Klinisches Management bei vorzeitiger Wehentätigkeit

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Klinisches Management bei vorzeitiger Wehentätigkeit
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 Klinisches Management
 bei vorzeitiger Wehentätigkeit
     I. Schmitz1, N. Uhlig1, U. Köhler1          zentrum Level I, circa 1.600 Geburten        Durchführung der Lungenreifeinduk-
                                                 pro Jahr) bei drohender Frühgeburt           tion zur ermöglichen [1].
 Zusammenfassung                                 durch vorzeitige Wehentätigkeit und
 Frühgeburtlichkeit ist noch immer einer         nicht aufzuhaltenden Geburtsbestre-          Diagnostik
 der Hauptgründe für perinatale Morbi-           bungen und orientiert sich an der im         Patientinnen mit vorzeitiger Wehentä-
 dität und Mortalität. Trotz vieler medi-        Februar 2019 aktualisierten AWMF-            tigkeit stellen sich mit unterschiedlich
 zinischer Fortschritte ist die Frühge-          Leitlinie [1]. Zur besseren Übersicht wird   ausgeprägter Symptomatik vor. Das
 burtenrate in Deutschland über Jahre            der Sachverhalt beschränkt auf Ein-          Spektrum reicht von klassischen, regel-
 stabil bei etwa acht Prozent geblie­      -     lingsschwangerschaften in Schädellage        mäßig undulierenden Wehenschmer-
 ben [1]. Eine Tokolyse (medikamentöse           ohne vorzeitigen Blasensprung ab Er­­rei­    zen oder ein „Druckgefühl nach unten“
 Wehenhemmung) dient dem Zeitge-                 chen der Lebensfähigkeit (24+0 SSW).         bis hin zur asymptomatischen Patien-
 winn zur Durchführung der Lungenrei-                                                         tin mit dem Zufallsbefund einer Zervix-
 feinduktion sowie zum in-utero-Trans-           Definition der Frühgeburt                    längenverkürzung. Neben einer geziel-
 fer in ein Perinatalzentrum und sollte          Die Reife von Kindern wird anhand            ten Anamnese und klinischen Untersu-
 nach 48 Stunden beendet werden. Mit-            der Schwangerschaftswochen definiert         chung werden bei Vorstellung fetale
 tel der Wahl sind Nifedipin, Atosiban           und begrenzt die Frühgeburtlichkeit auf      Herzfrequenz und Wehentätigkeit im
 und Indometacin. Neben dem Hinaus-              die Zeitspanne von der 24+0 bis zur          CTG abgeleitet. Ergeben sich Hinweise
 zögern der Frühgeburt ist die optimale          36+6 SSW. Für dieses Schwanger-              auf eine vorzeitige Wehentätigkeit,
 Betreuung bei nicht aufzuhaltender              schaftsalter ist das Management bei          schließt sich die weiterführende Unter-
 vorzeitiger Wehentätigkeit ein ent-             Geburtsbestrebungen klar festgelegt.         suchung durch sterile vaginale Speku-
 scheidender Punkt in der stationären            Kinder mit einem Alter von 22+0 bis          lumeinstellung (Beurteilung des Mut-
 Behandlung von Schwangeren. Insbe-              23+6 SSW befinden sich an der Grenze         termund-Befundes) und bei unter 34+0
 sondere das exakte Timing der Lungen-           der Lebensfähigkeit und bei drohender        SSW die sonografische transvaginale
 reifeinduktion unter 34+0 Schwanger-            Frühgeburt sollte in einem interdiszip-      Zervixlängenmessung an. Ab einem
 schaftswochen (SSW) ist essenziell zur          linären Gespräch mit den Kindseltern         Schwangerschaftsalter von 34+0 SSW
 Senkung der perinatalen Morbidität              über das weitere Vorgehen entschie-          werden Frühgeburtsbestrebungen nicht
 und Mortalität. Während bei materna-            den werden. Bei Entschluss zur maxi-         mehr hinausgezögert.
 len Indikationen wie Hypertension die           malen neonatologischen Intensivthera-        Eine medikamentöse Wehenhemmung
 Entscheidung zur Lungenreifeinduktion           pie ist eine Lungenreifeinduktion unter      ist in der Lage, bei vorzeitigen mutter-
 in 62 Prozent der Fälle zeitgerecht             Tokolyse durchzuführen [1].                  mundwirksamen Wehen die Geburt in
 gestellt wird, erfolgt das richtige Timing                                                   75 bis 93 Prozent der Fälle um 48 Stun-
 bei vorzeitiger Wehentätigkeit nur in 36        Ätiologie                                    den und in 62 bis 78 Prozent sogar
 Prozent der Fälle. Wird die Lungenrei-          Die Ätiologie der spontanen, nicht           um sieben Tage zu verzögern, um das
 feinduktion zu frühzeitig begonnen und          medizinisch induzierten Frühgeburts-         Durchführen der Lungenreifeinduktion
 die Frühgeburt bleibt zunächst aus,             bestrebungen ist multifaktoriell und         sowie den in-utero-Transfer des Kindes
 erlischt der Vorteil der Reduktion des          nicht vollständig geklärt. Risikokonstel-    in ein Perinatalzentrum Level I oder II
 Respiratory Distress Syndrom (RDS)              lationen, wie eine vaginale, aszendie-       zu ermöglichen. Daher ist das Ziel der
 und bei extrem Frühgeborenen unter              rende Infektion oder deziduale Blu­     -    diagnostischen Maßnahmen, die Pati-
 28 SSW kann es sogar zu vermehrten              t­
                                                  ungen, münden in einem „common              entinnen mit einem hohen Frühge-
 Hirnblutungen kommen [2].                       pathway“ von Signalkaskaden, die eine        burtsrisiko unter 34+0 SSW zu identifi-
 Dieser Artikel thematisiert das Ma­­na­         vorzeitige Wehentätigkeit auslösen.          zieren, um bei ihnen die Lungenreife­
 gement an unserer Klinik (Perinatal-            Der Einsatz der Tokolyse behebt damit        induktion durchzuführen. Frauen mit
                                                 nicht die Ursache der drohenden Früh-        einer sonografischen Zervixlänge ≥ 30
 1
       St. Georg Klinikum Leipzig gGmbH,         geburt, sondern lindert im besten Falle      mm beziehungsweise einer Verkürzung
       Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe   die kontraktilen Symptome, um so die         auf bis zu 15 mm mit negativem Bio-

