Kunststoff-abfälle aus Haushalten recyclen nutzt dem Klima

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Kunststoff-abfälle aus Haushalten recyclen nutzt dem Klima
Klimaschutz /Abfall                                                                                                                              13
ZUP Nr. 97 Juli 2020

                                                   Gemischte Kunststoffsammlung aus Zürcher Haushalten 2019

Kunststoff-
abfälle aus
Haushalten
recyclen
nutzt dem
Klima
Tagtäglich werden im Haus-
halt Kunststoffverpackun-
gen zu Abfall. Ihre Samm-
lung und ihr Recycling ist
sinnvoll, wenn durch
lückenlose Nachverfolgung
wie Monitoring und Audit
die Stoffströme transparent
sind und das Material best-
möglich stofflich verwertet
wird. Dann resultiert auch
ein wertvoller Beitrag zum
Klimaschutz.                                             gesammelt und Menge angegeben - 23 Gemeinden
Kontakt: Simon Schwarzenbach                             gesammelt aber Menge nicht angegeben - 20 Gemeinden
                                                         nicht gesammelt
Sektion Abfallwirtschaft
Abteilung Abfallwirtschaft und Betriebe                    2019 sammelten 43 Zürcher Gemeinden Kunststoff separat vom Kehricht.
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft                          In den grün markierten waren dies zusammengezählt 180 Tonnen.
Baudirektion Kanton Zürich                           Quelle: Angaben der Gemeinden zu gemischten Kunststoffsammlungen aus Haushalten z.H. des AWEL
Telefon 043 259 32 46                                                                                          (jährliche kommunale Abfallstatistiken).
simon.schwarzenbach@bd.zh.ch
www.zh.ch/abfall

Autoren:
Charlotte Farine, Simon Schwarzenbach,     Wie können der Alltag und im Speziel-                Separate Sammlung von
Leo Morf, Elmar Kuhn
                                           len der Umgang mit den Abfällen kli-                 Haushaltskunststoffen heute …
                                           mafreundlicher gestaltet und organi-                 Mit Ausnahme der PET-Getränkefla-
                                           siert werden? Der Blick in den typischen             schen ist die Sammlung von Kunst-
                                           35-Liter-Kehrichtsack – durchschnitt-                stoffverpackungsabfällen aus Haushal-
                                           lich 5.1 Kilogramm schwer – zeigt un-                ten schweizweit nicht einheitlich, sprich
                                           weigerlich viele Kunststoffverpackun-                über ein Sammelsystem und einen Sys-
                                           gen. Kein Wunder, denn die kurzlebigen               tembetreiber mit vorgezogener Finan-
                                           Produkte sind voluminös und nehmen                   zierung, geregelt und organisiert. Die
                                           viel Platz ein. So viel Abfall, so der Ein-          flächendeckende selektive Gemischt-
                                           druck. Vertieft man sich jedoch in die               sammlung von «Plastikflaschen» wie
                                           Zahlen der letzten Kehrichtsackstudie                Milch-, Shampoo- oder Waschmittelfla-
                                           des Bundesamts für Umwelt (BAFU) aus                 schen durch diverse Detailhändler wie
Themenschwerpunkt:                         dem Jahr 2012, zeigt sich, dass Kunst-               zum Beispiel Migros und Coop laufen
Aktivitäten zum Klimawandel                stoffverpackungen aus Haushalten nur                 auf Eigeninitiative der Grossverteiler.
Der Klimawandel ist eine der grössten      13 Gewichtsprozent ausmachen.                        Weiter gibt es regional oder überregio-
Herausforderungen unserer Zeit. Von        Es stellt sich nun die Frage, wie «ge-               nal organisierte Sammelangebote für ge-
Seite 5 bis 46 widmet sich diese Aus-      wichtig» es für den Klimaschutz ist, die             mischte Kunststoffsammlungen, meist
gabe daher den aktuellen Aktivitäten       Kunststoffabfälle aus Haushalten nicht               über gebührenpflichtige Kunststoffsam-
von Kanton und Gemeinden im Klima-         zu verbrennen, sondern zu recyceln?                  melsäcke (z. B. sammelsack.ch, kunst-
schutz und bei der Anpassung an den        Und welche Voraussetzungen müssen                    stoffsammelsack.ch). Diese werden von
Klimawandel.                               erfüllt sein, damit der Klimanutzen ge-              privaten Entsorgungsunternehmen und
                                           währleistet ist?                                     ihren Partnern in der Entsorgungsbran-
                                                                                                che angeboten. Zudem bewirtschaf-
                                                                                                ten auch gewisse Abfallzweckverbän-

