Camino Zeitschrift der Caritas-Kinderheim Gesellschaft - März 2021 - Caritas Rheine
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Camino Zeitschrift der Caritas-Kinderheim Gesellschaft März 2021 „Hier kann ich stark und glück- Im Wandel lich werden“ der Zeit 7-19 22 50 Jahre Caritas- Kinder- und Berichte WG für Jugendheim junge Erwachsene 39-41 50-51
Liebe Leserinnen und Leser, 5 „farbenfroh 5.0“ ist das Motto unseres diesjährigen Mutlosigkeit und Schwarzmalerei sind in den erzieheri- 5.0 Jubiläumsjahres. Das Caritas-Kinder- und Jugend- schen Hilfen wahrlich reich gesät. Insbesondere wenn heim ist 50 Jahre jung und wird das Jubiläum im wir auf die bisherigen Biografien unserer zu betreuen- Laufe des Jahres mit vielen Aktivitäten und einem den und zu fördernden jungen Menschen schauen. Jahre Sommerfest am 13. August feiern. Wie kann da noch jemand Lebensfreude empfinden, 1971-2021 Caritas-Kinder- und Unser Jubiläumsmotto setzt sich aus den Wörtern dem schon in jungen Jahren übel mitgespielt wurde, Jugendheim so häufig eine wiederkehrende Frage. „farben“ und „froh“ zusammen. „farben“ soll dabei verdeutlichen, wie bunt und vielfältig sich in den ver- Die emotionalen Brüche und Enttäuschungen daher gangenen 50 Jahren unsere Betreuungsangebote und nicht kleinreden oder ignorieren, sondern behutsam – formen entwickelt haben. Angebote der erzieheri- und zugewandt aufgreifen. Im Tempo des Kindes blei- farbenfroh 5.0 schen Hilfen stehen dabei immer in einem unmittelba- ben und auch Zeiten der Distanzierung und Desori- ren Kontext zu gesellschaftlichen Entwicklungen und entierung aushalten. Trösten und „da bleiben“, wenn Das rote Blau und grüne Gelb Anforderungen. Konflikte und Enttäuschungen die Seele erschüttern und die Tür immer einen Spalt aufhalten, auch wenn Besonders deutlich zeigte sich diese Unmittelbarkeit im Alltag wieder mal ein Streit mit den Betreuern aus Es machen uns die Farben froh in der Flüchtlingskrise der vergangenen Jahre. Hier den Fugen zu geraten droht. wurden in Kooperation mit den kommunalen Stellen innerhalb kürzester Zeit Strukturen und Angebote Dazu das Leben in seiner Farbigkeit und Erlebnistiefe Mit fünfpunktnull gleich sowieso differenzierter Betreuungs- und Förderintensitäten erfahrbar machen. Sowohl in unzähligen Unterneh- Das rote Blau und grüne Gelb geschaffen. Viele vertriebene junge Menschen aus mungen und Aktivitäten im Gruppenalltag, aber auch Ländern Afrikas und Asiens integrierten sich dadurch in erlebnispädagogischen Maßnahmen und Begeg- All die Farben dieser Welt in Nachbarschaften und Vereinen, erlernten einen nungen mit Jugendlichen und Mitarbeitern unserer Leuchten auf im jungen Leben Beruf und fanden eine neue Heimat. Eine Erfolgs- Partnereinrichtung aus dem litauischen Trakai. Auch geschichte sondergleichen, auch wenn nicht alles das gemeinsame Pilgern auf dem Jakobsweg ver- Geben Zuversicht und Segen reibungslos verlief. mittelt tolle Erlebnisse und neue Sichtweisen auf sich selbst. Junge Menschen erfahren sich in vielfältiger In der derzeitigen Corona-Pandemie zeigt sich eben- falls, wie professionell und kreativ, aber auch mutig Weise und lernen sich in ihren Grenzen und Möglich- Wer so fröhlich eingefärbt keiten neu kennen. und zuversichtlich auf veränderte Herausforderungen Durch die Alltagsstraßen fährt reagiert werden muss. Wie in vielen anderen Jugend- Neben den fachlichen Standards in der Betreuung hilfeeinrichtungen auch, blieben unser Haus offen und von Kindern und Jugendlichen in den erzieherischen Hier und da mal ausprobiert unsere Angebote weiterhin verfügbar. Hilfen ist daher die (er)spürbare Lebensfreude ein ent- scheidender Faktor in der Gestaltung erzieherischer Was aus krummen Wegen wird Das lokale Virusgeschehen wurde fortlaufend ana- Prozesse und auch für das Gelingen des weiteren Lebt mit allen seinen Sinnen lysiert und sofern notwendig auf der Basis gegen- Lebensweges. In diesem Sinne ist das Caritas-Kinder- seitiger Achtsamkeit weitere Schutzmaßnahmen abgestimmt. Stets war uns wichtig, dass nicht das und Jugendheim seit 50 Jahren „farbenfroh“ unter- Leuchtet gerne auch von innen wegs. Virus unser Denken und Handeln bestimmt, sondern die Frage, wie wir unter den gegebenen Umständen unsere Betreuung bestmöglich organisieren und N. D. 2021 Es grüßt durchführen können. Neben dem Blick auf Grenzen und Möglichkeiten basiert „das Machbare“ auf einer guten Portion Zuversicht und Lebensfreude. Sie sind quasi der Kraftstoff für Veränderungsprozesse. Winfried Hülsbusch Der Begriff Lebensfreude bildet sich daher im zweiten Geschäftsführer Teil unseres Mottos „farbenfroh“ ab. Alles, was wir tun, Caritas-Kinderheim gGmbH wird über die fachlichen Überlegungen hinaus durch Heimleiter unsere Befindlichkeit eingefärbt. Sie entscheidet, ob wir eher in Grautönen und Verzagtheit oder mit Optimismus und Selbstvertrauen handeln. Anlässe zur 2 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 3
Cuma, 7, CKJH Nachbarin, 81 Lichtblicke in der Corona-Zeit „der (selbst- Andrea, 45, MA „viele Spaziergänge mit Freunden und Bekannten“ organisierte) „weniger Termine Laternenumzug“ und Stress“ Die Tagesgruppe hat sich auf den Weg gemacht und nach den positiven Seiten der Corona-Pandemie Ausschau gehalten. Hierzu hat die Gruppe verschiedene Personen wie beispielsweise Mitarbei- tende, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Spaziergänger oder auch Eva, 28, MA Nachbarn des Caritas-Kinder- und Jugendheimes befragt. Dabei Vater, 33, SFA „weniger Freizeitstress Sirin, 19, Praktikantin stand folgende Frage im Mittelpunkt: „unglaublich viel Zeit mit und mehr Zeit mit der „Zeit für Dinge, die man der Familie“ Familie“ sonst aufgeschoben hat“ persönlicher Lichtblick in der Corona-Zeit? Was ist Dein/Ihr Monika, 60, MA „viele schöne Wanderungen Spaziergängerin, Rheine Carsten, 39, MA „wissen, wer und welche Marlon, 11, CKJH mit Freunden“ Enno, 9, Rheine Johanna, 20, Praktikantin „mehr Zeit mit Umarmungen einem wirk- „weniger Hausaufgaben“ „weniger Stau“ „mehr Wertschätzung für meinen Kindern“ lich wichtig sind“ Dinge, die vorher selbst- verständlich und alltäglich Britta, 45, MA waren“ „mehr Zeit für die Spaziergängerin Familie und für mich“ „weniger Andrang an Gabi, 55, MA schönen Orten“ „Wert der Gesundheit Mahmud, 11, CKJH erkennen“ Francesco, 13, TG Winfried, 60, GF „mehr Freizeit und „mehr Zocken und länger „Entschleunigung und weniger Termine“ schlafen“ Annette, 61, MA mehr Zeit füreinander“ Nachbar, 80 „neue kreative Ideen Hanna, 27, MA „die Impfung“ „Weihnachten und Silvester entwickeln, umsetzen war noch nie so entspannt“ und feststellen, es Sabrina, 23, Praktikantin