KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS

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KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
HERBST | 2020

KREUZ
QUER                 DAS MAGAZIN
        DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
LESETIPPS                                                                                                                                                                                                                      EDITORIAL

INHALT                                                                                                              LIEBE LESERINNEN,
EIN EINBLICK                                                                                                        LIEBE LESER,
    Seite

    4           INTERVIEW
                mit Weihbischof Dr. Udo Bentz
                                                                                                                       E        igentlich sollte diese Ausgabe unse-
                                                                                                                                res Magazins bereits zu Pfingsten in
                                                                                                                       unseren katholischen Haushalten sein. Des-
                                                                                                                       halb auch der ausgewählte Titel „Bewegung
                                                                                                                                                                           sich dies verändert. Mir ist in diesen Monaten
                                                                                                                                                                           so deutlich geworden, wie lebenswichtig
                                                                                                                                                                           menschliche Gemeinschaft ist. Viele hatten
                                                                                                                                                                           sich am Anfang der Krise in erster Linie um
                                                                                                                       und Begegnung“. Dann kam Corona und hat             Lebensmittel gekümmert, Vorräte angelegt.
                                                    Seite                                                              alles auf den Kopf gestellt. Und damit bekam        Aber im Laufe der Zeit ist uns doch sehr deut-

                                                 16
                                                                                                                       dieses Thema eine ganz neue Bedeutung,              lich geworden, dass Leben mehr ist als Essen
                                                                   HINTERGRUND                                         weil in dieser Zeit sich Bewegung und Begeg-        und Trinken.
                                                                                                                       nung völlig veränderten. Menschen wurden
                                                                   Die Kersch hat Geld?                                isoliert, vor allem ältere, Familien konnten        Genauso wichtig und damit ein Lebensmit-
                                                                                                                       sich nicht mehr begegnen.                           tel ist die Begegnung, die menschliche Zu-
                                                                                                                                                                           wendung. Mir ist da die Geschichte von Kai-
               Seite                                                                                                   Das öffentliche Leben ruhte weitgehend,             ser Friedrich II. eingefallen, der im Mittelalter

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                                                                                                                       kulturelle Veranstaltungen fanden nicht statt       herausfinden wollte, welche Sprache der
                              KREUZ + QUER SPEZIAL                                                                     und unsere Gottesdienste mussten ohne Ge-           Mensch von Natur aus spricht. Deshalb hat er
                                                                                                                       meinde hinter verschlossenen Türen gefeiert         bei seinem Experiment Kinder ohne Anspra-
                              Sonderseiten                                                                             werden. Plötzlich, von heute auf morgen, gab        che und Zuneigung aufwachsen lassen. Das
                                                                                                                       es kaum noch Bewegung und immer weniger             Ergebnis seines Experimentes war allerdings
                                                                                                                       Begegnung. Keiner von uns hatte sich am Jah-        niederschmetternd. Alle Kinder starben auf-
                                                                                                                       resbeginn diese Entwicklung vorstellen kön-         grund fehlender Zuneigung.
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                                                                                                                       durchleben mussten und auch weiter durch-           Jede Krise kann auch etwas Gutes hervor-
                                                        GEMEINDELEBEN                                                  leben müssen.                                       bringen. Vielleicht zeigt uns Corona noch
                                                        Lorscher Familien in Corona-Zeiten                                                                                 einmal deutlich, wie wichtig und wertvoll
                                                                                                                    Wir nehmen so viele                                    menschliches Miteinander ist. Vielleicht hilft
                                                                                                                                                                           uns auch diese Zeit, manch Trennendes zu
                                                                                                                      Dinge in unserem                                     überwinden.

IMPRESSUM                                                                                                           Leben als selbstver-                                   Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen
                                                                                                                                                                           Gottes Segen und viel Freude mit

Kreuz und quer, das Magazin der Gemeinde St. Nazarius,
                                                                                                                           ständlich an.                                   unserem Magazin Kreuz + Quer.

erscheint mehrmals pro Jahr
                                                                                                                       Was mich besonders betroffen gemacht hat
Herausgeber: Katholische Pfarrgemeinde St. Nazarius,          Fotos: Hans-Jürgen Brunnengräber, Dr. Jürgen Gross,
Römerstraße 5, 64653 Lorsch                                   Michaela Ludwig-Gross
                                                                                                                       war die Erfahrung, dass Angehörige nicht
Kontakt: www.nazarius-lorsch.de; Tel. 06251/52332             Konzeption: Dunja Metz                                   mehr von lieben Menschen Abschied nehmen
Redaktion: Albert Bähr, Pfarrer Michael Bartmann,             Gestaltung: Dunja Metz, Christiane Ludwig-Paul           konnten. Oftmals ist es so, dass wir Vieles erst
Hans-Jürgen Brunnengräber, Helga Janowitz,                    Druck: Wir machen Druck                                  wertschätzen lernen, wenn wir es verlieren.                                            IHR
Anna Maria Nimz-Fettel , Peter Schöneck                                                                                Wir nehmen so viele Dinge in unserem Leben
                                                                                                                                                                                                              PFARRER BARTMANN
Mitarbeit: Pater Benedikt Pahl (OSB), Beate Bläsius-Stefan,   Dieses Heft wurde vollständig in ehrenamtlicher          als selbstverständlich an. Es ist für uns selbst-
Michaela Ludwig-Gross, Christiane Ludwig-Paul, Elisabeth      Arbeit erstellt. Der Pfarrei enstanden nur Kosten        verständlich, dass wir uns frei bewegen und
Keinz, Sabine Notter                                          für den Druck.                                           einander begegnen können. Mit Corona hat

2    KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                                      KREUZ + QUER   3
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
INTERVIEW

                                             INTERVIEW
                                             MIT WEIHBISCHOF
                                             DR. UDO BENTZ
                                             H         err Weibischof, herzlichen
                                                       Glückwünsch zu Ihrem „Dop-
                                             peljubiläum“! Am 1. Juli konnten Sie Sil-
                                             bernes Priesterjubiläum feiern. Vor fünf
                                                                                               mit dem Beginn der Corona-Krise auf ein Mini-
                                                                                               mum reduziert; es war eine gewisse Schock-
                                                                                               starre. Das war die gemeinsame beherrschen-
                                                                                               de Grundstimmung nahezu aller in unsrer Ge-
                                             Jahren, am 15. Juli 2015, ernannte Sie            sellschaft. Es ist eine traumatisierende Erfah-
                                             Papst Franziskus zum Weihbischof im               rung für die ganze Gesellschaft – und natürlich
                                             Bistum Mainz. Am 20. September 2015               auch für die Kirche. Das ging dem Papst genau-
                                             erfolgte die Bischofsweihe im Mainzer             so wie jedem Bischof und Pfarrer, wie jedem
                                             Dom durch Karl Kardinal Lehmann. Wie              Seelsorger und jeder Seelsorgerin und jedem
                                             geht es Ihnen, in diesem nicht nur für            engagierten Christen.
                                             Sie so besonderen Jahr?                           Ich könnte sehr viel davon berichten, wie in un-
                                             Vielen Dank für die Glückwünsche. Nachdem         serem Bistum neue Wege, Initiativen, andere
                                             ich jetzt Urlaub machen konnte, komme ich         Formen der Präsenz und Zuwendung, konkre-
                                             gerade gut erholt zurück ins Büro. Es war wirk-   te Hilfen, Zuspruch und Solidarität, aber auch
                                             lich notwendig, etwas Abstand zu gewinnen         Spiritualität, Gebet und geistliches Leben wie-
                                             von den Herausforderungen in diesem unge-         derentdeckt, neu entdeckt und mit anderer In-
                                             wöhnlichen Jahr. Hinter mir liegen harte Wo-      tensität gelebt wurden - und zwar nicht nur in
                                             chen anstrengender Arbeit, vieler schwieriger     digitalisierter Form!
                                             Auseinandersetzungen, Wochen beständig            Aber natürlich werden wir nicht einfach ir-
                                             neuen Abwägens und Ringens, wie ich wem           gendwann wieder in die alten, gewohnten Bah-
                                             gerecht werden kann in dieser Situation. Im       nen zurückkehren: Auch für uns in der Kirche
                                             Krisenstab des Ordinariates hatten wir zur Be-    wird es eine tatsächlich neue Normalität sein,
                                             ginn der Corona-Krise täglich über zahllose       in die wir Stück für Stück werden zurückkeh-
                                             Aspekte beraten. Und ich ahne, was an lang-       ren können. Und da gilt es dann für den eige-
                                             fristigen Folgen aus der Corona-Krise auf uns     nen Bereich, die positiven Erfahrungen und In-

    Das gesamte gesellschaftliche Leben      zukommt, die es zu bewältigen gilt. Das wird
                                             noch ein hartes Stück Arbeit und bleibt her-
                                                                                               itiativen aus der Corona-Zeit zu bewahren und
                                                                                               fortzuentwickeln. Schon jetzt müssen wir uns
                                             ausfordernd für uns alle.                         Gedanken machen, wie wir als Kirche mit den
    wurde mit dem Beginn der Corona-Krise    Zum Karlstag im Januar besuchten Sie un-
                                                                                               Menschen unter Corona-Bedingungen Weih-
                                                                                               nachten feiern wollen: Einfach nur Weihnachts-
                                             sere Pfarrgemeinde. In den vergangenen            gottesdienste zu streamen reicht nicht. Wir ar-
    auf ein Minimum reduziert; es war eine   Monaten scheint sich die Welt grundle-
                                             gend verändert zu haben. Allen Unkenru-
                                                                                               beiten derzeit an Ideen und Anregungen für
                                                                                               die Gemeinden.

