Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2020
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0 INHALT 2 VORWORT 4 75 JAHRE UNESCO – QUO VADIS? 6 BILDUNG 14 WISSENSCHAFT 20 KULTUR 39 KOMMUNIKATION UND INFORMATION 46 ANHANG 0 48 IMPRESSUM
VORWORT © Nitsche Mag.a Patrizia Jankovic, Generalsekretärin Als im Februar 2020 das Treffen der Europäischen National- Paris ein ursprünglich von den deutschsprachigen National- kommissionen in Cascais (Portugal) stattfand, ahnte niemand, kommissionen initiiertes Positionspapier zur Strategischen dass es für die Beteiligten die letzte physische Zusammen- Transformation der UNESCO. Durch zahlreiche NatComs aller kunft für lange Zeit sein sollte. Denn üblicherweise gibt es Kontinente breit unterstützt zeigt es, welche entscheidende im Lauf eines Jahres etliche Gelegenheiten, bei denen Ver- Rolle diese für die Organisation spielen. Enge Kooperation treter*innen der 199 Nationalkommissionen (NatComs) mit anderen Nationalkommissionen gibt es etwa auch im weltweit miteinander in Austausch treten. Das Netzwerk Bereich multinationaler Einreichungen, für das Jahr 2020 sind der Europäischen NatComs ist ein Forum, das Zusammen- hier im Immateriellen Kulturerbe die Lippizanerzucht sowie arbeit ermöglicht, eine Plattform, die sich dem Austausch die Flößerei zu nennen. Außerdem wurden, gemeinsam mit und der Kooperation widmet und die Ziele der UNESCO in den deutschsprachigen UNESCO-Kommissionen, mehrere den einzelnen Ländern voranbringt. Publikationen zur Kulturellen Vielfalt aus dem Englischen UNESCO-Nationalkommissionen sind einzigartig im übersetzt und einem deutschsprachigen Interessent*innen- UN-System. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist ihre profunde, kreis zugänglich gemacht. Auch waren die Nationalkom- langjährige Kenntnis von Prozessen sowohl auf inner- missionen wesentlich in die vorbereitenden Arbeiten zur staatlicher wie auch auf UNESCO-Ebene. Zudem ist es UNESCO-Empfehlung zur künstlichen Intelligenz involviert eine ihrer zentralen Aufgaben, den Austausch zwischen und im Bildungsbereich sehr gefordert, der durch die Pande- Mitgliedstaat, UNESCO und Zivilgesellschaft voranzutreiben. mie wieder massiv ins Zentrum der UNESCO-Bemühungen Sie informieren, beraten, managen, verwalten – sie ver- gerückt ist. suchen, den „Geist der UNESCO“ in den Mitgliedstaaten Dieser kleine Ausschnitt gemeinsamer Aktivitäten zeigt nicht nur am Leben zu erhalten, sondern stets aufblühen bereits, wie zentral diese Kooperationen sind – und wie zu lassen. sehr der ständige, auch informelle, Austausch die Arbeit Die ÖUK beteiligt sich sehr aktiv sowohl am bereits der österreichischen UNESCO-Kommission bereichert und genannten Netzwerk der Europäischen NatComs, als auch zu ihrem Erfolg beiträgt. Dafür bedanke ich mich nicht nur an jenem aller Nationalkommissionen weltweit sowie am bei unseren internationalen Partner*innen, sondern auch sog. Viererausschuss der deutschsprachigen Kommissionen bei unseren Fördergeber*innen und Unterstützer*innen in und kooperiert regelmäßig zu spezifischen Aspekten mit Österreich sowie selbstverständlich beim Team der Öster- anderen Nationalkommissionen. Dieser Austausch ist – reichischen UNESCO-Kommission! zusätzlich zu den vielfältigen nationalen Aufgaben – ein zentrales Anliegen für die ÖUK und wesentlich für unser Verständnis von multilateraler Zusammenarbeit. Von ihm profitieren auch unsere innerstaatlichen Aktivitäten, sei es auf Grund der Inspiration durch andere Nationalkommis- sionen, sei es durch konkrete gemeinsame Projekte. So ist es uns auch im herausfordernden „Pandemie-Jahr“ 2020 gelungen, zahlreiche Aktivitäten gemeinsam mit anderen Nationalkommissionen zu realisieren. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr durch das UNESCO-Sekretariat in Mag. a Patrizia Jankovic 2
© KHM Museumsverband Dr.in Sabine Haag, Präsidentin Das Jahr 2020 war ohne Zweifel ein Außergewöhnliches. Freiheit schützen – Allianzen bilden“. Zudem beteiligte sich Als sich Anfang März 2020 der erste „Lockdown“ ankündigte, die ÖUK auch an der von der UNESCO ins Leben gerufenen rechneten wohl die Meisten von uns mit einer relativ raschen ResiliArt-Reihe, die die Auswirkungen der COVID-19-Pande- Rückkehr zur Normalität. Dass und wie die Covid-19-Pande- mie auf Kunst- und Kulturakteur*innen ins Zentrum rückt. mie das gesamte Jahr prägen sollte, schien zu diesem Zeit- In Österreich fand ein ResiliArt-Talk im April gemeinsam punkt kaum vorstellbar. mit der IG KiKK (Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška) zum Bald schon wurde jedoch deutlich, wie tiefgreifend die Thema Kultur & Demokratie statt, ein zweiter im Dezember Auswirkungen der Krise sein würden – und wie stark sie das mit VIDC/kulturen in bewegung zu Herausforderungen des Mandat der UNESCO betreffen. In einer für eine internationale internationalen Kulturaustauschs. Das Jahr 2020 hat also Organisation eindrucksvollen Geschwindigkeit wurden u.a. für große Herausforderungen gesorgt, gleichzeitig aber Webinare in verschiedensten Bereichen (z.B. für Bildungs- auch Chancen eröffnet und neue Kooperationen ermöglicht verantwortliche) angeboten, Veranstaltungsreihen (z.B. zur – so konnte etwa internationale Expert*innen am IKE- Situation von Künstler*innen) ins Leben gerufen und auch Online-Fachgespräch „Impulse eines praxis-orientierten für statutarische Treffen der UNESCO-Organe neue Formen Re-Definierens im (post)-migrantischen Europa“ teilnehmen, gefunden. denen eine physische Anwesenheit nicht ohne weiteres Auch die Österreichische UNESCO-Kommission sah sich möglich gewesen wäre. mit der Situation konfrontiert, ihre Jahresplanung verändern Möglich gemacht wurde all dies nicht nur durch das zu müssen. Eine ihrer zentralen Stärken – die Kooperation außergewöhnliche Engagement der Mitarbeiter*innen mit vielfältigen Partner*innen aus Verwaltung, Wissen- der ÖUK, sondern auch durch die Flexibilität und das Ent- schaft, Forschung und Zivilgesellschaft – bedeutet norma- gegenkommen unserer langjährigen Unterstützer*innen lerweise, dass Treffen abgehalten, Workshops veranstaltet, aus den zuständigen Ministerien. Ihnen sowie all unseren in persönlichen Gesprächen Informationen ausgetauscht Partner*innen aus der Zivilgesellschaft gilt mein Dank. Und werden. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Zivil- bei allem Erfolg der genannten Online-Formate wünsche gesellschaft war – und ist – stark vom direkten, unmittel- ich uns für das Jahr 2021 und die weitere Zukunft doch baren Kontakt getragen. So schien es anfangs nur schwer wieder mehr Austausch und Zusammenarbeit in physischer vorstellbar, wie dieser Austausch in Zeiten von Kontakt- Ko-Präsenz! beschränkungen und „physical distancing“ weiter bestehen kann. Es war daher beeindruckend zu sehen, wie innerhalb kurzer Zeit Möglichkeiten geschaffen wurden, die Koope- ration erfolgreich aufrechtzuerhalten: langjährig etablierte Veranstaltungen, wie etwa die Jahrestagung der Österreichi- schen UNESCO-Schulen oder die Klausurtagung Kulturelle Vielfalt, wurden in den virtuellen Raum verlegt, aber auch vollständig neue Formate entwickelt. Nennen möchte ich exemplarisch den Virtuellen Salon zum Immateriellen Kul- turerbe oder die Online-Workshop-Reihe „Künstlerische Dr.in Sabine Haag 3
