Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet

Die Seite wird erstellt Helge Sauer
 
WEITER LESEN
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Bayerisches Staatsministerium für
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

 Klimaprogramm
    Bayern 2020

      Minderung von Treibhausgasemissionen
             Anpassung an den Klimawandel
                 Forschung und Entwicklung
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Klimaprogramm Bayern 2020
Präambel                                         4   Anpassung an den Klimawandel
                                                     Wasserwirtschaft                                         25
Klimaschutzpolitik –                                   Grundlagen, Monitoring und Warndienste                 25
Grundsätze und Ziele                                  Hochwasserschutz                                       26
Aktuelle Situation                               7     Dürre und Trockenheit                                  26
Nationale und internationale Klimaschutzziele    8     Übergreifende Maßnahmen                                26
Bayerische Klimaschutzpolitik                    9   Land- und Forstwirtschaft                                27

                                                     Wirtschaft / Tourismus                                   27
Minderung von
                                                     Nachhaltige Siedlungsentwicklung                         28
Treibhausgasemissionen 
                                                     Naturschutz                                              28
Gebäude                                         13
  Staatlicher Hochbau                           13   Gesundheit                                               30
  Kommunale Gebäude                             14
                                                     Bodenschutz und Georisiken                               31
  Wohnungsaltbestand                            14
  Soziale Infrastruktur                         14
                                                     Forschung und Entwicklung 
Verkehr                                         15
   Individualverkehr                            15   Einrichtung von interdisziplinären Forschungsverbünden   33
   Öffentlicher Verkehr                         16   	Bayerischer Forschungsverbund „Auswirkungen
                                                       des Klimas auf Ökosysteme und klimatische
Erneuerbare Energien                            17     Anpassungsstrategien“ (BayFORKAST)                     34

Klimaverträgliche Stromerzeugung                20   	Bayerischer Forschungsverbund „Ressourcen-
                                                       schonende Technologien“ (BayFORREST)                   34
CO2-Minderung bei KMU                           21
                                                       Forschungsverbund
                                                      „Kraftwerke des 21. Jahrhunderts“ (KW 21)               35
 eduktion und Bindung von Treibhausgasen
R
in weiteren Sektoren                            21
                                                     Weitere FuE-Projekte sowie Modellvorhaben                36
Information, Beratung, Umweltbildung            22     Landwirtschaft und Forsten                             36
	Gebäudebereich                                22     Umwelt und Gesundheit                                  37
   Biomasse                                     22     Klima- und umweltverträgliche
   Energieeffizienzmaßnahmen in                        Technologieentwicklung                                 39
   privaten Haushalten und im Gewerbe           23
                                                      ayerisches Programm zur Beteiligung an 
                                                     B
   Umwelt- und Verbraucherbildung               23   Forschungsprogrammen des Bundes und der EU               41

                                                     Neuausrichtung Umweltforschungsstation
                                                     Schneefernerhaus                                         41

                                                     Internationale Klimapartnerschaft                        42

                                                     Forderungen an Bund und EU                               44

                                                     Anlage zum Klimaprogramm Bayern 2020:
                                                     Maßnahmen und zusätzliche Mittel für die Jahre
                                                     2008 bis 2011
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Vorwort

Mit dem „Klimaprogramm Bayern 2020“                gruppe Klimaschutz, die mit viel Engagement
verstärkt der Freistaat seine laufenden Klima-     und mit großer fachlicher Expertise zur Erar-
schutz-Anstrengungen in den Jahren 2008 −          beitung des „Klimaprogramm Bayern 2020“
2011 um 350 Mio. € mit einem auf die spezi-        beigetragen haben.
fischen Verhältnisse in Bayern zugeschnitte-
nen Maßnahmenpaket. Denn Bayern ist vom            Aber nicht nur der Staat, sondern auch die
Klimawandel besonders betroffen. Die mittlere      Partner der Bayerischen Klimaallianz, die Wirt-
Jahrestemperatur im Alpenraum hat sich in          schaft und die bayerischen Bürgerinnen und
den vergangenen 100 Jahren doppelt so stark        Bürger verstehen Klimaschutz als wesentliche
erhöht wie im globalen Durchschnitt.               gesellschaftliche Aufgabe und leisten ihren
                                                   Beitrag. Wir in Bayern setzen alles daran, die
Ziel des Programms ist es, Treibhausgase-          Menschen umfassend zu informieren und für
missionen weiter zu verringern, sich an die        das Thema Klimaschutz zu gewinnen − damit
unvermeidlichen Folgen des Klimawandels            wir verantwortungsvoll handeln und die sich
anzupassen und durch Forschung eine fun-           daraus ergebenden wirtschaftlichen Chancen
dierte Datenbasis für weitergehende strate-        nutzen können!
gische Entscheidungen vorzuhalten. Dies sind
keine Herausforderungen nur auf Zeit. Wollen       Vorbildlicher bayerischer Klimaschutz macht
wir unbeherrschbare Klimafolgen vermeiden,         jedoch nicht an den Landesgrenzen halt. Für
bedarf es der grundlegenden, raschen und           Bayern als ein exportorientiertes Hochtech-
dauerhaften Umstellung unseres Lebensstils         nologieland, als exzellenter Forschungs- und
innerhalb weniger Jahrzehnte.                      wirtschaftsstarker Innovationsstandort mit
                                                   herausragender Kompetenz in den Umwelt-
Das „Klimaprogramm Bayern 2020“ wurde              technologien eröffnen sich auch bedeutende
zusammen mit dem Bayerischen Klimarat              Märkte und Zukunftsperspektiven durch seine
entwickelt, der seit April 2007 die Staatsregie-   Klimaschutzaktivitäten. Innovationen, neue
rung in ihrer Klimapolitik berät. Das Programm     Technologien und Materialien sowie System-
enthält 14 Schwerpunkte, die ein besonders         lösungen aus Bayern ermöglichen es weltweit,
günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.      technische Lösungen zur Minderung von Treib-
Zur Minderung von Treibhausgasemissionen           hausgasen und zur Anpassung an den Klima-
werden dabei 223 Mio. € bereit gestellt. Mit       wandel zu entwickeln und zu implementieren.
84,7 Mio. € werden die Strategien zur Anpas-       Der verantwortungsvolle Umgang mit den Res-
sung an die unvermeidbaren Folgen des Klima-       sourcen und den Energieträgern dieser Welt
wandels verstärkt. 42,3 Mio. € fließen in die      im Sinn eines konsequenten Klimaschutzes
Forschung und Entwicklung. Unser Dank gilt         wird unsere Zukunft sichern!
den Mitgliedern des bayerischen Klimarates,
den Mitgliedern des Kabinettsausschusses
Klimaschutz sowie den Vertretern aus den
Ministerien in der interministeriellen Arbeits-
                                                   Dr. Otmar Bernhard         Dr. Marcel Huber
                                                   Staatsminister             Staatssekretär
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Klimaprogramm Bayern 2020

    Präambel
    Am 24.4.2007 hat der Bayerische Ministerrat       einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz
    beschlossen, das Bayerische Klimaschutz-          leisten. Klimaschutz und Anpassung an den
    programm aus dem Jahr 2000 (novelliert im         Klimawandel eröffnen aber auch wirtschaft-
    Jahr 2003) zu einem „Klimaprogramm Bayern         liche Chancen und vermeiden wirtschaftliche
    2020“ fortzuschreiben. Er beauftragte hierfür     Schäden.
    einen Kabinettsausschuss unter Federfüh-
    rung des Bayerischen Staatsministeriums für       Das Programm umfasst ein Bündel an Maß-
    Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz          nahmen, die einer Kosten-Nutzen-Abwägung
    (StMUGV). Mit beteiligt waren das Staats-         und einem Abgleich mit nationalen Maßnah-
    ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur,        men unterzogen wurden, um Finanzmittel
    Verkehr und Technologie (StMWIVT), das            effektiv und mit größtmöglicher Wirkung
    Staatsministerium des Innern (StMI),              einzusetzen. Sie ergänzen die laufenden Maß-
    das Staatsministerium für Landwirtschaft und      nahmen des Bayerischen Klimaschutzkonzepts
    Forsten (StMLF), das Staatsministerium für        und sind als Aktionspaket für die Jahre 2008
    Wissenschaft, Forschung und Kunst (StMWFK)        bis 2011 zu verstehen. Danach muss über
    sowie das Staatsministerium der Finanzen          weitere Maßnahmen entschieden werden.
    (StMF).
                                                      Soweit in diesem Programm finanzwirksame
    Das vorliegende „Klimaprogramm Bayern             Maßnahmen und Ziele erwähnt sind, können
    2020“ wurde vom Bayerischen Ministerrat auf       diese nur verwirklicht werden, wie für sie
    seiner Klausurtagung am 2. / 3.11.2007 verab-     Mittel und Stellen im Staatshaushalt oder von
    schiedet.                                         dritten Finanzierungsträgern bereitgestellt wer-
                                                      den. Bei den einzelnen Aktionsfeldern ist eine
    Mit dem „Klimaprogramm Bayern 2020“               Abstimmung mit anderweitig bereits beste-
    sollen die Anstrengungen auf internationaler      henden und geplanten direkten oder indirekten
    und nationaler Ebene (Integriertes Energie- und   Förderangeboten insbesondere von Seiten des
    Klimaprogramm der Bundesregierung und Um-         Bundes notwendig. Die bayerische Förderung
    setzungsgesetze, nationales Klimaschutzpro-       muss dort ansetzen, wo noch Lücken beste-
    gramm) gezielt ergänzt und verstärkt werden,      hen und eine Förderung aus Landesmitteln
    um dem Klimawandel und seinen Folgen noch         sinnvoll und notwendig erscheint.
    wirksamer vorzubeugen. Auch wenn der Anteil
    Bayerns an den weltweiten Treibhausgasemis-
    sionen gering ist, muss Bayern seiner Vorbild-
    funktion gerecht werden. Der Klimawandel als
    globale Herausforderung kann nur begrenzt
    werden, wenn auch Industriestaaten außerhalb
    der EU nachhaltigen Klimaschutz betreiben
    und auch Schwellen- und Entwicklungsländer


Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Klimarat Bayern
Das „Klimaprogramm Bayern 2020“ wurde zusammen mit dem
Bayerischen Klimarat entwickelt, der seit April 2007 die Staats-
regierung in ihrer Klimapolitik berät und seine wissenschaftliche
Erfahrung einbringt.

                    Prof. Dr. Hartmut Graßl
                    Vorsitzender des Bayerischen Klimarats und
                    früherer Direktor des Max-Planck-Instituts
                    für Meteorologie (Hamburg) und vormaliger
                    Direktor des Weltklimaforschungspro-
                    gramms.

                    Prof. Dr. Dr. Peter Höppe
                    Leiter des Bereichs GeoRisiko-Forschung
                    der Münchener Rückversicherungsgesell-
                    schaft.

                    Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner
                    Inhaber des Lehrstuhls für Energiewirt-
                    schaft und Anwendungstechnik der
                    TU München und Leiter der Koordinations-
                    stelle der Wasserstoff-Initiative Bayern.

                                                                    
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Klimaschutzpolitik –
    Grundsätze und Ziele


Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Aktuelle Situation

Die Prognosen zu den Auswirkungen des
Klimawandels sind besorgniserregend und
belegen dringenden Handlungsbedarf.
Der 4. Sachstandsbericht des „Intergovern-
mental Panel on Climate Change“ (IPCC) von
2007 zeigt in seinen Teilberichten, dass der
Klimawandel bereits viel weiter fortgeschrit-
ten ist als dies bisher angenommen wurde.
Durch menschlichen Einfluss haben die Treib-
hausgase in der Atmosphäre Konzentrationen
erreicht, die für die letzten Jahrmillionen
beispiellos sind. Insbesondere die Kohlen-
dioxidkonzentration ist von 280 ppm vor
der Industrialisierung (1750) auf heute etwa
380 ppm angestiegen.

Dem dritten Teil kann entnommen werden,           Das IPCC erkennt signifikante ökonomische
dass die CO2-Konzentration in der Atmosphä-       Potenziale für die Verringerung der Treibhaus-
re auf keinen Fall 450 ppm übersteigen darf,      gasemissionen in den nächsten Jahrzehnten.
damit die mittlere globale Erwärmung gegen-       Allerdings muss rasch gehandelt werden.
über dem vorindustriellen Zeitalter auf 2° bis    Ein verzögerter Beginn effektiver Minderungs-
2,4° C begrenzt werden kann. Nach fast ein-       maßnahmen führt zu deutlich erhöhten Kosten.
helliger wissenschaftlicher Meinung würde bei     Die Folgen für Ökosysteme und Weltwirtschaft
einer Überschreitung die Wahrscheinlichkeit       wären verheerend. Zu nennen sind hier etwa
zunehmen, dass die Folgen nicht mehr be-          Kosten von Schäden durch extreme Klimaer-
herrscht werden könnten. Die CO2-Emissionen       eignisse oder erhöhte Kosten für Anpassungs-
müssen in den nächsten wenigen Jahrzehnten        maßnahmen an den Klimawandel.
ihren Höhepunkt erreichen, danach drastisch
abnehmen und nach den Prognosen im Jahr
2050 für die Industrienationen um etwa 80 %
niedriger liegen als im Jahr 2000. Der verblei-
bende Zeitraum für ein erfolgreiches welt-
weites Gegensteuern ist sehr begrenzt.
Dies ist aus Sicht des IPCC nur durch eine
grundlegende Änderung bei Energieerzeugung
und -verbrauch und eine neue industrielle
Revolution mit hohen Investitionen machbar.

                                                                                                   
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Nationale und
                                                        internationale
                                                        Klimaschutzziele

    Diese Aussagen gelten auch für den Freistaat        G8-Gipfel
    Bayern. Gerade Bayern ist wegen seiner
                                                        Auf dem Gipfel in Heiligendamm (8.6.2007)
    geografischen Gegebenheiten vom Klima-
                                                        kamen die Regierungschefs der G8-Staaten
    wandel besonders betroffen. Als gegenüber
                                                        überein, dass bei der Festlegung eines glo-
    Klimaänderungen und klimatischen Extremer-
                                                        balen Ziels für Emissionsverringerungen eine
    eignissen besonders sensible Regionen sind
                                                        Halbierung der Treibhausgasemissionen bis
    der Alpenraum, die Mittelgebirge sowie die
                                                        zum Jahr 2050 ernsthaft zu prüfen sei.
    großen Flusstäler von Bedeutung. So lag der
    Anstieg der mittleren Jahrestemperatur in den
                                                        Europäischer Rat
    letzten 100 Jahren im bayerischen Alpenraum
    mit 1,5° C doppelt so hoch wie im globalen          Der Europäische Rat hat auf seiner Frühjahrsta-
    Durchschnitt.                                       gung am 8. / 9.3.2007 in Brüssel den „Aktions-
                                                        plan für Klimaschutz und Energiepolitik“ bera-
    Als wirtschaftsstarker Innovationsstandort          ten und ein Maßnahmenpaket mit folgenden
    mit herausragender Kompetenz in den Um-             verbindlichen Maßnahmen / Zielen bis zum Jahr
    welttechnologien ist Bayern andererseits sehr       2020 beschlossen:
    gut aufgestellt, um die Chance, die der Klima-
    schutz weltweit bietet, zum Vorteil für die wirt-   •	Reduzierung der Treibhausgasemissionen
    schaftliche Entwicklung und die bayerischen            um 20 % (bezogen auf das Basisjahr 1990)
    Arbeitsplätze zu nutzen. Hochgesteckte Klima-          bzw. um 30 %, sofern sich andere Industrie-
    schutzziele sind nur mit Hilfe von Innovationen,       länder zu vergleichbaren Emissionsreduzie-
    neuen Technologien und High-Tech-Lösungen              rungen und die wirtschaftlich weiter fort-
    erreichbar. Diese technologische Herausforde-          geschrittenen Entwicklungsländer zu einem
    rung bietet eine große Chance für ein export-          ihren Verantwortlichkeiten und jeweiligen
    orientiertes Hochtechnologieland wie Bayern            Fähigkeiten angemessenen Beitrag ver-
    und auch eine große Chance für die bayerische          pflichten,
    Forschungslandschaft.                               •	Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien
                                                           am Gesamtenergiemix der EU auf 20 %,
                                                        •	Erhöhung des Anteils von Biokraftstoffen
                                                           am Gesamtkraftstoffmarkt auf 10 %,
                                                        •	Verbesserung der Energieeffizienz um 20 %
                                                           (bezogen auf eine Entwicklung ohne zusätz-
                                                           liche Maßnahmen).


Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Bayerische
                                                Klimaschutzpolitik

Integriertes Energie- und Klima-                Mit dem bisherigen Klimaschutzkonzept ver-
programm der Bundesregierung                    folgt der Freistaat Bayern das Ziel, die energie-
                                                bedingten jährlichen CO2-Emissionen von
Auf der Klausurtagung des Bundeskabinetts
                                                über 90 Mio. Tonnen Ende der 90er Jahre auf
am 23. / 24.8.2007 in Meseberg hat die Bun-
                                                80 Mio. Tonnen im Jahr 2010 zu begrenzen.
desregierung Eckpunkte für ein integriertes
                                                Im Jahr 2004 betrugen die energiebedingten
Energie- und Klimaprogramm beschlossen.
                                                CO2-Emissionen 82,8 Mio. Tonnen.
Mit einem 29 Punkte umfassenden Maßnah-
menpaket sollen die Weichen gestellt werden,                                                                                             CO2-Emissionen Bayern
um die Klimaziele in einem kontinuierlichen                                          94

Prozess bis zum Jahr 2020 zu erreichen und                                           92
                                                                                                                                  92,0          91,9
                                                                                                                                                                               Klimaschutzkonzept 2000

die erforderlichen Maßnahmen kosteneffizient                                         90                        89,7                      89,8          89,7          89,4
                                                                                                 88,4
auszugestalten.
                                                CO2-Emissionen in Mio. Tonnen/Jahr

                                                                                     88                                                                       87,7
                                                                                                                      87,3 87,5
                                                                                                        86,5
                                                                                     86
                                                                                          84,1
Hierbei soll der Anteil erneuerbarer Energien                                        84                                                                                     83,6 83,4
                                                                                                                                                                                        82,8             Ziel: 80,0
                                                                                     82
am Wärmeverbrauch auf 14 % und an der
                                                                                     80
Stromerzeugung auf 25 – 30 % erhöht werden.
                                                                                     78
Ein wesentliches Ziel ist der Ausbau des An-                                         76

teils der Kraft-Wärme-Kopplung an der Strom-                                         74

erzeugung. Dieser Anteil soll bis 2020 auf                                           72

25 % verdoppelt werden.                                                                      0   1   2   3   4   5   6   7   8   9   0   1   2   3   4   5   6   7   8   9   0
                                                                                          199 199 199 199 199 199 199 199 199 199 200 200 200 200 200 200 200 200 200 200 201

Daneben sollen erhebliche Emissionsminde-       Die spezifischen CO2-Emissionen pro Kopf
rungen im Gebäudebereich durch die Fortfüh-     der Bevölkerung liegen in Bayern um gut ein
rung des Gebäudesanierungsprogramms bzw.        Drittel niedriger als im Bundesdurchschnitt
durch eine Verschärfung der Energieeinspar-     (Deutschland: knapp über 10 Tonnen CO2 / Ein-
verordnung erzielt werden.                      wohner und Jahr; Bayern: knapp 7 Tonnen
                                                CO2 / Einwohner und Jahr). Dies ist im Wesent-
Es ist vorgesehen, die ordnungsrechtlichen      lichen zurückzuführen auf die höhere gesamt-
Maßnahmen blockweise in Einzelgesetzen          wirtschaftliche Energieeffizienz in Bayern, die
umzusetzen.                                     in Bayern höheren Versorgungsanteile fast aller
                                                erneuerbaren Energien (außer Windkraft) und
                                                den annähernd doppelt so hohen Beitrag der
                                                fast CO2-freien Kernenergie zur Stromerzeu-
                                                gung in Bayern.

                                                                                                                                                                                                                      
Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
Die EU und die Bundesregierung haben ehr-        Bayern hat darüber hinaus frühzeitig die Not-
     geizige Klimaschutzziele vereinbart. Damit       wendigkeit der Anpassung an den Klimawan-
     diese erreicht werden, müssen die Rahmenbe-      del erkannt. Beispiele für frühzeitiges Handeln
     dingungen international und national entspre-    auf diesem Gebiet sind die Einführung eines
     chend festgelegt werden, etwa durch gezielte     Klimaänderungsfaktors bei Hochwasserschutz-
     Unterstützung innovativer und energieeffizi-     maßnahmen, das Waldumbauprogramm und
     enter Technologien oder Förderung der erneu-     das Umwetterwarnsystem Bayern. Die Ent-
     erbaren Energien. Auch das Markt- und Preis-     wicklung von Anpassungsstrategien als ein
     geschehen bei Rohstoffen und Energieträgern      wesentliches regionales Handlungsfeld soll
     spielt eine wichtige Rolle. Die Möglichkeiten    konsequent fortgeführt werden.
     der Länder für eine eigene Klimaschutzpolitik
     sind immer im Kontext zu den nationalen und      Die starke Position Bayerns soll mit dem
     internationalen Konzepten zu sehen. Sie liegen   Klimaprogramm Bayern 2020 weiter ausge-
     im Wesentlichen in unterstützenden und er-       baut werden. Daraus leiten sich die folgenden
     gänzenden Maßnahmen.                             konkreten Ziele ab:

     Ziel der Staatsregierung ist es, die Maßnah-      Bayerische Klimaschutzziele
     men von Bund und EU wirksam zu ergänzen           Erhalt der Spitzenposition im Klimaschutz;
     und gleichzeitig die bisher erreichte Spitzen-    Wahrung des Vorbildcharakters
     position zu halten und den Vorbildcharakter       Bereich Reduktion:
     Bayerns zu wahren.                                Verdoppelung des Anteils erneuerbarer
                                                       Energien bezogen auf den Primärenergiever-
     Dies gilt besonders bei den erneuerbaren          brauch auf 16 % bis zum Jahr 2020 (Voraus-
     Energien und bei der Entwicklung von An-          setzung: Erreichung der von der Bundes-
     passungsstrategien. Um die Rolle der erneu-       regierung in Meseberg festgelegten Ziele).
     erbaren Energien weiter auszubauen, soll ihr      Bereich Anpassung:
     Anteil am Primärenergieverbrauch bis 2020         Bestmögliche Anpassung aller klimasensi-
     verdoppelt werden. Dies setzt die nachhal-        tiven und verwundbaren Bereiche in Bayern
     tige Nutzung der Entwicklungspotenziale der       an die Folgen des Klimawandels bis 2020.
     jeweiligen erneuerbaren Energien voraus (z. B.
     Entwicklungspotenzial der Wasserkraft 10 %).
     Auch hier gilt: die wesentlichen Rahmenbe-
     dingungen für die Realisierung der Ausbau-
     potenziale liegen beim Bund. Das Ziel der
     Verdoppelung ist zu erreichen, wenn die Bun-
     desregierung ihre Ziele konsequent verfolgt.

10
Die Klimaschutzpolitik der Bayerischen Staats-     Maßnahme
regierung verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz.    Erweiterung der Bayerischen Klimaallianz
Das im Jahr 2000 verabschiedete und 2003           und des Umweltpakt Bayern
novellierte Bayerische Klimaschutzprogramm         •	Die Bayerische Klimaallianz wird um neue
basiert auf Daten und Erkenntnissen der               Bündnispartner erweitert. Hierfür werden
Wissenschaft und setzt seine Schwerpunkte             jeweils konkrete Vereinbarungen getrof-
vor allem in den Bereichen, wo die größten            fen.
Minderungen von Treibhausgasemissionen auf         •	Gemeinsam mit den Bündnispartnern wird
möglichst wirtschaftliche Art zu erzielen sind.       die „Bayerische Klimawoche“ durchge-
Dieser ganzheitliche Ansatz schließt sowohl           führt, um breite Bevölkerungsschichten
internationale Kooperationen ein als auch die         für den Klimaschutz zu sensibilisieren.
Zusammenarbeit mit den gesellschaftlichen          •	Unternehmen, die sich auf dem Gebiet
Gruppen in Bayern, die im Rahmen der bay-             des Klimaschutzes besonders vorbildlich
erischen Klimaallianz weiter ausgebaut wird.          verhalten, haben die Möglichkeit dem
Die Bündnisse mit dem Bund Naturschutz,               Umweltpakt Bayern beizutreten.
den großen Bayerischen Kirchen und dem
Bayerischen Landkreistag sind Beleg für ein
erfolgreiches, gemeinsames Vorgehen. Diese        Kernpunkt des Bayerischen Klimaprogramms
Bündnisse werden fortgesetzt und ausgebaut.       ist die vorsorgende Doppelstrategie „Reduk-
Als Bündnispartner sind u. a. der Bayerische      tion und Anpassung“ – Verminderung von
Gemeindetag, der Verband der bayerischen          Treibhausgasemissionen auf der einen Seite,
Bezirke, der Bayerische Jugendring, der Bund      Anpassung an den unvermeidlichen Klima-
Deutscher Architekten Bayern sowie die Bay-       wandel auf der anderen Seite. Diese Doppel-
erische Architektenkammer und der Landes-         strategie ist konsequent weiterzuführen und
bund für Vogelschutz vorgesehen. Im Rahmen        in alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche zu
dieser Bündnisse soll das Thema Klimaschutz       integrieren.
in der „Bayerischen Klimawoche“ breiten
Bevölkerungsschichten bewusst gemacht
werden.

