -, überzeugt durchweg
durch ästhetische Kraft bei Einzelleistungen wie kuratorischem
Konzept.«
Dorothee Baer-Bogenschütz,
Wiesbadener Kurier, 25. Januar 2018

Diese Schau war eine Premiere für die Hochschule für       von immer virtueller und schnelllebiger werdenden
Gestaltung Offenbach, da erstmals die Abschlussarbei-      Wirklichkeiten zu hören und zu lesen. Dieser Behaup-
ten ihrer Diplomand*innen öffentlich im institutionellen   tung stellten die jungen Künstlerinnen und Künstler
Rahmen gezeigt wurden. Die HfG Offenbach steht für         eine explizit multisensorische Erfahrung entgegen. Die
eine dem Bauhaus entlehnte, übergreifende Lehre zwi-       Malereien und Skulpturen, Videos, Installationen, Per-
schen und mit den Künsten, die sich in der zeitgenös-      formances und Fotografien intensivieren und irritieren
sischen Lage zwischen postmedial, hybrid und digital       das alltäglich Gehörte und Ertastete, bisweilen auch
immer mehr als aktuell angemessen positioniert. Ent-       das Gerochene, Geschmeckte und Erahnte. Zunächst
grenzte wie erweiterte Künste sind hier ab dem ersten      gleichförmig erscheinende Routinen unserer (Fort-)
Semester Dauerthema. Der experimentelle Charakter          Bewegungs- und Sehgewohnheiten im Digitalen wie im
aller ausgestellten Arbeiten setzte neue Impulse in der    Analogen verwandelten sich in den Arbeiten der Aus-
Gegenwartskunst und spiegelte diese freie, modulare        stellung in dynamische Rhythmen, die neue Sichtweisen
Studienstruktur der Hochschule für Gestaltung wieder.      bekannter Muster zulassen.

Die Betrachtung des Selbst und der Umgebung wird in        Die Ausstellung bildete in der Landeshauptstadt den
den Arbeiten der Absolvent*innen als ein Wahrneh-          Auftakt einer fortan jährlich stattfindenden Absol-
mungsmodus gedacht, der bei Weitem nicht nur den           vent*innenausstellung an verschiedenen Standorten
Sehsinn herausfordert. Immer wieder ist in den Medien      innerhalb des Rhein-Main-Gebiets.
von einer angeblich vorrangig visuellen Wahrnehmung,

6
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Nadia Perlov /
                                                            Lost PARDESS –
                                                            Maybe Paradise
                                                            19. Januar bis 25. Februar 2018

                                                            Nadia Perlovs (*1990, Tel Aviv, Israel) Video themati-
                                                            siert auf teilweise absurde Weise die Bedeutung der
Tom Król / Installationsansicht
                                                            Jaffa-Orange für Israel. Deren Geschichte beginnt
                                                            Anfang des 20. Jahrhunderts in der britischen Kolo-
                                                            nie Palästina, in der arabische und jüdische Menschen
»Die Ausstellung „High Ends“ lebt vom                       als Nachbarn und Geschäftspartner zusammen lebten
Eigensinn der beteiligten Künstler.«                        und arbeiteten. Beide Gemeinden kooperierten in den
Eugen El,                                                   Orangenfeldern der Hafenstadt Jaffa, heute Tel-Aviv-
SchirnMag, 18. Januar 2018                                  Jaffa. Nach der Proklamation des Staates Israel im Jah-
                                                            re 1948 wurde diese kollektive Erinnerung an Gemein-
                                                            schaft und Gleichheit vergessen, der größte Teil der
                                                            arabischen Bevölkerung floh während des Krieges und
                                                            der neue israelische Staat übernahm die Orangenfelder,
                                                            um die Produktion der Jaffa-Orangen neu zu definieren
                                                            und als israelische Marke zu entwickeln. Dadurch wurde
                                                            die Orange zu einem der wichtigsten Symbole des Nati-
                                                            onalstolzes Israels, aber auch für Zerstörung, Schmerz
                                                            und Leid.

                                                            Nach einer Tanzausbildung und einem Studium der
                                                            Freien Kunst an der Bezalel Academy of Arts and De-
                                                            sign in Jerusalem studiert Nadia Perlov seit 2015 an der
            Dominik Keggenhoff / Dementia Hortensis, 2017   Städelschule Frankfurt bei Judith Hopf.

            Johanne Schröder / Idle Capacities, 2017

»Doch mit dem Nassauischen Kunstverein als
Gastgeber zur Premiere der „High Ends“ genann-              Nadia Perlov / Lost PARDESS, Maybe Paradise, 2017 (Videostill)

ten Abschlussschau, haben es die beiden Kurato-
ren alles andere als schlecht getroffen. Immerhin
hat man dort mit den Präsentationen von Studen-
tenausstellungen – der Klassen Rehberger an der
Städelschule etwa, Andrea Büttner an der Kunst-             »‚Lost Pardess – Maybe Paradise‘ – Pardess ist im
hochschule Mainz oder der Schüler Adam Jankow-              Persischen wie auch im Arabischen und Hebräi-
skis von der HfG – nicht nur ein Faible, sondern            schen der Orangengarten – dockt kongenial an die
auch eine Menge Engagement für junge frische                Absolventenparade „High Ends“ der Hochschule
Positionen erkennen lassen.«                                für Gestaltung Offenbach (HfG) an.«
Christoph Schütte,                                          Dorothee Baer-Bogenschütz,
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Februar 2018            Wiesbadener Kurier, 25. Januar 2018

                                                                                                                             7
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Leda Bourgogne / Ryan Cullen / Diogo Duda / Beate Engl / FORT / Andy Holden / Daniel Kemeny /
Ulrike Königshofer / Tobias Krämer / Hanne Lippard / Isabell Ratzinger