© iStock 75 Jahre UNESCO – quo vadis? Die „Verankerung des Friedens im Geiste der Menschheit“ ist gemäß ihrer Verfassung das erklärte Ziel der UNESCO, die vor 75 Jahren in London gegründet wurde. Ein Auftrag, der bis heute nichts an Gültigkeit und Notwendigkeit verloren hat. Im Gegenteil. (erstmals erschienen in: Die Presse vom 16.11.2020) DR.IN SABINE HAAG der sich in vielen Aspekten deutlich von Spätestens in Zeiten akuter globaler der gegenwärtigen geopolitischen Situ- Herausforderungen – wie diese Pande- Am 16. November 1945, nur wenige ation unterschieden hat. Besonders in mie wohl eine der einschneidendsten Monate nach Kriegsende, wurde von den vergangenen Jahren, denen viele der jüngsten Geschichte ist und die den Vertretern von 37 Staaten das Grün- Kommentatoren eine „Krise des Multi- Klimakrise eine solche sein wird – wird dungsdokument für eine UN-Sonder- lateralismus“ attestierten, wurde immer deutlich, dass individuelle Alleingänge organisation unterzeichnet, die die wieder (sicherlich auch teils berechtigte) auf nationalstaatlicher Ebene zwar friedenssichernde Mission der Ver- Kritik an der UNESCO, aber auch am vielleicht kurzfristig sichtbar, langfris- einten Nationen durch die Förderung UN-System insgesamt geübt. Fehlende tig jedoch nicht erfolgreich sein werden der internationalen Zusammenarbeit Schlagkräftigkeit, Schwerfälligkeit, poli- können. Die COVID-19 Pandemie hat in Bildung, Wissenschaft und Kultur tische Vereinnahmung und die generelle bekanntermaßen nicht nur eine welt- aktiv mittragen sollte. Ins Leben geru- Frage nach der allgemeinen Relevanz in weite Gesundheitskrise ausgelöst, son- fen wurde die UNESCO im Geiste der der Welt des 21. Jahrhunderts standen dern auch eine tiefgreifende Krise des Vereinten Nationen von einer Genera- und stehen im Raum. Wie notwendig ist kulturellen Lebens und des Bildungswe- tion an Politikern und Intellektuellen, also eine Organisation, deren Grund- sens nach sich gezogen. Auch wenn sich die die Verheerungen und Folgen zweier strukturen und Prinzipien vor einem die Situationen in unterschiedlichen Weltkriege selbst unmittelbar miterlebt dreiviertel Jahrhundert geschaffen Teilen der Welt in den Details unter- hatten, in einem historischen Kontext, wurden? schiedlich darstellen mögen, handelt es 4
sich um globale Phänomene: weltweit gänzlich veränderten Welt, sondern machen jedoch Hoffnung, dass dem wurden Schließungen von Bildungs- und auch neuen Problemen gegenüber. Zu Multilateralismus wieder eine größere Kultureinrichtungen, Schulen, Universi- ihren ursprünglichen, beinahe schon Rolle zukommen und Bedeutung bei- täten, Museen und Theatern vollzogen klassischen Aufgaben des Kulturgü- gemessen werden könnte. – und damit massive Eingriffe in das terschutzes oder der Bewahrung von Die UNESCO hat in den vergange- gemeinschaftliche Leben mit bislang Umwelt, Biodiversität und natürlichen nen Monaten bewiesen, dass das vor 75 noch kaum vorherzusehenden Folgen. Ressourcen haben sich, trotz immer Jahren erdachte System der multilatera- len Kooperation nicht obsolet geworden Internationale Zusammenarbeit ist. In ihrem Bezug auf die Grundideen in einer veränderten Welt „Spätestens in Zeiten akuter der Menschenrechte – als erste UN-Or- globaler Herausforderungen ganisation noch vor der Verabschiedung Die Krise betrifft also wie kaum ein […] wird deutlich, dass indi- der Allgemeinen Erklärung der Men- anderes Ereignis die Kernthemen und viduelle Alleingänge auf schenrechte 1948 – und ihrer Einbin- Mandate der UNESCO. Die UNESCO dung zivilgesellschaftlicher Kräfte war nationalstaatlicher Ebene war es auch, die als eine der zentralen die UNESCO zudem bereits zu ihrer Institutionen in Bildungs- und Kultur- zwar vielleicht kurzfristig Gründung innovativ. Aktuelle Initiati- fragen auf internationaler Ebene rasche sichtbar, langfristig jedoch ven, etwa das unlängst verabschiedete Schritte setzen konnte. Neben der Eta- nicht erfolgreich sein werden Übereinkommen zur einfacheren Aner- blierung eines Monitorings für Schul- können.“ kennung von Qualifikationen im Hoch- schließungen stand die Gründung einer schulbereich oder die Bestrebungen im globalen Bildungskoalition – bestehend Bereich Ethik der künstlichen Intelli- aus multilateralen Partnern, privatwirt- knapper werdender finanzieller Res- genz zeigen, dass die UNESCO auch schaftlichen Akteur*innen und zivil- sourcen, Fragen der Digitalisierung, 75 Jahre später als globales „laboratory gesellschaftlichen Organisationen – im der Künstlichen Intelligenz und – immer of ideas“ zukunftsweisende, innovative Zentrum, um Mitgliedstaaten dabei zu virulenter werdend – Problemstellungen Lösungen in den Bereichen Bildung, unterstützen, Fernunterricht zu verbes- des Klimawandels in das ohnehin schon Wissenschaft und Kultur bieten kann. sern und integrativer und gerechter zu breite Themenspektrum der Organisa- Es bleibt also zu hoffen, dass dieser gestalten. Die Tätigkeiten der Koalition tion gereiht. erfolgreiche Weg gesehen wird und in den verschiedenen Ländern ist viel- weiter beschritten werden kann. Denn fältig: von der Bereitstellung von offen Nur so stark wie ihre Mitglieder globale Herausforderungen brauchen zugänglichen Bildungsangeboten, der globale Lösungen und starke Instituti- Unterstützung der Lernenden und Lehr- Kritik an der UNESCO gab und gibt es onen, die diese tragen können. personen bis hin sowie zur Verfügung- immer wieder. Die UNESCO reagiert stellung von Infrastruktur und tech- darauf mit einem ambitionierten nischem Equipment. Die ebenso von Reformbestreben unter der Ägide der der UNESCO angestoßene „ResiliArt“- aktuellen Generaldirektorin Audrey Bewegung wendet sich hingegen an Azoulay. Viele Kritikpunkte mögen Kulturakteur*innen und versucht, über aber auch einer gewissen Erwartungs- © KHM Museumsverband internationale Vernetzung