Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
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Der Schweizer Wald Erneuerbare Ressource, zu wenig genutzt 4 Die Baumarten im Schweizer Wald 8 Der Wald im Recht 10 Kaskadennutzung Zurück zum Start 12 Bauen mit Holz Besser Bauen und schöner Wohnen 14 Primus in jedem Fach 16 Potenzial noch nicht ausgeschöpft 18 Systembau spart Zeit 20 Wärme und Strom aus Holz Klimaneutrale Energie 22 Holzenergie für jeden Zweck 24 Holzfeuerungen in der Schweiz 27 Holzrecycling Zweites und drittes Leben 28 Die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft Eine fest verwurzelte Branche 32 Best Practice Holzenergie Schweiz 34 Flumroc AG 35 Renggli AG 36 Weiterlesen Wir haben Energie 37 Schlusspunkt Erlebnis Wald 38 Herausgeber AEE SUISSE Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz Falkenplatz 11, Postfach, 3001 Bern, www.aeesuisse.ch Text und Gestaltung: cR Kommunikation AG und Die Blattmacher GmbH Stand: Februar 2015 Titelbild: © Fred Niederhauser Der Minergie-P-ECO zertifizierten Holzbau der hb Architekten besticht durch die Verwendung heimischer Hölzer und ist mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie einer Solaranlage für die Warmwassererzeugung ausgestattet. Der schlichte Bau verfügt über eine grosse Verglasung gegen Süden und bei den übrigen Fassaden gezielt gesetzten Fenster, die die Aussicht der Umgebung einfangen. Sämtliche Angaben wurden mit grösstmöglicher Sorgfalt erarbeitet und überprüft. Dennoch lassen sich in einer derart komplexen Materie Fehler nicht immer vermeiden. Sollten Sie einen Fehler entdecken, bitten wir um Verständnis und um einen Hinweis. Diese Broschüre wurde möglich dank der Unterstützung von Aktionsplan Holz des Bundesamts für Umwelt BAFU, Flumroc AG, Holzenergie Schweiz, Holzbau Schweiz, Lignum – Holzwirtschaft Schweiz, MINERGIE® Schweiz, Renggli AG und dem Verband Schweizerischer Hafner- und Plattengeschäfte (VHP).
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 2 | 3 Vorwort Eine Wiederentdeckung Sehr geehrte Leserin Sehr geehrter Leser Holz ist ein vielseitig verwendbares und faszinie- Diese Broschüre fasst viele Aspekte rund ums rendes natürliches Material. Als Baustoff, Werk- Holz zusammen, von der Bedeutung des Waldes stoff und Energieträger begleitet es die Men- bis zum Recycling von Altholz. Dabei wird ein schen seit Jahrtausenden. besonderer Trumpf des natürlichen Materials ersichtlich: Holz lässt sich mit geringem Ener- Auch in unserer hoch technisierten Welt hat gieaufwand mehrmals verwenden. Diese Mehr- Holz seine Bedeutung nicht eingebüsst – im fachnutzung über mehrere Stufen – die soge- Gegenteil. Auf dem Weg zu einer nachhaltige- nannte «Kaskadennutzung» – ist ein Gebot der ren Welt entdecken wir die Vorzüge von Holz Stunde. wieder neu. Holz enthält weniger graue Energie als andere Baumaterialien, vor allem, wenn es Holz gehört zu den wenigen natürlichen Res- aus Schweizer Wäldern stammt. Holzbauten sourcen in der rohstoffarmen Schweiz und ist sorgen dafür, dass das Treibhausgas Kohlen- ausreichend vorhanden. Heute ernten wir im dioxid (CO2) gebunden bleibt und nicht in die At- Schweizer Wald durchschnittlich erst zwei Drittel mosphäre gelangt. Darüber hinaus ist Holz ein des Zuwachses, das heisst der nachhaltig nutz- vielseitiger und belastbarer Bau- und Werkstoff baren Holzmengen. Nutzen wir das Holz, das vor sowie ein lokal nachwachsender Energieträger unserer Haustür laufend nachwächst, so schaf- für die Wärmeerzeugung. Wer Schweizer Holz fen wir Arbeitsplätze und tragen dazu bei, unse- verwendet, sichert zudem Arbeitsplätze im ren Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss zu Land: Holz hat auch eine beträchtliche wirt- senken. Es gibt also viele Gründe, künftig noch schaftliche Bedeutung. stärker auf Schweizer Holz zu setzen. Eric Nussbaumer Präsident AEE SUISSE
Der Schweizer Wald Erneuerbare Ressource, zu wenig genutzt Der Schweizer Wald dehnt sich aus. Eine Der Schweizer Wald grosse Menge Holz wächst ständig nach. Doch nur zwei Drittel davon werden geerntet. Das ist eine verpasste Chance, denn der nach Wasser zweitwichtigste Rohstoff der Schweiz Buchenwälder ist erneuerbar und klimaneutral. Wer ihn Tannen-Buchenwälder nutzt, fördert die Biodiversität und schafft Ar- übrige Laubwälder beitsplätze. Tannen-Fichtenwälder Fichtenwälder Der Wald nimmt je nach Klima, geografischer Arven- und Lärchenwälder Lage und Boden unterschiedliche Gestalt an, Föhrenwälder die Karte zeigt, wo welcher Waldtyp vor- herrscht. Stets ist er aber ein komplexes Öko- 50 km system: Über 20 000 Pflanzen- und Tierarten sowie verschiedene Mikroorganismen leben im Schweizer Wald. Vielfältig ist auch die Funktion des Waldes für den Menschen: Der Wald schützt Siedlungen vor Naturgefahren wie Steinschlä- gen und Lawinen, er reinigt die Luft, speichert sauberes Wasser, dient der Erholung, bindet das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) und liefert Holz. Seit 1995 dehnt sich die Schweizer Waldfläche vor allem in den Voralpen, Alpen und südlich davon aus. Heute beträgt sie rund 12 800 km2. Dies entspricht knapp einem Drittel der Lan- desfläche. Die regionalen Unterschiede sind allerdings gross: Besonders waldreich sind die Alpensüdseite und der Jura, diese Regionen sind zu 52 und 41 % mit Wald bedeckt. Weitere Informationen unter www.bafu.admin.ch/wald
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 4 | 5 Quelle: Schweizerisches Landesforstinventar, Ergebnisse der dritten Erhebung 2004 –2006
Der Schweizer Wald Waldbesitz Waldnutzung 71 % der Schweizer Waldfläche ist öffentlich Pro Jahr wachsen rund 10 Mio. m3 Holz nach, und befindet sich vorwiegend in Gemeindebe- genutzt werden gemäss Forststatistik knapp sitz. Es gibt rund 250 000 Eigentümer, 96 % da- 5 Mio. m3. Eine bessere Erschliessung in un- von sind Privatwaldeigentümer mit weniger als zugänglichem Gebiet und andere Aspekte 50 ha Wald. Die kantonalen Unterschiede sind könnten dazu beitragen, weitere 2 bis 3 Mio. m3 beträchtlich. Holz nachhaltig zu nutzen – das heisst, nicht mehr Holz zu ernten, als nachwächst. Die Holz- ernte schafft Raum für den Jungwuchs sowie für Tiere und Pflanzen, die auf mehr Licht an- gewiesen sind. Seit 2005 haben sowohl Holz- zuwachs als auch Holzvorrat – das sind die Kubikmeter Holz pro Hektar – kontinuierlich zugenommen, während die verkaufte Holz- erntemenge zurückging. Im selben Zeitraum wurde weniger Stamm- und Industrieholz ge- erntet – hingegen mehr Energieholz. Waldflächen der Kantone Holznutzung 2013 Öffentliches und privates Eigentum 2012 in ha in m3 200 000 5 000 000 180 000 160 000 4 000 000 140 000 120 000 3 000 000 100 000 80 000 2 000 000 60 000 40 000 1 000 000 20 000 0 0 Holz total Stammholz Industrieholz Energieholz Übriges Holz NW NE OW BE UR BL GR LU GE ZH BS GL FR SH AR ZG AG JU TG SO SG VD SZ VS AI TI Privatwald Laubholz Öffentlicher Wald Nadelholz Quelle: BAFU, Jahrbuch Wald und Holz 2013 Quelle: BFS, Schweizerische Forststatistik
