Welches sind die häufigsten Störungen im Sportunterricht und wie unterscheiden sich diese von der Primarschule zur Kantonsschule?

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Welches sind die häufigsten Störungen im Sportunterricht und wie unterscheiden sich diese von der Primarschule zur Kantonsschule?
Bachelorarbeit im Rahmen des Bachelorstudiums an der
  Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM

   Welches sind die häufigsten Störungen im
Sportunterricht und wie unterscheiden sich diese
   von der Primarschule zur Kantonsschule?

                Studierender: Kobler Jonas
              Referentin: Steinmann Patricia

                     Magglingen, 2020
Welches sind die häufigsten Störungen im Sportunterricht und wie unterscheiden sich diese von der Primarschule zur Kantonsschule?
Vorwort und Dank
Zum Abschluss meines Studiums Bachelor of Science in Sports EHSM habe ich die Arbeit zum
Thema «Welches sind die häufigsten Störungen im Sportunterricht und wie unterscheiden sich
diesen von der Primarschule zur Kantonsschule?» erstellt. Die Arbeit basiert auf den
Weisungen für schriftliche Arbeiten der EHSM.

Das Thema Unterrichtsstörungen habe ich gewählt, da es mein Ziel ist Sportlehrer zu werden
und an einer Schule mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Im Rahmen der Bachelorarbeit
sah ich es als Chance, mir mehr Wissen über Unterrichtsstörungen anzueignen und mich so auf
meinen Wunschberuf vorzubereiten. Ebenfalls arbeite ich als Campleiter bei MS Sports, wo ich
verschiedene Sportcamps organisiere. In den Sportcamps bin ich oft mit Unterrichtsstörungen
konfrontiert. Ich denke, ich kann in den nächsten Camps von den Erfahrungen der
Bachelorarbeit profitieren und meinen Umgang mit Unterrichtsstörungen verbessern. Mein Ziel
der Bachelorarbeit ist es, dass ich auf meinem weiteren Berufsweg von der vorliegenden Arbeit
profitieren kann.

Für die Ideen, die Unterstützung und die Hilfe bedanke ich mich bei meiner Betreuerin Patricia
Steinmann, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand.

Ein weiterer Dank geht an die beiden Klassenlehrpersonen Christof Naef und Oliver Friedrich,
welche mir die Möglichkeit gaben ihren Unterricht zu beobachten und zu filmen.

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Inhaltsverzeichnis

Inhalt
Vorwort und Dank ...................................................................................................................... 2

Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 3

Zusammenfassung ...................................................................................................................... 5

1. Einleitung ............................................................................................................................... 7

   1.1 Hintergrund und Ausgangslage ........................................................................................ 7
   1.2 Ziel und konkrete Fragestellung ....................................................................................... 8
       1.2.1 Ziel ............................................................................................................................ 8
       1.2.2 Konkrete Fragestellung ............................................................................................. 8
2. Methode .................................................................................................................................. 8

   2.1 Untersuchungsgruppen ..................................................................................................... 8
   2.2 Studiendesign.................................................................................................................... 9
   2.3 Instrumente ....................................................................................................................... 9
   2.4 Datenauswertung ............................................................................................................ 10
3. Hauptteil ............................................................................................................................... 11

   3.1 Der Begriff Störung ........................................................................................................ 11
   3.2 Ursachen von Störungen ................................................................................................. 12
   3.3 Unterteilung der Störungsarten ....................................................................................... 15
       Unterrichtsstörungen durch Schülerinnen und Schüler .................................................... 16
       Unterrichtsstörungen durch Lehrpersonen ....................................................................... 17
4. Resultate ............................................................................................................................... 22

   4.1 Häufigkeit der Unterrichtsstörungen in der Primarschule .............................................. 22
   4.2 Häufigkeit der Unterrichtsstörungen in der Kantonsschule ........................................... 24
   4.3 Unterschied von der Primarschule zur Kantonsschule ................................................... 26
5. Diskussion ............................................................................................................................ 27

   5.1 Beantwortung der Fragestellung ..................................................................................... 27
   5.2 Stärken und Schwächen .................................................................................................. 29
   5.3 Ausblick .......................................................................................................................... 30
   5.4 Bedeutung für die Praxis ................................................................................................ 30
6. Konklusion ........................................................................................................................... 32

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Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 33

Eigenständigkeits- und Urheberrechtserklärung ...................................................................... 34

   Eigenständigkeitserklärung .................................................................................................. 34
   Urheberrechtserklärung ........................................................................................................ 34
Anhang ..................................................................................................................................... 35

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Zusammenfassung
Einleitung
Keine Lehrperson und keine Unterrichtslektion ist von Störungen verschont, daher ist es für
Lehrpersonen wichtig, im Bereich Unterrichtstörungen ein Grundwissen zu haben. Es gibt in
diesem Bereich ein breites Band an Literatur welche zum Beispiel beschreibt, welche Störungen
auftreten können, wie man richtig darauf reagiert oder was die Gründe für Störungen sind. Mit
dieser Arbeit möchte ich herausfinden, welche Störungen in der Primarschule und der
Kantonsschule am häufigsten Vorkommen und wie sich diese in den beiden Altersstufen
unterscheiden.

Ziel und konkrete Fragestellung
Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden welche Störungen im Sportunterricht am häufigsten
vorkommen, dabei werden Kantonsschule und Primarschule separat betrachtet. Zusätzlich
werden die Daten miteinander verglichen, um so Unterschiede der beiden Altersstufen
feststellen zu können. Es wurden dabei folgende Fragestellungen definiert.

Welche Störungen kommen im Sportunterricht am häufigsten vor?

Unterscheiden sich die Unterrichtsstörungen im Vergleich zwischen der Primarschule und der
Kantonsschule?

Methode
Um die Fragestellung beantworten zu können, wurde bei einer Kantonsschulklasse, sowie bei
einer Primarschulklasse der Sportunterricht besucht. Die jeweilige Doppellektionen wurden
dabei mit einer Kamera gefilmt. Auf Basis der Literatur wurde eine Grafik (siehe Abbildung 3)
zur Einteilung der Störungen gemacht. Durch die Auswertung der Videosequenzen konnten die
Störungen in die Grafik eingeteilt werden. Dadurch wurde ersichtlich, bei welcher Stufe,
welche Störungen am häufigsten vorkommen. Diese konnten danach miteinander verglichen
werden. Zusätzlich wurden den Lehrpersonen einige Fragen gestellt, um die Untersuchungen
zu präzisieren.

Hauptteil
Um einen Überblick über Störungen zu erhalten, wird im Kapitel 3 der Begriff Störung, die
Ursachen und die Unterteilung dieser beschrieben. Darauf aufgebaut wurde die Grafik zur
Einteilung der Störungen erstellt. Die Beschreibungen helfen, die Grafik zu verstehen und die
Einteilung der Störungen nachvollziehen zu können.

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Resultate
Die Unterrichtsstörungen wurden mit Hilfe einer Grafik eingeteilt. Bei der Primarschule
wurden 93 Prozent der Störungen, als Störungen durch Schülerinnen und Schüler gewertet. Von
den Störungen durch Schüler/innen waren 69 Prozent nicht aggressiv aktive, 15 Prozent nicht
aggressiv passive und 16 Prozent aggressiv direkte Störungen. Aggressiv indirekte Störungen
konnten keine festgestellt werden. Bei der Kantonsschule hatten die Störungen durch die
Lehrperson einen Anteil von 12 Prozent. Bei den 88 Prozent durch die Schüler/innen waren 57
Prozent nicht aggressiv passive und 43 Prozent nicht aggressiv aktive Störungen. Aggressive
Störungen kamen bei der Kantonsschule keine vor.

