KoopBLATT N 1 MAGAZIN FÜR INTEGRIERTE STADTENTWICKLUNG - Stadt Nürnberg
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koopBLATT 1 N° MAGAZIN FÜR INTEGRIERTE STADTENTWICKLUNG PR I NZ I P G OV E R NA NCE — Die Stadt als Steuermann, der die Richtung vorgibt, dabei aber Impulse von Marktakteuren und Zivilgesellschaft aufgreift. Der versucht, für die oft wider- streitenden Logiken einen gemeinsamen Kurs zu finden. Die Akteure von koopstadt haben den Alltag der Stadtentwicklung in Bremen, Leipzig und Nürnberg zum Leuchtturm erklärt und tauschen sich darüber aus. Das kann als neue Form von Governance verstanden werden. NATIONALE STADT ENTWICKLUNGS POLITIK 1
> > > Mit dem Magazin koopBLATT wollen wir, die drei Städte im Gemeinschaftsvorhaben IMPRESSUM koopstadt, Ihnen von den Leuchttürmen des Alltags und vom Austausch der Projektpro- EDITORIAL tagonisten in Bremen, Leipzig und Nürnberg erzählen. Die erste Ausgabe greift dabei Herausgeber das Thema »Governance« auf. Nach einer Positionsbestimmung im Dialog mit den fünf Freie Hansestadt Bremen Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr »Kuratoren auf Zeit« stellen wir unsere städteübergreifende Arbeitsweise und das Leben Stadt Leipzig in den Projektfamilien vor. Die Reportagen und Porträts zeigen, dass es bei koopstadt Dezernat Stadtentwicklung und Bau um eine ressortübergreifende Arbeit geht, um den Austausch und das Vermitteln von Er- Stadt Nürnberg Wirtschaftsreferat fahrungen sowie um Kommunikation und Beteiligung. Und um das Zusammenwirken von Partnern, die eine gemeinsame Sache verbindet. Koordinierende Geschäftsstelle www.koopstadt.de info@koopstadt.de Die drei Städte sehen sich ganz im Sinne der Leipzig-Charta der Stärkung der europä- ischen Stadt verpflichtet: als eines kompakten, gemischten, vielfältigen und lebendigen Redaktion Organismus, orientiert an einer integrierten Stadtentwicklungspolitik, mit besonderer Auf- Dr. Stefan Bege, Antje Heuer, Christina Kahl, Andreas Paul, Ruth Rabenberg, merksamkeit für benachteiligte Stadtquartiere. So haben sich die Städte 2007 mit einer Prof. Stefan Rettich, Prof. Dr. Iris Reuther, Initiative im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik bis 2015 auf den gemein- Detlef Schobeß, Dr. Arne Sünnemann samen Weg gemacht. Inhalt und Konzept KARO* architekten – Kommuniziert und intensiv miteinander gearbeitet wird mittlerweile auf vielen Ebenen: Antje Heuer, Stefan Rettich und Die aus allen drei Verwaltungen zusammengesetzte koopstadt-Gruppe sowie die Projekt- Büro für urbane Projekte – Iris Reuther, Andreas Paul akteure aus den Städten treffen sich zu gemeinsamen Workshops. Stadträte aller drei Kommunen kommen im September 2011 bereits das dritte Mal zusammen. Die Universitä- Text Antje Heuer, Stefan Rettich, Iris Reuther ten und Hochschulen kooperieren zum Thema Stadtentwicklung im Rahmen studentischer Projekte, und auch die großen kommunalen Wohnungsbauunternehmen sind in einen Grafische Gestaltung Timo Grimberg ARC Austausch getreten. Infografik Andreas Paul Mit diesem Magazin bleiben wir uns treu und probieren mutig Neues. Projekticons Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre – Bühne frei für koopBLATT! Daniela Weirich Fotos Franz-Josef Höing PHOTOGRAPIEDEPOT Senatsbaudirektor der Freien Hansestadt Bremen Frank-Heinrich Müller Martin zur Nedden mit Ausnahme der Fotos Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig Seite 1: Stefan Bege; Seite 20 (1): Udo Pankratius, Umweltamt Nürnberg; Dr. Michael Fraas Seite 20 (2): Susanne Reiche, Umweltamt Berufsmäßiger Stadtrat und Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg Nürnberg; Seite 26 (1): Peter Meyer; Seite 27: Ralph Baumheier; Seite 44 (8), (9), (12): Büro für urbane Projekte Redaktionsschluss September 2011 Druck DS Druck-Strom GmbH Auflage 2.500 — Im Text verwendete generische Maskulina beziehen sich grundsätzlich auf männliche und weibliche Personen. Herausgeber und Redaktion bekennen sich ausdrücklich zur Gleichwertigkeit von Mann und Frau. — »koopstadt – Stadtentwicklung Bremen, Leipzig, Nürnberg« ist ein Pilotprojekt im Rahmen der »Nationalen Stadtentwicklungs- politik« des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). — (v. l.) Franz-Josef Höing Dr. Michael Fraas ISBN 978-3-00-035973-6 Martin zur Nedden 2 1
INHALT T T HE MA G OV E R NA NCE Editorial 1 Die Stadt als Steuermann 4 Kuratorium auf Zeit 6 Governance ist keine Theorie, 7 sondern eine Perspektive Interview mit Elisabeth Merk und Klaus Selle Schauplatz Stadt. Einführung 10 Das 3 × 1 der Stadtentwicklung Städtenetzwerk Bremen – Leipzig – Nürnberg 11 Die Projektfamilien. Übersicht 12 Wasser-Region 13 Stadt ist Region 14 Bildung im Quartier 15 ALLES FLIESST. 16 Nutzungskonzepte und produktive Kooperationen Beim Einzelhandel muss die Freundschaft 22 nicht aufhören. Regionalentwicklung als politisches Feld Workshop Bremen 28 Unserer Kinder wegen. 30 Bildungslandschaften im Wachsen Man muss Gesellschaft mitnehmen 36 Interview mit Thomas Olk Workshop Nürnberg 39 Versuch der Steuerung von Governance-Ansätzen: Schauplatz Stadt Das Projekt koopstadt lebt von seinen Workshops, vom Bremen 41 konkreten, gelebten Austausch Leipzig 42 und dem Aufeinandertreffen Nürnberg 43 von authentischen Personen an authentischen Orten. KOopKÖPFE 44 3
T wird einmal im Jahr ein Kuratorium mit bundesweit bekannten Experten der Stadtentwicklung Die Stadt einberufen, die den Arbeitsstand querbürsten, dem Prozess neue Impulse verleihen und ihn mit ihrem Erfahrungsschatz anreichern. als Steuermann koopstadt kann auch als der Versuch zur Steuerung von Governance-Ansätzen durch Aus- > > > Warum schon wieder ein Anglizismus, möchte man fragen, gibt es denn wirklich keinen tausch bezeichnet werden, ist also Governance hoch drei oder wie die Städte selbstbewusst sa- besseren Begriff als Governance? – Tatsächlich klingt »Steuerungs- und Regelungssystem einer gen: »Das 3 × 1 der Integrierten Stadtentwicklung«. Bei aller Strategie lebt das Vorhaben aber politisch-gesellschaftlichen Einheit« etwas sperrig und technokratisch zugleich. Den durchaus von seinen Workshops, vom konkreten, gelebten Austausch, den lokalen Projekten und dem sinnlich-sozialen Kern der Sache trifft diese deutsche Definition aus den Politikwissenschaften Aufeinandertreffen von »authentischen Personen« an »authentischen Orten«. jedenfalls nicht. Denn im Falle der Stadtentwicklung geht es um nicht weniger als um die kon- Zum Beispiel letzten Mai in Bremen, mitten auf dem Land, auf Gut Varrel. Der Ort eignete sich TH EM A krete