Afrika im Fokus Chancen und Projekte
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Afrika im Fokus Chancen und Projekte Tagungsmagazin Über uns Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirt- schaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie un- terstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministe- rium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. www.gtai.de
Inhalt 5 Afrika im Aufwind 9 Angola 12 Burkina Faso 15 Ghana 18 Guinea 21 Kenia 24 Mali 27 Mosambik 30 Nigeria 33 Sambia 36 Südafrika 39 Tabellenanhang 39 Demografische Entwicklung und Fläche 40 Bruttoinlandsprodukt 42 Außenhandel 44 Bilateraler Handel 45 Ausländische Direktinvestitionen 47 Internationale Rankings 49 Kontaktanschriften Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Afrika im Aufwind Afrika im Aufwind Afrika im Aufwind Noch nie war das Unternehmer- und Investoreninteresse an Afrika so groß: Hohe, teilweise zweistellige Wachstumsraten, der Rohstoffreichtum und die vielfach zunehmende politische Stabilität haben den Blick der industrialisierten Welt auf den Kontinent verändert. Immer noch behindern jedoch Hemmnis- se wie hohe Transport- und Energiekosten, ein niedriges Ausbildungs- und Gesundheitsniveau sowie ein unzureichender Dienstleistungssektor in den meisten Ländern die Entwicklung. Mit einer weiteren Ver- besserung der politischen Rahmenbedingungen und der Infrastruktur haben die afrikanischen Löwen aber die Chance, in die Fußstapfen der asiatischen Tiger zu treten. Noch zur Jahrtausendwende stempelte der Economist auf seiner Titelseite Afrika als „The hopeless continent“ ab. Heute stehen die Afrikaner in einem völlig anderen Licht: Unter den Schlagzeilen „Africa rising“ und „The sun shines bright“ musste dasselbe Magazin Ende 2011 sein Afrika-Bild kor- rigieren. Ein halbes Jahr vorher war die Studie „Lions on the move“ veröffentlicht worden, derzufol- ge sich die Wirtschaft Afrikas in einem dauerhaften Aufschwung befindet. Der Schwarze Konti- nent könnte am Beginn eines wirtschaftlichen Aufschwungs stehen, wie China vor 30 und Indien vor 20 Jahren, stellte jüngst auch die Weltbank fest. Und die Financial Times erklärte Afrika vor kur- zem schon zum „Neuen China“. Kontinent der Herausforderungen und Chancen Die meisten afrikanischen Länder stehen auf dem Weg zum „Tigerstaat“ jedoch immer noch vor gewaltigen Herausforderungen. Das Infrastrukturdefizit ist immens. So sieht es gerade in der Ener- gieversorgung düster aus: In Subsahara-Afrika haben rund 90% der Bevölkerung keinen Zugang zum Stromnetz. Es wird in einigen Gegenden verbrannt, was nicht niet- und nagelfest ist, mit allen negativen Folgen für die Gesundheit und Umwelt. Wer durch afrikanische Wohngebiete geht, wird fast taub vom Geräusch der energieerzeugenden Dieselmotoren. Gebremst wird die Entwicklung auch durch eine nicht diversifizierte Produktionsstruktur, man- gelnde Wettbewerbsfähigkeit und die hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten. Der Anteil Afri- kas am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei unter 3%, der am Welthandel sank von 7% in den Siebzigern auf rund 2% im Jahr 2010. Nur Südafrika führt in nennenswertem Umfang Industrie- produkte aus. Auch als Konsumentenmarkt spielt Afrika noch nicht bei den großen Playern mit. Wichtig ist jedoch die Perspektive des Kontinents, denn die Mittelschicht wächst. 60 Millionen Haushalte haben ein Jahreseinkommen von mindestens 3.000 US$, bis 2015 soll die Zahl bereits auf 100 Millionen steigen. In den letzten Jahren haben viele afrikanische Länder ihre Wirtschaft erfolgreich reformiert. Das zeigt sich auch daran, dass der akkumulierte Bestand der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) laut UNCTAD von 61 Mrd. (1990) auf 554 Mrd. US$ im Jahr 2010 gestiegen ist. Seit 2009 gehen die FDI in Afrika jedoch wieder leicht zurück, während sie weltweit um 17% zulegten. Langfristig können Unternehmen jedoch von den Chancen auf dem Kontinent erheblich profitieren, da Ökonomen in den nächsten Jahren weiterhin ein solides Wirtschaftswachstum erwarten. Für Subsahara-Afrika rechnet der Internationale Währungsfonds 2012 mit einem Zuwachs von 5,5% und für 2013 mit 5,3%. Einige Länder sollen sogar zweistellig zulegen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Afrika im Aufwind Aufbau einer verarbeitenden Industrie notwendig Den größten Export-Weltmarktanteil hat Afrika im Bergbau. Der Kontinent profitiert dabei vom wachsenden Rohstoffhunger der Industrie- und Schwellenländer sowie den steigenden Öl- und Mineralpreisen. Der World Competitiveness Report von 2011 kritisiert, dass rohstoffreiche Länder in Afrika zwar höhere Erlöse erzielten, diese aber extrem volatil seien. Auch haben die Einnahmen bisher wenig zur Verbesserung der Lebensbedingungen des Großteils der Bevölkerung beigetra- gen. Als Vorbild für die afrikanischen Länder werden Malaysia und Indonesien genannt, die in der Lage waren, Rohstoffexporte zu fördern, aber gleichzeitig eine wettbewerbsfähige Industrie auf- zubauen. „Die Länder in Subsahara-Afrika haben jetzt die Chance, etwas aus ihren gigantischen Ressourcen, wie Rohstoffe, Wasserkraft und kultivierbares Land zu machen“, sagt Dieter Grau, Korrespondent für West- und Zentralafrika von Germany Trade & Invest. Er beobachtet, wie sich in seiner Region die Branchenriesen Vale, BHP Billiton sowie Rio Tinto neben den chinesischen und indischen Un- ternehmen die Klinke in die Hand geben, um den Rohstoffnachschub für ihre wachsenden Volks- wirtschaften zu sichern. Offenbar geht es den Chinesen und Indern aber auch um den Zugang zu lokalen Märkten und um Lohnkostenvorteile. Diversifizierung der Wirtschaft auch in West- und Zentralafrika Viele afrikanische Staaten haben ähnliche Voraussetzungen wie die asiatischen Aufsteiger, müss- ten aber nun endlich wesentlich mehr in ihre eigenen Volkswirtschaften investieren. Die Zeichen für den Wandel seien auch in West- und Zentralafrika ermutigend, meint Grau. Reformen wurden durchgesetzt oder in Angriff genommen. Jüngere und dynamischere Eliten lösen Land für Land die alten Autokraten ab, demokratische Tendenzen sind vielerorts erkennbar. Und die im wahrsten Sinne des Wortes nach Konsumgütern und Dienstleistungen hungrige Bevölkerung lässt sich von ihren Regierenden auch nicht mehr so einfach bis in die nächsten Jahrzehnte hinein auf Teilhabe am wachsenden Wohlstand vertrösten. Die Diversifizierung der Wirtschaft haben sich auch die Westafrikaner auf ihre Fahnen geschrie- ben. Ziel ist, eine Wertschöpfungskette im eigenen Land aufzubauen und zu verlängern und somit einen immer größeren Teil ihrer Ressourcen, seien es Rohstoffe, seien es agrarische Erzeugnisse, selber zu verarbeiten. Das schafft auch langfristig Arbeitsplätze, Know-how und Innovationen. Es gibt in West- und Zentralafrika viel zu tun, auch für deutsche Unternehmen. In nahezu jeder Branche ist der Nachholbedarf groß, an der Spitze stehen neben dem Öl- und Bergbausektor die Be- reiche Infrastruktur, Telekommunikation, Bau, Energie, Wasser sowie Bildungs- und Gesundheits- wesen. Aber auch der Tourismus hat hier und da eine realistische Chance. Und im ehemaligen west- afrikanischen Powerhouse Côte d’Ivoire ist zum Beispiel nach den Krisenjahren vieles wieder auf- zubauen beziehungsweise zu erneuern. 6 Afrika im Fokus