Diskussion und Konklusion
Die Fragestellungen konnten anhand der Resultate beantwortet werden. Es wurde festgestellt,
dass gesamthaft die nicht aggressive Störung am häufigsten vorkam. Vor allem in der
Primarschule waren diese Störungen mit 69 Prozent sehr häufig. In der Kantonsschule wurde,
die nicht aggressiv passive Störung mit 57 Prozent am meisten beobachtet, es waren aber auch
die aktiven Störungen sehr häufig. Es konnten verschiedene Unterschiede der beiden
Altersklassen erkannt werden, so gab es in der Kantonsschule keine Störung, die dem Bereich
aggressive Störung zugeordnet werden konnte, während in der Primarschule einige aggressiv
direkte Störungen vorkamen. Auch die Häufigkeit der nicht aggressiven passiven und aktiven
Störungen unterscheiden sich bei den Altersstufen.

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1. Einleitung

1.1 Hintergrund und Ausgangslage

Ob gross oder klein, Primarschule oder Kantonsschule, Mädchen oder Knaben, Störungen
kommen praktisch in jeder Sportlektion vor. Unterrichtsstörungen gehören zum Sportunterricht
dazu. Auch wenn eine Sportlektion noch so gut geplant und angeleitet wird, ist sie von
Störungen nicht befreit (Steinmann, 2016). Für Lehrpersonen ist es daher wichtig,
Unterrichtsstörungen zu kennen und auf diese reagieren zu können, um einen guten Unterricht
zu gewährleisten. Es gibt eine Vielzahl von Literatur, welche sich mit dem Bereich
Unterrichtsstörungen befasst. So gibt es bereits Einteilungen für die Arten von Störungen,
Gründe für Störungen, Störungen aus Lehrer-/ Schülersicht, Umgang mit Störungen, usw. Bei
den Arten der Störungen gibt es verschiedene Unterteilungen, so werden beispielsweise
Störungen nach deren Stärke und Handlungsdruck (Steinmann, 2016), nach Art der Störung
(Lohmann, 2020) oder nach der Ursache (Wettstein & Scherzinger, 2019) unterschieden. Die
Arbeit soll eine Übersicht zeigen, welche Störungen im Sportunterricht häufig vorkommen. Es
gibt bereits Studien die Störungen im Unterricht analysierten. Bei einer Studie von Ummel,
Wettstein & Thommen (2009) wurde der Unterricht auf Störungen von Lehrpersonen und
Schülerinnen und Schüler untersucht, dabei handelt es sich aber nicht um Sportunterricht,
sondern um Unterricht im Klassenzimmer. Weniger bekannt ist, wie sich die
Unterrichtsstörungen in den verschiedenen Stufen unterscheiden. Die Arbeit dient dazu
herauszufinden, welche Störungen im Sportunterricht vorkommen und ob es Unterschiede
zwischen den Altersgruppen Primarschule und Kantonsschule gibt.

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1.2 Ziel und konkrete Fragestellung

1.2.1 Ziel
Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, welche Störungen im Sportunterricht häufig vorkommen
und ob sich diese im Vergleich von der Primarschule zur Kantonsschule unterscheiden.

1.2.2 Konkrete Fragestellung
a)     Welche Störungen kommen im Sportunterricht am häufigsten vor?

b)     Unterscheiden sich die Unterrichtsstörungen im Vergleich von der Primarschule zur
       Kantonsschule?

2. Methode

2.1 Untersuchungsgruppen

Es wurden zwei Schulklassen für die Untersuchung ausgewählt. Eine 3. Klasse der
Primarschule Rüthi SG und die 3. Klasse der Kantonsschule Sargans SG. Die Untersuchung
wurde mit männlichen und weiblichen Personen durchgeführt. Bei der Primarklasse wurden 19
Schülerinnen und Schüler, 11 Knaben und 8 Mädchen mit Jahrgang 2011/12 beobachtet. Bei
der Kantonsschulklasse wurden 20 Personen, 11 Knaben und 9 Mädchen mit Jahrgang 2003-
2005 beobachtet. Die beiden Schulklassen waren durchschnittliche Klassen, die weder sehr
positiv noch sehr negativ auffallen, wie es auf Anfrage bei den Lehrpersonen hiess. Die Lektion
bei der Kantonsschule wurde auf Englisch durchgeführt, dies war aber kein Problem, da alle
Beteiligten dies gut verstanden. Aufgrund der Corona Pandemie mussten die Lehrpersonen und
bei der Kantonsschule auch die Teilnehmenden eine Schutzmaske tragen. Zuerst wurden die
Lehrpersonen angefragt ob die Untersuchung bei ihrer Klasse gemacht werden darf. Nachdem
die Untersuchung von den Lehrpersonen akzeptiert wurde, musste einen Bewilligung der
jeweiligen Schulleitung eingeholt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sowie die
Erziehungsberechtigten wurden vorgängig schriftlich über die Untersuchung informiert.
Gleichzeitig wurde den Erziehungsberechtigten eine Einverständniserklärung (Anhang S.35)
zugestellt, diese musste aus Gründen des Datenschutzes von den Erziehungsberechtigten
unterschrieben und der Lehrperson abgegeben werden.

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2.2 Studiendesign

Für die Untersuchung wurde der Sportunterricht bei zwei verschiedenen Klassen gefilmt, zum
einen bei einer Primarschulklasse, zum anderen bei einer Kantonsschulklasse. Von den beiden
Klassen wurde je eine Doppellektion (90`) besucht und mit der Kamera festgehalten. Es wurde
darauf geachtet, dass der Unterrichtsinhalt bei beiden Stufen aufbauend mit Einleitung,
Hauptteil und Schluss war und nicht einfach eine Spielstunde. Dadurch konnte der Unterricht
besser miteinander verglichen werden. Bei der Primarschule war das Thema der Lektion
Unihockey, bei der Kantonsschule lag der Schwerpunkt auf dem Barrenturnen. Mithilfe einer
selbst entwickelten Störungsartentabelle und den Videoaufnahmen wurde der Unterricht
analysiert und die Unterrichtsstörungen in verschiedene Kategorien eingeteilt. Die Einteilung
der Unterrichtsstörungen wurde für die beiden Klassen separat gemacht. Durch die separate
Einteilung, konnten die Unterrichtsstörungen von der Primarschulklasse und der
Kantonsschulklasse miteinander verglichen werden. Es wurde durch die separate Einteilung
auch ersichtlich, welche Störungen in welcher Stufe am häufigsten vorkommen. Zusätzlich
wurden den beiden Lehrpersonen nach der Auswertung der Daten einige Fragen zum Thema
Unterrichtsstörungen gestellt (Anhang S.36). Die Antworten wurden dann mit den Resultaten
der Unterrichtsbeobachtung verglichen.

