Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn

 
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Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
No 3/2021

Kurt Fluri
verabschiedet sich
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Mehr Biogas mit
den neuen Gasprodukten
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Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Fotos: zVg Museum für Musikautomaten / zVg FLYER
                                                                                                  Mehr zum Museum für Musikautomaten und
                                                                                                  zum Fahren mit E-Bikes in den Bergen auf:
                                                                                                  strom-online.ch/seewen oder strom-online.ch/flims

                                                                                                                                                                  Fotos: zVg UNESCO Biosphäre Entlebuch
                                                                       ive
                                                                 Inklus rt-Bus
                                                                                      fo           m
                                                                               Com           useu
                                                                      rt im            as M
                                                               • Fah durch d aten
                                                                   rung             utom
                                                            • Füh r Musika gessen im
                                                                  fü                  a
                                                                               M ti t           nt
                                                                       ang- restaura
                                                                 • 4-G            s                k
                                                                            u  m            -Wer
                                                                    Muse h FLYER ER
                                                                      B  es uc           t F LY
                                                                    •                 hr
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                                                                       • Pro eservati on
                                                                           l l e R           s ati
                                                                       •A              gani
                                                                                 seor
                                                                         • Rei
Museum für Musikautomaten                                                                                   Ja, ich bin bei der
                                                                                                            «energie»-Leserreise mit dabei!
Velos und Geisterorgeln                                                                                     Buchen Sie telefonisch unter 056 461 61 61
Alles tönt und klingt in Seewen SO. Das Museum für Musikautomaten hat                                       (Kreditkarte bereithalten)
eine einzigartige Sammlung an tönenden Maschinen. Das fängt bei der ein-                                    oder online unter energie-leserangebot.ch
fachen Musikdose an und wird im Nu sehr kompliziert. Die selbstspielen-
                                                                                                            Preis pro Person: CHF 109.– inkl. MwSt.
den Klaviere tönen so gut, dass selbst Berufspianisten oft nicht erkennen,                                  (Kreditkartenzahlung, keine Reduktion mit Halbtax
dass die Musik auf einem Lochstreifen gespeichert ist. Das Prunkstück der                                   oder GA, Rechnungszuschlag CHF 3.–).
Sammlung ist aber die automatische Orgel des Titanic-Schwesterschiffs
Britannic. Das Museum liegt landschaftlich wunderschön in den Jurahügeln
                                                                                                            Ab Winterthur / Zürich / Windisch
und ist auch mit dem Elektrovelo gut zu erreichen. Solche Velos produ­ziert
                                                                                                            Dienstag, 24. Mai 2022
die Firma FLYER in Huttwil. Sie ist ein Pionier im Bau dieser Fahrzeuge,                                    Donnerstag, 2. Juni 2022
die unsere Fortbewegung immer mehr revolutionieren.                                                         Mittwoch, 8. Juni 2022
                                                                                                            Ab Aarau / Olten
Wir reisen mit dem Bus nach Seewen zum Museum für Musikautomaten                                            Mittwoch, 25. Mai 2022
und erleben da eine Führung durch die Ausstellung mit all ihren tönenden
Exponaten. Dort geniessen wir auch das Mittagessen mit traumhafter                                          Ab Zug / Luzern / Sursee
Aussicht. Danach fahren wir weiter nach Huttwil zur Besichtigung der
                                                                                                            Donnerstag, 26. Mai 2022
Fabrik von FLYER, wo wir die neusten Elektrovelos Probe fahren dürfen.                                      Ab Münchenstein / Pratteln / Liestal
                                                                                                            Dienstag, 31. Mai 2022
                                                                                                            Ab Jegenstorf / Solothurn
                                                                                                            Mittwoch, 1. Juni 2022
                                                                                                            Ab Bern / Lyss / Biel
                                                                                                            Dienstag, 7. Juni 2022

                                                                                                            Rückkehr jeweils zwischen 18.00 und 19.15 Uhr.
                                                                                                            Witterungsbedingte Programmänderungen sind möglich.
                                                                                                            Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Eurobus:
                                                                                                            056 461 61 61, leseraktion@eurobus.ch

Anmeldebedingungen: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, daher erfolgt die Reservation nach der Reihenfolge der Anmeldungen. Sie erhalten eine
Bestätigung. Annullierung: Eintägige Busreisen können nicht annulliert werden. Es gelten die Vertragsbedingungen der Eurobus-Gruppe, die Sie jederzeit
bei Eurobus anfordern oder im Internet unter eurobus.ch einsehen können.
Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Inhaltsverzeichnis No 3/2021

                                                       Engagement für                                          4	­Spotlights Kurzmeldungen aus nah und fern
                                                       eine erneuerbare                                        6	Kurt Fluri verabschiedet sich Als «Stapi»
                                                       Gasversorgung                                              und Nationalrat hat er die Regio Energie
                                                                                                                  Solothurn über Jahre begleitet
                                                       «Netto null bis 2050» – so lautet das Ziel des Bun­-
                                                       des­rats im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Die        10	
                                                                                                                 Strassen für den Corona-Veloboom Die
                                                       Regio Energie Solothurn verfolgt weiterhin ihre           vielen neuen Velos brauchen eine bessere
                                                       Anstrengungen zur Erfüllung des CO2-Absenkpfads.          Infrastruktur, damit der Boom anhält
                                                       Unter anderem sind wir bestrebt, den CO2-Ausstoss
                                                       der Gasversorgung schrittweise zu reduzieren.          14	Tiny House Das Bellacher Wohntürmchen
                                                       Deshalb beliefern wir seit Juli 2021 sämtliche Kun-        nimmt Formen an
                                                       dinnen und Kunden standardmässig mit 10 Prozent
                                                       Biogas. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr über       16	Neue Gasprodukte Die Wahl zwischen
                                                       unsere neuen Biogasprodukte. Um die Versorgung             bunt, regional und günstig
                                                       mit er­neuerbaren Gasen ausbauen zu können, sind
                                                       wir auch auf die Politik angewiesen. Sie schafft die   18	Energiestadt Solothurn Velofahrer und
                                                       nötigen Rahmenbedingungen, etwa indem sie die              Fussgänger sollen sich wohlfühlen
                                                       CO2-Abgabe auf importiertem Biogas aufhebt.
                                                       Im Nationalrat wie als Stadtpräsident von Solothurn    20	Das Ende der Halogen-Leuchtstäbe
                                                       hat sich Kurt Fluri stets für die Regio Energie            Leistungsstarke Halogen-Leuchtmittel sind
                                                       Solothurn eingesetzt. Per Ende Oktober wird er nun         vom Markt verschwunden
                                                       vom Stadtpräsidium und damit auch vom Amt des
                                                       Verwaltungsratspräsidenten der Regio Energie           22	Der Heimfall Kraftwerke, deren Konzessio-
                                                       Solothurn zurücktreten. In den vergangenen 28 Jah­-        nen ablaufen, werden Eigentum der Stand-
                                                       ren hat er unser Unternehmen stark geprägt. Ich            ortgemeinden. Das birgt viele Fragen
                                                       danke Kurt Fluri für die gute Zusammenarbeit und
                                                       sein langjähriges Engagement zugunsten der             23	Preisrätsel Gewinnen Sie ein Wochenende
                                                       Regio Energie Solothurn und wünsche ihm für die            in Flims Laax oder eine Reise mit Eurobus
                                                       Zukunft alles Gute.
                                                                                                              24	Strooohm! Aus Plastikabfällen soll Treibstoff
                                                                                                                  für Flugzeuge werden
                                                       Marcel Rindlisbacher,
                                                       Direktor
                                                       Regio Energie
                                                       Solothurn

