2RÄDER 200JAHRE Unterrichtsmaterialien für Schulen - FREIHERR VON DRAIS UND DIE GESCHICHTE DES FAHRRADES - Technoseum

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2 RÄDER   200 JAHRE
            FREIHERR VON DRAIS
    UND DIE GESCHICHTE DES FAHRRADES

  Unterrichtsmaterialien für Schulen
BILDNACHWEIS • IMPRESSUM

                                                                                                                                BILDNACHWEIS                                            IMPRESSUM

                                                                                                                                Archiv Dr. Friedmann, Mannheim: S. 5, 24                2 Räder – 200 Jahre
                                                                                                                                                                                        Freiherr von Drais und die Geschichte des
                                                                                                                                bpk: S. 54
                                                                                                                                                                                        Fahrrades
                                                                                                                                Deutsches Fahrradmuseum, Bad Brückenau: S. 7            Unterrichtsmaterialien für Schulen
                                                                                                                                Stadt Mannheim, Fotograf: Thomas Tröster: S. 19
                                                                                                                                                                                        Herausgegeben vom TECHNOSEUM
                                                                                                                                Stadtgeschichtliches Museum, Leipzig: S. 61             Landesmuseum für Technik und Arbeit
                                                                                                                                Schlossbergmuseum, Chemnitz: S. 65                      in Mannheim
                                                                                                                                                                                        Museumsstraße 1
                                                                                                                                TECHNOSEUM – Landesmuseum für Technik und               68165 Mannheim
                                                                                                                                Arbeit in Mannheim, Bildarchiv: S. 10                   www.technoseum.de

                                                                                                                                Reproduktionen aus:                                     Konzeption
                                                                                                                                Allgemeine Illustrierte Zeitung 1897: S. 40             Linda Schmitt (Karl-von-Drais-Schule)
                                                                                                                                Franke, Jutta: Illustrierte Fahrradgeschichte, Berlin   Horst Steffens (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                1987: Innentitel                                        Nadine Strifler (Karl-von-Drais-Schule)
                                                                                                                                Illustrierter Hauptkatalog für Deutschland-Fahr-
                                                                                                                                                                                        Texte
                                                                                                                                räder und Zubehörteile von August Stukenbrok.
                                                                                                                                                                                        Thomas Kosche (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                Erstes u. grösstes Special-Fahrrad-Versandhaus
                                                                                                                                                                                        Anke Neuhaus (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                Deutschland‘s, Einbeck 1901 (Reprint, Hildesheim-
                                                                                                                                                                                        Linda Schmitt (Karl-von-Drais-Schule)
                                                                                                                                Zürich-New York 2014): S. 57 u., 58
                                                                                                                                                                                        Horst Steffens (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                Nöll, Jürgen: Opel-Fahrräder. Fünf Jahrzehnte           Nadine Strifler (Karl-von-Drais-Schule)
                                                                                                                                Fahrradbau in Rüsselsheim, Bielefeld 2011: S. 8 o.
                                                                                                                                                                                        Redaktion
                                                                                                                                Rauck, Max J. B./Gerd Volke/Felix R. Paturi: Mit
                                                                                                                                                                                        Antje Kaysers (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                dem Rad durch zwei Jahrhunderte. Das Fahrrad
                                                                                                                                                                                        Thomas Kosche (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                und seine Geschichte, Aarau-Stuttgart 1979: S.47,
                                                                                                                                50, 57
                                                                                                                                                                                        Gestaltung
                                                                                                                                Technisches Museum Wien (Hg.): Fahr!Rad – von           Frank Ketterl (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                der Draisine zur Hightech-Maschine, Wien 2002:
                                                                                                                                S. 48                                                   Plakatgestaltung
                                                                                                                                                                                        res d Design und Architektur, Köln
                                                                                                                                Alle weiteren Abbildungen und
                                                                                                                                Exponatfotografien:                                     Lektorat
                                                                                                                                TECHNOSEUM – Landesmuseum für Technik und               Antje Kaysers (TECHNOSEUM)
                                                                                                                                Arbeit in Mannheim, Fotograf: Klaus Luginsland
                                                                                                                                                                                        Schlussredaktion
                                                                                                                                Trotz sorgfältiger Recherche ist es nicht gelungen,     Wof-Diether Burak
                                                                                                                                alle Bildrechteinhaber ausfindig zu machen.
                                                                                                                                Sie werden gebeten, sich mit dem Museum in              Druck
                                                                                                                                Verbindung zu setzen.                                   NINO Druck, Neustadt / Weinstraße

                                                                                                                                                                                        Mannheim, im August 2016

                                                                                                                                                                                        Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband:
                                                                                                                                                                                        2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die
                                                                                                                                                                                        Geschichte des Fahrrades
                                                                                                                                                                                        [11. November 2016 – 25. Juni 2017,
                                                                                                                                                                                        TECHNOSEUM, Landesmuseum für Technik und
                                                                                                                                                                                        Arbeit in Mannheim], Mannheim 2016
                                                                                                                                                                                        ISBN 978-3-8062-3374-2

Fahrradabstellplatz vor Mannheimer Fußballstadion, 1936. Sehr wahrscheinlich entstand das Foto beim Spiel SV Waldhof Mannheim
gegen Schalke 04, das am 11.04.1936 mit 1:1 endete. 50.000 Zuschauer wohnten dem Spiel bei!
2 RÄDER — 200 JAHRE
                         FREIHERR VON DRAIS
                 UND DIE GESCHICHTE DES FAHRRADES

             Unterrichtsmaterialien für Schulen

Vorwort                                                                2

Grußwort                                                               3

Einführung in die Ausstellung                                          4

Lageplan der Ausstellung                                              12

Themen für den Unterricht in Museum und Schule

1.   WAS IST EIN VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?
     Fahrrad-Detektive ermitteln in der Großen Landesausstellung
     Grundschule Kl. 3/4                                              14

2. UNTERRICHTSEINHEIT: FAHRRAD UND TECHNIK
   Die (Weiter-) Entwicklung der Draisine zum heutigen Fahrrad
   Realschule /Gymnasium Kl. 5/6                                      20

3. ÜBERSETZUNG UND GESCHWINDIGKEIT
   Physik am Beispiel der Entwicklung des Fahrrades
   Realschule/Gymnasium Kl. 7- 10                                     35

4. UNTERRICHTSEINHEIT: DAS FAHRRAD IN DER GESELLSCHAFT
   Welche Bedeutung hatte die Erfindung für verschiedene
   Gesellschaftsschichten in der Zeit der Industriellen Revolution?
   Realschule/Gymnasium Kl. 7/ 8                                      43

Lösungsvorschläge                                                     68

Literaturtipps                                                        68

Bildnachweis                                                          69
Impressum                                                             69
VORWORT

    Auch zur Großen Landesausstellung „2 Räder –            Mein großer Dank geht also an die Karl-von-Drais-
    200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte        Schule in Mannheim, deren Direktor, Herr Nuh
    des Fahrrades“ stellt das TECHNOSEUM hiermit            Duran, es ermöglicht hat, dass Schule und Mu-
    wieder ein Schulheft vor. Es eröffnet den Lehre-        seum so eng zusammenarbeiten konnten. Inhalt-
    rinnen und Lehrern der drei Bundesländer Baden-         lich getragen haben die Arbeit seine Kolleginnen
    Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz die             Linda Schmitt und Nadine Strifler, die neben ih-
    Möglichkeiten, „das Fahrrad“, seine Geschichte          ren normalen Unterrichtsverpflichtungen Zeit und
    und seine Aktualität in ihren Unterricht einzubin-      Mühe aufgewandt haben, sich gemeinsam mit
    den und diesen durch den Besuch einer großen            der Projektgruppe am Museum in die Ausstellung
    Ausstellung in einem bewährten außerschuli-             einzuarbeiten und daraus Unterrichtsvorschläge
    schen Lernort zu erweitern. Für den Kompetenz-          zu entwickeln. Das ist bei der Beanspruchung
    erwerb, der zunehmend die bundesdeutschen               durch den Schulalltag nicht selbstverständlich,
    Bildungspläne prägt, ist dieses „Herausgehen aus        weshalb beiden ein ebenso großer Dank auszu-
    der Schule“ eine wesentliche Voraussetzung, um          richten ist.
    die engen gesellschaftlichen Bezüge von schuli-
    scher Bildung mit historischer wie aktueller poli-      Nun hoffe ich, dass Ihnen, liebe Lehrerinnen und
    tischer, sozialer, kultureller, technischer und wirt-   Lehrer, dieses Schulheft viele Anregungen bie-
    schaftlicher Entwicklung erkennbar und erlebbar         tet, um gemeinsam mit Ihren Schülerinnen und
    werden zu lassen.                                       Schülern das TECHNOSEUM als Bildungs- und
                                                            Erlebnisort aufzusuchen.
    Seit nunmehr zehn Jahren erstellen wir zu unseren
    großen Ausstellungen die sog. „Schulhefte“. Es
    ist bemerkenswert, dass am Beginn dieser Reihe          Hartwig Lüdtke
    ebenfalls das Thema „Mobilität“ stand: „Aben-
    teuer Raumfahrt. Aufbruch ins Weltall“ war die          Direktor
    erste, „Mannheim auf Achse. Mobilität im Wan-           TECHNOSEUM
    del 1607 – 2007“ die zweite Ausstellung, zu der
    museumspädagogisch erarbeitete Unterrichtsvor-
    schläge herausgegeben und von den Lehrerinnen
    und Lehrern der allgemeinbildenden Schulen
    aufgegriffen wurden. Mit „2 Räder – 200 Jahre“
    schließt sich nun ein Kreis, in dem das Angebot
    der „Schulhefte“ immer weiter entwickelt wurde.

