SCHILDDRÜSE Kleines Organ - grosse Wirkung. Zusammenhänge verstehen, beraten, begleiten - PharmActuel

 
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SCHILDDRÜSE Kleines Organ - grosse Wirkung. Zusammenhänge verstehen, beraten, begleiten - PharmActuel
Nr. 03 | 2021                                                 w w w.pharmactuel.ch

                   W I SS E N S C H A F T L I C H E S T H E M E N H E F T

2021
N r. 0 3

                                       Hypo- und Hyperthyreose
                                       Hashimoto-Thyreoiditis
                                       Morbus Basedow
                                       Endokrine Orbitopathie
                                       Therapieoptionen

                          SCHILDDRÜSE
                          Kleines Organ – grosse Wirkung.
                          Zusammenhänge verstehen, beraten, begleiten.
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Editorial

            Die Schilddrüse ist nur ein kleines Organ, hat aber einen grossen Einfluss auf die

            physische und psychische Gesundheit. Glücklicherweise sind die meisten Schild-
                                                                                                 Foto: iStock/Staras

            drüsenerkrankungen gut behandelbar. Der Apotheker ist vor allem im Bereich

            der medikamentösen Therapie gefragt. Schilddrüsenmedikamente und

            ­-hormone müssen sehr zuverlässig eingenommen werden, teilweise lebenslang.

            Patienten benötigen eine hohe Therapietreue und oft einiges an Geduld. Es ist

            deshalb wichtig, sie über die Zusammenhänge und die korrekte Einnahme auf-

            zuklären. Eine einfühlsame und kompetente Beratung in der Apotheke kann den

            Erfolg und die Sicherheit der Therapie massgeblich erhöhen.

            Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin und Fachjournalistin
SCHILDDRÜSE Kleines Organ - grosse Wirkung. Zusammenhänge verstehen, beraten, begleiten - PharmActuel
pharmActuel Nr. 03 | 2021

1       Anatomie und Physiologie                                                              5       3

2       Einteilung der Schilddrüsenerkrankungen                                               8

3       Struma                                                                                8

3.1     Iodmangelstruma                                                                       8
3.1.1   Geschichte der Iodsalzprophylaxe                                                      9
3.1.2   Aktuelle Iodversorgung in der Schweiz                                                11

4       Entzündungen (Thyreoiditiden)                                                        12

4.1     Hashimoto-Thyreoiditis                                                               12
4.2     Post-partum-Thyreoiditis                                                             13
4.3     Silent-Thyreoiditis                                                                  13
4.4     Thyreoiditis de Quervain                                                             13
4.5     Infektiöse bakterielle Thyreoiditis (akute Thyreoiditis oder eitrige Thyreoiditis)   14
4.6     Riedel-Thyreoiditis (Fibröse Thyreoiditis)                                           14
4.7     Strahlenthyreoiditis                                                                 14

5       Schilddrüsenknoten, Autonomien und Tumoren                                           15

6       Hypothyreose                                                                         16

6.1     Symptome                                                                             16
6.2     Laborwerte                                                                           16

7       Therapie der Hypothyreose                                                            18

7.1     Levothyroxin                                                                         18
7.1.1   Präparate                                                                            19
7.1.2   Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)                                             19
7.1.3   Kontraindikationen                                                                   19
7.1.4   Beeinflussung der Resorption und Interaktionen                                       19
7.2     Substitutionstherapie in der Schwangerschaft                                         21
7.3     Substitutionstherapie nach Schilddrüsenoperationen und Radioiodtherapie              21
7.4     Überdosierung und Missbrauch                                                         21

8       Hyperthyreose                                                                        22

8.1     Symptome                                                                             22
8.2     Laborwerte                                                                           22

9       Therapie der Hyperthyreose                                                           23

9.1     Thyreostatika                                                                        23
9.1.1   Dosierung                                                                            23
9.1.2   Carbimazol                                                                           23
9.1.3   Propylthiouracil                                                                     24
9.1.4   Kontraindikationen                                                                   24
9.1.5   Einnahme von Thyreostatika und Interaktionen                                         24
9.1.6   Unerwünschte Arzneimittelwirkungen                                                   24
9.2     Thyreostatika in der Schwangerschaft und Stillzeit                                   25
9.3     Betablocker                                                                          25   
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4                        9.4     Weitere Therapieoption                                                           25
                         9.4.1   Radioiodtherapie                                                                 26
                         9.4.2   Schilddrüsenoperation                                                            26
                         9.4.3   Minimal- und nicht-invasive Verfahren                                            26

