Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Slavische Philologie Wintersemester 2020/2021
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INHALTSVERZEICHNIS Prof. Dr. Ulrich Schweier.……………………………………………………………….. 3 Dr. Jadwiga Piskorz-Simon.....…………………………………………………………… 5 Dr. Kinga Piskorz…........………………………………………………………………… 5 Alena Bazhutkina…................……………………………………………………………. 7 Prof. Dr. Riccardo Nicolosi ……………………………………………………………... 8 Jun.-Prof. Dr. Svetlana Efimova………………………………………………………….. 9 Apl. Prof. Dr. Raoul Eshelman........……………………………………………………… 10 Apl. Prof. Dr. Svetlana Kazakova………………………………………………………. 12 Dr. Anke Niederbudde …………………………………………………………………... 14 Dr. Anja Burghardt ……………………………………………………………………… 17 Dr. Nora Scholz………… ………………………………………………………………. 19 Dr. Philipp Kohl.... ……………………………………………………………………… 20 Dr. Jan Jiroušek ………………………………………………………………………….. 21 Dr. Ilja Kukuj…………………………………………………………………………….. 21 Anna Shibarova …………………………………………………………………………. 22 Tatiana Ushakova/ Alina Katzmann-Döring................................................................................. 22 Dr. Susanne Fabich-Hederer............................................................................................................ 23 Dr. Olena Novikova .......................................................................................................................... 23 Agnieszka Stanko………………………………………………………………………... 24 Dr. Małgorzata Zemła....................................................................................................................... 24 Radana Dielmann…………. …………………………………………………………… 25 2
PROF. DR. ULRICH SCHWEIER Sprechstunde: Di 12:30–13:30 Uhr I Hgb. I E 312 Einführung in die slavistische Sprachwissenschaft I BA P 1.1, SLK WP 3, LA Russisch P 1.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Veranstaltung führt in die Kernbereiche der Sprachwissenschaft – Phonetik und Phonologie, Morphologie (Flexion und Wortbildung), Syntax, Semantik, Lexikologie, linguistische Pragmatik, Textlinguistik, Sozio- und Psycholinguistik – ein. Grundbegriffe der Linguistik sowie verschiedene theoretische Richtungen und Analyse- methoden werden anhand von slavischem Datenmaterial vorgestellt. Vorkenntnisse in einer slavischen Sprache sind nicht notwendig. Der Kurs wird mit einer Klausur abgeschlossen. Eine ausführliche Literaturliste wird in der 1. Sitzung verteilt. Einführung in die slavistische Sprachwissenschaft II BA P 1.2, SLK WP 3, LA Russisch WP 2.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 1-stündig | Mo 16-17 Uhr c.t. | Hgb. | 318 Die Veranstaltung bietet eine vertiefende Darstellung der Kernbereiche der Sprachwissenschaft: Phonetik und Phonologie, Morphologie (Flexion und Wortbildung), Syntax, Semantik, Lexikologie, linguistische Pragmatik, Textlinguistik, Sozio- und Psycholinguistik sowie Historische Linguistik. Vorkenntnisse in einer slavischen Sprache sind nicht notwendig. Eine ausführliche Literaturliste wird in der 1. Sitzung verteilt. Namhafte Slavisten: Wie aktuell ist Roman Jakobson? BA WP 3.1, SLK WP 3, MA WP 1.1, WP 3.1, WP 7.1, WP 18.1, WP 24.1 2-stündig | Di 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Veranstaltung hat zum Ziel, das linguistisch slavistische Gesamtwerk einer namhaften Einzel- persönlichkeit in den Vordergrund zu stellen und es aus heutiger Sicht kritisch zu betrachten. Roman Jakobson ist zum einen ein Paradebeispiel für einen Linguisten mit einem besonders breitgefächerten wissenschaftlichen Interesse; zum anderen zeichnet er sich immer wieder auch durch einen ‘translinguistischen’ bzw. interdis ziplinären Forschungsansatz aus, der vielfältige und interessante Berührungspunkte mit ‘Nachbardisziplinen’ der Linguistik aufweist, so u.a. mit der Literaturwissenschaft, aber auch etwa der medizinischen Pathologie etc. Behandelt werden sollen u.a. folgende Facetten des Jakobson’schen Werkes: Jakobson als Mitglied des Prager linguistischen Zirkels: Strukturalismus; Sprachfunktionen; Phonetik / Phonologie (distinktive Merkmale); Ka- sus: Gesamtbedeutungen; Syntagmatik / Paradigmatik (Zweiachsentheorie); Beiträge zur Zeichentheorie; Spracherwerbsforschung / Aphasie; sprachliche Universalien; Sprachwandel; die ‘Schwelle zur Literatur wissenschaft’. Holenstein, E., Roman Jakobsons phänomenologischer Strukturalismus (= Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 116). Frankfurt 1975 3
Faszination einer Einbahnstraße: Grammatikalisierung SLK WP 3, MA WP 1.1, WP 3, WP 7.1, WP 15, WP 18.1, WP 24.1 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Als ‘Grammatikalisierung’ bezeichnet man den Übergang einer sprachlichen Einheit aus dem vergleichsweise ‘freien’ Bereich des Lexikons in den ‘obligatorischen’ Bereich der Grammatik. Ein Beispiel dafür ist die Ent- wicklung eines definiten Artikels aus einem ehemaligen Demonstrativpronomen und / oder eines indefiniten Artikels aus dem Zahlwort ‘eins’. Die Grammatikalisierungsforschung interessiert sich u.a. für sog. Grammati- kalisierungspfade, d.h. markante, übereinzelsprachlich relevante Entwicklungsstationen, die auf einer Skala an- geordnet werden können. Anschließend geht es dann um die Beantwortung der Frage, ob – und wenn ja: wie weit – eine sprachliche Ein- heit einer Einzelsprache auf einem solchen Pfad vorangeschritten ist. Um bei dem gewählten Beispiel zu blei- ben, könnte man also fragen, ob bestimmte Demonstrativpronomina in westslavischen Sprachen (polnisch, tschechisch u.a.) sich zu definiten Artikeln wandeln, und wie weit dieser Prozess gegebenenfalls schon vorange- schritten ist. Nach einer Einführung in die Forschungsgeschichte und den derzeitigen Stand der Grammatikalisierungsfor- schung soll es darum gehen, einen repräsentativen Überblick über aktuelle Grammatikalisierungsphänomene in slavischen Sprachen zu erarbeiten und miteinander zu vergleichen. Die Rede von einer ‘Einbahnstraße’ im Titel dieser Veranstaltung weist auf eine weitere Fragestellung hin, die zu diskutieren sein wird, nämlich: kann ein sprachliches Element wirklich nicht ‘umkehren’, d.h. aus der Grammatik zurück ins Lexikon wandern? Einzelheiten zu den Modalitäten des Punkte- / Scheinerwerbs sowie Themenübernahme in der 1. Sitzung. Smirnova, E., Mortelmans, T., Funktionale Grammatik. Konzepte und Theorien. Berlin, New York 2010-Kap. 6: Gram- matikalisierungstheorie. Wiemer, B., Grammaticalization in Slavic languages. In: Narrog, H., Heine, B. (Hg.), The Oxford handbook of grammati- calization. Oxford 2011, 740-753. Kolloquium slavistische Sprachwissenschaft BA WP 7.2, MA WP 18.2, WP 24.2 1-stündig | Fr 12-13 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Teilnahme an diesem Kolloquium ist obligatorisch für jene Studierenden, die bereits ein Thema für eine schriftliche Studienabschlussarbeit (Bachelor, Master) mit lin-guistischem Schwerpunkt bearbeiten. Sie ist aber auch für all diejenigen Studierenden der Bachelor- und Masterstudiengänge zu empfehlen, die sich in absehba- rer Zeit auf eine Abschlussprüfung vorbereiten. In dem Kollo-quium wird es zum einen darum gehen, laufende Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren; zum anderen können zukünftige schriftliche Arbeiten, aber auch mündliche Prüfungsleistungen wie z.B. Disputationen abgesprochen und in den Grundzügen geplant werden. 4
