Klimawandelvermeidung und Anpassung im Transport- und Logistiksektor Deutschland, Österreich und Schweiz - CDP & CSC Klimawandel Branchenfokus 2014
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Klimawandelvermeidung und Anpassung im Transport- und Logistiksektor Deutschland, Österreich und Schweiz CDP & CSC Klimawandel Branchenfokus 2014 20. März 2014
Highlights aus den Kapiteln 1 Klimawandel im größeren Kontext 17 der 18 Unternehmen haben das Thema Klima- wandel bereits in ihre Geschäftsstrategie integriert. 13 haben dazu auch Anreizsysteme installiert, 12 berichten politische Lobbyarbeit. 2 Risiken und Chancen Risiken durch Regulation dominieren mit 50% der Nennungen – und höheren Eintrittswahrschein- lichkeiten als die physischen Risiken. Verhaltensänderungen des Konsumenten ist die häufigst berichtete Chance. 3 Vermeidung und Anpassung Nur ein Unternehmen berichtet nach außen über Anpassung. Eine Ableitung aus den beschriebenen Risiken zeigt Befürchtungen vor allem von Verände- rungen des Niederschlags und der Wetterextreme auf. 4 Ziele und Maßnahmen 13 von 17 Unternehmen haben Ziele. Im Schnitt liegen diese 11% hinter Plan. 77% der Maßnahmen zur Emissionsreduktion rentieren sich in weniger als 3 Jahren auch finanziell. 5 Gesamtbewertung und Scoring Nach Transparenz und Effektivität des Klimaschutzes schneiden Transport- und Logistiker im Mittel wie die DACH Region ab. Auffällig ist lediglich die 6%-Pkt. schlechtere Chancenwahrnehmung. 6 Empfehlungen für CEOs und Investoren Klimaschutz ist Renditefaktor: bis zu 5.4% pro Jahr im Aktienkurs. Risiken werden mit angegebenem Ausmaß „niedrig“ bis „mittel“ potentiell unterschätzt.
3 Inhalt 4 Vorwort Paul Simpson, CEO, CDP 5 Das CDP 6 Vorwort Guy Brasseur, Direktor, CSC 7 Das Climate Service Center (CSC) 8 Executive Summary 12 Einleitung 16 Klimawandel im größeren Kontext 24 Risiken und Chancen 44 Klimawandelvermeidung und Anpassung 50 Ziele und Maßnahmen 64 Gesamtbewertung und Scoring 70 Empfehlungen für CEOs und Investoren 73 Kurzprofile Transport- und Logistikunternehmen 84 Beantworter der CDP Klimawandelanfrage 2013 in der DACH Region (Deutschland, Österreich und Schweiz), nur börsennotierte Teilnehmer 90 Akteure der Studie 93 Haftungsausschluss 94 Kontaktdaten Akteure pdf-Version dieser Studie erhältlich unter: https://www.cdp.net/en-US/Results/Pages/All-Investor-Reports.aspx
4 Vorwort Paul Simpson, CEO, CDP Und auch Regierungen greifen zu neuen Maßnahmen: Die USA legen mit ihrem „Climate Action Plan“ einen neuen Fokus auf die Reduktion der Emissionen von Transport- und Logistikunternehmen; China entwickelt die Pilotierung eines „Cap-and-Trade“-Systems; in UK sind börsennotierte Unternehmen nun verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen offen zu legen, und die EU sucht nach Möglichkeiten, nicht-finanzielle Bericht- erstattungen zu verbessern. Mit dem Hinzufügen des Themas Wälder zu Klima und Wasser decken unsere Programme nun 79% des ge- 3 samten Naturkapitals ab. In diesem Zuge fand auch unsere Umbenennung von „Carbon Disclosure Project“ in CDP statt, sowie die Fokussierung auf Projekte, die unternehmerisches Handeln anregen. Die hier vorlie- Erstmals wurde 2013 die Grenze von 400ppm Kohlen- gende Studie zu den Risiken, Chancen, Strategien und stoffdioxid in der Atmosphäre überschritten und wir Maßnahmen des Transport- und Logistiksektors in der 1 New York State nähern uns mit 450ppm jenem Wert, der als Ober- wirtschaftlich stärksten Region Europas - Deutschland, Hurricane Sandy grenze gilt, um den bedrohlichen Klimawandel aufzu- Österreich und die Schweiz - ist ein zentraler Baustein Damage Assess- ment; Governor halten. Zudem bestärkt das 5. Gutachten des auf diesem Weg. Wir wollen in eine der klimawandelre- Andrew Cuomo; Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) die levantesten Branchen tiefer hineinleuchten und ge- November 12, Notwendigkeit zum Handeln. meinsam mit dem Climate Service Center (CSC) nach- 2012 http://www.govern haltige Wirkung für noch effektivere Klimawandelver- or.ny.gov/press/11 meidung und Anpassung dieser Unternehmen errei- 262012- Die Sorge vor verheerenden Folgen des Klimawandels damageassess- wächst mit sich aneinanderreihenden katastrophalen chen. Eine andere Studie beschäftigte sich damit, wie ment Konzerne und Investoren auch die Gesetzgebung zum Wetterextremen - allein Hurrikan Sandy richtete einen 2 https://www.cdpr 1 Schaden von 42 Milliarden US-Dollar an. Die arkti- Klimawandel direkt beeinflussen, sowohl positiv als oject.net/CDPResu auch negativ. Hier will CDP mehr Transparenz schaf- lts/3-percent- schen Polkappen sind auf ein noch nie da gewesenes fen. solution-report.pdf Minimum geschmolzen, und laut World Meteorological 3 Organization waren die ersten zehn Jahre dieses Jahr- Based on findings Da die Nationen dieser Welt stets nach wirtschaftli- from the report hunderts die heißesten seit Aufzeichnungsbeginn. chem Wachstum, geringer Arbeitslosigkeit und Sicher- Natural Capital at Risk: The Top 100 heit streben, haben Unternehmen die einzigartige Ver- Das Risiko sogenannter „stranded assets“ für Investo- Externalities of antwortung, dieses Wachstum mit einem verantwor- Business, ren verdeutlicht die Arbeit der Carbon Tracker Initiative. published by TEEB tungsvollen Einsatz von natürlichen Ressourcen zu er- 80% der Kohle-, Öl- und Gasreserven dürften nicht for Business Coali- zielen. Die Chancen sind enorm und es ist die einzige tion in April 2013 verbrannt werden, wenn die Regierungen das globale Art von Wachstum, die sich langfristig wirklich lohnt. Limit von höchstens 2°C Temperaturanstieg einhalten wollen. Dies wiederum hat weitreichende Auswirkun- gen auf die Portfolien von Investoren, besonders in Bezug auf die Bewertung von Unternehmen mit fossi- len Brennstoffreserven. Das Carbon Disclosure Project ist Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es ebenfalls starke Ar- lebensnotwendig – und deswegen gumente für den Klimaschutz. Unser gemeinsam mit 2 sollte jeder daran teilnehmen! dem WWF veröffentlichter Bericht „The 3%-Solution“ zeigt, dass amerikanische Unternehmen ihre Emissio- Bill Clinton, nen um rund 3% pro Jahr im Zeitraum 2010 bis 2020 42. Präsident reduzieren und dadurch 780 Milliarden US-Dollar ein- der USA sparen könnten.