    gewisse Schockstarre.
                                             fen zum Trotz war Kirche in Corona-Zei-
                                             ten jedoch nicht weg, sondern - nicht nur         Die Corona-Pandemie muss derzeit für
                                             vor Ort - vielfach auf ungewohnte Art -           vieles herhalten. Zweifelsfrei hat Corona
                                             und das nicht nur digital - präsent. Worin        auch massive Auswirkungen auf die Kir-
                                             liegen die Chancen und Möglichkeiten für          chen-Finanzen. Sinkende Kirchensteu-
                                             Gemeinden in Zeiten unseres derzeitigen           ereinahmen sind dabei nur ein Stichwort.
                                             Lebens auf Halbdistanz?                           Als Generalvikar sind Sie auch Ökonom
                                             Das gesamte gesellschaftliche Leben wurde         unseres Bistums. Eine Haushaltssperre

4   KREUZ + QUER                                                                                                         KREUZ + QUER       5
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
INTERVIEW

                                                                                                             Wird das Bistum Einrichtungen in ande- Natürlich ist die Arbeit an den Pastoralkonzep-
                          «Vor dem Hintergrund künftig                                                       re Trägerschaften übergeben?           ten durch die Corona-Krise, mal mehr mal
                                                                                                             Die Träger der Kindertagesstätten, allen voran       minder, ausgebremst worden. Inzwischen ha-
                noch knapperer Finanzressourcen ist es                                                       die Pfarreien der Diözese, sind vor wachsende        ben auch alle Dekanate den Wunsch nach Ver-
                      wichtig, zeitnah den kurzfristigen                                                     Herausforderungen gestellt, beispielsweise           längerung der Phase I (Fertigstellung der Pas-
                                                                                                             durch sich verändernde rechtliche Regelun-           toralkonzepte bis Sommer 2021) angemeldet.
             Liquiditätsbedarf zu kennen, aber auch die                                                      gen, steigende Personalverantwortung oder            Hierzu wird es dann im September nach der
                                                                                                             den Rückgang von Ehrenamtlichen. Damit die           Auswertung aller Gespräche weitere Hinweise
               mittel- bis langfristigen Verpflichtungen                                                     seelsorgliche Arbeit nicht zu kurz kommt,            geben.
                      bilanziell vollständig abzubilden.»                                                    schaffen wir mit dem Modell des Zweckver-            Auch Instruktion der
                                                                                                                                                                                              «Damit die seelsorgliche Arbeit
                                                                                                             bandes eine Lösung, die die seelsorgliche Ver-       Kongregation für den
                                                                                                             antwortung für die Kita vor Ort belässt, aber        Klerus „Die pastorale nicht zu kurz kommt, schaffen
ist bereits verhängt. Müssen wir uns –             Durch die Implementierung einer zentralen                 die gesamten Trägeraufgaben auf andere pro-          Umkehr der Pfarrge- wir mit dem Modell des Zweck-
gerade auch in unserer Pfarrgemeinde,              Buchhaltungsstelle für rund 360 Kirchenge-                fessionelle Beine stellen soll. Das wird eine gro-   meinde im Dienst an
die etwa die Renovierung ihrer Kirche              meinden und rund 200 Kindertagesstätten ver-              ße Entlastung für die Pfarreien sein. Ziel ist       der missionarischen verbandes eine Lösung, die die
angehen möchte – auf einen harten Spar-            sprechen wir uns ein hohes Maß an Standardi-              und bleibt es, das besondere Profil der katholi-     Sendung der Kirche“, seelsorgliche Verantwortung für
kurs des Bistums einstellen?                       sierung von Geschäftsprozessen und eine ein-              schen Kindertagesstätten zu erhalten und de-         die während der Som-
Schon im vergangenen Jahr ist deutlich gewe-       heitliche Rechnungslegung. Es wurde ein neuer             ren Auftrag auch in den zukünftigen neuen            merferien erschienen
                                                                                                                                                                                             die Kita vor Ort belässt.»
sen, dass wir mit Nachdruck die Ausgaben des       Kontenrahmen entwickelt und Geschäftsvorfäl-              Pfarreien zu sichern. Unsere Kindertagesstät-        ist, hat Diskussionsstoff für unseren Pastoralen
Bistums Mainz strukturell an die zukünfti-         le werden standardisiert verbucht. Neben der              ten sind Orte, an denen Familien zusammen-           Weg geliefert. Kurz nach dem Erscheinen hat
gen finanziellen Möglichkeiten anpassen            Erfüllung steuerlicher Anforderungen, die sich            kommen, es sind Orte der Pastoral.                   unser Bischof bereits eine erste, öffentliche Stel-
müssen. Die zu erwartenden Einnahmeein-            ab dem 1. Januar 2023 gerade im Umsatzsteuer-                     Das Bistum muss immer wieder prüfen,         lungnahme abgegeben und auch einige kriti-
brüche durch Corona werden die bisherige           recht nochmals verschärfen werden, wird somit             mit welchen Mitteln welche Einrichtungen ge-         sche Anfragen dazu geäußert. Gleichzeitig hat
Entwicklung beschleunigen. Das heißt, dass         auch die Grundlage für ein effektives Control-            fördert werden. Die 207 Kindertagestätten im         Bischof Kohlgraf betont, dass der Pastorale Weg
es auch für das Bistum Mainz schneller als ge-     ling geschaffen. Es geht auch um noch mehr                Bistum Mainz wurden 2019 mit rund 20 Millio-         deswegen nicht in Frage steht. Ich bin davon
plant Konsolidierungsmaßnahmen braucht,            Transparenz in unseren Finanzen. Vor dem Hin-             nen Euro Kirchensteuer unterstützt. Wie be-          überzeugt, dass wir einen guten Weg einge-
um nachhaltig stabile wirtschaftliche Ver-         tergrund künftig noch knapperer Finanzres-                reits erwähnt steht das Bistum vor großen Her-       schlagen haben, der sowohl dem Evangelium
hältnisse zu gewährleisten. Wir können als         sourcen ist es wichtig, zeitnah den kurzfristigen         ausforderungen. Daher werden in den kom-             als auch den Menschen unserer Zeit gerecht
Bistum nicht dauerhaft über unsere Verhältnis-     Liquiditätsbedarf zu kennen, aber auch die mit-           menden Jahren nicht alle Katholischen Kitas          wird. Es wird bei den weiteren Schritten darauf
se leben und müssen nachfolgenden Generatio-       tel- bis langfristigen Verpflichtungen bilanziell         in kirchlicher Trägerschaft gehalten werden          ankommen, genau zu überlegen, wie wir der
nen geordnete Strukturen hinterlassen. Das gilt    vollständig abzubilden.                                   können. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dazu          pastoralen Situation vor Ort gerecht werden
für Pfarreien genauso wie für Schulen, Kinderta-   Bis zur Entstehung der neuen Kirchengemein-               jedoch noch keine konkreten Zahlen. Ziel ist         und zugleich die kirchenrechtlichen Vorgaben
gesstätten, Caritas und Tagungshäuser.             den im Rahmen des Pastoralen Wegs werden                  die Beibehaltung möglichst vieler Trägerschaf-       einhalten können. Ich bin jedoch zuversicht-
Mit der im April verhängten Haushaltssperre        dezentrale Verwaltungsstellen die Kirchenge-              ten mit reduzierten Finanzierungsanteilen in         lich, dass es uns gelingen kann, gute Lösungen
haben wir erstmal die Möglichkeit geschaffen,      meinden unterstützen. Zu den Aufgaben zählen              veränderten Strukturen.                              zu finden.
die Ausgaben den besonderen Herausforderun-        insbesondere die Erstellung des Entwurfs der
gen dieses Jahres anzupassen. Alle nicht beauf-    jährlichen Wirtschaftspläne, die Vorbereitung             Als Generalvikar sind Sie auch mit dem               Wie wollen und wie können wir unser
tragten Maßnahmen über 10.000 Euro bedür-          der Jahresabschlüsse (soweit nicht Aufgaben der           Prozess der geistlichen und strukturellen            Christsein heute und in der Zukunft le-
fen im Bistum Mainz seitdem einer erneuten         zentralen Buchhaltung betroffen sind), die Pla-           Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz,               ben? Das sind Grundfragen des Pastora-
Prüfung und Genehmigung. Das gilt natürlich        nung und Überwa-                                          dem „Pastoralen Weg“, betraut. Aktuell               len Wegs. Das sind auch Fragen, die sich
auch für unsere Pfarreien. Natürlich wird es so    chung der Liquidität, «Durch die Implementierung einer    werden in den 20 Dekanaten Konzepte                  unsere Firmlinge in St. Nazarius stellen.
sein, dass wir nach nachvollziehbaren Regeln       Unterstützung bei der zentralen Buchhaltungsstelle ver-   erarbeitet, wie die derzeit 134 Pfarrgrup-           Gibt es schon eine Regelung über die
Prioritäten setzen müssen. Für Bau- und Reno-      Bearbeitung von Miet-,                                    pen und Pfarreienverbünde nach und                   Spendung des Firm-Sakramentes in Co-
vierungsmaßnahmen wird das dann vom Bau-           Pacht- und Erbbau- sprechen wir uns ein hohes Maß an      nach zu künftig rund 50 Pfarreien zu-                rona-Zeiten?
dezernat bzw. vom Diözesanvermögensverwal-         rechtsverfahren und Standardisierung von Geschäfts-       sammengeführt werden. Nimmt der Pro-                 Wir haben festgelegt, unter welchen Hygiene-
tungsrat (DVVR) bewertet.                          die Unterstützung bei                                     zess nach einer pandemiebedingten Ver-               Regelungen aktuell Firmgottesdienste statt-
                                                   der kaufmännischen prozessen.»                            langsamung nun wieder Fahrt auf?                     finden können, es aber den einzelnen Pfarrei-
Bereits im vergangenen Jahr haben Sie              Abwicklung von Baumaßnahmen. All diese                    Vor den Sommerferien haben in allen zwanzig          en überlassen, ob sie in diesem Jahr unter den
die Neuorganisation der Finanzverwal-              Maßnahmen werden eine große Entlastung für                Dekanaten die Statusgespräche zwischen dem           aktuellen Einschränkungen und Bedingun-
tung in die Wege geleitet. Das System mit          die Verwaltungsarbeit auch in Lorsch mit sich             jeweiligen Dekanatsprojektteam und Vertre-           gen noch Firmgottesdienste feiern möchten.
Kirchenrechnern wird durch eine zentra-            bringen und so auch für die Verwaltungsräte               tern der Bistumsleitung sowie der Koordinati-        Ich jedenfalls freue mich schon darauf, im No-
le Buchhaltungsstelle ersetzt. Was bedeu-          neue Perspektiven ermöglichen.                            onsstelle stattgefunden. Es zeichnet sich ab,        vember nach Lorsch zu kommen und in
tet das konkret für unsere Pfarrgemeinde Auch für die 207 Kindertagesstätten im Bis-                         dass zukünftig vermehrt zeitgleich an den            St. Narzarius zu firmen.
St. Nazarius, die bislang auch einen Kir- tum Mainz, in denen rund 15.000 Kinder                             neuen Pfarreigrenzen und in den themati- DIE FRAGEN STELLTE
chenrechner hat?                          betreut werden, stehen Veränderungen an.                           schen Gruppen gearbeitet wird.                HANS-JÜRGEN BRUNNENGRÄBER