Rinnzekete bee bee nnz krr müü
16. März bis 29. April 2018

FORT / Sunny, 2017

Nur aus einzelnen Lauten bestehend verweist der Titel       eine Negierung des herkömmlichen Kunstbegriffs
Rinnzekete bee bee nnz krr müü sowohl methodisch            und Komik als Mittel, scheinbar Unbegreifliches zu
als auch onomatopoetisch auf die den ausgewählten           verarbeiten.
künstlerischen Positionen inhärenten Mechanismen.
In der Gruppenausstellung waren Werke von elf Künst-        Aktuelle regionale sowie internationale Positionen be-
lerinnen und Künstlern vertreten, die sowohl in ihren       gegneten sich im Parcours der Ausstellung, die in Skulp-
Arbeitsweisen als auch in ihren Intentionen Parallelen      turen, Videos und Installationen auf subtile Weise als
zu Kunst- und Literaturbewegungen aufweisen, die            Realität verstandene Mechanismen und Systeme un-
zum Ende des ersten Weltkrieges aufkamen. Der Titel         serer Gegenwart hinterfragen. Mit Humor werden ge-
entstammt der Ursonate des Poeten Kurt Schwitters,          sellschaftliche Zwänge, Bürokratie und Effizienz durch
die auf literarischer Ebene als ein Sinnbild für die Des-   Zweckentfremdung ihrer repräsentativen Symbole iro-
truktion vorherrschender Sinngebung und bürgerlicher        nisiert. Während in den künstlerischen Arbeiten vor
Ordnung um 1918 gesehen werden kann. Hundert Jahre          hundert Jahren dabei geradezu unsinnige Parodien der
später befinden wir uns erneut in einem gesellschaftli-     etablierten Kunst entstanden, griffen die ausgestell-
chen und politischen Spannungsfeld, das bislang gelten-     ten Künstlerinnen und Künstler gesellschaftliche und
de Wertesysteme infrage stellt oder sogar ganz ablehnt.     politische Missstände nicht unmittelbar und laut an,
Dementsprechend lassen sich heute auch ähnliche Re-         sondern entwarfen eine durch den aktuellen Zeitgeist
aktionen innerhalb der Kunstproduktion beobachten:          ausgelöste gesellschaftliche Stimmung.

8
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Isabell Ratzinger / Schuhe, 2017

                                                                         Beate Engl / Einer für alle, 2009

                                                         Ulrike Königshofer / Wellenübersetzer, 2015

Diogo Duda / EQUÂNIME (EQUANIMOUS), 2014

»Dass die Schau vom Zeitgeist Etabliertes von
rechtsnationalen Tendenzen bis zum Vorrang indi-
vidueller Bedürfnisse intellektuell transferiert, löst
erst das Lachen, dann das Nachdenken über das
Unbehagen aus.«
Christina Dressler,
Wiesbadener Tagblatt, 26. März 2018

                                                                                       Hanne Lippard / 101 misspellings of
                                                                                       Cappuccino, 2016

                                                                                                                             9
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018 / 2019 - gegründet 1847
Beate Engl / Kolporteur, 2017

                                                        »Was wie die Aufwärmübung eines Nachrich-
                                                        tensprechers klingt, ist in Wirklichkeit eine
                                                        Zeile aus dem Lautgedicht „Ursonate“ von Kurt
                                                        Schwitters. Man möchte die Wortkette immer
                                                        weiterspinnen und sich dem Unsinn gänzlich
                                                        vor die Füße werfen. Und wäre damit wohl ganz
                                                        gut aufgehoben im Nassauischen Kunstverein
                                                        Wiesbaden […].«
                                                        BLAU, März 2018

Leda Bourgogne / Ventilation Carnation, 2017

                                                             Andy Holden / Laws of Motion in a Cartoon Landscape,
                                                             2011–2016

Ryan Cullen / The Reason All My Friends Are Depressed
(United States), 2018

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Bjørn Melhus /                                             Rahel Pötsch /
FREEDOM &                                                  5 Eimer Weiß –
INDEPENDENCE                                               3 Eimer Orange
16. März bis 29. April 2018                                25. Mai bis 8. Juli 2018

                                                           Das Video zeigt die Malerin in Interaktion mit ihrem
                                                           als Papierkulisse inszenierten Arbeitsplatz. Einerseits
                                                           streicht sie in ruhiger, fast schon meditativer Bewegung,
                                                           mit dem Pinsel über den für Fotoaufnahmen typischen
                                                           Hintergrund einer Hohlkehle und scheint dabei selbst
                                                           mit ihm malerisch zu verschmelzen. Andererseits wird
                                                           sie unverhofft zum Gegenpol als agile Bewohnerin der
                                                           geheimnisvollen künstlerischen Umgebung. Begleitet
                                                           werden diese Stimmungswechsel durch kontemplative
                                                           Geräusche und rituelle Gesänge.
Bjørn Melhus / FREEDOM & INDEPENDENCE, 2014 (Videostill)
                                                           Unter Verwendung von Stop-Motion-Technik scheint
                                                           die Kulisse schließlich ein Eigenleben zu entwickeln und
Der experimentelle Kurzfilm FREEDOM & INDEPENDENCE         reagiert ihrerseits auf die Handlungen der Künstlerin.
von Bjørn Melhus (*1966, Kirchheim unter Teck) hin-        Das zweidimensionale Trägermaterial Papier umfasst
terfragt das gegenwärtige globale ideologische Para-       die Malerin und das Video wiederum erhält in ihrer
digma hin zu neuen Formen des religiösen Kapitalis-        ersten institutionellen Einzelausstellung durch die Pro-
mus, indem er Ideen und Zitate der selbsternannten         jektion auf einen raumeinnehmenden Paravent etwas
objektivistischen Philosophin und Schriftstellerin Ayn     Skulpturales. Rahel Pötsch bricht mit den eigentlichen
Rand mit evangelischen Inhalten US-amerikanischer          Eigenschaften ihrer gewählten Medien.
Mainstream-Filme konfrontiert. Dieses zeitgenössische
Märchen, in dem Melhus alle Charaktere selbst spielt,      Rahel Pötsch (*1987, Berlin) studiert seit 2017 bei Amy
wurde teilweise in einem Berliner Leichenschauhaus         Sillman and Monika Baer an der Städelschule in Frank-
und in neuen urbanen Umgebungen in Istanbul gedreht.       furt. Nach einem Studium der Malerei bei Neo Rauch
                                                           und H.C.Ottersbach an der HGB Leipzig studierte sie an
Vor dem Hintergrund einer unergründlichen Megalopolis      der Kunsthochschule für Medien bei Johannes Wohn-
zitieren die Protagonisten in einer Geschichte, die den    seifer and Raimund Krumme. Seither war sie bereits
assoziativen Qualitäten einer Traumlogik folgt, aus Kon-   an zahlreichen Ausstellungen beteiligt und erhielt 2015
zepten des neoliberalen Elitismus und einer Mischung       den Preis der Freunde der Kölner Medienhochschule.
aus religiösen Wahnvorstellungen und Halluzinationen
der Apokalypse.

