STROMERZEUGUNG ZAHLEN UND FAKTEN - Stromerzeugung 2019/2020
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Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 STROMBEDARF WELTWEIT UND IN DER EU D ie Weltbevölkerung von heute 7,7 Milliarden Menschen nimmt derzeit jedes Jahr um ca. 90 Millionen zu. Der Stromverbrauch wird aufgrund des Bevölkerungswachstums und des steigenden Bedarfs – rund ein Viertel der Inhaltsverzeichnis n Strombedarf weltweit und in der EU 2–3 Menschen hat heute noch keinen Zugang zu einer gesicherten Stromversorgung – weiterhin rascher, Durchschnitt 2000 bis 2017: 66 %, anwachsen als der n Erneuerbare Energien in der EU 4 übrige Energieverbrauch. Zudem ist zu erwarten, dass verstärkte Digitalisie- n Wasserkraft, Windenergie, Biomasse 5–7 rung, Sektorenkopplung sowie Elektromobilität den Bedarf anwachsen lassen. n Dezentrale Stromerzeugung, Speichertechnologien 8–9 Weltweit wird aufgrund des Bedarfszuwachses gemäß dem Leitszenario „New Policies Scenario“ der Internationalen Energieagentur (IEA) bis zum n Flexible konventionelle Kraftwerke 10 – 11 Jahr 2040 eine Zunahme der Brutto-Stromerzeugung von 25.679 Mrd. kWh n Rahmenbedingungen für konventionelle Kraftwerke 12 – 13 im Jahr 2017 auf dann rund 40.443 Mrd. kWh erwartet – ein durchschnitt- n Kernenergie weltweit 14 – 15 liches Plus von 2,0 % p.a. Die Umsetzung dieses Szenarios berücksichtigt insgesamt einen Zuwachs durch Bevölkerungswachstum und eine weitere n Modulare Kleinreaktoren 16 – 17 Durchdringung des Stromeinsatzes in Sektoren, in denen bislang andere n Neue Stromerzeugungskapazitäten erforderlich 18 – 19 Energieträger dominieren, mit dem Ziel eines insgesamt effizienteren Ener- n Globaler Klimaschutz erforderlich 20 – 21 giesystems. Weitere Analysen und Prognosen zum zukünftigen Energie- und Stromverbrauch u. a. von BP, ExxonMobil und der U.S. Energy n VGB: Aufgaben und Mitglieder 22 – 23 Administration (EIA) liegen vor. Allen Prognosen gemeinsam ist die Aussa- n Impressum 24 ge, dass die Stromerzeugung bis zum Jahr 2040 in einem Band von 34.000 bis 42.000 Mrd. kWh wachsen wird. Der Strombedarfszuwachs in der EU fällt mit +0,3 % p.a. geringer aus. Die Erzeugungskapazitäten weltweit neh- men mit +2,0 % p.a. deutlich zu.
Erwarteter Zuwachs der Stromerzeugung in Mrd. (109) kWh weltweit Erwarteter Zuwachs der Stromerzeugung in Mrd. (109) kWh in der EU 45.000 4.500 IEA (2018): New Policies Scenario New Policies Scenario 40.000 +8 % +61 % 4.000 +0,3 % pro Jahr +2,0 % pro Jahr 3.500 New Policies Scenario (IEA) 30.000 3.000 BP - Energy Outlook EIA - Referenzszenario New Policies Scenario (IEA) Wind, 2.500 ExxonMobil Biomasse, Sonne Wind, Biomasse, Sonne 20.000 Wasser 2.000 Wasser Kernenergie 1.500 Kernenergie Fossile Energien 10.000 Fossile Energien 1.000 500 0 2017 2040 0 Jahr 2017 2040 Jahr Quellen: IEA, BP, U.S. EIA, ExxonMobil, EU Kommission, eigene Berechnungen SEI T E 2 – 3
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 ERNEUERBARE ENERGIEN – EHRGEIZIGE ZIELE DER EU FÜR 2020 Zur Forcierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien haben sich die Mit- Schweden 54,5 49 Ziel gliedsstaaten der Europäischen Union (EU) hohe Ziele gesetzt. Finnland 41,0 38 Ziel erreicht erreicht Seit Inkrafttreten des im Dezember 2008 beschlossenen EU-Richtlinien- Lettland Dänemark 39,0 35,8 40 30 Ziel erreicht und Zielpaketes für Klimaschutz und Energie - häufig als „20-20-20-Paket“ Österreich 32,6 34 Estland bezeichnet - erhöhte sich der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoend Portugal 29,2 28,1 25 Ziel erreicht 31 energieverbrauch stetig. Im Jahr 2017 erreichte der Anteil der Energie aus Kroatien 27,3 20 Ziel erreicht Litauen erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch in der EU einen Wert Rumänien 25,8 24,4 23 Ziel erreicht 24 Ziel erreicht von 17,5 % und war mehr als doppelt so hoch wie 2004 (8,5 %), dem ersten Slowenien 21,6 25 Ziele der EU für Erneuerbare bis 2020: Bulgarien Jahr, für welches Daten verfügbar sind. Damit konnte ein Anstieg um Italien 18,7 18,3 16 Ziel erreicht 17 Ziel erreicht 20 % Anteil der erneuerbaren 0,5-%-Punkte gegenüber dem Vorjahr 2016 verzeichnet werden. Spanien 17,5 20 Energien am Bruttoendenergieverbrauch Mit mehr als der Hälfte (54,5 %) war der Anteil der Energie aus erneuerbaren Griechenland Frankreich 16,3 16,3 18 23 10 % Anteil der erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch 2017 in Schweden mit Abstand am Deutschland 15,5 18 Energien im Verkehrssektor Tschechische R. höchsten. Es folgten Finnland (41,0 %), Lettland (39,0 %), Dänemark Ungarn 14,8 13,3 13 Ziel erreicht 13 Ziel erreicht (35,8 %) und Österreich (32,6 %). Die niedrigsten Anteile erneuerbarer Slawakische R. 11,5 14 EU Polen Energie wurden hingegen in Luxemburg (6,4 %), den Niederlanden (6,6 %) Irland 11,0 10,7 15 16 2017: 17,5 % 2020: 20 % und Malta (7,2 %) registriert. Von den 28 EU-Mitgliedstaaten haben elf die Großbritannien 10,2 15 Zypern 9,9 13 für die Verwirklichung ihrer nationalen Ziele für 2020 erforderlichen Werte Belgien 9,1 13 2017 bereits erreicht: Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Estland, Kroatien, Italien, Malta 7,2 10 Ziel für 2020 Niederlande 6,6 14 Litauen, Ungarn, Rumänien, Finnland und Schweden. Darüber hinaus fehlt Luxemburg 6,4 11 Lettland und Österreich etwa 1%-Punkt, um ihre Ziele für 2020 zu erreichen. EU-28 17,5 20 Erneuerbare Energien werden auch für die Jahre nach 2020 eine Schlüssel- 0 10 20 30 40 Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch in % 50 60 rolle spielen. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch mindestens 32 % erreichen. Quelle: Eurostat 2019 (Daten: 2017)
