Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial

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Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Holz: erneuerbarer Rohstoff
mit Potenzial

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Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Der Schweizer Wald
Erneuerbare Ressource, zu wenig genutzt                                                                                                                     4
Die Baumarten im Schweizer Wald                                                                                                                            8
Der Wald im Recht                                                                                                                                          10
Kaskadennutzung
Zurück zum Start                                                                                                                                          12
Bauen mit Holz
Besser Bauen und schöner Wohnen                                                                                                                           14
Primus in jedem Fach                                                                                                                                       16
Potenzial noch nicht ausgeschöpft                                                                                                                          18
Systembau spart Zeit                                                                                                                                       20
Wärme und Strom aus Holz
Klimaneutrale Energie                                                                                                                                     22
Holzenergie für jeden Zweck                                                                                                                                24
Holzfeuerungen in der Schweiz                                                                                                                              27
Holzrecycling
Zweites und drittes Leben                                                                                                                                 28
Die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft
Eine fest verwurzelte Branche                                                                                                                             32
Best Practice
Holzenergie Schweiz                                                                                                                                       34
Flumroc AG                                                                                                                                                35
Renggli AG                                                                                                                                                36
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Wir haben Energie                                                                                                                                          37
Schlusspunkt
Erlebnis Wald                                                                                                                                             38

Herausgeber
AEE SUISSE Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Falkenplatz 11, Postfach, 3001 Bern, www.aeesuisse.ch
Text und Gestaltung: cR Kommunikation AG und Die Blattmacher GmbH
Stand: Februar 2015
Titelbild: © Fred Niederhauser
Der Minergie-P-ECO zertifizierten Holzbau der hb Architekten besticht durch die Verwendung heimischer Hölzer und ist mit
einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie einer Solaranlage für die Warmwassererzeugung ausgestattet. Der schlichte Bau verfügt
über eine grosse Verglasung gegen Süden und bei den übrigen Fassaden gezielt gesetzten Fenster, die die Aussicht der Umgebung
einfangen.

Sämtliche Angaben wurden mit grösstmöglicher Sorgfalt erarbeitet und überprüft. Dennoch lassen sich in einer derart komplexen Materie Fehler nicht immer
vermeiden. Sollten Sie einen Fehler entdecken, bitten wir um Verständnis und um einen Hinweis.

Diese Broschüre wurde möglich dank der Unterstützung von Aktionsplan Holz des Bundesamts für Umwelt BAFU, Flumroc AG,
Holzenergie Schweiz, Holzbau Schweiz, Lignum – Holzwirtschaft Schweiz, MINERGIE® Schweiz, Renggli AG und dem Verband
Schweizerischer Hafner- und Plattengeschäfte (VHP).
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                               2 | 3

Vorwort
Eine Wiederentdeckung

Sehr geehrte Leserin
Sehr geehrter Leser

Holz ist ein vielseitig verwendbares und faszinie-                          Diese Broschüre fasst viele Aspekte rund ums
rendes natürliches Material. Als Baustoff, Werk-                            Holz zusammen, von der Bedeutung des Waldes
stoff und Energieträger begleitet es die Men-                               bis zum Recycling von Altholz. Dabei wird ein
schen seit Jahrtausenden.                                                   besonderer Trumpf des natürlichen Materials
                                                                            ersichtlich: Holz lässt sich mit geringem Ener-
Auch in unserer hoch technisierten Welt hat                                 gieaufwand mehrmals verwenden. Diese Mehr-
Holz seine Bedeutung nicht eingebüsst – im                                  fachnutzung über mehrere Stufen – die soge-
Gegenteil. Auf dem Weg zu einer nachhaltige-                                nannte «Kaskadennutzung» – ist ein Gebot der
ren Welt entdecken wir die Vorzüge von Holz                                 Stunde.
wieder neu. Holz enthält weniger graue Energie
als andere Baumaterialien, vor allem, wenn es                               Holz gehört zu den wenigen natürlichen Res-
aus Schweizer Wäldern stammt. Holzbauten                                    sourcen in der rohstoffarmen Schweiz und ist
sorgen dafür, dass das Treibhausgas Kohlen-                                 ausreichend vorhanden. Heute ernten wir im
dioxid (CO2) gebunden bleibt und nicht in die At-                           Schweizer Wald durchschnittlich erst zwei Drittel
mosphäre gelangt. Darüber hinaus ist Holz ein                               des Zuwachses, das heisst der nachhaltig nutz-
vielseitiger und belastbarer Bau- und Werkstoff                             baren Holzmengen. Nutzen wir das Holz, das vor
sowie ein lokal nachwachsender Energieträger                                unserer Haustür laufend nachwächst, so schaf-
für die Wärmeerzeugung. Wer Schweizer Holz                                  fen wir Arbeitsplätze und tragen dazu bei, unse-
verwendet, sichert zudem Arbeitsplätze im                                   ren Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss zu
Land: Holz hat auch eine beträchtliche wirt-                                senken. Es gibt also viele Gründe, künftig noch
schaftliche Bedeutung.                                                      stärker auf Schweizer Holz zu setzen.

                                                                            Eric Nussbaumer
                                                                            Präsident AEE SUISSE
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Der Schweizer Wald
Erneuerbare Ressource,
zu wenig genutzt

Der Schweizer Wald dehnt sich aus. Eine            Der Schweizer Wald
grosse Menge Holz wächst ständig nach. Doch
nur zwei Drittel davon werden geerntet. Das
ist eine verpasste Chance, denn der nach
Wasser zweitwichtigste Rohstoff der Schweiz         Buchenwälder
ist erneuerbar und klimaneutral. Wer ihn            Tannen-Buchenwälder
nutzt, fördert die Biodiversität und schafft Ar-    übrige Laubwälder
beitsplätze.                                        Tannen-Fichtenwälder
                                                    Fichtenwälder
Der Wald nimmt je nach Klima, geografischer         Arven- und Lärchenwälder
Lage und Boden unterschiedliche Gestalt an,         Föhrenwälder
die Karte zeigt, wo welcher Waldtyp vor-
herrscht. Stets ist er aber ein komplexes Öko-               50 km
system: Über 20 000 Pflanzen- und Tierarten
sowie verschiedene Mikroorganismen leben im
Schweizer Wald. Vielfältig ist auch die Funktion
des Waldes für den Menschen: Der Wald schützt
Siedlungen vor Naturgefahren wie Steinschlä-
gen und Lawinen, er reinigt die Luft, speichert
sauberes Wasser, dient der Erholung, bindet
das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) und liefert
Holz.

Seit 1995 dehnt sich die Schweizer Waldfläche
vor allem in den Voralpen, Alpen und südlich
davon aus. Heute beträgt sie rund 12 800 km2.
Dies entspricht knapp einem Drittel der Lan-
desfläche. Die regionalen Unterschiede sind
allerdings gross: Besonders waldreich sind die
Alpensüdseite und der Jura, diese Regionen
sind zu 52 und 41 % mit Wald bedeckt.

Weitere Informationen unter
www.bafu.admin.ch/wald
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                          4 | 5

                                                                        Quelle: Schweizerisches Landesforstinventar,
                                                                        Ergebnisse der dritten Erhebung 2004 –2006
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Der Schweizer Wald

Waldbesitz                                        Waldnutzung
71 % der Schweizer Waldfläche ist öffentlich      Pro Jahr wachsen rund 10 Mio. m3 Holz nach,
und befindet sich vorwiegend in Gemeindebe-       genutzt werden gemäss Forststatistik knapp
sitz. Es gibt rund 250 000 Eigentümer, 96 % da-   5 Mio. m3. Eine bessere Erschliessung in un-
von sind Privatwaldeigentümer mit weniger als     zugänglichem Gebiet und andere Aspekte
50 ha Wald. Die kantonalen Unterschiede sind      könnten dazu beitragen, weitere 2 bis 3 Mio. m3
beträchtlich.                                     Holz nachhaltig zu nutzen – das heisst, nicht
                                                  mehr Holz zu ernten, als nachwächst. Die Holz-
                                                  ernte schafft Raum für den Jungwuchs sowie
                                                  für Tiere und Pflanzen, die auf mehr Licht an-
                                                  gewiesen sind. Seit 2005 haben sowohl Holz-
                                                  zuwachs als auch Holzvorrat – das sind die
                                                  Kubikmeter Holz pro Hektar – kontinuierlich
                                                  zugenommen, während die verkaufte Holz-
                                                  erntemenge zurückging. Im selben Zeitraum
                                                  wurde weniger Stamm- und Industrieholz ge-
                                                  erntet – hingegen mehr Energieholz.