geht auch anders“ Mädchen, 6, CKJH „gutes und reibungsloses „die vielen Spaziergänge“ Praktikum mit wenigen Handwerker im CKJH, 26 Michael, 32, stellv. HL Einschränkungen“ Cornelius, 9, Rheine „Geld sparen“ „mehr Zeit für sich und Bewohnerin CKJH, 18 Christian, 41, MA „unter den Masken für Dinge, für die man „mehr Zeit mit „sich auf die wesentlichen kann man besser sonst nur wenig Zeit der Familie“ Dinge zu konzentrieren“ Grimassen ziehen“ hat“ Katharina, 27, MA „mehr Zeit für sich Eva, 24, MA selbst, die Familie und „mehr Zeit für die Nicole, 49, MA für eigene Projekte“ Magdalena, 21, MA Familie“ „die Wiederaufnahme Gianna, 38, MA Josephine, 9, CKJH „mehr Zeit mit der Familie der Arbeit im April“ „die Spaziergänge mit „dass wir keine und für sich selbst. Aber meiner Familie und Schule haben“ auch für die Schule“ leckeres Essen“ Hannah, 30, MA Spaziergängerin Ruth, 56, MA „mit gutem Gewissen „Homeoffice“ „dass wir und besonders zuhause bleiben zu CKJH: Caritas-Kinder- und Jugendheim auch das Kinderheim bisher können“ MA: Mitarbeitende Erik, 9, Rheine so gut durchgekommen sind“ GF: Geschäftsführer „kleinere Schulklassen“ Stellv. HL: stellvertretende Heimleitung FBL: Fachbereichsleitung 4 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 5
Lasse, 8, Rheine „weniger Umwelt- Nachbarin, 55 „Auseinandersetzung mit wich- Ehemalige berichten … verschmutzung“ Romina, 15, Geschwisterkind tigen (Sinnes-)fragen (z.B. „Was „mehr Zeit mit meinem tut mir gut?“) und so die Ent- Hallo, mein Name ist Katja und im Alter von 16 Jahren bin ich in das JWH (Jugendwohnhaus des Caritas-Kinder- Freund“ scheidung getroffen zu haben, und Jugendheimes) in Rheine gezogen. Damals mit 16 Jahren war das Verhältnis zu meiner Familie seit vielen zurück ins Elternhaus zu ziehen“ Jahren sehr schlecht, ich hatte keine gute Aussicht, meinen Hauptschulabschluss zu absolvieren, ging nur selten zur Schule und hing lieber mit so genannten Freunden ab, nahm Drogen, trank Alkohol und lebte in den Tag hinein. Margarete, 59, MA Wie es dazu kam ist eine lange Geschichte, durch frühes Mobbing in der Grundschule häuften sich dann auch Handwerker im CKJH, 22 die Probleme zu Hause. Ich veränderte mich, bekam psychische Probleme und es rebellierte in mir selbst, was „schwierige Situationen und „mehr Zeit für andere ich auch nach außen trug. Es entstand ein Teufelskreis, der ein Problem nach dem anderen mit sich brachte, ich Herausforderungen gemeistert Dinge statt feiern“ erfuhr häusliche Gewalt und schottete mich immer mehr von meinen Eltern und allem ab. Mit 12 Jahren waren zu haben und daran gewachsen Reinhild, 61, MA zu sein (keine Besuche der Mut- „viele schöne Telefonate meine psychischen Probleme so groß, dass ich anfing mich selbst zu verletzen, mit 13 Jahren in einer Jugend- ter im Altenheim)“ mit Menschen, mit denen schutzstelle fing ich an, Alkohol zu trinken und andere Drogen zu nehmen. Viele Jahre verlief mein Leben dann man vorher nicht so oft zwischen Wohnen zu Hause und Einweisungen in die Psychiatrie aufgrund von starker Depression und alles, was gesprochen hat“ diese so mit sich brachte, bis meine Eltern beschlossen, dass sie diese Situation nicht mehr tragen können. Nieka, 8, CKJH Diana, 29, MA „ich finde alles blöd daran“ Im Wandel der Zeit „mehr Zeit zum Entspannen“ Vorerst war ich alles andere als begeistert von dem Einzug ins JWH. Doch dort wurde auf mich eingegangen, mir wurde in meinem Tempo ein geregelter Alltag geboten, der mich nicht überforderte, was sich positiv auf meine Lara, 23, Praktikantin Ansichten auswirkte. Die ErzieherInnen standen mir immer zur Seite, glaubten an mich, wenn ich es nicht konnte „Zeit mit Freunden und keine Kraft dazu hatte. Ich schaffte es sogar, meinen Hauptschulabschluss als Klassenbeste abzuschließen, Luina, 9, CKJH und Familie“ Mutter, 33, CKJH ich gewann an Glauben an mich selbst dank all der täglichen Unterstützung aller Mitarbeiter im JWH. Ich bekam „die Spielplatzzeiten „ich habe meinen Sohn die Möglichkeit einer eigenen Wohnung im JWH. Das allererste Mal hieß es, sich selbst zu versorgen und sich um und Besuch von der besser kennengelernt, weil seinen Haushalt zu kümmern, aber auch da erfuhr ich immer Unterstützung aller Erzieherinnen und Erzieher. Auch Familie trotz Corona“ ich mehr Zeit mit ihm das Verhältnis zu meinen Eltern wurde besser. Natürlich war es eine harte Zeit und ich musste viel kämpfen, aber verbracht habe“ durch die tägliche Unterstützung aller Mitarbeiter, die mich nie aufgegeben haben, habe ich es geschafft, aus dem Teufelskreis herauszukommen. Ich bin allen ErzieherInnen und allen anderen Mitarbeitern der Caritas, die da- mals mit mir gekämpft haben, unendlich dankbar für deren Hilfe. Ich wüsste nicht, wie mein Leben nun aussehen würde, geschweige denn, ob ich noch leben würde, ohne die Hilfe. Von mir und im Namen meiner Eltern kann ich Marlen, 19, Praktikantin Tobias, 29, MA nur Dankeschön sagen und ich hoffe, dass dieser Beitrag andere dazu motiviert, sich niemals aufzugeben. „Zeit mit der Familie“ „mehr Zeit für die Familie“ Katja Heinze Jana, 33, FBL „viele unfassbar schöne und PS: Auch heute noch steht auf meinem Nachtschrank dieses neue Ecken, Landschaften Clemens, 7, Rheine Foto von meinen damaligen Bezugsbetreuerinnen und mir bei und Wanderrouten, die wir „Ausschlafen“ meinem Abschluss. Ein besonderer Dank geht an Euch zwei, sonst sicherlich nie entdeckt niemals werde ich vergessen, was Ihr für mich getan habt. hätten“ Anne, 27, MA „weniger Freizeitstress und ein stärkeres Bewusstsein für die Anton, 8, CKJH kleinen, oft so selbstverständli- „dass es bald chen Dinge“ Conny, 43, MA hoffentlich wieder „Wanderlust und die vorbei ist“ vielen schönen Ecken ganz in der Nähe“ 6 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 7