WASSERKRAFT – EINE UNVERZICHTBARE ENERGIEQUELLE Wasserkraft ist nicht nur eine zuverlässige erneuerbare Energiequelle, sondern ist in Europa einer der Spitzenreiter bei der Erzeugung von Strom aus erneu- erbaren Energien. Mit einer Erzeugung von mehr als 332 TWh – rund 33 % Ziele für erneuerbare Energien Status 2017 – Gesamt: 1.006 TWh des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen – trägt die Wasserkraft in der Stromerzeugung der EU-28 Gesamtziel 2020: 1.196 TWh einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung des EU-Zieles von 34 % der 2017 2020 83 Einzelziel; aktuelle Zielerreichung In Klammern (...): jeweiliges Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen bis zum Jahr 2020. 30,5 % 34,0 % 304 Neben den gut prognostizierbaren und konstanten Erzeugungen in Laufwas- serkraftwerken zur Grundlastabdeckung nimmt die Bedeutung der Bereitstel- Windenergie lung von Reserveleistung und Spitzenlast zur Absicherung der Versorgungs Wasserkraft sicherheit und insbesondere von Regelenergie zur Aufrechterhaltung der 362 Netzstabilität in einem immer größer werdenden flexibleren Energiemarkt (495; 73 %) 332 zu. Diese Anforderungen werden in der EU überwiegend von den hocheffi- (355; 93 %) zienten Pumpspeicher- und Speicherwasserkraftwerken mit einer gesamten 185 installierten Engpassleistung von mehr als 48.506 MW sichergestellt. (232; 80 %) Die Wasserkraft stellt somit nicht nur eine äußerst effiziente, zuverlässige 119 7 (103; 116 %) und auch speicherfähige Energieform dar, sondern ist im Rahmen der Ener- (11; 61 %) giewende eine unverzichtbare, zu bewahrende und weiter zu forcierende Biomasse erneuerbare Energie. Geothermie Solarenergie Quelle: Eurostat 2019 (Daten: 2017) SEI T E 4 – 5
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 WINDENERGIE – EINE TRAGENDE SÄULE BEI DER ENERGIEWENDE Um die Vorgaben der Europäischen Union im Rahmen des Energie- und Klimapaketes bis zum Jahr 2020 erfüllen zu können, ist ein weiterer Ausbau Windenergie: zur Nutzung der Windenergie zwingend erforderlich. Ende 2018 waren in Kapazitäten in Europa Ende 2018 in MW Deutschland rd. 30.518 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 59.311 MW in Betrieb. Zu diesem Zeitpunkt betrug die installierte Leis- Gesamt Europa*: FI tung in Europa 189.229 MW und weltweit 592.000 MW. 189.229 MW NO 2.041 1.675 SE Die rückblickende Betrachtung des Windenergieanlagenmarktes zeigt eine 7.407 kontinuierliche Weiterentwicklung der Anlagentechnik, die mit steigenden ES 310 RU Nennleistungen, Rotordurchmessern und Nabenhöhen einherging. Aus den IR 3.564 DK 5.758 LV 66 139 LT 439 ersten kleinen Anlagen mit einer Leistung von durchschnittlich rund 30 kW UK 20.970 NL 4.471 und Rotordurchmessern von weniger als 15 m Mitte der 1980er-Jahre wur- BE DE PL BY 3 59.311 5.864 den Maschinen mit 8 MW Nennleistung und mehr sowie mit Rotordurch- 3.360 LU CZ UA messern von 160 m. Windenergieanlagen haben sich bereits nach etwa drei FR 120 317 SK 3 533 AT bis sieben Monaten Betriebszeit energetisch amortisiert. Das heißt, nach 15.309 CH 75 3.045 HU RO 329 dieser Zeit hat die Anlage so viel Energie produziert, wie für Herstellung, PT SI HR 3 3.029 ES IT 583 Betrieb und Entsorgung aufgewendet werden muss. Neben der konsequen- 5.380 23.494 9.958 BG ten Weiterentwicklung der Anlagentechnik kommt zukünftig vor allem auch 691 TR der Optimierung der Instandhaltungsstrategien eine entscheidende Bedeu- GR 2.844 7.369 tung zu, um die technische Verfügbarkeit und damit die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Dabei spielen insbesondere die Zuverlässigkeit sowie die Para- CY 158 meter Gewicht, Kosten und Wirkungsgrad eine wesentliche Rolle. * inklusive nicht im Einzelnen angeführter Staaten. Quelle: WindEurope
BIOMASSE – DAS MULTITALENT Energieerzeugung aus Biomasse ist ein entscheidender Baustein der Energie- wende. Derzeit werden in Europa 185 Mrd. kWh Strom aus Biomasse er- zeugt, somit hat Biomasse einen Anteil von 18,4 % an der erneuerbaren Biomasse: Entwicklung der Stromerzeugung Stromerzeugung. In Europa waren im Jahr 2017 Schweden, Italien, Deutsch- Schweden Italien Deutschland Großbritannien EU-28 land und Großbritannien die Länder mit der höchsten Stromproduktion aus 250 Biomasse. Biomasse kommt als Brennstoff in Wärmekraftwerken zum Einsatz oder wird in Biogasanlagen zu Methan vergoren. Biomassekraftwerke erfüllen für die 200 Stabilität des Stromnetzes die gleichen Aufgaben, die auch von den fossil ge- Stromerzeugung in Mrd. kWh feuerten Kraftwerken wahrgenommen werden. Sie sind sowohl grundlast fähig als auch für die Bereitstellung von Ausgleichs- und Regelenergie geeig- 150 net. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, mit Kohle gefeuerte Kraft- werke auf Biomasse umzurüsten, um so bestehende Standorte weiter nutzen zu können. Biogas wird entweder direkt in Gasmotoren verstromt oder auf- 100 bereitet und in die bestehenden Erdgasnetze eingespeist. Hiermit verbunden ist auch ein beträchtliches Speicherpotenzial. Biomassekraftwerke und Biogasanlagen können sowohl zentral als auch de- 50 zentral eingesetzt werden. Biomasse ist somit als Multitalent unter den er- neuerbaren Energien ein unverzichtbarer Baustein zukünftiger Energie versorgungssysteme. 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2020 Jahr Quelle: Eurostat SEI T E 6 – 7