                         10      Morbus Basedow                                                                   27

                         10.1   Endokrine Orbitopathie                                                            27
                         10.1.1 Therapie der endokrinen Orbitopathie                                              27

                         11      Medikamentös-induzierte Störungen der Schilddrüse                                29

                         11.1    Lithium                                                                          29
                         11.2    Carbamazepin                                                                     29
                         11.3    Amiodaron                                                                        29
                         11.4    Iodhaltige Kontrastmittel                                                        30
                         11.5    Iodhaltige Desinfektionsmitttel                                                  31
                         11.6    Tyrosinkinasehemmer                                                              31
                         11.7    Immuncheckpoint-Inhibitoren                                                      31
                         11.8    Interferon-α                                                                     31

                         12      Hypo- und Hyperthyreose während der SARS-CoV-2-Pandemie                          32

                         13      Fünf Grundsätze bei der Beratung von Schilddrüsenpatienten                       33

                         14      Iodtabletten als Notfallvorsorge bei radioaktiven Ereignissen                    34

                         15-18 Abkürzungen, Literatur, Links, Lernkontrolle                                     35-40

    Schilddrüse

    Dieses Heft ist ein Produkt der IFAK DATA AG und ist
    in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe pharmActuel
    entstanden.

    → → A ut o r in :
        Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin und
        Fachjournalistin, Obermumpf

    → → R e v i e w:
        Dr. med. Roman Trepp, Leiter Endokrinologie,
        Inselspital, Universitätsspital Bern

    Dieses Dieses Heft entspricht dem Wissensstand
    vom Februar 2021. Alle Angaben wurden sorgfältig ge-
    prüft, erfolgen aber ohne Gewähr.

    Zum besseren Verständnis des Textes wird vorwiegend             Bestandteil des pharmActuel-Fortbildungs­-
    eine Geschlechtsform verwendet. Es sind jedoch stets            jahres­programms zu CHF 350.- exkl. MWST.
    beide Geschlechter gemeint.                                     Erscheint 6-mal jährlich.
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pharmActuel Nr. 03 | 2021

1. Anatomie und Physiologie                                                                                                                                    5

Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) ist            thelzellen, Thyreozyten genannt, bilden              S c h ilddr ü s e n h o r mo n e
ein schmetterlingsförmiges Organ im Be-              die beiden Schilddrüsenhormone Tetra-
reich des Kehlkopfes, das die Luftröhre              iodthyronin (Levothyroxin, L-Thyroxin,               Täglich werden in der Schilddrüse ca.
hufeisenförmig umschliesst. Sie wiegt ca.            T4) [1,2] und Triiodthyronin (T3) [1,2], die         100 µg T4 und 10 µg T3 gebildet. Für die
20–30 g. Das Drüsengewebe der Schild-                im Kolloid gespeichert werden. [1]                   Produktion der Schilddrüsenhormone ist
drüse besteht aus Follikeln, die das soge-                                                                zwingend Iod erforderlich. [1] Es wird in
nannte Kolloid enthalten (Abb. 1). Die                                                                    Form von Iodid aktiv von den Thyreozy-
Follikel sind von einem einschichtigen                                                                    ten aufgenommen und ins Follikellumen
Follikelepithel umgeben. Die Follikelepi-                                                                 sezerniert. Dort wartet bereits die iod-

Abb. 1: Schilddrüse                                     Quelle: iStock/t_light/Tigatelu/Sakura/José Luis Calvo Martín & José Enrique García-Mauriño Múzquiz

                                                                                                                           Kehlkopf

                                                             Kehlkopf

                                                                                                               Schilddrüse,             Schilddrüse,
                                                                                                            rechter Lappen              linker Lappen

                                                              Schilddrüse,
                                                              linker Lappen
                          Schilddrüse,
                       rechter Lappen

                                                         Luftröhre                                                        Luftröhre

   Lage der Schilddrüse im Körper                                                                           Schematische Darstellung