Interview mit Nicole (20) Kurzberichte Sie lebte vom 9. bis zum 19. Lebensjahr in der Wohngruppe Dinkelstraße ehemaliger Jugendlicher Wie war es für dich, als du mit 9 Jahren in die Gruppe gekommen bist? Am Anfang war es schwierig für mich, da ich eher schüchtern war und die anderen Kinder viel älter waren als ich. Ich war von meinem Es wurde dann aber schnell einfacher. Aber ich wollte immer gerne zurück zu meiner Mama. Hi, ich bin Jens, aktuell 29 Jahre alt. erheim in der WG Lilien- 16. bis zum 18. Lebensjahr im Kind te bin ich Berufskraftfahrer, thal. Damals war ich Schüler. Heu leben in einem Haus in Wie ging es dann so im Laufe deiner Zeit in der Dinkelstraße für dich weiter? verheiratet, Vater von 3 Kindern. Wir Der Saftladen bietet wieder die Motorradfan (fahre auch Zunächst lief alles ganz okay, aber als ich in die Pubertät kam, habe ich viele Entscheidungen getroffen, die nicht Horstmar. Und ich bin ein absoluter Möglichkeit Saft aus eigenen gut für mich waren. Ich hatte die falschen Freunde und einen für mich schlimmen Schicksalsschlag. Nach einigen selber, na klar). Früchten pressen zu lassen Auszeiten innerhalb des Kinderheims hatte sich mein Verhalten nicht geändert und meine letzte Chance war eine oder Lagerbestände in 5 Liter Auszeit in einer anderen Wohngruppe in Bernburg. Danach hatte ich entschieden, weiter in der Wohngruppe in Saftbeuteln käuflich zu erwer- Rheine zu bleiben und meine letzte Chance zu nutzen. Die Ungewissheit, wo ich nach einem „Rauswurf“ hinsollte, ben. Aus (den eigenen) Äpfeln brachte mich dazu, auch eine andere Sicht auf das Leben in der Dinkelstraße zu bekommen. Ich konnte nun auch wird frischer, naturtrüber Apfel- mer 2013 bis Frühjahr besser das Positive sehen. Ich bin Riso, 23 Jahre alt. Vom Som Direktsaft gepresst. Die letzten Monate in einer 2018 war ich in der WG Lilienthal. Sprechen Sie telefonisch einen habe damals die gymnasiale „eigenen“ Wohnung im SBW. Ich Termin mit uns ab. Ab einer ich über einige berufsbil- Was war denn so das Positive? Oberstufe besucht. Danach habe Menge von mindestens 25 kg iert, um den passenden denden Maßnahmen Vieles ausprob pressen und pasteurisieren wir Man konnte seine Probleme mit den Betreuern besprechen, zuvor habe ich es nur in mich hineingefressen. Ich he ich eine Ausbildung Beruf für mich zu finden. Aktuell mac Ihren Saft in handliche 5 Liter habe außerdem eine große letzte Chance bekommen von der Caritas, dass ich weiter in der Dinkelstraße bleiben spiele gerne Keyboard zum Kaufmann im Einzelhandel. Ich Saftbeutel, samt Kartonage. durfte. Die Betreuer haben mir in der Zeit in der Dinkelstraße sehr viel beigebracht und auch nach meinem Auszug, ichtig für mich und ein guter und Gitarre. Freunde sind superw Nach telefonischer Information als ich weiterhin betreut wurde. mit anderen ehemaligen Kontakt zur WG ist auch da, sowie können Sie ihren Apfelsaft aus Die Betreuer haben mir Sicherheit und Orientierung gegeben, wenn ich mal nicht weiterwusste. Die Meinung der Mitbewohnern. eigenem Anbau bei uns abho- Betreuer war mir wichtig beim Treffen von Entscheidungen. Ich musste relativ früh alleine, nur in Begleitung von len. Bezugsbetreuern zu Hilfeplangesprächen. Diese waren dann in den Gesprächen mein Sicherheitspool, da ich mich darauf verlassen konnte, auch wenn diese nicht immer alles für gut befanden, was ich machte, dass sie hinter mir stehen. Ich konnte mich auf sie verlassen, auch wenn das Jugendamt viel von mir erwartete oder mich kritisch Kosten? jung und war von 1984 hinterfragte. Die Betreuer der Dinkelstraße haben mich auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleitet. Ich habe Iris ist mein Name. Ich bin 53 Jahre rst in der damaligen Für 5 Liter Saft werden 3 € mit Hilfe der Betreuer, dann diese Ziele erreichen können. Ich habe viele soziale Kompetenzen gelernt, wie man bis Ende 1988 im Kinderheim. Zue dann im SBW. Ich habe zum Beispiel Konflikte löst und wie man sich mitteilt und über seine Gefühle spricht. Ich konnte viel für die Zeit Gruppe N3, anschließend in N1 und berechnet (für Saftschlauch Einzelhandelskauffrau nach meinem Auszug lernen, wie man zum Beispiel Rechnungen bezahlt und einen Haushalt führt. Als ich dann währenddessen eine Ausbildung zur und Box). 1/4 des gepressten ulung zur Bürokauffrau ausgezogen war, war ich bereit dazu und wusste auch, dass ich es schaffe, obwohl die Wohngruppe wirklich mein abgeschlossen. Später eine Umsch Saftes verbleiben als Spende re verheiratet und habe Zuhause war und ich auch ein wenig traurig darüber war, dass ich ausziehe. absolviert. Ich bin schon über 26 Jah im Saftladen zur Unterstützung SBW Betreuerin bin ich zwei erwachsene Söhne. Mit meiner und Selbstfinanzierung unseres Kontakt. Projektes. immer noch im freundschaftlichen Das Interview führte Ina Miezal, Mitarbeiterin in der Wohngruppe Dinkelstraße Zusammengefasst von Sabine Wensing, Mitarbeiterin in der WG Lilienthal Schutz-Klarheit-Neue Chancen Aus: Stationäre Familienarbeit 8 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 9
Kreiskinderheim an der Saline Schwester Arnhild feiert in den 60ern Zeitungsbericht MZ, April 1972: Umzug der ersten Kinder zum Unland Ein Blick zurück Städtisches Kinderheim am Mühlentörchen Die MitarbeiterInnen feiern die 70er Zeitungsbericht MV, 1963: Zusammen- legung des Kreiskinderheimes und des städtischen Kinderheimes Feste feiern im Caritas-Kinderheim (1990) Zeitungsbericht MV, 1972: Umzug ins Kinderheim am Unland Eingang des Caritas-Kinderheimes an der Unlandstraße Zeitungsbericht 08.03.1969, MV: Zeitungsbericht MV 1972: Startschuss Bau des Caritas- Schwester Oberin Beda Kinderheimes am Unland feiert Abschied im Caritas- Kinderheim 10 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 11
Forschungsprojekt „Religion in der Jugendhilfe“ … und Religion war irgendwie immer schon da Religionssensible Erziehung Jugendpastoralinstitut Benediktbeuern F.O.R.U.M. und Netzwerk 2001 Fachtag: Von Wertebastlern und Sinnsuchern Jugendaktionen Vorsehungsschwestern Sakramentenkatechese 1971 Eucharistiefeiern katholisch geprägte religiöse Erziehung Feste im kirchlichen Jahreszyklus Taizé-Fahrten Exerzitien auf Juist 1981 Pfarrfeste Erntedankfeier Taufe / Kommunion / Firmung / Konfirmation Meditationen, Einkehrtage Arbeitskreis Religionspädagogik Fortbildungs-Modul „Religionssensible Erziehung“ für neue Mitarbeiter Pilgern ist Beten mit den Füßen BVkE-Fachausschuss „Christliches Profil und Ethik“ Neue Chancen für alte und neue Formen BVkE-Beteiligungsprojekt „Du bist dran!“ Besinnungstage für Mitarbeiter und Jugendliche in Esens CIM-Catholic Identity Matrix 2011 Mitarbeiter- und Heiligabendgottesdienste Adventsprogramme Frühschichten Fastenzeit / Kreuzwege / Ostern 1991 2021 geht es weiter mit Bewährtem und Neuem … Einige unserer langjährigen, geistlichen Begleiter: Pfarrer Trappe, Pater Eduard, Pastor Jasbinschek, Pater Willi, Pfarrer Brömmelhaus, Pastor Hillebrandt, Pfarrer Winzeler 12 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 13