Möglich- haltung gegenüber einer multilatera- keiten und Antworten auf die Fragen len Organisation geschuldet sein, die dieser Kulturkrise zu finden und jenen nur bis zu einem gewissen Grad erfüllt eine hörbare Stimme zu geben, die akut werden kann. Klar muss sein, dass die von dieser betroffen sind. UNESCO nur so stark sein kann, wie DR.IN SABINE HAAG studierte Anglistik und Am deutlichsten sichtbar wurde in ihre Mitglieder dies zulassen. Und dies Amerikanistik sowie Kunstgeschichte an den diesem Jahr wohl eine Notwendigkeit: wiederum war immer Schwankungen Universitäten Innsbruck und Wien, wo sie 1995 die Stärkung internationaler wissen- unterworfen. Insbesondere der Aus- promovierte. Ab 1990 war sie als Kuratorin in der Kunstkammer sowie der Weltlichen und schaftlicher Zusammenarbeit, etwa tritt der USA, bedeutend als Finanz- Geistlichen Schatzkammer des Kunsthistorischen durch die aktive Förderung von Open geber und geopolitisch starke Stimme, Museums tätig, die sie spätere auch leitete. Science, deren weitreichenden Chancen hat zudem zu einer massiven Schwä- Seit 2009 ist Sabine Haag Generaldirektorin vor dem Hintergrund der globalen Krise chung, nicht nur der Organisation, son- des Kunsthistorischen Museums, des Welt- museums sowie des Theatermuseums und zunehmend an Bedeutung gewinnen. dern des Multilateralismus insgesamt lenkt die Geschicke dieses Museumsverbandes. 75 Jahre nach ihrer Gründung geführt. Jüngste Äußerungen des frisch Seit 2018 steht sie der Österreichischen steht die UNESCO nicht nur einer gewählten US-Präsidenten Joe Biden UNESCO-Kommission als Präsidentin vor. 5
BILDUNG Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat die internationale Staatengemeinschaft auch die zentrale Rolle der Bildung hervorgehoben. Mit ihren 17 Sustainable Development Goals/SDGs skizziert sie eine langfristige weltweite Agenda, die einen grund- legenden Richtungswechsel im Denken und Handeln der Menschen einleitet. Zentrales Element für die Umsetzung ist Bildung, denn eine global nachhaltige Entwicklung kann nur umgesetzt werden, wenn Nachhaltigkeit in den Bildungssystemen weltweit verankert ist. © iStock-wavebreakmedia 6
UNESCO-BILDUNGSPROGRAMME SGD 4: Bildungsziele Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancen- Auf dem Weg zu einer gerechten gerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen Welt für alle fördern. 4.1. Bis 2030 allen Mädchen und Buben den Abschluss einer kos- tenlosen, chancengerechten und „No one shall be left behind“ – so lauten Motto und Ziel der UNESCO- hochwertigen Primar- und Sekun- Bildungsagenda 2030. Das Jahr 2020 hat, wie kein anderes in der darschulbildung ermöglichen. jüngeren Geschichte, die Bedeutung dieses Leitspruchs vor Augen geführt. Tatsächlich haben im Lauf des Jahres Millionen von Men- 4.2. Bis 2030 allen Mädchen schen, insbesondere Kinder und Jugendliche, ihre gewohnten Lern- und Buben den Zugang zu umgebungen zumindest temporär verloren, und Lernende wie hochwertiger frühkindlicher Lehrende mussten sich auf vollständig veränderte Gegebenheiten Bildung, Betreuung und Erzie- einstellen. Zu bereits seit langem bekannten Herausforderungen hung sichern. wie digitalen Umwälzungen, Klimawandel, sozialer Ungleichheit, Flucht und Migration ist damit auch noch der Aspekt einer globalen 4.3. Bis 2030 allen Frauen und Gesundheitsgefahr hinzugetreten. Immer wieder war im Lauf des Männern einen gleichberechtig- Jahres und in Zusammenhang mit dieser tiefgreifenden Krise die ten und leistbaren Zugang zu Rede von einer Spaltung von Gesellschaften, von einem Brüchig- hochwertiger beruflicher und werden des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Dies wirft auch die akademischer Bildung ermög- Frage auf, wie Bildung aussehen muss, damit Menschen die gesell- lichen. schaftlichen Veränderungen unserer globalisierten Welt verstehen lernen und dementsprechend handeln. Das ist auch das Ziel der 4.4. Bis 2030 sicherstellen, dass aktuellen Bildungsagenda der UNESCO (Bildung 2030): Im Wesent- eine deutlich höhere Anzahl an lichen geht es darum, dass jeder und jede Einzelne Verantwortung Jugendlichen und Erwachsenen als „global citizen“ übernehmen kann. Zudem ist Bildung ein funda- die für eine Beschäftigung oder mentales Menschenrecht. Alle Menschen haben ihr ganzes Leben Selbstständigkeit relevanten lang das Recht auf hochwertige Bildung und damit auf Zukunfts- Kenntnisse, Fähigkeiten und chancen und die Möglichkeit, ihr Leben grundlegend zu verändern. Fertigkeiten erwirbt. Bildungsagenda – No one shall be left behind 4.5. Bis 2030 Benachteiligungen Weil Bildung nicht unabhängig von den globalen Herausforderungen aufgrund der Geschlechtszu- unserer Zeit betrachtet werden kann, ist die UNESCO-Bildungsagenda gehörigkeit auf allen Bildungs- eingebettet in die globale UN-Agenda 2030, bestehend aus 17 Zielen stufen beseitigen und allen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Menschen gleichberechtigten Bildung kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. So zeigt SDG 4 auf, Zugang zu allen Bildungsstufen wie Bildung aussehen muss, um Menschen auf den Umgang mit sichern. den globalen Herausforderungen vorzubereiten. Gleichzeitig spielt Bildung eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Umsetzung aller 4.6. Bis 2030 den Erwerb aus- 17 Sustainable Development Goals. reichender Lese-, Schreib- und Wesentlich für den Erfolg des Bildungsziels 4 ist der universelle Rechenfähigkeiten für alle Charakter der Agenda 2030. Durch deren Verabschiedung haben Jugendlichen und für einen sich erstmals alle Staaten der Welt dazu verpflichtet, Bildung als erheblichen Anteil der Erwach- integralen Bestandteil nachhaltiger Entwicklung anzuerkennen und senen sicherstellen. entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Somit soll die Agenda 2030 allen Menschen auf der ganzen Welt zugutekommen: „No one 4.7. Bis 2030 sicherstellen, dass shall be left behind“ – dies gilt heute mehr als je zuvor. alle Lernenden die für nachhal- tige Entwicklung notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben. 7