                                                                                                 11
Minderung von
     Treibhausgasemissionen

12
Gebäude

Rund drei Viertel der deutschen Treibhaus-          Der Bereich „Haushalte und übrige Verbrau-
gasemissionen sind energiebedingt. Erzeu-           cher“ emittiert etwa 35 % der gesamten bay-
gung, Umwandlung, Übertragung und Ver-              erischen energiebedingten CO2-Emissionen.
brauch von Energie sind deshalb zentrale            Hier liegt das größte und wirtschaftlich ver-
Handlungsfelder des Klimaschutzes. Eine             gleichsweise günstig erschließbare Potenzial
klimaverträgliche Energieversorgung bedeutet        zur Energieeinsparung und zur Minderung des
zugleich einen sparsamen Umgang mit                 CO2-Ausstoßes.
Energieressourcen und trägt so dazu bei,
Importabhängigkeiten zu dämpfen.                    Die Bayerische Staatsregierung begrüßt
                                                    deshalb die KfW-Förderprogramme für ener-
Wichtigster Ansatz, um die gute Position            giesparendes Bauen bzw. zur energetischen
Bayerns beim Klimaschutz weiter auszubauen,         Sanierung von Altbauten. Um weitere Einspar-
sind konsequente Energieeinsparung und noch         möglichkeiten im Gebäudebereich zu realisie-
effizientere Energiegewinnung und -verwen-          ren, wird die Staatsregierung darüber hinaus
dung. Vor allem in den Schwerpunktbereichen         gehende Maßnahmen ergreifen und bisherige
Gebäude, Verkehr sowie Stromerzeugung und           konsequent fortführen.
-anwendung wird die Staatsregierung deshalb
hier zusätzliche bzw. verstärkte Maßnahmen
und Initiativen ergreifen. Daneben müssen           Staatlicher Hochbau
aber auch die anderen Sektoren und weitere
                                                    Der Freistaat Bayern geht bei Neubauten und
im Kyoto-Protokoll genannte Treibhausgase be-
                                                    Gebäudesanierungen beispielhaft voran und
trachtet werden. Auch hier sind Maßnahmen
                                                    unternimmt erhebliche Anstrengungen, die
zur Verringerung der Emissionen erforderlich.
                                                    Energieeffizienz seiner Gebäude zu steigern.
                                                    Er erfüllt damit eine wesentliche Vorbildfunkti-
Eine wichtige Funktion hat auch die Wirtschaft,
                                                    on bei der Reduzierung von Treibhausgasemis-
die durch Innovationen und neue Technologien
                                                    sionen, die mit einem neuen Investitionspro-
einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Energie-
                                                    gramm unterstrichen werden soll:
effizienz und rationellerer Energieverwendung
leisten kann. Gleichzeitig profitieren die Unter-
                                                     Maßnahme
nehmen auf den Weltmärkten aufgrund von
                                                     Sonderprogramm zur energetischen Sanie-
Wettbewerbsvorteilen durch Kostensenkungen
                                                     rung staatlicher Liegenschaften
und innovative Produkte. Der Staat wird hier
                                                     Ein Sonderprogramm zur energetischen
die notwendigen Rahmenbedingungen setzen.
                                                     Sanierung staatlicher Liegenschaften soll die
                                                     Sanierungsmaßnahmen deutlich beschleu-
                                                     nigen. Die Sanierungsmaßnahmen erfassen
                                                     dabei Gebäudehülle und Anlagentechnik.
                                                     Es erfolgt zudem ein verstärkter Einsatz
                                                     regenerativer Energien.

                                                                                                       13
Kommunale Gebäude                                mit rund 15,6 Mio. Tonnen je Jahr bereits die
                                                      Hälfte der CO2-Emissionen im Bereich „Haus-
     Zur Energieoptimierung kommunaler Gebäude
                                                      halt und übrige Verbraucher“. Hier kann mit
     werden neben den von Seiten des Bundes
                                                      vergleichsweise kosteneffizienten Maßnahmen
     bestehenden Fördermöglichkeiten folgende
                                                      der Energieverbrauch gesenkt und ein hohes
     Maßnahmen ergriffen:
                                                      CO2-Vermeidungspotenzial erschlossen werden.

      Maßnahme
                                                      Die Bundesregierung hat für die energetische
      CO2-Minderung in Kommunen
                                                      Sanierung von Wohnungen über die KfW aus-
      •	Das „CO2-Minderungsprogramm für
                                                      reichende Förderprogramme aufgelegt. Bayern
         kommunale Liegenschaften“ konzentriert
                                                      war 2006 das Land mit den meisten Antragstel-
         sich mit verstärkten Mitteln auf Energie-
                                                      lungen.
         management und energetische Betriebs-
         optimierung (auch Machbarkeitsstudien
         als Grundlage für Energieeinspar-Contrac-
                                                      Soziale Infrastruktur
         ting) kommunaler und kirchlicher Liegen-
         schaften.                                    Ein großer Teil der sozialen Infrastruktur wie
      •	Der seit Jahren bestehende Förderschwer-     Schulen, Kindertagesstätten und (Schul-) Turn-
         punkt „Kommunale Energieeinsparkonzep-       hallen ist dringend energetisch sanierungs-
         te“ wird evaluiert und, soweit notwendig,    bedürftig. Insbesondere bei den Kommunen
         fortentwickelt.                              besteht ein z. T. erheblicher Investitionsstau.
      •	Die Kommunen werden bei der Teilnahme        Bayern wird sich deshalb an dem vom Bund
         am „European Energy Award ®“ unter-          geplanten Investitionspakt Bund-Länder-Kom-
         stützt, um Potenziale zur Steigerung der     munen zur energetischen Sanierung sozialer
         Energieeffizienz zu identifizieren und zu    Infrastruktur beteiligen und den bayerischen
         erschließen.                                 Anteil an der Drittelfinanzierung übernehmen.
      •	Kommunen, die örtliche Wirtschaft und        Auf Bayern entfällt dabei ein Anteil von 14,9 %.
         Bürger haben gemeinsam viele kooperati-
         ve Handlungsinstrumente für den Klima-        Maßnahme
         schutz entwickelt, z. B. in ihrer lokalen     Beteiligung am „Investitionspakt Bund-
         Agenda 21. Dabei werden sie auch weiter-      Länder-Kommunen zur energetischen
         hin durch den Staat unterstützt.              Erneuerung der sozialen Infrastruktur in
                                                       den Kommunen“
                                                       Der Freistaat Bayern wird sich in den nächs-
     Wohnungsaltbestand                                ten 5 Jahren am Infrastrukturprogramm des
                                                       Bundesministerium für Verkehr, Bau und
     Ein Großteil der rd. 1,84 Mio. Wohngebäude
                                                       Stadtentwicklung (BMVBS) beteiligen.
     der Baualtersklasse bis 1978 mit rd. 3,82 Mio.
     Wohneinheiten in Bayern sind heute noch ener-
     getisch unsaniert. Bei diesen Gebäuden ist der
     Wärmeverbrauch besonders hoch. Wohngebäu-
     de, die vor 1979 errichtet wurden, verursachen

14
Verkehr

Die Staatsregierung bekennt sich dazu, ihren        Maßnahme
Beitrag zu einer klimafreundlichen Abwicklung       Stärkung des Klimaschutzes in Zusammen-
des Verkehrs zu leisten und den Anteil des          arbeit mit der Automobilindustrie
öffentlichen Verkehrs zu erhöhen. Ziel muss es      •	Stärkere Priorisierung der bayerischen
sein, die Energieeffizienz im Verkehr nachhaltig       Innovations- und Kooperationsinitiative
zu steigern, so dass gleichzeitig der Ausstoß          Automobilzulieferindustrie (BAIKA) auf den
von Klimagasen wesentlich reduziert wird und           Klimaschutz,
die Mobilität im Personen- und Güterverkehr         •	Allianz Bayern Innovativ: CO2-Reduzierung
gewahrt bleibt.                                        besonderer Schwerpunkt im Cluster Auto-
                                                       motive.