Spielverhalten – damals besser als heute? So wie alles mit dem Lauf der Zeit geht, so veränderte sich auch das „Spielverhalten“ der Kinder und Jugendlichen Wie in beiden Beispielen klar wird, hat jede Zeit ihren eigenen Reiz. in den letzten fünf Jahrzehnten. Heute sind die Möglichkeiten vielfältiger, das digitale Leben kann Fluch und Segen zugleich sein. Natürlich hält all das Digitale die Nehmen wir als Beispiel für „Wie hat man denn so gespielt vor fünfzig Jahren?“ Ulrike. Ihr Tag beginnt, als ihre Kinder und Jugendlichen nicht davon ab, auch mal Brettspiele zu Mutter sie weckte. Nach dem Frühstück ist sie mit ihrem Fahr- spielen. Dinge wie Playmobil oder Lego sind und waren sowohl Das Projekt Holz Kontor rad zur Schule gefahren, darauf war sie besonders stolz. heute als auch früher immer sehr beliebt. Kinder und Jugendliche bietet wieder Brennholz an. Dort freute sie sich am meisten auf die Pausen, da konnte benötigen nur einen gewissen Anreiz auch mal Gummitwist, Sack- man nämlich immer mit den Schulkameradinnen „Hinkel- hüpfen oder Ähnliches zu spielen. stein“, „Himmel und Hölle“ oder „Gummitwist“ spielen, das 1. Reines Eichenholz hat ihr immer am besten an der Schule gefallen! Nach der Außerdem ist für die Jugend der soziale Austausch über online Runde „Völkerball“ im Sportunterricht verabredete sich Netzwerke sehr wichtig. Diese Möglichkeit gab es vor einigen Das Holz ist ein Jahr gelagert Ulrike mit ihrer besten Freundin Hilde, sie wollten gemein- Jahren noch nicht und wird heutzutage gerne genutzt. Ein Schüttraummeter kostet sam das große 1000er Puzzle weiter zusammensetzen. Ob 55 € bei Selbstabholung sie heute wohl fertig werden? Den Rand hatten sie schon Lieferung ist nach Absprache fertig und die anderen Puzzlestücke schon sortiert. Hilde möglich erzählte, dass Guido aus ihrer Klasse einen Computer hätte – Ulrike staunte nicht schlecht. Scheinbar war Guido eine gute 2. Laub-Mischholz Partie, wenn sich seine Familie einen Computer kaufen konn- Das Holz ist ein Jahr gelagert te. Nachdem sie keine Lust mehr zum Puzzeln hatten, gingen Ein Schüttraummeter kostet sie nach draußen, dort spielten Anja, Gitta und Hans „Mutter, 55 € bei Selbstabholung Mutter, der Reis kocht über“. Als die Straßenlaternen angingen, musste Lieferung ist nach Absprache Ulrike zum Abendessen mit ihrem Rad wieder nach Hause fahren, wo ihre Eltern möglich sie schon erwarteten. Nach dem Essen gab es etwas ganz Besonderes – eine Sendung im Fernsehen! Ihre Eltern hatten lange für einen Fernseher gespart – ein echtes Highlight. Zufrieden beendete Ulrike Bei Rückfragen und Interesse ihren Tag und freute sich auf den nächsten. einfach in der Jugend-Kreativ- Wir haben die Zeit vorgespult, es ist ein Morgen im Jahr 2019 und der Handywecker klingelt. Die 15-jährige Julia werkstatt JoB in der Sprickmann- drückt nochmal auf „snooze“, sie will noch nicht aufstehen. Nach fünf Minuten klingelt der Wecker wieder – dies- straße 80 nachfragen. mal kann sie sich aufraffen und steht auf. Natürlich nimmt sie ihr Smartphone mit, sie könnte ja etwas verpassen Telefon: 05971 80077-02 auf dem Weg zum Frühstück. Schon pingt ihr Handy – Vanessa hat ihr Frühstück gepostet. Wow, so eine „Bowl“ mit Obst isst sie morgens nie, das gibt ein Herzchen für das Foto. Als sie sich fertig angezogen hat, muss sie sich echt beeilen, denn der Bus wartet nicht auf sie. Ganz knapp erwischt sie ihn noch und muss feststellen – Kopfhö- rer zu Hause vergessen, was soll sie bloß die Fahrt über machen? Als sie in der Schule ankommt, wartet Vanessa schon auf sie und bedankt sich für ihren „Like“. Gemeinsam gehen sie in den Englischunterricht. Sie müssen einen Text übersetzen – gut, dass es einen Übersetzer im Handy gibt und das Wörterbuch nur in der Klausur benutzt werden muss! Nach einem langen Schultag fährt Julia mit zu Vanessa, das hat sie mit ihrer Mutter über WhatsApp besprochen. Gemeinsam „hängen sie ab“ und schießen Fotos für ein neues „best friends“ Foto, das sie hoch- laden wollen. Schon nach fünf Minuten haben sie zehn „Gefällt mir“-Angaben. Gegen Abend fährt Julia zurück Freude, nicht Mitleid, und der Glaube an Ent- nach Hause. Ihre Mutter fängt sie im Flur ab – Familienspieleabend. Da hat sie ja gar keine Lust drauf. Sie schlägt wicklungspotenziale bestimmen das berufliche vor, sich einfach eine „App“ für das Kartenspiel „Phase 10“ herunterzuladen, dann spielen sie gemeinsam, ohne Handeln. Damit kommen die Mitarbeiterinnen und zusammen im Wohnzimmer zu sitzen. Julias Mutter fand die Idee doof und ließ sie in ihr Zimmer gehen. Nach Mitarbeiter dem Vorbild Jesu nahe, der sich kon- einem kurzen Videochat mit Vanessa, in dem die aktuelle Anzahl an „Likes“ besprochen wurde, stellt Julia sich den sequent für soziale Teilhabe einsetzte, der Kinder Handywecker und träumt von einer großen Karriere als „Influencerin“. und Ausgegrenzte besonders mochte, der die Mitmenschlichkeit zum Programm machte. Der Auftrag der Caritas findet hier seine Entsprechung. Aus: Konzeption Wohnhaus für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, Caritas-Kinderheim Gesellschaft 2019 14 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 15
Gruppenleben anno 1972 Tagesablauf Eine Besonderheit für die Kinder und Jugendlichen war der Bekleidungseinkauf. Sie kannten seit ihrem Heimauf- enthalt keine individuelle Kleidung, sondern nur Einheitskleidung. Die Mitarbeiter der Gruppen durften 2-mal im Jahr an das Jugendamt einen Bekleidungsantrag stellen von max. 350,- DM. Es musste detailliert aufgeführt werden, was eingekauft werden sollte. Es standen zum Einkauf ein Schuhgeschäft und drei Bekleidungsgeschäfte zur Verfügung. Der Schulbedarf der Kinder und Jugendlichen wurde vom Haus zentral eingekauft. Die Mitarbeiter konnten zu festgelegten Zeiten bei der Schwester Oberin z. B. neue Schulhefte bekommen, aber nur dann, wenn sie das volle Heft vorlegen konnten. Es gab einen Hausfriseur, der 1-mal im Monat ins Haus kam, um den Kindern und Jugendlichen die Haare zu schneiden. Es war verpflichtend, dies in Anspruch zu neh- men. Nach einer recht schwierigen Auseinandersetzung mit der Leitung des Hauses, durfte ich meinen Kindern und Jugendlichen die Haare selber schneiden. Fortan sah man meinen Gruppenkindern nicht mehr von weitem an, dass sie aus dem Heim kamen. Heike Wallmeyer, ehemalige, langjährige Gruppenleiterin Kinder und Jugendliche in den erzieherischen Hilfen, mit ihren biografischen Brüchen, traumati- schen Erfahrungen und mangelnden frühkindlichen Förderungen sind altersentsprechend in dem Ent- decken und Entwickeln ihrer Lebenskompetenzen („life skills“) zu unterstützen. Aus: Stärkung des heilpädagogischen Handelns durch die Kompetenzen-Orientierung, Caritas-Kinderheim Gesellschaft 2016 16 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 17