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de (z. B. Verband KVA-Thurgau, ZAB,      VSPR aus den gewünschten Artikeln, Mittelwert entsprechen. Beim PET-Ge-
ZEBA Zug) eigene Kunststoffsammlun-      sprich aus Flaschen, Bechern, Schalen, tränkeflaschenrecycling wurde die wirt-
gen, beispielsweise über einen eigenen   Folien.                                 schaftliche Herausforderung so gelöst,
Kunststoffsammelsack oder über die       Aus den Zahlen der nationalen KuRVe- dass für jede verkaufte PET-Getränke-
eigene Entgegennahme bei regionalen      Studie lässt sich für den Kanton Zü- flasche ein vorgezogener Recycling-
Entsorgungshöfen. Solche Angebote        rich grob abschätzen, dass rund 2000 beitrag erhoben wird.
werden in der Regel in Zusammenar-       Tonnen Haushaltskunststoffe pro Jahr
beit mit privaten Vertragspartnern – bei-gesammelt werden (exkl. PET-Fla- Potenzial
spielsweise hinsichtlich Sortierung und  schen, Stand 2017). In dieser Zahl für zukünftiges Recycling
zur stofflichen Verwertung – umgesetzt.  enthalten sind nicht nur gemischt ge- Welches Potenzial zur Reduktion von
                                         sammelte Kunststoffe (Sammelsäcke, Klimagasen zusätzliches Recycling von
… in den Gemeinden                       ca. 850 Tonnen pro Jahr [t/a]), sondern Haushaltskunststoffen hat, hängt von
Anhand der heute verfügbaren Gemein- auch die «Plastikflaschensammlungen» verschiedenen Faktoren ab: von mögli-
dedaten aus der kommunalen Abfall- der Detailhändler (ca. 970 t/a) und kom- chen Sammelmengen, von der erreich-
statistik wird ersichtlich, dass Kunst- munale Sammelstellen (210 t/a).          baren Sammelquote sowie vom ökologi-
stoffe mittels gemischter Sammlung                                               schen Nutzen im Vergleich zur aktuellen
aus Haushalten in 44 Gemeinden (2019) Was können diese Sammlungen                Entsorgung in einer Kehrichtverwer-
gesammelt werden (Karte Seite 13).       punkto Recycling leisten?               tungsanlage KVA (Referenz-Szena-
Von den 44 Gemeinden konnten 23 Ge- Im Rahmen der KuRVe-Studie wur- rio). Der ökologische Nutzen wiederum
meinden Mengen angeben – total 180 den die wichtigsten Sammelsysteme hängt unter anderem von der Qualität
Tonnen für 2019. 20 Gemeinden haben für Haushaltskunststoffe beurteilt. Bei des Sammelguts und von den Qualitäten
gesammelt, konnten aber keine Men- Sammelangeboten, welche Plastikfla- des hergestellten Recyclingplastikgra-
ge angeben. Die effektive Sammelmen- schen oder Plastikflaschen zusammen nulats ab. Bezüglich dem ökologischen
ge wird daher deutlich höher sein. Das mit Getränkekartons wie Tetra-Packun- Gesamtnutzen eines Sammelangebots
zeigt unter anderem auch die Mengen- gen beinhalten, konnten 55 bis 65 Pro- spielt die Logistik, also das Einsammeln
übersicht 2019 des Vereins Schweizer zent des Sammelguts stofflich verwer- und Transportieren des Sammelguts,
Plastic Recycler (VSPR), welche für die tet werden. Bei Sammelangeboten, die eine untergeordnete Rolle.
