Kommende Kurier - Johanniter
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INHALT AUSGABE 1/2020 EDITORIAL Meine sehr verehrten Damen und Herren, 3 EDITORIAL Mo., 23.11.2020, 19.30 Uhr liebe Hamburger Johanniter, SK-Abend Blankenese 4 RITTERTAG 2020 Do., 10.12.2020, 19.30 Uhr nun also auch noch eine Pandemie. Zu den Sorgen über die SK-Elbe: Abendandacht in Erderwärmung als Folge des Klimawandels, die damit verbun- 5 GEISTLICHE BEITRÄGE der Christuskirche, Othmarschen denen Katastrophen geradezu biblischen Ausmaßes trat nun Mi., 30.12.2020, 18.00 Uhr noch die Sorge über ein sich weltweit rasant ausbreitendes Virus 8 GESAMTKOMMENDE Jahresabschlussgottesdienst, hinzu. Zur Vermeidung einer Überlastung der Gesundheitssys- 24/ 25 St. Johannis, Eppendorf teme haben die Regierungen tief einschneidende Maßnahmen 16 AUS DEN SUBKOMMENDEN verfügt, die auch in Hamburg über lange Zeit das öffentliche SK Alster Leben fast vollständig lahmgelegt haben. Trotz zwischenzeitli- SK Bille cher Lockerungen bestehen viele Beschränkungen wie Veran- SK Blankenese staltungs- und Versammlungsverbote fort. Lacrima – Trauerbegleitung für SK Elbe Hiervon war und ist auch die Hamburgische Kommende kungen war etwa die Weitergabe eines guten Wort für jeden Kinder und Jugendliche SK Nordheide und die ganze Johanniterfamilie betroffen. Einige Ritterbrüder Tag, statt Gesprächen untereinander Fürbitten im Gebet für SK Stadtpark und Mitglieder der Johanniterfamilie haben sich mit dem Virus unsere Nächsten und all diejenigen, die im Dienst am Nächsten … stell´ Dir vor: Ein Kind verliert ein SK Walddörfer angesteckt. Gott sei Dank sind sie alle trotz teils schwererem besonders gefordert waren. Dafür hat sich trotz räumlicher Dis- Elternteil, einen Bruder oder eine Schwester durch Krankheitsverlauf wieder genesen. Eine weitere gute Nachricht tanz der Gebetskreis der Kommende einmal wöchentlich zum Tod. Wie können Kinder oder 26 AUS DEN WERKEN ist, dass wir jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, in dem ich diese gemeinsamen Gebet zusammengefunden. Ausdruck der Ver- Jugendliche mit solch einem Verlust umgehen? EVE Zeilen schreibe, in den von Hamburger Johannitern betreuten bundenheit bleibt darüber hinaus die helfende Tat. Manches JUH Alten- und Pflegeheimen keine Ansteckungen mit dem Coro- mag Stückwerk geblieben sein: Vielleicht hat nicht jedes gute Die Johanniter des RV Hamburg (s. S. 28) na-Virus zu verzeichnen hatten. Wort in theologischer Hinsicht alle Erwartungen erfüllt. Auch begleiten und betreuen junge Trauernde und deren 32 EINER VON UNS / Auch im Bereich der Hamburgischen Kommende gab es hat sich leider nicht jede Projektidee verwirklichen lassen, die Angehörige. Die ehrenamtlichen Trauerbegleiter JOHANNITERSTIFTUNG keine persönlichen Begegnungen wie Subkommende-Abende, wir gern umgesetzt oder unterstützt hätten. Wichtig war, dass haben alle langjährige Erfahrung in der Kinder- Gottesdienste oder Veranstaltungen des Johanniter Kollegs. wir uns auf den Weg gemacht haben. Dankbar blicke ich des- und Jugendarbeit und wurden speziell geschult. Darüber hinaus wurde das JHG Benefizkonzert für dieses Jahr halb auf das, was gelungen ist. Ich denke an die überraschend TERMINE 2020 Das Angebot von Lacrima finanziert sich aus- genauso abgesagt wie die Kinder- und die Integra-Freizeit. Auch erfolgreiche Spendenaktion für die Hamburger ARCHE und an schließlich über Spenden. Wir würden uns über So., 16.08.2020 unser Rittertag Ende August wird nicht im üblichen großen die dank unserer Damen so wirkungsvolle Masken-Nähaktion. Ihre Unterstützung freuen. SK Blankenese Strandnachmittag festlichen Rahmen gefeiert werden können (s. Beitrag S. 4). Wichtig für den Gemeinschaftssinn waren aber auch neue For- Sa., 29.08.2020 Abgesehen von den einzuhaltenden rechtlichen Bestimmungen mate für Subkommende-Abende oder andere Begegnungen, Bitte spenden Sie hier: Rittertag der Hamburgischen Kommende bewegt uns dabei die Sorge um die Mitglieder der Johanniter- die über Telefon- oder Videokonferenzen stattfanden. Dies Spendenkonto So., 06.09.2020 familie, alle Freunde und Gäste. Und wir möchten Rücksicht hat überraschend gut funktioniert. Fantasie, Kreativität und Stichwort: Lacrima RV Hamburg SK Blankenese Gottesdienst nehmen auf die unter uns, die sogenannten Risikogruppen persönlicher Einsatz Einzelner haben einmal mehr den Unter- IBAN: DE03 3702 0500 0004 3249 20 Maria-Magdalena-Kirche, Hamburg-Osdorf angehören. schied gemacht. In diesem Sinne danke ich all denjenigen, die BIC: BFSWDE33XXX Do., 10.09.2020, 19.30 Uhr Im Leitartikel einer führenden deutschen Tageszeitung stand sich bei den genannten Aktionen in besonderer Weise verdient Bank für Sozialwirtschaft SK-Elbe: Abendandacht in der sinngemäß zu lesen, Nächstenliebe bedeute in diesen Zeiten gemacht haben. Darüber hinaus danke ich Ihnen allen für Ihren Christuskirche, Othmarschen eben nicht, die Nähe zum Nächsten zu suchen, sondern viel- hier nicht ausdrücklich erwähnten Einsatz im Dienst an unse- Mo., 21.09.2020, 19.30 Uhr mehr Abstand zu halten. So wichtig die Abstandsregeln für eine ren Nächsten, wo und wie immer Sie ihn geleistet haben. SK-Abend Blankenese effektive Krisenbewältigung sein mögen, so wenig ausreichend So., 08.11.2020, 18 Uhr wäre es für uns Johanniter, im Verhältnis zu unseren Nächsten Bleiben Sie fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und Hubertusmesse, Kirche Alt-Rahlstedt lediglich auf die Wahrung des räumlichen Abstands zu achten. beharrlich im Gebet. Bleiben Sie vor allem aber gesund und Impressum: Predigt: RR Pastor em. Ulrich Rüß Herausgeber: Hamburgische Kommende des Johanniterordens, Gerade in Zeiten, in denen wir nicht wie gewohnt den Umgang behütet! Holzstrasse 1, 29584 Groß Thondorf; © Hamburgische Kommende des Johanniterordens SK Walddörfer, Gesamtkommende Der Kommende Kurier erscheint halbjährlich jeweils zu den Sommerferien und zum Jahresende. mit anderen pflegen können, gilt es, in Rückbesinnung auf Redaktion: Dr. Alexander von Kuhlberg, E-Mail: alexander.v.kuhlberg@johanniterorden-hamburg.de Do., 12.11.2020, 19.30 Uhr Catrin Gräfin zu Stolberg-Wernigerode, Telefon: 0171/ 9490218, E-Mail: stolberg@kwst.com Christus andere Formen der Gemeinschaft zu pflegen. In herzlicher Verbundenheit Gesamtherstellung: SK-Elbe: Abendandacht in der Christuskirche, Alena Klappstein, E-Mail: design@alena-klappstein.de Ausdruck der Verbundenheit in der Hamburger Johanniter- Ihr/euer Layout © HMM Heritage Media & Marketing GmbH Othmarschen Titelfoto: Frank Jasper; Fotos ohne Angabe: Hamb. Kommende des Johanniterordens familie in Zeiten der strengen Ausgangs- und Kontaktbeschrän- Alexander Kuhlberg 2 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 3