Eine Verwaltung geht mit der Zeit Bundesfreiwilligendienst abgelöst. Heute sind für die Haustechnik fünf Mitarbeiter und zwei Bundesfreiwilligendienstler zuständig. Mitt- lerweile gibt es für die einzelnen Systeme im Von der IBM-Kugelkopfmaschine hin zu IGEL Thin Client mit zwei Bildschirmen Haus insgesamt 17 Stellen für BfD´ler. 50 Jahre Kinderheim heißt auch 50 Jahre Kinderheim verwalten. Viele Jahre gehören wir nun schon zum Verwal- Wurde der Verwaltungsaufwand in den 70er tungsteam und sind richtige Urgesteine, haben unsere Ausbildung entweder im Kinderheim selber oder im Caritas- Jahren noch von zwei Mitarbeiterinnen mit 80 verband Rheine absolviert, sind dann zur Unlandstraße gewechselt und dort auch geblieben. Wir arbeiten teilweise Wochenarbeitsstunden bewältigt, stemmen seit über 30 Jahren zusammen und können auf insgesamt 120 Jahre Betriebszugehörigkeit zurückschauen. Was dieses heute insgesamt fünf Mitarbeiterinnen sich da nicht alles getan hat … und eine Auszubildende mit ca. 200 Wochen- Haben wir uns gestern noch den IBM-Kugelkopf mit dem arbeitsstunden. Es wird deutlich, dass das Sekretariat des Caritasverbandes geteilt, arbeiten wir Kinderheim mit seinen Systemen immens ge- heute an einem PC mit zwei Bildschirmen. Gibt man heute wachsen und der Verwaltungsaufwand größer einen mehrfachen Druckauftrag ein, musste damals mit geworden ist. Im Personalbereich verwalten Durchschlagpapier gearbeitet werden. Wehe, wenn der wir 300 Personalfälle und in der Heimver- Fehlerteufel sich eingeschlichen hat. Hier konnte dann waltung ca. 250 stationäre, teilstationäre wie nur noch mit dem Tipp-Ex-Blättchen korrigiert werden, auch ambulante Fälle. Wir gehen ständig mit ausschließlich auf dem Original. Die Durchschriften wurden der Zeit, es gab niemals einen Stillstand in der Entwicklung des fachmännisch mit einem Radierstift bearbeitet. Kinderheimes. Vervielfältigen wir heute leicht mit dem Kopierer das Proto- Vieles hat sich auch für uns geändert: Die Briefwaage z. B. ist koll, standen wir damals im Archiv und vervielfältigten eine ebenfalls digital und deutlich genauer, bis aufs letzte Gramm. vorab geschriebene Matrize im Matrizendrucker (Hand- Selbst die Fischfütterung, damals waren wir Verwaltungsmitar- Es muss nicht kurbelantrieb) mit entsprechendem Lösungsmittel (kein beiterinnen dafür zuständig, wird heute über eine Zeitschaltuhr immer die Mensch will heute wissen, was drin war!). Mittlerweile geht gesteuert. Die Büros und Konferenzräume sind seit langer Zeit das Protokoll per Mail an alle. rauchfrei. Auch jedes Schreibutensil hat seinen Stifteköcher, denn Papierform sein früher wurden Zigarrenkisten dafür wiederverwertet. Gestern wie heute wird noch mit dem Telefon kommuniziert, allerdings hat sich die Wählscheibe verabschiedet. Heute hat jeder Arbeitsplatz seinen eigenen Telefonanschluss, damals teilte man sich ein Telefon mittels Telefon- Aber noch immer sind wir abends als „Wach- und Schließgesell- schaft“ unterwegs, wir lassen die Jalousien runter, schließen die schwenkarm. Auch die Anfänge des Telefax waren spannend. Es gab den Ausdruck auf Endlospapier, was zur Camino-Ausgaben Folge hatte, dass ein mehrseitiges Fax entsprechend zugeschnitten werden musste. Büros, Besprechungsräume und Toiletten ab und schalten das Licht aus. im PDF-Format Vieles hat sich verändert Abschließend können wir sagen, dass wir nach wie vor gerne im Kinderheim arbeiten. Jede ist auf ihre Art ein wichtiger Bestandteil und macht unser Team aus. Der „Pieper“ ist seit vielen Jahren nicht mehr aktiv und wurde vom Handy abgelöst. Suchten wir damals unseren Hausmeister, musste er über ein Signal „angepiept“ werden und meldete sich dann in der Zentrale. Schnelle Kom- munikation geht heute anders. Wir erinnern uns auch an den damaligen Fuhrpark, der übersichtlich zu organisieren war. Einen VW Polo sowie einen VW Bulli galt es für das komplette Haus einzutei- len. Heute verliert man schnell die Übersicht bei knapp Was angenommen wird, kann heilen 40 Dienstfahrzeugen. Die Organisation erfolgt nun ganz Die Camino-Ausgaben können Aus: Schreibwerkstatt TÜ aktuell digital. Nicht nur für die Verwaltung eine Heraus- auch als PDF-Datei zur Verfügung forderung. gestellt werden. Wer den Camino zukünftig auf dem Tablett, PC Mit dem Ende der Wehrpflicht gab es auch keine oder dem Handy lesen möchte, Zivildienstleistenden mehr für das Kinderheim. Zivil- möge bitte unter camino@caritas- dienstleistende wurden damals vorrangig in der Haus- rheine.de seine Mailadresse meisterei eingesetzt. Ein Hausmeister und zwei „Zivis“ hinterlegen. reichten aus, um das Kinderheim haustechnisch zu versorgen. Der Zivildienst wurde dann 2011 durch den 18 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 19
Update Baumaßnahme Therapeutische Übergangshilfe: ICH WILL KIND SEIN Der Rückbau unserer Großküche und die Nutzung Mit Phantasie und großen kreativen Tagesplänen aufstehen, nach der dadurch geschaffenen Flächen als Konferenz- dem Frühstück Fußball spielen, Buden aus Holz bauen, Welten aus und Besprechungsräume befinden sich auf der Ziel- Pappe und Leim erschaffen, Märchengeschichten nachspielen und geraden. 20-Jährige alt finden. Die nun auf ein Drittel geschrumpfte Küche wird bereits Kinder haben Ideen, Phantasien, Vorstellungen und Hoffnungen. wieder eingerichtet und kann in den nächsten Wochen Tag für Tag wollen sie Neues erleben, versuchen oder ausprobieren. ihren Betrieb aufnehmen. Für die neuen Konferenz- und Auch in der Therapeutischen Übergangshilfe bauen, basteln, toben Besprechungsräume wurde eine spezielle Lüftungsanlage instal- und spielen die Kinder tagtäglich und sind trotz ihrer belasteten liert, so dass auch in Zeiten einer Pandemie in größeren Runden Lebensgeschichten einfach nur Kinder. Besprechungen abgehalten werden können. Zudem werden alle Räume mit digitaler Technik ausgestattet, um möglichst effektiv ar- beiten und kommunizieren zu können. Auch die Cafeteria, unsere „Kaffeebar“, erhielt einen neuen Standort und lädt im modernen Design zum Verweilen ein. WG IMPULS „einmal auf links und zurück“ Der „Schlachtplan“ war lange vorbereitet: Neue Fußböden und Wandanstriche in elf Zimmern, sechs Fluren und drei Essbereichen … und das im Normalbetrieb! Ein Fest für alle LogistikerInnen, zu denen Bewohnende und Team-Mitglieder der WG IMPULS in Kooperation mit dem haustechnischen Dienst und den beteiligten Handwerkern mutierten. Innerhalb von vier Wochen war die Sache „gewuppt“ – inklusive neuer Möbel für neun Bewohnende. Das wurde mit großem Dank an alle bei einem internen Frühstücksbuffet gebührend gefeiert! So kurz wie möglich – so lange wie nötig Aus: Therapeutische Übergangshilfe 20 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 21
