KLIMAWANDEL UND WASSER-HAUSHALT IN DER STEIERMARK - LAND STEIERMARK
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teil a Grundlagen 1 K Limawandel und Wasser- haushalt in der Steiermark 1.1 Klimawandel und die Österreichische Wasserwirtschaft I n den letzten 30 Jahren haben sich die klima- tischen Bedingungen speziell im Alpenraum verändert. Sichtbar wurde dies in der Zunahme Jahre überall gestiegen, außer im Südosten. Dabei war die Zunahme im Norden und inner- alpin monoton ansteigend (mehr als 15 % im der mittleren Lufttemperatur von etwa 1,5 °C Norden, ca. 10 % inneralpin), im Westen und in diesem Zeitraum sowie in Änderungen Südosten stark durch dekadische Minima und des Niederschlagregimes. Die österreichische Maxima geprägt. Die Winterniederschläge sind Wasserwirtschaft ist von diesen Entwicklungen seit der Mitte der 1970er Jahre nördlich des Al- besonders betroffen und gefordert. Um die zu- penhauptkammes etwas gestiegen, südlich des künftige Entwicklung für den Wasserhaushalt Alpenhauptkammes deutlich gefallen. In den und damit die Folgen des Klimawandels für die anderen Jahreszeiten gab es tendenziell eine österreichische Wasserwirtschaft beurteilen zu Zunahme des Niederschlags in ganz Österreich können, eine entsprechende Risikoabschätzung mit Ausnahme des Südens, wo die Trends sehr durchführen zu können sowie Anpassungsmaß- gering waren. nahmen erarbeiten zu können, wurde 2009 vom Lebensministerium und den wasserwirtschaftli- Die Kimaszenarien ergeben, dass die Lufttem- chen Abteilungen aller Landesregierungen bei peratur in Österreich gemittelt über den Zeit- der Zentralanstalt für Meteorologie und Geody- raum 2021 bis 2050 gegenüber 1976–2007 um namik (ZAMG) und der Technischen Universität ca. 1° C steigen wird, wobei die Zunahme im Wien (TU Wien) eine entsprechende Studie in Sommer stärker sein wird als im Winter. Gemit- Auftrag gegeben.1 Im Nachfolgenden werden telt über den Zeitraum 2021 bis 2050 gegenüber die Ergebnisse dieser Studie – insbesondere für 1976–2007 werden die Winterniederschläge den Bereich Wasserversorgung – als Grundlage insbesondere nördlich des Alpenhauptkammes und Rahmen der Klimawandelszenarien für die eher zunehmen, die Sommerniederschläge Steiermark auszugsweise bzw. zusammenfas- werden eher abnehmen. Eine stärkere Verän- send dargestellt. derung des Niederschlags ist erst nach 2050 zu erwarten. Die Verdunstung wird gemittelt über Klimaänderung und –variabilität den Zeitraum 2021 bis 2050 gegenüber 1976– Die Untersuchung des Klimas der Vergan- 2007 zunehmen. Die Größenordnung der Än- genheit zeigt, dass in den 1970er Jahren eine derung ist jedoch unsicher. Die Aussage, dass markante Umstellung im Klimasystem für den Extremwerte des Niederschlags auf Grund der Alpenraum stattgefunden hat. Seit damals liegt höheren Niederschlagssummen im Winter und in ganz Österreich ein stark steigender Tempe- des auf Grund physikalischer Zusammenhänge raturtrend vor. Die Histalp Daten zeigen, dass mit dem zu erwartenden Temperaturanstieg die Lufttemperatur in Österreich seit Mitte der einhergehenden höheren Feuchtegehaltes der 1970er Jahre deutlich (fast 1.5 °C) zugenommen Atmosphäre im Sommer (konvektive Ereignisse) hat. Es handelt sich dabei um einen für Öster- zunehmen ist derzeit eher spekulativ, da die bis- reich sehr einheitlichen Trend. Die Zunahme herigen Niederschlagsdaten in Österreich mit war stärker im Sommer (fast 2 °C) als imWinter ihrer räumlichen und zeitlichen Auflösung und (ca. 1 °C) (harte Aussage). Die Jahressummen Genauigkeit keine Hinweise auf eine Zunahme des Niederschlags sind seit der Mitte der 1970er von Extremniederschlägen ergeben. 1 BMLFUW (2010) 16
teil A G r u n d l ag e n Wasserdargebot Grundwasser den Karst- und Kluftgrundwasservorkommen Die Neubildung des Porengrundwassers erfolgt erwarten (diese wurden hier aufgrund unzurei- vor allem im Frühjahr. Änderungen sind also chender Datenlage nicht untersucht). vor allem von den klimatischen Verhältnissen im Frühjahr bestimmt. Die Auswertung der Die Grundwassertemperaturen nahmen im letzten rund 30 Jahre zeigt, dass bei 18 % der Zeitraum 1976 – 2006 mit ganz wenigen Ausnah- Grundwassermessstellen die Jahresmittelwer- men in den beobachteten Messstellen zum Teil te des Grundwasserstandes einen fallenden deutlich zu (zwischen 0,3 °C bis 1,2 °C). Zwischen Trend und bei ca. 12 % einen steigenden Trend Lufttemperatur und Grundwassertemperatur aufwiesen. Eine Abnahme der Grundwas- lässt sich aus den Daten der Zeitreihe 1976–2006 serstände wurde für Messstellen in