5 Das CDP 7 6 7 I nv es to r en mit 9 2. 0 0 0 M i ll iar - de n U SD An la g e ve r mö g en CDP ist heute die weltweit größte Verbindung von Un- ternehmen und Investoren im Kampf gegen Klimawan- Die Arbeit des CDP ist entscheidend del. Als unabhängige, gemeinnützige Organisation be- für den globalen Erfolg grünen Wirt- treiben wir die einzige globale Berichtsplattform, durch schaftens im 21. Jahrhundert. Als an- die tausende von Unternehmen und Städte ihre Stra- erkannter Standard für detaillierte Un- tegien zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, ternehmensberichterstattung über Kli- Vermeidung von Wasserknappheit und Entwaldung ma-und Emissionsdaten macht das messen und veröffentlichen. Im Namen von 767 insti- tutionellen Investoren mit 92.000 Milliarden USD Anla- CDP die Macht der Information und gevermögen verfolgen wir die Mission, das globale des Investorengagements nutzbar, um Wirtschaftssystem zu transformieren, um Klimawandel Unternehmen zu effektiverem Handeln zu verhindern und unsere natürlichen Ressourcen zu gegen Klimawandel zu bewegen. schonen. Dazu rücken wir vitale Klima- und Umweltpa- rameter ins Zentrum von Entscheidungen - bei Investo- Ban Ki-Moon, ren, Unternehmen, und politischen Entscheidungsträ- UN-Generalsekretär gern. >4 . 5 0 0 U nt ern e hm e n b er icht e n Transparenz führt zum Handeln: die >4.500 Unter- nehmen, die 2013 dem CDP berichteten, repräsentie- ren 60% des derzeitigen Aktien-Börsenwertes der größten Börsen der Welt und trugen im Vorjahr zu ei- Es ist ein enorm wichtiger Schritt, wenn ner Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen Investoren den Klimawandel aktiv in ihre um mehr als 498 Mio. Tonnen CO2e bei. Unsere mitt- Entscheidungen einbeziehen. Ich wün- lerweile weltweit größte Datenbank für Unternehmens- sche dem Carbon Disclosure Project bei strategien zum Klimawandel umfasst über 10.000 be- richtete Maßnahmen zur Emissionsminderung, von de- der weiteren Etablierung in Deutschland nen sich zwei Drittel bereits nach weniger als drei Jah- und weltweit viel Erfolg. ren finanziell auszahlen. Dr. Angela Merkel, Cl im at e D is c lo s ur e und P er f or - deutsche manc e L ea d ers f ind en w e lt w eit e Bundeskanzlerin An erk en nun g Unsere Transparenz- und Leistungsbewertungen bie- ten Entscheidungsträgern klare Leitlinien, sich mit einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auseinanderzusetzten. Die Aktienkursrendite der Un- ternehmen mit den besten Ergebnissen, bekannt als Climate Disclosure- und Climate Performance Leaders, übertraf den globalen Standardindex FTSE Global 500 um 33%-Punkte seit 2006. Die CDP Datenbank ist bei Investoren stark nachgefragt: über Bloomberg werden sie jährlich 8,8 Mio. Mal eingesehen. CDP's Analysen und Berichte werden an >5.000 CEOs and Investoren weltweit verschickt, >30.000 Mal pro Jahr online abge- rufen sowie weltweit tausendfach in der internationalen Presse zitiert, darunter in der New York Times, Wall Street Journal, Financial Times, FTD, Der Spiegel, Bör- www.cdp.net senzeitung und FAZ. www.klimaranking.de
6 Vorwort von Prof. Dr. Guy Brasseur – Direktor des Climate Service Center (CSC) am Helmholtz-Zentrum Geesthacht schiedlich und macht unternehmensspezifische An- passungskonzepte erforderlich. Durch frühzeitiges Handeln können die Kosten dafür in vielen Fällen er- heblich verringert werden. Auch wird es im Zuge des- sen zunehmend wichtiger, Synergien zwischen Klima- schutz und Anpassung an den Klimawandel zu identifi- zieren. Vielen Unternehmen fehlen derzeit jedoch bei- spielsweise noch Erfahrungen oder ein Referenzrah- men zum Vergleichen, Lernen und Verbessern. Hier besteht eine zentrale Aufgabe des Climate Service Center (CSC) darin, den aktuellen Stand des Wissens aus der Forschung neutral, verständlich und individuell für Kunden aufzubereiten und beispielsweise im Dialog mit Unternehmen entsprechende Orientierungshilfen zur Bewältigung des Klimawandels zu erarbeiten und bereitzustellen. Ein Beispiel für eine aktuelle Aktivität mit einem unmit- telbaren Unternehmensbezug ist ein Projekt zur Erar- beitung einer Synthese von Klimawissen und Bran- chenwissen, um so konkrete Fragestellungen zu mög- lichen Anpassungsstrategien an den Klimawandel für die Unternehmen zu beantworten. Die zentralen Er- gebnisse werden so aufbereitet, dass die Entschei- dungsträger in Unternehmen sie dann als Wissens- Es wird zunehmend deutlich, dass der Klimawandel grundlage für die Ausgestaltung ihrer strategischen auch in Deutschland Unternehmen vor neue Heraus- Unternehmensausrichtung im Hinblick auf die zukünfti- forderungen stellt, die zu bewältigen sind. Gleichzeitig gen Anforderungen des Klimawandels verwenden birgt er aber auch Chancen, die ergriffen werden kön- können. nen. Daraus entsteht neben dem Klimaschutz zuneh- mend auch ein Handlungsbedarf zur Anpassung an die Darin eingebunden ist als zentraler Bestandteil auch heute bereits unvermeidlichen und zukünftig zu erwar- die hier vorliegende Studie, die hervorragende Er- tenden Folgen des Klimawandels – sowohl dahinge- kenntnisse zum Klimawandelanpassungs- und Ver- hend, Risiken möglichst abzumildern, aber auch, um meidungsverhalten des Transport- und Logistiksektors Chancen rechtzeitig ergreifen zu können. in Deutschland, Österreich und der Schweiz liefert. Damit können umfassende und detaillierte Einblicke in Anpassungsmaßnahmen unterscheiden sich von Ver- das Management von klimawandelbezogenen Risiken, meidungsmaßnahmen in erster Linie dadurch, dass sie Chancen, Strategien, Geschäftspraktiken, Zielen und sich jeweils an den spezifischen Gegebenheiten vor Maßnahmen gewonnen werden. Ort orientieren müssen. Sie sind also in der Regel von Fall zu Fall neu auszugestalten. Das führt dazu, dass Daher bin ich mir sicher, dass die Wirkung dieser Ana- sie deutlich komplexer sind als Aktivitäten zur Vermei- lyse des CDP weit über die Studie hinausgeht und die dung von Treibhausgasemissionen, was ihre passge- notwendige nachhaltige Wirkung der Ergebnisse bei naue Ausgestaltung und Umsetzung ebenfalls er- relevanten Stakeholdern wie insbesondere Unterneh- schwert. Von den möglichen Auswirkungen des Kli- men, Investoren und Entscheidungsträger aus der Po- mawandels wird eine Vielzahl gesellschaftlicher Berei- litik erzielt wird. che betroffen sein und es stellt sich die Frage, wie sie bestmöglich auf die anstehenden Veränderungen vor- bereitet werden können. Das Ausmaß, wie sehr einzelne Unternehmen durch den Klimawandel beeinflusst werden, ist sehr unter-
7 Climate Service Center (CSC) Das im Auftrag der Bundesregierung 2009 gegründete Im Hinblick auf die Entwicklung bedarfsorientierter Climate Service Center (CSC) bildet eine Schnittstelle Produkte und Dienstleistungen verfolgt das CSC ins- zwischen der Forschung zum Klimawandel und den besondere die Ziele, das Verständnis des Klimawan- Nutzern von Klimawissen. Es ist eine nationale for- dels zu erhöhen, beim Erkennen von Risiken und schungsnahe Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Chancen zu helfen und Entscheidungen zur Anpas- Geesthacht mit Sitz in Hamburg. Das CSC stellt wis- sung an den Klimawandel zu unterstützen. Das CSC senschaftlich fundierte, bedarfsgerechte Informationen, ist eine gemeinnützige Einrichtung des Helmholtz- Produkte und Dienstleistungen bereit, um die Gesell- Zentrums Geesthacht. Es stellt frei zugängliche Infor- schaft bei der Anpassung an den Klimawandel zu un- mationen bereit, die für alle Nutzer kostenlos sind. Da- terstützen. Es wendet sich dabei vor allem an Ent- rüber hinaus werden exklusive, maßgeschneiderte scheidungsträger aus Wirtschaft, Verwaltung und Poli- Dienstleistungen und Informationen angeboten, die tik. Zudem soll das CSC der Wissenschaft neue Impul- kostenpflichtig sind. Ein besonderer Schwerpunkt von se geben und ermitteln, wo zusätzlicher Forschungs- Dienstleistungen für Unternehmen ist eine individuelle bedarf besteht. Daran arbeitet ein interdisziplinäres Beratung beispielsweise im Rahmen des CSC- Team, welches sich beispielsweise aus Klimawissen- Anfragenservice. Dieses Beratungsangebot wurde im- schaftlern, Ökonomen, Politikwissenschaftlern und plementiert, um klimawandelbezogene Fragen aus Kommunikationsspezialisten zusammensetzt. Wirtschaft, Politik und Verwaltung kundenspezifisch zu beantworten. Das CSC ist eine Initiative im Rahmen der „Hightech- Strategie zum Klimaschutz“ des Bundesministeriums Umfassende Informationen zum CSC und seinem Pro- für Bildung und Forschung (BMBF) und wird von die- duktportfolio sowie zu laufenden und abgeschlossenen sem gefördert. Außerdem ist das Climate Service Cen- Projekten, Veranstaltungen und Publikationen finden ter integraler Bestandteil der Deutschen Anpassungs- sich auf der Homepage www.climate-service- strategie an den Klimawandel, die zum Aufgabenbe- center.de. reich des Bundesumweltministeriums (BMUB) gehört.
