Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress

 
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Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress
Kongresse, die wirken

9. DRG Forum Schweiz - Deutschland
                 30. & 31. Januar 2020

                Zentrum Paul Klee Bern

Special 1: clinicum 1-2020 - Sind die fetten Jahre vorbei?

                 www.medicongress.ch
Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

Das 9. DRG Forum Schweiz-Deutschland von MediCongress begeisterte rundum:
Wer überbordet, zahlt eine hohe Zeche

Sind die fetten Jahre vorbei?
Biblisch sind die sieben fetten und die sieben mageren Jahre. Nach acht Jahren neuer Spitalfinanzierung
müssten wir nun schon spürbar in der ungemütlicheren Periode angekommen sein. Auf den ersten Blick
scheint dem so zu sein: Zwar sind deutliche Anstrengungen für effizientere Prozesse unverkennbar, aber
andererseits verzeichnen etliche Spitäler aller Kategorien dennoch tiefere Erträge, einige erhalten sogar
massive Subventionen in Form überhöhter Abgeltungen Gemeinwirtschaftlicher Leistungen. Weiter ist
die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Spitalleistungen noch nicht unter Dach und
Fach. – Zeit also, den Status Quo kritisch zu durchleuchten: Haben die DRGs die nötige Transparenz
geschaffen? Dienen sie als Motivation, Angebote kritisch zu hinterfragen? Motivieren sie, neue Struktu-
ren und Kooperationen zu bilden? Sind sie das Fundament, auf dem die zahlreichen Neubauten so
erstellt werden, dass dabei mehr Wirtschaftlichkeit und Qualität obenaus schwingen oder bestehen da
und dort weiterhin Übermut und unrealistische Erwartungen? Letzteres würde ja – undiplomatisch
formuliert – einer Veruntreuung anvertrauter Gelder von Prämien- und SteuerzahlerInnen gleich-
kommen. – Im 9. DRG Forum gingen ausgewiesene Experten der Sache mit Keynotes, neun Symposien
und einem internationalen DRG-Vergleich auf den Grund.

Und das gleich fulminant von Beginn weg:             ominöse EBITDA-Rate von 10 %, die Berater          tal auch zuviel sein, beispielsweise bei faktisch
Dr. oec. HSG Willy Oggier, wissenschaftlicher Lei-   immer nennen? Vielleicht deshalb, weil damit       existierenden Staatsgarantien wie in der Kinder-
ter des Forums, sprach ungeschminkt: «An was         ein Anpassungsdruck und Beratungsbedarf sug-       medizin, für eine Privatklinik mit Shareholder-
wird ‹fett› überhaupt gemessen? Ist es diese         geriert werden kann? 10 % können je nach Spi-      Erwartungen ist es eher zu wenig. Entsteht also

Ein voller Saal zeigt eindeutig: Das Thema des 9. DRG Forums fand grossen Anklang. Kommen nun die mageren Jahre? Müssen wir den Gürtel enger schnallen?

                                                                                                                                    clinicum 1-20    13
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Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

                                                     häuser behandeln aber weit weniger als ein           dominierten Regierungen zum Schutz der eige-
                                                     Drittel der stationären Patienten. Gerade in den     nen Spitäler blockiert werden.»
                                                     Ballungsgebieten könnte man auf diese Einrich-
                                                     tungen durchaus verzichten. Abgebaut wurden          Monistische Finanzierung –
                                                     sie in der Vergangenheit wenn überhaupt in den      der Goldstandard?
                                                     ländlichen Gebieten. Anders ausgedrückt, in den
                                                     überversorgten Gebieten blieb alles beim Alten      Würde die Abschaffung des dualen Finanzie-
                                                     und in den unterversorgten Gebieten hat sich         rungssystems und die Einführung der Monistik
                                                     die Versorgungssituation verschlechtert. Mone-       einen Weg aus dem Dilemma bedeuten? –
                                                     täre Aspekte haben die Oberhand über Versor-        Oggier mahnt mit Blick zu deutschen Erfahrun-
                                                     gungsgesichtspunkte gewonnen», schrieben             gen zur Vorsicht, denn gerade die monistische
                                                     Stefan Wöhrmann und Agnes Kübler in f&w , Nr.       Finanzierungsform führte dort Mitte der 1960er
                                                     11/2019 – da hätten die zahlreich erschienenen       Jahre landesweit zu Versorgungsengpässen und
                                                     ForumsbesucherInnen beinahe meinen können,           wachsenden Defiziten der Krankenhäuser durch
                                                     die Rede sei von der Schweiz.                        die Unterfinanzierung seitens der Krankenkas-
                                                                                                          sen und bereitete den politisch Verantwortlichen
                                                     Woran Dr. Willy Oggier keinen Zweifel liess: «In     beträchtliche Kopfschmerzen. Daher wurde
                                                     der Schweiz geschieht das Gleiche! Regionale         1972 zur dualen Finanzierung gewechselt. Hier
                                                     Versorgung wird in der Akutmedizin gerade dort       sei es aber umso notwendiger, dass die Bundes-
                                                     abgebaut, wo auch die künftigen Ärztemängel         länder nach Jahren der sinkenden Investitions-
                                                     am stärksten sein dürften. Statt Zentrumsspitä-     tätigkeit ihre Verantwortung wahrnehmen. Aktu-
                                                     ler zurechtzustutzen, werden diese zu kleinen        ell bestehe ein massiver Nachholbedarf.
                                                     Universitätsspitälern ausgebaut (Aarau, Luzern,
                                                     St. Gallen). Dabei haben wir heute schon zu vie-     Wollen wir also die Monistik in der Schweiz trotz-
                                                     le davon. Rehabilitation auf dem Land droht das      dem einführen? Wenn diese Frage mit Ja beant-
                                                     gleiche Unheil, verbunden mit dem zusätzlichen       wortet würde, «wie garantieren wir dann, dass
                                                     Handicap oft sehr aufwändiger, bürokratischer        es nicht zu ähnlichen Entwicklungen wie in
                                                     Kostengutsprachen.» So sei den Autoren Wöhr-         Deutschland kommt? Und wenn es nicht dazu
                                                     mann und Kübler nur beizupflichten, wenn sie         kommt: Wie garantieren wir, dass die Kantone
                                                     ausführen: «Der Wandel muss in den überver-          ihre Spitäler nicht via Hintertür über Art. 49 Abs.
                                                     sorgten Ballungsgebieten beginnen. In den            3 KVG (GWL) dual finanzieren?» Vordringlich sei
                                                     unterversorgten Gebieten müssen Umwid-              hier Transparenz zu schaffen. Oggier: «Warum
                                                     mungsprozesse konsequent über die Sektoren-         wenden wir bei Art. 49 Abs. 3 nicht eine Beweis-
Die Sünden und Sünder beim Namen genannt:            grenzen hinweg auf den Weg gebracht werden.
Gesundheitsökonom Dr. oec. HSG Willy Oggier          Sicherstellungsaufträge gilt es daher künftig
spricht Klartext.                                    nicht allein an Sektoren, sondern immer mehr
                                                     auch an Regionen auszurichten.»

