KLIWA: Anpassungsmaßnahmen der ÖBB - Infrastruktur an den Klimawandel - Präsentation am 12. Juli 2012

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KLIWA: Anpassungsmaßnahmen der ÖBB - Infrastruktur
an den Klimawandel
Präsentation am 12. Juli 2012
Christian Rachoy
WETTERBEDINGTE EREIGNISSE SIND FÜR DIE ÖBB
NICHTS NEUES …

Unterspülung der Bahngleise durch Hochwasser, Arlberg 2005
(©Schäden
   Christianam
             Rachoy, ÖBB).Wien aufgrund des Sturms „Emma“, 2008
               Südbahnhof                                            2
 (© Christian Rachoy, ÖBB).

Winterdienst der ÖBB – Westösterreich im Jänner 2012 (Quelle: ÖBB)
Situation in der Vergangenheit 1/2
    Auswertung der internen                                  Alle Ereignisse 1990 bis Mai 2011
     Schadensdatenbank der
     ÖBB                                                                                           Schneeverwehungen
                                                       Sturmtief (305)                                 (139) 11%
                                                            25%
                                                                                                                 Hitzeperiode (3)
                                                                                                                       0%

                                                                                                                     großräumiger
                                                                                                                 Niederschlag (272) 22%

                                     Sturmböe(n), lokal (267)
                                             21%

                                       Lawinenabgänge (4) 0%
                                                                                                        kleinräumiger
                                                                                                   Starkniederschlag (186)
                                                                    starker Schneefall bei
                                                                                                             15%
                                                                    warmen Temperaturen                                                Witterungklasse (absolut)
                                                                           (81) 6%                                                              relativ

Verteilung aller 1.257 aufgezeichneten Schadensereignisse auf meteorologische Kategorien (Quelle: Schadensdatenbank der ÖBB; Grafik: Formayer).
Situation in der Vergangenheit 2/2

                Der Klimawandel wird die Intensität, Häufigkeit und
                                                                      4
                regionale Verteilung mancher Ereignisse verändern
                         zum Positiven oder Negativen!
Klimawandel – drei Perspektiven:

    1. GLOBAL

                2. NATIONAL

                              3. REGIONAL
                                            5
DER KLIMAWANDEL IST LÄNGST IM GANGE…

                                   ~ 0.9
                                   °C

                                           6

 Quelle: NASA 2011
… UND DIE EMISSIONEN GEHEN WEITER

Quelle:
The Copenhagen Diagnoses 2009
Globale Temperaturszenarien

Quelle: IPCC, 2007
Globale Niederschlagsszenarien

Quelle:
IPCC, 2007
DER KLIMAWANDEL IST AUCH BEI UNS
                         LÄNGST IM GANGE…

                                                                            > 2 °C

Jahreszeitlichen mittleren Temperaturkurven 1760–2007 des Großraums Alpen
Quelle: ZAMG 2011
ZUKÜNFTIGER
KLIMATREND FÜR
TEILREGIONEN
ÖSTERREICHS

                                   11

       Quelle: LOIBL et al. 2011
Schlussfolgerungen: Klimawandel
 Für Österreich kann ein weiterer Temperaturanstieg von 1 bis 2 Grad in
   den nächsten Jahrzehnten nicht mehr verhindert werden.
 Zu Temperatur-induzierten Phänomenen gehören Hitze, Nassschnee,
   Gletscher- und Permafrostrückgang, Auswirkungen auf die Pflanzenwelt,
   aber auch kleinräumige Starkniederschläge und Starkwinde durch Gewitter.
   Klimawandelbedingte Aussagen in Verbindung mit Temperatur sind
   weitgehend robust.
 Zu großräumigen Starkniederschlägen kann man für Österreich noch keine
   belastenden Aussagen ableiten.
                                                                           12
UND WARUM IST ALL DAS AUCH FÜR DIE
ÖBB-INFRASTRUKTUR WESENTLICH?

1. Erste konkrete Auswirkungen   2. Planungszeiträume bei der
   bereits bemerkbar!               ÖBB-Infrastruktur sehr weit in
                                    die Zukunft gerichtet!
z.B. Deutsche Bahn Sommer 2010

                                                                     13
Wichtige Fragestellungen im Projekt KLIWA: Anpassungsmaßnahmen
der ÖBB–Infrastruktur an den Klimawandel

Wie wirkt sich der
Klimawandel auf die
Bahninfrastruktur aus?
                         Wie verwundbar ist die ÖBB-
                         Infrastruktur?
                                                       Welche
                                                       Anpassungsmaßnahmen sind
                                                       notwendig und möglich?
Methodische Vorgehensweise

                   Workshopergebnisse
WIE WIRKT SICH DER KLIMAWANDEL KONKRET
AUS UND WIE VERWUNDBAR IST DIE ÖBB-
INFRASTRUKTUR?