8 Executive Summary In dieser Studie werden achtzehn große Transport und Logistikunter- nehmen der DACH Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) hin- sichtlich ihrer wahrgenommenen Risiken und Chancen des Klimawan- dels betrachtet sowie ihre Strategien, Ziele und Maßnahmen im Um- gang mit Vermeidung und Anpassung auf den Klimawandel analysiert. Die ausgewählten Transport- und Logistikunternehmen sind DB Schenker1, Deutsche Lufthansa AG, Deutsche Post AG, Flughafen München GmbH, Flughafen Wien AG, Flughafen Zürich AG, Fraport AG, Hamburger Hafen und Logistik AG, Hermes Europe GmbH, Kuehne + Nagel International AG, Kuoni Travel Holding Ltd., Österreichische Post AG, Panalpina AG, TUI AG und Wheels Logistics GmbH & Co. KG. Die Antworten von drei teilnehmenden Unternehmen sind vertraulich und werden daher nicht namentlich genannt2. 1 Dies ist der offizielle Name Veränderung von Regulierungen und gesellschaftlicher Werte und phy- des Unterneh- sische Folgen der klimatischen Veränderungen stellen jetzt schon und mens ohne Rechtsform. vermehrt in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung 2 auch für die Transport- und Logistikunternehmen dar. Teilnehmer des CDP Supply Grundlage der Analyse waren die CDP Klima-Berichterstattungen des Jahres 2013 (Ausnahme: Hermes Europe Chain Pro- GmbH, hier CDP 2012) sowie öffentlich verfügbare Nachhaltigkeitsberichte und Unternehmens-Webseiten. Da- gramms, die als bei flossen in aggregierte Analysen jeweils alle Unternehmen ein, in Zitaten und Einzelnennungen aus den CDP Zulieferer von Großkonzernen Berichten nur die als öffentlich abgegebenen Antworten (alle bis auf Deutsche Lufthansa AG, Flughafen Wien angefragt wer- AG, Flughafen Zürich AG, Kuoni Travel Holding Ltd.) sowie die drei vertraulichen Teilnehmer. den, dürfen ihre Antworten als vertraulich kenn- ger/Managementebene erstrecken, sondern alle Mitar- Klimawandel im größeren Kontext zeichnen, was 17 von 18 der untersuchten Transport- und Logistik- beiter einbeziehen. 67% der Unternehmen versuchen beinhaltet, dass unternehmen haben das Thema Klimawandel in ihre nach Möglichkeit, Einfluss auf mit dem Klimawandel CDP auch über den Namen des Geschäftsstrategie integriert, was darauf schließen verbundene Unsicherheiten zu nehmen: 12 von 14 Unternehmens lässt, dass sie einen gewissen Handlungsdruck spü- Unternehmen, die angaben, signifikante regulatori- Stillschweigen ren. Dennoch ist ein deutlicher Unterschied im Stel- sche Risiken für ihr Unternehmen zu sehen, sind bewahrt. lenwert des Themas bei den Unternehmen zu erken- politisch engagiert. Nur ein Unternehmen gab an nen. So sprechen 6 der 18 Unternehmen zwar aus- durch Forschungsaufträge unsichere Auswirkungen führlich über Umweltschutzmaßnahmen, das Thema frühzeitig erkennen zu wollen und systematisch zu be- Klimawandel und -schutz wird aber kaum angespro- handeln. Für das Handlungsfeld Klimawandel gibt es in chen. Auch gehen die Unternehmen unterschiedlich den Unternehmen keine separaten Risikomanage- konsequent mit dem Thema um, wie wir an den unter- mentprozesse. Stattdessen managen 78% der Unter- schiedlichen Strukturen sehen können: 78% der Un- nehmen Klimawandelrisiken innerhalb des bestehen- ternehmen haben die Verantwortung für Klimawandel den Risiko-Prozesses. direkt auf die Vorstandsebene oder an den Vorstand berichtende Komitees gelegt. 72% der Unternehmen Risiken und Chancen haben Anreizsysteme – monetär oder nicht-monetäre - Alle bis auf ein Unternehmen befassen sich mit den installiert, die sich größtenteils nicht nur auf die Mana- konkreten Risiken und Chancen des Klimawandels:
9 CDP-Antworten zeigen, dass die betrachteten ausüben. Dagegen sind Klimamodelle und meteorolo- Transport- und Logistikunternehmen Änderungen gische Prognosen zum Teil mit höheren Unsicherheiten des regulatorischen Umfelds mit 50% der Risiken behaftet. Das potenzielle Ausmaß bei Eintritt der Risi- Nennungen gegenüber physischen und anderen Risi- ken wird mit überwiegend mit „Mittel“ (31%) und ken akzentuieren. Die drei meistgenannten regulatori- „Niedrig-mittel“ (28%) bewertet. Nur 25% werden in schen Risiken sind Emissionshandelssysteme, Ben- der Spanne „Mittel-hoch“ bis „Hoch“ eingestuft. Die zin/Energie-Steuern und Emissionsberichterstat- Unternehmen schätzen die potenziellen Risiken, die durch die physischen Veränderungen einhergehen als tungspflichten. Den Unternehmen sind jedoch eben- eher niedriger ein als höher, tun sie aber nicht komplett falls physische Risiken des Klimawandels bewusst: die ab. drei am häufigsten genannten beziehen sich auf Ver- änderungen der Extreme (Niederschlagsextreme und Dürren, Temperaturextreme) und verursachte Ver- änderung der natürlichen Ressourcen. Als wichtigste Chance begreifen die Unternehmen überwiegend die Veränderung des Konsumentenverhaltens. Das weist Die Bedeutung des Klimaschutzes darauf hin, dass die Transport- und Logistikunter- nimmt stetig zu: Unter anderem nehmen das Potenzial erkennen, mittels klimafreundli- durch das weltweit erhöhte Ver- cher Produkte Marktanteile zu gewinnen. kehrsaufkommen und die damit ver- bundenen Auswirkungen steigender Kapitalmarktbezogenheit Die Kapitalmarktwirkung spielt derzeit noch eine sehr CO2-Emissionen. Insbesondere für geringe Rolle bei Risikoanalysen. Nur 22% der Un- Logistikunternehmen ist das eine ternehmen sprachen überhaupt kapitalmarktbezogene große Herausforderung. Risiken an. Von 93 Risikoauswirkungen betreffen nur 6,5 % explizit den Kapitalmarkt. Rund 11% der DB Schenker Transport- und Logistikunternehmen berichtet Chancen mit Bezug auf den Kapitalmarkt. Quelle: http://www.dbschenker.com/file/250348 Zeitrahmen, Eintrittswahrscheinlichkeit 2/data/td_ecoplus.pdf und Ausmaß bei Eintritt Von den insgesamt 96 berichteten Risiko-Nennungen, denen ein Zeithorizont zugewiesen wurde, wird bei über vier Fünftel (82%) der Eintritt bereits heute oder im Verlauf der nächsten fünf Jahre erwartet. Ähnlich ist es bei den Chancen: auch hier werden die meisten im kurzfristigen Zeithorizont (Heute bis fünf Jahre) gese- hen (73%). Dabei werden 66% der Risiken und 83% der Chancen eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit bei- gemessen und in der Spanne zwischen „Sehr wahr- scheinlich“ bis „Mehr wahrscheinlich wie unwahr- scheinlich“ gesehen. In dieser Spanne dominieren insbesondere die regulatorischen Risiken. Die physi schen Risiken dagegen fallen mit sehr hohem Anteil (66%) in den mittleren Bereich zwischen „Wahrschein- lich“ und „Gleich wahrscheinlich wie unwahrschein- lich“. Dieses Ergebnis ist insofern nicht verwunderlich, als Maßnahmen der Gesetzgebung, wie zum Beispiel Emissionshandelssysteme, bereits etabliert sind und Einfluss auf die Transport- und Logistikunternehmen