Anpassungsdruck durchs KVG oder VVG? Sind            Der Bundesrat muss beim KVG handeln
es die teilweise stagnierenden Einnahmen oder
die zu hohen Ausgaben?»                              Und hier legte der Gesundheitsökonom den
                                                     Finger in eine zünftige Wunde: «Echte interkan-
Bevor ein Urteil gefällt werden könne, gelte es zu   tonale Spitalplanungen und Spitallisten-Erstel-
sortieren und nicht Kraut und Rüben zu verglei-      lungen sind eben gerade bei uns inexistent. Der
chen. Verzerrend wirke immer noch die Vermi-         von verschiedenen Kantonen mit tiefen Base-
schung kantonaler Rollen als Regulator und Eig-      rates – und hintendurch wieder durch GWL
ner. Ein weiteres Indiz für Renditeunterschiede      aufgebesserte – Heimatschutz führt zu Wett-
liege auch in der uneinheitlichen Rehabilitations-   bewerbsverzerrungen. Dasselbe gilt für unter-
definition und Bevorzugung von low level-Anbie-      schiedliche Fallzahlen und unterschiedliche
tern vorwiegend in der Westschweiz – Zeichen         Leistungsauftrags-Definitionen. Es besteht
einer jahrzehntelangen Führung des EDI durch         Handlungsbedarf: Der Bundesrat sollte endlich
welsche Bundesräte?                                  zur Durchsetzung des KVG eingreifen!»

Überversorgung in den Städten, Mangel                Oggier fordert unmissverständlich mehr Phan-
auf dem Land                                         tasie für eine künftige Spitallandschaft: «Träger-
                                                     übergreifende Fusionen sind in der Schweiz fast
Blicken wir über die Grenze: In Deutschland, wo      inexistent. Die wenn überhaupt vorhandenen
die DRGs schon länger gelten, ist auffällig, «dass   Kooperationen sind lose. Und was sehr stört, ist,
etwa zwei Drittel der Krankenhäuser weniger          dass Public Private Partnership-Projekte wie
als 300 Betten haben. Diese kleinen Kranken-         Swiss Medical Network und Flawil von bürgerlich

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Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

last-Umkehr für Kliniken wie in Deutschland an?     Die Erträge sind jedoch bescheiden: So weisen
Oder eine öffentliche Ausschreibung?»                die 30 grössten Krankenhausverbünde seit Jah-
                                                     ren kumulierte Defizite von 130 bis 150 Mio. Euro
Bezüglich der Bildung zukunftsgerichteter Ver-       auf. Noch bedrohlicher ist die Lage bei den Uni-
sorgungsstrukturen wertet er die Tatsache posi-      kliniken. Sie gehen nach Expertenschätzung bis
tiv, dass in der Schweiz die intersektorale Tren-    2025 auf eine Finanzierungslücke für Moderni-
nung nicht so gross ist wie in Deutschland.          sierungen und Sanierung von 12 Mrd. Euro zu.
Darauf wäre aufzubauen: «Trotzdem fehlen             Statt 32 Mrd. stehen höchst wahrscheinlich bloss
fluide Spital-Konzepte nach wie vor. Wie schaffen    20 Mrd. Euro zur Verfügung.
wir mehr Flexibilität in neuen Spitalplanungs-
prozessen? Wie schaffen wir veränderte finan-        Sorge zum Gesundheitswesen zu tragen, lohne
zielle Anreize? Warum machen die Tarifpartner        sich, ist der Referent überzeugt, weil es eine der
nicht schneller vorwärts, gerade auch im VVG?        bedeutendsten Branchen ist. Nicht weniger als
Geht es ihnen (noch) zu gut? Sind sie zu fett?»      5.7 Mio. Menschen finden hier in Deutschland
                                                     Arbeit, die gesamten Gesundheitsausgaben
Massive strukturelle Verzerrungen                    belaufen sich auf 376 Mrd. Euro – im Vergleich
in Deutschland                                       zur immer wieder als wichtigstem Zweig geprie-
                                                     senen Automobilindustrie («nur» 800 000 Beschäf-
Einmal mehr zeigt sich am DRG Forum, wie ein         tigte bei 450 Mrd. Euro Umsatz) sieht das hervor-
Vergleich der beiden DRG-Länder Schweiz und          ragend aus.
Deutschland höchst spannend ist: Prof. Dr.
Eckhard Nagel, Institut für Medizinmanagement        Bedrohliches zeichnet sind indes für die Kran-
und Gesundheitswissenschaften der Universität        kenversicherer ab. 57 % aller Kosten tragen hier
Bayreuth, präsentiert die aktuelle Situation: «Die   die gesetzlichen Kassen. Für sie, die heute im
Anzahl der Kliniken verzeichnet einen deutlichen     Schnitt 15.7 % Lohnbeiträge verlangen, müsste
Rückgang, insbesondere bei der Anzahl der Bet-       aufgrund verschiedener Prognosen ab 2050 25.3
ten. Dies betrifft sowohl staatliche, gemeinnüt-     bis 32.1 % kalkuliert werden, beinahe schon
zige sowie auch private Einrichtungen. Gleich-       astronomische Werte. Nicht minder inflationär
zeitig sind die Kosten deutscher Krankenhäuser       zeigen sich die Regulierungen. Hier machte 2015
stark angestiegen.» In unserm Nachbarland            das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz das Dut-
bestehen 1942 Spitäler. Sie versorgten 2019          zend neuer Regelungen seit 1992 voll. Die Ouver-
19.4 Mio. Patienten und erzeugten Kosten von         türe zu einer regelrechten Regulierungsflut
105.7 Mrd. Euro.                                     machte damals das Gesundheitsstrukturgesetz.
                                                                                                          Prof. Dr. Eckhard Nagel geht auf die deutschen
                                                                                                          DRGs ein, die einen grossen Investitionsstau
                                                                                                          ­ausgelöst haben.

                                                                                                          Effizienz gesteigert – aber die
                                                                                                          Zukunft bleibt düster

                                                                                                          Trotz dieser Entwicklung gelang es den Leis-
                                                                                                          tungserbringern in den zurückliegenden Jah-
                                                                                                          ren, mittels Rationalisierungsmassnahmen
                                                                                                          ihre Abläufe zu verändern. Überall dort, wo
                                                                                                          dies zu einer effektiveren und effizienteren
                                                                                                          sowie einer qualitativ besseren Versorgung für
                                                                                                          den Patienten geführt hat, ist das Engagement
                                                                                                          aller beteiligten Leistungserbringer gross.
                                                                                                          «Nichtsdestotrotz», so Prof. Nagel, «sehen sich
                                                                                                          die Heilberufe unverändert einem wachsen-
                                                                                                          den Kostendruck ausgesetzt und die Frage der
                                                                                                          Wirtschaftlichkeit wird bisweilen mindestens
                                                                                                          so intensiv diskutiert wie medizinische Zusam-
                                                                                                          menhänge. Das bedeutet: Zahnärzte, Apothe-
                                                                                                          ker und Psychotherapeuten sollen zeigen,
                                                                                                          dass sich ihre Unternehmungen ‹lohnen› und
                                                                                                          Chefärzte einzelner Fachabteilungen werden
                                                                                                          zu Managern konkurrierender sogenannter
                                                                                                          Profit Center im gleichen Krankenhaus.»

                                                                                                                                       clinicum 1-20       15
Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

Thomas Christen vom BAG, santésuisse-Direktorin Verena Nold und Beatrix Meyer, FMH (v.l.n.r.), sind sich in vielen Punkten einig: Die Swiss DRGs bewähren
sich, aber die Behandlungsqualität gehört besser gesteuert.