Bjørn Melhus studierte an der HBK Braunschweig. Sein
Werk umfasst Filme, Videos und Installationen, die in-
ternational auf zahlreichen Festivals sowie in Gruppen-
und Einzelausstellungen gezeigt wurden. Bjørn Melhus
lebt und arbeitet in Berlin und ist seit 2003 Professor
für Virtuelle Realitäten, Studiengang Bildende Kunst, an
der Kunsthochschule Kassel.

                                                           Rahel Pötsch / 5 Eimer Weiß – 3 Eimer Orange, 2017 (Videostill)

                                                                                                                             11
Julian Irlinger / props, 2016

»Kuratorin Janine Drewes hat ein internationales
Quartett von Künstler_innen eingeladen und zeigt,
wie Fotografie Räume erzeugen kann. Grenzen und
Möglichkeiten werden ausgelotet.«
Gesine Werner,
Wiesbadener II/2018

                                                              Felicity Hammond / Private Collection Public Protection, 2016

Bianca Pedrina / Psychogeographie, 2018

                                                    Bianca Pedrina / Psychogeographie, 2018

                                                    »Auch Fotografie kann räumlich wirken. Und wie:
                                                    Der Nassauische Kunstverein in Wiesbaden prä-
                                                    sentiert in seinem Beitrag für die RAY-Fotoprojekte
                                                    Frankfurt/Rhein-Main unter dem Thema „Extreme“
Kathrin Sonntag / Postscript, 2018                  eine Schau mit hohen Schau- und Erlebniswerten.«
                                                    Birgitta Lamparth,
                                                    Wiesbadener Kurier, 30. Mai 2018

12
Felicity Hammond / Julian Irlinger / Bianca Pedrina / Kathrin Sonntag

H×B×T
RAY 2018 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain

25. Mai bis 8. Juli 2018

Kathrin Sonntag / Postscript, 2018

Die RAY 2018 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain        trifft auf Simulation. So hinterfragt die Ausstellung
vereinten herausragende internationale Positionen der      auch, ob der grundsätzliche Unterschied zwischen
zeitgenössischen Fotografie. Exklusive Neuproduktio-       dreidimensionalem Raum und dessen zweidimensiona-
nen und ortsspezifische Installationen im Nassauischen     ler Simulation in der heutigen, digitalen Zeit tatsächlich
Kunstverein als Wiesbadener Kooperationspartner            noch entscheidend ist. Ist das permanente digitale „Be-
ergänzten das Programm der Fotografieprojekte.             gehen“ von fremden, unter Umständen weit entfernten
                                                           Orten nicht längst zur Normalität geworden?
Die international besetzte Gruppenausstellung H × B × T
widmete sich, dem Leitthema EXTREME der Triennale          Obwohl die dargestellten Räume stets lokal zu verorten
folgend, der Grenzüberwindung des Mediums Fotogra-         sind, sind sie ihrerseits entwurzelt – eine Parallele zur
fie hin zu skulpturalen, performativen und installativen   durch Globalität und Internet geprägten Gegenwart. In-
Arbeiten. Die vier ausgewählten künstlerischen Positio-    dem Verweise zu außerhalb liegenden Orten und Neu-
nen schaffen auf Basis von zweidimensionalen Drucken       produktionen mit einem Bezug zum konkreten Ausstel-
– entgegen der ursprünglich der Fotografie inhärenten      lungsort kombiniert werden, bewegt sich die Auswahl
Abstraktion von dreidimensionalen Räumen in zweidi-        der Arbeiten zwischen den Polen „in situ“ und „ex situ“,
mensionale Flächen – neue Räume. Der Raum ist damit        „regional“ und „international“. Fremde Räume migrie-
nicht nur Ort der Präsentation der künstlerischen Ar-      ren in den Kunstverein. Das Bekannte verschmilzt mit
beiten, sondern ebenso ihr Inhalt. Die Arbeiten spielen    dem „Fremden“ und extrem Anderen.
mit Mimikry und Täuschungsmomenten sowie mit Ober-
flächen und Spiegelungen und reflektieren so zugleich      Zur Ausstellung erscheinen die Edition Elkes Keller von
ihr eigenes Medium im Zeitalter der Post-Fotografie.       Kathrin Sonntag und eine Edition von Julian Irlinger.

Das tatsächliche Begehen von Räumen steht im Gegen-
satz zu ihrer vermittelten Darstellung; reale Erfahrung

                                                                                                                  13
Jugend malt 2018 /                                       Emma Eubanks /
Heimat Hessen -                                          For the Culture
markante Städte,                                         13. bis 15. Juli 2018

Dörfer & Landschaften                                    In ihrer ersten Einzelausstellung in Europa zeigte Emma
                                                         Eubanks (*1996, St. Paul) eine Auswahl an Illustrationen
16. bis 24. Juni 2018
                                                         und einen Animationsfilm, anhand derer sie den pop-
                                                         kulturellen Einflüssen zur Konstruktion einer afroame-
                                                         rikanischen Kultur in den USA kritisch nachspürt. Als
                                                         2013 die internationale Black Lives Matter-Bewegung
                                                         von der afroamerikanischen Gemeinschaft zum Schutz
                                                         vor Gewalt gegen Schwarze in den USA gegründet wur-
                                                         de und dadurch öffentliche Diskussionen und Handlun-
                                                         gen folgten, war Emma Eubanks gerade 18 Jahre alt.
                                                         Der landesweite Aufschrei über die Misshandlung von
                                                         Afroamerikaner*innen wurde mit jeder Tötung einer
                                                         schwarzen Person durch die Polizei weiter angeheizt.
                                                         Während dieser Zeit des Protests und politischer Re-
                                                         formen entfachte ein akutes und ständiges Bewusst-
                                                         sein für die Probleme schwarzer Amerikaner*innen bei
                                                         ihr. Diese Spannungen und das daraus resultierende
                                                         Hyperbewusstsein von Ethnizität bilden den Kontext
                                                         ihrer Arbeit.