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 6 | 7 Holzsortimente Schweizer Wald Bei der Holzernte wird zunächst zwischen Na- Mit dem Klimawandel, höheren Temperaturen del- und Laubholz unterschieden. Bei beiden und häufigeren Trockenperioden erhöht sich Holzarten fallen drei verschiedene Sortimente der Anteil der Buchen- und Eichenarten im an: Stammholz, Industrieholz und Energieholz. Mittelland sowie der Fichte und der Tanne im Das Stammholz, vorwiegend Nadelholz, wird Gebirge. Der Klimawandel verändert den Wald im Bau und in der Möbelproduktion eingesetzt längerfristig. Im Mittelland wird die Fichte, die und bringt den höchsten finanziellen Ertrag. In- wichtigste Baumart der Holzindustrie, seltener dustrieholz wird in der Platten-, Papier- und werden. Zellstoffindustrie verwendet, Kronenmaterial und krumme oder schwache Stämme werden als Energieholz genutzt. Holzernte nach Sortimenten 1985 –2012 Häufigste Baumarten Anteil Waldföhren 2,8 % in Mio. Fm 10 Anteil Lärchen 5,4 % 9 Anteil Buchen 18,8 % 8 7 Anteil Ahorn 3,4 % 6 Anteil Eschen 4,0 % 5 Anteil restliche 4 Laubbäume 7,1 % 3 Anteil restliche 2 Nadelbäume 0,8 % 1 0 89 90 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 Anteil Fichten 43,6 % Stammholz Industrieholz Anteil Weisstannen 14,1 % Waldenergieholz Quelle: BAFU, Jahrbuch Wald und Holz 2013 Quelle: BAFU, Indikatoren Wald und Holz
Der Schweizer Wald Die Baumarten im Schweizer Wald Baumarten, ihre Eigenschaften Buche und Verwendungen Standorte: Bis 1300 m ü.M. Rund zwei Drittel aller Bäume im Schweizer im östlichen Jura, stellenweise Wald sind Nadelhölzer. Laubbäume machen im Tessin. Anteil: 19,2 % den Rest aus. Ihr Anteil steigt, weil sie natür- Anzahl: 97 466 000 lich nachwachsen und durch die Klimaerwär- Eigenschaften: Hartes, gut biegbares Holz. mung gefördert werden. Verwendung: Möbel, Parkett, Treppen, Sperrholz, Papierholz, Energieholz. Weitere Informationen unter www.lignum.ch/schweizerholz www.lfi.ch/resultate/baumarten Tanne (Weisstanne) Standorte: Von 600 bis 1200 m ü.M. im westlichen Jura, im zentralen Mittelland und in den Voralpen. Anteil: 11,8 % Anzahl: 60 081 000 Eigenschaften: Sehr weiche, leichte Holzart, gut bearbeitbar. Verwendung: Innen- und Aussenkonstruktionen, Möbel, Leitungsstangen, Papierholz. Fichte (Rottanne) Lärche Standorte: Dominiert an fast Standorte: In jeder Höhe im allen Standorten von 250 bis Wallis, in Tessiner Gebirgstälern 2200 m ü.M.; im West- und und im Bündnerland. Südtessin eher selten. Anteil: 4,2 % Anteil: 39,4 % Anzahl: 21 105 000 Anzahl: 199 666 000 Eigenschaften: Das schwerste Eigenschaften: Sehr weiche, und härteste einheimische leichte, aber tragfeste Holzart, Nadelholz. Dauerhaft. gut bearbeitbar. Verwendung: Konstruktion und Verwendung: Holzbau, Innen- Verkleidung innen und aussen, Möbel, Fensterrahmen, Furniere, konstruktionen, Dachstühle, Schindeln. Schichthölzer, Papierholz.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 8 | 9 Esche Birke Standorte: Von 400 bis 800 m ü.M. Standorte: Bis 2000 m ü.M. auf im Mittelland, im östlichen der Alpensüdseite und teilweise Jura und in den Alpen. in den Alpen; selten in den Anteil: 3,6 % Voralpen und im Jura. Anzahl: 18 238 000 Anteil: 1,3 % Eigenschaften: Hartes, zähes Anzahl: 6 431 000 Holz, gut bearbeit- und biegbar. Eigenschaften: Weiches, aber Verwendung: Böden, Wände, zähes und elastisches Holz mit Decken, Möbel, Sportgeräte, guten mechanischen Eigenschaften. Werkzeugstiele, Spanplatten. Verwendung: Dekorativer Innen- ausbau, Schnitz- und Drechsel- holz, Parkett, Cheminéeholz. Bergahorn Arve Standorte: Von 300 bis 1700 m Standorte: Vor allem oberhalb ü.M. im Jura, im östlichen Mittel- von 1800 m ü.M. im Engadin land und in den Voralpen. und in südlichen Walliser Anteil: 3,4 % Seitentälern. Anzahl: 17 112 000 Anteil: 0,8 % Eigenschaften: Relativ weich, Anzahl: 4 078 000 gut bearbeit- und imprägnierbar. Eigenschaften: Sehr weich, Gleichmässig helle Farbe. faserig und leicht, gut bearbeitbar. Verwendung: Möbel, Küchen- Verwendung: Täfer, Möbel, geräte, Schnitz- und Drechselholz, Fensterrahmen, Furniere, Modellbau, Spanplatten. Schnitz- und Drechselholz. Kastanie (Edelkastanie) Eiche (Stieleiche) Standorte: Bis 1250 m ü.M. im Standorte: Unter 800 m ü.M. im Tessin und teilweise im Wallis. Mittelland und im östlichen Jura. Anteil: 2,4 % Anteil: 0,7 % Anzahl: 12 052 000 Anzahl: 3 594 000 Eigenschaften: Hartes Holz, sehr Eigenschaften: Hartes, dauerhaftes dauerhaft und gut bearbeitbar. Holz, leicht bearbeitbar. Verwendung: Bauholz für Böden Verwendung: Bau- und Kon- und Simse, Möbelholz. struktionsholz für innen und aussen, Möbel, Furniere, Parkett, Stützpfosten. Quelle: Landesforstinventar
Der Schweizer Wald Der Wald im Recht Die Bedeutung des Waldes zeigt sich unter an- eine Bewilligung des Forstdiensts vorgeschrie- derem darin, dass ihm der Gesetzgeber in der ben (Art. 21 WaG). revidierten Bundesverfassung von 1874 einen eigenen Artikel widmete (Art. 77 BV). Zunächst Die Schweiz kennt zudem eine rechtliche Be- beschränkte sich dessen Wirkung auf die Berg- sonderheit, die es in vielen anderen Ländern kantone. nicht gibt: Art. 699 des Schweizerischen Zivil- gesetzbuchs (ZGB) räumt der Bevölkerung das Abgeholzte Bergflanken und dadurch ausgelös- Recht ein, den Wald zu betreten und zum Bei- te Naturkatastrophen veranlassten die Schweiz spiel Beeren oder Pilze im «üblichen Umfang» 1876 dazu, ein Forstpolizeigesetz zu erlassen. zu sammeln. Das revolutionär Neue daran war der Grundsatz der Nachhaltigkeit: Nur die Zinsen – das nach- Weitere Informationen unter wachsende Holz – sollten genutzt werden dür- www.admin.ch/bundesrecht > Waldgesetz fen. Das Kapital – der Holzvorrat – musste un- angetastet bleiben. Das Forstpolizeigesetz von 1876 war und ist internationales Vorbild. Die Grundsätze über den Schutz des Waldes sind heute im eidgenössischen Waldgesetz und der Waldverordnung wie auch auf kantonaler Ebene geregelt: § Waldgesetz (WaG): Bundesgesetz vom 4. Oktober 1991 über den Wald § Waldverordnung (WaV): Verordnung vom 30. November 1992 über den Wald Im Zweckartikel des Waldgesetzes heisst es: «Dieses Gesetz soll den Wald in seiner Fläche und in seiner räumlichen Verteilung erhalten.» Damit garantiert der Gesetzgeber die nachhal- tige Nutzung des Waldes: Es darf nie mehr Holz geschlagen werden als nachwächst. So sind Rodungen und Kahlschlag (Art. 5 und 22 WaG) verboten und ist für das Fällen von Waldbäumen