6     KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                                 KREUZ + QUER   7
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
GEISTLICHER IMPULS

«Wir sind dazu berufen, stellvertretend     S             eit Beginn der Corona-Krise stehen wir we- Schon Gottes erste Liebe, sein Volk Israel, hat er ja als „Ei-

                                                                                                                                                                       ANTTONIART – STOCK.ADOBE.COM
                                                         nigen Mönche in Neuburg oft allein im Chor       gentumsvolk“ ausgewählt, damit es stellvertretend für die
                                            und feiern meist allein die Eucharistie. Das schmerzt uns,    anderen Völker sich in der Bundestreue bewähre, sich
                                            gerne würden wir Menschen einladen, dabei zu sein und        „heilige“, damit am Ende der Zeiten alle Völker zum Berge
für die Welt Lob und Dank, Sühne und        mit uns zu beten. Doch diese außerordentliche Situation
                                            kann zugleich ein Hinweis sein auf einen wesentlichen As-
                                                                                                          Zion wallfahren und im ewigen Schalom leben dürfen.
                                                                                                          Auch bei den ersten christlichen Gemeinden war man
                                            pekt des Christseins, insbesondere des Mönchseins. In der     sich bewusst, den Heiden gegenüber stellvertretend
Fürbitte vor Gott zu bringen sowie Gottes   Zeit der Gotik wurden die großen Kathedralen deshalb so
                                            hoch gebaut, weil die feiernde Gemeinde davon überzeugt
                                                                                                          Christi Liebe zu allen Menschen bezeugen zu dürfen. Früh
                                                                                                          schon hat (…) Benedikt XVI. konstatiert, dass die Idee der
                                            war, dass über ihren Köpfen noch die Engel und die Ver-       Stellvertretung als Basis des biblischen Zeugnisses in un-

Güte und Menschenfreundlichkeit der         storbenen Platz finden und an der Liturgie teilnehmen
                                            müssten. Wir stehen also repräsentativ für die ganze Kir-
                                                                                                          serer Zeit einer förmlichen Wiederentdeckung bedürfe.
                                                                                                          (…) Bei einer Synode in Dresden wurde dies folgenderma-
                                            che vor Christus und feiern und beten stellvertretend. Wir    ßen formuliert: „Wir sind dazu berufen, stellvertretend

Welt zu bezeugen. (…) Das Leben (…)         versammeln uns nicht nur, um für unsere Erlösung zu
                                            danken, für unser Heil zu bitten und unsere Anliegen vor
                                                                                                          für die Welt Lob und Dank, Sühne und Fürbitte vor Gott zu
                                                                                                          bringen sowie Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit
                                            den Herrn zu tragen, sondern stehen beim Gebet stellver-      der Welt zu bezeugen. (…) Das Leben (…) verlangt, dass wir

verlangt, dass wir unser Christsein nicht
                                            tretend für die Vielen vor dem Herrn. Dieser Auftrag war      unser Christsein nicht nur für uns leben und es vorder-
                                            ein großes und wichtiges Anliegen unseres Neuburger           gründig nach dem Gewinn oder Schaden messen, der uns
                                            Abtes Maurus, der uns Mönchen diesen Dienst immer             daraus erwächst. Unverstandensein und Zurücksetzung
                                            wieder ans Herz legte und damit mein Noviziat prägte.         lassen uns an der Erniedrigung des Herr teilhaben.“
nur für uns leben und es vordergründig      Er schrieb:                                                  Natürlich soll eine solche Deutung des Christ- und
                                                                                                         Mönchseins nicht dazu führen, dass wir uns nun zu den

nach dem Gewinn oder Schaden                 «Es hätte nie verloren                                      Gerechten zählen oder uns gar stolz unseres Dienstes
                                                                                                         rühmen. Denn nur einer ist gerecht: Christus richtet uns
                                             gehen dürfen, das Bewusst-                                  alle aus auf die Güte unseres Vaters. Sein Dasein für uns

messen, der uns daraus erwächst.             sein, dass die Kirche nicht                                 ist der Grund unseres Dienstes für die Vielen.

                                             um ihrer selbst willen da ist,
Unverstandensein und Zurücksetzung           dass jede Erwählung im
                                             Hinblick auf die Heils-
lassen uns an der Erniedrigung des           vermittlung für die anderen,
                                             für die Vielen, für alle                                    EINE BETRACHTUNG VON PATER BENEDIKT PAHL

Herr teilhaben.»                             Menschen erfolgt.»                                          PATER BENEDIKT PAHL IST SEIT APRIL PRIOR
                                                                                                         DER BENEDIKTINER-ABTEI NEUBURG.

8   KREUZ + QUER                                                                                                                                KREUZ + QUER     9
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
GEMEINDELEBEN

       GOTTESDIENSTE
       IN CORONA ZEITEN

     «Überwältigt von Gefühlen war der erste
     Gottesdienst nach den Corona-Verboten.
                                                                                  Vor 25 Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass
     Auch jetzt zu verminderten Messfeiern                                        ich einmal die Kar- und Osterliturgie ohne Gemeinde
     gibt es Kraft und Hoffnung.»                                                 feiern muss.
 Rosi Fetsch                                                                      Als wir keine öffentlichen Gottesdienste feiern durften,
                                                                                  habe ich mit ein, zwei Gemeindemitgliedern jeden Tag
                                                                                  stellvertretend für die ganze Gemeinde die Heilige Mes-
                                                                                  se gefeiert. Diese Wochen waren eine sehr spezielle Er-
               «Der Kontakt mit anderen Gläubigen in                              fahrung. Es war merkwürdig in eine leere Kirche zu
              der Hl. Messe und eine Predigt, so habe                             sprechen.
             ich bewusst festgestellt, ist ein wichtiges
                                                                                  Ich habe mich an eine Szene von Don Camillo erinnert,
                       Element für meinen Glauben.»                               in der das ganze Dorf wegen einer Überschwemmung
                                              Günter Schmitt                      evakuiert war und Don Camillo in seiner Kirche blieb
                                                                                  und am Sonntag dort für seine Gläubigen die Messe fei-
                                                                                  erte. Wir sehr habe ich mich dann gefreut, als wir mit
                                                                                  dem 1. Mai wieder in begrenzter Zahl und mit allen Vor-
                                                                                  sichtsmaßnahmen gemeinsam Gottesdienst feiern
                                                                                  konnten.
     «In der Eucharistie erleben wir die Gegenwart Gottes.                        Es braucht in diesen Zeiten viel Phantasie und noch
     Hier dürfen wir all unsere Unsicherheit und Leid,                            mehr Engagement, um das gemeindliche Leben auf-
                                                                                  recht zu erhalten. Zu mir hat einmal ein älterer Herr ge-
     Sorgen und Ängste vor Gott bringen. Mit diesem
                                                                                  sagt: Um etwas aufzubauen braucht es viel Zeit und
     Vertrauen werden wir die Krisenzeit überwinden.»                             Energie, etwas kaputt zu machen geht wesentlich
     Hannelore und Helmut Lohrum                                                  schneller.