                                                         Emma Eubanks studiert Illustration und Animation am
                                                         Minneapolis College of Art and Design. Ihre Arbeiten
                                                         wurden in mehreren Galerien innerhalb der Hochschule
                                                         sowie in der Public Functionary (Minneapolis) und der BI
                                                         Worldwide Gallery (Edina) ausgestellt. Sie war Stipen-
                                                         diatin des Programms WorkART Kunstverein Fellows-
                                                         hip 2018, das von der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Jugend malt 2018
                                                         Kunstvereine (ADKV) in Kooperation mit dem Center for
                                                         German and European Studies (DAAD) der Twin Cities
                                                         (Minneapolis / St. Paul) 2011 ins Leben gerufen wurde.
Der Kunst- und Kulturminister Boris Rhein bemerk-
te zum Wettbewerb: „Städte unterscheiden sich in         »Ein besonderes Highlight ist eine kleine Ausstel-
ihrer Größe, ihre Bebauungen machen das Stadtbild        lung, für die man bis unters Dach steigen muss.
aus. Manchmal steht gar ein Gebäude für den ganzen       Dort erzählt die junge Amerikanerin Emma Eu-
Ort. Landschaften sind geprägt von Bergen, Flüssen,      banks, Stipendiatin des Kunstvereins, von ihrer
Tälern, Flora und Fauna – das macht sie auch für Kin-    Faszination für die Popkultur.«
der interessant. Unser Thema regt junge Menschen an,     Ingeborg Toth,
sich mit unserer Heimat auseinanderzusetzen und zu       Wiesbadener Tagblatt, 14. Juli 2018
erkunden.“

Bereits zum 17. Mal prämierte das Hessische Ministeri-
um für Wissenschaft und Kunst die Arbeiten von Kin-
dern und Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren aus
ganz Hessen. Die Organisation und Durchführung des
Wettbewerbs übernahm auch dieses Mal die Kinder-
Akademie Fulda im Auftrag des Ministeriums.

Eine Jury wählte aus 1.656 Bildern die Gewinner*innen
in den Altersgruppen sechs bis acht, neun bis zwölf
und 13 bis 16 Jahre aus. Pro Gruppe wurden fünf Ge-
winner*innen ermittelt, deren Bilder anschließend im
Kunstverein zu sehen waren.                              Installationsansicht 2018

14
Sabrina Heder / Lucas Bitter / Kevin Renninghoff / Aline Baliero Schmidt / Corinna Bayer / Mirjam Munstein /
Ivo Mandov / Hannes Praast / Nils Bilse / Jiyeon Cha / Laurence Opp / Liz Kummer / Verena Lütkemeier /
Mimi Park / Anne Riemer / Kevin Truhöl / Jan Allendörfer / Lisa Mohr / Lena Becker / Raphael Zydek /
Laura Mauterer / Julia Reutershahn / Mustafa Özkan / Monika Tu Anh Tran / Bastian Brand / Tobias Bergmann /
Jan Paschen / Moritz Bischoff / Josephine Gudakow / Gereon Weber und Ari Estavillo

IMAGO /
Gewachsen. Verpuppt. Entfaltet.
Kommunikationsdesign Hochschule RheinMain
13. bis 15. Juli 2018

                                                                                 Aline Baliero Schmidt / Daughters, 2018

Raphael Zydek / Dialab, 2018

Der Titel IMAGO bezeichnet das Erwachsenwerden von
Insekten nach der Verpuppung. Damit nahmen die Stu-
dierenden Bezug auf ihre individuelle Entwicklung bis
hin zu den im Kunstverein gezeigten Arbeiten. Als Se-
mester- und Abschlussarbeiten entwickelten sie, für
tatsächliche Kunden oder zuvor selbst erdachte und
konzipierte Firmen oder Produkte, Entwürfe aus den
Bereichen digitales Design, Printmedien und Typogra-
fie, Corporate Design sowie Werbekampagnen. Unter
der Leitung von Prof. Börries Müller-Büsching vereinte
die Ausstellung die dabei entwickelten Lösungen und
präsentierte die dahinterstehenden Konzepte.

Zum sechsten Mal fand die Ausstellung rund um die
Projekte der Bachelorabsolvent*innen nicht auf dem
Campus, sondern in der Stadtmitte statt.                                  Installationsansicht 2018

                                                                                                                           15
Thomas Bo Nilsson &
Julian Eicke /
Betreutes Leben -
Ezzelino Web Cams
Wiesbaden Biennale - Bad News

23. August bis 2. September 2018

Die Wiesbaden Biennale, ausgerichtet vom Hessischen          Installationsansicht 2018
Staatstheater und unter der Leitung von Maria Magdale-
na Ludewig und Martin Hammer, brachte auch 2018 wie-
der eine Mischung aus Theater, Performance und zeit-
genössischer Kunst in die Hessische Landeshauptstadt.

Die Arbeit Betreutes Leben - Ezzelino Web Cams des
Regisseurs, Architekten und Installationskünstlers Tho-
mas Bo Nilsson und des Bühnenbildners Julian Eicke
konfrontiert die Besucher*innen mit einer vielfach ver-
strickten Fantasiewelt. Ein anonymer Auftraggeber hat
eine immersive Visualisierung seiner intimsten Fantasi-
en bestellt. Ein Filmset in der Spielhalle der City Passa-
ge diente als Kulisse, in der zwei comichafte Charaktere
elf Tage lang 24 Stunden am Tag, die Fantasien des Auf-
traggebers umsetzten. Wer wirklich eintauchen wollte,
kletterte in das im Nassauischen Kunstverein installier-     Installationsansicht 2018
te Baumhaus und nahm über einen Chat Kontakt zur
Filmcrew auf.

Als Inspiration für die beiden Künstler diente der 1992
unter dem Pseudonym Nikanor Teratologen veröffent-
lichte Roman Assisted Living. Dieser löste, gespickt mit
expliziter Gewalt, Pädophilie, Inzest und Rassismus,
einen Skandal aus und erreichte schnell Kultstatus.
Doch was lange Zeit als radikale Provokation gelesen
wurde, erschien 2016 in neuem Licht. Journalist*in-
nen entdeckten Verbindungen zwischen dem explizit
neo-nazistischen Netzprofil Ezzelino und dem Autor.
Geniales Erstlingswerk eines ästhetischen Provoka-
teurs oder vielmehr sadistische Fantasie eines aktiven
Neonazis?