                                                            Follikel mit
                                                            Follikelepithel aus
                                                            Thyreozyten, dem
                                                            Bildungsort von T3
                                                            und T4

                                                     Kolloid, hauptsächlich aus
                                                     Glycoprotein, Speicherort von
                                                     T3 und T4

                                         Kapillare

   Aufbau des Schilddrüsengewebes                                                      Schilddrüsenfollikel unter dem Mikroskop
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6   freie Hormonvorstufe Thyreoglobulin.        Abb. 2: Strukturformeln von T4 und T3      Quelle: wikimedia, Jü – eigenes Werk, gemeinfrei
    Mit Hilfe der Thyreoperoxidase (TPO)
    wird das Iodid oxidiert und mit den
    Tyrosinresten des Thyreoglobulins ver-
    bunden. Dabei entstehen einfach und                                                                  Triiodthyronin (T3)
    zweifach iodierte Tyrosinreste, die zu
    dreifach- bzw. vierfachiodierten Verbin-
    dungen gekoppelt werden und nun den
    proteingebundenen Formen von T3 bzw.
    T4 entsprechen (Abb.2). [3]
         An Thyreoglobulin gebunden kön-
    nen die Schilddrüsenhormone im Folli-
    kellumen der Schilddrüse gespeichert
    werden. [2] Die gelartige Masse, die der
    Speicherung der lipophilen Schilddrü-
    senhormone dient, wird als Kolloid be-
    zeichnet. [3]
         Zur Freisetzung von T3/T4 muss das
    iodierte Thyreoglobulin wieder in die
    Thyreozyten aufgenommen und dort ly-                   Tetraiodthyronin
    sosomal abgebaut werden, damit die                         (Thyroxin, T4)
    Hormone als T3 und T4 ins Blut abgege-
    ben werden können. [3] Die Schilddrü-
    senhormone werden zu über 99 % an
    Transportproteine gebunden. Biologisch
    aktiv sind nur die freien Anteile von T3.
    Das Prohormon T4 wird u. a. in der Leber,
    im ZNS, in der Muskulatur und im brau-      Abb. 3: Einfluss der Schilddrüsenhormone                                  Quelle: iStock/ttsz
    nen Fettgewebe von Deiodasen zu T3
    umgewandelt. [1,4]
                                                                                Schilddrüsen-
         Die Schilddrüse beeinflusst eine                                         hormone
    Vielzahl von Organsystemen (Abb. 3). T3
    bindet an intrazelluläre Rezeptoren und
    stimuliert die Bildung von Enzymen,
    insbesondere im Kohlenhydrat- und
    Fettstoffwechsel. Dadurch werden der
    Energieumsatz, der Sauerstoffverbrauch
                                                         Gehirnentwicklung                                  Herzrate
    und die Wärmebildung gesteigert. T3 er-
    höht auch den Anteil der LDL-Rezepto-
    ren auf den Leberzellen und die Anzahl
    der ß1-Rezeptoren am Herzen. Ausrei-                                                                                  Atmung
    chende Konzentration von Schilddrü-
    senhormonen sind zudem für ein nor-            Körpergewicht
    males Längenwachstum sowie für die
    Entwicklung der Organe und des Ner-                                          T3 / T4
    vensystems sehr wichtig. [1]
         Die Konzentration der Schilddrüsen-
    hormone im Blut wird über die Hypotha-
    lamus-Hypophysen-Achse gesteuert                                                                              Glukosestoffwechsel
    (Abb. 4). Je nach Konzentration der
    Schilddrüsenhormone im Blut gibt der
    Hypothalamus mehr oder weniger TRH
                                                      Körper-
    (Thyreotropin Releasing Hormon) ab, das        temperatur
    in der Hypophyse die Freisetzung von
    TSH (Thyreoidea Stimulating Hormone,
    Thyreotropin) reguliert. TSH stimuliert                                                                       Menstruationszyklus
    die Schilddrüse zur Ausschüttung von T3
    und T4 aus den Schilddrüsenfollikeln.[ 1]
                                                    Gesundheit der Knochen       Stoffwechsel
    Der TSH-Wert hat auch eine diagnosti-
                                                   und Muskelkontraktionen
    sche Bedeutung. Ein erhöhter TSH-Wert
    deutet auf einen Mangel an Schilddrü-
    senhormonen bzw. eine Schilddrüsenun-
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Abb. 4: Regulation der Schilddrüsenhormone [1]                                                                    terfunktion hin. Ein tiefer oder nicht vor-   7
(Hypothalamus-Hypophysen-Achse) [1]                                                             Quelle: XXXX     handener TSH-Wert weist auf zu viele
                                                                                                                  Schilddrüsenhormone bzw. eine Schild-
                                                                                                                  drüsenüberfunktion hin. Diese einfache
                                                Hypothalamus                                                      Regel gilt jedoch nur für die deutlich
   Hypothalamus-                                                                                                  häufigeren peripheren (=primären)
   Hypophysen-                                                                                                    Schilddrüsenfunktionsstörungen, das
   Achse                                                        TRH
                                                                                                                  heisst Störungen auf der Ebene der
                                                                                                                  Schilddrüse. Die selteneren zentralen
                                                                                                                  Störungen der Schilddrüsenfunktion auf
                                                  Hypophyse                                                       Ebene der Hypophyse oder des Hypotha-
                                                                                                                  lamus können mit dem TSH-Wert alleine
                                                                                                                  nicht evaluiert werden. [1]
                                                                TSH