Kärnten, ein regionaler Zusammenhang von einem An- Südsteiermark und Burgenland bis zur Donau stieg von 0,5 °C bis 1,0 °C pro 1,0 °C Lufttempera- verzeichnet, eine starke Zunahme im Süden turzunahme ableiten, der jedoch von der lokalen des südlichen Wiener Beckens. In den nächsten Grundwassersituation stark beeinflusst wird. Jahrzehnten ist im Süden Österreichs (Kärnten, Steiermark) eine Abnahme der Grundwas- Bei einer klimabedingten Veränderung von serneubildung zu erwarten, im Norden und Temperatur, Niederschlag und Verdunstung Westen könnte die Grundwasserneubildung sind sowohl quantitative als auch qualitati- zunehmen. Durch die vermutlich geringe Zu- ve Auswirkungen auf das Grundwasser zu nahme der Niederschläge und die erwartete erwarten. Die Szenarienrechnungen mit dem Temperaturerhöhung sind in den niederschlags- Klimamodell CCM lassen für den Zeitraum armen Regionen im Osten Österreichs eher 2021–2050 gegenüber 1976–2006 folgende regi- sinkende Grundwasserstände zu erwarten. Die onale Auswirkungen auf die Grundwasservor- Abnahme der Abflüsse im Süden und Südos- kommen erwarten: Für den Süden Österreichs ten zeigen sich auch in einer Abnahme des (Kärnten, Steiermark), wo auch eine Abnahme Grundwasserstandes in den gewässernahen der Winterniederschläge erwartet wird, ist mit Grundwasservorkommen. Inwieweit hier eine einer Abnahme der Grundwasserneubildung Überlagerung von Auswirkungen durch die zu rechnen. Aufgrund der erhöhten Winter- und errichteten Flusskraftwerke gegeben ist, müsste Frühjahrsniederschläge im Norden und Westen in Detailuntersuchungen analysiert werden. ist in diesen Regionen eher eine Zunahme der Grundwasserneubildung zu erwarten. Eine Fortsetzung bzw. Intensivierung der Durch die vermutlich geringe Zunahme der Wasserwirtschaftlichen Planung der Grundwas- Niederschläge und der erwarteten Tempera- servorkommen erscheint speziell in den nieder- turerhöhung sind in den niederschlagsarmen schlagsarmen Regionen des Ostens und Südens Regionen im Osten Österreichs eher sinkende Österreichs sinnvoll. Grundwasserstände zu erwarten. Mit einer Zunahme der Grundwassertemperatur zwi- Erhöhte Abflüsse und Niederschläge in den schen 0,2 °C und 1 °C ist zu rechnen, wobei der Zentralalpen im Zeitraum 1976–2006 lassen auch genaue Wert wieder von den lokalen Verhält- eine Zunahme des Grundwasserdargebotes in nissen abhängt. 1.2 K limawandelszenarien für die Steiermark U m die Einschätzung der Auswirkungen des künftigen Klimawandels und die Erarbei- tung von Anpassungsoptionen an den Klima- Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung vom Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel der Karl-Franzens-Universität Graz erst- wandel auf eine zuverlässige und langlebige mals umfassend Klimaszenarien für die Steier- Informationsgrundlage zu stellen, wurden im mark erarbeitet.2 2 Klimaszenarien für die Steiermark bis 2050 (STMK12) 17
teil a Grundlagen Diese Informationsgrundlage enthält die neu- Im ersten Teil des Projekts wurden die STMK12- esten Ergebnisse der nationalen und interna- Szenarien für die Grundgrößen Temperatur und tionalen Klimaforschung und besteht aus den Niederschlag analysiert. Aufbauend auf diesen Ergebnissen von 24 Klimasimulationen, welche Grundergebnissen wurden STMK12-Szenarien auf ein 1-km Gitter verfeinert, von Modellfehlern im zweiten Teil des Projekts auf anwendungs- bereinigt und auf Tagesbasis für Temperatur orientierte Kenngrößen des Klimawandels und Niederschlag zur Verfügung gestellt wur- erweitert. So wurden beispielsweise Änderun- den. Der Datensatz ermöglicht neben der Ana- gen von Starkniederschlägen, Schneesicherheit lyse von Szenarien unterschiedlicher meteoro- oder Trockenperioden unter Berücksichtigung logischer Parameter auch eine weiterführende der neuen Bezirksgrenzen, die seit Jänner 2013 Nutzung in vielen anwendungsorientierten in der Steiermark gültig sind, analysiert. Abschätzungen der Folgen des Klimawandels. Abbildung 2: Erwartete Änderung der Jahresmittel- temperatur [°C] (1971–2000 vs. 2021–2050). (Quelle: Land Steier- mark/Wegener Zentrum) 0,90 1,05 1,20 1,35 1,50 1,75 1,80 1,95 [°C] Die Ergebnisse (siehe Abbildung 2 und Abbildung 3) scheinlichkeit eintreten und einen Trend von etwa zeigen, dass eine weitere Temperaturzunahme 0,3 °C pro Jahrzehnt aufweisen wird. Insbesondere in der Steiermark bis 2050 mit sehr hoher Wahr- im Winter wird eine stärkere Erwärmung erwartet. Frühling Sommer Herbst Winter Abbildung 3: Erwartete saisonale Temperaturänderung [°C] (2021–2050 verglichen mit 1971–2000) in der Steiermark. (Quelle: Land Steiermark/ Wegener Zentrum) 0,90 1,05 1,20 1,35 1,50 1,75 1,80 1,95 [°C] 18