2.3 Instrumente

Videoaufnahme
Für die Aufnahmen des Sportunterrichts wurde eine Videokamera (Camcorder Panasonic) mit
Stativ (Stativ Sony) verwendet, diese wurde auf der Tribüne/ Galerie der jeweiligen Sporthalle
aufgestellt. Zusätzlich wurden die Lehrperson mit einem Mikrofon (Sennheiser Wireless Mic
Set) ausgestattet, damit die Anweisungen bei den Aufnahmen gut hörbar sind.

Interview mit der Lehrperson
Nach der Auswertung der Unterrichtsbeobachtung wurde mit der jeweiligen Lehrperson ein
Interview geführt, dabei wurden einige Fragen zum Thema Unterrichtsstörungen im
Sportunterricht gestellt. Die Fragen waren oft auf Basis der Resultate, so konnten die
Erkenntnisse mit der Lehrperson diskutiert werden. Als Leitfaden habe ich einen
Interviewbogen    (Anhang      S.36)   zusammengestellt,      welcher   mir    während    der
Interviewdurchführung eine Orientierung gab. Während des Interviews habe ich mir schriftlich
Notizen gemacht, dies half mir bei der späteren Auswertung.

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Auswertung
Zur Auswertung der Störungen diente eine selbst entwickelte Störungsartentabelle (Abbildung
3). Die Störungsartentabelle wurde mit Hilfe verschiedener Literatur zusammengestellt, als
Basis für die Zusammenstellung dienten die Bücher «Unterrichtsstörungen verstehen und
wirksam vorbeugen» (Wettstein & Scherzinger, 2019) und «Mit Schülern klarkommen»
(Lohmann, 2020).

2.4 Datenauswertung

Bei der Datenauswertung wurde mit dem Programm Excel (Excel 2013, Microsoft, Remond,
USA) gearbeitet. Dabei wurden die Sportlektionen mit den Videoaufnahmen analysiert und die
Störungen in die jeweilige Kategorie eingeteilt. Zur Einteilung in die verschiedenen Kategorien
diente eine Störungsartentabelle. Mit Hilfe der Tabelle konnten Störungen einfach der
jeweiligen Kategorie zugeteilt werden. Dabei wurden vier Kategorien für Störungen von
Schülerinnen und Schülern und fünf Kategorien für Störungen von Lehrpersonen gemacht.
Durch die separate Einteilung der beiden Klassen im Excel, konnte einerseits herausgelesen
werden welche Störungen am häufigsten im Sportunterricht vorkommen, andererseits konnten
diese miteinander vergleichen und so die Unterschiede in den verschiedenen Altersklassen
analysiert werden.

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3. Hauptteil

3.1 Der Begriff Störung

Unterrichtsstörungen treten in jeder Klasse auf. Für Lehrpersonen sind Unterrichtsstörungen
eine grosse Belastung. Unterrichtsstörungen gehören zum Unterricht dazu. Wie kann eine
Lehrperson auf Unterrichtsstörungen reagieren? All das sind Punkte, die man oft hört und die
viel diskutiert werden. Doch was sind eigentlich Störungen? Störungen genau zu definieren ist
sehr schwierig. Ob ein Verhalten als Störung gilt, hängt davon ab, wie eine Person dies
interpretiert. So kann es sein, dass z.B. eine Lehrperson das Verhalten der Lernenden als störend
empfindet, während eine andere Lehrperson das gleiche Verhalten nicht als störend
interpretiert. In der Literatur gibt es viele verschiedene Definitionen für den Begriff Störungen.
Bei der Definition von Ortner & Ortner (2000) beziehen sich Unterrichtsstörungen vor allem
auf Schülerinnen und Schüler.

      Eine konkrete oder potenzielle Unterrichtsstörung umfasst alles, was dazu führt oder
      führen kann, den Prozess oder die Beziehungsgefüge von Unterrichtssituationen zu
      unterbrechen. Auf das Verhalten eines Schülers bezogen, betreffen stören des Unterrichts
      alle Aktionen und Reaktionen, mit denen dieser sich bewusst über schulische Normen
      und Regeln hinwegsetzt. Das Störverhalten richtet sich dabei gegen den Lehrer, die
      Mitschüler oder gegen den Unterrichtsverlauf (Ortner & Ortner, 2000, S.200).

Bei dieser Definition werden viele wichtige Punkte genannt, jedoch auch einiges
vernachlässigt. So sprechen die Autoren nur von Störungen durch Schülerinnen und Schüler.
Störungen durch die Lehrperson oder das Umfeld werden in dieser Definition nicht erwähnt.
Eine weitere Definition ist jene von Lohmann (2020). Er bezieht sich dabei nicht auf eine
Person, welche für die Störung verantwortlich ist, sondern nennt Ereignisse als
Beeinträchtigung des Lehr-Lernprozesses. «Unterrichtsstörungen sind Ereignisse, die den
Lehr-Lernprozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die
Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen erst stattfinden kann, teilweise oder ganz
ausser Kraft setzen» (Lohmann, 2020, S.13). Eine weitere Definition die jener von Lohmann
(2020) sehr ähnlich ist, ist diese von Wettstein & Scherzinger (2019).

      Eine Unterrichtsstörung ist eine Störung des Lehr-Lern-Prozesses. Wenn also das Lehren
      und Lernen stockt, aufhört, pervertiert, unerträglich oder inhuman wird. Zudem gehen
      wir davon aus, dass die Störung vom individuellen Verhalten einer Schülerin, eines
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Schülers oder auch von der Lehrperson ausgehen kann. Also ein störendes oder sogar
       aggressives Verhalten einer Lehrperson oder eines Schülers respektive einer Schülerin,
       welches in Widerspruch zum beabsichtigten Unterrichtssetting steht und den Lehr-Lern-
       Prozess behindert. Dieses Verhalten kann aktiv sein, indem man etwas tut, oder passiv,
       indem man etwas unterlässt. Da der Unterricht ein soziales System bildet, in dem alle
       Mitglieder in gegenseitiger Abhängigkeit stehen und sich wechselseitig austauschen und
       beeinflussen, kommt auch individuellen Störungen ein sozialer Charakter zu. Zusätzlich
       besteht das Risiko, dass sich aus einem vorerst individuellen Störungsbeitrag durch die
       Reaktion des Gegenübers eine interaktionale Störung entwickelt (Wettstein &
       Scherzinger, 2019, S.23).

Bei der Definition von Wettstein & Scherzinger (2019) werden zwei zusätzliche Punkte
angesprochen. Erstens, dass eine Unterrichtsstörung nicht aktiv sein muss, sondern jemand den
Unterricht auch durch passives Verhalten stören kann, indem beispielsweise geträumt oder
etwas unterlassen wird. Zweitens wird erwähnt, dass bei einem individuellen Störungsbeitrag
durch eine Reaktion des Gegenübers eine interaktionale Störung entwickelt werden kann.
Zusammenfassend aus den drei Definitionen von Ortner & Ortner (2000), Lohmann (2020) und
Wettstein & Scherzinger (2019) kann gesagt werden, dass eine Unterrichtsstörung eine
Behinderung des Lehr-Lern-Prozesses ist, dabei können Störungen von Lehrpersonen, von
Schülerinnen und Schülern aber auch von der Umwelt ausgehen. Sprechen wir von Störungen
meinen wir meist aktive Störungen, wie z.B. dazwischenreden oder schwatzen, Störungen
können jedoch auch passiv sein. Dazu gehören z.B. nicht zuhören oder Abwesenheit.