Darf man an der Krankheit                            leitender Arzt oder Ärztin oder Geschäftsführer     setzen eines deutlichen Zuwachses von Studien-
anderer verdienen?                                   ein sogenanntes Managergehalt beziehen?»            plätzen in der Medizin; gemäss Masterplan 2020
                                                                                                         sollen z.B. 2000 neue Studienplätze in Bayern
Gewinnstreben in sozialen Berufen ist immer          Ein Überschuss z.B. in einer Abteilung eines Spi-   entstehen.» Der Wissenschaftler begrüsst
etwas Spezielles: Wie weit ist es legitim oder       tals, der durch ein günstiges Verhältnis von not-   zudem die Einrichtung von Studiengängen für
moralisch vertretbar? Wie gross muss die Ren-        wendigem Einsatz und vereinbarter Refinanzie-       Pflegeberufe, «trotz der Ausbildungsoffensive
dite sein, um nötige Investitionen nachhaltig zu     rung entstehen kann, dürfe durchaus dazu            bleiben es aber eher ‹magere Aussichten›.»
finanzieren? – Prof. Nagel: «Es ist nicht nur ver-   genutzt werden, weniger rentable Fachgebiete
tretbar, sondern sogar zwingend notwendig,           querzufinanzieren. Es obliege aber den verant-      Was hat die neue Spitalfinanzierung
dass Mitarbeitende des Gesundheitssektors            wortlichen Akteuren, solche Schieflagen regel-      wirklich gebracht?
einen adäquaten Lohn verdienen, den sie z.B.         mässig anzupassen. Es sei nicht akzeptabel,
auch bei vergleichbaren Arbeiten in anderen          wenn Mittel von Versicherten zur Kompensation       BAG-Vizedirektor Thomas Christen erteilt gute
Branchen der Gesellschaft bekämen. Das               finanzieller Verpflichtungen – z.B. des Staates     Noten: «Bei der umfangreichsten Revision seit
Gesundheitswesen konkurriert mit anderen             für die Investitionen im Krankenhaussektor –        Schaffung des KVG sind wir gut unterwegs.» Wert-
Bereichen um die immer knapper werdenden             herangezogen würden.                                voll sei, dass das definierte Ziel der Kostenstabi-
Fachkräfte in einer vom demografischen Wandel                                                            lisierung erreicht worden ist. Eine Auswertung
geprägten Arbeitswelt.                               Sind gesamthaft betrachtet doch wieder fette        des BAG zeigt, dass 2016 bereits 91 % der statio-
                                                     Jahre möglich? – Prof. Nagel meint dazu: «Zuerst    nären Kosten durch die Pauschalen gedeckt wor-
Leicht nachvollziehbar wird hierbei sein, dass       besteht bei den Investitionen, wo ein erheblicher   den sind. Bei der Einführung war dieser Wert mit
eine heute hochqualifizierte Pflegekraft ähnlich     und wachsender Investitionsstau vorhanden ist,      rund 70 % tiefer. Noch unklar sei allerdings, wie
einer Fachkraft verdienen sollte. Doch darf ein      Handlungsbedarf! Wichtig ist auch das Durch-        lange die positive Kostenentwicklung anhalte.

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Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

«Qualitativ ist die Versorgung mindestens gleich      werden muss. «Eine Mehrheit der FMH-Mitglie-         orientierten Abgeltung bzw. leistungsorientierten
hoch geblieben», urteilt Christen. Hier beurteilt     der befürwortet Mindestfallzahlen.» Alle drei        (Spital)Planung. Die Integrierte Versorgung ver-
er die Datenlage aber als noch etwas diffus, weil     Symposiums-Akteure wollen zudem die inter-           langt jedoch eine versorgungsorientierte Abgel-
Indikatoren in unterschiedliche Richtungen zeig-      kantonale Zusammenarbeit optimieren. Hier will       tung bzw. versorgungsorientierte Planung unter
ten. Eines der Probleme bestehe darin, dass die       der Bundesrat aktiv werden, wie Christen mit-        Einbezug aller Leistungserbringer in einem Ver-
Verlagerung in nachgelagerte Bereiche klar            teilt. Dabei geht es einmal um Vorgaben zu Wirt-     sorgungsgebiet. Die Quintessenz daraus ist:
zugenommen habe. Der Vizedirektor sieht in den        schaftlichkeit und Qualität. So will der Bundesrat   Integrierte Versorgung bzw. neue integrierte
Patienten wichtige Entscheider. Sie sollen durch      die Spitalplanungskriterien weiter konkretisie-      Modelle benötigen auch neue Finanzierungs-
ihre Spitalwahl Anbieter mit guter Qualität wäh-      ren. Die Vernehmlassung dazu soll schon sehr         modelle wie z.B. ein regionales Global-/Univer-
len. «So würde Qualität belohnt. Die Patienten        bald starten.                                        salbudget.» Für Spitäler sei es daher sinnvoll,
gehen allerdings lieber weiterhin ins nächstge-                                                            noch verstärkter mit vor- und nachgelagerten
legene Spital – Qualität hin oder her.»               Weiter stehen Betriebsvergleiche und Bench-          Leistungserbringern zu kooperieren: «Verträge
                                                      marking aufgrund von schweregradbereinigten          zwischen Spitälern und Spitex-Betrieben können
Direkteste AnsprechpartnerInnen der Patienten         Spitalkosten pro Spital im Fokus und schliesslich    beispielsweise den Übergang nach Hause bes-
sind die freipraktizierenden Ärztinnen und Ärzte.     will der Bundesrat Referenztarife definieren.        ser sichern, in der Altersbetreuung braucht es
Beatrix Meyer, Leiterin Stationäre Versorgung         Damit sollen die bekannten Probleme mit ausser-      flexiblere Pflege- und Wohnmodelle wie betreu-
und Tarife FMH, präsentierte die Auswertung von       kantonalen Behandlungen angegangen werden.           tes Wohnen. Das elektronische Patientendos-
jährlich durchgeführten Umfragen bei der Ärzte-                                                            sier ist angedacht, künftig zu einem wichtigen
schaft. Eine grössere Anzahl der Reha-Ärztinnen        Integrierte Versorgung: K
                                                                               ­ annibalisierung           Instrument zu werden, um die Transparenz im
und Ärzte findet, dass die Akutspitäler die Patien-    der Spitäler oder Verbesserung der                  Behandlungsprozess zu verbessern.»
ten zu früh entlassen. 2019 war ein Drittel der       ­Indikationsqualität?
Befragten dieser Meinung. Dem sei mit einem                                                                Ganzheitliche Betreuung heisst
wachsamen Auge zu folgen.                             Für Bruno Guggisberg, CEO Spital STS AG, Thun,       mehr Behandlungsqualität
                                                      ist die Integrierte Versorgung etwas Wichtiges.
Tödliche Bürokratie                                   Er definiert sie als Idee einer neuen «sektoren-     «Die bessere Koordination, Integration und über-
                                                      übergreifenden» Versorgungsform im Gesund-           geordnete Betrachtung von Prävention, kurativer
Zu denken gibt der FMH die Bürokratie – wie bei       heitswesen, Förderung einer stärkeren Vernet-        Medizin, Spitex, Pflege und Rehabilitation führt
der DRG-Einführung befürchtet. Meyer bemän-           zung der verschiedenen Fachdisziplinen und           zu einer ganzheitlichen Betreuung der Patienten:
gelt den steigenden administrativen Aufwand.          Sektoren (Hausärzte, Fachärzte, Spitäler, Heime,     Das bedeutet eine qualitativ bessere und effi­
Heute verbringe ein Mediziner täglich zwei Stun-      Spitex, Notfallversorgung), Verbesserung der         zientere Behandlung, welche schliesslich auch
den mit Dokumentieren, erschreckende 33 %             Qualität der Patientenversorgung und gleich-         einen Beitrag zur Kostenstabilisierung leistet.»
mehr an Zeit als vor DRG. Am meisten darunter         zeitig Senken der Gesundheitskosten.
leiden Assistenzärztinnen und -ärzte. Diese ver-                                                           Weiter gelte es zu beachten, dass der ­Versicherte
bringen gleich viel Zeit mit Bürokratie wie mit       Wie sind nun Integrierte Versorgung und Finan-       auch Patient werden könne. Dabei wolle er nicht
Therapie – «das sollte nicht sein!»                   zierung per DRG unter einen Hut zu bringen? –        «gemanaged» werden als wäre er Teil einer
                                                      Guggisberg: «DRG basiert auf einer leistungs-        industrialisierten Produktionskette. Guggisberg:
Nichtsdestotrotz hat sich die Ärzteschaft mit den
Fallpauschalen arrangiert. Darüber ist santé­
suisse-Direktorin Verena Nold überrascht: «Vor        Neun Symposien bildeten eine wertvolle wie vertiefte Ergänzung zu den Plenumsreferaten.
der DRG-Regelung war ich im Umfeld von Praxis-
ärzten noch froh, nicht mit faulen Eiern bewor-
fen zu werden.» Aus Sicht der Krankenversiche-
rer sei insgesamt ein positives Fazit zu ziehen.
Viele der gesetzten Ziele seien gänzlich oder
zumindest teilweise erreicht worden: «Wir haben
uns schon immer für mehr Wettbewerb einge-
setzt.» Einschränkend meint Nold jedoch, dass
der Qualitätswettbewerb noch nicht wie
gewünscht funktioniere. Man sei aber auch bei
diesem Punkt viel weiter als bei der DRG-Ein-
führung. Enttäuscht ist sie aber hinsichtlich der
Reaktionen der Versicherten und Patienten, weil
die von santésuisse angebotene Spitalver-
gleichswebseite auf wenig Interesse stosse.