teil A G r u n d l ag e n In Bezug auf Niederschlag (siehe Abbildung 4) könnten. Auswirkungen des Klimawandels, die sind die Aussichten sehr unsicher. Von Herbst stark von der Temperaturzunahme abhängen, bis Frühling wird eher mehr Niederschlag werden in den nächsten Jahrzehnten mit sehr erwartet. Im Sommer und vor allem im Süden hoher Wahrscheinlichkeit spürbar werden. So der Steiermark ist auch eine Niederschlags- ist ohne Anpassung etwa mit einer Zunahme abnahme möglich (siehe Abbildung 5). Zu- des Energiebedarfs für Kühlung und mit einer sätzlich gibt es allerdings Anzeichen, dass starken Abnahme der Tage mit Schneedecke zu Niederschläge in Zukunft heftiger ausfallen rechnen. Abbildung 4: Erwartete Änderung der jährlichen Niederschlags- summe [%] (2021–2050 verglichen mit 1971–2000) in der Steiermark. Links: 1 km Gitter, rechts: Bezirke. Gebiete, in denen die erwartete Änderung nicht signifikant ist (5 % Signifikanzniveau), sind grau dargestellt. (Quelle: Land Steier- -8,0 -6,0 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 [%] mark/Wegener Zentrum) Aufbauend auf den für STMK12 erarbeiteten führt werden. So bietet es sich beispielsweise Daten können nun von den jeweiligen Fachleu- an, Szenarien für die Grundwasserneubildung ten relativ unaufwändig weitere Studien über in Teilen der Steiermark oder über landwirt- die Auswirkungen des Klimawandels durchge- schaftlich relevante Trockenheit zu erstellen. Frühling Sommer Herbst Winter Abbildung 5: Erwartete saisonale Nie- derschlagsänderung [%] (2021–2050 verglichen mit 1971–2000) in der Steier- mark. Gebiete, in denen die erwartete Änderung nicht signifikant ist (5 % Signifikanzniveau), sind grau dargestellt. (Quelle: Land Steier- mark/Wegener Zentrum) -10,0 -7,5 -5,0 -2,5 0,0 2,5 5,0 7,5 10,0 [%] 19
teil a Grundlagen Frühling Sommer Herbst Winter Abbildung 6: Erwartete saisonale Änderung der Kühl- gradtage [Tage] (2021–2050 verglichen mit 1971–2000) in der Steiermark. Gebiete, in denen die erwartete Änderung nicht signi- fikant ist (5 % Signifi- kanzniveau), sind grau dargestellt. (Quelle: Land Steiermark/ Wegener Zentrum) 5,0 12,5 20,0 27,5 35,0 42,5 50,0 57,5 [KGT] Kühlgradtage sind eine wichtige Kenngröße Abbildung 7). Im Sommer ist sogar von einer für den Energieverbrauch durch Gebäudeküh- signifikanten Abnahme der Niederschlags- lung. In den Sommermonaten und im Südosten häufigkeit auszugehen, während die Nieder- der Steiermark ist mit einer deutlichen Steige- schlagsintensität in allen Saisonen zunimmt rung zu rechnen. Relativ zur Referenzperiode (siehe Abbildung 7). Starkniederschläge sind verdoppelt sich die Anzahl der Kühlgradtage als Kenngröße sowohl für Überschwemmun- nahezu (siehe Abbildung 6). gen, Naturgefahren als auch für die Landwirt- schaft relevant. Tendenziell ist in allen Jahres- Weitere Untersuchungen zeigen, dass die zeiten mit mehr Starkniederschlagsereignissen Niederschlagszunahme von Herbst bis Frühling zu rechnen. Die Unsicherheiten sind aber sehr nicht etwa durch häufigere, sondern durch groß und eine endgültige Aussage ist derzeit heftigere Niederschläge zustande kommt (siehe nicht möglich. 20
teil A G r u n d l ag e n Frühling Sommer Abbildung 7: Erwartete saisonale Herbst Winter Änderung der Tage mit starkem Niederschlag (> 30 mm Niederschlags- summe pro Tag) [Tage/ Saison] (2021–2050 ver- glichen mit 1971–2000) in der Steiermark. Gebiete, in denen die erwartete Änderung nicht signi- fikant ist (5 % Signifi- kanzniveau), sind grau dargestellt. (Quelle: Land Steier- -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 [Tage] mark/Wegener Zentrum) Die längste Trockenperiode ist eine wichtige Stand des Wissens in Zukunft längere Trocken- Kenngröße für Landwirtschaft und Wasserver- perioden zwar möglich, aber nicht besonders sorgung. In der Steiermark sind nach heutigem wahrscheinlich (siehe Abbildung 8). Frühling Sommer Herbst Winter Abbildung 8: Erwartete saisonale Änderung der längsten Trockenperiode pro Saison [Tage] (2021–2050 verglichen mit 1971–2000) in der Steiermark. Gebiete, in denen die erwartete Änderung nicht signifikant ist (5 % Signifikanzniveau), sind grau dargestellt. (Quelle: Land Steier- 0,3 0,5 0,7 0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 [Tage] mark/Wegener Zentrum) 21