Vorreiter sind die südlichen Länder Südafrika und Mauritius sind die Länder in Subsahara-Afrika, die im „World Competitiveness Report 2011-2012“ des World Economic Forum am besten abschneiden. Bewertet wurden Effizienz von Institutionen (privat und öffentlich), Infrastruktur, das makroökonomische Umfeld, Gesund- heit und Ausbildung, Funktionsweise des Marktes, Geschäftsqualität und Innovationskraft. „Im südlichen Afrika finden sich zudem stark wachsende Länder wie Mosambik, Sambia, Angola und Botsuana, die zunehmende Anstrengungen zur Diversifizierung ihrer Wirtschaft unternehmen und für deutsche Firmen deshalb sehr interessant sind“, sagt Heiko Stumpf, der für Germany Trade & Invest in Johannesburg tätig ist. Für viele Unternehmen führt der Weg zum ersten Auftrag in Afrika über eine Ausschreibung. Bevor geliefert oder investiert wird, sollte eine detaillierte Risikoanalyse für das jeweilige Land er- stellt werden. Nur in Südafrika findet der Unternehmer wirklich eine breitgefächerte Industrie, die auch dauerhaft Aufträge verschaffen kann. Südafrika - Sprungbrett in die Region „Südafrika wird immer wichtiger als Eingangstor für die Märkte des südlichen Afrika“, so Carsten Ehlers, der lange in Johannesburg für Germany Trade & Invest tätig war.“Vor 20 Jahren war Südafri- ka politisch isoliert. Seitdem hat die wirtschaftliche Verflechtung mit dem Rest Subsahara-Afrikas enorm zugenommen. Vielfach investieren südafrikanische Unternehmen auf dem ganzen Konti- nent.“ Zur Herausbildung der Hub-Funktion Südafrikas trägt auch die geringe Marktgröße der an- deren Länder bei. Ganz Subsahara-Afrika hat beispielsweise ein BIP in der Größenordnung der Summe Bayerns und Hamburgs. Alleine 40% davon macht die Kaprepublik aus. Südafrika ist immer noch Deutschlands wichtigster Handelspartner auf dem Kontinent, zum Bei- spiel im Bergbau. Weil der Sektor nach Ansicht von Experten sein Potenzial bei weitem noch nicht ausschöpft, ist und bleibt er für deutsche Exporteure ein attraktiver Markt. Weltweit hinkt die Kap- republik als Abnehmer jedoch deutlich hinter Riesenmärkten wie der VR China (deutsche Exporte von Bergbautechnik 2011: rund 322 Mio. Euro), Russland (264 Mio. Euro) oder den USA (144 Mio. Euro) hinterher. Laut Statistiken des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) beliefen sich die deutschen Ausfuhren 2011 in diesem Bereich nach Südafrika auf 13 Mio. Euro, gegenüber 2010 ein deutliches Plus von fast 15%. Immer mehr Regierungen wollen die Bevölkerung stärker am Management von ausländischen Projekten und den Einnahmen daraus beteiligen: Beispielsweise hat Südafrika die „Black Economic Empowerment Participation“, Ghana erwägt, die Lizenzgebühren zu erhöhen, und Angola sowie Guinea haben 2011 einen Mining Code verabschiedet, der eine Erhöhung der Staatsbeteiligung von 15 auf 35% vorsieht. Auch Kenia habe viele Beschränkungen für Auslandsbeteiligungen festgelegt, sagt Inge Hackenbroch, Ostafrika-Korrespondentin von Germany Trade & Invest. Sie stellt fest, dass in Ostafrika die Investoren vor allem auf das Potenzial der East African Community (EAC) setzen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 7
Afrika im Aufwind Rohstoffboom auch in Ostafrika So zeigt die Anziehungskraft Ostafrikas für ausländisches Investitionskapital insgesamt einen stei- genden Trend. Wichtigste Ursache sind auch hier wieder Rohstoffe, unter anderem die neu ent- deckten Ölvorkommen in Uganda. Insgesamt flossen 2011 in die EAC-Region 1.737 Mio. US$ an FDI. Nach dem Volumen der jährlichen FDI-Zuflüsse führen die beiden großen EAC-Mitgliedsländer Tansania und Uganda die Hitliste in der Region an, wobei auch die Neuinvestitionen im wirtschaft- lichen Schwerpunktland Kenia nach den zurückliegenden Jahren der Flaute wieder angezogen haben. Bei einer Gesamtanalyse der Kapitalzuflüsse nach Afrika wird deutlich, dass die ressourcenreichen Länder und insbesondere Erdölländer wie Uganda in Ost- und Ghana in Westafrika die stärkste Anziehungskraft für internationale Investoren ausüben. Die Investitionen in den Bergbau- und Öl- fördersektoren sind besonders kapitalintensiv. Wachsende Konkurrenz durch Schwellenländer Der Wettbewerb auf dem Kontinent wird jedoch stärker. Wie ein Blick auf die einschlägigen Statis- tiken zeigt, wird in Afrika neben China ein weiterer Wirtschaftsriese immer aktiver. Indien hat sich zum viertwichtigsten Handelspartner neben der EU, China und den USA entwickelt. Indiens Vor- teil ist: In vielen Ländern Afrikas, so zum Beispiel in Kenia und Nigeria, gibt es schon eine, dort seit langem beheimatete, indische Bevölkerungsgruppe. Die Inder wissen um die besonderen An- forderungen an afrikataugliche Produkte, da sie ähnliche klimatische Bedingungen sowie Ein- kommens- und Demografiestrukturen haben. Hinzu kommen weitere Wettbewerber, wie etwa Brasilien, das Partnern in Angola und Mosambik sprachlich und mental wesentlich näher steht als europäische Konkurrenten. Viel Raum für deutsches Engagement Deutsche können sich auf vielfältige Weise in Afrika einbringen: Ob bei der Verbesserung der Ener- gie- und Wasserversorgung, der weiteren Industrialisierung, im Gesundheitswesen, beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur oder erneuerbarer Energien sowie dem Aufbau eines institutionellen Rahmens. Gefragt sind vor allem angepasste Produkte, da Ausrüstungen und Geräte mit zu viel Hightech ohne entsprechende Ausbildung schwierig zu bedienen oder zu warten sind. Oder die Gerätschaf- ten sind abhängig von einem funktionierenden Stromnetz, das vielerorts in Afrika nicht gegeben ist. Nur eine stärkere Privatwirtschaft kann neue Impulse setzen und die gewaltigen Aufgaben der nächsten Jahrzehnte bewältigen. Ziel wird vor allem sein, die lokale Wertschöpfung zu erhöhen und Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Ausbildung ein entscheidender Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor. Melanie Volberg 8 Afrika im Fokus
