KONZEPT - Montessori Kinderhaus Vilshofen

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KONZEPT - Montessori Kinderhaus Vilshofen
Montessori
                                   Kinderhaus
                                    Vilshofen

                            KONZEPT
         „Hilf mir es selbst zu tun, dann hilfst Du mir ich selbst zu werden!“ // Maria Montessori

Auf der Grundlage des Bayerischen Kinder-Bildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) vom 1.
August 2005 in Verbindung mit dem Bayerischen Erziehungs- und Bildungsplan (B.E.P.)

                                                  Adresse
                Montessori Kinderhaus Vilshofen | Hördterbergstrasse 23 | 94474 Vilshofen
                       Telefon 08541 / 919505 | info@montessori-kinderhaus.de
                                                   Träger

                   Förderverein Montessori Kinderhaus Vilshofen und Umgebung e.V. |
                                Hördterbergstrasse 23 | 94474 Vilshofen
                   Telefon 08541 / 919505 | www.montessori-kinderhaus-vilshofen.de
KONZEPT - Montessori Kinderhaus Vilshofen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.................................................................................................................................................4
1. Organisation......................................................................................................................................6
   1.1 Anmeldung.................................................................................................................................6
   1.2 Zeiten..........................................................................................................................................6
   1.3 Beiträge.......................................................................................................................................7
   1.4 Personal / Team..........................................................................................................................7
   1.5 Eltern..........................................................................................................................................8
   1.6 Qualitätssicherung......................................................................................................................8
   1.7 Räumlichkeiten/Lage................................................................................................................10
2. Einblick in die pädagogische Arbeit des Kinderhauses...................................................................11
   2.1 Einführung................................................................................................................................11
   2.2 Montessori-Pädagogik, der B.E.P. und die ´EINE WELT KITA`...................................................12
       2.2.1 Das Menschenbild nach Maria Montessori/Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik
       ....................................................................................................................................................12
       2.2.2 Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan/Basiskompetenzen des B.E.P...................14
       2.2.3 Einblicke in die `EINE WELT KITA`.......................................................................................15
       2.2.4 Förderschwerpunkte und Praxisbeispiele des Kinderhausalltags.....................................16
3. Eine Woche im Kinderhaus.............................................................................................................19
   3.1 Tagesablauf...............................................................................................................................19
   3.2 Wochenverlauf.........................................................................................................................19
4. Quellenverzeichnis..........................................................................................................................21

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Dieses Konzept ist dynamisch und wird regelmäßig bearbeitet und aktualisiert.
                                   Letzte Aktualisierung: Vilshofen, Juli 2020

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Vorwort

Unser Montessori-Kinderhaus wurde im Jahr 2000 als Elterninitiative ins Leben gerufen und dient
der ganzheitlichen Bildung und Erziehung. Unter anderem aus der Zugehörigkeit zum „Netz für Kin-
der“1 ergibt sich die konzeptionelle Besonderheit unseres Kinderhauses. Die Erziehungspartner-
schaft zwischen pädagogischen Fachkräft*innen und Eltern ist Leitbild der „Netz für Kinder“-Ein-
richtungen. Dies wird auch im BayKiBiG Art. 14,1 zusätzlich wie folgt beschrieben:

                  „Eltern und pädagogisches Personal arbeiten partnerschaftlich bei
                  der Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder zusammen!“

Voraussetzung dafür ist eine vertrauensvolle Atmosphäre, die von gegenseitigem Respekt und
partnerschaftlichem Verhalten geprägt ist.
                                                Unsere 4 Säulen:
Diese intensive Form der Zusammenarbeit
zwischen Eltern und Pädagog*innen sehen         1. Zusammenarbeit zwischen Eltern und Pädagog*innen
                                                2. Pädagogische Prinzipien Maria Montessoris
wir im Kinderhaus als eine Säule unserer        3. Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan (B.E.P.)
pädagogischen Arbeit an und praktizieren        4. Globales und Interkulturelles Lernen

sie tagtäglich.

Bewusst übernahmen wir die von Maria Montessori gewählte Bezeichnung des „Kinderhauses“. Im
Gegensatz zu dem von Friedrich Fröbel benutzten Begriff „Kindergarten“, bei dem der Erwachsene
als bestimmender und aktiver Part betrachtet wird, steht im „Kinderhaus“ das gestaltende und
selbst-aktive Kind im Vordergrund. Es soll ein Ort für lebendiges Lernen sein, geprägt von vielfälti-
gen Lebens- und Sinneserfahrungen. So werden körperliche, geistige, emotionale und soziale As-
pekte der Bildung und Erziehung von uns gleichwertig betrachtet und sind untrennbar miteinander
verbunden .