                                                                                                               6
Fotos: Simon von Gunten / Regio Energie Solothurn
Titelbild: Studiojeker GmbH

                                                    Regio Energie Solothurn
                                                    Rötistrasse 17, 4502 Solothurn
                                                                                                              14
                                                    Hauptnummer		                    032 626 94 94
                                                    Pikett Strom 		                  032 622 47 61
                                                    Pikett Gas/Wasser/Fernwärme      032 622 37 31
                                                    Energieberatung		                032 626 94 40

                                                                                                                                                              3
Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Spotlights

                                                           Flims baut für Gäste und Einheimische                                  Fernwärme mit
                                                           eine holländische Veloinfrastruktur                                    solarer Unterstützung
                                                           Velos sind die umweltfreundlichste Möglichkeit, sich auf
                                                           Rädern zu bewegen. Die Bündner Tourismusgemeinde Flims
                                                           fördert seit Jahren Veloferien – auch für Leute, die nicht steil
                                                           den Berg hinunterrasen, sondern gemütlich von See zu See
                                                           rollen. Die Entwicklung des E-Bikes hat diesen Trend gefördert
                                                           und ist für die alpinen Destinationen so wichtig wie die Er­
                                                           findung des Skilifts. Das Velo ermöglicht ein ganz anderes
                                                           Landschaftserlebnis, weil man in kürzerer Zeit deutlich weiter
                                                           kommt als zu Fuss, etwa über den Flimser Bergsturzwald
                                                           und durch die Rheinschlucht. In unserem Kreuzworträtsel auf
                                                           Seite 23 gibt’s deshalb ein Wochenende in Flims zu gewinnen.

                                                                                                                                  Die Genfer Stadtwerke (Services Industriels de
                                                                                                                                  Genève, SIG) haben im Februar 2021 in Le Lignon bei
                                                                                                                                  Genf eine innovative solarthermische Anlage einge-
                                                                                                                                  weiht. Diese produziert keinen Strom, sondern Wärme.
                                                                                                                                  Das Besondere an der Anlage sind die flachen, durch
                                                                                                                                  ein Hochvakuum isolierten Paneele. Sie sorgen da-
                                                                                                                                  für, dass im Winter – und auch bei schlechtem Wet-
                                                                                                                                  ter – mehr Wärmeenergie produziert wird als mit
                                                                                                                                  herkömmlichen Sonnenkollektoren. Rund ein Drittel
                                                                                                                                  der Wärme wird in den sechs kältesten Monaten des
                                                                                                                                  Jahrs produziert. Die 800 Quadratmeter Solarpaneele
                                                                                                                                  werden jährlich rund 500 000 Kilowattstunden Wär-
                                                                                                                                  meenergie produzieren und in das Fernwärmenetz
                                                                                                                                  der SIG einspeisen.

                                                           48 Mrd. m3
                                                           Seit dem Ende der kleinen Eiszeit um 1850 ist ein Abschmelzen der
                                                           Schweizer Gletscher zu beobachten. Seit 1960 haben die Schweizer Glet-
Fotos: flimslaax.com / zVg SIG, Magali Girardin / iStock

                                                           scher so viel Wasser verloren, dass sich damit der Bodensee mit seinen
                                                           48 Milliarden Kubikmetern füllen liesse. Würde der durch den Klimawandel
                                                           bedingte Temperaturanstieg heute gestoppt (ein sehr unwahrschein-
                                                           liches Szenario), würden die Gletscher in den nächsten Jahrzehnten den-
                                                           noch nochmals rund die Hälfte des heutigen Volumens verlieren.
                                                           Datenquelle: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft

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Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Photovoltaik in
den Alpen bringt
mehr Ertrag
Wertvoller Winterstrom aus Sonne
lässt sich im Gebirge besser erzeugen
als im Mittelland: Es hat weniger Nebel,
und die Reflexion des Sonnenlichts
am Schnee erhöht den Ertrag. Zudem
ist es kälter, was für einen besseren
Wirkungsgrad der Photovoltaik­module
sorgt. Die ZHAW Zürcher Hoch­schule
für Angewandte Wissenschaften, Wä-
denswil, betreibt beim Totalpsee ober-
halb von Davos eine Versuchs­anlage
für Photovoltaik. Die verschiedenen
Paneele weisen unterschied­liche An-
stellwinkel auf. Zudem werden sowohl
gewöhnliche monofaziale als auch
bifaziale (zweiseitig aktive) Module ein-
gesetzt. Die Messergebnisse im Durch-
schnitt der Jahre 2018–2020 zeigen,
dass die bi­fazialen Module mit 70 Grad
Anstellwinkel den höchsten Jahresertrag
wie auch den höchsten Winterertrag
erzeugten. Der Jahres­ertrag dieser Mo-
dule ist im Vergleich mit der Anlage in
Wädenswil mehr als doppelt so hoch,
und der Ertrag im Winterhalbjahr ist
mehr als viermal so hoch.

                 Winterertrag           Sommerertrag

kWh/kWp
    2000
    1800
    1600
    1400
    1200
    1000
      800
      600
      400
      200
         0
               30°,      30°,                  70°,          70°,        90°,        90°,     Wädenswil,   90° = senkrecht
           monofazial monofazial              bifazial     monofazial   bifazial   monofazial  20/30°,
           mit Rahmen rahmenlos                                                               monofazial

Durchschnittlicher Jahresertrag der Jahre 2018 bis 2020, aufgeteilt in Sommer (oberer Teil der Balken) und Winter (unterer Teil).
Zur besseren Vergleichbarkeit sind die Erträge auf die installierte Leistung der Photovoltaikmodule bezogen (kWh/kWp).

Datenquelle: ZHAW, Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen

                                                                                                                                    5
Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Wenn Kurt Fluri als Stadtpräsident von Solothurn aufhört, endet auch seine
    Tätigkeit als Verwaltungsratspräsident der Regio Energie Solothurn. Ein Gespräch darüber,
         wieso das Unternehmen damals entstand und welche Fragen heute so anstehen.

        «Die Stärke der
    Regio Energie Solothurn
       ist bestimmt ihre
    regionale Verankerung»
                                       Interview: Fabian Gressly