RITTERTAG 2020 GEISTLICHE BEITRÄGE Andere Form: der diesjährige Erster Gottesdienst mit Gemeinde Rittertag der Hamburgischen Kommende des nach dem Verbot wegen der Corona-Pandemie Johanniterordens Sonntag Kantate am 10.V.‘20 - Predigt zu 2. Chronik 5, 2-14 RK Dr. Alexander von Kuhlberg ER Hauptpastor Alexander Röder A L ufgrund der Beschränkungen, die immer noch und bis iebe Zuschauerinnen und Zuschauer, auf Weiteres in der Freien und Hansestadt Hamburg zur liebe Gemeinde hier in der Kirche, Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS- CoV-2 gelten, wird der Rittertag in diesem Jahr zwar wie geplant aus einer eher unbekannten Ecke des Alten Testaments, dem 2. am 29. August 2020, aber leider nur mit vielen schmerzhaften Chronikbuch, haben wir heute von den grandiosen Feierlichkeiten Einschränkungen stattfinden können. zur Weihe des Salomonischen Tempels in Jerusalem gehört. Die- So wird der Teilnehmerkreis des Rittertags auf Mitglieder der ser Text scheint wie für diesen Sonntag gemacht, an dem wir uns Hamburgischen Kommende zu beschränken sein. Darüber hin- nach vielen Wochen ohne öffentlichen Gottesdienst endlich wieder aus rechnen wir bislang damit, leider auch die Anzahl der Teil- in den Kirchen versammeln dürfen, um gemeinsam Gottesdienst nehmer dieses Rittertags begrenzen zu müssen. zu feiern, im Gegensatz zum lauttönenden Gotteslob damals aller- Das Programm des Rittertags wird sich auf die Ritterver- dings etwas leiser. Rittertag 2019: Einsegnung von ER Kaspar von Klitzing und seiner Ehefrau Ulrike von ER Hauptpastor Alexander Röder. Foto: F. Jasper sammlung Teil 2 (vereinsrechtlicher Teil) mit anschließendem Der Verfasser dieser Chronik der Geschichte Gottes mit seinem Gottesdienst für die erschienenen Ritterbrüder konzentrieren Volk beschreibt, wie es zuging, als Gottes erstes Haus geweiht wird. viele Kirchen geöffnet waren, es gab keine Gottesdienste, kein müssen. Demgegenüber werden wir in diesem Jahr auf alle übri- Was für die Götter der Hochkulturen in Ägypten und Babylonien gemeinsames Singen und Beten, Hören, Sprechen, Loben und Rittertag 2019: Die ganz jungen Johanniter kommen zurück nach gen Programmpunkte unseres Rittertages verzichten müssen. dem Kindergottesdienst mit Dr. Gesa Tornow. Foto: F. Jasper in damaliger Zeit längst selbstverständlich war, dass die Menschen Klagen. Dennoch war uns Gott auch in dieser Zeit nicht fern. Es Dies gilt insbesondere für das Vortragsprogramm, den Empfang, ihnen in prächtigen Tempeln mit prächtigen Liturgien huldig- gab viele Zeichen seiner lebendigen Gegenwart in unserem Leben, das festliche Abendessen und leider auch für den Festgottesdienst se zu fassen sein werden. Denjenigen Ritterbrüdern, die am Rit- ten, war bis dahin gerade kein Kennzeichen des Gottes Israels. Er viel Ermutigung und Trost durch sein Wort. Gott ist unter uns und gemeinsam mit der Kirchengemeinde am darauffolgenden Sonn- tertag nicht persönlich werden teilnehmen können, wird dieses hatte nie einen Tempel als Ort gebraucht, an dem seine Gegen- in uns gegenwärtig, ob wir hier zusammen sind – was wunderbar tag und den anschließenden Empfang. Jahr ausnahmsweise eine schriftliche Stimmabgabe möglich sein; wart erfahrbar wurde oder er besonders nah war. Er war immer ist –, allein oder zu zweit in unseren Wohnungen. Das ist seine Trotz aller dieser sehr bedauerlichen Einschränkungen hat weitere Informationen folgen schriftlich und/ oder per Email. und überall bei seinem Volk gewesen, hatte es aus der Knechtschaft Zusage, seit er damals in der Wüste Mose in einem brennenden der Konvent der Kommende entschieden, den Rittertag nicht zu Außerdem ist – wenn auch ohne formale Teilnahmemöglichkeit in Ägypten geführt, war mit ihm durch die Wüste gezogen und Dornbusch erschien und verhieß: Ich bin da – für euch. Jesus hat verschieben oder gar abzusagen, zumal einige wichtige Beschlüs- und somit ohne Möglichkeit zur Stimmabgabe – zumindest eine hatte sich dabei mit einem Zelt der Begegnung zufriedengegeben, am Morgen seiner Auferstehung diese Verheißung erneuert, als er Live-Übertragung des Rittertags im Internet geplant. Die Einzel- immer wieder an verschiedenen Orten, auf Bergen und selbst da, seinen Jüngern sagte: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt heiten hierzu werden rechtzeitig bekanntgegeben werden. wo ihn kein Mensch vermuten würde, seine machtvolle Gegenwart Ende. Sollten künftige epidemiologische Entwicklungen wider bezeugt. Nun aber, unter der Regentschaft des weisen Königs Salo- Das gilt – mit Tempel oder ohne, mit Gottesdiensten in unse- Erwarten zu erneuten bzw. weiteren Beschränkungen führen, mo schien die Zeit für eine Veränderung gekommen. ren Kirchen oder ohne sie. die auch unseren Rittertag betreffen und dessen Durchführung König Salomo darf Gott ein festes und prachtvolles Haus Als Salomos Tempel geweiht wurde, dachte niemand an unverantwortlich oder gar unmöglich machen, wird dafür Sorge bauen, an dem das Volk zusammen mit den Priestern und Wür- Abstandsregeln. Was für ein Gedränge und eine gewaltige getragen werden, dass die erforderlichen Beschlussfassungen die- denträgern sich dieses Gottes vergewissern kann – in Liturgie und Geräuschkulisse müssen an diesem Tag in Jerusalems Straßen ses Rittertages im schriftlichen Umlaufverfahren erfolgen. Opferfeier, in feierlicher Rede, prophetischem Ausruf und großar- gewesen sein: Menschen waren von überall her zu diesem Ereignis So sehr ich bedaure, unseren diesjährigen Rittertag nicht in tiger Musik – aber, und das soll nicht unerwähnt sein, auch mit der in die Stadt gepilgert, redeten aufgeregt durcheinander; Händler dem üblichen festlichen Rahmen zusammen mit der gesamten Gefahr, die Gegenwart Gottes im Alltag, im eigenen Haus, im eige- priesen laut ihre Waren an, weil sie ein gutes Geschäft erwarteten; Johanniterfamilie einschließlich der Ordenswerke, den Angehö- nen, vielleicht ganz bescheidenen Leben weniger hoch zu schätzen, Wagen ratterten unentwegt über die gepflasterten Straßen und rigen, den Vertretern der Geschwisterorden, vielen Gästen und nicht mehr zu erwarten oder wahrzunehmen. Gottes Gegenwart dann diese Herden von Schafen und Rindern, die aufgeregt ängst- natürlich der Kirchengemeinde St. Michaelis feiern zu können, und der Tempel hieß die neue Gleichung. lich mähten und muhten und wohl instinktiv ahnten, dass sie Teil so sehr freue ich mich darauf, am 29. August wenigstens einige „Die Kirchen sind geschlossen; es findet kein Gottesdienst des Spektakels werden und als Opfertiere zur Schlachtbank geführt Rittertag 2019: Einzug in den Michel. Foto: Frank Jasper Ritterbrüder wiederzusehen. ▪ statt“ hieß es in den letzten Wochen in den Medien. Auch wenn werden würden. 4 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 5