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 DEZENTRALE STROMERZEUGUNG – NEUE STRUKTUREN DES VERSORGUNGSSYSTEMS D ie Dezentrale Erzeugung ist ein wesentlicher Bestandteil der Energie- wende und wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Das komplexe System der dezentralen Energieversorgung, bestehend aus „Er- Entwicklung der dezentralen Erzeugung in Regionen 120.000 zeugung ‒ Übertragung – Verteilung – Verbrauch“, muss dabei jedoch in Nordamerika Westeuropa Osteuropa seiner Gesamtheit betrachtet werden. 100.000 Blockheizkraftwerke basieren hauptsächlich auf dem klassischen Kolbenmo- torprozess. Darüber hinaus können Brennstoffzellen neue Einsatzfelder für Leistung in MW die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eröffnen. Sie stellen wichtige technische 80.000 Innovationen dar, da sie den Einsatz der KWK-Technik auch im sehr kleinen Leistungsbereich ermöglichen. Die technologische Entwicklung ist soweit 60.000 vorangeschritten, dass die Geräte auf dem Markt positioniert werden kön- nen. Dieses gilt für die Anwendung in der Nahwärmeversorgung sowie den gewerblichen und industriellen Sektor. Verbunden mit dem Anstieg der de- 40.000 zentralen Energieerzeugung müssen diese Systeme zukünftig verstärkt auch die erforderlichen Netzdienstleistungen anbieten, bis hin zur Regelenergie. 20.000 Zur Unterstützung der erforderlichen Maßnahmen wird nun auch in Deutschland seit 2017 flächenmäßig das Smart Metering eingeführt, und zwar in Abhängigkeit des Verbrauchs (> 10.000 kWh/a im Jahr 2017; 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 > 6.000 kWh/a im Jahr 2020 für private Haushalte). Hierbei ist zu berück- Jahr sichtigen, dass für die Mess- und Regelsysteme ein hoher Standard für die IT-Sicherheit einzuhalten ist. Quelle: Navigant Research
SPEICHERTECHNOLOGIEN – EIN WICHTIGER BAUSTEIN DER SYSTEMSTABILITÄT P arallel mit der Zunahme der dezentralen Energieversorgung und dem stetigen Anstieg der Stromerzeugung durch die fluktuierenden erneuer- baren Energiequellen, ist zukünftig ein Ausbau der Speicherkapazitäten Anforderung Hohe Leistung Hohe Energie Speicherdauer Sekunden Minuten Stunden (/Tage) dringend erforderlich. Die Systeme können in zentrale Speicherkraftwerke, dezentrale Kleinspei- Anwendung (Beispiel) Spannungsstabilisierung Schwarzstartfähigkeit Inselnetze, Stromhandel Frequenzstabilisierung Unterbrechungsfreie Lastspitzenglättung cher, Kurz- oder Langzeitzeitspeicher unterteilt werden. Darüber hinaus Stromversorgung (USV) Flickerkompensation Lastausgleich besteht die Möglichkeit, elektrische oder thermische Energie zu speichern. Mildhybride Reine Batteriefahrzeuge Ein entscheidendes Kriterium für die Auswahl der geeigneten Speichertech- Einteilung Thermische Lokale Dezentrale Zentrale Kurzzeitspeicher nologie ist der Zeitbereich, der hiermit abgedeckt werden soll. Des Weiteren Technologien Speicher Kleinspeicher Großbatterie Speicherkraftwerke spielt auch die Wahl des richtigen Standorts eine wesentliche Rolle. Speicher- Sensible Speicher Doppelschicht- Blei-Säure Blei-Säure Pumpspeicher- konzepte Für den Einsatz der verschiedenen Speichertechnologien sind marktgerechte Latentspeicher kondensator Batterien (Pb) Batterien (Pb) kraftwerke Lithium-Ionen- Lithium-Ionen- Druckluftspeicher- Rahmenbedingungen erforderlich. Zu den derzeitigen möglichen Alternati- Chemische Speicher Supraleitende magnetische Batterien (LIB) Batterien (LIB) kraftwerke ven gehört beispielsweise der Ausbau des Stromnetzes, die Flexibilisierung Energiespeicher Nickel-Cadmium- Natrium- Batterien (NiCd) Schwefel- Wasserstoff- des bestehenden Kraftwerksparkes aber auch der Einsatz vom Demand Side Schwungrad Nickel-Metall- Batterien (NaS) speicher- hydrid Batterien kraftwerke Management. (NiMH) Redox-Flow- Batterien (RFB) Art der Speicherung Als ausgereifte Technologie steht derzeit nur die Nutzung der Wasserkraft in Virtuelle Speicherung Form von Pumpspeicherkraftwerken zur Verfügung. Großbatteriesysteme Elektrisch (elektromagnetische oder -statische Felder) haben bereits ihre technische Eignung bis hin zum Einsatz im Regelenergie- Elektrochemisch (chemische Energie) markt nachgewiesen und können in Nischenanwendungen auch unter kom- Mechanisch (kinetische oder potenzielle Energie) merziellen Gesichtspunkten eingesetzt werden. Quelle: Fraunhofer ISI (2012) SEI T E 8 – 9
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 FLEXIBLE KONVENTIONELLE KRAFTWERKE – GARANTEN DER VERSORGUNGSSICHERHEIT D ie CO2-Emissionen kohlegefeuerter Kraftwerke konnten durch techno- logische Weiterentwicklung schrittweise reduziert werden. So stieg durch realisierte Neubauprojekte der durchschnittliche weltweite Wirkungs- Tagen. Die benötigte Flexibilität zum permanenten Lastausgleich muss auf- grund begrenzter Kupplungskapazitäten weitgehend von den im Inland vor- handenen Kraftwerken bedient werden. Aktuell errichtete Neubau-Kraft- grad in den letzten Jahren von rd. 30 auf etwa 33 % an, und durch konse- werke werden daher für einen besonders flexiblen Betrieb ausgelegt worden. quente Anwendung von State-of-the-art-Technologie mit einem Wirkungs- Wesentliche technische Kriterien für Flexibilität sind die stabile Mindestlast, grad von 44 bis 47 % könnte die CO2-Menge weltweit weiterhin deutlich Anfahr- und Abfahrzeiten sowie Mindestbetriebs und -stillstandszeiten, abgesenkt werden. In Ländern mit einem steigenden Anteil