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Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Gründen wollte man zu dieser Zeit aber        fluss nimmt, ist ein Problem, das alle
                                               keine AG. Eine AG hiess für viele, dass die   industriellen Betriebe in der Schweiz
                                               Aktien an irgendjemanden verkauft wer-        haben. Das widerspiegelt den Drang
                                               den könnten. Dann würden die Werke            von Politikerinnen und Politikern, mit
                                               nicht mehr uns – der Stadt – gehören. Das     dieser Dekarbonisierung unrealistisch
                                               wollte man nicht. Auch den Anstrich einer     schnell vorwärtszumachen. Schon im
                                               kapitalistischen Gesellschaft, bei welcher    Rah­men der Elektrifizierung des Ener­
                                               es nur ums Geld geht, wollte die Politik      gie­bereichs stand das Unternehmen im
                                               nicht. Darum wählten wir die selbststän-      Fokus, konnte da aber aufzeigen, dass
                                               dige, öffentlich-rechtliche Anstalt als       mit Elektroladestationen in der ganzen
                                               Form. Mit dieser Form blieb das Unter-        Region etwas in diesem Bereich unter-
                                               nehmen genauso beweglich wie als Akti-        nommen wird. Das wiederum löste Kri-
                                               engesellschaft. Zum Glück hatten wir da-      tik vonseiten der Konkurrenz aus, man
                                               mals erreicht, dass die Finanzkompetenz       mache hier Geschenke.
                                               über das Budget beim Verwaltungsrat
                                               liegt, jene über die Rechnung aber bei der
                                               Gemeindeversammlung.
                                                                                               Mit der Ökologisierung
                                               Erinnern Sie sich überhaupt
                                                                                                 der Politik wurde
                                               noch, wie das damals war?                      immer mehr hinterfragt,
                                               Die letzte Werkkommission, die vom                 doch wir hatten
Als Sie Stadtpräsident wurden, gab             damaligen Stadtpräsidenten Urs Schei-
                                                                                               z.B. auch ohne Auffor­
es die Regio Energie Solothurn noch            degger präsidiert wurde, wurde zum ers-
gar nicht. Die Städtischen Werke               ten Verwaltungsrat, dessen Präsident ich
                                                                                                derung schon in ein
Solothurn waren eine vollständig in            dann wurde. Das Gremium bestand unter         Fernwärmenetz investiert.
die Stadtverwaltung integrierte                anderem aus erfahrenen Ingenieuren
Abteilung. Und Sie waren, damals               und war zwar parteipolitisch besetzt,
noch als Gemeinderat, nicht ganz               aber nicht von parteipolitischen Diskus-
unschuldig an der Veränderung…                 sionen geprägt. In den ersten Jahren nach     Zum Stichwort «Energieunternehmen
1992 reichte ich eine Motion zur Verselbst­    der Verselbstständigung konnte das Un-        und Politik»: Die Eignerstrategie, in
ständigung der Städtischen Werke ein. An       ternehmen noch völlig unbehelligt von         welcher die Stadt definieren will, wie
einer meiner ersten Gemeindeversamm-           der Politik handeln.                          ihr Unternehmen ausgerichtet sein
lungen als Stadtpräsident wurden sie                                                         soll, befindet sich im politischen Pro-
dann ausgegliedert. Der Grund war der          Die Politik nimmt zunehmend Ein­-             zess und wurde vor der Sommerpause
sehr hohe Investitionsbedarf mit den Plä-      ­fluss auf die Energiebranche. Wie            an den Verfasser zurückgeschickt. Wo
nen, das Gasnetz auszubauen. Die öffent-        beurteilen Sie diese Entwicklung?            stehen wir hier?
liche Hand verlangte damals, dass man           Das war schon nach etwa zehn Jahren          Aus meiner Sicht weiss die Politik nicht,
das ökologische, wertvolle Erdgas mög-          in der Geschichte des Unternehmens           was sie mit der Eignerstrategie will. Am
lichst schnell in der Stadt «verteilt». Dar-    so. Mit der Ökologisierung der Politik       liebsten würden einige wohl eine Un-
auf wurde ins Erdgasnetz investiert, und        wurde immer mehr hinterfragt, ob wir         ternehmensstrategie formulieren, auch
wir sahen, dass wir wegen dieser Investi-       in der Regio Energie Solothurn diesbe-       wenn gesagt wird, man wolle dies nicht.
tionen immer wieder Gemeindeversamm-            züglich genügend unternehmen. Wir            Ein Teil des Gemeinderats möchte am
lungen hätten durchführen müssen. Denn          hatten weiter ins Erdgasnetz investiert,     liebsten die Statuten anpassen, was aber
die Finanz­kompetenz des Gemeinderats           doch plötzlich geriet Erdgas in Verruf.      Sache der Gemeindeversammlung wä-
hätte bei diesen Millionenbeträgen nicht        Wir hatten auch, ohne dass wir von der       re. Ein anderer Teil des Gemeinderats
ausgereicht. Der zweite Grund war, dass         Politik dazu aufgefordert worden wä-         liebäugelt damit, die Regio Energie So-
die Politik immer mehr nach den Gewin-          ren, ins Fernwärmenetz investiert. Die       lothurn teilweise wieder in die Stadtver-
nen greifen wollte, welche die damaligen        Regio Energie Solothurn hat sich aus         waltung zu reintegrieren. Ein weiterer
Städtischen Werke erzielten.                    einem Engagement in einem Kohle-             Teil möchte aus dem Unternehmen eine
                                                kraftwerk in Deutschland zurückgezo-         Aktiengesellschaft machen, damit sich
                                                                                                                                          Foto: Michel Lüthi, bilderwerft.ch

Eine Frage dabei war ja, welche                 gen, ist aber an einer Windkraftanlage       andere Gemeinden beteiligen können.
Rechtsform aus den Städtischen                  in der Ostsee beteiligt. Und nun kommt       Gegenwärtig ist die Situation viel ver-
Werken werden sollte. Wie kam                   die Dekarbonisierung (die Umstellung         worrener als damals 1993. Dazu kommt,
es zum heutigen Konstrukt?                      auf Energien ohne Einsatz von Kohlen-        dass die Parteien nicht Einfluss über «ih-
Wir hatten damals eine Beratungsfirma           stoff bzw. CO2) und damit verbunden          re» Verwaltungsräte nehmen, sondern
beigezogen, die uns zuerst eine Aktienge-      der Vorwurf, wir würden hier zu wenig         mittels Motionen im Gemeinderat, und
sellschaft vorschlug. Aus ideologischen        machen. Dass die Politik vermehrt Ein-        das finde ich nicht gut.

                                                                                                                                     7
Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Eines von Kurt Fluris Highlights:
                                                                                                 die Eröffnung der ersten
                                                                                                 E-Lade­station gemeinsam mit
                                                                                                 Andrea Lenggenhager, Leiterin
                                                                                                 Stadtbau­amt, und Felix Strässle,
                                                                                                 dem ehemaligen Direktor der
                                                                Kurt Fluri 2011 an der Feier     Regio Energie Solothurn.
                                                                zum 150-Jahr-Jubiläum der
                                                                Regio Energie Solothurn.
                                                                Als Verwaltungsratspräsident
                                                                prägte er die vergangenen
                                                                28 Jahre der Firmengeschichte.

                                                                                                                                            Zur Person

                                                                                                                                     Nach 28 Jahren im Amt wird Kurt Fluri Ende
                                                                                                                                     Oktober 2021 als Stadtpräsident von Solothurn
                                                                                                                                     und damit auch als Verwaltungsratspräsident
                                                                                                                                     der Regio Energie Solothurn zurücktreten. Seit
                                                                                                                                     2003 ist der 66-jährige Fürsprecher und Notar
                                                                                                                                     zudem Nationalrat. Kurt Fluri ist verheiratet
                                                                                                                                     und Vater von fünf Kindern.

                                                                                                                                             2003 wurden Sie als Nationalrat
                                                                                                                                             gewählt, und Sie hatten auf nationaler
                                                                                                                                             Ebene mit Energiefragen zu tun.
                                                                                                                                             Hat sich dadurch Ihre Arbeit als
                                                                                                                                             Ver­waltungsratspräsident der
                                                                                                                                             Regio Energie Solothurn verändert?
                                                                                                                                             Oder barg die Doppelrolle – bzw. Drei­
                                                                                                                                             fachrolle als Stadtpräsident – auch
Fotos: Michel Lüthi, bilderwerft.ch / Regio Energie Solothurn

                                                                                                                                             Schwierigkeiten?
                                                                                                                                             Nein. Ich habe meine Interessen immer
                                                                                                                                             offen deklariert und war ja auch nie per-
                                                                                                                                             sönlich betroffen, weshalb ich in den Aus­­-
                                                                                                                                             stand hätte treten müssen. Kritisch war
                                                                                                                                             eher, dass ich viele Jahre noch Vizepräsi-
                                                                                                                                             dent der AEK war. Das ist ein Relikt der
                                                                                                                                             «alten» Welt, als die Stadt ausschliess-
                                                                                                                                             lich durch die Regio Energie mit Elektri­-
                                                                                                                                             zität versorgt wurde und die Region aus-
                                                                                                                                             schliesslich durch die AEK. Mit der Libe-
                                                                                                                                             ralisierung war dies nicht mehr haltbar.