Angola Angola Angola Die angolanische Wirtschaft hat die Wiederaufbauphase nach dem Bürgerkrieg abgeschlossen und den Übergang zu stabilem Wachstum begonnen. Nach dem Einbruch 2009/10 hat die Konjunktur 2011 wie- der leicht angezogen, doch die Zeit zweistelliger Wachstumsraten dürfte auf mittlere Sicht vorbei sein. Die Investitionsentwicklung ist lebhaft und stützt sich auf Infrastrukturprojekte und Maßnahmen zur Diversifizierung der Industrie. Damit bleibt Angola ein stabiler Absatzmarkt für Ausrüstungen. In Angola zeichnet sich für 2011 ein reales Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von um die 4%, und damit niedriger als erwartet, ab. Erst für 2012 rechnen Experten wieder mit einer Steigerungsrate von etwa 8%. Motor der wirtschaftlichen Entwicklung ist nach wie vor der alles dominierende kapi- tal- und importintensive Erdölsektor. Dessen Produktion ist wachsend mit der Erschließung neuer Tiefseeförderstellen sowie der Herstellung von Flüssiggas in einem Megaprojekt. Allerdings ver- läuft die geplante stetige Zunahme der Erdölförderung nicht ganz wie vorgesehen, vor allem wegen technischer Probleme an den wichtigsten Bohrstellen Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2011 1) 2012 2) 2013 2) BIP 3,7 8,0 7,0 Einfuhr (fob) 20,0 12,0 13,0 Bruttoanlageinvestitionen 14,0 8,0 7,0 Privater Verbrauch 7,8 5,4 5,5 1) Schätzung; 2) Prognose Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Die Nicht-Öl-Sektoren werden vom Wachstumstrend nur partiell erfasst, vorwiegend sind dies die vom Staat dominierten Bereiche wie Bau- und Finanzwirtschaft. Damit rührt die Dynamik der Ge- samtwirtschaft vor allem aus den öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. Diese haben sich wieder belebt, nachdem die Regierung die in der Krise aufgelaufenen, beträchtlichen Zahlungsrückstän- de an den Privatsektor weitgehend beglichen hat. Auch weiterhin bestehen noch gravierende Hemmnisse für die wirtschaftliche Fortentwicklung des Landes wie Fachkräftemangel, ungenügendes gesetzliches Regelsystem, ineffiziente Gerichts- barkeit sowie Korruption auf allen Ebenen. Kritiker werfen der Regierung die Benachteiligung der Privatwirtschaft durch die Umleitung von Finanzressourcen in den staatlichen Sektor vor. Hinzu kommen erhebliche Engpässe im Energiebereich. Daher wurde der Kapazitätsausbau, vor allem der Wasserkraftwerke, zur Priorität des öffentlichen Investitionsprogramms (Programa de Investi- mentos Publicos, PIP) erklärt, wobei in der Bauwirtschaft chinesische Unternehmen dominieren. Germany Trade & Invest www.gtai.de 9
Angola Mehr Gelder für die Armutsbekämpfung Angolas Regierung konzentriert sich weiterhin auf die Instandsetzung der Infrastruktur sowie die Intensivierung des Armutsbekämpfungsprogramms. Fortschritte in diesem Bereich sind beson- ders wichtig angesichts der aktuellen sozialen Protestbewegung nach dem Vorbild der arabischen Staaten. Um hierfür zusätzliche Ressourcen freizusetzen, sollen das Steuer- sowie Subventionssystem überarbeitet werden. Eine besondere Anforderung an die Regierung stellt das stand-by-arrange- ment mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 1,4 Mrd. US$. Dieses muss zufrie- denstellend umgesetzt werden, wenn es in Zukunft weitere Programme mit dem Fonds sowie dem Pariser Club der Gläubigerländer geben soll. Die Investitionstätigkeit hat sich 2011 stark belebt, getragen hauptsächlich von der Erdölwirtschaft und den Infrastrukturprojekten. Bei den Bemühungen um die Diversifizierung der Wirtschaft steht unter anderem der Bergbau im Fokus. Dieser Bereich ist der zweitwichtigste Wirtschaftssek- tor Angolas, hauptsächlich aufgrund der Diamantenvorkommen. Mitte 2011 wurde ein neuer Mining Code erlassen. Dieser regelt auch, dass Explorationskonzessionen für maximal 35 Jahre ver- geben werden können, schreibt eine Mehrheitsbeteiligung der staatlichen Bergbaugesellschaft Endiama sowie ein Vorkaufsrecht des Staates bei Rückzug eines Investors aus einem Projekt vor. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Erdölraffinerie Sonaref/ 6,4 Mrd.US$ Durchführung Sonangol Lobito Flüssiggasanlage 9 Mrd.US$ Durchführung bis Sonangol mit Ende 2011 Partnern www.angolalng.com Wasserkraftwerk 110 Mio.US$ Durchführung Technopromexport, Capanda, Rehabili- Russland tierung Wasserkraftwerk 750 Mio.US$ Planung Energieministerium 400 MW an der Grenze zu Namibia Erweiterung des k.A. Planung Energieministerium Wasserkraftwerks Cambenbe/Kwanza Sul Provinz um 520 MW Thermalkraftwerk k.A. Planung Energieministerium 400 MW, Provinz Zaire Bioenergieanlage 220 Mio.US$ Durchführung Joint Venture Angola- (Zucker) Brasilien Ländliche Elektrifi- 2 Mrd.US$ Planung Regierungsprogramm zierung Industriezentrum in 2 Mrd.US$ Bauzeit zwölf Jah- Joint Venture Angola- Benguela re Portugal Industriepark in 600 Mio.US$ Planung Sociedade de Malange Desenvolvimento Rural Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 10 Afrika im Fokus
Neben Öl und Bergbau bietet Angola auch Geschäftschancen in etlichen anderen Bereichen, etwa in der Telekommunikation. Wegen der langen Kriegsphase und aufgrund der unzureichenden Versorgungslage gibt es in zahlreichen Sektoren hohen Nachholbedarf, zum Beispiel beim Stra- ßenbau, bei Umweltausrüstungen und Medizintechnik. Die Rahmenbedingungen für die Privat- wirtschaft gelten nach wie vor als schwierig. Doch sollen hier allmählich Verbesserungen und Er- leichterungen vorgenommen werden. Eine entscheidende Veränderung der gesetzlichen Auflagen für Investoren brachte das 2011 verab- schiedete neue Investitionsgesetz. Demzufolge muss jeder Anleger mindestens 1 Mio. US$ einbrin- gen; bis dato waren dies 50.000 beziehungsweise 100.000 US$ für lokale respektive ausländische Engagements. Das deutet auf die Bevorzugung von Großprojekten hin, zu Lasten der Fördermaß- nahmen für kleine und mittelständische Unternehmen. Die Investitionsförderung soll das „Gieß- kannenprinzip“ zugunsten nachhaltiger Projekte vermeiden. Auch soll der Entscheidungsspiel- raum der Verwaltungsebenen ausgeweitet werden. Der Konsum hat 2011 nach vorläufigen Schätzungen überdurchschnittlich zugenommen. Jedoch bleibt eines der großen Probleme des Landes die extreme Kluft zwischen Arm und Reich. Problema- tisch ist das - auch im afrikanischen Vergleich - hohe Bevölkerungswachstum. Die UN-Entwick- lungsindikatoren belegen seit Jahren die stetig zunehmende Verarmung der Bevölkerung. Die an- haltend zweistelligen Inflationsraten beeinträchtigen die Versorgungslage, vor allem in den unte- ren Einkommensschichten. Wegen der in den Kriegsjahren zerstörten Industriebasis müssen nach wie vor an die 90% der benötigten Konsumgüter importiert werden. Ein Absatzmarkt für gehobene Konsumgüter aus dem Ausland besteht im Einzugsgebiet der Hauptstadt Luanda. Angolas Handelsbilanz ist traditionell positiv. Die Entwicklung der Ölpreise hat den Ausfuhrwert stark erhöht. So stiegen die Exporte nach vorliegenden Schätzungen 2011 gegenüber dem Vorjahr um knapp 30% auf fast 66 Mrd. US$. Die Einfuhren dürften nur gut ein Drittel des Ausfuhrwerts er- reichen. Mittel- bis langfristig dürfte sich die Entwicklung bei den Importen beleben, wenn die Nachfrage nach Ausrüstungen und Anlagen für die großen Infrastrukturvorhaben anziehen wird. Im bilateralen Warenverkehr mit Deutschland zeichnet sich 2011 bei den Bezügen (Erdöl) aus Angola ein deutlicher Aufschwung ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat sich Januar bis November 2011 die Einfuhr aus Angola gegenüber dem Vorjahreszeitraum vervielfacht auf rund 850 Mio. Euro. Demgegenüber nahmen die deutschen Lieferungen etwas ab um 3,4% auf 220 Mio. Euro. Dr. Inge Hackenbroch Germany Trade & Invest www.gtai.de 11