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Klinisches Management bei vorzeitiger Wehentätigkeit
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marker-Test (siehe unten) weisen ein
niedriges Frühgeburtsrisiko innerhalb
der nächsten sieben Tage von unter
zwei Prozent auf und bedürfen lediglich
einer stationären oder ambulanten Ob­­
servation [1].

Transvaginale
Zervixlängenmessung
Eine verkürzte, transvaginal sonogra-
fisch gemessene Zervixlänge bei einer
symptomatischen Schwangeren unter
34 SSW ist prädiktiv für eine Frühge-
burt. Bei normal langer Zervix ist auf-
grund des hohen negativen prädiktiven
Wertes eine zeitnahe Frühgeburt un­­
wahrscheinlich. Im Durchschnitt be­­­
trägt die Zervixlänge bei Einlings-
schwangerschaften zwischen der 22.
bis 32. SSW 40 mm, über der 32. SSW
circa 35 mm. Eine Länge von unter
25 mm gilt in weniger als 34+0 SSW als
verkürzt, wobei weiter unterschieden
wird zwischen
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                                                                                                    führung der ersten Lungenreifeinduktion
                                                                                                   vor mehr als sieben Tagen und einem
                                                                                                   Schwangerschaftsalter unter 29+0 SSW.
                                                                                                   Andernfalls überwiegen ne­­ga­tive Effek­
                                                                                                   ­te, wie ein zu geringes Ge­­burtsgewicht
                                                                                                   bis hin zu neuro-sensomotorischen Ent­
                                                                                                   w
                                                                                                   ­ icklungsstörungen, sollten die Kinder
                                                                                                   nach zweifacher Lungenreifeinduktion
                                                                                                   reif geboren werden [3].

                                                                                                   Progesteron
                                                                                                   Aufgrund von uneinheitlichen Studien-
                                                                                                   ergebnissen wird derzeit eine Proges-
                                                                                                   teron-Gabe zur „Ruhigstellung“ des
                                                                                                   Uterus im Anschluss an die durchge-
                                                                                                   führte Tokolyse nicht mehr empfohlen [1].

