Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG

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Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
Münstersche
                     NUMISMATISCHE ZEITUNG
                                                 XXXVIII. Jahrgang

Nr. 2                                              Redaktion: Achim Feldmann                                        September 2008

                     Kleine Marke, großes Zelt
                                       Eine Biermarke des
                             Festzeltbetriebes Heimer aus München

                                                       Achim Feldmann

Medaillen werden oft als 'metallene Chronik' apostrophiert, als tragbare Bilder oder Denkmäler, die - wie die großen
Denkmäler auch - die Erinnerung an bestimmte Ereignisse wachhalten sollen. Hierbei ist es im Prinzip gleichgültig,
ob sie hohes künstlerisches Niveau und eine fein ausgeführte Technik in Edelmetall aufweisen oder als Volks- und
Massenmedaillen eher einfach, schematisch und flach in minderwertigem Material ausgeführt sind. Die insgesamt
gesehen relativ wenigen ansprechenden Medaillen haben sowieso im Hinblick auf die übergroße Zahl konventionel-
ler Produkte mehr oder weniger Alibifunktion. Doch auch künstlerisch
anspruchslose Prägungen sind als kulturgeschichtlicher Ausdruck durchaus
von Interesse. Dies gilt insbesondere für ein Spezialgebiet der Numis-
matik, die Marken und Zeichen. Auch unscheinbare oder gar hässlich an-
zusehende Stücke können sehr interessante geschichtliche Hintergründe
haben. Im Lexikon heißt es: "Die Numismatik betrachtet die Münze nicht
isoliert von den anderen Erscheinungsformen des Geldes, sondern bezieht
in ihren Gegenstand u. a. auch solche Formen wie vormünzliches Geld, Pa-
piergeld und Marken ein." 1). Marken sind münzähnliche Gepräge, die als
Quittung oder Anweisung auf Lieferung oder Zahlung sowie als Erken- Oben: Aluminium-Wertmarke ohne Jahresangabe für einen
                                                                             Liter Bier beim Festwirt Heimer (München). Vs.: Eichenblatt
nungs- oder Kontrollzeichen dienen. Wertmarken haben einen festgesetz- mit Eichel, Umschrift, Perlkreis. Rs.: Schrift ‘1 Liter’ zwischen
ten Geldwert, andere Marken erleichtern bestimmte Vorgänge, haben je- Verzierungen, Perlkreis. 27 mm, 2,4 g.
doch keinen Geldwert, etwa wenn man seinen Spind nur dann abschließen Unten: Helene (1910-1996) und Josef Heimer (1912-1966)
                                                                             (Foto: Stadtarchiv Straubing, Allgemeine Fotosammlung).
oder den Einkaufswagen nur dann benutzen kann, wenn man vorher eine
Marke eingeworfen hat. Marken können auch lediglich zu Werbezwecken
hergestellt sein. Man zählt nur Objekte aus Metall oder Kunststoff zu den
Marken, Objekte aus Papier werden zum Papiergeld gerechnet.
Auch Medaillen können als Marken dienen, oder man kann diese so gestal-
ten, dass sie wie Medaillen wirken. Zumeist sind Marken jedoch künstle-
risch anspruchslose Objekte, die für Sammler nur dann einen Wert haben,
wenn man die dahinterstehende Firma und den Ausgabeanlass kennt. Un-
zählige Konzerne, Kleinbetriebe, Vereine, Banken, Verbraucherorganisatio-
nen und Behörden haben Stücke hinterlassen, die für Heimatforscher ein
lohnendes Betätigungsfeld für neue Erkenntnisse in der regionalen Indus-
trie-, Firmen- und Sozialgeschichte sein können.
Bei der Behandlung von Marken als Thema der Numismatik ist neben der
reinen Beschreibung des Stückes die Erforschung der Verwendung von
eminenter Wichtigkeit. Altmeister Hermann Grote (1802-1895), der Han-
noveraner Jurist, Heraldiker und Numismatiker, hat dies in einer Buch-
rezension bereits im Jahre 1876 erkannt: "Die Marken und Zeichen sind
ein nicht sehr beliebter Gegenstand des Sammlers, hauptsächlich weil sie
meist nicht genau genug sagen, was sie bedeuten oder bedeutet haben,
weil ihre Typen und Inschriften oft allzu räthselhaft sind, als dass sie der
Sammler leicht in seine Suiten einreihen könnte. Das wird sehr wahr-
scheinlich aber nicht immer so bleiben, denn eben diese Denkmäler geben
in ihrer Zusammenstellung ein wirklich culturhistorisches Bild, welches
dem, der überhaupt an Etwas Interesse zu nehmen versteht, mannichfa-
ches Interesse zu gewähren vermag. Im Interesse der Numismatik, wenn

MNZ XXXVIII,2 (September 2008)                                                                                                         I
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
Die Zeit vor dem Festzelt:
                                                            Links: ‘Aufenthalts-Anzeige’ des Metzgerlehrlings Josef Heimer in Augsburg von 1928. Daneben Rückseite mit
                                                            Angaben seiner Wohnstätten (dazwischen findet sich auch der Eintrag ‘auf Wanderschaft’).
                                                            Unten: Silber-Medaille ohne Jahresangabe (um 1966, bei Heraeus, Hanau). Vs.: Bekannte Gebäude der Stadt
                                                            Geiselhöring. Rs.: Stadtwappen, Umschrift. 20 mm, 4 g.
                                                            Unten: Gaststätte Grünwaldpark, Nymphenburger Straße 201 in München, nach 1950 (Foto: Christoph Tenbörg).

