Afrika im Fokus Chancen und Projekte

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Afrika im Fokus Chancen und Projekte
Afrika im Fokus
                                                                              Chancen und Projekte

                                                             Tagungsmagazin
Über uns

Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirt-
schaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie un-
terstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte
erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen.

Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministe-
rium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten
der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund
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Inhalt

         5    Afrika im Aufwind

         9    Angola
         12   Burkina Faso
         15   Ghana
         18   Guinea
         21   Kenia
         24   Mali
         27   Mosambik
         30   Nigeria
         33   Sambia
         36   Südafrika

         39   Tabellenanhang
         39   Demografische Entwicklung und Fläche
         40   Bruttoinlandsprodukt
         42   Außenhandel
         44   Bilateraler Handel
         45   Ausländische Direktinvestitionen
         47   Internationale Rankings

         49   Kontaktanschriften

                                                 Germany Trade & Invest www.gtai.de   3
Afrika im Fokus Chancen und Projekte
4   Afrika im Fokus
Afrika im Fokus Chancen und Projekte
Afrika im Aufwind

          Afrika im Aufwind

          Afrika im Aufwind
          Noch nie war das Unternehmer- und Investoreninteresse an Afrika so groß: Hohe, teilweise zweistellige
          Wachstumsraten, der Rohstoffreichtum und die vielfach zunehmende politische Stabilität haben den
          Blick der industrialisierten Welt auf den Kontinent verändert. Immer noch behindern jedoch Hemmnis-
          se wie hohe Transport- und Energiekosten, ein niedriges Ausbildungs- und Gesundheitsniveau sowie ein
          unzureichender Dienstleistungssektor in den meisten Ländern die Entwicklung. Mit einer weiteren Ver-
          besserung der politischen Rahmenbedingungen und der Infrastruktur haben die afrikanischen Löwen
          aber die Chance, in die Fußstapfen der asiatischen Tiger zu treten.

          Noch zur Jahrtausendwende stempelte der Economist auf seiner Titelseite Afrika als „The hopeless
          continent“ ab. Heute stehen die Afrikaner in einem völlig anderen Licht: Unter den Schlagzeilen
          „Africa rising“ und „The sun shines bright“ musste dasselbe Magazin Ende 2011 sein Afrika-Bild kor-
          rigieren. Ein halbes Jahr vorher war die Studie „Lions on the move“ veröffentlicht worden, derzufol-
          ge sich die Wirtschaft Afrikas in einem dauerhaften Aufschwung befindet. Der Schwarze Konti-
          nent könnte am Beginn eines wirtschaftlichen Aufschwungs stehen, wie China vor 30 und Indien
          vor 20 Jahren, stellte jüngst auch die Weltbank fest. Und die Financial Times erklärte Afrika vor kur-
          zem schon zum „Neuen China“.

          Kontinent der Herausforderungen und Chancen
          Die meisten afrikanischen Länder stehen auf dem Weg zum „Tigerstaat“ jedoch immer noch vor
          gewaltigen Herausforderungen. Das Infrastrukturdefizit ist immens. So sieht es gerade in der Ener-
          gieversorgung düster aus: In Subsahara-Afrika haben rund 90% der Bevölkerung keinen Zugang
          zum Stromnetz. Es wird in einigen Gegenden verbrannt, was nicht niet- und nagelfest ist, mit allen
          negativen Folgen für die Gesundheit und Umwelt. Wer durch afrikanische Wohngebiete geht,
          wird fast taub vom Geräusch der energieerzeugenden Dieselmotoren.

          Gebremst wird die Entwicklung auch durch eine nicht diversifizierte Produktionsstruktur, man-
          gelnde Wettbewerbsfähigkeit und die hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten. Der Anteil Afri-
          kas am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei unter 3%, der am Welthandel sank von 7% in
          den Siebzigern auf rund 2% im Jahr 2010. Nur Südafrika führt in nennenswertem Umfang Industrie-
          produkte aus. Auch als Konsumentenmarkt spielt Afrika noch nicht bei den großen Playern mit.
          Wichtig ist jedoch die Perspektive des Kontinents, denn die Mittelschicht wächst. 60 Millionen
          Haushalte haben ein Jahreseinkommen von mindestens 3.000 US$, bis 2015 soll die Zahl bereits auf
          100 Millionen steigen.

          In den letzten Jahren haben viele afrikanische Länder ihre Wirtschaft erfolgreich reformiert. Das
          zeigt sich auch daran, dass der akkumulierte Bestand der ausländischen Direktinvestitionen (FDI)
          laut UNCTAD von 61 Mrd. (1990) auf 554 Mrd. US$ im Jahr 2010 gestiegen ist. Seit 2009 gehen die FDI
          in Afrika jedoch wieder leicht zurück, während sie weltweit um 17% zulegten. Langfristig können
          Unternehmen jedoch von den Chancen auf dem Kontinent erheblich profitieren, da Ökonomen in
          den nächsten Jahren weiterhin ein solides Wirtschaftswachstum erwarten. Für Subsahara-Afrika
          rechnet der Internationale Währungsfonds 2012 mit einem Zuwachs von 5,5% und für 2013 mit
          5,3%. Einige Länder sollen sogar zweistellig zulegen.

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Afrika im Aufwind

                  Aufbau einer verarbeitenden Industrie notwendig
                  Den größten Export-Weltmarktanteil hat Afrika im Bergbau. Der Kontinent profitiert dabei vom
                  wachsenden Rohstoffhunger der Industrie- und Schwellenländer sowie den steigenden Öl- und
                  Mineralpreisen. Der World Competitiveness Report von 2011 kritisiert, dass rohstoffreiche Länder
                  in Afrika zwar höhere Erlöse erzielten, diese aber extrem volatil seien. Auch haben die Einnahmen
                  bisher wenig zur Verbesserung der Lebensbedingungen des Großteils der Bevölkerung beigetra-
                  gen. Als Vorbild für die afrikanischen Länder werden Malaysia und Indonesien genannt, die in der
                  Lage waren, Rohstoffexporte zu fördern, aber gleichzeitig eine wettbewerbsfähige Industrie auf-
                  zubauen.

                  „Die Länder in Subsahara-Afrika haben jetzt die Chance, etwas aus ihren gigantischen Ressourcen,
                  wie Rohstoffe, Wasserkraft und kultivierbares Land zu machen“, sagt Dieter Grau, Korrespondent
                  für West- und Zentralafrika von Germany Trade & Invest. Er beobachtet, wie sich in seiner Region
                  die Branchenriesen Vale, BHP Billiton sowie Rio Tinto neben den chinesischen und indischen Un-
                  ternehmen die Klinke in die Hand geben, um den Rohstoffnachschub für ihre wachsenden Volks-
                  wirtschaften zu sichern. Offenbar geht es den Chinesen und Indern aber auch um den Zugang zu
                  lokalen Märkten und um Lohnkostenvorteile.

                  Diversifizierung der Wirtschaft auch in West- und Zentralafrika
                  Viele afrikanische Staaten haben ähnliche Voraussetzungen wie die asiatischen Aufsteiger, müss-
                  ten aber nun endlich wesentlich mehr in ihre eigenen Volkswirtschaften investieren. Die Zeichen
                  für den Wandel seien auch in West- und Zentralafrika ermutigend, meint Grau. Reformen wurden
                  durchgesetzt oder in Angriff genommen. Jüngere und dynamischere Eliten lösen Land für Land die
                  alten Autokraten ab, demokratische Tendenzen sind vielerorts erkennbar. Und die im wahrsten
                  Sinne des Wortes nach Konsumgütern und Dienstleistungen hungrige Bevölkerung lässt sich von
                  ihren Regierenden auch nicht mehr so einfach bis in die nächsten Jahrzehnte hinein auf Teilhabe
                  am wachsenden Wohlstand vertrösten.

                  Die Diversifizierung der Wirtschaft haben sich auch die Westafrikaner auf ihre Fahnen geschrie-
                  ben. Ziel ist, eine Wertschöpfungskette im eigenen Land aufzubauen und zu verlängern und somit
                  einen immer größeren Teil ihrer Ressourcen, seien es Rohstoffe, seien es agrarische Erzeugnisse,
                  selber zu verarbeiten. Das schafft auch langfristig Arbeitsplätze, Know-how und Innovationen.