Bezug zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung / Sustainable Development Goals (SDGs) Bildung und SDGs Die Bildung steht im Mittelpunkt der Agenda 2030. Sie spielt eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Umsetzung aller 17 Entwicklungsziele. Darüber hinaus ist der Bildung ein eigenständiges Ziel gewidmet, SDG4, das lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern“. Neue Herausforderungen, alte Ungleichheiten? AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2020 Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Bildungssituation weltweit sind noch nicht In der nationalen Umsetzung der internationalen Bildungspro- abschätzbar. Erste Erhebungen der UNESCO gramme hat die Österreichische UNESCO-Kommission eine unter- zeigen, dass im Lauf des Jahres 2020 die Mehr- stützende und beratende Funktion für die unterschiedlichen heit aller Mitgliedstaaten Online-, Fernseh- Akteur*innen. Dabei orientiert sie sich an den jeweils aktuellen oder Radiolösungen bereitgestellt haben, um Arbeitsschwerpunkten der UNESCO und insbesondere an der in der Ausnahmesituation eine Lernkontinuität globalen Bildungsagenda 2030. herzustellen. Dennoch weisen erste Daten des UNESCO-Instituts für Statistik darauf hin, dass • „Turning Point“: Bildung für die SDGs rund 100 Millionen Kinder und Jugendliche auf Um die Stimme von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Grund der Pandemie im Bereich der Lesekom- zu stärken, schuf die Österreichische UNESCO-Kommission 2019 petenz unter das Mindestniveau zurückfallen die Position der „Youth Representative“. Die erste Jugenddelegierte werden und in vielen Ländern Fortschritte Ines Erker rief die Veranstaltungsreihe „Turning Point. Youth for der letzten zwei Jahrzehnte zunichte gemacht Sustainable Development“ ins Leben, um junge Menschen dafür zu werden könnten. Eine gemeinsame Studie von begeistern, sich für die globalen Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. Education Finance Watch und der Weltbank stellt Die für 2020 geplante Veranstaltung unter dem Motto „Deine Rechte außerdem fest, dass 65% der Länder mit niedri- – deine Welt“ musste auf Grund der COVID-19-Pandemie sowohl gem Bruttoinlandsprodukt ihre Bildungsbudgets in den virtuellen Raum als auch in das Jahr 2021 (25./26.1.) verlegt kürzen, während Bildungsausgaben in den werden. Konjunkturpaketen von 56 Ländern nur 2% ausmachen. Die weltweite Gesundheitskrise hat zweifels- ohne bestehende Ungleichheiten verstärkt: einerseits treten ökonomische Gefälle massiv zu Tage, andererseits spielt die unterschiedlich stark ausgebaute digitale Infrastruktur im Kontext der Pandemie eine gewichtige Rolle: Die veränderte Lernsituation erfordert neue methodisch-techno- logische Ansätze, den Zugang zum Internet eben- so wie zu Endgeräten, Plattformen und digitalen • Fachbeirat für Global Citizenship Education, Globales Lernen, Lösungen. Sie zeigt aber auch auf, wie zentral Bildung für nachhaltige Entwicklung der Erwerb von entsprechenden digitalen Kom- Der im März 2017 ins Leben gerufene Fachbeirat „Transformative petenzen ist – nicht nur, um die technischen Bildung/Global Citizenship Education“ an der Österreichischen Fähigkeiten zu stärken, sondern vor allem auch, UNESCO-Kommission dient dem Monitoring und der Begleitung der um eine emanzipatorische Nutzung und einen nationalen Umsetzung von SDG 4 auf Expert*innenebene. reflektierten Umgang mit neuen Technologien zu 2020 sind zwei neue Mitglieder dem Fachbeirat beigetreten: der fördern. neue UNESCO-Lehrstuhlinhaber Univ.-Prof. Dr. Hans Karl Peterlini (UNESCO Chair for Global Citizenship Education – Culture of Diversity and Peace, Universität Klagenfurt) sowie Dr.in Irene Gabriel (beobach- tendes Mitglied, BMBWF). Weiters wurde eine Arbeitsgruppe 8
gegründet, die sich mit verschiedenen Zugängen zu Transformativer • Frühkindliche Bildung, Betreuung und Bildung – insbesondere Global Citizenship Education und Bildung Erziehung für Nachhaltige Entwicklung – auseinandersetzt. Diese haben sich Im Jahr 2020 wurden vorbereitende Arbeiten weltweit im UN-Kontext historisch unterschiedlich entwickelt, sind zur Etablierung eines neuen Schwerpunkts im durch unterschiedliche Finanzierungen und Förderungen gestützt Bereich frühkindliche Bildung, Betreuung und und auch in Österreich unterschiedlich verankert. Die Arbeitsgruppe Erziehung (FBBE) gesetzt. Dafür wurde von der soll dazu beitragen, sie in Einklang zu bringen und Synergien zu Bildungswissenschaftlerin und Kindergartenpä- nutzen und zu stärken. dagogin Lena Gruber ein Konzept erarbeitet, das Auch wurde der Fachbeirat im Jahr 2020 mehrfach zur Beant- die Basis für einen Leitfaden zur frühkindlichen wortung von UNESCO-Fragebögen bzw. zur Vorbereitung nationaler Erziehung bildet. Der auf den UNESCO-Bildungs- Stellungnahmen konsultiert. Unter anderem erfolgte eine gemein- konzepten beruhende Leitfaden wird sich an same Beantwortung eines Fragebogens zur Recommendation Pädagog*innen richten und sie bei der Schaffung concerning Education for International Understanding, Co-operation von kinder-, behinderten- und geschlechterge- and Peace and Education relating to Human Rights and Fundamental rechten FBBE-Bildungseinrichtungen unterstüt- Freedoms sowie eine gemeinsame Stellungnahme zum ersten Frei- zen. willigen Staatenbericht Österreichs zur Umsetzung der Agenda 2030 betreffend SDG 4. • Präsentation des UNESCO-Weltbildungsberichts 2020 in Österreich Die UNESCO publiziert regelmäßig Weltbildungsberichte (Global Education Monitoring Reports), um Entwicklungen der internatio- nalen Bildungspolitik in den einzelnen Ländern aufzuzeigen, die Umsetzung der Agenda Bildung 2030 zu überwachen, zu dokumen- tieren und zu analysieren und Empfehlungen zur besseren Umsetzung der Agenda zu formulieren. Unter dem Titel „Inclusion and education: All means all“ behandelt der aktuelle Weltbildungsbericht Inklusion von Lernenden aller Hintergründe im Sinne eines gesamtgesell- schaftlichen Prozesses und fokussiert dabei insbesondere Lernende mit Behinderungen und Beeinträchtigungen. Der Bericht 2020 wurde von der UNESCO im Juni 2020 veröffentlicht. Die österrei- chische Präsentation des Weltbildungsberichts fand in der Folge am 28. Jänner 2021 als Online-Veranstaltung in Kooperation mit der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) statt, gut 100 Interessent*innen nahmen teil. Nach einer Präsentation der zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen des Berichtes durch Dr. Dr. Bilal Barakat (Statistiker und Bildungs- experte, Senior Policy Analyst des Global Education Monitoring Report Teams) folgten Überlegungen zur Bedeutung des Berichts für die österreichische Bildungspolitik durch Univ.-Prof. Dr. Gottfried Biewer (Experte für integrative Heilpädago- gik) sowie eine Podiumsdiskussion mit Mag.a Terezija Stoisits (BMBWF), DI Johanna Mang MS (Licht für die Welt) und Mag.a Katharina Müllebner (BIZEPS- Zentrum für ein selbstbe- stimmtes Leben), die entwicklungs- politische Aspekte des Weltbildungs- berichts beleuchtete. 9