Burkina Faso Burkina Faso Burkina Faso Nach dem Boomjahr 2010 wird sich das solide Wirtschaftswachstum Burkina Fasos leicht verlangsa- men. Weiterhin dynamisch werden sich der Bergbau, die Telekommunikation, der Transportsektor und die Landwirtschaft entwickeln. Erfolgreiche Reformschritte haben das Investitionsklima verbessert. Investoren und Partnerschaften werden gesucht. Besonders deutsche Qualitätsprodukte, Technologie und Know-how sind gefragt. Ausgehend von einem sehr geringen Entwicklungsstand macht Burkina Faso mit Blick auf die ma- kroökonomischen Eckdaten in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte. Erfolge bei der Öffnung der Wirtschaft und der Entwicklung des privaten Sektors führten in den vergangenen fünf Jahren zu realen Wachstumsraten von über 4%. Gleichwohl sind die Standortnachteile des Landes nach wie vor erheblich. Die ungünstige Binnen- lage mit dadurch verursachten hohen Transportkosten, Marktferne, Mangel an preisgünstigen Energiequellen, geringes Ausbildungs- und Produktivitätsniveau und der schlechte Gesundheits- zustand der produktiven Bevölkerung (zum Beispiel durch Unterernährung, Malaria, Meningitis, HIV) werden auch in absehbarer Zukunft die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beeinträchtigen. Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2011 1) 2012 2) 2013 2) BIP 5,2 5,5 5,8 Wareneinfuhr 3) 32,1 8,0 7,2 Wareneinfuhr (fob) 4) 20,6 3,3 6,4 Verbraucherpreise 2,8 1,5 1,2 1) Schätzung; 2) Prognose; 3) IWF auf FCFA-Basis; 4) EIU auf US-Dollarbasis Quellen: Economic Intelligence Unit (EIU); Internationaler Währungsfonds (IWF) Der Staatshaushalt wird zu einem wesentlichen Teil durch Entwicklungsgelder finanziert. Dies gilt insbesondere für den Investitionsbereich, in dem ein großer Teil der Ausgaben mit Gebermitteln gedeckt wird. Die aus der Entwicklungszusammenarbeit stammenden Gelder sind für Burkina Faso überlebensnotwendig. Zuschüsse und Auslandskredite steuern rund 70% zu den Staatsein- nahmen bei. Die Bruttoanlageinvestitionen machten 2010 schätzungsweise ein Fünftel des Bruttoinlandspro- dukts (BIP) aus. Die Schlüsselsektoren für private Investitionen bleiben aus Sicht der Regierung Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, Infrastruktur (Transport, Telekommunikation), Energie, einschließlich erneuerbarer Energie, Tourismus und Dienstleistungen. Neben der priva- ten Finanzierung sollten Public Private Partnerships in Betracht gezogen werden. 12 Afrika im Fokus
Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Neuer Flughafen in 343,5 Mio. Euro Beginn Bauarbeiten Drei Bauphasen Donsin (circa 35 km 2013 (3. Phase von 2018 bis von Ouagadougou) 2023), Ziel: 30 Mio. Passagiere/Jahr Wiederaufbau Eisen- Technische Studie: Mitte 2011 Auftrag Studie soll ein Jahr bahnlinie Abidjan - 1,1 Mio. Euro an spanische Typsa dauern, finanziert von Ougadougou (1.143 der EU km) Bagre Growth Pole 133,7 Mio. US$ Juni 2012 geneh- Weltbankprojekt: Project migt, Abschluss Entwicklung von 30.9.17 Land-, Vieh- und Fischwirtschaft, Agrarindustrie Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Weltbank; Pressemeldungen Zu den Sektoren mit realistischen Möglichkeiten für ausländische Investoren und Lieferanten ge- hören Telekommunikation, Infrastruktur (Straßen, Energie, Wasser) und die Bauwirtschaft. Beson- dere Geschäftschancen bestehen darüber hinaus im Bergbau. Burkina Faso verfügt über reiche Gold- und Manganvorkommen - die Zahl der Minen mit industrieller Goldförderung hat sich von einer auf sieben erhöht - sowie Kupfer, Eisenerz, Nickel, Kassiterit (Zinnstein) und Phosphate. Die Ausschöpfung des großen Tourismuspotenzials wird noch von mangelnder Infrastruktur und Sicherheitsproblemen in der Region beeinträchtigt. Noch in den Kinderschuhen steckt die indus- trielle Fertigung. In- und ausländische Investoren werden gleich behandelt Die Gleichbehandlung von in- und ausländischen Investoren wird per Gesetz garantiert. Ausländi- sche Investoren können alle mit dem Engagement verbundenen Geldmittel, einschließlich Divi- denden, Einkünfte aus Geschäftsauflösungen, Guthaben und Gehälter, ins Ausland transferieren. Die Regierung Burkina Fasos konnte vor allem in den vergangenen Jahren erfolgreich ausländi- sche Direktinvestitionen (FDI) ins Land locken (laut UNCTAD 2010: 37,1 Mio. US$). Die FDI kommen in erster Linie aus Frankreich (70%), Marokko, Libyen und Libanon. Investitionen in die Infrastruk- tur sind noch relativ jung und konzentrieren sich auf den Elektrizitätssektor. Indien ist auf diesem Gebiet der Hauptpartner. Burkina Faso zählt mit einem BIP von 435 Euro pro Kopf und Jahr zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt, trotz erheblicher eigener und internationaler Anstrengun- gen, unter der absoluten Armutsschwelle. Nur eine verhältnismäßig kleine Oberschicht kann sich Konsum- und Luxusgüter aus Deutschland leisten. Die eher wachsende Kluft zur breiten Unter- schicht lässt auch in Zukunft nur einen begrenzten, aber zahlungskräftigen Markt für höherwertige Konsumgüter erwarten. Germany Trade & Invest www.gtai.de 13
Burkina Faso Die Abhängigkeit Burkina Fasos von wenigen Exportprodukten und zentralen Importgütern ist sehr hoch. Wie viele andere Entwicklungsländer importiert es weit mehr als es ausführt. Zu den Einfuhrgütern gehören Maschinen, Fahrzeuge, Erdölprodukte, Nahrungsmittel, Textilien, Eisen, Stahl, Metallerzeugnisse und elektrische Geräte. Hauptausfuhrgüter sind - neben Gold - Baum- wolle, Vieh und Erdnüsse. Der Warenverkehr zwischen Deutschland und Burkina Faso spielt im Gesamtaußenhandel der Bundesrepublik nur eine marginale Rolle. Im Zeitraum Januar bis November 2011 lagen die deutschen Exporte bei rund 37 Mio. Euro, die Importe bei knapp 10 Mio. Euro. Dieter Grau 14 Afrika im Fokus