räumliche, wirtschaftliche und soziale Ausprägung unseres Demokratieverständnisses in gut, um die These »Stadt ist Region« zu diskutieren, denn die historisch ländliche Anlage befin- G OV ER NA N CE Form von Städten. Dass dies nicht ohne die Voraussetzungen von Teilhabe, Partizipation und det sich unweit eines neuen Einkaufscenters auf der grünen Wiese. Damit solche Entwicklungen Transparenz der Entscheidungswege zu haben ist, liegt auf der Hand. Dem Prinzip Govern- die Ausnahme bleiben, bringen Bremen und seine Nachbargemeinden gerade ein Regionales ment, dem rein staatlich fokussierten Handeln durch Regieren, wird deshalb seit einiger Zeit Zentren- und Einzelhandelskonzept auf den Weg. Das ist hilfreich und notwendig, denn die auch in der Planungstheorie das Prinzip Governance als alternative Lenkungsform gegenüber- Region Bremen ist per se administratives Grenzland: zwei Bundesländer, in Niedersachsen fünf gestellt, das ein gemeinschaftliches Handeln von staatlichen, privatwirtschaftlichen und zivil- Landkreise und eine kreisfreie Stadt stoßen hier aneinander. gesellschaftlichen Akteuren auf Augenhöhe verfolgt: Die Stadt als aktiver Steuermann, der die Ausgehandelt wurde das Konzept in einem Kommunalverbund, der im Übrigen ein Verein ist. Richtung vorgibt, dabei aber Impulse der Marktakteure und der Zivilgesellschaft aufgreift und Weichere Modelle der Steuerung eignen sich offenbar für manche Formen der Kooperation versucht, für die oft widerstreitenden Logiken einen gemeinsamen Kurs zu finden. besser oder befördern sie rascher. Ein Beispiel, von dem die anderen Workshopteilnehmer pro- Komplett neu ist dieser Denkansatz nicht, wie Klaus Selle von der Rheinisch-Westfälischen fitieren konnten. Denn nicht nur in der Region Bremen ist eine regionale Steuerung des Ein- Technischen Hochschule Aachen im Interview betont. Städte wurden schon immer von der Summe zelhandels erforderlich. Es gibt kaum eine Stadt-Umland-Konstellation in Deutschland, die der Handlungen all ihrer Akteure und Bewohner bestimmt und entwickelt. Für Klaus Selle ist diese Frage bisher dauerhaft einvernehmlich klären konnte. Governance deshalb ganz einfach »Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe«. Habe man Ein positiver besetztes und dadurch einfacheres regionales Thema ist das Wasser, denn das sich einmal für diese Perspektive entschieden und laufe mit der »Governance-Brille« durch un- kümmert sich nicht um administrative Grenzen. Es fließt von A nach B und zwingt die regi- sere Städte, werde die Vielzahl der Akteure augenscheinlich, für deren Zusammenwirken es der onalen Anrainer damit automatisch an einen Tisch und zur Kooperation. In Bremen gilt es, Steuerung bedarf. Ökologie und Wirtschaft an der Weser miteinander zu vereinbaren. Dafür wurde der Integrier- Gerade in unserer komplexer gewordenen Welt seien auch komplexere Formen der Ausein- te Bewirtschaftungsplan Weser erarbeitet. In Leipzig ist mit dem Leipziger Neuseenland eine andersetzung nötig, ist sich Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk sicher. Das gelte beson- ausgedehnte Seenlandschaft im Entstehen, die dem Braunkohlebergbau nachfolgt und touris- ders für die großen Querschnittsaufgaben wie den Klimawandel, die ökonomische Zukunfts- tisch vermarktet werden soll. In einem breiten Beteiligungsprozess wurde das »Wassertouris- fähigkeit unserer Städte und damit verbunden für die positive Steuerung der sozialen Frage. In tische Nutzungskonzept Region Leipzig« auf den Weg gebracht. Die Stadt Nürnberg möchte München wurde beispielsweise schon vor Jahren die »Sozialgerechte Bodennutzung« (SoBoN) ihre Flüsse, Bäche, Quellen und Seen fühlbarer, erlebbarer machen, etwas herausheben aus dem durch den Stadtrat beschlossen. Sie sieht vor, dass bis zu zwei Dritteln der Wertschöpfung aus manchmal engen Korsett der betonierten Flussläufe in der Innenstadt. Dies sind verschiedene privaten Investments in den öffentlichen Raum und in den Bau von sozialer Infrastruktur rein- Themen, und dennoch ähneln sich manche Problemlagen und lohnt sich ein Austausch darüber. vestiert werden müssen. Dass dieses Unternehmen Früchte trägt, und von allen Marktakteuren Genauso auf der Ebene der lokalen Bildungspolitik in den drei Städten. In der heutigen Wissens- mitgetragen wird, ist das Ergebnis einer seit langem praktizierten Konsenskultur. Für Elisabeth gesellschaft ist Bildung vermutlich das zentrale Querschnittsthema, denn gute Bildungspolitik Merk ist Kommunikation und die Überzeugung der Marktakteure durch stichhaltige Argu- ist gleichermaßen Grundlage für Integration und für ökonomische Zukunftsfähigkeit in einem. mente deshalb ein zentraler Baustein moderner Stadtentwicklung ›Marke München‹. Das gilt besonders für sozial benachteiligte Stadtteile wie etwa Huchting und Gröpelingen in Eine Voraussetzung für diese Form der Planung ist die Überwindung des sektoralen Denkens Bremen. In den beiden Quartieren werden Integrationsaufgaben mittlerweile als gesamtstädti- und Handelns in Politik und Verwaltung. Die drei Städte Bremen, Leipzig und Nürnberg versu- sche Zukunftsfragen verhandelt, denn schließlich werden in den beiden Stadtteilen die meisten chen dies durch einen integrierten Ansatz, jede für sich und jede auf die ihr eigene Art. In Bremen Kinder geboren. Bremen reagiert darauf mit Quartiersbildungszentren, die als zentrale Schnitt- hat man das Leitbild der Stadtentwicklung 2020 mit der Aufforderung »Komm mit nach Morgen« stelle die Aktivitäten verschiedener staatlicher und nichtstaatlicher Bildungseinrichtungen im entwickelt, das aus einem komplexen Beteiligungsprozess hervorgegangen ist. Leipzig hat ein »In- Stadtteil koordinieren und bündeln. Vergleichbare Konzepte verfolgen die anderen beiden tegriertes Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020« erarbeitet, das seit 2009 in einer integrativen Städte im Nürnberger Westen und im Leipziger Osten. Ein neues Bildungsmanagement ist Stadtteilentwicklung umgesetzt wird. In Nürnberg geht man den umgekehrten Weg, erarbeitet auch hier Basis und Schnittstelle der integrierten Stadtentwicklung. Seit dem PISA-Schock gerade referats- und ämterübergreifend integrierte Stadtteilentwicklungskonzepte, die später in hat sich in der Bildungslandschaft der Kommunen ohnehin einiges getan, das der Stadtentwick- das integrierte Stadtentwicklungskonzept für die Gesamtstadt münden werden. Das allein ist schon lung insgesamt zu Gute kommt, weiß Thomas Olk von der Martin-Luther-Universität Halle- die hohe Schule der Governance, Planwerke mit