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Das IHK-Magazin für München und Oberbayern www.ihk-muenchen.de wirtschaft 12/2018 Standort Der Koalitionsvertrag im IHK-Check Elly Seidl Zwischen Tradition und Digitalisierung Einzelhandel Fair und ökologisch im Netz Smarte Helfer Wie Firmen künstliche Intelligenz einsetzen
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EDITORIAL Foto: Faces by Frank Neid zerstört Dr. Eberhard Sasse Vorbilder Präsident der IHK für München und Oberbayern Als Unternehmer wünschen wir uns häu- fall für sein Spiel und dem Wissenschaft- fig von unseren Mitarbeitern, dass sie ler der (Nobel-)Preis für seine Forschung unternehmerisch denken. Da derlei nicht neidlos gewährt werden. als Schulfach gelehrt wird, bleibt uns auf Am Ende des Tages hilft Missgunst kei- Dauer nichts anderes übrig, als selbst zum nem weiter. Wer sie empfindet, wird sie Vorbild zu werden – zum lebendigen An- nicht los. Und wem sie entgegenschlägt, schauungsmaterial, „wie Unternehmer der wird in seiner Klugheit versuchen, geht“. künftige Erfolge zu verstecken, zu ver- Das macht die Erfüllung des Wunsches meiden – oder sie an Orten zu erzielen, wo nicht einfacher. Im Gegenteil. Wir müs- man sich darüber freut. Alle drei Optionen sen uns dafür im laufenden Betrieb einem sind schädlich für die Wirtschaft bei uns. Controlling unseres Handelns auf allen Vor allem, weil uns dann die Vorbilder ver- Mitarbeiterebenen stellen. Dazu kommt loren gehen und mit ihnen ihr Talent, um als logische Konsequenz des Dialogs mit das wir sie gern „beneiden“. Als Gegen- den Mitarbeitern und des lernenden Un- mittel taugt, immer wieder bewiesen, der ternehmens: Solche Vorbilder sollen keine Ehrbare Kaufmann ganz vorzüglich als identischen Nachahmer erzeugen, wie sie Orientierungspunkt. Nicht von ungefähr sich der Turnlehrer bei der Riesenfelge hat ihn die IHK in ihr Leitbild integriert am Hochreck wünscht. Sondern das Vor- und weiß sein Vorbild zu schätzen, das Uh- bild soll die Bereitschaft wecken, Fragen ren und Autos souverän überstrahlt und zu stellen und Antworten zu erarbeiten. die Missgünstigen entwaffnet. Wenn da nicht eine hierzulande sehr aus- geprägte Eigenschaft wäre: die Missgunst. Da schaut man lieber darauf, welche Uhr jemand am Arm trägt oder mit welchem Auto einer durch die Gegend fährt, als dass man dessen Leistungen betrachtet. Dass dies so ist, liegt in der Natur der Sa- che: Einem anderen etwas nicht zu gön- nen ist leichter, als dessen Erfolg ehrlich zu bewerten und anzuerkennen. Seltsa- merweise ist Missgunst auf dem Feld der Wirtschaft und des Unternehmertums wohlfeil, während einem Musiker der Bei- Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 3
I NHALT NAMEN + NACHRICHTEN Foto: sdecoret_Fotolia.com 6 IHK-Bildungsexpress Ausbildungsmesse auf Schienen PERSONEN + PERSPEKTIVEN 10 „Wir ticken anders“ Unternehmer Armin Bastl baute eine Agentur für Branding und Namensfindung auf, die auch in Shanghai präsent ist TITELTHEMA 12 Künstliche Intelligenz Wie Mittelständler aus verschiedenen Branchen die Technologie einsetzen 12 SMARTE HELFER 16 Interview KI-Experte Jörg Bienert über Chancen für kleinere Firmen Unternehmen jeder Größe können künstliche Intelligenz nutzen, um Geschäftsprozesse zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern 18 Steuern 5.0 Künstliche Intelligenz als Helfer in der Steuerabteilung STANDORTPOLITIK Foto: Wolf Heider-Sawall 20 „Wirtschaft first genügt nicht“ IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen zieht Bilanz 23 Koalitionsvertrag im IHK-Check Die Vereinbarungen aus Sicht der bayerischen Wirtschaft 26 Bildung IHK erweitert Engagement für „Haus der kleinen Forscher“ 28 Mobilität Was kann München von anderen europäischen Metropolen lernen? Teil 2: London 30 Kompetenzcheck Onlinetool ermittelt Qualifikation und Talente von 32 EXPORTPREIS Geflüchteten Reinhard Schmidt und Stephanie Gundlage zeigen mit ihrer Firma econ UNTERNEHMEN + MÄRKTE industries services, wie sich ein erfolgreiches Auslandsgeschäft aufbauen lässt 32 Exportpreis Ausgezeichnete Dienstleistung: econ industries services Foto: Gorodenkoff_Fotolia.com 36 Uruguay Attraktiv für oberbayerische Unternehmen 38 Elly Seidl Schokoladenmanufaktur zwischen Tradition und Digitalisierung 40 Generationswechsel Eine Nachfolgelösung mit Aktien 42 Gesundheitswesen Die Sieger des IHK-Start-up-Slams BETRIEB + PRAXIS 44 Einzelhandel 50 CYBERATTACKE Wie sich E-Commerce und Nachhaltigkeit vereinen lassen Sabotage, Datendiebstahl, Spionage – bei IT-Angriffen gilt es, schnell zu 48 Unternehmenskultur reagieren. Spezialisten bei Polizei und Verfassungsschutz helfen dabei Ein Audit hilft, das Arbeitsumfeld zu verbessern 4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
I N H A LT 50 Cyberattacke RUBRIKEN Tipps und Anlaufstellen für den Notfall 3 Editorial 52 Steuern 8 IHK Digital Geplante Änderungen zum Jahreswechsel 76 Veranstaltungen/Firmenindex 54 Wohnimmobilienverwalter 76 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen Antrag für die neue Erlaubnispflicht – Veränderung in den IHK-Regionalausschüssen 56 Kommunikation München (Landkreis ) und Ebersberg Gesetzliche und ethische Regeln für Werbung 77 Ehrungen 60 Nachhaltigkeit 78 Veranstaltungen/Marktteil Wie sich Recyclingbaustoffe einsetzen lassen 80 Kulturtipps und -termine EVENTS 82 Vorschau/Impressum 72 Highlights in Oberbayern Folgen Sie uns IHK-Wirtschaftsempfang, Azubi-Feier und Sachverständigentag fb.com/ihk.muenchen.oberbayern DA SCHAU HER @IHK_MUC 74 Deutsches Museum Das IHK-Magazin gibt es auch online: Traditionsreiches Haus mit ambitionierten Zukunftsplänen www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin VERLAGSSONDERSEITEN Verlagsbeilagenhinweis: ad4you GmbH; Telefónica Germany GmbH & Co. oHG 63 Immobilien Unsere Förderanlagen. Automatisch, innovativ, wirtschaftlich & leise. Nächste Messen: LogiMAT 19.02.-21.02.2019 Wir beraten Sie gerne. FachPack 24.09.-26.09.2019 www.haro-gruppe.de