Kein Chair zum Ausruhen Idee und Leitgedanken des neuen UNESCO-Chair „Global Citizenship Education – Culture of Diversity and Peace” an der Universität Klagenfurt Kommentar von UNIV.-PROF. DR. Dass die Welt nicht an den jeweiligen sich mittlerweile mehr als bestätigten) HANS KARL PETERLINI Landesgrenzen aufhört, sondern dass Analyse zieht Asimov eine einfache alles, was jenseits liegt, auch jenseits Konsequenz: „Probleme von planetari- „Global Citzenship Education hat für von hohen Gebirgen und unermessli- schem Ausmaß erfordern ein planeta- mich etwas mit ständigem Lernen zu chen Ozeanen, unmittelbar auch mit risches Programm und eine planetari- tun, mit Lebendigsein. Ja, Global Citi- uns zu tun hat, hebt die Illusion auf, sche Lösung.“ Was kann Bildung, was zenship hält mich lebendig“, so ver- dass es genügt, im eigenen Land oder kann Erziehung dazu beitragen? Freud dichtet Werner Wintersteiner, der mit Staat für ordentliche Verhältnisse zu musste in seiner Antwort an Einstein Fug und Recht als einer der Pioniere sorgen, um gut leben zu können. Mit dessen Hoffnung enttäuschen, dass dieses Ansatzes in Österreich gelten „gut leben“ ist auch gemeint, Einklang er Erziehungs- und Bildungsrezepte darf, in einem Interview das theoreti- mit jenen ethischen Fragen zu suchen, für eine friedfertigere und verantwor- sche und handlungsorientierte Projekt denen wir nur um den Preis der Ver- tungsbewusstere Gesellschaft beisteu- einer Bürger*innenschaft, die sich nicht ern könnte. Eine solche Hoffnung wurde regional oder national definiert, sondern allein schon durch die tiefe Skepsis ver- „Diese Erde als Heimat zu die ganze Erde zum Bezugspunkt für eitelt, die der Begründer der Psychoana- Zugehörigkeit, Solidarität und Verant- begreifen, heißt zugleich, lyse einer rein rationalen Veränderung wortungssinn wählt. „Heimatland Erde“ übliche – meist nationale – von Menschen entgegenhielt – zu tief des französischen Philosophen und Ordnungsrahmen zwar nicht waren seine Einsichten in die Dynami- Soziologen Edgar Morin ist so etwas wie unbedingt aufzugeben, aber ken von Verdrängung und Projektion, die programmatische Gründungsschrift mit denen Menschen Unliebsames igno- in ihrer trügerischen Absolut- von Global Citizenship. rieren und auf Feindbilder übertragen, Die Idee ist ebenso einfach wie heit und Verlässlichkeit an denen wir dann das bekämpfen, was beunruhigend. Sie fußt auf dem festen anzuzweifeln.“ wir an uns selbst nicht zu ertragen ver- Boden dieser Erde, auf der wir alle mögen. stehen, wenn auch die Orte sehr unter- drängung ausweichen können, etwa In der Ausblendung der über den schiedlich sind, je eigene Geschichten jener, ob es ein gutes Leben für einige Planeten verbreiteten Not, in der ratio- haben, klimatischen Schwankungen Auserwählte geben kann, wenn dies für nal eingestandenen und irrational wei- unterworfen sind, in krassen sozioöko- andere Armut, Krieg, Elend, Hoffnungs- terbetriebenen Zerstörung der eigenen nomischen Ungleichheiten auseinan- losigkeit bedeutet. Lebensgrundlagen, im Ausagieren von derfallen, von schweren Machtasym- Wohl nicht zufällig wurde 1972 die verdrängter Frustration und Existenz- metrien durchwirkt sind. Diese Erde Neuedition des berühmten Schriftwech- not an jeweils Anderen in Kriegen oder als Heimat zu begreifen, heißt zugleich, sels zwischen Albert Einstein und Sig- tödlicher Gleichgültigkeit stellen diese übliche – meist nationale – Ordnungs- mund Freud zur Frage „Warum Krieg?“ Einsichten auch einen Gegenwartsbe- rahmen zwar nicht unbedingt aufzuge- durch einen Essay von Isaac Asimov mit fund dar. Die einzige Möglichkeit einer ben, aber in ihrer trügerischen Absolut- dem Titel „Die gute Erde stirbt“ einge- transformativen Gegenwirkung sah heit und Verlässlichkeit anzuzweifeln. leitet. Aus seiner beunruhigenden (und Freud in seiner Antwort an Einstein in all 10
dem, „was Gefühlsbindungen unter den Stätten informellen Lernens, in Politik vielen wertvollen Initiativen verliehen Menschen herstellt“. Gerade in Bezug und Zivilgesellschaft. wird. auf die Wahrnehmung von Zusammen- Der UNESCO-Chair “Global Citi- Die „Gefühlsbindungen“, auf die hängen – und entsprechender Entwick- zenship Education – Culture of Diver- Freud hoffte, lassen sich auch so ver- lung von planetarem Verantwortungs- sity and Peace“ versteht sich vor diesem stehen: Beziehungen knüpfen zwischen sinn – greift rationale Erkenntnis zu Hintergrund als eine Aktionsplattform Menschen, die sich mühen. Kein Chair kurz. An Beispielen, die wir alle auch für Zusammenführung, Bündelung und zum Ausruhen, sondern einer der unbe- von uns selbst kennen, zeigt sich, wie Verbreitung von Initiativen, die sich quemen Fragen und des freudvollen sogar so etwas wie „Gefühlsbindung“ auf unterschiedlichen Ebenen um ein Handelns. – wir könnten Empathie, Mitfühlen, Bewusstwerden planetarer Verbunden- Verantwortungsgefühl sagen – natio- heit und Verantwortung bemühen. Der Literatur: nal gestimmt ist: Bei Nachrichten von Antrag auf den Chair war auch deshalb Asimov, Isaac (1972): Die gute Erde stirbt, in: Einstein/Freud (1972 [1932], S. 49–52. Flugzeugabstürzen oder Erdbeben in erfolgreich, weil er von vielen bereits entlegenen Gebieten ist die mediale Tätigen in Österreich und international Einstein, Albert/Freud, Sigmund (1972 [1932]): Warum Krieg?. Zürich: Diogenes. Aufmerksamkeit und damit einherge- mitgetragen wurde. An der Universität hende Betroffenheit ungleich höher, Klagenfurt sind seine Kernstücke der Hamburger, Franz (2010): Über die Unmöglichkeit, Pädagogik durch Politik zu ersetzen, in: Krüger- wenn Landsleute betroffen sind. Der Portratz, Marianne/Neumann, Ursula/ Reich, Hans methodische Nationalismus, mit dem „Erst wenn Menschen in eine (Hg.): Bei Vielfalt Chancengleichheit. Interkultu- wir die Welt wahrnehmen und behan- relle Pädagogik und Durchgängige Sprachbildung. deln, erfasst auch unser empathisches Beziehung mit dem kommen, Münster: Waxmann, S. 16–23. Vermögen. was ihr Handeln anderswo Morin, Edgar/Kern, Anne-Brigitte (1999): Heimat- Global Citizenship Education kann oder an anderen auslöst, land Erde. Versuch einer planetarischen Politik. Hrsg. von Wilfried Graf und Christoph Wulf, aus sich daher, als per se transformativer kann Veränderung möglich dem Französischen von Horst Friessner. Wien: Bildungsansatz, nicht mit der ratio- werden.