Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Slavische Philologie Sommersemester 2022
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INHALTSVERZEICHNIS Prof. Dr. Elena Graf…...……………………………………………………………….. 3 Dr. Kinga Piskorz…........………………………………………………………………… 4 Dr. Alena Bazhutkina….........……………………………………………………………. 6 Prof. Dr. Riccardo Nicolosi ……………………………………………………………... 7 Apl. Prof. Dr. Svetlana Kazakova………………………………………………………. 9 Jun.-Prof. Dr. Svetlana Efimova………………………………………………………….. 11 Dr. Anke Niederbudde …………………………………………………………………... 12 Dr. Anja Burghardt ……………………………………………………………………… 15 Dr. Nora Scholz……………...………………………………………………………….. 16 Dr. Philipp Kohl.... ……………………………………………………………………… 18 Dr. Yvonne Griesel………………………………………………………………………. 19 Dr. Zuzana Jürgens…………………………………………………………………….. 19 Peter Hilkes……………………………………………………………………………… 20 Dr. Jan Jiroušek ………………………………………………………………………….. 21 Nina Kozlowski………………………………………………………………………….. 21 Dr. Marc Stegherr……………………………………………………………………….. 22 Dr. Ilja Kukuj…………………………………………………………………………….. 22 Anna Shibarova …………………………………………………………………………. 23 Tatiana Ushakova/ Alina Katzmann-Döring................................................................................. 23 Tatiana Ushakova.………………………………………………………………………. 23 Susanne Fisher-Hederer….…………….................................................................................. 24 Dr. Małgorzata Zemła....................................................................................................................... 24 Agnieszka Stanko………………………………………………………………………... 25 Dr. Olena Novikova .......................................................................................................................... 25 Radana Dielmann…………. …………………………………………………………… 26 Olga Stojanović-Frechette………………………………………………………………... 27 2
PROF. DR. ELENA GRAF Sprechstunde: Do 12-13 Uhr, Hgb., E 304 Einführung in die slavistische Sprachwissenschaft III BA P 3.1, SLK WP 3, LA Russisch P 2.1, LA Tschechisch, LA Polnisch 2-stündig | Mi 16-18 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die Kurzporträts der slavischen Standard- und Kleinschrift- sprachen sowie ihre Sprecher. Anhand des Vergleichs der slavischen Sprachen auf jeweils einer der sprachli- chen Ebenen bietet die Veranstaltung eine vertiefende Darstellung der Kernbereiche der Sprachwissenschaft: Phonetik und Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikologie, Soziolinguistik und ist für Hauptfachstudierende konzipiert. Der Kurs wird mit einer Klausur abgeschlossen. Einführung in das Altkirchenslavische BA WP 1.3, SLK WP 3, WP 5, MA WP 10.1, LA Russisch P 8.3, LA Tschechisch, LA Polnisch 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Als älteste Schriftsprache der Slaven gehört das Studium des Altkirchenslavischen zu den Grundlagen des Stu- diums der slavischen Philologie. Durch die beiden Brüder Konstantin (Mönchsname: Kyrill) und Method im 9. Jh. für Liturgiezwecke entwickelt, d.h. zu einer Zeit als die Ausdifferenzierung der einzelnen slavischen Spra- chen noch nicht stark fortgeschritten war, bietet das Altkirchenslavische nicht nur die Basis für die Betrachtung der ältesten gemeinsamen sprachhistorischen Tendenzen in der Slavia, es kann auch Aufschlüsse über die Wei- terentwicklung der modernen slavischen Sprachen geben. In der Lehrveranstaltung werden die Besonderheiten der grundlegenden Laut- und Formenveränderungen des Altkirchenslavischen anhand der kanonischen Texte besprochen. Auch wird auf die soziokulturelle Rolle des Altkirchenslavischen eingegangen. Ausgewählte Literatur: Leskien, A. Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Grammatik, Texte, Glossar. 8., verbesserte und erwei- terte Auflage. Heidelberg 1962. Schaeken, J., Birnbaum, H. Die altkirchenslavische Schriftkultur: Geschichte - Laute und Schriftzeichen - Sprachdenkmäler (mit Textproben, Glossar und Flexionsmustern). München 1999. Trunte, N.H. Slověnsьkъi językъ. Bd. 1. Altkirchenslavisch. Durchges. Nachdr. der 5., völlig neu bearb. Aufl. München 2005. Geschichte der russischen Sprache BA WP 1.3, SLK WP 3, LA Russisch P 8.3 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 210 Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Herausbildung der russischen Standardsprache von den Anfän- gen bis zur Gegenwart. Dabei wird sowohl auf die „innere“ Sprachgeschichte und die damit verbundene Ent- wicklung des Lautsystems und der Formenlehre (Nominalmorphologie, Verbalmorphologie) sowie auf einzelne Aspekte der historischen Wortkunde und der historischen Syntax eingegangen, als auch die „äußeren“ Faktoren behandelt, die die Entwicklung des Russischen beeinflusst haben (wie z. B. die Geschichte der Verschriftli- chung, das Nebeneinander von Sprachen bzw. die Diglossie). Die Veranstaltung wird mit einer Klausur abgeschlossen. Ausgewählte Literatur: Boeck, W./Fleckenstein, Ch./Freydank, D. 1974. Geschichte der russischen Literatursprache. Düsseldorf. Eckert, R./Crome, E./Fleckenstein, Ch. 1983. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig. Issatschenko, A. V. 1980 (I)/1983 (II). Geschichte der russischen Sprache. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Bd. 2: Das 17. und 18. Jahrhundert. Heidelberg. Kamčatnov, A. M. 2005. Istorija russkogo literaturnogo jazyka: XI - pervaja polovina XIX veka. Moskva. Uspenskij, B. 2002. Istorija russkogo literaturnogo jazyka. (XI - XVII vv.). Moskva. 3
Realisierung von Höflichkeit in der Sprache: Slavisch und Deutsch BA WP 7.1, SLK WP 3, MA WP 18.1, WP 24.1 2-stündig | Mi 18-20 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Innerhalb der Pragmatik stellt die linguistische Höflichkeitsforschung einen Sonderbereich dar. Ziel der Lehr- veranstaltung ist die Auseinandersetzung mit den Prinzipien der sprachlichen Höflichkeit aus der Perspektive ihrer kulturspezifischen Diversität. Unter Berücksichtigung der theoretischen und methodologischen Standards der internationalen Höflichkeitsforschung (u.a. positive/negative Höflichkeit, Solidaritäts- bzw. Distanzhöflich- keit) werden in der Lehrveranstaltung die vielfältigen Möglichkeiten der Konstruktion höflicher Äußerungen anhand von Beispielen aus dem Slavischen und Deutschen diskutiert. Kolloquium slavistische Sprachwissenschaft BA WP 7.2, MA WP 18.2, WP 24.2 1-stündig | Di 18-20 Uhr c.t. | 14-tägl. | Hgb. | E 318 Die Teilnahme an diesem Kolloquium ist obligatorisch für jene Studierenden, die bereits ein Thema für die Ba- chelor- bzw. Masterarbeit mit linguistischem