                  Es gibt in West- und Zentralafrika viel zu tun, auch für deutsche Unternehmen. In nahezu jeder
                  Branche ist der Nachholbedarf groß, an der Spitze stehen neben dem Öl- und Bergbausektor die Be-
                  reiche Infrastruktur, Telekommunikation, Bau, Energie, Wasser sowie Bildungs- und Gesundheits-
                  wesen. Aber auch der Tourismus hat hier und da eine realistische Chance. Und im ehemaligen west-
                  afrikanischen Powerhouse Côte d’Ivoire ist zum Beispiel nach den Krisenjahren vieles wieder auf-
                  zubauen beziehungsweise zu erneuern.

6      Afrika im Fokus
Vorreiter sind die südlichen Länder
Südafrika und Mauritius sind die Länder in Subsahara-Afrika, die im „World Competitiveness
Report 2011-2012“ des World Economic Forum am besten abschneiden. Bewertet wurden Effizienz
von Institutionen (privat und öffentlich), Infrastruktur, das makroökonomische Umfeld, Gesund-
heit und Ausbildung, Funktionsweise des Marktes, Geschäftsqualität und Innovationskraft. „Im
südlichen Afrika finden sich zudem stark wachsende Länder wie Mosambik, Sambia, Angola und
Botsuana, die zunehmende Anstrengungen zur Diversifizierung ihrer Wirtschaft unternehmen
und für deutsche Firmen deshalb sehr interessant sind“, sagt Heiko Stumpf, der für Germany Trade &
Invest in Johannesburg tätig ist.

Für viele Unternehmen führt der Weg zum ersten Auftrag in Afrika über eine Ausschreibung.
Bevor geliefert oder investiert wird, sollte eine detaillierte Risikoanalyse für das jeweilige Land er-
stellt werden. Nur in Südafrika findet der Unternehmer wirklich eine breitgefächerte Industrie, die
auch dauerhaft Aufträge verschaffen kann.

Südafrika - Sprungbrett in die Region
„Südafrika wird immer wichtiger als Eingangstor für die Märkte des südlichen Afrika“, so Carsten
Ehlers, der lange in Johannesburg für Germany Trade & Invest tätig war.“Vor 20 Jahren war Südafri-
ka politisch isoliert. Seitdem hat die wirtschaftliche Verflechtung mit dem Rest Subsahara-Afrikas
enorm zugenommen. Vielfach investieren südafrikanische Unternehmen auf dem ganzen Konti-
nent.“ Zur Herausbildung der Hub-Funktion Südafrikas trägt auch die geringe Marktgröße der an-
deren Länder bei. Ganz Subsahara-Afrika hat beispielsweise ein BIP in der Größenordnung der
Summe Bayerns und Hamburgs. Alleine 40% davon macht die Kaprepublik aus.

Südafrika ist immer noch Deutschlands wichtigster Handelspartner auf dem Kontinent, zum Bei-
spiel im Bergbau. Weil der Sektor nach Ansicht von Experten sein Potenzial bei weitem noch nicht
ausschöpft, ist und bleibt er für deutsche Exporteure ein attraktiver Markt. Weltweit hinkt die Kap-
republik als Abnehmer jedoch deutlich hinter Riesenmärkten wie der VR China (deutsche Exporte
von Bergbautechnik 2011: rund 322 Mio. Euro), Russland (264 Mio. Euro) oder den USA
(144 Mio. Euro) hinterher. Laut Statistiken des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
(VDMA) beliefen sich die deutschen Ausfuhren 2011 in diesem Bereich nach Südafrika auf 13 Mio. Euro,
gegenüber 2010 ein deutliches Plus von fast 15%.

Immer mehr Regierungen wollen die Bevölkerung stärker am Management von ausländischen
Projekten und den Einnahmen daraus beteiligen: Beispielsweise hat Südafrika die „Black Economic
Empowerment Participation“, Ghana erwägt, die Lizenzgebühren zu erhöhen, und Angola sowie
Guinea haben 2011 einen Mining Code verabschiedet, der eine Erhöhung der Staatsbeteiligung von
15 auf 35% vorsieht. Auch Kenia habe viele Beschränkungen für Auslandsbeteiligungen festgelegt,
sagt Inge Hackenbroch, Ostafrika-Korrespondentin von Germany Trade & Invest. Sie stellt fest, dass
in Ostafrika die Investoren vor allem auf das Potenzial der East African Community (EAC) setzen.

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Afrika im Aufwind

                  Rohstoffboom auch in Ostafrika
                  So zeigt die Anziehungskraft Ostafrikas für ausländisches Investitionskapital insgesamt einen stei-
                  genden Trend. Wichtigste Ursache sind auch hier wieder Rohstoffe, unter anderem die neu ent-
                  deckten Ölvorkommen in Uganda. Insgesamt flossen 2011 in die EAC-Region 1.737 Mio. US$ an FDI.
                  Nach dem Volumen der jährlichen FDI-Zuflüsse führen die beiden großen EAC-Mitgliedsländer
                  Tansania und Uganda die Hitliste in der Region an, wobei auch die Neuinvestitionen im wirtschaft-
                  lichen Schwerpunktland Kenia nach den zurückliegenden Jahren der Flaute wieder angezogen
                  haben.

                  Bei einer Gesamtanalyse der Kapitalzuflüsse nach Afrika wird deutlich, dass die ressourcenreichen
                  Länder und insbesondere Erdölländer wie Uganda in Ost- und Ghana in Westafrika die stärkste
                  Anziehungskraft für internationale Investoren ausüben. Die Investitionen in den Bergbau- und Öl-
                  fördersektoren sind besonders kapitalintensiv.

                  Wachsende Konkurrenz durch Schwellenländer
                  Der Wettbewerb auf dem Kontinent wird jedoch stärker. Wie ein Blick auf die einschlägigen Statis-
                  tiken zeigt, wird in Afrika neben China ein weiterer Wirtschaftsriese immer aktiver. Indien hat sich
                  zum viertwichtigsten Handelspartner neben der EU, China und den USA entwickelt. Indiens Vor-
                  teil ist: In vielen Ländern Afrikas, so zum Beispiel in Kenia und Nigeria, gibt es schon eine, dort
                  seit langem beheimatete, indische Bevölkerungsgruppe. Die Inder wissen um die besonderen An-
                  forderungen an afrikataugliche Produkte, da sie ähnliche klimatische Bedingungen sowie Ein-
                  kommens- und Demografiestrukturen haben. Hinzu kommen weitere Wettbewerber, wie etwa
                  Brasilien, das Partnern in Angola und Mosambik sprachlich und mental wesentlich näher steht als
                  europäische Konkurrenten.

                  Viel Raum für deutsches Engagement
                  Deutsche können sich auf vielfältige Weise in Afrika einbringen: Ob bei der Verbesserung der Ener-
                  gie- und Wasserversorgung, der weiteren Industrialisierung, im Gesundheitswesen, beim Ausbau
                  der Verkehrsinfrastruktur oder erneuerbarer Energien sowie dem Aufbau eines institutionellen
                  Rahmens.

                  Gefragt sind vor allem angepasste Produkte, da Ausrüstungen und Geräte mit zu viel Hightech
                  ohne entsprechende Ausbildung schwierig zu bedienen oder zu warten sind. Oder die Gerätschaf-
                  ten sind abhängig von einem funktionierenden Stromnetz, das vielerorts in Afrika nicht gegeben
                  ist. Nur eine stärkere Privatwirtschaft kann neue Impulse setzen und die gewaltigen Aufgaben der
                  nächsten Jahrzehnte bewältigen. Ziel wird vor allem sein, die lokale Wertschöpfung zu erhöhen
                  und Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Ausbildung ein
                  entscheidender Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor.

                  Melanie Volberg

8      Afrika im Fokus
Angola

         Angola

         Angola
         Die angolanische Wirtschaft hat die Wiederaufbauphase nach dem Bürgerkrieg abgeschlossen und den
         Übergang zu stabilem Wachstum begonnen. Nach dem Einbruch 2009/10 hat die Konjunktur 2011 wie-
         der leicht angezogen, doch die Zeit zweistelliger Wachstumsraten dürfte auf mittlere Sicht vorbei sein.
         Die Investitionsentwicklung ist lebhaft und stützt sich auf Infrastrukturprojekte und Maßnahmen zur
         Diversifizierung der Industrie. Damit bleibt Angola ein stabiler Absatzmarkt für Ausrüstungen.