10 Executive Summary Klimawandelvermeidung und Anpassung reduktionen je nach Maßnahmen nicht linear über den Vermeidungsstrategien und -maßnahmen stehen für Zeithorizont verlaufen müssen. die betrachteten Transport- und Logistikunternehmen im Vordergrund ihrer Aktivitäten zur Begegnung des Maßnahmen Klimawandels. So ist zu konstatieren, dass lediglich ein Alle Unternehmen haben Maßnahmen zur Reduktion Unternehmen von konkreten Anpassungsmaßnahmen von CO2-Emissionen ergriffen. Das größte Einsparpo- an den Klimawandel in seinem Nachhaltigkeitsbericht tenzial wird von den Unternehmen durch Emissionsre- spricht. So ist es ausschließlich die Österreichische duktionsmaßnahmen im Transportbereich erwartet. Post AG, die von konkreten Maßnahmen berichtet, Aber auch CO2-arme Energiequellen versprechen ein um auf physische Gefahren des Klimawandels vorbe- großes Potenzial an Emissionsreduktion. Erfreulich ist reitet zu sein. Bei den genannten Anpassungsmaß- in diesem Zusammenhang, dass sich 97% der Investi- nahmen geht es im spezifischen um Gebäudeschutz tionen auch schon innerhalb der nächsten zehn Jahre hinsichtlich Wetterfestigkeit und Mitarbeitersicherheit amortisieren, 77% sogar schon innerhalb drei Jahren. vor Witterungsverhältnissen. Maßnahmen, die dem globalen Klimaschutz dienen, können sich demnach auch positiv auf den Unterneh- Quellen für Klimainformationen und Kli- mensgewinn auswirken und das oft schon sogar nach maparameter vergleichsweise kurzer Zeit. Die Unternehmen greifen insbesondere auf das Greenhouse Gas Protocol und die ISO 14064-1 Norm Zentrale Treiber zurück, um ihre Emissionsquellen zu erfassen und die Die zentralen Treiber, um auf klimawandelbedingte An- Daten entsprechend darzustellen. Aus den genannten forderungen zu reagieren, lassen sich aus den für die Risiken lässt sich ableiten, dass vor allem Veränderun- Maßnahmen erforderlichen Investitionsmitteln ableiten. gen des Niederschlags als auch Wetterextreme – so- Primär wird aus Gründen der Energieeffizienz, finan- wohl der Temperaturen als auch der Niederschlags- zieller Optimierung und Mitarbeiterengagement muster - bei den deutschsprachigen Transport- und agiert – dies sind die Hauptgründe, die die Unter- Logistikunternehmen beobachtet werden. nehmen zum Handeln bewegen. Ziele Gesamtbetrachtung und Scoring Obwohl alle bis auf eines der in dieser Studie betrach- Die betrachteten Transport- und Logistikunternehmen ten Transport- und Logistikunternehmen das Thema schneiden bezogen auf Klimastrategie-Transparenz Klimawandel in ihrer Unternehmensstrategie integriert („Disclosure“) und Effektivität des Klimaschutzes („Per- haben, setzten sich fünf Unternehmen keine Emissi- formance“) im Mittel besser ab als der Durchschnitt onsreduktionsziele zur Klimawandelvermeidung. Von der DACH Region: Der CDP Climate Disclosure Score den 13 Unternehmen mit Vermeidungszielen haben der Transport- und Logistikunternehmen liegt 1%- 31% ausschließlich absolute Ziele, 46% ausschließlich Punkt und der CDP Climate Performance Score 4%- Intensitätsziele und 23% einen Mix aus beiden Zielar- Punkte höher. ten definiert. Insgesamt wurden von allen Unterneh- men 34 Zielmarken gesetzt, darunter 50% absolute Allerdings gibt es Aufholbedarf in folgenden Teilberei- Ziele und 50% Intensitätsziele. Das mehr Unternehmen chen: Bei den Risiken und Chancen des Disclosure ausschließlich Intensitätsziele bevorzugen, könnte an Scores sind die betrachteten Unternehmen 4%-Punkte externen Faktoren wie Wirtschaftswachstum und Ge- hinter dem Durchschnitt der Unternehmen in der samtnachfrage liegen, die sich zu einem großen Teil DACH Region. Im Performance Score liegen die Un- der Einflussnahme der Unternehmen entziehen. So ternehmen im Bereich Risiken 1%-Punkt, bei den sind Treibhausgasemissionen pro Euro Jahresumsatz Chancen sogar 6%-Punkte hinter dem DACH Durch- leichter zu steuern als der absolute Gesamtausstoß. Im schnitt zurück. Hier sollten Investoren und CEOs auf- Durchschnitt liegen die gesetzten Ziele 11%-Pkt. hinter horchen! Die Begegnung sowohl von Risiken als auch dem selbstgesetzten Zeitplan. 55% der gesetzten Re- die Wahrnehmung von Chancen ist wesentlich, um duktionsziele enden bereits im Jahr 2015 oder früher, Strategien in Bezug auf Klimawandel und damit auch weitere 42% enden bis 2020. 47% der Ziele haben ei- zur Sicherung des eigenen Geschäftserfolges voranzu- ne jährliche Emissionsreduktion von 2,5% oder mehr. treiben. Zu beachten ist hierbei, dass die geplanten Emissions-
11 Empfehlungen für CEOs und Investoren Klimawandelvermeidung und -anpassung erfordern sowohl ein Vorstands-Bekenntnis als auch die Verant- wortung des Themenfeldes auf oberster Ebene. Dies ist bei 14 von 18 betrachteten Unternehmen bereits realisiert, nur 1 der 18 Transport- und Logistikunter- nehmen berichten jedoch auch explizite Anpassungs- strategien. Dabei führt die Nicht-Beschäftigung mit Klimawandel schon heute zu Renditeverlust am Ak- tienmarkt – wie am Beispiel schweizer CDP-Nicht- Teilnehmer ersichtlich, die 5,4% pro Jahr hinter dem Leitindex SMI hinterherhinken. Zur Auseinandersetzung mit Klimawandel gehören auch klare Zielsetzungen – diese führen nach CDP Daten nicht nur zu einer um fast 2% effektiveren Auswahl von Senkungsmaßnah- men pro Jahr, sondern auch zu einer fast 1% höheren finanziellen Rendite auf die nötige Investition pro Maß- nahme und Jahr. Besonders, da 82% aller berichteten Risiken der Transport- und Logistikunternehmen mit Angabe des Zeithorizonts bereits kurzfristig, d.h. heute und in den nächsten 5 Jahren erwartet werden. Unter- schätzen Sie dabei aufkommende Risiken und Chan- cen nicht: Die durchschnittliche Einschätzung des er- warteten Ausmaßes als eher „niedrig“ bis „mittel“ bei einer Branche, die durch Klimawandel stark durchei- nander gewirbelt werden kann, irritiert. Setzen Sie sich mit Vermeidung und Anpassung auseinander, imple- mentieren Sie Ziele und Maßnahmen und unterlegen Sie Auswirkungen mit Finanzzahlen – denn das ist letztendlich die Sprache von CEOs, CFOs und Investo- ren. Alle Transport- und Logistikun- ternehmen haben Maßnahmen zur Reduktion von CO2- Emissionen ergriffen.