GEISTLICHE BEITRÄGE GEISTLICHE BEITRÄGE Eine Großstadt und ihr kakophonisches Kon- Hier hat diese Beschreibung des Lobes mit „Freuet Euch!“ zert: Kirchentag in Jerusalem, Olympia in Jerusa- einer Stimme aber noch eine andere Bedeutung. lem, Brot und Spiele in Gottes heiliger Stadt. Sie ist Ausdruck der Erwählung Israels durch Gott, Gedanken zum Wochenspruch für den 4. Sonntag der Passionszeit, „Lätare“ Dann begann das Spiel: Salomo versammelte Ausdruck seines Jas zu diesem Tempel als Ort für alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und seine Gegenwart. Mehr geht nicht, möchte man ER Pastor Georg Knauer die Fürsten der Sippen Israels. In langer Prozession meinen. Denen, die am Rande stehen und dem zogen sie durch die Stadt, all‘ die Berühmtheiten Weihegottesdienst beiwohnen, läuft ein Schauer der damaligen Zeit, bei ihnen die heiligen Geräte, der Ergriffenheit über den Rücken. V die Bundeslade, die Stiftshütte, die Gebotstafeln – Doch Gott kann noch mehr. Er kann sogar ielleicht ist es Euch/ Ihnen letztens genauso gegangen: tig an „Corona“ erkranken sollten und es gäbe nur ein Bett die Symbole der Geschichte und der Verbindung diesen wundervoll harmonischen Klang zu seinen Gerade in Krisenzeiten wie diesen merken wir, wie gut im Krankenhaus, das uns aufnehmen könnte, dann würde ich Israels mit seinem Gott. Ehren verstummen lassen und vernebeln durch uns bestimmte Rhythmen und Strukturen tun. Die Dir dieses Bett überlassen, damit Du überleben kannst!“ Im Der erste Satz einer vielstimmigen Symphonie Hannelore Röder, geb. am 17. März seine Herrlichkeit und damit die Inszenierung der Versuchung ist zwar groß, alles erstmal ein bisschen schleifen übertragenen Sinn tut Jesus genau das mit seinem Leiden und der Großstadt verklang und ging über in ein span- 1933, verstarb am Palmsonntag, dem Menschen zum anbetenden Staunen wandeln – als zu lassen. Aber spätestens nach ein paar Tagen zeigt sich: Es ist Sterben auch – und das nicht nur einem, sondern allen Men- 5. April 2020. Hier mit ihrem Sohn nungsreiches und überaus freudiges Staunen: Aah Wolke erfüllte die Herrlichkeit Gottes das Haus, trotzdem gut, früh aufzustehen, joggen oder spazieren zu gehen; schen zu Gute! Jesus verdeutlicht das seinen Jüngern in seiner beim Rittertag 2016. Foto: M. Contius und Ooh! Kein Aug‘ hatte solches je gesehen, so bezog es und nahm es in Besitz. Als Wolke hinderte es ist trotzdem gut, regelmäßige Mahlzeiten einzunehmen und Abschiedsrede unmittelbar vor seinem Tod am Kreuz mit dem groß, so hoch, so wunderbar waren der Tempel und das Ereignis sie die Priester, zum Altar zu treten und ihren Dienst zu beginnen. den Staubsauger ab und zu mal kreisen zu lassen; es ist trotzdem Wort vom Weizenkorn: „Wenn das Weizenkorn nicht in die seiner Weihe. Es war, als ob der Himmel sich neigte. Gott zog ein Gottes Herrlichkeit geht allem voran. Nicht unser Dienst gut, Schularbeiten zu machen und ein paar Dinge im „Home- Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, in seine heilige Stadt. „Kommt, und seht“. Sie sahen und noch ver- schafft seine Gegenwart, nicht unser Predigen und Singen. Er lässt Office“ zu erledigen. bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12,24) lief alles wie geplant. Die Choreographie war perfekt. Jeder kannte sich locken, so könnte man diesen Text verstehen, aber wenn er Strukturen können helfen - auch gerade, was das geistliche Jesus wollte damit seinen Jüngern sagen: Ich werde sterben; seine Rolle – die Ältesten, die Leviten, das Volk, die Opfertiere – wirklich kommt – wie hier in der Wolke seiner Herrlichkeit –, Leben, unseren „inneren“ Menschen, angeht. Auch wenn wir aber dadurch, dass ich mein Leben für Euch gebe, wird neues, und selbst Gott störte nicht, sondern ließ sich gefallen, was ihm zu dann werden wir schweigen, weil Gott sich erniedrigt und hingibt zurzeit keine Gottesdienste feiern können und alle Gemein- ewiges Leben für Euch möglich. Auch wenn am Karfreitag der Ehren inszeniert wurde. für uns – viele Jahrhunderte nach König Salomo in einem Kind, deveranstaltungen leider ausfallen müssen, so ist es deshalb Tod gewonnen zu haben scheint, wird am Ostermorgen das Chor und Orchester, in ihrer priesterlichen Würde festlich das die Weisen aus dem Osten als den neuen König still anbete- trotzdem gut, sich jeden Tag Zeit zum Beten und Bibellesen zu Leben den Sieg davontragen. Nicht die Traurigkeit, sondern die gekleidet, nahmen Aufstellung am Heiligtum und leiteten den ten und noch viel später in wunderbarer Weise ausgedrückt in den nehmen. Freude wird das letzte Wort haben - daher auch der Name des dritten Satz der Weihesymphonie ein: Zum Schauen kam nun das Worten eines Gesangs der Ostkirche zum Einzug des Priesters mit Und es ist erst recht gut, dabei auch bewusst im Rhyth- Sonntags „Lätare“ gleich „Freuet euch!“ (Jesaja 66,10). Hören auf den Gesang und Klang, der einzig Gott galt – keine den Abendmahlsgaben in der Liturgie am Karsamstag: „Es schwei- mus des Kirchenjahres weiter zu leben. Nicht nur staatlich ver- Unterweisung oder Belehrung, keine Moral und keine Ermahnung ge alles menschliche Fleisch und stehe mit Furcht und Zittern und ordnet, auch kirchlich befinden wir uns mit der sogenannten Diese österliche Freude ist höchst ansteckend, macht aber herab von der Kanzel, keine erbauliche Weihepredigt, sondern ein denke nichts Irdisches bei sich; denn der König der Könige und „Passionszeit“, der vierzig Tage vor Ostern, ja in einer ganz spe- Gott sei Dank nicht krank! Im Gegenteil: Von dieser Hoffnung Chor der Tausend, der so vom Geist erfüllt war, dass, wie der Chro- der Herr der Herren zieht ein, um geschlachtet zu werden und ziellen Art von „Quarantäne“ (frz. quarante = vierzig). Violett und Gewissheit lebt der christliche Glaube. Es ist ein „Glau- nist bemerkt, „es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, sich den Gläubigen als Speise hinzugeben. Ihm voran gehen die als Zeichen der Einkehr und Umkehr ist die liturgische Farbe be gegen an“: Gegen an, gegen die Angst; gegen an, gegen die als hörte man eine Stimme loben und danken dem Herrn.“ Engelmächte mit allen Fürstentümern und Gewalten, die vieläu- dieser Kirchenjahreszeit. Sinnlosigkeit; gegen an, gegen die seelische Finsternis … Einer und viele fallen im Himmel zusammen, auch, wenn der gigen Cherubim und die sechsflügligen Seraphim, die ihr Antlitz „Na ganz prima!“, werdet Ihr jetzt denken. „Ist es nicht Himmel auf die Erde kommt, wie es der Chronist von der gottes- verhüllen und den Hymnus rufen: Halleluja, Halleluja, Halleluja.