Klimaprogramm Bayern 2020 - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - Opasnet
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Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Klimaprogramm Bayern 2020 Minderung von Treibhausgasemissionen Anpassung an den Klimawandel Forschung und Entwicklung
Klimaprogramm Bayern 2020 Präambel 4 Anpassung an den Klimawandel Wasserwirtschaft 25 Klimaschutzpolitik – Grundlagen, Monitoring und Warndienste 25 Grundsätze und Ziele Hochwasserschutz 26 Aktuelle Situation 7 Dürre und Trockenheit 26 Nationale und internationale Klimaschutzziele 8 Übergreifende Maßnahmen 26 Bayerische Klimaschutzpolitik 9 Land- und Forstwirtschaft 27 Wirtschaft / Tourismus 27 Minderung von Nachhaltige Siedlungsentwicklung 28 Treibhausgasemissionen Naturschutz 28 Gebäude 13 Staatlicher Hochbau 13 Gesundheit 30 Kommunale Gebäude 14 Bodenschutz und Georisiken 31 Wohnungsaltbestand 14 Soziale Infrastruktur 14 Forschung und Entwicklung Verkehr 15 Individualverkehr 15 Einrichtung von interdisziplinären Forschungsverbünden 33 Öffentlicher Verkehr 16 Bayerischer Forschungsverbund „Auswirkungen des Klimas auf Ökosysteme und klimatische Erneuerbare Energien 17 Anpassungsstrategien“ (BayFORKAST) 34 Klimaverträgliche Stromerzeugung 20 Bayerischer Forschungsverbund „Ressourcen- schonende Technologien“ (BayFORREST) 34 CO2-Minderung bei KMU 21 Forschungsverbund „Kraftwerke des 21. Jahrhunderts“ (KW 21) 35 eduktion und Bindung von Treibhausgasen R in weiteren Sektoren 21 Weitere FuE-Projekte sowie Modellvorhaben 36 Information, Beratung, Umweltbildung 22 Landwirtschaft und Forsten 36 Gebäudebereich 22 Umwelt und Gesundheit 37 Biomasse 22 Klima- und umweltverträgliche Energieeffizienzmaßnahmen in Technologieentwicklung 39 privaten Haushalten und im Gewerbe 23 ayerisches Programm zur Beteiligung an B Umwelt- und Verbraucherbildung 23 Forschungsprogrammen des Bundes und der EU 41 Neuausrichtung Umweltforschungsstation Schneefernerhaus 41 Internationale Klimapartnerschaft 42 Forderungen an Bund und EU 44 Anlage zum Klimaprogramm Bayern 2020: Maßnahmen und zusätzliche Mittel für die Jahre 2008 bis 2011
Vorwort Mit dem „Klimaprogramm Bayern 2020“ gruppe Klimaschutz, die mit viel Engagement verstärkt der Freistaat seine laufenden Klima- und mit großer fachlicher Expertise zur Erar- schutz-Anstrengungen in den Jahren 2008 − beitung des „Klimaprogramm Bayern 2020“ 2011 um 350 Mio. € mit einem auf die spezi- beigetragen haben. fischen Verhältnisse in Bayern zugeschnitte- nen Maßnahmenpaket. Denn Bayern ist vom Aber nicht nur der Staat, sondern auch die Klimawandel besonders betroffen. Die mittlere Partner der Bayerischen Klimaallianz, die Wirt- Jahrestemperatur im Alpenraum hat sich in schaft und die bayerischen Bürgerinnen und den vergangenen 100 Jahren doppelt so stark Bürger verstehen Klimaschutz als wesentliche erhöht wie im globalen Durchschnitt. gesellschaftliche Aufgabe und leisten ihren Beitrag. Wir in Bayern setzen alles daran, die Ziel des Programms ist es, Treibhausgase- Menschen umfassend zu informieren und für missionen weiter zu verringern, sich an die das Thema Klimaschutz zu gewinnen − damit unvermeidlichen Folgen des Klimawandels wir verantwortungsvoll handeln und die sich anzupassen und durch Forschung eine fun- daraus ergebenden wirtschaftlichen Chancen dierte Datenbasis für weitergehende strate- nutzen können! gische Entscheidungen vorzuhalten. Dies sind keine Herausforderungen nur auf Zeit. Wollen Vorbildlicher bayerischer Klimaschutz macht wir unbeherrschbare Klimafolgen vermeiden, jedoch nicht an den Landesgrenzen halt. Für bedarf es der grundlegenden, raschen und Bayern als ein exportorientiertes Hochtech- dauerhaften Umstellung unseres Lebensstils nologieland, als exzellenter Forschungs- und innerhalb weniger Jahrzehnte. wirtschaftsstarker Innovationsstandort mit herausragender Kompetenz in den Umwelt- Das „Klimaprogramm Bayern 2020“ wurde technologien eröffnen sich auch bedeutende zusammen mit dem Bayerischen Klimarat Märkte und Zukunftsperspektiven durch seine entwickelt, der seit April 2007 die Staatsregie- Klimaschutzaktivitäten. Innovationen, neue rung in ihrer Klimapolitik berät. Das Programm Technologien und Materialien sowie System- enthält 14 Schwerpunkte, die ein besonders lösungen aus Bayern ermöglichen es weltweit, günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. technische Lösungen zur Minderung von Treib- Zur Minderung von Treibhausgasemissionen hausgasen und zur Anpassung an den Klima- werden dabei 223 Mio. € bereit gestellt. Mit wandel zu entwickeln und zu implementieren. 84,7 Mio. € werden die Strategien zur Anpas- Der verantwortungsvolle Umgang mit den Res- sung an die unvermeidbaren Folgen des Klima- sourcen und den Energieträgern dieser Welt wandels verstärkt. 42,3 Mio. € fließen in die im Sinn eines konsequenten Klimaschutzes Forschung und Entwicklung. Unser Dank gilt wird unsere Zukunft sichern! den Mitgliedern des bayerischen Klimarates, den Mitgliedern des Kabinettsausschusses Klimaschutz sowie den Vertretern aus den Ministerien in der interministeriellen Arbeits- Dr. Otmar Bernhard Dr. Marcel Huber Staatsminister Staatssekretär
Klimaprogramm Bayern 2020 Präambel Am 24.4.2007 hat der Bayerische Ministerrat einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz beschlossen, das Bayerische Klimaschutz- leisten. Klimaschutz und Anpassung an den programm aus dem Jahr 2000 (novelliert im Klimawandel eröffnen aber auch wirtschaft- Jahr 2003) zu einem „Klimaprogramm Bayern liche Chancen und vermeiden wirtschaftliche 2020“ fortzuschreiben. Er beauftragte hierfür Schäden. einen Kabinettsausschuss unter Federfüh- rung des Bayerischen Staatsministeriums für Das Programm umfasst ein Bündel an Maß- Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz nahmen, die einer Kosten-Nutzen-Abwägung (StMUGV). Mit beteiligt waren das Staats- und einem Abgleich mit nationalen Maßnah- ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, men unterzogen wurden, um Finanzmittel Verkehr und Technologie (StMWIVT), das effektiv und mit größtmöglicher Wirkung Staatsministerium des Innern (StMI), einzusetzen. Sie ergänzen die laufenden Maß- das Staatsministerium für Landwirtschaft und nahmen des Bayerischen Klimaschutzkonzepts Forsten (StMLF), das Staatsministerium für und sind als Aktionspaket für die Jahre 2008 Wissenschaft, Forschung und Kunst (StMWFK) bis 2011 zu verstehen. Danach muss über sowie das Staatsministerium der Finanzen weitere Maßnahmen entschieden werden. (StMF). Soweit in diesem Programm finanzwirksame Das vorliegende „Klimaprogramm Bayern Maßnahmen und Ziele erwähnt sind, können 2020“ wurde vom Bayerischen Ministerrat auf diese nur verwirklicht werden, wie für sie seiner Klausurtagung am 2. / 3.11.2007 verab- Mittel und Stellen im Staatshaushalt oder von schiedet. dritten Finanzierungsträgern bereitgestellt wer- den. Bei den einzelnen Aktionsfeldern ist eine Mit dem „Klimaprogramm Bayern 2020“ Abstimmung mit anderweitig bereits beste- sollen die Anstrengungen auf internationaler henden und geplanten direkten oder indirekten und nationaler Ebene (Integriertes Energie- und Förderangeboten insbesondere von Seiten des Klimaprogramm der Bundesregierung und Um- Bundes notwendig. Die bayerische Förderung setzungsgesetze, nationales Klimaschutzpro- muss dort ansetzen, wo noch Lücken beste- gramm) gezielt ergänzt und verstärkt werden, hen und eine Förderung aus Landesmitteln um dem Klimawandel und seinen Folgen noch sinnvoll und notwendig erscheint. wirksamer vorzubeugen. Auch wenn der Anteil Bayerns an den weltweiten Treibhausgasemis- sionen gering ist, muss Bayern seiner Vorbild- funktion gerecht werden. Der Klimawandel als globale Herausforderung kann nur begrenzt werden, wenn auch Industriestaaten außerhalb der EU nachhaltigen Klimaschutz betreiben und auch Schwellen- und Entwicklungsländer
Klimarat Bayern Das „Klimaprogramm Bayern 2020“ wurde zusammen mit dem Bayerischen Klimarat entwickelt, der seit April 2007 die Staats- regierung in ihrer Klimapolitik berät und seine wissenschaftliche Erfahrung einbringt. Prof. Dr. Hartmut Graßl Vorsitzender des Bayerischen Klimarats und früherer Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (Hamburg) und vormaliger Direktor des Weltklimaforschungspro- gramms. Prof. Dr. Dr. Peter Höppe Leiter des Bereichs GeoRisiko-Forschung der Münchener Rückversicherungsgesell- schaft. Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner Inhaber des Lehrstuhls für Energiewirt- schaft und Anwendungstechnik der TU München und Leiter der Koordinations- stelle der Wasserstoff-Initiative Bayern.