fluktuierender Lastgradienten und die Regelbänder in verschiedenen Lastbereichen. Ein erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wird das Primat der Effizienz ganz anderer Aspekt ist die Flexibilität hinsichtlich Qualitätsschwankungen zunehmend durch das Erfordernis nach Flexibilität abgelöst. des Hauptbrennstoffes sowie des Einsatzes von Ersatzbrennstoffen. Die Erzeugung der konventionellen Anlagen muss sich jederzeit schnell Neue und entsprechend nachgerüstete thermische Kraftwerke können und flexibel an die Residuallast anpassen, also zur Kompensation der Dif- durch ihren flexiblen Betrieb gemeinsam zur Integration der erneuerbaren ferenz zwischen Verbrauch und fluktuierender Einspeisung aus Photovol- Energien in ein modernes Stromversorgungssystem beitragen. Der Fokus taik- und Windenergieanlagen zur Verfügung stehen. Kurzfristigere Ein- technischer Entwicklungen liegt dabei auf der Umsetzung der vorhandenen speiseschwankungen werden durch die stark zunehmende Leistung von Potenziale für einen flexiblen Anlagenbetrieb. Vor dem Hintergrund der Photovoltaikanlagen ausgelöst. Die daraus resultierenden Effekte werden ab Ausbauziele für erneuerbare Energien in ganz Europa ist auch künftig ein dem Frühling mit zunehmender Intensität der Sonneneinstrahlung maß- breiter und flexibler thermischer Kraftwerkspark unverzichtbar, um die geblicher Treiber für die untertägige Einspeiseschwankung. Eher im mittel- Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit zu jeder Zeit zu gewährleisten. bis langfristigen Bereich liegt der mittlere Zyklus zwischen Stark- und Schwachwindphasen; er entspricht in Nordwest-Europa etwa drei bis fünf
Faktoren eines flexiblen Kraftwerksbetriebs: Hohe Lastgradienten, geringe Minimallast und Flexibilität thermischer Kraftwerke – State of the art kurze Zeiten zum Hochfahren 1.300 Kraftwerkstyp Steinkohle Braunkohle GuD-Anlage** Gasturbine BoA Kernenergie 1.200 Lastgradient Max. Kapazität ~1.000 MW2 / 4 / 8 2 / Max. 4 / 6Kapazität 4 /~1.300 8 / 12MW 8 / 12 / 15 Kernkraftwerke in %Kapazität Min. pro Min. ~420 MW Min. Kapazität ~520 MW Leistung in MW Max. Laständerungs- +/-30 MW/min Max. Laständerungs- +/-63 MW/min 1.000 ... geschwindigkeit geschwindigkeit im Lastbereich 40 ... 90 50 ... 90 40* ... 90 40* ... 90 von % GuD-Anlage Steinkohle 800 Minimallast Max. Kapazität ~2 x 440 40 MW/ 25 / 15 60 / 40 / 20 Max. Kapazität50 / 40 / 30 ~800 MW* 50 / 40 / 20* in % Kapazität Min. Nennleistung ~520*/260** MW Min. Kapazität ~210 MW Braunkohlekraftwerke Max. Laständerungs- +/-36 MW/min Max. Laständerungs- +/-20 MW/min 600 Zeit zum Hochfahren geschwindigkeit geschwindigkeit in Stunden (h), 3/2/1 6/4/2 1,5 / 1 / 0,5
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 VERÄNDERTE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN BETRIEB KONVENTIONELLER KRAFTWERKE E nde des letzten Jahrhunderts wurde die Entwicklung des Elektrizitätssek- tors stark von der Liberalisierung des Energiemarktes in Europa beein- flusst. Dies führte auch zu einem Umdenken hinsichtlich der Informationen Die im Diagramm dargestellten Trends weisen eine stetig ansteigende unge- plante nicht disponible NV-Arbeit der kohlebefeuerten Kraftwerke seit 1998 (ca. 3 %) bis 2018 (ca. 9 %) auf, während der Plananteil seit 2010 zurück- von betrieblichen Daten. In der Beispielauswertung des VGB-Kraftwerks geht. Der Außerplananteil der Gasturbinen lag im Mittel seit 2007 bis 2016 informationssystem (KISSY) nahmen 1998 rund 270 „fossil befeuerte Anla- bei ca. 3 % und stieg in 2018 auf rund 5 % an, während der Plananteil im gen“ aus Europa an der Datenerhebung teil, bis 2007 stieg diese Zahl auf über Mittel von 2007 bis 2018 bei 8 % liegt. 350 Anlagen ‒ mit dem Ergebnis, dass die Durchschnittswerte der frühen Bei der Interpretation von Trends muss die Veränderung im Datenbestand 1990er Jahre einen deutlich anderen Anlagenpark widerspiegelten als heute. von KISSY berücksichtigt werden. Die Anzahlen von Anlagen ändert sich Die gesetzlichen Vorgaben, wie die Einführung des europäischen ETS (Emis- ständig aufgrund der Stilllegung alter Anlagen und der Inbetriebnahme neu- sionshandelssystem) im Jahr 2005 oder der bevorzugte Betrieb erneuerbarer er Anlagen. Jedoch ist der Datenbestand von KISSY in den letzten 15 Jahren Energien, führten zu mehr Flexibilität und mehr Teillast mit niedrigeren Last- signifikant gestiegen und viel internationaler geworden. faktoren für fossil befeuerte Anlagen. Andere Beispiele sind die Stilllegung der Kernkraftwerke in Deutschland (beschlossen und gestartet 2011, die 2022 abgeschlossen sein wird) oder der Übergang einer beträchtlichen Anzahl fos- Quellen sil befeuerter Kraftwerke vom Strommarkt in die Netzreserve. Aufgrund die- Technische und kommerzielle Kennzahlen für Kraftwerksanlagen, ser Randbedingungen reduzierte sich die Anlagenanzahl dann im Jahr 2018 VGB-S-002-03-2016-08-DE, VGB PowerTech, ISBN 978-3-86875-940-2 (eBook, kostenlos) Verfügbarkeit von Kraftwerken 2009 – 2018, VGB-TW 103V, auf rund 230 Anlagen. Mit diesen Veränderungen aufgrund der anderen Ausgabe 2019, VGB PowerTech, ISBN: 978-3-96284-152-2 Randbedingungen des Marktes und politischer Vorgaben wird ein flexibleres Analyse der Nichtverfügbarkeit von Wärmekraftwerken 2009 – 2018, VGB-TW 103A, Anfahrverhalten der Kraftwerke gefordert bzw. praktiziert, das sich in der Ausgabe 2019, VGB PowerTech, ISBN: 978-3-96284-154-6 Verfügbarkeit und im Besonderen der Nichtverfügbarkeit (NV) der Anlagen widerspiegelt.