„Hier kann ich stark und glücklich werden“ Ein Häuschen für unsere Mäuschen Trauma heilende Therapie mit Kindern im Caritas-Kinder- und Jugendheim Nachdem wir im Sommer viel Zeit draußen in unserem Garten verbracht haben, ging es nun auf die kalten Tage zu. Zunächst kam der Herbst. Wir „Darf ich mich da mal reinlegen?“ tauschten unsere kurzen Ärmel gegen lange Ärmel aus und einige Wochen Die Hängematte im Therapiezimmer nimmt die 7-jährige Susanne sofort wahr, als sie den Raum zum ersten Mal später brauchten wir Jacken, um uns warm zu halten. Die Fenster dekorier- betritt. Sie tappt zunächst etwas unsicher, aber dann doch gezielt in das wackelige Etwas, um sich vorsichtig in die ten wir mit selbstgebastelten Igeln, Pilzen, suchten draußen nach schönen Stoffschaukel gleiten zu lassen und Schutz und Geborgenheit zu spüren. Blättern und was uns die Natur noch schenkte, um diese auf die Fensterbank „Hier darfst du bestimmen, was wir spielen und ich spiele mit, so wie du es willst.“ Dieses ist eines der ersten An- zu legen. Abends kochten wir Tee und fingen an, die ersten Plätzchen zu gebote an Kinder, die zur Kinderpsychotherapie in den Heilpädagogischen und Psychologischen Dienst kommen. backen. Die frischgebackenen Plätzchen dufteten herrlich. Manchmal öffne- ten wir ein Fenster, damit der Geruch nach draußen in die kalte Luft ziehen Insbesondere für Vorschul- und Grundschulkinder ist die Spieltherapie, in der gezielte traumabezogene Interven- konnte. tionen eingesetzt werden, eine von unterschiedlichen therapeutischen Angeboten, in der unsere traumatisierten In unserem Haus muss niemand Angst haben Kinder zur Ruhe kommen und ihre Traumabilder bearbeiten können. In unseren Therapieräumen bieten wir den Kindern unterschiedliche Materialien zum Rollenspiel an. Eines Abends fiel uns plötzlich etwas Ungewöhnliches auf. Die Plätzchendo- Ein Kaufladen, eine Ritterburg sowie viele kleine Tierfiguren, die in den offenen Rega- sen waren leerer, als sie sein sollten. Inzwischen war es draußen so kalt, dass len liebevoll angeordnet sind, aber auch eine Nuckelflasche, Schwerter zum Kämpfen wir unsere Mützen aufsetzten und die Jacken bis obenhin zuzogen. Auf der oder Kostüme, mit denen man sich verkleiden kann, sind wichtige Materialien, die Suche nach dem Plätzchennascher fielen uns kleine Krümelspuren auf, die Susanne mehr und mehr im Therapiezimmer für sich entdecken wird. von der Küche bis ins Wohnzimmer führten und dort - unter dem Schrank Im Rollenspiel thematisieren die Kinder Inhalte, mit denen sie ihre Belastungen verar- endeten. Aber wie kamen die Krümel unter den Schrank? Schnell wurden beiten. Manchmal ist es den Kindern nur über das Spiel möglich, erlebte Kränkungen, neue Plätzchen gebacken und diese dufteten so lecker, dass alle eins probie- Bedrohungen oder Todesängste mitzuteilen und zu verstehen. Durch das Erleben in ren mussten, bevor sie in die Gläser gelegt wurden und dieses Mal versteck- der Therapie, dass ein Erwachsener (die Therapeutin) es für möglich hält, dass das ten wir uns alle gut, um den heimlichen Plätzchennascher zu entdecken. Wir Kind diese Erfahrungen gemacht haben kann, kann das Kind Zugang zu seinem Leid warteten ganz leise, bis wir hörten, wie die Plätzchendose geöffnet wurde und und seiner Trauer finden. machten zügig das Licht an. „Erwischt!“, schrien alle im Chor und verstumm- ten wieder, denn auf der Küchenzeile stand jemand, den niemand erwartet Susanne kann im Spiel eine Welt rekonstruieren, die sie sich immer gewünscht hat, hätte. Es war eine kleine Maus, die ängstlich guckte. Aber in unserem Haus oder auch eine Welt, die ihr vertraut ist, vielleicht eine Welt, die ihr Angst macht oder muss niemand Angst haben und das sagten wir der kleinen Maus. auch eine Welt, in der sie Einfluss hat, in der sie stark ist und in der sie für Gerechtig- keit sorgen kann. Sie erzählte uns, dass sie mit ihrer Familie in unser Haus eingezogen ist, weil es draußen so kalt war und bei uns im Haus sah es doch immer so warm und Vielleicht sagt Susanne: „Ich wäre mal eine Prinzessin und würde in einem großen gemütlich aus – und das war es auch! Außerdem backten wir die köstlichsten Schloss leben. Und da würde es eine Speisekammer geben, für die nur ich den Plätzchen, die die Mäuschen jemals gegessen hatten. Die Maus schaute trau- Schlüssel hätte. Und du wärst mein Diener und würdest alles tun, was ich sage.“ So rig und fragte, ob sie mit ihrer Familie jetzt ausziehen muss. Natürlich muss- gestaltet die Therapeutin mit dem Kind ein großes Schloss mit einem Thron für die ten sie ausziehen, aber nicht aus dem Haus, nur unter den Schrank, denn Prinzessin, einer großen Speisekammer und übernimmt in der Rolle des Dieners die schon bald bauten wir den Mäuschen ein Häuschen und das in unserem Verantwortung, dem Kind alle Bedürfnisse nach Versorgung und Schutz zu erfüllen. Haus. Zunächst bekamen die Mäuse ein Bett und dann einen Schrank, eine Die Therapeutin begibt sich mit dem Kind in die vorgegebenen Rollen und plant im Küche, sogar ein Fahrrad und einen Schlitten! Die Mäuse wurden gekleidet, Vorfeld sehr genau mit ihm, wie die Szenen gespielt werden. Dadurch erlebt das Kind mit Winterjacken und Wollmützen, bekamen was zu essen und reichlich Tee seine Möglichkeiten der Einflussnahme und seiner Wirksamkeit. mit Plätzchen. Außerdem spielten wir den ganzen Tag zusammen, bastelten, malten Bilder und warteten geduldig auf den ersten Schnee. Beruhigung tritt auch dadurch ein, indem die Szenen räumlich gestaltet und die Rollen realistisch gespielt werden. Wenn es wärmer wird, bekommen die Mäuschen Kleidung für warme Tage An der Art, wie das Kind vorgibt, „du würdest…und ich wäre…,“ lässt sich schon ableiten, dass sich das Kind in und dürfen im Garten spielen. Dann gibt es Lagerfeuer und Stockbrot. Doch ein symbolisches Rollenspiel begibt. Das bedeutet, alle Beteiligten wissen, dass sie sich gerade nicht in ihren rea- jetzt ist es noch Winter und statt Stockbrot gibt es Zuckerhäuschen und eins len Rollen des 7-jährigen Mädchens und der Therapeutin, sondern auf einer anderen Möglichkeitsebene bewegen. davon steht auch bei den Mäuschen. Das haben sie nämlich schon ganz Dadurch wird eine Distanz zu dem real Erlebten aufgebaut. alleine gebacken, in ihrem eigenen Häuschen. Denn in unserem Haus gibt es Wichtigstes Ziel der therapeutischen Arbeit ist, das Kind zu unterstützen, seine Stärken und Kraftquellen zu ent- einen Platz für kleine Mäuse, denen einmal kalt gewesen ist. decken, seine Einflussmöglichkeiten kennen zu lernen und Kompetenzen im Umgang mit sich selbst und seiner Umwelt zu entwickeln. Fulya Balikci, Mitarbeiterin der Familienwohngruppe an der … und es auf diese Weise bei seiner Neuorientierung in der Welt zu unterstützen. Osnabrücker Straße 22 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 23