“ Promedia. [Terre-Patrie. Paris: Le Seuil, 1993]. nal-kognitiven Vermittlung von Wissen Illich, Ivan (1973): Tools for Convivality, London: allein begnügen. Ein solcher Ansatz Calder & Boyars. muss die Zusammenhänge erfahrbar nun zum dritten Mal durchgeführte machen. Erst wenn Menschen in eine Universitätslehrgang „Global Citizen- Beziehung mit dem kommen, was ihr ship Education“ und das neue Master- Handeln anderswo oder an anderen studium „Diversitätspädagogik in auslöst, kann Veränderung möglich Schule und Gesellschaft“, ebenso ver- werden. Im Wissen darum, dass Päd- wandte Forschungs- und Lehrprojekte. agogik Politik nicht ersetzen kann Dies wäre aber ein enger Radius: Seine (Franz Hamburger) zielt Global Citi- Aufgabe kann der Chair nur erfüllen, zenship Education, im Sinne von Ivan wenn es gelingt, in einen Austausch mit Illich, nicht nur auf die „Umkehr“ der anderen Initiativen zu kommen – mit Einzelnen ab, sondern auf eine Refle- Institutionen, Vereinen, mit Ökonomie, xion und Veränderung ökonomischer Politik und Zivilgesellschaft, lokal, regi- © Christina Suppanz und politischer Praxen. Voraussetzung onal, national und international. Allein dafür ist, das Globale in eine Beziehung schon die ersten Monate nach der Kon- zum Lokalen, das Individuelle in eine stituierung des Chair zu Weihnachten Beziehung zum Kollektiven zu bringen: 2020 offenbaren das enorme Potenzial UNIV.-PROF. DR. HANS KARL PETERLINI ist seit kein schwärmerischer Universalismus, des UNESCO-Netzwerks: Was sonst 2014 Universitätsprofessor für Allgemeine sondern ein konkretes Mühen auch vielleicht isoliert bliebe, kaum Stimme Erziehungswissenschaft und Interkulturelle ums Kleine und Eigene im wachsenden und Sprache finden könnte, manchmal Bildung an der Universität Klagenfurt, seit 2020 Bewusstsein, dass dieses mit der ganzen auch früh erstickt wird, findet Möglich- auch Leiter des von ihm initiierten UNESCO- Chair „Global Citizenship Education – Culture Welt verbunden ist, zugleich aber auch keiten zur Vernetzung und Sichtbarkeit. of Diversity and Peace“. Schwerpunkte sind ein Anstoßen zivilgesellschaftlicher So kann der Chair manches stärken, personales und gesellschaftliches Lernen als Prozesse zur Veränderung von Struk- was es auch ohne Chair gibt, manches transformatives Potenzial für eine sozial turen und Ordnungen. Es geht darum, anstiften, was es sonst nicht gäbe, so gerechtere, friedlichere und ökologisch acht- samere Welt. Eine besondere Berücksichtigung Erfahrungs- und Lernräume auf vielen verdankt sich aber umgekehrt auch der gilt förderlichen Prozessen des Zusammen- Ebenen zu eröffnen – in den Schulen, in Chair nur dem Leben, das ihm durch lebens unter den Bedingungen von Diversität, der Erwachsenen- und Weiterbildung, in Vernetzung und Austausch mit den Ethnisierung und Migration. 11
UNESCO-SCHULEN IN ÖSTERREICH „learning to know, learning to do, learning to be, learning to live together” Die Österreichischen UNESCO-Schulen sind Teil des 1953 in Paris gegründeten internationalen Schulnetzwerkes der UNESCO. Das Netzwerk verbindet 11.500 Bildungseinrichtungen in 182 Ländern mit dem gemeinsamen Ziel, die Idee des Friedens im Geiste von Kindern und Jugendlichen zu verankern. Seit 66 Jahren setzt das Netzwerk auf hochqualitative Bildung und innovative Konzepte, um interkulturellen Dialog, nachhaltige Entwicklung und gegenseitiges Verständnis über Ländergrenzen hinweg zu fördern. Die „UNESCO Associated Schools“ gelten als Leuchtfeuer der Umsetzung der globalen Bildungsagenda 2030, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Sie sind besonders erfolgreich in der Imple- © C.A.N. Photograph mentierung des globalen Nachhaltigkeitszieles SDG 4.7, indem sie junge Menschen zu Weltbürger*innen heranbilden und Bildung im Bereich der nachhaltigen Entwicklung fördern. Österreich engagiert sich sehr aktiv im internationalen Netzwerk UNESCO-SCHULEN und ist derzeit mit 98 Bildungseinrichtungen vertreten. Die Themen- vorschläge für Aktivitäten der österreichischen UNESCO-Schulen 1953 von der UNESCO gegründet werden von der österreichischen Bundeskoordinatorin an engagier- Über 11.500 Bildungseinrichtungen in tes Lehrpersonal herangetragen, das sich mittels des Netzwerkes 182 Ländern in regem Austausch befindet und mit der Unterstützung der Österreichischen UNESCO-Kommission die Ziele der Agenda 2030 Österreich: Mitglied seit 1957, 98 Schulen umsetzt. aller Schultypen in allen 9 Bundesländern, Im Jahr 2020 haben zwei Bildungseinrichtungen den Antrag zur 21 Schulen mit Anwärterstatus offiziellen Aufnahme in das Netzwerk der Österreichischen UNESCO- Schulen an die UNESCO in Paris übermittelt. Auch besteht an Öster- Leitlinien: learning to know, learning to reichs Schulen weiterhin großes Interesse, dem Netzwerk beizu- do, learning to be, learning to live together. treten: 21 Bildungseinrichtungen befinden sich derzeit im Anwärter- Themen: Friedenserziehung und status. Menschenrechtsbildung, Global Citizen- ship Education, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Kulturelle Bildung, Sustain- able Development Goals. ÖUK-Rolle: Nationale Koordination zur Beratung, Information und Kooperation, jährlich dreitägige Jahrestagung, Magazin „FORUM“, Website. www.unesco.at/bildung/unesco-schulen/: Zentrale Informations-Website mit einer Liste aller österreichischen UNESCO- Schulen, aktuellen Veranstaltungen, Pro- jekten und Ausschreibungen der Schulen. 12
AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2020 • UNESCO-Schulen / Tagung 2020 Bereits seit 1997 organisiert die Österreichische UNESCO-Kommission Labor oder entdeckten Outdoor die Natur und jährliche Vernetzungstreffen für alle Referent*innen der österreichi- Biodiversität ihrer Region. schen UNESCO-Schulen. Weiters gab es zahlreiche künstlerische Die Jahrestagungen tragen wesentlich zur Weiterbildung und zum Projekte, wie beispielweise ein Radioprojekt zu Gedankenaustausch bei. In Workshops, Vorträgen, durch Exkursionen Mehrsprachigkeit, Theater-Workshops zur Aus- und in vielen Gesprächen können sich die UNESCO-Schulreferent*innen einandersetzung mit Themen wie Menschen- fortbilden und gegenseitig auch dazu ermutigen, anspruchsvolle rechten, Geschlechtsidentitäten oder Zivilcourage Projekte im Unterricht altersgemäß für Kinder und Jugendliche zu im digitalen Raum oder kreative Projekte zur gestalten. Die Jahrestagung 2020 konnte aufgrund der COVID-19- Aufarbeitung des eigenen Erlebens des Lock- Pandemie und den damit einhergehenden Hygienemaßnahmen und down durch Comics, Texte und Bilder. Retzer Beschränkungen nicht in gewohnter Form stattfinden. Statt eines Schüler*innen organisierten, von der weltweiten persönlichen Zusammentreffens nahmen die Lehrer*innen am Jugend-Klimabewegung inspiriert, eine „Klima- 15. Oktober 2020 an einem virtuellen Webinar