Aktuelle Situation Die Prognosen zu den Auswirkungen des Klimawandels sind besorgniserregend und belegen dringenden Handlungsbedarf. Der 4. Sachstandsbericht des „Intergovern- mental Panel on Climate Change“ (IPCC) von 2007 zeigt in seinen Teilberichten, dass der Klimawandel bereits viel weiter fortgeschrit- ten ist als dies bisher angenommen wurde. Durch menschlichen Einfluss haben die Treib- hausgase in der Atmosphäre Konzentrationen erreicht, die für die letzten Jahrmillionen beispiellos sind. Insbesondere die Kohlen- dioxidkonzentration ist von 280 ppm vor der Industrialisierung (1750) auf heute etwa 380 ppm angestiegen. Dem dritten Teil kann entnommen werden, Das IPCC erkennt signifikante ökonomische dass die CO2-Konzentration in der Atmosphä- Potenziale für die Verringerung der Treibhaus- re auf keinen Fall 450 ppm übersteigen darf, gasemissionen in den nächsten Jahrzehnten. damit die mittlere globale Erwärmung gegen- Allerdings muss rasch gehandelt werden. über dem vorindustriellen Zeitalter auf 2° bis Ein verzögerter Beginn effektiver Minderungs- 2,4° C begrenzt werden kann. Nach fast ein- maßnahmen führt zu deutlich erhöhten Kosten. helliger wissenschaftlicher Meinung würde bei Die Folgen für Ökosysteme und Weltwirtschaft einer Überschreitung die Wahrscheinlichkeit wären verheerend. Zu nennen sind hier etwa zunehmen, dass die Folgen nicht mehr be- Kosten von Schäden durch extreme Klimaer- herrscht werden könnten. Die CO2-Emissionen eignisse oder erhöhte Kosten für Anpassungs- müssen in den nächsten wenigen Jahrzehnten maßnahmen an den Klimawandel. ihren Höhepunkt erreichen, danach drastisch abnehmen und nach den Prognosen im Jahr 2050 für die Industrienationen um etwa 80 % niedriger liegen als im Jahr 2000. Der verblei- bende Zeitraum für ein erfolgreiches welt- weites Gegensteuern ist sehr begrenzt. Dies ist aus Sicht des IPCC nur durch eine grundlegende Änderung bei Energieerzeugung und -verbrauch und eine neue industrielle Revolution mit hohen Investitionen machbar.
Nationale und internationale Klimaschutzziele Diese Aussagen gelten auch für den Freistaat G8-Gipfel Bayern. Gerade Bayern ist wegen seiner Auf dem Gipfel in Heiligendamm (8.6.2007) geografischen Gegebenheiten vom Klima- kamen die Regierungschefs der G8-Staaten wandel besonders betroffen. Als gegenüber überein, dass bei der Festlegung eines glo- Klimaänderungen und klimatischen Extremer- balen Ziels für Emissionsverringerungen eine eignissen besonders sensible Regionen sind Halbierung der Treibhausgasemissionen bis der Alpenraum, die Mittelgebirge sowie die zum Jahr 2050 ernsthaft zu prüfen sei. großen Flusstäler von Bedeutung. So lag der Anstieg der mittleren Jahrestemperatur in den Europäischer Rat letzten 100 Jahren im bayerischen Alpenraum mit 1,5° C doppelt so hoch wie im globalen Der Europäische Rat hat auf seiner Frühjahrsta- Durchschnitt. gung am 8. / 9.3.2007 in Brüssel den „Aktions- plan für Klimaschutz und Energiepolitik“ bera- Als wirtschaftsstarker Innovationsstandort ten und ein Maßnahmenpaket mit folgenden mit herausragender Kompetenz in den Um- verbindlichen Maßnahmen / Zielen bis zum Jahr welttechnologien ist Bayern andererseits sehr 2020 beschlossen: gut aufgestellt, um die Chance, die der Klima- schutz weltweit bietet, zum Vorteil für die wirt- • Reduzierung der Treibhausgasemissionen schaftliche Entwicklung und die bayerischen um 20 % (bezogen auf das Basisjahr 1990) Arbeitsplätze zu nutzen. Hochgesteckte Klima- bzw. um 30 %, sofern sich andere Industrie- schutzziele sind nur mit Hilfe von Innovationen, länder zu vergleichbaren Emissionsreduzie- neuen Technologien und High-Tech-Lösungen rungen und die wirtschaftlich weiter fort- erreichbar. Diese technologische Herausforde- geschrittenen Entwicklungsländer zu einem rung bietet eine große Chance für ein export- ihren Verantwortlichkeiten und jeweiligen orientiertes Hochtechnologieland wie Bayern Fähigkeiten angemessenen Beitrag ver- und auch eine große Chance für die bayerische pflichten, Forschungslandschaft. • Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergiemix der EU auf 20 %, • Erhöhung des Anteils von Biokraftstoffen am Gesamtkraftstoffmarkt auf 10 %, • Verbesserung der Energieeffizienz um 20 % (bezogen auf eine Entwicklung ohne zusätz- liche Maßnahmen).