                                         16
FÜR BAHNINFRASTRUKTUR WESENTLICHE
KLIMASIGNALE
meteorol. Phänomen (Indikator)         Beschreibung                                                          Klimasignal

großräumiger Niederschlag (Ng)         großflächiger Niederschlag, größere Flusssysteme reagieren
                                                                                                               ~
                                       intensive und kurze Ereignisse, lokale Hochwasser, kleine
kleinräumiger Starkniederschlag (Nk)   Einzugsgebiete reagieren
                                                                                                               
starker Schneefall bei warmen          starke Schneefälle, die gut haften und auf Bäumen oder Leitungen
Temperaturen (Ns)                      kumulieren und hohe Schneelasten bilden
                                                                                                                
Lawinenabgänge (L)                     Neuschneemengen im hochalpinen Bereich, oft in Kombination mit
                                       wechselnden Temperaturen und starkem Wind
                                                                                                                ~
Sturmböe(n), lokal (Wl)                kleinräumige Sturmereignisse, meist in Kombination mit Gewitter
                                                                                                                 
                                       großräumige Starkwinde, in Kombination mit großräumigen
Sturmtief (Wa)                         Tiefdrucksystemen                                                        ~()
                                       starker Schneefall oder Verfrachtung nach Schneefall durch Wind bei
Schneeverwehungen (Sv)                 kalten Temperaturen
                                                                                                                     17

Hitzeperiode (Th)                      mehrtätige Hitzewelle mit Extremwerten
                                                                                                                  
Künftige Entwicklung
Niederschlag                                  Vermehrt kleinräumige
                                              Starkniederschlagsereignisse
                                                  vor allem in der Steiermark
                                                  (Rudolfsbahn, Pyhrnbahn,
                                                  Erzbergbahn, Thermenbahn) und
                                                  Niederösterreich (v. a. Mostviertel)
                                                 Zunehmende Niederschläge im Winter
                                                  und Frühjahr
                                              Reduktion der Häufigkeit von Vb und Vb-
                                              ähnlichen Lagen, wobei die Verbleibenden
                                              ein höheres Schadenspotenzial aufweisen
                                              können
                                              Zunahme der Nassschneefälle südlich
                                              und nördlich des Alpenhauptkammes
                                                  v.a. Streckennetz in Kärnten und
 WICHTIG:                                         Osttirol                         18
 Niederschlagsszenarien sind mit großen
   Unsicherheiten behaftet und verlangen so
   eine vorsichtige Interpretation!
Hitze und Lawinen   Künftige Entwicklung:
                    Zunahme der Durchschnittstemperatur
                    und der Hitzetage
                        größte Auswirkungen im östlichen
                        Flachland (Niederösterreich,
                        Burgenland) und in den ostalpinen
                        Becken (Grazer und Klagenfurter
                        Becken)

                    konkrete Aussage über die Häufigkeit von
                    Lawinenabgängen ist zu diesem Zeitpunkt,
                    vor allem wegen ihrer Komplexität, nur
                    schwer möglich

                                                            19
Schlussfolgerungen:
Auswirkungen auf die ÖBB Infrastruktur
 Die Schadensereignisse zeigen eine klare zeitlich/räumliche Struktur, die gut mit
   den zugrundeliegenden Wetterphänomenen zusammen hängt.
 Bei kleinräumigen Starkwinden und –niederschlägen muss man mit einer Zunahme
   rechnen. Derzeit sind rund 36 % aller Zugunterbrechungen auf derartige Ereignisse
   zurückzuführen.
 Probleme durch Schneeverwehungen sollten abnehmen; Hitzeeffekte dafür deutlich
   zunehmen.
 Angaben zu exponierten Bereichen bzw. Streckenabschnitten sind mit großer
   Vorsicht zu betrachten, da die Datengrundlage über einen Zeitraum von 20 Jahren
   für die Aussage zu Extremereignissen kurz ist. Zudem sind bei den Aufzeichnungen
   teilweise Inhomogenitäten gegeben.                                            20
WELCHE MÖGLICHKEITEN ZUR ANPASSUNG AN EIN
VERÄNDERTES KLIMA STEHEN DER ÖBB-
INFRASTRUKTUR ZUR VERFÜGUNG?