“ schon schlimm genug, dass wir bei dem schönen Wetter alle zu Es ist ein Glaube, der schon in der Nacht das Licht des dienstlichen Musik bei der Tempelweihe schildert. Im Gotteslob Alles, was wir hier tun zur Ehre Gottes, hat sein Vorbild im Hause bleiben sollen? Muss der Pastor uns jetzt auch noch an Morgens vorausahnt; ein Glaube, der vorausschaut, der das, was gibt es keinen mehr, der stimmlich hervorsticht; der mehr Beach- Himmel, jede Liturgie, jede Prozession, jeder Gesang und alles das Leiden und Sterben Christi erinnern?“ Ja, muss er! Denn er noch nicht sieht, schon getrost erwartet; ein Glaube, der im tung und mehr göttliche Fürsorge für sich einfordern könnte durch Spiel. Alles, was wir tun, ist darauf bezogen, sollte darauf bezogen gerade der heutige Sonntag „Lätare“ lässt mitten in der Passi- Moll schon das Dur heraushört. besonders lautes Singen. Alle Menschen sind gleich im Lob dieses sein. Aber schon die Wolke, die die Herrlichkeit Gottes verhüllt, onszeit schon den tiefen, frohmachenden Sinn dieses Leidens Gottes, wie unterschiedlich sie auch in der Welt sein mögen, wie ist mehr, als alles, was wir können und vermögen. Das soll uns und Sterbens hindurch scheinen: Gerade in Krisenzeiten wie diesen hat dieser österliche angesehen oder verachtet, wie berühmt oder unscheinbar. Das gilt nicht ent-, sondern im Gegenteil ermutigen. Denn diese Wolke Es geht darum, dass da einer aus Liebe sein Leben hingibt, Glaube die Chance zu wachsen und stark zu werden – nicht aus nicht vor Gott. Alle sangen und spielten zur Ehre Gottes als wäre kam und füllte den Tempel, und damit sagte Gott: Ich habe Wohl- damit ein anderer das Leben geschenkt bekommen! unserer Kraft, sondern aus Gottes Kraft! es einer. Das ist ein bemerkenswertes, schönes Bild, weil niemand gefallen an eurem Lobgesang – auch wenn er leise ist, wie in diesen Das lässt mich an ein Telefongespräch denken, das ich gera- ausgeschlossen ist und niemand bevorzugt. Sie rufen mit einer Tagen. Darum: Singet dem Herrn ein neues Lied. Kantate! Gott de gestern führen durfte: Eine Dame aus unserer Gemeinde, Und mit dieser Kraft dürfen wir fest rechnen! „In der Welt Stimme Gottes Namen an. Gott ruft sie alle und jeden einzelnen bleibt treu, ist bei uns und hört gern, wenn wir mit einer Stim- selber mehrfache Großmutter, erzählte mir von einem ihrer habt ihr Angst“, sagt Jesus am Ende seiner Abschiedsrede zu den bei seinem Namen: Du bist mein. Das ist die Vergewisserung des me zu ihm rufen. Und sein Friede, der höher ist als alle Vernunft, jüngsten Enkel: Mit feinstem Gespür für den Ernst der Lage Jüngern; „aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Heils, die so wohltut – auch uns heute noch und wieder. bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. ▪ hatte er ihr versichert: „Großmutti, wenn wir beide gleichzei- (Johannes 16,33) Amen. ▪ 6 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 7
GEISTLICHER BEITRAG GEISTLICHER BEITRAG Wort des Altpastors der Olaikirche, Tallinn, ich: Ehret einander mehr, vergebt einander, kommt im Dienen einander zuvor, richtet niemanden, segnet die, die euch Böses Rein Uuemöis, zu Corona und Gemeinde, tun - sonst ist man auf dem Weg in die Hölle. Da ist keine Liebe. gesendet im christlichen Radio Estland am 30.05.2020 Und ich glaube, dass für die Gemeinde die Zeit gekommen ist, die persönliche Beziehung zu Gott zu suchen. Wann hast du Übersetzt v. Katrin Krienitz u. übermittelt von RR Dr. Peter Krienitz das letzte Mal gesagt: „Vater, wie wunderbar bist du, ich liebe dich!“? Das ist vielleicht ein dummer Gedanke eines alten Man- nes, aber Gott wartet eigentlich nur darauf, da er nach meinem I ch habe hier auf dieser Erde über 88 Jahre gelebt. Meine Verständnis den Menschen dazu erschuf, dass er jemanden zum Kindheit reicht in die Zeit Josef Stalins und seiner Nach- Lieben hat. Und dann ist es auch für uns einfach, einen Schur- folger. Für mich war es eine gesegnete Zeit mit viel Lei- ken, einen Obdachlosen und Migranten, Alkoholiker zu lieben, den. Viele haben damals ihr Leben lassen müssen. Gläubige wissend, dass Gott auch für sie seinen eingeborenen Sohn gege- wurden verfolgt. Meine Eltern wurden deportiert. Mein Vater ben hat. war im Zwangslager. Meine Tante starb am dritten Tag der So könnte diese Krisen-Zeit für die Gemeinde eine Zeit für Deportation. Als ich 14 Jahre alt war, rief mich der Pfarrer neue Hingabe sein. Ich weiß nicht, wie viele das in diesem Sinne einer kleinen Gemeinde zu sich und sagte: „Rein, gib dein entsprechend ernst genommen haben. Und diese Krisen-Zeit Leben Jesus.“ Es war wundervoll, und ich erlebte damals kann die Welt zum Nachdenken bringen: Warum leben wir? eine wunderbare Zeit in der Gemeinde. Wir hatten keinen Wohin gehen wir? Was nützt das alles? Brotreichtum, keine Freiheit zu reisen. Wir junge Gläubige Ich gestehe, dass ich in den schwersten Zeiten, als mein Vater konnten uns nur treffen, wenn jemand von uns Geburtstag in Gefangenschaft war, und ich nicht wusste, was aus ihm wird, hatte; es musste unbedingt einen Geburtstagstisch bei demje- Die Olaikirche, benannt nach dem norwegischen König als meine Mutter keine Arbeit hatte und mein Bruder studierte, nigen zu Hause geben, sonst wäre es ein geheimes Zusammen- Olaf II., wurde 1247 erstmals erwähnt. 1625 brannte sie nach Leningrad (heute St. Petersburg) gegangen bin. Trotz des kommen gewesen. Das hätte 25 Jahre plus zusätzliche fünf ab und wurde 1659 bis 1661 wiederaufgebaut. schlechten Gewissens war es dort eine besondere Zeit für mich. Jahre Zwangsarbeit in Sibirien bedeutet. Wir haben intensiv Ich sehnte mich sehr nach Gott. Ich war einsam, mitten im frem- zusammengehalten und wussten genau, wer gläubig ist und ganz wenig Opfer gibt im Vergleich zu Zeiten von Stalin und den Volk, ich konnte die Sprache nicht. An einem Altjahrsabend wer nicht. Als ich etwas älter war, noch zur Sowjetzeit, war es Hitler und deren Kriegen. Aber: die Menschen waren noch bin ich einfach aus dem Wohnheim auf die Straße gegangen mir einmal erlaubt, nach Finnland zu reisen. Da habe ich in nie so voneinander getrennt (social distancing) und zu Hause und habe laut geweint. Aber es war eine besondere Zeit, denn einer Gemeinde gesprochen und gesagt: „Finnland ist ein son- festgehalten wie zu Zeiten der Pandemie. Gott war nahe. Ich erlebte das für mich Wundervollste, dass der derbares Land, ganz anders als Estland. Unsere Kirche ist voll Ich bin kein Prophet, aber zu Beginn der Corona-Krise Schon Nicolaus Graf von Zinzendorf, Gründer der Herrnhuter Bruder- Mensch von Gott geliebt ist. In meinem Abendgebet sage ich Menschen, auch die große Olaikirche, und die Geschäfte leer, ist mir tief im Herzen klar geworden: Sie ist ein Geschenk gemeinde, predigte an der Talliner Olaikirche. Die Herrnhuter waren oft: „Gott, nimm mich in deine Arme! Papa, wie kannst du mich da es nichts zu kaufen gibt. Aber hier in Finnland sehe ich, Gottes an uns, damit wir lernen, Gott zu suchen, den Sinn Anfang des 18. Jahrhunderts stark missionarisch im Baltikum unterwegs. lieben? Du bist so wundervoll.