Bayerische Klimaschutzpolitik Integriertes Energie- und Klima- Mit dem bisherigen Klimaschutzkonzept ver- programm der Bundesregierung folgt der Freistaat Bayern das Ziel, die energie- bedingten jährlichen CO2-Emissionen von Auf der Klausurtagung des Bundeskabinetts über 90 Mio. Tonnen Ende der 90er Jahre auf am 23. / 24.8.2007 in Meseberg hat die Bun- 80 Mio. Tonnen im Jahr 2010 zu begrenzen. desregierung Eckpunkte für ein integriertes Im Jahr 2004 betrugen die energiebedingten Energie- und Klimaprogramm beschlossen. CO2-Emissionen 82,8 Mio. Tonnen. Mit einem 29 Punkte umfassenden Maßnah- menpaket sollen die Weichen gestellt werden, CO2-Emissionen Bayern um die Klimaziele in einem kontinuierlichen 94 Prozess bis zum Jahr 2020 zu erreichen und 92 92,0 91,9 Klimaschutzkonzept 2000 die erforderlichen Maßnahmen kosteneffizient 90 89,7 89,8 89,7 89,4 88,4 auszugestalten. CO2-Emissionen in Mio. Tonnen/Jahr 88 87,7 87,3 87,5 86,5 86 84,1 Hierbei soll der Anteil erneuerbarer Energien 84 83,6 83,4 82,8 Ziel: 80,0 82 am Wärmeverbrauch auf 14 % und an der 80 Stromerzeugung auf 25 – 30 % erhöht werden. 78 Ein wesentliches Ziel ist der Ausbau des An- 76 teils der Kraft-Wärme-Kopplung an der Strom- 74 erzeugung. Dieser Anteil soll bis 2020 auf 72 25 % verdoppelt werden. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 199 199 199 199 199 199 199 199 199 199 200 200 200 200 200 200 200 200 200 200 201 Daneben sollen erhebliche Emissionsminde- Die spezifischen CO2-Emissionen pro Kopf rungen im Gebäudebereich durch die Fortfüh- der Bevölkerung liegen in Bayern um gut ein rung des Gebäudesanierungsprogramms bzw. Drittel niedriger als im Bundesdurchschnitt durch eine Verschärfung der Energieeinspar- (Deutschland: knapp über 10 Tonnen CO2 / Ein- verordnung erzielt werden. wohner und Jahr; Bayern: knapp 7 Tonnen CO2 / Einwohner und Jahr). Dies ist im Wesent- Es ist vorgesehen, die ordnungsrechtlichen lichen zurückzuführen auf die höhere gesamt- Maßnahmen blockweise in Einzelgesetzen wirtschaftliche Energieeffizienz in Bayern, die umzusetzen. in Bayern höheren Versorgungsanteile fast aller erneuerbaren Energien (außer Windkraft) und den annähernd doppelt so hohen Beitrag der fast CO2-freien Kernenergie zur Stromerzeu- gung in Bayern.
Die EU und die Bundesregierung haben ehr- Bayern hat darüber hinaus frühzeitig die Not- geizige Klimaschutzziele vereinbart. Damit wendigkeit der Anpassung an den Klimawan- diese erreicht werden, müssen die Rahmenbe- del erkannt. Beispiele für frühzeitiges Handeln dingungen international und national entspre- auf diesem Gebiet sind die Einführung eines chend festgelegt werden, etwa durch gezielte Klimaänderungsfaktors bei Hochwasserschutz- Unterstützung innovativer und energieeffizi- maßnahmen, das Waldumbauprogramm und enter Technologien oder Förderung der erneu- das Umwetterwarnsystem Bayern. Die Ent- erbaren Energien. Auch das Markt- und Preis- wicklung von Anpassungsstrategien als ein geschehen bei Rohstoffen und Energieträgern wesentliches regionales Handlungsfeld soll spielt eine wichtige Rolle. Die Möglichkeiten konsequent fortgeführt werden. der Länder für eine eigene Klimaschutzpolitik sind immer im Kontext zu den nationalen und Die starke Position Bayerns soll mit dem internationalen Konzepten zu sehen. Sie liegen Klimaprogramm Bayern 2020 weiter ausge- im Wesentlichen in unterstützenden und er- baut werden. Daraus leiten sich die folgenden gänzenden Maßnahmen. konkreten Ziele ab: Ziel der Staatsregierung ist es, die Maßnah- Bayerische Klimaschutzziele men von Bund und EU wirksam zu ergänzen Erhalt der Spitzenposition im Klimaschutz; und gleichzeitig die bisher erreichte Spitzen- Wahrung des Vorbildcharakters position zu halten und den Vorbildcharakter Bereich Reduktion: Bayerns zu wahren. Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien bezogen auf den Primärenergiever- Dies gilt besonders bei den erneuerbaren brauch auf 16 % bis zum Jahr 2020 (Voraus- Energien und bei der Entwicklung von An- setzung: Erreichung der von der Bundes- passungsstrategien. Um die Rolle der erneu- regierung in Meseberg festgelegten Ziele). erbaren Energien weiter auszubauen, soll ihr Bereich Anpassung: Anteil am Primärenergieverbrauch bis 2020 Bestmögliche Anpassung aller klimasensi- verdoppelt werden. Dies setzt die nachhal- tiven und verwundbaren Bereiche in Bayern tige Nutzung der Entwicklungspotenziale der an die Folgen des Klimawandels bis 2020. jeweiligen erneuerbaren Energien voraus (z. B. Entwicklungspotenzial der Wasserkraft 10 %). Auch hier gilt: die wesentlichen Rahmenbe- dingungen für die Realisierung der Ausbau- potenziale liegen beim Bund. Das Ziel der Verdoppelung ist zu erreichen, wenn die Bun- desregierung ihre Ziele konsequent verfolgt. 10
Die Klimaschutzpolitik der Bayerischen Staats- Maßnahme regierung verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Erweiterung der Bayerischen Klimaallianz Das im Jahr 2000 verabschiedete und 2003 und des Umweltpakt Bayern novellierte Bayerische Klimaschutzprogramm • Die Bayerische Klimaallianz wird um neue basiert auf Daten und Erkenntnissen der Bündnispartner erweitert. Hierfür werden Wissenschaft und setzt seine Schwerpunkte jeweils konkrete Vereinbarungen getrof- vor allem in den Bereichen, wo die größten fen. Minderungen von Treibhausgasemissionen auf • Gemeinsam mit den Bündnispartnern wird möglichst wirtschaftliche Art zu erzielen sind. die „Bayerische Klimawoche“ durchge- Dieser ganzheitliche Ansatz schließt sowohl führt, um breite Bevölkerungsschichten internationale Kooperationen ein als auch die für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Zusammenarbeit mit den gesellschaftlichen • Unternehmen, die sich auf dem Gebiet Gruppen in Bayern, die im Rahmen der bay- des Klimaschutzes besonders vorbildlich erischen Klimaallianz weiter ausgebaut wird. verhalten, haben die Möglichkeit dem Die Bündnisse mit dem Bund Naturschutz, Umweltpakt Bayern beizutreten. den großen Bayerischen Kirchen und dem Bayerischen Landkreistag sind Beleg für ein erfolgreiches, gemeinsames Vorgehen. Diese Kernpunkt des Bayerischen Klimaprogramms Bündnisse werden fortgesetzt und ausgebaut. ist die vorsorgende Doppelstrategie „Reduk- Als Bündnispartner sind u. a. der Bayerische tion und Anpassung“ – Verminderung von Gemeindetag, der Verband der bayerischen Treibhausgasemissionen auf der einen Seite, Bezirke, der Bayerische Jugendring, der Bund Anpassung an den unvermeidlichen Klima- Deutscher Architekten Bayern sowie die Bay- wandel auf der anderen Seite. Diese Doppel- erische Architektenkammer und der Landes- strategie ist konsequent weiterzuführen und bund für Vogelschutz vorgesehen. Im Rahmen in alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche zu dieser Bündnisse soll das Thema Klimaschutz integrieren. in der „Bayerischen Klimawoche“ breiten Bevölkerungsschichten bewusst gemacht werden. 11