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 10 | 11 Für erneuerbare Wärme gibt es erprobte Technologien, die sogar die Heizkosten senken. © fotolia.com
Kaskadennutzung Zurück zum Start Holz ist der zweitwichtigste erneuerbare Roh- Wald stoff unseres Landes. Er bindet grosse Mengen Bäume binden mithilfe von Licht und Wasser das an CO2. Die sogenannte Kaskadennutzung – Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) und setzen also die Mehrfachnutzung bis zum Ende des Sauerstoff (O2) frei. Bei diesem Prozess, den Lebenszyklus – verbessert die ohnehin gute man Fotosynthese nennt, werden CO2-Moleküle Energie- und CO2-Bilanz von Schweizer Holz aus der Luft aufgespalten und der Kohlenstoff noch einmal. im Holz eingebaut. In Schweizer Wäldern sind etwa 142 Mio. Tonnen Kohlenstoff eingelagert. Sie wurden aus 520 Mio. Tonnen CO2 gewonnen. Zum Vergleich: 2012 wurden in der Schweiz rund 43 Mio. t CO2 freigesetzt. Sonnenenergie CO2 Heizkraftwerk Recycling Stamm- Industrie- Energie- holz holz holz Sägewerk Mehrfamilienhaus Span-/Faser- plattenwerk Quelle: Lignum, Holzwirtschaft Schweiz
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 12 | 13 Holzverarbeitung einer Umwandlung (Zerspanen, Zerfasern) im Die Holzernte wird nach Sortimenten sortiert: Ausland in Span- und Faserplatten eingesetzt. Stammholz wird in Sägewerken zum vielseitig Ist eine solche Verwertung nicht möglich, kann verwendbaren Werkstoff Holz verarbeitet; In- Holz immer noch Heiz- oder Prozessenergie dustrieholz wird der Papier- und Plattenindust- liefern. rie zugeführt; Energieholz dient der Wärme- erzeugung in der Industrie, in Heizkraftwerken Energie aus Holz und kleinen Holzfeuerungen. 2013 wurden aus Holz über 8400 GWh Energie erzeugt. Dies entspricht etwa 4,5 % des jährli- Bauen mit Holz chen Energieverbrauchs. Fast die ganze Ener- Heute werden ganze Mehrfamilienhäuser und gie dient der Wärmeerzeugung, nur 5 % davon grosse Bürogebäude aus Holz gebaut. Diese werden zur Stromproduktion eingesetzt. In den Bauweise benötigt wenig graue Energie und vergangenen vier Jahrzehnten hat sich die verursacht weniger Treibhausgase als andere: Energieproduktion aus Holz vervierfacht, doch Mit jedem zusätzlich verbauten Kubikmeter das Potenzial der dezentralen Wärmenutzung Holz lässt sich rund eine Tonne CO2 einsparen. ist weiterhin gross. Das bei der Verbrennung Werden Bäume zu dauerhaften Holzprodukten freigesetzte CO2 wird von nachwachsenden wie Häuser oder Innenausbauten verarbeitet, Bäumen wieder gebunden – damit schliesst bleibt darüber hinaus Kohlenstoff aus dem CO2 sich der Kreis. über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gebun- ! den. Fast ein ganzer Jahresausstoss an Treibh- Aktionsplan Holz ausgas ist heute im Gebäudepark der Schweiz Der Bund verfolgt seit 2008 seine Ressourcenpolitik Holz un- gespeichert. Diese Leistung anerkennt das re- ter der Federführung des BAFU. Der Aktionsplan Holz setzt vidierte Schweizer CO2-Gesetz: Das Treibhaus- diese Politik um: Er fördert die nachhaltige Gewinnung und ressourceneffiziente Kaskadennutzung von Holz aus Schwei- gas, das in verbautem Holz gespeichert ist, darf zer Wäldern. Das Programm wird mit relevanten Akteuren in der Schweizer CO2-Bilanz ausdrücklich an- und Sektoralpolitiken abgestimmt und umgesetzt. Insbeson- dere mit dem Bundesamt für Energie (BFE), dem Staatsse- gerechnet werden. kretariat für Wirtschaft (SECO) und den Kantonen sowie der Wald- und Holzwirtschaft. Wiederverwendung Weitere Informationen unter www.bafu.admin.ch/aktionsplan-holz Holzprodukte, die ihren primären Dienst erfüllt haben, müssen nicht zwingend entsorgt wer- den. Manche Bauteile lassen sich mehrmals nutzen. Sie können für die gleichen oder andere Zwecke weiterverwendet werden (z.B. Täfer als Täfer). Oder sie werden zum Beispiel nach
Bauen mit Holz Besser bauen und schöner wohnen Holz erfüllt fast jede Anforderung an einen der Gestaltung von Holzbauten. Der Start- Baustoff und entspricht auch den Bedürfnis- schuss zu einer neuen Ära erfolgte dann 2005, sen modernster Architektur. Deshalb wird er als die Vereinigung Kantonaler Feuerversiche- heute so oft eingesetzt wie schon lange nicht rungen (VKF) gesamtschweizerische Brand- mehr. schutzvorschriften erliess. Mittlerweile hatte sich nämlich die Erkenntnis durchgesetzt, Holz und Stein sind die wohl ältesten Bauma- dass richtig konstruierte Holzhäuser im terialien der Welt. Doch Naturstein wurde in Brandfall so sicher sind wie solche aus Beton den letzten 100 Jahren fast völlig von Binde- oder Stahl. Deshalb erlaubten die Vorschriften mitteln wie Zement verdrängt; heute kommt von 2005 nicht mehr nur zweigeschossige, Naturstein fast nur noch dekorativ zum Ein- sondern bis zu sechsgeschossige Häuser mit satz. Holz hingegen spielt als Baustoff immer hölzernem Tragwerk. Diese Vorschriften und noch eine wichtige Rolle. Nachdem es vorü- die neuen Gestaltungsmöglichkeiten machten bergehend etwas in Vergessenheit geraten das Bauen mit Holz auch im städtischen Um- war und während Jahrzehnten fast nur in der feld, wo Verdichtung aus mehreren Gründen ländlichen Architektur eingesetzt wurde, er- immer wichtiger wird, zu einer echten Alterna- lebt es seit Ende der 1980er-Jahre einen re- tive. Das leichte Material ist nämlich beson- gelrechten Boom. Renommierte Schweizer Ar- ders geeignet beim Weiterbauen im Bestand, chitekten wie Herzog und de Meuron oder also für Anbauten oder Aufstockungen. Immer Peter Zumthor präsentierten das Material in öfter wird Holz auch in Hybridbauten einge- völlig neuen Formen. Holz wird heute in der setzt, also in Mischbauweisen mit Holz, Beton Architektur wieder vielseitig und häufig ver- oder Stahl. Fachleute gehen davon aus, dass in wendet; spezialisierte Holzbauingenieure be- der Schweiz heute rund 12 bis 15 % aller beste- gleiten grosse Bauprojekte. henden Gebäude Holzbauten sind. Das einhei- mische Holzpotenzial würde gar eine Verdop- Wendepunkt 2005 pelung dieser Quote zulassen – und die vielen Die Wiedergeburt der Holzarchitektur hat ver- Vorteile des natürlichen Baustoffs würden ei- schiedene Gründe. Dazu zählt, dass Baufach- nen solchen Quantensprung geradezu fordern. leute Ende des 20. Jahrhunderts – in einer Zeit wachsenden Umweltbewusstseins – die ökolo- gischen und energetischen Vorteile des lokal nachwachsenden und leichten Baustoffs Holz erkannten. Die Entwicklung computerunter- stützter Konstruktions- und Fertigungsver- fahren bot ihnen bisher ungeahnte Freiheit bei