auch erst kommender Zeiten, erscheint es mir daher immer recht erfreulich, wenn diese oft unscheinbaren, oft
gemissachteten Stücke von denen, die deren Zweck, Bedeutung und Deutung kennen, bei Zeiten beschrieben und
erläutert werden (...). Es kömmt - mir wenigstens - bei der Münze wahrlich weniger darauf an, quo valeat nummus
[was ist die Münze wert], als bei der Marke quem praebeat usum [wozu dient sie]." 2)

Dieser wichtige Hinweis soll am Beispiel einer unscheinbaren Biermarke gezeigt werden. Die hier vorgestellte
Getränke-Marke über ein Maß Bier wurde über lange Jahre von der Firma Helene Heimer aus München, die in Bayern
ein großes und beliebtes Festzelt auf Volksfesten betrieb, verwendet. Die Marke ist seit langem bekannt und
beschrieben, aber sie musste - zwangsläufig, wie alle anderen Marken auch - mit dürren Katalogzitaten abgespeist
werden. Das Stück ist bei Menzel unter der Nummer 9430 verzeichnet, in der neuen Auflage von 2005 unter Num-
mer 17428, beide Male wie üblich ohne nähere Einzelheiten, außer, dass es sich um einen Festzeltbetrieb handelt3).
Im 'Numismatischen Nachrichtenblatt' wurde das Stück schon 1987 mit Abbildung vorgestellt und einige Hefte spä-
ter weitere Fakten angegeben, unter anderem, dass die Marke im Bayerischen Hauptmünzamt geprägt worden und

Ein eigenes Heim für die Heimers:
Oben links: Das Wohnhaus des Ehepaares Heimer, Hirsch-Gereuth-Straße 33. Oben rechts: Türverzierung mit den Initialen ‘JH’ für Josef Heimer (Fotos: Achim Feldmann).
Unten: Einträge in den Adressbüchern der Stadt München aus den Jahren 1940, 1943 (HR=Firma ist im Handelsregister eingetragen), 1947 (II. Teil: Namenverzeichnis der
Firmen, Genossenschaften, Handel- und Gewerbetreibenden u. freiberuflich Tätigen), 1951, 1955, 1957 (Teil I: Namen), 1957 (Teil IV: Straßen), 1960, 1970 (Teil III: Namen;
We=Witwe. Die Firma ist also auch nach Josefs Tod weiterhin auf seinen Namen eingetragen), 1971, 1978 (der Firmenname ist fortgelassen), 1990 (Alphabetischer Firmenteil),
1995, 1997 (Teil IV: Alphabetischer Firmenteil. Auch nach Helenes Tod wird ihre Firma in den Adressbüchern weiter aufgeführt), 2001 (IV. Teil: Alphabetischer Firmenteil; letz-
ter Eintrag von Helene Heimer).

II                                                                                                                                     MNZ XXXVIII,2 (September 2008)
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
Helene Heimer auf den Volksfesten in Freising und Wasserburg a. Inn:
Oben: Programmheft des Volksfestes in Freising 1953, Titelblatt und Anzeige des
Festzeltes Heimer.
Unten: Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung vom 16.5.1975, S. 19 mit dem Hei-
mer-Zelt und Helene Heimer auf dem Bierwagen.
Ganz unten links: Programmheft des Frühlingsfestes Wasserburg a. Inn 1979,
Titelblatt und Rückseite mit Werbung ‘25. Jahre Festwirt Josef Heimer’.
Ganz unten rechts: Wasserburger Heimatnachrichten vom 7.6.1984 zum 30. Früh-
lingsfest. Letztmalige Teilnahme von Helene Heimer an dem Fest.
Rechts oben: Frühlingsfest in Wasserburg a. Inn, Bieranstich 1975 (Foto: Stadtarchiv
Wasserburg a. Inn, Bildarchiv IVa4b-2505; Fotograf: Unifoto E. Braunsperger).
Rechts Mitte oben: Bieranstich am 9. Juni 1981 (Foto: Stadtarchiv Wasserburg a. Inn,
Bildarchiv IVa4b-2502; Fotograf: Alex Heck).
Rechts Mitte unten: Blick ins Bierzelt 8. Juni 1982 (Foto: Stadtarchiv Wasserburg a.
Inn, Bildarchiv IVa4b-2501; Fotograf: Alex Heck).
Rechts unten: Ehrung der Festwirtin Helene Heimer durch Stadtkapellmeister Heinz
Radzischewsky am 24. Mai 1983 (Foto: Stadtarchiv Wasserburg a. Inn, Bildarchiv
IVa4b-2506; Fotograf: Alex Heck).

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Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
Das Heimer-Festzelt auf dem Gäuboden-Volksfest in Straubing:
               Oben links: Festzelt Heimer im Jahre 1969.
               Oben rechts: Helene Heimer beim Festzug um 1985 (Fotos: Straubinger
               Ausstellungs- und Veranstaltungs GmbH).
               Links: Gold-Medaille ohne Jahresangabe (um 1970; bei Heraeus, Hanau).
               Vs.: ‘Bruder Straubinger’ vor Stadtansicht von Straubing, Umschrift. Rs.:
               Stadtwappen, Umschrift. 20 mm, 4 g.
               Rechts: Silber-Medaille 1987 (bei EuroMint, Bochum). 175. Jubiläum des
               Gäuboden-Volksfestes in Straubing. Vs.: Riesenrad, Fahnen, Stadtturm,
               Trachtenpaar und Hopfenähren, Umschrift. Rs.: Bekannte Bauwerke der
               Stadt, unten Stadtwappen. 35 mm, 15 g.
               Unten links: Helene Heimer bei der Hendl-Ausgabe (Abbildung aus dem
               Straubinger Tagblatt 14.8.1986).
               Unten rechts: Festzelt Heimer um 1985 (Foto: Straubinger Ausstellungs-
               und Veranstaltungs GmbH).