Schwerpunkt bearbeiten. In dem Kolloquium wird es zum einen darum gehen, laufende Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren; zum anderen können zukünftige schriftliche Arbeiten, aber auch mündliche Prüfungsgebiete abgesprochen und in den Grundzügen geplant werden DR. KINGA PISKORZ Sprechstunde: nach Vereinbarung per Mail, Hgb., B 002 Deutsch-Polnische Grammatik im Vergleich BA WP 1.4, SLK WP 3, MA WP 10.2, LA Polnisch 2-stündig | Di 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A 323 Im Rahmen des Seminars werden ausgewählte Themen der Grammatik des Polnischen und des Deutschen kontrastiv behandelt. Folgende Sachgebiete stehen im Mittelpunkt der Diskussion: Standardsprache und ihre Varietäten, Besonderheiten der polnischen und deutschen Wortbildung, theoretische Grundlagen zu Wortarten und grammatischen Kategorien, Wortstellungsregularitäten sowie Satztypen. Das Seminar gibt ferner einen Überblick über gegenwärtige Sprachwandelphänomene im Polnischen und Deutschen. Polnischkenntnisse sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung für die Teilnahme. Engel, Ulrich (1999): Deutsch- polnische kontrastive Grammatik. Heidelberg: Groos. Lexikologie in den slavischen Sprachen BA WP 1.4, SLK WP 3, LA Russisch P 2.2, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Amalienstr. 73 A | 108 Im Rahmen der Veranstaltung werden ausgewählte Themen der Lexikologie behandelt. Im Mittelpunkt der Se- minardiskussion stehen sowohl die Erforschung und Beschreibung des Wortschatzes der slavischen Standard- sprachen als auch nichtnormierte Varietäten der Umgangssprache. Des Weiteren gibt das Seminar einen Über- blick über Veränderungen der slavischen Lexik im Laufe der Sprachgeschichte sowie über den gegenwärtigen Wandel. Analysiert werden u. a. semantische Relationen und Wortbildungsmechanismen, Entlehnungen, Phra- seologismen, Archaismen, Neologismen sowie Sozio- und Regiolekte. Harm, Volkar (2015): Einführung in die Lexikologie. Darmstadt. 4
Soziolinguistik in den slavischen Sprachen BA WP 7.1., SLK WP 3, MA WP 11.1, WP 13.1, WP 18.1, WP 24.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Do 12-14 Uhr c.t. | Amalienstr. 73 A | 108 Im Rahmen der Veranstaltung werden ausgewählte Themen der Soziolinguistik am Beispiel der slavischen Sprachen behandelt. Das Seminar widmet sich der Vielfalt der Sprache sowie den sozialen und kulturellen Fak- toren, die sich auf die Sprache auswirken. Dabei richtet sich ein besonderes Augenmerk auf die Beschreibung der sprachlichen Variation wie Dialekte, Soziolekte und Sprachstile sowie ihre gesellschaftliche Rolle. Ferner werden Themengebiete wie Sprachpolitik, Sprachnormierung, Sprachwandel und Mehrsprachigkeit vorgestellt und diskutiert. Veith, Werner (2002): Soziolinguistik. Ein Arbeitsbuch. Tübingen Übung zu: Soziolinguistik in den slavischen Sprachen SLK WP 3, MA WP 11.2, WP 13.2 1-stündig | Do 14-16 Uhr c.t. | 14-tägl. | Amalienstr. 73 A | 108 Im Rahmen der Übung werden ausgewählte wissenschaftliche Texte zu dem Seminar „Sozilinguistik“ gemein- sam analysiert und diskutiert. Ferner werden theoretische und methodische Grundlagen der Soziolinguistik ver- tieft und geübt. 5
DR. ALENA BAZHUTKINA Sprechstunde: Fr 11-12 Uhr, Hgb., E 312 Phonetik/Phonologie (am Beispiel slavischer Sprachen) BA WP 1.4, SLK WP 3, LA Russisch P 2.2, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Fr 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Die sprachwissenschaftlichen Teildisziplinen Phonetik und Phonologie setzten sich mit den Phänomenen der gesprochenen Sprache auseinander. Während die Phonetik sich mit der Artikulation und Perzeption sowie den Charakteristika der Sprachlaute beschäftigt, interessiert sich die Phonologie für deren funktionale Aspekte. Das Ziel der Übung besteht in der Vertiefung und praktischen Anwendung der in der Einführungsvorlesung erwor- benen Kenntnisse aus dem Bereich „Phonetik/Phonologie“. Einführende Literatur: Lehfeldt, W. 1996. Einführung in die Sprachwissenschaft für Slavisten. München. (Kapitel 4 und 5) Diathese (am Beispiel slavischer Sprachen) BA WP 7.1, SLK WP 3, MA WP 11.1, WP 13.1, WP 18.1, WP 24.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Di 12-14 Uhr c.t. | Amalienstr. 73 A | 108 Die Diathese stellt ein Beispiel für Interaktion von Syntax und Semantik dar und manifestiert sich in verschie- denen Entsprechungen zwischen Partizipanten (Teilnehmern) eines Prädikats und Satzgliedern. Zu den ‘klassischen’ Diathesen werden Aktiv und Passiv gezählt. Die beiden Diathesen drücken die zur Bedeutung des Prädikats gehörenden semantischen Aktanten – Agens und Patiens – auf der Syntaxebene auf unterschiedliche Art aus und ordnen ihnen somit unterschiedliche ‘kommunikative Ränge’ zu. Zu den weiteren Diathesen gehö- ren Reflexiv, Reziprok sowie einige ‘marginale’ Diathesen. Neben den oben erwähnten Diathesen werden in der Veranstaltung grundlegende Themen wie semantische und syntaktische Aktanten, Aktanten und Zirkonstanten, Bedeutungsbeschreibung des Prädikats, Rektionsmo- dell usw. am Beispiel slavischer Sprachen diskutiert. Einführende Literatur: Testelec, J. 2001. Vvedenie v obščij sintaksis. Moskva. (Kapitel VIII) Übung zu: Diathese (am Bespiel slavischer Sprachen) SLK WP 3, MA WP 11.2, WP 13.2 1-stündig | Di 14-15 Uhr c.t. | Amalienstr. 73 A | 108 In der Begleitübung werden die im Seminar „Diathese“ behandelten Themen anhand der einschlägigen slavisti- schen Werke vertieft. 6
PROF. DR. RICCARDO NICOLOSI Sprechstunde: Di 13-14 Uhr, Hgb., E 308 Bitte rechtzeitige Anmeldung und Terminvereinbarung per Mail: Sekretariat.nicolosi@slavistik.uni-muenchen.de. In dringenden Fällen gesonderte Terminvereinbarung per Email an Herrn Prof. Nicolosi. St. Petersburg in der russischen Literatur des 18. Jahrhunderts BA P 4.2, WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA WP 10.1, WP 23.1, LA Russisch P 6.1, P 12.2 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Vorlesung bietet einen Überblick über die russische Literatur des 18. Jahrhunderts, indem sie die Darstel- lung der Stadt St. Petersburg in der panegyrischen Literatur (Oden, Lobreden u.a.) fokussiert. Diese Tradition der Stadtdarstellung leistete einen wesentlichen Beitrag zur Herausbildung der kulturellen Semantik der neuen Zarenresidenz. In der Vorlesung werden drei Aspekte dieser Literatur besonders hervorgehoben: das mythopo- etische Substrat, die kulturelle Dimension und die rhetorisch-textuelle Faktur. Riccardo Nicolosi: Die Petersburg-Panegyrik. Russische