Unser Handeln ist geprägt von dem Wunsch, dem Kind eine ganzheitliche Erziehung und ein ganz-
heitliches Lernen zu ermöglichen. Es soll die Chance erhalten, sich während seiner Entwicklung
kontinuierlich zu entfalten.

Eine weitere Säule in unserer pädagogischen Arbeit ist der bayerische Bildungs- und Erziehungs-
plan (B.E.P.). Das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz (BayKiBiG) schafft den gesetzli-
chen Rahmen für unsere Einrichtung.

1 Das „Netz für Kinder“ stellt ein Betreuungskonzept für altersgemische Kindergruppen von zwei

bis zwölf Jahren in Bayern dar und wurde im Jahr 1993 eingeführt.
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Neben den Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik und den sogenannten Basiskompetenzen
des B.E.P. stellt seit November 2019 Globales Lernen einen weiteren Eckpfeiler des pädagogischen
Arbeitens im Kinderhaus dar.

Im November 2019 erhielt das Kinderhaus mit dem Zertifikat `Eine Welt Kita` des Eine Welt Netz-
werkes Bayern den Bildungsauftrag, Globales Lernen und Interkulturelles Lernen in den Alltag der
Kindertageseinrichtung zu verankern.

        „Globales Lernen unterstützt den Erwerb von Kompetenzen, die wir brauchen um
  uns in der Weltgesellschaft – heute und in Zukunft - zu orientieren und verantwortlich zu leben.
       Globales Lernen versteht sich als ein Bildungskonzept, das alle Lernbereiche berührt.“
                                                                  Sieben Thesen von Georg Krämer

                                                                                                     5
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1. Organisation

1.1 Anmeldung
Das Vilshofener Kinderhaus besteht aus einer Gruppe von 15 anerkannten Plätzen, die an Kinder
zwischen zwei und sechs Jahren vergeben werden. Es handelt sich hierbei um eine integrative Ein-
richtung. Im Kinderhaus können Kinder mit geistigen, körperlichen und seelischen Beeinträchtigun-
gen und Kinder ohne Beeinträchtigung gemeinsam gefördert werden.

Das Kinderhaus ist gegenüber allen Nationalitäten offen. Kinder, die nicht aus dem Einzugsgebiet
Vilshofens kommen, benötigen für die Anmeldung eine Finanzierungsbestätigung ihrer Gemeinde.
Bei Interesse ist es jeder Zeit möglich das Kinderhaus nach telefonischer Absprache zu besichtigen
bzw. zu hospitieren. Einmal jährlich findet zusätzlich ein Anmeldetag statt, dieser wird im Vorfeld
veröffentlicht.

Voraussetzung für die Aufnahme des Kindes ist eine Mitgliedschaft im „Förderverein Montessori-
Kinderhaus Vilshofen und Umgebung e.V.“. (siehe Punkt 1.3 Beiträge)

1.2 Zeiten
   Öffnungszeiten

Geöffnet ist unser Kinderhaus Montag bis Donnerstag von 7.30 Uhr bis 15:00 Uhr und Freitag von
7.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Die Kernzeit ist von 8.45 Uhr bis 12.15 Uhr.

Es kann zwischen zwei Buchungszeiten gewählt werden: 4-5 Stunden und 7-8 Stunden.

   Bring-/Abholzeiten

Die Bringzeit ist zwischen 7.30 Uhr und 8.45 Uhr.
Die Abholzeit ist abhängig von der jeweiligen Buchungszeit, entweder 12.15 Uhr bis 12.30 Uhr oder
ab 14.45 Uhr. Wir bitten alle Eltern die Bring- und Abholzeiten zu beachten, um den Kindern einen
geordneten Ablauf zu gewähren.

   Betriebsferien

Die Betriebsferien/ Schließtage umfassen in der Regel 30 Tage im Jahr und orientieren sich an den
Schulferien. Die genauen Schließzeiten werden am Anfang eines jeden Kindergartenjahres von den
pädagogischen Fachkräften und dem Vorstand festgelegt und entsprechend veröffentlicht.

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1.3 Beiträge
Die einmalige Aufnahmegebühr beträgt 77 Euro.