DR. JADWIGA PISKORZ-SIMON Sprechstunde: n. V. per Mail I Hgb. I B 002 Aspekt, Tempus und Modus in den slavischen Sprachen BA WP 3.2, SLK WP 3, MA WP 1.1, WP 7.1, WP 18.1, WP 22.1, WP 24.1, LA Russisch P 1.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Do 12-14 Uhr c. t. | Amalienstr. 73A | 117 Das Ziel des Seminars ist, theoretische Kenntnisse im Bereich des Aspekts, des Tempus und des Modus zu ver- tiefen und die Besonderheiten der Organisation des westslavischen Verbalsystems aus sprachtypologischer Per- spektive herauszuarbeiten. Anschließend wird auf die Variation in der Verwendung einzelner Kategorien inner- halb der westslavischen Sprachen eingegangen. In diesem Zusammenhang sollen auch aktuelle Sprachwandel- prozesse im verbalen Bereich (wie z.B. die Herausbildung der periphrastischen Tempusformen in den westsla- vischen Sprachen) diskutiert werden. Wortbildung BA WP 3.2, SLK WP 3, MA WP 1.1, WP 7.1, WP 18.1, WP 22.1, WP 24.1, LA Russisch P 1.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t.| Hgb. | A 325 Das Seminar gibt einen Überblick über die Mechanismen der Wortbildung der slavischen Sprachen. Im Rah- men der Ver-anstaltung werden die Prinzipien, Verfahren und Mittel der Wortbildung behandelt sowie ihre Be- sonderheiten z.B. die Bildung von Diminutiva, Augmentativa, Kollektiva und Fremdwortbildung besprochen. Anhand von zahlreichen Beispielen werden die Methoden der Wortbildungsanalyse geübt und vertieft. Sprachliche Realisierung der Höflichkeit in den slavischen Sprachen BA WP 3.2, SLK WP 3, MA WP 1.1, WP 7.1, WP 18.1, WP 22.1, WP 24.1, LA Russisch P 1.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Höflichkeit ist ein grundlegendes Interaktionsprinzip, das alle Aspekte des menschlichen Verhaltens betrifft. Die slavischen Sprachen verwenden eine breite Palette von sprachlichen Mitteln, um Höflichkeit zu realisieren: Dazu gehört u. a. das Anredesystem, Prosodie, morphologische Mittel (z.B. Auswahl des verbalen Aspekts in Imperativformen, Verwendung von Diminutiven) und syntaktische Transformationen (z.B. Fragen als indirekte Anfragen). Im Mittelpunkt des Seminars stehen sowohl die Aufdeckung der sprachlichen Realisierungsmittel der Höflichkeit sowie die Untersuchung der Sprachetikette, d.h. der sozialen Normen und Konventionen der jeweiligen Sprachgemeinschaft. DR. KINGA PISKORZ Sprechstunde: n. V. per Mail I Hgb. I B 002 Aspekte der polnischen und deutschen Grammatik im Vergleich BA WP 1.1, WP 3.1, SLK WP 3, MA WP 1.2, WP 7.2, LA Polnisch 2-stündig | Fr 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Im Rahmen des Seminars werden ausgewählte Aspekte der Grammatik des Polnischen und des Deutschen kontrastiv behandelt. Folgende Sachgebiete stehen im Mittelpunkt der Diskussion: Standardsprache und ihre Varietäten, Besonderheiten der polnischen und deutschen Wortbildung, theoretische Grundlagen zu Wortarten und grammatischen Kategorien, Wortstellungsregularitäten sowie Satztypen. Das Seminar gibt ferner einen Überblick über gegenwärtige Sprachwandelphänomene im Polnischen und Deutschen. Polnischkenntnisse sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung für die Teilnahme. 5
Bartnicka, Barbara/Hansen, Björn/Klemm, Wojtek/Lehmann, Volkmar/Satkiewicz, Halina (2004): Grammatik des Polnischen. München: Otto Sagner. Engel, Ulrich (1999): Deutsch-polnische kontrastive Grammatik. Heidelberg: Groos Varietätenlinguistik in den slavischen Sprachen BA WP 3.2, SLK WP 3, MA WP 1.2, WP 7.2 2-stündig | Fr 10-12 Uhr c. t. | Hgb. | A 323 Die vorliegende Lehrveranstaltung bietet eine Einführung in die Varietätenlinguistik, die sich das Ziel setzt, ne- ben traditionellen Varietätenfaktoren wie Raum, Gruppe und Situation auch eine Reihe weiterer Aspekte wie Medialität, Textualität, Fachsprachlichkeit zusammenzuführen. Dabei richtet sich ein besonderes Augenmerk auf die Beschreibung der sprachlichen Variation wie Dialekte, Urbanoleke, Soziolek-te, Sprachstile, Funktiolek- te. Im Mittelpunkt der Seminardiskussion steht neben der Darstellung der slavischen Varietäten die Erfor- schung der Folgen des Sprachkontaktes, z.B. die Ausbildung eines Sprachbundes sowie die Entstehung der Kontaktvariatäten wie Pidgin und Kreolsprachen. Chambers, J., Trudgill, P., Schilling-Estes, N. (Hrsg.) (2013): The Handbook of Language Variation and Change. 2. Auflage. Oxford: Wiley-Blackwell. Kempgen, S., Kosta, P., Berger, T., Gutschmidt, K. (Hrsg.) (2009): Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. Ein internationales Handbuch zu ihrer Struktur, ihrer Geschichte und ihrer Erforschung / An International Handbook of their Structure, their History and their Investigation. Berlin: de Gruyter. Felder, E. (2016): Einführung in die Varietätenlinguistik. Darmstadt. Lexikologie in den slavischen Sprachen BA WP 3.1 , SLK WP 3, MA WP 1.2, WP 7.2 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A 323 Im Rahmen der Veranstaltung werden ausgewählte Themen der Lexikologie der slavischen Sprachen behandelt. Im Mittelpunkt der Seminardiskussion stehen sowohl die Erforschung und Beschreibung des Wortschatzes der slavischen Standardsprachen, als auch nichtnormierte Varietäten der Umgangssprache. Des Weiteren gibt das Seminar einen Überblick über Veränderungen der slavischen Lexik im Laufe der Sprachgeschichte sowie über den gegenwärtigen Wandel. Analysiert werden u. a. lexikalische Relationen und Wortbildungsmechanismen, Entlehnungen, Phraseologismen, Archaismen, Neologismen sowie Sozio- und Regiolekte. Harm, Volkar (2015): Einführung in die Lexikologie. Darmstadt. Nagórko, Alicja (2009): „Das Lexikon der slavischen Sprachen“. In: Kempgen, Sebastian / Kosta, Peter / Berger, Tilman / Gutschmidt, Karl (Hrsg.): Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. Ein internationales Handbuch zu ihrer Struktur, ihrer Geschichte und ihrer Erforschung / An International Handbook of their Structure, their History and their Investigati- on. Berlin: de Gruyter. 6