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 14 | 15 Das Mehrgenerationenhaus Giesserei in Winterthur besticht durch die vielfältige Nutzung von Holz. © Hannes Henz, Zürich ! Zum Beispiel die Giesserei in Winterthur Brandschutz Holz eignet sich auch für Grossbauten bestens: Wissenschaftliche Brandversuche zeigen: Holz brennt lang- sam und berechenbar ab und behält dabei – was für den Die Überbauung Giesserei in Winterthur mit ih- Brandschutz besonders wichtig ist – lange seine Tragfä- ren 155 Wohnungen besteht – abgesehen vom higkeit. Die im Bau üblichen Nadelhölzer verbrennen etwa einen Millimeter pro Minute, Laubhölzer halb so viel. Unter Untergeschoss und von den Treppenhäusern – der verkohlten Oberfläche bleibt Holz unbeschädigt und des- komplett aus Holz. Galli Rudolf Architekten ver- halb tragfähig, egal, wie heiss das Feuer ist. Stahl dagegen verliert ab 450°C seine Tragfähigkeit, und die Druckfestigkeit liehen dem nach Minergie-P-Eco zertifizierten von Beton reduziert sich bei 650°C um zwei Drittel. Bau zusätzlichen Charme, indem sie das Die neueste Generation der Schweizer Brandschutzvor- Fassadenholz zur farblichen Gestaltung mit schriften wurde 2014 erarbeitet und ist am 1. Januar 2015 in Kraft getreten. Neu können Holzbauten in allen Gebäude- Schlämmfarbe auf Leinölbasis behandelten. kategorien und Nutzungen errichtet werden. Bei den Anfor- Sie schützt das Holz, ohne es vollständig zu derungen an den Feuerwiderstand wird nicht mehr zwischen brennbarer und nicht brennbarer Konstruktion unterschie- versiegeln. Die Farbe altert zusammen mit dem den. Damit erweitern sich die Anwendungsmöglichkeiten für Holz, sodass die Überbauung mit den Jahren das Holz noch einmal deutlich. immer mehr an Charakter gewinnt. Weitere Informationen unter www.vkf.ch
Bauen mit Holz Primus in jedem Fach Holz ist leicht, stabil, beständig und sehr gut reichen und im Innenausbau ist keine vorbeu- formbar. Jede Holzart verfügt zudem über gende Behandlung mit Holzschutzmitteln nötig. eigene Eigenschaften, die sie für unterschied- Die natürliche Vergrauung von Holz durch UV- liche Anwendungen im Hausbau empfehlens- Licht, Auswaschung und Mikroorganismen bie- wert machen – von der Fassade über die Trag- tet einen gewissen Schutz. Ist das Holz Wind konstruktion bis hin zu Böden und Decken. und Wetter jedoch stark ausgesetzt, kann es für eine längere Lebensdauer mit Oberflächen- Holz gehört zu den wenigen Rohstoffen, die in oder Tiefenschutzverfahren behandelt werden. der Schweiz ausreichend vorhanden sind. Wer Bauliche Massnahmen in der Planung und bei mit Holz baut, muss das Baumaterial also – zu- der Konstruktion eines Hauses können eben- mindest theoretisch – nicht erst durch halb Eu- falls dazu beitragen, die Lebensdauer des Ma- ropa oder gar rund um die Welt transportieren. terials zu verlängern. Zum Beispiel verhindert Dies wirkt sich auf die graue Energie aus. Diese ein genügend grosser Abstand der Fassade zum Summe aller Energie, die für Herstellung, Boden, dass Spritzwasser zu Fäulnis führt. Hin- Transport und Verarbeitung auf der Baustelle terlüftete Fassaden sorgen für eine gute Luft- benötigt wird, ist bei Holz deutlich geringer als zirkulation innerhalb der gesamten Konstrukti- bei anderen Baustoffen. Das macht Holz zu ei- on, Vordächer schützen die Fassade vor der nem besonders umweltverträglichen Baumate- Witterung. rial. Seine Verwendung wirkt sich positiv aufs Klima aus, weil Holz in Häusern oder Innenaus- Problemloser Unterhalt bauten Kohlenstoff aus CO2 über Jahrzehnte Ist ein Haus einmal gebaut, stellt sich nach eini- oder gar Jahrhunderte bindet und so dem CO2- ger Zeit die Frage nach dem Unterhalt. Dieser Kreislauf entzieht. Und auch bezüglich Heiz- gestaltet sich bei Holzbauten in der Regel sehr energiebilanz glänzen Holzbauten. Trotz ihrer einfach und kostengünstig. Schon eine unbe- verhältnismässig geringen Wandstärken errei- handelte Tannenholz-Fassade benötigt nur we- chen sie nämlich Wärmedämmwerte, die deut- nig Unterhalt und bleibt jahrzehntelang funk- lich über den Normen liegen. Holzbauten kön- tionstüchtig. Gestrichene Holzfassaden brauchen nen deshalb sparsam beheizt werden und von Zeit zu Zeit zwar einen neuen Anstrich – erfüllen höchste energetische Anforderungen aber das gilt für alle Fassaden. Beschädigte nach Minergie-P problemlos. Fassadenteile können einfach entfernt und durch neue ersetzt werden. Seit einigen Jahren Hohe Lebensdauer gibt es vorvergraute Hölzer, mit denen die na- Holz ist von Natur aus sehr widerstandsfähig. türliche Alterung optisch vorweggenommen Das älteste noch erhaltene Holzhaus der wird; sie lassen sich harmonisch in eine ältere Schweiz und Europas – das Haus Nideröst – Fassade einfügen, ohne dass ein farbliches stammt aus dem Jahr 1176. In geschützten Be- Flickwerk entsteht.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 16 | 17 Das Hotel Arnica thront über den Arvenwäldern in Scuol. © Andrea Badrutt Wohlfühl-Atmosphäre bindet Gerüche. Nicht nur der Feuchtigkeits- Auch lange nach der Bauphase spielt Holz seine ausgleich dient der passiven Klimakontrolle, Stärken aus. Das Material verfügt über Eigen- denn Holz bietet im Vergleich zu anderen Bau- schaften, die das Raumklima verbessern und zu materialien eine gute Wärmedämmung im Win- hoher Wohnqualität beitragen. Eine finnische ter wie im Sommer. Studie zeigt, dass Holzoberflächen – vor allem unbehandelte – die Luftfeuchtigkeit der Raum- Zum Beispiel das Hotel Arnica in Scuol luft stabilisieren. Dies ist wichtig, weil bei zu ge- Das Hotel Arnica in Scuol ist ein Paradebeispiel ringer Raumluftfeuchte der Staubanteil in der dafür, wie viel graue Energie mit Holz gespart Luft zunimmt; eine zu hohe Raumluftfeuchte werden kann: Das gesamte Gebäude sowie die erhöht hingegen das Risiko der Schimmelpilz- komplette Möblierung bestehen aus Arvenholz, bildung und fördert Bakterien, Viren und Haus- das in der Region wächst und im lokalen Bau- staubmilben. Holz kann hier regulierend ein- und Schreinereigewerbe Tradition hat. Die un- greifen, weil es Feuchtigkeit sowohl aufnehmen gewöhnliche Formgebung liess sich am Com- als auch abgeben kann – je nachdem, was gera- puter exakt berechnen und simulieren. de nötig ist. Ein angenehmer Nebeneffekt: Die Stabilisierung der Luftfeuchtigkeit verhindert auch zu grosse Temperaturschwankungen und