                                                                                                                  C alc it o n in u n d Parat h o r mon

                                                  Schilddrüse                                                     Zwischen den Follikeln der Schilddrüse
         Stimulation
                                                                                                                  befinden sich die C-Zellen sowie zahlrei-
                                                                                                                  che Blutgefässe. Die C-Zellen, die wegen
                                                                T3, T4
                                                                                                                  ihrer Lage auch als parafollikuläre Zellen
         Hemmung
                                                                                                                  bezeichnet werden, produzieren das Hor-
                                                                                                                  mon Calcitonin. Calcitonin wird gerne als
                                                 Körperzellen                                                     Gegenspieler des Parathormons bezeich-
                                                                                                                  net, welches in den Nebenschilddrüsen
                                                                                                                  auf der Rückseite der Schilddrüse gebildet
                                                                                                                  wird und den Kalzium- und Phosphat-
                                                                                                                  haushalt und den Knochenstoffwechsel
Abb. 5: Einfluss des Parathormons                                                          Quelle: iStock/ttsz   reguliert (Abb. 5). [1] Die physiologische
                                                                                                                  Bedeutung des Calcitonins im menschli-
                                                                                                                  chen Organismus ist jedoch noch gröss-
                       Bei tiefem Kalziumspiegel wird Parathormon ins Blut ausgeschüttet.
                        Es bewirkt eine Erhöhung der Kalzium- und ein Verminderung der
                                                                                                                  tenteils unklar. [5]
                                         Phosphatkonzentration im Blut.

        Schilddrüse (Rückseite)                                              Nebenschilddrüsen

            Knochen                                                                     Darm

                                                   Nieren

        Knochenabbau und                                                        Gesteigerte Absorption
   Aktivierung der Osteoklasten                                                    von Kalzium und
                                                                                       Phosphat

                                  Verminderte Kalziumausscheidung, erhöhte
                                    Phosphatausscheidung, Stimulation der
                                            Vitamin-D-Produktion
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8   2. Einteilung der Schilddrüsenerkrankungen

    Schilddrüsenerkrankungen lassen sich          Tabelle 1: Einteilung von Schilddrüsenerkrankungen [6]
    nach zwei Kriterien einteilen: Gewebe-
    veränderungen und Funktionsstörungen          Einteilung nach Gewebeveränderungen       Einteilung nach Funktionsstörungen
    (siehe Tabelle 1), wobei diese beiden in
    der Regel miteinander verknüpft sind.         →→ Struma                                 →→ Hypothyreose
    Bei den Funktionsstörungen ist entwe-         →→ Entzündungen                           →→ Hyperthyreose
    der von einer Überfunktion (Hyperthy-
                                                  →→ Tumor
    reose) oder Unterfunktion (Hypothyreo-
    se) die Rede. [6]
         In Kapitel 3 bis 5 werden zunächst
    verschiedene Krankheiten beleuchtet, die
    aufgrund ihrer Gewebeveränderungen in
    Strumen, Entzündungen und Tumoren             ren Behandlung eingegangen. Kapitel 10
    eingeteilt werden.                            behandelt die Autoimmunerkrankung
         Anschliessend wird in Kapitel 6 bis 9    Morbus Basedow sowie die endokrine
    auf die entsprechenden Konsequenzen           Orbitopathie und deren Behandlungs-
    wie Hypo- und Hyperthyreose sowie de-         möglichkeiten.