                                                                                  Ich wünsche unserer Gemeinde, dass sie in dieser Krise
                                                                                  und durch diese Krise die Mitte des Glaubens nicht ver-
                               «Dank der Heiligen Messe und der Anbetung          liert. Ich danke allen, besonders der Anbetungsgruppe,
                                                                                  die durch ihr Gebet den Geist Gottes in unserer Gemein-
                                in unserer Gemeinde Sankt Nazarius durfte         de wachhalten.
                                   ich innerlich viel Trost, Kraft und Freude
                                                                                  Ihr
                                                       im Glauben erfahren.»
                                                                   Edith Kornek

10     KREUZ + QUER                                                                                                                 KREUZ + QUER   11
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
GEMEINDELEBEN                                                                                                                                              RUBRIK

 KIRCHE DIGITAL–
 NEUE WEGE
 DER KOMMUNIKATION
                                                                                                              «Mir fehlt die Kirche am Sonntag.
                                                                                                              Daher bin ich froh,
                                                                                                              dass es diese Videos gibt.»
                                                                                                              Gisela Beran

                                           A         ls am 13. März – einem Freitagnachmittag –
                                                     per E-Mail die Nachricht aus Mainz kam,
                                           dass aufgrund der Corona Pandemie die Kirchen
                                           vorerst geschlossen werden müssen und für einen un-
                                           bestimmten Zeitpunkt keine Gottesdienste gefeiert werden
                                           dürfen, war der Schock groß. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten
                                           wir dies nicht für möglich gehalten. Wann immer es in der
                                           Vergangenheit schwere Zeiten oder gar Kriege gab, da waren
                                           es die Kirchen, in denen die Menschen Zuflucht und Beistand
                                           erfahren durften. Doch nun mussten genau diese Türen ver-
                                           schlossen bleiben. Schnell war uns klar, dass wir das nicht ein-
                                           fach hinnehmen können. Wir müssen einen Weg finden,
                                           neue Türen zu öffnen, um als Gemeinde miteinander
                                           verbunden zu bleiben. Gerade in dieser schwierigen Zeit
                                           ist es so wichtig Kraft und Hoffnung aus dem Glauben heraus                                «Ich war aufgefangen
«Ich durfte erleben, wie intensiv und      zu schöpfen.
                                                                                                                                            und getragen.»
  wichtig die Videobotschaften samt                                                                                                                       Maria Schmitt
                                           Unsere spontane Anregung, für den bevorstehenden Sonntag
          Segen waren, wenn ich sie        einen geistlichen Impuls mit der Videokamera aufzunehmen
Angehörigen vorspielte und wir beim        und diesen über die bestehende Website der Gemeinde und
                                           auch über Facebook zu veröffentlichen, fand bei Pfarrer Bart-
gemeinsamen Schauen Tränen in die          mann sofort große Zustimmung. Gesagt und getan – das erste
                   Augen bekamen.»         Video wurde gleich am Samstag aufgezeichnet und noch am
                                           gleichen Tag veröffentlicht. Und die Reaktion war überwälti-
                             Pia Fischer   gend. Begeisterung und Dankbarkeit vieler Gemeindemitglie-
                                           der, das Bistum Mainz, die örtliche Presse und auch das Radio
                                           wurden aufmerksam und berichteten aus Lorsch. Denn die
                                           Gemeinde St. Nazarius war eine der ersten Gemeinden im Bis-
                                           tum, die diesen digitalen Weg für sich erschlossen haben.

 12   KREUZ + QUER                                                                                                                                KREUZ + QUER   13
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
GEMEINDELEBEN

                                                                 Schon wenige Tage später folgte der nächste Impuls zum Josefstag,
                                                                 zu den Fastensonntagen oder zum Hochfest Verkündigung des
                                                                 Herrn. Schließlich konnten wir auf diesem Weg auch gemeinsam
                                                                 digital die Stationen des Kreuzwegs gehen. Jeder für sich alleine -
                                                                 zu Hause vor dem Bildschirm, unterwegs am Smartphone - und
                                                                 doch haben wir uns in dieser „virtuellen Gemeinschaft“ verbun-
                                                                 den gefühlt. Auch wenn viele gerade die Kartage und die Feier der
                                                                 Osternacht so schmerzlich vermisst haben, so waren in dieser Zeit
                                                                 des Lockdowns die Impulse und der Segen durch Pfarrer Bartmann
                                                                 so kraftspendend.

                                                                 In dieser Zeit wurde nicht nur der YouTube Kanal für St. Nazarius
                                                                 aufgebaut, sondern auch ein Newsletter auf der Website der Ge-
                                                                 meinde eingerichtet. Tipp: Wenn Sie sich noch nicht ange-
                                                                 meldet haben, dann machen Sie es am besten gleich. Das
                                                                 gilt auch für unseren Kanal auf Facebook.

                                      «Toll finde ich die Ansprache    Seit Anfang Mai dürfen Gottesdienste wieder unter der Ein-
SEIEN SIE BESTENS INFORMIERT!         an die Kinder. Der Pfarrer auf
                                                                       haltung bestimmter Vorschriften gefeiert werden. Da aber
                                                                       nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung steht,
                                      dem Klettergerüst oder mit       wurden bis zum Ende der Sommerferien jeden Samstag die
                                                                       Predigten von Pfarrer Bartmann und Diakon Debus aufge-
                                      Schultüte. Klasse.»              zeichnet und am Sonntag veröffentlicht.
Über unsere WEBSITE:
                                      Tanja Dohrmann             Doch so schön die Videos auch sind, die Feier der Eucharistie und
https://www.nazarius-lorsch.de/                                  das Erleben der Gemeinschaft können sie nicht ersetzen. Und so
                                                                 wurde mit der Rückkehr in den „Alltag“ - inzwischen sind einige
                                                                 Gottesdienstbesucher mehr erlaubt - auch die wöchentlichen Auf-
                                                                 nahmen der Predigten zurückgefahren. Die geistlichen Impulse
                                                                 aber werden ein fester Bestandteil der Kommunikation zwischen
           Melden Sie sich                                       Pfarrer und Gemeinde bleiben. Auf diesem Weg erreichen wir auch
                                                                 gerade die Menschen, denen Glauben und die Beziehung zu Gott
           zum NEWSLETTER an!                                    wichtig sind, die aber nicht in den sonntäglichen Gottesdienst ge-
                                                                 hen möchten oder können.

                                                                 Was aus dieser Idee bis heute geworden ist, erfüllt uns mit großer
                                                                 Dankbarkeit. Die Pfarrgemeinde St. Nazarius hat die Krise als
FOLGEN SIE!                                                      Chance ergriffen und sich neue, digitale Wege erschlossen,
                                                                 um die frohe Botschaft zu verkünden. Auch wenn die Kirchen-
                     nazariuslorsch                              türen wieder offen stehen, der digitale Weg wird weiter gehen. Las-
                                                                 sen wir uns überraschen, was die digitale Zukunft für unsere Ge-
                                                                 meinde noch alles bringt.

                                                                 Christiane Ludwig-Paul und Michaela Ludwig-Gross

 14   KREUZ + QUER                                                                                                      KREUZ + QUER   15
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
HINTERGRUND

 FINANZEN
 DIE KERSCH
 HAT GELD?
      D                       ie Kersch (Kirche) hat Geld! stelligen werden oder können. Sicherlich
                              Wie oft höre ich diesen unreflek- werden es kleinere, den Kosten entspre-
                     tierten Satz. Nun bitte ich Sie, mich nicht chende Lösungen sein.                             116.000 €                                20.000 €
                     falsch zu verstehen. Ich möchte nicht                                                         ZUWENDUNG DES BISTUMS                    K L I N G E L B E U T E L
                     jammern, sondern aufklären, und zwar            Die Gemeinde steht
                     anhand der katholischen Pfarrgemeinde
                                                                     vor großen Heraus-

                                                                                                                   60% 40%
                     St. Nazarius Lorsch.
                                                                     forderungen. Corona
          Wir werden                      Un s e re P fa r r g e -
                                          m e i n d e h at , wie
                                                                     hat dies noch einmal
                                                                     verstärkt.
  manche Dinge, die                       jede andere Gemein-
                                          de unseres Bistums,

   uns lieb und teuer                     einen Haushalt, der
                                          jedes Jahr öffentlich
                                                                     Wir werden manche Dinge, die uns lieb
                                                                     und teuer waren, nicht mehr finanzieren
                                                                                                                   PERSONALKOSTEN                    UNTERHALTUNGS-
  waren, nicht mehr                       ausgelegt wird und
                                          für jedermann ein-
                                                                     können. Viele von außen, vor allem die
                                                                     am „Stammtisch schwätzen“, können sich                                          KOSTEN GEBÄUDE
finanzieren können.                       sehbar ist. Dieser
                                          Haushalt setzt sich
                                                                     das nicht vorstellen. Ich möchte hier auch
                                                                     die Renovierung des Pfarrhauses anspre-
                     aus den Zuwendungen des Bistums und             chen. Das Pfarrhaus gehört der Pfarrge-
                     dem Klingelbeutel zusammen. Die Zu-             meinde. Als ich nach Lorsch kam, war die-
                                                                                                                   IMMOBILIEN:
                     wendungen des Bistums orientieren sich          ses in einem schlechten Zustand. Es ging      PAULUSHEIM
                     nach der Größe der Pfarrei und der Anzahl       bei der Renovierung um eine Grundsanie-
                     ihrer Gebäude. Wir bekommen im Schnitt
                     116.000 Euro. Dazu kommt der sonntägli-
                                                                     rung und damit um die Substanzerhal-
                                                                     tung des Gebäudes, wie es jeder Hausbe-
                                                                                                                   KINDERGARTEN       DAS SYSTEM
                     che Klingelbeutel, im Jahr ca. 20.000 Euro.     sitzer macht. Wir gehen sehr verantwor-       ST. BENEDIKT
                                                                                                                                      DER KIRCHENSTEUER
                                                                                                                                      D
                     60% des Haushaltes brauchen wir für Per-        tungsvoll mit den Geldern, die uns anver-
                     sonalkosten (Pfarrbüro, Reinigungskräfte,       traut sind um. Wir lassen uns auch nicht
                                                                                                                   PFARRHAUS
                     Küster, Organisten). Mit den restlichen 40      auf schwarze Schafe, die es überall gibt,
                                                                                                                   TOILETTEN-                  amit die Kirche ihre Auf-      Die Kirchensteuer beträgt in der
                     % müssen wir unsere Einrichtungen erhal-        reduzieren.                                                               gaben erfüllen kann, be-       Regel neun Prozent der Lohn- und
                     ten und versorgen (z.B. alle Nebenkosten,                                                     HÄUSCHEN           nötigt sie die Mitarbeit von Men-       Einkommensteuer (in Bayern und Ba-
                     wie Heizung, Wasser). Das große Problem         Die Gemeinde steht vor großen Heraus-                            schen und eine sichere Finanzie-        den-Württemberg acht Prozent). Sie
                     der Kirche ist, dass wir – neben unserer        forderungen. Corona hat dies noch ein-                           rungsgrundlage. Diese Grundlage         wird über das Finanzamt eingezogen
                     Kirche - Immobilien haben, die uns viel         mal verstärkt. Ich habe noch keine Idee,                         bildet in Deutschland die Kirchen-      und an die Kirchen weitergegeben.
                     kosten aber wenig einbringen (Paulus-           wie wir alles bewältigen können. Aber ich                        steuer.                                 Für den Steuereinzug durch die staat-
                     heim, Kindergarten St. Benedikt, Pfarrhaus,     weiß nur eines, es wird nur zusammen                                                                     lichen Finanzämter bezahlen die Kir-
                     Toilettenanlage auf dem Kirchplatz). Die        gehen. Die Räte und auch ich als Pfarrer                         Die Kirchensteuer ist eine Abgabe       chen Gebühren an den Staat, der für
                     Kirchensteuermittel gehen zurück und            tun all dies nicht für uns, sondern für die                      der   Kirchenmitglieder     für ihre    diese Dienstleistung zwischen zwei
                     ebenso die Spendenbereitschaft. Das             Zukunft unserer Gemeinde. Wenn Sie Fra-                          Kirche. Sie ist keine staatliche Sub-   und vier Prozent des Steueraufkom-
                     heißt für uns, dass wir klug in die Zukunft     gen haben, sind wir immer für Sie an-                            vention, sondern ein Mittel der Fi-     mens erhält. In Bayern wird die Kir-
                     planen müssen. Wir wissen nicht, wie wir        sprechbar. Sprechen wir lieber miteinan-                         nanzierung der Kirche durch ihre        cheneinkommensteuer durch eigene
                     eine Kirchensanierung bzw. eine Sanie-          der, als übereinander.                                           Mitglieder.                             Kirchensteuerämter festgesetzt und
                     rung des Paulusheims in Zukunft bewerk-                            IHR PFARRER BARTMANN                                                                  erhoben.