Bauen mit Holz Potenzial noch nicht ausgeschöpft Mit Holz kann man heute so vielfältig bauen Holzbauingenieure: gesuchte Fachleute wie mit mineralischen Baustoffen. Möglich ist Je grösser die Bedeutung und die Möglichkeiten dies, weil sich die Industrialisierung und Digi- von Holz im Bauwesen werden, desto gefragter talisierung auf allen Produktionsstufen in den sind Spezialisten, die sich mit diesem Baustoff letzten Jahren enorm entwickelt hat. auskennen und ihn fachgerecht einsetzen kön- nen. Der Weg zur Holz-Fachperson ist jedoch Heute können computergesteuerte Maschinen lang. Er führt in der Regel über ein drei- bis Bauelemente von der Planung bis zum Zu- vierjähriges Bachelorstudium in Holztechnik, schnitt herstellen. Die neuen Fertigungstechni- das zum Beispiel an der Berner Fachhochschule ken sparen Material, garantieren eine bisher Architektur, Holz und Bau in Biel (BFH-AHB) nicht erreichte Präzision und bieten Architekten angeboten wird. Die BFH bietet in Zusammen- die volle Freiheit bei ihren Entwürfen. Bei der arbeit mit der deutschen Hochschule Rosen- Planung und Konstruktion kommen CAD-Pro- heim (HS RO) den europaweit einzigartigen in- gramme (Computer Aided Design, computerge- ternationalen Masterstudiengang Holztechnik stütztes Design) zum Einsatz. Sie haben den an, der vertiefte Fachkenntnisse in Holzingeni- Vorteil, dass man das Resultat dreidimensional eurwesen, Management und Methodik vermit- betrachten kann, bevor eine Säge zum Einsatz telt. Der Studiengang sorgt dafür, dass auch die kommt. Die mit CAD erstellten Daten werden nötigen Fachleute vorhanden sind, wenn die von den planenden Architekten für das CAM Entwicklung im Holzbau rasant weitergeht. (Computer Aided Manufacturing, computerge- stützte Herstellung) an die ausführenden Holz- Weitere Informationen unter bauer weitergegeben und direkt in die zur www.ahb.bfh.ch Produktion benötigten Maschinen eingespeist. Fehlerquellen werden auf diese Weise praktisch ausgeschlossen, und die Herstellungspräzision ist weit höher als bei manueller Fertigung.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 18 | 19 Das Einfamilienhaus in Horgen wurde in nur vier Tagen errichtet. © Jürg Zimmermann, Zürich Zum Beispiel das Einfamilienhaus Gottshalden in Horgen Das von Rossetti + Wyss entworfene Gebäude wirkt auf den ersten Blick, als sei es aus einem Klotz herausgeschnitten worden. Im Innern sind sämtliche sichtbaren Holzelemente aus Eiche und der Innenausbau besticht durch seine Vielfältigkeit. Die Aussenhaut wurde in Fichten- und Tannenholz realisiert. Ob kleine dreieckige Nische oder offenes, geräumiges Esszimmer: mit Holz kann heute fast jede gestalterische Idee umgesetzt werden. Und auch bei diesem Einfamilienhaus war die eigentliche Bauzeit denkbar kurz: Da alle Elemente vorgefertigt worden waren, konnte das Gebäude in nur vier Tagen errichtet werden.
Bauen mit Holz Systembau spart Zeit Holzgebäude lassen sich auf ganz verschiedene Weise konstruieren. Die diversen Möglichkeiten des Systembaus haben gemeinsame Vorteile: Sie machen das Bauen schnell und damit kos- tengünstig. Während auf dem Bauplatz noch am Funda- ment gearbeitet wird, entstehen in der trocke- Rahmenbau nen Halle der Zimmerei schon die präzise ge- Die Rahmenbauweise zeichnet sich dadurch aus, fertigten Elemente für den Systembau. Das dass sie mit meist wenigen, komplett vorgefer- spart unter anderem auch kostbare Bauzeit. Ein tigten Teilen auskommt. Ganze Wand- und De- gewichtiger Vorteil des Baustoffs Holz ist, dass ckenelemente lassen sich mit verhältnismässig er viel weniger wiegt als Beton. Manchmal kann geringen Holzquerschnitten produzieren; die man bei Holzbauten auf weichen Untergründen Holzrahmen werden beidseitig mit Holzwerk- sogar auf die Pfählung verzichten. stoffplatten stabilisiert. Oft sind sogar bereits Leitungen, Innen- und Aussenverkleidungen, Hybridbauten Fenster und Türen eingefügt. Die einzelnen Ele- Mehrgeschossige Wohn- und Gewerbebauten mente werden komplett angeliefert und von rela- sowie Bauten der öffentlichen Hand werden im- tiv wenigen Monteuren vor Ort zusammengefügt. mer häufiger mit Tragwerken aus Holz in Kom- Die Vorfertigung verringert die Gestaltungsmög- bination mit anderen Materialien wie Beton, lichkeiten kaum. Im Wohnungsbau in Europa hat Mauerwerk, Glas oder Stahl errichtet. Hybrid- sich diese Holzbauweise in den letzten 30 Jahren bauten erlauben es Architekten, jedes Bauma- als wichtigste durchgesetzt, weil sie Kosten und terial gemäss seinen eigenen Vorteilen bezüg- Bauzeit spart. lich Statik, Wärmedämmung, Akustik oder Optik einzusetzen. Das Tragwerk wird bei solchen Hy- bridbauten meist im Rahmen- oder Skelettbau geplant. Skelettbau Die Skelettbauweise hat zwei Vorläufer: die Fach- werkhäuser – die eigentlich nichts anderes sind als Skelettbauten, bei denen das Skelett noch
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 20 | 21 sichtbar ist – und die Hallenkonstruktionen aus dass sich das Holz nach der Montage durch Gusseisen und Stahl aus dem 19. Jahrhundert. Schwinden verformt. Die Fassaden können auch Der Rohbau des Gebäudes besteht aus einer mit Klinker, Putz oder anderen Materialien ver- Tragstruktur aus Holz, einem eigentlichen Ge- kleidet werden. rippe. Dieses wird anschliessend mit der Innen- und Aussenfassade verkleidet; der Innenausbau erfolgt mit in der Regel nicht tragenden Wänden, was höchste Flexibilität in der Raumaufteilung gewährleistet. Mit dieser Bauweise lassen sich auch grosse Konstruktionen wie Schulbauten oder Industrie- und Gewerbehallen problemlos realisieren. Blockbau Die traditionellste Bautechnik mit Holz ist der Blockbau. Man trifft ihn sowohl bei den Block- hütten in der Wildnis Kanadas als auch bei vielen Chalets in den Schweizer Alpen an. Das Prinzip ist denkbar einfach: Entrindete, teilweise behau- ene Holzstämme oder Holzbohlen werden über- einandergeschichtet und mittels Nut und Kamm Massivholzbau miteinander verbunden. Die Enden der so ent- Die Massivholzbauweise ist ein vergleichsweise stehenden Wände sind reissverschlussartig in- neues System, das aus der Entwicklung gross- einander verzahnt. flächiger massiver Holzplatten entstand. Kern- stück von Massivholzbaukonstruktionen ist meist Weitere Informationen unter ein Gebäudequerschnitt in Plattenform. Die www.lignum.ch/holz_a_z/ konstruktion Wände, Böden und Decken übernehmen dabei zugleich tragende und raumbildende Funktio- Quelle: Lignum, Holzbau – Argumente nen. Auch bei dieser Bauweise können ganze Elemente vorgefertigt und dann miteinander ver- leimt, verdübelt oder verstiftet werden. Weil die Elemente mehrere Funktionen übernehmen, werden weniger Bauteilschichten benötigt als bei anderen Konstruktionssystemen. Der Aufbau der Platten wiederum verhindert weitgehend,