Sammelangebote (kunststoffsammel- gemischte Kunststoffabfälle aus Haus- Mit den Daten aus der nationalen
sack.ch und sammelsack.ch) für ge- halten beinhalten, ist die Bandbreite je KuRVe-Studie lässt sich eine erste Ab-
mischte Kunststoffabfälle für den Kan- nach Angebot grösser (30 – 60 %).         schätzung zum Potenzial erstellen. Un-
ton Zürich eine Sammelmenge von rund                                             ter der Annahme einer Sammelquote
760 Tonnen ausweist. 90 Prozent der Was kostet das Recycling von                 von 70 Prozent könnten jährlich rund 15
Mengen bestehen nach Angaben des Kunststoffen?                                   Kilogramm gemischte Kunststoffabfälle
                                         Die zusätzlichen Nettokosten für Samm- (ohne PET-Getränkeflaschen) pro Per-
Die Gemeinden erteilen                   lung und Verwertung von Kunststoffen son separat gesammelt werden. Das
eine Konzession                          aus Haushalten belaufen sich je nach entsprächen rund 23 000 Tonnen pro
Die Entsorgung von Siedlungsabfäl- Sammelangebot auf 300 bis 700 Fran- Jahr im Kanton Zürich, falls die gesam-
len ist eine staatliche Aufgabe, die der ken pro Tonne (Nettokosten der Sam- te Bevölkerung des Kantons (1.52 Mio.
Kanton Zürich den Gemeinden über- melangebote abzüglich einheitlich an- Personen, 2018) flächendeckend und
tragen hat. Diese wiederum können zu genommener 250 Franken pro Tonne für einheitlich mitmacht.
ihrer Aufgabenerfüllung mit (privaten) die Entsorgung in einer KVA). Der Mittel-
Dritten zusammenarbeiten. Das Recht wert kommt dabei auf rund 500 Franken … und der Klimabeitrag?
zur Entsorgung – dazu gehören die Ver- pro Tonne Kunststoff zu liegen.           Mit einem guten Sammel- und Verwer-
wertung sowie die Vorstufen Samm- Als Vergleichsgrösse können hier die tungsangebot kann eine CO2-Einspa-
lung, Beförderung, Zwischenlagerung zusätzlichen Nettokosten des Sys- rung von etwas über zwei Kilogramm
und Behandlung - der definierten Ab- tems von PET Recycling Schweiz PRS CO2 pro Kilogramm gesammelter
fallarten ist durch die Gemeinden über dienen, welche auch etwa diesem Kunststoffe erreicht werden. Daraus
eine Konzession (Monopolkonzession)
zu vergeben. Dabei wird die Entsor-
gungstätigkeit als «Übertragung einer
öffentlichen Aufgabe» auf einen Priva-
ten qualifiziert.
Die Auftragserteilung zur Kunststoff-
sammlung enthält neben der Konzes-
sionsübertragung als untergeordnetes
Teilelement den «Einkauf einer Dienst-
leistung». Das Gemeinwesen hat auf-
grund dieser beider Auftragselemente
sowohl die Bestimmungen und Verfah-
ren des Binnenmarktgesetzes wie auch
des öffentlichen Beschaffungsrechts                                          Aus dem gesammelten Kunststoff wird Granulat,
zu beachten (Zusatzinfo Seite 15).                                                  als Ausgangsmaterial für neue Produkte.
                                                                                                         Quelle: InnoRecycling AG