Waldflächen der Kantone                           Holznutzung 2013
Öffentliches und privates Eigentum 2012

          in ha                                               in m3
200 000                                           5 000 000
180 000
160 000                                           4 000 000
140 000
120 000                                           3 000 000
100 000
 80 000                                           2 000 000
 60 000
 40 000                                           1 000 000
 20 000
      0                                                   0
                                                              Holz total     Stammholz Industrieholz Energieholz Übriges Holz
          NW

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          GL

          FR

          SH
          AR
          ZG

          AG

          JU
          TG
          SO

          SG

          VD
          SZ

          VS
           AI

           TI

             Privatwald                                          Laubholz
             Öffentlicher Wald                                   Nadelholz

Quelle: BAFU, Jahrbuch Wald und Holz 2013         Quelle: BFS, Schweizerische Forststatistik
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                               6 | 7

Holzsortimente                                                                 Schweizer Wald
Bei der Holzernte wird zunächst zwischen Na-                                   Mit dem Klimawandel, höheren Temperaturen
del- und Laubholz unterschieden. Bei beiden                                    und häufigeren Trockenperioden erhöht sich
Holzarten fallen drei verschiedene Sortimente                                  der Anteil der Buchen- und Eichenarten im
an: Stammholz, Industrieholz und Energieholz.                                  Mittelland sowie der Fichte und der Tanne im
Das Stammholz, vorwiegend Nadelholz, wird                                      Gebirge. Der Klimawandel verändert den Wald
im Bau und in der Möbelproduktion eingesetzt                                   längerfristig. Im Mittelland wird die Fichte, die
und bringt den höchsten finanziellen Ertrag. In-                               wichtigste Baumart der Holzindustrie, seltener
dustrieholz wird in der Platten-, Papier- und                                  werden.
Zellstoffindustrie verwendet, Kronenmaterial
und krumme oder schwache Stämme werden
als Energieholz genutzt.

Holzernte nach Sortimenten 1985 –2012                                          Häufigste Baumarten

                                                                                                                         Anteil Waldföhren 2,8 %
     in Mio. Fm
10
                                                                                                                            Anteil Lärchen 5,4 %
9
                                                                                                                           Anteil Buchen 18,8 %
8
7
                                                                                                                             Anteil Ahorn 3,4 %
6
                                                                                                                            Anteil Eschen 4,0 %
5
                                                                                                                                Anteil restliche
4
                                                                                                                              Laubbäume 7,1 %
3
                                                                                                                                Anteil restliche
2
                                                                                                                             Nadelbäume 0,8 %
1
0
     89 90 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
                                                                                                                           Anteil Fichten 43,6 %
        Stammholz
        Industrieholz                                                                                              Anteil Weisstannen 14,1 %
        Waldenergieholz

Quelle: BAFU, Jahrbuch Wald und Holz 2013                                      Quelle: BAFU, Indikatoren Wald und Holz
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Der Schweizer Wald
Die Baumarten im Schweizer Wald

Baumarten, ihre Eigenschaften                              Buche
und Verwendungen
                                                                                Standorte: Bis 1300 m ü.M.
Rund zwei Drittel aller Bäume im Schweizer                                      im östlichen Jura, stellenweise
Wald sind Nadelhölzer. Laubbäume machen                                         im Tessin.
                                                                                Anteil: 19,2 %
den Rest aus. Ihr Anteil steigt, weil sie natür-                                Anzahl: 97 466 000
lich nachwachsen und durch die Klimaerwär-                                      Eigenschaften: Hartes, gut
                                                                                biegbares Holz.
mung gefördert werden.                                                          Verwendung: Möbel, Parkett,
                                                                                Treppen, Sperrholz, Papierholz,
                                                                                Energieholz.
Weitere Informationen unter
www.lignum.ch/schweizerholz
www.lfi.ch/resultate/baumarten

                                                           Tanne (Weisstanne)

                                                                                Standorte: Von 600 bis 1200 m
                                                                                ü.M. im westlichen Jura, im
                                                                                zentralen Mittelland und in den
                                                                                Voralpen.
                                                                                Anteil: 11,8 %
                                                                                Anzahl: 60 081 000
                                                                                Eigenschaften: Sehr weiche,
                                                                                leichte Holzart, gut bearbeitbar.
                                                                                Verwendung: Innen- und
                                                                                Aussenkonstruktionen, Möbel,
                                                                                Leitungsstangen, Papierholz.

Fichte (Rottanne)                                          Lärche

                        Standorte: Dominiert an fast                            Standorte: In jeder Höhe im
                        allen Standorten von 250 bis                            Wallis, in Tessiner Gebirgstälern
                        2200 m ü.M.; im West- und                               und im Bündnerland.
                        Südtessin eher selten.                                  Anteil: 4,2 %
                        Anteil: 39,4 %                                          Anzahl: 21 105 000
                        Anzahl: 199 666 000                                     Eigenschaften: Das schwerste
                        Eigenschaften: Sehr weiche,                             und härteste einheimische
                        leichte, aber tragfeste Holzart,                        Nadelholz. Dauerhaft.
                        gut bearbeitbar.                                        Verwendung: Konstruktion und
                        Verwendung: Holzbau, Innen-                             Verkleidung innen und aussen,
                                                                                Möbel, Fensterrahmen, Furniere,
                        konstruktionen, Dachstühle,
                                                                                Schindeln.
                        Schichthölzer, Papierholz.
Holz: erneuerbarer Rohstoff mit Potenzial
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                          8 | 9

Esche                                                                       Birke

                            Standorte: Von 400 bis 800 m ü.M.                                    Standorte: Bis 2000 m ü.M. auf
                            im Mittelland, im östlichen                                          der Alpensüdseite und teilweise
                            Jura und in den Alpen.                                               in den Alpen; selten in den
                            Anteil: 3,6 %                                                        Voralpen und im Jura.
                            Anzahl: 18 238 000                                                   Anteil: 1,3 %
                            Eigenschaften: Hartes, zähes                                         Anzahl: 6 431 000
                            Holz, gut bearbeit- und biegbar.                                     Eigenschaften: Weiches, aber
                            Verwendung: Böden, Wände,                                            zähes und elastisches Holz mit
                            Decken, Möbel, Sportgeräte,                                          guten mechanischen Eigenschaften.
                            Werkzeugstiele, Spanplatten.                                         Verwendung: Dekorativer Innen-
                                                                                                 ausbau, Schnitz- und Drechsel-
                                                                                                 holz, Parkett, Cheminéeholz.

Bergahorn                                                                   Arve

                            Standorte: Von 300 bis 1700 m                                        Standorte: Vor allem oberhalb
                            ü.M. im Jura, im östlichen Mittel-                                   von 1800 m ü.M. im Engadin
                            land und in den Voralpen.                                            und in südlichen Walliser
                            Anteil: 3,4 %                                                        Seitentälern.
                            Anzahl: 17 112 000                                                   Anteil: 0,8 %
                            Eigenschaften: Relativ weich,                                        Anzahl: 4 078 000
                            gut bearbeit- und imprägnierbar.                                     Eigenschaften: Sehr weich,
                            Gleichmässig helle Farbe.                                            faserig und leicht, gut bearbeitbar.
                            Verwendung: Möbel, Küchen-                                           Verwendung: Täfer, Möbel,
                            geräte, Schnitz- und Drechselholz,                                   Fensterrahmen, Furniere,
                            Modellbau, Spanplatten.                                              Schnitz- und Drechselholz.

Kastanie (Edelkastanie)                                                     Eiche (Stieleiche)
                            Standorte: Bis 1250 m ü.M. im                                        Standorte: Unter 800 m ü.M. im
                            Tessin und teilweise im Wallis.                                      Mittelland und im östlichen Jura.
                            Anteil: 2,4 %                                                        Anteil: 0,7 %
                            Anzahl: 12 052 000                                                   Anzahl: 3 594 000
                            Eigenschaften: Hartes Holz, sehr                                     Eigenschaften: Hartes, dauerhaftes
                            dauerhaft und gut bearbeitbar.                                       Holz, leicht bearbeitbar.
                            Verwendung: Bauholz für Böden                                        Verwendung: Bau- und Kon-
                            und Simse, Möbelholz.                                                struktionsholz für innen und
                                                                                                 aussen, Möbel, Furniere, Parkett,
                                                                                                 Stützpfosten.

                                                                                                             Quelle: Landesforstinventar
Der Schweizer Wald
Der Wald im Recht

Die Bedeutung des Waldes zeigt sich unter an-    eine Bewilligung des Forstdiensts vorgeschrie-
derem darin, dass ihm der Gesetzgeber in der     ben (Art. 21 WaG).
revidierten Bundesverfassung von 1874 einen
eigenen Artikel widmete (Art. 77 BV). Zunächst   Die Schweiz kennt zudem eine rechtliche Be-
beschränkte sich dessen Wirkung auf die Berg-    sonderheit, die es in vielen anderen Ländern
kantone.                                         nicht gibt: Art. 699 des Schweizerischen Zivil-
                                                 gesetzbuchs (ZGB) räumt der Bevölkerung das
Abgeholzte Bergflanken und dadurch ausgelös-     Recht ein, den Wald zu betreten und zum Bei-
te Naturkatastrophen veranlassten die Schweiz    spiel Beeren oder Pilze im «üblichen Umfang»
1876 dazu, ein Forstpolizeigesetz zu erlassen.   zu sammeln.
Das revolutionär Neue daran war der Grundsatz
der Nachhaltigkeit: Nur die Zinsen – das nach-
                                                 Weitere Informationen unter
wachsende Holz – sollten genutzt werden dür-
                                                 www.admin.ch/bundesrecht > Waldgesetz
fen. Das Kapital – der Holzvorrat – musste un-
angetastet bleiben. Das Forstpolizeigesetz von
1876 war und ist internationales Vorbild.