teil. Thema waren gala“ und setzten an ihrer Schule Schritte hin zu u.a. „Zivilcourage zeigen: Künstlerische Freiheit“. Weiters bot der mehr Nachhaltigkeit. Weiters engagierten sich „Markt der Möglichkeiten“ die Gelegenheit zum virtuellen Austausch Schüler*innen in Plattformen zum Austausch und für die Lehrer*innen. Die Veranstaltung fand unter Teilnahme von zum besseren Kennenlernen von Mitschüler*in- 79 Schulen statt. nen mit Fluchterfahrung oder widmeten sich dem Gedenken an und der kritischen Auseinan- • Zeitschrift FORUM dersetzung mit zeitgeschichtlichen Gräueln. Die Die jährlich erscheinende Zeitschrift zuständigen Lehrer*innen wählten partizipative, FORUM zeigt in bunter Vielfalt, wie innovative und praxisorientierte Methoden und kreativ und engagiert die österreichi- vermittelten die Themen durch Projektarbeiten, schen UNESCO-Schulen die Leitideen karitative Initiativen, Exkursionen sowie mittels der UNESCO und die jeweiligen Jahres- Schüler*innenaustausch und Schulpartner- themen umsetzen. Die aktuelle Ausgabe schaften. des FORUM (Heft 32/2020) trägt den Titel „Bildung – Kultur – Natur“. Beiträge von 45 Schulen dokumen- tieren die Diversität der Themen, mit denen sich Schüler*innen im letzten Schuljahr 2019/2020 praktisch im Unterricht auseinandergesetzt haben. Der thematische Bogen ist weit gespannt: während einige Schüler*innen eine Ausstellung zu den SDGs aufbauten, untersuch- ten andere die Mikroplastik in heimischen Gewässern selbst im 13
WISSENSCHAFT Die Wissenschaftsprogramme der UNESCO ver- folgen das Ziel, eine dauerhafte, nachhaltige und menschenwürdige Entwicklung für alle Menschen zu fördern und globalen Frieden zu sichern. Erreicht wird dies durch zahlreiche internationale Forschungsprogramme sowie durch den Aufbau internationaler und transdisziplinärer Forschungs- netzwerke. Besonderes Augenmerk gilt der Förderung von Frauen in den Wissenschaften. © ThisisEngineering RAEng / unsplash 14
UNESCO-WISSENSCHAFTSPROGRAMME Wissenschaften sind der Grundpfeiler moderner, aufgeklärter, demo- kratischer Gesellschaften. Die wissenschaftliche Forschung ermöglicht es uns, gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen überhaupt erst zu benennen und Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu finden. Wissenschaft ist per se ein internationales Vorhaben, kein Staat ist alleine in der Lage, Forschung voranzutreiben, der Austausch zwischen Wissenschaftler*innen kennt keine Grenzen. In der UNESCO arbeiten alle Mitgliedstaaten zusammen, um die wissenschaftliche Forschung im Spannungsfeld zwischen Wissen- schaftsfreiheit und gesellschaftlicher Verantwortung weltweit zu stärken. Sie fördert die globale Forschung zu den drängenden Menschheitsfragen und unterstützt Menschen dabei, Wissen für den Aufbau gerechter und inklusiver Gesellschaften zu nutzen. Die Kernthemen der UNESCO-Wissenschaftsprogramme © Daniel Zupanc Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der UNESCO zählen der Klima- wandel und die Erhaltung der Artenvielfalt, die Förderung von Wissen zum Schutz von Ozeanen und Küsten sowie die Sicherung der Trink- wasserversorgung. Beispielgebend sind die drei etablierten UNESCO- IHP – INTERNATIONAL HYDROLOGICAL Programme „Man and the Biosphere“ (MAB) und „International Hydro- PROGRAMME logical-und Geoscience-Programme“ (IHP und IGCP), die sich der Er- forschung und dem Schutz der Lebensumwelt des Menschen widmen. 1975 erstes multilaterales Programm zu Wasserforschung und Wasser-Ressourcen- • Man and the Biosphere management – International Hydrological Das im Jahr 1971 gegründete UNESCO Programm „Man and the Programme IHP Biosphere“ (MAB) entwickelt wissenschaftliche und anwendungs- orientierte Grundlagen im Bereich der Natur- und Sozialwissen- 8. IHP 2014–2021: IHP widmet sich in der schaften, die der langfristigen Sicherung der natürlichen Lebens- 8. Phase der Verbesserung der Wasser- grundlagen und der Artenvielfalt dienen. Ziel ist eine nachhaltige qualität unter Berücksichtigung lokaler, Entwicklung in der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt: die regionaler und globaler Herausforderungen Schaffung eines Gleichgewichts zwischen dem Schutz der biologi- schen Vielfalt, der Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Kern des Programms: Nachhaltiges Entwicklung und der Bewahrung der jeweiligen kulturellen Werte. Wassermanagement, Förderung und Ent- Das Biosphärenpark-Netzwerk umfasst derzeit 701 Biosphärenparks wicklung internationaler Wasserforschung in 124 Ländern. In Österreich sind bis dato vier Biosphärenparks sowie globale Netzwerkbildung (Wienerwald, Großes Walsertal, Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge, Unteres Murtal) eingerichtet. Teil der Agenda 2030 Österreich beteiligt sich auch äußerst aktiv an internationalen ÖUK Rolle: Informationsplattform für das Gremien und Ausschüssen zum MAB-Programm. So vertritt aktuell Programm, Öffentlichkeitsarbeit. Nähere Dr. Günter Köck von der Österreichischen Akademie der Wissen- Informationen zur 8. Implementierungsphase: schaften die Region „Europa und Nordamerika“ im UNESCO-Lenkungs- https://en.unesco.org/themes/water- security/hydrology/IHP-VIII-water-security � Der Wildensteiner Wasserfall im Geopark Karawanken/Karavanke 15
Bezug zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung / Sustainable Development Goals (SDGs) SDG und Wissenschaft Die UNESCO-Wissenschaftsprogramme tragen maßgeblich zur Erreichung und zum Monitoring aller nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei. Vor allem Wissenschaft, Technologie und Innovation spielen hierbei eine zentrale Rolle. Die Sozial- und Geisteswissenschaften fördern das Verständnis für aktuelle Herausforderungen und helfen somit die Ziele zu erreichen. Die naturwissenschaftlichen Programme der UNESCO tragen v.a. zur Umsetzung von SDG 12 (Verantwor- tungsvolle Konsum- und Produktionsmuster), SDG 15 (Leben an Land) sowie im Speziellen SDG 13 (Maßnahmen zum Klima- schutz) bei. Durch die sozial- und geisteswissenschaftlichen Programme der Organisation wird v.a. die Umsetzung von SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) gefördert. Alle Wissenschaftsprogramme leisten auch wichtige Beiträge zur Umsetzung von SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) und SDG 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele). ausschuss des Forschungsprogramms. Bereits zum vierten Mal wurde der österreichische Delegierte im Herbst 2020 für das Inter- national Coordinating Council des UNESCO MAB-Programms zum Vize-Vorsitzenden gewählt. • IHP (International