                                                                8
Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Die Energiebranche hat sich in den          gesagt, der Name Regio Energie Solothurn     Nun übergeben Sie in absehbarer Zeit
letzten 20, 30 Jahren stark verändert.      stehe in der Region für Seriosität. Wir      das Verwaltungsratspräsidium Ihrem
Was, würden Sie sagen, waren die            sind nicht gewinnorientiert, und jeder       Nachfolger oder Ihrer Nachfolgerin
wegweisendsten Entscheidungen des           Franken bleibt im Unternehmen. Die           im Stadtpräsidium. Eine oft gestellte
Verwaltungsrats in dieser Zeit?             Leute wissen: Hier wird kein Geld verju-     Frage in diesem Zusammenhang ist,
Wegweisend war sicher die Verselbst-        belt. Auch das Personal ist natürlich eine   was man denn dieser Person mit auf
ständigung selbst. Auch die Firmen- und     grosse Stärke. Wir haben Mitarbeitende,      den Weg gebe.
Markenänderung, die wir gemeinsam mit       die seit Jahrzehnten bei uns sind und uns    Möglichst die Kontinuität wahren. Das
Felix Strässle realisiert haben, war ein    treu bleiben.                                Unternehmen verkraftet keine Zickzack-
wichtiger Entscheid. Mit ihm entstand                                                    kurse, und ich wüsste auch nicht, wie
die Idee dieser Regio Energie Solothurn                                                  diese aussehen könnten. Das ganze Kon­-
mit dem heutigen Logo und den Farben.                                                    strukt ist in festen Bahnen, die Investiti­
Damals bauten viele auf die Region: Re-       Die Energieversorgung –                    onsplanung ist gegeben. All unsere Pro-
gion Solothurn Tourismus, Regiobank,           Wasser, Elektrizität,                     dukte sind langfristig ausgelegt, und ein
Regio­mech und eben auch Regio Energie.          Gas, Fernwärme,                         neues Nebengeschäft etwa würde nicht
Damit wollten wir die Bedeutung für die                                                  zur Regio Energie Solothurn passen – ab­-
Region zum Ausdruck bringen. Gleichzei-
                                               aber auch eine grosse                     gesehen davon, dass es politisch gar nicht
tig war das auch ein Signal an die ande-         Kompetenz in der                        tragbar wäre. Ich würde bei­spiels­weise
ren Energieversorger in der Region, dass       Gebäudetechnik – in                       niemals, wie es in Grenchen passiert ist,
wir uns für die Region öffnen.                 der eigenen Region zu                     ein Tiefbauunternemen integrieren. Das
                                                                                         gibt unweigerlich Ärger.
Gab es weitere Highlights, die Ihnen
                                                haben, ist viel wert.
besonders in Erinnerung sind?                                                            Und was geben Sie als scheidender
Ein weiterer Schritt war die Fernwärme.                                                  Stadtpräsident in Bezug auf die
Dort haben wir viel Geld investiert, ohne                                                Regio Energie Solothurn dem Gemein-
damals noch zu wissen, dass das Gas-        Wird man an dieser Regionalität              derat mit?
netz auch ausserhalb des Fernwärmepe-       auch in Zukunft festhalten können?           Er sollte über die Mitglieder des Ver-
rimeters gefährdet sein wird. Ich denke     Ich denke schon. Die Energieversorgung       waltungsrats auf das Unternehmen ein-
auch an den Röhrenspeicher in Etziken,      – Wasser, Elektrizität, Gas, Fernwärme,      wirken, nicht über Motionen. Erstens
den wir mit dem Gasverbund Mittelland       aber auch eine grosse Kompetenz in der       ist dieses Vorgehen nicht stufengerecht.
bauten. Das Hybridwerk und die Lade-        Gebäudetechnik – in der eigenen Regi-        Zweitens ist es nicht gut, wenn ein sol-
stationen für Elektrofahrzeuge waren be­-   on zu haben, ist viel wert. Gewisse Vor-     ches Unternehmen dem politischen Ta­
stimmt weitere Etappen in dieser Zeit.      haben möchte man nicht einem kleinen,        ges­geschäft unterworfen wird. Auch von
                                            unbekannten «Budeli» überlassen, aber        einer überhöhten Abgabe ist abzusehen.
Macht Ihnen in Bezug auf die Arbeit         auch nicht einem billigen Anbieter aus       Das wäre schädlich.
des Unternehmens etwas Bedenken?            dem Ausland. Man will jemanden, der
Die politische Entwicklung macht mir        den Service bieten kann und über den         Sie sind Vollblutpolitiker, haben diese
Sorgen. Auch die unbegründete Angst,        man auch mal wütend sein kann, wenn          Tätigkeit stets als zum Beruf gemach-
die Regio Energie Solothurn würde das       etwas nicht funktioniert. (Schmunzelt.)      tes Hobby bezeichnet. Bald können
Gewerbe konkurrenzieren. Wir haben                                                       Sie dieses Hobby nicht mehr ausüben.
zwei Firmen übernommen, die von sich        Der Direktor ist neu, bald ist auch          Was machen Sie mit all der frei
aus nicht mehr hätten bestehen können.      Ihr Posten im Verwaltungsratspräsi­          werdenden Zeit?
Sie wurden aber bewusst nicht in die        dium neu besetzt. Ein Zeitenwechsel          Einerseits bin ich ja noch bis 2023 Natio-
Regio Energie Solothurn integriert, son-    für die Regio Energie Solothurn?             nalrat, andererseits folgt ab Oktober mein
dern sollen so eigenständig wie möglich     Ich habe mir zu dieser Übergangsphase        Verwaltungsratsmandat für die Solothur-
sein. Wir sind nicht wie andere Energie-    viele Gedanken gemacht. Ich selbst konn-     ner Spitäler-AG, für die ich mich an der
unternehmen, die Firmen in der ganzen       te ja nicht früher aufhören, und ich habe    Generalversammlung 2022 als Präsident
Region aufkaufen und aggressive Akqui-      auch Felix Strässle gesagt, es werde eine    zur Verfügung stelle. Ich werde bestimmt
sitionspolitik betreiben.                   Übergangsphase von einigen Monaten           nicht mehr gleich viel arbeiten wie jetzt,
                                            geben. Wir wussten damals ja noch nicht,     aber ich werde auch nicht die Musse ge-
Der Druck in der Energiebranche             ob ein Aussenstehender neuer Direktor        niessen. (Lacht.)
ist hoch und steigt weiter. Wo              würde oder jemand aus dem Unterneh-
sehen Sie die Stärken der Regio             men. Aber Marcel Rindlisbacher ist seit
Energie Solothurn?                          vielen Jahren im Betrieb, und mit ihm
Das ist bestimmt die regionale Veranke-     wird es keine Zäsur geben. Wenn ich auf-
rung. Das Unternehmen hat einen stabi-      höre, auch nicht. Diese Konstellation ist
len Eigentümer. Mir wird immer wieder       aus meiner Sicht komplett ungefährlich.

                                                                                                                                  9
Kurt Fluri verabschiedet sich - Mehr Biogas mit den neuen Gasprodukten - No 3/2021 - Regio Energie Solothurn
Architektur: Dissing+Weitling
Foto: zVg Rasmus Hjortshøj

                                     Nach niederländischem
                                     Vorbild ist in den letzten
                                     Jahren Kopenhagen zu einer
                                     der velofreundlichsten
                                     Städte Europas geworden.