Stadtliteratur im 18. Jahrhundert. Peter Lang: Frankfurt/Main 2002. Russische Abenteuerliteratur BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA WP 9.1, 12.1, 14.1, 21.1., LA Russisch WP 4.1 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Das Seminar beschäftigt sich mit Theorie und Praxis des Abenteuers in der russischen Literatur. Schwerpunkte liegen im pikaresken Roman des 18. Jahrhunderts, in der Rezeption des westlichen Abenteuerromans im 19. Jahrhundert, z.B. bei Dostoevskij, und vor allem in der frühsowjetischen Literatur und Literaturtheorie (Formalismus, Bachtin u.a.) der 1920er und 1930er Jahre. In dieser theoretischen und literarischen Produktion bedeutet das Abenteuer nicht so sehr ein rein auf Spannung hin ausgerichtetes Erzählen, sondern ein Erzählen, das seine eigene Gemachtheit, die Systembedingtheit von Erzählstrukturen geradezu ausstellt. Die Abenteuerli- teratur offenbart elementare Bausteine des Erzählens überhaupt, was eine Art theoretische und praktische ‚Grundlagenforschung‘ über dessen Bedingungen und Möglichkeiten entstehen lässt. Übung zu: Russische Abenteuerliteratur MA WP 12.2, WP 14.2 1-stündig | Mo 16-18 Uhr c.t. | Hbg. | E 318 Termine: 25.04., 09.05., 23.05., 30.05., 13.06., 27.06., 11.07.2022 Die Begleitübung wird für Studierende des Masterstudienganges „Slavistik“ angeboten und kann nur in Kombination mit dem Seminar „Russische Abenteuerliteratur“ belegt werden. In der Begleitübung sollen Aspekte und Probleme, die im Seminar behandelt werden, vertieft werden. Examenskolloquium für MasterstudentInnen MA WP 19.2. 1-stündig | Mi 16-18 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Termine: 27.04., 11.05., 25.05., 08.06., 22.06., 06.07., 27.07.2022 Im Rahmen des Examenskolloquiums können fortgeschrittene Masterstudierende der Slavischen Literaturwissenschaft Konzept, Struktur und erste Kapitel ihrer Abschlussarbeiten vorstellen und diskutieren. Dabei sollen auch methodologische Fragen literaturwissenschaftlicher Arbeit besprochen werden. 7
Forschungskolloquium 1-stündig | Mi 16-18 Uhr c.t.| Hgb.| E 318 Termine: 04.05., 18.05., 01.06., 15.06., 29.06., 13.07., 20.07.2022 Im Rahmen des Forschungskolloquiums können Doktorand*innen und Postdoktorand*innen der Slavischen Literaturwissenschaft ihre aktuellen Arbeiten vorstellen und diskutieren. Darüber hinaus sollen aktuelle Fragen der Literaturwissenschaft anhand gemeinsamer Lektüren besprochen werden. Gastvorträge und literarische Lesungen runden das Programm ab. Fortgeschrittene Studierende können bei Interesse und nach einem Vorgespräch am Kolloquium teilnehmen. Die Belagerung von Sarajevo (1992-1996) in Literatur und Film BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA WP 9.1, 12.1, 14.1, 21.1. 2-stündig | Di 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Belagerung von Sarajevo im Bosnienkrieg der 1990er Jahre ist Gegenstand zahlreicher literarischer Texte vorwiegend bosnischer Autoren, in denen Wirklichkeit und Fiktion, Dokument und Poesie in einem komple- xen Wechselverhältnis stehen. Denn einerseits findet der Einbruch des Krieges in den Alltag seine privilegierte Darstellungsform im Dokumentarischen, z.B. durch die Einbettung in die Fiktion von Textformen wie Tage- buch, Brief, Augenzeugenbericht usw. Andererseits verfremdet die fiktionale ‚Poetisierung‘ des Grauens die automatisierte Wahrnehmung des Kriegsalltags, die sich vor allem in ihrer massenmedialen Repräsentation ver- festigt hatte, sodass die Belagerung dem durch ‚Bildersättigung‘ verursachten Vergessen entrinnen kann. Im Seminar soll die Belagerungsliteratur Sarajevos in den Texten von Dževad Karahasan, Miljenko Jergović, Aleksandar Hemon, Semezdin Mehmedinović u.v.m. im Hinblick auf diese doppelte Dimension untersucht werden: Sie will Dokumentation des Krieges sein, zugleich lässt sie sich nicht auf außerästhetische Funktionen reduzieren, da sie ihre eigene Literarizität geradezu ausstellt. Die untersuchten Texte liegen auch in deutscher Übersetzung vor. Übung zu: Die Belagerung von Sarajevo (1992-1996) in Literatur und Film MA WP 12.2, WP 14.2 1-stündig | Di 16-18 Uhr c.t.| Hgb. | E 318 Termine: 03.05., 17.05., 31.05., 21.06., 05.07., 19.07.2022 Die Begleitübung wird für Studierende des Masterstudienganges „Slavistik“ angeboten und kann nur in Kombi- nation mit dem Seminar „Die Belagerung von Sarajevo (1992-1995) in Literatur und Film“ belegt werden. In der Begleitübung sollen Aspekte und Probleme, die im Seminar behandelt werden, mit einem slavistischen Schwerpunkt vertieft werden. 8
APL. PROF. DR. SVETLANA KAZAKOVA Sprechstunde: Mo 16-17 Uhr, Schellingstr. 10, 406 Südslavistik: Literaturperioden des 19. Jahrhunderts BA WP 2.3, P 4.2, SLK WP 2, MA WP 10.1 2-stündig | Mo 12:30-14 Uhr s.t. | Hgb. | A 323 Die Vorlesung soll einen Überblick über die historische Entwicklung der südslavischen Literaturen im Rahmen des 19. Jahrhunderts vermitteln. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei große Literaturperioden: die Romantik und der Realismus. Da die Romantik bei den Südslaven vor allem ein kulturelles Interesse am Slaventum bedeutete, artikulierte sich die literarische Heimatliebe als Präsentation und Ausleben geistiger Gemeinsamkeiten. Die Vorlesung sieht vor, die künstlerischen Ideen der serbischen Omladina über die „Velika Slavija“ in der Poesie von J.J. Zmaj, Dž. Jakšić und J. Ilić zu verfolgen. Parallel dazu werden die kroatischen Illyrismus-Dichter betrachtet, die einen Ausgleich zwischen patriotischen, aufklärerischen und literarischen Bestrebungen zu erreichen versuchten. Ne- ben S. Vraz und P. Preradović gilt dem Werk von I. Mažuranić spezielle Aufmerksamkeit, dessen Poem „Smrt Smail-age Čengića“ eine souveräne Antwort auf die europäische Literatur der Romantik darstellt. Die Vorle- sung wird sich außerdem Autoren zuwenden, die zur Festlegung der eigenen Romantiktradition beigetragen haben: S. Kranjčević in der kroatischen, L. Kostić in der serbischen und F. Prešeren in der slowenischen Litera- tur. Auf der Basis ihrer Werke werden dann Paradigmen erötern, die den südslavischen Literaturen weltliche Eigenschaften verliehen. Die Sonderstellung des Komödienautors J. S. Popović wird durch Merkmale seiner Biedermeier-Stilistik betont. Die Etablierung realistischer Stilkonzepte in den südslavischen Literaturen stellte sie vor neue Aufgaben: fortan kritische Projektionen aktueller Probleme in Politik und Gesellschaft abzugeben und zu reflektieren. In der Vorlesung wird die Aufmerksamkeit