                                        21
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen
                                       Berücksichtigung von klimawandelbedingten
2. Naturgefahrenmanagement              Änderungen bei der Neuplanung von Strecken
                                       Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung u.
3. Monitoring und Frühwarnsysteme
                                        Wissenstransfer zum Thema Klimawandel u.
4. Vegetationsmanagement                Anpassung im Unternehmen

5. Standards und Baunormen
                                       Ausbau des Wissens- u. Erfahrungsaustauschs mit
                                        anderen Unternehmen, Fachinstitutionen u.
6. Winterdienst                         Netzwerken

7. Kühlung
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen

2. Naturgefahrenmanagement
                                      Relevanz
3. Monitoring und Frühwarnsysteme      Im Bereich Naturgefahrenmanagement ist ÖBB
4. Vegetationsmanagement                bereits sehr aktiv

5. Standards und Baunormen
                                       Klimawandel  mögliche Veränderung der
                                        Naturgefahrensituation
6. Winterdienst
                                       u.a. sind lokal vermehrte Hochwasserereignisse oder
7. Kühlung                              Massenbewegungen möglich
Konkrete Maßnahmeempfehlungen (Auszug)
Titel der Empfehlungen:
(1)   Systematische u. korrekte Dokumentation von Naturgefahrenereignissen und
      Erweiterung der Schadensdatenbank der ÖBB

(2)   Erweiterung/Verknüpfung der ÖBB-Naturgefahrenkarte mit Klimaprojektionen für
      die Zukunft

(3)   Sicherstellung eines dauerhaft funktionsfähigen Schutzwaldes

(4)   Weiterführung und Erweiterung der dynamischen Feuerrisikokarte der ÖBB

                                                                                     24
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen

2. Naturgefahrenmanagement

3. Monitoring und Frühwarnsysteme

4. Vegetationsmanagement              Relevanz

5. Standards und Baunormen             Im Zusammenhang mit Naturgefahren von großer
                                        Bedeutung
6. Winterdienst
                                       Durch effektive Monitoring- u. Frühwarnsysteme
7. Kühlung                              können Maßnahmen rechtzeitig gesetzt werden und
                                        mögliche Schäden abgewehrt bzw. vermindert werden
                                       Vorteil  einfach anzupassen
Konkrete Maßnahmen (Auszug)

Titel der Empfehlungen:

(1)   Weiterführung und Erweiterung von Monitoringsystemen für Massenbewegungen

(2)   Erweiterung, Fertigstellung und laufende Evaluierung von Frühwarnsystemen für
      Naturgefahren und andere klima- und wetterbedingte Risiken

                                                                                  26
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen

2. Naturgefahrenmanagement

3. Monitoring und Frühwarnsysteme     Relevanz

4. Vegetationsmanagement               ÖBB im Bereich Vegetationsmanagement immer
                                        schon aktiv (Vegetationskontrollen etc.)
5. Standards und Baunormen
                                       Klimawandel  Veränderung der Vegetation (Einfluss
6. Winterdienst                         auf Entwicklung, Verbreitung u. Zusammensetzung;
                                        neue Arten; Brandgefahr; Veränderung der
7. Kühlung                              Schutzfunktion der Wälder etc.)
Konkrete Maßnahmen (Auszug)
Titel der Empfehlungen:

(1)   Standortangepasste Waldbewirtschaftung und Pflanzung heimischer
      Baumarten

(2) Anstreben einer definierten Böschungszonierung auf bewaldeten Strecken

(3)   Verringerung der Brandanfälligkeit der Vegetation im Nahbereich von
      Bahnstrecken

(4)   Beobachtung und Eindämmung von invasiven Neophyten

                                                                             28
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen

2. Naturgefahrenmanagement

3. Monitoring und Frühwarnsysteme

4. Vegetationsmanagement              Relevanz
5. Standards und Baunormen             Im Sinne der Effizienz  Ausgangspunkt jeder
                                        Anpassung ist die Evaluierung bestehender
6. Winterdienst                         Instrumente (Standards, Richtlinien, Strategien etc.)
7. Kühlung                             Bestehende Standards u. Baunormen sollen die durch
                                        den Klimawandel veränderten Bedingungen
                                        berücksichtigen
Konkrete Maßnahmen (Auszug)

Titel der Empfehlungen:
(1)   Revision von Normen und internen Abläufen sowie Einfluss auf EU-
      Regelungen

(2)   Überprüfung und ggf. Anpassung der Bemessungsereignisse und –werte

(3)   Überprüfung und ggf. Anpassung der Kartengrundlagen für Windstärke,
      Schneelast und Hochwasser