ALENA BAZHUTKINA Sprechstunde: Mo 10:30-11:30 Uhr s.t.I Hgb. I E 312 Syntax im Slavischen BA WP 1.1, SLK WP 3, MA WP 22.2, LA Russisch P 1.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Fr 12-14 Uhr c.t. | Hgb.| A 323 Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine Vertiefung der in der Einführungsvorlesung erworbenen Kennt- nisse zum Thema „Syntax“. Die für die slavischen Sprachen typischen syntaktischen Phänomene werden dabei in ihrer Relation zu semantischen und pragmatischen Aspekten betrachtet. Folgende Themen werden in der Veranstaltung ausführlich behandelt: - morphosyntaktische Relationen - einfacher und komplexer Satz - Subjekt - Valenzen - Diathese - Informationsstruktur und Wortstellung - existenziale und deklarative Sätze. Einführende Literatur: Gladrow, W./Kosta, P. 1999. Syntax und Syntaxkonzeptionen. In: Jachnow, H. (Hg.), Handbuch der sprachwissenschaft- lichen Russistik und ihrer Grenzdisziplinen. Wiesbaden, 386-424. Metasprachliche Diskurse BA WP 3.2, SLK WP 3 2-stündig | Mo 10-12 Uhr c.t. | Amalienstr. 73A | 120 In bestimmten Situationen, wie z.B. Bildung der Nationalstaaten und Sprachkontaktsituation, wird Sprache zum Gegenstand des öffentlichen Diskurses. Dabei wird eine Sprache bzw. Sprachform einer anderen gegen- übergestellt und in Bezug auf diese einer Wertung unterzogen. Dadurch wandeln sich sprachliche Phänomene in ideologische. Argumentativ gestützte wertende Einstellungen gegenüber bestimmten sprachlichen Formen ermöglichen einen Einblick einerseits in die Ideen, mit denen sie verknüpft sind, andererseits in die Wertevor- stellungen der jeweiligen Sprechergemeinschaft. Im ersten Teil der Veranstaltung werden ‘diskurskonstitutive’ Bereiche wie Ideologie, Identität, Argumentation, Einstellungen usw. aus einem semiotischen Blickwinkel be- trachtet. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden metasprachliche Diskurse, die im slavischen Sprachraum aktuell zu beobachten sind, behandelt. Einführende Literatur: Kuße, H. 2008. Sprachlob und Sprechenbewerten. In: Kempgen, S. et al. (Hg.), Deutsche Beiträge zum 14. Internationa- len Slavistenkongress Ohrid 2008 (= Die Welt der Slaven. Sammelbände. Bd. 32). München, 217–230. Wissenschaftliches Schreiben BA WP 1.2, LA Russisch WP 3.2 1-stündig | Fr 14-16 Uhr c.t. | Hgb. |A 323 Die Veranstaltung bietet einen Überblick über formale und inhaltliche Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens und richtet sich insbesondere an Studierende, die im aktuellen Semester eine Hausarbeit verfassen müssen. Ein- zelne Schritte zur Planung und zum Verfassen einer schriftlichen Arbeit werden besprochen und eingeübt. Zu- sätzlich wird in der Veranstaltung auf solche Formen wissenschaftlichen Arbeitens wie mündliche Präsentation, Thesenpapier, Essay eingegangen. Einführende Literatur: Franck, N./Stary, J. 2013. Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Paderborn u.a.. Rothstein, B. 2011. Wissenschaftliches Arbeiten für Linguisten. Tübingen. 7
PROF. DR. RICCARDO NICOLOSI Sprechstunde: Di 13-14 Uhr I Hgb. I E 308 Die Anormalen. Biosoziale Devianz in der russischen Literatur des späten 19. Jahrhunderts BA WP 4.1, SLK WP 2, WP 4, MA WP 10.1 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Vorlesung will die Wechselbeziehungen zwischen Literatur und biosozialen Theorien im Russland des spä- ten 19. Jahrhunderts untersuchen. Im Zentrum stehen die Transformationen des Degenerationsdiskurses zwi- schen naturalistischer Poetik und psychiatrischen Fallgeschichten, Kriminalliteratur und Kriminalanthropologie, literarischem Darwinismus und Eugenik. In dieser Perspektive offenbaren sich ungeahnte Verbindungen zwi- schen Wissenschaft und klassischen sowie vergessenen Autoren der russischen Literatur, von Fedor Dostoevskij und Dmitrij Mamin-Sibirjak über Lev Tolstoj und Vladimir Giljarovskij bis Anton Čechov und Aleksej Svirskij. Riccardo Nicolosi: Degeneration erzählen. Literatur und Psychiatrie im Russland der 1880er und 1890er Jahre. Paderborn: Wil- helm Fink 2018. Die Leningrader Blockade in Literatur und Film BA WP 4.2, MA WP 2.1, WP 5.1, WP 21.1 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Ausgehend von den historischen Begebenheiten der Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg untersucht das Seminar medial unterschiedliche Erzählmodelle der Blockade mit dem Ziel, eine medien-, gattungs- und epochenübergreifende Erzählgrammatik der Leningrader Belagerung heraus zu präparieren. Im Zentrum des Seminars stehen u.a. folgende Fragen: Mithilfe welcher diskursiven Strategien entstehen neue Erklärungs- und Wahrnehmungsmuster für die veränderte Stadtwirklichkeit? Lassen sich in den verschiedenen Medien strukturelle Konstanten feststellen, beispielsweise auf den Ebenen der Raum- und Zeitmodellierung, der narrativen Kohärenz oder auch hinsichtlich der Ereignishaftigkeit? Mit welchen Modellen medialer Authentisierung arbeiten die untersuchten Werke, d.h. in welchem Verhältnis stehen das Mimetische und das Antimimetische, das Faktographische und das Fiktionale zueinander? Begleitübung zum Seminar: Die Leningrader Blockade in Literatur und Film MA WP 2.2, WP 5.2, WP 21.2 1-stündig | 14-tägl. | Mo 16-18 Uhr c.t. |Termine: 09.11., 23.11., 07.12., 21.12., 18.01., 01.02. Hgb. | A 325 Die Begleitübung wird für Studierende des Masterstudienganges „Slavistik“ angeboten und kann nur in Kombi- nation mit dem Seminar „Die Leningrader Blockade in Literatur und Film“ belegt werden. In der Begleitübung sollen Aspekte und Probleme, die im Seminar behandelt werden, vertieft werden. Russische Abenteuerliteratur BA WP 4.1, MA WP 2.1, WP 19.1, LA Russisch WP 4.1 2-stündig | Di 14-16 Uhr c.t.| Hgb. | E 318 Das Seminar beschäftigt sich mit Theorie und Praxis des Abenteuers in der russischen Literatur. Schwerpunkte liegen im pikaresken Roman des 18. Jahrhunderts, in der Rezeption des westlichen Abenteuerromans im 19. Jahrhunderts, z.B. bei Dostoevskij, und vor allem in der frühsowjetischen Literatur und Literaturtheorie (Formalismus, Bachtin u.a.) der 1920er und 1930er Jahre. In dieser theoretischen und literarischen Produktion bedeutet das Abenteuer nicht so sehr ein rein auf Spannung hin ausgerichtetes Erzählen, sondern ein Erzählen, das seine eigene Gemachtheit, die Systembedingtheit von Erzählstrukturen geradezu ausstellt. Die Abenteuerli- teratur offenbart elementare Bausteine des Erzählens überhaupt, was eine Art theoretische und praktische ‚Grundlagenforschung‘ über dessen Bedingungen und Möglichkeiten entstehen lässt. 8