Die Grundsätze über den Schutz des Waldes
sind heute im eidgenössischen Waldgesetz und
der Waldverordnung wie auch auf kantonaler
Ebene geregelt:

§   Waldgesetz (WaG): Bundesgesetz vom
    4. Oktober 1991 über den Wald
§   Waldverordnung (WaV): Verordnung vom
    30. November 1992 über den Wald

Im Zweckartikel des Waldgesetzes heisst es:
«Dieses Gesetz soll den Wald in seiner Fläche
und in seiner räumlichen Verteilung erhalten.»
Damit garantiert der Gesetzgeber die nachhal-
tige Nutzung des Waldes: Es darf nie mehr Holz
geschlagen werden als nachwächst. So sind
Rodungen und Kahlschlag (Art. 5 und 22 WaG)
verboten und ist für das Fällen von Waldbäumen
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz         10 | 11

Für erneuerbare Wärme gibt es erprobte
Technologien, die sogar die Heizkosten senken.

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Kaskadennutzung
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Holz ist der zweitwichtigste erneuerbare Roh-         Wald
stoff unseres Landes. Er bindet grosse Mengen         Bäume binden mithilfe von Licht und Wasser das
an CO2. Die sogenannte Kaskadennutzung –              Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) und setzen
also die Mehrfachnutzung bis zum Ende des             Sauerstoff (O2) frei. Bei diesem Prozess, den
Lebenszyklus – verbessert die ohnehin gute            man Fotosynthese nennt, werden CO2-Moleküle
Energie- und CO2-Bilanz von Schweizer Holz            aus der Luft aufgespalten und der Kohlenstoff
noch einmal.                                          im Holz eingebaut. In Schweizer Wäldern sind
                                                      etwa 142 Mio. Tonnen Kohlenstoff eingelagert.
                                                      Sie wurden aus 520 Mio. Tonnen CO2 gewonnen.
                                                      Zum Vergleich: 2012 wurden in der Schweiz rund
                                                      43 Mio. t CO2 freigesetzt.

                                          Sonnenenergie

                                                CO2

           Heizkraftwerk

                                           Recycling                 Stamm- Industrie- Energie-
                                                                     holz   holz       holz

                                                  Sägewerk
    Mehrfamilienhaus

                                                                                  Span-/Faser-
                                                                                  plattenwerk

Quelle: Lignum, Holzwirtschaft Schweiz
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                             12 | 13

Holzverarbeitung                                                            einer Umwandlung (Zerspanen, Zerfasern) im
Die Holzernte wird nach Sortimenten sortiert:                               Ausland in Span- und Faserplatten eingesetzt.
Stammholz wird in Sägewerken zum vielseitig                                 Ist eine solche Verwertung nicht möglich, kann
verwendbaren Werkstoff Holz verarbeitet; In-                                Holz immer noch Heiz- oder Prozessenergie
dustrieholz wird der Papier- und Plattenindust-                             liefern.
rie zugeführt; Energieholz dient der Wärme-
erzeugung in der Industrie, in Heizkraftwerken                              Energie aus Holz
und kleinen Holzfeuerungen.                                                 2013 wurden aus Holz über 8400 GWh Energie
                                                                            erzeugt. Dies entspricht etwa 4,5 % des jährli-
Bauen mit Holz                                                              chen Energieverbrauchs. Fast die ganze Ener-
Heute werden ganze Mehrfamilienhäuser und                                   gie dient der Wärmeerzeugung, nur 5 % davon
grosse Bürogebäude aus Holz gebaut. Diese                                   werden zur Stromproduktion eingesetzt. In den
Bauweise benötigt wenig graue Energie und                                   vergangenen vier Jahrzehnten hat sich die
verursacht weniger Treibhausgase als andere:                                Energieproduktion aus Holz vervierfacht, doch
Mit jedem zusätzlich verbauten Kubikmeter                                   das Potenzial der dezentralen Wärmenutzung
Holz lässt sich rund eine Tonne CO2 einsparen.                              ist weiterhin gross. Das bei der Verbrennung
Werden Bäume zu dauerhaften Holzprodukten                                   freigesetzte CO2 wird von nachwachsenden
wie Häuser oder Innenausbauten verarbeitet,                                 Bäumen wieder gebunden – damit schliesst
bleibt darüber hinaus Kohlenstoff aus dem CO2                               sich der Kreis.
über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gebun-                                                                                             !
den. Fast ein ganzer Jahresausstoss an Treibh-                                 Aktionsplan Holz
ausgas ist heute im Gebäudepark der Schweiz
                                                                               Der Bund verfolgt seit 2008 seine Ressourcenpolitik Holz un-
gespeichert. Diese Leistung anerkennt das re-                                  ter der Federführung des BAFU. Der Aktionsplan Holz setzt
vidierte Schweizer CO2-Gesetz: Das Treibhaus-                                  diese Politik um: Er fördert die nachhaltige Gewinnung und
                                                                               ressourceneffiziente Kaskadennutzung von Holz aus Schwei-
gas, das in verbautem Holz gespeichert ist, darf                               zer Wäldern. Das Programm wird mit relevanten Akteuren
in der Schweizer CO2-Bilanz ausdrücklich an-                                   und Sektoralpolitiken abgestimmt und umgesetzt. Insbeson-
                                                                               dere mit dem Bundesamt für Energie (BFE), dem Staatsse-
gerechnet werden.                                                              kretariat für Wirtschaft (SECO) und den Kantonen sowie der
                                                                               Wald- und Holzwirtschaft.

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                                                                               www.bafu.admin.ch/aktionsplan-holz
Holzprodukte, die ihren primären Dienst erfüllt
haben, müssen nicht zwingend entsorgt wer-
den. Manche Bauteile lassen sich mehrmals
nutzen. Sie können für die gleichen oder andere
Zwecke weiterverwendet werden (z.B. Täfer als
Täfer). Oder sie werden zum Beispiel nach
Bauen mit Holz
Besser bauen
und schöner wohnen

Holz erfüllt fast jede Anforderung an einen       der Gestaltung von Holzbauten. Der Start-
Baustoff und entspricht auch den Bedürfnis-       schuss zu einer neuen Ära erfolgte dann 2005,
sen modernster Architektur. Deshalb wird er       als die Vereinigung Kantonaler Feuerversiche-
heute so oft eingesetzt wie schon lange nicht     rungen (VKF) gesamtschweizerische Brand-
mehr.                                             schutzvorschriften erliess. Mittlerweile hatte
                                                  sich nämlich die Erkenntnis durchgesetzt,
Holz und Stein sind die wohl ältesten Bauma-      dass richtig konstruierte Holzhäuser im
terialien der Welt. Doch Naturstein wurde in      Brandfall so sicher sind wie solche aus Beton
den letzten 100 Jahren fast völlig von Binde-     oder Stahl. Deshalb erlaubten die Vorschriften
mitteln wie Zement verdrängt; heute kommt         von 2005 nicht mehr nur zweigeschossige,
Naturstein fast nur noch dekorativ zum Ein-       sondern bis zu sechsgeschossige Häuser mit
satz. Holz hingegen spielt als Baustoff immer     hölzernem Tragwerk. Diese Vorschriften und
noch eine wichtige Rolle. Nachdem es vorü-        die neuen Gestaltungsmöglichkeiten machten
bergehend etwas in Vergessenheit geraten          das Bauen mit Holz auch im städtischen Um-
war und während Jahrzehnten fast nur in der       feld, wo Verdichtung aus mehreren Gründen
ländlichen Architektur eingesetzt wurde, er-      immer wichtiger wird, zu einer echten Alterna-
lebt es seit Ende der 1980er-Jahre einen re-      tive. Das leichte Material ist nämlich beson-
gelrechten Boom. Renommierte Schweizer Ar-        ders geeignet beim Weiterbauen im Bestand,
chitekten wie Herzog und de Meuron oder           also für Anbauten oder Aufstockungen. Immer
Peter Zumthor präsentierten das Material in       öfter wird Holz auch in Hybridbauten einge-
völlig neuen Formen. Holz wird heute in der       setzt, also in Mischbauweisen mit Holz, Beton
Architektur wieder vielseitig und häufig ver-     oder Stahl. Fachleute gehen davon aus, dass in
wendet; spezialisierte Holzbauingenieure be-      der Schweiz heute rund 12 bis 15 % aller beste-
gleiten grosse Bauprojekte.                       henden Gebäude Holzbauten sind. Das einhei-
                                                  mische Holzpotenzial würde gar eine Verdop-
Wendepunkt 2005                                   pelung dieser Quote zulassen – und die vielen
Die Wiedergeburt der Holzarchitektur hat ver-     Vorteile des natürlichen Baustoffs würden ei-
schiedene Gründe. Dazu zählt, dass Baufach-       nen solchen Quantensprung geradezu fordern.
leute Ende des 20. Jahrhunderts – in einer Zeit
wachsenden Umweltbewusstseins – die ökolo-
gischen und energetischen Vorteile des lokal
nachwachsenden und leichten Baustoffs Holz
erkannten. Die Entwicklung computerunter-
stützter Konstruktions- und Fertigungsver-
fahren bot ihnen bisher ungeahnte Freiheit bei
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                                  14 | 15