    Neu ist in diesem Jahr, dass wir für das Schulheft
    eine Kooperation mit einer Schule eingegangen
    sind. Was lag näher, als zu „Freiherr von Drais und
    die Erfindung des Fahrrades” auf die Kompetenzen
    der Mannheimer Karl-von-Drais-Schule zurückzu-
    greifen? Diese Zusammenarbeit hat zur Folge,
    dass das Heft nicht ausschließlich auf einzelnen
    Stundenentwürfen basiert, sondern für die Klas-
    senstufen 5/6 und 7/8 mehrstündige Unterrichts-
    sequenzen entwickelt worden sind, die in ihrem
    Verlauf die Einbindung eines Museumsbesuchs
    vorsehen. Dadurch sind Ausstellung und Unterricht
    noch enger verzahnt worden, werden doch für die
    Arbeitsblätter stets Objekte, Exponate und Quel-
    len benutzt, die aus der Ausstellung stammen. So
    kann zu einem beliebigen Zeitpunkt während der
    mehrstündigen Unterrichtssequenzen ein Muse-
    umsbesuch variabel eingeplant werden.

2                                                    TECHNOSEUM
GRUSSWORT

„Neue Horizonte für Ihr Kind“ ist Leitsatz unse-        Seitens der Karl-von-Drais-Schule freuen wir uns
rer Karl-von-Drais-Schule Mannheim. Gleichzei-          sehr, dass wir an der Großen Landesausstellung
tig wollen wir mit unserer Namensgebung den             „2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die
innovativen Geist des Freiherrn Karl von Drais          Geschichte des Fahrrades“ beteiligt sein dürfen.
repräsentieren und uns durch den regionalen             Für die fruchtbare Zusammenarbeit daher ein
Bezug des Erfinders identifizieren: neue Hori-          ganz besonderer Dank an die Museumsleitung,
zonte für unsere junge Schule, das Kollegium,           Herrn Prof. Dr. Lüdtke, die Projektleitung, Herrn
die Schülerinnen und Schüler – neue Horizonte           Dr. Kosche und Frau Gramlich, sowie an Herrn Dr.
im Mitwirken an der Großen Landesausstellung            Steffens!
„2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die
Geschichte des Fahrrades“. Das mit der Ausstel-         Ein herzliches Dankeschön auch an Frau Linda
lung einhergehende Jubiläumsjahr 2017 steht             Schmitt und Frau Nadine Strifler für ihr intensives
ganz im Sinne unseres Namensgebers, und so              Mitarbeiten und Konzipieren dieses Schulhefts,
freuen wir uns sehr, dazu unseren Beitrag leisten       überhaupt ihren außerordentlich engagierten
zu können.                                              Einsatz zusätzlich zum Unterricht an der Karl-von-
                                                        Drais-Schule Mannheim.
Das Fahrrad ist heute ein sehr beliebtes Fortbe-
wegungsmittel, das oftmals als selbstverständlich       Allen Besucherinnen und Besuchern dieser Aus-
erachtet, aber aufgrund des hohen alternativen          stellung des TECHNOSEUM wünschen wir viel
Verkehrsaufkommens an sich gar nicht mehr               Freude und Neugier bei der Entdeckungsreise
großartig wahrgenommen wird. Den Ursprung               des Erfinders Freiherr Karl von Drais und darüber
dieser Erfindung des Fahrrades hinterfragen wir         hinaus beim Beschäftigen mit dem zugehörigen
kaum. Und genau hier knüpft die Ausstellung an          Schulheft – allen gemeinsam ein nachhaltiges Er-
unsere Alltagswelt an. Als gleichnamige Schule          leben im Unterricht wie auch im Museum!
ist es uns ein Anliegen und zugleich auch eine
Ehre, uns mit dem TECHNOSEUM und allen an
der Ausstellung Beteiligten gemeinsam auf diese         Nuh Duran
Entdeckungsreise zu begeben.
                                                        Schulleiter
Während der Unterricht und überhaupt das pä-            Karl-von-Drais-Schule Mannheim
dagogische Zusammenwirken von Lehrern und
Schülern hauptsächlich in den üblichen Lernräu-
men der Schule stattfindet, bietet gerade der
Lernort Museum die Möglichkeit, gemeinsam mit
den Schülern auf eine historische Entdeckungsrei-
se zu bestimmten Themen zu gehen. Dabei wer-
den unter anderem Perspektivenwechsel, Empa-
thie und kritisches Hinterfragen geschult.

Das Museum ist für Lehrerinnen und Lehrer sowie
Schülerinnen und Schüler als Lernort attraktiv, da
der Unterricht außerhalb der gewohnten Lernum-
gebung stattfindet und allein schon deshalb anspre-
chend ist. Hier können Schülerinnen und Schüler
Wirklichkeitsausschnitte realitätsnah betrachten,
wodurch das Thema anschaulich und jedem Schüler
der Zugang erleichtert wird. Auch später kann die
Lehrkraft auf das beim Museumsbesuch Gesehene
und Erlebte zurückgreifen. Das begleitende Schul-
heft zur Ausstellung ist hierfür besonders hilfreich.
Es dient als Vorschlag für den Unterricht und als
Verknüpfung eines historischen Ereignisses bzw. ei-
ner Erfindung mit greifbarem Aktualitätsbezug für
Jedermann – insbesondere für die Schüler.

                                                 TECHNOSEUM                                                   3
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

        2 RÄDER — 200 JAHRE
                             FREIHERR VON DRAIS
                     UND DIE GESCHICHTE DES FAHRRADES

    Das Fahrrad ist so genial wie in der Form optimal. Es zu fahren, ist energieeffizienter
    als jede andere Fortbewegungsmethode. Das Fahrrad ist die Antwort auf eine Viel-
    zahl von Problemen der Vergangenheit und Zukunft. Fahrradfahren ist CO -neutral
                                                                                 ²
    und verbraucht keine fossilen Energieträger. Das Fahrrad umfährt den Innenstadtstau
    und kennt (fast) keine Parkplatzprobleme. Fahrradfahrten wirken Bewegungsman-
    gel entgegen und verhindern Fettleibigkeit. In einer alternden Gesellschaft erlauben
    Fahrräder mit flachem Durchstieg, Dreiräder oder batterieunterstützte Räder auch
    Menschen in hohem Alter oder mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit die Teilhabe
    an der individuellen Mobilität. Bei Stress und Reizüberflutung ersetzt eine längere
    Fahrradfahrt jedes teure Wellnessangebot.

    Das Fahrrad ist ein krisenfestes Verkehrsmittel       wenig Folgeinvestitionen in Verschleißteile. Unter
    auch in Not- und Mangelzeiten, vorausgesetzt          allen heute verbreiteten Verkehrsmitteln ist es das
    es gibt intakte Reifen und Schläuche oder Ersatz-     einzige mit uneingeschränkter Zukunftsfähigkeit.
    lösungen. Es ist auch abseits der Wohlstandsre-
    gionen erschwinglich genug, um Verbreitung            Diese Ausstellung anlässlich des 200. Jahrestages
    zu finden. Das Fahrrad lässt sich in Aufbau und       der ersten Fahrt mit der Laufmaschine ist die Wür-
    Material modifizieren, in Details verbessern, aber    digung einer bahnbrechenden Erfindung, die der
    schon vor rund 120 Jahren hat es seine gültige        Freiherr Karl von Drais im Juni 1817 in Mannheim
    Grundform gefunden. Es ist technisch raffiniert,      präsentierte. Dabei wird weitgehend chronolo-
    aber doch simpel genug, um mit ein wenig Sach-        gisch in vier Präsentationszonen den Fragen nach-
    verstand gewartet und repariert werden zu kön-        gegangen, wie die technische Entwicklung verlief
    nen. Bei guter Grundqualität und etwas Pflege         und sich die Produktion vom Handwerksartikel
    ist es ausgesprochen dauerhaft und verlangt nur       zum industriell gefertigten Massenprodukt wan-

4                                                  TECHNOSEUM
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

delte, welche Bevölkerungsgruppen das Fahrrad        Zukunft einnehmen wird. Angereichert wird dies
nutzten, wie sich die Bedeutung zwischen exklu-      durch interaktive Stationen, in denen es um die
sivem Sportgerät und nützlichem Alltagsgegen-        physikalischen Gesetze und technischen Voraus-
stand mehrfach änderte, welches Image es heute       setzungen geht, die die Funktion ermöglichen
hat und welchen Stellenwert es in der aktuellen      und wie man diese Funktionstüchtigkeit beim ei-
Verkehrsplanung einnimmt und (vielleicht) in der     genen Fahrzeug erhalten kann.