3.2 Ursachen von Störungen

Da schlussendlich Lehrpersonen diejenigen sind, die Störungen interpretieren, ist es
naheliegend, dass der Grund für die Störung oft den Schülerinnen und Schülern zugeschrieben
wird. Unterrichtsstörungen können jedoch unterschiedliche Gründe haben und es wäre falsch,
die Störungen immer den Schülerinnen und Schüler zuzuschreiben. Bei genauerem
auseinandersetzen mit diesem Thema wird einem bewusst, dass die Störenden oft Schülerinnen
und Schüler sind, der Grund dafür aber ganz wo anders liegt. Nolting (2017) unterscheidet drei
verschiedene Gründe wodurch Störungen entstehen können.

   •    Aufgrund der Schule als Institution
   •    Aufgrund der Schülerinnen und Schüler (Einzelne oder als Klasse)
   •    Aufgrund des Lehrerverhaltens
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Aufgrund der Schule als Institution: Jede Schule hat Aufträge zu erfüllen und hat Vorgaben bei
den Lerninhalten, welche bearbeitet werden müssen. Als Lehrperson ist man verpflichtet sich
an den Lehrplan zu halten, auch wenn ein Thema bei einigen Schülerinnen und Schülern wenig
Anklang findet. Die Absichten der Lehrpersonen/ Schule können nicht immer mit denen aller
Schüler/innen übereinstimmen. Durch das teils vorgegebene Programm kann Langeweile
aufkommen, was Störungen herbeirufen kann. An Schulen gibt es auch Defizite, welche
störungsfördernd wirken können. So kann es z.B. sein, dass keine geeignete Sportanlage
vorhanden ist, die Musikanlage nicht funktioniert, kein geeignetes Material vorhanden ist oder
die Spielwiese nicht gemäht wurde. (Nolting, 2017)

Aufgrund der Schülerinnen und Schüler: Wenn wir von Unterrichtsstörungen sprechen denken
wir oft an Störungen durch Schülerinnen und Schüler. Es wird dabei zwischen einzelnen Störern
und interpersonellen Störungen unterschieden.

     Das Unterrichtsstörungen in gewissem Grade tatsächlich ein individuelles Problem sind,
     zeigt sich darin, dass manche Schüler/innen häufiger stören und andere fast nie.
     Gelegentlich gibt es ausgesprochen schwierige Kinder und Jugendliche, die von allen
     Lehrpersonen als Problem empfunden werden und an denen sich auch zehn Therapeuten
     die Zähne ausbeissen würden (Nolting, 2017, S.18).

Störungen können aber nicht nur durch einzelne Schüler/innen entstehen, sondern auch durch
interpersonale, also zwischenmenschliche Einflüsse, die von den Mitschülern und der
Lehrperson ausgehen. So werden z.B. Schüler/innen von anderen Schülern/innen und deren
störendem Verhalten angesteckt und sorgen dadurch selbst für Unruhe. Auch eine ungünstige
Klassenzusammensetzung kann ein Grund für Störungen im Unterricht sein. (Nolting, 2017)

Aufgrund der Lehrperson: Lehrpersonen haben einen grossen Einfluss auf ihre Schülerinnen
und Schüler. Durch ungünstiges Verhalten der Lehrperson können viele Störungen entstehen.
So kann es sein, dass bei der Lehrperson A kaum Störungen vorkommen, während bei der
Lehrperson B die gleiche Klasse den Unterricht oft stört. Gründe hierfür können z.B. schlechte
Unterrichtsvorbereitung, unklare Aufträge oder wenig Abwechslung sein. (Nolting, 2017)

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In der Kindersportbroschüre «Störungen im Sportunterricht und Training» (Steinmann, 2016)
werden die Gründe für Störungen mit dem Modell Themenzentrierte Interaktion (TZI) nach
Ruth Cohn veranschaulicht (siehe Abbildung 1). Dabei ist das Modell in vier Bereiche
                                                  aufgeteilt. Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, werden
                                                  das ICH (die einzelnen Menschen), dass ES (das Ziel/
                                                  die Aufgabe), dass WIR (die Gruppe) und GLOBE
                                                  (die äusseren Rahmenbedingungen) unterschieden.
                                                  Durch         alle     diese       Bereiche        können
                                                  Unterrichtsstörungen entstehen. Ziel der TZI ist es,
                                                  die vier Faktoren in dynamischer Balance zu halten
                                                  und     so     Unterrichtsstörungen        zu   vermeiden.
                                                  (Steinmann, 2016)

Abbildung 1: Themenzentrierte Interaktion (TZI)
nach Ruth Cohn

Bei meiner Untersuchung, dem Vergleich von Störungen in der Primarschule und der
Kantonsschule, werde ich mich auf die Störungen durch Lehrpersonen und Schüler/innen
konzentrieren. Daher ist es spannend, die Ursachen von Unterrichtsstörungen aus Lehrer- und
Schülersicht zu erfahren. Scherzinger, Wettstein & Wyler (2017) haben eine Interviewstudie
gemacht, die zeigt, welche Gründe für Unterrichtsstörungen die Lehrpersonen und die
Schülerinnen und Schüler am häufigsten nennen.

Aus Sicht der Schüler/innen: Nur vereinzelt schreiben die Schüler/innen die Störungsursachen
verhaltensauffälligen anderen Schüler/innen zu, welche beispielsweise laut sind, provozieren
oder Aufmerksamkeit wollen. Meist wird angegeben das der Grund für die Störung bei der
Lehrperson liege. So berichten die Schüler/innen von problematischen Beziehungen zur
Lehrperson, vor allem mangelndes Vertrauen und fehlender gegenseitiger Respekt. Weiter
nennen die Schülerinnen und Schüler eine schlechte Unterrichtsgestaltung, Unterforderung
oder eine schlechte Klassenführung als Ursache für Störungen. (Scherzinger et al., 2017).

Aus    Sicht     der    Lehrperson:       Lehrpersonen          nennen   als     häufigste    Ursache   von
Unterrichtsstörungen         die     Klassenzusammensetzung              (Alter,    Herkunft,      Leistung,
Klassengrösse). Als weiterer Punkt werden die sozialen Beziehungen der Schülerinnen und
Schüler genannt. Die Lehrpersonen sagten, dass bei einem guten Klassenklima weniger
Unterrichtsstörungen         auftreten.     Ebenfalls          werden    einzelne     Schüler/innen     mit

                                                                                                         14
Verhaltensauffälligkeiten von den Lehrpersonen genannt. Die Lehrpersonen erwähnten aber
auch, dass weniger Unterrichtsstörungen entstünden, wenn die Klasse von der Lehrperson gut
geführt, Aufträge gut geplant und erklärt werden und der Unterricht klar und spannend sei.
(Wettstein & Scherzinger, 2019)

3.3 Unterteilung der Störungsarten

Es gibt unzählige Arten wie Störungen auftreten können, von leichten bis schweren Störungen,
über Mobbing und Tagträumen bis zu Verspätungen und Wutausbrüchen. Eine sinnvolle
Unterteilung zu machen ist daher sehr komplex. Es gibt verschiedene Arten wie Unterteilungen
gemacht werden.