teil a Grundlagen Bezirk Leibnitz Nachfolgend werden die zwei Bezirke Leibnitz dels in der Süd- bzw. Obersteiermark detaillier- und Liezen kurz genauer betrachtet, um die ter darstellen zu können. unterschiedlichen Tendenzen des Klimawan- Leibnitz im steirischen Vergleich Jahresgang der Klimaänderung im Bezirk Leibnitz Abbildung 9: Änderung der Tagesmitteltemperatur [°C] Links: Erwartete Tem- 4 -1,7 0,7 5,6 9,9 14,8 18,0 19,7 19,4 15,6 10,2 3,8 -0,6 peraturänderung [%]. (2021–2050 verglichen mit 3 1971–2000). Gebiete, in denen die erwartete Än- 2 derung nicht signifikant ist (5 % Signifikanz- 1 niveau), sind grau dargestellt. Rechts: Bandbreite der 0 erwarteten Temperatur- änderung. (Quelle: Land -1 Steiermark/Wegener Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Zentrum) 0,90 1,05 1,20 1,35 1,50 1,65 1,80 1,95 [°C] Im Jahresmittel ist mit einer Temperaturzunah- stärkeren im Winter. Die Bandbreite der Tempe- me um +1,3 °C zu rechnen bei einer schwä- raturzunahme liegt allerdings zwischen +0,4 °C cheren Erwärmung im Frühling und einer und +2,3 °C (siehe Abbildung 9). Leibnitz im steirischen Vergleich Jahresgang der Klimaänderung Abbildung 10: im Bezirk Leibnitz Links: Erwartete Än- derung der längsten Änderung der ununterbro. Trockentage [Tage] Trockenperiode pro 3 12,9 10,5 10,3 9,5 7,2 5,7 6,0 6,7 9,4 10,6 9,0 11,2 Saison [Tage]. (2021–2050 verglichen mit 1971–2000). 2 Gebiete, in denen die erwartete Änderung nicht 1 signifikant ist (5 % Signifi- 0 kanzniveau), sind grau dargestellt. -1 Rechts: Bandbreite der erwarteten Änderungen -2 der längsten Trocken- perioden. (Quelle: Land -3 Steiermark/Wegener Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Zentrum) 0,3 0,5 0,7 0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 [Tage] In Abbildung 10 ist zu erkennen, dass mit einer liegt allerdings im Jahresmittel zwischen -3,0 Zunahme der Trockenperioden im Jahresmittel Tage und +2,8 Tage und liegt um 0,2 Tage über um +0,4 Tage zu rechnen sein wird. Die Band- dem steirischen Schnitt. breite der Verlängerung der Trockenperioden 22
teil A G r u n d l ag e n Bezirk Liezen Im Vergleich dazu sehen die Änderungstrends +1,4 °C im Jahresmittel orientiert, nimmt der Nie- im Bezirk Liezen in der Obersteiermark etwas derschlag im Jahresmittel um +5,2 % zu, wobei anders aus. Während die Zunahme der Tem- die Zunahme im Oktober am stärksten sein wird peratur sich etwa am steirischen Schnitt von (siehe Abbildung 11). Liezen im steirischen Vergleich Jahresgang der Klimaänderung im Bezirk Liezen Abbildung 11: Links: Erwartete 3,0 2,5 3,3 3,0 3,6 5,5 6,2 5,0 4,0 2,7 3,2 3,2 Änderung der Niederschlagsmenge [%] Änderung des Nieder- 40 schlags [%]. (2021–2050 verglichen mit 1971–2000). 20 Gebiete, in denen die erwartete Änderung 0 nicht signifikant ist (5 % Signifikanzniveau), -20 sind grau dargestellt. Rechts: Bandbreite der -40 erwarteten Änderungen des Niederschlags. (Quelle: Land Steiermark/ -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 [%] Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Wegener Zentrum) Es kann somit von einer Zunahme des Nieder- variiert (siehe Abbildung 11). Im Vergleich dazu schlags im Jahresmittel um +5,2 % ausgegan- gibt es im Bezirk Leibnitz keine signifikanten gen werden, wobei hier die Bandbreite ziemlich Änderungen. stark von -7,4 % bis +23,3 % vor allem im Herbst 1.3 Anpassungsstrategien an den Klimawandel für die Österreichische Wasserwirtschaft I n der Studie „Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Österreichs Wasserwirt- schaft“ werden auf Basis der erarbeiteten oder zumindest beschleunigt wurden. Die meis- ten Anforderungen der Nutzer und Schützer von Wasser und Gewässern an die Wasserwirtschaft Grundlagen Empfehlungen für Anpassungs- (Abdeckung des Wasserbedarfes und/oder ei- maßnahmen an den Klimawandel für die ner Einhaltung gewisser Gütekriterien in Grund österreichische Wasserwirtschaft erarbeitet. und Oberflächengewässern, Überschreitung Diese werden im Folgenden auszugsweise bzw. von Mindestdurchflüssen) sind dadurch ge- zusammenfassend dargestellt.3 kennzeichnet, dass sie „zu jeder Zeit“ (also auch bei seltenen außergewöhnlichen Bedingungen Grundlegende wasser- mit hoher Sicherheit erfüllt werden sollen. Diese wirtschaftliche Postulate dauernden Anforderungen haben dazu geführt, „Die Wasserwirtschaft hat eine extrem lange dass die Wasserwirtschaft sogenannte „robus- Tradition der Anpassung durch technische und te“ Systeme anstrebt. Diese weisen einerseits organisatorische Maßnahmen an geänderte eine geringe Versagenswahrscheinlichkeit auf, Klimabedingungen, die meist durch Extrem- andererseits bleiben bei Versagen (Nichtein- ereignisse (Hochwasser, extreme Trockenperio- haltung aller Anforderungen an Schutz von den, trockene und nasse Dekaden) ausgelöst Mensch und Umwelt) die Schäden zumindest 3 BMLFUW (2010) 23