Vergleich der Arbeitsverfügbarkeit europäischer Kraftwerke Vergleich der Nichtverfügbarkeit (NV) europäischer Kraftwerke Arbeitsverfügbarkeit, Kohle Arbeitsverfügbarkeit, Gas NV geplant, Kohle NV disponibel, Kohle NV nicht disponibel, Kohle Arbeitsausnutzung, Kohle Arbeitsausnutzung, Gas NV geplant, Gas NV disponibel, Gas NV nicht disponibel, Gas 100 12 10 80 Verfügbarkeit in % Nichtverfügbarkeit in % 8 60 6 40 4 20 2 0 0 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Jahr Jahr Quelle: VGB-Datenbank KISSY (Kraftwerksinformationssystem, Daten: 2018) SEI T E 12 – 13
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 KERNENERGIE – WEITERER AUSBAU WELTWEIT D ie Stromerzeugung aus Kernenergie betrug weltweit 2018 ca. 2.519 Mrd. kWh und lag damit etwas über der Erzeugung von 2017 mit ca. 2.490 Mrd. kWh. Maßgeblichen Einfluss hatten die weiteren Wiederinbe- Entwicklung der Stromerzeugung aus Kernenergie weltweit 100 3.000 Stromerzeugung in Kernkraftwerken in Mrd. kWh triebnahmen von Kernkraftwerken in Japan nach den Ereignissen von Fuku Arbeitsverfügbarkeit in % shima im März 2011 – 9 von 37 Anlagen sind wieder am Netz – sowie aus- 2.500 gezeichnete Betriebsergebnisse der Anlagen weltweit insgesamt. Der Anteil der Kernenergie an der gesamten weltweiten Stromerzeugung lag 2018 bei rund 2.000 11 %. Mit rd. 787 Mrd. kWh Erzeugung in 14 Mitgliedsstaaten ist die EU der weltweit führende Wirtschaftsraum bei der Kernenergieerzeugung. Japan 50 1.500 Kumuliert sind seit Inbetriebnahme der ersten kommerziellen Kernkraftwer- ke im englischen Calder Hall im Jahr 1956 rund 81.300 Mrd. kWh Strom USA produziert worden. Dies entspricht etwa dem dreifachen des heutigen welt- 1.000 weiten jährlichen Strombedarfs. Bemerkenswert ist der Zuwachs der nuklearen Stromerzeugung in den 500 EU 1980er Jahren, als die in den 1970er Jahren begonnenen großen Kernkraft- werksprojekte mit Blockleistungen über 1.000 MW in Betrieb gingen. In 0 0 2018 wurde mit Taishan 1, China, der aktuell weltweit leistungsstärkste 1956 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2018 Jahr Kernkraftwerksblock mit 1.750 MW Bruttoleistung in Betrieb genommen. Heute ist der Betrieb von Kernkraftwerken durch eine weiterhin hohe Ar- Quelle: atw – Int. Journal for Nuclear Power 5/2019 beitsverfügbarkeit von im weltweiten Mittel nahezu 80 % gekennzeichnet.