Das Mehrgenerationenhaus Giesserei in Winterthur besticht durch die vielfältige Nutzung von Holz.                           © Hannes Henz, Zürich

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Zum Beispiel die Giesserei in Winterthur                                       Brandschutz
Holz eignet sich auch für Grossbauten bestens:                                 Wissenschaftliche Brandversuche zeigen: Holz brennt lang-
                                                                               sam und berechenbar ab und behält dabei – was für den
Die Überbauung Giesserei in Winterthur mit ih-                                 Brandschutz besonders wichtig ist – lange seine Tragfä-
ren 155 Wohnungen besteht – abgesehen vom                                      higkeit. Die im Bau üblichen Nadelhölzer verbrennen etwa
                                                                               einen Millimeter pro Minute, Laubhölzer halb so viel. Unter
Untergeschoss und von den Treppenhäusern –                                     der verkohlten Oberfläche bleibt Holz unbeschädigt und des-
komplett aus Holz. Galli Rudolf Architekten ver-                               halb tragfähig, egal, wie heiss das Feuer ist. Stahl dagegen
                                                                               verliert ab 450°C seine Tragfähigkeit, und die Druckfestigkeit
liehen dem nach Minergie-P-Eco zertifizierten                                  von Beton reduziert sich bei 650°C um zwei Drittel.
Bau zusätzlichen Charme, indem sie das
                                                                               Die neueste Generation der Schweizer Brandschutzvor-
Fassadenholz zur farblichen Gestaltung mit                                     schriften wurde 2014 erarbeitet und ist am 1. Januar 2015
                                                                               in Kraft getreten. Neu können Holzbauten in allen Gebäude-
Schlämmfarbe auf Leinölbasis behandelten.
                                                                               kategorien und Nutzungen errichtet werden. Bei den Anfor-
Sie schützt das Holz, ohne es vollständig zu                                   derungen an den Feuerwiderstand wird nicht mehr zwischen
                                                                               brennbarer und nicht brennbarer Konstruktion unterschie-
versiegeln. Die Farbe altert zusammen mit dem                                  den. Damit erweitern sich die Anwendungsmöglichkeiten für
Holz, sodass die Überbauung mit den Jahren                                     das Holz noch einmal deutlich.
immer mehr an Charakter gewinnt.                                               Weitere Informationen unter
                                                                               www.vkf.ch
Bauen mit Holz
Primus in jedem Fach

Holz ist leicht, stabil, beständig und sehr gut     reichen und im Innenausbau ist keine vorbeu-
formbar. Jede Holzart verfügt zudem über            gende Behandlung mit Holzschutzmitteln nötig.
eigene Eigenschaften, die sie für unterschied-      Die natürliche Vergrauung von Holz durch UV-
liche Anwendungen im Hausbau empfehlens-            Licht, Auswaschung und Mikroorganismen bie-
wert machen – von der Fassade über die Trag-        tet einen gewissen Schutz. Ist das Holz Wind
konstruktion bis hin zu Böden und Decken.           und Wetter jedoch stark ausgesetzt, kann es für
                                                    eine längere Lebensdauer mit Oberflächen-
Holz gehört zu den wenigen Rohstoffen, die in       oder Tiefenschutzverfahren behandelt werden.
der Schweiz ausreichend vorhanden sind. Wer         Bauliche Massnahmen in der Planung und bei
mit Holz baut, muss das Baumaterial also – zu-      der Konstruktion eines Hauses können eben-
mindest theoretisch – nicht erst durch halb Eu-     falls dazu beitragen, die Lebensdauer des Ma-
ropa oder gar rund um die Welt transportieren.      terials zu verlängern. Zum Beispiel verhindert
Dies wirkt sich auf die graue Energie aus. Diese    ein genügend grosser Abstand der Fassade zum
Summe aller Energie, die für Herstellung,           Boden, dass Spritzwasser zu Fäulnis führt. Hin-
Transport und Verarbeitung auf der Baustelle        terlüftete Fassaden sorgen für eine gute Luft-
benötigt wird, ist bei Holz deutlich geringer als   zirkulation innerhalb der gesamten Konstrukti-
bei anderen Baustoffen. Das macht Holz zu ei-       on, Vordächer schützen die Fassade vor der
nem besonders umweltverträglichen Baumate-          Witterung.
rial. Seine Verwendung wirkt sich positiv aufs
Klima aus, weil Holz in Häusern oder Innenaus-      Problemloser Unterhalt
bauten Kohlenstoff aus CO2 über Jahrzehnte          Ist ein Haus einmal gebaut, stellt sich nach eini-
oder gar Jahrhunderte bindet und so dem CO2-        ger Zeit die Frage nach dem Unterhalt. Dieser
Kreislauf entzieht. Und auch bezüglich Heiz-        gestaltet sich bei Holzbauten in der Regel sehr
energiebilanz glänzen Holzbauten. Trotz ihrer       einfach und kostengünstig. Schon eine unbe-
verhältnismässig geringen Wandstärken errei-        handelte Tannenholz-Fassade benötigt nur we-
chen sie nämlich Wärmedämmwerte, die deut-          nig Unterhalt und bleibt jahrzehntelang funk-
lich über den Normen liegen. Holzbauten kön-        tionstüchtig. Gestrichene Holzfassaden brauchen
nen deshalb sparsam beheizt werden und              von Zeit zu Zeit zwar einen neuen Anstrich –
erfüllen höchste energetische Anforderungen         aber das gilt für alle Fassaden. Beschädigte
nach Minergie-P problemlos.                         Fassadenteile können einfach entfernt und
                                                    durch neue ersetzt werden. Seit einigen Jahren
Hohe Lebensdauer                                    gibt es vorvergraute Hölzer, mit denen die na-
Holz ist von Natur aus sehr widerstandsfähig.       türliche Alterung optisch vorweggenommen
Das älteste noch erhaltene Holzhaus der             wird; sie lassen sich harmonisch in eine ältere
Schweiz und Europas – das Haus Nideröst –           Fassade einfügen, ohne dass ein farbliches
stammt aus dem Jahr 1176. In geschützten Be-        Flickwerk entsteht.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                  16 | 17

Das Hotel Arnica thront über den Arvenwäldern in Scuol.                                                          © Andrea Badrutt