Kinderhausbeitrag monatlich = Betreuungskosten (inklusive Verpflegung und Spielgeld pro Kind)

 Betreuungskosten       4-5 Stunden Buchungszeit      7-8 Stunden Buchungszeit

 1. Kind                130 €                         150 €

 2. Kind                100 €                         110 €

 3. Kind                65 €                          75 €

Mitgliedschaft im „Förderverein Montessori-Kinderhaus Vilshofen und Umgebung e.V.“ jährlich zu
leisten:

 Familie/nichteheliche Lebensgemeinschaft           41 Euro

 Alleinerziehende*r, Student*in                     21 Euro

 Einzelperson                                       31 Euro

1.4 Personal / Team
Im Kinderhaus sind derzeit 2 pädagogische Fachkräfte beschäftigt. Beide besitzen eine Ausbildung
zur staatlich anerkannten Erzieherin, zusätzlich verfügen sie über eine Montessori Ausbildung bzw.
einer der Konzeption angepassten Zusatzqualifikation.

Die Eltern werden im Kinderhaus entsprechend der Satzung des Fördervereins, als Zweitkräfte ein-
gesetzt. (siehe Punkt 1.5 Eltern/Elternmitarbeit)

Regelmäßig sind Praktikant*innen u.a. der Kinderpflegeschule, der Sozial-Pflegeschule und der FOS
im Kinderhaus tätig.

Auszubildende, z.B. des Montessori Dachverbandes, hospitieren zusätzlich.

Ebenfalls zum Personal des Kinderhauses gehören derzeit eine Kinderpflegerin und eine Raumpfle-
gerin.

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1.5 Eltern
   Elternmitarbeit

Die Eltern nehmen in unserer Einrichtung rege am Kinderhausalltag teil. Grundsätzlich sind alle El-
tern zur Mitarbeit bei der Betreuung der Kinder als Zweitkraft und/oder Kochkraft verpflichtet. Die
Ableistung dieser Stunden wird zu Beginn eines Monats für den folgenden Monat geregelt. Die Tä-
tigkeit wird mit einer Aufwandsentschädigung entlohnt und ist in den Richtlinien des „Netz für Kin-
der“ festgelegt.

Zusätzlich sollte jeder Elternteil 15 Stunden für Gemeinschaftsarbeiten (z.B. Öffentlichkeitsarbeit,
Gartengestaltung, Reparaturen, Organisation von Veranstaltungen uvm.) leisten.

1.6 Qualitätssicherung
Um die Qualität der gemeinsamen Arbeit für die Kinder langfristig zu sichern, werden unsere Ange-
bote für die pädagogischen Fachkräfte und Eltern nachstehend aufgeführt.

   Supervision

Nach Bedarf wird für die pädagogischen Fachkräfte eine Supervision angeboten.

   Teamsitzungen

Regelmäßig finden Teambesprechungen statt. Ziele der Arbeit werden dabei immer wieder über-
prüft und gemeinsam reflektiert.

   Jour Fix

Zwischen dem pädagogischen Personal und den Vorstandsmitgliedern findet ein regelmäßiger Aus-
tausch statt. Dabei werden pädagogisch und organisatorisch relevante Themenpunkte gemeinsam
evaluiert und geplant.

   Fort-und Weiterbildung

Die pädagogischen Fachkräfte erhalten entsprechend ihres Anstellungsvertrages Bildungsurlaub
und werden dafür freigestellt.

   Fachberatung/Therapeuten

Das Kinderhaus arbeitet eng mit der Frühförderung Passau, bzw. entsprechenden Therapeuten zu-
sammen. Im Bedarfsfall arbeiten diese im Kinderhaus mit den betreffenden Kindern.

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Zweitkraftschulungen

Mindestens einmal jährlich werden pädagogische Schulungen für die Zweitkraft- oder Kochkraft-El-
tern durchgeführt.

   Elterngespräche/Entwicklungsgespräche

Entwicklungsgespräche werden mit den Eltern in regelmäßigen Abständen geführt. Überdies kön-
nen Eltern jederzeit ein zusätzliches Gespräch anregen.

   Entwicklungsdokumentation/Portfolio

Für jedes Kind wird über die gesamte „Kinderhauszeit“ ein Portfolio angelegt, welches der Entwick-
lungsdokumentation, bzw. als Grundlage für die Entwicklungsgespräche dient. Zusätzlich werden
sogenannte Entwicklungsbögen (Perik, Seldak) geführt und evaluiert.

   Elternabend

In regelmäßigen Abständen finden Elternabende statt, bei denen aktuelle Themen und Aufgaben
besprochen werden oder die Eltern die Möglichkeit haben, sich bei Fachvorträgen und Workshops
weiterzubilden. Zudem erhalten die Familien Elternbriefe, welche aktuelle Termine und Themen
beinhalten.