NAM EN & NACHRIC HTEN IHK-Bildungsexpress PERSONALIA Ausbildungsmesse auf Schienen Audi AG Mit einem neuen Teilnehmerrekord war der 80 unterschiedliche Ausbildungsberufe, Rothenpieler neuer Technikvorstand IHK-Bildungsexpress wieder von Mühldorf diese Vielfalt kommt bei den Schülern und Hans-Joachim nach Salzburg unterwegs. Über 200 Schüler ihren Eltern an. Foto: Audi AG Rothenpieler (61) ist nahmen gemeinsam mit einem Elternteil an Nach Ansicht der Unternehmerin aus seit 1. November 2018 der Fahrt teil und informierten sich über Schwindegg gibt es noch einen weiteren Vorstand Technische Ausbildungschancen und Praktikumsplätze Grund für die seit Jahren hohe Teilnehmer- Entwicklung der bei regionalen Unternehmen aus den Land- zahl. „Im Gegensatz zu anderen Formaten Audi AG, Ingolstadt. kreisen Altötting und Mühldorf. wie beispielsweise Berufsmessen ist der Er folgt auf Peter „Das große Interesse der Betriebe am Bildungsexpress keine schulische Pflicht- Mertens (57), der aus gesundheitlichen IHK-Bildungsexpress ist ungebrochen“, veranstaltung“, so Obermeier-Osl. „Unsere Gründen ausschied. Rothenpieler war sagt Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzen- Teilnehmer sind alles Jugendliche, die sich im Volkswagenkonzern unter anderem de des IHK-Regionalausschusses Altöt- über ihre berufliche Zukunft Gedanken ma- Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung ting-Mühldorf und IHK-Vizepräsidentin. chen und Interesse am Gespräch mit den von Skoda, Vorstandsmitglied Tech- Mit 34 Unternehmen und Institutionen sei Betrieben haben. Das Matching zwischen nische Entwicklung bei Bentley und der Zug wieder einmal voll ausgelastet ge- Schülern und Unternehmen passt nahezu Entwicklungsvorstand bei Volkswagen wesen. Gemeinsam präsentierten sie über perfekt.“ Nutzfahrzeuge. www.audi.com Foto: IHK BAUER Maschinen GmbH Kaub übernimmt Vorsitz Rüdiger Kaub (55) Foto: Bauer Gruppe ist seit 1. Dezember 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung der BAUER Maschinen Nächster Halt GmbH, Schroben- Ausbildung – hausen. Kaub tritt die Schüler infor- Nachfolge von Dieter Stetter (61) an, mierten sich im der ab 1. Januar 2019 die BAUER IHK-Bildungsex- Technologies Far East Gruppe führt. press über ver- www.bauer.de schiedene Berufe Siemens AG Maier ist neue Leiterin Compliance Oberbayern Martina Maier (52) Niedrige Gewerbesteuern stärken den Standort Foto: Emmanuel Laurent leitet seit 1. Dezem- ber 2018 die globale Die oberbayerischen Kommunen nahmen über dem Vorjahr um einen Prozentpunkt Compliance-Abteilung im vergangenen Jahr 4,8 Milliarden Euro auf 334 Prozent. Er liegt damit sowohl der Siemens AG, Gewerbesteuer ein. 31 der 500 gewerbe- unter dem bayerischen Durchschnitt (339 München. Zuvor war steuerberechtigten Städte und Gemeinden Prozent) als auch unter dem bundesweiten sie für den Techno- hatten die zugrunde liegenden Hebesätze Mittel (364 Prozent). Den höchsten Satz in logiekonzern als Leiterin der Abteilung im vergangenen Jahr angehoben. Nur in Oberbayern hatte 2017 erneut München Kartellrecht tätig. Sie folgt auf Klaus drei Fällen sanken die Hebesätze. mit 490 Prozent. Den niedrigsten Hebe- Moosmayer (49), der das Unternehmen Eberhard Sasse, Präsident der IHK für satz (240 Prozent) erhoben die Gemeinden auf eigenen Wunsch verlassen hat. München und Oberbayern, warnt vor wei- Grünwald (Landkreis München), Pöcking Martina Maier kam nach Stationen bei teren Erhöhungen: „Die Gewerbesteuer (Landkreis Starnberg) und Stammham einem global agierenden Konsumgü- ist kein Mittel, um kommunale Haushalte (Landkreis Altötting). terkonzern und als Partner bei inter- zu sanieren oder Finanzlöcher zu stopfen.“ Die IHK-Broschüre „Gewerbesteuer in national tätigen Anwaltskanzleien im Jede Gemeinde sei in der Pflicht, besonders Oberbayern“ mit rechtlichen Grundlagen September 2017 zu Siemens. sorgfältig mit ihrer wichtigsten Einnahme- und allen oberbayerischen Hebesätzen ist www.siemens.com quelle umzugehen. Der durchschnittliche verfügbar unter: Hebesatz in Oberbayern stieg 2017 gegen- www.ihk-muenchen.de/gewerbesteuer 6 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
N A ME N & N A C H RI C H T E N Energiewende Mehr Stromausfälle und weiter steigende Preise KURZ & KNAPP Die Betriebe im Freistaat bewerten die 42 Prozent der Unternehmen klagen in der Tourismus Energiewende negativ. Auf einer Skala von Umfrage über steigende Strompreise in den Bayern weiter im Trend plus/minus 100 beurteilen die Firmen die vergangenen zwölf Monaten. 14,5 Prozent Das Bayerische Landesamt für Statistik Auswirkungen der Energiewende auf die berichten außerdem über Stromausfälle, meldet weiter steigende Touristenzah- eigene Wettbewerbsfähigkeit mit minus die länger als drei Minuten dauerten. Im- len in Bayern. Von Januar bis August 4,7 Punkten, die Industrieunternehmen so- mer mehr Betriebe denken deshalb an eine 2018 stieg die Zahl der Gästeankünfte in gar mit minus 6,25 Punkten. Das zeigt eine Produktionsverlagerung ins Ausland: 28,3 Bayern gegenüber dem Vorjahreszeit- aktuelle Umfrage des Bayerischen Indus- Prozent der befragten Industriebetriebe ha- raum um 4,9 Prozent auf 26,4 Millionen. trie- und Handelskammertags (BIHK). Auf ben in diesem Jahr eine Verlagerung ihrer Die Anzahl der Übernachtungen erhöhte Bundesebene liegt der Wert bei minus 2,1. Produktion ins Ausland geplant oder diese sich um 4,5 Prozent auf 67,3 Millionen. Die Ergebnisse sind alarmierend. bereits durchgeführt. www.statistik.bayern.de 5G Energie-Scouts Skeptische Mobilfunker IHK München gewinnt Bayerischen Energiepreis Die nächste Mobilfunkgeneration 5G verspricht attraktive Marktchancen für Rund 250 Auszubildende haben seit 2014 Kältetechnik. Aber auch Mitarbeiterhand- die Netzbetreiber. Laut einer aktuellen als Energie-Scouts in ihren oberbayeri- bücher zum Energiesparen oder die Instal- Umfrage der Unternehmensberatung schen Lehrbetrieben beim Einsparen von lation von Solarzellen gehören dazu. Bain & Company, München, beurteilen die Vorstände der 20 weltweit größten Ressourcen geholfen. Die IHK für München Mobilfunkunternehmen den LTE-Nachfol- und Oberbayern hat dafür in Nürnberg jetzt Foto: Bayern Innovativ; Foto S. Wawarta ger dennoch skeptisch. Sie sehen keinen den Bayerischen Energiepreis in der Kate- unmittelbaren Nutzen für ihr Geschäft gorie Bildungsprojekte erhalten. und fürchten hohe Investitionskosten. In dem Projekt schult die IHK Auszubil- www.bain.de – Suchbegriff „5G“ dende zu Energie-Scouts, die systematisch Einsparmöglichkeiten im Betrieb suchen, Bundesurlaubsgesetz durchrechnen, umsetzen und dokumentie- Wie viel steht Mitarbeitern zu? ren. Die Unternehmen sparen damit bares Der Gesetzgeber schreibt einen Mindest- Geld. erholungsurlaub von 24 Tagen pro Jahr Energie-Scouts schlossen bereits in knapp