strategischen Schwerpunkten zu schaffen, an Wittenberg. Im Interview erläutert er »Educational Governance«, berichtet von der wachsenden denen ressortübergreifend mit den unterschiedlichsten Akteuren interdisziplinär gearbeitet wird, kollektiven Erkenntnis, dass nicht nur Schule Bildung betreibt, und von seiner vergleichenden in verschiedenen städtischen Maßstäben von der Parzelle über das Quartier bis hin zur Region. Studie zur lokalen Bildungspolitik, die er mit seinem Team in sechs deutschen Städten durchführt. Bei der Europäischen Kommission, im Departement Regional Policy nennt man dies »multiscalar koopstadt wurde von den Stadtoberhäuptern der drei Städte initiiert. Das spricht für ein aus- governance« und will diese Form der Planung künftig zur Grundlage der Förderpolitik machen. geprägtes Bewusstsein in Bezug auf die Bedeutung der integrierten Stadtentwicklung in der Aber das war den drei Halbmillionenstädten nicht genug. Im Jahr 2007 haben sie eine Initia- jeweiligen Stadtpolitik. Das ist heute durchaus noch kein Allgemeingut, denn nicht alle Städte tive zur Kooperation und zum Austausch über strategische Fragen ihrer integrierten Stadtent- folgen dieser Logik selbstverständlich. So stellt schon der Sozialwissenschaftler Karsten Zim- wicklung gestartet. Das war der Beginn von koopstadt als Pilotprojekt der »Nationalen Stadt- mermann fest : »Wer die Frage nach der Eigenlogik stellt, interessiert sich in erster Linie für die entwicklungspolitik«. Seitdem schauen sich die drei Städte gegenseitig in die Karten und haben Performanz lokaler Politik angesichts sich stetig wandelnder Herausforderungen, die für die für ihre unterschiedlichen Ansätze und Planwerke einen gemeinsamen, übergeordneten Rah- Städte durchaus gleich sein mögen. Warum aber ist eine Stadt in der Lage, ein Problem besser, men aus Themenfeldern, Projektfamilien und konkreten strategischen Projekten geschaffen, auf früher oder umfassender zu adressieren als eine andere? Welche Kommune eröffnet häufiger dessen Basis ein strukturierter und fundierter Austausch möglich ist. Mehrmals im Jahr trifft Möglichkeiten der direktdemokratischen Einflussnahme durch die Bürger und warum? Weit- man sich zu Workshops in einer der drei Städte, diskutiert Herausforderungen, Methoden, stra- reichender als der abweichende Umgang mit identischen Problemen ist die Frage, warum be- tegische Ansätze und deren Anwendung an Hand von konkreten, ausgewählten Projekten. Na- stimmte Problemstellungen in manchen Städten gar nicht erst als ein Problem wahrgenommen, türlich immer zusammen mit örtlichen Akteuren, die aus vielen gesellschaftlichen Bereichen sondern ignoriert oder in Routineaufgaben umgedeutet werden.« stammen. Auch Lokalpolitiker der Städte tauschen ihre Erfahrungen bei gemeinsamen Treffen Nein, in Bremen, Leipzig und Nürnberg ist der Alltag alles andere als eine Routineaufgabe. aus, um sich von der direkten Diskussion inspirieren zu lassen und im Anschluss als Botschafter Man hat den Alltag mit koopstadt zum Leuchtturm erhoben und tauscht sich darüber aus, das im heimischen Stadtparlament zu berichten, Projekte auszuloten und anzustoßen. Nicht zuletzt ist tatsächlich neu und eine Form der Governance, die Schule machen könnte. sr 4 5
I > > > Das fünfköpfige Kuratorium auf Zeit ist ein kritischer Begleiter von koopstadt. > > > In der integrierten Stadtentwicklung ist Governance heute als alternativer Weg zur KURATORIUM In offenen Gesprächen mit den für Stadtentwicklung Verantwortlichen aus Politik und Steuerung komplexer Aufgaben in aller Munde. Gleichzeitig ist der Begriff schwer zu fassen. Verwaltung leistet es Supervision für die Projektpartner. Die Kuratorinnen und Kuratoren koopBLATT hat zwei Kuratoriumsmitglieder des Projekts koopstadt, Elisabeth Merk und AUF ZEIT geben fachlichen und wissenschaftlichen Rat, schärfen Argumente und liefern Stichworte. Klaus Selle, als Experten aus den Bereichen Theorie und Praxis befragt. Sie fragen nach der Relevanz übergreifender koopstadt-Themen und nach vermittelbaren Erkenntnissen. Damit geben sie dem gemeinsamen Arbeitsprozess wichtige Impulse und koopBLATT Frau Merk, Governance ist ein sperriger Fachbegriff. Haben Sie in ihrem Alltag stellen die Außensicht her. als Stadtbaurätin von München einen Weg gefunden, den komplexen Ansatz allgemeinver- INTERVIEW ständlich zu vermitteln? Elisabeth Merk In der Praxis nutze ich den Begriff tatsächlich nicht. Im Alltagsjargon würde ich eher sagen, es geht darum, zuerst zuzuhören und dann zu steuern. Es gibt in jeder Stadt Governance ist so etwas wie eine innere Befindlichkeit, die gilt es herauszufinden und dann weiß man auch, was einer Stadt gut tut und wie man sich ihrer Bürger annehmen kann. Dafür braucht es eine Dis- keine Theorie kussionskultur jenseits der klassischen baurechtlichen Beteiligungsverfahren. Wir haben in sondern München eine Reihe von Runden Tischen etabliert, beispielsweise mit der Immobilienwirtschaft — oder den Naturschutzverbänden. Da treffen wir uns etwa zweimal im Jahr und tauschen uns eine Perspektive Kuratorium auf Zeit: (v. l.) ganz zwanglos darüber aus, was die jeweilige Partei gerade umtreibt. Diese lockeren Formen des > Sabine Süß Austauschs haben in München Tradition. Auf bürgerschaftlicher Seite gibt es zum Beispiel Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Schader-Stiftung das Münchner Forum. Das wurde in den 1970er Jahren als Reaktion und Kritik der Bürgerschaft »Der direkte Erfahrungsaustausch ist das auf die damals umfassenden städtischen Veränderungen gegründet. Heute ist das eine feste Geniale. Um Menschen in ihrer Motivation Institution mit eigener Geschäftsstelle, die die Interessen der Bürgerschaft und der Fachöffent- und Kompetenz zu stärken, brauchen sie den Austausch und die Überprüfung ihrer lichkeit bündelt, Veranstaltungen und dergleichen organisiert. Finanziert wird das Münchner Erfahrungen auf der eigenen Ebene.« Forum übrigens von der Stadt. > Ullrich Hellweg kB Herr Selle, gibt es in der Planungstheorie eine einfache, griffige Formel, die den Begriff Geschäftsführer der IBA Hamburg GmbH Governance auf den Punkt bringt? »Der interne Erkenntnisgewinn von koopstadt ist eindrücklich. Nun gilt es, mit solider Klaus Selle Im UN-Bericht »Our Global Neighborhood« ist Governance so definiert Planungs- und Entwicklungsarbeit ein strategisches Gerüst zu entwickeln, in dem worden: »Governance ist die Gesamtheit der zahlreichen Wege, auf denen Individuen sowie öf- die ›großen Themen‹ in den Prozessen und fentliche und private Institutionen ihre gemeinsamen Angelegenheiten regeln. […] Der Begriff Projekten zum Tragen kommen.