     Abb. 2: Diagnostikpfad und Vorgehen bei vorzeitiger Wehentätigkeit (24+0 bis 33+6 SSW) [1].   Tokolytika
                                                                                        Bei Entschluss zur Tokolyse stehen fol-
     der Thromboseprophylaxe vermieden      interventrikuläre Hämorrhagien und gende Substanzen zur Auswahl:
     werden. Es wird jedoch auch darauf     nekrotisierende Enterkolitiden werden • Oxytocin-Rezeptorantagonist
     hingewiesen, dass in Einzelfällen, wie um etwa 50 Prozent gesenkt. Nach             (Atosiban),
     bei einem Fruchtblasenprolaps, eine    sechs Tagen hat die Surfactant-Pro- • Kalzium-Antagonist (Nifedipin),
     weitgehende Immobilisierung durchaus   duktion wieder den Ausgangszustand • Cyclooxygenase-Inhibitor
     sinnvoll erscheint [1].                erreicht und es ergibt sich kein weiterer    (Indometacin),
                                            Vorteil der Steroid-Gabe. Wie anfangs • Betasympathomimetika (Fenoterol),
  Lungenreifeinduktion                      erwähnt, werden die Entscheidungen • NO-Donoren (Nitroglycerin),
  Bei Indikation zur Lungenreifeinduktion zur Lungenreifeinduktion nur in etwa • Magnesiumsulfat.
  werden zweimal 12 mg Betamethason 36 Prozent der Fälle zum optimalen
  (Celestan®) intramuskulär im Abstand Zeitpunkt getroffen. Meist ist die Indi- Kontraindikationen zur Tokolyse sind in
  von 24 Stunden appliziert, alternativ ist kationsstellung verfrüht oder zu groß- Tab. 1 zusammengefasst und beschrei-
  die Gabe von Dexamethason viermal zügig und die Geburt bleibt vorerst aus. ben Situationen, in denen ein Aufhalten
  6 mg i. m. alle zwölf Stunden möglich. Eine Wiederholung der Steroid-Gabe ist der Geburtsbestrebungen entweder
  Entgegen früherer Bestrebungen einer als sogenannte „Rescue-Gabe“ unter nicht sinnvoll oder gar gefährlich für
 „Schnellreifung“ sollte das Zeitintervall strenger Abwägung möglich bei Durch- Mutter und/oder Kind sein könnte [1].
  von 24 Stunden nicht auf zwölf Stun-
  den verkürzt werden, da dies zu einer Tab. 1: Kontraindikationen zur Tokolyse [1].
  deutlichen Risikoerhöhung beim Neu-
  geborenen für eine postpartale nekro-        Kontraindikationen zur Tokolyse
  tisierende Enterokolitis führt [1]. Die      • Intrauterine Infektion
  fetale Morbidität und Mortalität wer-        • wegen Fehlbildung nicht überlebensfähiger Fet
  den in der Zeitspanne von 24 Stunden         • Intrauteriner Fruchttod
  bis sieben Tage nach der ersten Steroid­     • Mütterliche Indikationen zur Schwangerschaftsbeendigung
  applikation nachweislich gesenkt. Es            (z. B. schwere Präeklampsie, hämodynamisch wirksame Blutung)
  kommt zu einer beschleunigten Ent-           • Kindliche Indikation zur Schwangerschaftsbeendigung
  wicklung von Typ-1 und Typ-2 Pneumo-            (V. a. Hypoxie im CTG, vorzeitige Plazentalösung)
  zyten, was unter anderem die Surfac-         • < 22+0 SSW, > 33+6 SSW
  tant-Produktion steigert und so das          • MM-Eröffnung >/= 4cm
  Auftreten eines RDS deutlich vermin-         • Substanzspezifische Kontraindikationen der Tokolytika
  dert. Aber auch die fetale Mortalität,