vor, bezogen auf eine Sechstagewo- 100 oberbayerischen Unternehmen Pro- Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit Björn che. Der gesetzliche Mindestanspruch jekte erfolgreich ab. Meistens geht es um Athmer und Norbert Ammann, die den Preis für die beträgt also vier Wochen. Bei einer effizientere und sparsamere Beleuchtung, IHK entgegennahmen, sowie Ministerialdirigent Fünftagewoche sind es somit mindestens Heiz- und Druckluftsysteme, Pumpen oder Rudolf Escheu (v.l.) 20 Tage pro Jahr. Aus den Regelungen eines anwendbaren Tarifvertrags oder des individuellen Arbeitsvertrages Wohnungsbau können sich mehr Urlaubstage ergeben. Schlankere Bauordnung gefordert Unterschreiten darf der Arbeitgeber die Vorgaben des Bundesurlaubsgesetzes in Die Preise für Neubauwohnungen in Bay- Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des keinem Fall. Infos unter: ern sind weiter gestiegen. Von August 2017 Bayerischen Industrie- und Handelskam- www.ihk-muenchen.de/urlaub bis August 2018 erhöhten sie sich um 4,9 mertags (BIHK). „Deswegen fordern wir Prozent, so das bayerische Landesamt für Verkaufsanreize für Grundstücke aus pri- Statistik. Sowohl die Preise für Rohbauar- vater Hand, zum Beispiel über steuerliche beiten (+5,8 Prozent) als auch die für Aus- Freibeträge bei Verkäufen an Kommunen.“ Waren im Wert von bauarbeiten (+4,2 Prozent) legten zu. Als längst überfällig bewertet er die ange- 144 Milliarden Euro „Fehlende Flächen für den Wohnungs- kündigte schlankere und vereinheitlichte bau und die daraus resultierenden hohen Bauordnung sowie die deutschlandweite exportierten bayerische Firmen in Grundstückspreise sind die größten Hür- Einführung eines digitalen Bauantrags: den ersten neun Monaten 2018 – den für die Bau- und Immobilienwirtschaft, „Damit können die Bürokratielasten für 0,8 Prozent mehr als im die steigende Nachfrage nach Wohnraum Bauherren deutlich gesenkt und Verfah- Vorjahreszeitraum. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Eigenheimen zu befriedigen“, sagt ren beschleunigt werden.“ Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 7
www.ihk-muenchen.de Brexit –HABEN KRAFT IDEEN und Oberbayern Foto: AA+W_fotolia.com jetzt vorbereiten 175 Jahre IHK Die Uhr tickt. Wie sehen die Beziehungen zwischen Zum der EUJubiläum und dem richtet die IHKKönigreich Vereinigten den Blick innach die Zukunft. dem Foto: IHK für München Insgesamt sechs Vortragsevents in besonderen 29. März 2019 aus? Unternehmer können sich auf der Locations – das sind informieren, IHK-Brexit-Webseite die IHK Talks.wie Jede sieVeranstaltung ihre Firma greift schon jetzt auf den Ausstieg Großbritanniens ausfür ein Thema auf, das von großer Bedeutung der die Zukunft unserer EU vorbereiten Welt ist. Lassen Sie sich können. inspirieren und feiern Sie mit. www.ihk-muenchen.de/brexit www.ihk-muenchen.de/175 AKTUELL ONLINE E-Commerce: IHK Weiterbringer Machen Sie Ihren Onlineshopsind Weiterbringer weihnachtsfest! wie ein Kompass: Sie geben eine Datenschutz-Grundverordnung DSGVO Wohnimmobilienverwalter Die Schonfrist ist um: Seit 25. Mai 2018 ist die Daten- Richtung vor, an der sich andere orientieren können. Onlinehändler erzielen gut 27 Prozent ihres Jahres- Sie prägen andere Menschen und beeinflussen de- Jetzt online Erlaubnis beantragen schutzgrundverordnung (DSGVO) unter: in Kraft. Worauf umsatzes im November und Dezember. Höchste Zeit ren beruflichen Werdegang positiv. Ab sofort sam- müssen Firmen jetzt achten? www.ihk-muenchen.de/wohnimmobilienverwalter also, den eigenen Onlineshop für das Weihnachts- meln wir Geschichten von Weiterbringern und jenen, geschäft fit zu machen. Was gibt es zu beachten? die bereits einen Schritt „weiter“gekommen sind. www.ihk-muenchen.de/dsgvo www.ihk-muenchen.de/onlineshop Verpackungsgesetz ihkweiterbringer.de Neue Registrierungspflicht für Unternehmen ab 2019 Fußball-WM: Wie darf – die aktuellen Vorschriften ich werben? im Überblick: www.ihk-muenchen.de/verpackung Wenn Unternehmen ihre Produkte und Dienstleis- LINKS DES MONATS tungen im Kontext der Weltmeisterschaft vermarkten möchten, gilt es, einige Betriebliches Gesundheitsmanagement Auswirkungen derSpielregeln zu beachten. Digitalisierung Gewerbeerlaubnisse der IHK – Anträge und Infos Sonst kann eine WM-Werbekampagne richtig teuer www.ihk-muenchen.de/gesundheitsmanagement www.ihk-muenchen.de/gewerbeerlaubnisse auf den Arbeitsmarkt werden. ifo-Studie im Auftrag der IHK: Digitalisierung bringt AGB gestalten Ausfuhr von Waren mit Carnet A.T.A. Beschäftigungswachstum www.ihk-muenchen.de/fussball-wm www.ihk-muenchen.de/agb www.ihk-muenchen.de/carnet www.ihk-muenchen.de/arbeitsmarkt-bayern Public Viewing Gesetzlicher Urlaubsanspruch Alles über außergerichtliche Streitbeilegung Befristete Teilzeit – Brückenzeit Sie wollen in Ihrem Unternehmen die Spiele der www.ihk-muenchen.de/urlaub www.ihk-muenchen.de/mediation Der Bundestag Fußball-WM imhat TV am oder18. aufOktober 2018 die Großbildleinwand über- Einführung einer Brückenteilzeit beschlossen. tragen? Beim Public Viewing gibt es viele Auflagen Arbeitszeugnis Auszubildende einstellen – so geht's! Was Unternehmen jetzt wissen müssen. der FIFA. www.ihk-muenchen.de/arbeitszeugnis www.ihk-muenchen.de/ausbildungsvertrag www.ihk-muenchen.de/teilzeit www.ihk-muenchen.de/publicviewing Digitalisierung juristischer Arbeitsprozesse Businessplan – Anleitung und Mustervorlagen www.ihk-muenchen.de/legaltech www.ihk-muenchen.de/businessplan Folgen Sie uns! uns Kündigung rechtssicher gestalten Überblick zur Innovationsförderung fb.com/ihk.muenchen.oberbayern www.ihk-muenchen.de/kuendigung www.ihk-muenchen.de/innovationsfoerderung Foto: Flavio Takemoto/freeimages.com @IHK_MUC IHK-Newsletter und IHK-Magazin Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: www.ihk-muenchen.de/newsletter Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin 8
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P E R SONEN & PERS P EKTIVEN | UN TER N E H ME R P R O FI L Foto: Marion Vogel Sieht seine Firma als lebendigen Organismus – Unternehmer Armin Bastl 10 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