Ghana Ghana Ghana Mittelfristig bleibt Ghana in einem stabilen Wachstumstrend, der breite Sektoren der Volkswirtschaft erfasst. Die Erdöleinnahmen haben zweistellige Steigerungsraten beschert und zusätzliche Ressourcen für die weitere Entwicklung geschaffen. Ghana gehört nun weltweit gesehen zu den Staaten mit mittle- rem Einkommensniveau. Das Land bleibt stabiler Absatzmarkt für Anlagen und Ausrüstungen sowie ein gutes Eingangstor zum regionalen Markteintritt. Ghana zählt auch künftig zu den politisch und wirtschaftlich relativ stabilsten Ländern in Subsaha- ra-Afrika. Das Wachstum 2011 war durch die Erdölförderung geprägt, bei nur mäßiger Inflationsra- te. Der Erdöl-Effekt wird sich nach vorliegenden Prognosen 2012 wieder abschwächen, der Realzu- wachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von über 13% wieder auf das mittelfristig stabile Niveau von 7 bis 8% zurückgehen. Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2011 1) 2012 2) 2013 2) BIP 13,6 7,0 7,7 Einfuhr (fob) 41,5 4,6 6,4 Bruttoanlageinvestitionen 13,0 8,2 10,0 Privater Verbrauch 9,1 7,5 8,0 1) Schätzung; 2) Prognose Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Wichtige Wachstumsstützen sind nach wie vor der Agrarsektor mit dem Hauptexportgut Kakao, der Bergbau mit dem führenden Goldsektor, die Bauwirtschaft sowie die florierenden Dienstleis- tungsbranchen, allen voran die Telekommunikation. Als positiver Beitrag zur wirtschaftlichen Ent- wicklung sind die Infrastrukturinvestitionen durch die VR China zu sehen, die Ghana - wie alle be- deutenden Rohstofflieferanten Afrikas - in ihren besonderen Fokus genommen hat. Im Jahr 2010 ist Ghana in die Riege der Erdölförderländer aufgestiegen. Bei vollständiger kommer- zieller Förderung ist nach den bisherigen Fundstätten von einem Produktionsniveau von 200.000 Barrels per Day (bpd) auszugehen, das heißt etwa einem Zehntel der Fördermenge des be- nachbarten Nigeria. Der Beginn der Erdölförderung zieht die Belebung in weiteren Branchen und Sektoren nach sich. Das lässt sich beispielsweise bei der Nachfrage nach Maschinen und Anlagen beobachten. Die Ölförderung spült aber auch Devisen in die Staatskasse, mit denen die öffentli- chen Infrastrukturprogramme - zum Beispiel zum Ausbau der Kraftwerkskapazitäten, zur öffentli- chen Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, im Gesundheitswesen - gestützt werden. Die Erschließung der Gasreserven für die Stromversorgung ist ein weiterer Investitionsbereich für die nächsten Jahre. Für die Entwicklung der Gasinfrastruktur soll der neue Megakredit von 3 Mrd. US$, den die VR China zugesagt hat, verwendet werden. Für 2012 stehen dem Land und seiner Regierung einige Herausforderungen bevor. Dies sind vor allem die turnusmäßigen Parlamentswahlen, bei denen, wie schon 2008, erneut ein Kopf-an-Kopf- Rennen zwischen den beiden führenden Parteien erwartet wird: dem National Democratic Congress (NDC) von Präsident Atta Mills und der New Patriotic Party (NPP) von Alt-Präsident Jerry Germany Trade & Invest www.gtai.de 15
Ghana Rawlings. Es ist davon auszugehen, dass dieses Mal der politische Konkurrenzkampf an Schärfe ge- winnt, da die neuen Ölmilliarden winken. Dennoch erwartet niemand eine Eskalation des Wahl- kampfs. Die wesentliche Bewährungsprobe für die nächste Regierung Ghanas liegt im effizienten Umgang mit dem neu gewonnenen Öldevisenreichtum bei gleichzeitiger Eindämmung der Kor- ruption. Als wichtige Aufgabe gilt ferner die Verbesserung des Steuer- und Steuereinzugssystems, denn der Steueranteil am BIP gilt bei Experten als zu niedrig - dies sogar im afrikanischen Vergleich. Des Wei- teren fehlt ein umfassendes Rahmengesetz für die Erdölwirtschaft, das eigentlich schon vor Be- ginn der kommerziellen Förderung erlassen werden sollte. Als wenig gutes Omen gilt in diesem Zusammenhang die bereits getroffene Entscheidung der amtierenden Regierung, in Zukunft 70% der Öldevisen gegen neue Kredite zu verpfänden. Damit wird eine steigende Auslandsverschul- dung vorprogrammiert. Auch die Korruptionsgefahr steigt. Ölexploration löst Investitionsboom aus Nach dem mehr als 20%igen Einbruch der Bruttoanlageinvestitionen im Krisenjahr 2009 hat sich die Investitionstätigkeit in der Wirtschaft wieder erholt. Seit 2010 gibt es erneut hohe Zuwachsra- ten von etwa 10 bis 13%, und auch mittelfristig dürfte die Entwicklung stabil bleiben. Gestützt wird das Wachstum der Neuinvestitionen vor allem durch die Projekte zur Erdölexploration. Ghana hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung der Direktinvestitionen aus dem Aus- land erlebt, mit einem Rekordwert von 5 Mrd. US$ (2007). Der positive Trend hält weiter an, begüns- tigt ein relativ vorteilhaftes Investitionsklima. Indien und die VR China engagieren sich am stärksten. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Thermalkraftwerk für 900 Mio. US$ Planung Canadian Energy 660 MW(Barikuma, Solutions Consortium Atwima Nwabiagya und Electricity Co. of Distrikt) Ghana Goldexploration 350 Mio. US$ Durchführung Newmont Mining Ahafo-Mine (USA) Goldexploration 500 Mio. US$ Durchführung Newmont Mining Akyem-Mine Gasexploration, 850 Mio.US$ Machbarkeits- Ghana National Gas Kraftwerk (Jomoro studie Co./GNGC Distr., West-Ghana) Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Der private Verbrauch zeigt seit dem Einbruch im Krisenjahr 2009 inzwischen wieder einen stark wachsenden Trend, etwa im Ausmaß des realen Wirtschaftswachstums oder auch leicht darüber. Der Markt für den Absatz gehobener Konsumgüter aus dem Ausland dürfte mit der stetigen Zu- nahme des Pro-Kopf-Einkommens ebenfalls größer werden. Die private Nachfrage nach Kfz steigt kontinuierlich. 16 Afrika im Fokus
Das Pro-Kopf-Einkommen Ghanas ist nach letzten Angaben der Weltbank vor allem zwischen 2009 und 2010 stark gewachsen, von 1.098 auf 1.283 US$ im Jahr. Nach der Kaufkraftrechnung (PPP-In- dex) verfügt Ghana inzwischen sogar über ein geschätztes Pro-Kopf-Einkommen von fast 3.000 US$. Ein positiver Faktor für die verfügbaren Einkommen der breiten Bevölkerung ist der deutliche Rückgang der Inflationsrate. Ghanas chronisch defizitäre Handelsbilanz hat sich durch den Beginn der Erdölförderung leicht verbessert, mit einem geschätzten Rückgang des Negativsaldos um rund 16% auf 2,5 Mrd. US$. Doch mittelfristig zeichnet sich wieder ein steigendes Defizit ab, da sich mit wirtschaftlichem Auf- schwung und wachsenden Investitionen die Nachfrage nach importierten Ausrüstungsgütern zu- nehmend belebt. Dadurch bleibt Ghana auch für die deutschen Hersteller von Maschinen und sonstigen technischen Ausrüstungen ein stabiler Absatzmarkt. Die Entwicklung im bilateralen Warenverkehr mit der Bundesrepublik Deutschland zeigt 2011 eine starke Expansion der deutschen Lieferungen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts nah- men diese von Januar bis November gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 23,2% auf 236,6 Mio. Euro zu. Im ganzen Jahr 2010 hatten sie leicht nachgegeben (-1%) auf 207,7 Mio. Euro. Die Bezüge aus Ghana erhöhten sich 2010 um 33,7% auf 147,6 Mio. Euro (Januar bis November 2011: -4,5% auf 129,6 Mio. Euro). Dr. Inge Hackenbroch Germany Trade & Invest www.gtai.de 17