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In Deutschland zugelassen sind ledig-      trikuläre Blutungen) reduziert [4]. Rele-   SSW für 48 Stunden beschränkt [1]. Da
lich Fenoterol und Atosiban. Bei den       vante fetale Nebenwirkungen sind bei        beim Feten, auch unter Beachtung der
übrigen Präparaten besteht ein Off-        Einsatz von Kalziumkanalblockern nicht       Indikations-Einschränkungen, das Ri­­si­
label-Einsatz, über den die Patientin      bekannt [5]. Dosisabhängig können           ­ko für intraventrikuläre Blutungen, nek-
sorgfältig zu informieren ist [1]. Mag-    maternale Nebenwirkungen, wie Kopf-          rotisierende Enterokolitis und periven-
nesiumsulfat wird bei kontroverser         schmerzen, Flush, Tachykardie und            trikuläre Leukomalazie erhöht ist, sollte
Datenlage nicht mehr als Tokolytikum       Hypotension, auftreten. Selten (0,9 Pro­     der Kinderarzt über den Einsatz infor-
empfohlen, ist jedoch zur fetalen Neu-    ­zent) kommt es zu schwerwiegenden            miert werden [5]. Unter Beachtung der
roprotektion bei kurz bevorstehender       Nebenwirkungen wie einer ausgepräg-         Kontraindikationen bei gastrointesti-
Entbindung unter der 32. SSW im            ten Hypotonie, die jedoch in weniger als     nalen Ulzera, Asthma bronchiale und
Gespräch [1]. Aufgrund von teils schwe-    0,5 Prozent der Fälle einen Therapieab-      koronaren Herzerkrankungen sind die
ren maternalen (Herzrhythmusstörun-        bruch bedingt. Zu den weiteren Vortei-       maternalen Nebenwirkungen eher
gen, Lungenödem) und fetalen Neben-        len des Nifedipins gehört die für Pati-      gering [4]. Indometacin kann als Toko-
wirkungen sollten auch Betasympa-          entin und Arzt angenehme Durchfüh-           lytikum oral oder rektal verabreicht
thomimetika als kontinuierliche Toko-      rung durch orale Applikation [5].            werden. Begleitend sollten sonografi-
lyse nicht mehr zum Einsatz kommen,                                                     sche Fruchtwassermengenkontrollen
werden jedoch in Form von Bolus-Toko-    Oxytocin-Rezeptorantagonist:                  vor und nach Therapieende erfolgen [1].
lysen mit reduzierter maternaler Kom-    Atosiban
plikationsrate weiterverwendet. Ne­­     Die intrazelluläre, Oxytocin-vermittelte       NO-Donoren: Nitroglycerin
benwirkungsärmer und nachweislich        Kalziumfreisetzung der Muskelzelle            Nitroglycerin wird transdermal appli-
effizient sind die Tokolysen mit Atosi-  wird durch Bindung des Antagonisten           ziert und bietet eine in der Handhabung
ban, Nifedipin und Indometacin. Eine     Atosiban an den Oxytocin-Rezeptor              einfache und kostengünstige Form der
klare First-Line-Therapieempfehlung      gehemmt [4]. Appliziert wird Atosiban         Tokolyse [5]. Das freigesetzte Stick-
wird in der aktuellen AWMF-Leitlinie     als kontinuierliche intravenöse Gabe [5].     stoffmonoxid bewirkt durch eine ver-
nicht gegeben [1]. Eine Kombination von  Aufgrund seiner vergleichbaren Effizi-        mehrte cGMP-Synthese den Kalzium­
Tokolytika ermöglicht keine effektivere  enz zu Betasympathomimetika und                efflux aus der glatten Muskelzelle, der
Schwangerschaftsverlängerung, erhöht     Nifedipin bei gleichzeitig geringer Ne­­       die Relaxation herbeiführt [4]. Im Ver-
jedoch die Rate an maternalen Neben-     benwirkungsrate von unter einem Pro-           gleich zu Betasympathomimetika konn­
wirkungen und sollte daher unterlas-     zent erscheint das für die Tokolyse           ­te in einer Meta-Analyse (13 Studien)
sen werden. Ebenso ist eine Erhal-       zugelassene Atosiban optimal. Signifi-         eine signifikante Verminderung der
tungstokolyse über 48 Stunden hinaus     kant höhere Arzneimittelkosten schrän­        Frühgeburtenrate bewiesen werden.
in der Regel zu vermeiden, da nach-      ken jedoch den Einsatz stark ein. Ato-        Klassische maternale Nebenwirkungen
weislich keine Senkung der Frühgebur-    siban sollte bei Kontraindikationen für       sind Hypotension [5] sowie der Nitrat-
tenrate oder der neonatalen Morbidität   Nifedipin und Indometacin beziehungs-         kopfschmerz, der bei bis zu zwei Drittel
und Mortalität zu erwarten ist [1].      weise belasteter kardiovaskulärer und          der Schwangeren auftreten kann [1].
                                         metabolischer Anamnese der Schwan-            Fetale Nebenwirkungen werden nicht
Kalziumantagonist: Nifedipin             geren als Mittel der Wahl in Erwägung         beschrieben [4]. International werden
Nifedipin vermindert die uterine Kon- gezogen werden [1].                               die Studienergebnisse jedoch als inad-
traktilität durch Hemmung des Kal-                                                      äquat bewertet und daher NO-Donoren
ziumeinstroms in die Muskelzelle und Prostaglandinsynthesehemmer:                      nicht als Tokolytikum empfohlen [5].
dessen intrazelluläre Freisetzung [4]. Indometacin
International gilt es in mehreren Guide- Unspezifische Cyclooxygenase-Inhibi-          Geburtsmodus
lines als First-Line-Tokolytikum auf- toren, wie das Indometacin, weisen               Bei nicht aufzuhaltender Frühgeburt ist
grund seiner nachweislich hohen Effek- eine hohe tokolytische Effizienz auf,           unabhängig vom Lungenreifestatus die
tivität bezüglich der Schwangerschafts­ sind aber in der Anwendung aufgrund            Entbindung anzustreben. Bezüglich des
verlängerung bei im Vergleich zu Beta- von relevanten fetalen Nebenwirkun-             Geburtsmodus (Spontan versus Sectio
sympathomimetika geringerer mater- gen, wie dem vorzeitigen Verschluss                 caesarea) ist die Datenlage unzurei-
naler Nebenwirkungsrate [5]. Zudem des Ductus arteriousus Botalli oder                 chend und wird kontrovers diskutiert.
wird die neonatale Morbidität (RDS, Ausbildung eines Oligo- bis Anhydram-              Randomisierte prospektive Studien
nekrotisierende Enterokolitis, intraven- nions, auf den Einsatz unter der 32.          wurden vorzeitig beendet und Ergeb-