"noch in Verwendung" sei4). Bei Hasselmann ist das Stück unter Nummer 250 abgebildet und eine kleine Firmen-
chronik beigesellt worden; als Datierung wird dort 1975 vorgeschlagen5). Die Marke ist bis heute in Gebrauch.
Im vorliegenden Aufsatz können noch einige Ergänzungen und Verbesserungen zur Firmengeschichte beigesteuert
werden. Helene Heimer wurde unter dem Namen Zettl am 12. Oktober 1910 in Geiselhöring bei Straubing (Nieder-
bayern) geboren. Über Ihre Familie konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Im Jahre 1925 kam sie im
jungen Alter von 14 Jahren nach München, wo sie als Biermädchen und Kellnerin in vielen Häusern arbeitete.
Josef Heimer wurde am 16. Dezember 1912 als Sohn des Schmiedemeisters Benedikt Heimer und seiner Frau
Walburga, geb. Schön, in Zusmarshausen bei Augsburg (Bayer. Schwaben) geboren. Ein Bruder Georg (1909-1986)
wurde in Altenmünster geboren, von weiteren Geschwistern ist nichts näheres bekannt. Josef Heimer lebte bis 1928
in Zusmarshausen, danach ging er - wie damals bei Handwerksburschen üblich - "auf Wanderschaft" 6). 1928 bis
1931 hielt er sich in Augsburg auf, zwischen 1931 und 1932 war er in Memmingen bei der Großschlachterei Micheler
beschäftigt, vom August bis November 1932 kehrte er wieder nach Zusmarshausen zurück7). Seit dem 1. November
1932 war er in München ansässig, wo er anscheinend zunächst als Schenkkellner arbeitete. 1939 pachtete er die
Gaststätte 'Rockinger' in der Thalkirchener Straße 1378). Am 2. August 1939 heirateten Helene Zettl und Josef
Heimer in München, wo sie sich vermutlich berufsbedingt kennengelernt hatten.
Nach Unterlagen im Stadtarchiv München pachtete das Ehepaar zwischen 1. September 1943 und 29. Oktober 1952
das 'Café Grünwaldpark' (Nymphenburger Straße 201, heute Romanstraße 1) im Stadtteil Neuhausen9). Im Jahre
1951 konnten sie sich ein eigenes Bierzelt anschaffen, mit dem sie seitdem auf vielen Volksfesten in Ober- und
Niederbayern vertreten waren.
1954 bauten sie sich im Stadtteil Mittersendling im Süden Münchens ein eigenes kleines Haus. Josef Heimer starb
bereits am 26. September 1966 im Alter von nur 53 Jahren. Nach seinem Tod führte Helene Heimer den Festzelt-
betrieb sehr erfolgreich alleine weiter. Hierbei hat sie frühzeitig mit der Einführung von Holzfußboden (statt Säge-
spänen), Porzellantellern, Metallbesteck und einer vielseitigen Speisekarte auch die bayerische Festzeltkultur belebt.