Auffallend ist, dass bei zahlreichen Aspekten
grosse Einigkeit besteht und unter den Stake-
holdern gute Kontakte gepflegt werden. So sind
sich Christen, Meyer und Nold einig, dass die
Diagnose- und Indikationsqualität verbessert

                                                                                                                                        clinicum 1-20   17
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Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

Bruno Guggisberg, CEO Spital STS AG, Guido Speck, CEO Lindenhofgruppe, und Dr. Werner Kübler, Direktor Unispital Basel (v.l.n.r.), zeigen kreative Wege
aus der Kostenklemme und innovative Ansätze für Kooperationen.

«Der Patient will bei der Prävention oder im Fal-   Vorteile zu erzielen und ihr Image zu fördern.      ten Versorgungszentren an gemeinsam ausge-
le einer Erkrankung begleitet werden – mit Kom-     Für die Patienten schliesslich ergibt sich eine     wählten Standorten im Berner Oberland. Die
petenz, Empathie und vor allem Achtsamkeit.»        qualitativ verbesserte Versorgung, optimierte       übergeordnete Zielsetzung liegt in der integrier-
                                                    Steuerung (Vermeidung von Doppeluntersu-            ten Versorgung als zukunftweisendem Ansatz.
Integrierte Versorgung könne zwar ein paar          chungen, Wartezeiten usw.) sowie eine umfas-        Guggisberg: «Die vertikale Integration verfolgt
Nachteile mit sich bringen – für die Leistungs-     sende prä- und postoperative Betreuung.             das Ziel einer bereichs- oder sektorenübergrei-
erbringer etwa Unterordnung unter medizini-                                                             fenden Vernetzung entlang des Behandlungs-
sche und wirtschaftliche Standards, Umstruktu-      Innovative Thuner Lösung                            pfads. Es wird ein innovatives Betreuungskon-
rierung und Kostenrisiko für Inanspruchnahme                                                            zept durch Verknüpfung und Koordination von
von Ärzten ausserhalb des Versorgungsnetzes         Die Spital STS AG hat eine Hausarzt- und Notfall-   ambulanten und stationären Versorgungsleis-
sowie für die Patienten die eingeschränkte Arzt-    praxis am Bahnhof Thun (Walk-in) eingerichtet.      tungen im Berner Oberland aufgebaut.
wahl und nötige Weitergabe von Daten («gläser-      Diese ist eine Tochtergesellschaft der Spital STS
ner Patient»).                                      AG mit eigenem Auftritt und dient der Entlastung    Die jüngere Patientengeneration verfügt über
                                                    des Notfalls am Spital Thun. Die Öffnungszeiten     keinen Hausarzt mehr und wünscht Flexibilität.
Die Vorteile überwiegen allerdings deutlich: Für    sind Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr, es        So können Patientenbedürfnissen und gesell-
die Versicherer sind es Wettbewerbsvorteile         besteht ein Zugriff auf das KIS des Spitals Thun    schaftlichen Anforderungen der heutigen Zeit
durch Qualität und Kosteneinsparungen durch         (kein Medienbruch und vollständige Transparenz).    entsprochen werden.
Verzahnung der Sektoren; für die Leistungser-
bringer besteht die Möglichkeit, von üblichen       Weiter beabsichtigen die Medbase AG und das         Die Spital STS AG verfolgt die Strategie, ihre
Vergütungsformen abzuweichen, Technologien          Spital mit der Medbase Berner Oberland AG die       Patienten in definierten Behandlungspfaden und
gemeinsam zu nutzen, eventuelle finanzielle         Planung, den Aufbau und Betrieb von ambulan-        Qualitätsrichtlinien nachhaltig zu betreuen. Med-