12 Einleitung Wie bedeutsam sind die in dieser Studie betrachteten Transport- und Logistikunternehmen im Gesamtkontext der Treibhausgasemissionen der Länder Deutschland, Österreich und Schweiz? Wie unterscheiden sich die Geschäftsmodelle und die Klimaschutz- strategien? Was ist das Ziel dieser Studie und warum wurden gerade diese Un- ternehmen als Betrachtungsbasis ausgewählt? Im Licht der globalen Erwärmung befinden sich die privaten Zweck, wie Tourismus dient; auch klassische Transport- und Logistikunternehmen im Fokus des öf- Transport- und Logistikunternehmen, wie Lufthansa fentlichen Interesses. Der Transport- und Logistiksek- oder der Hamburger Hafen befördern wirtschaftliche tor verursacht rund 15% der weltweiten CO2- wie private Güter genauso wie Personen, die beruflich Emissionen. Bis 2020 werden auf den stetig wachsen- oder als Tourist unterwegs sind. Allesamt sind aber den Verkehr sogar bis zu 22% des CO2-Aufkommens dem Klimawandel unterworfen – als Auslöser sowie als entfallen (Quelle: World Ressource Institut). CDP und der, der sich Veränderungen anpassen muss. CSC wollen wissen: machen 18 große Transport- und Logistikunternehmen der DACH-Region (Deutschland, Gesamtkontext Österreich und die Schweiz) ernst – mit Klimawandel- Verstärkte staatliche Regulierungen hinsichtlich CO2- Vermeidung und Anpassung? Die für diese Studie Emissionen nötigen die Unternehmen zur Anpassung ausgewählten Unternehmen sind Beantworter der CDP von Geschäftsmodellen und Strategien. Z.B. müssen Klimawandelanfrage und repräsentieren insgesamt 40 europäische Luftfahrzeugbetreiber seit Januar 2012 als Millionen Tonnen direkte Emissionen (Scope 1). Folge des EU-Parlamentsbeschlusses aus dem Jahr 2008, für jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid eine Branchenselektion Emissionsberechtigung abgeben. Desweiteren gibt es CDP arbeitet in der Branchen-Kategorisierung von Un- Euro-Normen der Europäischen Union für Lkws und es ternehmen mit dem vor allem im Börsenbereich global wurden Umweltzonen eingerichtet. Auch findet ein weit verbreiteten GICS Standard, der 4 Gliederungs- wachsender Wettbewerb aufgrund einer höheren Sen- ebenen hat, die mit 10 Sektoren auf der obersten Ebe- sibilisierung der Kunden für den Klimaschutz und für ne beginnen und mit 154 Sub-Branchen auf der un- „Grüne Produkte“ statt, die einen zusätzlichen Druck tersten Ebene enden. Das übliche Verständnis von auf die Unternehmen ausüben, sich verstärkt für Kli- Transport & Logistik reicht dabei von Güter-, aber maschutzthemen einzusetzen und es in ihre Unter- auch Personenbeförderung („Transport“) hin zu Orga- nehmensstrategie zu integrieren. Es ist für jedes Un- nisation von Transportprozessen und Lieferketten ternehmen daher unabdingbar, sich auf die durch den („Logistik“). Nach dem GICS Standard finden sich hie- Klimawandel entstehenden Risiken und Chancen vor- runter ausschließlich Unternehmen des Sektors "Indus- zubereiten. Große gesamtgesellschaftliche Bedeutung trials". in diesem Kontext entsteht für die Unternehmen zu- sätzlich, da die Transport- und Logistikbranche wichti- Abweichend zu dieser üblichen Begrenzung haben wir ge Infrastruktur repräsentiert, deren Beeinträchtigung uns für dieses Studienvorhaben entschieden, auch zu nachhaltig wirkenden Versorgungsengpässen füh- touristisch orientierte Betreiber von Fluglinien und ren kann. Schiffen, wie die TUI AG in die Analyse einzubeziehen. Es ist heutzutage bei vielen Unternehmen schwer ab- zugrenzen, ob der Transport einem Geschäfts- oder
13 Studienziel B ed eu tun g d er b et r acht et en Ziel dieser Studie ist daher, die seitens der Transport- Tr ans p o rt- und und Logistikunternehmen Deutschlands, Österreichs L o gis tik unt er n eh me n f ür d i e und der Schweiz schon wahrgenommenen Risiken E mis s i on en d er D A CH R e g i on und Chancen zu verstehen, aber auch detaillierte Ein- blicke in Strategien, Ziele und Maßnahmen im Umgang DB Schenker mit Klimawandel zu gewinnen und daraus Empfehlun- Umsatz: 20.300 Mio. Euro gen für Vermeidung und Anpassung abzuleiten. Daher Mitarbeiter: 96.000 soll diese Studie auch zu einem besseren Verständnis DB Schenker ist mit mehr als 2000 Standorten welt- von grundsätzlichen Möglichkeiten der Kombination weit der führende Anbieter für integrierte Logistik im einer Reduzierung von Treibhausgasemissionen mit deutschen Markt. Die Geschäftsbereiche DB Schenker der Anpassung an die heute bereits unvermeidlichen Rail und DB Schenker Logistics bündeln die Transport- und zukünftig zu erwartenden Folgen des Klimawan- und Logistikaktivitäten der Deutschen Bahn AG im dels im Rahmen konkreter Maßnahmen beitragen. Landverkehr, bei der Luft- und Seefracht, im Schie- nenverkehr sowie in der Kontraktlogistik und dem Selbstverständlich sind einige Unternehmen in diesem Supply Chain Management. CO2-Reduzierungen er- Prozess bereits weiter fortgeschritten als andere. Un- reicht DB Schenker beispielsweise durch Energieeffizi- ternehmen, die sich bereits seit mehreren Jahren mit enz und Ausbau erneuerbarer Energien. Das Unter- der Problematik des Klimawandels beschäftigen, sind nehmen setzt sich zudem für den Klimaschutz ein, im Management der sich daraus ergebenden Risiken durch Unterstützung von Forschungsprojekten und und Chancen sowie möglicher Anpassungsstrategien Mitgliedschaft in Klimaschutzverbänden. weiter als die, die sich erst seit kurzem mit dieser Problematik beschäftigen. Das gilt für große wie kleine Deutsche Lufthansa AG Unternehmen gleichermaßen: natürlich können große Umsatz: 30.100 Mio. Euro Unternehmen mehr Ressourcen zum Management der Mitarbeiter: 117.000 Auswirkungen des Klimawandels zur Verfügung stellen Die Geschäftsbereiche der Deutschen Lufthansa AG als kleine Unternehmen, dafür profitieren Mittelständler gliedern sich auf in Passagierbeförderung, Luftfracht dank geringerer Komplexität und Breite der Ge- und Dienstleistungen für Fluggesellschaften. Die Basis schäftsmodelle von größerer Überschaubarkeit und ist der Passagierverkehr als internationale