In der J&S Kindersportbroschüre (Steinmann, 2016) werden Störungen nach der Stärke der
Störung unterschieden. So werden diese wie in Abbildung 2 zu sehen in die Stufen Grün,
Orange und Rot unterteilt. Als Grün werden dabei leichte Störungen bezeichnet, bei denen die
                                                                     Lehrperson         keinen      grossen
                                                                     Handlungsdruck       hat.    Es   sind
                                                                     Störungen, die keinen grossen
                                                                     Einfluss auf den Unterricht haben.

                                                                     In   der   Stufe    Orange     werden
                                                                     mittelschwere Störungen eingeteilt,
                                                                     dies können z.B. Zwischenrufe,
                                                                     schwatzen,         Mobbing        oder
                                                                     Beleidigungen sein. Störungen der
                                                                     Stufe      Orange     können       den

Abbildung 2: Störungsmodell nach J&S Kindersport (Steinmann, 2016)   Unterricht negativ beeinflussen.

Die Störungen im roten Bereich werden als starke Störungen bezeichnet. Es sind Störungen,
welche einen Trainingsunterbruch zur Folge haben. In den Bereich der starken Störungen
werden Gewalt in der Gruppe, Unfall, Streich oder ein wetterabhängiger Abbruch eingeteilt.

                                                                                                        15
Eine weitere Möglichkeit zur Unterteilung der Unterrichtsstörungen bietet Lohmann (2020). Er
bezieht sich bei seiner Einteilung jedoch nur auf die Störungen, welche von den Schülerinnen
und Schülern ausgehen. Er macht bei seiner Einteilung eine starke Vereinfachung und teilt die
Störungen in vier Kategorien ein.

   •   Verbales Störverhalten
   •   Mangelnder Lerneifer
   •   Motorische Unruhe
   •   Aggressives Verhalten

In die Kategorie verbales Störverhalten werden Störungen wie schwatzen, Zwischenrufe oder
Beleidigungen eingeteilt. In die Kategorie mangelnder Lerneifer gehören geistige Abwesenheit,
Desinteresse und Unaufmerksamkeit. Bei motorischer Unruhe werden z.B. zappeln, kippeln
oder herumlaufen während Erklärungen eingeteilt. Zur letzten Kategorie dem aggressiven
Verhalten gehören Wutausbrüche, Angriffe auf Personen oder Sachbeschädigungen.
(Lohmann, 2020)

Eine Dritte Möglichkeit zur Einteilung von Störungen zeigen Wettstein & Scherzinger (2019),
dabei werden sowohl Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler wie auch die interaktionale
Perspektive thematisiert. Da ich mich bei meiner Arbeit auf die Störungen durch Schülerinnen
und Schüler sowie durch Lehrpersonen konzentriere, werde ich die interaktionale Perspektive
nicht berücksichtigen.

Unterrichtsstörungen durch Schülerinnen und Schüler
Unterrichtsstörungen durch Schüler/innen können sehr vielfältig sein, Wettstein & Scherzinger
(2019) unterscheiden dabei zwischen aggressiven und nicht aggressiven Störungen. Bei den
nicht aggressiven Störungen wird zwischen aktiven und passiven Formen unterschieden. Als
aktive Störungen werden jene Störungen bezeichnet, in denen der Schüler aktiv stört, dazu
zählen schwatzen, dazwischenreden, Bälle herumwerfen, usw. Eine aktive Störung beeinflusst
den Unterricht weit mehr als eine passive Störung. Passive Störungen beeinflussen den
Unterricht nur leicht, sind jedoch für den individuellen Lernprozess ungünstig. Zu den passiven
Störungen gehören beispielsweise Tagträumen, geistige Abwesenheit, nicht richtig zuhören
oder sich unauffällig mit anderen Dingen beschäftigen. Störungen aufgrund von aggressivem
Verhalten sind absichtlich ausgeführte Verhaltensweisen, die zur persönlichen Schädigung oder
zur Zerstörung von Eigentum führen. Aggressive Störungen werden in direkte und indirekte
Formen unterteilt. Direkte Formen sind beispielsweise, wenn jemand geschlagen, beleidigt,

                                                                                            16
beschimpft oder blossgestellt wird. Direkte Formen sind für Mitschüler/innen und die
Lehrperson offensichtlich und erkennbar. Neben den direkten Formen gibt es bei den
aggressiven Störungen auch die indirekten Formen. Diese sind für die Lehrperson schwer zu
erkennen, da sie verdeckt gehalten werden. Indirekte Formen sind Handlungen, mit denen
einem Mitschüler einer Mitschülerin bewusst Schaden zugeführt wird. Dies sind z.B. falsche
Gerüchte verbreiten oder Gegenstände verstecken. (Wettstein & Scherzinger, 2019)

Unterrichtsstörungen durch Lehrpersonen
Nicht nur Schülerinnen und Schüler können den Unterricht stören, sondern auch die
Lehrpersonen. Im Gegensatz zu einigen Störungen durch Schülerinnen und Schüler ist das
störende Verhalten der Lehrpersonen im Normalfall ungewollt. Lehrpersonen können den
Unterricht auf verschiedene Weise stören, Wettstein & Scherzinger (2019) haben folgende
Punkte als Störungen durch Lehrpersonen definiert und unterteilt.

   •   Unterrichtsvorbereitung und Pünktlichkeit
       Wenn der Unterricht schlecht oder gar nicht vorbereitet ist, wirkt sich dies negativ auf
       den Unterricht aus. Auch Unpünktlichkeit der Lehrperson, mangelnde Fachkenntnisse
       oder das Fehlen von Struktur und Routinen im Unterricht wirken sich auf das Ausmass
       der Störungen im Unterricht aus.
   •   Gehalt des Unterrichts
       Die Lehrperson beeinflusst mit ihrem Unterricht das Ausmass an Störungen sehr stark.
       Störungen entstehen, wenn eine Lehrperson einen langweiligen Unterricht gestaltet,
       unklare Anweisungen gibt, lange monotone Erklärungen hält oder der Unterricht durch
       fehlende Abwechslung gekennzeichnet ist. Die Art wie die Lehrperson den Unterricht
       gestaltet, hat einen grossen Einfluss auf die Störungen im Unterricht.
   •   Überblick und Regeln
       Hat eine Lehrperson den Überblick über ihre Klasse, so wirkt dies störungspräventiv.
       Ist dies nicht der Fall, so wirkt es sich auf das Verhalten den Schülerinnen und Schüler
       aus. Wenn eine Lehrperson im Unterricht keine Präsenz zeigt und schwächere
       Schülerinnen und Schüler nicht schützt, können Unterrichtsstörungen entstehen. Regeln
       sollten für alle Beteiligten klar und verständlich sein damit sie akzeptiert werden, ist
       dies nicht der Fall kann dies zu Störungen führen.