         In Angola zeichnet sich für 2011 ein reales Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von um die 4%, und
         damit niedriger als erwartet, ab. Erst für 2012 rechnen Experten wieder mit einer Steigerungsrate
         von etwa 8%. Motor der wirtschaftlichen Entwicklung ist nach wie vor der alles dominierende kapi-
         tal- und importintensive Erdölsektor. Dessen Produktion ist wachsend mit der Erschließung neuer
         Tiefseeförderstellen sowie der Herstellung von Flüssiggas in einem Megaprojekt. Allerdings ver-
         läuft die geplante stetige Zunahme der Erdölförderung nicht ganz wie vorgesehen, vor allem
         wegen technischer Probleme an den wichtigsten Bohrstellen

         Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013
         (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                                    2011 1)                      2012 2)               2013 2)
         BIP                                            3,7                          8,0                   7,0
         Einfuhr (fob)                                 20,0                         12,0                  13,0
         Bruttoanlageinvestitionen                     14,0                          8,0                   7,0
         Privater Verbrauch                             7,8                          5,4                   5,5
         1) Schätzung; 2) Prognose
         Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU)

         Die Nicht-Öl-Sektoren werden vom Wachstumstrend nur partiell erfasst, vorwiegend sind dies die
         vom Staat dominierten Bereiche wie Bau- und Finanzwirtschaft. Damit rührt die Dynamik der Ge-
         samtwirtschaft vor allem aus den öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. Diese haben sich wieder
         belebt, nachdem die Regierung die in der Krise aufgelaufenen, beträchtlichen Zahlungsrückstän-
         de an den Privatsektor weitgehend beglichen hat.

         Auch weiterhin bestehen noch gravierende Hemmnisse für die wirtschaftliche Fortentwicklung
         des Landes wie Fachkräftemangel, ungenügendes gesetzliches Regelsystem, ineffiziente Gerichts-
         barkeit sowie Korruption auf allen Ebenen. Kritiker werfen der Regierung die Benachteiligung der
         Privatwirtschaft durch die Umleitung von Finanzressourcen in den staatlichen Sektor vor. Hinzu
         kommen erhebliche Engpässe im Energiebereich. Daher wurde der Kapazitätsausbau, vor allem
         der Wasserkraftwerke, zur Priorität des öffentlichen Investitionsprogramms (Programa de Investi-
         mentos Publicos, PIP) erklärt, wobei in der Bauwirtschaft chinesische Unternehmen dominieren.

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Angola

                Mehr Gelder für die Armutsbekämpfung
                Angolas Regierung konzentriert sich weiterhin auf die Instandsetzung der Infrastruktur sowie die
                Intensivierung des Armutsbekämpfungsprogramms. Fortschritte in diesem Bereich sind beson-
                ders wichtig angesichts der aktuellen sozialen Protestbewegung nach dem Vorbild der arabischen
                Staaten. Um hierfür zusätzliche Ressourcen freizusetzen, sollen das Steuer- sowie Subventionssystem
                überarbeitet werden. Eine besondere Anforderung an die Regierung stellt das stand-by-arrange-
                ment mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 1,4 Mrd. US$. Dieses muss zufrie-
                denstellend umgesetzt werden, wenn es in Zukunft weitere Programme mit dem Fonds sowie dem
                Pariser Club der Gläubigerländer geben soll.

                Die Investitionstätigkeit hat sich 2011 stark belebt, getragen hauptsächlich von der Erdölwirtschaft
                und den Infrastrukturprojekten. Bei den Bemühungen um die Diversifizierung der Wirtschaft
                steht unter anderem der Bergbau im Fokus. Dieser Bereich ist der zweitwichtigste Wirtschaftssek-
                tor Angolas, hauptsächlich aufgrund der Diamantenvorkommen. Mitte 2011 wurde ein neuer
                Mining Code erlassen. Dieser regelt auch, dass Explorationskonzessionen für maximal 35 Jahre ver-
                geben werden können, schreibt eine Mehrheitsbeteiligung der staatlichen Bergbaugesellschaft
                Endiama sowie ein Vorkaufsrecht des Staates bei Rückzug eines Investors aus einem Projekt vor.

                 Ausgewählte Großprojekte
                 Projektbezeichnung       Investitionssumme                        Projektstand         Anmerkung
                 Erdölraffinerie Sonaref/       6,4 Mrd.US$                        Durchführung         Sonangol
                 Lobito
                 Flüssiggasanlage                 9 Mrd.US$                        Durchführung bis     Sonangol mit
                                                                                   Ende 2011            Partnern
                                                                                                        www.angolalng.com
                 Wasserkraftwerk                               110 Mio.US$         Durchführung         Technopromexport,
                 Capanda, Rehabili-                                                                     Russland
                 tierung
                 Wasserkraftwerk                               750 Mio.US$         Planung              Energieministerium
                 400 MW an der Grenze
                 zu Namibia
                 Erweiterung des                                            k.A.   Planung              Energieministerium
                 Wasserkraftwerks
                 Cambenbe/Kwanza Sul
                 Provinz um 520 MW
                 Thermalkraftwerk                                           k.A.   Planung              Energieministerium
                 400 MW, Provinz Zaire
                 Bioenergieanlage                              220 Mio.US$         Durchführung         Joint Venture Angola-
                 (Zucker)                                                                               Brasilien
                 Ländliche Elektrifi-                             2 Mrd.US$        Planung              Regierungsprogramm
                 zierung
                 Industriezentrum in                              2 Mrd.US$        Bauzeit zwölf Jah-   Joint Venture Angola-
                 Benguela                                                          re                   Portugal
                 Industriepark in                              600 Mio.US$         Planung              Sociedade de
                 Malange                                                                                Desenvolvimento
                                                                                                        Rural
                Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

10   Afrika im Fokus
Neben Öl und Bergbau bietet Angola auch Geschäftschancen in etlichen anderen Bereichen, etwa
in der Telekommunikation. Wegen der langen Kriegsphase und aufgrund der unzureichenden
Versorgungslage gibt es in zahlreichen Sektoren hohen Nachholbedarf, zum Beispiel beim Stra-
ßenbau, bei Umweltausrüstungen und Medizintechnik. Die Rahmenbedingungen für die Privat-
wirtschaft gelten nach wie vor als schwierig. Doch sollen hier allmählich Verbesserungen und Er-
leichterungen vorgenommen werden.

Eine entscheidende Veränderung der gesetzlichen Auflagen für Investoren brachte das 2011 verab-
schiedete neue Investitionsgesetz. Demzufolge muss jeder Anleger mindestens 1 Mio. US$ einbrin-
gen; bis dato waren dies 50.000 beziehungsweise 100.000 US$ für lokale respektive ausländische
Engagements. Das deutet auf die Bevorzugung von Großprojekten hin, zu Lasten der Fördermaß-
nahmen für kleine und mittelständische Unternehmen. Die Investitionsförderung soll das „Gieß-
kannenprinzip“ zugunsten nachhaltiger Projekte vermeiden. Auch soll der Entscheidungsspiel-
raum der Verwaltungsebenen ausgeweitet werden.

Der Konsum hat 2011 nach vorläufigen Schätzungen überdurchschnittlich zugenommen. Jedoch
bleibt eines der großen Probleme des Landes die extreme Kluft zwischen Arm und Reich. Problema-
tisch ist das - auch im afrikanischen Vergleich - hohe Bevölkerungswachstum. Die UN-Entwick-
lungsindikatoren belegen seit Jahren die stetig zunehmende Verarmung der Bevölkerung. Die an-
haltend zweistelligen Inflationsraten beeinträchtigen die Versorgungslage, vor allem in den unte-
ren Einkommensschichten. Wegen der in den Kriegsjahren zerstörten Industriebasis müssen nach
wie vor an die 90% der benötigten Konsumgüter importiert werden. Ein Absatzmarkt für gehobene
Konsumgüter aus dem Ausland besteht im Einzugsgebiet der Hauptstadt Luanda.

Angolas Handelsbilanz ist traditionell positiv. Die Entwicklung der Ölpreise hat den Ausfuhrwert
stark erhöht. So stiegen die Exporte nach vorliegenden Schätzungen 2011 gegenüber dem Vorjahr
um knapp 30% auf fast 66 Mrd. US$. Die Einfuhren dürften nur gut ein Drittel des Ausfuhrwerts er-
reichen. Mittel- bis langfristig dürfte sich die Entwicklung bei den Importen beleben, wenn die
Nachfrage nach Ausrüstungen und Anlagen für die großen Infrastrukturvorhaben anziehen wird.