Begleitübung zum Seminar: Russische Abenteuerliteratur MA WP 2.2, WP 19.2 1-stündig | 14-tägl. | Di 16-18 Uhr c.t.| Termine: 03.11., 17.11., 01.12., 15.12., 12.01., 26.01. 09.02. Hgb. | E 318 Die Begleitübung wird für Studierende des Masterstudienganges „Slavistik“ angeboten und kann nur in Kombination mit dem Seminar „Russische Abenetuerliteratur“ belegt werden. In der Begleitübung sollen Aspekte und Probleme, die im Seminar behandelt werden, vertieft werden. Forschungskolloquium MA WP 19.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-18 Uhr c.t.| Termine: 11.11., 25.11., 09.12., 13.01., 27.01., 10.02. Hgb. | E 318 Im Rahmen des Forschungskolloquiums können Doktorand*innen und Postdoktorand*innen der Slavischen Literaturwissenschaft ihre aktuellen Arbeiten vorstellen und diskutieren. Darüber hinaus sollen aktuelle Fragen der Literaturwissenschaft anhand gemeinsamer Lektüren besprochen werden. Gastvorträge und literarische Lesungen runden das Programm ab. Fortgeschrittene Studierende können bei Interesse und nach einem Vorgespräch am Kolloquium teilnehmen. Examenskolloquium für MasterstudentInnen MA WP 19.2, WP 25.2. 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-18 Uhr c.t.| Termine: 04.11., 18.11., 02.12., 16.12., 20.01., 03.02. Hgb. | E 318 Im Rahmen des Examenskolloquiums können fortgeschrittene Masterstudierende der Slavischen Literatur- wissenschaft Konzept, Struktur und erste Kapitel ihrer Abschlussarbeiten vorstellen und diskutieren. Dabei sollen auch methodologische Fragen literaturwissenschaftlicher Arbeit besprochen werden. JUN.-PROF. DR. SVETLANA EFIMOVA Sprechstunde: Do 11:30-12:30 Uhr I Schellingstr. 33 I 2015 Literatur und ...: Einführung in die Intermedialität BA P 6.1, SLK WP 4, MA WP 23.1 2-stündig | Do 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Überschrift der Vorlesung enthält mit drei Punkten eine absichtliche Leerstelle, die wir im Laufe des Semesters immer wieder neu besetzen werden: Literatur und bildende Kunst, Fotografie, Film, Musik, Theater, digitale Medien… Ein theoretischer Schwerpunkt liegt dabei auf der Intermedialität: In welches Wechselverhältnis zueinander können Literatur und andere Medien treten? Welche kulturellen Energien werden dabei freigesetzt? Was wäre zum Beispiel das Literarische im Film und das Filmische in der Literatur? Warum schrieb der Künstler Vasilij Kandinskij Gedichte und warum ließ der Dichter Alexandr Blok die Erstausgabe seines revolutionären Poems Dvenadcatʼ (Die Zwölf) 1918 mit Illustrationen von Jurij Annenkov erscheinen? Wie eignete sich die „faktografische Literatur“ Fotografie an und wie setzte sich Michail Bulgakov mit der Theatralität der frühsowjetischen Gesellschaft auseinander? Im Mittelpunkt steht die russische Kultur des 19. und des 20. Jahrhunderts mit besonderer Aufmerksamkeit für die Avantgarde-Kunst. 9
Pandemie, Roboter, Krieg: Karel Čapeks Antiutopien BA WP 2.1, MA WP 2.1, WP 5.1, WP 22.1, LA Tschechisch 2-stündig | Di 12-14 Uhr c.t.| Hgb. | A 325 Ein aus China stammendes Virus, das für ältere Menschen tödlich ist, verursacht eine grausame Epidemie: So beginnt die Handlung des 1937 erschienen Dramas Bílá nemoc (Die weiße Krankheit) von Karel Čapek. Nicht weniger aktuell sind weitere Themen seiner literarischen Antiutopien: der gesellschaftliche Fortschritts- und Profitdrang, der zu Naturkatastrophen führt; Bioengineering und humanoide Wesen; ein Ende oder eine neue Zukunft des Menschen? Neben Bílá nemoc werden vor allem der Roman Válka s mloky (1936, Der Krieg mit den Molchen) und das Theaterstück R.U.R. (1920), in dem Čapek das Wort Roboter (tschechisch robot) einführte, im Mittelpunkt des Seminars stehen. Welche gesellschaftskritischen Zukunftsszenarien entwirft Čapek und welche Handlungsmodelle gibt es angesichts einer drohenden Katastrophe oder Pandemie? In welchem Verhältnis stehen Antiutopie und Science-Fiction? Mit welchen literarischen Mitteln setzt sich Čapek mit Massenmedien, Naturwissenschaft und Politik auseinander? Tschechische Texte liegen auch in deutscher Übersetzung vor. Übung zu: Pandemie, Roboter, Krieg: Karel Čapeks Antiutopien MA WP 2.1, WP 5.1, WP 21.1 1-stündig | Di 15-16 Uhr c.t. | Hgb. | A U 115 Die Begleitübung richtet sich an Masterstudierende der Slavistik, die das Seminar „Pandemie, Roboter, Krieg: Karel Čapeks Antiutopien“ besuchen. Die im Seminar besprochenen Fragen werden in der Übung vertieft und ergänzt. APL. PROF. DR. RAOUL ESHELMAN Sprechstunde: n.V. per Mail I Hgb. I E 302 Einführung in die Filmtheorie BA P 6.1, SLK WP 4, MA WP 23.1, LA Russisch WP 2.1 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | M 109 Die Vorlesung bietet einen systematischen Überblick über die wichtigsten Filmtheorien, die an Hand passender Beispiele in ihrer Praxisrelevanz gezeigt werden sollen. Der Schwerpunkt liegt bei der Vermittlung neuerer Theorien. Dazu zählen in erster Linie Neoformalismus (David Bordwell und Kristin Thompson), feministische und postfeministische Filmtheorie (Laura Mulvey u.a.), Psychoanalyse (Slavjoj Žižek), und Poststrukturalismus (Gilles Deleuze). Beispielfilme werden über Streaming zu Hause angeschaut. Besondere Sprachkenntnisse sind nicht erforderlich. Erfahrungen mit Filmanalyse sind hilfreich, aber auch nicht erforderlich. Empfohlene Lektüre: ELSAESSER, Th. (2007): Filmtheorie zur Einführung. Hamburg. Der osteuropäische Autorenfilm BA WP 4.2, MA WP 5.1, WP 19.1, WP 21.1, LA Tschechisch, LA Polnisch 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A U117 Das Seminar befasst sich mit den Filmen wichtiger „Autoren“ – Regisseure, die über eine markante, eigene Weltsicht verfügen und diese auf ästhetisch anspruchsvollem Niveau filmisch umsetzen. Schwerpunkt wird beim Werk von Filmemachern aus Polen und Tschechien liegen, darunter Andrzej Wajda, Roman Polanski, Miloš Forman, Ewald Schorm, Jiří Menzel und Krzysztof Kieślowski. Der zeitliche Schwerpunkt bei der Filmauswahl wird zwischen ca. 1955 und 1985 liegen. Die Filme werden zu Hause per Streaming angeschaut. Erfahrungen mit Filmanalyse sind hilfreich, aber nicht Voraussetzung. 10
Russische Kultur und der Kaukasus BA WP 4.2, SLK WP 2, WP 4, MA WP 22.1, LA Russisch WP 4.1 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t.| Hgb. | E 212 Nach der Ausdehnung des russischen Reiches im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert auf die heutigen Gebiete von Georgien, Tschetschenien, Armenien und Aserbaidschan hat das Thema „Kaukasus“ immer wieder eine wichtige Rolle in der Literatur Russlands gespielt, ob als romantische Projektion (Puškin, Lermontov), als Gegenstand der Reiseliteratur (Mandel’štam, Bitov, Grossman), als Ort der poetischen Reflexion in der Moderne (Achmatova, Pasternak, Mandel’štam) oder als kritisches Spiegelbild der russischen Gesellschaft (L.N. Tolstoj, Chadži Murat). Im Rahmen des Seminars werden wir eine Auswahl aus Poesie- und Prosagattungen lesen, die dem Kaukasus gewidmet sind, und dabei das kulturelle Konstrukt „Kaukasus“ kritisch hinterfragen. Sprachliche Voraussetzung: gute Lesekenntnisse des Russischen. The Poetics of Pandemics, Contagion and Closed Spaces BA WP 4.1, MA WP 19.1 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A U117 This course is addressed to all those who are not totally fed up with hearing and reading about our present pandemic. In keeping with the all-encompassing, randomly expanding character of the pandemic itself, we will treat a wide variety of otherwise unrelated texts and films arranged in three thematic groups. The first group is comprised of literal treatments of pandemics; the second addresses the ethics and aesthetics of mimetic contagion (why we are led to uncontrollably imitate others socially); and the third examines how enclosed spaces are employed for effect in contemporary literary texts and films. I have advanced the thesis that in present-day