Individualverkehr
                                                   Maßnahmen an der
Eine Schlüsselrolle kommt dem Straßen-
                                                   Straßenverkehrsinfrastruktur
verkehr zu, der den Großteil der verkehrs-
bedingten CO2-Emissionen verursacht.               Im Hinblick auf den Klimaschutz ist entschei-
                                                   dend, dass die Schadstoffproduktion aus dem
Maßnahmen an der Quelle                            Verkehrsablauf selbst möglichst klein bleibt.
                                                   Das heißt, dass alle Störungen und Behinde-
Die Staatsregierung unterstützt deshalb die
                                                   rungen im Verkehrsablauf durch Optimierung
Einführung ambitionierter und realistischer
                                                   des Straßennetzes und Maßnahmen der Ver-
Emissionsgrenzwerte für Pkw von durch-
                                                   kehrssteuerung (Verstetigung des Verkehrs-
schnittlich 120 g CO2 / km ab 2012 nach den
                                                   flusses) auf ein Minimum reduziert werden
Vorstellungen der Europäischen Union durch
                                                   müssen. Der Straßenbau ist in der Lage, durch
Festlegung differenzierter Grenzwerte unter
                                                   die Gestaltung der Infrastruktur einen wesent-
Berücksichtigung von Parametern wie z. B. des
                                                   lichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Fahrzeuggewichtes. Einen undifferenzierten
Grenzwert lehnt die Staatsregierung allerdings
                                                    Maßnahme
ab, weil damit kein maximaler Einsparbei-
                                                    Ausbau von Telematik und Verkehrsleit-
trag der auf Europas Straßen dominierenden
                                                    systemen
Fahrzeuge der Klein- und Mittelklasse erreicht
                                                    Geplant sind 15 neue Verkehrsbeeinflus-
werden kann. Die Staatsregierung wird hierzu
                                                    sungsanlagen überwiegend in den Ballungs-
den Dialog mit den bayerischen Fahrzeugher-
                                                    räumen sowie zusätzlich großmaschige,
stellern intensivieren und dabei den Klima- und
                                                    Staats- und Landesgrenzen übergreifen-
Umweltschutz verstärkt aufgreifen.
                                                    de Wechselwegweisungen. Die bei den
                                                    Bundesfernstraßen im Bereich der Ver-
                                                    kehrssteuerung gewonnenen Erfahrungen
                                                    zur Verminderung der Umweltbelastungen
                                                    werden künftig auch bei Staatsstraßen,
                                                    v. a. im Bereich von Ortsdurchfahrten
                                                    herangezogen.

                                                                                                    15
Daneben sollen folgende Maßnahmen                Öffentlicher Verkehr
      durchgeführt werden:
                                                       Die spezifischen CO2-Emissionen von Bus und
     •	Einsatz neuer Informations- und Kommuni-
                                                       Bahn sind niedriger als beim Individualverkehr.
        kationstechnologien
                                                       Die Staatsregierung setzt deshalb ihre Politik
        Verkehrsverflüssigung und Vermeidung von
                                                       zur Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel
        Individualverkehr unter Einsatz neuer Me-
                                                       fort. Zusätzliche Klimaschutzerfolge können
        dientechnologien, z. B.
                                                       durch verstärktes Umsteigen vom Individual-
        – Projekt “Kooperatives Verkehrsmanage-
                                                       verkehr auf öffentliche Verkehrsmittel und eine
          ment (KOOV)“ im Raum München
                                                       weiter steigende Auslastung der Fahrzeuge im
          Umweltverträgliche Verbesserung der Mo-
                                                       Öffentlichen Personennahverkehr und Schie-
          bilität im Ballungsraum München; Einspa-
                                                       nenpersonennahverkehr erzielt werden.
          rungen in den Zeit- und Betriebskosten für
          die Straßenverkehrsteilnehmer
        – Verkehrsinformationsagentur Bayern (VIB)
          Verbesserte Vorbereitung vor der Fahrt
          und gesicherte Informationen während der
          Fahrt (sog. "door to door routing"); Ver-
          meidung von Umweg- und Suchverkehr;
          erhebliche Einsparung von Treibstoff
        – Baustellenmanagementsysteme auf
          Autobahnabschnitten
          Reduzierung von Stauereignissen, flüssige
          Verkehrsführung an Arbeitsstellen
     •	Bedarfsgerechter Straßenausbau
        Auch der Bau von Ortsumgehungen und
        der bedarfsgerechte Ausbau hoch belaste-
        ter Strecken des Bundesfern- und Staats-
        straßennetzes führen zur Verbesserung
        der Verkehrsabläufe und damit zu einer
        Abnahme des Energieverbrauchs sowie zu
        einer Verminderung der verkehrsbedingten
        Emissionen.

16
Erneuerbare Energien

Die erneuerbaren Energien haben in Bayern          Biomasse
seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert.
                                                   Das technische Potenzial von Biomasse
Sie tragen in Bayern mit rd. 8 % deutlich mehr
                                                   beträgt in Bayern bis zu 15 % des derzeitigen
zur Energieversorgung bei als im bundeswei-
                                                   Primärenergieverbrauchs. Der verstärkte
ten Durchschnitt (rd. 5 %). Ziel der bayerischen
                                                   Einsatz von Biomasse wird durch folgende
Staatsregierung ist es, diesen Anteil bis 2020
                                                   Maßnahmen begleitend unterstützt:
zu verdoppeln.

                                                   •	Leuchtturmprojekte mit Marktnähe
Um den Klimaschutz voranzutreiben und die
                                                   	Das Kompetenzzentrum für Nachwach-
Versorgungssicherheit (Energiemix) auf eine
                                                      sende Rohstoffe ist Nukleus für eine Viel-
breitere Basis zu stellen, wird die Staatsregie-
                                                      zahl von Aktivitäten, die durch zahlreiche
rung die Nutzung der erneuerbaren Energien
                                                      Synergieeffekte gekennzeichnet sind.
in Bayern weiter verstärken.
                                                      Das Zusammenspiel der unterschiedlichen
                                                      Akteure mit großer Öffentlichkeitswirkung
Eine deutliche Steigerung des Beitrags der er-
                                                      bringt den Einsatz von Biomasse besonders
neuerbaren Energien ist dabei nur über weitere
                                                      voran. Hier stehen folgende Maßnahmen im
erhebliche Investitionen und öffentliche För-
                                                      Vordergrund:
derungen erreichbar. Die zusätzlich geplanten
                                                      – Aufbau einer Musterregion im Umfeld des
Maßnahmen der Staatsregierung sollen vor
                                                         Kompetenzzentrums für Nachwachsende
allem dort ansetzen, wo weitere Anreize mit
                                                         Rohstoffe in Straubing (Schwerpunkt für
Blick auf die regionalen Erschließungspoten-
                                                         Forschung, Entwicklung, marktbedeut-
ziale und die Kosteneffizienz bestmögliche
                                                         same Umsetzung, Information),
Wirkung erwarten lassen. Für Bayern ergeben
                                                      – Einsatz von biogenen Treibstoffen und
sich daraus als Schwerpunktbereiche Biomas-
                                                         weiteren Bioenergieträgern am Flughafen
se, Wasserkraft und Geothermie. Daneben
                                                         München,
sind auch die Informations- und Beratungsakti-
                                                      – Einrichtung eines Modellbetriebs mit
vitäten zu intensivieren.
                                                         Kurzumtriebskulturen.

                                                   •	Finanzielle Unterstützung von Investitionen
                                                   	Neben der Wahl des Energieträgers ist
                                                      besonderes Augenmerk auf die Ressourcen-
                                                      effizienz und Optimierung des Nutzungs-
                                                      grades sowie Klimarelevanz und Nachhal-
                                                      tigkeit zu richten. Investitionen in diese
                                                      Bereiche sind besonders sinnvoll und zeich-
                                                      nen sich durch hohe Fördereffektivität aus.

                                                                                                    17
Schwerpunkte sind hier Effizienz steigernde        bild, Erholungswert) und Luftreinhaltung,
       Maßnahmen und Anschubförderungen für             – Stoffstrombilanzen, Verwertungspfade,
       Projekte an der Wettbewerbsschwelle wie            Klimarelevanz, Wasserhaushalt, Humusbi-
       z. B.                                              lanz der einzelnen Rohstoffpflanzen sowie
       – Biomasseheizwerke und Ausbau von                Brennstoffaufbereitungsmethoden und
         Biomasse-Nahwärmenetzen sowie                    Pilotanlagen für Halmgut, Getreide und
         Hackschnitzelfeuerungen im kleineren             Sekundärbrennstoffe,
         Leistungsbereich,                              – Vernetzung der Forschung bei Biokraft-
       – verstärkte Abwärmenutzung von Biogas-           stoffen; Entwicklungen zur Biomasse-
         anlagen,                                         verflüssigung inkl. Bioraffinerie sowie
       – Einsatz biogener Kraftstoffe in land- und       verfahrenstechnische Optimierung der
         forstwirtschaftlichen Betrieben des Frei-        Biogasnutzung.
         staats Bayern sowie in Dienstfahrzeugen
         der Staatsverwaltung.                         Maßnahme „BioEnergie für Bayern“
                                                       Ausbau des Einsatzes von Biomasse als
     •	Biomasseforschung                              regenerativer Energieträger:
        Gezielte Forschung von Heute ist der           •	Leuchtturmprojekte u. a. im Straubinger
        Schlüssel zur Marktdurchdringung von              Umland und am Münchener Flughafen,
        Morgen. Durch die Heterogenität des            •	Investitionsförderungen für Biomassean-
        Energieträgers Biomasse sowohl im Pro-            lagen, Einsatz von Biokraftstoffen in der
        duktions- als auch im Verwertungspfad ist         Staatsverwaltung,
        es notwendig, sich bei der Forschung auf       •	Forschungsprogramm „Biomasse und
        die erfolgsträchtigen Zukunftsgebiete im          Klima“,
        Sinn von Nachhaltigkeit und Klimaverträg-      •	Informationskampagne „Biomasse ist
        lichkeit zu konzentrieren. Zur strategischen      mehr“ (siehe Seite 22).
        Ausrichtung und nachhaltigen Nutzung
        von nachwachsenden Rohstoffen wird die
        Forschung vor allem auf folgenden Gebieten
        intensiviert:
        – Untersuchungen für einen optimierten
           Verwertungs- und Anbaumix für die Klima
           schonende Energieversorgung im Einklang
           mit den Ansprüchen der Lebensmittel- und
           Rohholzversorgung sowie der Sicherstel-
           lung der Naturraumfunktionen und hoher
           Umweltqualität für Gewässer, Boden und
           Naturschutz (Biodiversität, Landschafts-