“ dass die Kirche am Sonntag leer ist und die Geschäfte voll.“ des Lebens. Und gerade dann, wenn du spürst, dass manches schief ist, Welchen Unterschied sehe ich zwischen der damaligen Beziehung zwischen Jesus und der Gemeinde vergleichbar ist kommt es dir in den Sinn: Denn so hat Gott die Welt geliebt, Nun sind wir in eine neue Zeitepoche gekommen. Es gibt Gemeinde und der heutigen? In der Jugendzeit scheint alles mit der Beziehung zwischen Bräutigam und Braut oder Mann dass er seinen eingeborenen Sohn gegeben hat, dass jeder, der an Freiheit, aber auf der anderen Seite eine sinnlose Eile. In der schön. Man kann es leicht idealisieren, aber ich spüre, dass und Frau. Da ist Liebe, voll und ganz, im Überfluss. So sollte ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Physik nennt man das „Beschleunigung“, alles geht immer die Menschen heute keine Zeit mehr für Gott haben, für das es sein. Wisst ihr, bei dem ganzen Elend und meinem hohen Alter, zu schneller. Wenn ich meinen Sohn in seinem Büro in einer wichtige Wort, dass Jesus für uns alle gestorben ist, damit wir, Ich war lange im Hirtenamt tätig; das Amt als Pfarrer dem auch der Psalmist feststellt, dass die Lebensdauer des Men- Bank anrufe, heißt die Antwort nur kurz: „Papa, ich rufe dich die wir leben, nicht für uns selbst leben, sondern für den, der füllte mich aus; ich habe versucht, das mit ganzem Herzen schen 70 Jahre währt, und wer stark ist sogar 80 Jahre, und wenn heute Abend zurück.“ Als ich früher in einem Ministerium für uns gestorben und auferstanden ist. zu machen, und doch habe ich verstanden: Ich kann meiner es köstlich war, ist es Mühe und Arbeit gewesen. Da antworte ich tätig war, gab es genug Zeit, mit Kollegen ins Café zu gehen Vergebt mir, ich habe Angst vor dem Richten, um nicht geliebten Frau ein Haus bauen, fragen, welche Kleider sie gerne mit Amen. So habe ich es auch erfahren. und sich auszutauschen, manchmal mehrmals am Tag. Die selbst dadurch unter das Gericht Gottes zu kommen. Ich habe wünscht und die kaufen, kann Essen zubereiten, den Abwasch Damit segne ich dich, und ich wünsche, dass du trotz allem Zeiten haben sich geändert. Ich las in einem Zeitungsarti- Angst, dass es nur noch ganz wenige gibt, die mit dem ganzen übernehmen. Das alles nur, wenn ich mich mit ganzem Her- sagen kannst: Ich bin der glücklichste Mensch auf der Erde! Jesus kel von einem klugen Menschen, dass die Menschheit solche Herzen für Gott leben. Das Leben geht so schnell. Wir haben zen damit befasse. Trotz all dem, hilft das alles, wenn ich meine ist der Herr, er ist der Herr der Gemeinde, er ist dein Herr, Herr rasante Beschleunigung nicht aushält. Deshalb ließ Gott diese keine Zeit zu lieben. Frau nicht von ganzem Herzen liebe? Da ist der Vergleich: Die der Olaikirche, und er kommt bald. Die Zeit erfüllt sich. Komm Seuche über die ganze Welt kommen, bei der es eigentlich Ein Gleichnis kommt mir da in den Sinn, nämlich dass die Gemeinde leidet unter einer Liebeskrise. Gleichzeitig denke Herr Jesus! Amen. ▪ 8 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 9
GESAMTKOMMENDE GESAMTKOMMENDE Was tun, um die Not des Das „Gute Wort“: „Nähen gegen Corona“: Nächsten zu lindern? Geistliche Wohltat Aktion lindert Notstand in Zeiten der Krise bei Atem-Schutzmasken ER Pastor Martin Hofmann RR Dr. Hans-Werner Rhein RR Hans-Christoph Freiherr von Podewils I E A ch lebte dieses Jahr einige Wochen in Jerusalem – noch vor Doch konnten / können wir gemeinsam als Ritterbrüder in Lob hält einen Winter lang warm“. Diesen Satz, den m 27. März, genau einen Monat nach dem Bekannt- Corona. Fast tagtäglich spazierte ich durch den Muristan, noch mehr leisten? Der Geschäftsführer der Hoffnungsorte bat ich von meiner Großmutter kenne, habe ich dies aber im werden der Corona-Masseninfektionen in Heinsberg, den Ort, an dem unser Orden seinen Anfang nahm. Ich über mich unseren Orden um Hilfe: Es ging um die dezent- Besonderen während der Wochen des Corona-Shutdowns an jenem Freitag erreichte die Hamburger Johanniter stellte mir vor, wie Meister Gerhard und Schwester Agnes die rale Unterbringung von Wohnungslosen, die zur Corona-Zeit erfahren. Gleich am Anfang der Beschränkungen haben wir im ein Hilferuf des Mutter Eva von Tiele-Winckler-Pflegeheims: „Herren Kranken“ versorgten (und „Herrinnen“ auch). 2000 in zwei Massenunterkünften leben müssen. Kein großes Pro- Konvent – selbstverständlich per Telefonkonferenz – überlegt, wie In der Wentorfer Johanniter-Einrichtung herrschte ein akuter Menschen in diesen Gassen, was für eine Leistung! Und was für jekt, zeichenhaft, unser kleiner Orden kann nicht alle Herren wir uns in diesen für alle ungewohnten, neuen Zeiten aufstellen, Notstand an Atemschutzmasken. eine Vision: eine die Welt umspannenden Organisation christ- und Herrinnen retten. Unser stellvertretender Kommendator wie wir die Mitglieder unseres Ordens und seiner Werke begleiten Knapp zwei Wochen vorher hatte der Lockdown begonnen, licher Nächstenliebe und Menschlichkeit zu schaffen! warb in den Subkommenden um ehrenamtliches Engagement. könnten. die Schulen wurden geschlossen, der landesweite Aufruf hieß: Das Echo war … ein eher verhaltenes. Das mag unterschiedli- Eine Idee war, eine Initiative der Kirchengemeinden aus den „Bleibt‘ Zuhause!“. In der zweiten März-Hälfte dann wurden Regelmäßig besuchte ich an Donnerstagabenden die Via che und sicher im Einzelfall nachvollziehbare Gründe haben. Elbvororten aufzugreifen. Sie stellten täglich ein theologisches Atemschutzmasken knapp. Auch das Mutter Eva von Tiele- Dolorosa XIII: das Johanniterhospiz. An einem Abend durfte Manche Ritterbrüder mögen von dem Projekt nicht überzeugt „gutes Wort“ – eine Reflexion über einen Bibeltext, die Losun- Winckler-Pflegeheim hatte größte Probleme bei der Beschaf- ich dort einen Vortrag halten: „Der Johanniterorden, Geschich- gewesen sein. Dann wären die letzten Wochen eine gute Gele- gen oder Ähnliches – auf ihre jeweiligen Websites, um damit den fung der Masken, ohne die eine Versorgung der Bewohner nicht te und Ausrichtung heute.