                                                             Installationsansicht 2018

Thomas Bo Nilsson & Julian Eicke / Betreutes Leben -
Ezzelino Web Cams, 2018

16
Helga Schmidhuber /
A Heady, Hefty Upload.
31. August bis 21. Oktober 2018

Installationsansicht 2018

In der Ausstellung A Heady, Hefty Upload. zeigte die          Tiefenpsychologische, das Fantastisch-Traumhafte und
Künstlerin Helga Schmidhuber (*1972, Wiesbaden) eine          das Magisch-Okkulte ziehen sich beständig durch ihre
aktuelle Bestandsaufnahme ihres Schaffens. Der von ihr        Werke. Und schließlich finden sich da die ganz unmittel-
gewählte Titel der Schau bezieht sich dabei auf den Pro-      baren sinnlichen Wahrnehmungen der Orte, an denen
zess der Ausstellungskonzeption, der sich zeitlich sehr       die jeweiligen Bildideen ihren Ursprung fanden und sie so
komprimiert und mit großer Intensität vollzog. Wie ein        maßgeblich prägten.
„ungestümer, unbesonnener“ (engl. heady) und „hefti-                         (Auszug aus einem Text von Michael Neser)
ger“ (engl. hefty) Datenstrom nahm die Präsentation der
Werke für die Räume des Kunstvereins Gestalt an, wo-          Helga Schmidhuber (*1972, Wiesbaden) schloss ihr Stu-
bei sich einige der darin versammelten Arbeiten zu die-       dium an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschü-
sem Zeitpunkt sogar noch im Entstehen befanden und            lerin Albert Oehlens ab. 2002 war Heimspiel, ihre erste
erstmals öffentlich gezeigt wurden.                           institutionelle Ausstellung, im Nassauischen Kunstver-
                                                              ein Wiesbaden zu sehen. Es folgten Ausstellungen u.a.
Die formale Bandbreite der Schau erstreckte sich – durch-     in Frankfurt am Main, Köln, Zürich, Reykjavik, Wien,
aus programmatisch für das Schaffen der Künstlerin –          München und Brescia. 2016 kehrte sie als Kuratorin der
von großformatigen gestisch-figurativen Malereien über        Ausstellung My castle is your home in den Nassauischen
Objekte und Schaukästen bis hin zu zeichnerisch-male-         Kunstverein zurück, zu der sie 10 international agierende
rischen Miniaturen, Collagen und Tätowierungen. All dem       Künstlerinnen und Künstler in die hessische Hauptstadt
liegt jedoch ein intimes verbindendes Geflecht von Ideen      einlud. Helga Schmidhuber lebt und arbeitet in Berlin und
und Empfindungen zugrunde und Helga Schmidhubers              Bad Schwalbach.
bildnerische Sprache speist sich aus den immer gleichen
Quellen. Da ist vor allem die Natur. […] Die Künstlerin be-   Zur Ausstellung erschien die Edition Alexander aus der
dient sich bisweilen in der volkstümlichen Votivtraditi-      Serie Buben.
on oder dem Religiös-Sakralen anderer Ethnien und das

                                                                                                                    17
Sara Nabil /
No Objection Possible
21. September bis 21. Oktober 2018

In ihren Arbeiten verbindet Sara Nabil (*1994, Kabul)      Wie wirkt sich das Votum der Mächtigen an einem
Erinnerungen an ihre Kindheit in Afghanistan mit per-      Tisch auf das Leben von Millionen Menschen aus? Wel-
sönlichen Beobachtungen zum aktuellen Zeitgesche-          che Spuren hinterlassen diese Entscheidungen in in-
hen. In der Ausstellung No Objection Possible nimmt        dividuellen Lebensgeschichten? Und nicht zuletzt: Ist
die Künstlerin mit der Zivilgesellschaft diejenigen in     Widerspruch möglich?
den Fokus, die die Auswirkungen wichtiger politi-
scher Entscheidungen zu spüren bekommen, und ver-          Sara Nabil studierte von 2013 bis 2015 Politikwissen-
weist indirekt auf die hinter diesen Entscheidungen        schaften an der Karwan University in Kabul, seit 2016
stehenden, teilweise auch wirtschaftlichen, Interessen.    ist sie in der Klasse Heiner Blum für experimentelle
                                                           Raumkonzepte an der Hochschule für Gestaltung in
Die gleichnamige Installation, die speziell für die Aus-   Offenbach am Main. 2018 gewann sie dort den Rund-
stellung entstanden ist, kombiniert Videos mit skulptu-    gangspreis der Frankfurter Künstlerhilfe. 2016 nahm
ralen Elementen. Das Zentrum der Arbeit bildet dabei       Sara Nabil an der Gruppenausstellung Curriculum Vitae
ein überdimensionierter Tisch, der über den Köpfen zu      (C.V.) – Intellektuelle Freihandelszone im Nassauischen
schweben scheint. Verhandlungstische, die als archi-       Kunstverein Wiesbaden teil. 2017 wurde eine Arbeit der
tektonisches Element in politischen Interieurs weltweit    Künstlerin von der Artothek des Deutschen Bundesta-
in Verwendung sind, dienen Sara Nabil dabei als Sinnbild   ges angekauft. 2018 war sie für den ars viva–Preis nomi-
für Machtstrukturen und politische Handlungen.             niert. Sara Nabil lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Sara Nabil / Enduring of..., 2018

18
Schüler*innen entde-
                                                       cken zeitgenössische
                                                       Kunst 2018 /
                                                       Ein Kunstvermittlungsprojekt im Rahmen der
                                                       Ausstellung Sara Nabil / No Objection Possible mit
                                                       Schüler*innen der Sophie-und-Hans-Scholl-Schule
                                                       in Wiesbaden

                                                       Die Kooperation zwischen dem Nassauischen Kunst-
                                                       verein Wiesbaden und der SCHUFA Holding AG
Sara Nabil / No Objection Possible, 2018               fand 2018 zum neunten Mal in Folge statt. In ei-
                                                       nem Workshop mit der Künstlerin Sara Nabil ent-
                                                       wickelten Schülerinnen und Schüler der 10. Klas-
                                                       se der Sophie-Hans-Scholl-Schule in Wiesbaden
                                                       Klarenthal multimediale Arbeiten, die anschließend
                                                       im Nassauischen Kunstverein präsentiert wurden.