   Elternbefragung

Zur Qualitätssicherung wird einmal jährlich eine Elternbefragung in schriftlicher Form und anonym
durchgeführt. Hierbei werden die Eltern nach ihrer Zufriedenheit zu verschiedenen Themen, wie
z.B. Zeiten, Angebote, Material etc., befragt.

   Schutz des Kindes

Das Recht der Kinder ist höher als das der Eltern. Auffälligkeiten werden unverzüglich angespro-
chen und gemeldet, um den Schutz des Kindes zu gewähren. Auch unsere Einrichtung folgt dem
Schutzauftrag nach §8a SGB VIII: Werden uns gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des
Wohles eines Kindes bekannt, so sind wir angehalten, bei den Eltern auf die Inanspruchnahme von
Hilfe hinzuwirken.

Falls dies nicht ausreichend erscheint oder von den Eltern nicht angenommen wird, wird eine er-
fahrene Fachkraft zur Abklärung der Situation hinzugezogen. Der Träger unserer Einrichtung (der
Vorstand als Vertreter des Fördervereins) hat über das Vorgehen nach §8a SGB VIII eine Vereinba-
rung mit dem Kreisjugendamt (KJA) Passau abgeschlossen.

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1.7 Räumlichkeiten/Lage
Das im Jahr 2016 neu erbaute Kinderhaus befindet sich in Hanglage oberhalb des Stadtzentrums
Vilshofen. Das runde Gebäude schmiegt sich ein in einen großzügigen Garten, ausgestattet mit ver-
schiedensten Spielgeräten für die Kinder.

Vom Eingangsbereich aus gelangt man in den großen Gruppenraum, von dem alle weiteren Räum-
lichkeiten der Einrichtung abgehen: Zwei kleinere Gruppenräume, ein Büro, der Kinder Toiletten-
Waschraum, der Küchen- und Essbereich und die Garderobe mit angrenzender Erwachsenentoilet-
te und Putzkammer.

Sowohl Ausstattung, als auch Nutzung der Gruppenräume variiert je nach den Bedürfnissen der
Kinder, angepasst an die aktuelle Gruppensituation. Derzeit befindet sich im großen Gruppenraum
das Konstruktionsmaterial und die Bauecke, ein Lesebereich sowie eine Puppenecke. In einem der
kleinen Gruppenräume befindet sich der Mal- und Kreativraum. Der zweite Raum beinhaltet das
Montessori Material und einen Natur- und Experimentierbereich. Dieser wird auch als Ruhe- und
Therapieraum genutzt.

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2. Einblick in die pädagogische Arbeit des Kinderhauses

2.1 Einführung
Wie im Vorwort bereits beschrieben, stellt die konzeptionelle Besonderheit des Kinderhauses die
Verknüpfung verschiedener pädagogischer Einflüsse dar.

Die Basis bildet die Pädagogik Maria Montessoris, in entschiedener Anlehnung an den Bayrischen
Bildungsplan (B.E.P.). Ergänzt wird dies durch Methoden und Inhalte des Globalen Lernens. Diese
drei pädagogischen Richtungen lassen sich gut miteinander verknüpfen: Maria Montessori hat ihre
Ideen nicht als fertige Lehrsätze verstanden, vielmehr als immer neue Denkanstöße. So hat auch
sie im Laufe ihres Lebens ihre Pädagogik stetig reflektiert und diese entsprechend weiterentwi-
ckelt. Sie orientierte sich stets an aktuellen Bedürfnissen und Umständen.

Auch der B.E.P. erhebt nicht den Anspruch, in all seinen Ausführungen vollständig zu sein, um allen
Anforderungen zu genügen. Der B.E.P. wird in regelmäßigen Abständen evaluiert und bei Bedarf an
neue Entwicklungen angepasst.

         Der B.E.P. befürwortet pädagogische Vielfalt und methodische Freiheit.

In Sinne der pädagogischen Vielfalt wurde auch die Elternmitarbeit konzeptionell verankert. Die er-
zieherische Arbeit der Fachkräfte mit einer wechselnden Elternschaft wirkt stets inspirierend auf
die Bildungs- und Erziehungspraxis der Einrichtung. Durch die unterschiedlichen Einflüsse und Vor-
stellungen der Mitwirkenden entwickelt sie sich weiter. Sowohl Ideen und Fragestellungen, als
auch Kritik und ähnliches werden gemeinsam evaluiert und gegebenenfalls an aktuelle Bedürfnisse
und die Lebenssituation der Kinder übertragen.