teil a Grundlagen zeitlich begrenzt und die Reparatur oder Kom- kann man den Schluss ziehen, dass Maßnah- pensationsmaßnahmen abschätzbar.“ men, die beide Bedrohungen verringern, eine höhere zeitliche Priorität bekommen sollten also „Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel solche, die nur die negativen Auswirkungen müssen sich an einem Vorsorgeprinzip orientie- eines zukünftigen Klimawandels betreffen. ren, das Kosten und Risken für Mensch und Umwelt in einem akzeptablen Gleichgewicht hält. Die Die Erhöhung der Risiken (potentielle Kosten für Risken betreffen zwei unterschiedliche Bereiche: Schadensbehebung), die von Wasser zufolge Klimawandel für die Menschen ausgehen kann, Einerseits kann die Nutzung von Wasser für ver- insbesondere jene durch Veränderung der schiedene Zwecke durch den Klimawandel be- Hochwasserregime auch in Siedlungsgebieten, droht sein (Einschränkung von Nutzungen), was aber auch jene durch Dürren in der Landwirt- auch ökonomische Risken (z.B. Kühlwasserent- schaft, erfolgt mit großer Sicherheit wesentlich nahmen für Kraftwerke oder Industrie) oder die langsamer als die Erhöhung der Schadenspo- Erfüllung von Verpflichtungen (z.B. Trinkwasser- tenziale zufolge der laufenden Steigerung des versorgung) einschränkt oder mit zusätzlichen Wertes der betroffenen Infrastruktur oder der Aufwendungen verknüpft. In beiden Fällen sind betroffenen landwirtschaftlichen/forstwirtschaft- Veränderungen im Bereich des Wasserdargebo- lichen Flächen auch durch indirekte Auswir- tes und der Umweltbedingungen über die Zeit kungen wie Hangrutschungen, Windbruch oder eng mit den Veränderungen der Beschaffenheit Lawinen. Bei Anpassungsmaßnahmen muss von Wasser und Gewässern gekoppelt. daher immer überprüft werden, ob nicht Maß- nahmen zur Verringerung der Auswirkung von Andererseits stellen die Aufgabe des Schutzes Extremereignissen auf die Schadenskosten (z.B. aller Gewässer vor Verschlechterung und die Objektschutz, Freihaltung von Überflutungs- Erreichung bzw. Herstellung eines guten Zustan- flächen) geringere Kosten verursachen als die des sowie der Schutz der davon abhängigen Aufrechterhaltung eines definierten Schutz- Ökosysteme nach WRG 1959 i.d.g.F ein öffent- niveaus für die bedrohte Infrastruktur durch liches Interesse dar. Hier besteht das Risiko für technische Maßnahmen auf der Basis von für die Wasserberechtigten, dass Veränderungen die Zukunft berechneten erhöhten Auftritts- des Klimas und die damit ausgelösten Anpas- wahrscheinlichkeiten für Extremereignisse.“ sungen der lebendigen Umwelt einen Eingriff in bestehende Wasserrechte notwendig machen „Obwohl die Studie „Anpassungsstrategien an können. Dieser Eingriff ist juristisch schwierig den Klimawandel für Österreichs Wasserwirt- und an die Bedingung der „Kostenminimierung“ schaft" die Fragestellung in umfassender Weise (gelindestes Mittel) auch in Hinblick auf die Ver- beleuchtet hat, besteht weiterer Forschungsbe- wendung öffentlicher Gelder gebunden. darf. Die in absehbarer Zukunft erwartbaren Ensemblesimulationen von Klimamodellen Daraus folgt, dass eine langfristige Perspekti- könnten die Unsicherheiten der Klimamodelle ve von Anpassungsmaßnahmen sinnvoll ist, bei Impaktanalysen weitergehender abbilden weil einerseits die Veränderungen des Klimas als dies durch die Auswertung der Ergebnisse langsam vor sich gehen und auch Anpassungs- einzelner Modelle möglich ist. Für hydrologi- maßnahmen meist nicht kurzfristig umzuset- sche Fragestellungen müssen Untersuchungen zen sind. Dabei ist immer zu beachten, dass mit regionalen Klimamodellen ein vermehrtes die Vulnerabilität der wasserwirtschaftlichen Interesse auf hydrologisch relevante Wetter- Aktivitäten, also des Wechselspiels zwischen lagen und deren richtige Simulation durch Wassernutzung und –schutz, wesentlich stärker die Modelle legen. Da nicht zu erwarten ist, durch die Variabilität des Wettergeschehens an dass sich die Genauigkeit der Klimamodelle sich bedroht wird als durch die vergleichsweise in nächster Zeit sprunghaft verbessert, sind langsamen Veränderungen des Klimas. Daraus robuste (empirische) Methoden zu entwickeln, 24