               KARL VON DRAIS – DER ZEIT VORAUS
Zunächst widmet sich die Ausstellung den ersten      trug der höchste Preis im Juni 1817 schon neun
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Als Drais am       Gulden und 30 Kreuzer. Ein „Weck“ zu einem
12. Juni des Jahres 1817 zur Jungfernfahrt auf-      Kreuzer, zuvor mit einem Gewicht von sieben Loth
brach, die ihn aus der ummauerten Stadt Mann-        (ein Loth hatte ca. 16 Gramm) verkauft, wog nun
heim ein Stück hinausführte über die gepflasterte    nur noch 2,5 Loth. Vielleicht kam die Erfindung
Chaussee Richtung Schwetzingen und von der er        aber doch zu einem günstigen Zeitpunkt. Gab
nach gut einer Stunde und rund 14 gefahrenen         es nicht nun einen brauchbaren Ersatz für die im
Kilometern wieder zu seinem Wohnhaus zurück-         Unterhalt extrem teuer gewordenen oder gar ge-
kehrte, fiel das in einen Moment, in der                        schlachteten Reitpferde? Die Jungfern-
die allergrößte Zahl seiner Zeitge-                                   fahrt war einer der Augenblicke,
nossen ganz andere Sorgen                                                 in denen Geschichte beginnt.
gehabt haben dürften. Hin-                                                   Nur kam dieser 50 Jahre zu
ter ihnen lagen mehr als                                                       früh und womöglich fand
20 Jahre kriegerischer                                                           er im falschen Land statt.
Auseinandersetzung                                                                Baden hinkte in der
mit dem napoleoni-                                                                 technisch-industriellen
schen Frankreich, um-                                                               Entwicklung Jahrzehn-
fangreiche territoriale                                                             te hinter England, der
und politische Neu-                                                                 Schweiz und Teilen
gliederungen in ganz                                                               Frankreichs her. Es
Europa und ein Vul-                                                               gab keinen wirksamen
kanausbruch im fernen                                                            Schutz einer Erfindung
Südostasien, von dem                                                            im Sinne eines Patents.
sie keine Notiz nahmen,                                                       Die allermeisten Menschen
der aber eine Katastrophe zur                                              lebten am Rande des Exis-
Folge haben sollte, die gerade im                                      tenzminimums und brauchten an
Augenblick der Drais’schen Ausfahrt                               eine teure Anschaffung wie die einer
ihren Höhepunkt erreichte. Zwischen dem 10.          Laufmaschine nicht einmal denken. Auch gab es
und 15. April 1815 brach der auf der Insel Sumba-    für sie ohnehin keine legalen Möglichkeiten, sich
wa in Südostasien gelegene Vulkan Tambora aus,       mehr als ein paar Kilometer von ihrem Geburtsort
eine der größten nachweisbaren Vulkaneruptio-        zu entfernen. Drais war ein Erfinder mit Ideen, für
nen überhaupt. Asche und Gase verteilten sich in     die es kaum einen Markt gab, mit Vermarktungs-
der Atmosphäre und hatten erhebliche Auswir-         einfällen wie einem Verkaufsprospekt, einem Li-
kungen auf das Wetter in Nordamerika und Euro-       zenzsystem und Rabattangeboten, für die die Zeit
pa. 1816 gilt als Jahr ohne Sommer mit niedrigen     nicht reif war, und er stieß auf mehr Widerstände
Temperaturen, Hagelschlag, heftigen Regenfällen      als Zustimmung bei seinen Mitmenschen.
und Überschwemmungen. Die geringe Ernte und
darauf folgende Spekulationsgeschäfte hatten
dramatisch steigende Getreidepreise und Hun-         Portrait Karl von Drais, 1820,
gersnöte zur Folge. Kostete auf dem Mannheimer       Künstler unbekannt.
Wochenmarkt ein Malter (150 Liter) Hafer zur Zeit
des Ausbruchs vier Gulden und 18 Kreuzer, so be-

                                              TECHNOSEUM                                                      5
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

    Seine wichtigste Erfindung, die Laufmaschine,       Idee in Deutschland keine weitere Verbreitung
    wird in diesem Teil der Ausstellung in einer gan-   mehr fand und auch die Person des Erfinders in
    zen Anzahl von Originalen gezeigt, dazu gesellen    Vergessenheit geriet. Es dauerte 60 Jahre, bis er
    sich Dokumente und zeitgenössische Exponate,        die gebührende Anerkennung erfuhr. Sie kam,
    die von den Lebensumständen in den Jahren um        als das Fahrrad technisch eine alltagstaugliche
    1817 berichten. Drais baute die weitgehend aus      Form gefunden hatte und die wirtschaftlichen
    Holz und wenigen eisernen Teilen bestehenden        und sozialen Bedingungen den Durchbruch mög-
    Fahrzeuge nicht selber, sondern verkaufte Bau-      lich machten. Die Anerkennung ging von seiner
    pläne, die von Handwerkern umgesetzt werden         Geburts- und Sterbestadt Karlsruhe aus. Dann
    mussten. Ausstattung und Arbeit in einer solchen    brauchte es noch einige Jahre, bis sie auch am Ort
    Wagnerei werden daher thematisiert.                 der Jungfernfahrt in Mannheim spürbar wurde.
    Die politischen und administrativen Widerstän-      In einem Exkurs aus der Chronologie wird davon
    de gegen Drais und das Fahren auf Laufmaschi-       berichtet.
    nen führten zu einer langen Zeitphase, in der die

                           ZWISCHEN SPORTGERÄT UND
                            MASSENVERKEHRSMITTEL

                                                        Die zweite Ausstellungszone nimmt den für rund
                                                        40 Jahre gerissenen Faden in der Weiterentwick-
                                                        lung der Laufmaschine wieder auf und führt in die
                                                        1860er Jahre. War es 1817 vielen Menschen ein
                                                        Rätsel, wie man auf dem Gefährt des Freiherrn ba-
                                                        lancieren könne, so fehlte es nun erst recht an der
                                                        Vorstellung, sich mit vom Boden abgehobenen
                                                        Füßen auf zwei Rädern fortbewegen zu können.
                                                        Genau das war aber notwendig beim sogenann-
                                                        ten Tretkurbelvelociped, dessen Ursprünge nicht
                                                        restlos geklärt sind. 1867 baute es Pierre Michaux
                                                        in Paris in Serie und die Präsentation auf der dor-
                                                        tigen Weltausstellung im selben Jahr machte es
                                                        einem internationalen Publikum bekannt, was es
                                                        zu einem Verkaufserfolg werden ließ. Tatsächlich
                                                        musste das Fahren mit dem Velociped erst einmal
                                                        mit Ausdauer geübt werden. Dann traten auch
                                                        Nachteile zu Tage: Das aus Eisen gefertigte und
                                                        mit Holzrädern bestückte Fahrzeug war nicht nur
                                                        schwer, sondern auch schwerfällig, die erzielbare
                                                        Geschwindigkeit angesichts des geringen Abroll-
                                                        umfangs des mit Pedalen angetriebenen Vorder-
                                                        rades bescheiden. Es lag nahe, den Durchmesser
                                                        zu vergrößern, um Abhilfe zu schaffen. In einem
                                                        einige Jahre dauernden Evolutionsprozess wurden
                                                        die Vorderräder immer größer, die Holzräder und
                                                        Speichen durch solche aus Metall ersetzt und die
                                                        Felgen mit Vollgummireifen bestückt. Das Hoch-
    Der Rennsport war von Beginn an Motor der           rad wurde nicht erfunden, sondern war das Pro-
    Fahrradwerbung, Werbeschild um 1900.                dukt einer Weiterentwicklung, die bald an Gren-
                                                        zen stieß. Die beachtliche Sitzhöhe und die durch
                                                        die Fahrerposition nahe der Vorderachse gegebe-

6                                                TECHNOSEUM
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

Der Radfahrer-Verein Ehingen 1895: Noch sind Hoch- und Niederrad vereint.