Minderung von Treibhausgasemissionen 12
Gebäude Rund drei Viertel der deutschen Treibhaus- Der Bereich „Haushalte und übrige Verbrau- gasemissionen sind energiebedingt. Erzeu- cher“ emittiert etwa 35 % der gesamten bay- gung, Umwandlung, Übertragung und Ver- erischen energiebedingten CO2-Emissionen. brauch von Energie sind deshalb zentrale Hier liegt das größte und wirtschaftlich ver- Handlungsfelder des Klimaschutzes. Eine gleichsweise günstig erschließbare Potenzial klimaverträgliche Energieversorgung bedeutet zur Energieeinsparung und zur Minderung des zugleich einen sparsamen Umgang mit CO2-Ausstoßes. Energieressourcen und trägt so dazu bei, Importabhängigkeiten zu dämpfen. Die Bayerische Staatsregierung begrüßt deshalb die KfW-Förderprogramme für ener- Wichtigster Ansatz, um die gute Position giesparendes Bauen bzw. zur energetischen Bayerns beim Klimaschutz weiter auszubauen, Sanierung von Altbauten. Um weitere Einspar- sind konsequente Energieeinsparung und noch möglichkeiten im Gebäudebereich zu realisie- effizientere Energiegewinnung und -verwen- ren, wird die Staatsregierung darüber hinaus dung. Vor allem in den Schwerpunktbereichen gehende Maßnahmen ergreifen und bisherige Gebäude, Verkehr sowie Stromerzeugung und konsequent fortführen. -anwendung wird die Staatsregierung deshalb hier zusätzliche bzw. verstärkte Maßnahmen und Initiativen ergreifen. Daneben müssen Staatlicher Hochbau aber auch die anderen Sektoren und weitere Der Freistaat Bayern geht bei Neubauten und im Kyoto-Protokoll genannte Treibhausgase be- Gebäudesanierungen beispielhaft voran und trachtet werden. Auch hier sind Maßnahmen unternimmt erhebliche Anstrengungen, die zur Verringerung der Emissionen erforderlich. Energieeffizienz seiner Gebäude zu steigern. Er erfüllt damit eine wesentliche Vorbildfunkti- Eine wichtige Funktion hat auch die Wirtschaft, on bei der Reduzierung von Treibhausgasemis- die durch Innovationen und neue Technologien sionen, die mit einem neuen Investitionspro- einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Energie- gramm unterstrichen werden soll: effizienz und rationellerer Energieverwendung leisten kann. Gleichzeitig profitieren die Unter- Maßnahme nehmen auf den Weltmärkten aufgrund von Sonderprogramm zur energetischen Sanie- Wettbewerbsvorteilen durch Kostensenkungen rung staatlicher Liegenschaften und innovative Produkte. Der Staat wird hier Ein Sonderprogramm zur energetischen die notwendigen Rahmenbedingungen setzen. Sanierung staatlicher Liegenschaften soll die Sanierungsmaßnahmen deutlich beschleu- nigen. Die Sanierungsmaßnahmen erfassen dabei Gebäudehülle und Anlagentechnik. Es erfolgt zudem ein verstärkter Einsatz regenerativer Energien. 13
Kommunale Gebäude mit rund 15,6 Mio. Tonnen je Jahr bereits die Hälfte der CO2-Emissionen im Bereich „Haus- Zur Energieoptimierung kommunaler Gebäude halt und übrige Verbraucher“. Hier kann mit werden neben den von Seiten des Bundes vergleichsweise kosteneffizienten Maßnahmen bestehenden Fördermöglichkeiten folgende der Energieverbrauch gesenkt und ein hohes Maßnahmen ergriffen: CO2-Vermeidungspotenzial erschlossen werden. Maßnahme Die Bundesregierung hat für die energetische CO2-Minderung in Kommunen Sanierung von Wohnungen über die KfW aus- • Das „CO2-Minderungsprogramm für reichende Förderprogramme aufgelegt. Bayern kommunale Liegenschaften“ konzentriert war 2006 das Land mit den meisten Antragstel- sich mit verstärkten Mitteln auf Energie- lungen. management und energetische Betriebs- optimierung (auch Machbarkeitsstudien als Grundlage für Energieeinspar-Contrac- Soziale Infrastruktur ting) kommunaler und kirchlicher Liegen- schaften. Ein großer Teil der sozialen Infrastruktur wie • Der seit Jahren bestehende Förderschwer- Schulen, Kindertagesstätten und (Schul-) Turn- punkt „Kommunale Energieeinsparkonzep- hallen ist dringend energetisch sanierungs- te“ wird evaluiert und, soweit notwendig, bedürftig. Insbesondere bei den Kommunen fortentwickelt. besteht ein z. T. erheblicher Investitionsstau. • Die Kommunen werden bei der Teilnahme Bayern wird sich deshalb an dem vom Bund am „European Energy Award ®“ unter- geplanten Investitionspakt Bund-Länder-Kom- stützt, um Potenziale zur Steigerung der munen zur energetischen Sanierung sozialer Energieeffizienz zu identifizieren und zu Infrastruktur beteiligen und den bayerischen erschließen. Anteil an der Drittelfinanzierung übernehmen. • Kommunen, die örtliche Wirtschaft und Auf Bayern entfällt dabei ein Anteil von 14,9 %. Bürger haben gemeinsam viele kooperati- ve Handlungsinstrumente für den Klima- Maßnahme schutz entwickelt, z. B. in ihrer lokalen Beteiligung am „Investitionspakt Bund- Agenda 21. Dabei werden sie auch weiter- Länder-Kommunen zur energetischen hin durch den Staat unterstützt. Erneuerung der sozialen Infrastruktur in den Kommunen“ Der Freistaat Bayern wird sich in den nächs- Wohnungsaltbestand ten 5 Jahren am Infrastrukturprogramm des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Ein Großteil der rd. 1,84 Mio. Wohngebäude Stadtentwicklung (BMVBS) beteiligen. der Baualtersklasse bis 1978 mit rd. 3,82 Mio. Wohneinheiten in Bayern sind heute noch ener- getisch unsaniert. Bei diesen Gebäuden ist der Wärmeverbrauch besonders hoch. Wohngebäu- de, die vor 1979 errichtet wurden, verursachen 14
Verkehr Die Staatsregierung bekennt sich dazu, ihren Maßnahme Beitrag zu einer klimafreundlichen Abwicklung Stärkung des Klimaschutzes in Zusammen- des Verkehrs zu leisten und den Anteil des arbeit mit der Automobilindustrie öffentlichen Verkehrs zu erhöhen. Ziel muss es • Stärkere Priorisierung der bayerischen sein, die Energieeffizienz im Verkehr nachhaltig Innovations- und Kooperationsinitiative zu steigern, so dass gleichzeitig der Ausstoß Automobilzulieferindustrie (BAIKA) auf den von Klimagasen wesentlich reduziert wird und Klimaschutz, die Mobilität im Personen- und Güterverkehr • Allianz Bayern Innovativ: CO2-Reduzierung gewahrt bleibt. besonderer Schwerpunkt im Cluster Auto- motive. Individualverkehr Maßnahmen an der Eine Schlüsselrolle kommt dem Straßen- Straßenverkehrsinfrastruktur verkehr zu, der den Großteil der verkehrs- bedingten CO2-Emissionen verursacht. Im Hinblick auf den Klimaschutz ist entschei- dend, dass die Schadstoffproduktion aus dem Maßnahmen an der Quelle Verkehrsablauf selbst möglichst klein bleibt. Das heißt, dass alle Störungen und Behinde- Die Staatsregierung unterstützt deshalb die rungen im Verkehrsablauf durch Optimierung Einführung ambitionierter und realistischer des Straßennetzes und Maßnahmen der Ver- Emissionsgrenzwerte für Pkw von durch- kehrssteuerung (Verstetigung des Verkehrs- schnittlich 120 g CO2 / km ab 2012 nach den flusses) auf ein Minimum reduziert werden Vorstellungen der