Wie bereits erwähnt stellt das Globale Lernen einen weiteren Eckpfeiler unserer pädagogischen Ar-
beit dar. Dabei umfasst Globales Lernen zum einen Angebote in verschiedenen Projekten und The-
menwochen, zum anderen werden wichtige Prinzipien, wie zum Beispiel Vielfalt, Individualität, To-
leranz und Weltoffenheit im Kinderhausalltag gelebt. Die Leitbilder des Globalen Lernens sind auf
alle Lern- und Erfahrungsbereiche der Kinder übertragbar; wir verstehen Globales und Interkultu-
relles Lehren als unseren Erziehungs- und Bildungsauftrag.

Im Folgenden wird die Pädagogik des Kinderhauses vorgestellt. Anschließend folgt ein kurzer Ein-
blick in die Pädagogik Maria Montessoris, die des B.E.P. und der `EINE WELT KITA`.

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2.2 Montessori-Pädagogik, der B.E.P. und die ´EINE WELT KITA`

2.2.1 Das Menschenbild nach Maria Montessori/Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik
Maria Montessori bezeichnet das Kind als Baumeister, als einen

                „Baumeister seiner selbst.“

Sie benennt ein Kind liebevoll als einen „geistigen Embryo“ der angeborene Selbstgestaltungskräfte
besitzt. Diese kann er – nach ihren Erkenntnissen – aber nur in Abhängigkeit von seiner geistigen
und materiellen Umwelt entfalten. Sie betrachtet den Menschen als Teil eines kosmischen Ganzen,
der nur in Abhängigkeit von Natur, Kultur und Gesellschaft die Ausprägung der eigenen Persönlich-
keit vollbringen kann.
Umgekehrt kann seine Bildung nur gelingen, wenn es durch sein Werk und sein Tun zur Lebens-
möglichkeit des Ganzen beiträgt.

                „Hilf mir es selbst zu tun.“

Sie unterstreicht damit die Bedeutung der Wechselseitigkeit von Mensch und Umwelt für die Ent-
wicklung des Kindes. Daraus resultiert für sie das Handeln, sowie die Verantwortung bzw. die Rolle
des Erwachsenen und Erziehenden Dies wird im pädagogischen Handeln deutlich, durch die z.B.
dafür entsprechend vorbereitete Umgebung. Vorbereitete Umgebung heißt in der Montessori Päd-
agogik:

          „vorbereitet für Entwicklung und Lernen durch selbständige Aktivität der Kinder.“

Es ist also Aufgabe der Erziehenden, die Aktivitäten und Prozesse der einzelnen Kinder, ihren Ent-
wicklungsstand und die aktuellen Entwicklungsschwerpunkte individuell wahrzunehmen. Sie müs-
sen die Umgebung, Angebote und Aktivitätsmöglichkeiten so vorbereiten, dass die Kinder ihrem
Tempo entsprechend, selbst tätig werden können.

Die Umgebung, Räume und Material sind einfach, ansprechend und klar strukturiert, so dass sich
die Kinder zum einen orientieren können, zum anderen aber sicher und unbelastet fühlen. Die äu-
ßere Ordnung erleichtert es dem Kind, seine innere Ordnung zu finden.

Da der/die Erzieher*in weder loben, strafen, noch verbessern soll, haben die Materialien, die Re-
geln u.ä. in der Montessori-Pädagogik eine integrierte, sichtbare und z.T. greifbare Fehlerkontrolle
für das Kind.

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Als weitere Prinzipien der Montessori-Pädagogik gelten im Kinderhaus die freie Wahl seiner Arbeit
für das Kind mit freier Zeiteinteilung, die freie Wahl des Spielpartners und die freie Wahl des Spiel-
ortes.

Die Achtung der kindlichen Persönlichkeit ist der prägende Faktor in der Pädagogik Maria Montes-
soris. Sie betrachtete das Kind als eigenständiges Wesen, das sich aus eigener Kraft und nach ei-
nem eigenen inneren „Bauplan“ entwickeln kann. Das Kind wird dabei als Einheit von Körper, Geist
und Seele angesehen. Als einziges Lebewesen ist der Mensch in der Lage, seine Fähigkeiten durch
Lernen auszubilden, ein Kulturverhalten zu entwickeln und in eine Gesellschaft hineinzuwachsen.
Dies alles leistet das Kind allein und strebt dabei nach Unabhängigkeit und Loslösung vom Erwach-
senen.