Ein paar Anekdoten aus dem Alltag der Ambulanten Familienarbeit Fachtag am Ein Elternpaar bringt die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und 5. November 2021 der Mitarbeiterin der Ambulanten Familienarbeit auf den Punkt. Herr R. sagt: „Am Anfang wollte ich nichts davon wissen! ... Aber wenn ich ehrlich bin, die Beratschlagung hat geholfen!“ Die Wertebastler und Sinn- sucher sind weiter (und wieder) Frau R. meint: „Die Chemie hat gepasst und das Vertrauen ist da Wir sind Wertebastler und Sinnsucher unterwegs. Zu einer kurzweili- … gut ist, man kann reden, wie man denkt!“ gen Halbtagesveranstaltung mit Aus: Fachtag 2010 Impuls-Vortrag, gemeinsamen Teambesprechung: „Manchmal komme ich mir vor, wie eine Pilgern und fachlichem Aus- „moderne Dorfhelferin“. Wir sind irgendwie „Mädchen für alles“, tausch laden wir herzlich ein. eine Frau für alle Fälle, die alles kann, alles weiß und sich um alles kümmert!“ … und das machen wir natürlich mit Begeisterung! Manchmal wünschen wir uns allerdings „Zauberkräfte“! Die 13-jährige Laura fragt eine Kollegin interessiert: „Frau W., was arbeitest du eigentlich?“ Laura geht davon aus, dass die Kollegin gerne ihre Freizeit in der Familie verbringt! Der 9-jährige Maik hat einer Mitarbeiterin ein „Glücksschwein“ Kinder, Jugendliche und Erwachsene wollen geschenkt, mit den Worten: „Damit ihr immer Glück habt und Kraft, Mut und Lebensfreude entwickeln Corona bald vorbeigeht!“ ihren Platz in der Familie und in der Gesell- schaft finden sich binden und eingliedern Störungen abbauen lernen und arbeiten eigene Werte bilden und vertreten Wir unterstützen junge Menschen und Familien auf ihrem Weg, indem wir schützen und versorgen annehmen und zuwenden nachdenken und vorleben WAHL! fördern und heilen ermutigen und fordern Entfaltungsraum geben und strukturieren MAV-Wahl Aus: Vom Ziel zum Ergebnis – Nur wer sich Ziele setzt, kann auch 14. April 2021! Ziele erreichen, Schreibwerkstatt Caritas-Kinderheim Gesellschaft 2004 24 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 25
1972 - Christian, 1974 - Dagmar, 1978 - Frank, ehemaliger Jugendwohnhaus Jugendwohnhaus 1976 - Swetlana, 1977 - Ines, Zivi Tagesgruppe 1971- Petra, 1973 - Nuria, Regenbogen 1975 - Andrea, Hauswirtschaftskraft WG LebensArt KiJu Runde Straße 1979 - Peter, Verwaltung WG Brockhausenweg 1989 - Jule, 1987 - Inga, Ehemalige WG Lilienthal 1985 - Olga, Mutter, 1986 - Ina, Heilpädagogischer und 1988 - Michael, 1981- Nadine, 1984 - Torsten, Stationäre Familienarbeit WG Dinkelstraße Psychologischer Dienst stellvertretende Heimleitung WG Sprickmannstraße 1982 - Philipp, Gesichter 1983 - Matthias, Fachbereichsleiter Haustechnischer Dienst 1980 - Hansi, ehemaliger Gruppenleite r - 5 0 Ehemaliger WG IMPULS 50 Jahre - 5 0 J a h r g ä n g e 1998 - Lennart, 1997 - Manuel, 1999 - Sascha, Bundesfreiwilligendienstler 1995 - Teresa, Ehemaliger Grüne Villa KiJu Runde Straße 1991 - Tobias, 1996 - Riso, 1990 - Hannah, 1994 - Johanna, WG IMPULS Haustechnischer Dienst 1992 - Marc, Ehemaliger WG Lilienthal Heilpädagogischer und 1993 - Alina, Stationäre Familienarbeit Psychologischer Dienst IG Klinsch Regenbogen 2009 - Kim, 2008 - Moesha, 2004 - Saskia, 2005 - Oliver, 2007 - Melina, WG Dinkelstraße WG Lilienthal 2002 - Michelle, Jugendwohnhaus WG IMPULS 2006 - Sebastian, Grüne Villa KiJu Runde Straße 2003 - Salimatou, WG Dinkelstraße 2000 - Johanna, 2001 - Florian, rin Jugendwohnhaus Bundesfreiwilligendienstle WG Sprickmannstraße 2021 - Lassen wir uns überraschen! 2019 - Ole, 2016 - Luisa, Therapiehund 2014 - Tilo, Mitarbeiterkind 2018 - Monika, 2015 - Jason, 2017 - Rosalie, Stationäre Familienarbeit 2020 - Milan, 2011 - Luina, 2012 Mats, 2013 - Jordan, Mitarbeiterkind Stationäre Familienarbeit 2010 - Maja, Regenbogen Mitarbeiterkind 26Tagesgruppe Arche Mitarbeiterkind Regenbogen Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 27
Feurige Unterhaltung Mert (12 Jahre) hat zum „Feuer“ folgendes Gedicht von James Krüss gefunden: Hörst du, wie die Flammen flüstern, Knicken, knacken, krachen, knistern, In Tagen von Corona sind die Unternehmungsmöglichkeiten begrenzt. Am besten möglichst viel in den eigenen vier Wie das Feuer rauscht und saust, Wänden verweilen. Plätzchen backen „ohne Ende“, Gesellschaftsspiele, kreatives Gestalten und Basteln, Medien- konsum geht immer. Brodelt, brutzelt, brennt und braust? Jede Abwechslung ist willkommen finden die Jugendlichen der Wohngruppe Lilienthal und so ist zum Beispiel ein schönes Lagerfeuer immer wieder faszinierend! Um ein Feuer herumzusitzen und in die Flammen zu schauen macht Siehst du, wie die Flammen lecken, einfach Spaß. Außerdem spendet es in kühlen Nächten Wärme und Behaglichkeit und man kann sich herrliche Geschichten erzählen oder der Gitarrenmusik lauschen. Züngeln und die Zunge blecken, Doch für ein sicheres Feuer gibt es auch einige Dinge zu beachten, so weiß Leon (16 Jahre) zu erzählen: Wie das Feuer tanzt und zuckt, trockne Hölzer schlingt und schluckt? Feuer machen nur im Beisein von Erwachsenen Es sollte immer für ausreichend Löschmaterial (Wasser oder Sand) gesorgt sein, bevor ein Feuer Riechst du, wie die Flammen rauchen, angezündet wird Es ist sicherer, das Feuer in einer Feuerschale anzuzünden Brenzlig, brutzlig, brandig schmauchen. Die Feuerstelle sollte möglichst windgeschützt liegen und in sicherer Entfernung von Büschen und Wie das Feuer, rot und schwarz, Bäumen sein Duftet, schmeckt nach Pech und Harz? Bei großer Trockenheit auf ein Feuer verzichten, umliegende Büsche können durch Funkenflug Feuer fangen Lasse ein Feuer niemals unbeaufsichtigt! Lösche es, bevor du dich von der Feuerstelle entfernst. Auch die Fühlst du, wie die Flammen schwärmen, Glut muss gelöscht werden! Glut aushauchen, wohlig wärmen, Dann steht einer coolen Feueraktion nichts mehr im Wie das Feuer, flackrig-wild, Wege! Stockbrot oder Marshmallows gehen immer und Dich in warme Wellen hüllt? schmecken leeecker!!! Hörst du, wie es leiser knackt? Siehst du, wie es matter flackt? Riechst du, wie der Rauch verzieht? Fühlst du, wie die Wärme flieht? Kleiner wird der Feuerbraus: Ein letztes Knistern, Ein feines Flüstern Ein schwaches Züngeln, Ein dünnes Ringeln - Aus. Wir wollen ein lebendiger Ort sein, wo Menschen Und zu guter Letzt: Feuer hatte schon immer eine unfassbare Symbolkraft. sich verstanden und angenommen fühlen und Hoffnung schöpfen auf eine gerechte, menschen- Das Licht des Feuers steht unter Anderem für Umwandlung, Reinigung, Erkennen und für die lebensspendende Kraft würdige Zukunft. der Sonne. Feuer symbolisiert für uns auch etwas Großes, etwas Festliches! Aus: Leistungsvereinbarung In diesem Sinne gratuliert die Wohngruppe Lilienthal mit einem bunten „Feuerwerk“ aus Glückwünschen zum 50. Jubiläum! 28 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 29