culture, which I have described as “performatist,” enclosed spaces are employed to empower rather than oppress people. We will examine to what extent this has occurred not only in film and literature, but also during the real-life pandemic, and how people dealt with enclosure. In the first part of the class we will examine Puškin’s poem “Feast in the Time of the Plague,” Edgar Allan Poes „Masque of the Red Death” and Ljudmila Petruševskaja’s short story “Hygiene” as well as the films Panic in the Streets (Elia Kazan, USA 1950) and Contagion (Steven Soderbergh, USA 2010). In the second phase we will turn to social and aesthetic theories of contagion as advanced by L.N. Tolstoj, René Girard and Eric Gans. Finally, we will examine contemporary texts and films in which enclosed spaces play a positive, empowering role (Olga Tokarczuk’s “The Wardrobe”), the Oscar-winning Korean film Parasite (Bong Joon-ho, Korea 2019), and David Fincher’s thriller Panic Room (USA 2002). A special guest lecturer (by way of Zoom) will be Professor Mahasen Badra of the Istanbul Gelisim University, Turkey. Prof. Badra will speak on a relevant contemporary Anglo-Saxon play. Note: The seminar will be conducted entirely in English, but apart from that there are no special language requirements. Einführung in die Comic-Analyse (Westslavistik) MA WP 5.2, 21.2, 19.2, SLK WP 2, WP 4, LA Polnisch, LA Tschechisch 1-stündig | Fr 10-12 Uhr c.t.| Hgb. | A U121 | Beginn: 6.11.2020 | Ende: 18.12.2020 Trotz ihrer scheinbar einschlägigen Präsentationsweise weisen Comics eine durchaus komplexe Mischung aus grafischen, verbalen, und filmischen Techniken auf, die spezieller deskriptiver Begriffe und Analysetechniken bedürfen. Dabei hat sich in Polen und Böhmen seit dem Zerfall des Kommunismus eine künstlerisch und erzählerisch anspruchsvolle Comic-Kultur herausgebildet, die auch weit über die Grenzen dieser Länder hinaus gewirkt hat. Nach einer kurzen Einarbeitung in die Comic-Analyse werden wir einige exemplarische Werke der polnischen und tschechischen Comic-Kunst analysieren. Voraussetzungen: Lesekenntnisse des Polnischen oder des Tschechischen Empfohlene Lektüre: Scott McCloud. Comics richtig lesen. Die unsichtbare Kunst. Hamburg 2001. Julia Abel und Christian Klein. Comics und Graphic Novels. Eine Einführung. Stuttgart 2016. 11
APL. PROF. DR. SVETLANA KAZAKOVA Sprechstunde: Mo 16–17 Uhr I Schellingstr. 10 I 406 Der russische Symbolismus BA WP 4.1, SLK WP 2, LA Russisch WP 4.2 2-stündig | Di 14-15:30 Uhr c.t. | Schellingstr. 10 | 404 Der russische Symbolismus weist Spezifika auf, die sein System aus philo- sophisch-ästhetischer Sicht als einzigartig im slavischen Kontext darstellen. Nichtsdestoweniger entstand diese Kunstrichtung aufgrund bestimmter literarischen Entwicklungstrends. Die russischen Spätrealisten I. Bunin, B. Zajcev, N. Telešov haben den Stilwechsel in der postrealistischen Literatur der Jahrhundertwende deutlich gemacht, was den großen Triumph der Moderne vorbereitete. In deren Werken haben sie Merkmale herausgear- beitet, an denen die Genesis der neuen literarischen Phänomene abzulesen ist. Diese Veranstaltung wendet sich an alle Slavisten, die sich für eine Erwei- terung der bereits erworbenen Kenntnisse über die Anfänge der russischen Moderne interessieren. Sie stellt sich die Aufgabe, eine umfassende Vor- stellung des russischen Symbolismus in seinen zwei sich historisch entwi- ckelten Phasen zu ermöglichen. Unter den Poeten der ersten Symbolisten- Generation (staršie simvolisty) werden Werke von D. Merežkovskij, Z. Gip- pius und F. Sologub bearbeitet. Die zweite symbolistische Generation (mladšie simvolisty) wird vor allem durch die Beiträge von V. Ivanov, A. Belyj und A. Blok repräsentiert. Eine separate Betrachtung wird der Kunst von Michail Wrubel: Die Schwanenkönigin, V. Brjusov und K. Bal’mont gewidmet, um ihre besondere Stellung in der 1900 Geschichte des Symbolismus aufzuzeigen. Geplant ist sowohl die Ausei- nandersetzung mit exemplarischen Werken der Dichter, als auch mit pro- grammatischen Texten der symbolistischen Schule. Literatur der südslavischen Postmoderne BA WP 2.1, WP 4.2, MA WP 22.2, SLK WP 2, WP 4 2-stündig | Mo 12:30-14 Uhr s.t.,| Schellingstr. 10 | 404 Die Veranstaltung hat das Ziel, die Erscheinung eines neuen Stilkonzeptes im südslavischen literarischen Raum seit den 1960er Jahren zu studieren: die Ablösung der Epistemologie der Moderne durch die Ontologie der Postmoderne. Die Situation einer „ontologischen Implosion“ (D. Oraić Tolić) dieser Zeit bekundet vor allem eine Erschütterung der kulturellen Wertvorstellungen. Als Literatur an der Schwelle der Postmoderne zeigten schon die Werke von M. Selimović und M. Kovać eine neue Darstellungsart, bei der Schreiben und Interpreta- tion kohärent agieren und auf diese Weise eine Isotopie bilden. Die Beschäftigung mit den Werken von D. Kiš, G. Tribuson, M. Jergović macht aber die aufgetretene Relativierung der Autonomie in der literarischen Text- produktion eindeutig. Dementsprechend lässt sich das Schaffen als Kombinatorik konstruktiver kulturologisch- zivilisatorischer Paradigmen betrachten. Die Prosa der 1970/80er Jahre fasst eine Menge von Problemen zusammen, die vorwiegend die junge Genera- tion betreffen. Anhand einer neuen Sensibilität, die auf den Massenmedien und der Metaliteraturizität beruht, erzeugt die Literatur eine gewisse Illusion der Kunst. Das Phänomen kann am Beispiel der „Jeans-Prosa“ von D. Ugrešić, der Kulturmodellierung bei Dž. Karahasan, aber auch der Dramastücke S. Šnajders illustriert wer- den. Es soll darüber hinaus gezeigt werden, wie Trivialität des Alltags, brisant dargestellte nationale Problematik und neue Wertehierarchien in metatextuelle Evokationen übergehen. Eine ebenso starke Illusion von Wahr- scheinlichkeit, gestaltet als unendliches Spiel funktionaler Möglichkeiten, bieten auch die Prosatexte von M. Pa- vić, P. Pavličić und A. Popov. Sie vertreten die postmoderne Phantastik, die durch Experimentieren mit der Rezeption erreicht, bzw. decodiert werden kann. Das Verständnis der Literatur als alternatives „offenes“ Schaffen mit unzähligen Transformationsmöglichkeiten wird auch am Beispiel der neuesten Lyrik behandelt: von V. Popa über M. Dizdar bis G. Gospodinov. Das adä- quate Erörtern der literarischen Texte setzt voraus, dass die dafür notwendigen theoretischen Modelle herange- zogen und angewendet werden. Nicht zuletzt soll der Intertextualität in der postmodernen Literatur die rele- vante Aufmerksamkeit gewährt werden. 12