IV                                                                                         MNZ XXXVIII,2 (September 2008)
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
Der Name Helene Heimer ist bis heute ein Begriff, und
                                                                                     noch immer spricht man mit Hochachtung von der
                                                                                     'Heimerin'. "Sie verkörpert eine im Aussterben begriffene
                                                                                     Tradition, in der Gastronomie mehr ist als nur nüchterner
                                                                                     Dienstleistungsbetrieb. Helene Heimer will als Wirtin Men-
                                                                                     schen Freude, Vergnügen und Wohlbefinden vermitteln."
                                                                                     So hieß es im 'Straubinger Tagblatt' 1986 anlässlich ihres
                                                                                     75. Geburtstages10). Und zu ihrem Tod im Jahre 1996
                                                                                     schrieb dieselbe Zeitung: "Das Erfolgsrezept der gebore-
                                                                                     nen Festwirtin war ganz einfach: Beim Arbeiten zupacken,
                                                                                     den Kunden reellen Service bieten und für jeden immer
                                                                                     ein freundliches Wort. Für sie war es stets wichtig, daß
                                                                                     der Maßkrug im 'Heimerzelt' ordentlich eingeschenkt und
                                                                                     mit der ästhetischen weißen Blume gekrönt war." 11)
                                                                                     Auch der Festwirt Richard Süßmeier (geb. 1930), Vorsit-
                                                                                     zender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes
                                                                                     und Sprecher der Münchner Wiesn-Wirte, hat Helene Hei-
                                                                                     mer gut gekannt. In seinem Buch 'Der Napoleon der
                                                                                     Wirte' vergleicht er sie zunächst mit einer Kollegin: "[...]
                                                                                     Der Reiß Schorsch starb 1974. Seine Rosa hat seine Ge-
                                                                                     schäfte weitergeführt, vielleicht auch gerade deswegen,
                                                                                     um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie eigentlich dieje-
                                                                                     nige war, die den Laden von Anfang an im Griff hatte. [...]
                                                                                     Sie war in dieser Beziehung ähnlich der Helene Heimer
                                                                                     von der Hühnerbraterei Heimer, die nach dem Tod ihres
                                                                                     Mannes Josef noch lange Zeiten mit ihrem Zelt in Bayern
                                                                                     herumgefahren ist." Danach charakterisiert er sie wie
                                                                                     folgt: "Helene Heimer gehörte zu den Wirtinnen, wie sie
                                                                                     im Buche stehen. Ob im weißen Kittel hinterm Büffet,
                                                                                     oder im feschen, maßgeschneiderten Dirndl die Gäste um-
                                                                                     sorgend, man sah auf den ersten Blick: hier ist eine Voll-
                                                                                     blutwirtin am Werk. Diese Frau hatte alles im Griff, ihr
                                                                                     Personal genauso wie ihre Gäste. Eine stattliche Erschei-
Das Heimer-Zelt auf dem Oktoberfest in München:
Ganz oben: Silber-Medaille 1970 (Rs. nach Karl Roth). Oktoberfest in München. Vs.:
                                                                                     nung, gut proportioniert, mit den Rundungen dort, wo sie,
Festszene vor Bavaria, davor Bierwagen, Umschrift. Rs.: Stadtansicht vom Isartor     wie Ludwig Thoma schrieb, am Platze waren.
aus. 40 mm, 20 g.                                                                    Und gerade als sich die Eheleute Heimer anschickten,
Oben: Oktoberfest 2006, Blick aus einer Gondel des Riesenrades.
Unten: Das Festzelt der ‘Entenbraterei Heimer’ auf dem Oktoberfest 2005.
                                                                                     ihren Festzeltbetrieb weiter auszudehnen, starb ihr Mann,
Ganz unten: Innenansicht des Festzeltes 2005 (Fotos: Achim Feldmann).                der Josef oder der 'Herr', wie sie ihn auch weiterhin
                                                                                     respektvoll betitelte. Ihren Erzählungen nach musste ihr
                                                                                     Josef ein Mustergatte gewesen sein. Die Kollegenschaft
                                                                                     sah das etwas differenzierter. Dort wurde nicht vom Josef
                                                                                     oder etwa vom 'Herrn' gesprochen, sondern nur vom
                                                                                     'Schwab'nsepp', seiner schwäbischen Herkunft wegen.
                                                                                     Mächtig war er von seiner Gestalt her gewesen, alles war
                                                                                     mächtig an ihm. Schon sein wuchtiger Kopf ließ keinen
                                                                                     Zweifel aufkommen: Dieser Mann ist kein Freund von zar-
                                                                                     ten Kompromissen. Ihm die Hand zu schütteln, galt als
                                                                                     wagemutiges Unterfangen. Ich für meine Person war
                                                                                     jedes Mal heilfroh, wenn er meine Hand wieder freigab.
                                                                                     Seine Stimme füllte den Raum, und es war kaum vor-
                                                                                     stellbar, dass er jemandem etwas ins Ohr flüstern konn-
                                                                                     te, ohne dem anderen dabei einen mittleren Gehör-
                                                                                     schaden zuzufügen.
                                                                                     Helene Heimer führte nach dem frühen Tod ihres Josefs
                                                                                     den Betrieb weiter. Ihr Josef blieb allgegenwärtig, ob als
                                                                                     mannshohe Schrift auf den Dächern ihrer Bierzelte, ob auf
                                                                                     den Maßkrügen oder Speisekarten, überall stand in nicht
                                                                                     zu übersehenden Buchstaben: Josef Heimer, Festzelt-
                                                                                     betriebe.
                                                                                     Doch die Tatsache, dass sie weitermachte, bewies auch:
                                                                                     Diese Frau wollte zeigen, dass sie Manns genug war, die
                                                                                     Geschäfte zu führen - und so vermittelte sie den Eindruck,
                                                                                     dass ihr Mann ihr im Betrieb eigentlich gar nicht abgeht.
                                                                                     Etliche Jahre später besuchte ich mit einer Delegation von
                                                                                     Wiesnwirten Helene Heimer in ihrem Festzelt in der Ort-
                                                                                     schaft Pang, in der Nähe von Rosenheim. Wir hatten
                                                                                     kaum Platz genommen, als sie schon auf uns zukam, um
                                                                                     uns zu begrüßen. Ganz scheps, ganz schief, kam sie
                                                                                     daher. Wie wir später erfuhren, war sie in der Badewanne
                                                                                     ausgerutscht und hatte sich ein paar Rippen gebrochen.