                                                                                            17
•   Umgang mit Schülerinnen und Schülern
       Hat eine Lehrperson eine gute Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern, so beugt
       dies Störungen im Unterricht vor. Ein guter Umgang entsteht, wenn eine gegenseitige
       Wertschätzung vorhanden ist und die Lehrperson alle Schüler/innen gleichbehandelt.
       Wenn eine Lehrperson jedoch ungeduldig, missmutig oder uninteressiert wirkt,
       Schüler/innen bevorzugt oder benachteiligt so wirkt sich dies auf das Unterrichtsklima
       aus und kann zu Störungen führen.
   •   Umgang mit Unterrichtsstörungen
       Durch richtiges Handeln kann die Lehrperson viele Störungen ohne grosse
       Einwirkungen auf den Unterricht beheben. Reagiert eine Lehrperson jedoch falsch auf
       eine Störung so kann es sein, dass sich diese verschlimmert oder die Situation gar
       eskaliert. (Wettstein & Scherzinger, 2019)

Zusammengefasst haben die beiden Störungsarteneinteilungen von Lohmann (2020) und
Wettstein & Scherzinger (2019), was den Bereich der Schülerinnen und Schüler betrifft, einige
Parallelen. So ist der Bereich verbales Störverhalten mit dem Bereich aktive Störungen sehr
ähnlich oder der Bereich mangelnder Lerneifer kann mit passiven Störungen gleichgesetzt
werden. Einzig bei Wettstein & Scherzinger (2019) wird genau auf die Störungen durch
Lehrpersonen eingegangen, was ein sehr wichtiger Punkt ist.

                                                                                          18
Um meine Fragestellung beantworten zu können und um herauszufinden, welche Störungen am
häufigsten in der Primarschule und der Kantonsschule vorkommen, habe ich eine Grafik
(Abbildung 3) zur Störungsarteneinteilung gemacht, diese basiert auf den oben beschriebenen
Theorien von Lohmann (2020) und Wettstein & Scherzinger (2019). Bei der Grafik wurden die
Störungen, welche im Unterricht vorkommen können, in verschiedene Formen eingeteilt. Dabei
wurde zwischen Störungen von Lehrpersonen und Störungen durch Schülerinnen und Schüler
unterschieden.

Alles was die Lehrpersonen betrifft, ist dabei mit Rechtecken gekennzeichnet. Die Störungen
durch Lehrpersonen wurden in fünf Bereiche aufgeteilt. In diese Bereiche können alle
Störungen, welche von den Lehrpersonen ausgehen, eingeteilt werden.

Der obere Teil der Grafik bezieht sich auf Störungen aufgrund des Verhaltens von Schülerinnen
und Schüler. Der Abschnitt, welcher die Schülerinnen und Schüler betrifft, ist mit
kreisförmigen Ebenen gekennzeichnet. Die Störungen, welche die Schülerinnen und Schüler
betreffen, wurden unterteilt in aggressive Störungen und nicht aggressive Störungen. Für eine
optimale Einteilung wurden diese nochmals unterteilt in aggressiv direkte Störungen und
aggressiv indirekte Störungen. Auch bei den nicht aggressiven Störungen wurde nochmals eine
Unterteilung gemacht, in nicht aggressiv aktive Störungen/ verbales Störverhalten und nicht
aggressiv passive Störungen/ mangelnder Lerneifer. Durch diese Aufteilung können alle
Unterrichtsstörungen von Schülerinnen und Schülern einer Kategorie zugeordnet werden.
Zusätzlich wurden bei der Grafik einige Beispiele für die jeweiligen Bereiche der Schülerinnen
und Schüler aufgezeigt.

Die orange gefärbten Bereiche zeigten die Kategorien, in welche die Störungen der
Unterrichtsbeobachtungen eingeteilt werden. Dabei gibt es bei den Störungen der Lehrpersonen
fünf, bei denen der Schülerinnen und Schüler vier Kategorien, in welche die
Unterrichtsstörungen eingeteilt werden können.

Beispiel:

Ein/e Schüler/in schlägt eine/n Mitschüler/in, wir haben also eine Störung. Da die Störung
durch ein/e Schüler/in gemacht wurde, wird es in den kreisförmigen Bereich der Schüler/innen
eingeteilt. Schlagen gehört in den Bereich der aggressiven Störungen. Es gilt jetzt noch zu
unterscheiden ob es eine direkte Form, also offensichtlich ist oder ob es sich um eine indirekte
Form, eine versteckte Handlung handelt. Da Schlagen offensichtlich ist, wird dies der Kategorie
aggressiv direkte Störung zugeordnet.

                                                                                             19
Bewusst wurden nicht zu viele Kategorien gemacht und versucht, die Einteilung möglichst
einfach zu gestalten. Trotzdem musste darauf geachtet werden, dass alle Störungen einer
Kategorie zugeordnet werden können. Dadurch das die Kategorien sehr einfach und klar sind,
können die Störungen gut eingeteilt werden. Da nur wenige Kategorien gemacht wurden, kann
klar gesagt werden, welche Kategorie, also welche Störungen am häufigsten in der
Primarschule oder der Kantonsschule vorkommen. Ebenfalls hilft die klare Einteilung, um die
beiden Altersklassen miteinander zu vergleichen.

                                                                                        20
beschimpfen

                                                                                direkte Form/
                                                                               aggressives Verh.        beleidigen

                                                                                                         schlagen

                                                         aggressive
                                                          Störung

                                                                                                          falsche
                                                                                                         Gerüchte
                                                                               indirekte Form
                                                                                                           Sachen
                                                                                                         verstecken

                              Schüler/innen

                                                                                                         schwatzen

                                                                                 aktive Störung/
                                                                                 verbales Störv.        Zwischenrufe

                                                                                                          laut sein
                                                       nicht aggressive
       Störung                                             Störung

                                                                                                        Abwesenheit

                                                                                passive Störung/
                                                                               mangelnder Lerne.
                                                                                                        Tagträumen
                                                                          Unterrichtsvorbereitung und
                                                                                  Pünktlichkeit

                                                                             Gehalt des Unterrichts

                               Lehrperson                                   Überblick und Regeln

                                                                                 Umgang mit
                                                                                Schüler/innen

                                                                                Umgang mit
                                                                            Unterrichtsstörungen

Abbildung 3: Grafik zur Einteilung der Störungsarten

                                                                                                            21
4. Resultate

4.1 Häufigkeit der Unterrichtsstörungen in der Primarschule

Die Unterrichtsbeobachtung in der Primarschule ergab folgende Resultate. Die Einteilung der
Störungen wurden anhand der Grafik in Abbildung 3 gemacht. Zuerst wurde eine Unterteilung
in Störung durch Schülerinnen und Schüler oder Störung durch die Lehrperson gemacht. Dabei
waren 39 Störungen den Schülerinnen und Schülern und drei der Lehrperson zuzuschreiben
(Abbildung 4).

                                Vergleich Lehrperson/ SchülerInnen
                                                                Lehrperson
                                                                    7%

                                         Schüler/innen
                                             93%
                                             Lehrperson      Schüler/innen

Abbildung 4: Resultate von Störungen durch Lehrperson und SchülerInnen

Störungen durch Lehrperson
Bei den fünf Kategorien von Störungen durch die Lehrperson konnten nur in zwei Bereichen
Störungen festgestellt werden, in den Bereichen Überblick und Regeln, Umgang mit
Schülerinnen und Schüler und Umgang mit Unterrichtsstörungen konnten keine Störungen
erkannt werden. Es wurden insgesamt nur drei Störungen festgestellt, zwei im Bereich Gehalt
des Unterrichts und eine im Bereich Unterrichtsvorbereitung und Pünktlichkeit. Die Störung
beim Bereich Unterrichtsvorbereitung und Pünktlichkeit war eine Verspätung der Lehrperson
aufgrund einer gerissenen Schutzmaske. Die beiden Störungen im Bereich Gehalt des
Unterrichts entstanden durch Unklarheiten beim Auf- und Abbau der Posten.