auf die spannende Figur von A. Šenoa gelenkt, welcher Probleme der bür- gerlichen Gesellschaft und deren Moral in der kroatischen Literatur als aufklärerische Funktion des Realismus konzipierte. Ähnliche Suggestionen erzielten in ihren Kunstprogrammen auch E. Kumičić und A. Kovačić. In den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erreichte die Erzählung in der serbischen Literatur eine Spit- zenstellung. Durch Polemik mit der romantischen Traumwirklichkeit hoben jetzt J. Ignjatović und L. Lazarević die alltägliche Sachlichkeit hervor und erforschten das Außergewöhnliche im „biographischen“ Innenbild des einfachen Menschen. Auch dramaturgisch fand die realistische Epoche ihre klassischen Vertreter wie in den Komödien von B. Nušić. Abschließend stellt sich die Veranstaltung die Aufgabe, durch die Überleitung von Romantik- und Realismus- Paradigmen zur modernen Stilentwicklung am Beispiel der naturalistischen Literatur, den Übergang zur Kunst der Jahrhundertwende zu verdeutlichen. Bulgarisch: Soziokulturelle Kompetenz BA WP 11.1, SLK WP 1, MA WP 6.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Diese Sprachübung ist so angelegt, dass man Bräuche und Rituale als traditionelle Feste des bulgarischen Ka- lenders in chronologischer Reihenfolge kennenlernt. Die dazugehörigen Texte (Liedtexte, Dialoge, Sprüche) werden dabei übersetzt und kommentiert. In diesem Zusammenhang werden auch die bulgarische Anekdote und der Witz sprachlich studiert und analysiert. Bulgarisch: Textaufbau und Übersetzen BA WP 11.2, SLK WP 1, MA WP 6.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 |404 | Beginn: 04.05 Die Veranstaltung hat das Ziel, sich mit Problemen des Textaufbaus ausgewählter Kurzgeschichten der bulgari- schen Klassik auseinanderzusetzen. Parallel dazu werden bereits bestehende Übersetzungen dieser Kurzge- schichten besprochen, aber auch neue übersetzt und diskutiert. Dabei werden vor allem die Aspekte der poeti- schen Sprache unter die Lupe genommen. 9
Bulgarisch für Fortgeschrittene MA P 3 2-stündig | Mi 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Diese Sprachübung ist so angelegt, dass man Bräuche und Rituale als traditionelle Feste des bulgarischen Ka- lenders in chronologischer Reihenfolge kennenlernt. Die dazugehörigen Texte (Liedtexte, Dialoge, Sprüche) werden dabei übersetzt und kommentiert. In diesem Zusammenhang werden auch die bulgarische Anekdote und der Witz sprachlich studiert und analysiert. Die Veranstaltung hat außerdem das Ziel, sich mit Problemen des Textaufbaus ausgewählter Kurzgeschichten der bulgarischen Klassik auseinanderzusetzen. Parallel dazu werden bereits bestehende Übersetzungen dieser Kurzgeschichten besprochen, aber auch neue übersetzt und diskutiert. Dabei werden vor allem die Aspekte der poetischen Sprache unter die Lupe genommen. Russische Dichterinnen der Moderne BA WP 2.4, SLK WP 2, WP 4, MA WP 22.1, LA Russisch P 12.1 2-stündig | Di 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Der Poet Sergej Gorodeckij qualifizierte den mo- dernen Menschen in Russland als „verfeinert, zer- brechlich und verbogen“ und fand, dass nur die weibliche Hand bzw. die weibliche Sensibilität (er meinte Anna Achmatova) die neuen Aufgaben der Kunst lösen könnte. Diese textanalytische Veranstaltung orientiert sich an den weiblichen Stimmen in der modernen russi- schen Lyrik, wobei die einzelnen Vertreterinnen dieser Kunst unterschiedliche Zeitperioden reprä- sentieren sollen. So steht z.B. die Lyrik von Mira Lochwizkaja für die impressionistischen Tendenzen in der Poesie der Frühmoderne aus den 1890er Jah- ren. Eine Parallele dazu bietet die Lyrik von Zinaida Gippius, deren hermetische Kunst den Diskurs der Dekadenz bzw. des Symbolismus zeitgleich vor- stellt. Anna Achmatovas Gegenständlichkeit ist ein Teil des akmeistischen Programms, findet jedoch ein originelles Korrelat in der verspielten Poetisie- rung der Alltäglichkeit bei Marina Cvetaeva. Eine dritte Meisterin der postsymbolistischen Kunst vom Elena Guro, Frau mit Kopftuch, 1910 Anfang des 20. Jahrhunderts ist die kubofuturisti- sche Dichterin und Malerin Elena Guro, deren Ly- rik eine obsessive Mischung von naturbezogenen und infantilen Assoziationen darstellt. Vor dem Hintergrund der späteren Avantgarde der 1920er Jahre bieten die konstruktivistischen Experimente von Vera Inber eine Möglichkeit, die weiteren Tendenzen in der Literatur der Nachkriegszeit analytisch zu er- fassen bzw. ihre romantisierte Variante in der Poetik von Bella Achmadulina neuzeitlich begreifbar zu machen. Übung zu: Mythopoetik (Schwerpunkt Slavistik) MA WP 12.2, WP 14.2 1-stündig | Do 15:30-16:15 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Im Rahmen der Begleitübung wird die Grundproblematik, die im gleichnamigen Seminar erläutert wird, weiter besprochen und vertieft. 10
Mythopoetik (Schwerpunkt Slavistik) BA WP 8.1, MA WP 9.1, 12.1, 14.1, 21.1 2-stündig | Do 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Mythen sind kulturelles Material, in dem Er- zählung und Performanz ein Weltbild und zugleich ein Wertesystem darstellen. Der Rückgriff auf die mythische Denkweise in der Literatur erlaubt die Komplexität und die Stabilität der Mythen (Ju. Murašov) als Grundlage für neue Adaptionen bzw. Trans- formationen zu erkennen. Dieses Hauptse- minar ist ein Versuch, sich mit der Bearbei- tung von Mythen in Text, Bild und Spiel aus- einanderzusetzen und ihre generierende my- thopoetische Funktion zu zeigen. Der My- thos soll dabei als Stoff, aber auch als Kunst- werk und Modell für neue Objektivationen ins Visier genommen werden. Alexandre Séon, Klage des Orpheus, 1896 Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die Kunstmythen der Moderne bzw. die mythopoetischen Sujets, die sie hervorrufen. Aufgrund dessen wird die Veranstaltung über die großen Mythoskomplexe des Dionysos und Apollon (V. Ivanov, I. Andrić) unterrichten. Eine andere Arbeitsrichtung soll ebenso die Mythenanwendung in der Psychoanalyse verfolgen, wobei es die spezifische Imagination durchs Schaffen archetypischer Sujets zu verdeutlichen gilt (K. Džalski, S. Wyspiański). Signifikante Schwerpunkte stellt darüber hinaus die Apperzeption von Mythosfiguren wie Narziss und Echo, Amor und Psyche, Orpheus usw. in der russischen und bulgarischen Moderne dar. Die Neugestaltung des Nietzscheanischen Künstlermythos bei V. Brjusov, M. Krleža oder S. Przybyszewski darf in diesem Kontext nicht ausbleiben. Die Fokussierung auf den Mythos Maschine in der Literatzr der Avangarde soll folgerichtig als Übergang zur Aufwertung der Mythologeme wie z,. B. Aufstand der Dinge, von Atlantis oder von der Ewi- gen Wiederkehr (S. Minkov, K. Čapek, B. Pekić) verstanden werden. Auf diese Weise lässt sich illustrieren, dass ähnliche mythopoetische Paradigmen eine Vielfalt an Anwendungen in den unterschiedlichen Traditionen er- fahren. JUN.