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                                                                  Gemischte Kunststoffballen zwischen Sammlung und Recycling.
                                                                                                                       Quelle: VSPR

lässt sich für den Kanton Zürich eine       ten für PET-Getränkeflaschen und an-       Mustervertrag
hypothetische jährliche CO2-Einspa-         satzweise bei weiteren Plastikflaschen     als Hilfestellung
rung von 46 000 Tonnen CO2 berech-          deutlich höhere Recyclingquoten (In-       Nach der Vergabe einer Sammlung von
nen. Die Einsparung ergibt sich vor al-     dustrierückführungsquoten) erzielt so-     Kunststoffabfällen an einen Dienstleister
lem aus zwei Aspekten:                      wie qualitativ hochwertigere Rohstoffe     (Dritten) erfordert die Auftragserteilung
– Der Kunststoff muss nicht verbrannt       gewonnen werden.                           auch einen Vertrag. Zur Unterstützung
   werden.                                  Es muss unbedingt vermieden werden,        der Gemeinden hat das Bundesamt für
– Der recycelte Kunststoff kann wie-        dass Kunststoffabfälle und deren nicht     Umwelt (BAFU) in Zusammenarbeit mit
   derverwendet werden, dadurch             verwertbare Sortierreste im Ausland        den Kantonen einen Muster-Konzes-
   muss kein neuer Kunststoff herge-        deponiert werden oder in Flüsse oder       sionsvertrag erarbeitet und publiziert
   stellt werden.                           Meere gelangen können. Damit die um-       (Zusatzinfo Seite 16). Durch Vorgaben
Mit der PET-Getränkeflaschensamm-           weltgerechte Sammlung, Behandlung          an die Entsorgungswege kann verhin-
lung und -verwertung kann ein etwas         und Verwertung sichergestellt werden       dert werden, dass das Sammelgut und
höherer Klimanutzen von 2.8 Kilogramm       kann, muss mit lückenloser Nachver-        nicht verwertbare Sortierreste in Flüs-
CO2 pro Kilogramm gesammelter               folgbarkeit der Materialströme – auch      sen, Meeren oder Deponien landen.
Kunststoff erreicht werden, da für die-     im Ausland – Transparenz geschaffen        Daher ist der vorgeschlagene Text im
sen Kunststoff unter anderem mehr           werden. Eine solche ist zudem auch         Muster-Konzessionsvertrag des BAFU
Energie zur Herstellung benötigt wird.      wichtig für die Überprüfung der Einhal-    unter Abschnitt IV, Ziffer 12, wie folgt zu
                                            tung der ökologischen Anforderungen.       ersetzen:
Stand der Technik                                                                      «Die Konzessionsnehmerin muss nach-
des Recyclings                              Wie Gemeinden ökologisch                   weisen, dass das Sammelgut nach
Die verschiedenen Arten und Qualitäten      wirkungsvoll beitragen                     dem Stand der Technik sortiert und
von Kunststoffen und die Verbundstof-       Will eine Gemeinde Kunststoffabfäl-        nach hohen Standards stofflich verwer-
fe, also die Kombination von mehreren       le aus Haushalten sammeln, so wen-         tet wird. Nicht stofflich verwertbare An-
Stoffen in einem Produkt, erschweren        det sie sich in der Regel an einen pri-    teile des Sammelgutes müssen in der
das Recycling. Der Verein Schweizer         vaten Dienstleister, also einen Anbieter   Schweiz entsorgt werden. Dies ist im
Plastikrecycler (VSPR) beziffert die der-   eines Sammelangebots. Dies sind Un-        Rahmen eines Monitorings nachzuwei-
zeit erreichbare Recyclingquote (Indus-     ternehmen, welche unter anderem Ver-       sen und durch eine unabhängige Audi-
trierückführungsquote) für gemischte        packungskunststoffe aus Haushalten –       tierung zu prüfen».
Kunststoffsammlungen mit 50 Prozent.        mit einem von ihnen vermarkteten ge-       Durch Monitoring müssen die Stoff-
Der ökologische Mehrnutzen des              bührenpflichtigen Sack – sammeln und       ströme lückenlos verfolgt werden kön-
Recyclings wurde mit der KuRVe-Stu-         dafür sorgen, dass die Kunststoffabfälle   nen, damit auch der Nachweis des
die belegt. Dank Weiterentwicklung der      sortiert und einer Verwertung zugeführt    ökologischen Nutzens so gewährleistet
Aufbereitungstechnologie sowie der          werden. Die auf dem Schweizer Markt        werden kann.
Logistiksysteme werden deutliche öko-       befindlichen Sammelangebote unter-
logische Verbesserungen angestrebt          scheiden sich gemäss KuRVe-Studie
und auch möglich sein. Wichtig ist es,      (Zusatzinfo Seite 16) teilweise wesent-
jederzeit eine dem Stand der Technik        lich in ihren ökologischen Leistungen.
entsprechende stoffliche Verwertung         Die Gemeinden haben es allerdings in
von Kunststoff zu gewährleisten.            der Hand, einen Anbieter zu wählen,
Dank sortenreiner Sammlungen konn-          der eine gute Umweltleistung gewähr-