Wärme und Strom aus Holz Klimaneutrale Energie Holzfeuerungen nutzen einen Rohstoff, der in Das verfeuerte Holz erzeugt über 8400 GWh unseren Wäldern laufend nachwächst. Beim Energie und deckt damit rund 4,5 % des gesam- Verbrennen von Holz für Wärme und Strom wird ten Schweizer Bedarfs. Der allergrösste Teil der CO2 freigesetzt, das beim Nachwachsen der Energie, nämlich rund 95 %, wird zur Wärmeer- Bäume gleich wieder gebunden wird: Der Kreis- zeugung eingesetzt, etwas mehr als 5 % dienen lauf des Energieträgers Holz ist klimaneutral. der Stromproduktion. Das Potenzial der Holz- energie ist noch nicht ausgeschöpft. Doch die In der Schweiz werden pro Jahr durchschnittlich Verwendung des vorhandenen Holzes als Ener- 4,5 Mio. m3 Energieholz verfeuert. Der grösste gieträger soll nicht durch die ineffiziente Her- Teil davon kommt direkt aus dem Wald, die stellung biogener Treibstoffe konkurrenziert andere Hälfte sind Reste aus der Holzverar- werden. beitung und Altholz: Energieholzverbrauch nach Brennstoffsortiment 1994–2013, witterungsbereinigt (in Mio. m3): 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 Altholz * 2,5 Sägerestholz 2,0 Pellets 1,5 Schnitzel Waldholz 1,0 Stückholz 0,5 * Inklusive Altholznutzung in 0 Kehrichtverbrennungsanlagen 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Quelle: BFE, Schweizerische Holzenergiestatistik 2013
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 22 | 23 Nachwachsend und klimaneutral Finanzielle Förderung Dass Holz zur Energieerzeugung genutzt wird, Neben all den genannten Vorzügen gibt es einen ist für die Umwelt eine gute Sache. Wird das Holz weiteren Grund, warum sich der Einbau von aus der Umgebung bezogen und in modernen ef- Holzfeuerungen lohnt: Einige Kantone und viele fizienten Anlagen verbrannt, sind Holzfeuerun- Gemeinden unterstützen den Bau von Holzfeue- gen besonders ökologisch. Und sie machen un- rungen mit Förderbeiträgen oder sie gewähren abhängig von importierter Energie. Zwar wird Steuererleichterungen für Haushalte, die nach- beim Verbrennen von Holz CO2 freigesetzt – die- träglich eine Pelletfeuerung einbauen. Informa- ses wird aber wieder gebunden, wenn Holz nach- tionen dazu erhält man bei den regionalen Ener- wächst. Energie aus Holz ist aber nicht einfach gieberatungsstellen. Vermieter bekommen in ein Nullsummenspiel, denn sie ersetzt oft Ener- der Mietrechtsverordnung einen Anreiz, um auf gie aus nicht erneuerbaren Ressourcen. Der erneuerbare Wärme aus Holzfeuerungen umzu- Einsatz von Energieholz spart heute 1100 Mio. l stellen: Sie können die Mehrinvestitionen von Heizöl pro Jahr und verhindert auf diese Weise, Holzfeuerungen gegenüber fossilen Heizsyste- dass 2,8 Mio. t CO2 aus fossilen Brennstoffen in men auf ihre Mieter abwälzen. Höhere Mietkos- die Atmosphäre gelangen. ten werden dafür teilweise durch tiefere Neben- kosten und Brennstoffpreise kompensiert. Heizkosten als Argument Holzfeuerungen schneiden aber nicht nur ökolo- Weitere Informationen zur Förderung unter gisch gut ab, sie sind auch ökonomisch überzeu- www.energieschweiz.ch gend. 2014 erhöhte der Bund die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe von 36 Franken pro Tonne CO2 auf 60 Franken, weil die Schweiz ihr CO2-Vermin- derungsziel 2012 für Brennstoffe verfehlte. Dies bedeutet eine Preissteigerung von 6,5 Rappen pro Liter Heizöl. Während die Preise für Heizöl und Erdgas starken Schwankungen unterworfen sind und in den letzten Jahren stiegen, bleiben die Preise für Holzbrennstoffe stabil. Heizöl kostet heute rund 8 Rappen pro Kilowattstunde, die Brennstoffkosten für Pellets liegen ebenfalls bei 8 Rappen pro Kilowattstunde; Stückholz ist noch günstiger und die Preise für Schnitzel liegen bei rund 5 Rappen pro Kilowattstunde. Innerhalb we- niger Jahre sind damit die etwas höheren Investi- tionskosten für eine Holzfeuerung amortisiert.
Wärme und Strom aus Holz Holzenergie für jeden Zweck Holzfeuerungen gibt es in unterschiedlichen Zentralheizungen Leistungsklassen und für verschiedene Zwecke: Zentralheizungen mit Holzfeuerung verbrennen vom Cheminéeofen bis zur effizienten Gross- Schnitzel, Pellets oder Stückholz automatisch anlage für den Wärmeverbund. und ohne grossen Wartungsaufwand für die Be- treiber, um Wasser im Heizungskreislauf und Holzfeuerungen sind vielfältig: Sie gewinnen Brauchwasser aufzuwärmen. Diese Systeme Energie aus Stückholz, Holzschnitzeln, Pellets lassen sich in modernen Häusern gut mit Solar- oder Holzbriketts, und sie werden mit ganz ver- anlagen kombinieren und sind dann besonders schiedenen Leistungen betrieben. Kleine Einzel- umweltfreundlich. So versorgen sie das ganze raumfeuerungen dienen vor allem als zusätzliche Haus mit Wärme und Warmwasser. Wärmequelle in der Übergangszeit und sorgen für eine wohnliche Atmosphäre sowie für ein behag- liches Klima. Als Zentralheizung liefern Holzfeue- rungen Wärme für Ein- und Mehrfamilienhäuser. Der besondere Vorteil einer Zentralheizung: In dieses System lassen sich auch andere erneuer- bare Wärmequellen wie Solaranlagen integrieren. In dieser Kombination lassen sich die jeweiligen Stärken der Energieträger Holz und Sonne opti- mal einsetzen. Grosse Holzheizkraftwerke schliess- lich versorgen einen ganzen Wärmeverbund. Quelle: IG Pro Kamin Holzheizkraftwerke In grossen Holzfeuerungen werden meist Schnit- zel oder Pellets verbrannt. Sie arbeiten besonders Hackschnitzelfeuerungen und effizient und kostengünstig. Holzheizkraftwerke Wärmekraftkoppelungs-Anlagen: doppelt gut können auch Abwärme aus Produktionsprozes- Das grösste Wachstum bei den Holzbrennstoffen sen nutzen. verzeichnen seit Jahren die Hackschnitzel. Zum Einsatz kommen sie vor allem in grossen Heiz- anlagen und in Kombination mit Wärmeverbun- Fernwärme- den, die bis zu mehrere Megawatt Leistung aus- versorgung Leitungsnetz weisen. Immer häufiger wird bei grossen neuen Anlagen auf Wärmekraftkoppelungstechnik (WKK) gesetzt. In den grössten Fernwärmenetzen der Schweiz in Zürich, Basel und Bern sind heute Abwärme aus Produktionsprozess Wärmebezüger zusätzlich zu Kehrichtverbrennungsanlage Holz- Quelle: AEK Energie AG
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 24 | 25 WKK-Anlagen mit einer Leistung um 40 MW in Be- rungen erreicht; und es gibt heute eine breite trieb. Sie liefern Strom und Wärme für mehrere Palette von Produkten, die einen sehr hohen Wir- Tausend bis Zehntausend Haushalte. Die Holz- kungsgrad erzielen. 