“ Von ganzem Herzen warb ich für genheit gewesen, sich als Orden anderweitig zu engagieren. Gemeinde-Mitgliedern eine theologische „Grundversorgung“ zu möglich gewesen wäre. 500 Stück wären gut, so der beim Kom- unseren Orden. Ich erzählte von unseren Ordenswerken, Johan- Corona war/ist eine Bewährungsprobe für unseren Orden. ermöglichen, auch ohne Zusammenkunft und sonntäglichen Got- mendator, Dr. Alexander von Kuhlberg, eingehende Hilferuf. niter International, von unserem Engagement in Altenheimen, Unser Durchschnittsalter liegt im Orden bei über 60, in Ham- tesdienst. Eine der vielen Initiativen, die uns immer wieder dank- Und so begann die Aktion „Nähen gegen Corona“: Sofort Gebetskreisen, Kirchengemeinderäten, Vorständen und, und, burg etwas darunter. Wie gelingt uns eine Verjüngung? Wie bar erleben lässt, wie flexibel Kirchen-Gemeinden auf eine neue fanden sich neun näh-bereite Damen aus der Gesamtkommen- und… Ich glaube, es ist mir gelungen, der Zuhörerschar zu ver- bleiben wir attraktiv? Ich weiß, dass der Orden auf die für eine Situation reagieren. de sowie kurz darauf zwölf aus der Subkommende Bille und mitteln, dass „wir mehr sind als ein Trachtenverein, der Frauen Mitgliedschaft in Frage kommenden Männer zugeht, dass es Gesagt getan: Wir beschlossen, dieses „Gute Wort“ über den deren Nachbarschaft kommende Damen zusammen. Den fort- ausschließt.“ (Zitat von unserem Regierenden Kommendator). nicht darum geht, die „Werbetrommel“ für neue Mitglieder zu großen Email-Verteiler unseres neuen Systems zu verteilen. Wer an sogenannten „Näh-Heldinnen“ gelang es, in zwei Runden Bald darauf reiste ich wieder nach Deutschland, in ein Land, rühren. Doch die für eine Mitgliedschaft in Frage kommenden keine Email hat ... gegen den Bedarf von 500 Masken an zu produzieren. Bereits das sich seit meinem Abflug so sehr verändert hatte - durch „das Männer fragen, zumindest meiner Erfahrung nach: Was macht Immerhin erreichten wir mit den Aussendungen vom 21. März neuartige Virus“, wie COVID19 damals noch hieß. Neben der ihr eigentlich genau als Orden? Wozu seid ihr gut? Was heißt bis 6. Mai jeden Tag etwa 400 Personen. Und die Anderen? Eini- „neuen normalen“ Gemeindearbeit, engagierte ich mich in den „tuitio fidei et obsequium pauperum“ auf Hamburgisch im Jahr ge bekamen den Text per Fax oder, ausgedruckt, über Dritte. Lei- Hoffnungsorten, Träger von zwölf Einrichtungen für Men- 2020? der blieben immer noch welche übrig, die das „Gute Wort“ nicht schen, die von Wohnungslosigkeit und Armut betroffen sind, erreichte. Wie schade. für mich ein Teil der Herren und „Herrinnen“ Kranken Ham- Unser Orden entstand, indem ein amalfischer Mönch die Die Danksagungen von den Empfängern haben uns Wärme burgs. Not des Nächsten sah und sein Bestes tat, sie zu lindern. Meis- für den kommenden Winter geschenkt. ter Gerhard war Benediktiner: „Ora et labora!“ Vor 900 Jahren Aus allen Ecken Europas kamen Mails. RR Dr. Peter Krienitz Ich staunte, wie schnell bei uns im Hamburger Westen schrieb er: „Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil meldete sich aus Estland, kurz vor der russischen Grenze, genauso Nachbarschaftshilfe wuchs, freute mich, wie Ehefrauen von der Boden das Elend dieser Welt ist und, weil so Gott will, es wie RR Dr. Albrecht Graf Kalnein aus der „Hamburgischen Dias- Ritterbrüdern unzählige Schutzmasken nähten. „Unsere“ immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses pora“ des Großraumes Frankfurt. Altenheime wurden mit Tablets ausgestattet, um den Bewoh- Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen“ Einige der „guten Worte“ waren theologisch etwas dünn ange- nern und Bewohnerinnen die Möglichkeit zu geben, mit ihren In dieser Erinnerung liegt unsere Zukunft, nicht nur die des rührt. An diesen Tagen haben wir versucht, die Tageslosung oder Angehörigen zu kommunizieren. Und nicht nur in „meinem“ Ordens, sondern auch unsere eigene (Matthäus 25, 31-46). einen Paul Gerhardt-Vers dazu zu geben (Er hilft immer). Viele der Kirchengemeinderat in der Christuskirche Othmarschen enga- Wie schön, wenn wir bei nächster Gelegenheit die Möglich- Texte waren aber auch ohne jegliche Zutat in sich gut und taten gieren sich Ritterbrüder in bewundernswerter Weise ehrenamt- keit fänden, uns hierüber in den Subkommenden und in der gut. Insofern waren 47 „Gute Worte“ eine beglückende Erfahrung. Atemschutzmasken angekommen: Dankesgruß aus lich. gesamten Kommende auszutauschen. ▪ Danke an alle Autoren! ▪ dem Bergedorfer Cura Seniorenzentrum 10 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 11
GESAMTKOMMENDE GESAMTKOMMENDE wurden ausgestattet. Corona-Krise: Großzügige Überall versuchen die ARCHE-Mitarbeiter nach Kräften zu Das stolze Gesamt-Ergebnis nach einem Monat waren 1240 helfen. Seit Wochen werden Lebensmittelpakete an mehr als 250 Atem-Schutz-Masken, zum Teil in sehr individuellem Design. Spende hilft ARCHE-Kindern bedürftige Familien ausgegeben. Über WhatsApp und Telefon Allen gemein: funktional und den zu dem Zeitpunkt erforderli- gelingt der Kontakt zu über tausend Kindern, so dass sie ihre ver- chen Ansprüchen voll genügend! trauten Ansprechpartner nicht ganz missen müssen, ihnen ihre RR Hans-Christoph Frh. v. Podewils Der vielfältige Dank vor allem von den Empfängern aus den Sorgen im Notfall mitteilen können. Die Mitarbeiter motivie- Einrichtungen, doch auch von Beteiligten spiegelt den Erfolg ren die Kinder, ihre Schulaufgaben zu erledigen, als Familie aus der Aktion „Nähen gegen Corona“. Hier nur zwei Beispiele: der Wohnung an die frische Luft zu gehen, kreativen Aufgaben E „Auch wir Johanniter südlich der Elbe durften an dem nde März, ca. zwei Wochen nach dem Lockdown richtete nachzugehen. Sehr beeindruckt hat uns die Geste eines ARCHE- Ergebnis dieser mühseligen Arbeit teilhaben und bekamen 50 die ARCHE Jenfeld einen Hilferuf an die Hamburgische Jungen, der kürzlich 50 Euro seines Ersparten für Lebensmittel Schutzmasken für unsere Einrichtungen. Das hat große Freude Kommende. Corona-bedingt musste die ARCHE in der ausgegeben hat und diese dann - zusammen mit seiner Mutter - ausgelöst und wir sagen von Herzen – Danke!“, RR Voker von zweiten Märzhälfte ihre Einrichtung komplett schließen und vorbeibrachte. Da er sonst eins der auffälligen Kinder ist, berührt Rumohr, JUH Harburg. konnte daher die über 1.000 Kinder nicht mehr wie gewohnt uns sein Einsatz noch einmal mehr. Auch die Herren halfen: Balthasar von Detten, Monika von Detten und RR Lutz-Rodrian Hetzler betreuen und sie auch nicht mehr mit den so wichtigen Mahlzei- So viel Gutes ist hier auf dem Weg. Auch die große Spenden- „Diese so wichtige Aktion hat einen „Höllenspaß“ gemacht ten versorgen. Zu den akuten Sorgen der bedürftigen Eltern kam bereitschaft bei Ihnen, liebe Johanniter, hat dieses ermöglicht. Wir am Montag, den 30. März, konnte Kurator ER Dr. Henning und bewirkt, dass es klappt aus Wenig ganz viel zu machen. Das nun auch noch Lebensmittelknappheit hinzu, da ihre Kinder danken von ganzem Herzen allen, die die ARCHE so großzügig Schneider eine erste Charge von 200 Masken an die dankba- Erlebnis, dass man im Verbund, aber doch einzeln, Mundschut- sonst in der ARCHE zu Mittag oder zu Abend essen. Zusätzlich bedacht haben. Die ganz besonders großzügige Spendensumme re Heimleitung des Wohltorfer Pflegeheims ausliefern (s. SK- ze näht und zwischendurch wichtiges Material zur Erstellung fürchteten die ARCHE-Mitarbeiter, dass die häusliche Gewalt wird sehr konkret eingesetzt: Wir haben frische Nahrungsmittel Bericht Bille). Die restlichen 300 folgten im Laufe der Woche. dieser erhielt, war ein tolles Erlebnis.