Hydrological Programme) Das „International Hydrological Programme“ (IHP) der UNESCO ist © Tomo Jeseničnik das einzige zwischenstaatliche Programm des UN-Systems, das der Wasserforschung, der Wasserbewirtschaftung sowie dem Capacity-Building diesbezüglich gewidmet ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 hat sich das IHP von einem international koordinierten IGCP – INTERNATIONAL GEOSICENCE hydrologischen Forschungsprogramm zu einem umfassenden, ganz- PROGRAMME heitlichen Programm zur Erleichterung von Bildung und Capacity- Building sowie zur Verbesserung der Verwaltung von Wasserres- 1973 gegründet sourcen entwickelt. Ziel des Programmes ist es, einen interdiszipli- nären und integrierten Ansatz für Wassereinzugsgebiete und das Kern des Programms: weltweite wissen- Aquifer-Management zu fördern, der die soziale Dimension der Wasser- schaftliche Zusammenarbeit mit Schwer- ressourcen einbezieht und die internationale Forschung in den hydro- punkt auf Nord-Süd-Kooperation; aktuell logischen und Süßwasserwissenschaften fördert und entwickelt. Fokus auf angewandte Geowissenschaften, vor allem zur Bekämpfung von Natur- • IGCP (International Geoscience Programme) katastrophen wie Erdbeben, Erdrutschen Im Rahmen des 1973 gegründeten „International Geoscience und Vulkanausbrüchen Programme“ (IGCP) werden geowissenschaftliche Kooperations- projekte zu den von der UNESCO genau definierten Forschungs- 2015 Gründung des UNESCO Global schwerpunkten gefördert. Dazu zählen auch die UNESCO Global Geopark (UGG)-Labels Geoparks, zu denen in Österreich folgende Geoparks zählen: Steirische Eisenwurzen, Erz der Alpen sowie der länderüber- 161 UGGs weltweit, 3 davon in Österreich greifende Geopark Karawanken/Karavanke. In Österreich: Betreuung durch das Geo/ • UNITWIN/UNESCO-Chairs-Programm Hydro-Sciences Nationalkomitee an der Das 1992 ins Leben gerufene UNITWIN/UNESCO-Chairs-Programm Österreichischen Akademie der Wissen- ist ein wichtiger Impulsgeber für den internationalen Austausch von schaften (ÖAW) im Rahmen des Earth Universitäten. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Anzahl von über System Sciences-Programmes 600 UNESCO-Lehrstühlen weltweit. Neun davon sind an österreichi- schen Hochschulen angesiedelt. ÖUK Rolle: gemeinsam mit der ÖAW zentrale Ansprechpartnerin der Geoparks � Das Bergwerk Mežica im Geopark Karawanken/Karavanke 16
• UNESCO-L'Oréal For Women in Science Der feierliche Festakt zur Überreichung der The World needs Science – Science needs Women Stipendien fand am 4. Dezember 2020 ausnahms- Wesentliches Ziel der Wissenschaftsprogramme der UNESCO ist weise online statt. Die Eröffnungsrede übernahm die weltweite Förderung der Rolle von Frauen in der Wissenschaft, Univ.-Prof. DI Dr. Georg Brasseur, Präsident der insbesondere in den Biowissenschaften. Die „L'Oréal-UNESCO For mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse Women in Science Initiative“ ist ein Teil dieses Engagements. der Österreichischen Akademie der Wissen- Jährlich werden im Rahmen der „L'Oréal-UNESCO for Women in schaften, weitere Laudator*innen: Mag.a Dr.in Iris Science Awards Ceremony“ am UNESCO-Sitz in Paris fünf Preise zu Rauskala, Sektionschefin im BMBWF, ÖUK-Gene- je € 100.000 und fünfzehn L'Oréal-UNESCO Rising Talents Stipendien ralsekretärin Mag.a Patrizia Jankovic und Mag.a an herausragende Naturwissenschaftlerinnen vergeben. Wioletta Rosolowska, Geschäftsführerin von L'Oréal Österreich. AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2020 • UNITWIN/UNESCO-Chairs-Programm In Österreich setzen mittlerweile neun UNESCO- • 4 UNESCO-L’ORÉAL-Stipendien in Österreich Lehrstühle die diversen Themen der UNESCO im Seit 2007 vergibt L'Oréal Österreich in Zusammenarbeit mit der Rahmen des „UNIWTIN/UNESCO Chairs Programme“ Österreichischen UNESCO-Kommission, der Österreichischen um. Zwei davon wurden im Jahr 2020 neu ein- Akademie der Wissenschaften und mit Unterstützung des Bundes- gerichtet: neben dem UNESCO-Chair for Global ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) Citizenship Education – Culture of Diversity and jährlich vier Stipendien zu je € 25.000 an exzellente junge Wissen- Peace an der Universität Klagenfurt, unter der schaftlerinnen in Österreich. Die Stipendien sind Forscherinnen aus Leitung von Univ.-Prof. Dr. Hans Karl Peterlini, Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin zugänglich. der für das vorliegende Jahrbuch auch einen Die Stipendien verfolgen das Ziel der Anerkennung, Förderung Kommentar verfasst hat (s. S. 10/11), wurde an und Ermutigung junger Frauen durch die Schaffung von Rollenvor- der Fachhochschule Kärnten/Klagenfurt der bildern. Zudem wollen sie die Öffentlichkeit auf wissenschaftliche UNESCO-Chair for Sustainable Management of Spitzenleistungen aufmerksam machen und dabei gleichzeitig das Conservation Areas etabliert, Lehrstuhlinhaber weibliche Gesicht der Forschung zeigen. ist Dr. Michael Jungmeier. Die Preisträgerinnen 2020: Die Lehrstühle gelten im UNESCO-Kontext als • Alexandra Franziska Gülich, MSc, Immunologin, Universität Wien besonders wichtige Player, bilden sie doch eine • Dr.in Sandra Müller, MSc MSc, Logikerin, Universität Wien Brücke zwischen der akademischen Welt, der • Veronika Pedrini-Martha, PhD, Biologin, Universität Innsbruck Zivilgesellschaft und der Politik. Die neun heimi- • Dr.in Anna Maria Wernbacher, Chemikerin, Universität Wien schen UNESCO-Lehrstühle forschen, lehren und arbeiten zu den unterschiedlichsten Bereichen – von der Restauration von materiellem Kulturerbe über Friedens- und Konfliktforschung bis hin zu Bioethik, Fließgewässerforschung oder dem nach- haltigen Management von Naturschutzgebieten. Gemeinsam ist ihnen die hervorragende inter- © L'Oréal Deutschland GmbH © L'Oréal Deutschland GmbH nationale Vernetzung im UNESCO-Kontext sowie die Arbeit an innovativen Bereichen, die sich über disziplinäre Grenzen hinaus mit brandaktuellen Fragestellungen beschäftigen. Alexandra Franziska Gülich Sandra Müller Die Inhaber*innen der österreichischen UNESCO-Lehrstühle haben sich am 15. Mai 2020 virtuell versammelt, um einander kennen- zulernen, sich zu vernetzen und um mögliche Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Im Zuge © L'Oréal Deutschland GmbH des Treffens einigten sich die Lehrstuhlinha- L'Oréal Deutschland GmbH © the_right_light_com ber*-innen, in einem ersten Schritt die Sichtbar- keit der exzellenten Arbeit und der Vielfalt der Lehrstühle zu erhöhen. Veronika Pedrini-Martha Anna Maria Wernbacher 17
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