Groteske Körper, karnevaleske Bilder, absurde Szenen (Schwerpunkt Slavistik) BA WP 4.2, SLK WP 2, MA WP 2.1 2-stündig | Do 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Ziel dieser Veranstaltung ist es, über die relevantesten Autoren der absurden Literatur bei den Slaven zu unter- richten. Das Seminar sieht vor, dass die Ästhetik des Absurden und das groteske Verfahren als zwei Achsen einer Sinnkonstituierung erkannt werden, die ein Skan- dalon der kategorialen Ordnung darstellt. Zur Erklärung des Absurden werden u.a. philosophische Denkansätze in Betracht gezogen (A. Camus, J. P. Sartre), welche als Garant für die Unlösbarkeit der Existenzfrage stehen. Gleichzeitig wird die Groteske erläutert (W. Kayser, M. Bachtin u.a.), so dass ihre absurde Variante als poe- tologische Antwort auf die absurde Sinngebung gerecht- Hieronymus Bosch: Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge. Detail: Völlerei, 1485 fertigt wird. Da die grotesken Sequenzen im Absurdis- mus eine genuine Verbindung mit der karnevalesken Kultur aufweisen, soll gezeigt werden, dass ihre literarische Umsetzung die zu erwartenden karnevalesken Bil- der hervorruft. In diesem Seminar werden slavische Schriftsteller aus verschiedenen Nationaltraditionen behandelt, wie z.B.: D. Charms, S. Mrožek, V. Havel, I. Radoev etc. Dazu kommen aber auch westeuropäische Autoren, die auf rezeptiver/komparatistischer Ebene die absurde Problematik vervollständigen sollen (F. Kafka, B. Vian, E. Ionesco). Dabei wird die Arbeit im Seminar daran orientiert sein, die großen Komplexe des absurden Thea- ters (Diskontinuität, Sinnentleerung, Resultatlosigkeit) in den grotesken und karnevalesken Lösungen der Ver- mischung, der Verzerrung und Verwandlung wiederzuerkennen, und zwar als Aporien einer Kunst, die jegliche Formen von Stilbruch und unerwarteter Sprachkombinatorik legitimiert. Übung zu: Groteske Körper, karnevaleske Bilder, absurde Szenen (Schwerpunkt Slavistik) MA WP 2.2, WP 19.2 1-stündig | Do 15:30-16:15 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Im Rahmen der Begleitübung wird die Grundproblematik, die im gleichnamigen Seminar erläutert wird, weiter besprochen und vertieft. Bulgarisch audiovisuelle Medien: Literarische Verfilmungen BA WP 5.1, MA WP 6.1 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-17:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 | Beginn: 11.11. Diese medienorientierte Veranstaltung bietet die Möglichkeit, sowohl literarische Texte aus der bulgarischen Klassik und der Gegenwart als auch deren Verfilmungen kennenzulernen. Die Auseinandersetzung mit dem Material setzt keine fachbezogenen Kenntnisse voraus; das Augenmerk wird vor allem auf die kritische Hinter- fragung von Autorenintention und auf Kinoverfahren gelegt. Die Filme werden vorwiegend in der Original- sprache vorgeführt. Bulgarisch: Textlektüre und Übersetzung BA WP 5.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-17:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Im Rahmen dieser Veranstaltung werden Texte aus verschiedenen Kulturbereichen zum Lesen, Kommentieren und zur Übersetzung angeboten. Man wird sich primär auf die Mechanismen der Sprachübertragung aus dem Bulgarischen ins Deutsche und umgekehrt fokussieren. Nach Wunsch können ebenso spezifische Eigenschaf- ten der Sprache auf Basis anderer stilistischer Bereiche herausgearbeitet und analysiert werden. 13
Bulgarisch für Fortgeschrittene MA P 3 2-stündig | Do 16-17:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Im Rahmen dieser Veranstaltung werden Texte aus verschiedenen Kulturbereichen zum Lesen, Kommentieren und zur Übersetzung angeboten. Man wird sich primär auf die Mechanismen der Sprachübertragung aus dem Bulgarischen ins Deutsche und umgekehrt fokussieren. Nach Wunsch können ebenso spezifische Eigenschaf- ten der Sprache auf Basis anderer stilistischer Bereiche herausgearbeitet und analysiert werden. Außerdem bietet diese medienorientierte Veranstaltung die Möglichkeit, sowohl literarische Texte aus der bul- garischen Klassik und der Gegenwart als auch deren Verfilmungen kennenzulernen. Die Auseinandersetzung mit dem Material setzt keine fachbezogenen Kenntnisse voraus; das Augenmerk wird vor allem auf die kritische Hinterfragung von Autorenintention und auf Kinoverfahren gelegt. Die Filme werden vorwiegend in der Origi- nalsprache vorgeführt. DR. ANKE NIEDERBUDDE Sprechstunde: Di 11-12 Uhr I Hgb. I E 304 Einführung in die Geschichte der slavischen Literaturen I (Schwerpunkt Ostslavistik) BA P 1.3, SLK WP 2, WP 4, LA Russisch P 4.1 2-stündig | Di 14-16 Uhr c.t. | Hgb.| A 325 Die Veranstaltung bietet einen systematischen Überblick über die wichtigsten Epochen und Probleme der Lite- raturentwicklung am Beispiel der ostslavischen Literaturen. Dabei werden exemplarisch repräsentative Werke aus der russischen und ukrainischen Literatur vorgestellt und besprochen. Es sind folgende Schwerpunkte vor- gesehen: Die Literatur der Kiever Rus’ - Kennzeichen der Barockliteratur - Klassizismus und Aufklärung - Romantik als Schlüsselepoche in den slavischen Literaturen - Der russische Realismus - Symbolismus und Avantgarde - Soz- realismus und Postmoderne. Es werden die Strukturen und Mechanismen der Literaturevolution dargestellt und erörtert. Als Ergänzung zur Einführung I enthält Einführung II eine Einführung in literaturwissenschaftliche Grundbe- griffe und Methoden. Einführung in die Geschichte der slavischen Literaturen I (Schwerpunkt West- und Südslavistik) BA P 1.3, SLK WP 2, WP 4, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Mo 12-14 Uhr c.t. | Hgb.| E 318 Die Veranstaltung bietet einen systematischen Überblick über die wichtigsten Epochen und Probleme der Lite- raturentwicklung am Beispiel der west- und südslavischen Literaturen. Dabei werden exemplarisch repräsentati- ve Werke aus der polnischen, tschechischen, bulgarischen, serbischen und kroatischen Literatur vorgestellt und besprochen. Es sind folgende Schwerpunkte vorgesehen: Die Literatur der Kiever Rus’ - Kennzeichen der Barockliteratur - Klassizismus und Aufklärung - Romantik als Schlüsselepoche in den slavischen Literaturen - Der russische Realismus - Symbolismus und Avantgarde - Soz- realismus und Postmoderne. Es werden die Strukturen und Mechanismen der Literaturevolution dargestellt und erörtert. Als Ergänzung zur Einführung I enthält Einführung II eine Einführung in literaturwissenschaftliche Grundbe- griffe und Methoden. 14