« — umfasst sowohl formelle Institutionen und mit Durchsetzungsmacht versehene Herrschafts- > Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk, 47, hat Archi- > Prof. Dr. Elisabeth Merk systeme als auch informelle Regelungen, die von Menschen und Institutionen vereinbart […] tektur studiert und in Florenz promoviert. Stadtbaurätin der Landeshauptstadt 2005–2007 war sie Professorin für Städte- werden.« Auf die Städte übertragen heißt Governance für uns ganz einfach Stadtentwicklung bau/Stadtplanung an der Hochschule für München als Gemeinschaftsaufgabe. Auf die Frage, von wem die Städte entwickelt werden, gibt es aus der Technik Stuttgart und ist dort seit 2009 Ho- »Mir gefallen die Haltung und der konse- norarprofessorin. Vor ihrer aktuellen Tätig- quente Fokus auf die Normalität und Praxis Governance-Perspektive eine einfache Antwort: Von allen. Gerd Albers hat das schon vor vielen keit als Stadtbaurätin von München war sie der Stadtentwicklung. Gegenstand von Jahren auf die einfache Formel gebracht: »Stadtentwicklung ist der Niederschlag vieler unter- in leitenden Funktionen verschiedener Pla- koopstadt sind nicht die großen Masterplä- ne, sondern das Alltagsgeschäft einer Stadt schiedlicher Bemühungen über lange Zeiträume«. In diesem Geflecht der Akteure und ihrer nungsämter tätig – unter anderem als Leiterin der Stadtentwicklung und Stadtplanung in mit ihrer Stadtpolitik, ihrer Verwaltung und Bezüge untereinander handlungsfähig zu bleiben – das ist Governance, das ist die Gestaltung Halle (Saale) von 2000-2006. Elisabeth Merk ihren Bürgern. Das kann ich in meiner Stadt ebenfalls gut gebrauchen.« von Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe. wirkt in Ausschüssen des Deutschen und des Bayrischen Städtetags mit, ist Mitglied der kB Was ist eigentlich neu daran, Städte wurden doch schon immer im Zusammenspiel sowie Deutschen Akademie für Städtebau und Lan- > Prof. Dr. Klaus Selle desplanung, im Kuratorium der Nationalen RWTH Aachen, Lehrstuhl für Planungstheorie in der Auseinandersetzung mehrerer Parteien geplant und entwickelt? Stadtentwicklungspolitik sowie im UNESCO und Stadtplanung. Network conservation of modern architecture »koopstadt ist geprägt vom Prinzip ›Peer to KS Sie haben völlig Recht. Die Politik- und Planungswissenschaften haben nur eine Zeit lang and integrated territorial urban conservation. Peer‹. In deutscher Übertragung könnte man wie gebannt allein auf das Handeln des Staates und der Kommunen geschaut und die vielen auch von ›kollegialer Beratung‹ sprechen: Fachleute, die Stadtentwicklung tagtäglich anderen Einflussfaktoren und Akteure außer acht gelassen. Das hat sich glücklicherweise nach- machen, reden miteinander, tauschen haltig geändert. Weil also die Sache selbst nicht neu ist, sondern die Art sie zu betrachten, Erfahrungen aus und generieren gemeinsame Erkenntnisse. Weder ihre Inhalte noch ihre spricht man auch von »Governance-Perspektive«. Gegenstände, Ressourcen und Praktiken sind ein Ausnahmezustand, sondern im wahrsten EM Dadurch, dass die Welt komplexer geworden ist, sind auch die Notwendigkeiten der Sinne des Wortes Normalfälle von Stadtent- Auseinandersetzung komplexer geworden. Wir sind heute in einer zweiten Phase der Bürgerbe- wicklung. Dieser Austausch, diese Lernpro- zesse sind ungemein anregend – wohl die teiligung angekommen. Die 1968er haben Partizipation erstritten, in den 1970ern und 1980ern beste Form überhaupt, um über Stadtent- wurde sie standardisiert und institutionalisiert und heute ist sie eben zu stark formalisiert oder in wicklung zu sprechen.« manchen Belangen schlicht nicht mehr verständlich. Bei manchen Projekten haben wir heute > Prof. Elke Pahl-Weber mehrere Kartons Aktenordner mit juristischen Dokumenten, die es auszuwerten und abzuwägen Technische Universität Berlin, gilt. Wie will sich da ein Bürger zurechtfinden und seine Meinung einbringen. Das ist eine neue Institut für Stadt- und Regionalplanung. — Bis September 2011: Herausforderung für die Verwaltungen, wie man diese Komplexität kommunizieren und allge- > Prof. Dr. Klaus Selle, 61, hat Stadtplanung (ständiger Gast im Kuratorium) mein verständlich übersetzen kann. studiert und war an den Hochschulen in Dort- Direktorin des Bundesinstituts für Bau, mund und Hannover tätig, bevor er 2001 den Stadt- und Regionalforschung. kB Weshalb spielen diese komplexen Steuerungsmodelle heute eine so wichtige Rolle bei der Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadt- »Im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklung entwicklung an der RWTH Aachen übernahm. ist koopstadt ein vergleichsweise großes Bewältigung von Zukunftsaufgaben? Neben der Arbeit in Forschung und Lehre Projekt und muss deshalb hohen Ansprüchen ist Klaus Selle seit seinem Studium auch in genügen. Das betrifft die Wahl der Themen KS Versuchen Sie sich einmal an einem schlichten Redevelopment in der Stadt: Sie haben es der Praxis tätig – unter anderem als Berater ebenso wie den Erkenntniszuwachs und den gleich mit vielen Akteuren zu tun. Ich denke da noch gar nicht an die Bürger, sondern an die von Bürgerinitiativen, als Mitgründer des Ertrag an konkreten Ergebnissen.« Bürgerbüros Stadtentwicklung Hannover und Akteure der Märkte. Und an die der öffentlichen Sphäre – denn auch hier gibt es viele einzelne als Mitgestalter kommunikativer Planungs- Akteure, die jeweils ihren Logiken folgen. Weder der Staat noch die Kommune können in den prozesse in zahlreichen Kommunen. 6 7