 16   KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                KREUZ + QUER        17
KREUZ QUER DAS MAGAZIN DER GEMEINDE ST. NAZARIUS
HINTERGRUND

                                                              Im Jahr 2019 wurden
                                                              von den kirchensteu-
                                                                                                                       SPARAPPELLE
                                                              erpflichtigen Katholi-                                   AUS MAINZ
       Die in einer Stadt oder
      Gemeinde eingezogene
                                                              ken im Bundesgebiet
                                                              insgesamt 6.761 Mrd.
                                                              Euro Kirchensteuer
                                                                                                                       B        ei der Sitzung der Vollversamm-
                                                                                                                                lung des Kirchensteuerrates im Juni
                                                                                                                       in Mainz hat die Finanzverwaltung des Bis-
                                                                                                                                                                           Nach Auskunft von Weihbischof Dr. Udo
                                                                                                                                                                           Markus Bentz, der Generalvikar und Ökonom
                                                                                                                                                                           des Bistums Mainz wird deutlich, „dass wir mit
        Kirchensteuer kommt                                   bezahlt                                                  tums den zusammengefassten Jahresab-
                                                                                                                       schluss 2019 für das Bistum Mainz und den Bi-
                                                                                                                                                                           Nachdruck die Ausgaben des Bistums Mainz
                                                                                                                                                                           strukturell an die zukünftigen finanziellen
      jedoch nicht direkt den                                                                                          schöflichen Stuhl zu Mainz vorgelegt. Der Jah-
                                                                                                                       resabschluss , der nach den handelsrechtli-
                                                                                                                                                                           Möglichkeiten anpassen müssen. Die zu erwar-
                                                                                                                                                                           tenden Einnahmeeinbrüche durch Corona
     Pfarreien vor Ort zugute.                                                                                         chen Vorschriften in der für große Kapitalge-
                                                                                                                       sellschaften vorgeschriebenen Form aufge-
                                                                                                                                                                           werden die bisherige Entwicklung beschleuni-
                                                                                                                                                                           gen.“ Das bedeute, dass es auch für das Bistum
                    Die Höhe des Kirchensteueraufkommens              Hinzukommen je zwei Mitglieder des Pries-        stellt und von einer Wirtschaftsprüfungsge-         Mainz wahrscheinlich schneller als geplant
                    ist maßgeblich abhängig von der Zahl der         terrates und der Dekanekonferenz und vier         sellschaft geprüft und mit einem uneinge-           Konsolidierungsmaßnahmen brauche, um
                    Beschäftigten und der gesamtwirtschaftli-        Mitglieder des Katholikenrates.                   schränkten Bestätigungsvermerk versehen             nachhaltig stabile wirtschaftliche Verhältnisse
                    chen Entwicklung in Deutschland. Im Jahr                                                           wurde, wurde von den Mitgliedern des Kir-           zu gewährleisten. „Wir können als Bistum nicht
                    2019 wurden von den kirchensteuerpflichti-       Kirchensteuerräte sind in den 1920er Jah-         chensteuerrates verabschiedet.                      dauerhaft über unsere Verhältnisse leben und
                    gen Katholiken im Bundesgebiet insgesamt         ren entstanden und haben die Beteiligung                                                              müssen nachfolgenden Generationen geordne-
                    6.761 Mrd. Euro Kirchensteuer bezahlt (Vor-      der Kirchenmitglieder an Entscheidungen           Die Bilanzsumme des Bistums Mainz be-               te Strukturen hinterlassen“, sagte Bentz.
                    jahr: 6,648 Mrd. Euro). Das Kirchensteuerauf-    und Kontrolle über die Kirchensteuerverwen-       läuft sich auf 1,323 Milliarden Euro. Neben
                    kommen ist in den letzten Jahren nominal (in     dung sicherzustellen. Ursprünglich auf staat-     dem Sachanlagevermögen (274,5 Millionen             Für das laufende Jahr 2020 geht der
                    absoluten Zahlen) gestiegen. Bereinigt um die    liche Initiative eingeführt, sind diese Gremien   Euro) sind die Finanzanlagen (956,1 Millionen       Finanzdirektor des Bistums Mainz, Christof
                    Inflation ist die Kirchensteuerkraft seit 1991   nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch        Euro) größter Aktivposten. Den Finanzanlagen        Molitor, von zusätzlichen Belastungen durch
                    aber etwa gleich geblieben.                      Ausdruck der Beteiligung der Gläubigen/Kir-       stehen Verpflichtungen in etwa gleicher Höhe        die Corona-Krise aus, die sich allerdings noch
                                                                     chenmitglieder bei grundsätzlichen Verwal-        insbesondere aus der Altersversorgung für 388       nicht vollständig abschätzen ließen: „Zusätz-
                    Wesentliche Entscheidungen über die Kir-         tungsentscheidungen (vgl. cc. 228 § 2, 492 ff.,   Geistliche sowie 574 verbeamtete Lehrer und         lich zu unserem geplanten Jahresfehlbetrag
                    chensteuer obliegen einem speziellen Kir-        1287 § 1 CIC 1983). Der Kirchensteuerrat ent-     Beamte in der Verwaltung sowie die Bauerhal-        von 32,3 Millionen Euro müssen wir in diesem
                    chengremium. Der Bischof ist also nicht al-      scheidet über die Höhe der Kirchensteuer, d. h.   tung gegenüber. Das Bistum Mainz und die            Jahr mit einem Rückgang der Kirchensteuer
                    lein verfügungsberechtigt. Dieses Mitent-        über den Kirchensteuerhebesatz, sowie über        Pfarreien unterhalten rund 1.700 Immobilien.        um bis zu 20 Prozent rechnen: Das sind 45 bis 50
                    scheidungsgremium heißt im Bistum Mainz          den Haushalt der jeweiligen Diözese. Beide Be-                                                        Millionen Euro weniger Kirchensteuereinnah-
                    Kirchensteuerrat. Der Diözesankirchensteu-       schlüsse sind aufeinander bezogen. Der Haus-      Die Gesamterträge für 2019 summieren                men. Dies ist vor allem eine Folge der stark aus-
                    errat berät die Bistumsleitung in Haushalts-     haltsbeschluss gilt als Grundlage, zum Teil als   sich im Jahresabschluss auf 329,3 Millio-           geweiteten Kurzarbeit. Wer wegen der Corona-
                    und Finanzfragen, verabschiedet den Wirt-        Begründung für den Hebesatzbeschluss.             nen Euro (Vorjahr: 314,3 Millionen Euro). Die       Pandemie Kurzarbeitergeld bezieht, muss dar-
                    schaftsHebesätze für die Kirchensteuer fest,                                                       Kirchensteuereinnahmen sind mit 236,1 Millio-       auf keine Kirchensteuer zahlen.“ Mit rund 230
                    und beschließt über die Rechnung und Ent-        Die in einer Stadt oder Gemeinde eingezo-         nen Euro höher ausgefallen als im Vorjahr (217,8    Millionen Euro macht die Kirchensteuer rund
                    lastung der Finanzverwaltung des Bistums         gene Kirchensteuer kommt jedoch nicht di-         Millionen Euro). Für 2019 ergibt sich ein rech-     70 Prozent der Einnahmen des Bistums Mainz
                    Mainz. Die Beschlüsse werden mit einfacher       rekt den Pfarreien vor Ort zugute. Ein solches    nerischer Jahresfehlbetrag von 24,7 Millionen       aus. Hinzu kommen unter anderem auch Ein-
                    Mehrheit der anwesenden Mitglieder gefasst.      System hätte zur Folge, dass eine Kirchenge-      Euro, der vor allem aus der handelsrechtlich        nahmeausfälle bei Bildungs- und Tagungshäu-
                    Die Amtsdauer beträgt jeweils vier Jahre. Mit-   meinde, in der leistungsstarke Personen woh-      vorgegebenen Anpassung des Rechnungs-               sern, Stornokosten und ausfallende Elternbei-
                    glieder sind nach den Statuten unter anderen     nen, mehr Geld zur Verfügung hätte als eine       zinses der Pensions- und Beihilferückstellun-       träge für Betreuungen in Kitas und Schulen.
                    der Mainzer Bischof als Vorsitzender, der Ge-    Gemeinde, in der viele Arbeitslose und Ge-        gen resultiert (47,8 Millionen Euro). Dieser Jah-   Die Finanzkrise 2008/2009 hat gezeigt, dass es
                    neralvikar als sein Stellvertreter sowie je-     ringverdiener wohnen, die nur wenig zur fi-       resfehlbetrag konnte durch Entnahme aus den         einige Jahre dauert, bis das Vorkrisenniveau
                    weils ein gewählter Laienvertreter der Ver-      nanziellen Sicherstellung ortskirchlicher Auf-    Ergebnis- und Zweckrücklagen des Bistums            wieder erreicht wird.
                    waltungsräte aus den 20 Dekanaten des Bis-       gaben beitragen können.                           Mainz gedeckt werden. Die Eigenkapitalquote
                    tums. Geschäftsführender Vorsitzender ist                                  BEARBEITET VON          sinkt von 40,7 Prozent auf 37,2 Prozent.                                        BEARBEITET VON
                    Dr. Volker Kurz aus Mühlheim-Dietesheim.                      HANS-JÜRGEN BRUNNENGRÄBER                                                                               HANS-JÜRGEN BRUNNENGRÄBER