18
Wasserkraft                                      Geothermie
Das Wasserkraftpotenzial in Bayern ist zu        In Bayern – insbesondere Südbayern – herr-
einem großen Teil bereits erschlossen. Al-       schen günstige Voraussetzungen für eine hy-
lerdings kann die Stromerzeugung aus Was-        drothermale Energiegewinnung mittels Tiefen-
serkraft durch Neubau und Wirkungsgradver-       geothermie. Klimapolitisches Ziel ist deshalb
besserung der Kraftwerke noch gesteigert         die bestmögliche Nutzung des Energiepoten-
werden. Bereits Ende 2006 hat die Staatsre-      zials der Geothermie in Bayern. Dies erfordert
gierung mit den Wasserkraftbetreibern eine       neben der bereits EEG-geförderten geother-
Vereinbarung über Eckpunkte der nachhaltigen     mischen Stromerzeugung auch eine möglichst
Wasserkraftnutzung geschlossen. Ziel ist, die    weitgehende Nutzung der Erdwärme für
Wasserkraftnutzung besser mit den Belangen       Wärmeversorgungszwecke. Die Wirtschaft-
der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes       lichkeit geothermischer Wärmeversorgungen
zu vereinbaren.                                  ist jedoch durch hohe Investitionskosten
                                                 besonders des Wärmeverteilnetzes belastet.
Die Betreiber der großen Wasserkraftwerke        Hinzu kommt, dass gerade bei Geothermie
werden dazu auf Initiative der Staatsregierung   nicht immer von einer optimalen Wärmever-
eine aktualisierte Abschätzung des Ausbau-       brauchsdichte im Umkreis der Geothermieanla-
potenzials durch Modernisierung und neue         ge ausgegangen werden kann. Anders als bei
Anlagen vornehmen und anschließend gemein-       der Stromerzeugung besteht für die geother-
sam mit der Staatsregierung Möglichkeiten der    mische Wärmeversorgung keine vergleichbar
Realisierung prüfen. Ziel ist es, das Entwick-   hohe Bundesförderung. Diese Lücke soll durch
lungspotenzial der Wasserkraft konsequent        ein Landesprogramm geschlossen werden.
auszuschöpfen.
                                                  Maßnahme
                                                  Neues Förderprogramm Geothermie
                                                  in Bayern
                                                  Förderprogramm (ggf. zinsverbilligte
                                                  LfA-Darlehen) für Investitionen in Geother-
                                                  mie – Schwerpunkt Wärmeverteilung.

                                                                                                  19
Klimaverträgliche
     Stromerzeugung

     In Bayern werden – vor allem dank Kernen-
     ergie und Wasserkraft – lediglich noch knapp
     20 % des Stroms in fossil befeuerten Kraft-
     werken erzeugt. Das Erreichen ehrgeiziger
     Klimaschutzziele setzt aber voraus, dass die
     Laufzeiten der bestehenden Kernkraftwerke
     verlängert werden. Auch massive Anstrengun-
     gen bei Energieeinsparung und -effizienz und
     beim Ausbau erneuerbarer Energien reichen
     auf absehbare Zeit nicht aus, um die bei einem
     Kernenergieausstieg entstehende Versor-
     gungslücke klimaneutral zu schließen. Bayern
     wirkt deshalb auf Bundesebene darauf hin,
     die bestehenden Laufzeitbegrenzungen auf-
     zuheben. Im Fall einer Laufzeitverlängerung
     sollte ein bestimmtes Investitionsvolumen
     für die Bereiche erneuerbare Energien,
     Energieeffizienz und Energieforschung fest-
     geschrieben werden (Vereinbarung mit
     der Energiewirtschaft).

     Damit sind zwar die CO2-Reduktionspotenziale
     in Bayern deutlich niedriger als im bundes-
     weiten Strom-Mix mit einem fossilen Anteil
     von 60 %, dennoch bieten sich auch in Bayern
     weitere Verbesserungspotenziale durch eine
     effizientere Stromerzeugung. Bayern ist ein
     Land, in dem moderne und hocheffiziente
     Kraftwerkstechnologie entwickelt, hergestellt
     und eingesetzt wird.

20
Reduktion und Bindung
                                                  von Treibhausgasen in
CO2 -Minderung bei KMU                            weiteren Sektoren

Kleine und mittlere Industrie- und Gewerbebe-     Die Land- und Forstwirtschaft verfügt auf
triebe (KMU) bieten ein hohes Potenzial für die   ihren Anbauflächen sowie im Bereich der
Verbesserung der effizienten Energienutzung       Tierhaltung über vielfältige Möglichkeiten zur
und damit unmittelbar für CO2-Einsparung.         Bindung und Vermeidung von Kohlendioxid
Diese Maßnahmen amortisieren sich oft in          und anderen Treibhausgasen. Mit klimaver-
wenigen Jahren. Das Ökokreditprogramm der         träglichen Wirtschaftsweisen und strukturellen
LfA soll zur Förderung von Maßnahmen zur          Verbesserungen u. a. mit den Instrumenten der
CO2-Verringerung bei KMU ausgebaut werden.        Flurneuordnung lässt sich die Energieeffizienz
Ziel ist die CO2-Minderung bei geringst mög-      der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe
lichem Mitteleinsatz. Im Vorfeld soll den KMU     weiter steigern und der Ausstoß von Treib-
Beratung angeboten werden. Aus den Leitfä-        hausgasen reduzieren. Mit Hilfe der Beratung
den des LfU zur Energieeffizienz für Industrie    werden emissionsarme Tierhaltungssysteme
und Gewerbe wird ein Maßnahmenkatalog zur         in der Praxis weiter vorangebracht. Durch ein
CO2-Reduktion entwickelt. Das LfU wird das        besseres Fütterungs- und Wirtschaftsdünger-
unternehmensorientierte Informationsangebot       management sowie die Leistungsoptimierung
zu Klima- und Energieeffizienz in seinem Info-    in der Rinderhaltung können die Emissionen
zentrum UmweltWirtschaft intensivieren und        im Bereich Nutztiere weiter gesenkt werden.
die best-practice-Beispiele ständig erweitern.    Eine Optimierung und Minimierung der Stick-
                                                  stoffdüngung in der Landwirtschaft sowie eine
 Maßnahme                                         Weiterentwicklung extensiver ökologischer
 Bayerisches Klimaschutzkreditprogramm            Landbewirtschaftung tragen zu einer weiteren
 für best-practice-Maßnahmen bei KMU              Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen
 Unterstützung und Förderung von Maß-             bei. Die Cluster-Initiative Forst und Holz wird
 nahmen zur Minderung von CO2, die sich           zur nachhaltigen Mobilisierung der Nutzungs-
 innerhalb weniger Jahre amortisieren.            potenziale der Wälder und einer klimaoptimier-
                                                  ten intelligenten Holzverwendung konsequent
                                                  fortgeführt. Durch Forschungsbemühungen
                                                  im Bereich der Energiepflanzenproduktion sind
                                                  Anbauverfahren mit neuartigen Pflanzenarten
                                                  für die Bereitstellung von Rohstoffen aus der
                                                  pflanzlichen Produktion voranzubringen.