MNZ XXXVIII,2 (September 2008)                                                                                                                 V
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
'Ja, Leni', meinte ein Kollege aus unserer Mitte mit-
fühlend, 'wie lang' wuist as denn no macha?' 'Mei', war
ihre Antwort drauf, 'so lang' i halt no g'sund bin.'" 12)
Neben dem erwähnten Pang hat Helene Heimer ihr Fest-
zelt auch bei mehreren anderen Volksfesten aufgeschla-
gen. Von Freising ist ein Programm aus dem Jahr 1953 er-
halten, wo das Festzelt mit einer Oktoberfestkapelle und
einer Jodlerin auf sich aufmerksam macht. Sicherlich war
das Ehepaar auch in den folgenden Jahren dort vertreten.
Das Volksfest in Trostberg war zwischen 1954 und 1978
Station für das Heimer-Zelt. Das 'Trostberger Tagblatt'
schrieb noch 2005: "Helene Heimer war vor mehr als zwei
Jahrzehnten eine inzwischen fast schon legendäre Fest-
wirtin mit viel Herz - und das zu Zeiten, als das Trostber-
ger Volksfest noch in voller Blüte stand". In Wasserburg
a. Inn begleitete der Name Heimer das Frühlingsfest von
1955 an drei Jahrzehnte lang; 1984 hat sie sich aus Al-
tersgründen zurückgezogen. 1965 bis 1980 trat sie als
Festzeltbetreiberin auf dem Grandauer-Volksfest in Gra-
fing bei München auf. Vermutlich war sie auch in Rosen-
heim und auf weiteren Volksfesten in kleineren Städten zu
finden13).
 Auf dem Gäuboden-Volksfest in Straubing war das Hei-
mer-Festzelt 35 Jahre lang, von 1952 bis 1987, eine Ins-
titution. Dieses Volksfest, das jedes Jahr im August statt-
findendet, besteht seit 1812 und ist heute auf 90.000 qm
mit über 1,2 Mio. Besuchern und etwa 6000 Hektolitern
Bierausstoß in sieben Bierzelten das zweitgrößte Volksfest
Bayerns14). Auf dem größten Volksfest Bayerns, dem Ok-
toberfest in München (2005: 31.000 qm, 6,1 Mio. Besu-
cher und 60.350 Hektoliter Bierausstoß), war 'die Heime-
rin' natürlich ebenfalls vertreten. Hier betrieb sie ihr
Festzelt seit 1951 auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest,
das alle vier Jahre parallel zum eigentlichen Oktoberfest
auf dem südlichen Teil der Theresienwiese stattfindet15).
1977 erhielt sie dann auch die Zulassung zum Oktoberfest
selbst, wo sie bis zu ihrem Tod die 'Enten- und Hühner-
braterei Heimer' (Wirtsbudenstraße 85, zwischen Schot-
tenhamel- und Hackerbräuzelt) leitete.
In Straubing eröffnete Helene Heimer am 25. Oktober
                                                               Engagement der Helene Heimer au-
1969 das dort noch immer sehr bekannte 'Hotel Heimer',         ßerhalb ihres Festzeltbetriebes:
das heute unter der Leitung einer Betriebsgesellschaft         Oben: Zwei Ansichten des Hotels
steht16). In ihrer Heimatgemeinde Geiselhöring errichtete      Heimer in Straubing August 2008 (Fotos:
                                                               Carsten Gronek).
sie eine Stiftung zur Einrichtung eines Altenheimes17).        Links: Eröffnungs-Anzeige für das Hotel
Am 16. Januar 1996 ist Helene Heimer im Alter von 85           Heimer im Straubinger Tagblatt vom
Jahren verstorben. Begraben wurde sie drei Tage später         24.10.1969, S. 31.
                                                               Unten: Eingangsbereich des Altenheims
an der Seite ihres Mannes auf dem Waldfriedhof in              in Geiselhöring April 2008 (Foto: Andrea
München. Kinder hatte das Ehepaar nicht.                       Gronek).
Seit 1990 hatte sich Helmut Schmid an diesem Unter-
nehmen beteiligt, nach Helene Heimers Tod kam sein
Sohn Ignaz hinzu. Die heutige Heimer-Schmid OHG
besteht seit 1996 mit Sitz in München. Die neuen Wirte
übernahmen neben dem Traditionsnamen auch die meis-
ten Angestellten, die teilweise bis heute dort beschäftigt
sind, wie Frau Schmid telefonisch bestätigte. Den Rest
des Jahres führen sie das 'Wirtshaus zur Weiß-Blauen
Rose' am Marienplatz18).
Die Biermarke wird bis heute im Heimer-Zelt verwendet
("...seit 50 Jahren dieselben", wie ein Angestellter be-
merkte; der Gegenwert betrug 2006 etwa 7,- Euro). Die
Bedienung erwirbt die Marken im Voraus und löst sie nach
und nach wieder ein, indem sie sie bei Bestellungen von
je einer Maß Bier am Tresen abgibt und dafür einen vol-
len Maßkrug für den Gast erhält. Dafür verbleibt der größ-
te Teil des vom Gast bezahlten Geldes mitsamt dem Trink-
geld direkt bei ihr. Das vereinfacht den Betrieb im Festzelt
erheblich. Dieses System ist eine rein interne Angele-
genheit, die Gäste bekommen die Marke nicht zu Gesicht.
Teilweise wurden (und werden) die Marken aber auch von
Firmen erworben und an Geschäftsfreunde und Angestell-

VI                                                              MNZ XXXVIII,2 (September 2008)
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
te weitergegeben, für Hendl gab es Pa-
                                                                                                                   piermarken von der Rolle, für Bier die
                                                                                                                   Aluminium-Marke. Ähnliche Biermarken
                                                                                                                   haben auch andere Festzeltbetreiber
                                                                                                                   auf dem Oktoberfest19). Auch die Firma
                                                                                                                   Heimer selbst hatte noch eine weitere
                                                                                                                   Marke in Gebrauch; unter der Nummer
                                                                                                                   17528 ist bei Menzel ein zweites Stück
Biermarken aus München:                                                                                            mit der Aufschrift 'Heimer' und 'Gut für
Messing-Wertmarke ohne Jahres- und Wertangabe (1895) beim Augustinerbräu. Vs.: Drei Zeilen Schrift,                1 Liter Bier' aus Messing (24 mm, zwei-
Umschrift, Perlkreis. Rs.: Leer, Perlkreis. 26 mm, 7,6 g. Hasselmann 25.VII.2; Menzel 17234.1.
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe für einen Liter Bier beim Festzelt Fischer-Vroni. Bds. Wert, Umschrift,
                                                                                                                   fach gelocht) aufgeführt20). Eventuell
Perlkreis. 25 mm, 3,1 g. Hasselmann -; Menzel 17430.1.                                                             war dies der Vorläufer der hier behan-
                                                                                                                   delten Marke. Näheres über dieses
                                                                                                                   Stück konnte bisher leider noch nicht in
                                                                                                                   Erfahrung gebracht werden.

                                                                                                                   Manchmal muss man etwas tiefer in die
                                                                                                                   Geschichte eintauchen, wenn man über
                                                                                                                   eine Marke etwas mehr als nur die Grö-
                                                                                                                   ße, das Gewicht und die Beschreibung
                                                                                                                   des Gepräges erhalten will. Am Ende ist
                                                                                                                   es jedoch schön, wenn man sagen
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe (1963) für eine Wiesn-Maß in der Hackerbräu-Festhalle beim Wirt Otto
                                                                                                                   kann, dass man nicht nur - mit den
Stumbeck. Vs.: Firmenwappen, Umschrift. Rs.: Wert, Umschrift. 26 mm, 5,2 g, halbmondförmige Lochung.               Worten des Altmeisters Grote - "quo
Hasselmann 676.II.2; Menzel 17500.2.                                                                               valeat nummus" herausgefunden hat,
Kupfer-Wertmarke ohne Jahres- und Wertangabe (1952) des Hofbräuhaus am Platzl. Vs.: Drei Zeilen Schrift,
dazwischen Verzierungen, Perlkreis. Rs.: Unterschrift des Wirtes Franz Trimborn zwischen Verzierungen,
                                                                                                                   sondern auch "quem praebeat usum".
Perlkreis. 22 mm, 4,9 g, dreieckige Lochung. Hasselmann 698.II.1; Menzel 17541.1.