                                                       Das Kunstvermittlungsprogramm ermöglicht den Teil-
                                                       nehmer*innen die gestalterische Auseinandersetzung
                                                       mit einer aktuellen Ausstellung des Kunstvereins, im
                                                       Jahr 2018 mit der Ausstellung Sara Nabil / No Objecti-
                                                       on Possible, in der die Künstlerin Teile ihrer Lebensge-
                                                       schichte mit aktuellen Zeitgeschehnissen kombiniert.
                                                       Die Frage nach der eigenen Persönlichkeit, nach dem
                                                       Ich, durchaus auch im Kontext des aktuellen Zeitge-
                                                       schehens, war der Ausgangspunkt des Workshops. So
                                                       lädt das Projekt die Schüler*innen dazu ein, gleicher-
                                                       maßen das eigene Leben sowie die gesellschaftlichen
                                                       und politischen Aussagen von Sara Nabils Ausstellung zu
                                                       reflektieren.

Sara Nabil / My Worlds, 2017/2018

»Mit ihrer kritischen Kunst sorgte die junge Afgha-
nin Sara Nabil in ihrer Heimat für Aufregung, wurde
von der Taliban bedroht und musste – nachdem
sie einen Selbstmordanschlag überlebte – fliehen.
In ihrer neuen Heimat Hessen zeigt sie nun neue
Arbeiten – erstmalig in einer Einzelausstellung.«
Hauptsache Kultur, hr, 2. Oktober 2018

»Die Künstlerin Sara Nabil aber, die vor drei Jah-
ren vor der Taliban geflohen ist, scheint mit dieser
Ausstellung in Deutschland angekommen.«
Christoph Schütte,
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Oktober 2018
                                                       Sara Nabil mit Melissa Gündogan, Arianna Le Donne Marquez,
                                                       Sofia Sbigoli und Homaira Wahed /
                                                       Kannst Du erkennen, wer ich bin?, 2018

                                                                                                                    19
So gut fühlt sich
Vertrauen an.
Vertrauen ist die Basis für jede Art von
Beziehung, ob privat oder geschäftlich.
Dabei gibt es ganz unterschiedliche Arten
von Vertrauen. Manchmal bekommt man es
geschenkt, muss es sich erarbeiten, unter
Beweis stellen oder sogar wiedergewinnen.
Wie die SCHUFA Vertrauen schafft, erfahren
Sie auf www.schufa.de/vertrauen.

 Wir schaffen Vertrauen
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Martha Atienza /
Fair Isles
exground filmfest 31

9. November bis 16. Dezember 2018

Die Ausstellung Fair Isles verdichtet die drei Videoins-    Filmszenen die Ausstellungsräume. Ausschnitte aus dem
tallationen Fair Isle 59°41’20.0”N 2°36’23.0”W, Anito       alljährlich stattfindenden, ursprünglich animistischen
1 und Anito 2 zu einer präzisen Beobachtung der Phi-        Fest Ati-Atihan auf der Insel Bantayan, demonstrieren
lippinen unter gesellschaftlichen und umweltpoliti-         den humorvollen Umgang der philippinischen Bevölke-
schen Aspekten. Der Blick auf prekäre, und auf den          rung mit tagespolitischen Ereignissen. Ob Naturkatast-
ersten Blick unvertraute, Phänomene und Situationen         rophen, der Drogenkrieg des Präsidenten Rodrigo Du-
wirft unser eigenes Leben betreffende Fragen auf.           terte oder Arbeitslosigkeit und Abwanderung – einmal
                                                            im Jahr werden diese ernsten Themen der Region auf
Wiederkehrende Elemente in den Arbeiten Martha Ati-         dem Umzug in einfallsreichen Kostümen karikiert, die
enzas (*1981, Manila) sind die bildliche Erforschung des    das Streben nach Überleben, die Suche nach Identität
Meeres und ein ethnografisches Interesse an den Ein-        und das Bedürfnis nach Kreativität widerspiegeln.
wohner*innen ihrer Heimat, der philippinischen Insel
Bantayan, wobei ihre künstlerische Praxis untrennbar        Martha Atienza studierte an der AKI Academy of Art and
mit einem großen sozialen und ökologischen Engage-          Design in Enschede und nahm am Kunstprogramm der
ment verbunden ist. Im Gegensatz zur kontemplativen         Kuvataideakatemia of the University of the Arts Helsinki
Form des Slow-Motion-Videos Fair Isle, das die Instru-      teil. 2017 wurde sie mit dem Baloise Art Prize der Art
mentalisierung der Seewege als nautische Güterauto-         Basel ausgezeichnet. Die Künstlerin lebt und arbeitet
bahn mit den damit einhergehenden Auswirkungen auf          auf Bantayan und in Rotterdam.
sensible Ökosysteme in den Fokus nimmt, vereinnahmt
das Langzeitprojekt Anito mit klang- und bildgewaltigen

Martha Atienza / Fair Isle 59°41‘20.0“N 2°36‘23.0“W, 2016

                                                                                                                 21
Raffy Lerma /
Nightshift
exground filmfest 31

9. November bis 16. Dezember 2018

Raffy Lerma (*1978, Manila) bezeugt als Teil der Night-                  Umsetzung der Politik von Präsident Rodrigo Duterte.
shift Group, einer Gruppe von nachtaktiven Fotojour-                     Erstmals wurden Raffy Lermas Fotografien in einer
nalisten, in eindringlichen Bildern die Umsetzung und                    institutionellen Einzelausstellung gezeigt.
Auswirkung der Anti-Drogen-Politik des philippinischen
Präsidenten Rodrigo Duterte. Die dokumentarischen                        Der Fotojournalist Raffy Lerma begann seine Karriere
Fotografien nehmen die Opfer des strikten Regierungs-                    bereits während seines Studiums für Visuelle Kommuni-
kurses in den Blick. Kurze beschreibende Texte zu den                    kation am College of Fine Arts der University of the Phi-
Ereignissen legen die Zusammenhänge der Fotografien                      lippines Diliman mit Berichterstattungen über Straßen-
offen.                                                                   proteste, die 2001 zum Sturz des früheren Präsidenten
                                                                         Joseph Estrada führten. 2007 schloss er sein Diplom in
Sein Foto von Jennilyn Olayres, die ihren Lebensge-                      Fotojournalismus am Konrad Adenauer Asian Centre for
fährten Michael Siaron, einen Rikscha-Fahrer und be-                     Journalism an der Ateneo de Manila University ab. Raffy
schuldigten Drogenhändler, im Arm hält, der am 23. Juli                  Lerma arbeitete zwölf Jahre lang als Fotograf für den
2016 von bewaffneten Unbekannten erschossen wurde,                       Philippine Daily Inquirer, bevor er sich 2017 selbststän-
erlangte internationale Aufmerksamkeit. Die Fotografie                   dig machte, um sich als Teil der Nightshift Group auf
erinnert an christliche Pietà-Darstellungen und diente                   seine Dokumentation des Krieges gegen die Drogen auf
so als Symbolbild für das Leid der vornehmlich armen                     den Philippinen zu konzentrieren. Er lebt und arbeitet
Bevölkerung der Philippinen unter der gewaltsamen                        in Manila.