teil A G r u n d l ag e n die eine Abschätzung von Extremwerten für in den niederschlagsarmen Regionen des die Zukunft zulassen. Das gilt besonders für Ostens und Südens Österreichs sinnvoll. Hochwasser, da die Veränderungen im Extrem- Wegen der Klimaänderung könnte der bereich weiterhin eine offene Forschungsfrage Nutzungsdruck auf die Grundwasservor- sind. In Hinblick auf die Frühwarnung vor kommen erhöht werden Deshalb kön- Extremereignissen wäre die Entwicklung von nen regional Strategien hinsichtlich der probabilistischen Hochwasserwarnsystemen Deckung eines zu erwartenden vermehrten in kleinen Einzugsgebieten für flash floods Wasserbedarfes notwendig werden. sowie Niederwasserprognosen anzudenken. • Wegen der zukünftig zu erwartenden Erfahrungen aus dem Sommer des Jahres 2003 höheren Grundwassertemperaturen wird in Hinblick auf Nutzungs- und Versorgungseng- eine Überprüfung von Einflussnahmen auf pässe auszuwerten wäre empfehlenswert, um den Wärmehaushalt des Grundwassers bei daraus Schlüsse für Maßnahmen zur Erhöhun- zukünftigen Konsensen empfohlen. gen der Redundanz abzuleiten. • Das Messstellennetz zur Grundwasser- standsmessung sollte zumindest in die- Bei der Bestimmung der Veränderungen der sem Umfang erhalten werden, um für die Verdunstung gibt es derzeit Defizite. Eine wasserwirtschaftlichen Planungsaufgaben Ergänzung der bisherigen Wannenmessungen die notwendigen Informationen zu erhalten durch eine direkte Messung der Verdunstung bzw. zu verdichten. Das Messstellennetz zur etwa durch die Eddy-Correlation Methode Grundwassertemperaturmessung sollte wäre deshalb wünschenswert. Auch der in intensiv genutzten Gebieten verdichtet Niederschlagsmessung im alpinen Bereich ist werden, um die Grundwassertemperatur vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken, um und den zu erwartenden Anstieg besser do- eine langfristige gute Datenbasis zu erhalten. kumentieren und damit bessere Aussagen Gleiches gilt für Messreihen der Wasserbe- treffen zu können. schaffenheit. Hier sollte verstärkt auf qualitativ • Durch steigende Grundwasserstände könn- hochwertige lange Reihen gesetzt werden. Um ten in Gebieten mit derzeit schon bestehen- aus Messdaten Trendänderungen ablesen zu den Problemen bei Kellervernässungen können ist eine sehr hohe Datenqualität nötig. diese zunehmen. Eine Überprüfung der Deswegen besteht Bedarf zur Homogenisierung Bebauungsvorschriften könnte in diesen hydrologischer Daten in ähnlicher Weise wie Fällen notwendig werden. Eine Berücksich- dies etwa für den Histalp Datensatz bereits tigung bei der regionalen Raumplanung durchgeführt wurde. Auch die Digitalisierung wird angeraten. derzeit nur auf Papier vorhandener Daten wäre wünschenswert, um klimainduzierte Trends Klimaänderungen finden in der Regel nicht ab- besser beurteilen zu können. Mit einer derartig rupt statt und deshalb erscheint auch eine lang- erweiterten Datenbasis sollten anthropogene fristig ausgerichtete Anpassungsstrategie als und klimatische Einflüsse auf den Wasserhaus- sinnvoll. Dabei ist eine Berücksichtigung nicht halt und die Wasserbeschaffenheit schärfer klimabedingter Einflüsse wie Bevölkerungsent- getrennt werden, als dies derzeit möglich ist.“ wicklung, Energieverbrauchsentwicklung etc. in die Überlegungen mit einzubeziehen, da diese Schlußfolgerungen und Empfehlungen gesellschaftspolitischen Vorgaben sehr leicht Aus den in dieser Studie durchgeführten Analy- größere Effekte als Klimaänderungen nach sich sen werden darin folgende Schlussfolgerungen ziehen können. bzw. Empfehlungen für die Anpassung an den Klimawandel getroffen: Schon heute eingesetzte Instrumente der was- • „Eine Fortsetzung bzw. Intensivierung serwirtschaftlichen Planung erscheinen dafür der Wasserwirtschaftlichen Planung der geeignet bzw. können an die Erfordernisse Grundwasservorkommen erscheint speziell angepasst werden. 25
teil a Grundlagen Herausforderungen werden auf die Trinkwasser- schlagsarmen Regionen im Osten Österreichs, wirtschaft insbesondere in den Porengrundwas- ist künftig wieder eine Abnahme der Grund- servorkommen durch zunehmende Ansprüche wasserneubildung wahrscheinlich. Im Norden anderer Nutzer (Stichwort Bewässerungsbe- und Westen Österreichs könnte die Grundwas- darf der Landwirtschaft) und einen durch die serneubildung zunehmen. Temperaturerhöhung zu erwartenden Anstiege beim Spitzenbedarf zukommen. Durch den zu Wassertemperaturen: Eine Zunahme der erwartenden Temperaturanstieg in den Ober- Temperaturen von Oberflächengewässern um flächengewässern und im Grundwasser ist bei ca. 0,8°C bis 2050 ist zu erwarten. Diese erhöhte Uferfiltratanlagen zur Trinkwassergewinnung Temperatur entspricht einer Verschiebung in mit einer Zunahme von Qualitätsproblemen zu der Seehöhe um ca. 100 m. Damit ist auch mit rechnen. Bei der voraussichtlichen Zunahme Verschiebungen der Bioregionen zu rechnen. an Nutzungskonflikten wird die Deckung des Die Zunahme der Wassertemperatur konnte Trinkwasserbedarfes im Sinne eines öffentlichen auch im Grundwasser gemessen werden. Bei Interesses verstärkt einzufordern sein.