                                                                                        22
Störungen durch Schülerinnen und Schüler
Die Störungen der Schülerinnen und Schüler wurden in vier Kategorien eingeteilt. Es wurde
zwischen aggressiven direkten/ indirekten Störungen und nicht aggressiven aktiven/ passiven
Störungen unterschieden (Abbildung 5). Dem Bereich aggressiv indirekte Störung konnte keine
Störung zugeordnet werden. Mit 27 notierten Störungen hatte der Bereich nicht aggressiv aktive
Störung am meisten Fälle, dabei waren vor allem Gespräche während der Erklärung,
weiterspielen wenn es hiess zuhören, klatschen während der Erklärung oder reinschwatzen die
Gründe für eine aktive Störung. Weitere aktive Störungen waren auch, etwas anderes zu
machen als die gewünschte Übung oder mit dem Schläger spielen, während die Lehrperson am
Erklären ist. Von den nicht aggressiven passiven Störungen gab es während der Lektion sechs,
träumen, anstatt die Übung zu machen, während der Erklärung mit etwas anderem beschäftigt
sein oder während dem Spiel auf der Ersatzbank liegen. Neben den nicht aggressiven kamen
auch aggressive Störungen vor, dies waren sechs aggressive direkte Störungen. Es konnten
kleine Streitigkeiten und kleine Wutausbrüche beobachtet werden.

                           Störungen der SchülerInnen Primarschule

                                               15%                   16%

                                                                             0%

                                                          69%

                            aggressive direkte Störung          aggressive indirekte Störung
                            nicht aggressive aktive Störung     nicht aggressive passive Störung

Abbildung 5: Einteilung der Störungen von SchülerInnen in der Primarschule

                                                                                                   23
4.2 Häufigkeit der Unterrichtsstörungen in der Kantonsschule

Gleich wie bei der Primarschulklasse wurde bei den Störungen zuerst unterschieden ob diese
von der Lehrperson oder von den Schülerinnen und Schüler ausgeht (Abbildung 6). Drei
Störungen gingen dabei von der Lehrperson aus, während 23 den Schülerinnen und Schülern
zugeordnet wurden.

                   Unterschied Lehrperson und Schüler/innen

                                                           12%

                                                  88%

                                            Lehrperson      Schüler/innen

Abbildung 6: Störungseinteilung aufgrund der Lehrperson oder der Schüler/innen an der Kantonsschule

Störungen durch Lehrperson
Es gab an der Kantonsschule drei Störungen aufgrund der Lehrperson. Eine im Bereich
Unterrichtsvorbereitung und Pünktlichkeit und zwei im Bereich Gehalt des Unterrichts. Bei
Unterrichtsvorbereitung und Pünktlichkeit war zu sehen, dass die Lehrperson nach einem
kurzen Einstieg, während dem Erklären die Schuhe binden musste, die Aufmerksamkeit der
Schüler/innen war nicht mehr bei der Lehrperson. Zwei Störungen konnten der Kategorie
Gehalt des Unterrichts zugeordnet werden, dies waren unzureichende Erklärungen, was zu
Verwirrung der Schülerinnen und Schüler führte.

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Störungen durch Schülerinnen und Schüler
Gleich wie bei der Primarschulklasse wurden die Störungen in vier Kategorien eingeteilt
(Abbildung 7). Es gab insgesamt 23 Störungen durch Schüler/innen, dies waren alle nicht
aggressive Störungen aktiv oder passiv. Den Bereichen aggressive direkte oder indirekte
Störung konnte kein Verhalten zugeordnet werden. Das aggressive Störungen an der
Kantonsschule sehr selten sind, bestätigte auch die Lehrperson im Interview.

                          Störungen durch Schülerinnen und Schüler

                                                          0; 0%

                                                                     10; 43%

                                          13; 57%

                aggressiv direkt     aggressiv indirekt      nicht aggressiv aktiv   nicht aggressiv passiv

Abbildung 7: Unterteilung von Störungen durch Schülerinnen und Schüler

Zehn Störungen wurden dem Bereich nicht aggressiv aktive Störung zugeordnet, dabei wurde
vor allem herumgeblödelt, wie z.B. auf den Langbankwagen herumfahren, am Basketballkorb
hängen, Bälle herumwerfen, Matten herumwerfen während der Lektion. Es konnte aber auch
schwatzen während den Erklärungen beobachtet werden. Neben aktiven wurden 13 passive
Störungen beobachtet, dies waren, Abwesenheit während der Erklärung, Träumen während der
Erklärung und vor allem Lustlosigkeit beim Barrenturnen.

                                                                                                              25
4.3 Unterschied von der Primarschule zur Kantonsschule

In der Vergleichsgrafik (Abbildung 8) sind die prozentualen Anteile der Störungen von der
jeweiligen Schulstufe zu sehen. Bei beiden Schulstufen konnten keine aggressiven indirekten
Störungen erkannt werden. Aggressiv direkte Störungen wurden nur bei der Primarschule
beobachtet. Unterschiede gab es bei den nicht aggressiven Störungen. Prozentual kamen in der
Kantonsschule mehr nicht aggressiv passive Störungen vor als in der Primarschule. Bei den
nicht aggressiven aktiven Störungen war dies genau umgekehrt, hier konnten in der
Primarschule prozentual mehr Störungen beobachtet werden.

                         Unterschied Primarschule/ Kantonsschule

   nicht aggressiv passiv

     nicht aggressiv aktiv

        aggressiv indirekt

          aggressiv direkt

                             0%     10%       20%       30%      40%       50%       60%         70%   80%

                                      Primarschule         Kantonsschule

Abbildung 8: Prozentualer Anteil der Störungen von Kantonsschule und Primarschule im Vergleich

                                                                                                             26
5. Diskussion

5.1 Beantwortung der Fragestellung

In diesem Abschnitt wird die Fragestellung aus Kapitel 1.2 beantwortet, die erhobenen
Resultate aus Kapitel 4 werden dabei interpretiert und gewertet.

Welche Störungen kommen im Sportunterricht am häufigsten vor?
Grundsätzlich kann gesagt werden das alle Störungen von der Grafik zur Einteilung von
Störungen (Abbildung 3) im Unterricht vorkommen können. Nimmt man die Primarschule und
die Kantonsschule zusammen, so kann man aus den Resultaten sehen, dass Störungen von
Schülerinnen und Schüler häufiger vorkommen als Störungen von Lehrpersonen. Bei beiden
Stufen war zu erkennen, dass bei den Lehrpersonen die Kategorie Gehalt des Unterrichts am
meisten Störungen hervorbrachte. Gesamthaft waren die Störungen durch die Lehrpersonen
sehr selten. Ich denke, dies hat mit der grossen Erfahrung der Lehrpersonen und einer guten
Lehrer- Schüler Beziehung zu tun. Man merkte, dass die Lehrpersonen bei den Schülern beliebt
waren und dass die Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler respektvoll behandelten. Das
ein respektvoller Umgang und eine gute Lehrer- Schüler Beziehung Störungen vorbeugen kann,
bestätigt auch das Buch «Unterrichtsstörungen verstehen und wirksam vorbeugen» von
Wettstein & Scherzinger (2019, S.114).