Airline, die weniger Quellen der Datenerhebung. mehr als 100 Millionen Fluggäste pro Jahr befördert. Lufthansa Cargo ist im internationalen Luftfrachtver- Datenbasis für Studie kehr einer der Marktführer. Die Deutsche Lufthansa AG Viele Transport- und Logistikunternehmen nehmen be- forciert durch die Modernisierung ihrer Flotten die Re- reits seit mehreren Jahren kontinuierlich an der CDP duzierung des Treibstoffverbrauchs und der CO2- Berichterstattung teil. Das Bemühen der Unternehmen Emissionen. Darüber hinaus engagiert sich das Unter- um Transparenz wird hier in deutlich, genauso wie die nehmen in der Klimaforschung und hat beispielsweise immer mehr steigenden Datenverlässlichkeit für die das erste IAGOS (In-service Aircraft for a Global nutzenden Stakeholder. Grundlage der Analyse waren Observing System) Klimaforschungsflugzeug in Dienst die CDP Klima-Berichterstattungen des Jahres 2013 gestellt. Neben der routinemäßigen Erfassung von at- sowie öffentlich verfügbare Nachhaltigkeitsberichte mosphärischen Spurenstoffen sollen Aerosole und und Unternehmens-Webseiten. Dabei flossen in agg- Wolkenteilchen gemessen werden. Ziel ist der Aufbau regierte Analysen jeweils alle Unternehmen ein, bei Zi- einer weltweiten Messinfrastruktur zur Beobachtung taten und Einzelnennungen aus den CDP Berichten der Erdatmosphäre mit Hilfe der zivilen Luftfahrt. nur die als öffentlich abgegebenen Antworten (Nicht öffentlich: Deutsche Lufthansa AG, Flughafen Wien Deutsche Post AG AG, Flughafen Zürich AG, Kuoni Travel Holding Ltd) Umsatz: 55.500 Mio. Euro sowie die 3 vertraulichen Teilnehmer. Mitarbeiter: 428.287 Die Deutsche Post AG ist ein weltweit führendes Lo- gistikunternehmen. Im Rahmen seines Umweltschutz- programms GoGreen setzt das Unternehmen Umwelt-
14 Einleitung ziele, die sich auf die Verringerung der größten Auswir- Fraport AG kung ihrer Geschäftstätigkeit auf die Umwelt Umsatz: 2.440 Mio. Euro konzentiert, die CO2-Emissionen. Um diese zu verrin- Mitarbeiter: 21.000 gern, setzt die Deutsche Post AG u.a. auf ihre über Die Fraport AG gehört international zu den führenden 8.500 Fahrzeuge mit umweltfreundlichen Antrieben. Unternehmen im Airport-Business und betreibt mit dem Flughafen Frankfurt eines der bedeutendsten Flughafen München GmbH Luftverkehrsdrehkreuze der Welt. Der Klimaschutz Umsatz: 1.900 Mio. Euro zählt zu den wichtigsten Umweltthemen der Fraport Mitarbeiter: 30.000 AG. Das Unternehmen arbeitet daran die Emissionen Der Flughafen München belegt im europäischen Ver- klimarelevanter Gase zu reduzieren und hat im Jahr gleich mit 38,4 Millionen Passagieren pro Jahr den 7. 2008 Aktivitäten zum Klimaschutz in einem Projekt zu- Platz. Das Unternehmen will bis zum Jahr 2020 CO2- sammengefasst. Es umfasst Energiesparmaßnahmen neutral wachsen und bis 2014 44.000 Tonnen CO2 im Bestand von Gebäuden und Infrastruktur, die effizi- einsparen. Das Unternehmen will bis zum Jahr 2020 ente Energienutzung bei Neubauten sowie die Reduk- CO2-neutral wachsen und bis 2014 44.000 Tonnen tion des Energieverbrauchs beim unternehmenseige- CO2 einsparen. Hierzu wurde 2009 ein konzernweites nen Fuhrpark konzentriert. Ein umfassendes CO2- CO2-Reduzierungsprojekt mit vier zentralen Hand- Controlling dient zur Überprüfung aller Klimaschutz- lungsfeldern definiert: eine nachhaltige Energiebereit- maßnahmen. stellung, die effiziente Nutzung der benötigten Energie, die Förderung des Verantwortungsbewusstseins der Hamburger Hafen und Logistik AG Mitarbeiter sowie nachhaltiges Bauen. Mit der Nutzung Umsatz: 847 Mio. Euro von Fernwärme aus Biomasse und der bestehenden Mitarbeiter: 4.915 Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung will der Flughafen eine Die Hamburger Hafen und Logistik AG ist ein Netzwerk möglichst effiziente und klimaschonende Energiever- aus Containerterminals, Transportsystemen, Logistik- sorgung sicherstellen. dienstleistungen und Logistikimmobilien. Die sich da- raus ergebene logistische Kette soll helfen das Klima Flughafen Wien Aktiengesellschaft zu schonen. Die HHLA setzte sich das Ziel, den Aus- Umsatz: 607 Mio. Euro stoß von CO2 pro umgeschlagenen Container bis zum Mitarbeiter: rund 20.000 Jahr 2020 um mindestens 30 Prozent zu mindern (Ba- Die Flughafen Wien AG ist einer der wenigen börsen- sisjahr 2008). Im Jahr 2012 wurden insgesamt sieben notierten Flughäfen in Europa. Für rund 22,2 Millionen neue verbrauchs- und schadstoffreduzierte VanCarrier Passagiere war der Flughafen Wien im Jahr 2012 Aus- in Betrieb genommen. Diese Fahrzeuge verbrauchen gangs- oder Endpunkt ihrer Reise. Die Flughafen Wien pro Betriebsstunde bis zu 25 % weniger Diesel als die AG ist Mitglied im Netzwerk AERONET, das sich für Vorgängermodelle, die sie nach und nach ablösen. Fortschritte in der Flugzeug- und Triebwerkstechnolo- gie im Hinblick auf Reduktionspotenziale der CO2- und Hermes Europe GmbH Schadstoffemissionen im gesamten Luftverkehrssys- Umsatz: 1.928 Mio. tem engagieren. Mitarbeiter: 11.000 Die Hermes Europe GmbH mit Sitz in Hamburg gehört Flughafen Zürich AG zu den erfolgreichsten Logistikunternehmen Europas. Umsatz: 777 Mio. Euro Das Unternehmen liefert die Waren zu Land, zu Was- Mitarbeiter: 1.600 ser oder durch die Luft. Die Hermes Logistik Gruppe Der Schutz des Klimas gehört zu den Fokusthemen sieht vor, den CO2-Verbrauch bis 2020 an den Stan- der Flughafen Zürich AG. Das Unternehmen hat sich dorten um mindestens 50% und in der Distributionslo- konkrete Ziele gesteckt, um den eigenen CO2- gistik um 30% zu senken. Hierzu hat die Hermes Eu- Ausstoss erheblich zu reduzieren. Bis zum Jahr 2020 rope GmbH seit 2012 insgesamt 120 Mio. Euro in den soll der CO2-Ausstoss auf 30.000 Tonnen und bis zum Bau von insgesamt 18 Niederlassungen investiert. An Jahr 2030 auf 20.000 Tonnen pro Jahr beschränkt zehn Logistikstandorten setzt man zur Beheizung Bio- werden und dies trotz einer voraussichtlich weiteren masse und zur Stromversorgung Sonnenenergie ein. deutlichen Zunahme der Verkehrsleistung und Infra- struktur des Flughafens.