U N T E R N E H ME R P R O FI L | P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N „Wir ticken anders“ Mit viel Gespür für technologische Trends und Markenentwicklung hat Armin Bastl eine erfolgreiche Agentur für Branding und Namensfindung aufgebaut, die auch in Shanghai präsent ist. HARRIET AUSTEN G leich am Eingang hängt eine chine- Seit der Kindheit sind nicht nur Klavier, Gi- bemerkt Bastl schmunzelnd. Da er nach sische Kalligrafie, die „viel Glück in tarre und Gestaltung seine Leidenschaft. eigenen Angaben „in Hunderte von Unter- allen Unternehmungen“ wünscht. Er war auch in der Schule „vom Fach nehmen hineinschauen durfte“, sei er in der Für Armin Bastl hat sich dieser Spruch be- Wirtschaft fasziniert“ und wollte Unter- Lage, relativ schnell zu erkennen, welche wahrheitet: „Wir sind zufrieden, glücklich nehmensberater werden. Bereits während Unterstützung seine Kunden benötigen. und offen für gute und kreative Mitarbei- des BWL-Studiums war er für eine Düssel- Für Unternehmen, die von der digitalen ter, damit wir weiter wachsen können.“ dorfer Beratungsfirma tätig. Er baute für Dynamik profitieren wollen, gründete Dabei betont der geschäftsführende Ge- seinen Arbeitgeber eine Niederlassung Bastl 2004 die Tochterfirma INCREON sellschafter der INCREON GmbH, dass er in München auf und lernte, betriebswirt- Digital Lab GmbH. Der Unternehmer sich Bewerber schon sehr genau anschaut. schaftliche und organisatorische Sachver- möchte, „dass der digitale Wandel als Chan- Sie müssten zur außergewöhnlichen Fir- halte „schnell und scharf“ zu analysieren, ce begriffen wird“, und will seine Kunden menphilosophie passen. Sein Unterneh- wie er sagt. dabei unterstützen – mit einem Digitalinku- men sei anders, betont Bastl, „ist mehr als bator, in dem experimentiert wird, mit Digi- eine normale Agentur und schon gar keine Sparringspartner für Kunden talberatung und als Digitalagentur. normale Werbeagentur“. Früh erkannte Bastl die Chancen des In- Seit 2007 hat die Firma eine eigene Nieder- Der 50-Jährige versteht seine Firma als ternets, programmierte schon Mitte der lassung in Shanghai. Sie hilft, Marken und lebendigen Organismus, der sein volles 1990er-Jahre Webseiten und merkte, dass Unternehmen in China und im übrigen Potenzial erst entfaltet, wenn er in Balance er „aus der Beratungsecke heraus und Asien erfolgreich zu machen. Das Büro ist. Deshalb legt er viel Wert auf Vertrauen Konzepte umsetzen“ will. Als er in eine befindet sich im German Center Shanghai, und gegenseitigen Respekt, aber auch auf Agentur wechselte, für die er den Inter- dessen Marke INCREON mit aufgebaut Performance und Effizienz. „Dieses tiefere netbereich entwickelte, konnte er neben hat. „Für uns war das ein echter Gewinn“, innere Verständnis fließt täglich in unser seinen analytischen und technischen Fä- freut sich Bastl. Die Agentur wird als Glo- Schaffen ein“, so Bastl. Er achtet auf eine higkeiten auch sein kreatives Talent ein- bal Player anerkannt, und „man versteht entspannte Arbeitsatmosphäre: Abend-, setzen. Doch trotz seiner Position in der seine Kunden einfach besser, wenn man Nacht- oder gar Wochenendschichten gibt Geschäftsleitung fehlte ihm etwas: Selbst- selbst international aufgestellt ist“. es nicht. „Die Zufriedenheit der Mitarbei- ständigkeit, Gestaltungsraum, schnelle ter ist für mich der Kern eines erfolgrei- Entscheidungen und die Reaktion auf chen Unternehmens“, sagt Bastl. Auch sei- Marktveränderungen. „Ich hatte immer Zur Person ne Kunden würden schnell merken, „dass schon vor, ein eigenes Unternehmen auf- Armin Bastl studierte Betriebswirtschafts- wir anders ticken“. zubauen“, sagt Bastl. lehre und soziale Verhaltenswissenschaft. Bastls Agentur ist spezialisiert auf inter- Gemeinsam mit seiner Frau Christina, ei- Erste berufliche Erfahrungen sammelte nationale Marken- und Industriekommu- ner Expertin für Naming (Entwickeln von er bei einer Unternehmensberatung nikation. Sie wächst seit der Gründung Marken-, Firmen- und Produktnamen) und und einer Agentur, bis er im Jahr 2000 organisch durchschnittlich um mehr Markenkommunikation, gründete er 2000 zusammen mit seiner Frau Christina die als zehn Prozent pro Jahr und zählt zu schließlich eine eigene Firma, spezialisiert INCREON GmbH gründete. Die weltweit den Top-Agenturen im Business-to-Busi- auf Namensfindung, Markenkommunika- agierende Firma mit Sitz in Ismaning bei ness-Bereich (B2B). Bastl ist der Stratege tion und ganzheitliche Markenberatung. München (45 Mitarbeiter) zählt zu den füh- und kreative Kopf der Agentur. Ein schlag- „Damals gab es in diesem Bereich nur renden Agenturen für Naming, Branding fertiger Mann und agiler, schneller Denker sehr wenige Agenturen“, erinnert sich der und Marketingkommunikation im B2B- mit einem ganz persönlichen Erfolgsre- Unternehmer. Der Firmenname INCREON Bereich. 2004 kam die Tochter INCREON zept: Ihm sei es gelungen, „die linke und ist eine Abkürzung von Inspiring – Creativi- Digital Lab GmbH dazu. 2007 eröffnete die rechte Gehirnhälfte gleichermaßen ty – On Track und betont das Versprechen Bastl eine Niederlassung in Shanghai. auszuprägen“, so Bastl. Daher kämen sein der Agentur, Sparringspartner, Wegbereiter Das Ehepaar Bastl hat zwei Kinder. Ideenreichtum und sein Bedürfnis, immer und -begleiter für die Kunden zu sein. Da- www.increon.com wieder etwas Neues zu beginnen. bei käme der Berater immer wieder durch, Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 11
Foto: sdecoret_Fotolia.com T I T E LTHEM A | KÜ N STLIC HE IN TELL IGEN Z Robotik und künstliche Intelligenz können heute schon in vielen Bereichen eingesetzt werden Smarte Helfer Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Megatrend der Digitalisierung. Wie Mittelständler mit dieser Technologie Geschäftsprozesse verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit steigern, zeigen konkrete Beispiele aus unterschiedlichen Branchen. JOSEF STELZER 12 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