zentralen Handlungsfeldern der Stadtentwicklung allein agieren. Hand sprechen könnte. Dazu gehört in Deutschland vor allem die Ob es nun um Mobilität geht oder die energetische Ertüchtigung mutwillige Zerstörung des Systems der Wohnungsgemeinnützig- des Gebäudebestandes, um Impulse für die wirtschaftliche Ent- keit. Zudem muss man »Schwäche« und »Stärke« ja an Aufgaben wicklung oder die Stabilisierung von Quartieren – immer müssen bemessen. Die öffentlichen Akteure haben heute in vielen Hand- viele Akteure mitwirken. lungsfeldern der Stadtentwicklung neue Aufgaben übernommen. Dabei geht es um komplexe Sachverhalte wie lokale Klimapolitik. EM Ich kann das nur bestätigen. In München gibt es heute keine Das sind Aufgaben, die sich nur kooperativ bewältigen lassen. einfachen Projekte mehr. Die Grundstücke im Bestand, die heute noch unbebaut sind, weisen eine unglaublich komplexe Überlage- kB Governance wird meist in Verbindung mit Planungskultur rung von Interessenslagen und baurechtlichen Problemen auf. und neuen Beteiligungsformaten genannt. Wo sehen Sie hier die Damit sind Zielkonflikte vorprogrammiert. Es ist eine besondere größten Potenziale? Konsenskultur erforderlich, bei der die einzelnen Parteien verstehen KS Ich sehe nicht, dass wir in erster Linie neue Formate benöti- lernen müssen, dass nicht alle Belange und Interessen in gleichem gen. Es gibt einen schier unerschöpflichen Methoden-Fundus Maße berücksichtigt werden können, wenn man ein sinnvolles und für die Gestaltung kommunikativer und kooperativer Prozesse. gutes Ergebnis erzielen will. Was sich allerdings ändern muss, sind Einstellungen und Rollen- kB Funktioniert die Theorie auch in der Praxis – gibt es ein bilder vieler Akteure. Viele Fachleute haben zum Beispiel noch Beispiel, das Sie für besonders gelungen halten? große Schwierigkeiten, ihre fachlichen Einzelstandpunkte in einen gemeinsamen Entwicklungsprozess einzubringen und dort zu KS Governance ist keine Theorie. Mit Governance wird vielmehr verändern. ein anderer Blick auf die Praxis bezeichnet. Wenn Sie einmal die Governance-Brille aufgesetzt haben und den Alltag der Städte, EM Aus meiner Sicht müssen Beteiligungsformen stärker auf die die Praxis der Stadtentwicklung aus dieser Perspektive betrachten, jeweilige Aufgabe zugeschnitten werden. Allerdings muss man sich sehen Sie überall ein Gewusel von Akteuren. Insofern ist auch die auch die Grenzen von Beteiligung bewusst machen, es ist eben Vorstellung irreführend, eine Stadtregierung zum Beispiel könne nicht alles verhandelbar. Die Frage ist doch, wo hat echte Beteili- zwischen den Modi von Government und Governance wählen. gungskultur eine Chance und wo gibt es Dinge, die man schlicht- Wenn Sie sich die Definition des UN-Berichts noch einmal vor weg akzeptieren muss. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass Min- Augen führen, dann sind zum Beispiel hoheitliche Akte, die man derheiten, die großen Lärm schlagen, parlamentarisch getroffene ja gemeinhin mit Government verbindet, Teil lokaler Governance. Entscheidungen einfach vom Tisch wischen können. Es muss also auch darum gehen, gute Kommunikationsformen zu praktizieren, EM Für München muss man zunächst das strategische Stadtent- mit denen man Akzeptanz für ungeliebte Entscheidungen schaffen wicklungskonzept »Die Perspektive München« nennen, zu dem kann. Meine Erfahrung ist, wenn man offen und ehrlich diskutiert sich alle Akteure bekennen und das die Grundlage für eine Viel- und die Grundlagen von Entscheidungen transparent kommuni- zahl an gelungenen Einzelprojekten bildet. Besonders interessant ziert, dann bietet man den Bürgern die Möglichkeit eines Perspek- finde ich persönlich die »Sozialgerechte Bodennutzung« (SoBoN) tivenwechsels. in München, die besagt, dass bis zu zwei Dritteln der Wertschöpf- ung von privaten Investments in den Bau von öffentlichen Räumen kB Frau Merk, Integration und Teilhabe sind zentrale Fragen der und sozialer Infrastruktur reinvestiert werden müssen. Die SoBoN Stadtentwicklung.Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich? ist bereits seit 1994 in Kraft und wurde damals einstimmig vom EM Generell geht es darum, zu den entscheidenden Fragen einen Stadtrat beschlossen. Heute besteht ein breiter gesellschaftlicher übergreifenden Konsens zu erreichen. In München ist das sicher Konsens, dass dies die richtige Strategie zum Umgang mit der der Umgang mit der Wohnungsfrage, und hier wurde kürzlich problematischen Wohnungsfrage in München ist. Übrigens steht vom Stadtrat ein Beschluss gefasst, innerhalb von fünf Jahren auch die Immobilienwirtschaft voll dahinter. 650 Millionen Euro an kommunalen Eigenmitteln für den geför- kB Bedeutet das Umschwenken von Government auf Governance derten Wohnungsbau bereitzustellen. Das ist die Voraussetzung eigentlich eine Schwächung der öffentlichen Hand? dafür, dass die Stadt gemischt und die Mitte der Gesellschaft in der Stadt bleibt. EM Ich sehe in meinen persönlichen Erfahrungen keine Schwä- chung. Für mich geht es um eine konkret gelebte Kommunika- kB Welchen Beitrag kann koopstadt aus Ihrer Sicht zur allgemei- tionskultur: Zuhören, aber klare Position beziehen. Ich glaube nicht, nen Diskussion um Governance-Modelle und integrierte Stadt dass man mit einer harten Regierungsstruktur die Dinge hart entwicklung leisten? durchsetzen und damit die Welt verbessern kann. Genauso wenig KS Im koopstadt-Kontext wird an vielen praktischen Beispielen glaube ich, dass man mit einer ausufernden Beteiligungskultur, die deutlich, was Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe heißen auf alles Rücksicht nimmt, zu guten Ergebnissen kommt. kann. Hier lassen sich – nicht theoretisch, sondern praktisch – Auf- Kommunikative Prozesse zu Der richtige Weg liegt wohl in der Mitte. gaben diskutieren, Akteurskonstellationen analysieren, Stolpersteine gestalten ist ein Teil von KS Aus der Governance-Perspektive kann man den Eindruck ge- identifizieren, Folgerungen ziehen. Das ist spannend und lehrreich. Governance: winnen, dass kooperative Handlungsformen zugenommen haben. Nürnbergs Oberbürgermeister EM Als Kollegin bin ich richtig neidisch geworden. Mir gefal- Allerdings täuscht das: Wer sich zum Beispiel die Stadtentwick- Ulrich Maly lädt regelmäßig zu len die Haltung und der konsequente Fokus auf die Normalität lung des 19. Jahrhunderts anschaut, wird auch dort eine intensive und die Praxis der Stadtentwicklung. Gegenstand von koopstadt mobilen Bürgerversammlungen Präsenz der Marktakteure in der Stadtentwicklung beobachten sind nicht die großen Masterpläne, sondern das Alltagsgeschäft mit dem Fahrrad ein. Im Juni 2011 können. Es gab lediglich eine Phase in den 1960er und 1970er Jah- einer Stadt mit ihrer Stadtpolitik, ihrer Verwaltung und ihren fahren die Teilnehmer der koop- ren, in der die Planer den Eindruck hatten, es seien vor allem sie, Bürgern. Das kann ich in meiner Stadt ebenfalls gut gebrauchen. stadt-Workshops mit und erkunden die die Geschicke der Städte lenkten. Aber auch das war eine Täu- schung. Kurzum: Es gibt in der Stadtentwicklung nur wenige — Nürnberg am Wasser. Punkte, in denen man von einer Schwächung der öffentlichen Das Interview für koopBLATT führte Stefan Rettich. 8 9