KERNKRAFTWERKE: ANLAGEN, GEPLANTE ABSCHALTUNGEN, NEUBAUTEN UND PROJEKTE USA Frankreich 58 - 2 + 1 99 + 2 4 +1 +1 4+2 Finnland Ungarn W eltweit wurden in 31 Ländern 451 Kern- kraftwerke mit insgesamt 424.937 MW betrieben (Stand: Dezember 2018). 53 Kernkraft- Japan 39 + 2 46 + 11 + 32 China werksblöcke befinden sich in Bau und rund 200 Großbritannien 15 + 10 3 +1 Argentinien weitere in Planung bzw. der Vorplanungsphase zur Russland 36 + 6 + 16 2 +1 + 4 Brasilien Inbetriebnahme bis 2030. Dabei verstärkt sich der Kanada 19 + 7 2+2 Mexiko Trend von neuen Projekten in den Ländern Asiens Deutschland 7 -7 5 +2+2 Pakistan sowie in „Newcomer“-Ländern, auch in Afrika, Südkorea 24 + 5 + 11 2 Südafrika Indien 22 + 7 + 7 dem Mittleren Osten und Südamerika – wesent- Kernkraftwerke weltweit 1-1+1 Armenien Ukraine 15 + 2 in Betrieb 2018: 449 1 Niederlande lich unter Beteiligung der Lieferländer. Schweden 8 2+2 Rumänien Die Ereignisse vom 11. März 2011 in Japan hatten Spanien 7 1+1 Slowenien zur Einstellung von Neubauplanungen nur in Ita- Belgien 7 1+1 Iran lien und der Schweiz geführt. Taiwan, China 4 +2 +4 + 2 Verein. Arab. Em. +4 Polen Insbesondere langfristig absehbare Perspektiven für Bulgarien 2 +2 +1 Litauen Neuanlagen hinsichtlich Stromerzeugungskosten Slowakei 4 +2+2 Schweiz 5-1 +4 Vietnam und ausreichender Kernbrennstoffversorgung so- +1+3 Türkei Tschechische Rep. 6+4 wie einer emissionsarmen Erzeugung sind in den +2 Belarus +2 Bangladesch beteiligten Ländern Motivation für diese Aktivitä- Neubauten: 53 Projekte: 200 (inklusive weiterer Projekte in 14 weiteren Staaten) ten mit einem geplanten bzw. projektierten Zubau Geplante Abschaltungen: 11 von Kernkraftwerkskapazitäten. Quellen: IAEA, atw – Int. Journal for Nuclear Power, Stand: 12/2018 SEI T E 14 – 15
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 MODULARE KLEINREAKTOREN (SMR) D ie Entwicklung fortgeschrittener Reaktortypen auf Basis der bewährten Leichtwasserreaktortechnologie ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit vorangetrieben worden. Heute werden Kernkraftwerke angeboten, Diese Konzepte zeichnen sich vor allem durch folgende Eigenschaften aus: ll Höchste Sicherheitsstandards durch passive Systeme bzw. physikalisch inhärente Sicherheit. die in einem verlässlichen regulatorischen Umfeld zu wettbewerbsfähigen ll Modulare Bauweise. Je nach Bedarf können einzelne Blöcke an einem Preisen und mit höchsten Sicherheitsstandards errichtet und betrieben wer- den können. Diese Kernkraftwerke der sogenannten Generation III+ sind Standort schrittweise und dem individuellen lokalen Bedarf entspre- jetzt und in den nächsten Jahrzehnten technische Grundlage für Neubau- chend sowie investitionsoptimiert errichtet werden. Die Modulbauweise programme. Dabei verschieben sich die geografischen Schwerpunkte. Die ermöglicht zudem eine Errichtung nach dem Baukastenprinzip mit allen zukünftigen Neubauprogramme werden ihre Schwerpunkte in den schon Vorteilen einer Serienproduktion. heute Kernenergie nutzenden Staaten Asiens sowie in „Newcomer“-Staaten ll Lange Wartungsintervalle sowie Betriebszeiten für eine Kernbrennstoffbe- Afrikas und Asiens haben. ladung über mehrere Jahre. Damit ergeben sich niedrigere Betriebskosten. Kerntechnik bietet aber auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Inno- ll Errichtung der Module in unterirdischen Kavernen und damit auch vationen über die bewährten und kommerziell in die Märkte eingeführten verbrauchernah. Dies ermöglicht neben der Stromerzeugung auch die Kernkraftwerkstypen mit Leistungen von bis zu 1.600 MW hinaus. Ein be- Versorgung mit Fern- oder Prozesswärme. sonderes Interesse von Konzepten und Projekten liegt dabei auf modular ll Inselbetrieb. Entlegene Regionen können autark mit Strom- und Wärme konzipierten Reaktoren kleiner und mittlerer Leistung bis ca. 600 MW, den versorgt werden, auch durch Installation auf schwimmenden Baken. sogenannten „Small Modular Reactors“ (SMR).
(1) (3) Beispiele für Konzepte von „Kleinen/Mittleren Modularen Reaktoren“ (Small Modular Reactors, SMR, Leistung < 600 MW) ll 400 bis 450 MW UK SMR; Projektleitung Rolls-Royce Power Systems; Ziel: kommerzielle Pilotanlage in Nord-England bis Ende der 2020er (1) ll TerraPower, USA: Traveling Wave Reactor. Projektphasen. (2) ll Akademik Lomonosov, Russland, Überführung zum Anlagenstandort, Mitte 2019: Schwimmende Bake mit zwei 40-MW-Kernreaktoren zur Strom- und Wärmeversorgung einer Region in Sibirien. (2) SEI T E 16 – 17
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 NEUE STROMERZEUGUNGSKAPAZITÄTEN ERFORDERLICH S eit mehr als zwei Jahrzehnten wird in der europäischen Stromerzeugung überwiegend in erneuerbaren Energien und Gaskraftwerke investiert. In den davor liegenden 1970er und 1980er Jahren lag der Schwerpunkt der Zukünftige Verfügbarkeit* heute in Betrieb befindlicher Stromerzeugungskapazitäten 1.000 Investitionen auf konventionellen Kohle- und Kernkraftwerken. Dieser Sonstige strukturelle Wandel ist vor allem Ergebnis unterschiedlichster finanzieller Geothermie Fördersysteme für Erneuerbare in den einzelnen europäischen Staaten. 