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leistet. Sie können überprüfbare Anfor-       menten und Vorgaben des VSPR zu ori- Weiterlesen
derungen an Sammlung und Verwer-              entieren.                                – Studie «Kunststoff Recycling und
tung vertraglich festlegen. Der Verein                                                   Verwertung» (KuRVe)
Schweizer Plastikrecycler (VSPR) hat          Und der Detailhandel?                      www.bafu.admin.ch | Themen |
unter Beizug von Fachpersonen und             Die Sammlungen durch den Detailhan-        Abfall | Veranstaltungen | Tagung-
                                                                                         kunststoffabfaelle-aus-haushalten-wohin-
einer Begleitgruppe das Dokument              del sind sinnvoll und bieten gute Vor-     geht-die-reise
«Anforderungen an die Sammlung von            aussetzungen, dass auch ein grosser
                                                                                       – Website VSPR
gemischten Kunststoffen aus Haushal-          ökologischer Nutzen erzielt werden
                                                                                         www.plasticrecycler.ch
ten» erarbeitet und publiziert (Zusatz-       kann. Mit seinen Kunststoffsammlun-
                                                                                         a Anforderungen an die Sammlung
info rechts). Wesentliche Elemente sind       gen übernimmt der Detailhandel Ver-
                                                                                           von gemischten Kunststoffen aus
die Vorgabe einer kontinuierlichen Er-        antwortung, indem er durch ihn in Ver-
                                                                                           Haushalten, Ausgabe 2020, VSPR
höhung der stofflichen Recyclingquo-          kehr gebrachte Verpackungen wieder
                                                                                         b «Handbuch für das Monitoring
te (Industrierückführungsquote) sowie         in den Wirtschaftskreislauf zurückführt.
                                                                                           von gemischten Kunststoffsamm-
ein Monitoring mit Audit. Audits werden       Die oben für die Sammlung in den Ge-
                                                                                           lungen», Ausgabe 2020, VSPR
derzeit mit Pilotsammlungen in der Pra-       meinden formulierten Kriterien, inklusi-
xis geprüft, eine diesbezügliche Zertifi-     ve den ökologischen Anforderungen,       – Webauftritt       «Beschaffungswesen
zierung will der VSPR ab dem 1. Januar        sind selbstverständlich auch für den       im  Kanton   Zürich»
2021 anbieten. Das AWEL empfiehlt             Detailhandel sinnvoll und anzuwenden.      zh.ch/kanton | Kantonale Verwaltung |
                                                                                           Beschaffung und Einkauf – Handbuch für
den Gemeinden, sich an diesen Instru-                                                      Vergabestellen