Im bilateralen Warenverkehr mit Deutschland zeichnet sich 2011 bei den Bezügen (Erdöl) aus
Angola ein deutlicher Aufschwung ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat sich Januar
bis November 2011 die Einfuhr aus Angola gegenüber dem Vorjahreszeitraum vervielfacht auf
rund 850 Mio. Euro. Demgegenüber nahmen die deutschen Lieferungen etwas ab um 3,4% auf
220 Mio. Euro.

Dr. Inge Hackenbroch

                                                       Germany Trade & Invest www.gtai.de     11
Burkina Faso

                Burkina Faso

                Burkina Faso
                Nach dem Boomjahr 2010 wird sich das solide Wirtschaftswachstum Burkina Fasos leicht verlangsa-
                men. Weiterhin dynamisch werden sich der Bergbau, die Telekommunikation, der Transportsektor und
                die Landwirtschaft entwickeln. Erfolgreiche Reformschritte haben das Investitionsklima verbessert.
                Investoren und Partnerschaften werden gesucht. Besonders deutsche Qualitätsprodukte, Technologie
                und Know-how sind gefragt.

                Ausgehend von einem sehr geringen Entwicklungsstand macht Burkina Faso mit Blick auf die ma-
                kroökonomischen Eckdaten in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte. Erfolge bei der Öffnung
                der Wirtschaft und der Entwicklung des privaten Sektors führten in den vergangenen fünf Jahren
                zu realen Wachstumsraten von über 4%.

                Gleichwohl sind die Standortnachteile des Landes nach wie vor erheblich. Die ungünstige Binnen-
                lage mit dadurch verursachten hohen Transportkosten, Marktferne, Mangel an preisgünstigen
                Energiequellen, geringes Ausbildungs- und Produktivitätsniveau und der schlechte Gesundheits-
                zustand der produktiven Bevölkerung (zum Beispiel durch Unterernährung, Malaria, Meningitis,
                HIV) werden auch in absehbarer Zukunft die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beeinträchtigen.

                 Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013
                 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                                    2011 1)                                      2012 2)   2013 2)
                 BIP                                     5,2                                         5,5       5,8
                 Wareneinfuhr 3)                        32,1                                         8,0       7,2
                 Wareneinfuhr (fob) 4)                  20,6                                         3,3       6,4
                 Verbraucherpreise                       2,8                                         1,5       1,2
                1) Schätzung; 2) Prognose; 3) IWF auf FCFA-Basis; 4) EIU auf US-Dollarbasis
                Quellen: Economic Intelligence Unit (EIU); Internationaler Währungsfonds (IWF)

                Der Staatshaushalt wird zu einem wesentlichen Teil durch Entwicklungsgelder finanziert. Dies gilt
                insbesondere für den Investitionsbereich, in dem ein großer Teil der Ausgaben mit Gebermitteln
                gedeckt wird. Die aus der Entwicklungszusammenarbeit stammenden Gelder sind für Burkina
                Faso überlebensnotwendig. Zuschüsse und Auslandskredite steuern rund 70% zu den Staatsein-
                nahmen bei.

                Die Bruttoanlageinvestitionen machten 2010 schätzungsweise ein Fünftel des Bruttoinlandspro-
                dukts (BIP) aus. Die Schlüsselsektoren für private Investitionen bleiben aus Sicht der Regierung
                Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, Infrastruktur (Transport, Telekommunikation),
                Energie, einschließlich erneuerbarer Energie, Tourismus und Dienstleistungen. Neben der priva-
                ten Finanzierung sollten Public Private Partnerships in Betracht gezogen werden.

12   Afrika im Fokus
Ausgewählte Großprojekte
Projektbezeichnung     Investitionssumme                            Projektstand             Anmerkung
Neuer Flughafen in        343,5 Mio. Euro                           Beginn Bauarbeiten       Drei Bauphasen
Donsin (circa 35 km                                                 2013                     (3. Phase von 2018 bis
von Ouagadougou)                                                                             2023), Ziel: 30 Mio.
                                                                                             Passagiere/Jahr
Wiederaufbau Eisen-                   Technische Studie:            Mitte 2011 Auftrag       Studie soll ein Jahr
bahnlinie Abidjan -                       1,1 Mio. Euro             an spanische Typsa       dauern, finanziert von
Ougadougou (1.143                                                                            der EU
km)
Bagre Growth Pole                          133,7 Mio. US$           Juni 2012 geneh-         Weltbankprojekt:
Project                                                             migt, Abschluss          Entwicklung von
                                                                    30.9.17                  Land-, Vieh- und
                                                                                             Fischwirtschaft,
                                                                                             Agrarindustrie
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Weltbank; Pressemeldungen

Zu den Sektoren mit realistischen Möglichkeiten für ausländische Investoren und Lieferanten ge-
hören Telekommunikation, Infrastruktur (Straßen, Energie, Wasser) und die Bauwirtschaft. Beson-
dere Geschäftschancen bestehen darüber hinaus im Bergbau. Burkina Faso verfügt über reiche
Gold- und Manganvorkommen - die Zahl der Minen mit industrieller Goldförderung hat sich von
einer auf sieben erhöht - sowie Kupfer, Eisenerz, Nickel, Kassiterit (Zinnstein) und Phosphate. Die
Ausschöpfung des großen Tourismuspotenzials wird noch von mangelnder Infrastruktur und
Sicherheitsproblemen in der Region beeinträchtigt. Noch in den Kinderschuhen steckt die indus-
trielle Fertigung.

In- und ausländische Investoren werden gleich behandelt
Die Gleichbehandlung von in- und ausländischen Investoren wird per Gesetz garantiert. Ausländi-
sche Investoren können alle mit dem Engagement verbundenen Geldmittel, einschließlich Divi-
denden, Einkünfte aus Geschäftsauflösungen, Guthaben und Gehälter, ins Ausland transferieren.

Die Regierung Burkina Fasos konnte vor allem in den vergangenen Jahren erfolgreich ausländi-
sche Direktinvestitionen (FDI) ins Land locken (laut UNCTAD 2010: 37,1 Mio. US$). Die FDI kommen
in erster Linie aus Frankreich (70%), Marokko, Libyen und Libanon. Investitionen in die Infrastruk-
tur sind noch relativ jung und konzentrieren sich auf den Elektrizitätssektor. Indien ist auf diesem
Gebiet der Hauptpartner.

Burkina Faso zählt mit einem BIP von 435 Euro pro Kopf und Jahr zu den ärmsten Ländern der Welt.
Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt, trotz erheblicher eigener und internationaler Anstrengun-
gen, unter der absoluten Armutsschwelle. Nur eine verhältnismäßig kleine Oberschicht kann sich
Konsum- und Luxusgüter aus Deutschland leisten. Die eher wachsende Kluft zur breiten Unter-
schicht lässt auch in Zukunft nur einen begrenzten, aber zahlungskräftigen Markt für höherwertige
Konsumgüter erwarten.

                                                                            Germany Trade & Invest www.gtai.de   13
Burkina Faso

                Die Abhängigkeit Burkina Fasos von wenigen Exportprodukten und zentralen Importgütern ist
                sehr hoch. Wie viele andere Entwicklungsländer importiert es weit mehr als es ausführt. Zu den
                Einfuhrgütern gehören Maschinen, Fahrzeuge, Erdölprodukte, Nahrungsmittel, Textilien, Eisen,
                Stahl, Metallerzeugnisse und elektrische Geräte. Hauptausfuhrgüter sind - neben Gold - Baum-
                wolle, Vieh und Erdnüsse. Der Warenverkehr zwischen Deutschland und Burkina Faso spielt im
                Gesamtaußenhandel der Bundesrepublik nur eine marginale Rolle. Im Zeitraum Januar bis
                November 2011 lagen die deutschen Exporte bei rund 37 Mio. Euro, die Importe bei knapp
                10 Mio. Euro.

                Dieter Grau

14   Afrika im Fokus
Ghana

        Ghana

        Ghana
        Mittelfristig bleibt Ghana in einem stabilen Wachstumstrend, der breite Sektoren der Volkswirtschaft
        erfasst. Die Erdöleinnahmen haben zweistellige Steigerungsraten beschert und zusätzliche Ressourcen
        für die weitere Entwicklung geschaffen. Ghana gehört nun weltweit gesehen zu den Staaten mit mittle-
        rem Einkommensniveau. Das Land bleibt stabiler Absatzmarkt für Anlagen und Ausrüstungen sowie ein
        gutes Eingangstor zum regionalen Markteintritt.