-PROF. DR. SVETLANA EFIMOVA Sprechstunde: nach individueller Vereinbarung per Mail, Schellingstr. 33, 2017 Die Oktoberrevolution in der russischen Literatur und Kultur BA WP 2.4, SLK WP 2, WP 4, MA WP 17.2, WP 21.1, LA Russisch P 12.1 2-stündig | Mo 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | E 210 Das Seminar ist den reflexiven und ästhetischen Auseinandersetzungen mit der (Oktober‑)Revolution in der russischen Kultur nach 1917 gewidmet. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen die unmittelbaren Reaktio- nen auf die Revolution und die Avantgarde-Kunst der 1920er Jahre. Gegen Ende des Semesters kommt der Roman Doktor Živago (1955, Nobelpreis) hinzu, dessen Autor Boris Pasternak einerseits ein Zeitgenosse der Revolution war und andererseits ihre historischen Folgen bis zur Tauwetter-Zeit im Roman verarbeitet. Parallel zu den detaillierten Lektüren einzelner literarischer Texte wie Aleksandr Bloks Die Zwölf (Dvenadcatʼ) und Vladimir Majakovskijs Ode an die Revolution (Oda revoljucii) werden wir über Verschiebungen im Literaturver- ständnis sprechen, insbesondere über das ‚nichtprofessionelleʻ und kollektive Schreiben. Neben der Literatur stehen auch andere Künste im Fokus, die das revolutionäre Geschehen visualisieren und inszenieren: Bilder, Architektur, Theater und Film (Jurij Annenkov, Nikolaj Evreinov, Sergej Ėjzenštejn). Schließlich analysiert das Seminar eine Reihe von imaginativen Konzepten der Revolution: ein gewaltiges Na- turgeschehen, eine dissonante Weltmusik, ein thermodynamischer Energieausbruch und eine christliche Passi- onsgeschichte. Alle Texte liegen auch in deutscher Übersetzung vor. Sergej Ėjzenštejns Film Oktober (Oktjabrʼ) ist auf YouTu- be mit englischen Untertiteln vorhanden. 11
Sehen, Hören, Berühren: Neue Perspektiven auf Medialität in der Slavia (zusammen mit Dr. Philipp Kohl) BA WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA WP 23.1 2-stündig | Di 18-20 Uhr c.t. | Hgb. | E 216 Die Ringvorlesung „Sehen, Hören, Berühren“ versammelt in einem interdisziplinären Fokus aktuelle For- schungsperspektiven auf mediale Phänomene in den slavischen Kulturen. Vorträge aus Slavistik, Kunst-, Medi- en-, Theater- und Geschichtswissenschaft beleuchten Fragen von einzelnen Medien sowie ihren Wechselbezie- hungen und transmedialen Gattungen. Anhand medialer Konstellationen in den ost-, west- und südslavischen Kulturräumen werden ästhetische und politische Verflechtungen des Medialen in historischer und systemati- scher Perspektive thematisiert. Die historische Bandbreite der Vorträge reicht von medialen Experimenten der Avantgarden über die Medialisierung des Politischen im Sozialismus bis zu neuen Medien der Gegenwart. Zu den visuellen, auditiven und taktilen Formen im Fokus gehören unter anderem Film, Popmusik, visuelle Kunst, Performance und Theater; Praktiken staatlicher Überwachung und Ausstellungen in Museen. Konkret besteht die Ringvorlesung abwechselnd aus zwei Formaten: a) acht öffentliche Vorträge von renom- mierten Forscher*innen mit anschließenden Diskussionen, b) interne Diskussionssitzungen (wie in einem Semi- nar), in denen wir die gehörten Vorträge gemeinsam besprechen und einen systematischen Zusammenhang zwischen ihnen als roten Faden für die gesamte Ringvorlesung herstellen. Die Ringvorlesung bietet einen Einblick in unterschiedliche slavische Kulturen, mediale Kunstformen und ak- tuelle Themen der Osteuropa-Forschung. Für die Teilnahme sind keine spezifischen Sprachkenntnisse nötig. Als Leistungsnachweis wird am Ende des Semesters eine Klausur angeboten. Osteuropäische Kunst und Buchdesign im 20. Jahrhundert BA WP 8.1, MA WP 13.2, WP 22.1, LA Tschechisch, SLK WP 2, WP 4 2-stündig | Do 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | E 210 In diesem Seminar wird das Buch als Artefakt und Teil der visuellen Kultur betrachtet. Bedeutende osteuropäi- sche Künstler*innen des 20. Jh.s wie Natalja Gončarova und Marc Chagall haben auch im Bereich des Buchde- signs gearbeitet, sodass wir ihre Illustrationen innerhalb der Kunstgeschichte analysieren können. Das Seminar verortet das Buchdesign auch im Kontext der literarischen Institutionen (Verlag, Buchreihe), der Marketingstra- tegien (insbesondere Buchcover) und der Adressierung (etwa Kinderbücher). Gleichzeitig wird nach dem inter- medialen Verhältnis zwischen Text und Bild sowie zwischen Literatur und visueller Kunst gefragt. Analysiert werden allgemeine Tendenzen, historische Prozesse und Fallbeispiele aus der im Mittelpunkt stehen- den russischen Kultur, aber auch aus den belarussischen, tschechischen und polnischen Kulturen. Wir werden unter anderem vergleichen, wie dasselbe literarische Werk in unterschiedlichen kulturellen Kontex- ten visualisiert wurde. Als Fallbeispiel dient das russische mittelalterliche Epos Igorlied (Slovo o polku Igoreve), das durch die russische Malerin Natalja Gončarova (1923), durch die sowjetischen Künstler Vladimir Favorskij und Vitalij Volovič (1952 und 1985) sowie durch den belarussischen Buchdesigner Pavel Tatarnikaŭ (2003) gestaltet wurde. Alle Texte liegen auch in deutscher Übersetzung vor. DR. ANKE NIEDERBUDDE Sprechstunde: Di 12-13 Uhr, Hgb., E 304 Grundfragen und Methoden der Älteren Sprachen und Kulturen SLK P 2 1-stündig | Fr 10-12 Uhr c.t. | 14-tägl. | Schellingstr. 3 | S 003 Die Vorlesung bietet eine Einführung in die Beschäftigung mit älteren Sprachen und Kulturen (Antike, Mittel- alter, Frühe Neuzeit). Behandelt werden folgende Aspekte: Sprachgeschichte: Sprachensituation und Sprachentwicklung Mediengeschichte: Oralität und Schriftlichkeit, Handschriften und Editionen Bild-Text-Beziehungen: Carmina figurata, Emblemata Von der Handschrift zum Druck: Medienwechsel in der Frühen Neuzeit. 12