Boris Godunov BA P 6.2, SLK WP 4, MA WP 21.2, 23.2 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 206 Die Geschichte von Boris Godunov und dem falschen Dimitrij hat vor allem im 19. Jahrhundert verschiedene historiographische und künstlerische Verarbeitungen erfahren. Ausgehend von der Darstellung in Karamzins historiographischen Werk „Die Geschichte des russischen Staates“ (Istorija gosudarstva Rossijskogo) werden wir uns mit den künstlerischen Transformationen des Themas bei Aleksandr Puškin (Drama Boris Godunov) und in den verschiedenen Fassungen der Oper von Modest Musorgskij beschäftigen. Behandelt werden folgen- de Fragestellungen: Geschichte und nationale Thematik in der russischen Romantik Die Geschichte um Boris Godunov in Karamzins historiographischen Werk Istorija gosudarstvaros- sijskogo (1824) Puškins Drama: Figurenkonzeption und Rezeptionslenkung Puškins Boris Godunov und Shakespeares Dramenpoetik Das „Volk“ als Held in Puškins Drama Mittelalterliche Chronik und historisches Drama: der Mönch Pimen in Puškins Drama Modest Musorgskijs Boris Godunov: Libretto und Musikästhetik Modest Musorgskij und die Tradition der historischen Oper in Russland Romantische Tragödie und realistische Oper: Puškin und Musorgskij Usurpation und Macht bei Puškin und Musorgskij Die großen Monologe des Boris Godunov bei Puškin und Musorgskij Die Figur des Narren bei Puškin und Musorgskij Die Fassungen der Oper (1869 und 1872/74) Stadtmythen - Stadttexte: Semiotik der Stadt am Beispiel slavischer Literaturen MA WP 4.1, SLK WP 2, WP 4 2-stündig |Mi 14-16 Uhr c.t. | Hgb.| E 318 Das vielgestaltige Verhältnis zwischen Stadt und Literatur soll in der Veranstaltung an Beispiel des slavischen Kulturraumes untersucht werden: Ausgangspunkt ist die Bedeutung von Städten und urbanen Zentren für die jeweilige Kultur, die ihren Ausdruck in Stadtmythen findet, welche über literarische Texte konstruiert und transformiert werden. Daneben bietet die Veranstaltung eine Einführung in kultursemiotische Ansätze und be- handelt die Verbindung von Stadt und Text aus dieser Perspektive: wie geht die reale Stadt mit ihren Zeichen in den literarischen Text ein und wo kreiert die Literatur imaginäre Stadträume? Es werden lyrische und prosai- sche Texte herangezogen, um den Formen der Literarisierung der Stadt nachzugehen. Zur Abdeckung der slavischen Literaturen/Kulturräume wird jede Stunde eine andere Stadt im Mittelpunkt stehen - von Odessa über Prag, Warschau, Kiew bis nach Moskau und St. Petersburg. Bartetzky, A., Dmitrieva, M., Kliems, A. (Hrsg.): Imaginationen des Urbanen: Konzeption, Reflexion und Fiktion von Stadt in Mittel- und Osteuropa, Berlin 2009. Dmitrieva, Marina, Lambrecht, Karen (Hrsg.): Krakau, Prag und Wien: Funktionen von Metropolen im frühmodernen Staat. Franz Steiner Verlag, 2000. Mahler, A. (Hrsg.): Stadt-Bilder. Allegorie, Mimesis, Imagination, Heidelberg 1999. Toporov, V.N.: Peterburg. Peterburgskij tekst russkoj literatury. Trudy po znakovym sistemam. Tartu 18. 1984, S.4-29. Metropolen in der Literatur: Moskau - Warschau - Prag MA WP 4.2 2-stündig |Fr 14-18 Uhr c.t. | Hgb.| A 325 Das Bild der Stadt und der Diskurs des Urbanen verändern sich im 20. Jahrhundert: Elektrifizierung, neue Mo- bilitätsmöglichkeiten in der Stadt sowie die Entwicklung der Metropolen zu Freizeit- und Unterhaltungszentren hinterlassen auch in den literarischen Texten ihre Spuren. Die Metropolen Moskau, Warschau und Prag haben zudem eine besondere Bedeutung als nationale und machtpolitische Zentren. In der Veranstaltung untersuchen wir die Bedeutung von Stadträumen in literarischen Texten des 20. Jahrhunderts und betrachten dabei die drei slavischen Metropolen als reale und imaginäre Räume. 15
Sergej Ėizenštejn: Filmtheorie und -praxis SLK WP 4, MA WP 21.2, WP 23.2 2-stündig | Fr 14-18 Uhr c.t.| Hgb.| A 325 In der Übung beschäftigen wir uns mit dem Werk Sergej Ėizenštejns in Theorie und Praxis. Im theoretischen Teil liegt ein Schwerpunkt auf der Montagetheorie und Ėizenštejns Filmästhetik. Exemplarisch werden dazu Ausschnitte aus den Stummfilmen des Regisseurs (Streik, Panzerkreuzer Potemkin, Oktober, Generallinie) ana- lysiert. Sergej Ėizenštejn: Kino und Macht in der Sowjetunion SLK WP 4 3-stündig | Fr 14-18 Uhr c.t.| Hgb.| A 325 Die Übung beschäftigt sich mit Ėizenštejns Filmen der Tonfilmzeit der 1930er und 1940er Jahre. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Entstehungsgeschichte der Filme unter den Bedingungen von Stalins Kulturpolitik gerichtet. In den beiden Filme Aleksandr Nevskij und Ivan Groznyj entwirft Ėizenštejn in dieser Zeit mit historischen Themen Parabeln auf die Gegenwart. Kolloquium BA WP 8.2 1-stündig | 14-tägl. | Fr 10-12 Uhr c.t.| Hgb.| A 321 | Beginn: 13.11.2020 Im Rahmen des BA-Studiums Slavistik ist von jedem/jeder Studierenden selbständig eine wissenschaftliche Arbeit zu erstellen (BA-Arbeit). Im Kolloquium stellen die Studierenden ihr BA-Thema vor (Vorstellung eines Thesenpapiers). Die Veranstaltung ist außerdem zur Diskussion und Klärung von wissenschaftlichen Fragestel- lungen gedacht. Wissenschaftliches Schreiben BA WP 2.2, LA Russisch P 10.0.2 1-stündig | 14-tägl. | Fr 10-12 Uhr c.t.| Hgb.| A 321 Wie erstellt man eine wissenschaftliche Arbeit? In der Veranstaltung werden die verschiedenen Schritte bespro- chen und an praktischen Aufgabenstellungen eingeübt. Außerdem werden Hilfsmittel der slavistischen Litera- turwissenschaft vorgestellt. Franck, N.; Stary, J. (Hg.) (2006). Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Paderborn. 16
DR. ANJA BURGHARDT Sprechstunde: Di 10:30-11:30 Uhr | Hgb. | E 306 Einführung in die Geschichte der slavischen Literaturen II BA P 1.4, SLK WP 2, WP 4, LA Russisch P 4.2, LA Tschechisch, LA Polnisch 1-stündig | Mo 16-18 Uhr c.t.| Hgb. | F 007 | Beginn: 07.12.2020 | Ende: 08.02.2021 Was ist Literatur und was macht Literaturwissenschaft? Das Einführungsseminar konzentriert sich auf Grundlagenkenntnisse und vermittelt die wesentlichen Hand- werkzeuge zum literaturwissenschaftlichen Arbeiten. Ausgehend von Jurij M. Lotmans Postulat der „Kunst als Fremdsprache“ bzw. als „sekundäres modellbildendes System“ und Viktor B. Šklovskijs Verfremdungstheorie werden die Poetische Funktion sowie die Entstehungsweise poetischer Figuren auf den einzelnen Ebenen der Sprache (phonologische, morphologische, syntaktische, semantische) eingeübt. Begleitend zur Vorlesung gibt es ein Tutorium, das die praktische Anwendung der erlernten Inhalte gewährleisten soll. Die Veranstaltung dient der Vorbereitung der Einführung in die Literaturwissenschaft im kommenden Som- mersemester. Čechov: ein Autor und seine Rezeption BA WP 2.1, SLK WP 2, LA Russisch P 6.2 2-stündig | Di 12-14 Uhr c.t.| Hgb. | A 323 Viele Dramen von Anton Čechov (1860–1904) werden nach wie vor und in immer neuen Akzentuierungen regelmäßig auch auf Bühnen im deutschsprachigen Raum gespielt, immer wieder hat es neue Übersetzungen seiner Erzählungen gegeben. Natalia Ginzburg beschreibt als die Größe Čechovs „sich in die verschiedensten Wesen hineinversetzen zu können, seien es Hunde oder Wölfe oder Männer oder Frauen: und die Welt kann sich ihren Augen freundlich oder feindlich, liebevoll oder schrecklich zeigen, stets ist sie so seltsam, daß der suchende Blick vor allem verwundert ist“. Die Lehrveranstaltung wird von sorgfältigen Textanalysen bestimmt. Dabei wollen wir einerseits Techniken der Prosa- und Dramenanalyse beispielhaft an ausgewählten Texten erproben und vertiefen. Andererseits werden wir verschiedene Aspekte der Rezeption in den Blick nehmen, angefangen von Literatur- und Theaterkritiken, über literaturwissenschaftliche Analysen bis hin zu Übersetzungen und – für das Drama – Inszenierungen. Ziel des Seminars ist es, neben der Praxis der Textanalyse und der kritischen Auseinandersetzung mit Sekundärlite- ratur einen Einblick in Anton P. Čechovs Werk und seine Poetik sowie in die Čechov-Rezeption (v. a. in Russ- land und im deutschsprachigen Raum) zu vermitteln. Empfohlene Literatur: A.P. Čechov: Rasskazy (Erzählungen), z.B. „Dama s sobačkoj“ (Die Dame mit dem Hündchen), „Kaštanka“ oder „Anna na šee“ (Anna am Halse), wenn Sie nicht Russisch lesen, am besten in der Übersetzung von Peter Urban. A.P. Čechov: „Tri sestry“ („Drei Schwestern“) u. a. Dramen. Natalia Ginzburg: Anton Čechov. Ein Leben, Berlin: Wagenbach, 2009. Prosa des Realismus/Positivismus BA WP 4.1, SLK WP 2, MA WP 4.1, LA Polnisch 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t.