ne Kopflastigkeit führten zu schweren Stürzen.       Die entscheidenden Schritte der Evolution des
Auf der Suche nach Abhilfe, die vor allem in Eng-    Tretkurbelvelocipeds zum Niederrad mit Luftbe-
land vorangetrieben wurde, entwickelte sich ein      reifung sind in der Ausstellung mit signifikanten
Konzept, das unter der Bezeichnung Sicher-                 Objekten vertreten: Eine Gruppe aus mehre-
heitsniederrad den Weg für die bis heu-                         ren Zweirädern und einem Dreirad aus
te gültige Grundform des Fahrrades                                den letzten beiden Jahrzehnten des
ebnete: Zwei gleich große Räder,                                    19. Jahrhunderts verdeutlicht die
Antrieb mit Kette und Überset-                                       Verwandtschaft mit dem ersten
zung auf das Hinterrad sowie der                                     Automobil, in einer Inszenierung
von einem Rohrdreieck gebildete                                      zur fabrikmäßigen Fahrradpro-
sogenannte Diamantrahmen. Als                                        duktion werden die Fertigungs-
Komponenten kamen Kugella-                                           methoden im Unterschied zur
ger, nahtlos gezogene Rohre und                                     vorangegangenen handwerklichen
dünne, zugbelastbare Drähte für die                               Herstellung thematisiert.
Speichen zum Einsatz, und es wurde sel-
ber zu einem Produkt industrieller Massenfer-             Der beschriebene Entwicklungsverlauf be-
tigung. Zudem fußte das erste Automobil, der Pa-     deutete keinesfalls, dass das Fahrrad damit zu
tent-Motorwagen von Carl Benz, ganz wesentlich       einem allseits verbreiteten Alltagsgegenstand
auf der Technologie des Fahrrades. Und auch mit      geworden wäre. Es war ein teures Freizeit- und
einer entscheidenden Innovation für das gesam-       Sportgerät vornehmlich junger Männer aus der
te Straßenverkehrswesen ging es dem Automobil        Mittel- und Oberschicht. Mit dem Übergang zum
voran: Die Pneumatik, der luftgefüllte Gummi-        Niederrad wurde das Fahrradfahren auch für
reifen, kam in großen Stückzahlen zunächst bei       Frauen aus diesen Kreisen interessant, der Nut-
Fahrrädern zum Einsatz und verbesserte die mög-      zung stand allerdings die Bekleidung aus langen
liche Fahrgeschwindigkeit und den Fahrkomfort        Röcken, Unterröcken und Schnürmiedern entge-
markant.                                             gen. Die Frauen, die es trotzdem wagten, durften
                                                     sich auf Widerstand von allen Seiten einstellen
Abzeichen und Anstecker waren für                    – von Ärzten, Pfarrern, Ehemännern und nicht
Vereinsmitglieder Ehrensache.

                                              TECHNOSEUM                                                 7
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

                                                 Schneller als ein Pferd: Joseph Fischer gewinnt
                                                 1893 auf einem Opelrad das 4000 m-Rennen
                                                 gegen ein Trabergespann in München.

                                                        zuletzt von den Geschlechtsgenossinnen, die
                                                        nicht Fahrrad fuhren. Diejenigen, die sich darüber
                                                        hinwegsetzten und dazu womöglich Hosenröcke
                                                        oder gar Hosen trugen, erfreuten sich aber wie
                                                        die männlichen Fahrer an der sportlichen Betäti-
                                                        gung und der Erweiterung des Aktionsradius, die
                                                        sicherlich auch neue persönliche Freiheiten nach
                                                        sich zog. Die Hersteller reagierten und brachten
                                                        Damenräder ohne Rahmenquerstange auf den
                                                        Markt, die auch mit Röcken gefahren werden
                                                        konnten. Die Gegner und Freunde des Radfah-
                                                        rens fochten derweil ihre Scharmützel in Texten
                                                        oder Karikaturen aus und formten die noch heute
                                                        gültigen Stereotypen: Radler als Sportbegeisterte,
                                                        Gesundheitsbewusste, Freizeithelden, Angeber
                                                        oder Rowdys. Die Tauglichkeit des Fahrrades für
                                                        den militärischen Einsatz wurde ebenfalls intensiv
                                                        diskutiert; es entstanden für verschiedene Trup-
                                                        pengattungen Varianten, von denen sich keine
                                                        dauerhaft durchsetzen konnte. In den ersten Jah-
                                                        ren des 20. Jahrhunderts verbilligten sich Fahrrä-
                                                        der in Deutschland durch den hohen Ausstoß der
                                                        Fabriken und eine Überschwemmung des Mark-
                                                        tes mit amerikanischen Importen. In kurzer Zeit
                                                        entwickelte es sich zum auch für Arbeiterinnen
                                                        und Arbeiter erschwinglichen Fahrzeug und in
    Wahrscheinlich ein Werbeplakat für Litfaß-          den Folgejahren zu einem Massenverkehrsmittel.
    Säulen um 1900: „All Heil!” war Gruß und            Die wohlhabenderen Schichten wendeten sich
    Parole der bürgerlichen Radfahrervereine.           dem Motorrad oder dem Automobil zu. Eng ver-

8                                                TECHNOSEUM
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

bunden mit der Entwicklung des Fahrrades vom           sellschaftlichen Auswirkungen ablesen lassen, be-
exklusiven Sportvehikel zum alltäglichen Ver-          stimmen das Bild in diesem Teil der Ausstellung.
kehrsmittel ist auch die Entwicklung einschlägiger     Der Kampf von Frauen um die Akzeptanz ihrer
(Sport-)Vereine. Auch dabei begann es mit bür-         Fahrradbegeisterung und die Entwicklung der
gerlichen Gruppierungen, die sich unter dem Slo-       Radfahrvereinigungen werden thematisch damit
gan „All Heil“ in den 1880er Jahren gründeten.         verknüpft. Die angedeutete Steilkurve einer Renn-
Die gewerkschaftlich-sozialdemokratische Ar-           bahn illustriert mit zeitgenössischen Rennmaschi-
beitersportbewegung formierte sich später zum          nen die Bedeutung des Sports. Dem Fahrrad als
Bund „Solidarität“, der bis zur Machtergreifung        Massenverkehrsmittel in den Zwischenkriegsjah-
der Nationalsozialisten eine wichtige gesellschaft-    ren und die Tauglichkeit in Kriegs- und Mangel-
liche Rolle spielte. Bereits mit dem Tretkurbelvelo-   zeiten mit allem Einfallsreichtum in der Beschaf-
ciped kam das Fahrrad im sportlichen Wettkampf         fung von Ersatzmaterialien für Reifen und andere
zum Einsatz. Radsport war Disziplin der ersten         notwendige Komponenten in den letzten Jahren
modernen Olympischen Spiele 1896. Gegen Ende           des Zweiten Weltkriegs und den Nachkriegsmo-
des 19. Jahrhunderts erfreuten sich Rennen auf         naten ist eine weitere Szene gewidmet. Ergänzt
der Straße und auf speziellen Rundbahnen ausge-        wird der Ausstellungsbereich durch interaktive
sprochen hoher Popularität, die bis heute anhält.      Elemente, die begreifbar machen sollen, welche
Damen- und Herrenfahrräder aus den entschei-           physikalischen Gesetzmäßigkeiten das Fahren auf
denden Entwicklungsjahren ab 1890, an denen            einem Fahrrad ermöglichen und wie verschiedene
sich alle technischen Innovationen und alle ge-        Baukomponenten funktionieren.

                           VOM MOBILITÄTSGARANTEN
                              ZUM AUTOZUBEHÖR
Die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Welt-
kriegs bis in die Mitte der 1970er Jahre steht im
Fokus der dritten Ausstellungszone. Während
des Krieges hatten sich die Fahrräder als unent-
behrliche Verkehrs- und Transportmittel in einem
von Mangel und Restriktion beherrschten Umfeld
erwiesen. Die Fahrradproduktion war allerdings
rückläufig und schließlich ganz zum Erliegen ge-
kommen. Die Räder, die nach Bombennächten
und Konfiszierungen noch existierten, konnten
nur mit Glück und Geschick funktionstüchtig ge-
halten werden und waren stets gefährdet, in die
Hände von Dieben zu fallen. In den ersten Mona-
ten nach Kriegsende war der Fahrradeinsatz regle-
mentiert, es bedurfte spezieller Genehmigungen
und Fahrradkarten, um legal unterwegs zu sein.
Die Fertigung erholte sich unter der Regie der Be-
satzungsmächte in Westdeutschland erstaunlich
schnell, bereits 1948 war wieder das Vorkriegs-
niveau erreicht, vieles davon ging allerdings in
den Export. Bis zur Währungsreform gab es für
die deutsche Bevölkerung Räder nur auf Bezugs-
schein. Mit der Einführung der Deutschen Mark
endete die Bewirtschaftung und der Nachholbe-
darf war gewaltig. 1949 stieg die Produktionszahl            Für Wanderfahrten in die Ferne: das Bosch-
auf über eine Million Einheiten, schon im Jahr da-           Fahrtenbuch aus den 1950er Jahren.
rauf wurde mit 1,4 Million der Höchststand er-

                                                TECHNOSEUM                                                 9
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