                                                                                                    21
Information, Beratung,
     Umweltbildung

     Wirksamer Klimaschutz erfordert Wissen              Beratung über Energieeinsparung und
     und Bewusstsein über Zusammenhänge und              erneuerbare Energien mit Schwerpunkt
     Möglichkeiten in möglichst breiten Bevölke-         Gebäude und Heizung),
     rungsschichten. Ein umfassendes und gut          •	weiterer Ausbau des Internet-Angebotes
     strukturiertes Informationsangebot, das auch        „Gebäude und Energie“, u. a. laufende Er-
     den besonderen regionalen Gegebenheiten             gänzung durch „best-practice“-Beispiele.
     Rechnung trägt, hat deshalb große Bedeutung
     für eine erfolgreiche Umsetzung energie- und
     klimapolitischer Zielvorgaben. Während die      Biomasse
     Kompetenz zu ordnungsrechtlichen Maßnah-
                                                     Biomasse bietet in Bayern das größte mittel-
     men und die Möglichkeiten zu finanzieller
                                                     fristig erschließbare Potenzial erneuerbarer
     Breitenförderung vor allem beim Bund
                                                     Energien. Für viele potenzielle Investoren und
     liegen, besteht gerade im Informations- und
                                                     Nutzer besteht besonderer Informations- und
     Beratungsbereich eine wichtige Aufgabe auf
                                                     Beratungsbedarf für die vergleichsweise neuen
     Landesebene. Zusätzlich zu den schon seit
                                                     Technologien in diesem Bereich. Weitere Infor-
     Jahren laufenden zahlreichen Informations-,
                                                     mationsaktivitäten sollen die Entwicklung und
     Beratungs- und Weiterbildungsaktivitäten wird
                                                     Verbreitung beschleunigen.
     die Staatsregierung im Rahmen des Klimapro-
     gramms weitere Maßnahmen insbesondere
                                                      Maßnahme
     in folgenden Themenbereichen entwickeln.
                                                      Informationskampagne „Biomasse ist mehr“
                                                      •	Offensive zur verstärkten Beratung über
                                                         Energie aus Biomasse, Erweiterung um
     Gebäudebereich
                                                         die Thematik „Kurzumtriebskulturen –
     Der Schwerpunkt zielt auf die Energieein-           Holz vom Acker“,
     sparung im Gebäudebereich. Hier ist ein          •	Sonder-Ausstellungsbeitrag zum Klima-
     besonders breites Spektrum von Betroffenen,         schutz durch Biomasse (Kompetenz-
     Investoren und Nutzern angesprochen.                zentrum für Nachwachsende Rohstoffe
                                                         in Straubing), Wanderausstellung zur
      Maßnahme                                           energetischen Nutzung von Biomasse,
      Informationskampagne Energieeinsparung          •	Aufbau eines spezialisierten Beratungs-
      im Gebäudebereich                                  netzwerks für Energie aus Biomasse,
      •	Einrichtung eines flächendeckenden und       •	Informationskampagne zur Förderung
         ortsnahen Netzes von Ansprechstellen zu         der Kraftstofflinie „E 85“.
         energieeffizientem Bauen und Sanieren
         bei den Kreisverwaltungsbehörden,
      •	Informationsoffensive über die neuen
         Anforderungen der Energieeinsparver-
         ordnung (z. B. Energieausweise auch
         für bestehende Gebäude; Einsatz eines
         Infobusses für eine landesweite Vor-Ort-

22
Energieeffizienzmaßnahmen in priva-              Umwelt- und Verbraucherbildung
ten Haushalten und im Gewerbe
                                                 Klimaschutz kann nur dann wirksam umgesetzt
In den privaten Haushalten und im gewerb-        werden, wenn er vom Bürger als wichtiger Teil
lichen Bereich bestehen neben der Gebäu-         seines Verhaltens akzeptiert und gelebt wird.
de- und Heizungstechnik noch wichtige Ener-      Ziel der Umwelt- und Verbraucherbildung ist es
giesparpotenziale wie z. B. bei Beleuchtung,     daher, dass die Verbraucher notwendiges Wis-
Klimatisierung, Elektro-Haushaltsgeräten,        sen, kritisches Bewusstsein und die Fähigkeit
Prozesswärme, Verfahrenstechnik oder Fuhr-       erlangen, sachlich richtige Entscheidungen zu
park. Über Effizienzmaßnahmen in diesen          treffen. Dadurch soll auch verstärktes Verant-
Verbrauchssektoren soll verstärkt informiert     wortungsbewusstsein für eigenes Handeln im
werden.                                          Hinblick auf die Klimaauswirkungen geschaffen
                                                 werden. Selbstverantwortliches Lernen und
 Maßnahme                                        Handeln muss dabei möglichst früh bei Kin-
 Informationskampagne Energieeffizienz in        dern und Jugendlichen ansetzen und lebens-
 Haushalt und Gewerbe                            lang ermöglicht und gefördert werden.
 •	Neue Fördermaßnahme für regionale
    (2 – 3 je Regierungsbezirk), überwiegend      Maßnahme
    von Kommunen getragene Energiebe-             Klimaschutz in der Umwelt- und Verbrau-
    ratungsagenturen mit dem Ziel, örtliche       cherbildung
    Beratungsinitiativen voranzutreiben und       •	Verdichtung des bayernweiten Netz-
    regional zu vernetzen,                           werkes außerschulischer Umweltbildungs-
 •	Stärkung des Bayerischen Energie-Forums          einrichtungen (Träger der Dachmarke
    (Bayern Innovativ GmbH, Nürnberg) als            „Umweltbildung Bayern“) und Auswei-
    Netzknoten des landesweiten Info- und            tung des Angebots im Bereich Klima-
    Beratungsangebots; Ausbau der dortigen           schutz,
    Projekt- und Kampagnenarbeit auf den          •	Umsetzung bayernweiter Modellprojekte
    Gebieten Energie-Technologietransfer / In-       zur Vernetzung, Bündelung und Kommu-
    formationsvermittlung in den Bereichen           nikation von Maßnahmen im Hinblick auf
    Energiesparen, Energieeffizienzverbesse-         den Klimaschutz,
    rung und Nutzung erneuerbarer Energien,       •	Verknüpfung der bestehenden Netzwerke
 •	Informationsoffensive über Stromeinspa-          der Umwelt- und Verbraucherbildung,
    rung in Zusammenarbeit mit dem ZVEI,          •	Ausbau der Partnerschaft und Kooperation
    Zielgruppen Hersteller und Nutzer.               mit leistungsfähigen Partnern (u. a. Kom-
                                                     munen und Unternehmen).

                                                                                                  23
Anpassung an den
     Klimawandel

24
Wasserwirtschaft

Bayern hat frühzeitig erkannt, dass dem          Die für die Gesellschaft gravierendsten direk-
Klimawandel allein durch die Minderung von       ten und indirekten Auswirkungen des Klima-
Treibhausgasen nicht wirksam begegnet            wandels werden im Wassersektor erwartet.
werden kann. Deshalb sind Entwicklung und        Der Klimawandel erfordert daher integral wir-
Umsetzung regionaler Anpassungsstrate-           kende Anpassungsmaßnahmen in der Wasser-
gien in allen Sektoren an die unvermeidbaren     wirtschaft in folgenden Handlungsbereichen:
Auswirkungen des Klimawandels im Rahmen
der nationalen Anpassungsstrategie wichtiger
Bestandteil des bayerischen Klimaprogramms.      Grundlagen, Monitoring und
                                                 Warndienste
Diese Linie wird bestätigt durch eine Studie
                                                 Das Projekt KLIWA (Klimaveränderung und
zur „Klimaanpassung Bayern 2020“, die der
                                                 Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) ist
Freistaat bei der Universität Bayreuth in Auf-
                                                 im Hinblick auf Niedrigwasser und Trockenheit
trag gegeben hat. Ziel war es, die möglichen
                                                 zu forcieren. Das Monitoring klimawandelbe-
Auswirkungen des Klimawandels in Bayern zu
                                                 dingter Änderungen der Wasserhaushalts-
beleuchten, damit geeignete Maßnahmen zur
                                                 größen ist zu intensivieren.
Begrenzung negativer Entwicklungen präventiv
eingeleitet und neue positive Entwicklungen
                                                 Um frühzeitig auf Trockenheit reagieren zu
rechtzeitig erkannt werden können. Die Stu-
                                                 können, ist ein Niedrigwasserinformations-
die zeigt deutlich, dass die ökonomischen,
                                                 dienst einzurichten.
ökologischen und sozialen Auswirkungen der
Klimaänderung weiter zunehmen werden.