                                                                                                                   Fußnoten:
                                                                                                                   1) Transpress Lexikon der Numismatik. Hg. von Heinz
                                                                                                                      Fengler, Gerhard Gierow und Willy Unger; Berlin 2.
                                                                                                                      Aufl. 1976, S. 259-260. Vgl. etwa auch Money
                                                                                                                      Trend 3/1977, S. 17; 6/1997, S. 7; 6/2005, S. 8
                                                                                                                      sowie Münzen & Papiergeld 3/1994, S. 15.
                                                                                                                   2) Blätter für Münzfreunde 12 (1876), Sp. 385-386.
                                                                                                                   3) Peter Menzel: Notmünzen und Geldersatzmarken
                                                                                                                      von Bayern 1840 bis 1998 (Notmünzen und Geld-
                                                                                                                      ersatzmarken, Bd. 4); Gütersloh 1999, S. 273
                                                                                                                      bzw. Peter Menzel: Deutschsprachige Notmünzen
                                                                                                                      und Geldersatzmarken im In- und Ausland 1940
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe (1968) für einen Liter Bier in der Hühnerbraterei von Xaver Mückl inner-          bis 2002. Bd. 1; Gütersloh 2005, S. 797.
halb der Hofbräuhaus-Festhalle. Vs.: Hühnerbrater mit zwei gebratenen Hendln am Stecken, Umschrift, Perlkreis.     4) Numismatisches Nachrichtenblatt 10/1987, S. 271
Rs.: Firmenwappen, darunter Schrift ‘1 Liter’, Perlkreis. 22,5 mm, 4,8 g, halbmondförmige Lochung. Hasselmann         bzw. 3/1988, S. 83.
434.I.2; Menzel 17543.2.                                                                                           5) Wolfgang Hasselmann: München. Marken und Zei-
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe (1925) für einen halben Liter Bier im Löwenbräukeller. Vs.: Umschrift,            chen; Gütersloh 1998, S. 185. Die Firma ist jedoch
Perlkreis. Rs.: Wert, Perlkreis. 25x25 mm, achteckig, 5,2 g. Hasselmann 381.XVI.1; Menzel 17668.1.                    nicht wie dort angegeben 1979 erloschen, wie im
                                                                                                                      folgenden Text noch zu zeigen ist.
                                                                                                                   6) So ein Eintrag auf der Rückseite der Aufenthalts-
                                                                                                                      Anzeige des Metzgerlehrlings Josef Heimer in
                                                                                                                      Augsburg 1928.
                                                                                                                   7) Augsburg: Aufenthalts-Anzeige des Metzgerlehr-
                                                                                                                      lings Josef Heimer in Augsburg 1928 (Hinweis von
                                                                                                                      Karl Rosengart, Stadtarchiv Augsburg, am 1.7.
                                                                                                                      2008; siehe auch Abbildung S. II im vorliegenden
                                                                                                                      Beitrag). Memmingen: Zuschrift von Christoph En-
                                                                                                                      gelhard, Stadtarchiv Memmingen, am 20.6.2008.
                                                                                                                      Zusmarshausen: Auskunft von Frau Kohler, Ge-
                                                                                                                      meindeverwaltung Zusmarshausen, am 29.5.
                                                                                                                      2008.
Kupfer-Wertmarke ohne Jahresangabe (1955) für eine Maß Bier im Löwenbräukeller beim Wirt Xaver Heil-               8) Vgl. Hasselmann: München, S. 185.
mannseder. Vs.: Firmenwappen, Umschrift, Perlkreis. Rs.: Voller Maßkrug, Perlkreis. 25,5 mm, 5,3 g. Hassel-        9) Auskunft von Anton Löffelmeier, Stadtarchiv Mün-
mann 248.I.1; Menzel 17672.1.                                                                                         chen, am 14.11.2005. Die Gaststätte wurde im
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe (1958) für eine Maß Bier im Löwenbräukeller beim Wirt Xaver Heil-                 November 1900 unter dem Namen 'Restauration
mannseder. Vs.: Firmenwappen, Umschrift, Perlkreis. Rs.: Wert, Perlkreis. 25,5 mm, 4,2 g. Hasselmann 248.II.1;        Nymphe' eröffnet. In den folgenden Jahrzehnten
Menzel 17672.6.                                                                                                       wechselte sie nicht weniger als elf Mal ihren Na-
                                                                                                                      men, heute heißt sie 'Romans'. Zur Geschichte der
                                                                                                                      Gaststätte siehe Geschichtswerkstatt Neuhausen
                                                                                                                      (Hg.): Die Nymphenburger Straße. Geschichte -
                                                                                                                      Entwicklungen - Ereignisse. Vom Stiglmaierplatz
                                                                                                                      zum Grünwaldpark; München 2003, S. 140 und
                                                                                                                      Neuhauser Werkstatt-Nachrichten 8 (Sommer
                                                                                                                      2002), S. 10-11. Im Straubinger Tagblatt vom
                                                                                                                      14.8.1986 und vom 19.1.1996, S. 22 wurde be-
                                                                                                                      richtet, das Ehepaar hätte ein Wirtshaus in der Ge-
                                                                                                                      meinde Grünwald gepachtet, was offensichtlich auf
                                                                                                                      der Namensverwechslung Grünwald - Grünwald-
                                                                                                                      park beruht. Der Name Heimer taucht in Grünwald
                                                                                                                      laut Auskunft von Ulrike Grammel, Gemeinde-
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe (1891) für einen Liter Bier im Restaurant ‘Milchhäusl’. Vs.: Wert,                archiv Grünwald, am 23.7.2008, in den Chroniken,
Umschrift, Perlkreis. Rs.: ‘Schützenlisl’ (nach Friedrich August Kaulbach) in Wein- und Gerstenkranz, Perlkreis.      Personenregistern, Gewerbean- und -abmeldun-
24 mm, 3,2 g. Hasselmann 424.I.1; Menzel 17847.2.                                                                     gen, der Sterbebildsammlung und der Sammlung
Messing-Wertmarke ohne Jahresangabe (1892) für einen Liter Bier in der Gastwirtschaft ‘Zum Thomasbräu’. Vs.:          'Grünwalder Porträts' und auch in den Unterlagen
Zwei Zeilen Schrift, Perlkreis. Rs.: Wert, Umschrift, Perlkreis. 24 mm, 3,3 g. Hasselmann 690.IV.1; Menzel            des Einwohnermeldeamtes nicht auf.
17952.2 (alle Stücke: Bestand Münzgalerie München).                                                                10) Straubinger Tagblatt, 4.8.1986.