Guinea Guinea Guinea Das westafrikanische Guinea ist auf dem Weg aus einer langen politischen Krise. Nach mehreren Jahren anhaltenden Unruhen und einem zweijährigen Militärregime konnte Alpha Condé die Präsident- schaftswahlen 2010 für sich entscheiden und das westafrikanische Land auf einen Wachstumspfad lenken. Trotz großer wirtschaftlicher Ressourcen - bedeutendste Bauxitvorkommen der Welt, reiche Vor- kommen an Eisenerz, Nickel, Gold, Diamanten, Wasserkraft, großes landwirtschaftliches Anbau- potenzial - zählt Guinea zu den ärmsten Ländern der Welt. Eine kaum entwickelte Wirtschaft sowie instabile politische Verhältnisse und Korruption hemmen die Entwicklung. Hart getroffen wurde das Land zuletzt von der globalen Rezession 2009, während der die Preise für die meisten Rohstoffe und somit die Exporterlöse für Guinea einbrachen. Die Wirtschaft ist im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre real um weniger als 2% gewachsen. Die Stabilisierung der sozialpolitischen Lage nach den Präsidentenwahlen sowie die globale wirt- schaftliche Erholung sollten ab 2011 jedoch für mehr Dynamik sorgen. Beobachter erwarten, dass Guinea 2011 und 2012 von den spürbar steigenden Preisen für Aluminium profitieren wird. Zuneh- mende politische Stabilität wird weitere Investoren in das Land locken, das über bedeutende, noch nicht ausgebeutete Rohstoffreserven verfügt. Die Inangriffnahme mehrerer großer Infrastrukturprojekte, darunter die Trans-Guineische Eisen- bahn und die Instandsetzung des Hafens von Conakry, bringt Geschäftsmöglichkeiten für Anbieter von Ausrüstungen und Zulieferungen sowie Dienstleistungen. Grundsätzlich krankt Guinea an ei- ner mangelhaften Infrastruktur. Der gesamte Güterverkehr im Landesinneren rollt über ein schüt- teres Netz schlecht ausgebauter Straßen. Die wenigen intakten Bahnlinien sind in Besitz privater Minengesellschaften. Die fortlaufend hohen Investitionen konzentrieren sich auf die Energiever- sorgung, die Transportwirtschaft sowie auf Infrastruktur für den Bergbau. Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2011 1) 2012 2) 2013 2) BIP 4,0 5,0 6,0 Einfuhr 3) 26,3 8,4 9,4 Ausfuhr 3) 20,7 13,6 -6,4 Inflationsrate 16,0 12,0 8,0 1) Schätzung; 2) Prognose; 3) Wertänderung auf US$-Basis, fob Quellen: Economist Intelligence Unit (EIU); African Economic Outlook; Weltbank Der Bergbau erwirtschaftet 15 bis 20% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die weltweit größten Bauxit- lagerstätten sollen mehr als die Hälfte der Gesamtreserven ausmachen. Die Eisenerzreserven des Landes werden auf 25 Mrd. t geschätzt. Guinea ist bedeutender Produzent von Rohdiamanten. Um- fangreiche Explorationsarbeiten sowohl offshore als auch onshore lassen auf Öl- und Gasvorkom- men hoffen. Erste Ergebnisse metallurgischer Erkundungen verweisen auf Uranlagerstätten. Die Reserven an Kalkstein werden auf 200.000 t, an Nickel auf 185.000 t und an Titanium auf 192.000 t geschätzt. Darüber hinaus werden Vorkommen von Graphit, Edelsteinen, Kobalt, Zink und Blei vermutet. 18 Afrika im Fokus
Staatlicher Anteil im Bergbau deutlich ausgeweitet Im Bauxit- und Eisenerzsektor sind verschiedene große industrielle Projekte geplant, mit entspre- chenden Explorations- und Abbauverträgen mit anglo-australischen, brasilianischen und chinesi- schen Bergbaukonzernen, die auch in die erforderliche Infrastruktur investieren. Nach langem Anlauf hat Guinea im September 2011 ein neues Bergbaugesetz verabschiedet, demzufolge sich der Gesamtanteil des Staates bis auf 35% summieren kann. Das ist deutlich mehr als die im alten Berg- baugesetz der 90er Jahre möglichen 15% Staatsanteil. Gestützt auf Infrastrukturvorhaben in Wasserwirtschaft und Straßenbau und die großen Investi- tionen im Bergbaubereich erlebt die Bauwirtschaft seit etwa sechs Jahren einen anhaltenden Boom. Auch private Bauaktivitäten nehmen zu. Der Markt wird von europäischen und chinesi- schen Unternehmen beherrscht, von denen einige lokale Tochtergesellschaften unterhalten. Die Regierung strebt mehr Public Private Partnerships an. Starkes Wachstum verzeichnet auch die IKT-Branche. Guinea bietet einen der am schnellsten wachsende Mobilfunktmärkte der Region, der noch lange nicht gesättigt ist. Breitbanddienste sind noch sehr begrenzt und teuer. Der geplante Anschluß an wenigstens ein internationales Glas- faser-Seekabel in 2012 wird zum ersten Mal wettbewerbsfähige Breitbanddienste ermöglichen. Großen Nachholbedarf gibt es darüber hinaus im Bereich der Umwelttechnologie. Wegen man- gelnder lokaler Expertise bestehen Möglichkeiten für ausländische Spezialunternehmen und An- bieter von Ausrüstungen und Zulieferungen, etwa in den Bereichen Wasserversorgung, Abwasser- behandlung, Müllverbrennung und Recycling. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Trans-Guineische k.A. k.A. Circa 650 km, Teil Eisenbahn Simandou-Eisenerz- konzession von Rio Tinto (über 10 Mrd. US$) Neuer Tiefseehafen k.A. k.A. südlich Conakry Hafenerweiterung 200 Mio. US$ Baubeginn ist 2013 Investitionen von Conakry Boloré Kaléta-Staudamm 526 Mio. US$ Baubeginn Dezember Vertrag mit China (240 MW) 2011 International Water & Electric Corp. Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Die Investitionslage des Landes hat sich 2010 verbessert. Die Bruttoanlageinvestitionen wuchsen um 20,9%, gegenüber 14,8% im Vorjahr. Dieser starke Anstieg ist hauptsächlich auf den Bergbau zu- rückzuführen. Öffentliche Investitionen nahmen demgegenüber nur um 12% zu und waren auf die Bereiche Sicherheit und Verteidigung fokussiert. Germany Trade & Invest www.gtai.de 19