                                10
Noch nie wurden so viele Fahrräder verkauft wie in der Corona-Zeit.
Das ist eine riesige Chance für einen ökologischeren Verkehr in den Städten.

Neue Infrastruktur
für den Velob m
    Text: Andreas Schwander

Geschlossene Grenzen, geschlossene Res-­    Land flach und damit ideal zum Velofah-
taurants, unsichere Planung, Ferien da-     ren. Doch der fast permanent wehende
heim: Eine der wenigen Aktivitäten, die     Wind hat für Leute auf dem Velo ähnli-
da problemlos und virensicher möglich       che Effekte wie bei uns Hügel und Berge.
sind, ist Velofahren. Viele Velohändler     Noch in den 1970er- und 1980er-Jahren
machen seit mehr als einem Jahr das Ge-     waren niederländische Städte, ebenso
schäft ihres Lebens, der Onlinehändler      wie die heute als Velodorado gefeierte
Galaxus verkaufte 2020 neunmal mehr         dänische Hauptstadt Kopenhagen, völ-
Elektrovelos als im Wirtschaftsboom-        lig zugestellt mit Autos. Damals sprach
jahr 2019. Schon im Frühling 2021 hatten    man von der «autogerechten Stadt», mit
viele Händler ein schmales Angebot und      breiten Einfallachsen bis in die Zentren.
Lieferschwierigkeiten.                      Diesen Strassen wären selbst im histo-
                                            rischen Zentrum von Amsterdam Hun-
Neue Infrastruktur                          derte Häuser und einige der legendären
Damit all diese Velos nach dem Abflauen     Grachten geopfert worden. Dagegen regte
der Pandemie nicht in den Kellern ver-      sich Widerstand.
stauben, braucht es eine bessere Infra-
struktur. Die Neo-Velofahrer haben rea-     «Auto gegen Velo»
lisiert, wie einladend schnell angelegte,   ist der falsche Ansatz                      Sjors van Duren sucht als Verkehrsplaner Lösungen,
provisorische Radwege auf Hauptstras-       So entstand die Forderung nach der fahr-    die Verbesserungen fürs Velo bringen und bei
sen (sogenannte Pop-up-Radwege) und         rad- und fussgängergerechten Stadt. Ve-     denen auch Autofahrer mit der neuen Situation
                                                                                        zufriedener sind.
provisorisch autofreie Strassen sind.       los bewegen auf weniger Platz sehr viel
Viele Käufer dürften seit Jahren nur        mehr Personen. Dabei geht es immer
noch selten Velo gefahren sein. Sie wer-    um die Umverteilung von öffentlichem        Kleinarbeit fahren in Nijmegen nicht nur
den es schnell wieder aufgeben, wenn        Raum. Aber das heisst laut Sjors van        mehr Menschen Velo als irgendwo sonst.
sie sich ohne die Gefahr des Virus in       Duren nicht «Auto gegen Velo». Denn die     Auch Autofahren ist flüssiger und ange-
Tram und Bus wieder sicherer fühlen als     Neuorganisation von Verkehrsträgern         nehmer geworden, weil es weniger Au-
auf dem Drahtesel. Laura Schmid, beim       und Verkehrsflächen ist kein Nullsum-       tos gibt. In der 180 000-Einwohner-Stadt
Verkehrsclub der Schweiz (VCS) zustän-      menspiel. Öffentlicher Raum ist zwar        Nijmegen ist der Anteil der Velofahrten
dig für Veloinfrastruktur, sagt deshalb:    hart umkämpft, aber oft schlecht genutzt.   am Gesamtverkehr in den letzten Jahren
«Unser Mass heisst ‹8 bis 80›. Veloinfra-   Eine gute Methode ist es laut van Duren,    auf 60 Prozent angewachsen, vierspurige
struktur muss nicht für Velokuriere und     Quartierstrassen in Einbahn-Velowege        Strassen konnten auf zwei Spuren zu-
                                                                                                                                             Foto: zVg Stadsregio Arnhem Nijmegen

20-jährige fitte Männer gebaut werden.      umzubauen. Autoverkehr ist nur noch         rückgebaut werden.
Es müssen sich die Acht- und die Acht-      für Anwohner erlaubt, die aber gleichzei-
zigjährigen sicher fühlen.»                 tig mehr Anwohnerparkplätze erhalten.       Städte nehmen Velos ernst
Solche Gedanken macht man sich in den       «Dank der neuen Anwohnerparkplätze          Van Duren betont, dass eine Gesamtpla-
Niederlanden, Europas Modell-Veloland,      können wir oft sehr viel lokalen Wider-     nung wichtig sei. Zum einen müssten
seit Jahrzehnten. Sjors van Duren, Ver-     stand und entsprechend jahrelange Ver-      Routen definiert werden, etwa von der
kehrsplaner in Nijmegen, betont aber,       zögerungen vermeiden», sagt er. Dank        Uni zum Bahnhof oder von den Agglome-
dass das nicht immer so war. Zwar ist das   dieser jahrzehntelangen planerischen        rationen in die Altstädte, und dann ent-