Häufiger als Störungen von Lehrpersonen kommen Störungen von Schülerinnen und Schülern
vor. Hier ist klar zu erkennen, dass in beiden Schulstufen, die nicht aggressiven Störungen
häufiger vorkommen als die aggressiven Störungen. Gesamthaft gesehen ist die nicht
aggressive aktive Störung jene die am meisten vorkommt. Dies bestätigt auch das Buch «Mit
Schülern klarkommen» Lohmann (2020, S.14). Auch die beiden Lehrpersonen gaben im
Interview an, dass aus ihrer Sicht, die nicht aggressiv aktive Störung die Häufigste ist. Im
Bereich Schülerstörungen muss jedoch eine Unterteilung zwischen Primarschule und
Kantonsschule gemacht werden. Die nicht aggressiv aktive Störung war mit 69 Prozent in der
Primarschule, die mit Abstand am häufigsten vorkommende Störung. Spannend war zu sehen,
dass die nicht aggressiven aktiven Störungen vor allem während den Erklärungen und den
Übungen beobachtet wurden, in dieser Zeit gab es keine aggressiven Störungen. Die
aggressiven direkten Störungen kamen erst während des Spiels, da in diesem Teil des
Unterrichts Emotionen im Spiel waren und alle gewinnen wollten. Dafür gab es von den sonst
so häufigen nicht aggressiven aktiven Störungen während des Spiels fast keine. Mit 15 Prozent

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machen die nicht aggressiven passiven Störungen nur einen kleinen Teil aus, sie waren auf die
ganze Unterrichtszeit verteilt und beeinflussten den Unterricht kaum. Aggressiv indirekte
Störungen konnten keine erkannt werden, ich kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob es keine
gab oder ich sie nicht erkannt habe. Denn aggressive indirekte Störungen wie Gerüchte
verbreiten oder Sachen verstecken sind nicht offensichtlich und daher schwierig zu erkennen
(Wettstein & Scherzinger, 2019). Auf Anfrage bei den Lehrpersonen ob indirekte Störungen
vorkommen, hiess es von der Primarschullehrperson «Es komme vor, oft merkt man es aber
erst wenn die Schüler/innen mit dem Problem zu einem kommen».

An der Kantonsschule waren die nicht aggressiven passiven Störungen am häufigsten mit 57
Prozent, vor den nicht aggressiven aktiven Störungen mit 43 Prozent. Einige der Schüler/innen
waren nicht motiviert zum Barrenturnen, dadurch entstanden Abwesenheit oder herumliegen
auf der Matte. Zuerst habe ich gedacht, die Ursache der Störung sei aufgrund der langen
Sequenz am Barren. Da die Lehrperson jedoch aktive Pausen wie Diabolo oder Jonglieren
anbot, habe ich die Störung als passive Störung den Schülern zugeteilt. Erstaunt hat mich, dass
keine aggressiv direkte oder indirekte Störung während der Doppellektion zu sehen war. Die
Literatur bestätigt jedoch, dass aggressive Störungen weniger vorkommen als nicht aggressive
(Lohmann, 2020, S.14). Im Interview mit der Lehrperson sagte diese:

     Aggressive Störungen seien sehr selten an der Kantonsschule, ich denke es hat einen
     grossen Einfluss, dass Schülerinnen und Schüler zusammen Sport treiben. Im Vergleich
     zur Primarschule ist ihnen das Gewinnen in der Kantonsschule wahrscheinlich weniger
     wichtig, daher kommt es auch zu weniger Streitereien. Zusätzlich haben die Schülerinnen
     und Schüler meist einen guten Klassenzusammenhalt, was sicher auch einen Einfluss auf
     aggressive Störungen ob direkt oder indirekt haben kann.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass am häufigsten die Schülerinnen und Schüler den
Unterricht mit nicht aggressiven Störungen stören.

Unterscheiden sich die Unterrichtsstörungen im Vergleich von der Primarschule zur
Kantonsschule?

Ja, es gibt Unterschiede bei den Störungen im Vergleich von der Primarschule zur
Kantonsschule. Im Gegensatz zur Kantonsschule, wo keine aggressive Störung beobachtet
werden konnte, wurden bei der Primarschule sechs aggressive direkte Störungen notieret. Wie
oben bereits erwähnt könnte dies daran liegen, dass den Schülerinnen und Schülern in der

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Primarschule das Gewinnen wichtiger ist als den Schülerinnen und Schülern in der
Kantonsschule. Alle aggressiven Störungen entstanden in der Primarschule während dem Spiel.

Ein weiterer Unterschied liegt bei den nicht aggressiven aktiven Störungen, in der Primarschule
wurden fast dreimal so viel aktive Störungen notiert wie bei der Kantonsschule. Der Grund
hierfür könnte am Alter liegen, die Kinder im der Primarschule störten oft unbewusst indem sie
reinschwatzten oder mit dem Schläger spielten. Die Jugendliche der Kantonsschule waren in
diesem Bereich disziplinierter. Die Lehrperson der Primarschule sagte im Interview dazu:

       Den Kindern im Primarschulalter sei oft nicht bewusst, dass sie den Unterricht stören, bis
       sie darauf hingewiesen werden. Sie stören nicht böswillig, sondern weil sie Freude an der
       Bewegung haben. Der Bewegungsdrang ist bei Kindern im Primarschulalter meist grösser
       als bei Jugendlichen im Kantonsschulalter, dadurch entstehen häufig nicht aggressive
       aktive Störungen.

Auch in Bereich nicht aggressiv passive Störungen gab es Unterschiede. Die Zahl der passiven
Störungen lag bei der Kantonsschule deutlich höher. Auch hier könnte der Grund beim Alter
liegen, während die Primarschüler/innen noch mehr Bewegungsdrang haben und sich einfacher
motivieren lassen, ist es im Kantonsschulalter schwierig jemanden der nicht gerne Sport macht
zu motivieren. Passive Störungen entstanden in der Kantonsschule vor allem durch
Lustlosigkeit.

Bei den Störungen durch die Lehrperson konnte kein Unterschied erkannt werden. Es pflegten
beide einen guten, respektvollen Umgang mit den Schülerinnen und Schülern. Zusätzlich sind
beide Lehrpersonen sehr erfahren, was sich positiv auf einen störungsfreien Unterricht auswirkt
(Wettstein & Scherzinger, 2019, S.71).

5.2 Stärken und Schwächen

Schwächen
   •    Untersuchungsgruppe: Da die Arbeit zeitlich im Rahmen bleiben sollte, habe ich nur je
        eine Klasse beobachtet. Die Untersuchungsgruppe war daher sehr klein. Bei mehr
        zeitlichen Ressourcen wäre es sicher sinnvoll verschiedene Klassen zu beobachten.
   •    Objektivität: Es könnte sein, dass ein anderer Beobachter, die Störungen anders
        eingeteilt hätte oder weitere Störungen notiert hätte.
   •    Die Untersuchung wurde zu Zeiten der Corona Pandemie gemacht, die Lektion der
        Kantonsschule war deshalb den Umständen entsprechend angepasst. So musste eine
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