Wohlfühl-Atmosphäre                                                          bindet Gerüche. Nicht nur der Feuchtigkeits-
Auch lange nach der Bauphase spielt Holz seine                               ausgleich dient der passiven Klimakontrolle,
Stärken aus. Das Material verfügt über Eigen-                                denn Holz bietet im Vergleich zu anderen Bau-
schaften, die das Raumklima verbessern und zu                                materialien eine gute Wärmedämmung im Win-
hoher Wohnqualität beitragen. Eine finnische                                 ter wie im Sommer.
Studie zeigt, dass Holzoberflächen – vor allem
unbehandelte – die Luftfeuchtigkeit der Raum-                                Zum Beispiel das Hotel Arnica in Scuol
luft stabilisieren. Dies ist wichtig, weil bei zu ge-                        Das Hotel Arnica in Scuol ist ein Paradebeispiel
ringer Raumluftfeuchte der Staubanteil in der                                dafür, wie viel graue Energie mit Holz gespart
Luft zunimmt; eine zu hohe Raumluftfeuchte                                   werden kann: Das gesamte Gebäude sowie die
erhöht hingegen das Risiko der Schimmelpilz-                                 komplette Möblierung bestehen aus Arvenholz,
bildung und fördert Bakterien, Viren und Haus-                               das in der Region wächst und im lokalen Bau-
staubmilben. Holz kann hier regulierend ein-                                 und Schreinereigewerbe Tradition hat. Die un-
greifen, weil es Feuchtigkeit sowohl aufnehmen                               gewöhnliche Formgebung liess sich am Com-
als auch abgeben kann – je nachdem, was gera-                                puter exakt berechnen und simulieren.
de nötig ist. Ein angenehmer Nebeneffekt: Die
Stabilisierung der Luftfeuchtigkeit verhindert
auch zu grosse Temperaturschwankungen und
Bauen mit Holz
Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Mit Holz kann man heute so vielfältig bauen        Holzbauingenieure: gesuchte Fachleute
wie mit mineralischen Baustoffen. Möglich ist      Je grösser die Bedeutung und die Möglichkeiten
dies, weil sich die Industrialisierung und Digi-   von Holz im Bauwesen werden, desto gefragter
talisierung auf allen Produktionsstufen in den     sind Spezialisten, die sich mit diesem Baustoff
letzten Jahren enorm entwickelt hat.               auskennen und ihn fachgerecht einsetzen kön-
                                                   nen. Der Weg zur Holz-Fachperson ist jedoch
Heute können computergesteuerte Maschinen          lang. Er führt in der Regel über ein drei- bis
Bauelemente von der Planung bis zum Zu-            vierjähriges Bachelorstudium in Holztechnik,
schnitt herstellen. Die neuen Fertigungstechni-    das zum Beispiel an der Berner Fachhochschule
ken sparen Material, garantieren eine bisher       Architektur, Holz und Bau in Biel (BFH-AHB)
nicht erreichte Präzision und bieten Architekten   angeboten wird. Die BFH bietet in Zusammen-
die volle Freiheit bei ihren Entwürfen. Bei der    arbeit mit der deutschen Hochschule Rosen-
Planung und Konstruktion kommen CAD-Pro-           heim (HS RO) den europaweit einzigartigen in-
gramme (Computer Aided Design, computerge-         ternationalen Masterstudiengang Holztechnik
stütztes Design) zum Einsatz. Sie haben den        an, der vertiefte Fachkenntnisse in Holzingeni-
Vorteil, dass man das Resultat dreidimensional     eurwesen, Management und Methodik vermit-
betrachten kann, bevor eine Säge zum Einsatz       telt. Der Studiengang sorgt dafür, dass auch die
kommt. Die mit CAD erstellten Daten werden         nötigen Fachleute vorhanden sind, wenn die
von den planenden Architekten für das CAM          Entwicklung im Holzbau rasant weitergeht.
(Computer Aided Manufacturing, computerge-
stützte Herstellung) an die ausführenden Holz-
                                                   Weitere Informationen unter
bauer weitergegeben und direkt in die zur
                                                   www.ahb.bfh.ch
Produktion benötigten Maschinen eingespeist.
Fehlerquellen werden auf diese Weise praktisch
ausgeschlossen, und die Herstellungspräzision
ist weit höher als bei manueller Fertigung.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                               18 | 19

Das Einfamilienhaus in Horgen wurde in nur vier Tagen errichtet.                     © Jürg Zimmermann, Zürich

Zum Beispiel das
Einfamilienhaus Gottshalden in Horgen
Das von Rossetti + Wyss entworfene Gebäude
wirkt auf den ersten Blick, als sei es aus einem
Klotz herausgeschnitten worden. Im Innern
sind sämtliche sichtbaren Holzelemente aus
Eiche und der Innenausbau besticht durch seine
Vielfältigkeit. Die Aussenhaut wurde in Fichten-
und Tannenholz realisiert. Ob kleine dreieckige
Nische oder offenes, geräumiges Esszimmer:
mit Holz kann heute fast jede gestalterische
Idee umgesetzt werden. Und auch bei diesem
Einfamilienhaus war die eigentliche Bauzeit
denkbar kurz: Da alle Elemente vorgefertigt
worden waren, konnte das Gebäude in nur vier
Tagen errichtet werden.
Bauen mit Holz
Systembau spart Zeit

Holzgebäude lassen sich auf ganz verschiedene
Weise konstruieren. Die diversen Möglichkeiten
des Systembaus haben gemeinsame Vorteile:
Sie machen das Bauen schnell und damit kos-
tengünstig.

Während auf dem Bauplatz noch am Funda-
ment gearbeitet wird, entstehen in der trocke-     Rahmenbau
nen Halle der Zimmerei schon die präzise ge-       Die Rahmenbauweise zeichnet sich dadurch aus,
fertigten Elemente für den Systembau. Das          dass sie mit meist wenigen, komplett vorgefer-
spart unter anderem auch kostbare Bauzeit. Ein     tigten Teilen auskommt. Ganze Wand- und De-
gewichtiger Vorteil des Baustoffs Holz ist, dass   ckenelemente lassen sich mit verhältnismässig
er viel weniger wiegt als Beton. Manchmal kann     geringen Holzquerschnitten produzieren; die
man bei Holzbauten auf weichen Untergründen        Holzrahmen werden beidseitig mit Holzwerk-
sogar auf die Pfählung verzichten.                 stoffplatten stabilisiert. Oft sind sogar bereits
                                                   Leitungen, Innen- und Aussenverkleidungen,
Hybridbauten                                       Fenster und Türen eingefügt. Die einzelnen Ele-
Mehrgeschossige Wohn- und Gewerbebauten            mente werden komplett angeliefert und von rela-
sowie Bauten der öffentlichen Hand werden im-      tiv wenigen Monteuren vor Ort zusammengefügt.
mer häufiger mit Tragwerken aus Holz in Kom-       Die Vorfertigung verringert die Gestaltungsmög-
bination mit anderen Materialien wie Beton,        lichkeiten kaum. Im Wohnungsbau in Europa hat
Mauerwerk, Glas oder Stahl errichtet. Hybrid-      sich diese Holzbauweise in den letzten 30 Jahren
bauten erlauben es Architekten, jedes Bauma-       als wichtigste durchgesetzt, weil sie Kosten und
terial gemäss seinen eigenen Vorteilen bezüg-      Bauzeit spart.
lich Statik, Wärmedämmung, Akustik oder Optik
einzusetzen. Das Tragwerk wird bei solchen Hy-
bridbauten meist im Rahmen- oder Skelettbau
geplant.

                                                   Skelettbau
                                                   Die Skelettbauweise hat zwei Vorläufer: die Fach-
                                                   werkhäuser – die eigentlich nichts anderes sind
                                                   als Skelettbauten, bei denen das Skelett noch
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                               20 | 21

sichtbar ist – und die Hallenkonstruktionen aus                             dass sich das Holz nach der Montage durch
Gusseisen und Stahl aus dem 19. Jahrhundert.                                Schwinden verformt. Die Fassaden können auch
Der Rohbau des Gebäudes besteht aus einer                                   mit Klinker, Putz oder anderen Materialien ver-
Tragstruktur aus Holz, einem eigentlichen Ge-                               kleidet werden.
rippe. Dieses wird anschliessend mit der Innen-
und Aussenfassade verkleidet; der Innenausbau
erfolgt mit in der Regel nicht tragenden Wänden,
was höchste Flexibilität in der Raumaufteilung
gewährleistet. Mit dieser Bauweise lassen sich
auch grosse Konstruktionen wie Schulbauten
oder Industrie- und Gewerbehallen problemlos
realisieren.

                                                                            Blockbau
                                                                            Die traditionellste Bautechnik mit Holz ist der
                                                                            Blockbau. Man trifft ihn sowohl bei den Block-
                                                                            hütten in der Wildnis Kanadas als auch bei vielen
                                                                            Chalets in den Schweizer Alpen an. Das Prinzip
                                                                            ist denkbar einfach: Entrindete, teilweise behau-
                                                                            ene Holzstämme oder Holzbohlen werden über-
                                                                            einandergeschichtet und mittels Nut und Kamm
Massivholzbau                                                               miteinander verbunden. Die Enden der so ent-
Die Massivholzbauweise ist ein vergleichsweise                              stehenden Wände sind reissverschlussartig in-
neues System, das aus der Entwicklung gross-                                einander verzahnt.
flächiger massiver Holzplatten entstand. Kern-
stück von Massivholzbaukonstruktionen ist meist
                                                                            Weitere Informationen unter
ein Gebäudequerschnitt in Plattenform. Die                                  www.lignum.ch/holz_a_z/ konstruktion
Wände, Böden und Decken übernehmen dabei
zugleich tragende und raumbildende Funktio-                                 Quelle: Lignum, Holzbau – Argumente

nen. Auch bei dieser Bauweise können ganze
Elemente vorgefertigt und dann miteinander ver-
leimt, verdübelt oder verstiftet werden. Weil die
Elemente mehrere Funktionen übernehmen,
werden weniger Bauteilschichten benötigt als
bei anderen Konstruktionssystemen. Der Aufbau
der Platten wiederum verhindert weitgehend,
Wärme und Strom aus Holz
Klimaneutrale Energie

Holzfeuerungen nutzen einen Rohstoff, der in            Das verfeuerte Holz erzeugt über 8400 GWh
unseren Wäldern laufend nachwächst. Beim                Energie und deckt damit rund 4,5 % des gesam-
Verbrennen von Holz für Wärme und Strom wird            ten Schweizer Bedarfs. Der allergrösste Teil der
CO2 freigesetzt, das beim Nachwachsen der               Energie, nämlich rund 95 %, wird zur Wärmeer-
Bäume gleich wieder gebunden wird: Der Kreis-           zeugung eingesetzt, etwas mehr als 5 % dienen
lauf des Energieträgers Holz ist klimaneutral.          der Stromproduktion. Das Potenzial der Holz-
                                                        energie ist noch nicht ausgeschöpft. Doch die
In der Schweiz werden pro Jahr durchschnittlich         Verwendung des vorhandenen Holzes als Ener-
4,5 Mio. m3 Energieholz verfeuert. Der grösste          gieträger soll nicht durch die ineffiziente Her-
Teil davon kommt direkt aus dem Wald, die               stellung biogener Treibstoffe konkurrenziert
andere Hälfte sind Reste aus der Holzverar-             werden.
beitung und Altholz:

Energieholzverbrauch nach Brennstoffsortiment
1994–2013, witterungsbereinigt (in Mio. m3):

5,0
4,5
4,0
3,5
3,0                                                                                 Altholz *
2,5                                                                                 Sägerestholz
2,0                                                                                 Pellets
1,5                                                                                 Schnitzel Waldholz
1,0                                                                                 Stückholz
0,5                                                                              * Inklusive Altholznutzung in
  0                                                                                Kehrichtverbrennungsanlagen
       94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13
Quelle: BFE, Schweizerische Holzenergiestatistik 2013
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                             22 | 23

Nachwachsend und klimaneutral                                               Finanzielle Förderung
Dass Holz zur Energieerzeugung genutzt wird,                                Neben all den genannten Vorzügen gibt es einen
ist für die Umwelt eine gute Sache. Wird das Holz                           weiteren Grund, warum sich der Einbau von
aus der Umgebung bezogen und in modernen ef-                                Holzfeuerungen lohnt: Einige Kantone und viele
fizienten Anlagen verbrannt, sind Holzfeuerun-                              Gemeinden unterstützen den Bau von Holzfeue-
gen besonders ökologisch. Und sie machen un-                                rungen mit Förderbeiträgen oder sie gewähren
abhängig von importierter Energie. Zwar wird                                Steuererleichterungen für Haushalte, die nach-
beim Verbrennen von Holz CO2 freigesetzt – die-                             träglich eine Pelletfeuerung einbauen. Informa-
ses wird aber wieder gebunden, wenn Holz nach-                              tionen dazu erhält man bei den regionalen Ener-
wächst. Energie aus Holz ist aber nicht einfach                             gieberatungsstellen. Vermieter bekommen in
ein Nullsummenspiel, denn sie ersetzt oft Ener-                             der Mietrechtsverordnung einen Anreiz, um auf
gie aus nicht erneuerbaren Ressourcen. Der                                  erneuerbare Wärme aus Holzfeuerungen umzu-
Einsatz von Energieholz spart heute 1100 Mio. l                             stellen: Sie können die Mehrinvestitionen von
Heizöl pro Jahr und verhindert auf diese Weise,                             Holzfeuerungen gegenüber fossilen Heizsyste-
dass 2,8 Mio. t CO2 aus fossilen Brennstoffen in                            men auf ihre Mieter abwälzen. Höhere Mietkos-
die Atmosphäre gelangen.                                                    ten werden dafür teilweise durch tiefere Neben-
                                                                            kosten und Brennstoffpreise kompensiert.
Heizkosten als Argument
Holzfeuerungen schneiden aber nicht nur ökolo-
                                                                            Weitere Informationen zur Förderung unter
gisch gut ab, sie sind auch ökonomisch überzeu-                             www.energieschweiz.ch
gend. 2014 erhöhte der Bund die CO2-Abgabe auf
fossile Brennstoffe von 36 Franken pro Tonne CO2
auf 60 Franken, weil die Schweiz ihr CO2-Vermin-
derungsziel 2012 für Brennstoffe verfehlte. Dies
bedeutet eine Preissteigerung von 6,5 Rappen pro
Liter Heizöl. Während die Preise für Heizöl und
Erdgas starken Schwankungen unterworfen sind
und in den letzten Jahren stiegen, bleiben die
Preise für Holzbrennstoffe stabil. Heizöl kostet
heute rund 8 Rappen pro Kilowattstunde, die
Brennstoffkosten für Pellets liegen ebenfalls bei
8 Rappen pro Kilowattstunde; Stückholz ist noch
günstiger und die Preise für Schnitzel liegen bei
rund 5 Rappen pro Kilowattstunde. Innerhalb we-
niger Jahre sind damit die etwas höheren Investi-
tionskosten für eine Holzfeuerung amortisiert.
Wärme und Strom aus Holz
Holzenergie für jeden Zweck

Holzfeuerungen gibt es in unterschiedlichen            Zentralheizungen
Leistungsklassen und für verschiedene Zwecke:          Zentralheizungen mit Holzfeuerung verbrennen
vom Cheminéeofen bis zur effizienten Gross-            Schnitzel, Pellets oder Stückholz automatisch
anlage für den Wärmeverbund.                           und ohne grossen Wartungsaufwand für die Be-
                                                       treiber, um Wasser im Heizungskreislauf und
Holzfeuerungen sind vielfältig: Sie gewinnen           Brauchwasser aufzuwärmen. Diese Systeme
Energie aus Stückholz, Holzschnitzeln, Pellets         lassen sich in modernen Häusern gut mit Solar-
oder Holzbriketts, und sie werden mit ganz ver-        anlagen kombinieren und sind dann besonders
schiedenen Leistungen betrieben. Kleine Einzel-        umweltfreundlich. So versorgen sie das ganze
raumfeuerungen dienen vor allem als zusätzliche        Haus mit Wärme und Warmwasser.
Wärmequelle in der Übergangszeit und sorgen für
eine wohnliche Atmosphäre sowie für ein behag-
liches Klima. Als Zentralheizung liefern Holzfeue-
rungen Wärme für Ein- und Mehrfamilienhäuser.
Der besondere Vorteil einer Zentralheizung: In
dieses System lassen sich auch andere erneuer-
bare Wärmequellen wie Solaranlagen integrieren.
In dieser Kombination lassen sich die jeweiligen
Stärken der Energieträger Holz und Sonne opti-
mal einsetzen. Grosse Holzheizkraftwerke schliess-
lich versorgen einen ganzen Wärmeverbund.
                                                       Quelle: IG Pro Kamin
Holzheizkraftwerke
In grossen Holzfeuerungen werden meist Schnit-
zel oder Pellets verbrannt. Sie arbeiten besonders     Hackschnitzelfeuerungen und
effizient und kostengünstig. Holzheizkraftwerke        Wärmekraftkoppelungs-Anlagen: doppelt gut
können auch Abwärme aus Produktionsprozes-             Das grösste Wachstum bei den Holzbrennstoffen
sen nutzen.                                            verzeichnen seit Jahren die Hackschnitzel. Zum
                                                       Einsatz kommen sie vor allem in grossen Heiz-
                                                       anlagen und in Kombination mit Wärmeverbun-
                         Fernwärme-                    den, die bis zu mehrere Megawatt Leistung aus-
                         versorgung
                         Leitungsnetz
                                                       weisen. Immer häufiger wird bei grossen neuen
                                                       Anlagen auf Wärmekraftkoppelungstechnik (WKK)
                                                       gesetzt. In den grössten Fernwärmenetzen der
                                                       Schweiz in Zürich, Basel und Bern sind heute
Abwärme aus Produktionsprozess          Wärmebezüger
                                                       zusätzlich zu Kehrichtverbrennungsanlage Holz-
Quelle: AEK Energie AG
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                            24 | 25

WKK-Anlagen mit einer Leistung um 40 MW in Be-                              rungen erreicht; und es gibt heute eine breite
trieb. Sie liefern Strom und Wärme für mehrere                              Palette von Produkten, die einen sehr hohen Wir-
Tausend bis Zehntausend Haushalte. Die Holz-                                kungsgrad erzielen. 8 m3 Holz decken den Jah-
schnitzel werden bei rund 800°C verbrannt. Die                              resbedarf eines durchschnittlichen Einfamilien-
Wärme heizt Wasser zu Dampf auf, und dieser                                 hauses.
treibt eine Dampfturbine zur Stromproduktion
an. Die entstehende Abwärme gelangt ins Fern-                                                                                           !
wärmenetz.
                                                                              Feinstaub
                                                              !               Holzfeuerungen stossen bedeutende Mengen an gesund-
  Hackschnitzel aus Waldholz                                                  heitlich belastendem Feinstaub aus. Ihr Anteil an den Fein-
                                                                              staubemissionen in der Schweiz beträgt rund 16 %. Im
  Hackschnitzel-Feuerungen haben in den letzten Jahren                        Winter können alte und schlecht betriebene Holzfeuerun-
  enorm an Bedeutung gewonnen. Gerade in den besonders                        gen gar die weitaus grösste Quelle von Feinstaub darstel-
  effizienten Heizkraftwerken werden meist Holzschnitzel ver-                 len. Der Bund hat Massnahmen ergriffen, um die Fein-
  brannt. Dafür wird Energieholz im Wald zu Schnitzeln verar-                 staubbelastung zu senken. Kleinere Anlagen mit bis 350 kW
  beitet und entweder direkt zur Feuerung transportiert oder                  Leistung sollen auf ihre Konformität bezüglich niedrigerer
  für eine spätere Lieferung zwischengelagert. Diese Versor-                  Grenzwerte geprüft werden. Alte, ineffiziente Anlagen sol-
  gungskette empfiehlt sich dann, wenn der Zugang zum Wald                    len ersetzt werden durch neue, saubere Holzfeuerungen,
  im Winter eingeschränkt ist.                                                die bezüglich Feinstaub unbedenklich sind.