“ der Beurteilung von Wärmeeinleitungen (z.B. von Kraftwerken, die Flusswasser als Kühlwas- Thesen der österreichischen Wasserwirt- ser verwenden) ist diese Temperaturerhöhung schaft zum Klimawandel bis 2050 (Auszug)4 zu berücksichtigen. Niederwasser: In den Alpen Österreichs Grundwassergüte: Das Grundwasser unterliegt werden die Abflüsse bei Winterniederwasser Prozessen analog zu denen der Oberflächenge- wegen höherer Lufttemperaturen deutlich wässer. Durch die Temperaturerhöhung laufen erhöht, was als positiv zu betrachten ist. In den die Prozesse im Übergangsbereich zwischen Flachlandregionen Ost- und Südösterreichs Oberflächenund Grundwasser etwas rascher kann eine Abnahme der Abflüsse bei Nieder- und vollständiger ab, wodurch Änderungen wasser eintreten. in der chemischen Zusammensetzung möglich sind. Eine Weiterführung der bisherigen Grund- Gletscher: Der Rückgang der Gletscher wird wasserschutzpolitik ist angebracht. sich fortsetzen. Der Abfluss aus Gletscher- schmelze dürfte um die Jahre 2040–2050 sein Nutzungs- und Bedarfsaspekte: Aufgrund der Maximum erreichen. In unmittelbarer Nähe von hohen Wasserverfügbarkeit in Österreich und Gletschern ist in diesem Zeitraum eine deutli- der zu erwartenden geringen Änderungen ist che Zunahme der Sommerabflüsse zu erwar- mit keinem großräumigen Mangel an Rohwasser ten, in größeren Einzugsgebieten ist der Einfluss für die Wasserversorgung zu rechnen. Kleinräu- nur in Trockenjahren relevant. mig könnten sich jedoch vorhandene Engpässe in Gebieten mit ungünstigem Wasserdargebot Grundwassermenge: Für den Süden Öster- verstärken. Dies ist bei der Bewirtschaftung der reichs, wo eine Abnahme der Winternieder- Wasserressourcen zu berücksichtigen. schläge erwartet wird, wie auch in den nieder- 1.4 Klimawandelanpassung – Strategie Steiermark 2050 A ufbauend auf der Studie über die Klima- szenarien Steiermark (STMK12), welche im Auftrag des Landes Steiermark vom Wegener 2050“ begonnen. Das Ziel dieser Strategie ist die Steiermark auf die möglichen Folgen des Klimawandels vorzubereiten und durch Anpas- Zentrum der Universität Graz durchgeführt sungsmaßnahmen negative Klimawandelfol- wurde, wurde 2013 mit der Erarbeitung der gen für die Steiermark zu vermindern. Da die „Klimawandelanpassung-Strategie Steiermark Regionen der Steiermark davon unterschiedlich 4 BMLFUW (2010) 26
teil A G r u n d l ag e n betroffen sein werden, wurde es notwendig daher vor besondere Herausforderungen: Zum eine regionale Strategie für das Land Steier- einen gilt es, Maßnahmen zur Versorgungssi- mark zu entwickeln, um auf diese Entwicklun- cherheit der Bevölkerung mit Trinkwasser in gen optimal reagieren zu können. Um kon- ausreichender Menge und Qualität zu setzen krete Maßnahmenempfehlungen festlegen zu und zum anderen Menschen und Umwelt vor können, wurden relevante Bereiche identifiziert, Extremereignissen zu schützen.“ die sich in Zukunft besonders den Herausfor- derungen des Klimawandels stellem müssen. Die im Rahmen einer Anpassung zu errei- Einer dieser relevanten Bereiche ist der Bereich chenden Ziele (Chancen) für den Bereich der „Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft“. Im Wasserwirtschaft und insbesondere der Trink- Folgenden wird nur auf diesen eingegangen wasserwirtschaft sind: und es werden die Ergebnisse auszugsweise bzw. zusammenfassend dargestellt.5 • Gesicherte Wasserversorgung • Ausbau der Wasserinfrastruktur „Auswirkungen des Klimawandels betreffen be- • Optimiertes Wassermanagement reits heute viele Bereiche der Wasserwirtschaft. • Sicherung bzw. Verbesserung des Wasser- So führen beispielsweise einerseits Hitze-/ haushalts/-kreislaufs Trockenperioden zu niederen Wasserständen sowohl im Grundwasser als auch in den Ober- Parallel dazu werden auch für die steirische flächengewässern bei gleichzeitig erhöhtem Trinkwasserwirtschaft relevante Risiken der Wasserbedarf. Längere Hitzeperioden führen zu Klimawandelfolgen identifiziert und be- Niederwasserführungen in Fließgewässern und schrieben: können Gewässerlebensraum sowie -qualität beeinträchtigen. Andererseits verursachen • Trockenperioden führen zu Trink- und Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge Nutzwasserknappheit bzw. jahreszeitlich bereits heute beträchtliche Schäden z.B. an Ge- geänderter Verfügbarkeit in einzelnen