15 Kuehne + Nagel International AG die Verbesserung des zentralen Umweltmanagement- Umsatz: 304 Mio. Euro systems statt und Stakeholder und Mitarbeiter werden Mitarbeiter: 63.000 für das Thema Umwelt- und Klimaschutz sensibilisiert. Die Kuehne + Nagel International AG, gegründet in Bremen, ist eines der weltweit führenden Logistikun- Panalpina AG ternehmen. 2010 wurde die Kuehne + Nagel Internati- Umsatz: 5.500 Mio. Euro onal AG mit dem „Carbon Trust Standard“ ausge- Mitarbeiter: 16.000 zeichnet, der für die erfolgreiche Messung und das Die Panalpina Group ist eines der weltweit führenden Management bei der Reduktion von Kohlendioxid- Transport- und Logistikdienstleister mit Sitz in der emissionen verliehen wird. Das Unternehmen will in- Schweiz. Das Unternehmen kombiniert Luft- und Was- nerhalb der nächsten drei Jahre die Emissionen um serfracht, hat 500 Büros in mehr als 70 Ländern und 4,1 Prozent senken. Dies soll u.a. durch die Einführung arbeitet mit Partnern in 90 Ländern. PanGreen ist eine ressourcenschonender Maßnahmen und das effektive globale Initiative von Panalpina AG um Panalpina’s Emissionsmanagement inklusive jährlicher Reduktions- Umweltfähigkeiten zu erweitern und um zur globalen ziele erreicht werden. Senkung der CO2 Emissionen beizutragen. Das Pro- gramm besteht aus zwei Schlüsselpunkten: Eco- Kuoni Travel Holding Ltd. Transport und Eco-Verbrauch. Umsatz: 5.850 Mio. Euro Mitarbeiter: 13.000 TUI AG Die Kuoni Travel Holding Ltd. ist ein globaler Reise- Umsatz: 18.500 Mio. Euro dienstleister mit Hauptsitz in Zürich, der weltweit in Mitarbeiter: 74.000 100 Ländern aktiv ist. Das Unternehmen hat vor, ihre Die TUI AG ist mit den drei Geschäftsbereichen TUI eigenen Emissionen und die in der Wertschöpfungs- Travel (Veranstalter-, Vertriebs-, Flug- und Zielgebiets- kette zu reduzieren, inklusiver die ihrer Kunden und aktivitäten), TUI Hotels & Resorts und TUI Kreuzfahr- ihrer Destinationen. Hierzu betreibt das Unternehmen ten, Europas führender Touristikkonzern. Die Redukti- Klimakompensation. Der Fluggast bezahlt für den be- on des Treibhausgases CO2, ebenso wie Klimafolgen- rechneten Treibhausgas-Ausstoß während ihrer Reise abschätzung sind Schwerpunktbereiche des Umwelt- einen bestimmten Geldbetrag, der in Klimaschutzpro- engagements des Unternehmens. Man strebt nach der jekte investiert wird. Identifikation von Reduktionspotenzialen entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette um Österreichische Post AG Emissionsreduktionsmaßnahmen abzuleiten. Bei- Umsatz: 2.400 Mio. Euro spielsweise sollen mit der Versorgung durch e-power Mitarbeiter: 23.181 die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung im Hafen Die Österreichische Post AG ist der landesweit führen- um bis zu 25 Prozent gesenkt werden. Die TUI AG de Logistik- und Postdienstleister. Zu den Hauptge- steht zum Thema Klimaschutz und nachhaltige Mobili- schäftsbereichen zählen die Beförderung von Briefen, tät in Dialog mit Politik, Wissenschaft, Nichtregie- Werbesendungen, Printmedien und Paketen. Das Fili- rungsorganisationen (NGOs) und anderen gesellschaft- alnetz der Österreichischen Post AG zählt zu den lichen Gruppen. größten Privatkundennetzen des Landes. Die von der Österreichischen Post AG angebotenen Services erfol- Wheels Logistics GmbH & Co. KG gen seit 2011 CO2-neutral. Um ihren ökologischen Umsatz: 46 Mio. Euro Fußabdruck weiter zu minimieren hat sich die AG das Mitarbeiter: 300 Ziel gesetzt, ihre CO2-Emissionen um weitere 20% von Wheels Logistics GmbH & Co. KG bietet Transport-, 2010 bis 2015 zu reduzieren und jährliche Kompensa- Produktions- und Lagerlogistik in ganz Europa. Das tion der verbleibenden Emissionen durchzuführen. Unternehmen hat ein ganzheitliches Green Supply Hierzu wurden im Jahr 2012 viele Maßnahmen in den Chain Management sowie gesamtheitliche Logistik- Bereichen Fuhrpark und Gebäude durchgeführt. Der konzepte. Strombezug wurde auf ausschließlich erneuerbare Energien umgestellt und die Elektromobilität im Fuhr- park ausgebaut. Darüberhinaus finden der Aufbau und
16 Klimawandel im größeren Kontext 17 der 18 untersuchten Transport- und Logistikunternehmen haben das Thema Klimawandel in ihre Geschäftsstrategie integriert. . 14 von 18 Unternehmen haben die Verantwortung für Klimawandel direkt auf die Vorstandsebene oder an den Vorstand berichtende Komitees gegeben. . 13 von 18 Unternehmen haben Anreizsysteme – monetär oder nicht- monetäre – installiert. Diese beziehen nicht nur Manager, sondern auch andere Mitarbeiter mit ein. 12 von 14 Unternehmen, die den Klimawandel direkt in ihr Risiko- management integriert haben, betreiben politische Lobbyarbeit. . Klimawandel wird bei 14 von 18 Unternehmen innerhalb der beste- henden Risikomanagementprozesse behandelt. Es gibt keine separa- ten Risikomanagementprozesse für Klimawandel. In diesem ersten Kapitel soll eingeschätzt werden, gen. Dieser mag intrinsisch ausgelöst sein, um einen welchen Stellenwert das Thema Klimawandel für die Beitrag zum gemeinsamen Umweltschutz zu leisten 18 Transport- und Logistikunternehmen im Fokus der oder extrinsisch, um den Anforderungen, die auf die Studie hat. Konkret wurde untersucht, ob der Klima- Unternehmen aufgrund von politischen und marktwirt- wandel für die Unternehmen ein Risiko wie jedes ande- schaftlichen Veränderungen zukommen, standzuhal- re darstellt, oder ob ihm eine besondere Bedeutung ten. DB Schenker z.B. hat den Anspruch führender zukommt und wie mit dem Thema im Geschäft umge- grüner Logistikdienstleister zu werden und Transport- gangen wird. Einbezogen wurden hierzu nicht nur die wachstum nicht mit Wachstum von CO2-Ausstoß Antworten der Unternehmen aus der CDP Berichtser- gleichzustellen. Dennoch ist ein deutlicher Unterschied stattung zur Bewertung, sondern auch die Nachhaltig- im Stellenwert des Klimathemas bei den Unternehmen keitsberichte der Unternehmen sowie die Informatio- zu erkennen. So sprechen 6 der 18 Unternehmen zwar nen die diese auf ihren Homepages bereitstellen. Wer ausführlich über Umweltschutzmaßnahmen, das The- sind die für das Thema Klimawandel verantwortlichen ma Klimawandel und -schutz wird aber kaum ange- Personen und Komitees im Unternehmen? Ist das sprochen. Wie konsequent die Unternehmen mit dem Thema Klimawandel ein integraler Bestandteil der Un- Thema umgegangen sind, ist sehr unterschiedlich ternehmensstrategie und des Risikomanagements? ausgeprägt. Die Österreichische Post AG ist dabei als Engagieren sich die Unternehmen für Aufklärung und positives Beispiel hervorzuheben. So spricht das Un- Vermeidung des Klimawandels auf politischer Ebene ternehmen nicht nur über die Verantwortung, die es oder unterstützen sie in anderer Hinsicht die Klima- zur Vermeidung des Klimawandels übernimmt, son- wandelvermeidung? dern auch über die Risiken, die die Klimaveränderun- gen für sie bergen und wie sie diesen Gefahren mit 17 der 18 untersuchten Transport- und Logistikunter- konkreten Zielen und Maßnahmen entgegen wirken nehmen haben das Thema Klimawandel in ihre Ge- können. schäftsstrategie integriert. Somit steht fest: die Unter- nehmen verspüren einen zunehmenden Handlungs- druck sich mit dem Thema Klimawandel zu beschäfti-