Raffy Lerma / Jennilyn Olayres hält ihren Partner Michael Siaron, 2016

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Kiri Dalena /
From the Dark Depths
exground filmfest 31

9. November bis 16. Dezember 2018

Kiri Dalena / Gikan sa Ngitngit nga Kinailadman (From the Dark Depths), 2017 (Videostill)

Kiri Dalena, Künstlerin, Filmemacherin und Aktivistin,                            Nach einem Studium der Humanökologie an der
kämpft für Menschenrechte inmitten staatlicher Ver-                               University of the Philippines in Los Baños studierte Kiri
folgung auf den Philippinen. Auf dieser Grundlage un-                             Dalena Dokumentarfilm am Mowelfund Film Insitute in
terstreicht ihre Kunstpraxis die Relevanz von Protest                             Quezon City. Dalenas Arbeiten sind in den Sammlungen
und zivilem Ungehorsam in der heutigen Gesellschaft.                              des Lopez Museum and Library in Manila, des Singapo-
Ihre erste Einzelausstellung in Deutschland vereint                               re Art Museum, sowie der Queensland Art Gallery ver-
erstmals die zwei zusammengehörigen Videos mit dem                                treten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Manila und
Titel Gikan Sa Ngitngit Nga Kinailadman über Leid und                             Mindanao (PHL).
Widerstand der philippinischen Bauern.

In ihren filmischen Arbeiten kombiniert Dalena (*1975,
Manila) Dokumentationen und kritische Kommentare
zur historischen und aktuellen Lage ihrer Heimat mit
fiktionalen, oftmals poetischen Elementen. Ihre Vi-
deos entstehen häufig in Kooperation mit sogenannten
Grassroot-Bewegungen, die, im wörtlichen Sinne, so-
ziale Themen von der Wurzel ausgehend reflektieren.
Diese politisch und gesellschaftlich engagierten Ini-
tiativen entstehen aus der Mitte der Bevölkerung und
betrachten soziale Missstände von einem innseitigen                               Kiri Dalena / Gikan sa Ngitngit nga Kinailadman –
Blickwinkel heraus.                                                               Mag-uuma (From the Dark Depths – Farmers), 2014

                                                                                                                                       23
Yoshiaki Kaihatsu /                                      Song Ta /
Thank You Art Day                                        Who is the Loveliest Guy
9. März 2019                                             5. April bis 9. Juni 2019

39 Thank You Art Day
wurde durch den in
Deutschland lebenden,
japanischen       Künstler
Yoshiaki Kaihatsu (*1966,
Yamanashi, Japan) im
Jahr 2000 initiiert, um
die Anerkennung der
zeitgenössischen Kunst
in Japan voranzutreiben.
Im Japanischen klingt
»thank you« ähnlich wie
3 / 9 (san kyuu). Daher
ist der Tag 3 / 9 (9. März)
der auserwählte Tag.

Zum 19. Thank You Art Day wird im Nassauischen Kunst-
verein schwarzer Tee serviert, passend zu Assaf Gru-
bers Ausstellung wahlweise auch mit kubanischem Rum.
Der Eintritt ist frei.

www.39art.com

19. Kurze Nacht der
Galerien und Museen in
                                                         Song Ta / Who Is The Loveliest Guy, 2014 (Videostill)

Wiesbaden                                                Die Dreikanal-Videoinstallation Who Is the Loveliest Guy
                                                         (2014) ist vom Essay Who Are the Most Beloved Peop-
6. April 2019                                            le? (1951) des chinesischen Journalisten Wei Wei, ei-
                                                         ner sehr wohlwollenden Darstellung von Soldaten der
                                                         Volksfreiwilligenarmee Chinas während des Koreak-
                                                         rieges, inspiriert und zeigt eine Gruppe uniformierter
                                                         Marineoffiziere in unterschiedlichen Kameraperspekti-
                                                         ven während einer Achterbahnfahrt. Bleiben sie ihrem
                                                         tapferen und heroischen Image während der rasanten
                                                         Fahrt treu? In den Nahaufnahmen lässt sich nicht nur
                                                         ihre Mimik auf Anspannung und Angst überprüfen, son-
                                                         dern auch rätseln, wer denn nun der hübscheste von
                                                         ihnen sein könnte.

                                                         Song Ta (*1988, Leizhou, Guangdong, CHN) studierte
In der Nacht vom 6. auf den 7. April 2019 laden die      Malerei an der Guangzhou Academy of Fine Arts. Seine
Wiesbadener Kunstinstitutionen zur 19. Kurzen Nacht      Arbeiten waren u. a. im New Museum, New York, in der
ein. Die Besucher*innen erwartet während der Kurzen      Julia Stoschek Collection Foundation, Düsseldorf, dem
Nacht neben vielen Ausstellungen ein facettenreiches     Para Site Art Space, Hong Kong, dem Guangdong Times
Programm und wie immer ist der Eintritt in allen Ins-    Art Museum, dem Ullens Center for Contemporary
titutionen kostenfrei. Das vollständige Programm aller   Art, Beijing und dem Marres, Huis voor Hedendaagse
beteiligten Institutionen ist unter www.kurze-nacht.de   Cultuur, Maastricht sowie auf der Shenzhen Sculpture
aufgeführt.                                              Biennale zu sehen. Er lebt und arbeitet in Guangzhou.