        Ghana zählt auch künftig zu den politisch und wirtschaftlich relativ stabilsten Ländern in Subsaha-
        ra-Afrika. Das Wachstum 2011 war durch die Erdölförderung geprägt, bei nur mäßiger Inflationsra-
        te. Der Erdöl-Effekt wird sich nach vorliegenden Prognosen 2012 wieder abschwächen, der Realzu-
        wachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von über 13% wieder auf das mittelfristig stabile Niveau von
        7 bis 8% zurückgehen.

        Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013
        (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                                2011 1)                    2012 2)                2013 2)
        BIP                                        13,6                        7,0                    7,7
        Einfuhr (fob)                              41,5                        4,6                    6,4
        Bruttoanlageinvestitionen                  13,0                        8,2                   10,0
        Privater Verbrauch                          9,1                        7,5                    8,0
        1) Schätzung; 2) Prognose
        Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU)

        Wichtige Wachstumsstützen sind nach wie vor der Agrarsektor mit dem Hauptexportgut Kakao,
        der Bergbau mit dem führenden Goldsektor, die Bauwirtschaft sowie die florierenden Dienstleis-
        tungsbranchen, allen voran die Telekommunikation. Als positiver Beitrag zur wirtschaftlichen Ent-
        wicklung sind die Infrastrukturinvestitionen durch die VR China zu sehen, die Ghana - wie alle be-
        deutenden Rohstofflieferanten Afrikas - in ihren besonderen Fokus genommen hat.

        Im Jahr 2010 ist Ghana in die Riege der Erdölförderländer aufgestiegen. Bei vollständiger kommer-
        zieller Förderung ist nach den bisherigen Fundstätten von einem Produktionsniveau von
        200.000 Barrels per Day (bpd) auszugehen, das heißt etwa einem Zehntel der Fördermenge des be-
        nachbarten Nigeria. Der Beginn der Erdölförderung zieht die Belebung in weiteren Branchen und
        Sektoren nach sich. Das lässt sich beispielsweise bei der Nachfrage nach Maschinen und Anlagen
        beobachten. Die Ölförderung spült aber auch Devisen in die Staatskasse, mit denen die öffentli-
        chen Infrastrukturprogramme - zum Beispiel zum Ausbau der Kraftwerkskapazitäten, zur öffentli-
        chen Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, im Gesundheitswesen - gestützt werden. Die
        Erschließung der Gasreserven für die Stromversorgung ist ein weiterer Investitionsbereich für die
        nächsten Jahre. Für die Entwicklung der Gasinfrastruktur soll der neue Megakredit von 3 Mrd. US$,
        den die VR China zugesagt hat, verwendet werden.

        Für 2012 stehen dem Land und seiner Regierung einige Herausforderungen bevor. Dies sind vor
        allem die turnusmäßigen Parlamentswahlen, bei denen, wie schon 2008, erneut ein Kopf-an-Kopf-
        Rennen zwischen den beiden führenden Parteien erwartet wird: dem National Democratic
        Congress (NDC) von Präsident Atta Mills und der New Patriotic Party (NPP) von Alt-Präsident Jerry

                                                                 Germany Trade & Invest www.gtai.de      15
Ghana

                Rawlings. Es ist davon auszugehen, dass dieses Mal der politische Konkurrenzkampf an Schärfe ge-
                winnt, da die neuen Ölmilliarden winken. Dennoch erwartet niemand eine Eskalation des Wahl-
                kampfs. Die wesentliche Bewährungsprobe für die nächste Regierung Ghanas liegt im effizienten
                Umgang mit dem neu gewonnenen Öldevisenreichtum bei gleichzeitiger Eindämmung der Kor-
                ruption.

                Als wichtige Aufgabe gilt ferner die Verbesserung des Steuer- und Steuereinzugssystems, denn der
                Steueranteil am BIP gilt bei Experten als zu niedrig - dies sogar im afrikanischen Vergleich. Des Wei-
                teren fehlt ein umfassendes Rahmengesetz für die Erdölwirtschaft, das eigentlich schon vor Be-
                ginn der kommerziellen Förderung erlassen werden sollte. Als wenig gutes Omen gilt in diesem
                Zusammenhang die bereits getroffene Entscheidung der amtierenden Regierung, in Zukunft 70%
                der Öldevisen gegen neue Kredite zu verpfänden. Damit wird eine steigende Auslandsverschul-
                dung vorprogrammiert. Auch die Korruptionsgefahr steigt.

                Ölexploration löst Investitionsboom aus
                Nach dem mehr als 20%igen Einbruch der Bruttoanlageinvestitionen im Krisenjahr 2009 hat sich
                die Investitionstätigkeit in der Wirtschaft wieder erholt. Seit 2010 gibt es erneut hohe Zuwachsra-
                ten von etwa 10 bis 13%, und auch mittelfristig dürfte die Entwicklung stabil bleiben. Gestützt wird
                das Wachstum der Neuinvestitionen vor allem durch die Projekte zur Erdölexploration.

                Ghana hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung der Direktinvestitionen aus dem Aus-
                land erlebt, mit einem Rekordwert von 5 Mrd. US$ (2007). Der positive Trend hält weiter an, begüns-
                tigt ein relativ vorteilhaftes Investitionsklima. Indien und die VR China engagieren sich am stärksten.

                 Ausgewählte Großprojekte
                 Projektbezeichnung     Investitionssumme                         Projektstand    Anmerkung
                 Thermalkraftwerk für        900 Mio. US$                         Planung         Canadian Energy
                 660 MW(Barikuma,                                                                 Solutions Consortium
                 Atwima Nwabiagya                                                                 und Electricity Co. of
                 Distrikt)                                                                        Ghana
                 Goldexploration             350 Mio. US$                         Durchführung    Newmont Mining
                 Ahafo-Mine                                                                       (USA)
                 Goldexploration             500 Mio. US$                         Durchführung    Newmont Mining
                 Akyem-Mine
                 Gasexploration,              850 Mio.US$                         Machbarkeits-   Ghana National Gas
                 Kraftwerk (Jomoro                                                studie          Co./GNGC
                 Distr., West-Ghana)
                Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

                Der private Verbrauch zeigt seit dem Einbruch im Krisenjahr 2009 inzwischen wieder einen stark
                wachsenden Trend, etwa im Ausmaß des realen Wirtschaftswachstums oder auch leicht darüber.
                Der Markt für den Absatz gehobener Konsumgüter aus dem Ausland dürfte mit der stetigen Zu-
                nahme des Pro-Kopf-Einkommens ebenfalls größer werden. Die private Nachfrage nach Kfz steigt
                kontinuierlich.

16   Afrika im Fokus
Das Pro-Kopf-Einkommen Ghanas ist nach letzten Angaben der Weltbank vor allem zwischen 2009
und 2010 stark gewachsen, von 1.098 auf 1.283 US$ im Jahr. Nach der Kaufkraftrechnung (PPP-In-
dex) verfügt Ghana inzwischen sogar über ein geschätztes Pro-Kopf-Einkommen von fast 3.000 US$.
Ein positiver Faktor für die verfügbaren Einkommen der breiten Bevölkerung ist der deutliche
Rückgang der Inflationsrate.

Ghanas chronisch defizitäre Handelsbilanz hat sich durch den Beginn der Erdölförderung leicht
verbessert, mit einem geschätzten Rückgang des Negativsaldos um rund 16% auf 2,5 Mrd. US$.
Doch mittelfristig zeichnet sich wieder ein steigendes Defizit ab, da sich mit wirtschaftlichem Auf-
schwung und wachsenden Investitionen die Nachfrage nach importierten Ausrüstungsgütern zu-
nehmend belebt. Dadurch bleibt Ghana auch für die deutschen Hersteller von Maschinen und
sonstigen technischen Ausrüstungen ein stabiler Absatzmarkt.

Die Entwicklung im bilateralen Warenverkehr mit der Bundesrepublik Deutschland zeigt 2011 eine
starke Expansion der deutschen Lieferungen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts nah-
men diese von Januar bis November gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 23,2%
auf 236,6 Mio. Euro zu. Im ganzen Jahr 2010 hatten sie leicht nachgegeben (-1%) auf 207,7 Mio. Euro.
Die Bezüge aus Ghana erhöhten sich 2010 um 33,7% auf 147,6 Mio. Euro (Januar bis November 2011:
-4,5% auf 129,6 Mio. Euro).