                                                          weil der Gatte das Fahrzeug in Beschlag nahm.
                                                          Das Fahrrad erlebte einen Imageverlust, der lan-
                                                          ge nachwirkte. Zahlreiche Hersteller mussten auf
                                                          andere Produkte ausweichen oder verschwanden
                                                          vom Markt. Das noch bestehende Angebot kon-
                                                          zentrierte sich auf Kinder- und Jugendfahrräder.
                                                          Neue Verkaufserfolge brachten mehr oder we-
                                                          niger als Autozubehör gedachte Klappfahrräder
                                                          oder die „Bonanza“-Räder für Jugendliche. Ein
                                                          Wandel in der Einstellung zum Fahrrad setzte
                                                          nach der Ölpreiskrise 1973 ein: Gesundheits- und
                                                          Umweltbewusstsein wuchsen, Freizeitgestaltung
                                                          mit dem Rad wurde wieder populär.
                                                          Mit Transporträdern und Rädern mit Hilfsmotoren
                                                          startet die Präsentation in diesem Bereich. Das
                                                          Mobiliar eines Fahrradfachgeschäftes bildet eine
                                                          markante Rauminszenierung und bietet Platz für
                                                          verschiedene Fahrräder, Zubehör und vielfältige
                                                          Werbeartikel aus den 1950er und frühen 60er
                                                          Jahren. Der Bedeutungsverlust des Fahrrades ge-
                                                          genüber dem Auto steht im Fokus der Präsenta-
                                                          tion eines Damenfahrrades in Begleitung eines
     Früh übt sich: Seit den 1960er Jahren waren          Kinderrades und eines Tretrollers, eine klassische
     Kinder und Jugendliche die Hauptzielgruppe           Anordnung der Familienfahrt zum nächsten Le-
     der Fahrradindustrie.                                bensmittelgeschäft, und in der Inszenierung
                                                          eines Mittelklasse-PKW inmitten eines kleinen
     reicht. Anfang der 1950er Jahre machte dann das      Schwarms von Klapp- und Jugendrädern. Den
     Motorrad dem Fahrrad die Position streitig. 1953     Abschluss bildet ein Sonderbereich: Von Anfang
     waren rund zwei Millionen Krafträder in der BRD      an waren Fahrräder Objekte, die die technische
     zugelassen. Doch auch dieser Boom hielt nicht        Fantasie anregten. Zahllos waren die Versuche,
     an. Mit steigenden Einkommen nahm die Zahl der       neue Antriebe zu etablieren, eine aerodynami-
     PKW zu, wer immer es sich leisten konnte, stieg      schere Sitzposition zu finden oder das Design
     auf vier Räder um. Wer noch auf das Fahrrad an-      ganz grundsätzlich zu ändern. Eine Auswahl sol-
     gewiesen war, hatte den Zug der Zeit verpasst,       cher Versuchsräder, Unikate wie Serienprodukte,
     war noch zu jung zum Autofahren oder musste          dokumentiert ein Bemühen, das nie dauerhaften
     als Hausfrau die täglichen Wege damit erledigen,     wirtschaftlichen Erfolg nach sich zog.

                                     FAHRRADRENAISSANCE
     In den 1980er Jahren ließen zwei Entwicklungen       als Spaß- und Sportgerät. Mehr Freizeit und das
     den Stellenwert des Fahrrades wieder steigen:        Bestreben nach körperlicher Fitness bescherte zu-
     Zum einen das Bewusstsein um ökologische Zu-         nächst den Rennrädern steigende Beliebtheit; zu
     sammenhänge und die Endlichkeit der fossilen         Beginn der 80er Jahre kam dann mit dem Moun-
     Brennstoffe, zum anderen der stetig zunehmende       tainbike eine neue Variante auf, die bis heute im
     innerstädtische Autoverkehr mit allen Folgen wie     Straßenbild eine maßgebliche Rolle spielt. Wie in
     Luftverschmutzung und verstopften Straßen. Das       den Anfangszeiten ist das Fahrrad modisches Ac-
     veranlasste vor allem jüngere und an ökologischen    cessoire, Ausdrucksmittel der eigenen Identität und
     Fragen interessierte Menschen zumindest für kür-     des Lebensstils. Beliebt sind Retroräder, minimalis-
     zere Strecken auf das Rad zu setzen. Fahrradfahren   tische, durch ihr Design bestechende Fixies und
     wurde auch zum Ausdruck einer Weltanschauung.        Singlespeeds oder aus hochwertigen Komponen-
     Zum anderen erlebte das Fahrrad eine Renaissance     ten und recycelten Rahmen zusammengesetzte

10                                                 TECHNOSEUM
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

          Singlespeeds und Fixies stehen heute für ein avantgardistisches, minimalistisches Design.

Sonderanfertigungen. Diese Räder kommen nicht
aus der Großserienproduktion, sondern werden
von Kleinunternehmen und Werkstätten aus der
alternativen Szene angeboten. Aktuell steht das
Fahrrad im Fokus von Planern und Ökologen bei
der Suche nach Lösungen für Probleme des fah-
renden und ruhenden Verkehrs in den Ballungs-
räumen und der Luftverschmutzung. Weltweit ist
es sowohl ein Vehikel wirtschaftlicher und sozialer
Entwicklung in Regionen abseits des Wohlstandes
wie zum Beispiel in Teilen Afrikas, eine Übergangs-
lösung wie in den Städten Chinas, wo bei steigen-
dem Wohlstand das Fahrrad ebenfalls durch das
Auto ersetzt wird als auch ein prestigeträchtiges
Technikspielzeug der Hipster in den Großstädten
Europas und der USA.
                                                       In Fahrradmanufakturen wie Basement Bikes in
Signifikante Räder des Freizeit- und Sportsektors      Mannheim, werden Fahrräder nach Kunden-
aus den 1970er und 80er Jahren erzählen in die-        wünschen repariert oder auch gebaut.
sem Teil der Ausstellung von der Entwicklung. In
den Mittelpunkt der Präsentation rückt aber die
Inszenierung einer alternativen Fahrradwerkstatt,      Durch alle vier Ausstellungzonen ziehen sich zu-
die gleichzeitig ein Ort des Verkaufens, Reparie-      dem noch drei fortlaufende Erzählstränge. In
rens und Kommunizierens ist und in der der Wer-        „Fahrraderfahrung“ geht es um zeitgenössische
degang vom lädierten Gebrauchtrahmen zum               Schilderungen von Ereignissen und Erlebnissen
schicken Objekt des modernen Lebensstils verfolgt      rund um das Rad. Ein weiterer Strang widmet
werden kann. Die Werkstatt bietet auch Platz für       sich den Geboten, Verboten und behördlichen
eine interaktive Zone, in der Besucher einiges über    Auflagen, die das Fahrrad seit 200 Jahren beglei-
die Pflege von Fahrrädern, kleinere Einstellarbeiten   ten. Und schließlich geht es unter der Überschrift
und Reparaturen lernen können. Abschließend            „Feindbilder“ um die Konflikte zwischen Radfah-
geht es um aktuelle und zukünftige Ausrichtungen       rern und deren Gegnern, die sich in Texten, Kari-
der Verkehrsplanung in fahrradgerechten Städten        katuren, Leserbriefen und anderen Verlautbarun-
wie Kopenhagen und in solchen, die diesen Ent-         gen äußern.
wicklungstand gerne erreichen möchten.

                                                TECHNOSEUM                                                  11
LAGEPLAN DER AUSSTELLUNG

     EINGANG

                                     ZONE A
                                     1817 – 1860

         Scout­
         Station 3

                                            ZONE D
                                            1970 – 2017

           AUSGANG

                        Aktions­
                        Fläche

12                                 TECHNOSEUM
ZONE B
1860 – 1945

                                                             Scout­
                                                             Station 1

                                                                  Scout­
                                                                  Station 2

                  ZONE C
                  1945 – 1970

     2 RÄDER – 200 JAHRE                              Interaktives Besucherangebot
     Freiherr von Drais und die Geschichte
     des Fahrrades                                    Scout-Stationen 1 und 2:
                                                      Fahrradphysik
     Zone A                                           • Versuch Kreiselkräfte
     Karl von Drais – Der Zeit voraus                 • Versuch Nachlauf
                                                      • Versuch Übersetzung und Geschwindigkeit
     Zone B                                           • Fahrradlampen in Funktion: Kerzen-, Öl-,
     Zwischen Sportgerät und Massenverkehrsmittel       Karbid- und elektrische Beleuchtung

     Zone C                                           Scout-Station 3:
     Vom Mobilitätsgaranten zum Autozubehör           Pflege und Wartung eines Fahrrades
                                                      • Fahrradbremsen: Typen und Funktion
     Zone D                                           • Einstell- und Wechselarbeiten Bremse und Kette
     Fahrradrenaissance                               • Reifendruck, Reifenflicken und Reifenwechsel
                                                      • Schmierung

                                              TECHNOSEUM                                                 13
1. WAS IST EIN
                  VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?
                                           Fahrrad-Detektive ermitteln
                                        in der Großen Landesausstellung