800 Stromerzeugungskapazität in GW Wasserkraft Die konventionellen Kraftwerke in Europa, vor allem Kohle- und Kernkraft- Photovoltaik werke, haben damit heute ein technisches Alter erreicht, für das zukünftige altersbedingte Stilllegungen absehbar sind. Typische technische Lebensdau- Müll 600 ern von Kohlekraftwerken liegen bei etwa 40 Jahren, die von Kernkraftwer- Torf ken bei 60 bis 80 Jahren, die von Wasserkraftwerken bei etwa 100 Jahren. Biomasse Zudem ist auch absehbar, dass in den kommenden Jahren zunehmend Kapa- 400 Wind, offshore zitäten an Erneuerbaren das technische Betriebszeitende erreichen werden; Wind, onshore die Lebensdauer von Windkraft- und Photovoltaikanlagen wird mit 20 bis 30 Kernenergie Jahren angegeben. 200 Öl Anhand typischer Lebensdauerdaten sowie einzelner politischer Entscheidun- Braunkohle gen (z. B. Kernenergieausstieg in Deutschland bis 2022) lässt sich abschätzen, Steinkohle 0 dass bis zum Jahr 2030 rund 30 % der heute in Betrieb befindlichen Stromer- 2015 2025 2035 2045 2050 zeugungskapazitäten in Europa stillgelegt werden. Bis zum Jahr 2050 sind es Jahr rund 80 %. * „Sterbekurve“, Basis: Stromerzeugungskapazitäten in Betrieb Ende 2014 Diese Abschätzung verdeutlicht, dass mit heutigen Zeithorizonten für Pla- nung, Errichtung und Inbetriebnahme von Stromerzeugungsanlagen von 10 Jahren und mehr geeignete Ersatzkapazitäten für eine gesicherte Stromversor- Quelle: Investment Requirements in the EU electricity sector up to 2050 gung vorausschauend frühzeitig – jetzt – vorbereitet werden müssen. Chalmers University of Technology, Department of Energy and Environment, Energy Technology
GEPLANTE UND ANGEKÜNDIGTE NEUBAUPROJEKTE IN EUROPA D er notwendige Ersatzbedarf für bestehende Stromerzeugungskapazitäten in Europa hat bei vielen Unternehmen zu Planungen für Neubauprojek- te geführt. Trotz massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien bleiben weiter- Neubauprojekte und -ankündigungen in Europa hin Kohle, Erdgas und Kernenergie die wichtigsten Primärenergieträger für Anteil der Energieträger 2019 Gas (32.888 MW, 33,0 %) eine zuverlässige disponible Stromerzeugung. Hocheffiziente Neuanlagen ersetzen dabei weniger effiziente Kraftwerke. Neben einer deutlichen Minde- Öl (0 MW, 0 %) rung des CO2-Ausstoßes werden durch neue Kraftwerke zudem weitere Steinkohle (13.915 MW, 14,0 %) Emissionen gesenkt und die Anlagen tragen mit ihrer erhöhten Flexibilität zur gesicherten Stromversorgung und der Einbindung der erneuerbaren Er- Braunkohle u. Torf (1.160 MW, 1,2 %) zeugung in das Versorgungssystem bei. Durch mangelnde langfristig gültige politische Rahmenbedingungen gerät die Investition in neue Kapazitäten Kernenergie (7.000 MW, 7,0 %) europaweit jedoch ins Stocken. Wasserkraft (10.595 MW, 10,7 %) Gemäß der aktualisierten VGB-PowerTech-Neubaustatistik stellen bei der disponibel einsetzbaren Kapazität konventioneller Anlagen die Gaskraftwer- Wind (33.470 MW, 33,6 %) { ke mit einem Anteil von rd. 33 % den größten Anteil dar. Mit einem Anteil Biomasse von rd. 15 % sind Stein- und Braunkohlenkraftwerke, insbesondere in ost- (291 MW, 0,3 %) europäischen Staaten u vertreten. Die emissionsarmen, disponiblen Energie- Reststoffe und Abfall (120 MW, 0,1 %) träger Wasserkraft und Kernenergie haben einen Anteil von 10,6 % bzw. Andere Erneuerbare 7,0 %. Bei den erneuerbaren Erzeugungstechnologien stehen weiterhin Gesamt*: 99.559 MW (120 MW, 0,1 %) Projekte auf der Basis von Windkraftanlagen mit einem Kapazitätsanteil von rd. 33 % im Vordergrund. Innerhalb eines Jahrzehnts sind die erfassten projektierten und angekündig- ten Neubaukapazitäten erheblich zurück gegangen, von 277.884 MW in * ohne Photovoltaik, Öl: keine aktuellen Projekte, Angaben incl. Rundungen, 2010 auf 99.559 MW in 2019. Quelle: Datenbank VGB, Stand: 8/2019 SEI T E 18 – 19
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 KLIMASCHUTZ: GLOBALER ANSATZ ERFORDERLICH D ie Treibhausgasemissionen (THG) in der Europäischen Union (EU-28) sind zwischen 1990 und 2016 um insgesamt rd. 22 % gesunken (Stand: 2018, World Bank). Die Ziele für die Klima- und Energiepolitik wurden Current Policies New Policies in Millionen t SKE Sustainable Dev. 2017 2025 2040 2025 2040 2025 2040 von der EU-Kommission im November 2018 neu festgelegt. Vision ist eine wohlhabende, moderne, wettbewerbsfähige und klimaneutrale Wirtschaft für den Zeithorizont bis 2050. Kohle 5.357 5.711 6.813 5.383 5.441 4.350 2.281 Zur Stabilisierung und tatsächlichen Reduktion der THG müssen weltweit Erdöl 6.336 7.003 7.957 6.791 6.991 6.191 4.509 Maßnahmen ergriffen werden, die sich am Grundsatz der Effektivität und Erdgas 4.439 5.166 6.863 5.056 6.337 4.934 4.889 Kosteneffizienz orientieren. Kosteneffiziente Maßnahmen wie z. B. der Wär- Kernenergie 983 1.147 1.359 1.150 1.387 1.230 4.904 medämmung von Gebäuden, fossil befeuerte Kraftwerke mit höheren Brenn- stoffnutzungsgraden, die Nutzung der CCU-Technologie (Carbon Capture Wasserkraft 504 590 734 593 734 616 859 and Utilisation), der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Weiternut- Biomasse 1.979 2.246 2.531 2.271 2.644 1.960 2.149 zung von THG-armen Technologien, wie der Kernenergie, müssen vorurteils- Weitere 363 684 1.354 737 1.747 926 3.046 frei an vorderster Stelle zur Anwendung kommen. Erneuerbare Die Internationale Energieagentur IEA hat ein Stabilisierungskonzept „Sus- Gesamt* 19.960 22.546 27.611 21.983 28.051 20.209 19.593 tainable Development Scenario“ (SDS) entwickelt, mit dem gegenüber den Anteil 60 % 63 % 70 % 63 % 70 % 63 % 68 % Referenzszenarien „Current Policies“ ‒ unveränderte Energiepolitik ‒ und Nicht- OECD „New Policies“ ‒ Berücksichtigung angekündigte Maßnahmen für eine nach- Staaten haltigere Energiepolitik ‒ durch ein Bündel von Maßnahmen die Stabilisie- IEA-Szenarien zur Treibhausgasreduktion. Anteil der einzelnen Energieträger. rung des Energieverbrauchs und der CO2-Konzentration in der Atmosphäre * incl. Rundungen erreicht werden sollen. Quelle: IEA, World Energy Outlook 2017/2018