8 m3 Holz decken den Jah- schnitzel werden bei rund 800°C verbrannt. Die resbedarf eines durchschnittlichen Einfamilien- Wärme heizt Wasser zu Dampf auf, und dieser hauses. treibt eine Dampfturbine zur Stromproduktion an. Die entstehende Abwärme gelangt ins Fern- ! wärmenetz. Feinstaub ! Holzfeuerungen stossen bedeutende Mengen an gesund- Hackschnitzel aus Waldholz heitlich belastendem Feinstaub aus. Ihr Anteil an den Fein- staubemissionen in der Schweiz beträgt rund 16 %. Im Hackschnitzel-Feuerungen haben in den letzten Jahren Winter können alte und schlecht betriebene Holzfeuerun- enorm an Bedeutung gewonnen. Gerade in den besonders gen gar die weitaus grösste Quelle von Feinstaub darstel- effizienten Heizkraftwerken werden meist Holzschnitzel ver- len. Der Bund hat Massnahmen ergriffen, um die Fein- brannt. Dafür wird Energieholz im Wald zu Schnitzeln verar- staubbelastung zu senken. Kleinere Anlagen mit bis 350 kW beitet und entweder direkt zur Feuerung transportiert oder Leistung sollen auf ihre Konformität bezüglich niedrigerer für eine spätere Lieferung zwischengelagert. Diese Versor- Grenzwerte geprüft werden. Alte, ineffiziente Anlagen sol- gungskette empfiehlt sich dann, wenn der Zugang zum Wald len ersetzt werden durch neue, saubere Holzfeuerungen, im Winter eingeschränkt ist. die bezüglich Feinstaub unbedenklich sind. Werden gefällte und nicht entlaubte Bäume während einiger Der Verein Holzenergie Schweiz zeichnet Holzfeuerungen von Wochen oder Monate im Wald gelagert, kann der Wasserge- besonders hoher Qualität mit dem «Qualitätssiegel Holzener- halt durch diese Vortrocknung auf weniger als 50 % gesenkt gie Schweiz» aus. Die Betreiber von Holzfeuerungen können werden und Mineralstoffe aus Laub und Nadeln bleiben dem für einen schadstoffarmen Betrieb sorgen und zur Senkung Wald weitgehend erhalten. Da der Aufwand für Ernte, Ha- der Feinstaubbelastung beitragen, wenn sie auf eine ausrei- cken, Transport und Lagerung vor allem vom zu verarbeiten- chende Sauerstoffzufuhr in der Feuerung achten, richtig an- den Volumen und nicht vom Gewicht abhängig ist, liegt der feuern und nur naturbelassenes Brennmaterial verwenden, Preis pro Energieinhalt für Nadelholz in der Regel rund 10 bis das sauber und trocken ist. Stückholz muss so lange gelagert 15 % höher als für Laubholz. werden, bis sein Wassergehalt unter 20 % liegt. Stückholzfeuerungen: wenn man Feuer liebt Pelletfeuerung: ideale Alternative Wohnraumfeuerungen werden häufig zur Ergän- zur Ölfeuerung zung in der Übergangszeit und für eine gemüt- Wer im Wohnbereich das sichtbare Feuer schätzt, liche Atmosphäre eingesetzt – der Anblick eines findet passende Öfen, die mit Pellets beheizt flackernden Feuers und die Strahlungswärme werden. Früher stellten kleine Zusatzfeuerungen eines Holzofens werden als angenehm empfun- die Mehrheit aller Pelletöfen. In den letzten Jah- den. Doch eine kleine moderne Stückholzfeue- ren erfreuen sich diese Feuerungen immer grös- rung kann dank ausgeklügelter Speichertechnik serer Beliebtheit; ein Grund dafür ist, dass Pellet- den Wärmebedarf eines ganzen Hauses decken, öfen an den Heizwasserkreislauf eines Hauses wenn dieses gut gedämmt ist. In den letzten Jah- angeschlossen werden können. Über einen Puf- ren wurden im Hinblick auf Feinstaubemission ferspeicher versorgen sie die Wohnräume wie und Wirkungsgrad deutliche Qualitätsverbesse- ein normaler Heizkessel mit Wärme.
Wärme und Strom aus Holz Moderne Pelletfeuerungen ersetzen als Zentral- 3. Nach der Verbrennung bleibt nur wenig feuerung in Einfamilienhäusern immer häufiger Asche übrig. Sie kann im normalen Hausmüll alte Ölfeuerungen und tragen so zum Wechsel von entsorgt werden. Moderne Pelletfeuerungen fossilen auf erneuerbare Energieträger bei. Be- reinigen die Brennschale automatisch von trieben werden sie automatisch: Die Pellets wer- der Asche. den von selbst zugeführt und entzündet, die 4. Der Vor- und der Rücklauf der Pelletfeuerung Brennschale wird automatisch gereinigt. Inzwi- sind an den bestehenden Kombispeicher der schen gibt es Pelletfeuerungen mit einer Leistung Zentralheizung angeschlossen. Das Wasser von mehreren Megawatt (MW). Sie können in öf- fliesst durch den Wärmetauscher der Hei- fentlichen Gebäuden mit hohem Energiebedarf, in zung. Die in der Pelletfeuerung integrierte Nahwärmeverbünden oder in der Industrie einge- Umwälzpumpe transportiert das erhitzte setzt werden. Wasser zum Kombispeicher für Heizung und Warmwasser. Holzpelletheizung Weitere Informationen zum schadstoffarmen Anfeuern auf www.holzenergie.ch/holzenergie/richtig-anfeuern ! 4 Pellets Pellets sind kleine Stäbchen aus gepresstem Holzmehl. Zur 1 2 Herstellung werden Holzreste aus der holzverarbeitenden 3 Industrie getrocknet, zerkleinert und anschliessend bei etwa 100° C durch eine Matrize gepresst. Dabei löst sich das im Holz enthaltene Lignin, ein natürlicher Klebstoff. Er Quelle: www.unendlich-viel-energie.de verbindet die Pellets und überzieht sie mit einer leicht glän- zenden Schutzschicht, welche die Staubbildung verringert. Zuletzt werden die Stäbchen auf die gewünschte Länge zu- 1. Ein Pellettankwagen liefert ein- bis zweimal geschnitten und abgekühlt. jährlich die Holzpellets. Das Pelletlager be- Die Luftreinhalteverordnung (LRV) legt in Ziffer 32 minimale findet sich in einem Kellerraum, einem Ge- Anforderungen an Pellets fest, verlangt aber nicht die Ein- webe- oder Metallsilo oder auch ausserhalb haltung europäischer Normen. Um einen schadstoffarmen und energieeffizienten Betrieb von Pelletfeuerungen zu des Gebäudes in einem unterirdischen Tank. gewährleisten, sollten nur Pellets von hoher Qualität ver- 2. Eine Förderschnecke oder ein Saugsystem brannt werden. Sie sind am ENplus-Zertifikat erkennbar. Ein Hersteller erhält dieses Zertifikat nur, wenn er bezüg- transportiert die benötigte Menge Pellets lich Feinanteil, Heizwert, Aschegehalt und Grösse der Pel- automatisch zum Heizkessel. lets die Kriterien der europäischen Norm für Holzpellets (EN 14961-2) erfüllt.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 26 | 27 Wärme und Strom aus Holz Holzfeuerungen in der Schweiz Altholzfeuerungen (ohne KVA) Die Holzenergiestatistik zeigt: Seit 1990 produ- Anzahl Anlagen 23 62 170 % zieren immer weniger Holzfeuerungen immer Energieholzverbrauch (in m3) 175 006 640 763 266 % Total (ohne KVA) mehr Nutzenergie. Energieholz verfügt auch Anzahl Anlagen 692 474 613 593 -11 % weiterhin über Potenzial. Energieholzverbrauch (in m3) 3 018 958 4 444 983 47 % Anlagen Produzierte Energie Insgesamt ist die Zahl der Holzfeuerungen seit Obwohl die Anzahl der Holzfeuerungen sank, 1990 um 11 % zurückgegangen. Der Grund dafür nahm die Menge der produzierten Nutzenergie in ist, dass vor allem zahlreiche kleine Einzelraum- Form von Wärme und Strom witterungsbereinigt feuerungen, die um 1990 in Betrieb genommen deutlich zu. Am stärksten stieg die Nutzenergie- wurden, am Ende ihrer Lebensdauer angelangt produktion bei den automatischen Feuerungen. sind und nicht mehr ersetzt werden. Die Zahl der automatischen Feuerungen nimmt zwar stark zu, Nutzenergie (Wärme und Strom) in MWh 1990 2013 +/- % kompensiert die Ausfälle jedoch nicht. Einzelraumfeuerungen 1 836 636 1 349 801 -27 % Cheminées, Zimmeröfen, Pellet- öfen, Kachelöfen, Holzkochherde Anzahl Anlagen 1990 2013 +/- % Gebäudefeuerungen 2 077 649 1 601 680 -23 % Einzelraumfeuerungen 537 525 545 116 1% Stückholzkessel, Doppel-/Wech- Cheminées, Zimmeröfen, selbrand, Pelletfeuerungen und Pelletöfen, Kachelöfen, Speicher- automatische Feuerungen < 50 kW öfen, Holzkochherde Automatische Feuerungen 707 938 3 841 422 443 % Gebäudefeuerungen 152 673 60 613 -60 % Pelletfeuerungen und