Märchen und Märchentheorie (Schwerpunkt Slavistik) BA WP 2.4, SLK WP 2, WP 4, MA WP 16.1 2-stündig | Di 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | A 323 Ausgehend von Ansätzen der strukturellen Märchentheorie (Propp, Morphologie des Märchens), Theorien der ein- fachen, folkloristischen Erzählformen (Abgrenzung von Märchen, Sage, Legende, Fabeln; André Jolles) und psychoanalytischen Herangehensweisen werden in der Veranstaltung u.a. folgende Themen besprochen: die Akteure des Märchens und ihre (arche-)typische (Be-)Deutung die Funktionen von Helden, Gegenspielern oder Helfern die Magie und das Wunderbare Raumstrukturen und Wege Wiederholungsstrukturen und Zahlen Die behandelten Märchen liegen alle auch in deutscher Übersetzung vor. Übung zu: Märchen und Märchentheorie (Schwerpunkt Slavistik) SLK WP 2, MA WP 16.2 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t.| Hgb. | A U121 Tiermärchen, Zaubermärchen, legendenartige und novellenartige Märchen sowie Geschichten vom dummen Teufel und Schwankmärchen finden sich in allen slavischen Literaturen in unterschiedlicher Ausprägung. An- hand von eingehenden Lektüren wollen wir die narratologische Spezifik der Märchengruppen erforschen. Die Veranstaltung kann begleitend zur Übung Märchentheorie oder auch getrennt von ihr besucht werden. Ostslavische Literatur im Überblick: Die russische und ukrainische Avantgarde BA P 4.2, WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA WP 23.1, WP 17.1 2-stündig | Fr 8:30-10 Uhr s.t. | Hgb. | E 318 In dem Manifest Poščečina obščestvennomu vkusu (Eine Ohrfeige dem öffentlichen Geschmack) verkünden 1912/13 die russischen Kubofuturisten den revolutionären Bruch mit allen literarischen Traditionen. Die sich zeitgleich for- mierende Gruppierung der Akmeisten verwendet zur Deskription ihres Kunstverständnissen dagegen das Bild der gotischen Kathedrale und beschreibt Literatur mit Metaphern der Baukunst. In der Veranstaltung werden die verschiedenen Strömungen und Gruppen in Russland und der Ukraine der 1910er bis 1930er Jahre vorgestellt. Schwerpunktmäßig werden folgende Themen behandelt: 1. Die Manifeste der russischen und ukrainischen Avantgarde – unterschiedliche Richtungen und Strömungen 2. Die kubofuturistische Oper Pobeda nad solncem (Der Sieg über die Sonne) 3. Velimir Chlebnikovs literarische Archaik und Sternensprache 4. Vladimir Majakovskij: Poeme und Dramen im Zeichen der Revolution 5. Poetik und Praxis des Akmeismus: N. Gumilev, O. Mandel’štam, A. Achmatova 6. Die Jugo-zapadnaja škola (Südwestlichen Schule) aus Odessa 7. Utopik und Antiutopik in Erzähltext: E. Zamjatins Roman My (Wir) 8. Michail Bulgakov, Die weiße Garde [Belaja gvardija]) 9. Ukrainische Futuristen und Avantgardisten aus Kiev und Charkiv (VAPLITE-Gruppe) 10. Poetik und Praxis der absurden Literatur (Obėriu) 11. Michail Bulgakov, Master i Margarita (Der Meister und Margarita) Kolloquium slavistische Literaturwissenschaft BA W 8.2 1-stündig | Mi 12:30-14 Uhr s.t. | 14-tägl. | Hgb. | A 323 Im Rahmen des BA-Studiums Slavistik ist von jedem/jeder Studierenden selbständig eine wissenschaftliche Arbeit zu erstellen (Bachelorarbeit). Im Kolloquium stellen die Studierenden ihr Bachelorthema vor (Vorstellung eines Thesenpapiers). Die Veranstaltung ist außerdem zur Diskussion und Klärung von wissen- schaftlichen Fragestellungen gedacht. 13
Phantastik in den slavischen Literaturen der Romantik BA WP 2.4, MA WP 10.2, LA Russisch P 12.1, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Im ersten Teil der Übung beschäftigen wir uns mit verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen zur Beschrei- bung literarischer Phantastik (Tzvetan Todorov, Roger Caillois, Uwe Durst). Im zweiten Teil liegt der Schwer- punkt auf der Analyse von Texten verschiedener Gattungen der slavischen Literaturen der Romantik: 1. Das Phantastische in seinen unterschiedlichen Spielarten in der Ballade (V. A. Žukovskij, A. S. Puškin, M. Ju. Lermontov, A. Mickiewicz, J. Słowacki, K. J. Erben, T. Ševčenko), 2. Phantastik im polnischen Drama der Romantik (Słowacki, Mickiewicz) 3. Phantastik in Erzähltexten (Puškin, Gogol‘) Übung zu: Phantastik in den slavischen Literaturen der Romantik MA WP 10.1 2-stündig | Mo 8:30-10 Uhr s.t. | Hgb. | A 325 Die Begleitübung dient der vertiefenden Lektüre von phantastischen Texten der slavischen Romantik. Vsevolod Mejerchol´d und die Theateravantgarde SLK WP 4, MA WP 22.1, WP 23.2 2-stündig | Mo 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Vsevolod Mejerchol’d entwickelte seine Vorstellung von Theater und Schauspielausbildung zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Abgrenzung von seinem Lehrer Stanislavskij. In dem Seminar beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Phasen seines Schaffens in Theorie und Praxis (die Theorie des „uslovnyj teatr“ [bedingten The- ater], Maskentheater, Biomechanik, synthetisches Theater). Exemplarisch beschäftigen wir uns mit folgenden Inszenierungen Mejerchol’ds: Bloks Balagancik [Schaubude] (1906), Majakovskijs Mysterium Buffo (1921) und Gogol’s Revizor (1926). Übung zu: Vsevolod Mejerchol´d und die Theateravantgarde MA WP 22.1 2-stündig | Di 8-10 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 In der Begleitübung beschäftigen wir uns – ergänzend zum Seminar – mit Mejerchol’ds Inszenierung von Ler- montovs Maskarad. Wissenschaftliches Schreiben BA WP 2.2, LA Russisch WP 10.0.2 1-stündig | Mi 12:30-14 Uhr s.t .| Hgb. | A 323 | Beginn: 4.5.2022 Wie erstellt man eine wissenschaftliche Arbeit? In der Veranstaltung werden die verschiedenen Schritte bespro- chen und an praktischen Aufgabenstellungen eingeübt. Außerdem werden Hilfsmittel der slavistischen Litera- turwissenschaft vorgestellt. Franck, N.; Stary, J. (Hg.) (2006). Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Paderborn. 14
DR. ANJA BURGHARDT Sprechstunde: Di 12-13 Uhr und nach Vereinbarung per Mail, Hgb., E 306 Einführung in die Literaturwissenschaft BA P 4.1, SLK WP 2, LA Russisch P 4.3, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Mo 16-18 Uhr c.t.| Hgb. | A 325 Die Veranstaltung baut auf der Einführung in die Literaturwissenschaft aus dem Wintersemester (Einführung in die Geschichte der slavischen Literaturen II) auf und bietet eine Einführung in die Grundlagen der Literatur- wissenschaft anhand slavischer Beispiele. Behandelt werden folgende Themen: Was ist und wozu Literaturwissenschaft? – Russischer Formalismus, Prinzip der Verfremdung (Priem otsranenija) Grundlagen der Verskunst (Metrik, Rhythmus, Strophen, Gedichtgattungen, Bildlichkeit) Grundlagen der Erzählkunst (Fabula und Sujet, Konstruktion und Stil, Standpunkt und Perspektive) Grundlagen der Dramenkomposition (Bühne, Figuren und Dialoge) Grundlagen weiterer literaturwissenschaftlicher Arbeitsfelder (Intertextualität, Raumsemantik…). Die Beispieltexte werden immer auch in deutscher Übersetzung angeboten. Alle Begriffe und Definitionen werden anhand von Textproben demonstriert, die jeweils im Voraus den Hö- rern in Scans zugänglich gemacht werden, sodass jeder Teilnehmer ein Skriptum mit den grundlegenden theo- retischen Texten, Textbeispielen und den wichtigsten Begriffsbestimmungen in Händen hat. Durch einen erhöhten Praxisbezug (gemeinsame Erarbeitung von Primär- und Sekundärtexten, Bei- spielanalysen) wird eine selbständige literaturwissenschaftliche Arbeitsweise geschult. Die Veranstaltung wird durch ein Tutorat begleitet. Avantgarden in Poesie und Prosa: Zur polnischen Literatur der Zwischenkriegszeit BA P 4.2, WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA WP 10.1, LA Polnisch 2-stündig |Di 14-16 Uhr c.t.