Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik - Vorlesung: Schilddrüsendiagnostik
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Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik Vorlesung: Schilddrüsendiagnostik Dr. rer. nat. Manfred Fobker Zentrale Einrichtung Labor – UKM Labor – Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 D-48149 Münster Telefon: 0251 83-48701 Fax: 0251 83-47225 fobker@uni-muenster.de www.klichi.uni-muenster.de QR-Code / Link für diese Vorlesung: www.klichi.uni-muenster.de/folien3 Sommersemester 2019 2017/18
Schilddrüsendiagnostik Dr. Manfred Fobker Centrum für Laboratoriumsmedizin- Zentrallabor Universitätsklinikum Münster
Fetale Entwicklung (ZNS, Skelett) Grundumsatzsteigerung Kardiovaskulär Gastrointestinal Neuromuskulär Lipidstoffwechsel
Regelkreis: Schilddrüsen- TRH=Thyreotropin hormone releasing hormone TSH=Thyreoidea stimulierendes Hormon
TRH-Test
Hypo-/Hyper- und Euthyreose bei Schilddrüsenerkrankungen
Durchschnittliche Iodtagesaufnahme 120-150 µg/Tag Substitution von 150 µg Iod/Tag 90 % aller SD-Erkrankungen sind euthyreote Strumen (häufigste endokrine Erkrankungen)
Fünf Kilo Schilddrüse zu viel! Diese Struma hatte 20 Der postoperative Befund. Im Vergleich zu den 100 g einer normalen Jahre Zeit, zu wachsen. Frühestens ein halbes Struma (unten) Mit Rollkragenpullovern Jahr später sollen die brachte die Schilddrüse dieser Patientin versuchte die Frau ihren überflüssigen Hautlappen 5.1 kg (oben) auf die Waage. Kropf zu kaschieren. noch reseziert werden.
Strumaentstehung bei Iodmangel Hormonmangel + Wachstumsfaktoren EGF,IGF - Iodgabe - Thyroxingabe
Basisdiagnostik: TSH= Screeningtest: normale Werte bei Euthyreose Sonografie Wenn auffällig: FT3/FT4; Szintigrafie (Feinnadelpunktion bei kalten Knoten Calcitonin bei echoarmen Knoten
Therapiekontrolle bei euthyreoter Struma Niedrig normales TSH (0.5-0.8 mU/L), normales fT3/fT4, !! Kontrolle von Halsumfang/Palpationsbefund/Sonografie 40% der Patienten haben unter Therapie zu niedrige TSH-Werte!
Entwicklung einer funktionellen Autonomie bei lange bestehendem Iodmangel
Hyperthyreose
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) Suppression von TSH, Anstieg von fT3/fT4 Ursachen: Morbus Basedow Autonomes Adenom Hyperthyreote Phase einer Thyreoiditis Seltene Formen (Karzinom, HVL-Adenom, exogene Zufuhr v. Thyroxin, paraneoplastisch, Schilddrüsenhormonresistenz, TSH- Rezeptormutationen,Trophoblasterkrankungen (HCG), ...)
Pathogenetisches Modell des Morbus Basedow TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK)
häufig: selten: Struma warme feuchte Haut Ophtalmopathie Erhöhte Stuhlfequenz Tachykardie Osteoporose Gewichtsverlust Myxödem Tremor Akropachie
TSH-Rezeptor-Antikörper (größer 98%) bei immunogener Hyperthyreose (M. Basedow)
Bei erniedrigtem TSH reicht alleinige FT4-Bestimmung nicht aus! -isolierte fT3-Hyperthyreose fT3↑, fT4↓ , TSH→ : euthyreot, extremer Iodmangel Zentrale Hyperthyreose (z.B. Hypophysenadenom): TSH↑, fT3/fT4↑
Beeinflussung der TSH-Sekretion ausgeprägte zirkadiane und pulsatile Schwankung: Erniedrigung: Alter, Fasten (-50%), Mangelernährung, Anorexia nervosa, schwere Allgemeinerkrankungen, Depression, Hyperkaliämie, Hypercortisolismus, Medikamente (Glucocorticoide, Thyroxin, Katecholamine, Amiodaron, Iod hochdosiert) Erhöhung: Schlafentzug, Östrogene, Psychopharmaka, Hypocortisolismus, Hypokalzämie, nach schwerer Erkrankung, HIV- Infektion, Umweltfaktoren (Kälte, Höhe), HAMAs
Latente (subklinische) Hyperthyreose TSH↓, fT3/fT4 norm Angst, Nervosität, Schwitzen, Tremor, Herzklopfen… •Konzentrationsstörungen (Risikoerhöhung für Demenz o. Alzheimer) •Kardiovaskuläres Risiko: linksventrikuläre Hypertrophie, eingeschänkte diastolische Funktion, Häufigkeit an Vorhofflimmern zu erkranken •Osteoporose-Risiko erhöht, Erektionsstörungen wenn TSH kleiner 0.3 mU/L (nach Kontrolle) sollte stets behandelt werden (Ziel TSH: 0.5-2 mU/L) Kontraindikation für iodhaltige Medikamente und Kontrastmittel Verwendung von fT3 und fT4 zur Therapiekontrolle, da TSH bei schwerer Hyperthyreose noch mehrere Monate erniedrigt sein kann.