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base will sich dabei als ambulanter Health Care-                             Die Grundidee, die auch Alterswohnen und ein                  frager, die nur einen geringen Anteil selber
Provider weiterentwickeln.»                                                  Gesundheitsnetzwerk im Simmental umfasst, ist                 bezahlen, bestimmen zudem die Wahl an Leis-
                                                                             gut, jedoch der Weg ist lang und steinig, weil                tungen im KVG-Bereich nicht auf Basis der
Ambulantes OP-Zentrum (AOZ BEO)                                              teilweise in Widerspruch zu den (betriebswirt-                Preise; die Preisführerschaft im KVG-Bereich
                                                                             schaftlichen) Zielen der einzelnen Leistungser-               würde daher zu keinen wesentlichen Vorteilen
Etwas ganz Besonderes ist bereits am 6. Januar                               bringer. Die aktuellen Anreizsysteme mit DRG/                 gegenüber von Konkurrenten führen.
in Betrieb gegangen: das ambulante OP-Zent-                                  Tarmed sind suboptimal und torpedieren die
rum. Damit findet eine sinnvolle Entflechtung                                Ansätze der Integrierten Versorgung. Die Zusam-               Wohl aber im VVG-Bereich: Hier haben Versiche-
der ambulanten und stationären Prozesse im                                   menarbeit braucht Vertrauen und Offenheit, ein                rer viel Gestaltungsspielraum bezüglich Produk-
Spital Thun durch das AOZ BEO statt, eventuell                               Aufbrechen bisheriger Denkmuster sowie ein                    ten und Deckungen sowie keine Restriktionen
mit Option eines künftigen Neubaus auf dem                                   gemeinsames Commitment aller Beteiligten.»                    beim Leistungskatalog – zünftiges Entwicklungs-
Spitalareal. Vorgesehen sind 2000 ambulante                                                                                                potenzial für neue Versicherungsprodukte ist
Eingriffe (Eingriffe durch Spitalärzte und Beleg-                            Was bringt Preisführerschaft?                                 vorhanden. Versicherer könnten vermehrt dif-
ärzte), 1500 Infiltrationen der Wirbelsäule und                                                                                            ferenzierte VVG-Produkte mit unterschiedlicher
1200 Overnight Patienten (1 Nacht). Möglich sind                             Den richtigen Preis für Spitalleistungen zu erzie-            Wahlfreiheit einführen, ebenso Listen mit aner-
künftige ambulante Eingriffe bei Erweiterung der                             len, ist mitunter schwierig. Bei der Preisfindung             kannten Leistungserbringern (Positivlisten), bei
6er-Liste auf eine umfassendere Liste für zwin-                              im KVG besteht das Ziel der Kostenträger darin,               denen die Kosten übernommen werden. Preis-
gend ambulante Eingriffe. Speziell in Thun ist,                              einen gleichen Preis für gleiche Leistung zu fixie-           führerschaft im VVG-Bereich kann also zu Vor-
dass für Patienten mit Bedürfnis einer Übernach-                             ren. «Festsetzungen werden auf Basis der Kos-                 teilen führen wie zum Begünstigen gültiger Ver-
tung ein sog. «Selbstzahler-Angebot» entwickelt                              ten- und Leistungsdaten geführt», erläuterte                  einbarungen mit den Kostenträgern oder
wurde, auf Wunsch bringt der Partner easyCab                                 Guido Speck, CEO Lindenhofgruppe Bern. «Dazu                  weniger Unsicherheiten und Transaktionskosten,
den Patienten bequem zu seiner Operation –                                   ist ein transparenter Kostenausweis nötig: Alle               da gültige Verträge bestehen (Handling, Tiers
und wieder zurück nach Hause.                                                Anbieter legen die relevanten Kennzahlen offen                payant usw.). Je mehr Verträge, desto grösser
                                                                             und die Tarifstruktur gilt für alle Anbieter und              werden auch der potenzielle Patientenstamm
Gute Idee – steiniger Weg                                                    Nachfrager gleichermassen (national einheitli-                und das Einzugsgebiet. Möglich wird zudem eine
                                                                             che Tarifstruktur/ Tarifschutz gemäss Art. 44                 bessere Auslastung, welche Effizienzgewinne
Und wie steht es jetzt? Erfolgt eine Kannibalisie-                           KVG).» Nach Meinung Specks sollten Benchmar-                  und eine bessere Rendite erlaubt.
rung der Spitäler oder Verbesserung der Indika-                              king und effiziente Prozesse die entscheidenden
tionsqualität? – Guggisbergs Erkenntnis lautet:                              Kriterien bilden: «Grundsätzlich sollte der ‹effi-            Die Zitrone ist ausgepresst, was nun?
«Keine Kannibalisierung, wenn die Veränderungen                              ziente Preis› für alle Anbieter gelten. Der prakti-
proaktiv angegangen werden und engagiert nach                                zierte Ermessensspielraum im 20. – 40. Perzen-                Welche weiteren kreativen Ansätze führen aus
Lösungen gesucht wird. Die bessere Koordination                              til führt jedoch zu einer Rechtslücke!»                       der aktuellen Kostenklemme? Dr. Werner Kübler,
zwischen Leistungserbringern suggeriert eine Ver-                                                                                          Direktor Universitätsspital Basel, lud zu einer
besserung der (Indikations-)Qualität. Jedoch feh-                            So mache eine Preisführerschaft bei OKP-Patien-               spannenden Tour d'horizon ein: Kooperation
len noch der Einsatz moderner Instrumente zur                                ten eigentlich keinen Sinn, weil hier ein eng                 oder Fusion? Horizontale oder vertikale Zusam-
Qualitätssicherung, z.B. Patient Reported Outcome                            regulierter Markt besteht und ein entsprechend                menarbeit? – Entscheidend sei das Eingehen
Measures (PROMs) zur Prüfung.                                                geringer Preiswettbewerb herrscht. Die Nach-                  auf aktuelle Herausforderungen: Fachkräfteman-

Digitalisierung Gesundheitswesen Schweiz: Wo liegen Business Cases?
                                                                             In der integrierten Versorgung? In der Überwindung
                                      25. & 26. Juni 2020
e-healthcare

                                                                             kritischer Grössen? In- und ausländische Praxisbeispiele
                                                                             www.medicongress.ch – Jetzt registrieren!

                                                                                          ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Georg Dorffner                      Antoine Hubert
                                                       Rehaklinik Bellikon

                                                                                          Leiter Institute für Artificial Intelligence &                    Delegierter des Verwaltungsrates
                                                                                          Decision Support                                                  Swiss Medical Network
                                                                                          Masterstudium Medizinische Informatik                             Genolier
                                                                                          Curriculumdirektor
          Circle

                                                                                          Wien

                                                                                          Prof. Dr. Elke Klein                                              Regierungsrat Jean-Pierre Gallati
                                                                                          Professur für Digitale Gesundheitswirtschaft                      Vorsteher Departement
                                                                                          Hochschule Hamm-Lippstadt                                         Gesundheit und Soziales (DGS)
                                                                                                                                                            Aarau

                            e-healthcare
                            Circle                                           Platinpartner                                                     Goldpartner
                          Programmverantwortlicher:
                                   Dr. Willy Oggier

  Kongresse, die wirken
                                Gesundheitsökonom
                                          Küsnacht
                                                                                                                                                                         clinicum 1-20         19
Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

Dr. Marc Schulthess, stv. CEO Rehaklinik Bellikon (links), geht auf die Chancen der Digitalisierung ein. Nanda Samimi, CEO Forel Klinik, und Eduard Felber,
Pflegedirektor PDGR, sind unterschiedlicher Meinung zu TARPSY.

gel, Digitalisierung/Technologie, neue Versor-       versorgung sowie intensive Aus- und Weiterbil-        Die Digitalisierung stellt die Anwender ins Zen-
gungsformen, Regulierung, Personalisierung,          dung. Wir wollen die führende Orthopädie in der      trum (Patienten wie Mitarbeitende), betrifft die
Ambulantisierung und wachsende Patienten-            Nordwestschweiz bieten.»                              Organisations-, Kultur- und Kompetenzentwick-
bedürfnisse.                                                                                               lung und soll möglichst standardisiert und durch
                                                     Mehr Schub dank Digitalisierung?                      einheitliche, zentrale Hilfsmittel unterstützt wer-
Die Strategie des USB besteht in regen Koope-                                                              den. Nicht zuletzt soll ein möglichst gutes Kos-
rationen mit Spitälern der Nordwestschweiz.          Der digitale Wandel ist in aller Munde. Führt er      ten-Nutzen-Verhältnis entstehen.
Aktuellstes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit      auch ans verheissene Ziel von mehr Transpa-
dem Bethesda Spital Basel. In dessen Orthopädie­     renz, besseren Entscheidungen und effiziente-         Eine erfolgreiche Digitalisierung bedingt eine
klinik baut das USB proaktiv die bewährte Part-      ren Abläufen? – Dr. Marc Schulthess, stv. CEO         digitale Transformation der Führungskräfte, Mit-
nerschaft aus. Die gemeinsamen Stärken wer-          der Rehaklinik Bellikon, verwies auf die relevan-     arbeiter, Patienten und Partner. Digitalisierung
den für die Patienten optimal genutzt. Kübler:       ten Kriterien zur Beurteilung des IT-Einsatzes:       bleibt schwierig, sie ist jedoch ein notwendiger
«Wir gestalten die universitäre orthopädische        «Ganz sicher ist vorweg, dass digitale Projekte       Ansatz gegen den Kostendruck, aber auch zum
Medizin aktiv mit. Die Qualität und der Outcome      nicht allein Sache der IT-Abteilung sein können,      Sicherstellen von Arbeitgeberattraktivität, Qua-
für den Patienten bei höchster Transparenz steht    sie müssen von der gesamten Geschäftsleitung          litätssicherung und Patientenerlebnis.»
im Vordergrund. Unsere Ärzte arbeiten dabei im       getragen und von den Mitarbeitenden akzeptiert
Bethesda Spital. Organisatorisch bestehen eine       werden. Wir beachten dabei folgende Elemente:         TARPSY – Fluch oder Segen?
Trennung der Behandlungspfade von Elektiv-           Wir wollen ein digitalisierter, moderner Leis-
und Notfallmedizin, ein integrierter Patienten-      tungserbringer und Arbeitgeber sein. Die digita-      Seit drei Jahren wird auch in der Psychiatrie nach
pfad, das Streben nach hoher Qualität, Outcome       le Vernetzung mit unseren Partnern wird zu            Fallpauschalen abgerechnet. Der Tarif TARPSY
und Transparenz, eine optimierte Gesundheits-        einem zentralen Bestandteil unserer Tätigkeit.        wurde in Bern sehr kontrovers diskutiert. Nanda