                                                                            30
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen
                                      Relevanz
2. Naturgefahrenmanagement
                                       Aussagen über künftige Entwicklungen im
3. Monitoring und Frühwarnsysteme       Zusammenhang mit Schnee u. Eis sind mit großer
4. Vegetationsmanagement                Unsicherheit behaftet
                                       In bestimmten Regionen künftig vermehrter Schneefall
5. Standards und Baunormen
                                        (v.a. Nassschnee) möglich
6. Winterdienst
                                       Empfehlungen sind als Maßnahmen zu sehen, welche
7. Kühlung                              die Robustheit der ÖBB gegenüber Schnee- und
                                        Eisbedingten Störungen erhöhen
Konkrete Maßnahmen

Titel der Empfehlungen:
(1) Aufrechterhaltung und Weiterführung der „Taskforce Winterdienst“

(2)   Regelmäßige Anpassung des „Handbuchs Winterdienst“ sowie der
      „Verfahrensanweisung Winterdienst“ und Berücksichtigung von
      Klimawandelaspekten

(3)   Verstärkte Beobachtung gefährdeter Weichen

                                                                       32
Handlungsfelder

1. Allgemeine Handlungsempfehlungen

2. Naturgefahrenmanagement

3. Monitoring und Frühwarnsysteme

4. Vegetationsmanagement              Relevanz
                                       Klimawandel  mit Zunahme an Hitzetagen (> 30 °C)
5. Standards und Baunormen
                                        ist zu rechnen
6. Winterdienst
                                       Gefahr von Überhitzung von Fahrzeugen, Bahnhöfen
7. Kühlung                              etc.
                                       Erhöhte Ausfallsrisiken bei der elektronischen
                                        Ausstattung möglich
Konkrete Maßnahmen
Titel der Empfehlungen:
(1)   Erhöhung der Ausfalls- Funktions- und Betriebssicherheit durch redundante
      Kühlsysteme bei Signal- und Sicherheitsanlagen

(2)   Berücksichtigung künftiger Klimaveränderungen bei der Berechnung von
      Kühllasten

 Enge Schnittstelle zum Klimaschutz

                                                                                  34
Schlussfolgerungen:
Anpassung der ÖBB-Infrastruktur (1/2)
 Pro-aktive Herangehensweise und frühzeitiges Mitdenken von
   klimawandelbedingten Veränderungen sind wesentlich für den Erfolg in der
   Anpassung!
 Anpassung muss nicht teuer sein – viele bestehende Aktivitäten können so
   angepasst werden, dass sie mögliche Klimaentwicklungen adressieren können!
 Wenn neue Maßnahmen umgesetzt werden dann solche, die eine Bandbreite von
   möglichen negativen Folgen abmildern können (no-regret, low-regret-Maßnahmen).
 Anpassung = kontinuierlicher Prozess!

                                                                                35
Schlussfolgerungen:
Anpassung der ÖBB-Infrastruktur (2/2)
Zusatznutzen durch eine Klimawandelanpassungsstrategie inklusive
Maßnahmenprogramm:

Verbesserung der Unternehmensbewertung im Rahmen von Corporate
Responsibility- Bewertungen durch externe Rating-Agenturen
         erhöht die Attraktivität des Unternehmens für Investoren

Positive Auswirkung auf die Unternehmensrisikobewertung und damit auch auf
die Versicherungsprämien
                                                                              36
NÄCHSTE SCHRITTE
 vorliegende Ergebnisse liefern eine umfangreiche erste
   Bestandsaufnahme, Abschätzung künftiger Klimawandelfolgen und
   möglicher Anpassungsmaßnahmen
 gewonnene Resultate bilden eine wichtige Grundlage für die weitere,
   ÖBB-interne Beschäftigung mit dem Thema Klimawandel und Anpassung

Beispielsweise:
    Konzernweite Anpassungsstrategie an den Klimawandel
    Etablieren einer ÖBB-internen Arbeitsgruppe Klimawandel und Anpassung
    Kontinuierliche Weiterarbeit an der Verbesserung des Wissensstands
    Evaluierung des Anpassungserfolges
    Kommunikation der Anpassungsaktivitäten nach außen
                                                                             37
PROJEKTKERNTEAM
ÖBB –Infrastruktur AG
Wolfgang Zottl
Christian Rachoy
Klaudia Ratzinger
Thomas Schuh
Petra Baumgartner

Umweltbundesamt
Andrea Prutsch
Astrid Felderer
Jochen Bürgel

Universität für Bodenkultur (BOKU Met)
Herbert Formayer
Sebastian Koblinger
                                         38
HERZLICHEN DANK!

                   39
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