Europäischen Union durch müssen. Der Straßenbau ist in der Lage, durch Festlegung differenzierter Grenzwerte unter die Gestaltung der Infrastruktur einen wesent- Berücksichtigung von Parametern wie z. B. des lichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Fahrzeuggewichtes. Einen undifferenzierten Grenzwert lehnt die Staatsregierung allerdings Maßnahme ab, weil damit kein maximaler Einsparbei- Ausbau von Telematik und Verkehrsleit- trag der auf Europas Straßen dominierenden systemen Fahrzeuge der Klein- und Mittelklasse erreicht Geplant sind 15 neue Verkehrsbeeinflus- werden kann. Die Staatsregierung wird hierzu sungsanlagen überwiegend in den Ballungs- den Dialog mit den bayerischen Fahrzeugher- räumen sowie zusätzlich großmaschige, stellern intensivieren und dabei den Klima- und Staats- und Landesgrenzen übergreifen- Umweltschutz verstärkt aufgreifen. de Wechselwegweisungen. Die bei den Bundesfernstraßen im Bereich der Ver- kehrssteuerung gewonnenen Erfahrungen zur Verminderung der Umweltbelastungen werden künftig auch bei Staatsstraßen, v. a. im Bereich von Ortsdurchfahrten herangezogen. 15
Daneben sollen folgende Maßnahmen Öffentlicher Verkehr durchgeführt werden: Die spezifischen CO2-Emissionen von Bus und • Einsatz neuer Informations- und Kommuni- Bahn sind niedriger als beim Individualverkehr. kationstechnologien Die Staatsregierung setzt deshalb ihre Politik Verkehrsverflüssigung und Vermeidung von zur Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel Individualverkehr unter Einsatz neuer Me- fort. Zusätzliche Klimaschutzerfolge können dientechnologien, z. B. durch verstärktes Umsteigen vom Individual- – Projekt “Kooperatives Verkehrsmanage- verkehr auf öffentliche Verkehrsmittel und eine ment (KOOV)“ im Raum München weiter steigende Auslastung der Fahrzeuge im Umweltverträgliche Verbesserung der Mo- Öffentlichen Personennahverkehr und Schie- bilität im Ballungsraum München; Einspa- nenpersonennahverkehr erzielt werden. rungen in den Zeit- und Betriebskosten für die Straßenverkehrsteilnehmer – Verkehrsinformationsagentur Bayern (VIB) Verbesserte Vorbereitung vor der Fahrt und gesicherte Informationen während der Fahrt (sog. "door to door routing"); Ver- meidung von Umweg- und Suchverkehr; erhebliche Einsparung von Treibstoff – Baustellenmanagementsysteme auf Autobahnabschnitten Reduzierung von Stauereignissen, flüssige Verkehrsführung an Arbeitsstellen • Bedarfsgerechter Straßenausbau Auch der Bau von Ortsumgehungen und der bedarfsgerechte Ausbau hoch belaste- ter Strecken des Bundesfern- und Staats- straßennetzes führen zur Verbesserung der Verkehrsabläufe und damit zu einer Abnahme des Energieverbrauchs sowie zu einer Verminderung der verkehrsbedingten Emissionen. 16
Erneuerbare Energien Die erneuerbaren Energien haben in Bayern Biomasse seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Das technische Potenzial von Biomasse Sie tragen in Bayern mit rd. 8 % deutlich mehr beträgt in Bayern bis zu 15 % des derzeitigen zur Energieversorgung bei als im bundeswei- Primärenergieverbrauchs. Der verstärkte ten Durchschnitt (rd. 5 %). Ziel der bayerischen Einsatz von Biomasse wird durch folgende Staatsregierung ist es, diesen Anteil bis 2020 Maßnahmen begleitend unterstützt: zu verdoppeln. • Leuchtturmprojekte mit Marktnähe Um den Klimaschutz voranzutreiben und die Das Kompetenzzentrum für Nachwach- Versorgungssicherheit (Energiemix) auf eine sende Rohstoffe ist Nukleus für eine Viel- breitere Basis zu stellen, wird die Staatsregie- zahl von Aktivitäten, die durch zahlreiche rung die Nutzung der erneuerbaren Energien Synergieeffekte gekennzeichnet sind. in Bayern weiter verstärken. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure mit großer Öffentlichkeitswirkung Eine deutliche Steigerung des Beitrags der er- bringt den Einsatz von Biomasse besonders neuerbaren Energien ist dabei nur über weitere voran. Hier stehen folgende Maßnahmen im erhebliche Investitionen und öffentliche För- Vordergrund: derungen erreichbar. Die zusätzlich geplanten – Aufbau einer Musterregion im Umfeld des Maßnahmen der Staatsregierung sollen vor Kompetenzzentrums für Nachwachsende allem dort ansetzen, wo weitere Anreize mit Rohstoffe in Straubing (Schwerpunkt für Blick auf die regionalen Erschließungspoten- Forschung, Entwicklung, marktbedeut- ziale und die Kosteneffizienz bestmögliche same Umsetzung, Information), Wirkung erwarten lassen. Für Bayern ergeben – Einsatz von biogenen Treibstoffen und sich daraus als Schwerpunktbereiche Biomas- weiteren Bioenergieträgern am Flughafen se, Wasserkraft und Geothermie. Daneben München, sind auch die Informations- und Beratungsakti- – Einrichtung eines Modellbetriebs mit vitäten zu intensivieren. Kurzumtriebskulturen. • Finanzielle Unterstützung von Investitionen Neben der Wahl des Energieträgers ist besonderes Augenmerk auf die Ressourcen- effizienz und Optimierung des Nutzungs- grades sowie Klimarelevanz und Nachhal- tigkeit zu richten. Investitionen in diese Bereiche sind besonders sinnvoll und zeich- nen sich durch hohe Fördereffektivität aus. 17
Schwerpunkte sind hier Effizienz steigernde bild, Erholungswert) und Luftreinhaltung, Maßnahmen und Anschubförderungen für – Stoffstrombilanzen, Verwertungspfade, Projekte an der Wettbewerbsschwelle wie Klimarelevanz, Wasserhaushalt, Humusbi- z. B. lanz der einzelnen Rohstoffpflanzen sowie – Biomasseheizwerke und Ausbau von Brennstoffaufbereitungsmethoden und Biomasse-Nahwärmenetzen sowie Pilotanlagen für Halmgut, Getreide und Hackschnitzelfeuerungen im kleineren Sekundärbrennstoffe, Leistungsbereich, – Vernetzung der Forschung bei Biokraft- – verstärkte Abwärmenutzung von Biogas- stoffen; Entwicklungen zur Biomasse- anlagen, verflüssigung inkl. Bioraffinerie sowie – Einsatz biogener Kraftstoffe in land- und verfahrenstechnische Optimierung der forstwirtschaftlichen Betrieben des Frei- Biogasnutzung. staats Bayern sowie in Dienstfahrzeugen der Staatsverwaltung. Maßnahme „BioEnergie für Bayern“ Ausbau des Einsatzes von Biomasse als • Biomasseforschung regenerativer Energieträger: Gezielte Forschung von Heute ist der • Leuchtturmprojekte u. a. im Straubinger Schlüssel zur Marktdurchdringung von Umland und am Münchener Flughafen, Morgen. Durch die Heterogenität des • Investitionsförderungen für Biomassean- Energieträgers Biomasse sowohl im Pro- lagen, Einsatz von Biokraftstoffen in der duktions- als auch im Verwertungspfad ist Staatsverwaltung, es notwendig, sich bei der Forschung auf • Forschungsprogramm „Biomasse und die erfolgsträchtigen Zukunftsgebiete im Klima“, Sinn von Nachhaltigkeit und Klimaverträg- • Informationskampagne „Biomasse ist lichkeit zu konzentrieren. Zur strategischen mehr“ (siehe Seite 22). Ausrichtung und nachhaltigen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen wird die Forschung vor allem auf folgenden Gebieten intensiviert: – Untersuchungen für einen optimierten Verwertungs- und Anbaumix für die Klima schonende Energieversorgung im Einklang mit den Ansprüchen der Lebensmittel- und Rohholzversorgung sowie der Sicherstel- lung der Naturraumfunktionen und hoher Umweltqualität für Gewässer, Boden und Naturschutz (Biodiversität, Landschafts- 18