                                                                                                                                       11
sprechend gebaut und signalisiert wer-        tur investiert. In Bern hat die von der
                                                                          den. Dabei muss lange nicht jede Strasse      ehemaligen Gemeinderätin Ursula Wyss
                                                                          velogerecht sein, im Gegenteil. Besser sei    angestossene «Velo-Offensive» zu mas-
                                                                          es, wenn Verkehrsmittel getrennt wer-         siven Verbesserungen und einem stei-
                                                                          den, wenn Tempo-30-Quartierstrassen           genden Verkehrsanteil des Velos geführt.
                                                                          zu Velostrassen werden und die Autos          Ziel sind laut Stephanie Stotz, die bei der
                                                                          die grossen Strassen für sich alleine ha-     Stadt Bern für die Velo-Offensive verant-
                                                                          ben. Effizient werden Routen aber nicht       wortlich ist, abgetrennte Radwege mit
                                                                          durch hohe Tempi, sondern durch effizi-       zweieinhalb bis drei Meter Breite, auf de-
                                                                          ente Kreuzungen. Die Niederlande haben        nen Radfahrer auch gemütlich nebenein-
                         Mehr dazu auf strom-online.ch                    dafür Ampelanlagen, welche Velofahrer         ander fahren können – kein Vergleich mit
                         − Mit dem Cargo-Velo erlebt der Ausläufer        vor den Autos losfahren lassen, oder raf-     den schmalen Radstreifen, wo Velofahrer
                           eine Renaissance
                         − Unterstütztes Treten – alles über              finierte Kreisel, die den Radverkehr vom      den heissen Abgasstrom eines überho-
                           das Elektrovelo                                Autoverkehr trennen und in denen Velo-        lenden Lastwagens auf wenige Zentime-
                                                                          fahrer Vortritt haben.                        ter Distanz am ganzen Körper spüren.
                                                                                                                        Bern hat sich wie die niederländischen
                                                                          Abgetrennte Radwege                           Städte einen Velomasterplan erarbeitet.
                         Laura Schmid vom VCS (links) und Stephanie       So weit ist man in der Schweiz noch           In der Planung für Eisenbahnen, Stras-
                         Stotz, verantwortlich für die Velo-Offensive
                         der Stadt Bern, sehen die Fortschritte bei der   nicht. Aber in vielen Städten wurde be-       sen- und Luftverkehr wird das genau-
                         verbesserten Veloinfrastruktur vor allem bei     reits viel in eine sicherere Radinfrastruk-   so gemacht. Zudem hat man, nachdem
                         der massiv gestiegenen Zahl von Velofahrern
                         in der Stadt.
Foto: Hansueli Schärer
Autofahrer und Fussgänger schon seit          durcheinander und schwierig auseinan-        Velos ist ein neues Thema. «Das ist noch
Jahren und Jahrzehnten gezählt werden,        derzudröseln. Zudem ist es nicht opti-       nicht überall angekommen», sagt Karl
nun auch damit begonnen, Velofahrer zu        mal, wenn sich Velofahrer die Spur mit       Vogel. «Generalunternehmer bauen noch
zählen. Denn «was nicht gezählt wird,         grundsätzlich gleich schnellen Bussen        immer zu grosse Tiefgaragen mit unver-
zählt nicht», betont der Stadtberner Ver-     teilen müssen. Einen Bus mit hundert         mietbaren Autoparkplätzen, vergessen
kehrsplaner Karl Vogel, der das Projekt       Leuten im Nacken zu haben, ist für jede      aber die Veloparkplätze.»
Velohauptstadt leitet.                        Velofahrerin ein sehr unangenehmes           So versuchen die Schweizer Planer, sich
                                              Gefühl. Deshalb dämpft Karl Vogel allzu      immer mehr dem Vorbild der Nieder-
Lieber einen Schuh drin                       grosse Erwartungen: «An diesem ÖV-           lande anzunähern. Die Fahrbahnen der
Karl Vogel und seine Mitarbeitenden           Umsteigeort mit wenig Platz sind mit         dortigen Radschnellwege haben eine
kümmern sich um Knoten, Zahlen und            den aktuellen Verkehrsmengen die Opti-       spezielle Oberfläche, sind beleuchtet, in
Flächen. Ihr Paradestück ist die Velo-        malstandards für den Veloverkehr noch        angenehmem Abstand zu den Strassen
hauptroute nach Bern Wankdorf mit dem         nicht erreicht.» Und Bern hat auch nicht     und teilweise so angelegt, dass die Auto-
Engpass der Lorrainebrücke. Dank Zäh-         das Privileg von Zürich, wo es unter dem     fahrer im Stau die schnellen Velofahrer
lungen weiss man, dass der Autoverkehr        Hauptbahnhof einen «vergessenen» Au-         in der Ferne vorbeisausen sehen kön-
jährlich um ein bis zwei Prozent abnimmt.     tobahntunnel mit zwei Röhren gibt. Er        nen – als Provokation und Denkanstoss.
So führen jetzt nur noch drei statt vier      ist Teil des in den 1970er-Jahren geplan-    Zudem achten die Planer darauf, dass
Autospuren über die Brücke, dafür aber        ten, aber nie fertiggebauten Autobahn-       die Strecken eine gewisse Abwechslung
zwei breite Velospuren. Trotzdem gibt’s       «Ypsilons» und kann nun als Velotunnel       bieten. «Zehn Kilometer in einer flachen,
nicht mehr Stau. Mit dem besseren Ve-         genutzt werden. Aber der Berner Bahn-        gleichförmigen Landschaft gegen den
loangebot nimmt der Autoverkehr noch          hof als «Veloknoten» werde nach dem          Wind zu fahren, kann sehr anstrengend
weiter ab. «Wir haben an vielen Orten         Umbau massiv besser sein.                    sein», sagt Planer Sjors van Duren. Die
völlig überdimensionierte Knoten, die nur                                                  Strecken werden deshalb so geplant,
so gross sind, damit zu Spitzenzeiten die     Geistige Etappierungen                       dass sie sich geistig in einzelne Abschnit-­
dahinterliegende Kreuzung nicht überlas-      Kaum gibt es mehr Velos, sind auch ihre      te mit Kirchen, Bäumen, Unterständen
tet wird», erklärt Karl Vogel. «Wenn nur      Parkplätze ein Thema. Denn genauso wie       oder Pausenplätzen als Wegmarken un-
zehn Prozent der Autofahrer umsteigen,        Autos stehen auch Velos den grössten         terteilen lassen. Auch mit psychologi-
können wir ganze Abbiegespuren aufhe-         Teil des Tages herum. In den Quartieren      schen Tricks bringt geschickte Planung
ben und zu Velospuren machen.» Und die        ist das kein Problem, aber in den Zentren    Leute aufs Velo: indem sie ihnen das Ge-
Autos werden noch weniger.                    und vor allem an Bahnhöfen wird es ei-       fühl gibt, es sei nicht so weit, und sie dann
Besserer öffentlicher Verkehr (ÖV) und        nes. Doch Parkraumbewirtschaftung für        stolz sein lässt über die lange Fahrt.
bessere Veloinfrastruktur beschleunigen
diesen Prozess. Damit wird Platz frei auf
den «grossen Betonplatten», den Kreu-
zungen. Doch solche Verbesserungen
kommen immer nur Schritt für Schritt.
Karl Vogels Team arbeitet deshalb mit                         Gut zu wissen
drei Zeithorizonten: kurz-, mittel- und
langfristig. Kurzfristige Lösungen kön-                Game-Changer E-Bike
nen schnell – innert weniger Monate –
realisiert werden, sind aber vielleicht                Das E-Bike hat das Verhalten der Velofahrer, aber auch die Planung der In-
nicht perfekt und oft nicht überall durch-             frastruktur massiv verändert. Damit werden die Tempi höher und die zu-
gehend. Mittelfristige Lösungen brau-                  rückgelegten Strecken länger, sodass neue Gemeinden in die Velodistanz
chen mehr Geld und Zeit und könnten                    der Städte rücken. Der Kanton Bern überlegt sich deshalb Radschnellwege
Einsprachen auslösen. Im langen Zeitho-                zwischen Bern und Thun oder Bern und Biel. Während ausserorts die
rizont sind die grossen Würfe. Da sei es               E-Bikes ihre Leistung auch auf Radwegen voll ausfahren sollen, wird inner-
wichtig, «den Schuh in der Tür zu haben»               orts ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde zum Thema. Denn die
und nicht kurzfristig mögliche Lösungen                schnellen Elektrofahrräder (bis 45 km/h) sind oft gleich schnell wie die Autos.
zugunsten besserer, aber nur langfristig               Für die langsameren «Bio-Biker» (also ohne Motor) ist es sehr unangenehm,
realisierbarer Lösungen aufzuschieben.                 von so schnellen Fahrzeugen überholt zu werden. Die schnellen Fahrer kön-
                                                       nen dann wählen: entweder mit 30 auf dem Veloweg oder mit 45 zwischen
Kampf um den Platz                                     den Autos. Die Elektrovelos vergrössern aber nicht nur die Velodistanzen,
Das grösste Thema in Bern ist der kom-                 sondern verändern auch die Velotopografie. Hügelige Städte wie Zürich, Genf
mende Bahnhofsumbau, bei dem der                       oder Lausanne müssen sich dank der E-Bikes nun Gedanken zu Radwegen für
Veloverkehr eine wichtige Rolle spielen                Routen machen, auf denen früher kaum jemand mit dem Velo unterwegs war
wird. Allerdings ist es da sehr eng – Fuss-            und wo Planer und Verkehrsteilnehmer bisher nur ans Auto gedacht haben.
gänger, Busse, Trams und Velos, alle

                                                                                                                                     13
Der kleine Wohnturm wird
                                               Element für Element in der
                                               Werkstätte aufgebaut. Jede
                                               kleinste Nische ist genutzt,
                                               und wie in jedem Haus
                                               verstecken sich in den Wänden
                                               viele Kabel und Rohre.
Fotos: minim2 GmbH (i.G.) / Simon von Gunten