18   KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                          KREUZ + QUER        19
GEMEINDELEBEN                                                                                                                                                                 KREUZ+QUER SPEZIAL

 ANMELDUNG
 ZUM GOTTESDIENST                                                                     SONDERSEITEN ZU UNSEREM KIRCHENMAGAZIN

 Karten kauft oder bestellt man für das Kino, Theater oder sonstige
 kulturelle Veranstaltungen, aber doch nicht für die Kirche.

 Seit Corona ist alles anders. Auch für einen Gottesdienst muss
 man sich anmelden, zumindest für die Gottesdienste an den
 Sonn- und Feiertagen. Bisher klappte das in unserer Gemeinde
                                                                                                           Bewegende Begegnungen
 sehr gut, bedeutet aber einen großen Kraftakt für unser Pfarrbüro.
                                                                                Das Stift Neuburg am Neckar ist das letzte noch erhaltene    Denn von Benediktiner-Kloster Neuburg, seinen Äbten
 Nun wollen wir versuchen, neben der telefonischen Anmeldung                    Tochterkloster der ehemaligen Reichsabtei Lorsch. Aktuell    und seinen Angeboten können wir Inspiration erfahren.
 auch die Möglichkeit sich online anzumelden, einzurichten.                     ist das Kloster bei Heidelberg für Besucher geschlossen.     Albert Bähr, viele Jahre engagiert für unsere „Nazarius“-
                                                                                Persönliche Begegnungen mit den Mönchen sind also nicht      Themenbriefe, erinnert in seinem Beitrag an Adalbert von
 Wir danken an dieser Stelle für Ihre Treue, Disziplin und hoffen               möglich. Unser Sonderteil möchte zum Nachdenken er-          Neipperg, den Gründer-Abt des Klosters Neuburg. Anna
 weiterhin auf Ihr Verständnis.                                                 muntern, wie unsere Pfarrgemeinde in der Nachfolge ihres     Maria Nimz-Fettel schildert ihre Eindrücke von Abt (emeri-
                                                                                klösterlichen Erbes auch die Pflege der Verbindung mit dem   tus) Franziskus Heeremann, der im Rahmen der Ökumene-
                                                                                Kloster Neuburg einschließen kann. Vielleicht kann der Co-   Vortragsreihe in Lorsch weilte.
                                                                                rona-bedingte Abstand unsere Gemeinde bewegen, sich          Übrigens: Jedes Jahr am 24. August dem Patroziniums-
                                                                                über neue Möglichkeiten der Begegnung und des Miteinan-      fest des Stiftes Neuburg feiern aus alter Tradition einige
                                                                                ders mit den Nachfolgern der Lorscher Mönche Gedanken        Lorscher Gemeindemitglieder mit den Mönchen des Stiftes
ONLINE PLÄTZE RESERVIEREN                                                       zu machen.                                                   gemeinsam einen Gottesdienst. Danach läd der Abt die
                                                                                                                                             Lorscher Abordnung zu einem Gespräch ein.
        https://www.nazarius-lorsch.de/de/gottesdienst-anmeldung/

                                                                                Mit Helga Janowitz und Albert Bähr sind zwei erfah-          dachten, sprach sie den Sachverhalt druckreif und
                                                                                rene Mitglieder auf eigenen Wunsch aus privaten              präzise formuliert aus. Sie brachte viele Anliegen und
WEITER TELEFONISCH? KEIN PROBLEM!                                               Gründen aus dem Redaktionsteam von „Kreuz + Quer“            Fragen verschiedener Gemeindemitglieder mit in die
                                                                                ausgeschieden.                                               Sitzung und entsprechend in das Heft.
        06251 - 52332
                                                                                Beide haben viele Jahre an der Gestaltung des ehe-   Viele Dinge des alltäglichen Lebens (mit Gott) konn-

                                                                                        Dankeschön.
                                                                                maligen Nazarius-Heftes maßgeblich mitgearbeitet.    ten die beiden so in neuem und richtigem Licht er-
                                                                                Diese jährlich erscheinenden Gemeindebriefe waren    scheinen lassen. Ich denke gerne an die Zeit zurück,
                                                                                zum größten Teil theologisch-spiritueller Natur.     in der wir in stundenlanger Kleinarbeit Korrekturen
                                                                                                                                     gelesen haben und erst zufrieden waren, wenn alles,
                                                                                Albert Bähr konnte zu jedem Thema die entspre- auch jedes Komma, seine Richtigkeit hatte.
                                                                                chenden Bibel- und Literaturstellen benennen. Er hat
                                                                                einen unendlichen Fundus an Interpretationsmög- So bedanken wir uns für die fruchtbare Arbeit mit
                                                                                lichkeiten der benannten Stellen und Autoren. Sein ihnen, auch dafür, dass sie das neue „Kreuz+Quer“
Da aufgrund der momentanen Situation sich Termine oft-                          Hauptanliegen war, die Gemeinschaft der Lorscher mit auf einen guten Weg gebracht haben. Schade,
mals kurzfristig ändern werden alle aktuellen Termine in                        Gemeinde auf ihrem Weg zu Gott zu begleiten und zu dass wir nun auf das Wissen und Engagement von
der Gottesdienstordnung bzw. auf unserer Website unter
www.nazarius-lorsch.de veröffentlicht.
                                                                      TERMINE   bereichern. Er ist mit seinen Lesern gemeinsam auf Herrn Bähr und Frau Janowitz im jetzigen Team ver-
                                                                                der Suche.                                           zichten müssen. DANKE FÜR ALLES.

                                                                                Helga Janowitz ist eine begnadete Formulierungs-
                                                                                künstlerin. Während die anderen Redaktionsmitglie-
                                                                                der noch über die treffenden Worte und Sätze nach-                             ANNA-MARIA NIMZ-FETTEL

 20     KREUZ + QUER                                                                                                                                                              KREUZ + QUER     21
KREUZ+QUER SPEZIAL

                                                                                                                    «Wir meinen, viel über Gott
            «WIE KANN MAN HEUTE
                                                                                                                    zu wissen, aber das Wichtige
            ÜBER GOTT SPRECHEN»                                                                                     ist unsagbar.»
     SENIOR-ABT FRANZISKUS HEEREMANN
     WIRBT FÜR EINE ZEITGEMÄSSE SPRACHE

Erst als Mönch, zunächst als Trappist, dann als Bene-          WIE SPRICHT MAN VON GOTT                                            GOTT IN BILDERN
diktiner und schließlich Abt im Kloster Neuburg bei
Heidelberg am Neckar, ein Tochterkloster des Lorscher     „Die großen Worte der Kirche sind besonders jungen        „Wir können uns dennoch nicht von Gott verab-
Klosters, lebte er mehr als 40 Jahre in der Abgeschie-     Christen fremd “, sagt Heeremann. Gnade, Herrlichkeit,    schieden, wir können nicht schweigen“, sagt Franzis-
denheit, in einer seelsorgerischen Abstinenz. Er über-     Dreieinigkeit sind Worte, die nicht zu den Menschen       kus Heeremann. Wer ist Gott? In welchen Gottesbil-
nahm zwar klösterliche Aufgaben, wie die Führung           im Alltag durchdringen. Die Sprache der Kirche und        dern können wir ihn beschreiben? Sind es Bilder der
der Klosterbibliothek oder die Betreuung von Gästen,       der spirituellen Aussagen und die Worte des Glaubens      Angst oder Bilder der Freude? Mit welchem Bild kann
aber er lebte in einer tief gläubigen und streng regle-    seien unverständlich geworden, auch wenn sie viel-        ich beim Anblick allen Unglücks in der Welt noch le-
mentierten Gemeinschaft. Vor zweieinhalb Jahren            leicht rudimentär im Kinderglauben vorhanden seien.       ben? An vielen Beispielen und Zitaten aus Theologie
legte er im Alter von siebzig Jahren Amt und Habit ab      Aber dennoch werde das Wort Gott in vielen Redewen-       und Literatur, auch aus neuester Zeit, stellte er die ver-
und arbeitet nun in Frankfurt in der Dompfarrei mit.       dungen inflationär benutzt.                               schiedenen Sichtweisen und Erschließungsversuche
                                                                                                                     dar.