CO2-Emissionen gesamt und pro Einwohner aus fossilen Brennstoffen CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung für ausgewählte Regionen für 2016 und Veränderung zu 1990 Gramm Kohlendioxidäquivalent pro kWh Strom, berechnet über den Lebenszyklus des Kraftwerks t CO2 pro Einwohner Mrd. t CO2 pro Jahr BoA-Technologie 0 1 2 3 4 5 6 20 Braunkohle 950 bis 1.230 Region | Veränderung 1990 bis 2016 EU-28 6,2 - 22 % 3.192 Steinkohle 790 bis 1.080 Indien 1,6 + 293 % 2.036 Erdöl 890 USA 14,9 +1 % 4.833 Erdgas 640 143 China 7,5 410 bis 430 Stromerzeugung mit CCU Erdgas, GuD + 321 % 9.102 127 Photovoltaik 35 bis 160 Welt 4,35 + 57 % 32.314 Kernkraft 16 bis 23 0 1 2 3 4 5 6 30 Wind 8 bis 16 Schwankungsbreiten wegen unterschiedlicher Berechnungsmethoden Wasserkraft 4 bis 13 und Standorte der Kraftwerke. Quelle: U.S. Department of Energy’s (DOE) Environmental System Science Data Infrastructure for a Quellen: PSI Paul Scherrer Institut/Schweiz, ESU-services, eigene Berechnungen Virtual Ecosystem (ESS-DIVE) 2018, and IEA: CO2 emissions from fuel combustion SEI T E 20 – 21
Z A H L EN U N D FA K T EN ST RO M ER Z EU G U N G 2019 l 2020 VGB POWERTECH E.V. VGB PowerTech e. V. ist der internationale Fachverband für die Erzeugung Zurzeit stellt sich die Mitgliederstruktur des VGB wie folgt dar: und Speicherung von Strom und Wärme mit Sitz in Essen (Deutschland). Mitglieder von VGB PowerTech sind derzeit 437 Unternehmen aus den Be- Fossil befeuerte Kraftwerke 227.500 MW reichen Betreiber, Hersteller und weiterer mit der Strom- und Wärmeerzeu- Kernkraftwerke 33.500 MW gung verbundener Institutionen. Wasserkraftwerke u. a. Erneuerbare 40.000 MW Unsere Mitglieder kommen aus 34 Ländern und repräsentieren eine instal- Gesamt 301.000 MW lierte Kraftwerksleistung von 301.000 MW. EU: 414 Mitglieder in 21 Ländern Unsere Aufgaben sind: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, ll Die Bereitstellung einer internationalen Plattform für den Aufbau, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Luxemburg, den Austausch und den Transfer von technischem Know-how. Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, ll Die Funktion als „Gate-Keeper“ und Anbieter von technischem Know- Slowenien, Spanien, Tschechische Republik how für die Mitgliedsunternehmen und weitere Branchenverbände. ll Die Abstimmung technischer und betrieblicher Standards Übriges Europa: 11 Mitglieder in 3 Ländern ll Die Identifizierung und Organisation gemeinsamer FuE-Aktivitäten, Russland, Schweiz, Türkei ll Der Zugang zu qualifiziertem Expertenwissen für unsere Mitglieder ll Vertretung von Interessen der Mitgliedsunternehmen Außerhalb Europas: 12 Mitglieder in 10 Ländern Argentinien, China, Israel, Japan, Kanada, Malaysia, Diese Aufgaben nimmt VGB PowerTech in enger Zusammenarbeit mit Marokko, Mongolei, Saudi Arabien, Südafrika Eurelectric auf europäischer und weiteren nationalen Interessenverbänden auf Länderebene wahr. Gesamt: 437 Mitglieder in 34 Ländern
AUFGABEN UND ZIELE DES INTERNATIONALEN TECHNISCHEN FACHVERBANDES VGB POWERTECH Mitgliederversammlung VGB PowerTech e. V. unterstützt seine Mitglieder in allen tech nischen Fragen der Erzeugung und Speicherung von Strom und Wärme mit dem Ziel einer weiteren Optimierung von Wissenschaftlicher Beirat Vorstand Technischer Beirat ll Sicherheit, ll Effizienz, Geschäftsführung ll Umweltfreundlichkeit, ll Wirtschaftlichkeit sowie ll Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Kompetenzfelder für die Erzeugung und Speicherung von Strom und Wärme Die VGB-Kompetenzfelder „Kernkraftwerke“, „Kraftwerks Erneuerbare Umwelttechnik, technologien“, „Erneuerbare Energien und Dezentrale Erzeu- Kernkraft- Kraftwerks- Energien und Chemie, Technische werke technologien Dezentrale Sicherheit und Dienste gung“ sowie „Umwelttechnik, Chemie, Sicherheit und Ge- Erzeugung Gesundheit sundheit“ befassen sich mit sämtlichen Aspekten konventionel- ler und erneuerbarer Erzeugung und Speicherung und arbeiten zur Nutzung der Synergien eng untereinander verzahnt. Die Ingenieur-Dienstleistungen der „Technischen Dienste“ (Ingenieurberatung, Bau- und Montageüberwachung, Werk- stofflabor, Öllabor sowie Wasserchemie), die VGB-For- schungsstiftung, Datenbanken und die VGB-Publikationen „VGB-Standards“ sowie die Fachzeitschrift VGB POWER- VGB-Ausschüsse TECH ergänzen das Portfolio des Verbands. SEI T E 22 – 23
VGB PowerTech e.V. Redaktion: Oliver Then (verantwortlich), Deilbachtal 173 Mario Bachhiesl, Ludger Mohrbach, Stefan Prost 45257 Essen | Deutschland und Christopher Weßelmann August 2019 Tel.: +49 201 8128 – 0 www.vgb.org | info@vgb.org Fax: +49 201 8128 – 302 Fotos, Umschlag: Offshore Windpark, EnBW 50-MW-Stromspeicher BigBattery Lausitz, LEAG
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