SCHAU STÄDTE > > > Das Gemeinschaftsvorhaben koopstadt stellt vier zentrale Aufgaben das 3 × 1 der in den Vordergrund: stadtentwicklung > Partizipation und bürgerschaftliche Mitgestaltung von Prozessen und Projekten PLATZ > > > koopstadt ist ein Gemeinschaftsvorhaben der drei Städte Bremen, Leipzig und Nürnberg. Kern des Projekts sind Austausch und Kommunikation zu aktuellen Fragen der > > > Sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe Wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der Städte Umgang mit ökologischen und energetischen Herausforderungen. NETZ STADT WERK Stadtentwicklung. > Die drei Städte interpretieren ihre Rolle und Perspektive als Kernstädte europäischer koopstadt ist dabei auf zwei Ebenen angelegt. Die Praxis der Stadtentwicklung wird an- Metropolregionen und im Zusammenhang ihrer jeweiligen Stadtregion aus ihren jeweiligen hand von konkreten Projekten ausprobiert, dargestellt und vermittelt. Darüber hinaus wer- — EINFÜHRUNG strukturellen und soziodemographischen Rahmenbedingungen heraus. den leistungsfähige, effiziente und innovative Methoden, Instrumente und Verwaltungs- Die koopstadt-Gruppe bildet das Zentrum der städteübergreifenden Kooperation und praktiken herausgearbeitet, die ein Gelingen erst ermöglichen. Schon jetzt ist feststellbar: > Sie praktizieren Integration als fachübergreifenden konzeptionellen und räumlichen Kommunikation. Sie führt die inhaltliche Dis- im offenen und kritischen Austausch können die Städtepartner voneinander lernen, trotz kussion und trifft als Plenum in gemeinsamen stadtentwicklungsplanerischen Ansatz. Sie verstehen Integration zugleich als Angebot Workshops alle strategischen Entschei- unterschiedlicher Herangehensweisen. einer kooperativen und partnerschaftlichen Kommune an ihre Bürger. Sie suchen Koope- dungen. Mitglieder der koopstadt-Gruppe fungieren zugleich als fachliche Mentoren für ration mit ihren Nachbarn. Mit Blick auf die zentralen Aufgaben der Stadtentwicklung werden drei Themenfelder eine Projektfamilie. bearbeitet, in denen jeweils mehrere Projektfamilien mit einem besonderen themati- > Sie kultivieren strategische Projekte als Lernfeld, Medium und Zielrichtung einer in- Die koopstadt-Gruppe setzt sich aus den drei schen Fokus agieren. In den Projektfamilien wirken Vertreter aus den Verwaltungen so- Städteteams zusammen, die gleichzeitig tegrierten und integrativen Stadtentwicklung, die sie als Anschauungsbeispiel kommuni- wie externe Partner aller drei Städte zusammen. Sie tauschen ihre Erfahrungen vor allem den jeweils stadtinternen Prozess steuern. zieren. Ihre Mitglieder arbeiten in der Verwaltung und direkt im Rahmen von mehrtägigen Workshops aus. Im Zeitraum 2009 bis 2012 sind die sind hier unmittelbare Ansprechpartner für Projektfamilien jedes Jahr in einer anderen Partnerstadt zu Gast. Parallel dazu beraten Fachressorts, Wirtschaft, Institutionen, die Diesem Anspruch folgt das Gemeinschaftsvorhaben koopstadt mit seinen Themenfeldern, Stadtpolitik und Projektakteure. Damit bilden die für Stadtentwicklung zuständigen Verwaltungsbereiche aus den drei Städten in der Projektfamilien und Schlüsselprojekten, die jeweils in eine integrierte Stadtentwicklungs- sie die Basis von koopstadt vor Ort. koopstadt-Gruppe über relevante Planungsinstrumente und bringen spezifische Erkennt- planung und Umsetzungsstrategie von Bremen, Leipzig und Nürnberg eingebettet sind. Zur inhaltlichen Projektsteuerung haben die nisse ihrer jeweiligen Stadtentwicklung in das Vorhaben ein. drei Städte jeweils eigene Gremien geschaf- Dabei gehen die drei Städte durchaus unterschiedliche Wege. fen, in denen benachbarte Fachressorts Alle drei Städte nutzen koopstadt als städteübergreifend angelegte Austauschplattform 2012 ist das Jahr der Zwischenbilanz, in dem auch die Zielstellungen bis 2015 präzisiert mitwirken. Hier findet der Abgleich zwischen und zugleich für ihre eigenen Stadtentwicklungsprozesse. koopstadt fungiert dabei als werden. Die Ergebnisse von koopstadt und die im Arbeitsprozess gewonnenen Erkennt- koopstadt und den jeweiligen strategischen — Zielen der Stadtentwicklung statt. Zum 3 × 1 der Organisation Integrierter Stadt- unterstützendes Medium, das Kommunikation befördert und vor allem Prozesse anstößt nisse sollen zur Zwischenbilanz aufbereitet und in einer überregionalen Veranstaltung entwicklung in Bremen, Leipzig und Nürnberg Die städteübergreifende Steuerungsgruppe oder beschleunigt. koopstadt gibt Raum für das Lernen neuer Methoden sowie das Experi- präsentiert werden. ir trifft die inhaltlichen Entscheidungen zwi- sowie zur jeweiligen Rolle von koopstadt lesen Sie im Magazin ab Seite 41. mentieren bei der Beteiligung von Partnern und Bürgern. ir schen den Workshops der koopstadt-Grup- pe. Ihr gehören die Projektverantwortlichen aller drei Städte an. In der koordinierenden Geschäftsstelle wirken Verwaltungsmitar- beiter aus allen drei beteiligten Städten an BREMEN der operativen Geschäftsführung mit. Sitz der Geschäftsstelle ist Leipzig. > Einwohner: > Arbeitslosenquote: > Regionale Kooperationen: 547.188 (März 2011) 11,3 % (Juli 2010) Kommunalverbund Niedersachsen/ Die externe Prozessteuerung hat das Büro Sitz der Landesregierung im Zwei- > Hochschulen: Bremen e. V., Metropolregion Bre- für urbane Projekte in Kooperation mit dem Städte-Staat »Freie Hansestadt Insgesamt 28.747 Studierende men/Oldenburg im Nordwesten e. V., Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung an Bremen« (WS 2010/11), Universität Bre- Zweckverband Verkehrsverbund der Universität Kassel übernommen. Das > Wichtige Wirtschaftszweige: men, Jacobs University Bremen, Bremen/Niedersachsen (ZVBN) Büro berät die koopstadt-Gruppe, mode- Maritime Industrien, Fahrzeugbau, Hochschule Bremen, Hochschule für riert die Workshops der Projektfamilien und Luft- und Raumfahrt, Logistik, Nah- Künste Bremen, Hochschule für öf- dokumentiert den Ertrag in Reports und rungs- und Genussmittelindustrie, fentliche Verwaltung, Apollon Hoch- Forschungsberichten. Windenergie, Forschung und unter- schule für Gesundheitswirtschaft Arbeitsstruktur des Gemeinschaftsvorhabens koopstadt Das Büro KARO* architekten hat ein nehmensnahe Dienstleistungen Kommunikationskonzept zum Gesamtpro- zess entwickelt und zeichnet für Konzeption, Redaktion und Produktion des Magazins LEIPZIG koopBLATT verantwortlich. > Einwohner: > Arbeitslosenquote: > Regionale Kooperationen: 522.883 (Dez. 2010) 13,1 % (Juni 2011) Metropolregion Mitteldeutschland, Gemeinsame Repräsentanz Koordinierende Geschäftsstelle zweitgrößte Stadt im Freistaat > Hochschulen: Regionaler Planungsverband West- Sachsen Insgesamt 36.892 Studierende sachsen, Grüner Ring Leipzig, Kom- Bei überörtlichen Veranstaltungen o. ä. Operative Geschäftsführung > Wichtige Wirtschaftszweige: (WS 2010/11), Universität munales Forum Südraum