                 ZWEI LEBEN                                          GOTT ENTZIEHT SICH
                                                                        DER SPRACHE                                              KIRCHE IM WANDEL
Beim traditionellen ökumenischen November-Vor-
trag im Paul Schnitzer-Saal in Lorsch sprach Franzis- „Gott kann man nicht vereinnahmen und schon gar               „Der Gott des Alten Testamentes ist schwierig zu              «Gott offenbart sich in Jesus
kus Heeremann über sein früheres und gegenwärtiges nicht mit der Sprache“, ist Heermann überzeugt. Man               verstehen“, acht der Senior-Abt deutlich. Aber es gibt
Leben und über die Menschen und Gott.                  kann eine Gottesrede in Ehrfurcht und Demut führen,           entmythologisierende Tendenzen der Entwicklung der           Christus der uns mit Menschen-
                                                       aber in der Gewissheit, Gott ist unendlich viel größer,       Bibelforschung. Das heißt, theologische Aussagen der         worten Nächstenliebe und
Es war, so erzählte er, eine große Umstellung und er als wir erfassen können. Wir meinen, viel über Gott zu          Bibel sollen so formuliert werden, dass sie mit dem
sah sich in einer völlig neuen Situation. Schmunzelnd wissen, aber das Wichtige ist unsagbar. Man schreibt           modernen Weltbild kompatibel sind. Gott offenbart            Versöhnung lehrt.»
berichtete er von der Anmietung einer Wohnung, dem und redet um ihn herum.                                           sich in Jesus Christus, der uns mit Menschenworten
Führen eines eigenen Haushalts nebst Waschen, Ein-                                                                   Nächstenliebe und Versöhnung lehrt. Auch das Neue
kaufen, Kochen, Reinigen und was sonst noch so an                                                                    Testament soll untersucht werden auf ihre jeweilige
bisher unbekannter Hausarbeit anfällt. Sehr anschau- «Die großen Worte der Kirche                                    Zeit und den derzeitigen Stand der Entwicklung. „Da
lich erläuterte er seine innere Verfassung, wie er mit                                                               darf Kirche nicht retardierend, sondern aufbauend
seinen Grenzen und Schwächen zu kämpfen hatte. sind besonders jungen Christen                                        auftreten“, fordert Franziskus Heeremann.
Aber er empfindet sein Leben heute als einen Weg kon-
                                                       fremd.»
sequenter Kontinuität. Besondere Freude findet er in
der Begegnung mit den vielen Menschen in der bro-
delnden Großstadtmitte. Aber wie spricht man mit
                                                                                                                                                      ANNA-MARIA NIMZ-FETTEL
ihnen über Gott?

22    KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                  KREUZ + QUER   23
KREUZ+QUER SPEZIAL

       LICHTGESTALT IN FINSTERSTER ZEIT:                                                                                                                                                Er verstand es, die Jugendlichen
                                                                                                                                                                                        anzusprechen, weil er ihre inne-
       ADALBERT VON NEIPPERG, 1890 – 1948                                                                                                                                               ren Nöte kannte und weil er ihre
      ABT VON STIFT NEUBURG BEI HEIDELBERG                                                                                                                                                      Sprache sprach.

                    MÄRTYRER

W              enn ein Mann verdient hätte, als Vorbild für
               christliche Tugend und Glaubenskraft in
finsterer Zeit gerühmt und verehrt zu werden, so er, der
Tröster und Märtyrer, der Abt von Werschetz und Zrenja-
                                                                         Erzabt Raphael Walzer von Beuron erwog die Grün-
                                                                         dung einer Abtei in Baden, kaufte 1926 das Stift und
                                                                         errichtete ein Benediktinerkloster. Dieses ist das ein-
                                                                         zige noch existierende Tochterkloster der ehemaligen
                                                                                                                                           Adalbert konnte auf seinen vielen Vorträgen und
                                                                                                                                           Ansprachen „vor Zehntausenden bei Kirchentagen,
                                                                                                                                           Papstfeiern und ähnlichen Anlässen“ begeistern.
                                                                                                                                          „Bald musste man in Neuburg an hohen Feiertagen
                                                                                                                                                                                                                                  Schweren Herzens bat Abt Adalbert 1934 in Rom um
                                                                                                                                                                                                                                  Entpflichtung von seinem Amt – trotz vieler Unter-
                                                                                                                                                                                                                                  schriften von Heidelberger Bürgern.

nin“ urteilen die Verfasser des Buches „Die Gefangenen“.1                Lorscher Reichsabtei.                                             Eintrittskarten für die Klosterkirche ausgeben, um der                                                                IM AUSLAND
                                                                                                                                           großen Gottesdienstbesucher, die den Abt predigen
Wer war dieser herausragende Mann, der 1948 als                                               ABT VON NEUBURG                              hören wollten, Herr zu werden“, vermerkt der Chro-     Die Oberen versetzten Adalbert als Seelsorger in ös-
Märtyrer starb? Welche Beziehungen gibt es zu                                                                                              nist.2 Ziel seiner Ansprachen war es, die Menschen     terreichische Klöster. Nach dem Anschluss Öster-
Lorsch?                                                                  Graf Adalbert von Neipperg wurde am 31. März 1890                 zu einer inneren Verbundenheit mit Christus zu füh-    reichs 1938 floh Adalbert nach Windisch-Feistritz in
                                                                         als Karl von Neipperg in Meran geboren. Er wuchs auf              ren. Das Christsein sei ein „Leben in Gott – mit Chris-Jugoslawien. Nachdem deutsche Truppen Jugoslawi-
Adalbert von Neipperg war der erste Abt des 1929                         Schloss Schwaigern bei Heilbronn auf. Nach dem Ab-                tus – in der Kirche“.3 Besonders die Jugend lag ihm    en überfallen hatten, übernahm er zwei große Pfar-
wiedergegründeten Bene-                                                                            itur begann er Kunstge-                 am Herzen. Adalbert begleitete Jugendverbände und      reien mit einigen Gebirgsdörfern, die teilweise im Ge-
diktinerklosters Neuburg                                                                           schichte zu studieren, trat             gründete neue. Er verstand es, die Jugendlichen an-    biet von Partisanen lagen: stundenlange Versehgän-
bei Heidelberg. Die Reichs-                                                                        aber kurz darauf 1911 in den            zusprechen, weil er ihre inneren Nöte kannte und       ge, im Winter bei 2 m bis 3 m Schnee, durch militäri-
abtei Lorsch hatte hier ein                                                                        Benediktinerorden in Beu-               weil er ihre Sprache sprach.                           sches Sperrgebiet, selbst bei Tieffliegeralarm. In ei-
Tochterkloster gegründet.                                                                          ron ein und nahm den Klos-                                                                     nem Jahr bereitete er 1000 Firmlinge vor. Er über-
1185 wurde die Abtei in ein                                                                        ternamen „Adalbert“ an.                Schon früh hatte er die verführerische und verbre- nahm auch noch die seelsorgerische Betreuung der
Frauenkloster umgewan-                                                                             Erzabt Walzer ernannte ihn             cherische Ideologie des Nationalsozialismus erkannt. deutschen Soldaten. Immer ging er in seiner schwar-
delt. Nachdem sich die                                                                             am 9. Mai 1929 zum ersten              In einem Aufruf schreibt er 1933: „Es gehört zum Die- zen Kutte. Und all das bei einer labilen Gesundheit!
Nonnen der Reformation                                                                             Abt der wiedergegründeten              nen des Führers, dass er nichts gewaltsam erzwingt,
angeschlossen hatten, lös-                                                                         Abtei Neuburg.                         sonst wird nur zerstört“.4 Und in einem Vortrag 1934 Beim Versuch, mit den letzten abziehenden deut-
te es der pfälzische Kurfürst                                                                                                             warnt er: „Kein Katholik darf als letztes Kriterium der schen Truppen über die Grenze zu kommen, wurde er
1562 auf. Das ehemalige                                                                                   Adalbert übernahm eine          Sittlichkeit Rasse und Blut anerkennen, wie es im Par- am 9. Mai 1945 von jugoslawischen Partisanen gefan-
Kloster erhielt seinen Na-                                                                                schwere und heikle Aufga-       teiprogramm (der Nationalsozialistischen Deutschen gengenommen.
men „Stift Neuburg“, als es                                                                               be. Viele Bürger Heidelbergs    Arbeiterpartei) verlangt wird“.5
1672 ein „Adeliches Fräu-                                                                                 waren gegen die Kloster-                                                                                    WERSCHETZ
lein und Jungfern Stift“                                                                                  gründung, sie wollten das       Bald aber kam es zu Spannungen zwischen Abt und
wurde. Nachdem sich im                                                                                    Stift mit seinen Kulturschät-   Konvent. Adalbert wollte, dass sich das Kloster nach Nun begann Abt Adalberts Leidensweg. Obwohl
18. Jahrhundert dort Jesui-                                                                               zen lieber öffentlich zu-       außen hin öffnete und „nicht in stiller Beschaulich- ihm die Ausreise nach Deutschland angeboten wur-
ten bis zur Ordensauflö-                                                                                  gänglich machen und ein         keit und Abgeschlossenheit“ wahrgenommen wer- de, wollte er den verwundeten deutschen Soldaten in
sung niedergelassen hat-                                                                                  Museum für die Romantiker       de.6 Den Mönchen ging diese Öffnung zu weit. Hinzu einem Lazarett im jugoslawischen Marburg beiste-
ten, ging es in Privatbesitz                                                                              er- richten. Abt Adalbert       kamen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, weil hen und half, sie auch medizinisch zu versorgen. Von
über. Im 19. Jahrhundert                                                                                  verstand es, in Predigten       enorme Schulden, Inflation und Arbeitslosigkeit die den 175 000 deutschen Soldaten in Jugoslawien ka-
wurde das Stift Zentrum                                                                                   und Vorträgen, Vertrauen        Neugründung belasteten.                                 men in der Gefangenschaft 80 000 um, allein 10 000
berühmter Dichter und                                                                                     zu wecken und diese Wi-                                                                 auf den „Sühnemärschen“.
Philosophen.                  P. ADALBERT KURZ NACH SEINER PRIESTERWEIHE                                  derstände zu überwinden.