Wasserkraft Geothermie Das Wasserkraftpotenzial in Bayern ist zu In Bayern – insbesondere Südbayern – herr- einem großen Teil bereits erschlossen. Al- schen günstige Voraussetzungen für eine hy- lerdings kann die Stromerzeugung aus Was- drothermale Energiegewinnung mittels Tiefen- serkraft durch Neubau und Wirkungsgradver- geothermie. Klimapolitisches Ziel ist deshalb besserung der Kraftwerke noch gesteigert die bestmögliche Nutzung des Energiepoten- werden. Bereits Ende 2006 hat die Staatsre- zials der Geothermie in Bayern. Dies erfordert gierung mit den Wasserkraftbetreibern eine neben der bereits EEG-geförderten geother- Vereinbarung über Eckpunkte der nachhaltigen mischen Stromerzeugung auch eine möglichst Wasserkraftnutzung geschlossen. Ziel ist, die weitgehende Nutzung der Erdwärme für Wasserkraftnutzung besser mit den Belangen Wärmeversorgungszwecke. Die Wirtschaft- der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes lichkeit geothermischer Wärmeversorgungen zu vereinbaren. ist jedoch durch hohe Investitionskosten besonders des Wärmeverteilnetzes belastet. Die Betreiber der großen Wasserkraftwerke Hinzu kommt, dass gerade bei Geothermie werden dazu auf Initiative der Staatsregierung nicht immer von einer optimalen Wärmever- eine aktualisierte Abschätzung des Ausbau- brauchsdichte im Umkreis der Geothermieanla- potenzials durch Modernisierung und neue ge ausgegangen werden kann. Anders als bei Anlagen vornehmen und anschließend gemein- der Stromerzeugung besteht für die geother- sam mit der Staatsregierung Möglichkeiten der mische Wärmeversorgung keine vergleichbar Realisierung prüfen. Ziel ist es, das Entwick- hohe Bundesförderung. Diese Lücke soll durch lungspotenzial der Wasserkraft konsequent ein Landesprogramm geschlossen werden. auszuschöpfen. Maßnahme Neues Förderprogramm Geothermie in Bayern Förderprogramm (ggf. zinsverbilligte LfA-Darlehen) für Investitionen in Geother- mie – Schwerpunkt Wärmeverteilung. 19
Klimaverträgliche Stromerzeugung In Bayern werden – vor allem dank Kernen- ergie und Wasserkraft – lediglich noch knapp 20 % des Stroms in fossil befeuerten Kraft- werken erzeugt. Das Erreichen ehrgeiziger Klimaschutzziele setzt aber voraus, dass die Laufzeiten der bestehenden Kernkraftwerke verlängert werden. Auch massive Anstrengun- gen bei Energieeinsparung und -effizienz und beim Ausbau erneuerbarer Energien reichen auf absehbare Zeit nicht aus, um die bei einem Kernenergieausstieg entstehende Versor- gungslücke klimaneutral zu schließen. Bayern wirkt deshalb auf Bundesebene darauf hin, die bestehenden Laufzeitbegrenzungen auf- zuheben. Im Fall einer Laufzeitverlängerung sollte ein bestimmtes Investitionsvolumen für die Bereiche erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieforschung fest- geschrieben werden (Vereinbarung mit der Energiewirtschaft). Damit sind zwar die CO2-Reduktionspotenziale in Bayern deutlich niedriger als im bundes- weiten Strom-Mix mit einem fossilen Anteil von 60 %, dennoch bieten sich auch in Bayern weitere Verbesserungspotenziale durch eine effizientere Stromerzeugung. Bayern ist ein Land, in dem moderne und hocheffiziente Kraftwerkstechnologie entwickelt, hergestellt und eingesetzt wird. 20
Reduktion und Bindung von Treibhausgasen in CO2 -Minderung bei KMU weiteren Sektoren Kleine und mittlere Industrie- und Gewerbebe- Die Land- und Forstwirtschaft verfügt auf triebe (KMU) bieten ein hohes Potenzial für die ihren Anbauflächen sowie im Bereich der Verbesserung der effizienten Energienutzung Tierhaltung über vielfältige Möglichkeiten zur und damit unmittelbar für CO2-Einsparung. Bindung und Vermeidung von Kohlendioxid Diese Maßnahmen amortisieren sich oft in und anderen Treibhausgasen. Mit klimaver- wenigen Jahren. Das Ökokreditprogramm der träglichen Wirtschaftsweisen und strukturellen LfA soll zur Förderung von Maßnahmen zur Verbesserungen u. a. mit den Instrumenten der CO2-Verringerung bei KMU ausgebaut werden. Flurneuordnung lässt sich die Energieeffizienz Ziel ist die CO2-Minderung bei geringst mög- der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe lichem Mitteleinsatz. Im Vorfeld soll den KMU weiter steigern und der Ausstoß von Treib- Beratung angeboten werden. Aus den Leitfä- hausgasen reduzieren. Mit Hilfe der Beratung den des LfU zur Energieeffizienz für Industrie werden emissionsarme Tierhaltungssysteme und Gewerbe wird ein Maßnahmenkatalog zur in der Praxis weiter vorangebracht. Durch ein CO2-Reduktion entwickelt. Das LfU wird das besseres Fütterungs- und Wirtschaftsdünger- unternehmensorientierte Informationsangebot management sowie die Leistungsoptimierung zu Klima- und Energieeffizienz in seinem Info- in der Rinderhaltung können die Emissionen zentrum UmweltWirtschaft intensivieren und im Bereich Nutztiere weiter gesenkt werden. die best-practice-Beispiele ständig erweitern. Eine Optimierung und Minimierung der Stick- stoffdüngung in der Landwirtschaft sowie eine Maßnahme Weiterentwicklung extensiver ökologischer Bayerisches Klimaschutzkreditprogramm Landbewirtschaftung tragen zu einer weiteren für best-practice-Maßnahmen bei KMU Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen Unterstützung und Förderung von Maß- bei. Die Cluster-Initiative Forst und Holz wird nahmen zur Minderung von CO2, die sich zur nachhaltigen Mobilisierung der Nutzungs- innerhalb weniger Jahre amortisieren. potenziale der Wälder und einer klimaoptimier- ten intelligenten Holzverwendung konsequent fortgeführt. Durch Forschungsbemühungen im Bereich der Energiepflanzenproduktion sind Anbauverfahren mit neuartigen Pflanzenarten für die Bereitstellung von Rohstoffen aus der pflanzlichen Produktion voranzubringen. 21