MNZ XXXVIII,2 (September 2008)                                                                                                                                       VII
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
11) Straubinger Tagblatt, 19.1.1996, S. 22.
12) Richard Süßmeier: Der Napoleon der Wirte. Geschichten aus dem Leben eines Münchner Originals. Aufgezeichnet von Bernd Dost; Heidelberg 2007,
  S. 143-144.
13) Freising: Hinweis von Erich Bröckl, Ordnungsamt der Stadt Freising, am 27.7.2008. Trostberg: Information von Irene Thür, Gemeindeverwaltung Trost-
  berg, am 1.7.2008. Das Zitat aus dem Trostberger Tagblatt vom 12.9.2005. Wasserburg a. Inn: Auskunft von Matthias Haupt, Stadtarchiv Wasserburg
  a. Inn, am 3.7.2008. In der Wasserburger Zeitung vom 31.5.1977, S. 15 ist angegeben, dass Helene Heimer "als altbewährte Festwirtin nun zum 23.
  Mal für das leibliche Wohl der Frühlingsfestgäste sorgt". 1981 wurde ein neues Heimer-Zelt eingeweiht, das sogar von Stadtpfarrer Ludwig Bauer geseg-
  net wurde (Wasserburger Zeitung vom 4.6.1981). Grafing: Hinweis von Bernhard Schäfer, Stadtarchiv Grafing, am 1.9.2008. Rosenheim: Telefonische
  Auskunft von Frau Schmid von der Heimer-Schmid OHG am 16.4.2005. Angefragt mit jeweils negativer Antwort wurde außerdem bei den Gemeinde-
  behörden und Stadtarchiven von Augsburg, Bad Aibling, Dachau, Dingolfing, Erding, Landsberg a. Lech, Landshut, Moosburg a. d. Isar, Mühldorf a. Inn,
  Regensburg, Taufkirchen, Weilheim und Wolfratshausen.
14) Für Informationen danke ich Max Riedl von der Straubinger Ausstellungs- und Veranstaltungs GmbH, am 13.9.2005 und 20.8.2008. Vgl. auch
  www.gaeubodenvolksfest.de.
15) Information von Janine Brandt, Tourismusamt München, am 30.4.2008. Das Landwirtschaftsfest ist die größte Landwirtschaftsschau Deutschlands,
  vgl. auch www.zlf.de.
16) Hotel Heimer, Schlesische Straße 131, 94315 Straubing, vgl. www.hotel-heimer.de. In der Stadt Straubing war Helene Heimer ebenfalls offiziell gemel-
  det, und zwar seit 25.3.1970 als Hotelbesitzerin, nicht als Festwirtin. Auskunft von Thomas Biermaier, Stadtarchiv Straubing, am 29.5. und 2.7.2008.
17) Seniorenwohn- und Pflegeheim, Breslauer Straße 23, 94333 Geiselhöring.
18) Siehe www.Oktoberfest.de/de/14/content/heimer sowie www.zur-weiss-blauen-rose.de.
19) Vgl. etwa Wertmarkenforum 1/2005, S. 3-5 und 1/2006, S. 1-2 sowie MünzenRevue 3/1989, S. 232 Nr. 195 und 7/1989, S. 648.
20) Menzel: Deutschsprachige Notmünzen. Bd. 1, S. 802.

Oben links: Todesanzeige für Josef Heimer im Münchner Merkur vom 27.9.1966, S. 17.
Oben rechts: Todesanzeige für Helene Heimer in der Süddeutschen Zeitung vom 18.1.1996, S. 24.
Unten links: Nachruf auf Helene Heimer im Straubinger Tagblatt vom 19.1.1996, S. 22.
Unten rechts: Das Grab von Josef und Helene Heimer auf dem Waldfriedhof in München (Alter Teil, Sektion 217, Reihe W, Grab 32a-b) im Juni 2006. Auf dem Grabstein steht
die Inschrift “Bleib Du im ewgen / Leben mein / guter Kamerad”. Als Bildhauer steht auf der Seite des Grabsteins der Name Häusslein. Dargestellt ist der Hl. Franz von Assisi,
der den Vögeln und den Tieren predigt (darunter auch der Foxterrier von Josef Heimer) (Fotos: Achim Feldmann).