20      clinicum 1-20
Kongresse, die wirken - DRG Forum Schweiz - Deutschland 30. & 31. Januar 2020 Zentrum Paul Klee Bern - MediCongress
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

Samimi, CEO der auf Suchterkrankungen spe-               prinzip. Hier soll das Gebot der Patientenorien-      Die Preise von Teil B werden zwischen Versiche-
zialisierten Forel Klinik, Ellikon an der Thur, sieht    tierung gelten: Alle Entscheidungen müssten           rern und Spitälern frei ausgehandelt. Dieser Part
ihre Angebote gefährdet, weil der neue Tarif die         davon abhängig gemacht werden, dass die Ver-          wurde von 10 % (2005) des Gesamtumsatzes auf
Heterogenität der Leistungen nicht gebührend             sorgung der Patienten besser wird. Mittel dazu        20 % (2008), 34 % (2009) und 70 % (2012) massiv
abbilde. «Im Suchtbereich bestehen viele unter-          wären patientenbezogene Behandlungspfade              erhöht.
schiedliche evidenzbasierte Ansätze», so                 als verbindlicher Massstab und die Umsetzung
­Samimi. «Genau diese Vielfalt wird mit TARPSY           auf Ebene der Landkreise unter Einbezug meh-          2012 wurde die sehr komplexe niederländische
 in Frage gestellt. Insbesondere sind Belastungs-        rerer regionaler, sich ergänzender Spitäler.          DRG-Regelung auf 4000 Positionen reduziert. Die
 proben, bei denen Patienten temporär in ihr                                                                   fallweise zu wählende DRG-Position wird nun
 angestammtes Umfeld entlassen werden, ein               Niederlande: DRG-System abgespeckt                    von einem nationalen Grouper berechnet.
 Problem. Auch nach der erfolgten Tarif-Nachjus-         und durch zahlreiche Zusatzentgelte
 tierung sind die Kosten nicht ausreichend abge-         ergänzt                                               Kreatives Patchwork, aber enorme
 deckt. Daher ist auch die Finanzplanungssicher-                                                               Transaktionskosten
 heit ungenügend. Wir fühlen uns allein gelassen.        In den Niederlanden erhielten Ärzte und Kran-
 Bis dato sind nur Kosten entstanden.»                   kenhäuser bis 1983 eine Leistungsabgeltung. Bis       Aktuell werden komplexe Versorgungen über
                                                         2005 wurden sie mit einiger Flexibilität aus glo-     ein Patchwork unterschiedlicher Abgeltungen
Eduard Felber, Pflegedirektor der Psychiatri-            balen Haushalten finanziert. DRG-Zahlungen            finanziert: Das sind zum Einen Bedarfsbeschei-
schen Dienste Graubünden, sieht die Lage posi-           traten ab 2005 schrittweise in Kraft. Das System      nigungen für bestimmte komplexe Eingriffe
tiv. Seit der TARPSY-Einführung habe sich das            bestand aus 30 000 Positionen und umfasste            (Neurochirurgie, Transplantation, Herzoperation
interdisziplinäre Arbeiten verbessert. Korrektur-        auch die ambulante Behandlung. Im Allgemei-           usw.), weitere spezifische Zahlungen zur
bedarf bestehe nur punktuell, etwa durch                 nen dauerte eine DRG bis zu einem Jahr an             Deckung höherer Kosten für Universitätskliniken,
genaue Erfassung der Leistungen anhand der               Behandlungen, was später auf sechs Monate             spezifische Aufstockungsbeihilfen für bestimm-
Chop-Codes.                                              reduziert wurde. Ab 1995 erhielten die Ärzte          te Kategorien teurer Infrastrukturen sowie Nach-
                                                         auch Pauschalbeträge, die jedoch zunehmend            zahlungen für teure Medikamente, Intensivpau-
Sind leistungsorientierte                                ergänzt wurden. Im Jahr 2015 wurden die Spitä-        schalen usw.
­Finanzierungssysteme am Ende?                           ler für alle Abrechnungen verantwortlich, ein-
                                                         schliesslich der Zahlungen an die Ärzte.              «Die jetzige Regelung», so Prof. Patrick Jeurissen,
Wie geht es weiter mit den DRGs? Braucht es                                                                    «wird als zu komplex angesehen und ist mit
gründliche Revisionen oder ist das System gar            Seit 2008 sind die Spitäler für alle Investitions-    hohen Verwaltungskosten verbunden. Sie lenkt
ein Auslaufmodell? – Dr. med. Marina Martini,            entscheidungen selber verantwortlich, wenn sie        die Verhandlungen zwischen Anbietern und Zah-
Vorstands-Mitglied AMEOS Gruppe, Prof. Patrick           in der Lage sind, diese durch Bankkredite oder        lern nur auf sehr begrenzte Weise. Im Allgemei-
Jeurissen, Scientific Institute for Quality of Health-   einbehaltene Gewinne zu finanzieren. Eine pro-        nen wird ein globales Budget festgelegt, bei dem
care, Radboudum-Universität Nijmegen, Sven               spektive Kapitalfinanzierung war in den DRG-          sich das Risiko eines Anbieters reduziert. Die
Preusker, Chefredaktor «Klinik Markt inside», und        Positionen mit eingerechnet, vergleichbar zur         ergänzenden Abgeltungen – auch für elektroni-
Dr. med. Thilo Köpfer, Vice-President International      Schweiz; diese Sicherheit bestand allerdings nur      sche Gesundheitsdienste – gewinnen daher an
Markets 3M, beleuchteten die Ausgangslage                bis 2015. Als zentrales politisches Thema bilde-      Bedeutung. Ein besonderes Augenmerk kommt
anhand der aktuellen DRG-Systeme in Deutsch-             te sich immer mehr die Liberalisierung der Zah-       den Medikamenten zu. Die Finanzierung eines
land, den Niederlanden, Finnlands und der USA            lungen an die Spitäler heraus. Zu diesem Zweck        Spitals hängt nicht zuletzt von dem Pharmaprei-
– eine Weltreise quer durch vorwiegend von Ver-          wurden die 30 000 DRGs in zwei Teile aufgespal-       sen ab. Hier neigen Versicherer mit geringen
sicherern getragene wie auch durch rein staatlich        ten: Teil A wird von der Marktbehörde festgelegt      Marktanteilen im Einzugsgebiet der Anbieter
finanzierte Gesundheitssysteme.                          und deckt die komplexeren Behandlungen ab.            vermehrt zu DRG-basierten Abgeltungen.