                                                                                                  25
Hochwasserschutz                                 Dürre und Trockenheit
     Hochwasser bedroht Menschenleben sowie
     Vermögenswerte an Wohngebäuden, an                Maßnahme
     Gewerbe- und Industriebetrieben sowie am          Vorsorge gegen Dürre und Trockenheit
     Kfz-Bestand und löst so genannte intangible       Das bestehende räumliche und absehbare
     Kosten etwa für Produktionsausfälle, Katastro-    jahreszeitliche Ungleichgewicht der Nieder-
     phenschutzeinsatz, Aufräumarbeiten etc. aus.      schlagsverteilung in Bayern erfordert vor
     Das zunehmende Hochwasserrisiko entspricht        allem die Erhöhung der Versorgungssicher-
     einem bayernweiten Schadenspotenzial von          heit bei der örtlichen und regionalen Trink-
     über 25 Mrd. €.                                   wasserversorgung durch Verbund von An-
                                                       lagen oder Wassergewinnungsalternativen
      Maßnahme                                         („zweites Standbein“), insbesondere in den
      Anpassung des Hochwasserschutz-Aktions-          Wassermangelgebieten Frankens sowie des
      programms 2020                                   Oberpfälzer und Bayerischen Waldes, den
      Das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm             nachhaltigen Schutz von nutzbaren Grund-
      2020 ist an den Klimawandel dynamisch            wasservorkommen und sensiblen oberirdi-
      anzupassen, insbesondere durch dessen            schen Gewässern, die Fortschreibung der
      Berücksichtigung bei der Bemessung von           Wärmelastpläne und die Aufstellung von
      Hochwasserschutzanlagen (Klimaänderungs-         Niedrigwassermanagementplänen.
      faktor), durch verstärkten Hochwasserrück-
      halt in der Fläche, durch die Reduzierung
      von Restrisiken bei überströmungsgefähr-        Übergreifende Maßnahmen
      deten Hochwasserschutzanlagen und durch
                                                      Das Spannungsfeld aus Trockenheit und Hoch-
      das Freihalten von Notüberlaufräumen als
                                                      wasser verlangt nach einer Sicherung der
      Speicher jenseits des Regelhochwasserma-
                                                      Wasserressourcen und einer verstärkt inte-
      nagements.
                                                      grierten Bewirtschaftung. Insbesondere sind
                                                      potenzielle große Rückhalteräume für Hoch-
                                                      wasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung und
                                                      Trinkwasserversorgung zu sichern. Ein Großteil
                                                      dieser Maßnahmen ist im ländlichen Raum vor-
                                                      zusehen. So ist die Grundwasserneubildung
                                                      durch Wasserrückhalt im ländlichen Raum und
                                                      Maßnahmen in der Siedlungsentwässerung
                                                      (Versickerung, Entsiegelung) zu fördern.

26
Land- und
Forstwirtschaft                                    Wirtschaft / Tourismus

Mit einem Flächenanteil von über 80 % gehö-        Für den Tourismus, insbesondere für Reisean-
ren Land- und Forstwirtschaft zu den Haupt-        gebote, die auf Naturerlebnis setzen, spielen
betroffenen des Klimawandels. Durch zuneh-         klimatische Bedingungen eine wesentliche
mende Unwetterereignisse und Dürreperioden         Rolle. Zwar ist die Diskussion über mögliche
wird ein jährliches Schadenspotenzial von bis      Klimaänderungen inzwischen auch bei den
zu 850 Mio. € für Bayern prognostiziert. Die       Tourismusanbietern und Kunden angekom-
Entwicklung und Umsetzung von geeigneten           men. Bei der Entscheidung über Art und Ziel
Anpassungsstrategien in allen Produktionsbe-       einer Urlaubsreise steht sie jedoch meist nicht
reichen der Land- und Forstwirtschaft ist eine     im Vordergrund; vorrangig sind nach wie vor
erhebliche Herausforderung für die Absiche-        andere Kriterien wie Qualität, Attraktivität,
rung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit       Service und Preis.
dieser Wirtschaftssektoren (Umsatzvolumen
58 Mrd. € / Jahr), die Erhaltung unserer Kultur-   Mittel- bis langfristig werden erhebliche Her-
landschaft und deren ökologischer Funktionen.      ausforderungen auf die Tourismuswirtschaft
                                                   zukommen. Sowohl die Infrastruktur als
Schwerpunkte der Aktionen sind die Schadens-       auch die Entwicklung und Vermarktung des
begrenzung in den verschiedenen Produktions-       touristischen Angebots müssen an die Gege-
bereichen, der Aufbau eines zukunftsfähigen        benheiten angepasst werden. Dabei ist es in
Waldes, der Schutz der biologischen Vielfalt       erster Linie Aufgabe der Betriebe, rechtzeitig
und eine schonende Nutzung der Ressourcen          zusätzliche innovative und hochwertige Ange-
Wasser und Boden.                                  bote zu entwickeln sowie bestehende Alter-
                                                   nativen qualitativ auszubauen. Dies erfordert
 Maßnahme                                          massive Investitionen, um den Tourismus als
 Waldumbauprogramm                                 bedeutenden Wirtschaftsfaktor Bayerns zu
 Von den insgesamt ca. 260.000 ha akut ge-         sichern. Die Staatsregierung wird prüfen, ob
 fährdeten Fichtenbeständen im Privat- und         eine staatliche Unterstützung notwendig
 Körperschaftswald werden rund 100.000 ha          und möglich sein wird, damit die Tourismus-
 bis 2020 in klimatolerante Mischwälder um-        destination Bayern ihren Spitzenplatz auch
 gebaut.                                           unter veränderten Rahmenbedingungen
                                                   behaupten kann.
 Maßnahme
 Schutzmaßnahmen im Bergwald
 Durch intensive Schutzwaldpflege und
 -sanierung in Verbindung mit einer effektiven
 Schalenwildregulierung werden der Berg-
 wald und seine lebenswichtigen Schutzfunk-
 tionen nachhaltig für die erheblichen Klima-
 veränderungen im Alpenraum stabilisiert.
 Ein flächendeckendes Informationssystem
 wird gezielte Reaktionen in regionalen
 Risikogebieten ermöglichen.

                                                                                                     27
Nachhaltige
     Siedlungsentwicklung                            Naturschutz

     Nachhaltige Siedlungsentwicklung setzt eine     Durch Flächenverluste, Nutzungsintensivie-
     integrierte Planung voraus, die eine Reduzie-   rung, Zerstückelung der Lebensräume, Ge-
     rung der Flächeninanspruchnahme, die Schaf-     wässerausbau und Entwässerung ist die Natur
     fung kompakter Siedlungseinheiten mit kosten-   schon seit Jahrzehnten starken Beeinträch-
     günstigen Bau- und Siedlungsformen, die Ver-    tigungen ausgesetzt. Mit dem Klimawandel
     kehrsberuhigung in Wohnquartieren und die       kommt eine zusätzliche Kategorie der Be-
     rationelle Energienutzung durch angepasste      lastung hinzu, von denen besonders die Alpen,
     Siedlungskonzepte zum Ziel hat. Siedlungskon-   die höheren Lagen der Mittelgebirge sowie
     zepte, die Verkehr reduzieren und durch eine    Feuchtgebiete und Talauen betroffen sein
     Beschränkung der Bodenversiegelung die Aus-     werden. Wichtige Ökosystemfunktionen, wie
     gleichsfunktionen der unversiegelten Flächen    die Schutzfunktion der Bergwälder oder die als
     erhalten, leisten einen wesentlichen Beitrag    Wasserrückhalt und CO2-Senken fungierenden
     zur CO2-Reduzierung.                            Moore, werden nachhaltig beeinflusst. Durch
                                                     die vielfältigen Auswirkungen des Klimawan-
     Durch die Entwicklung und Abstimmung von        dels wächst die Gefahr von Artenverlusten.
     energieoptimierten Konzepten für die Sied-      Allein die klimabedingten prognostizierten
     lungsentwicklung und die städtebauliche         Artenverluste für Flora und Fauna in den näch-
     Erneuerung können bereits auf der Ebene der     sten Jahrzehnten werden in Deutschland auf
     Ortsplanung wichtige Weichen für den spä-       5 bis 30 % geschätzt. Es besteht die Gefahr,
     teren Energieverbrauch von Gebäuden gestellt    dass Ökosysteme ihre Dienstleistungen für
     werden. Insbesondere kann auch der Einfluss     die Menschheit (Bodenfruchtbarkeit, Selbstrei-
     der Bebauung auf das lokale Kleinklima ge-      nigungskraft der Gewässer, Filter für die Luft,
     steuert und damit der Energieaufwand für die    Ausgangsstoffe für Medikamente, Nahrungs-
     Klimatechnik von Gebäuden minimiert werden      mittel etc.) nicht mehr im bisherigen Umfang
     (Vermeidung von Aufheizungseffekten). Der-      erbringen können.
     artige energieoptimierte Konzepte und der
     Erhalt der ökologischen Ausgleichsfunktionen    Ökosysteme werden zum Erhalt ihrer Funkti-
     unversiegelter Flächen werden ein immer         onen künftig durch den Naturschutz noch mehr
     wichtigeres Instrumentarium auch zur plane-     gestützt werden müssen. Für diesen Zweck
     rischen Bewältigung der nicht mehr reversi-     sind Flächen zu reservieren. Für den Erhalt
     blen Folgen der Klimaveränderung sein.          heimischer und vor allem in Bayern ende-
                                                     mischer Arten sind hinreichend große Habitate
     Nachhaltige, klimaschonende und damit           bereitzustellen. Neu eingewanderte Arten
     zukunftsorientierte Siedlungskonzepte sind      können den Erhalt von Ökosystemen stützen
     deshalb zu forcieren und zu unterstützen.       aber auch zur Gefahr werden und sind deshalb
                                                     genau zu beobachten.

28
Sie können auch lesen