                                               14
Das Tiny House in Bellach wird real.

Hobeln, schleifen,
bohren fürs kleine
Wohn-Wunder
   Text: Andreas Schwander

Ende Juni; es wird geschraubt und ge-         fen: Bauholz ist teuer geworden – aber        es viele. Ähnlich viel Potenzial hat die
schliffen bei «Aeschbacher Produkti-          nicht nur das. Holz ist grundsätzlich         alte Idee des Stöcklis.» Mit dem Stöckli
onen» in Biberist. Hier nimmt das klei-       kaum verfügbar. Philip Aeschbacher und        meint er die kleinen Häuschen auf den
ne Wohntürmchen, das künftig auf den          Johannes Iff müssen sich ins Zeug legen,      grossen Bauernhöfen des Mittellandes,
Fundamenten einer ehemaligen Druck-           um überhaupt geeignetes Holz bei den          in die alternde Bauernpaare einzogen,
reduzierstation in Bellach stehen soll, un-   Händlern aufzutreiben. Aber auch das          nachdem sie den Hof einem der Söhne
verkennbar Gestalt an. Rohre der Elektro-     Holzfasermaterial für die Dämmplatten         übergeben hatten. «Es gibt viele Einfami-
installation spriessen aus den Wänden,        war nicht immer verfügbar, und das            lienhäuser mit grossen Gärten und frei-
die Öffnungen für Kamin und Frischluft        muss eingebaut sein, bevor etwas an-          er Ausnutzungsziffer. Hier könnten viele
für den automatischen Pelletofen sind am      deres obendrauf kommt. Dafür war der          Senioren eine kleine, freistehende, barri-
richtigen Ort, Wasser- und Abwasserroh-       Baumeister pünktlich fertig und hat die       erefreie Alterswohnung bauen, in ihrer
re werden vormontiert. Auch in kleinen        Fundamente des Gashäuschens so er-            alten Umgebung bleiben und sich trotz-
Häusern wohnt zwischen Innenverklei-          gänzt, dass das Haus inklusive der Ter-       dem eine gewisse Privatsphäre erhal-
dung und Fassade jede Menge Technik,          rasse davor sicher daraufstehen können.       ten», sagt er. Für ein solches Tiny Stöckli
ohne die nichts funktioniert. Die Küche                                                     würden dann einfach zwei oder allen-
kuschelt sich unter die Treppe, und in alle                                                 falls drei Module nebeneinandergestellt.
Treppenstufen sind Schubladen eingelas-             «In Bellach ist es                      Denn eine breite Toilettentür, ein Schlaf-
sen, auch in die alleruntersten. Jede noch           ein schwieriges                        zimmer im Parterre und Verwandte in
so kleine Nische wird genutzt.                                                              unmittelbarer Nähe haben schon man-
                                                Grundstück, das anders                      chem Senior und mancher Seniorin das
Holz ist knapp und teuer                          kaum zu nutzen ist,                       Altersheim erspart.
Die Räume sind klein und doch geräu-                 und solche gibt                        Doch nun kommt erst einmal die Fein-
mig. Die drei Module warten nebenein-             es viele. Ähnlich viel                    einstellung mit dem Prototyp. Sobald er
ander auf ihre Montage. «Wenn wir das                                                       fertig ist, müssen Architekten, Zimmer-
zusammenbauen, wird das Transport-
                                                 Potenzial hat die alte                     mann und Bauherrschaft zusammen do-
unternehmen die Module hier am frü-                Idee des Stöcklis.»                      kumentieren, welche Dinge funktionieren
hen Morgen mit dem Kran aufladen und                                                        und welche nicht. Wie ist die Funktiona-
dann am Nachmittag in Bellach vorsich-                                                      lität der Küche? Wie schnell heizt es sich
tig aufeinanderstapeln. Nach einem Ar-                                                      mit dem Pelletofen? Wie verteilt sich die
beitstag müsste das Haus dann stehen»,        Das «Stöckli» hat Zukunft                     Wärme im Haus? Wo gibt es noch etwas
erklärt Architekt Johannes Iff.               Noch bevor das erste Haus fertig ist, den-    zu optimieren, und findet sich vielleicht
Aber Bauen wäre nicht Bauen, wenn es          ken Johannes Iff und Philip Aeschbacher       noch irgendwo eine ungenutzte Nische?
keine Schwierigkeiten gäbe. Nicht alle        weiter. Sie haben die minim2 GmbH ge-         Dann kommt eine weitere Optimierungs-
Lieferanten können die Termine einhal-        gründet, mit der sie ihre Tiny Houses be-     runde, und die minim2 GmbH wäre be-
ten; wie immer sind Aufwand und Kos-          kannter machen wollen. «Das Interesse         reit für die Serienproduktion von kleinen
ten halt doch etwas höher als vorausge-       wächst», sagt Johannes Iff. «In Bellach ist   Wohnmodulen – egal, ob sie auf schwieri-
sehen, und ein völlig unvorhersehbares        es ein schwieriges Grundstück, das an-        gen Grundstücken übereinandergestapelt
Problem macht dem Projekt zu schaf-           ders kaum zu nutzen ist, und solche gibt      oder nebeneinandergestellt werden.

                                                                                                                                    15
«so bunt», «so regional 30», «so regional 100» und «so günstig» – so
                                     heissen die neuen Gasprodukte der Regio Energie Solothurn. Thomas Schär,
                                     Leiter Vertrieb Energie Privatkunden, erklärt, was dahintersteckt.

                                     «Jede und jeder kann
                                     einen Beitrag zum
                                     Umweltschutz leisten»
                                          Text: Barbara Graber