In Deutschland werden die Kliniken stark kriti-
siert: Patienten würden aus Gründen wirtschaft-         «Fire & Ice» war am Abend Trumpf, dabei entstand eine tolle Eis-Skulptur.
licher Optimierung stationär behandelt, obwohl
das medizinisch nicht notwendig ist, zu geringer
wirtschaftlicher Druck auf die Ärzte, die Mengen-
ausweitung betreiben, zu viele und zu teure
Spitäler mit mittelmässiger Qualität, zu wenig
Pflegende, die keine Zeit für ihre Patienten
haben, zu lange Aufenthaltsdauern im Spital und
zu geringe Ambulantisierung. Transparenzer-
schwerend wirkt das Faktum, dass die Pflege-
kosten seit diesem Jahr nicht mehr via DRGs
abgebildet werden, die Investionen waren es
ohnehin nie. Die Folge ist ein eklatanter Investi-
tionsrückstau der öffentlichen Träger. Dr. Marina
Martini sieht die Lösung in einem modifizierten
DRG-System mit Krankenhausplanung, Capita-
tion-Modellen und einem neuen Steuerungs-

                                                                                                                                            clinicum 1-20    21
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

Sie boten eine höchst informative und lehrreiche DRG-Weltreise (v.l.n.r.): Dr. Marina Martini, Vorstands-Mitglied AMEOS Gruppe, Prof. Patrick Jeurissen,
­Radboudum-Universität Nijmegen, Sven Preusker, Chefredaktor «Klinik Markt Inside», …

Jeurissen bedauert, dass die Qualität der Ver-        sein als ihre Mitbewerber. Bernhoven und Rivas        Riesige Flächen, schwierige Versorgung
sorgung eine sehr untergeordnete Rolle, nota-         erhielten von den Versicherern Mehrjahresver-
bene auch bei der Übernahme der Medikamen-            träge sowie die Garantie geteilter Ersparnisse        Finnland ist charakterisiert durch seine grosse
tenkosten spiele. Die Vielfalt der DRG-Positionen     aufgrund der getätigten Anstrengungen und             Ausdehnung von rund 1500 km; im dünnbesie-
sei insgesamt immer noch sehr gross: «Das             Investitionen. Im Gegenzug müssen die Kranken-        delten Norden kann die Entfernung zu einer
Zahlungssystem ist von allen Beteiligten auch         häuser transparent über operative Reformen            Geburtsklinik schon mal 550 km betragen, ein
deswegen grosser Kritik ausgesetzt ist, weil es       und Ergebnisse informieren.                           grosser Anteil der Bevölkerung braucht eine bis
systemimmanente enorme Transaktionskosten                                                                   zu drei Stunden Fahr- oder Flugzeit bis zum
verursacht.»                                          Jeurissens Fazit ist eindeutig: «Krankenhauszah-      nächsten Spital. Um dieser speziellen Situation
                                                      lungen müssen nicht nur auf Effizienzsteigerung       Rechnung zu tragen, besteht eine dreistufige
 Best Practice für bessere                            ausgelegt sein, sondern vermehrt auf eine höhe-       gesundheitliche Versorgung, wie sie Sven
­Behandlungsqualität                                  re Qualität. In den Niederlanden haben die DRGs       ­Preusker schilderte:
                                                      die anfänglich hohen Erwartungen nie erfüllt.
Einige Krankenhäuser wollen die Qualität signi-       Weiter gefasste Zahlungsmodelle sorgen für            – primärärztliche Grundversorgung in Gesund-
fikant steigern. Sie erreichten nationale Aufmerk-    bessere Leistungen, vor allem dann, wenn es             heitszentren (in der Trägerschaft von Kommu-
samkeit aufgrund neuer Geschäftsmodelle, die          um Strategien zur Qualitätsverbesserung mit             nen bzw. kommunalen Zusammenschlüssen)
darauf abzielen, die Qualität der Versorgung zu       verantwortlichen Ärzten geht. Wirtschaftliche         – ambulante und stationäre fachärztliche
verbessern und die Kosten der Leistungen zu           Anreize sind zwar gut, sie müssen aber in die           Betreuung in Spitälern in öffentlicher regiona-
senken. Vor allem zwei Spitäler, Bernhoven            moralischen und beruflichen Werte eingebettet           ler Trägerschaft
(Region Uden) und Rivas in der Provinz Südhol-        sein, die – zu Recht – zu guter Letzt die Versor-     – Universitätskliniken als Maximalversorger: Ver-
land, scheinen vergleichsweise erfolgreicher zu       gung dominieren müssen.»                                sorgung besonders seltener und schwieriger

22      clinicum 1-20
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

… und Dr. Thilo Köpfer, Vice-President              Fakten, Analysen und Meinungen bildeten einen idealen Rahmen für das DRG Forum. Das Gleiche gilt
­International Markets 3M.                          fürs abendliche Dinner «Fire & Ice», das begeisterte.

  Erkrankungen und Verletzungen, Ausbildung         einbarungen über Preis und Menge der von der            Begrenzte Mittel im Land der
  und grösster Teil der Spezialisierung der Ärzte   Kommune bestellten Leistungen abgeschlossen.           ­unbegrenzten Möglichkeiten?
                                                    Kommunen können Leistungen auch von öffent-
Dazu kommt eine intensive Nutzung von               lichen oder privaten Klinken ausserhalb des            Dr. med. Thilo Köpfer, Vice-President International
Gesundheitstelematik. Es besteht eine landes-       eigenen Krankenhaus-Bezirks bestellen. Die             Markets 3M aus Meriden (Connecticut), präsen-
weite ambulant-stationäre elektronische Patien-     Zahlungen der Kommunen decken auch die                 tierte das US-DRG-System. Die Vereinigten Staa-
tenakte, ein landesweites eRezept (inzwischen       Investitionsfinanzierung ab. Um Extremkosten-          ten sind ja charakterisiert, dass sie das teuerste
z.B. auch in Estland einlösbar) und ein landes-     fälle abzufedern, besteht ein gemeinsamer              Gesundheitswesen weltweit betreiben, aller-
weites elektronisches System zur eindeutigen        Finanzpool.                                            dings mit unbefriedigendem Outcome: Während
Identifikation von Dokumenten, des elektroni-                                                              die Prokopf-Kosten 10 207 Dollar betragen
schen Patientendossiers, von Personen und           Für die Zukunft strebt die öffentliche Hand eine       (OECD-Schnitt: 3992 Dollar) und der Anteil am
Institutionen.                                      stärkere Konzentration von Spital-Behandlungen         BIP 16.9 % (Schweiz: 12.2 %) ausmacht, werden
                                                    in grossen Zentren an. Im Fokus stehen höhere          die US-EinwohnerInnen nur rund 76 Jahre alt,
Die Preisfindung im rein staatlich finanzierten     Mindestmengen, was gezielt gefördert wird              die durchschnittliche Lebenserwartung in der
finnischen Gesundheitssystem läuft wie folgt ab:    durch entsprechende Investitionsprogramme.             Schweiz liegt um rund sieben Jahre höher.
Zwischen Krankenhaus-Bezirken und der einzel-       Weiter wurden klare Vorgaben zur Strukturqua-
nen die Leistung bestellenden Kommune wer-          lität (z.B. fachärztlicher Bereitschaftsdienst 24/7;   Vier Säulen sichern die Finanzierung der Gesund-
den Preise und Mengen pro DRG-Gruppe jeweils        OP-Bereitschaft 24/7) festgelegt. Einem besse-         heitskosten ab: 55 % werden durch Versicherun-
für ein Jahr ausgehandelt. Es sind keine bezirks-   ren Verhältnis von Behandlungsqualität und             gen getragen, die in höchst unterschiedlichem
oder landesweit gültigen Preise definiert. Mit      Erreichbarkeit wird ebenfalls grosse Beachtung         Splitting von Arbeitgebern und Arbeitnehmern mit
Spitälern, die DRG nicht anwenden, werden Ver-      geschenkt – Motto: im Zweifel für Qualität.            Prämien via Versicherungen finanziert werden,