Ärzteblatt Sachsen 8|2020                                                                                                           35
ORIGINALIE

 nisse aus Kohortenstudien sind sehr       werden. In Kohortenstudien waren            28 SSW verzichtet werden, da eine 2019
 heterogen. Teilweise wird eine Reduk-     vaginale Entbindungsversuche in der         veröffentlichte, prospektiv randomi-
 tion der neonatalen Mortalität durch      24+0 bis 27+6 SSW zu 84,8 Prozent           sierte Multicenter-Studie eine signifi-
 Schnittentbindung beschrieben, andere     beziehungsweise in der 28+0 bis 31+6        kante Erhöhung von schweren Hirnblu-
 Studien sehen keinen Vorteil gegenüber    SSW zu 84,3 Prozent erfolgreich [1].        tungen, möglicherweise durch abrupte
 der vaginalen Entbindung. In Diskussion   Wird der Spontanpartus angestrebt,          Druckerhöhung in der A. carotis, nach-
 stehen unter anderem eine Re­­duktion     sollte bei unbekanntem oder positivem       weisen konnte [1].
 der Hirnblutungsrate bei einem Ge­­       B-Streptokokkenstatus im Scheiden­          Die Betreuung und Beratung der Schwan­
 burtsgewicht unter 1.500 g bei Entbin-    milieu der Schwangeren subpartual           geren bei drohender sowie nicht auf­
 dung via Sectio caesarea. Demgegen-       eine intravenöse Antibiotikagabe zur        zuhaltender Frühgeburt sollte in enger
 über sind die kurz- und langfristigen     Vermeidung von schweren neonatalen          Zusammenarbeit mit den Neonatolo-
 Folgen für die Mutter sowie die Auswir-   Infektionen erfolgen. Mittel der Wahl       gen erfolgen. Bei Entbindung unter
 kungen auf Folgeschwangerschaften         sind Penicillin G, gefolgt von Ampicillin   35+0 SSW sind sie zur Geburt anwe-
 zu bedenken. Das Risiko für Plazenta­     beziehungsweise Cephalosporinen bei         send und übernehmen die Erstversor-
 störungen, Uterusruptur, Tot- und Früh-   Penicillinallergie [1]. Vakuumentbindun-    gung des Neugeborenen [1]. 
 geburt nimmt mit der Anzahl der Kai-      gen sollten aufgrund des erhöhten
 serschnitte zu. Daher existiert keine     Hirnblutungsrisikos nicht unter der                              Literatur bei den Autoren
 allgemein akzeptierte Empfehlung und      34+0 SSW durchgeführt werden [1].
 das Prozedere muss individuell unter      Spätes Abnabeln (nach über 30 Sekun-                            Interessenkonflikte: keine

 Berücksichtigung der Gesamtkonstella-     den) scheint die Hirnblutungsrate durch                         Korrespondierende Autorin:
 tion (zum Beispiel Schätzgewicht, Ge­­    Vermeidung einer arteriellen Hypoten-                                       Isabell Schmitz
 burtsfortschritt, Wunsch der Mutter)      sion zu senken [1]. Auf ein alternatives,                St. Georg Klinikum Leipzig gGmbH
                                                                                              Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
 entschieden werden. Prinzipiell kann      mehrmaliges Ausstreichen der Nabel-                  Delitzscher Straße 141, 04129 Leipzig
 eine Sectio unter der 30. SSW erwogen     schnur sollte jedoch bei Kindern unter             E-Mail: isabell.schmitz@sanktgeorg.de

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