Leipzig, Mitglieder: Oberbürgermeister Messe- und Kongresswesen, Logis- Leipzig, Hochschule für Graphik und Zweckverband Neue Harth, Via Regia bzw. Bürgermeister / Senator Mitglieder: Vertreter aus Bremen, Leipzig, Nürnberg tik, Automobil- und Zulieferindustrie, Buchkunst, Hochschule für Musik Plus, Regionalmanagement Leipzig koopstadt-Gruppe Sitz: Leipzig Medien- und Kommunikationstech- nik/IT, Gesundheit/Biotechnologie, und Theater »Felix Mendelsohn Bartholdy«, Handelshochschule – Westsachsen, Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland, Raumordnungs- Städteübergreifende als Plenum Querschnittstechnologien/Dienstleis- Leipzig, Hochschule für Technik, kommission Halle-Leipzig Steuerungsgruppe tungen Wirtschaft und Kultur, Hochschule regelmäßige Workshops für Telekommunikation Steuerungsebene trifft langfristige Mitglieder: Vertreter der koopstadt-Gruppe Entscheidungen aus Bremen, Leipzig, Nürnberg Prozesssteuerung Kommunikations- konzept Nürnberg Büro für urbane KARO* architekten > Einwohner: > Arbeitslosenquote: > Regionale Kooperationen: Projekte 506.100 (März 2011) zweitgrößte 7,7 % (Juli 2011) Metropolregion Nürnberg, Lernende Beratung Konzeption Stadt im Freistaat Bayern > Hochschulen: Region Nürnberg-Fürth, Städteachse Moderation Beratung > Wichtige Wirtschaftszweige: Insgesamt 17.200 Studierende Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwa- Bericht koopBLATT-Magazin Städteteams koopstadt Druck, Marktforschung, Information, (WS 2010/11), Friedrich-Alexander- bach Kommunikation, Energie- und Universität Erlangen-Nürnberg, Leistungselektronik, Verkehr, Logistik Georg-Simon-Ohm-Hochschule, Bearbeiterebene BREMEN LEIPZIG NÜRNBERG Akademie der Bildenden Künste, Prozessmanagement Senator für Umwelt, Bau und Verkehr (SUBV) Dezernat Stadtentwicklung und Bau Wirtschaftsreferat (Ref VII) Evangelische Fachhochschule, Stab Regionale und ressortübergreifende (Dez.VI) Amt für Wohnen und Stadtentwicklung Hochschule für Musik Kooperation / Referat Raumordnung, Stadtplanungsamt Abteilung Stadtentwicklung und Stadtentwicklung und Flächennutzungsplanung Abteilung Stadtentwicklungsplanung Stadterneuerung 10 11
PROJEKT WASSER > > > koopstadt arbeitet auf drei breit angelegten Themenfeldern und dabei jeweils in > > > Die Projektfamilie hat zwei Facetten: mehreren Projektfamilien mit besonderem thematischen Fokus. In der Ausrichtung der Einerseits geht es um eine regionale Kooperation zum Thema. Wasser verfügt auf Grund Projektfamilien wird deutlich, dass für einen ressortübergreifenden Ansatz der Stadtent- seiner räumlichen Struktur als Gewässernetz und seiner Bedeutung für die Funktionsfähig- FAMILIEN REGION wicklung die sozialen, ökonomischen und räumlichen Dimensionen der Stadt zusam- keit und Lebensqualität einer Stadt bereits über gute Voraussetzungen für eine produktive menspielen müssen. Im Denk- und Arbeitsprozess haben Themenfelder und Projekt- Kooperation auf stadtregionaler Ebene. Hier gibt es ganz offensichtliche Win-Win-Effekte familien bereits mehrere inhaltliche Präzisierungen erfahren – und damit teilweise auch und damit auch Strategien, Konzepte und Projekte, die sowohl auf der Ebene der Stadt modifizierte Bezeichnungen und Zuordnungen. und ihrer Teilräume als auch der Region angesiedelt sind. Andererseits geht es um kon- > Im Folgenden werden die derzeit acht Projektfamilien in ihrer Zugehörigkeit zum jewei- krete Fragestellungen zur Stadt- und Regionalentwicklung am und mit dem Wasser. Das ligen Themenfeld benannt. Unsere erste Magazinausgabe stellt drei Projektfamilien betrifft Beteiligung und Kommunikation, Nutzungskonflikte und mögliche Synergien und etwas ausführlicher vor – mit einem kurzen »Familienbericht« sowie einer Reportage. schließlich teilweise länderübergreifende, großräumige regionale Kooperationen zur Ent- Lesen Sie über weitere Projektfamilien in der nächsten Ausgabe unseres Magazins. wicklung von Gewässernetzen als Wirtschaftsfaktoren und für touristische Nutzungen. — 3× Wasser — Das Stadtgebiet von Bremen und das Bremische Selbstverständnis werden durch die Weser als Lebensader und die Anbindung THEMENFELD Bildung im Quartier Stärkung Klimagerechte der Hansestadt an die Nordsee geprägt. > S. 15/30 der Innenstadt Stadtentwicklung In den vergangenen 15 Jahren wurden die »Schlachte« als Weserpromenade ausgebaut, Urbane Lebens- die Hafenbrachen revitalisiert und wesernahe Bauvorhaben verwirklicht, wodurch der Fluss qualität, deutlich stärker wahrgenommen wird. Das Verbundprojekt »Lebensraum Weser« soll diesen Bedeutungs- und Attraktivitätsgewinn ökologischer verstetigen. Dabei stehen bei den Aktivitäten der integrative Ansatz und der Interessen- Wandel und ausgleich unterschiedlicher Ansprüche an den über 40 km der Bundeswasserstraße im sozialer Vordergrund. Zusammenhalt — Die Stadt Leipzig prägt der Zusammenfluss von Weißer Elster, Pleiße und Parthe. Erst die Maßnahmen im Zuge des wirtschaftlichen Transformationsprozesses seit 1990, bei de- THEMENFELD Zwischennutzung Räume für Kultur- Transformationsstandorte nen ehemals verrohrte Wasserläufe in der In- als Normalfall der und Kreativwirtschaft als Teil der Stadt nenstadt geöffnet, Freizeit- und Hafenanlagen Stadtentwicklung entwickelt und ehemalige Braunkohletage- Ökonomische baue an den Stadtgrenzen im Süden sowie im Nordraum geflutet wurden, haben bewirkt, Innovation, dass Leipzig heute wieder als Wasserstadt gelten kann. Mit dem »Touristischen Gewäs- kreative Milieus serverbund Leipziger Neuseenland« wird die neue Landschaft schrittweise erschlos- und Beteiligung sen, qualifiziert und erlebbar gemacht. Ihre Standorte und Schauplätze finden sich dabei sowohl in innerstädtischen Lagen als auch im Umland. — In einer sonst eher wasser- und nieder- THEMENFELD Stadt ist Region Wasser-Region schlagsarmen Region gelegen, versteht sich > S. 14/22 > S. 13/16 Nürnberg dennoch als Stadt am Wasser. Durch den Main-Donau-Kanal mit dem Hafen Regionale im Südwesten ist Nürnberg an die internati- onalen Wasserstraßen angeschlossen. Das Kooperation, dort gelegene trimodale Güterverkehrszent- rum ist das größte multifunktionale seiner Art räumliche in Deutschland. Durch die Altstadt fließt die Pegnitz, einstmals Lebensader, Transportweg und Hochwassergefahrenquelle. Allerdings Vernetzung ist der Fluss in der steinernen Altstadt kaum spürbar. Deshalb sollen die Bereiche und neue der Innenstadt intensiver mit dem Wasser verbunden und erlebbar gemacht werden. Aktionsräume Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept »Nürnberg am Wasser« widmet sich einer Vision und konkreten Strategien zugleich, verbunden mit einem ökologischen und wirtschaftlichen Wassermanagement. 12 13