  Werden gefällte und nicht entlaubte Bäume während einiger                   Der Verein Holzenergie Schweiz zeichnet Holzfeuerungen von
  Wochen oder Monate im Wald gelagert, kann der Wasserge-                     besonders hoher Qualität mit dem «Qualitätssiegel Holzener-
  halt durch diese Vortrocknung auf weniger als 50 % gesenkt                  gie Schweiz» aus. Die Betreiber von Holzfeuerungen können
  werden und Mineralstoffe aus Laub und Nadeln bleiben dem                    für einen schadstoffarmen Betrieb sorgen und zur Senkung
  Wald weitgehend erhalten. Da der Aufwand für Ernte, Ha-                     der Feinstaubbelastung beitragen, wenn sie auf eine ausrei-
  cken, Transport und Lagerung vor allem vom zu verarbeiten-                  chende Sauerstoffzufuhr in der Feuerung achten, richtig an-
  den Volumen und nicht vom Gewicht abhängig ist, liegt der                   feuern und nur naturbelassenes Brennmaterial verwenden,
  Preis pro Energieinhalt für Nadelholz in der Regel rund 10 bis              das sauber und trocken ist. Stückholz muss so lange gelagert
  15 % höher als für Laubholz.                                                werden, bis sein Wassergehalt unter 20 % liegt.

Stückholzfeuerungen: wenn man Feuer liebt                                   Pelletfeuerung: ideale Alternative
Wohnraumfeuerungen werden häufig zur Ergän-                                 zur Ölfeuerung
zung in der Übergangszeit und für eine gemüt-                               Wer im Wohnbereich das sichtbare Feuer schätzt,
liche Atmosphäre eingesetzt – der Anblick eines                             findet passende Öfen, die mit Pellets beheizt
flackernden Feuers und die Strahlungswärme                                  werden. Früher stellten kleine Zusatzfeuerungen
eines Holzofens werden als angenehm empfun-                                 die Mehrheit aller Pelletöfen. In den letzten Jah-
den. Doch eine kleine moderne Stückholzfeue-                                ren erfreuen sich diese Feuerungen immer grös-
rung kann dank ausgeklügelter Speichertechnik                               serer Beliebtheit; ein Grund dafür ist, dass Pellet-
den Wärmebedarf eines ganzen Hauses decken,                                 öfen an den Heizwasserkreislauf eines Hauses
wenn dieses gut gedämmt ist. In den letzten Jah-                            angeschlossen werden können. Über einen Puf-
ren wurden im Hinblick auf Feinstaubemission                                ferspeicher versorgen sie die Wohnräume wie
und Wirkungsgrad deutliche Qualitätsverbesse-                               ein normaler Heizkessel mit Wärme.
Wärme und Strom aus Holz

Moderne Pelletfeuerungen ersetzen als Zentral-      3. Nach der Verbrennung bleibt nur wenig
feuerung in Einfamilienhäusern immer häufiger          Asche übrig. Sie kann im normalen Hausmüll
alte Ölfeuerungen und tragen so zum Wechsel von        entsorgt werden. Moderne Pelletfeuerungen
fossilen auf erneuerbare Energieträger bei. Be-        reinigen die Brennschale automatisch von
trieben werden sie automatisch: Die Pellets wer-       der Asche.
den von selbst zugeführt und entzündet, die         4. Der Vor- und der Rücklauf der Pelletfeuerung
Brennschale wird automatisch gereinigt. Inzwi-         sind an den bestehenden Kombispeicher der
schen gibt es Pelletfeuerungen mit einer Leistung      Zentralheizung angeschlossen. Das Wasser
von mehreren Megawatt (MW). Sie können in öf-          fliesst durch den Wärmetauscher der Hei-
fentlichen Gebäuden mit hohem Energiebedarf, in        zung. Die in der Pelletfeuerung integrierte
Nahwärmeverbünden oder in der Industrie einge-         Umwälzpumpe transportiert das erhitzte
setzt werden.                                          Wasser zum Kombispeicher für Heizung und
                                                       Warmwasser.
Holzpelletheizung

                                                    Weitere Informationen zum schadstoffarmen Anfeuern auf
                                                    www.holzenergie.ch/holzenergie/richtig-anfeuern

                                                                                                                  !
                                            4         Pellets
                                                      Pellets sind kleine Stäbchen aus gepresstem Holzmehl. Zur
         1                          2                 Herstellung werden Holzreste aus der holzverarbeitenden
                                        3             Industrie getrocknet, zerkleinert und anschliessend bei
                                                      etwa 100° C durch eine Matrize gepresst. Dabei löst sich
                                                      das im Holz enthaltene Lignin, ein natürlicher Klebstoff. Er
Quelle: www.unendlich-viel-energie.de                 verbindet die Pellets und überzieht sie mit einer leicht glän-
                                                      zenden Schutzschicht, welche die Staubbildung verringert.
                                                      Zuletzt werden die Stäbchen auf die gewünschte Länge zu-
1. Ein Pellettankwagen liefert ein- bis zweimal       geschnitten und abgekühlt.
   jährlich die Holzpellets. Das Pelletlager be-
                                                      Die Luftreinhalteverordnung (LRV) legt in Ziffer 32 minimale
   findet sich in einem Kellerraum, einem Ge-         Anforderungen an Pellets fest, verlangt aber nicht die Ein-
   webe- oder Metallsilo oder auch ausserhalb         haltung europäischer Normen. Um einen schadstoffarmen
                                                      und energieeffizienten Betrieb von Pelletfeuerungen zu
   des Gebäudes in einem unterirdischen Tank.         gewährleisten, sollten nur Pellets von hoher Qualität ver-
2. Eine Förderschnecke oder ein Saugsystem            brannt werden. Sie sind am ENplus-Zertifikat erkennbar.
                                                      Ein Hersteller erhält dieses Zertifikat nur, wenn er bezüg-
   transportiert die benötigte Menge Pellets          lich Feinanteil, Heizwert, Aschegehalt und Grösse der Pel-
   automatisch zum Heizkessel.                        lets die Kriterien der europäischen Norm für Holzpellets
                                                      (EN 14961-2) erfüllt.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                                                      26 | 27

Wärme und Strom aus Holz
Holzfeuerungen in der Schweiz

                                                                            Altholzfeuerungen (ohne KVA)
Die Holzenergiestatistik zeigt: Seit 1990 produ-                            Anzahl Anlagen                                  23            62    170 %
zieren immer weniger Holzfeuerungen immer                                   Energieholzverbrauch (in m3)               175 006       640 763    266 %
                                                                            Total (ohne KVA)
mehr Nutzenergie. Energieholz verfügt auch                                  Anzahl Anlagen                             692 474        613 593   -11 %
weiterhin über Potenzial.                                                   Energieholzverbrauch (in m3)             3 018 958      4 444 983    47 %