| Hgb. | E 341 „Uns ist es zu eng.“ heißt es in refrainartiger Wiederholung in dem Gedicht Europa von Jarosław Iwaszkiewicz. Tatsächlich ziehen sich Motive der Freiheit, des Ausbruchs und der Loslösung von Zwängen und Formen (oder auch die Unmöglichkeit dessen) durch etliche Werke der polnischen Zwischenkriegsliteratur (1918–1939). In Polen kommt dieser Epoche insofern ein besonderer Status zu, als nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Wiedererlangung der Eigenstaatlichkeit gefeiert wird. Neben der Reflexion der Kriegserfahrung finden sich in der polnischen Literatur (wie in anderen europäischen Literaturen auch) zu Beginn der 1920er-Jahre pro- grammatische Manifeste, in denen die (in der eigenen Dichtung umgesetzten) poetischen Programme einer Vielzahl von literarischen Gruppierungen verkündet werden. Bei aller Verschiedenheit eint sie die Forderung nach der Autonomie der Künste. Doch auch Prosatexte, insbesondere der jungen Generation, sind getragen von Experimenten mit der Form und einem Ausloten der Grenzen des Erzählbaren: Witold Gombrowicz, Bruno Schulz und Witkacy (eigentlich Stanisław Ignacy Witkiewicz) sind nur die bekanntesten der großen Er- zähler dieser Epoche. Nach dem Maiputsch von 1926 erfasst die polnische Literatur eine erneute Politisierung, in der Fragen nach der Gestaltung des Staates virulent bleiben. Ziel der Vorlesung ist es, einen Überblick über wichtige Strömungen und Autor*innen der polnischen Zwi- schenkriegszeit zu geben. Dabei soll den poetischen und erzählerischen Neuerungen in Lyrik, Prosa und Drama dieser Epoche auch mit Blick auf die gesellschaftlichen Diskurse nachgegangen werden. Die Veranstaltung kann zusammen mit dem Blockseminar „Verwirrend verspielte Zeiten und Räume ...“ als Bundle besucht werden. Empfohlene Literatur: Wenn Sie Interesse und Zeit haben, lesen Sie doch in dem einen oder mehreren der fol- genden Werke und Sammlungen: Polnische Gedichte des 20. Jahrhunderts: polnisch und deutsch, Hg.: Karl Dedecius, Frankfurt/Main 2008. Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Prosa, 2 Bd., Hg.: Karl Dedecius, Zürich 1997. Stefan Żeromski (1925): Przedwiośnie, Wrocław 1982 [dt.: Vorfrühling, Ü.: Kurt Harrer, Frankfurt/Main2 1994]. Romane von Witold Gombrowicz, Erzählungen von Bruno Schulz sowie Romane und Dramen von Witkacy. Maria Dąbrowska: Dzienniki, 3 t., red.: Tadeusz Drewnowski, Warszawa 1998-2000 [dt.: Tagebücher 1914 – 1965, Hg.: Tadeusz Drewnowski, Frankfurt/Main 1989]. Jerzy Kwiatkowski. 1990: Dwudzestolecie międzywojenne, Warszawa. 15
Verwirrend verspielte Zeiten und Räume: Bruno Schulz' Zimtläden in der Verfilmung von Wojciech Has BA WP 8.1, MA WP 10.2, WP 22.2, LA Polnisch 1-stündig | Termine: Di 03.05.,10.05., 20.05., 28.06. | 16-18 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Di 21.06. | 18-21 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Fr 20.05., 24.06. 14-18 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Bruno Schulz (1892–1942) entspinnt in seinen Erzählungen eigenwillige Welten, die unseren gewohnten alltäg- lichen Raum- und Zeitwahrnehmungen entgegenstehen. Seine dichte und bildreiche Prosa lädt in imaginäre Welten ein, die sich in jeder Zimmerecke eröffnen können. Wojciech Has (1925–2000), dessen Filme zu den Klassikern des polnischen Kinos zählen, hat dem Autor ein filmisches Denkmal gesetzt, indem er eine Reihe seiner Erzählungen in seinem Film Sanatorium pod klepsydrą (1973, im deutschen Verleih unter dem Titel Das Sanatorium zur Todesanzeige) derart zusammenfließen lässt, dass sich auch hier Zeiten und Räume in ungewöhnli- chen Dimensionen überlagern. Das Seminar verfolgt ein zweifaches Ziel: Zum einen werden wir das bemerkenswerte Erzählwerk von Bruno Schulz und die filmische Handschrift von Wojciech Has näher betrachten. Zum anderen werden wir übergrei- fend Formen und Ästhetiken von Literaturverfilmungen diskutieren. Die Veranstaltung kann zusammen mit der Vorlesung zur polnischen Literatur der Zwischenkriegszeit als Bundle besucht werden. Empfohlene Literatur: Bruno Schulz: Sklepy cynamowe; empfohlene dt. Übersetzung: Die Zimtläden, dt. v. Doreen Daume, München 2008. – : Sanatorium pod klepsydrą; empfohlene dt. Übersetzung: Das Sanatorium zur Sanduhr, dt. v. Doreen Daume, München 2011. Evi Binder/Christine Engel. 2008: Film und Literatur. Von Liebeleien, Konflikten und langfristigen Beziehungen, in: Stefan Neuhaus (Hg.): Literatur im Film. Beispiele einer Medienbeziehung, Würzburg, 31-48. DR. NORA SCHOLZ Sprechstunde: nach Vereinbarung per Mail, Hgb., E 306 Einführung in die Literaturwissenschaft BA P 4.1, SLK WP 2, LA Russisch P 4.3, LA Polnisch, LA Tschechisch 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t.| Schellingstr. 3 (R) | R 209 Siehe Seite 15. Kreatives Schreiben für Literaturwissenschaftler*innen SLK WP 2, MA WP 23.2 1-stündig | Fr 12-14 Uhr c.t.| 14-tägl. | Hgb. | E 318 Angelehnt an wesentliche Theoreme der Literaturwissenschaft (u.a. poetische Funktion, Mimesis-, Fiktionali- täts-, Narrativitäts- und Dramatheorien) werden wir uns in diesem Kurs dem Verfassen eigener literarischer Texte widmen. Zur Anwendung kommen Methoden aus der creative writing-Tradition, Kreativitätstechniken, Plotting, Storytelling und weitere. Zum Abschluss gibt es eine Lesung der verfassten Texte, außerdem ist ein Workshop mit zwei Autor*innen geplant. Arbeitssprache ist Deutsch, auf Wunsch können die Texte aber auch in der jeweiligen Muttersprache verfasst werden. 16