Guinea Laut Afrikanischer Entwicklungsbank (ADB) beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) 2010 mit schätzungsweise 140,9 Mio. US$ nur auf 12,5% des Wertes von 2009. Die Bank sieht den Grund dafür in der abwartenden Haltung der Geschäftswelt infolge der Verzögerungen bei den Präsidentenwahlen. Da die neue guineische Regierung das Investitionsklima verbessern will, rechnet die ADB für 2012 mit einem FDI-Fluss in Höhe von etwa 567,3 Mio. US$. Die USA, Kanada und einige europäische Länder bilden bisher die Hauptquellen der Auslandsinvestitionen in Gui- nea, die sich in erster Linie auf den Abbau von Bauxit, Gold und Diamanten konzentrieren. Die FDI aus Schwellenländern wachsen sprunghaft, blieben bis 2010 volumenmäßig jedoch noch relativ gering. Sie fließen vor allem aus der VR China und Russland. Das Realeinkommen pro Einwohner sank in den vergangenen Jahren aufgrund der galoppieren- den Inflation stetig. Die hohe Inflationsrate von knapp 20% im Jahr 2010 hat die Kaufkraft der Bevöl- kerung weiter gemindert. Der Gesamtverbrauch fiel 2010 um 6,5%, der private Konsum um 8,5%. Der öffentliche Konsum stieg demgegenüber spürbar um 9,7%. Die noch geringen Durchschnitts- einkommen begrenzen den Absatzmarkt für gehobene Konsumgüter und teure Importwaren. Die wichtigsten Ausfuhrgüter Guineas waren 2010 Gold mit einem Anteil von 47,5% am Gesamtex- port sowie Bauxit (35,4%). Die Einfuhren setzten sich hauptsächlich aus Gebrauchs- und Investiti- onsgütern, Nahrungsmitteln und anderen Konsumgütern und Erdölprodukten zusammen. Nur ein geringer Teil des guineischen Außenhandels entfällt bisher auf die Länder der westafrikani- schen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS/CEDEAO). Guinea spielt im Außenhandel der Bundesre- publik Deutschland nur eine untergeordnete Rolle, mit sinkender Tendenz. Im Zeitraum Januar bis November 2011 betrug das bilaterale Handelsvolumen nur noch 105,5 Mio. Euro (Einfuhren: 85,7 Mio. Euro; Ausfuhren: 19,8 Mio. Euro). Dieter Grau 20 Afrika im Fokus
Kenia Kenia Kenia Für 2012 erwarten Wirtschaftsexperten eine spürbare Steigerung des kenianischen Wirtschaftswachs- tums. So könnte die reale Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) etwa 5,9% erreichen nach zuletzt nur 4,2%. Die Unwägbarkeiten, die mit den bevorstehenden Wahlen einhergehen, schlagen sich bei In- vestitionen und privatem Verbrauch in einer etwas gedämpften Dynamik nieder. Zur guten wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren hat auch die international gelobte relativ stabile Doppelregierung des Landes beigetragen. Die Wahlen im Jahr 2012 sorgen für eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Stabilität. Positiv ist, dass sich der Kenia-Schilling Ende 2011 erholen konnte. Von Januar bis Oktober 2011 hatte er fast 40% gegenüber dem US-Dollar verloren. Das allgemeine Investitionsklima wird durch die aktuellen politischen Entwicklungen sowie die Unsicherheiten wegen der kommenden Wahlen zweifellos beeinträchtigt. Politische Faktoren gel- ten in Kenia traditionell als ausschlaggebend für das Investitionsklima in der Privatwirtschaft. Doch ändert dies nach Erfahrung von Landeskennern nichts an der grundlegenden Stabilität und Solidität der starken, international bestens vernetzten privaten Wirtschaft des Landes. Wirtschaftliche Entwicklung 2011 bis 2013 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2011 1) 2012 2) 2013 2) BIP 4,2 5,9 5,3 Einfuhr (fob) 8,7 3,0 3,0 Bruttoanlageinvestitionen 8,5 8,0 6,8 Privater Verbrauch 14,0 8,9 5,6 1) Schätzung; 2) Prognose Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Eine der tragenden Säulen des Wirtschaftswachstums dürfte auch 2012 der Bausektor bleiben. Zahlreiche Infrastrukturprojekte sowie wachsende Nachfrage der Mittelschicht nach Wohneigen- tum führten bereits 2011 zu einem Bauboom. Hinzu kommen die öffentlichen Ausgaben zum Ab- bau des über Jahre aufgelaufenen Wohnungsdefizits für die unteren Schichten der wachsenden Bevölkerung. Anhaltende Bauaktivitäten gibt es außerdem im Hotelsektor, entsprechend der wachsenden Tourismusnachfrage, im Industriebau, durch neue Investorenengagements, sowie im Krankenhausbau. Die Belebung des Bausektors soll auch in den kommenden Jahren anhalten, da weiterhin umfangreiche Infrastrukturprojekte anstehen. Wichtigster Konkurrent bei Großpro- jekten ist die VR China mit ihren großen Baukonzernen, die seit Jahren in afrikanischen Ländern engagiert sind. Der Investitionsbedarf in den Infrastruktursektoren bleibt auch für die nächsten Jahre hoch. Dazu gehören insbesondere Projekte im Transportsektor (Straßenbau, Eisenbahnbau) sowie in der Ener- giewirtschaft zur Ausweitung der Stromerzeugung und ländlichen Elektrifizierung. Der Finanzie- rungsbedarf liegt bei einer Milliarden-Dollar-Summe. Die Regierung bemüht sich um die Beteili- gung von privaten Investoren auf PPP-Basis (Public Private Partnership). Die anstehenden Projekte bieten weiterhin Chancen für ausländische Anbieter von Ausrüstungen und Zulieferungen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 21
Kenia Entwicklung der Erdwärmevorkommen wird vorangetrieben Umfangreiche Vorhaben im Energiesektor befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Planung und Durchführung. So hat der staatliche Stromversorger KenGen einen Zehnjahresplan zur Ent- wicklung der Erdwärmevorkommen bekannt gegeben, wobei Investitionen von 2,6 Mrd. US$ vor- gesehen sind. Das Potenzial in den vulkanischen Gebieten Zentralkenias (Rift Valley) wird auf eine Größenordnung zwischen 7.000 und 10.000 MW geschätzt. Ein weiteres Projekt betrifft die Aus- beutung von Kohlevorkommen an der Küste und die Errichtung eines Kohlekraftwerks für 300 MW bei Mombasa mit voraussichtlichen Investitionen von umgerechnet über 1 Mrd. US$. An der kenianischen Südküste gibt es ferner Erdgasvorkommen, die schon vor über 20 Jahren ent- deckt wurden und von Experten als kommerziell nutzbar eingeschätzt werden. Ebenso gibt es Ini- tiativen chinesischer Explorationsunternehmen zur Erdgaserschließung in Zentralkenia. Im Nor- den Kenias wurde in Messungen ein erhebliches Windkraftpotenzial festgestellt. Die besten Mög- lichkeiten zur Stromerzeugung aus Windenergie bestehen in der Region Marsabit, wo ein Potenzial von 4.000 MW identifiziert worden ist. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Windkraftprojekt 400 Mio.US$ Durchführung Lake Turkana Wind 300 MW Power Co. Kohlekraftwerk 1 Mrd.US$ Planung KenGen 1) 300 MW Erdgasexploration 800 Mio.US$ Durchführung Geothermal Develop- Menengai-Krater ment Co. (GDC) Ländliche Elektrifi- 150 Mio.US$ Durchführung Kenya Power & zierung Lighting Co. (KPLC) Eisenbahnbau Nairobi 250 Mio.US$ Planung Kenya Uganda - Kampala Railways Holding Regionalplan Lamu- 3,2 Mrd.US$ Planung bis 2020 Straßen-, Schienen- Korridor und Hafenbau Flughafenausbau 100 Mio.US$ Durchführung KAA 2), bis 2012 Straßenbau im Rift 54 Mio.US$ Durchführung Kenya Highway Valley Authority, indischer Kontraktor Straßenbau Nairobi 112 Mio.US$ Durchführung Chinesische Finanzie- (Northern/Eastern rung und Kontraktor Bypass) 1) Kenya Electricity Generating Co.; 2) Kenya Airports Authority Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Darüber hinaus ist Kenias IT-Sektor in Ostafrika auf dem besten Weg, ein regionales Zentrum zu werden. Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat sich dort in den letzten Jahren rasant entwickelt und Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend verändert. Das Land erlebt seit 2009 in diesem Bereich einen neuen Investitionsboom, wobei die Player lokale Unternehmer im Verein mit finanzkräftigen ausländischen Partnern sind. Diese haben damit begonnen, Millionen 22 Afrika im Fokus