Dr. Inge Hackenbroch

                                                         Germany Trade & Invest www.gtai.de       17
Guinea

                Guinea

                Guinea
                Das westafrikanische Guinea ist auf dem Weg aus einer langen politischen Krise. Nach mehreren Jahren
                anhaltenden Unruhen und einem zweijährigen Militärregime konnte Alpha Condé die Präsident-
                schaftswahlen 2010 für sich entscheiden und das westafrikanische Land auf einen Wachstumspfad
                lenken.

                Trotz großer wirtschaftlicher Ressourcen - bedeutendste Bauxitvorkommen der Welt, reiche Vor-
                kommen an Eisenerz, Nickel, Gold, Diamanten, Wasserkraft, großes landwirtschaftliches Anbau-
                potenzial - zählt Guinea zu den ärmsten Ländern der Welt. Eine kaum entwickelte Wirtschaft sowie
                instabile politische Verhältnisse und Korruption hemmen die Entwicklung. Hart getroffen wurde
                das Land zuletzt von der globalen Rezession 2009, während der die Preise für die meisten Rohstoffe
                und somit die Exporterlöse für Guinea einbrachen.

                Die Wirtschaft ist im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre real um weniger als 2% gewachsen.
                Die Stabilisierung der sozialpolitischen Lage nach den Präsidentenwahlen sowie die globale wirt-
                schaftliche Erholung sollten ab 2011 jedoch für mehr Dynamik sorgen. Beobachter erwarten, dass
                Guinea 2011 und 2012 von den spürbar steigenden Preisen für Aluminium profitieren wird. Zuneh-
                mende politische Stabilität wird weitere Investoren in das Land locken, das über bedeutende, noch
                nicht ausgebeutete Rohstoffreserven verfügt.

                Die Inangriffnahme mehrerer großer Infrastrukturprojekte, darunter die Trans-Guineische Eisen-
                bahn und die Instandsetzung des Hafens von Conakry, bringt Geschäftsmöglichkeiten für Anbieter
                von Ausrüstungen und Zulieferungen sowie Dienstleistungen. Grundsätzlich krankt Guinea an ei-
                ner mangelhaften Infrastruktur. Der gesamte Güterverkehr im Landesinneren rollt über ein schüt-
                teres Netz schlecht ausgebauter Straßen. Die wenigen intakten Bahnlinien sind in Besitz privater
                Minengesellschaften. Die fortlaufend hohen Investitionen konzentrieren sich auf die Energiever-
                sorgung, die Transportwirtschaft sowie auf Infrastruktur für den Bergbau.

                 Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013
                 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                                     2011 1)                                     2012 2)    2013 2)
                 BIP                                     4,0                                         5,0        6,0
                 Einfuhr 3)                             26,3                                         8,4        9,4
                 Ausfuhr 3)                             20,7                                        13,6       -6,4
                 Inflationsrate                         16,0                                        12,0        8,0
                1) Schätzung; 2) Prognose; 3) Wertänderung auf US$-Basis, fob
                Quellen: Economist Intelligence Unit (EIU); African Economic Outlook; Weltbank

                Der Bergbau erwirtschaftet 15 bis 20% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die weltweit größten Bauxit-
                lagerstätten sollen mehr als die Hälfte der Gesamtreserven ausmachen. Die Eisenerzreserven des
                Landes werden auf 25 Mrd. t geschätzt. Guinea ist bedeutender Produzent von Rohdiamanten. Um-
                fangreiche Explorationsarbeiten sowohl offshore als auch onshore lassen auf Öl- und Gasvorkom-
                men hoffen. Erste Ergebnisse metallurgischer Erkundungen verweisen auf Uranlagerstätten. Die
                Reserven an Kalkstein werden auf 200.000 t, an Nickel auf 185.000 t und an Titanium auf 192.000 t
                geschätzt. Darüber hinaus werden Vorkommen von Graphit, Edelsteinen, Kobalt, Zink und Blei
                vermutet.

18   Afrika im Fokus
Staatlicher Anteil im Bergbau deutlich ausgeweitet
Im Bauxit- und Eisenerzsektor sind verschiedene große industrielle Projekte geplant, mit entspre-
chenden Explorations- und Abbauverträgen mit anglo-australischen, brasilianischen und chinesi-
schen Bergbaukonzernen, die auch in die erforderliche Infrastruktur investieren. Nach langem
Anlauf hat Guinea im September 2011 ein neues Bergbaugesetz verabschiedet, demzufolge sich der
Gesamtanteil des Staates bis auf 35% summieren kann. Das ist deutlich mehr als die im alten Berg-
baugesetz der 90er Jahre möglichen 15% Staatsanteil.

Gestützt auf Infrastrukturvorhaben in Wasserwirtschaft und Straßenbau und die großen Investi-
tionen im Bergbaubereich erlebt die Bauwirtschaft seit etwa sechs Jahren einen anhaltenden
Boom. Auch private Bauaktivitäten nehmen zu. Der Markt wird von europäischen und chinesi-
schen Unternehmen beherrscht, von denen einige lokale Tochtergesellschaften unterhalten. Die
Regierung strebt mehr Public Private Partnerships an.

Starkes Wachstum verzeichnet auch die IKT-Branche. Guinea bietet einen der am schnellsten
wachsende Mobilfunktmärkte der Region, der noch lange nicht gesättigt ist. Breitbanddienste
sind noch sehr begrenzt und teuer. Der geplante Anschluß an wenigstens ein internationales Glas-
faser-Seekabel in 2012 wird zum ersten Mal wettbewerbsfähige Breitbanddienste ermöglichen.
Großen Nachholbedarf gibt es darüber hinaus im Bereich der Umwelttechnologie. Wegen man-
gelnder lokaler Expertise bestehen Möglichkeiten für ausländische Spezialunternehmen und An-
bieter von Ausrüstungen und Zulieferungen, etwa in den Bereichen Wasserversorgung, Abwasser-
behandlung, Müllverbrennung und Recycling.

Ausgewählte Großprojekte
Projektbezeichnung    Investitionssumme                           Projektstand            Anmerkung
Trans-Guineische                    k.A.                          k.A.                    Circa 650 km, Teil
Eisenbahn                                                                                 Simandou-Eisenerz-
                                                                                          konzession von
                                                                                          Rio Tinto (über
                                                                                          10 Mrd. US$)
Neuer Tiefseehafen                                       k.A.     k.A.
südlich Conakry
Hafenerweiterung                            200 Mio. US$          Baubeginn ist 2013 Investitionen von
Conakry                                                                              Boloré
Kaléta-Staudamm                             526 Mio. US$          Baubeginn Dezember Vertrag mit China
(240 MW)                                                          2011               International Water &
                                                                                     Electric Corp.
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

Die Investitionslage des Landes hat sich 2010 verbessert. Die Bruttoanlageinvestitionen wuchsen
um 20,9%, gegenüber 14,8% im Vorjahr. Dieser starke Anstieg ist hauptsächlich auf den Bergbau zu-
rückzuführen. Öffentliche Investitionen nahmen demgegenüber nur um 12% zu und waren auf die
Bereiche Sicherheit und Verteidigung fokussiert.

                                                                         Germany Trade & Invest www.gtai.de   19
Guinea

                Laut Afrikanischer Entwicklungsbank (ADB) beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen
                (FDI) 2010 mit schätzungsweise 140,9 Mio. US$ nur auf 12,5% des Wertes von 2009. Die Bank sieht
                den Grund dafür in der abwartenden Haltung der Geschäftswelt infolge der Verzögerungen bei
                den Präsidentenwahlen. Da die neue guineische Regierung das Investitionsklima verbessern will,
                rechnet die ADB für 2012 mit einem FDI-Fluss in Höhe von etwa 567,3 Mio. US$. Die USA, Kanada
                und einige europäische Länder bilden bisher die Hauptquellen der Auslandsinvestitionen in Gui-
                nea, die sich in erster Linie auf den Abbau von Bauxit, Gold und Diamanten konzentrieren. Die FDI
                aus Schwellenländern wachsen sprunghaft, blieben bis 2010 volumenmäßig jedoch noch relativ
                gering. Sie fließen vor allem aus der VR China und Russland.