Hpothyreose
Primäre Hypothyreose Autoimmune Thyreoiditis (häufig!) Postpartum Thyreoiditis, Thyreoiditis de Quervain Exogen: Radioiodtherapie, Strumaektomie, Bestrahlung, Thyreostatika, Pharmaka (Lithium, Iod, Amiodaron) Sekundäre Hypothyreose HVL-Insuffizienz Tertiäre Hypothyreose Hypothalamus-Läsion Angeborene Neugeborenen-Hypothyreose
Krankenschwester 26 Jahre Müde (10 Std. Schlaf), adynam, schnelle Erschöpfung, trockene Haut, depressiv, friert, Gewichtszunahme, rauhe Stimme, Zyklusunregelmäßigkeiten Bradykardie, Hypotonie, Anämie, Lipide erhöht, TSH erhöht, T3/T4 erniedrigt
Auch Altershyperthyreose oligosymptomatisch: (Gewichtsverlust, Schwäche,Depression, Herzinsuffizienz, -rhythmusstörungen
Iodmangel: weltweit häufigste Ursache für geistige Retardierung
Angeborene Neugeborenen-Hypothyreose 3 Lebenstag TSH (Fersenblut) 3 Wochen zu spät erkannt, kein Abitur (Hirnschädel irreversibel)
Angeborene 3-Jährige: Hypothyreose Hypothyreose Neugeborenen-Hypothyreose gesund (96 cm) krank (74 cm) 10-jähriges unbehandeltes Mädchen
Prävalenz von Schilddrüsen-Autoantikörpern (SD-Ak) und erhöhten TSH-Werten in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht
Autoantikörper bei verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen Anti-TPO Anti-TG
Latente (subklinische) Hypothyreose: TSH↑, fT3/fT4 norm 6.1% latent oder manifeste H. in NRW (Klimakterium bis 26%!) Erhöhtes Arterioskleroserisiko, Gedächtnisstörungen, depressive Störungen, Schwäche und Müdigkeit Indikationen zur Therapie: •Serum TSH > 10 mU/L, •diffuses Struma, •nach SD-Op, Radioiodtherapie, Bestrahlung d. Halses •Kinderwunsch •SD-Volumen (kleiner 5 ml) + hochtitrige TPO-Antikörper Therapie: L-T4; TSH 0.5-2 mU/L, Wohlbefinden d. Patienten Persistierende TSH-Erhöhung bis 8 Wochen n. Therapiebeginn
Schwangerschafts-Hypothyreose (hohes hCG – physiologische Erniedrigung von TSH, Bedarf an SD-Hormonen (+Iod) steigt um 50%) Risiken: Mutter: Abortneigung, Präeklampsie, postpartale Blutungen / Kind: mentale/motorische Retardierung, erhöhte perinatale Sterblichkeit • (subklinischen +TPO –AK pos.)+manifeste Hypothyreose – Gabe v. L-Thyroxin • Dosissteigerungen (insbesondere im 2. und 3. Trimenon) (Anstieg von TBG im Schwangerschaftsverlauf) • TSH (Zielbereich TSH 0,3 – 2,5 μU/ml/ fT4 im Normbereich); 4 Wochen n. Therapiebeginn +bei Dosisänderung • Verlaufskontrolle nach Entbindung
Schwangerschafts-Hypothyreose
Schilddrüsenkarzinome Einteilung: 1.Differenzierte Karzinome: • Papilläres Karzinom (50-60 %) • Follikuläres Karzinom (20-30%) 2.Undifferenzierte (anaplastische) Karzinome (5-10%) 3.Medulläres (C-Zellen) Karzinom (5%) 4.Seltene Malignome (malignes Lymphom, Sarkome) 5.Metastasen extrathyreoidaler Tumore
Thyreoglobulin (TG) als Tumormarker
Thyreoglobulin (TG) als Tumormarker Ein Wiederanstieg des TG-Spiegels nach Radikaloperation eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms spricht für Tumorrezidiv bzw. Metastasen.
Calcitonin-Bestimmung im Serum zur Tumornachsorge bei medullärem SD-Karzinom
Medulläre Schilddrüsen-Karzinome (MTC) Genetisches Screening der Familienmitglieder von Patienten Alle Schilddrüsen CA Alle MTC Sporadische MTC ~75% MTC ~5% MEN 2A ~20% FMTC ~2% MEN 2B ~2%
Multiple Endokrine Neoplasien (MEN): MEN 1 MEN 2 Vordere Hypophyse Schilddrüse Neben- (C-Zellkarzinom) schilddrüse Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) Nebennierenrinde Nebennierenmark (Phäochromozytom) Pankreas Keimbahnmutationen Keimbahnmutationen in MEN1, chr 11 in RET, chr 10
Genotyp/Phänotyp-Korrelationen Exons Multiple endokrine Neoplasie 10, 11 (MEN) 2A (Sipple-Syndrom) RET-Onkogen Exons Familiäres medulläres 13, 14, 15 Schildrüsen-Karzinom (FMTC) Exons 15, 16 MEN 2B Verschiedene Mutationen in demselben Gen können unterschiedliche Syndrome verursachen Prophylaktische Thyreoidektomie nach pos. Gentest im Vorschulalter
Antikörper Thyreoglobulin, Calcitonin
99Tc-Pertechnetat-Szintigramm vor (links) und nach Suppression (T4-Gabe) rechts: Demaskierung zweier funktionell autonomer Herde 99Tc-Pertechnetat-Szintigramm links: vergrößerte SD mit hoher Iodaffinität rechts: rechter unterer Lappen befindet sich Speicherdefekt (kalter Knoten) Kalter Knoten, sonografisch echofrei = Zyste Kalter Knoten, sonografisch echoarm = Karzinomverdacht Feinnadelpunktion, 201Thallium-Szintigrafie, OP mit Histologie
Indikationen für TSH-Screening Neugeborenenscreening Arrhythmien Psychiatrische Erkrankungen Infertilität, Schwangerschaft Lipidstoffwechselstörungen Klinik: Hypo-/Hyperthyreosezeichen Kontrastmittelgabe, Medikamente
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