17 2-1 Positivbeispiel 1- Stellenwert des Klimawandels Flughafen München AG Wesentlichkeitsmatrix „Die abgebildete Matrix zeichnet sich dadurch aus, dass sie The- men – sowohl für die An- spruchsgruppen des Unterneh- mens als auch für die FMG selbst – priorisiert und in einer Darstellung zusammenführt. Die Wertigkeit dieser Themen wird durch eine jährlich stattfindende Onlinebefragung der Anspruchs- gruppen erfasst. Eine größere Bedeutung wurde den Themen „Mitarbeiterzufriedenheit“, „Res- sourcenschonung und Effizienz- steigerung“ sowie „Wissens- transfer und Innovation“ zuge- sprochen, während der Punkt „Compliance“ an Bedeutung ver- lor. Um die Relevanz der Themen für die Flughafen München GmbH zu ermitteln, wurden die Führungskräfte des Konzerns und der Tochterunternehmen befragt.“ Quelle: CR Bericht 2012, S. 36. 2-2 Positivbeispiel 2 - Stellenwert des Klimawandels Fraport AG Wesentlichkeitsmatrix „Auf Basis der Leitlinien der Global Reporting Ini- tiative (GRI) und im Dia- log mit relevanten An- spruchsgruppen wurden zunächst relevante The- men definiert und diese anschließend von inter- nen und externen Exper- ten gewichtet. Das Er- gebnis war eine Wesent- lichkeitsmatrix mit 17 Handlungsfeldern, die die Bedeutung verschiedener Themen für externe Stakeholder und für Fraport miteinander in Relation setzt. Jedes der Themen wird durch seine Position innerhalb der Kriterien „Relevanz für Fraport“ und „Relevanz für Stakeholder“ gewich- tet. Da sich die Relevanz. der einzelnen Themen im Zeitverlauf ändern kann, wurde zu jedem Thema eine zusätzliche Einschätzung des Bedeutungs- trends vorgenommen.“ Quelle: http://nachhaltigkeitsbericht.fraport.de/nachhaltigskeitsmanagement/nachhaltigkeitsstrategie/#wesen
18 Klimawandel im größeren Kontext Strategie & Verantwortlichkeiten Unternehmen, die Klimarisiken glaubhaft und effektiv managen wollen, müssen entsprechende Strukturen in ihrer Unternehmensorganisation schaffen. „Wahrer“ Climate change and sustainability Klimaschutz ist Teil der Unternehmensstrategie, nicht have increasingly been taken as key nur der Kommunikations- und Umweltabteilungen. Die activities in Kuehne + Nagel, today Hauptverantwortung für klimarelevante Themen sollte the subject is of essential discus- daher beim Vorstand liegen. Im Idealfall verantwortet sion in each Management Board der Vorstand oder ein an ihn berichtendes Gremium meeting. The people within the Or- aus den Geschäftseinheiten die Klimastrategie und trifft ganization responsible for climate grundlegende Entscheidungen, die dann in allen Berei- change and sustainability are: chen und auf allen Ebenen des Unternehmens imple- mentiert und umgesetzt werden. 1. Global Head of Corporate Devel- opment - Reporting to the Compa- Von den 17 Unternehmen, die den Klimawandel in ihre Unternehmensstrategie integriert haben, haben 14 die ny CEO Verantwortlichkeit auf der obersten Hierarchiestufe an- 2. Global Head of Environment - gesiedelt, d.h. die Verantwortung liegt direkt bei einem Reporting to the Global Head of oder mehreren Vorstandsmitgliedern oder bei einem Corporate Development direkt vom Vorstand eingesetzten Komitee (Grafik 2-3). Additionally Kuehne + Nagel has established a corporate team dedi- cated to climate change and envi- ronmental projects, the responsibil- 2-3 Verantwortung für ity to develop our environmental, Klimawandelthemen im energy and waste policies falls now Unternehmen in the hands of the Kuehne + Nagel Angaben in Anzahl Unternehmen Quality Expert Team Environment (QETE) Person(en) des Vorstands oder vom Vorstand beauftragtes Komitee Kuehne + Nagel Kein(e) Person(en) oder Komitee mit International AG Verantwortung für Klimawandelthemen Senior Manager Andere Manager Keine Angaben Anr e izs ys te m e Konsequent strategisch agieren kann nur, wer seine 11 Ziele konsistent auch in Strukturen und Prozesse 1 1 übersetzt und seine Mitarbeiter möglichst wenigen In- teressenkonflikten zwischen Zielen aussetzt. Deswe- 14 gen gehört die Integration von verschiedenen Klima- schutzzielen in die Bonus- und Anerkennungsschema- ta für Manager und andere Mitarbeiter (kurz: Anreizsysteme) zu den wichtigsten Stellschrauben, nach denen gerade Investoren immer wieder fragen. 18 Unternehmen Dabei geht es nicht nur um Verhaltenssteuerung und Motivation der Mitarbeiter, sondern auch um Glaub-
19 würdigkeit und Verbesserung der Wahrscheinlichkeit, 2-4 Anreizssyteme Klimaziele auch zu erreichen. Management und Mitar- Angaben in Anzahl Unternehmen beiter sollen für klimawandelbezogene Themen sowie für das Management und die Erreichung von Klima- 2 Ja schutzzielen nicht nur sensibilisiert, sondern wirklich 3 auch belohnt werden. Klimaschutzbezogene Nein 13 Keine Angaben Anreizsysteme sind im Nachhaltigkeitskontext aber nicht unumstritten, denn der Klimaschutz im Unter- nehmen sollte idealerweise freiwilligen Charakter be- 18 Unternehmen sitzen und aus der intrinsischen Motivation des Mana- gements aber auch der Mitarbeiter heraus entstehen. 2-5 Anreizmethoden 13 von 18 Unternehmen gaben an, Anreize für das Angaben in Anzahl Unternehmen Management von klimawandelbezogenen Themen sowie die Erreichung von Klimaschutzzielen zu setzen Ausschließliche monetäre Anreize (Grafik 2-4). Dabei überwiegen stark die monetären 1 Anreize im Vergleich zu nicht-monetären Anreizen 4 Anreiz-Mix (monetäre und nicht 8 (Grafik 2-6). monetäre Anreize) Ausschließliche nicht-monetäre Anreize (z.B. Anerkennung) 13 Unternehmen 3 Unternehmen haben kein Anreizsystem 2 Unternehmen machten keine konkreten Angaben Beispiel nicht-monetärer Anreize: Alle Mit- arbeiter 2-6 Anreizmethode und Begünstigte Angaben in Anzahl Nennungen We set up the "Living Responsibility Fund" which supports our employees’ volunteer work in local community projects with a focus on either climate 1 4 change, education or disaster prepar- 5 2 edness. A jury decides which projects 1 2 1 are granted financial support. The in- 1 1 dividual funding amount, which is do- 1 6 1 1 nated directly to the non-profit organi- 3 2 zations responsible for the initiative, is based on the number of total hours Management that the employees invest in the volun- Vorstand Bereichs-/Standortleiter teer project. In 2012, funding was Umwelt-/Nachhaltigkeitsmanager granted to 104 projects in 48 coun- Alle Mitarbeiter tries, involving 9,000 employees and Gebäudetechniker Vorstandsvorsitzender 61,000 hours of volunteer work. Energy managers Prozessmanager Deutsche Manager öffentliche Angelegenheiten Verantwortlicher Vorstand Post AG Management Umwelt-/Nachhaltigkeitsmanager 13 Unternehmen 3 Unternehmen haben kein Anreizsystem 2 Unternehmen machten keine konkreten Angaben
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