                Das Realeinkommen pro Einwohner sank in den vergangenen Jahren aufgrund der galoppieren-
                den Inflation stetig. Die hohe Inflationsrate von knapp 20% im Jahr 2010 hat die Kaufkraft der Bevöl-
                kerung weiter gemindert. Der Gesamtverbrauch fiel 2010 um 6,5%, der private Konsum um 8,5%.
                Der öffentliche Konsum stieg demgegenüber spürbar um 9,7%. Die noch geringen Durchschnitts-
                einkommen begrenzen den Absatzmarkt für gehobene Konsumgüter und teure Importwaren.

                Die wichtigsten Ausfuhrgüter Guineas waren 2010 Gold mit einem Anteil von 47,5% am Gesamtex-
                port sowie Bauxit (35,4%). Die Einfuhren setzten sich hauptsächlich aus Gebrauchs- und Investiti-
                onsgütern, Nahrungsmitteln und anderen Konsumgütern und Erdölprodukten zusammen. Nur
                ein geringer Teil des guineischen Außenhandels entfällt bisher auf die Länder der westafrikani-
                schen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS/CEDEAO). Guinea spielt im Außenhandel der Bundesre-
                publik Deutschland nur eine untergeordnete Rolle, mit sinkender Tendenz. Im Zeitraum Januar
                bis November 2011 betrug das bilaterale Handelsvolumen nur noch 105,5 Mio. Euro (Einfuhren:
                85,7 Mio. Euro; Ausfuhren: 19,8 Mio. Euro).

                Dieter Grau

20   Afrika im Fokus
Kenia

        Kenia

        Kenia
        Für 2012 erwarten Wirtschaftsexperten eine spürbare Steigerung des kenianischen Wirtschaftswachs-
        tums. So könnte die reale Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) etwa 5,9% erreichen nach zuletzt
        nur 4,2%. Die Unwägbarkeiten, die mit den bevorstehenden Wahlen einhergehen, schlagen sich bei In-
        vestitionen und privatem Verbrauch in einer etwas gedämpften Dynamik nieder.

        Zur guten wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren hat auch die international gelobte
        relativ stabile Doppelregierung des Landes beigetragen. Die Wahlen im Jahr 2012 sorgen für eine
        gewisse Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Stabilität. Positiv ist, dass sich der Kenia-Schilling
        Ende 2011 erholen konnte. Von Januar bis Oktober 2011 hatte er fast 40% gegenüber dem US-Dollar
        verloren.

        Das allgemeine Investitionsklima wird durch die aktuellen politischen Entwicklungen sowie die
        Unsicherheiten wegen der kommenden Wahlen zweifellos beeinträchtigt. Politische Faktoren gel-
        ten in Kenia traditionell als ausschlaggebend für das Investitionsklima in der Privatwirtschaft.
        Doch ändert dies nach Erfahrung von Landeskennern nichts an der grundlegenden Stabilität und
        Solidität der starken, international bestens vernetzten privaten Wirtschaft des Landes.

        Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013
        (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                                2011 1)                       2012 2)                 2013 2)
        BIP                                         4,2                           5,9                     5,3
        Einfuhr (fob)                               8,7                           3,0                     3,0
        Bruttoanlageinvestitionen                   8,5                           8,0                     6,8
        Privater Verbrauch                         14,0                           8,9                     5,6
        1) Schätzung; 2) Prognose
        Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU)

        Eine der tragenden Säulen des Wirtschaftswachstums dürfte auch 2012 der Bausektor bleiben.
        Zahlreiche Infrastrukturprojekte sowie wachsende Nachfrage der Mittelschicht nach Wohneigen-
        tum führten bereits 2011 zu einem Bauboom. Hinzu kommen die öffentlichen Ausgaben zum Ab-
        bau des über Jahre aufgelaufenen Wohnungsdefizits für die unteren Schichten der wachsenden
        Bevölkerung. Anhaltende Bauaktivitäten gibt es außerdem im Hotelsektor, entsprechend der
        wachsenden Tourismusnachfrage, im Industriebau, durch neue Investorenengagements, sowie
        im Krankenhausbau. Die Belebung des Bausektors soll auch in den kommenden Jahren anhalten,
        da weiterhin umfangreiche Infrastrukturprojekte anstehen. Wichtigster Konkurrent bei Großpro-
        jekten ist die VR China mit ihren großen Baukonzernen, die seit Jahren in afrikanischen Ländern
        engagiert sind.

        Der Investitionsbedarf in den Infrastruktursektoren bleibt auch für die nächsten Jahre hoch. Dazu
        gehören insbesondere Projekte im Transportsektor (Straßenbau, Eisenbahnbau) sowie in der Ener-
        giewirtschaft zur Ausweitung der Stromerzeugung und ländlichen Elektrifizierung. Der Finanzie-
        rungsbedarf liegt bei einer Milliarden-Dollar-Summe. Die Regierung bemüht sich um die Beteili-
        gung von privaten Investoren auf PPP-Basis (Public Private Partnership). Die anstehenden Projekte
        bieten weiterhin Chancen für ausländische Anbieter von Ausrüstungen und Zulieferungen.

                                                                   Germany Trade & Invest www.gtai.de       21
Kenia

                Entwicklung der Erdwärmevorkommen wird vorangetrieben
                Umfangreiche Vorhaben im Energiesektor befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Planung
                und Durchführung. So hat der staatliche Stromversorger KenGen einen Zehnjahresplan zur Ent-
                wicklung der Erdwärmevorkommen bekannt gegeben, wobei Investitionen von 2,6 Mrd. US$ vor-
                gesehen sind. Das Potenzial in den vulkanischen Gebieten Zentralkenias (Rift Valley) wird auf eine
                Größenordnung zwischen 7.000 und 10.000 MW geschätzt. Ein weiteres Projekt betrifft die Aus-
                beutung von Kohlevorkommen an der Küste und die Errichtung eines Kohlekraftwerks für 300 MW
                bei Mombasa mit voraussichtlichen Investitionen von umgerechnet über 1 Mrd. US$.

                An der kenianischen Südküste gibt es ferner Erdgasvorkommen, die schon vor über 20 Jahren ent-
                deckt wurden und von Experten als kommerziell nutzbar eingeschätzt werden. Ebenso gibt es Ini-
                tiativen chinesischer Explorationsunternehmen zur Erdgaserschließung in Zentralkenia. Im Nor-
                den Kenias wurde in Messungen ein erhebliches Windkraftpotenzial festgestellt. Die besten Mög-
                lichkeiten zur Stromerzeugung aus Windenergie bestehen in der Region Marsabit, wo ein Potenzial
                von 4.000 MW identifiziert worden ist.

                 Ausgewählte Großprojekte
                 Projektbezeichnung     Investitionssumme                          Projektstand       Anmerkung
                 Windkraftprojekt             400 Mio.US$                          Durchführung       Lake Turkana Wind
                 300 MW                                                                               Power Co.
                 Kohlekraftwerk                 1 Mrd.US$                          Planung            KenGen 1)
                 300 MW
                 Erdgasexploration            800 Mio.US$                          Durchführung       Geothermal Develop-
                 Menengai-Krater                                                                      ment Co. (GDC)
                 Ländliche Elektrifi-         150 Mio.US$                          Durchführung       Kenya Power &
                 zierung                                                                              Lighting Co. (KPLC)
                 Eisenbahnbau Nairobi         250 Mio.US$                          Planung            Kenya Uganda
                 - Kampala                                                                            Railways Holding
                 Regionalplan Lamu-           3,2 Mrd.US$                          Planung bis 2020   Straßen-, Schienen-
                 Korridor                                                                             und Hafenbau
                 Flughafenausbau              100 Mio.US$                          Durchführung       KAA 2), bis 2012
                 Straßenbau im Rift            54 Mio.US$                          Durchführung       Kenya Highway
                 Valley                                                                               Authority, indischer
                                                                                                      Kontraktor
                 Straßenbau Nairobi                            112 Mio.US$         Durchführung       Chinesische Finanzie-
                 (Northern/Eastern                                                                    rung und Kontraktor
                 Bypass)
                1) Kenya Electricity Generating Co.; 2) Kenya Airports Authority
                Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

                Darüber hinaus ist Kenias IT-Sektor in Ostafrika auf dem besten Weg, ein regionales Zentrum zu
                werden. Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat sich dort in den letzten Jahren
                rasant entwickelt und Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend verändert. Das Land erlebt seit
                2009 in diesem Bereich einen neuen Investitionsboom, wobei die Player lokale Unternehmer im
                Verein mit finanzkräftigen ausländischen Partnern sind. Diese haben damit begonnen, Millionen

22   Afrika im Fokus
von Dollar zu investieren, um sich auch langfristig - bevor die zweite Technologiewelle ins Rollen
kommt - einen Platz in dem wettbewerbsintensiven Markt zu sichern.