von Dollar zu investieren, um sich auch langfristig - bevor die zweite Technologiewelle ins Rollen kommt - einen Platz in dem wettbewerbsintensiven Markt zu sichern. Unternehmen aus Deutschland sind in Kenia seit langem gut vertreten. Die deutschen Interessen vor Ort gehen quer durch alle Branchen, wie Maschinen und Anlagen, Transportausrüstungen, Elektrotechnik und Elektronik, Mess- und Regeltechnik sowie Consulting und Bauwirtschaft/Engi- neering. Hinzu kommen Schwerpunktbranchen, wie Agroindustrie, Gartenbau, vor allem mit Blu- menzucht, Kaffeewirtschaft sowie ferner alle Sparten der Touristik, da die Deutschen seit vielen Jahren mit an der Spitze der jährlichen Besucherströme stehen. Die deutschen Exporte nach Kenia dürften im Jahr 2011 zurück gegangen sein. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts lagen sie im Zeitraum Januar bis November 2011 bei etwa 223 Mio. Euro. Dies wäre gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum ein Minus von etwa 13%. Carsten Ehlers Germany Trade & Invest www.gtai.de 23
Mali Mali Mali Die malische Wirtschaft befindet sich weiterhin auf einem robusten Wachstumspfad. Auch für 2011 und 2012 erwarten Beobachter Steigerungsraten von über 5%. Besondere Investitions- und Lieferchancen bie- tet der Bergbau. Deutsche Ingenieurdienstleistungen sind bei der Erkundung und Exploration der um- fangreichen Rohstoffe gefragt. Weitere Geschäftsmöglichkeiten reichen von Infrastruktur über Bau und Telekommunikation bis zum Aufbau einer Agrarindustrie. Mit einem realen Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von durchschnittlich 5% seit 2002 zählt Mali zu den dynamischsten Volkswirtschaften der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA). Wachstumsmotoren sind der Goldbergbau, die Landwirtschaft sowie die Bereiche Bau, Transport und Telekommunikation. Wirtschaftliche Entwicklung 2010 bis 2012 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2010 1) 2011 1) 2012 2) BIP 4,5 5,4 5,3 Einfuhr 3,7 11,4 5,6 Bruttoanlageinvestitionen 6,4 2,7 5,0 Privater Verbrauch 4,0 5,8 6,7 1) Schätzung; 2) Prognose Quelle: African Economic Outlook 2011 Die Landwirtschaft Malis trägt rund 35% zum BIP bei. Unzureichende und unregelmäßige Nieder- schläge (Klimawandel) bringen Probleme für den Regenfeldbau. Daher hat die Bewässerung große Bedeutung. Hier leistet Deutschland Unterstützung im Rahmen der Entwicklungszusammenar- beit. Mali ist der drittgrößte Goldproduzent Afrikas. Das Edelmetall ist mit einem Anteil von mehr als 70% zum Hauptexportgut geworden und trägt fast 7,2% zum BIP bei. Abgebaut werden auch Phos- phat, Marmor, Kalk und Steinsalz sowie Diamanten in geringen Mengen. Die Suche nach Öl wird fortgesetzt. Neben den multinationalen Unternehmen ist inzwischen auch malisches Kapital im Bergbau des Landes aktiv. Die Regierung Malis strebt eine Diversifizierung des Bergbausektors an. Der Bausektor ist einer der wichtigsten Träger des wirtschaftlichen Wachstums. Hauptfaktoren sind die großen Infrastrukturprojekte im Bergbau sowie im Straßenbau. Hinzu kommt eine wach- sende Bautätigkeit im Gewerbe-, Hotel- und Krankenhausbau sowie bei der Errichtung von Miet- und Eigentums- und Sozialwohnungen. Wichtigster Konkurrent bei großen Projekten sind chine- sische Baukonzerne. Mali verfügt über Rohstoffe für die Baustoffindustrie (Kalkstein, Gipsstein, Tonerde), hat aber keine Produktionsstätten. Hier bieten sich Investitionsmöglichkeiten. Der Telekommunikationssektor ist der dynamischste Wirtschaftsbereich Malis. Beobachter sehen weitere Wachstumschancen auch in der Anbindung Malis an das Glasfaserkabel SAT 3. Ende November 2011 wurde ein von der VR China finanziertes Glasfasernetz eingeweiht. 24 Afrika im Fokus
Mali ist wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig, der 5% zum BIP beisteuert. Das Land ist nach Senegal die zweitgrößte Tourismusdestination in Westafrika. Die Regierung sieht hier großes Ent- wicklungspotenzial. Die Branche leidet jedoch unter der wachsenden Gefahr des islamistischen Terrorismus und krimineller Übergriffe in den nördlichen und nordöstlichen Regionen. Ein besonderes Wachstumshemmnis liegt im Mangel an grundlegender sozialer und wirtschaftli- cher Infrastruktur, einschließlich Transport, Energie, Telekommunikation sowie Wasser- und Ge- sundheitswesen. Dies hindert die Wirtschaft weiter daran, wettbewerbsfähig zu werden. Rund 40% der Produktivitätsprobleme malischer Unternehmen sind laut einer Umfrage auf Infrastruktur- schwächen zurückzuführen. Die größten Schwierigkeiten liegen im Stromsektor. Mali hätte Poten- zial für Solarenergie, Windkraft und den Anbau von Jatropha zur Produktion von Biodiesel. Beziehungen zu Schwellenländern ausgebaut Mali verstärkte seine Beziehungen zu Schwellenländern, vor allem der VR China, die in nahezu al- len Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens involviert ist. Indien, Russland, Brasilien, Venezuela, Malaysia und Libyen festigten ebenfalls ihre wirtschaftlichen Beziehungen mit Mali, vor allem in den Bereichen Agroindustrie, Chemie und Bau. Wie die traditionellen Part- ner suchen auch sie Zugang zu den lokalen und regionalen Märkten sowie den Rohstoffen West- afrikas. Im Bergbausektor Malis sind sie bisher jedoch kaum aktiv. Die Bruttoinvestitionen stiegen 2010 um 6,4%. Dabei waren die öffentlichen Investitionen unter an- derem für die Modernisierung des Flughafens von Bamako, den Bau der dritten Brücke über den Niger in Bamako, die Hoch- und Berufsschulinfrastruktur, kommunale Kliniken, das Mali Hospital in Bamako sowie das Regionalkrankenhaus in Sikasso bestimmt. Mali ist offen für ausländische Unternehmen. Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) konzentrieren sich auf den Bergbau- sektor (Goldabbau, Erkundung von Öl, Gas und weiteren Rohstoffen) und den Textilbereich, fließen aber zunehmend auch in die Landwirtschaft. Die wichtigsten Investoren kommen aus Südafrika, Frankreich, Libyen, der VR China und Thailand. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Transsahara-Achse k.A. EU-Unterstützung im (Straße Bourem- Rahmen des 9. und Kidal), Verlängerung 10. FED Achse Gao-Ayorou) Eisenbahn Bamako- k.A. Circa 800 km Conakry Stahlwerk 300 Mio. US$ Produktion ab Investor: Indische April 2013 Sahara Mining Modernisierung und 180 Mio. US$ Präqualifikation 30-jährige PPP-Part- Erweiterung Flugha- nerschaft *), neuer fen Bamako-Sénou Konzessionär ab An- fang 2012 erwartet Landwirtschaftlicher 39 Mio. Euro November 2011 Regierungsprogramm Wasserbau verabschiedet *) Public Private Partnership Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Germany Trade & Invest www.gtai.de 25
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