        3. Struma

        Der Begriff Struma beschreibt eine Ver-     Zufuhr von Iod (siehe Kapitel 3.1 «Iod- grösserung der Schilddrüse, die Struma
        grösserung der Schilddrüse. Umgangs-        mangelstruma»).                            oder der sogenannte Kropf. [8] Aufgrund
        sprachlich wird eine solche Vergrösse-           Je nach Ursache der Struma kann des Hormonmangels wird vermehrt TSH
        rung auch «Kropf» genannt. Die Volu-        die Funktion der vergrösserten Schild- ausgeschüttet, das zu einer Hypertrophie
        menzunahme kann durch diffuses oder         drüse entweder normal sein, also euthy- der Thyreozyten führt, welche den Man-
        knotiges Wachstum zustande kommen.          reot, oder im hypo- oder hyperthyreoten gel an Schilddrüsenhormonen für eine
        Verschiedene Schilddrüsenerkrankun-         Bereich liegen.                            gewisse Zeit kompensieren kann. Auf
        gen bringen eine Vergrösserung der               Zu Beginn lässt sich                              Dauer reicht das jedoch
        Schilddrüse mit sich. Die weltweit häu-     eine Struma meist relativ  «  Vor der Iodierung des nicht aus, und es entsteht
        figste Ursache ist eine unzureichende       einfach medikamentös Kochsalzes war die                eine Hypothyreose. [6]
                                                    behandeln. Wenn eine Schweiz von einem Iod-                Ein Mangel an Schild-
                                                    Struma bereits längere mangel betroffen, der           drüsenhormonen kann zu
                                                    Zeit besteht, sehr gross sich als Kropf und Kreti- schweren neurologischen
                                                    und knotig ist, reicht eine nismus manifestierte.»     Schäden und Wachstums-
                                                    medikamentöse Behand-                                  verzögerungen führen. Am
                                                    lung in der Regel aber nicht aus, und es gravierendsten sind die Auswirkungen
      Offizinrelevanter Tipp                        wird eine Radioiodtherapie (Kapitel für Neugeborene von Frauen mit einem
                                                    9.4.1) oder eine Operation (Kapitel Iodmangel in der Schwangerschaft.
      Vergrösserung der Schilddrüse                 9.4.2) erforderlich.                       Doch auch ein leichter bis mittelschwe-
      Eine leichte Vergrösserung der                     Eine beginnende Vergrösserung der rer Iodmangel im Kindes- und Jugend-
      Schilddrüse ist von aussen meist nicht        Schilddrüse ist von aussen meist nicht alter kann das Risiko für neurologische
      erkennbar. Wenn Kunden eine der               erkennbar. Das subjektive Empfinden Entwicklungsstörungen erhöhen. [8]
      folgenden Situationen bejahen, sollten        des Patienten kann aber wichtige Hin-          Tabelle 2 enthält eine Übersicht
      sie ihre Schilddrüse überprüfen               weise darauf geben (siehe offizinrele- über die verschiedenen gesundheitli-
      lassen [7]:                                   vanter Tipp).                              chen Folgen des Iodmangels in unter-
      →→ Hemdkragen fühlen sich neuer-                                                         schiedlichen Altersgruppen. [9]
          dings eng an                                                                             Die besten natürlichen Iodquellen
      →→ Rollkragen werden neuerdings               3.1 Iodmangelstruma                        sind Salzwasserfische, Meeresfrüchte
          vermieden                                                                            und Algen. Die Schweizer Böden und
      →→ Anliegende Ketten werden als un-           Iodmangel führt zu einem Mangel an das Grundwasser weisen einen tiefen
          angenehm empfunden                        Schilddrüsenhormonen. Das klassische Iodgehalt auf, weshalb auch der Iodge-
                                                    Symptom eines Iodmangels ist eine Ver- halt der meisten Lebensmittel gering ist.
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