Spielplatz Natur Fußballfabrik Unsere Arbeit gefällt Was die Natur zu bieten hat, das stellt und findet die Tagesgruppe Fußballbegeisterte Mädchen und Jungen des Caritas-Kinder- und Ihnen, dann unter- (TG) immer wieder aufs Neue heraus! Schon seit längerer Zeit Jugendheimes nahmen auf dem Sportgelände des St. Josefshau- zieht es die Gruppe immer wieder nach draußen in die Natur. Die ses am Fußballcamp der „Fussballfabrik“ (www.fussballfabrik.com) stützen Sie uns Jahreszeit spielt dabei weniger eine Rolle, denn Möglichkeiten und aus Recklinghausen teil. An diesem Tag wurden nicht nur fußbal- gerne! Aktivitäten gibt es genügend. Egal ob zu Fuß, mit dem Kettcar lerische Fähigkeiten erlernt, während eines Inputs fand ein Aus- oder mit dem Roller – es findet sich immer ein Weg. Ganz oben tausch über Werte (Teamgeist, Respekt, Fairplay) statt. In der Mit- auf der Beliebtheitsliste stehen jedoch nach wie vor die Mountain- tagspause gab es Leckereien vom Grill, bevor dann zum Ende die Die Finanzierung der Arbeit des bikes – heiß geliebt von den Kindern und aus dem Gruppenalltag Teams gegeneinander antreten durften. Zur Erinnerung streiften Caritas-Kinder- und Jugendhei- nicht mehr wegzudenken! sich bereits zu Beginn alle Teilnehmer/innen ein bedrucktes Shirt mes und der Josefsschule erfolgt überwiegend durch öffentliche über. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass dieser Tag im Auch bei Wind und Regen findet sich nur selten eine Ausrede, in Gelder. nächsten Jahr gerne wiederholt werden darf. Die „Fussballfabrik“ der Gruppe zu bleiben. Stattdessen gibt es in der TG mittlerweile entstand übrigens aus der „Fußballschule Ingo Anderbrügge“, die Trotzdem sind wir für besondere ein großes Depot an Wechsel- und Ersatzmonturen, um so für nach dem Gründer und ehemaligen Bundesligaspieler (321 Spiele Projekte auf Spenden angewie- jede Wetterlage gewappnet zu sein. Ein sehr beliebtes Ziel und sen, beispielsweise für Schalke 04, 76 für Borussia Dortmund) benannt und bereits Mountainbike-Highlight stellt hier vor allem die Jump-Strecke, 1997 ins Leben gerufen wurde. Begegnungsmaßnahmen mit in der TG-Sprache auch „Rampenwald“ genannt, dar. Hierbei jungen Menschen aus einem handelt es sich um einen kleinen, etwas versteckt gelegenen Bike- Heim in Trakai in Litauen Park unmittelbar an der Ems, der von einer Gruppe Rheiner Kinder und Jugendlicher gepflegt und instand gehalten wird. Aber nicht Pilgern mit Kindern, Jugend- nur der Bike-Park, sondern auch die Umgebung hat ihre ganz be- lichen und Familien auf dem sonderen Reize. So laden auf dem Weg dorthin beispielsweise das Jakobsweg Kloster Bentlage oder auch der Salinenpark zum Verweilen ein. Da spezielle Förderung einzelner schmeckt der Pausensnack gleich umso besser! junger Menschen und Familien Und ein Zwischenstopp im Bentlager Wald darf ebenfalls nicht fehlen, denn der hat neben seinen Wander- und Mountainbike- Forschungsarbeiten zur Routen noch viel mehr zu bieten: Eine Schnitzeljagd, Tipis bauen, wissenschaftlichen Über- Stöcker für die Weihnachtsdeko sammeln und, wer hätte das prüfung und Weiterentwick- lung unserer Konzepte und gedacht, auch für ein Fotoshooting eignet sich der Bentlager Wald Qualitäten hervorragend. Besonders jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie heißt das Wir freuen uns daher sehr, wenn Fazit der TG: Wir haben´s gut, wir haben den größten Spiel- Sie uns in unserer Arbeit unter- platz vor der Tür! stützen. Bankverbindung: Stadtsparkasse Rheine IBAN: DE65 403 500 05 000 70 46 410 BIC: WELADED1RHN Nur wer sich Ziele setzt, kann Ziele erreichen. Aus: Vom Ziel zum Ergebnis/Navi fürs Leben 30 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 31
Das Naturgrundstück der Josefsschule Die letzten Stunden in 2020 mit Franz von Hahn Seit dem Sommer 2018 findet der Unterricht der Josefsschule nicht mehr Der Countdown läuft … nur in den Klassenräumen und auf dem weitläufigen Gelände der Schule Weil es im letzten Jahr wenig Grund gab zu feiern für alle Menschen, haben wir uns an diesem Silvester besonders in Wettringen statt, sondern zusätzlich auch noch auf einem gepachteten viel Zeit für unsere Party-Vorbereitungen genommen. Naturgrundstück in Asbeck. Der gesamte Wohnbereich wurde von uns gemeinsam zu einer richtigen Partyhöhle geschmückt. Leuchtarmbänder Dieser außerschulische Lernstandort, bestehend aus zwei Teichen, Wie- wurden geknotet, Luftschlangen verteilt, Luftballons aufgehängt und nicht zuletzt stimmungsvolle LED Lichter richtig sen, einer Grillstätte und einem kleinen Haus, bietet den Schülerinnen und platziert, damit der Partysause nix mehr im Wege stehen konnte. Schülern vielfältige Möglichkeiten, die Natur, die Elemente und sich selbst neu zu erfahren, zum Beispiel durch Angeln, Floßbau, Rasenmähen, Pflanzen- und Tierkun- KiJu-Berichte de, Grillen und diverse erlebnispädagogische Der Frühdienst und unsere Hauswirtschaftsfee Margret zauberten uns ein hervorragendes Buffet als Einstieg für und gruppenbildende einen gelungenen Abend. Maßnahmen. Gesättigt und gestylt wurde die vorher erstellte Playlist zum Besten gegeben und die choreografischen Möglichkei- Bereits jetzt lässt sich sagen, dass dieses wunderschöne ten des Wohnbereiches voll ausgeschöpft. Bei diesem vielfältigen Musikangebot war für jeden etwas dabei. Grundstück in Asbeck für die gesamte Schülerschaft und die Nach der ersten Tanzphase erfreuten wir uns an einem kleinen Feuerwerk der Gruppen Johnny Mauser und Walde- Josefsschule ein sonderpädagogischer Gewinn ist. mar. Mit Abstand genossen wir die bunten Farben. Ein kleines Tischfeuerwerk im Wohnbereich sorgte für heitere Stimmung. So sprang für eine ausgewählte Herzdame glatt der passende Ring heraus. Dank viel Cola, welche die Bettschwere nach hinten verlegte und dem bereitgestellten alkoholfreien Sekt, hatte jeder, der wollte, die Gelegenheit das Jahr 2021 gebührend in Empfang zu nehmen. Wir freuen uns mit Euch, auf ein aufregendes, partyreiches, emotionales und vor allem gesundes Jahr. Franz von Hahn Jede und jeder ist uns wichtig. Alle bringen sich mit ihrer Persönlichkeit ein. Lebensfreude wecken – positiv denken. Lust auf Neues und auf Kontinuität. Aus: Flyer Philosophie der WG IMPULS Durch klare und ehrliche Beziehungsangebote geben wir den Kindern und Jugendlichen Orientierung und Halt. Aus: Leistungsvereinbarung 32 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 03/2021 | caritas-rheine.de 33
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