K Ü N S T LI C H E I N T E LLI G E N Z | T I T E LT H E M A die bereits in der Praxis eingesetzt werden, ob in der Produktion, in der Logistik oder bei Dienstleistungen. Wir stellen eine Aus- wahl vor. Kompetent im Service Wie sich künstliche Intelligenz im Kun- dendienst einsetzen lässt, zeigt die e-bot7 GmbH. Das Münchner Start-up bietet ein KI-System zur Verarbeitung von Ser- viceanfragen, die beim Unternehmen in Textform ankommen, etwa per E-Mail, in Web-Chats oder über soziale Medien. Die e-bot7-Lösung beantwortet vollautoma- tisch 80 Prozent aller Anfragen, in denen es zum Beispiel um Vertragslaufzeiten oder Informationen über neue Smartphones geht. „In fünf bis sieben Jahren werden es vielleicht schon 95 Prozent sein“, so e-bot7-Verkaufsleiter Shozo Moritz Takaya (25). Bei Bedarf ist ein Servicemitarbeiter zur Stelle, der die maschinell erstellte Ant- wort prüft und, wenn nötig, ergänzt oder korrigiert. Mehr als 30 Firmen nutzen das e-bot7-System bereits, darunter sind Tele- kommunikationsanbieter, Banken, Ver- sicherungen, Logistikunternehmen oder Flughäfen. Ein Vorteil des Systems ist sein hohes Tempo. Takaya schätzt, dass es etwa zehn- mal schneller arbeitet als ein klassischer Kundendienst. Zudem lernt es dazu, da neue Fragen und Antworten in die Daten- bank einfließen und für die KI verfügbar werden. So kann das System immer mehr Serviceanfragen vollautomatisch beant- worten. „Ziel ist es letztlich, die Kunden- dienstmitarbeiter mit unserer Lösung zu entlasten und zu unterstützen“, sagt Takaya. Selbstständige Fertigung Künstliche Intelligenz bewährt sich auch in der Produktion. Die Automobilbranche setzt KI-Lösungen ein, die vor der Montage Teile wie etwa Türgriffe per Bilderkennung A utonom fahrende Autos steuern, Zahlen, Texte oder gesprochene Worte, automatisch erfassen, fehlerhafte Stücke Sprache und Gesichter per Smart- analysieren die Daten und liefern in Bruch- identifizieren und aussortieren. „Solche phone erkennen oder Kundenan- teilen von Sekunden die gewünschten Aus- Systeme erkennen eigenständig kleinste fragen automatisch bearbeiten: Künstliche wertungen. Maschinen vollbringen gleich- Fehler und trainieren sich nach einer ge- Intelligenz (KI) fließt in immer mehr Pro- sam menschliche Intelligenzleistungen, wissen Zeit sogar selbst“, erläutert Dirk dukte und Dienstleistungen ein. Mittels helfen damit bei der Problemlösung und Muehlenweg (47), der beim IT-Konzern ausgefeilter Regelwerke, der sogenannten treffen sogar selbstständig Entscheidun- IBM weltweit das Geschäftsfeld IoT (Inter- Algorithmen, erfassen Computer und Soft- gen. KI ist längst in den Betrieben ange- net of Things) für den öffentlichen Sektor ware beliebige Informationen, etwa Bilder, kommen. Das zeigen zahlreiche Lösungen, leitet. IBM verfügt in seinem Münchner Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 13
T I T E LTHEM A | KÜ N STLIC HE IN TELL IGEN Z Sprache, damit Mensch und Computer di- Foto: BRK rekt kommunizieren können. Dank NLP können die Vestner-Anlagen die von Men- schen gesprochene Anweisung – „in den vierten Stock, bitte“ – in für Maschinen verständliche Instruktionen übersetzen. Jedes Kommando wird korrekt erkannt, auch bei unterschiedlicher Aussprache und Betonung. Effizienter liefern In der Logistik kommt künstliche Intel- ligenz bereits vielfach zum Einsatz. Die Logivations GmbH in Gröbenzell hat ein System entwickelt, das einzelne Artikel anhand der aufgedruckten Etiketten iden- tifiziert. Aber auch Größe, Form oder Far- be der Waren erfasst das System, so dass es die Produkte eindeutig erkennt. Mit KI-Software verbundene Kameras nehmen Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) nimmt an einem europaweiten Forschungsprojekt teil, bei dem ein pro Sekunde 60 Einzelbilder auf und kön- KI-System Notrufgespräche mithört und auf Signalworte hinweist nen einige Dutzend Etiketten gleichzeitig identifizieren. Das funktioniert in einer Watson IoT Center über die Technologie, automatisch, sodass wir etwaigen Störun- Entfernung von bis zu 25 Metern. Die um KI-Lösungen für Firmenkunden zu ent- gen zuvorkommen“, sagt der Produktma- Kameras zoomen und schwenken auto- wickeln. Muehlenweg kann dort auf über nager. Der Aufzughersteller setzt auf die matisch. 40 abgeschlossene KI-Projekte zugreifen, KI-Bausteine maschinelles Lernen und Na- Richard Brüchle (30), der bei Logivati- zum Teil aus den USA oder aus Asien, um tural Language Processing (NLP). Beim ons für KI-Themen zuständig ist, bringt damit den Nutzen von künstlicher Intelli- maschinellen Lernen besteht die Intelli- den Vorteil auf den Punkt: „Mit unserem genz zu veranschaulichen. genz darin, dass Vestner aus Datenbanken System lässt sich das in der Logistik nö- „Mittels KI, Drohnen und Kameras lassen relevante Informationen über mögliche tige Scannen von Artikeln und Paketen sich zum Beispiel Betriebsareale über- Fehlerursachen gewinnt, um die notwen- etwa zehnmal so schnell bewerkstelligen wachen oder Hagelschäden auf Gebäude- digen Wartungsaktivitäten in die Wege zu wie per Handscanner, man spart also viel dächern identifizieren“, so Muehlenweg. leiten. „Dies geschieht live im Bruchteil Arbeitszeit und damit Kosten.“ Zahlreiche Intelligente Lösungen können aber auch von Sekunden und nicht erst nach zeitrau- Firmenkunden setzen die Lösung bereits den Ressourceneinsatz in der Zementher- bender Sucharbeit, wie es früher üblich ein. stellung automatisch steuern. „Für die Ze- war“, so Jung. NLP steht für Techniken Das oberbayerische Unternehmen hat menthersteller können daraus erhebliche zur maschinellen Verarbeitung natürlicher überdies selbstfahrende Transportfahr- Zeit- und Kosteneinsparungen resultie- ren“, sagt der IBM-Experte. Foto: Vestner Aufzüge erkennen drohende Ausfälle Dass mit künstlicher Intelligenz sogar Aufzüge schlau werden, zeigt die Vestner Aufzüge GmbH in Aschheim. „Die gespro- chene Anweisung ‚in den vierten Stock, bitte‘ wird verstanden, egal, von wem sie kommt“, verspricht André Junge (39), der beim oberbayerischen Aufzughersteller „In den vierten für das Produktmanagement zuständig ist. Stock, bitte“ – Deutlich beschleunigt werden außerdem KI lässt Aufzüge Wartung und Reparaturen. „Unser KI-Sys- gesprochene tem erkennt drohende Ausfälle frühzeitig Anweisungen und informiert unsere Servicetechniker verstehen 14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