VIII                                                                                                                                  MNZ XXXVIII,2 (September 2008)
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
Das unbekannte Stück (3)
Die Münzgalerie München hat in ihren Beständen noch das eine oder andere Stück schlummern, das sie bisher aus
diesem oder jenem Grund nicht zuordnen und bestimmen konnte. An dieser Stelle soll immer wieder einmal eines
dieser unbekannten Stücke vorgestellt und abgebildet werden. Vielleicht weiß einer der Leser ja die Lösung oder hat
zumindest einen Tipp, den man aufgreifen könnte. Wir sind für jede Information dankbar.

Nachdem nach der ersten Folge keinerlei Rückmeldungen gekommen sind, war die Ausbeute nach unserer zweiten
Folge sehr viel besser. Bernd Müller aus Siegburg erkannte, dass Stil und Machart der beiden Medaillen U3 und U4
denjenigen Stücken ähnelte, die er bei der Auktion der Teutoburger Münzauktion 34 (9.-10.3.2007) gesehen hatte
(S. 107 Nr. 4958). Dort ist ein Ehepaar Ami und Walter Koestel in ähnlicher Weise dargestellt worden. Allerdings ist
hier als Signatur ein H.R. angegeben, was sich eventuell mit Heinz Rodewald aus Dresden auflösen ließe. Frank
Berger vom Historischen Museum Frankfurt konnte einige Einzelheiten zu den dargestellten Personen und den Me-
daillen beitragen, die er von dem Sohn des porträtierten Ehepaares, Peter Frhr. von Leonhardi, erfahren hatte: "Die
Dargestellten sind das Ehepaar von Leonhardi, eine alteingesessene Frankfurter Familie. (...) Die Familie bewohnt
das Gut Karben in Karben unweit Frankfurt am Main. Die Sitzung zu der Medaille war im Mai/Juni 1963 oder 1964
bei einem Medailleur in Bayern auf der Rückkehr von einem Urlaub in Meran. An den Namen kann der Sohn sich
nicht mehr erinnern. Die Medaille liegt in Familienbesitz mehrfach vor. Der Vater ist darauf 67 Jahre alt, die Mutter
64 Jahre. Die Medaillen hatten keinen Anlass (Silberhochzeit o. ä.), sondern es handelte sich um eine Tradition in
der Familie, sich per Medaille porträtieren zu lassen."
Herzlichen Dank für diese Hinweise!

Bei den unbekannten Stücken (3) handelt es sich diesmal um drei Personen (die teilweise sogar mit Namen benannt
sind) und um ein Gebäude (das leider nicht benannt ist).

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Das erste Stück U6 ist eine flacher Bronze-Hohlguss, der rückseitig mit einem Draht zum Aufhängen versehen ist.
Er zeigt ein ausdrucksstarkes Porträt einer (trauernden?) Dame nach rechts. Die Maße sind 110 mm und 53,4 g.
Die zweite Medaille U7 ist eine Zinn-Prägung, die laut Signatur bei Deschler (München) hergestellt wurde. Sie hat
einen Durchmesser von 41 mm und wiegt 24,9 g. Dargestellt ist Albrecht Volkhart (1804-1863), der "treue Kämpfer
für Licht, Wahrheit und Recht" (so der Text der Rückseite). Eigentlich genug Anhaltspunkte für eine Bestimmung.
Leider ist dieser Name in diversen Lexika und numismatischen Veröffentlichungen trotzdem nicht zu finden gewe-
sen.
Die Personenmedaille U8 besteht aus Bronzeguss und zeigt das Brustbild eines gewissen J. Gyllenborg nach rechts.
Die Medaille ist 90 mm groß und wiegt 232,8 g. Die Medailleurssignatur ist ein einfaches 'C'. Der Perücke und Be-
kleidung nach muss das Stück aus dem späten 17. oder frühen 18. Jahrhundert stammen, dem Namen des Dar-

MNZ XXXVIII,2 (September 2008)                                                                                     IX
Kleine Marke, großes Zelt - Münstersche NUMISMATISCHE ZEITUNG
U8     U9

gestellten nach vielleicht aus Schweden oder Dänemark. Das Stücke ist einseitig, es ist aber anzunehmen, dass die
ursprüngliche Medaille zweiseitig gewesen ist.
Die Gebäudemedaille U9 ist ein eher modernes Guss-Stück, vielleicht aus den 1960er-Jahren. Es ist 75 mm groß,
105,6 g schwer und besteht aus versilberter Bronze. Abgebildet ist die Vorderfront eines Schlossgebäudes mit
Zufahrt, beiderseits zwei Fahnen, oben und unten je drei Wappenschilde (vermutlich Zunftwappen). Der Medailleur
heißt R. Schmidt. Auf der Rückseite könnte vielleicht eine Gravur angebracht worden sein.                     AF

Medaillen, Abzeichen und Erinnerungsstücke auf Otto von Guericke
Inzwischen ist zu den Guericke-Medaillen eine weitere Veröffentlichung erschienen (Eckbert Busch: Otto von
Guericke auf Medaillen, Münzen und Notgeldscheinen. Ergänzungen und neue Stücke, in: monumenta guerickiana
16/17 (2008), S. 159-179). Der Verfasser hat seine Informationen offensichtlich auch aus der in unserer Zeitschrift
veröffentlichten Beitragsserie geschöpft, hat dies aber nicht einzeln kenntlich gemacht, sondern sich mit einem pau-
schalen Hinweis und einer Literaturangabe im Anhang begnügt. Eigentlich entspricht dies nicht den üblichen
Gepflogenheiten. Eine genauere Bewertung soll in der nächsten Ausgabe folgen.

Das Letzte zum Schluss

Für Sie gefunden: Werbung für die Müns-
tersche Numismatische Zeitung an einem
Streugutcontainer in einer Großwohn-
siedlung in München-Moosach.

X                                                                                        MNZ XXXVIII,2 (September 2008)
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