Weitere hervorzuhebende Merkmale der kindlichen Entwicklung nach Erkenntnissen Maria Mon-
tessoris sind:

Das Kind verfügt über einen absorbierenden Geist:

                 Während sich das Kind unbewusst die Kultur aneignet, baut es
                 zugleich seine Persönlichkeit auf. Das Kind als Baumeister des
                 Menschen bildet sich, „indem es seine Umwelt absorbiert“

Die Kindliche Entwicklung beinhaltet nach M.M. die sensiblen Phasen:

                 Dies sind Empfänglichkeiten für den Erwerb bestimmter
                 Fähigkeiten mit extremer Lernbereitschaft.

Jedes Kind besitzt die Fähigkeit zur Polarisation der Aufmerksamkeit:

                 Kinder sind zu tiefer und absoluter Konzentration fähig. Diese
                 kostbaren Augenblicke der Konzentration gilt es zu erkennen und
                 zu fördern.

Die Bewegungs- und Sinnesaktivität ist für M.M. eine untrennbare Einheit.

Maria Montessori meint mit Bewegung jede körperliche Aktivität, also alles praktische Tun, nicht
nur die Bewegung, die beim Ausüben von Sportarten gegeben sind.

Maria Montessori erwartet von uns Erwachsenen eine innere Haltung dem Kind gegenüber, die
von Achtung, Respekt und Wertschätzung geprägt ist und immer die der Liebe bleiben muss.

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2.2.2 Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan/Basiskompetenzen des B.E.P.
Der Bayrische Bildungs- und Erziehungsplan versteht ein Kind als Wesen, das von Geburt an auf
Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit hin angelegt ist.

               „Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung von Geburt an
               selbst mit“

Ein solches Bild verlangt vom Erwachsenen ebenfalls, dass das Kind bedingungslos akzeptiert und
respektiert wird. Bildung gestaltet sich laut dem B.E.P. als sozialer Prozess, eingebettet in den sozia-
len und kulturellen Kontext.

               „Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung von Geburt an
               aktiv mit...denn der Mensch ist auf Selbstbestimmung und
               Selbsttätigkeit hin angelegt. Sie wollen im Dialog mit anderen an
               allen Weltvorgängen teilnehmen, um ihr Weltverständnis
               kontinuierlich zu erweitern. Im Bildungsgeschehen nehmen Kinder
               eine aktive Gestalterrolle bei ihren Lernprozessen ein, sie sind
               Akteure mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.“

Aufgabe der Erzieher*innen laut B.E.P. ist die Förderung bestimmter Basiskompetenzen:

      •   Personale Kompetenzen z.B. Selbstwertgefühl, Autonomieerleben etc.
      •    Motivationale Kompetenzen z.B. Selbstregulation, individuelle Interessen etc.
      •    Kognitive Kompetenzen z.B. Differenzierte Wahrnehmung, Denkfähigkeit etc.
      •    Physische Kompetenzen z.B. Grob- und Feinmotorik, Regulierung körperlicher Anspan-
          nung etc.
      •    Soziale Kompetenzen z.B. Empathiefähigkeit, Kooperationsfähigkeit etc.
      •    Entwicklung von Werten und Orientierungskompetenz
      •    Fähigkeit und Bereitschaft der Verantwortungsübernahme
      •    Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe
      •    Lernmethodische Kompetenz: Lernen wie man lernt
      •    Resilienz, d.h. Förderung der Widerstandsfähigkeit, schwierige Lebensumstände erfolg-
          reich meistern
      •    Förderung und Begleitung von Übergängen

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2.2.3 Einblicke in die `EINE WELT KITA`
Wie bereits kurz beschrieben ist das Ziel, des am 1. Juni 2017 gestarteten Projektes, in den soge-
nannten EINE WELT KITAS, Eine-Welt-Themen bzw. Globales Lernen ( inkl. Interkulturelles Lernen)
als Bildungskonzept stärker zu verankern und pädagogische Fachkräfte bei dieser Aufgabe zu be-
gleiten und zu unterstützen.

Globalisierung bringt viele Möglichkeiten, aber auch große Herausforderungen mit sich, vor allem
wenn wir sie nachhaltig positiv gestalten wollen. Auch Kinder sind vom Zusammenwachsen der
Welt unmittelbar betroffen und müssen sich mit den Chancen und Risiken dieser Entwicklung aus-
einandersetzen. (Quelle: eineweltnetzwerkbayern.de)

   Globales Lernen bedeutet dabei Bildungsarbeit, die den Menschen für die Realitäten der Welt
schärft und sie zum Einsatz für eine gerechtere, ausgewogenere Welt mit Menschenrechten für alle
 aufrüttelt. Globales Lernen umfasst entwicklungspolitische Bildungsarbeit, Menschenrechtserzie-
hung, Nachhaltigkeitserziehung, Bildungsarbeit für Frieden und Konfliktprävention. Sowie interkul-
           turelle Erziehung, also die globalen Dimensionen der staatsbürgerlichen Bildung.