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The Fair Grounds 1.0 /
5. bis 7. April 2019

Dropstuff.nl / The Fair Grounds 1.0, 2017

The Fair Grounds 1.0 schickt die Besucher*innen auf       die Reise auf Motorrad, Pferd, Rennwagen, Hubschrau-
eine nostalgische Reise zurück in ihre Kindheit und       ber, Pokémon oder Clown-Wippe antreten wollen. Wird
zugleich auf einen futuristischen Ausflug zu zwei der     der große rote Knopf betätigt, setzen sich die Fahrge-
beliebtesten europäischen Reiseziele. Die Installation    stelle im 1. Obergeschoss des Nassauischen Kunstver-
besteht aus sechs ausgedienten „Kiddy-Rides“, die an      eins in Gang.
Kirmes-Besuche der Kindheit erinnern. Zu neuem Glanz
gelangen sie durch einen Anstrich in den Farben der       Das Designkolletiv DROPSTUFF.nl ist ein Pionier im
niederländischen „De Stijl“-Bewegung, zu dessen be-       Mediendesign und für Kunstinstallationen bekannt, in
kanntesten Vertretern Piet Mondrian und Gerrit Riet-      denen die Grenzen zwischen digitalem und analogem
veld zählen. Die Fahrgestelle laden dazu ein, sich via    Raum verschwimmen. The Fair Grounds 1.0 wurde wäh-
Virtual Reality auf eine Reise in zwei europäische Met-   rend der Venedig-Biennale 2017 in Zusammenarbeit
ropolen zu begeben, die trotz aller Gegensätzlichkeiten   mit der niederländischen Botschaft in Italien lanciert.
erstaunlich viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Jeder        Während des Cinekid Amsterdam Media Festival 2017
Automat bewegt sich auf seine eigene Weise autonom        gewann die Installation den Golden Lion Audience
von den anderen. In der virtuellen Realität angekom-      Award. Das Fair Grounds-Projekt wird mit dem NICE
men, werden die Teilnehmer*innen in einer rasanten        Award 2019 für soziale Innovationen in der europäischen
Achterbahnfahrt durch Venedig und Amsterdam ge-           Kreativwirtschaft ausgezeichnet.
schickt. Die Besucher*innen entscheiden selbst, ob sie

                                                                                                              25
Rune Mields /
ZEITEN UND ZEICHEN
12. April bis 9. Juni 2019

Rune Mields / Die Koordinaten des Universums/Das Netz der Kulturwelt, 1981

Rune Mields (*1935, Münster) übersetzt ordnende                        Schaffen von Rune Mields. Zudem werden neue Arbei-
Strukturen und Schemata in Kunst, wobei sich Logik und                 ten aus zwei erstmals ausgestellten Serien zu sehen
Ratio mit Poesie und Magie verbinden. Die Einbindung                   sein. Der Fokus der gezeigten Arbeiten liegt einerseits
von Symbolen der Ordnungssysteme, auf denen unse-                      auf der Darstellbarkeit von Zeit in Form von Zahlen, an-
re Gesellschaft basiert, wie Zahlen, Worte, Noten, aber                dererseits auf der Darstellung von Zahlen und anderen
auch abstrakte Zeichen und Ornamente, kennzeich-                       Zeichen in unterschiedlichen Zeiten und Systemen.
nen ihre meist in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen
und bei aller Konzeptualität sehr stark visuell gepräg-                Rune Mields begann ihre künstlerische Laufbahn Ende
ten Gemälde. Der Erforschung und Visualisierung von                    der 1960er. 1968 war sie Mitbegründerin des Kunst-
Zahlensystemen stellt sie die in vielen Kulturen existie-              vereins Zentrum für aktuelle Kunst – Gegenverkehr in
rende magische oder rituelle Bedeutung der Zahlen zur                  Aachen. 1977 nahm sie an der documenta 6 in Kassel
Seite, wissenschaftliche Konzepte und Fragestellungen                  teil und erhielt 1984 eine Gastprofessur an der Hoch-
werden von mythischen oder metaphysischen Überle-                      schule der Künste in Berlin. 1989 war sie Ehrengast der
gungen überlagert. So stellen sich als zugrundeliegen-                 Villa Massimo in Rom. Ihre Arbeiten sind u.a. in den
de Elemente ihrer Arbeiten die Visualisierbarkeit der                  Sammlungen des Ludwig Museums, des Kunstmuseums
Unendlichkeit und die Limitierung unseres Denk- und                    Bonn, des Landesmuseums Mainz und der Nationalga-
Vorstellungsvermögens heraus.                                          lerie Berlin vertreten. Sie erhielt u.a. den Harry Graf
                                                                       Kessler-Preis, den Kulturpreis der Stadt Köln, den Gab-
Die Einzelausstellung ZEITEN UND ZEICHEN vereint Ar-                   riele Münter Preis und zuletzt den Zonta Cologne Art
beiten unterschiedlicher Werkgruppen aus dem insge-                    Award 2016. Sie lebt und arbeitet in Köln.
samt sechs Jahrzehnte umfassenden künstlerischem

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Pia Ferm /
good breed
12. April bis 12. Mai 2019

Pia Ferm / Baldino, 2018 (Detail)

Pia Ferms (*1986, Lysekil, SE) reduzierte Stillleben sind   der Schwere des wollenen Objekts entgegenstellen.
präzise Auseinandersetzungen mit den von ihr verwen-        Dieser Gegensatz findet sich ebenfalls in den Skulptu-
deten Medien und Materialien. Ihre Wandteppiche aus         ren Pia Ferms. Trotz der Schwere des massiven Marmors
Wolle bewegen sich zwischen Skulptur und Malerei,           ist ihr Ausdruck leicht und spielerisch, wie sie popartig
verbinden sie doch die Traditionen der Bildteppiche         die Alltagsobjekte der Teppichmotive aufnehmen und
und des malerischen Stilllebens. Gehört die traditio-       das gewichtige Erbe der antiken Skulptur unbeschwert
nelle Teppichwirkerei oder -weberei zu den ältesten         untergraben.
Handwerkskünsten der Menschheit, bedient sich die
Künstlerin mit dem Tufting einer relativ modernen in-       Pia Ferm studiert seit 2014 in der Klasse Tobias Rehberger
dustriellen Technik. Vor allem der gestische Ausdruck       an der Städelschule, Frankfurt am Main, nachdem sie
der Teppiche sowie die Präsentation an der Wand rufen       zuvor ein Studium an der Dômen artschool, Göteborg
eine größere Nähe zur Malerei hervor, erweitert aller-      absolvierte. Sie stellte bereits in Schweden, Österreich
dings um eine räumliche und verführerisch haptische         und Deutschland aus.
Qualität.

Grundlage für die Motive Pia Ferms sind, der Tradition
der Wandteppiche folgend, Gemälde, wobei die Über-
setzung von abstrakten Motiven in textiles Gewebe
bereits von den Künstler*innen des Bauhauses weiter-
entwickelt wurde. Dazu schafft sie abstrahierte Aqua-
rellstillleben, die sich motivisch mit ihrer Leichtigkeit

                                                                                                                   27
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