automa- Stückholzkessel, Doppel-/Wech- tische Feuerungen > 50 kW, selbrand, Pelletfeuerungen und Wärmekraftkoppelungsanlagen automatische Feuerungen < 50 kW Spezialfeuerungen 381 035 1 627 092 327 % Automatische Feuerungen 2253 7803 246 % Anlagen für erneuerbare Pelletfeuerungen und automa- Abfälle, KVA tische Feuerungen > 50 kW, Wärmekraftkoppelungsanlagen Total ohne KVA 4 806 936 7 948 179 65 % Spezialfeuerungen 49 92 87 % Total mit KVA 5 003 258 8 419 995 68 % Anlagen für erneuerbare Abfälle, KVA Total ohne KVA 692 474 613 594 -11 % Die ganze Nutzenergieproduktion aus Holz ver- Total mit KVA 692 500 613 624 -11 % teilt sich gemäss Holzenergiestatistik auf die fol- genden Verbrauchergruppen: Haushalte 46 %, Heizungsarten nach Brennstoffen 1990 2013 +/- % Land- und Forstwirtschaft 2 %, Industrie/Gewer- Stückholzfeuerungen Anzahl Anlagen 689 184 579 565 -16 % be 24 %, Dienstleistungen 18 %, Elektrizität 3 % Energieholzverbrauch (in m3) 2 416 030 1 277 850 -47 % und Fernwärme 6 %. Schnitzelfeuerungen Anzahl Anlagen 3267 10 867 233 % Energieholzverbrauch (in m3) 427 921 2 161 328 405 % Pelletfeuerungen Anzahl Anlagen 0 23 100 Energieholzverbrauch (in m3) 0 365 042 Quelle: BFE, Schweizerische Holzenergiestatistik 2013
Holzrecycling Zweites und drittes Leben Nutzen vor Verbrennen: So lautet ein Grundsatz nach späterem Verwendungszweck aufbereitet des Bundesamts für Umwelt (BAFU) für den ef- oder zerkleinert, stark verunreinigtes Holz ge- fizienten Umgang mit Holz. Für die Wiederver- langt zur Entsorgung in spezielle Altholzfeue- wertung von Altholz gelten aber strenge Richt- rungen oder Kehrichtverbrennungen. linien. Stofflich nutzen … Um den Rohstoff Holz effizient einzusetzen, hat Holzprodukte können nach ihrer ersten Verwen- die Kaskadennutzung höchste Priorität: Holz dung in gleicher oder ähnlicher Art weiterver- soll zu Produkten verarbeitet, dann wenn mög- wendet werden, so zum Beispiel Parkett oder lich aufgefrischt, danach weiter- oder wieder- Holzkonstruktionen. Meist wird vorsortiertes verwendet und erst zum Schluss zur Energieer- Holz jedoch gehackt. Dieses Rohmaterial kann zeugung verbrannt werden. Grundsätzlich kann gereinigt, aufbereitet und zum Beispiel zu Span- Holz sehr leicht wiederverwertet und recycelt platten verarbeitet werden und damit einen Teil werden – der CO2-Kreislauf des Waldes ist ein Frischholz ersetzen. Die Holzverwertungs-Un- natürlicher Recyclingprozess. Doch oft wird ternehmen müssen Grenzwerte für Stoffe wie Holz für seine erste Verwendung chemisch be- Blei, Chlor oder Fluor einhalten und dies in re- handelt oder beschichtet. Leime, Farben, Im- gelmässigen Kontrollen belegen. prägnierungen und andere Fremdstoffe schrän- ! ken die Kaskadennutzung und das Recycling Holzasche von Altholz ein. Nach dem Verbrennen von Holz bleibt in der Anlage so- genannte Rostasche liegen. Sie enthält nicht nur Kohle, Erst sortieren sondern auch mineralische Verunreinigungen, Schad- Als Altholz wird in der Schweiz alles Holz be- stoffe und Nährstoffe. Jährlich fallen in der Schweiz rund 40 000 t Rostasche an. Kleine Holzaschemengen aus den zeichnet, das in Gebrauch war, also zum Bei- Einzelraum- und Gebäudeheizungen können über den spiel auch unbehandelte Balken, Täfer oder Hauskehricht entsorgt werden. Die technische Verord- nung über Abfälle (TVA) schreibt vor, dass Rostasche aus Möbel. Damit Altholz umwelt- und gesundheits- grossen Holzfeuerungen auf Inertstoffdeponien entsorgt wird (neu Typ B). Bei der Filterung der Abluft in grossen verträglich als Baustoff oder Energieträger wie- Feuerungen fällt zudem Zyklonflugasche und Filterasche derverwendet werden kann, müssen Bau- und an. Sie gehören je nach Zusammensetzung auf die Rek- tor- oder Schlackendeponie (neu Typ D oder E). Die Kan- Abbruchfirmen sowie Holzverwertungs-Unter- tone können strengere Bestimmungen vorschreiben. Die nehmen Altholz jeder Herkunft zunächst nach TVA wird revidiert und soll Ende 2015 in Kraft gesetzt wer- den: Deponietypen werden neu bezeichnet und die Vor- Belastung sortieren und separat lagern. An- schriften zur Entsorgung von Rostasche etwas gelockert. schliessend wird das Altholz mit Magneten, Me- Weitere Informationen unter tallabscheidern oder von Hand von Fremdstof- www.bafu.admin.ch > Themen > Abfall > Mitteilungen fen befreit. Wiederverwertbares Holz wird je > TVA-Revision
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 28 | 29 Bei der stofflichen Wiederverwendung darf Holz Altholz wird zur energetischen Verwendung die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte auch ins Ausland exportiert. Exporte müssen nicht überschreiten. gemäss Verordnung über den Verkehr mit Ab- fällen (VeVA) vom BAFU bewilligt werden, um … oder energetisch? sicherzustellen, dass das Material umweltge- Altholz kann energetisch genutzt werden: Die recht verwendet wird. Im Exportgesuch muss Luftreinhalteverordnung (LRV) schreibt vor, wie vor allem die erforderliche Qualität der Holzab- Holzbrennstoffe und Holzabfälle, die Schadstoffe fälle nachgewiesen werden. In Staaten zu ex- enthalten, in zugelassenen Feuerungen für die portieren, die nicht Mitglied der OECD oder der Energieerzeugung genutzt werden dürfen. Sie EU sind, ist verboten. Im Hinblick auf die Klima- unterscheidet in Anhang 5 Ziffer 3 vier Kategori- entwicklung erlangt der Altholzexport zusätz- en, wobei die erste kein Altholz bezeichnet: liche Bedeutung: Die energetische Nutzung entsorgter Holzprodukte senkt die CO2-Emis- 1. Naturbelassenes Holz, zu dem auch sionen, weil sie die Verwendung fossiler Energie- Holzbriketts, Pellets und Schnitzel ge- träger reduziert. Um abschätzen zu können, wie hören, darf auch in kleinen Öfen und die Schweiz ihre Verpflichtungen im Rahmen Cheminées bis 40 kW Feuerungswärme- des Kyoto-Protokolls erfüllt, müssen die Flüsse leistung verbrannt werden. entsorgter Holzprodukte abgeschätzt werden. 2. Restholz, das aus der holzverarbeitenden Industrie stammt und noch nicht verwendet Weitere Informationen unter wurde, darf nur in Anlagen ab einer Feue- www.holzenergie.ch > Shop > Energieholz rungswärmeleistung von 40 kW verbrannt > Holzbrennstoffe nach Luftreinhalteverordnung werden. 3. Mit Altholz wird gebrauchtes Holz, zum Beispiel aus Rück- und Umbauten, von Verpackungen, Paletten und Möbeln, be- zeichnet. Meist enthält es giftige Stoffe und darf nur in Feuerungen mit Filteranlagen und entsprechenden Emissionsgrenzwer- ten ab einer Feuerungswärmeleistung von 350 kW verbrannt werden. 4. Holz, das nicht den ersten drei Kategorien zugeordnet werden kann, wird als proble- matischer Holzabfall bezeichnet und ist stark belastet. Er darf nur in speziell zuge- lassenen Feuerungen verbrannt werden.
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