“, Margarete Prinzessin in den beengten Wohnungen zunehmen könnte. Die ARCHE einkaufen und an die Familien verteilen können, zu Ostern beka- Inzwischen hatte sich eine aktive WhatsApp-Gruppe mit von Croy, Wohltorf. versuchte beide Problemfelder durch Lebensmittelspenden und men die Kinder kleine Spiele, Stifte, Springseile, Bastelutensilien, dem Namen „Nähen gegen Corona“ gebildet. In dem Chat ging Gaben von Bastel-, Mal- und Spielsachen etwas abzumildern. mit denen lange, schwierige Tage erträglicher werden. es um wichtige Dinge wie Nähutensilien, ob mit Schrägband Im Rückblick auf den Verlauf der Pandemie ist schwer vor- Und sie boten den Kindern und Jugendlichen mehr Nachhilfe- Natürlich machen wir uns auch Sorgen, wie es wohl weiter- oder Gummizug, wer während des totalen Lockdowns wo was stellbar, dass das Nähen von Atemschutzmasken „damals“ über- stunden an. geht. Wie können wir die Lücken, die sich bei vielen der ARCHE- besorgen und wie ausliefern kann. Nachdem das Wohltorfer haupt ein Thema sein konnte. Ende März hätte kaum einer von Dem Hilferuf des Freundeskreises der ARCHE (s. Kasten), Kinder durch die Schulschließungen auftun, wieder füllen? Das Johanniterheim versorgt war, stellte sich für die Näh-Heldinnen uns geahnt, dass das Tragen von Atemschutzmasken erst Pflicht die seit längerem von der Kommende, JHG und JUH unterstützt Einverständnis aller Geber vorausgesetzt, werden wir Ihre Spen- die Frage, ob das Projekt gleich wiedereingestellt werden soll- und dann Gewohnheit werden würde. ▪ wird, folgte ein Aufruf des Kommendators, Dr. Alexander von den zusätzlich dafür einsetzen, durch konzentrierte Nachhilfear- te oder anderen sozialen Einrichtungen vergleichbar zu helfen. Kuhlberg, an die Hamburger Johanniter, einen finanziellen Bei- beit mit den Kindern und Jugendlichen den verpassten Lernstoff Letztendlich hatten viele das gleiche Problem. trag für die ARCHE zu leisten. Spontan spendeten 63 Ritterbrü- aufzuholen. Dafür werden auch Honorarkräfte eingesetzt. Haben So war es dann auch. Mit der Anzahl der „ins Haus kom- der und befreundete Personen gut 11.000 Euro - viel mehr, als Sie herzlichen Dank, dass wir mit Ihrer Hilfe hier so gezielt die menden“ Hilferufe diverser Einrichtungen wuchs glückli- sich die ARCHE erträumt hatte. Umso herzlicher ist deren Dank Chancen der Kinder und Jugendlichen auf Bildung auffangen, cherweise auch die Gruppe der hilfsbereiten Näh-Heldinnen, an die Kommende: bzw. verbessern können. inzwischen auch über die Johanniterfamilie hinaus. Zu „Hoch- Bleiben Sie gesund und wohl behütet in diesen herausfor- Zeiten“ nähten insgesamt 28 Damen, zum Teil unterstützt von Liebe Johanniter, dernden Zeiten. ihrer „Hausgemeinschaft“; ich durfte als Koordinator im Hin- Ostern ist vorbei, die Corona-Krise dauert an. Viele von Ihre Sibylle v. Nerée, Aumühle, im April 2020 tergrund wirken. Ihnen fragen sich, wie es in diesen Tagen wohl der ARCHE geht. Letztendlich wurden 16 Einrichtungen mit Masken versorgt, Den Kindern und Jugendlichen in Jenfeld, Billstedt, deren Fami- Sibylle von Nerée ist Vorstandsmitglied des Freundeskreises der darunter neben den regionalen von den Johannitern betriebe- lien und auch den Mitarbeitern. ARCHE e. V., der die Arbeit der ARCHEN in Jenfeld, nen u.a. das Malteserstift in Wilhelmsburg, ein Johanniterheim Die Arbeit läuft auf Hochtouren weiter - es herrscht Not an Billsted und demnächst Harburg (ab August 2020) inhaltlich in Köln und vier Behindertenheime, deren Schützlinge regel- allen Ecken und Enden. Die Mittagessenversorgung in Schulen und vor allem finanziell unterstützt. Der Freundeskreis mäßig an den JHG-Behinderten/Integra-Freizeiten teilnehmen. und Kitas ist ausgesetzt, auch die Tafeln haben geschlossen. Eini- sammelt Spendengelder für die einzelnen Projekte der Die ARCHE in Jenfeld war genauso unter den Begünstigten ge Eltern haben jetzt schon ihre Jobs verloren, viele sind über- ARCHE. Die Spenden kommen wie St. Johannis Bergedorf oder das Auguste-Viktoria-Senioren- fordert mit den unversorgten Kindern im engen Zuhause, den zu 100% direkt den Kindern stift, in der Mitglieder der SK Elbe aktiv sind. Auch die Kurz- Schulschließungen, den Hausaufgaben. Viele wissen nicht, wie und Jugendlichen zugute: zeitpflege der Johanniter in Salzhausen, die Bahnhofsmission Versandfertig: Pünktlich zu Ostern bekam das Johanniter- sie diese Zeit finanziell überbrücken und ausreichend Lebensmit- www.freundeskreis-arche-hh.de Hamburg und die Alimaus, eine Tagesstätte für Wohnungslose, Seniorenheim in Köln-Poll die gewünschten Atemschutzmasken tel beziehen können. 12 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 13
GESAMTKOMMENDE GESAMTKOMMENDE Hauptkirche St. Petri in der Corona-Krise: Von Komm- auf Geh-Struktur umgestellt RR Hauptpastor Dr. Jens-Martin Kruse E in Gefühl wie wenn man plötzlich Akteur in einem Ostern bekamen alle Gemeindemitglieder eine Osterkerze mit Film ist, zu dem es noch kein Drehbuch gibt – so lässt einem kleinen Gruß zugeschickt, damit das Licht der Oster- sich die Herausforderung beschreiben, vor der wir an nacht auch in den Wohnungen scheint. der Hauptkirche St. Petri – und ähnlich in jeder anderen Kir- Die Reaktionen auf den Petri-Gruß waren anhaltend posi- chengemeinde - standen, als wir aufgrund der Auflagen, die tiv: Via E-Mail, Telefonanrufen und Briefen haben wir viele Das Kirchenschiff mit Altarraum von St. Petri: Die Hamburger Johanniter kennen die Hauptkirche gut von den jährlichen St. Ansgar-Feiern. Foto: C.