INTERVIEW                                                                               – BAFU-Homepage mit Muster-Kon-
                                                                                          zessionsvertrag und Beiblatt
Bedeutung der Abfallwirtschaft im Klimaschutz                                              www.bafu.admin.ch | Themen | Abfall
                                                                                           | Abfallglossar | Kunststoff

                                              Welches sind die grössten Emis-
                                              sionsquellen aus der Abfallwirt-          Massnahmenplan Abfall-
                                              schaft im Kanton Zürich?                  & Ressourcenwirtschaft
                                              Heute stammen rund 90 Prozent der
                                              klimarelevanten Abgase der Abfallwirt-
                                              schaft im Kanton Zürich aus den Ka-
                                              minen der thermischen Abfallbehand-
                                              lungsanlagen. Die Abwärme, die dabei
                                              entsteht, wird im Kanton Zürich vieler-
                                              orts in Fernwärmeverbunden oder zur
                                              Stromerzeugung genutzt. Sie ersetzt
                                              dadurch fossile Energieträger wie Öl
                                              und Gas. Aus KVA-Rückständen kön-
                                              nen zudem Metalle zurückgewonnen
        Dr. Leo Morf                          und damit die Treibhausgasemissio-
        StV Leiter Sektion Abfallwirtschaft   nen aus dem Herstellungsprozess von
        leo.morf@bd.zh.ch                     Neu-Metallen eingespart werden. Sol-
        Telefon 043 259 39 70
                                              che Substitutionseffekte machen im
                                              Kanton Zürich schon fast die Hälfte der
                                              Treibhausgasemissionen der Abfallwirt-
Was ist der Anteil der Abfallwirt-            schaft aus.
schaft an den Klimagasemissio-
nen im Kanton Zürich?                         Welche Massnahmen werden zur              Der Massnahmenplan zeigt die we-
Auch die Abfallentsorgung verursacht          Reduktion ergriffen, wo liegen            sentlichen Herausforderungen der
klimarelevante Emissionen. So wird            noch Potenziale brach?                    Abfall- und Ressourcenwirtschaft auf
CO2 bei der Verbrennung von Abfällen          Ein sehr grosses Potenzial haben Mass-    und formuliert Strategien und Mass-
in Kehrichtverwertungsanlagen (KVA)           nahmen der Vermeidung von Abfällen,       nahmen, um diesen zu begegnen. Be-
freigesetzt. Weitere Treibhausgase ent-       zum Beispiel Food Waste (Artikel Seite    treffend Kunststoffen werden neben
stehen in Kompostier- und Vergärungs-         17), weniger Verpackung, längere Nut-     dem Recycling Massnahmen zur Ver-
anlagen, bei der Klärschlammverbren-          zung von Produkten. Andererseits lie-     meidung vorgesehen, nämlich Mehr-
nung und in alten Deponien. Durch die         fert ein qualitativ hochstehendes Ur-     wegsysteme und langlebige Produkte
Zürcher Abfallwirtschaft werden jähr-         ban Mining wesentliche Beiträge zur       nutzen, bewusst konsumieren, teilen
lich knapp 500 000 Tonnen Treibhaus-          CO2-Reduktion, beispielsweise über die    statt besitzen, reparieren statt wegwer-
gase emittiert, was etwa acht Prozent         Effizienzsteigerung der Abfallbehand-     fen. Diese besitzen alle eine hohe öko-
der Treibhausgasemissionen im Kanton          lungsprozesse, die Rückgewinnung von      logische Wirksamkeit.
Zürich entspricht.                            Wertstoffen aus Abfällen sowie Reduk-
                                              tion der Freisetzung von Methan und
                                              Lachgas (CH4 und N2O) in Abfallprozes-
                                              sen. Das Potenzial des Kunststoffrecyc-
                                              lings wird im Artikel thematisiert.

www.zh.ch/umweltpraxis
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