STADT BILDUNG > > > Im Mittelpunkt der Projektfamilie stehen die Erfahrungen mit regionaler Koopera- > > > Das Ermöglichen von Chancen und Teilhabe ist ein wesentlicher Faktor für die Zu- tion in variablen Raumstrukturen. Nach einer ersten Auseinandersetzung mit sehr unter- kunftsfähigkeit der Städte. In allen drei Städten werden – bei unterschiedlichen Rahmen- schiedlichen regionalen Arbeitsstrukturen (Metropolregionen, Gewerbeflächenmanage- bedingungen, Handlungsmöglichkeiten und Ansätzen – ressortübergreifende Strukturen IST IM ment etc.) fokussierte die Projektfamilie ihre Arbeit inhaltlich auf die regionale Abstimmung genutzt oder sukzessive aufgebaut. Dabei wirken die Bereiche Bildung, Kultur, Soziales zur Entwicklung des Einzelhandels. Dieses Thema wird von den drei Städtepartnern und und Stadtentwicklung schon jetzt eng zusammen. Der Diskurs zum Begriff und Anspruch ihren institutionellen Partnern bei der Wirtschaft und in den Regionen als »Nagelprobe« an Bildung im umfassenden Sinne hat den Weg in die Quartiere und Stadtteile geöffnet REGION QUARTIER dafür verstanden, ob und wann die Arbeits- und Entscheidungsstrukturen auch im Kon- und einen auf den Sozialraum orientierten Ansatz gestärkt. fliktfall funktionieren und welche Instrumente hierfür erforderlich sind. Konkret werden Da alle drei Städtepartner parallel zu koopstadt auch im Bundesprogramm »Lernen vor deshalb Fragen der regionalen, kommunalen und innerstädtischen Zentren- und Einzel- Ort« (LVO) mitwirken, konnten die personellen Schnittstellen hergestellt, die Ergebnisse handelsentwicklung in der Projektfamilie vertieft bearbeitet. übertragen und die wissenschaftliche Expertise der Begleitforschung seitens der Uni- versität Halle-Wittenberg genutzt sowie in die städteübergreifende Arbeit eingebracht werden. Insbesondere Quartiersbildungszentren und Bildungsnetzwerke oder auch Bil- dungslandschaften für Stadtteile haben sich als konkrete Handlungsansätze herauskris- tallisiert, die in der Projektfamilie genauer untersucht, dargestellt und entwickelt werden. — — 3 × Stadtregion 3 × Kommunale Bildungslandschaft — — — — Die Freie Hansestadt Bremen ist als Kom- Metropolregion Nordwest LVO Bremerhaven Bremen lotet das Thema Quartiersbildungs- mune und Bundesland in eine durch die zentren als Standort- und Gebäudekonzept gezeitenabhängige Weser geprägte Kultur- mit einem komplexen Nutzungsprogramm an landschaft sowie einen Wirtschaftsraum mit drei Projekten (Robinsbalje, Blockdiek, Grö- weiteren Kernstädten eingebunden. pelingen) aus. Die Vertreter der Stadt leisten Dabei haben sich verschiedene Entwicklungs- im Rahmen des kommunalen Bildungsma- achsen und vielfältige Verflechtungen im nagements und vor dem Hintergrund der Rahmen des Kommunalverbundes Nieder- besonderen Konstellation von Bremen einen sachsen/Bremen e. V. sowie der Metropol- Beitrag zur Diskussion gesetzlicher Grund- region Bremen-Oldenburg im Nordwesten — lagen und Perspektiven der Zuständigkeit ergeben. Die Kooperation in der Region auf Landes- und kommunaler Ebene. Dieses hinsichtlich der Zentren- und Einzelhandels- LVO Bremen Know-How kommt den Partnern in Leipzig entwicklung ist hierfür ein strategisches und Nürnberg zugute. Projekt der Stadtentwicklung, von dem die Städtepartner bei koopstadt partizipieren können. — — — — Die Stadt Leipzig, im Herzen der Metropol- Metropolregion Mitteldeutschland LVO Leipzig Leipzig richtet seinen Fokus auf beispielge- region Mitteldeutschland gelegen, bildet bende Projekte und integriert das Thema zusammen mit dem benachbarten Halle vor allem in die Stadtteilstrategien für die (Saale) und den umliegenden Mittelzentren Schwerpunkträume der Stadtentwicklung einen leistungsfähigen Wirtschaftsraum. Ins- (Campus Grünau, Leipziger Osten und Leip- besondere die infrastrukturell hervorragend ziger Westen). Dies geschieht im Rahmen der angebundenen Flächen im Umfeld des Flug- Umsetzung des Fachkonzeptes »Kommu- hafens Leipzig-Halle und des benachbarten nale Bildungslandschaft« zum Integrierten Autobahnkreuzes bilden ein großes Potenzial Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020 und für die weitere Entwicklung der Stadtregion, wird mit den Aktivitäten von »Lernen vor die in ihren funktionalen und kulturland- Ort« abgestimmt. Dabei fließen methodische schaftlichen Bezügen über die Landesgrenze Erfahrungen einer ressortübergreifenden zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt Strategie beim Aufbau eines kommuna- hinwegreicht. Zukünftig wird es darum gehen, len Bildungsmonitoring (Bildungsbericht, die Stadt- und Regionalentwicklung im Raum Bildungskonferenz) ein, die z. B. über einen Leipzig-Halle zu profilieren und damit die Thementisch »Bildungslandschaft« in einer regionale Dimension einer Integrierten Stadt- Strategiewerkstatt für den Leipziger Osten entwicklung zu erproben. zum Tragen kommen konnten. — — — — Die Stadt Nürnberg ist traditionell gemeinsam Metropolregion Nürnberg LVO Nürnberg Nürnberg nutzt die wissenschaftliche Beglei- mit ihren Nachbarstädten Erlangen, Fürth und tung durch Professor Thomas Olk von der Schwabach der Kernraum einer Europäischen Universität Halle-Wittenberg bei der Analyse Metropolregion, die auf Grund ihres polyzen- und Konzeption für eine Bildungslandschaft trischen Systems einen großen und leistungs- für die Weststadt auf Stadtteilebene. Hier starken Wirtschaftsraum repräsentiert. Die kommt die ressortübergreifende Zusammen- Genese der Metropolregion verweist auf einen setzung des Gebietsteams zum Tragen, in nachhaltigen Kooperationsprozess mit starken dem neben den Referaten Bau und Wirtschaft Knoten und zahlreichen Partnern, der sich sowie dem 3. Bürgermeister Geschäftsbe- sowohl auf die Raumstrukturen als auch auf reich Schule auch die Referate Kultur und mentale Momente und kulturlandschaftliche Soziales vertreten sind. Parallel dazu werden Wurzeln gründet. Diese Konstellation ist ein Metropolregion auf dieser Basis prototypische Projekte (Inte- solides Fundament, auf das in der Stadtre- gration von Schule und Kindergarten, Fami- gion angesiedelte Projekte einer Integrierten Engerer Kooperationsraum lienzentrum, Einrichtung eines kommunalen Stadtentwicklung von Nürnberg bauen Kulturbüros im Stadtteil) entwickelt und eine können. Kernstadt Kommunikations- und Beteiligungsstrategie aufgebaut. koopstädte 14 15
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