Information, Beratung, Umweltbildung Wirksamer Klimaschutz erfordert Wissen Beratung über Energieeinsparung und und Bewusstsein über Zusammenhänge und erneuerbare Energien mit Schwerpunkt Möglichkeiten in möglichst breiten Bevölke- Gebäude und Heizung), rungsschichten. Ein umfassendes und gut • weiterer Ausbau des Internet-Angebotes strukturiertes Informationsangebot, das auch „Gebäude und Energie“, u. a. laufende Er- den besonderen regionalen Gegebenheiten gänzung durch „best-practice“-Beispiele. Rechnung trägt, hat deshalb große Bedeutung für eine erfolgreiche Umsetzung energie- und klimapolitischer Zielvorgaben. Während die Biomasse Kompetenz zu ordnungsrechtlichen Maßnah- Biomasse bietet in Bayern das größte mittel- men und die Möglichkeiten zu finanzieller fristig erschließbare Potenzial erneuerbarer Breitenförderung vor allem beim Bund Energien. Für viele potenzielle Investoren und liegen, besteht gerade im Informations- und Nutzer besteht besonderer Informations- und Beratungsbereich eine wichtige Aufgabe auf Beratungsbedarf für die vergleichsweise neuen Landesebene. Zusätzlich zu den schon seit Technologien in diesem Bereich. Weitere Infor- Jahren laufenden zahlreichen Informations-, mationsaktivitäten sollen die Entwicklung und Beratungs- und Weiterbildungsaktivitäten wird Verbreitung beschleunigen. die Staatsregierung im Rahmen des Klimapro- gramms weitere Maßnahmen insbesondere Maßnahme in folgenden Themenbereichen entwickeln. Informationskampagne „Biomasse ist mehr“ • Offensive zur verstärkten Beratung über Energie aus Biomasse, Erweiterung um Gebäudebereich die Thematik „Kurzumtriebskulturen – Der Schwerpunkt zielt auf die Energieein- Holz vom Acker“, sparung im Gebäudebereich. Hier ist ein • Sonder-Ausstellungsbeitrag zum Klima- besonders breites Spektrum von Betroffenen, schutz durch Biomasse (Kompetenz- Investoren und Nutzern angesprochen. zentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing), Wanderausstellung zur Maßnahme energetischen Nutzung von Biomasse, Informationskampagne Energieeinsparung • Aufbau eines spezialisierten Beratungs- im Gebäudebereich netzwerks für Energie aus Biomasse, • Einrichtung eines flächendeckenden und • Informationskampagne zur Förderung ortsnahen Netzes von Ansprechstellen zu der Kraftstofflinie „E 85“. energieeffizientem Bauen und Sanieren bei den Kreisverwaltungsbehörden, • Informationsoffensive über die neuen Anforderungen der Energieeinsparver- ordnung (z. B. Energieausweise auch für bestehende Gebäude; Einsatz eines Infobusses für eine landesweite Vor-Ort- 22
Energieeffizienzmaßnahmen in priva- Umwelt- und Verbraucherbildung ten Haushalten und im Gewerbe Klimaschutz kann nur dann wirksam umgesetzt In den privaten Haushalten und im gewerb- werden, wenn er vom Bürger als wichtiger Teil lichen Bereich bestehen neben der Gebäu- seines Verhaltens akzeptiert und gelebt wird. de- und Heizungstechnik noch wichtige Ener- Ziel der Umwelt- und Verbraucherbildung ist es giesparpotenziale wie z. B. bei Beleuchtung, daher, dass die Verbraucher notwendiges Wis- Klimatisierung, Elektro-Haushaltsgeräten, sen, kritisches Bewusstsein und die Fähigkeit Prozesswärme, Verfahrenstechnik oder Fuhr- erlangen, sachlich richtige Entscheidungen zu park. Über Effizienzmaßnahmen in diesen treffen. Dadurch soll auch verstärktes Verant- Verbrauchssektoren soll verstärkt informiert wortungsbewusstsein für eigenes Handeln im werden. Hinblick auf die Klimaauswirkungen geschaffen werden. Selbstverantwortliches Lernen und Maßnahme Handeln muss dabei möglichst früh bei Kin- Informationskampagne Energieeffizienz in dern und Jugendlichen ansetzen und lebens- Haushalt und Gewerbe lang ermöglicht und gefördert werden. • Neue Fördermaßnahme für regionale (2 – 3 je Regierungsbezirk), überwiegend Maßnahme von Kommunen getragene Energiebe- Klimaschutz in der Umwelt- und Verbrau- ratungsagenturen mit dem Ziel, örtliche cherbildung Beratungsinitiativen voranzutreiben und • Verdichtung des bayernweiten Netz- regional zu vernetzen, werkes außerschulischer Umweltbildungs- • Stärkung des Bayerischen Energie-Forums einrichtungen (Träger der Dachmarke (Bayern Innovativ GmbH, Nürnberg) als „Umweltbildung Bayern“) und Auswei- Netzknoten des landesweiten Info- und tung des Angebots im Bereich Klima- Beratungsangebots; Ausbau der dortigen schutz, Projekt- und Kampagnenarbeit auf den • Umsetzung bayernweiter Modellprojekte Gebieten Energie-Technologietransfer / In- zur Vernetzung, Bündelung und Kommu- formationsvermittlung in den Bereichen nikation von Maßnahmen im Hinblick auf Energiesparen, Energieeffizienzverbesse- den Klimaschutz, rung und Nutzung erneuerbarer Energien, • Verknüpfung der bestehenden Netzwerke • Informationsoffensive über Stromeinspa- der Umwelt- und Verbraucherbildung, rung in Zusammenarbeit mit dem ZVEI, • Ausbau der Partnerschaft und Kooperation Zielgruppen Hersteller und Nutzer. mit leistungsfähigen Partnern (u. a. Kom- munen und Unternehmen). 23
Anpassung an den Klimawandel 24
Wasserwirtschaft Bayern hat frühzeitig erkannt, dass dem Die für die Gesellschaft gravierendsten direk- Klimawandel allein durch die Minderung von ten und indirekten Auswirkungen des Klima- Treibhausgasen nicht wirksam begegnet wandels werden im Wassersektor erwartet. werden kann. Deshalb sind Entwicklung und Der Klimawandel erfordert daher integral wir- Umsetzung regionaler Anpassungsstrate- kende Anpassungsmaßnahmen in der Wasser- gien in allen Sektoren an die unvermeidbaren wirtschaft in folgenden Handlungsbereichen: Auswirkungen des Klimawandels im Rahmen der nationalen Anpassungsstrategie wichtiger Bestandteil des bayerischen Klimaprogramms. Grundlagen, Monitoring und Warndienste Diese Linie wird bestätigt durch eine Studie Das Projekt KLIWA (Klimaveränderung und zur „Klimaanpassung Bayern 2020“, die der Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) ist Freistaat bei der Universität Bayreuth in Auf- im Hinblick auf Niedrigwasser und Trockenheit trag gegeben hat. Ziel war es, die möglichen zu forcieren. Das Monitoring klimawandelbe- Auswirkungen des Klimawandels in Bayern zu dingter Änderungen der Wasserhaushalts- beleuchten, damit geeignete Maßnahmen zur größen ist zu intensivieren. Begrenzung negativer Entwicklungen präventiv eingeleitet und neue positive Entwicklungen Um frühzeitig auf Trockenheit reagieren zu rechtzeitig erkannt werden können. Die Stu- können, ist ein Niedrigwasserinformations- die zeigt deutlich, dass die ökonomischen, dienst einzurichten. ökologischen und sozialen Auswirkungen der Klimaänderung weiter zunehmen werden. 25
Hochwasserschutz Dürre und Trockenheit Hochwasser bedroht Menschenleben sowie Vermögenswerte an Wohngebäuden, an Maßnahme Gewerbe- und Industriebetrieben sowie am Vorsorge gegen Dürre und Trockenheit Kfz-Bestand und löst so genannte intangible Das bestehende räumliche und absehbare Kosten etwa für Produktionsausfälle, Katastro- jahreszeitliche Ungleichgewicht der Nieder- phenschutzeinsatz, Aufräumarbeiten etc. aus. schlagsverteilung in Bayern erfordert vor Das zunehmende Hochwasserrisiko entspricht allem die Erhöhung der Versorgungssicher- einem bayernweiten Schadenspotenzial von heit bei der örtlichen und regionalen Trink- über 25 Mrd. €. wasserversorgung durch Verbund von An- lagen oder Wassergewinnungsalternativen Maßnahme („zweites Standbein“), insbesondere in den Anpassung des Hochwasserschutz-Aktions- Wassermangelgebieten Frankens sowie des programms 2020 Oberpfälzer und Bayerischen Waldes, den Das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm nachhaltigen Schutz von nutzbaren Grund- 2020 ist an