                                                         Grundschule Kl. 3/4

       Lehrplanbezüge                                                      Inhalt – worum geht’s?
     Baden-Württemberg:                                                  In der Beschäftigung mit den fünf Prototypen der Fahr-
     Fächerverbund Mensch, Natur und Kultur, Kompeten-                   radentwicklung lernen die SuS durch Beobachtungen
     zen und Inhalte 8 und 9                                             und Schlussfolgerungen „eine wichtige technische Er-
     „Erfinderinnen, Erfinder, Tüftlerinnen, Tüftler“ und „deren Be-     findung nach(zu)vollziehen, in ihrer Bedeutung für die
     deutung für das Leben der Kinder heute“; „eine wichtige techni-     Menschen (zu) erfassen und in einen geschichtlichen
     sche Erfindung nachvollziehen, in ihrer Bedeutung für die Men-      Zusammenhang ein(zu)ordnen“(Bildungsplan Grund-
     schen erfassen und in einen geschichtlichen Zusammenhang            schule Baden-Württemberg, Kl. 4, S.107). Sie verfolgen
     einordnen“; „exemplarisch technische Funktions- und Hand-
                                                                         die Entwicklung „vom Laufen zum Fahren“, die durch
     lungszusammenhänge verstehen und erklären“; „Kenntnisse
                                                                         die Tretkurbel als technische Neuerung erreicht wird, sie
     und Fertigkeiten als Radfahrerinnen und Radfahrer in der Ver-
                                                                         entdecken „das Steigern von Geschwindigkeit“ durch
     kehrsrealität sachgerecht umsetzen“; „das Fahrrad als umwelt-
                                                                         die Vergrößerung des Umfangs eines Antriebsrades, sie
     freundliches Fortbewegungsmittel und als technisches Objekt,
                                                                         lernen, dass eine technische Neuerung sich nur durch-
     sachgemäße Reparatur, Wartung und Pflege“.
                                                                         setzen kann, wenn sie durch viele einfach nutzbar wird
     Hessen:                                                             (vom Hochrad zum Niederrad) und diese Nutzung dabei
     Fächerübergreifendes Lernen Sachunterricht und Sport                auch sicherer wird (Kraftübertragung nicht mehr auf das
     „Fahrzeuge mit Kettenantrieb untersuchen“; „lenkbare und            zu steuernde Rad, sondern durch Kette auf das Hinter-
     nicht lenkbare Fahrzeuge untersuchen“; „Verkehrserziehung“;         rad). Trotzdem ist es von hier bis zu einem nach heutigen
     „Arbeit, Technik, Verkehrserziehung“; „Rollen – Gleiten – Fah-      Maßstäben „verkehrssicheren“ Fahrrad noch ein weiter
     ren“.                                                               Weg, den sie durch die gesamte Ausstellung bis zum
                                                                         Trekking-Bike nachvollziehen können. Dabei bemerken
     Rheinland-Pfalz:                                                    sie, dass der Ursprung des heutigen Fahrrades, die Lauf-
     Sachunterricht mit den Erfahrungsbereichen und Per-                 maschine des Freiherrn von Drais, auch nach 200 Jahren
     spektiven „Natur“, „Gesellschaft“, „Technik“, „Raum“                immer noch der Beginn ihrer eigenen Fahrradkarriere ist.
     und „Zeit“                                                          Einfach genial!
     „Zusammenhänge, Folgen und Abhängigkeiten zwischen Erfin-
     dungen und unserer Lebensgestaltung erkennen, reflektieren und
     bewerten“; „Auswirkungen von Erfindungen in ihrer Zeit erken-        Methodisch – didaktische Anmerkungen
     nen, reflektieren und würdigen“; „Gebautes und Gestaltetes im
     zeitlichen Kontext sehen und reflektieren“; „Konsequenzen techni-
                                                                         Die Nutzung der fünf Arbeitsblätter kann, je nach ver-
     scher Entwicklungen sehen und bewerten“; „Erfindungen kennen
                                                                         fügbarer Zeit, sowohl individuell als auch durch Arbeits-
     lernen und deren Auswirkungen auf gegenwärtige und zukünftige
                                                                         gruppen erfolgen. Bei Gruppenarbeit können zwei oder
     Generationen einschätzen“.
                                                                         vier Gruppen gebildet werden.
                                                                         Bei zwei Gruppen bildet die Draisine den gemeinsamen
                                                                         Ausgangspunkt, dann beschäftigt sich eine Gruppe mit
       In der Ausstellung                                                dem Michaux- und dem Hochrad, während die zweite
                                                                         Gruppe das Niederrad und das Trekking-Bike bearbeitet.
     Zahlreiche Fahrräder aus Vergangenheit und Gegenwart                Bei vier Gruppen bildet das Trekking-Bike den gemein-
     können die Schülerinnen und Schüler (SuS) in der Ausstel-           samen Schlusspunkt, nachdem jede Gruppe ein Rad von
     lung im TECHNOSEUM sehen. Doch nur die wenigsten                    der Draisine bis zum Niederrad analysiert hat. Nach der
     von ihnen sind verkehrssicher! Ihre Aufgabe ist es nun,             Erkundungsphase in der Ausstellung präsentieren die
     mit Hilfe der Arbeitsblätter die wichtigsten Fahrräder aus          Gruppen ihre Ergebnisse auf der interaktiven Fläche ne-
     200 Jahren Fahrrad-Geschichte zu identifizieren und ihre            ben der Sonderausstellung. Hier können auch einzelne
     Verkehrssicherheit zu überprüfen. Die fünf ausgewählten             technische Prinzipien an funktionsfähigen Nachbauten
     Fahrräder sind „Leitexponate“ in den Ausstellungszonen              demonstriert werden.
     A, B und D. Der Schwerpunkt „Das verkehrssichere Fahr-              Damit Sie bei einem selbständigen Klassen- oder Grup-
     rad“ folgt den Empfehlungen der Deutschen Verkehrs-                 penbesuch gute Arbeitsbedingungen vorfinden, ist eine
     wacht und des Gesamtverbandes Deutscher Versicherer                 rechtzeitige Anmeldung bei der Museumspädagogik
     für die Radfahrerausbildung in der 3. und 4. Klasse.                notwendig: Tel. 0621/4298-839 oder paedagogik@
                                                                         technoseum.de

14                                                                TECHNOSEUM
1. WAS IST EIN VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?

Arbeitsblatt 1

Die Laufmaschine, auch
Draisine genannt.
Bearbeite die folgenden
Aufgaben!

1    Wer hat die Laufmaschine erfunden, wann und wo?

     Wer?

     Wann?

     Wo?

2    Das alles braucht Dein Fahrrad heute, damit Du es im Straßenverkehr benutzen kannst.
     Kreuze an, was davon die Draisine besitzt:

      Vorderrad-Bremse                          Dynamo oder Akku oder Batterie

      Hinterrad-Bremse                          Rückstrahler an Speichen und Pedalen

      Klingel                                   Reflektoren vorne und hinten

      Vorderlicht / Scheinwerfer                Rücklicht und roter Rückstrahler

3    Darfst Du mit der Draisine am Straßenverkehr teilnehmen?       Ja       Nein

4    Wird ein solches Fahrzeug heute noch hergestellt?             Ja        Nein

5    Warum wurde die Draisine nicht Fahrrad genannt?

                                          TECHNOSEUM                                        15
1. WAS IST EIN VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?

      Arbeitsblatt 2

      Das Tretkurbelrad,
      auch „Michaux-Rad“ genannt
      Bearbeite die folgenden Aufgaben!

      1    Wer hat das Tretkurbelrad erfunden und wann?

           Wer?

           Wann?

       2   Nenne zwei Unterschiede zur Draisine:

       3   Das alles braucht Dein Fahrrad heute, damit Du es im Straßenverkehr benutzen kannst.
           Kreuze an, was davon das „Michaux-Rad“ besitzt:

            Vorderrad-Bremse                                  Dynamo oder Akku oder Batterie

            Hinterrad-Bremse                                  Rückstrahler an Speichen und Pedalen

            Klingel                                           Reflektoren vorne und hinten

            Vorderlicht / Scheinwerfer                        Rücklicht und roter Rückstrahler

      4    Darfst Du mit dem Michaux-Rad am Straßenverkehr teilnehmen?           Ja        Nein

      5    Wird ein solches Fahrrad heute noch hergestellt?                      Ja        Nein

      6    Schau Dir die Räder und Reifen genau an. Warum wurde dieses Fahrrad der
           „Knochenschüttler“ (auf Englisch „Boneshaker“) genannt?

16                                              TECHNOSEUM
1. WAS IST EIN VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?

Arbeitsblatt 3

Das Hochrad
Bearbeite die folgenden Aufgaben!