Anlagen                                                                     Produzierte Energie
Insgesamt ist die Zahl der Holzfeuerungen seit                              Obwohl die Anzahl der Holzfeuerungen sank,
1990 um 11 % zurückgegangen. Der Grund dafür                                nahm die Menge der produzierten Nutzenergie in
ist, dass vor allem zahlreiche kleine Einzelraum-                           Form von Wärme und Strom witterungsbereinigt
feuerungen, die um 1990 in Betrieb genommen                                 deutlich zu. Am stärksten stieg die Nutzenergie-
wurden, am Ende ihrer Lebensdauer angelangt                                 produktion bei den automatischen Feuerungen.
sind und nicht mehr ersetzt werden. Die Zahl der
automatischen Feuerungen nimmt zwar stark zu,                               Nutzenergie (Wärme und Strom)
                                                                            in MWh                                        1990          2013    +/- %
kompensiert die Ausfälle jedoch nicht.
                                                                            Einzelraumfeuerungen                     1 836 636      1 349 801   -27 %
                                                                            Cheminées, Zimmeröfen, Pellet-
                                                                            öfen, Kachelöfen, Holzkochherde
Anzahl Anlagen                           1990        2013    +/- %
                                                                            Gebäudefeuerungen                        2 077 649      1 601 680   -23 %
Einzelraumfeuerungen                  537 525     545 116      1%           Stückholzkessel, Doppel-/Wech-
Cheminées, Zimmeröfen,                                                      selbrand, Pelletfeuerungen und
Pelletöfen, Kachelöfen, Speicher-                                           automatische Feuerungen < 50 kW
öfen, Holzkochherde
                                                                            Automatische Feuerungen                    707 938      3 841 422   443 %
Gebäudefeuerungen                     152 673      60 613    -60 %          Pelletfeuerungen und automa-
Stückholzkessel, Doppel-/Wech-                                              tische Feuerungen > 50 kW,
selbrand, Pelletfeuerungen und                                              Wärmekraftkoppelungsanlagen
automatische Feuerungen < 50 kW
                                                                            Spezialfeuerungen                          381 035      1 627 092   327 %
Automatische Feuerungen                  2253        7803    246 %          Anlagen für erneuerbare
Pelletfeuerungen und automa-                                                Abfälle, KVA
tische Feuerungen > 50 kW,
Wärmekraftkoppelungsanlagen                                                 Total ohne KVA                           4 806 936      7 948 179   65 %
Spezialfeuerungen                          49          92     87 %          Total mit KVA                            5 003 258      8 419 995   68 %
Anlagen für erneuerbare
Abfälle, KVA
Total ohne KVA                        692 474     613 594    -11 %          Die ganze Nutzenergieproduktion aus Holz ver-
Total mit KVA                         692 500     613 624    -11 %
                                                                            teilt sich gemäss Holzenergiestatistik auf die fol-
                                                                            genden Verbrauchergruppen: Haushalte 46 %,
Heizungsarten nach Brennstoffen          1990        2013    +/- %
                                                                            Land- und Forstwirtschaft 2 %, Industrie/Gewer-
Stückholzfeuerungen
Anzahl Anlagen                        689 184      579 565   -16 %          be 24 %, Dienstleistungen 18 %, Elektrizität 3 %
Energieholzverbrauch (in m3)        2 416 030    1 277 850   -47 %
                                                                            und Fernwärme 6 %.
Schnitzelfeuerungen
Anzahl Anlagen                          3267        10 867   233 %
Energieholzverbrauch (in m3)          427 921    2 161 328   405 %
Pelletfeuerungen
Anzahl Anlagen                               0     23 100
Energieholzverbrauch (in m3)                 0    365 042                   Quelle: BFE, Schweizerische Holzenergiestatistik 2013
Holzrecycling
Zweites und drittes Leben

Nutzen vor Verbrennen: So lautet ein Grundsatz     nach späterem Verwendungszweck aufbereitet
des Bundesamts für Umwelt (BAFU) für den ef-       oder zerkleinert, stark verunreinigtes Holz ge-
fizienten Umgang mit Holz. Für die Wiederver-      langt zur Entsorgung in spezielle Altholzfeue-
wertung von Altholz gelten aber strenge Richt-     rungen oder Kehrichtverbrennungen.
linien.
                                                   Stofflich nutzen …
Um den Rohstoff Holz effizient einzusetzen, hat    Holzprodukte können nach ihrer ersten Verwen-
die Kaskadennutzung höchste Priorität: Holz        dung in gleicher oder ähnlicher Art weiterver-
soll zu Produkten verarbeitet, dann wenn mög-      wendet werden, so zum Beispiel Parkett oder
lich aufgefrischt, danach weiter- oder wieder-     Holzkonstruktionen. Meist wird vorsortiertes
verwendet und erst zum Schluss zur Energieer-      Holz jedoch gehackt. Dieses Rohmaterial kann
zeugung verbrannt werden. Grundsätzlich kann       gereinigt, aufbereitet und zum Beispiel zu Span-
Holz sehr leicht wiederverwertet und recycelt      platten verarbeitet werden und damit einen Teil
werden – der CO2-Kreislauf des Waldes ist ein      Frischholz ersetzen. Die Holzverwertungs-Un-
natürlicher Recyclingprozess. Doch oft wird        ternehmen müssen Grenzwerte für Stoffe wie
Holz für seine erste Verwendung chemisch be-       Blei, Chlor oder Fluor einhalten und dies in re-
handelt oder beschichtet. Leime, Farben, Im-       gelmässigen Kontrollen belegen.
prägnierungen und andere Fremdstoffe schrän-
                                                                                                              !
ken die Kaskadennutzung und das Recycling
                                                     Holzasche
von Altholz ein.
                                                     Nach dem Verbrennen von Holz bleibt in der Anlage so-
                                                     genannte Rostasche liegen. Sie enthält nicht nur Kohle,
Erst sortieren                                       sondern auch mineralische Verunreinigungen, Schad-
Als Altholz wird in der Schweiz alles Holz be-       stoffe und Nährstoffe. Jährlich fallen in der Schweiz rund
                                                     40 000 t Rostasche an. Kleine Holzaschemengen aus den
zeichnet, das in Gebrauch war, also zum Bei-         Einzelraum- und Gebäudeheizungen können über den
spiel auch unbehandelte Balken, Täfer oder           Hauskehricht entsorgt werden. Die technische Verord-
                                                     nung über Abfälle (TVA) schreibt vor, dass Rostasche aus
Möbel. Damit Altholz umwelt- und gesundheits-        grossen Holzfeuerungen auf Inertstoffdeponien entsorgt
                                                     wird (neu Typ B). Bei der Filterung der Abluft in grossen
verträglich als Baustoff oder Energieträger wie-     Feuerungen fällt zudem Zyklonflugasche und Filterasche
derverwendet werden kann, müssen Bau- und            an. Sie gehören je nach Zusammensetzung auf die Rek-
                                                     tor- oder Schlackendeponie (neu Typ D oder E). Die Kan-
Abbruchfirmen sowie Holzverwertungs-Unter-           tone können strengere Bestimmungen vorschreiben. Die
nehmen Altholz jeder Herkunft zunächst nach          TVA wird revidiert und soll Ende 2015 in Kraft gesetzt wer-
                                                     den: Deponietypen werden neu bezeichnet und die Vor-
Belastung sortieren und separat lagern. An-          schriften zur Entsorgung von Rostasche etwas gelockert.
schliessend wird das Altholz mit Magneten, Me-
                                                     Weitere Informationen unter
tallabscheidern oder von Hand von Fremdstof-         www.bafu.admin.ch > Themen > Abfall > Mitteilungen
fen befreit. Wiederverwertbares Holz wird je         > TVA-Revision
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz                                               28 | 29

Bei der stofflichen Wiederverwendung darf Holz                              Altholz wird zur energetischen Verwendung
die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte                                  auch ins Ausland exportiert. Exporte müssen
nicht überschreiten.                                                        gemäss Verordnung über den Verkehr mit Ab-
                                                                            fällen (VeVA) vom BAFU bewilligt werden, um
… oder energetisch?                                                         sicherzustellen, dass das Material umweltge-
Altholz kann energetisch genutzt werden: Die                                recht verwendet wird. Im Exportgesuch muss
Luftreinhalteverordnung (LRV) schreibt vor, wie                             vor allem die erforderliche Qualität der Holzab-
Holzbrennstoffe und Holzabfälle, die Schadstoffe                            fälle nachgewiesen werden. In Staaten zu ex-
enthalten, in zugelassenen Feuerungen für die                               portieren, die nicht Mitglied der OECD oder der
Energieerzeugung genutzt werden dürfen. Sie                                 EU sind, ist verboten. Im Hinblick auf die Klima-
unterscheidet in Anhang 5 Ziffer 3 vier Kategori-                           entwicklung erlangt der Altholzexport zusätz-
en, wobei die erste kein Altholz bezeichnet:                                liche Bedeutung: Die energetische Nutzung
                                                                            entsorgter Holzprodukte senkt die CO2-Emis-
1. Naturbelassenes Holz, zu dem auch                                        sionen, weil sie die Verwendung fossiler Energie-
   Holzbriketts, Pellets und Schnitzel ge-                                  träger reduziert. Um abschätzen zu können, wie
   hören, darf auch in kleinen Öfen und                                     die Schweiz ihre Verpflichtungen im Rahmen
   Cheminées bis 40 kW Feuerungswärme-                                      des Kyoto-Protokolls erfüllt, müssen die Flüsse
   leistung verbrannt werden.                                               entsorgter Holzprodukte abgeschätzt werden.
2. Restholz, das aus der holzverarbeitenden
   Industrie stammt und noch nicht verwendet
                                                                            Weitere Informationen unter
   wurde, darf nur in Anlagen ab einer Feue-
                                                                            www.holzenergie.ch > Shop > Energieholz
   rungswärmeleistung von 40 kW verbrannt                                   > Holzbrennstoffe nach Luftreinhalteverordnung
   werden.
3. Mit Altholz wird gebrauchtes Holz, zum
   Beispiel aus Rück- und Umbauten, von
   Verpackungen, Paletten und Möbeln, be-
   zeichnet. Meist enthält es giftige Stoffe und
   darf nur in Feuerungen mit Filteranlagen
   und entsprechenden Emissionsgrenzwer-
   ten ab einer Feuerungswärmeleistung von
   350 kW verbrannt werden.
4. Holz, das nicht den ersten drei Kategorien
   zugeordnet werden kann, wird als proble-
   matischer Holzabfall bezeichnet und ist
   stark belastet. Er darf nur in speziell zuge-
   lassenen Feuerungen verbrannt werden.
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