K Ü N S T LI C H E I N T E LLI G E N Z | T I T E LT H E M A Foto: Logivations Schneller als per Handscanner – bei Logivations identifizieren Kameras (kleines Bild) am Packplatz einige Dutzend Etiketten gleichzeitig zeuge entwickelt. Für die Steuerung dann in Echtzeit. Zum Einsatz kommen die beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in sorgen an der Hallendecke angebrachte Geräte bereits in München und im schwei- München. Um die Einsatzmöglichkeiten Kameras und künstliche Intelligenz. Das zerischen Bern. „Auch für Immobilien- solcher Lösungen auszuloten, nimmt das System erfasst die Positionssignale jedes bewertungen und betriebliche Standort- BRK an einem europaweiten Forschungs- einzelnen Fahrzeugs und legt die Fahrt- planungen kann die Technologie hilfreich projekt teil. Das neuartige KI-System Corti routen so fest, dass die batteriebetriebe- sein“, sagt der Unternehmer. hört dabei Notrufgespräche mit, weist die nen Kleintransporter etwaigen Hindernis- Disponenten in den Leitstellen auf Signal- sen automatisch ausweichen. „Mit solchen Potenzial für Rettungsdienste worte hin und analysiert die Stimmen der führerlosen Transportsystemen spart man Zusätzlich zu den Schadstoffmessungen Anrufer. Automatische Sprachanalysen sol- etwa zwei Drittel der Arbeitszeit ein, die fließen Geodaten und Informationen über len sofortige Vorhersagen zur Erkennung Fahrstrecken im Lagerbereich werden op- Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Wetter- von einzelnen Symptomen, beispielsweise timiert, Waren und Bauteile schneller be- infos in die KI-basierten Auswertungen bei Unfallopfern, möglich machen. reitgestellt und ausgeliefert“, ist Brüchle ein, neuerdings kommen Satellitendaten Die aufgeführten Beispiele können nur überzeugt. hinzu. „Unser System kann letztlich eine einen kleinen Ausschnitt von KI-Einsatz- digitale Landkarte für aktuelle Schadstoff- möglichkeiten zeigen. Das Potenzial von Hilfe für Verkehrsplaner belastungen in Echtzeit erzeugen“, so künstlicher Intelligenz ist überdies noch Die Münchner Hawa Dawa GmbH setzt Tarraf. Auch Schallmessungen seien längst nicht ausgereizt. Die Bundesregie- künstliche Intelligenz für Aufgaben rund möglich. rung will Forschung und praktische An- um das Thema Luftqualität ein. „In Städten In manchen Fällen sollen KI-Systeme wendungen weiter vorantreiben und hat erhalten wir auf diese Weise ein flächen- künftig sogar helfen, Leben zu retten. Die hierzu ein neues Konzept entwickelt. Ziel deckendes Bild der tatsächlichen Luftver- künstliche Intelligenz, so die Idee, unter- ist es, dass „Artificial Intelligence made in schmutzung mit Stickoxiden, Ozon und stützt nach einem eintreffenden Notruf die Germany“ zu einem weltweit anerkannten Feinstaub“, betont Geschäftsführer Karim Disponenten in den Leitstellen dabei, Feu- Gütesiegel wird. Tarraf (31). Zudem sind seine neuartigen erwehr oder Rettungsdienst zu alarmieren. Messstationen dank intelligenter Software „Eine künstliche Intelligenz kann in Daten- IHK-ANSPRECHPARTNER um ein Vielfaches kleiner und kostengüns- banken frühere Notrufgespräche und Do- Daniel Meyer, Tel. 089 5116-2024 tiger als bisher übliche Anlagen. kumentationen durchforsten und daraus daniel.meyer@muenchen.ihk.de Verkehrsplaner können die Hawa- erkennen, ob zum Beispiel Notarzt- oder Dawa-Geräte nutzen, um Maßnahmen zur gar Hubschraubereinsätze für Unfallopfer Urs Weber, Tel. 089 5116-1397 Verbesserung der Luftqualität vorzube- und Erkrankte notwendig sind“, erklärt urs.weber@muenchen.ihk.de reiten, beispielsweise zeitlich begrenzte Andreas Estermeier, stellvertretender Ab- Tempolimits. Ob und wie diese Maßnah- teilungsleiter Rettungsdienst, Integrierte Julia Christiansen, Tel. 089 5116-1249 men wirken, zeigen die Messergebnisse Leitstellen & Wissenschaftskooperation julia.christiansen@muenchen.ihk.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 15
T I T E LTHEM A | INTERVIEW Unzählige Chancen Der KI Bundesverband hat einen 9-Punkte-Plan vorgelegt, wie sich Projekte zu künstlicher Intelligenz in Deutschland stärken lassen. Verbandspräsident Jörg Bienert (52) beschreibt die Einsatzmöglichkeiten der Technologie. JOSEF STELZER Herr Bienert, künstliche Intelligenz (KI) ist Foto: Bienert mehr als nur eine besonders ausgeklügelte Software. Was macht KI aus? Ein zentrales Element ist das sogenannte Machine Learning. Beim maschinellen „ Auch Kleinfirmen und mittelständische Betriebe Lernen werden aus vorhandenen Datenbe- ständen bestimmte Regeln und Gesetzmä- können von künstlicher Intelligenz profitieren. “ ßigkeiten abgeleitet. Eine Software entwi- ckelt aus bestehenden Daten selbstständig Jörg Bienert, Präsident des Programme, die auf bisher unbekannte Bundesverbands Künstliche Daten angewendet werden können. Beim Intelligenz e.V. Reinforcement Learning lernen Computer dabei auch autonom, also ohne menschli- che Eingriffe, sodass sie im Laufe der Zeit automatisch immer besser werden. nance, bei der drohende Maschinendefek- benötigt, wenn es um neue Märkte, Stand- Für welche Unternehmen und Branchen te anhand bestimmter Fehlermuster per orte und Produktentwicklungen geht. Mit eignen sich KI-Lösungen? Computer automatisch erkannt werden, Hilfe von KI lassen sich Informationen Die Unternehmensgröße spielt eigentlich und zwar, bevor ein Schaden oder ein un- aber so aufbereiten, dass unternehmeri- keine Rolle, auch Kleinfirmen und mittel- kontrollierter Maschinenausfall tatsäch- sche Entscheidungen unterstützt werden. ständische Betriebe können von künst- lich eintritt. Für autonomes Fahren werden Das kann die Risiken, dass Unternehmer licher Intelligenz profitieren. KI wird in KI-Lösungen praktisch unverzichtbar sein. und Firmenleitung Fehlentscheidungen vielen Branchen bereits genutzt. Das Spek- Werden Computer und Software auch ein- treffen, schon gravierend senken. trum reicht von E-Commerce und Marke- mal unternehmerische Aufgaben übernehmen tinganwendungen bis zu automatisierter und etwa über Investitionen entscheiden? IHK-ANSPRECHPARTNER Lagerhaltung und IT-Sicherheit. Ein typi- Davon sind wir noch sehr weit entfernt, zu- Daniel Meyer, Tel. 089 5116-2024 sches Einsatzfeld ist die Predictive Mainte- mal man sehr viel Erfahrung und Wissen daniel.meyer@muenchen.ihk.de Künstliche Intelligenz in Unternehmen – Fördermöglichkeiten • Digitalbonus Bayern: Zuschüsse und Forschungseinrichtungen für eine an- • Förderberatung des Bundes unter: Kredite für Digitalisierungsprojekte und wendungsorientierte Entwicklung von KI www.foerderinfo.bund.de für die Verbesserung der IT-Sicherheit (www.iuk-bayern.de) Die IHK-Fördersprechstunde bietet in Firmen (www.digitalbonus.bayern) •S marte Datenwirtschaft: fördert KI-ba- einen Überblick zu Fördermöglichkeiten • go-digital: Fördermittel für externe sierte Systeme und digitale Datenwirt- in Bayern sowie auf Bundesebene. Beratung bei Digitalisierungsprojekten schaft (www.digitale-technologien.de) Unternehmen erhalten Tipps für passen- (www.bmwi-go-digital.de) •K I-basierte Elektroniklösungen für de Förderprogramme und für die Antrag- • Zentrales Innovationsprogramm Mittel- autonomes Fahren: Einsatz von KI-Me- stellung. stand (ZIM): fördert Forschungsprojekte, thoden in automatisierten und vernetz- Die IHK-Fördersprechstunde (alle zwei Markteinführungen, Kooperationsprojek- ten Fahrzeugen (www.bmbf.de) Wochen, 9 bis 10.30 Uhr) findet ab te und -netzwerke (www.zim-bmwi.de) •B ayerische Forschungsstiftung: Januar 2019 im IHK-Stammhaus, • Informations- und Kommunikations- Unterstützung für Verbundprojekte mit Max-Joseph-Straße 2, 80333 München, statt. technik Bayern: Das Programm unter- wissenschaftlichen Partnern vor der Information und Anmeldung: stützt Kooperationen zwischen Unter- Markteinführung David Stephenson, Tel. 089 5116-1162 nehmen oder zwischen Firmen und (www.forschungsstiftung.de) david.stephenson@muenchen.ihk.de 16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