| Hgb. | C 016 „Der Realismus: die Kunst einer Naturdarstellung aus der Krötenschau: der Zauber einer Landschaft, wie sie ein Maulwurf malt, die Geschichte, wie sie eine Spinnerlarve schreibt.“ So charakterisiert Ambrose Bierce die Strömung, die im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung steht. Vielfach wird die Prosa der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als paradigmatisch für die Erzählliteratur aufge- fasst. In dieser Zeit entfaltete sich in den meisten europäischen Literaturen die Strömung des Realismus/ Positivismus; in dieser Zeit wurden in der Prosa einige grundlegende Erzähl- und Darstellungstechniken ge- prägt, die trotz vielfacher Modifikationen in der Erzählliteratur bis heute Verwendung finden. Darunter fallen etwa ein Perspektivismus als dominante Erzähltechnik oder die Einführung scheinbar belangloser und beliebi- ger Details und Figuren. Für in der Zeit formulierte Darstellungsideale wie Unmittelbarkeit, Natürlichkeit, 17
und Klarheit stellt sich die Frage, wie sich diese im literarischen Text umgesetzt finden. Im Seminar wird dabei auch die Rolle von technischen Neuerungen für das Schreiben in den Blick geraten, sei es in Bezug auf die Zeit- schriftenproduktion und die damit ermöglichte Veröffentlichungspraxis von Romanen in Fortsetzung, sei es in Bezug auf die damals neuen Medien Daguerreotypie und Photographie und die mit ihnen verbundenen Ideale einer „bloßen Ablichtung“ (Dirk Göttsche) der Wirklichkeit. Bezeichnend für die Epoche des Realismus/ Positivismus sind auch ganz neue Themen, die sich die Literatur angesichts der gesellschaftlichen Veränderun- gen in dieser Zeit erschließen musste und erschlossen hat. Diese Nähe der Literatur zu einer veränderten All- tagsrealität wirft auch die Frage auf, wie nah journalistische Texte, wie z.B. Reportagen, „Briefe“ („listy“) in der polnischen Literatur oder „očerki“ (Skizzen) in der russischen Literatur, fiktionalen Texten in ihren Darstel- lungsweisen sind. Die Lehrveranstaltung geht der also Frage nach, welche Darstellungsweisen sich in der Zeit Epoche des Realismus herausbildeten und welche spezifischen Gattungen für die Prosa daraus hervorgingen. Lassen sich literarische Verfahren bestimmen, die prägnant genug sind, um als Grundzüge einer Epochenpoetik zu gelten? Der Schwerpunkt der Text-Auswahl liegt in der polnischen und russischen Literatur; je nach den Interessen der Studierenden werden wir auch Texte aus anderen Literaturen einbeziehen Empfohlene Literatur: Romane aus der Epoche des Realismus/Positivismus, z.B. Tolstoj: Anna Karenina, Dostoevskij: Idiot, Prus: Lalka Erzählungen aus der Epoche des Realismus/Positivismus, z.B. Tolstoj: „Smert’ Ivana Il’iča“ („Der Tod des Iwan Iljit- sch“), Turgenev: „Zapiski ochotnika“ („Aufzeichnungen eines Jägers“); die entsprechenden Erzählungen in Rolf Fie- guth (Hg.). 1981: Polnische Erzähler des 19. und 20. Jahrhunderts, Zürich: Manesse. Nekrasov, Nikolaj (red.): Fiziologija Peterburga (1845); (engl. Übersetzung: Petersburg. Physiology of a City, Evanston, Ill. 2009.) Reinhard Lauer. 1980: „Der europäische Realismus“, in: (ders. Hg.): Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, Bd. 17: Europäischer Realismus, Wiesbaden: Athenaion, 7-27. Hansen-Löve, Aage. 2004: „Der frühe russische Realismus und seine Avantgarde. Einige Thesen“, in: Lazar Fleishman/Christine Gölz/Aage Hansen-Löve (Hg.): Analysieren als Deuten, W. Schmid zum 60. Geburtstag, Ham- burg: UP, 365-405. Literatur des Realismus/Positivismus im ideengeschichtlichen Kontext MA WP 4.2 1-stündig | 14-tägl. | Di 16-18 Uhr c.t.| Hgb.| A 323 |Beginn: 10.11.2020 | Ende: 09.02.2021 „Beschreibung und Analyse der Gesellschaft“ mit dieser Wendung fasst Reinhard Lauer die „Gemeinsamkeit zwischen realistischer Literatur und materialistisch-positivistischer Philosophie“ zusammen, die er als ein Mo- ment versteht, das den literarischen Realismus des 19. Jahrhunderts „grundsätzlich von der Wirklichkeitsdar- stellung früherer Kunstepochen“ unterscheidet (10f.). Ähnlich sieht Dirk Göttsche das Besondere der ästheti- schen Reflexion des Realismus darin, dass als ein elementarer Teil derselben „politische, soziale und moralische Herausforderungen der Zeit modelliert“, wobei auch durchaus Stellung bezogen werde. Ausgehend von diesen Bestimmungen des Realismus ist die Lehrveranstaltung darauf angelegt, ausgewählte literarische Analysen mit philosophischen Konzepten zu konfrontieren, um so der Frage nachzugehen, auf wel- che Weisen Literatur und Philosophie zusammenspielen und wie die tiefgreifenden Veränderungen in der zwei- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie beispielsweise Industrialisierung, Urbanisierung, Technik-Entwicklung und wissenschaftlicher Fortschritt in literarische Texte Eingang fanden. Anders als in meinem Seminar „Prosa des Realismus/Positivismus“ liegt in dieser Veranstaltung der Fokus auf den theoretischen Texten, über die ausge- wählte Aspekte des ideengeschichtlichen Hintergrunds der Epoche, insbesondere in Hinblick auf Ethik und Gesellschaftsbilder, ausgeleuchtet werden. Die Veranstaltung kann sowohl in Kombination mit dem Realismus/Positivismus-Seminar wie auch als eigen- ständige Lehrveranstaltung besucht werden. Empfohlene Literatur: Jakobson, Roman. 1921: „O chudožestvennom realizme“ | „Über den Realismus in der Kunst“, in: Jurij Striedter (Hg.): Texte der russischen Formalisten, Bd. 1: Texte zur allgemeinen Literaturtheorie und zur Theorie der Prosa, München: Fink, 1969, 372-391. Kahn, Andrew et al.: „Literary identity and social structure of the imperial period“, in: their A History of Russian Lite- rature, Oxford: UP, 2018, 431-459. Miłosz, Czesław. 1983: „Der Positivismus“, in: ders.: Geschichte der polnischen Literatur, Tübingen 2013, 230-261. Helferich, Christoph. 2012: „Das 19. Jahrhundert: Philosophie in der Maschinenwelt“, in: ders.: Geschichte der Philoso- phie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart und Östliches Denken, 4. erw. Aufl., Stuttgart, Weimar: Metzler, 285-362. Osterhammel, Jürgen. 2011: Die Verwandlung der Welt: eine 18Geschichte des 19. Jahrhunderts, München: Beck.
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