                                                                  ( Quelle: `Maastrichter Erklärung`)

Ziele, Themen und Prinzipien des Globalen Lernens und einer vorurteilsbewussten Bildung und Er-
ziehung werden im Folgenden beispielhaft dargestellt.

Ziele:

    •    Alle Kinder sollen in ihrer Identität gestärkt werden

    •    Allen Kindern sollen Erfahrungen mit Vielfalt ermöglicht werden

    •    Kritisches Denken über Gerechtigkeit und Fairness soll anregt werden

    •    Alle sollen aktiv werden gegen Unrecht und Diskriminierung

Themen:

    •    Fairer Handel

    •    Umwelt und Nachhaltigkeitsbildung

    •    Kinderrechte

    •    Demokratie

                                                                                                     15
•   Religionen

   •   Sprache

   •   Vorurteile und Diskriminierung

Prinzipien:

   •   Die Würde und Schutz des Kindes steht an erster Stelle

   •   Orientierung an der Lebenswelt der Kinder

   •   Unterschiede auf der Grundlage von Gemeinsamkeiten thematisieren

   •   Ideen und Theorien der Kinder wahrnehmen und gemeinsam thematisieren

   •   Kritische Haltung und Reflexion

2.2.4 Förderschwerpunkte und Praxisbeispiele des Kinderhausalltags
Die Themen, Prinzipien und Ziele der verschiedenen pädagogischen Einflüsse in unserer Einrich-
tung sind stark ineinander verzahnt. Daraus ergeben sich folgende Förderschwerpunkte und Lern-
felder , die im Alltag des Kinderhauses berücksichtigt werden und im Alltag verwurzelt sind. Uns ist
besonders wichtig, die Interessen der Kinder zu vertreten, diese aufzugreifen und zu intensivieren.
Die Kinder können sich im Kinderhaus aktiv an der Gestaltung des Alltags beteiligen, Projekte anre-
gen, auswählen und vieles mehr.

Unser Tun ist stark geprägt durch die naturgegebenen Strukturen des Jahreskreislaufs, welche un-
seren Kindern eine natürliche Struktur, Orientierung und Sicherheit gibt.

Beispielhaft werden im Folgenden Methoden der verschiedenen pädagogischen Schwerpunkte

aufgeführt.

Übungen des täglichen Lebens nach Maria Montessori :

   •   Kinder sind eingebunden in der Vorbereitung
       der gemeinsamen Mahlzeiten (einkaufen, wie-
       gen, messen, putzen, schneiden, zubereiten
       etc.)

   •   Schüttübungen (z.B. Linsen, Wasser)

   •   Sortieren (mit und ohne Pinzette)

                                                                                                  16
•   Hände waschen (Waschschüssel, Seife, Wasser)

   •   Wäsche waschen (mit Waschbrett und Zuber)

   •   Ständer für Haushaltsgeräte

   •   Haushalts- Einrichtungsgegenstände reinigen

   •   Dinge ordnen u.v.m.

Vielfalt Leben:

   •   Hobbys, Musik, Tänze

   •   Sprachen (z.B. Begrüßung, Geburtstagslied etc. in verschiedenen Sprachen)

   •   Religionen (z.B. Feste)

   •   Familienkonstellationen

   •   Essens- Vorlieben, Lieblingsrezepte, Gerichte aus aller Welt

   •   Schattenbilder

   •   Betrachtung im Spiegel, Gegenseitige Betrachtung u.v.m.

Sinnesförderung:

   •   Beispiele Tastsinn: Fühlsäckchen, Fühlstraße, Montessori-Tastplatten etc.

   •   Beispiele Sehsinn: Gegenstände verschwinden – raten welche, „Ich sehe was, was du nicht
       siehst“, Gegenstände in Schuhschachtel betrachten, schließen, wiedergeben etc.

   •   Beispiele Geschmackssinn: verschiedene Sorten z.B. Äpfel, Getreide, Milch probieren

   •   Beispiele Geruchssinn: Montessori-Riechfläschchen MM., Gewürze, Blumen etc.

   •   Beispiele Hören: Montessori-Geräuschdosen, Glocken, Stilleübungen, Alltagsgeräusche im
       Karton, Vogelstimmen etc.