-J. Bautsch Anfang März 2020 zur Eindämmung der Corona-Pandemie Rückmeldungen von Gemeindemitgliedern erhalten, die ihre erlassen wurden, unser bisheriges Angebot an Gottesdiensten, Freude und Dankbarkeit darüber zum Ausdruck gebracht es zudem die Möglichkeit, die Orgel von St. Petri zu hören und der Karwoche und an Ostern zu unterstützen, haben wir für Vorträgen, Konzerten und Gemeindeveranstaltungen fast auf haben, wie sie von „ihrer“ Hauptkirche in dieser Zeit begleitet das Lied im Hausgottesdienst begleitet singen zu können. Die- Gründonnerstag und die Osternacht besondere visuelle Ange- null herunterfahren mussten. Innerhalb weniger Tage waren werden. Durch den Petri-Gruß standen wir als Geistliche an sem Konzept lagen einige wichtige Annahmen zugrunde: bote entwickelt, die versucht haben, die inhaltliche Mitte dieser unsere Terminkalender genauso leergefegt wie unsere Kirche. einer offenen Citykirche, die tagtäglich von mehreren Tausend - Die Gemeinschaft der Heiligen, die wir jeden Sonntag mit Tage in Videos erlebbar zu machen. Für die Gottesdienste an Dabei wollten wir es nicht belassen. Zwei Dinge waren uns Menschen – in der Regel anonym und ohne Berührung mit uns den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses beken- Karfreitag, an Ostern und am Ostermontag haben wir jeweils schnell klar: Natürlich setzen wir die staatlichen Vorgaben um, Seelsorgern – aufgesucht wurde, in dieser merkwürdigen Zeit nen, existiert nicht nur, wenn wir gemeinsam in einem Raum zum Zuhören ein Podcast produziert. die dem Schutz der Gesundheit von Menschen dienen. Aber mit sehr viel mehr Menschen in sehr regem und persönlichen anwesend sind, sondern verbindet uns der Verheißung Jesu Und wir haben mit Blick auf unsere Kirche gleich am Anfang so sehr das Virus die Kirchen „im Griff“ hatte, wir wollten ihm Austausch als zuvor. entsprechend „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem der Krise entschieden, dass wir die Petri-Kirche offenlassen – doch nicht die Macht einräumen, auch das geistliche Leben Offenheit und Zuwendung ist an St. Petri in besonderer Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt. 18,20) auch mit- für Menschen, die sie zu Gebet, Besinnung und Stille aufsu- und die Beziehungen zu unseren Gemeindemitgliedern lahm- Weise auch mit dem Beratungs- und Seelsorgezentrum (BSZ) einander, wo wir räumlich voneinander getrennt sind. In diese chen, aber auch als Ausdruck unserer Sehnsucht und Hoffnung, zulegen. Die Bedingungen unserer Arbeit hatten sich gravierend verbunden. Zu Beginn der Krise musste die offene Beratung Grunderfahrung des Glaubens übten wir uns in dieser Zeit neu möglichst bald wieder gemeinsam Gott loben und ihm danken und weitreichend verändert, aber der Auftrag blieb derselbe, eingestellt werden. In Kooperation mit der Landeskirche wurde ein. können. Jeden Wochentag feierten wir Pastoren, mit den Men- nämlich: das Evangelium Jesus Christus in Wort und Tat zu schnell eine Seelsorge-Hotline neu eingerichtet, damit Men- - Die Notsituation stellte auch eine Chance dar, neu zu ler- schen, die sich zufällig oder bewusst in der Kirche einfanden. kommunizieren. schen in persönlichen Notsituationen zumindest telefonisch nen und Menschen dabei zu unterstützen, im Sinne des Pries- Da unser Kirchenmusiker angeboten hatte, nachmittags in der Doch, wie geht Kirche unter Corona-Bedingungen? Eine einen Ansprechpartner finden konnten. tertums aller Getauften in der eigenen Wohnung Gottesdienst Kirche Orgelmusik zu spielen, haben wir ein wenig ‚anarchisch‘ derart offene, unvorhersehbare und unplanbare Situation stellt zu feiern. zu den in unserer Kirche üblichen Zeiten mittags und nachmit- für jeden einzelnen wie für die Kirchen eine große Herausfor- Intensiv haben wir über die Frage nachgedacht, wie unter - An den Sonn- und Festtagen wurde der Gottesdienst tags ein Angebot aufrechterhalten. Dazu wurde genauso wenig derung dar. Es gibt weder ein Handbuch, in dem man auf der den neuen Bedingungen Gottesdienst gefeiert werden kann. von Pastor/Pastorin, Organist und Küster in der Hauptkirche mit Glockengeläut eingeladen wie zu den Gottesdiensten. Suche nach Lösungen einfach mal nachschlagen kann. Noch Dabei war und ist es für uns Pastoren an St. Petri entscheidend St. Petri – bei geschlossenen Türen - gefeiert. Die Kontinuität Wie Forscher, die eine neue Welt betreten, haben wir ver- gibt es Erfahrungen mit ähnlichen Krisen, auf die wir zurück- wichtig, Formen zu finden, die es Menschen ermöglichen, geistlichen Handelns in seinen gottesdienstlichen Grundvollzü- sucht, für die Menschen, die zur Hauptkirche St. Petri gehören, greifen konnten. Es galt einen neuen „Modus Vivendi“ zu fin- eigenständig in ihren Wohnungen Gottesdienst zu feiern. Wird gen zu erhalten und zu praktizieren, gehört aus Sicht unseres Angebote zu entwickeln, wie unter den neuen Bedingungen den, der es Menschen in unserer Stadt ermöglicht, auch unter in der Hauptkirche St. Petri üblicherweise an jedem Sonntag Glaubens zu den Grundlagen, damit eine spirituelle Gemein- Glaube gelebt werden kann. Von entscheidender Bedeutung ist den veränderten Rahmenbedingungen zu erfahren, was für die eine festliche Evangelische Messe gefeiert, so machte die neue schaft erfahrbar werden kann, wenn für eine befristete Zeit das dabei, dass wir innerhalb kürzester Zeit konzeptionell von einer Arbeit der Hauptkirche St. Petri kennzeichnend ist: freundliche Situation das Finden von liturgischen Formen notwendig, die Zusammenfeiern in der Kirche nicht stattfinden kann. Komm-Struktur, die unser Gemeindeleben bisher weitgehend und voraussetzungslose Zuwendung, schöne Gottesdienste und sich auf die entscheidenden Elemente eines Gottesdienstes kon- - Das ist ein Notzustand, keine ‚neue Normalität‘. Das zwi- geprägt hat, auf eine Geh-Struktur umgestellt haben und uns ein offener Kirchraum. zentrieren, was zugleich auch eine besondere Herausforderung schenmenschliche Auf-Abstand-Gehen ist Ausdruck der unter viel stärker als bisher an der Situation und an den Bedürfnissen Für die Gestaltung und Pflege des Kontaktes mit den an die Verständlichkeit von Gebeten, Liedern und Ansprachen den Bedingungen der Pandemie gebotenen Solidarität, kein der Menschen ausgerichtet haben. In dieser veränderten Blick- Gemeindemitgliedern haben wir von Woche eins der Krise an darstellt. Alle Texte eines Sonntags wurden gemeinsam mit dem Normalzustand. richtung, die zu einem anderen kirchlichen Handeln führt, sehe einen sogenannten „Petri-Gruß“ aufgelegt, der postalisch oder Petri-Gruß freitags an alle Gemeindemitglieder versandt. Mit - Kirche kann nicht ohne leibhaftige Gemeinschaft im Glau- ich eine große Lernchance für die Kirchen, auch für die Zeit digital immer freitags versandt wurde und einige Informationen der Aufnahme des Wochenliedes durch unseren Kirchenmusi- ben und zwischenmenschliche Begegnung sein. nach der Pandemie. Was für Kirche unter Corona-Bedingungen aus der Gemeinde und zu aktuellen Entwicklungen enthielt. Zu ker, die als Audiodatei mit dem Petri-Gruß versandt wurde, gab Um das gottesdienstliche Erleben der besonderen Tage in gilt, das trifft auch sonst zu: Es reicht nicht mehr aus, darauf zu 14 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 KOMMENDE KURIER – Heft 1 / Juli 2020 15
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