1    Plötzlich ist das Vorderrad riesengroß und das Hinterrad klein. Warum?

2    Das alles braucht Dein Fahrrad heute, damit Du es im Straßenverkehr benutzen kannst.
     Kreuze an, was davon das Hochrad besitzt:

      Vorderrad-Bremse                                 Dynamo oder Akku oder Batterie

      Hinterrad-Bremse                                 Rückstrahler an Speichen und Pedalen

      Klingel                                          Reflektoren vorne und hinten

      Vorderlicht / Scheinwerfer                       Rücklicht und roter Rückstrahler

3    Darfst Du mit dem Hochrad am Straßenverkehr teilnehmen?              Ja       Nein

4    Wird ein solches Fahrrad heute noch hergestellt?                     Ja       Nein

5    Warum war dieses Fahrrad so gefährlich?

                                          TECHNOSEUM                                            17
1. WAS IST EIN VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?

      Arbeitsblatt 4

      Das Sicherheitsniederrad
      Bearbeite die folgenden Aufgaben!

      1    Welches Rad wird hier mit Pedalen angetrieben und warum?

       2   Das alles braucht Dein Fahrrad heute, damit Du es im Straßenverkehr benutzen kannst.
           Kreuze an, was davon das Sicherheitsniederrad besitzt:

            Vorderrad-Bremse                                  Dynamo oder Akku oder Batterie

            Hinterrad-Bremse                                  Rückstrahler an Speichen und Pedalen

            Klingel                                           Reflektoren vorne und hinten

            Vorderlicht / Scheinwerfer                        Rücklicht und roter Rückstrahler

      3    Darfst Du mit diesem Rad am Straßenverkehr teilnehmen?            Ja       Nein

      4    Wird ein solches Fahrrad heute noch hergestellt?                  Ja       Nein

      5    Warum wird das Niederrad als „sicher“ bezeichnet?

      6    Fahrradfahrer sollen im Hellen wie im Dunkeln gesehen werden. Deshalb ist Beleuchtung
           so wichtig. Über welches Licht verfügt das Sicherheitsniederrad?
           (Du kannst auch einen TECHNOscout an der Scout-Station 1 bzw. 2 fragen!)

18                                              TECHNOSEUM
1. WAS IST EIN VERKEHRSSICHERES FAHRRAD?

Arbeitsblatt 5

Das „Trekking-Bike“

Eine Weltreise mit dem Fahrrad:
Am 02. April 2016 starteten
Steffi und Andi ihre 40.000 km-Tour
am Mannheimer Wasserturm.

Bearbeite die folgenden Aufgaben!

1    Was ist ein „Trekking-Bike“?

      ein Geländerad                                   ein Reisefahrrad

      ein Straßenfahrrad                               ein Lastenträger

     (drei Antworten von vier sind richtig)

2    Das alles braucht Dein Fahrrad heute, damit Du es im Straßenverkehr benutzen kannst.
     Kreuze an, was davon das „Trekking-Bike“ besitzt:

      Vorderrad-Bremse                                 Dynamo oder Akku oder Batterie

      Hinterrad-Bremse                                 Rückstrahler an Speichen und Pedalen

      Klingel                                          Reflektoren vorne und hinten

      Vorderlicht / Scheinwerfer                       Rücklicht und roter Rückstrahler

3    Darfst Du mit diesem Rad am Straßenverkehr teilnehmen?            Ja        Nein

4    Worauf musst Du achten, wenn Du den Gepäckträger am Vorderrad schwer
     belädst?

      Du kannst Dich nach vorne überschlagen           Das Fahrrad kippt leicht um

      Die Lenkung geht schwerer                        Das Fahrrad wird stabiler

     (zwei Antworten von vier sind richtig)

                                              TECHNOSEUM                                        19
2. UNTERRICHTSEINHEIT: FAHRRAD
                    UND TECHNIK
                                Die (Weiter-) Entwicklung der Draisine
                                       zum heutigen Fahrrad

                                            Realschule/Gymnasium Kl. 5/6

       Lehrplanbezüge                                                 In der Ausstellung
     Baden-Württemberg:                                              Die Aufgabenstellungen verteilen sich über die gesamte
     Gymnasium                                                       Ausstellung: In der ersten Ausstellungszone dreht sich
     Annäherung an die historische Zeit, Spurensuche in der eige-    alles um den Erfinder, Karl von Drais, und seine Erfin-
     nen Lebenswelt; sich selbst sowie Gegenstände als Teil der      dung, die „Laufmaschine“. In diesem Bereich können
     Geschichte begreifen; sie kennen den Begriff der historischen   das Fahndungsplakat zur Person sowie der Steckbrief zur
     Zeit.                                                           Draisine erarbeitet werden. In der zweiten Zone tauchen
     Realschule                                                      nun erstmals „Fahrräder“ auf, also Maschinen mit Tret-
     Erkunden und Untersuchen historischer Zeugnisse aus dem
                                                                     kurbelantrieb und dann mit Kettenantrieb. Hier ist der
     näheren Heimatraum, Interesse an Gegenständen, Fragestel-
                                                                     Ort, an denen die Schülerinnen und Schüler (SuS) die
     lungen und Arbeitsweisen des Faches Geschichte entdecken.
                                                                     technologischen Neuerungen verfolgen können, die aus
     Werkrealschule
                                                                     einem „Laufrad“ ein wirkliches „Fahrrad“ gemacht ha-
     Beispiele für die Entwicklung von Technik kennen, diese mit
                                                                     ben. Die Beschäftigung mit den drei Exponaten, nämlich
     Beispielen und Erfahrungen in der eigenen Lebenswelt ver-
     knüpfen.
                                                                     dem Vélocipède, dem Hochrad und dem Sicherheitsnie-
                                                                     derrad, erlaubt mit sinnlicher Wahrnehmung dieser tech-
     Hessen:                                                         nischen Entwicklungen die Ausfertigung der Steckbriefe
     Realschule                                                      für diese Objekte. Die Rennräder verteilen sich auf die
     Auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit: „Auch Tech-        Ausstellungszonen C und D. Auch hier kann eine Weiter-
     nik hat Geschichte. Auswirkungen technischer Veränderun-        entwicklung beobachtet werden, wenngleich das für die
     gen auf das Leben von Menschen an einem Beispiel.“              detaillierte Beschreibung mittels Steckbrief ausgewählte
     Gymnasium G9                                                    Rennrad in den 1980er Jahren, also in Zone D zu finden
     Einführung in das Fach Geschichte; Die zeitliche Dimension      ist. Im Unterschied zu den Arbeitsblättern für Klasse 4
     der Geschichte; Geschichte als Prozess.                         wird für Klasse 5/6 eine breiter gefächerte Einbettung der
                                                                     Objekte in ihre jeweilige Zeit, die sozialen Milieus und die
     Rheinland-Pfalz:                                                jeweils entwickelte Technik gefordert.
     Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen
     „Einblicke in Verkehrsmöglichkeiten: Verkehrsmittel – Ver-
     kehrswege”.                                                       Inhalt – worum geht’s?
     Fächerübergreifender Unterricht: 6. Erfahrungsfeld „Lebens-
     raum und Verkehr“.
                                                                     Das Fahrrad ist für die SuS der heutigen Zeit das erste
                                                                     „Verkehrsmittel“, mit dem sie in Berührung kommen.
                                                                     Bereits in der Schule wird der Umgang mit dem Fahrrad
                                                                     im Straßenverkehr gefördert. Somit nimmt das Fahrrad
                                                                     für die SuS bereits in frühen Jahren eine bestimmte Rol-
                                                                     le im Alltag und in der Freizeit ein. Aber woher kommt
                                                                     eigentlich das Fahrrad? Welche Entstehungsgeschichte
                                                                     steckt dahinter und vor allem: Wer hat’s erfunden? Hat-
                                                                     te das Fahrrad – so wie wir es heute kennen – bereits
                                                                     in der Vergangenheit seine Funktion und Form? Gab es
                                                                     damals schon einen Sattel?

                                                                     In dieser Unterrichtseinheit lernen die SuS unterschiedli-
                                                                     che Formen des Fahrrades kennen und erschließen durch
                                                                     Betrachten unterschiedlicher Bilder, wie sich die Form
                                                                     des Fahrrades bis heute entwickelt hat und die techni-
                                                                     schen Eigenschaften im Laufe der Zeit weiterentwickelt
                                                                     wurden. Die SuS erkennen, dass es für diese Weiterent-
                                                                     wicklung bestimmte Gründe und Faktoren gab.