End of Support für Windows 7, Windows Server 2008R2 und Windows Small Business Server 2011 Kein Grund zur Panik. Doch am Besten beginnen Sie JETZT damit, sich mit der Modernisierung Ihrer IT-Infrastruktur zu beschäftigen. Nicht nur im Hinblick auf Daten- schutz, sondern auch, um die Produktivität Ihrer Mit- arbeiter zu steigern und um ein attraktives Arbeits- umfeld zu schaffen. Wir beraten Sie kompetent und neutral, wie IHRE IT künftig aussehen könnte und unterstützen bei der Umsetzung. Office 2007 ist bereits seit einem Jahr ohne Support, jetzt umsteigen! Wir unterstützen Sie gerne. Ein Bechtle Systemhaus ist auch in Ihrer Nähe. Mit rund 70 IT-Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor Ort. Von der IT-Strategieberatung bis zum Komplettbetrieb durch Managed Services bieten wir Ihnen alle IT-Leistungen aus einer Hand. Wir beraten Sie umfassend und verfügen für alle Themen über eigene zertifizierte Spezialisten. Bechtle AG, Bechtle Platz 1, 74172 Neckarsulm www.bechtle.com microsoft.business@bechtle.com
T I T E LTHEM A | KÜN S TL ICHE IN TEL LIGEN Z Foto (Montage): StockPhotoPro_Fotolia.com + Eisenhans_Fotolia.com Steuern 5.0 Künstliche Intelligenz kann helfen, Aufgaben im Steuerbereich schnell und effizient zu erledigen. Der Autokonzern Audi testet solche Software bereits. Auch für Mittelständler ist es lohnend, sich mit dem Thema zu befassen. MONIKA HOFMANN Schafft auch die größten Datenstapel – KI kann Mitarbeiter entlasten 18 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
K Ü N S T LI C H E I N T E LLI G E N Z | T I T E LT H E M A K ünstliche Intelligenz (KI) entwi- wissen sie es zu schätzen, wenn sie künf- hierfür in Betracht. Wenn hingegen die ckelt sich zum Megatrend. Eine tig zeitraubende Tätigkeiten zumindest Herausforderung darin besteht, kreativ zu allseits akzeptierte KI-Definition teilweise an die Künstliche Intelligenz ab- arbeiten und beispielsweise neue Konzep- existiert derzeit zwar noch nicht. Dennoch geben können. „Für uns bleibt dann genug te oder Strategien zu entwerfen, ist eher scheint Einigkeit darüber zu bestehen, Zeit für unsere anspruchsvollen Aufgaben der Mensch gefragt. Das gilt auch für Auf- dass die lernenden Systeme in Zukunft – und für den Blick aufs Wesentliche“, re- gaben, die eine hohe soziale Intelligenz er- große Bedeutung erlangen könnten. sümiert Schüll die Vorteile. fordern. In der Steuerabteilung von Ralf Schüll be- Noch zählen Unternehmen, die sich bei ginnt diese Zukunft schon jetzt. Der 44-jäh- den Steuern von Künstlicher Intelligenz Tätigkeitsfeld des rige Rechtsanwalt und Leiter Allgemeines unterstützen lassen, zu den Vorreitern. Steuerberaters wandelt sich Steuerrecht des Ingolstädter Autokon- „Vor allem Konzerne beschäftigen sich zu- KI-Entwicklungen werden künftig nicht zerns Audi AG testet gerade, ob, wie und nehmend mit dem Thema“, stellt Martin nur auf die Steuerabteilungen in den in welchen Bereichen sich KI am besten Clemens fest, Leiter des Steuerreferats der Firmen spürbare Auswirkungen haben, einsetzen lässt. „Wir hinterfragen unsere IHK für München und Oberbayern. Aber sondern auch auf die Unternehmen der steuerlichen Prozesse, um eine visionäre auch Mittelständler sollten sich bereits Steuerberaterbranche. Zu diesem Schluss Strategie zu entwerfen, wie wir KI sinnvoll jetzt mit diesen Entwicklungen befassen, kommt eine Studie der Münchner WTS nutzen können“, erklärt er. Ziel sei es, die empfiehlt der Experte. Group AG Steuerberatungsgesellschaft zu- Effizienz bei bestehenden Ressourcen wei- Denn in vielen Industrie- und Handelsbe- sammen mit dem Deutschen Forschungs- ter so zu steigern, „dass uns letztlich mehr trieben fallen riesige Datenmengen an, die zentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) Zeit für die anspruchsvolleren Themen sich mit geeigneten Programmen einfacher in Kaiserslautern. Schließlich fallen in den bleibt“, so Schüll. und schneller bewältigen lassen würden. Büros oft große Datenmengen an. Zudem „Das könnte helfen, beim Abarbeiten im- müssen viele Tätigkeiten immer wieder in Anomalien und Probleme mer wieder ähnlicher Prüfprozesse Fehler ähnlicher Form abgewickelt werden. treffsicher erkennen und Risiken schneller zu entdecken – und Zu den Aufgaben gehören gleichzeitig sehr Der Steuerleiter des Autokonzerns sieht gezielt gegenzusteuern“, sagt Clemens. komplexe Themen, die kein Programm er- Künstliche Intelligenz als Hilfsmittel: eine Eine überaus wichtige Voraussetzung ist ledigen kann. Daher geht die Studie davon Software, die auf Basis von Massendaten aber, dass die Unternehmen ihre Daten aus, dass sich das Tätigkeitsfeld des Steu- Prozesse automatisiert abarbeitet und konsequent strukturieren. Nur so können erberaters wandeln und auf anspruchsvol- dabei selbst lernt. So kann sie Anomalien KI-unterstützte Programme tatsächlich Re- le Aufgaben und hochwertige Beratung oder Probleme erkennen, Schlüsse ziehen gelmäßigkeiten und Unstimmigkeiten er- konzentrieren wird. und Prognosen stellen. kennen, um daraus die richtigen Schlüsse „Egal, ob Rechnungen, Verträge oder Löh- zu ziehen. ne – wir verfügen über eine Fülle von Da- Nach Ansicht des IHK-Experten ergeben ten, die wir jetzt strukturieren und als Ba- sich mögliche Einsatzfelder für KI-An- sis für solche Programme nutzen wollen, wendungen insbesondere dann, wenn es um proaktiv Risiken zu identifizieren und darum geht, Zusammenhänge zu erken- IHK-ANSPRECHPARTNER sie schon vorab zu beseitigen“, erläutert nen, Unregelmäßigkeiten zu identifizieren, Martin Clemens, Tel. 089 5116-1252 