Sprachförderung:

   •   Reime, Geschichten und Lieder

   •   Gesprächskreis (2 mal pro Woche)

   •   Zuhören und Benennen - zugewandt sein

   •   Montessori-Sandpapierbuchstaben u.v.m.

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Maria Montessori Mathematikmaterial:

   •   Numerische Stangen

   •   goldenes Perlenmaterial

   •   Hunderterbrett zählen/teilen u.v.m.

Kosmische Erziehung:

   •   Weltall, Planeten

   •   Umgang mit Lebewesen

   •   Montessori-Evolutionsleiste

   •   Pflanzen, Tiere, Kosmos

   •   Bachtag

   •   Waldtag

   •   Mikroskop, Becherlupen, Vergrößerungsgläser u.v.m.

Der Kinderhausalltag ist zusätzlich eingebettet in Themen- und Projektwochen. Hierbei bekommen
alle internen und externen Angebote einen Bezug zum jeweiligen Thema, wie z.B. Zahlen- und
Buchstabenwoche, Farben, Geräusche, Theater, Zeit, Pflanzen u.v.m.

Weitere Beispiele für Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, sowie Aktivitäten im Kinderhaus: Jah-
reszeiten, Feste, Ausflüge, gemeinsames Kochen, Naturerkundungen, Beete bepflanzen, pflegen
und ernten , Zahnarztbesuch, Therapiehund, u.v.m.

Bereichert wird all dies durch das Mitwirken und Einbringen der unterschiedlichsten Ideen, Fähig-
keiten und Fertigkeiten unserer Elternschaft.

Weitere Bildungsbereiche:

       •   Sozialerziehung

       •   Ethische Erziehung

       •   Rhythmisch-musikalische Erziehung

       •   Kreativitäts- und Kunsterziehung

       •   Bewegungserziehung

       •   Förderung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen

       •   Lernfeld Demokratie
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3. Eine Woche im Kinderhaus

Aktueller und auf die derzeitigen Bedürfnisse abgestimmter Tages- und Wochenverlauf:

3.1 Tagesablauf

7.30 Uhr bis      Bringzeit/Ankommen der Kinder
9.00 Uhr

9.00 Uhr          mit einem Signal werden die Kinder an die Frühstückspause erinnert

9.15 Uhr bis      Kernzeit/die Kinder haben in dieser Zeit die freie Wahl ihrer Tätigkeit, parallel
11.30 Uhr         finden im Wochenverlauf verschiedene pädagogische Angebote statt

11.30 Uhr         gemeinsames Mittagessen

12.00 Uhr         Themenbezogener Spiel-Tanz-Liederkreis

ab 12.15 Uhr      erste Abholzeit

12.30 Uhr bis     Nachmittagsbetreuung/Kleingruppen-Angebote
15:00 Uhr
Die Kinder können zu jeder Witterung den großen Außenbereich zusätzlich nutzen

3.2 Wochenverlauf

Montag            Gesprächskreis/Wochenvorschau
                  Die Kinder gestalten hier ihren Alltag/Themen aktiv mit, sie können ihre Ideen
                  einbringen, sich mitteilen etc.

Dienstag          An diesem Tag steht das Montessori Material im Vordergrund

Mittwoch          Von September bis April besucht uns an diesem Tag eine namhafte Künstlerin.
                  Alle Kinder haben mit ihr die Möglichkeit an unserer Mal-Wand Kunstwerke ent-
                  stehen zu lassen.

Donnerstag        Musikalische Frühförderung bzw. Sprachförderung stehen im Vordergrund

Freitag           Eine ausgebildete Turn-und Bewegungstrainerin führt die Kinder mit viel Spaß zu
                  Rhythmus/Bewegung und Koordination

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4. Quellenverzeichnis

Maria Montessori, Leben und Werk, C.H. Beck Verlag
Der Bayerische Bildungs-und Erziehungsplan, Cornelsen Verlag
Montessori-Pädagogik im Kindergarten, Herder Verlag
Montessori Kinderhaus, ein Kinderhaus für alle, Das gemeinsame Konzept der Kinderhäuser
im Montessori Landesverband
Grundgedanken der Montessori Pädagogik, Herder Verlag
Montessori Pädagogik, Einführung in Theorie und Praxis, Herder Verlag
Schule der Kinder, Leben und Lernen mit Montessori, Kösel Verlag
Skript: Eine Gegenüberstellung des Bayrischen Bildungsplan und der Montessori Pädagogik,
Irmgard Haag
Eine Welt Netzwerk Bayern

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