ANMERKUNGEN 1 Paul Carell/Günter Böddekker: Die Gefangenen. Leben und Überleben deutscher Soldaten hinter Stacheldraht.                   2 Abtei Neuburg: Wort in der Zeit, Nr. 197/2013, S. 11 (von Abt Adalbert gegründet) | 3 ebd., S. 12 | 4 ebd., S. 14 | 5 ebd., S. 14 | 6 ebd., S. 13
Frankfurt/M – Berlin – Wien1980, S. 232                                                                                                   7 Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Paderborn,5. Auflage 2010, Bd. 2, S. 911 | 8 s. Anm. 1, S. 217

24       KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                                                                                                    KREUZ + QUER   25
KREUZ+QUER SPEZIAL

                                                                                                                                                                                                    «Wenn er durch die Straßen der alten Stadt
                                                                                                                                                                                                    ging, eilten die Kinder zu ihm und küssten
                                                                                                                                                                                                       ihm die Hände, die Menschen, die im
                                                                                                                                                                                                     Lande Titos die Treue zu ihrem Glauben
                                                                                                                                                                                                      bewahrt hatten, grüßten ihn und luden
                                                                                                                                                                                                                ihn in ihre Häuser.»

Nach     Zwischenstatio-                                                           fangenen bewunderten                                                                      seine Vorlesungen in der „Stacheldrahtuniversität“ die     Der Stab ließ über den Boten erklären, der Abt sei
nen wurde Adalbert in                                                              insbesondere die mitrei-                                                                  kommunistische Lehre zu untergraben, Der Kelch             nicht hier gewesen. Wahrscheinlich sei er heimlich
das Offizierslager Wersc-                                                          ßende Heiterkeit des Ab-                                                                  wurde ihm abgenommen mit der Begründung, er sei            geflohen. Die Lagerleitung verbreitete, der Abt habe
hetz, etwa 70 km östlich                                                           tes. Heimkehrer berichte-                                                                 gestohlen worden.                                          seine Ausgeherlaubnis zu heimlicher Flucht miss-
von Belgrad, getrieben.                                                            ten später, wie er körper-                                                                                                                           braucht – er sei auf der Flucht erschossen worden.
Die       unmenschliche                                                            lich   vollkommen      er-                                                                Trotzdem ging eine große Ruhe vom Abt aus, die
Bahnfahrt im Viehwag-                                                              schöpft auf der Schulter                                                                  sich auch auf die Mitgefangenen übertrug. Ein mitge-       Kein Gefangener konnte dies glauben. Bald kursierte
gon ertrug er mit großer                                                           von Kameraden von sei-                                                                    fangener Offizier berichtet: „Wenn er durch die Stra-      im Lager und in Werschetz das Gerücht, Abt Adalbert
Geduld. An furchtbarem ABT ADALBERT GEMALT VON EINEM MITGEFANGENEN nem Lager zur Latrine                                                                                     ßen der alten Stadt ging, eilten die Kinder zu ihm und     sei ermordet worden. Seine unbekleidete Leiche wur-
Hunger und quälendem                                                               gebracht wurde – und                                                                      küssten ihm die Hände, die Menschen, die im Lande          de unter einem Maisschrothaufen von Schweinen
Durst starben Hunderte. Obwohl Adalbert wegen sei- dennoch ein unüberwindbares, strahlendes Lächeln                                                                          Titos die Treue zu ihrem Glauben bewahrt hatten,           freigewühlt und von einem Schweinehirten entdeckt.
nes Schweizer Passes hätte entlassen werden können, im Gesicht hatte. Viele, die verzagen wollten, waren                                                                     grüßten ihn und luden ihn in ihre Häuser. Er hatte die
blieb er bei den verwundeten Soldaten. Er war sich beschämt, wenn sie sahen, wie er sein Schicksal er-                                                                       bezwingende Macht derer, die in Gott sind… Er brach-       Der Tote kommt als ein unbekannter Leichnam ins
auch bewusst, dass die Deutschen verbrecherische trug, fassten aber auch wieder Mut ob dieses Vorbil-                                                                        te für die Kranken Heilkräuter, er schleppte Kannen        Leichenhaus von Werschetz. Er weist Spuren von
Taten verübt hatten. Er ergab sich ganz dem Willen des.“9 Ein paarmal pendelte er zwischen Werschetz                                                                         mit Milch ins Lager, er bat um Fett bei den Bauern… Er     schwersten Misshandlungen auf. Die Kehle war
Gottes, um „einen winzigen Teil der großen Schuld“ und dem Lazarett in Zrenjanin hin und her. Als ein                                                                        war unser Vater – er war noch mehr als das… In die         durchgeschnitten. Die Behörden erklären den Toten
mit abzubüßen.                                         deutscher Arzt Adalbert für die Repatriierung vor-                                                                    Unmenschlichkeit unseres Daseins brachte er die            für einen nach einem Saufgelage zu Tode gekomme-
                                                       schlug, verlangte dieser von ihm, dass er keinen An-                                                                  Würde des Menschen, der nah bei uns war und nah an         nen Ungar.
Werschetz galt als „Vorhof zur Hölle, als das trag mehr stellen solle: „Meine Aufgabe ist, hier zu                                                                           dem Herzen Gottes.“ 12
schlimmste Kriegsgefangenenlager der Kriegsgefan- bleiben und zu helfen.“10 An einen Freund schreibt er:                                                                                                                                Aber ein Friedhofsarbeiter, ein Handwerker, drei Ge-
genschaftsgeschichte“.8 Hier gab es weder Stroh noch „Bald drei Jahre bin ich nun ein Gefangener. Eine lan-                                                                  Was dann am 23.12.1948 geschah ist im Bericht von          fangene, die außerhalb des Lagers arbeiteten, und
Pritschen, weder Bänke noch Tische; geschlafen wur- ge und schwere Zeit, die ich aber nicht missen möchte,                                                                   Abt Ohlmeyer zu lesen: „Am Morgen des 23. Dezember         viele Bürger können den Toten identifizieren. Ein Ge-
de auf der nackten Erde. 1946 hatte sich die Zahl der schon weil ich vielen helfen konnte im Leben und im                                                                    gab er seinen Kameraden bekannt, er werde in die           fangener später: „Er wusste zu viel von Dingen, die
Gefangenen von rd. 3 000 auf 2 000 verringert – allein Sterben. Wie sehne ich mich nach Chor und Zelle…                                                                      Stadt gehe, um Weihnachtseinkäufe zu machen…Um             keine Zeugen vertragen. Außerdem sah man in ihm
durch Tod. „Dysenterie“ (Ruhr) lautete die Diagnose. Aber manchmal gibt Gott einem Herzen ein reines                                                                         12 Uhr, so versicherte er, werde er wieder zurück sein.    einen Exponenten der verhassten römisch-katholi-
Nachdem 1948 ca. 1 200 ehemalige Offiziere entlassen und hohes Sehnen und fordert gleichzeitig das Opfer                                                                     Als er aber zur angesagten Zeit nicht zurückkehrte, ge-    schen Kirche, deren Einfluss man fürchtete.“ 14
worden waren, erklärte man die noch Verbliebenen zu dieses Sehnens. Gerade durch dieses Opfer … erfüllt                                                                      rieten seine Kameraden in begründete ernste Sorge
Untersuchungsgefangenen, von denen man Geständ- der Mensch seine Sendung.“ 11 Weil sich der Vatikan                                                                          um ihn. Gegen 17 Uhr meldeten sie sein auffallendes,       Wer die Abtei Neuburg besucht, findet in der Kloster-
nisse erpresste, um sie dann verurteilen zu können. für ihn einsetzte, schimpften ihn die Kommissare                                                                         besorgniserregendes Ausbleiben der deutschen Lager-        kirche die Grabplatte des Abtes Adalbert von Neipperg
Sie wurden qualvoll gefesselt in Einzelzellen von 1m „Klerikalfaschist“ und „Spion“, weil er Bücher und ei-                                                                  leitung. Der Lagerleiter erklärte darauf: ‚Ich vermute,    mit seinen sterblichen Überresten, die im Oktober
auf 1,5m gehalten und gefoltert. Die meisten wurden nen Brief aus der Schweiz erhalten hatte.                                                                                dass der Abt beim jugoslawischen Stab ist. Ich traf ihn    1989 von Werschetz überführt wurden. Das Wirken
zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, einige starben.                                                                                                                        heute Morgen in der Stadt, und er sagte mir, dass er auf   und Leiden Adalberts sind in das „Deutsche Martyro-
                                                       Plötzlich gewährte ihm der Lagerkommandant Aus-                                                                       der Straße dem Kommissar begegnet sei. Dieser habe         logium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen. Im
Abt Adalbert war gesundheitlich schwer angeschla- geherlaubnis ohne Bewachung. Die Mitgefangenen                                                                             ihm im Auftrag des Kommandanten mitgeteilt, er solle       Jahre 2015 regte der Abt von Neuburg die Seligspre-
gen. Er hatte ein Lungenleiden, litt an Dysenterie und warnten ihn, er sei ohne Schutz, zumal er auf einer                                                                   zum jugoslawischen Stab kommen. Schickt deshalb            chung des Märtyrers an, die vom Erzbischof der Diö-
an einer schweren Herzerkrankung. „Die Kriegsge- „schwarzen Liste“ stand. Man warf ihm vor, durch                                                                            das Essen und die Decke des Abtes zum Stab.‘“ 13           zese Freiburg unterstützt wird.           ALBERT BÄHR .

ANMERKUNGEN 9 s. Anm. 2, S. 15 | 10 s. Anm. 1, S. 235 | 11 s. Anm. 2, S. 16 | 12 s. Anm. 1. S-. 238 | 13 zit. ebd., S. 238 f | 14 s. Anm. 2, S. 17 | Bilder: Abtei Neuburg

26        KREUZ + QUER                                                                                                                                                                                                                                                     KREUZ + QUER    27
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