den Klimawandel dynamisch wasservorkommen und sensiblen oberirdi- anzupassen, insbesondere durch dessen schen Gewässern, die Fortschreibung der Berücksichtigung bei der Bemessung von Wärmelastpläne und die Aufstellung von Hochwasserschutzanlagen (Klimaänderungs- Niedrigwassermanagementplänen. faktor), durch verstärkten Hochwasserrück- halt in der Fläche, durch die Reduzierung von Restrisiken bei überströmungsgefähr- Übergreifende Maßnahmen deten Hochwasserschutzanlagen und durch Das Spannungsfeld aus Trockenheit und Hoch- das Freihalten von Notüberlaufräumen als wasser verlangt nach einer Sicherung der Speicher jenseits des Regelhochwasserma- Wasserressourcen und einer verstärkt inte- nagements. grierten Bewirtschaftung. Insbesondere sind potenzielle große Rückhalteräume für Hoch- wasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung und Trinkwasserversorgung zu sichern. Ein Großteil dieser Maßnahmen ist im ländlichen Raum vor- zusehen. So ist die Grundwasserneubildung durch Wasserrückhalt im ländlichen Raum und Maßnahmen in der Siedlungsentwässerung (Versickerung, Entsiegelung) zu fördern. 26
Land- und Forstwirtschaft Wirtschaft / Tourismus Mit einem Flächenanteil von über 80 % gehö- Für den Tourismus, insbesondere für Reisean- ren Land- und Forstwirtschaft zu den Haupt- gebote, die auf Naturerlebnis setzen, spielen betroffenen des Klimawandels. Durch zuneh- klimatische Bedingungen eine wesentliche mende Unwetterereignisse und Dürreperioden Rolle. Zwar ist die Diskussion über mögliche wird ein jährliches Schadenspotenzial von bis Klimaänderungen inzwischen auch bei den zu 850 Mio. € für Bayern prognostiziert. Die Tourismusanbietern und Kunden angekom- Entwicklung und Umsetzung von geeigneten men. Bei der Entscheidung über Art und Ziel Anpassungsstrategien in allen Produktionsbe- einer Urlaubsreise steht sie jedoch meist nicht reichen der Land- und Forstwirtschaft ist eine im Vordergrund; vorrangig sind nach wie vor erhebliche Herausforderung für die Absiche- andere Kriterien wie Qualität, Attraktivität, rung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Service und Preis. dieser Wirtschaftssektoren (Umsatzvolumen 58 Mrd. € / Jahr), die Erhaltung unserer Kultur- Mittel- bis langfristig werden erhebliche Her- landschaft und deren ökologischer Funktionen. ausforderungen auf die Tourismuswirtschaft zukommen. Sowohl die Infrastruktur als Schwerpunkte der Aktionen sind die Schadens- auch die Entwicklung und Vermarktung des begrenzung in den verschiedenen Produktions- touristischen Angebots müssen an die Gege- bereichen, der Aufbau eines zukunftsfähigen benheiten angepasst werden. Dabei ist es in Waldes, der Schutz der biologischen Vielfalt erster Linie Aufgabe der Betriebe, rechtzeitig und eine schonende Nutzung der Ressourcen zusätzliche innovative und hochwertige Ange- Wasser und Boden. bote zu entwickeln sowie bestehende Alter- nativen qualitativ auszubauen. Dies erfordert Maßnahme massive Investitionen, um den Tourismus als Waldumbauprogramm bedeutenden Wirtschaftsfaktor Bayerns zu Von den insgesamt ca. 260.000 ha akut ge- sichern. Die Staatsregierung wird prüfen, ob fährdeten Fichtenbeständen im Privat- und eine staatliche Unterstützung notwendig Körperschaftswald werden rund 100.000 ha und möglich sein wird, damit die Tourismus- bis 2020 in klimatolerante Mischwälder um- destination Bayern ihren Spitzenplatz auch gebaut. unter veränderten Rahmenbedingungen behaupten kann. Maßnahme Schutzmaßnahmen im Bergwald Durch intensive Schutzwaldpflege und -sanierung in Verbindung mit einer effektiven Schalenwildregulierung werden der Berg- wald und seine lebenswichtigen Schutzfunk- tionen nachhaltig für die erheblichen Klima- veränderungen im Alpenraum stabilisiert. Ein flächendeckendes Informationssystem wird gezielte Reaktionen in regionalen Risikogebieten ermöglichen. 27
Nachhaltige Siedlungsentwicklung Naturschutz Nachhaltige Siedlungsentwicklung setzt eine Durch Flächenverluste, Nutzungsintensivie- integrierte Planung voraus, die eine Reduzie- rung, Zerstückelung der Lebensräume, Ge- rung der Flächeninanspruchnahme, die Schaf- wässerausbau und Entwässerung ist die Natur fung kompakter Siedlungseinheiten mit kosten- schon seit Jahrzehnten starken Beeinträch- günstigen Bau- und Siedlungsformen, die Ver- tigungen ausgesetzt. Mit dem Klimawandel kehrsberuhigung in Wohnquartieren und die kommt eine zusätzliche Kategorie der Be- rationelle Energienutzung durch angepasste lastung hinzu, von denen besonders die Alpen, Siedlungskonzepte zum Ziel hat. Siedlungskon- die höheren Lagen der Mittelgebirge sowie zepte, die Verkehr reduzieren und durch eine Feuchtgebiete und Talauen betroffen sein Beschränkung der Bodenversiegelung die Aus- werden. Wichtige Ökosystemfunktionen, wie gleichsfunktionen der unversiegelten Flächen die Schutzfunktion der Bergwälder oder die als erhalten, leisten einen wesentlichen Beitrag Wasserrückhalt und CO2-Senken fungierenden zur CO2-Reduzierung. Moore, werden nachhaltig beeinflusst. Durch die vielfältigen Auswirkungen des Klimawan- Durch die Entwicklung und Abstimmung von dels wächst die Gefahr von Artenverlusten. energieoptimierten Konzepten für die Sied- Allein die klimabedingten prognostizierten lungsentwicklung und die städtebauliche Artenverluste für Flora und Fauna in den näch- Erneuerung können bereits auf der Ebene der sten Jahrzehnten werden in Deutschland auf Ortsplanung wichtige Weichen für den spä- 5 bis 30 % geschätzt. Es besteht die Gefahr, teren Energieverbrauch von Gebäuden gestellt dass Ökosysteme ihre Dienstleistungen für werden. Insbesondere kann auch der Einfluss die Menschheit (Bodenfruchtbarkeit, Selbstrei- der Bebauung auf das lokale Kleinklima ge- nigungskraft der Gewässer, Filter für die Luft, steuert und damit der Energieaufwand für die Ausgangsstoffe für Medikamente, Nahrungs- Klimatechnik von Gebäuden minimiert werden mittel etc.) nicht mehr im bisherigen Umfang (Vermeidung von Aufheizungseffekten). Der- erbringen können. artige energieoptimierte Konzepte und der Erhalt der ökologischen Ausgleichsfunktionen Ökosysteme werden zum Erhalt ihrer Funkti- unversiegelter Flächen werden ein immer onen künftig durch den Naturschutz noch mehr wichtigeres Instrumentarium auch zur plane- gestützt werden müssen. Für diesen Zweck rischen Bewältigung der nicht mehr reversi- sind Flächen zu reservieren. Für den Erhalt blen Folgen der Klimaveränderung sein. heimischer und vor allem in Bayern ende- mischer Arten sind hinreichend große Habitate Nachhaltige, klimaschonende und damit bereitzustellen. Neu eingewanderte Arten zukunftsorientierte Siedlungskonzepte sind können den Erhalt von Ökosystemen stützen deshalb zu forcieren und zu unterstützen. aber auch zur Gefahr werden und sind deshalb genau zu beobachten. 28
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