Unternehmen aus Deutschland sind in Kenia seit langem gut vertreten. Die deutschen Interessen
vor Ort gehen quer durch alle Branchen, wie Maschinen und Anlagen, Transportausrüstungen,
Elektrotechnik und Elektronik, Mess- und Regeltechnik sowie Consulting und Bauwirtschaft/Engi-
neering. Hinzu kommen Schwerpunktbranchen, wie Agroindustrie, Gartenbau, vor allem mit Blu-
menzucht, Kaffeewirtschaft sowie ferner alle Sparten der Touristik, da die Deutschen seit vielen
Jahren mit an der Spitze der jährlichen Besucherströme stehen.

Die deutschen Exporte nach Kenia dürften im Jahr 2011 zurück gegangen sein. Nach vorläufigen
Angaben des Statistischen Bundesamts lagen sie im Zeitraum Januar bis November 2011 bei etwa
223 Mio. Euro. Dies wäre gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum ein Minus von etwa
13%.

Carsten Ehlers

                                                         Germany Trade & Invest www.gtai.de      23
Mali

                Mali

                Mali
                Die malische Wirtschaft befindet sich weiterhin auf einem robusten Wachstumspfad. Auch für 2011 und
                2012 erwarten Beobachter Steigerungsraten von über 5%. Besondere Investitions- und Lieferchancen bie-
                tet der Bergbau. Deutsche Ingenieurdienstleistungen sind bei der Erkundung und Exploration der um-
                fangreichen Rohstoffe gefragt. Weitere Geschäftsmöglichkeiten reichen von Infrastruktur über Bau und
                Telekommunikation bis zum Aufbau einer Agrarindustrie.

                Mit einem realen Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von durchschnittlich 5% seit 2002 zählt Mali
                zu den dynamischsten Volkswirtschaften der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion
                (UEMOA). Wachstumsmotoren sind der Goldbergbau, die Landwirtschaft sowie die Bereiche Bau,
                Transport und Telekommunikation.

                 Wirtschaftliche Entwicklung 2010 bis 2012
                 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                                        2010 1)                      2011 1)                2012 2)
                 BIP                                        4,5                          5,4                    5,3
                 Einfuhr                                    3,7                         11,4                    5,6
                 Bruttoanlageinvestitionen                  6,4                          2,7                    5,0
                 Privater Verbrauch                         4,0                          5,8                    6,7
                1) Schätzung; 2) Prognose
                Quelle: African Economic Outlook 2011

                Die Landwirtschaft Malis trägt rund 35% zum BIP bei. Unzureichende und unregelmäßige Nieder-
                schläge (Klimawandel) bringen Probleme für den Regenfeldbau. Daher hat die Bewässerung große
                Bedeutung. Hier leistet Deutschland Unterstützung im Rahmen der Entwicklungszusammenar-
                beit.

                Mali ist der drittgrößte Goldproduzent Afrikas. Das Edelmetall ist mit einem Anteil von mehr als
                70% zum Hauptexportgut geworden und trägt fast 7,2% zum BIP bei. Abgebaut werden auch Phos-
                phat, Marmor, Kalk und Steinsalz sowie Diamanten in geringen Mengen. Die Suche nach Öl wird
                fortgesetzt. Neben den multinationalen Unternehmen ist inzwischen auch malisches Kapital im
                Bergbau des Landes aktiv. Die Regierung Malis strebt eine Diversifizierung des Bergbausektors an.

                Der Bausektor ist einer der wichtigsten Träger des wirtschaftlichen Wachstums. Hauptfaktoren
                sind die großen Infrastrukturprojekte im Bergbau sowie im Straßenbau. Hinzu kommt eine wach-
                sende Bautätigkeit im Gewerbe-, Hotel- und Krankenhausbau sowie bei der Errichtung von Miet-
                und Eigentums- und Sozialwohnungen. Wichtigster Konkurrent bei großen Projekten sind chine-
                sische Baukonzerne. Mali verfügt über Rohstoffe für die Baustoffindustrie (Kalkstein, Gipsstein,
                Tonerde), hat aber keine Produktionsstätten. Hier bieten sich Investitionsmöglichkeiten.

                Der Telekommunikationssektor ist der dynamischste Wirtschaftsbereich Malis. Beobachter sehen
                weitere Wachstumschancen auch in der Anbindung Malis an das Glasfaserkabel SAT 3. Ende
                November 2011 wurde ein von der VR China finanziertes Glasfasernetz eingeweiht.

24   Afrika im Fokus
Mali ist wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig, der 5% zum BIP beisteuert. Das Land ist nach
Senegal die zweitgrößte Tourismusdestination in Westafrika. Die Regierung sieht hier großes Ent-
wicklungspotenzial. Die Branche leidet jedoch unter der wachsenden Gefahr des islamistischen
Terrorismus und krimineller Übergriffe in den nördlichen und nordöstlichen Regionen.

Ein besonderes Wachstumshemmnis liegt im Mangel an grundlegender sozialer und wirtschaftli-
cher Infrastruktur, einschließlich Transport, Energie, Telekommunikation sowie Wasser- und Ge-
sundheitswesen. Dies hindert die Wirtschaft weiter daran, wettbewerbsfähig zu werden. Rund 40%
der Produktivitätsprobleme malischer Unternehmen sind laut einer Umfrage auf Infrastruktur-
schwächen zurückzuführen. Die größten Schwierigkeiten liegen im Stromsektor. Mali hätte Poten-
zial für Solarenergie, Windkraft und den Anbau von Jatropha zur Produktion von Biodiesel.

Beziehungen zu Schwellenländern ausgebaut
Mali verstärkte seine Beziehungen zu Schwellenländern, vor allem der VR China, die in nahezu al-
len Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens involviert ist. Indien, Russland,
Brasilien, Venezuela, Malaysia und Libyen festigten ebenfalls ihre wirtschaftlichen Beziehungen
mit Mali, vor allem in den Bereichen Agroindustrie, Chemie und Bau. Wie die traditionellen Part-
ner suchen auch sie Zugang zu den lokalen und regionalen Märkten sowie den Rohstoffen West-
afrikas. Im Bergbausektor Malis sind sie bisher jedoch kaum aktiv.

Die Bruttoinvestitionen stiegen 2010 um 6,4%. Dabei waren die öffentlichen Investitionen unter an-
derem für die Modernisierung des Flughafens von Bamako, den Bau der dritten Brücke über den
Niger in Bamako, die Hoch- und Berufsschulinfrastruktur, kommunale Kliniken, das Mali Hospital
in Bamako sowie das Regionalkrankenhaus in Sikasso bestimmt. Mali ist offen für ausländische
Unternehmen. Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) konzentrieren sich auf den Bergbau-
sektor (Goldabbau, Erkundung von Öl, Gas und weiteren Rohstoffen) und den Textilbereich, fließen
aber zunehmend auch in die Landwirtschaft. Die wichtigsten Investoren kommen aus Südafrika,
Frankreich, Libyen, der VR China und Thailand.

Ausgewählte Großprojekte
Projektbezeichnung     Investitionssumme                          Projektstand          Anmerkung
Transsahara-Achse                    k.A.                                               EU-Unterstützung im
(Straße Bourem-                                                                         Rahmen des 9. und
Kidal), Verlängerung                                                                    10. FED
Achse Gao-Ayorou)
Eisenbahn Bamako-                    k.A.                                               Circa 800 km
Conakry
Stahlwerk                   300 Mio. US$                          Produktion ab         Investor: Indische
                                                                  April 2013            Sahara Mining
Modernisierung und                           180 Mio. US$         Präqualifikation      30-jährige PPP-Part-
Erweiterung Flugha-                                                                     nerschaft *), neuer
fen Bamako-Sénou                                                                        Konzessionär ab An-
                                                                                        fang 2012 erwartet
Landwirtschaftlicher                          39 Mio. Euro        November 2011         Regierungsprogramm
Wasserbau                                                         verabschiedet
*) Public Private Partnership
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

                                                                       Germany Trade & Invest www.gtai.de   25
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