bäuden, Verkehrsinfrastruktur, Landwirtschaft Landesteilen. oder auch an der Versorgungsinfrastruktur. Stu- • Niederwasserstände beeinflussen die dien belegen, dass durch den Klimawandel in Wasserqualität und das Ökosystem. den letzten 30 Jahren in etwa 20% der Einzugs- • Vermehrter Eintrag von Schadstoffen in das gebiete Österreichs die Hochwässer zugenom- Grundwasser durch Hochwasserereignisse. men haben. Dabei zeigt sich, dass österreich- • Veränderungen der Wassertemperatur von weit die Winterhochwässer deutlich stärker Oberflächengewässern und Grundwässern zugenommen haben als die Sommerhochwäs- können zu negativen ökologischen und ser. Die Häufung der Hochwässer in den letzten hygienischen Folgen führen. Jahrzehnten liegt im Rahmen der natürlichen • Anstieg der Nährstoff- und Pestizidbelas- Variabilität von Hochwasserdekaden, wobei tung von Gewässern: Schadstoffe können aber auch ein Einfluss durch die Klimaände- bei Starkregen leichter in die Oberflächen- rung nicht auszuschließen ist. gewässer gelangen und bei Trockenperio- den in der ungesättigten Zone gespeichert In den letzten Jahren war auch die Steiermark und anschließend in erhöhter Konzentra- von zahlreichen Extremwetterereignissen tion ins Grundwasser gelangen. betroffen. Dürren in den Jahren 2002 und 2003 sowie Hochwässer in den Jahren 2005, 2009 und „Die Ziele der Anpassung stellen einerseits die 2013 haben nahezu im gesamten Landesgebiet flächendeckende Versorgungsmöglichkeit der große Schäden verursacht. 2012 verschüttete Bevölkerung mit einwandfreiem Trinkwasser in ein gewaltiger Murenabgang in der Gemeinde ausreichender Menge zu leistbaren Gebühren St. Lorenzen im Paltental 70 Häuser. Extreme auch in Notsituationen dar. Andererseits soll Wettersituationen stellen die Wasserwirtschaft ein entsprechender Schutz vor Naturgefahren 27
teil a Grundlagen sichergestellt und eine ausreichende Resilienz • Angepasstes Monitoring von Wasserqua- gegenüber Änderungen im Niederschlags- und lität und -menge als Grundlage für die Abflussverhalten auf Grund des Klimawandels Entwicklung von etwaigen notwendigen und den daraus resultierenden Hochwasser- Maßnahmen. ereignissen erreicht werden. Diese Ziele kön- nen nur durch Entwicklung entsprechender Vorgeschlagene Maßnahmen zur Anpassung Maßnahmenpläne und Bewusstseinsbildung erreicht werden.“ • Weiterer Ausbau von Wasser-Transportsys- temen in niederschlagsarmen Regionen Die abgeleiteten Anpassungen werden in die- und Vernetzung sem Strategiepapier eingeteilt in übergeordnete • Ressourcenbewusster Umgang mit Wasser Handlungsprinzipien (Postulate) bzw. in kon- (qualitativ und quantitativ) krete vorgeschlagene Maßnahmen, welche im • Schutz der Tiefengrundwasserreserven Folgenden mit dem Fokus auf die Trinkwas- und Erhalt vorrangig für die Notwasserver- serwirtschaft der Steiermark auszugsweise sorgung dargestellt werden: • Anpassung bzw. Weiterentwicklung der Regenwasserbewirtschaftung Übergeordnete Handlungsprinzipien • Bewusstseinsbildung zum Thema Wasser für die Anpassung • Verbesserung des Grundlagenwissens (Monitoring, Forschung) • Versorgungssicherheit für Trink- und • Kontinuierliche Aktualisierung und War- Nutzwasser unter Einhaltung von ökolo- tung von bestehenden Informationssyste- gischen und hygienischen Kriterien. men zur Wassersituation in der Steiermark 2 Hydrogeologische Grundzüge der Steiermark 2.1 Nördliche Kalkalpen I n Bezug auf die wasserwirtschaftlichen Be- lange ist eine exakte Kenntnis über die hy- drogeologischen Grundzüge des Landes von Der Gesteinsbestand der zu den Nördlichen besonderer Bedeutung. Aus diesem Grunde Kalkalpen im engeren Sinne zählenden Ein- wird ein kurz gefasster Überblick über den heiten umfasst eine Schichtfolge, welche mit geologischen Bau und die hydrogeologischen Gesteinen des jüngsten Paläozoikums beginnt Grundzüge gegeben, wobei folgende Gliede- und bis in die oberste Kreide reicht. Unter- rung vorgenommen wird: schiedliche Entstehungsprozesse, die zum Teil im gleichen Zeitraum abliefen, in verschiede- • Nördliche Kalkalpen nen räumlich getrennten Ablagerungsgebieten • Altkristalline und paläozoische Gesteine trugen zur heute sichtbaren Vielfalt der Gestei- • Tertiäre Ablagerungen ne dieses Bereiches bei. Diese unterschiedliche • Holozäne und jungpleistozäne Ablage- Entstehungsweise der Gesteine, ihre Zusam- rungen Mur, Mürz, Enns mensetzung und ihr Verhalten gegenüber den gebirgsbildenden und -formenden Kräften drückt sich u. a. auch in der erreichten hydro- 28
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