Schüll das Projekt. Dabei hat er vor allem Dokumente zu analysieren, Informationen martin.clemens@muenchen.ihk.de vier Bereiche im Blick: herauszufiltern und dafür unterschiedliche • Er lässt die Umsatzsteuer-Identifika- Quellen zu nutzen. Gerade Routinetätig- Mira Pezo, Tel. 089 5116-1606 tionsnummern von Geschäftspartnern keiten und repetitive Aufgaben kommen mira.pezo@muenchen.ihk.de und Rechnungen automatisiert auf ihre Richtigkeit prüfen, Foto: Audi AG • setzt KI-Programme bei den Quellen- steuern ein, • nutzt KI, um beispielsweise Sachzuwen- dungen oder gewerbesteuerliche Hin- „ Ziel ist es, dass uns mehr Zeit für die zurechnungen bei den Ertragssteuern unter die Lupe zu nehmen und korrekt anspruchsvolleren “ zu versteuern, und Themen bleibt. • verwendet sie bei Verrechnungspreisen und deren Dokumentation. Ralf Schüll, Rechtsanwalt und Leiter Schüll hat seine Mitarbeiter von Anfang Allgemeines Steuerrecht bei der Audi AG an mit einbezogen und überzeugte sie von den Vorteilen des neuen Projekts. Daher Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 19
S TANDORTPOLITIK | IN TER V IEW Foto: Wolf Heider-Sawall Geht im Januar 2019 in den Ruhestand – IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen 20 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018
I N T E R V I E W | S TA N D O R T P O L I T I K „Wirtschaft first genügt nicht“ IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen gibt sein Amt zum Jahreswechsel ab und zieht zum Abschied noch einmal Bilanz. Ein Gespräch über Krisen, Trends und IHK-Erfolge. MARTIN ARMBRUSTER Herr Driessen, Sie haben 2008 das Amt als Was bedeutet diese Unsicherheit für oder Fachkräftemangel – die Wirtschaft Hauptgeschäftsführer der IHK für München Bayerns Wirtschaft? kann, muss und will vor Ort, aber auch und Oberbayern übernommen. Hätten Sie sich Viele Unternehmen fragen sich: Kann ich weltweit einen Beitrag leisten. Sonst kön- damals vorstellen können, in welchem Aus- diese Strompreise noch bezahlen? Ist die nen wir diese Herausforderungen auch gar maß sich die Welt verändern würde? Versorgungssicherheit zu 100 Prozent ge- nicht meistern. Verantwortung zu über- Ich hätte zumindest jede Wette gehalten, währleistet? Man wird verstärkt außerhalb nehmen sichert die Zukunft – und damit dass es nie zu einem Brexit kommen wird. Bayerns investieren. Das kostet Jobs und letztlich auch die wirtschaftlichen Grund- Auch einen Donald Trump als US-Präsi- Wachstum. Garantiert. lagen. Und zwar nicht nur jetzt für uns denten hätte ich mir niemals vorstellen selbst, sondern auch für die nachfolgenden können. Er hat die amerikanische Gesell- Hört die Politik der Wirtschaft zu? Generationen. schaft gespalten. Das ist das, was mir heute Die Bereitschaft dazu hat eher zugenom- Sorgen macht. men. Das liegt auch an uns. Wir argumen- Mussten Sie auch innerhalb der IHK-Orga- tieren heute differenzierter. Wirtschaft nisation bei gemeinsamen Projekten Wider- Ist wenigstens die Gefahr einer neuen first – das genügt nicht mehr. Heute muss stände überwinden? Finanzkrise gebannt? man auch die Folgen des wirtschaftlichen Die Idee der IHK FOSA (IHK Foreign Skills Das halte ich für fraglich. Man hat die Handelns für die Gesellschaft im Blick Approval, d. Red.) hat nicht allen gefallen. Regulierung teilweise überzogen und zu- haben. Heute sind alle froh, dass wir in Nürnberg gleich neue Risiken produziert. Wie die ita- dieses bundesweite Kompetenzzentrum lienische Regierung mit ihren Haushalts- Deshalb haben Sie die Initiative für den für die Feststellung der Gleichwertigkeit plänen umgeht, ist ein Spiel mit hohem Ehrbaren Kaufmann gestartet. Wie hat denn ausländischer Berufsabschlüsse haben. Es Risiko. Letztlich hat man an den entschei- das Umfeld darauf reagiert? war auch nicht einfach, alle bayerischen denden Stellen einfach nicht genügend Das war nicht nur positiv, da kamen auch Kollegen für den Integrationspakt im Ok- Mut gehabt. die üblichen Bedenken: Das sei antiquiert, tober 2015 zu gewinnen. Es hieß bei weni- das gelte doch nur für den Handel, im gen, das sei keine IHK-Aufgabe. In Ihre Amtszeit fiel auch die Nuklearkatas- internationalen Geschäft laufe sowieso trophe im japanischen Fukushima. Was war alles anders. Ich bin überzeugt, die Idee Warum sahen Sie das anders? Ihr erster Gedanke, als Sie davon hörten? des Ehrbaren Kaufmanns ist zeitlos, mehr Weil zum Ehrbaren Kaufmann das Enga- Hoffentlich kriegen die das mit dem Re- noch: moderner denn je. Ein Ehrbarer gement gehört. Das Argument hat auch aktor schnell in den Griff. Es kam erschre- Kaufmann will, dass sein Unternehmen skeptische Kollegen überzeugt. Mit dem ckend anders. Solche Sicherheitsmängel wächst. Er achtet dabei aber darauf, dass Slogan „Gemeinsam unternehmen wir und Fehler im Krisenmanagement hätte dies nicht auf Kosten anderer, seiner Mitar- Verantwortung“ haben wir Unternehmern ich mir in einem Land wie Japan nicht vor- beiter oder Partner, der Gesellschaft oder Mut gemacht und sie in der Integrations- stellen können. der Umwelt geschieht. Zugleich sieht er, arbeit unterstützt. dass in einer solchen Fürsorge auch eine In Deutschland wurde daraufhin der stu- unternehmerische Chance liegt, mit der er Wie hat die Politik reagiert? fenweise Ausstieg aus der Kernenergie be- seine Wettbewerbs- und Innovationsfähig- Unser Engagement war nicht zu überhö- schlossen. Sie haben sich intensiv mit der keit, die Zukunftsfähigkeit seines Unter- ren, weil wir auch sehr differenziert argu- Energiewende beschäftigt. Wie lautet Ihre nehmens stärkt. mentiert haben. Wir haben von Anfang an Bilanz? gesagt: Das ist nicht die Lösung unseres Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein Und wo stehen wir in dieser Diskussion Fachkräfteproblems. Aber Wirtschaft ist müssten. Aktuell gewinnen wir 48 Pro- heute? Teil der Gesellschaft und hat daher Verant- zent des Stroms in Deutschland aus Kern- Wir stehen vor komplexen strukturellen wortung. Jeder muss hier seinen Beitrag energie und Kohle. Wie wollen wir das Umwälzungen. Ob faire Globalisierung, leisten. Es freut mich, dass es den bayeri- in zwölf Jahren kompensieren? Das weiß Eindämmung des Klimawandels und des schen IHKs gelungen ist, das Thema auch keiner. Ressourcenverbrauchs, Digitalisierung bundesweit zu setzen. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 12/2018 21
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