                                                                                                                                        clinicum 1-20    23
Special 1: DRG Forum Deutschland-Schweiz

7 % macht der 2019 von Barack Obama eingeführ-       der Leistungen verantwortlich, die medizinische     Damit sind auch Initiativen zur Beschleunigung
te rein private Versicherungsanteil aus – dessen     Fachpersonen während einer Phase der Versor-        der Übernahme von Best Practices gemeint.
Ausbau mittlerweile von der Trump-Administra-        gung realisieren. Zur Vergünstigung sollen im
tion wieder eingestellt wurde – , 21 % betragen      Weitern Primärversorger beitragen, weil sie eine    Lehren für die Schweiz?
die direkten Zuschüsse zentraler und bundes-         zentrale Anlaufstelle für die Bedürfnisse der
staatlicher Ebenen an die Leistungserbringer und     Patienten darstellen. Köpfer: «Die Verbesserung     Die Weltreise wusste zu begeistern, hat man doch
16 % die sog. Government Capitations (Zahlungen      des Zugangs zur Primärversorgung ist entschei-      nie ausgelernt. Entsprechend rege fiel die Dis-
via Kranken- und Unfallversicherer).                 dend für die Förderung der Gesundheit und die       kussion im Plenum aus. Einig war man sich, dass
                                                     Senkung der Gesamtgesundheitskosten. Fort-          der Überwachung und Steuerung der Behand-
Das verarbeitete Volumen ist gigantisch: 2017        geschrittene Hausarztpraxen nutzen einen            lungsqualität höchste Priorität einzuräumen sei,
wurden landesweit 766 Millionen Operationen          teambasierten Ansatz, wobei der Schwerpunkt         wenn möglich durch eine Berücksichtigung künf-
für 1.74 Trillionen Dollar durchgeführt. Interes-    auf Prävention, Gesundheits-IT, Koordination und    tiger DRG-Tarife in Form von Boni oder Mali,
sant ist allerdings auch hier, dass die ambulante    gemeinsamer Entscheidungsfindung zwischen           wobei – bisherige Vorstösse beider Krankenver-
Versorgung anteilsmässig zulegt: von 2004 bis        Patienten und Leistungserbringern liegt.»           sicherungsverbände zeigen es überdeutlich – hier
2017 nahm der stationäre Sektor um 0.2 % pro                                                             noch ein harter Weg zu beschreiten sein dürfte.
Jahr ab, während der ambulante Sektor jährlich       Eine wichtigere Rolle dürften künftig die Medic­
um 2.3 % wuchs.                                      aid Services sowie das CHIP (Children's Health      Weitere Diskussionspunkte bildeten die teil­weise
                                                     Insurance Program) spielen. Sie werden von den      massiv überhöhten und intransparenten Abgel-
Fürs teure Geld sollen die Patienten                 Bundesstaaten verwaltet, aber gemeinsam von         tungen Gemeinwirtschaftlicher Leistungen,
mehr profitieren                                     der Bundesregierung und den Bundesstaaten           namentlich von Westschweizer Kantonen, welche
                                                     finanziert. Die Programme für die medizinische      den durch die neue Spitalfinanzierung gewollten
Das US-System leidet insbesondere an den hor-        Versorgung und die medizinische Unterstützung       Wettbewerb unter den stationären Leistungser-
renden Kosten. «Ein Grund dafür mag sein»,           wurden mit ganz bestimmten Zwecken konzi-           bringern gewaltig verzerren. Zu reden gaben auch
meinte Köpfer, «dass nur die reinen Spitalkosten     piert. Personen, die sowohl für die medizinische    die vielerorts geplanten und schon beschlosse-
via DRGs tarifiert sind, während bei den Arzt-       Versorgung als auch für die medikamentöse           nen grossen Bauprojekte. Hier zweifelt man viel-
honoraren unbeschränkte Marktwirtschaft              Versorgung (die «doppelten Anspruchsberech-         fach an der Notwendigkeit (neue grosse Zentren
herrscht.» So erstaunt es nicht, dass Intentionen    tigten») zugelassen sind, tragen überproportio-     mit möglicherweise unbefriedigender Auslas-
bestehen, die Behandlungsqualität zu steigern.       nal zu den Ausgaben des Programms bei. Ein          tung, aber enorm hohen Fix- und Vorhaltekosten),
Dafür machen sich insbesondere die Centers for       vollständig integriertes, personenzentriertes       sowie am ausreichenden flexiblen Realisieren der
Medicare and Medicaid Services (CMS.org) stark.      Pflegesystem, das sicherstellt, dass alle Patien-   Bauten angesichts der immer kürzer werdenden
                                                     ten-Bedürfnisse erfüllt werden, könnte die          Halbwertszeit des medizinischen Wissens und
Sie fordern Folgendes: Accountable Care-Organi-      Bevölkerung auf qualitativ hochwertige und          der gewaltigen Fortschritte in der Medizintechnik,
sationen und ähnliche Pflegemodelle sollen           effektive Weise besser bedienen.                    verbunden mit dem Wandel zu laufend steigen-
Gesundheitsdienstleister anregen, für eine Patien-                                                       den ambulanten Eingriffen. Gewarnt wurde
tenpopulation Rechenschaft abzulegen und in          Schliesslich sind Initiativen zur beschleunigten    schliesslich auch vor einer Aufweichung des DRG-
Infrastruktur und neu gestaltete Pflegeprozesse      Entwicklung neuer Zahlungs- und Dienstleis-         Systems analog Deutschlands, wo die Pflege
zu investieren, die eine koordinierte Versorgung,    tungsmodelle vorgesehen. Diese Massnahmen           daraus entfernt wurde, denn nur ein System, das
höhere Qualität und effizientere Leistungserbrin-    werden von den Gemeinden und den Verant-            möglichst umfassend alle effizient und qualitativ
gung gewährleisten.                                  wortlichen des Gesundheitswesens aus dem            einwandfrei erbrachten Leistungen abbilde,
                                                     gesamten Land durchgeführt. Durch die Partner-      sei in der Lage, ein wirksames Instrument für die
Es sollen sog. Episodenbasierte Zahlungsinitia-      schaft mit diesen lokalen und regionalen Stake-     Spitalplanung zu sein ... sofern – und damit
tiven gebildet werden: Bei diesen Modellen sind      holdern kann CMS dazu beitragen, die Erprobung      schliesst sich der Kreis zum einleitenden kämp-
die Leistungserbringer für Kosten und Qualität       zukunftsträchtiger Modelle zu beschleunigen.        ferischen Referat Dr. Willy Oggiers – die Mehr-
                                                                                                         Hut-Rolle der Kantone endlich kritischer hinter-
                                                                                                         fragt werde und der Bundesrat dies gemäss
                                                                                                         KVG-Auftrag ernst zu nehmen beginne.

                                                                                                         Weitere Informationen

                                                                                                         www.medicongress.ch

                                                                                                         Fotos: Peter Brandenberger, www.kongress-foto.ch

                                                                                                         Save the date

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                                                                                                         Schweiz-Deutschland findet am 28./29. Januar
                                                                                                         2021, wieder im Zentrum Paul Klee in Bern, statt
                                                                                                         – ein Jubiläums-Forum mit besonderen Über-
                                                                                                         raschungen!

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