20                                                            TECHNOSEUM
2. FAHRRAD UND TECHNIK

  Stundenziele                                              Diese Fragen sollen in einer Gruppenarbeit erforscht
                                                            werden. Durch die intensive Beschäftigung mit Hilfe
Die Schülerinnen und Schüler ...                            von Bildquellen aus unterschiedlichen Zeiten bzw. un-
• können die Entwicklung der Draisine zum Fahrrad           terschiedlichen Phasen der Erfindung wird jede Gruppe
  nachvollziehen;                                           zu einer Expertengruppe für ein spezielles Rad. Dadurch
• kennen die Gründe für die Weiterentwicklung der           setzen sich die SuS nicht nur mit unterschiedlichen Ar-
  Draisine;                                                 ten von Fahrrädern auseinander, sondern sie erkennen
• verstehen, warum in der Geschichte Weiterent-             auch die verschiedenen Einsatzorte, -möglichkeiten
  wicklungen von Erfindungen notwendig sind;                und einhergehende Funktionen von Rädern. Die SuS
• führen mit Hilfe ihrer Kenntnisse aus der Gruppen-        verstehen deshalb, warum der technische Fortschritt
  arbeit einen „Markt der Spezialisten“ durch, auf          notwendig war (z.B. damit es leichter geht, man weni-
  dem sie die unterschiedlichen Räder miteinander           ger Kraft benötigt, es sicherer wird usw.).
  vergleichen;
• vollziehen durch die Unterrichtseinheit die Entwick-      Anschließend bereiten die jeweiligen Expertengruppen
  lung der Draisine zum heutigen Fahrrad nach und           den „Markt der Spezialisten“ vor. Jede Gruppe erstellt
  lernen zusätzliche Weiterentwicklungen der Draisine       einen Steckbrief für ihr Rad. Zudem wird ein „Exper-
  kennen;                                                   te“ ernannt, der das Rad auf dem Markt vertritt und
• erlangen ein Gefühl für die Zeit sowie für die ab-        anpreist. Der Text dazu wird von der Gruppe selbst er-
  strakten Begriffe „Vergangenheit“ und „Gegen-             arbeitet. Durch die Fixierung des Erarbeiteten und die
  wart“ und stellen diese kontrastiv gegenüber;             kreative Umsetzung sichern die SuS ihr Wissen und
• kennen die Person Karl von Drais.                         wenden eine für den Geschichtsunterricht typische
                                                            Methode an.

                                                            Bei der Durchführung des Marktes lernen die SuS wei-
  Methodisch – didaktische Anmerkungen
                                                            tere Räder kennen und können diese miteinander ver-
                                                            gleichen.
Mit Hilfe dieser Unterrichtseinheit lernen die SuS nicht
nur die Person Karl von Drais und seine Erfindung, die
                                                            Der Durchführung des Marktes sollte sich eine Diskus-
Draisine kennen, sie beschäftigen sich auch mit der Fra-
                                                            sion oder Besprechung im Plenum anschließen, um
ge, warum Weiterentwicklungen einer Erfindung not-
                                                            einen Austausch der Präsentationen anzuregen sowie
wendig und sinnvoll sind.
                                                            die didaktische Klammer zum Einstieg und den Leit-
                                                            fragen zu schließen. Hierbei werden der Fortschritt
Ein Mind-Map als gemeinsamer Stundeneinstieg
                                                            und die Entwicklung unterschiedlicher Räder erkannt
knüpft an Alltagserfahrungen der SuS an und dient der
                                                            und nachvollzogen. Vor- und Nachteile der jeweiligen
Aktivierung des Vorwissens. Die Lehrkraft sammelt die
                                                            Räder werden diskutiert und kritisch betrachtet. Die
SuS-Beiträge auf einer Folie – es ist wichtig, dass diese
                                                            Leitfragen: Warum hat sich die Erfindung eigentlich
Folie zum Ende der Unterrichtseinheit erneut aufge-
                                                            weiterentwickelt? Welche Vorteile bringen die Weiter-
legt wird. Somit wird der empathische Zugang der SuS
                                                            entwicklungen? können nun mit Hilfe des Erarbeiteten
geschärft, indem sie ihren Lernprozess nachvollziehen
                                                            und Gelernten beantwortet werden.
und widerspiegeln. Eine Entwicklung des angelernten
Wissens im Laufe dieser Unterrichtseinheit ist am Ende
                                                            Möglich wäre an dieser Stelle auch ein Ausblick in die
zu reflektieren. Die SuS lernen, mit Hilfe von Verglei-
                                                            Zukunft:
chen zwischen der originalen Draisine im 19. Jahrhun-
dert und dem modernen Fahrrad von heute sowohl die
                                                            • Welche Weiterentwicklungen erwarten die
Unterschiede, als auch die Gemeinsamkeiten der Fort-
                                                              SuS in der Zukunft?
bewegungsmittel kennen. Dies geschieht anhand der
                                                            • Wird sich das Fahrrad auch in Zukunft als
Bildquellen, kann aber auch aus dem Gedächtnis und
                                                              Verkehrs- oder Sportmittel durchsetzen?
somit dem eigenen Vorwissen besprochen werden. Die
Antworten werden dabei schriftlich fixiert, zum Beispiel
mit Hilfe einer Tabelle an der Tafel.

Daran anschließend werden die Leitfragen der Unter-
richtseinheit behandelt:

• Warum hat sich die Erfindung eigentlich
  weiterentwickelt?
• Welche Vorteile bringen die Weiterentwicklungen?

                                                     TECHNOSEUM                                                       21
2. FAHRRAD UND TECHNIK

      Tabellarische Übersicht

      Einstieg        Std       Vergleich Draisine / Rad heute               Unterschiede beschreiben
                      1         (mit Hilfe von Exponaten oder                Gemeinsamkeiten beschreiben
                                Bildquellen)                                 Wer ist Karl von Drais?
                                                                             Warum wurde die Erfindung
                                Zur Vorbereitung der Erarbeitungs-         eigentlich weiterentwickelt?
                                phase eignet sich die Erstellung eines      Welche Vorteile bringt die
                                Steckbriefes zu Karl von Drais anhand      Weiterentwicklung?
                                des Arbeitsblattes – hier die Möglich-
                                keit eines „Wanted Posters“.

      Erarbeitung               Gruppenarbeit                              Die Schülerinnen und Schüler ...
                                 Fahrräder aus unterschiedlichen           kennen unterschiedliche Arten
                                Zeiten bzw. unterschiedlichen              von Fahrrädern;
                                Stadien der Erfindung                       kennen unterschiedliche
                                                                           Einsatzorte / Funktionen von
                                Ziel: Jede Gruppe ist Spezialist für ein   Rädern;
                                bestimmtes „Rad“.                           verstehen, warum techn.
                                                                           Fortschritt notwendig war (z.B.
                                Die erste Stunde eignet sich besonders     damit es leichter geht, man braucht
                                für einen Museumsbesuch.                   weniger Kraft, weniger Reibung,
                                                                           Sicherheitsaspekt...).

      Ergebnis-       Std       Vorbereitung für „Markt der                 Sicherung des Gelernten
      sicherung       2         Spezialisten“                               Umsetzung / Kreativ werden
                                 Jede Gruppe erstellt einen                Sich in die jeweilige Zeit hinein
                                Steckbrief für ihr Rad.                    versetzen.
                                 Jede Gruppe ernennt einen
                                „Spezialisten“, der das Fahrrad auf
                                dem Markt vertritt und anpreist. Der
                                Text dazu muss erarbeitet werden!
                                (Werbetext mit Vorteilen etc.).

      Präsentation    Std       Durchführung                                Vergleichen mit anderen Rädern;
                      3         „Markt der Spezialisten“

      Transfer                  Diskussion der Besucher des                 Fortschritt und Entwicklung
                                Marktes:                                   unterschiedlicher Räder erkennen
                                Welches Rad ist das beste?                 und nachvollziehen;
                                Zukunftsausblick?                           Vorteile und Nachteile erkennen.

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2. FAHRRAD UND TECHNIK

Arbeitsblatt 1/1

     Dieser Kupferstich von 1817 zeigt einen unbekannten Mann auf einer Laufmaschine
     ohne höhenverstellbaren Sitz.

     Wer war Karl von Drais?
     Karl von Drais, der mit vollständigem Na-        Er erfand unter anderem die erste Tas-
     men Karl Friedrich Christian Ludwig Frei-        tenschreibmaschine für 25 Buchstaben
     herr Drais von Sauerbronn hieß, wurde am         (1821), doch seine bedeutendste Erfin-
     29. April 1785 in Karlsruhe geboren. Dort        dung war die Draisine. Diese Laufmaschi-
     starb er auch am 10. Dezember 1851.              ne gilt als der Vorreiter unseres heutigen
     Als Sohn eines Adligen genoss er sei-            Fahrrades.
     ne Ausbildung und sein Studium an der            Karl von Drais war auch überzeugter De-
     Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg,        mokrat und legte 1849 seinen Adelstitel
     bevor er als Forstbeamter arbeitete. 1811        ab, um seine politische Überzeugung aus-
     wurde er vom Forstdienst freigestellt und        zudrücken. Jedoch sah er sich gezwun-
     widmete sich von da an der Erfindertätig-        gen, diesen Titel einige Monate später
     keit.                                            wieder anzunehmen.

    Arbeitsauftrag:
     Nenne die wichtigsten Informationen über Karl von Drais und gestalte anschließend den
     Steckbrief mit den wichtigsten Ereignissen aus seinem Leben.

                                         TECHNOSEUM                                                23
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