Nach dem Ende der Welt: Postapokalyptische Strukturen in der russischen Literatur des 21. Jahrhun- derts BA WP 8.1, MA WP 22.1 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A 020 Weltuntergangsszenarien sind so alt wie die Menschheit selbst: eines der ersten bekannt gewordenen dürfte wohl die Geschichte der Arche Noah sein. Auch die russische Kultur ist seit ihren Anfängen in besonderer Weise von apokalyptischen Fantasien geprägt. Die Selbstverbrennung zahlreicher Altgläubiger, die in der Folge des Jahres 1666 in Peter I. die langerwartete Ankunft des Antichristen sahen oder die Dichter und Visionäre des Silbernen Zeitalters zählen beispielsweise zu diesen apokalyptischen Phänomenen, die immer auch mit der Sehnsucht nach einer neuen, besseren Welt verbunden sind. Mindestens genauso alt wie die Visionen vom Weltuntergang und eng mit diesem verbunden sind auch die Fantasien, die das, was danach kommt, betreffen: die Bibel beschwört das Tausendjährige Reich, das auf das Ende der Welt folgen soll. Chiliastische Vorstellungen (von gr. χίλια chilia, tausend) finden sich neben der christlichen auch in jüdischen, islamischen und weiteren Religionsgemeinschaften. In direktem Zusammenhang damit stehen utopische Gesellschaftsentwürfe, die z.B. in der Adaption des Tausendjährigen Reiches durch die Nationalsozialisten in Deutschland zu trauriger Berühmtheit gelangten. Was nun hat es mit der in der For- schung zunehmend gefestigten Annahme auf sich, dass wir es in der Überfülle der ‚fantastischen‘ Gestalten und Narrative in der russischen Gegenwartsliteratur mit der literarischen Ausgestaltung eines postapokalyptischen Zustands, d.h. also mit dem, was bereits nach dem Ende der Welt eingetreten ist, zu tun haben? Gleich, wie die Katastrophe aussah, die zu diesem nach-gesellschaftlichen Zustand geführt hat (Atomkatastrophen, Pande- mien, Kriege…), erweisen sich die literarischen Gegenwarten häufig als Ausdruck der „neuen Unordnung“, die in entscheidender Weise auch mit der Frage nach „fake news“, alternativen „Wahrheiten“ und der Aufhebung bzw. Aushebelung etablierter Wissensstrukturen (Wissenschaft, Medien) zusammenhängt. Die Strukturen und narrativen Mechanismen, die hinter diesen Entwicklungen ein postapokalyptisches Phänomen vermuten lassen, sollen in der Veranstaltung gemeinsam entwickelt und erarbeitet werden. Leseverständnis des Russischen ist von Vorteil, aber nicht Voraussetzung zur Teilnahme, da die behandelten Primärtexte größtenteils in Übersetzung vorliegen. Mögliche Primärliteratur: Vladimir Sorokin, Put‘ Bro, Metel‘ (Bro, Der Schneesturm) Viktor Pelevin, Ampir V (Empire V) Tat’jana Tolstaja, Kys Dmitrij Gluchovskij, Metro-Reihe Viktor Erofeev, Akimudy (Akimuden) Anna Starobinets, Zhivushshij (The Living) Mariam Petrosyan, Dom, v kotorom (The Gray House) Sekundärliteratur in Auswahl: Etkind, Alexander (2013): Warped mourning. Stories of the Undead in the Land of the Unburied. Stanford, Calif: Stanford University Press (Cultural memory in the present). Ivanova, Natalia (1998): Afterward [sic]: Post-Soviet Literature in Search of a New Identity. In: Russian Social Science Review 39 (4), S. 75–96. Lipovetsky, Mark; Etkind, Alexander; Bliss, Liv (2010): The Salamander's Return: The Soviet Catastrophe and the Post-Soviet Novel. In: Russian Studies in Literature 46 (4), S. 6–48. Schmid, Ulrich (2013): Postapokalypse, Intermedialität und soziales Misstrauen in der russischen Popkultur. URL: http:// www.bpb.de/internationales/europa/russland/analysen/162346/analyse-postapokalypse-intermedialitaet-und- soziales-misstrauen-in-der-russischen-popkultur?p=all 17
DR. PHILIPP KOHL Sprechstunde: nach Vereinbarung per Mail, Schellingstr. 33, 3003 Sehen, Hören, Berühren: Neue Perspektiven auf Medialität in der Slavia (zusammen mit Jun.-Prof. Svetlana Efimova) BA WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA WP 23.1 2-stündig | Di 18-20 c.t. Uhr | Hgb. | E 216 Siehe Seite 12. Vom Fortsetzungsroman bis zur Fernsehserie – Serialität in den Künsten BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA WP 16.1, LA Russisch WP 4.1, LA Tschechisch 2-stündig | Di 14-16 c.t. Uhr | Schellingstr. 9 | 101 Seit dem 19. Jahrhundert wird europäische Kultur nicht nur in einzelnen Werken, sondern auch in Serien, Fort- setzungen und Reihen produziert, konsumiert und rezipiert. Das Seminar gibt einen breiten Überblick über Ge- schichte und Ästhetik der Serialität. Die einzelnen Sitzungen werden sich unterschiedlichen Medien und Gat- tungen anhand von Beispielen widmen: Zeitschriften-, Feuilleton- und Fortsetzungsroman (z.B. Dickens, Dostoevskij), Serien in der Pop Art, Comic-/Graphic-Novel-Reihen, Fernsehserie; Audioserie/Podcast u.a. Von Interesse wird nicht nur die zeitliche Organisation des Materials sein, sondern auch Grenzen, Rahmungen, Cliffhanger etc. Es wird um Publikations- und Produktionsbedingungen gehen, ihre ökonomischen, politi- schen, materiellen und ökologischen Zusammenhänge. Im Zentrum des Seminars stehen ästhetische Fragen: Wie wird ,in Serie‘ gelesen, geschaut, gehört; welche Gewohnheiten werden erlernt, verlernt und überrascht (z.B. binge watching/reading/listening); welche Beziehung besteht zwischen einzelnen Teilen sowie zwischen Teilen und Ganzem? Diskutiert werden auch Beispiele von Adaptionen einzelner Werke in serieller Form. In der da- zugehörigen Übung wird nicht nur das Rezipieren, sondern auch das Analysieren als serielle Praxis erprobt. Übung zu: Vom Fortsetzungsroman bis zur Fernsehserie – Serialität in den Künsten: Chernobyl – seriel- le Lektüren SLK WP 2, WP 4, MA WP 16.2, LA Russisch WP 4.2, LA Tschechisch 1-stündig | Di 16-18 c.t. Uhr | Beginn: 14.6.2022 | Hgb | A 323 Die Übung zum Seminar „Serialität in den Künsten“, die ab der zweiten Semesterhälfte stattfindet, dreht sich um Serialität als intermediale Interpretationspraxis. Nicht nur werden serielle Werke diskutiert, auch die wö- chentlichen Sitzungen werden als serielle Praxis der gemeinsamen Analyse begriffen. Für jede Sitzung wird je- weils eine Folge der fünfteiligen Miniserie Chernobyl (HBO, 2019) und ein Auszug aus Svetlana Aleksievič’ Buch Černobyl’skaja molitva (Černobyler Gebet, 1997, auf Deutsch als Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft erschienen) vor- bereitet, an dessen Text die Serie angelehnt ist. Im Zentrum der Diskussionen steht das Verhältnis von Serie und Katastrophe auf der einen Seite, von Dokumentarischem und Fiktionalem auf der anderen. Nach der Ein- führung werden von allen Studierenden zu jeweils zwei Sitzungen kurze Sichtungs- und Lektüreprotokolle in verschiedenen möglichen Formen erarbeitet (Essay, Audiopodcast, Videokommentar). Die Beiträge werden vor der Sitzung an alle verteilt und diskutiert. 18
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