                                     Thomas Schär, was ist neu für die             portierte Biogas ist jedoch im Gegensatz     pfads «netto null bis 2050» fest. Nach wie
                                     Gaskundinnen und -kunden der                  zum Schweizer Biogas nicht von der CO2-      vor darf eine Gasheizung eins zu eins er-
                                     Regio Energie Solothurn?                      Abgabe befreit. Der Bund arbeitet aktuell    setzt werden. Und hier kommen unsere
                                     Seit Anfang Juli 2021 liefern wir standard-   daran, diese Ungleichheit zu korrigieren.    neuen Biogasprodukte ins Spiel: Wer an-
                                     mässig 10 Prozent Biogas, das aus zertifi-                                                 stelle von Erdgas ausschliesslich Biogas
                                     zierten Anlagen aus dem In- und Ausland       Welche Pläne verfolgt die Regio              bezieht, hat ein erneuerbares Heizsys­tem.
                                     stammt. Wer möchte, kann mit «so regio-       Energie Solothurn im Bereich Biogas?         Dieses lässt sich zudem mit anderen er-
                                     nal 30» und «so regional 100» den Biogas-     Bis ins Jahr 2030 soll der Anteil erneuer-   neuerbaren Technologien kombinieren,
                                     anteil auf 30 bzw. 100 Prozent erhöhen.       barer Gase im Gasnetz auf 30 Prozent ge-     etwa mit einem Wärmepumpenboiler
                                     Diese Produkte enthalten ausschliess-         steigert werden. Dieses Ziel der Schwei-     oder einer Solaranlage.
                                     lich Schweizer Biogas aus der Kläranlage      zer Gasbranche will auch die Regio
                                     des Zweckverbands der Abwasserregion          Energie Solothurn erreichen. Die Einfüh-     Welches Fazit ziehen Sie aus der
                                     Solothurn-Emme (ZASE). Mit «so günstig»       rung eines Standardprodukts erlaubt es,      Einführung der Gasprodukte?
                                     ist es auch weiterhin möglich, zu 100 Pro-    den Anteil von Biogas schrittweise zu er-    Mit diesem Projekt haben wir ein wei-
                                     zent Erdgas zu beziehen. Der Kunde ent-       höhen. Unser Gastreibstoff enthält sogar     teres Etappenziel zur Umsetzung der
                                     scheidet, welches Produkt zu ihm passt.       bereits 40 Prozent Biogas. Parallel dazu     Energiestrategie erreicht. Es haben zahl-
                                                                                   arbeiten wir laufend am Ausbau der Bio-      reiche Kundinnen und Kunden auf «so
                                     Wie wird Biogas hergestellt?                  gasproduktion in der Region.                 regional 30» und «so regional 100» ge-
                                     Unser Biogas wird in einem Vergä-                                                          wechselt. Das freut uns. Damit können
                                     rungsprozess aus organischem Materi-          Am 13. Juni 2021 hat das Schweizer           wir das Biogas, welches wir in der ZASE
                                     al wie Grüngut, Essensresten oder Klär-       Stimm­volk das CO2-Gesetz abgelehnt.         Zuchwil produzieren, auch in der Region
                                     schlamm gewonnen und ist damit Teil           Was bedeutet dieser Entscheid für            absetzen. Es freut uns zudem, dass der
                                     eines geschlossenen ökologischen Kreis-       die Regio Energie Solothurn?                 grösste Teil der Kundschaft bei «so bunt»
                                     laufs. Die Regio Energie Solothurn hat die    Die Schweizer Bevölkerung hat Ja zur         geblieben ist. Mit dem Standardprodukt
                                     Produktionsanlage der ZASE in Zuchwil         Energiestrategie 2050 gesagt. Auch wenn      kann jede und jeder auf einfache Weise
                                     mit­finanziert und ist an der Kompogas        das CO2-Gesetz abgelehnt wurde, hält die     einen Beitrag zum Umweltschutz leisten
                                     Utzenstorf AG beteiligt.                      Regio Energie Solothurn an ihren An-         und den weiteren Ausbau von Biogas­
                                                                                   strengungen zur Erfüllung des Absenk-        anlagen fördern.
                                     Könnten Sie nicht allen Kunden stan-
                                     dardmässig Schweizer Biogas liefern?
                                     Aktuell stehen in der Schweiz zu wenig
                                                                                                                           Zur Person
                                     Biogasanlagen zur Verfügung, um den
                                     ganzen Bedarf abdecken zu können. Des-                                         Thomas Schär ist Leiter Vertrieb Energie Privatkun-
Foto: Michel Lüthi, bilderwerft.ch

                                     halb kaufen wir für das Standardprodukt                                        den bei der Regio Energie Solothurn. Gemeinsam
                                     «so bunt» zusätzlich Biogas aus Europa                                         mit seinem Team berät er die Kundinnen und Kun-
                                     ein. Hierbei ist es uns wichtig, dass auch                                     den unter anderem zu den neuen Gasprodukten.
                                     dieses aus Rest- und Abfallstoffen und
                                     nicht aus nachwachsenden Rohstoffen,                                           Telefon 032 626 94 32
                                     die eigens für die Biogasproduktion an-                                        vertrieb@regioenergie.ch
                                     gebaut werden, gewonnen wird. Das im-

                                     16
ZASE
                           KOMPOGAS

Ein Kreislauf schliesst sich
Das Schweizer Biogas der Regio Energie Solo-
thurn wird in der Region hergestellt. Es stammt
aus der Kläranlage der ZASE in Zuchwil, wo Klär-
schlamm zu Biogas aufbereitet wird. Eine weite-
re Biogasquelle ist die Kompogas Utzenstorf AG,
wo Grüngut und Küchenabfälle zu Biogas vergärt
werden. Aufgrund der Schliessung der Papierfa-
brik Utzenstorf kann das Biogas aus technischen
Gründen zurzeit nicht in das Erdgasnetz einge-
speist werden. Es wird in Ökostrom und Wärme
umgewandelt.

      Gut zu wissen

Wählen Sie Ihr Gasprodukt
Seit Anfang Juli 2021 haben die Kundinnen und
Kunden der Regio Energie Solothurn die Wahl
zwischen vier Gasprodukten:

            tandardprodukt, enthält 10 Prozent
           S
           Biogas aus zertifizierten Anlagen aus
           dem In- und Ausland.

           100 Prozent Biogas aus der Region

           30 Prozent Biogas aus der Region

           100 Prozent Erdgas

Unter regioenergie.ch/erdgas-biogas finden Sie
weitere Informationen zu den Gaspreisen sowie
einen Online-Rechner, mit dem Sie die Kosten für
Ihren persönlichen Verbrauch vergleichen können.

Wechsel des Gasprodukts
Das Gasprodukt kann jeweils per 1. Januar oder
unmittelbar nach der Jahresabrechnung gewech-
selt werden. Dies per E-Mail an vertrieb@regio-
energie.ch oder direkt im Online-Kundenportal
unter okp.regioenergie.ch.

                                                   17
Dank vielseitigen Massnahmen können sich Velofahrer und Fussgänger
                                                                                   in der Energiestadt Solothurn und Umgebung schnell und sicher fortbewegen.

                                                                                       Ökologisch
                                                                                       unter­wegs
                                                                                                                     Text: Barbara Graber

                                                                                                                                                        Unterwegs mit dem
                                                                                                                                                        von der Energiestadt
                                                                                                                                                        Solothurn gesponser-
                                                                                                                                                        ten Carvelo2Go:
                                                                                                                                                        Pascal Walter, Mitglied
                                                                                                                                                        des Patronats­
                                                                                                                                                        komitees von
                                                                                                                                                        «smart!mobil» sowie
                                                                                                                                                        Gemeinderat und
                                                                                                                                                        Vize-Stadtpräsident.

                                     Mehr als ein Drittel des gesamten CO2-        Dies liege unter anderem an den kurzen        deckend Tempo 30 auf den Solothurner
                                     Ausstosses in der Schweiz wird durch          Distanzen zwischen den Quartieren, der        Quartierstrassen eingeführt», so Thomas
                                     den Verkehr verursacht. Als Energiestadt      Innenstadt und dem Bahnhof sowie an           Pfister. Veloabstellplätze auf dem gesam-
                                     setzt sich Solothurn dafür ein, dass die      der Topografie der Stadt.                     ten Stadtgebiet, eine Velostation beim
                                     Bevölkerung vermehrt vom Auto auf den                                                       Hauptbahnhof sowie fussgänger- und
                                     öffentlichen Verkehr umsteigt und kür-        Öffentliche                                   velo­freundliche Querungen über die
                                                                                   Velopumpstationen
Foto: Michel Lüthi, bilderwerft.ch

                                     zere Strecken zu Fuss oder mit dem Velo                                                     Aare tragen ebenfalls dazu bei, dass sich
                                     zurücklegt. Gerade Letzteres ist beliebt in   Um den Langsamverkehr zu fördern,             die Leute im Langsamverkehr wohlfüh-
                                     der schönsten Barockstadt der Schweiz         achtet die Stadt auf sichere öffentliche      len. «Die zahlreichen Querungen über
                                     und ihren Nachbargemeinden. «Die So-          Strassenzüge, einen guten baulichen           die Aare sind eine Besonderheit von
                                     lothurnerinnen und Solothurner sind           Zu­stand der Fahrbahnen sowie eine at-        Solothurn», sagt der Chef Tiefbau.
                                     sehr aktive Velofahrer», sagt Thomas          traktive Gestaltung von Plätzen. «In den      Zudem stellt die Energiestadt seit August
                                     Pfister, Chef Tiefbau beim Stadtbauamt.       letzten Jahren wurde beinahe flächen-         2021 vier Velopumpstationen zur Verfü-

                                     18
gung. Diese befinden sich am Postplatz, in      Gemeinsame Projekte                                 Gut zu wissen
der Hauptbahnhofstrasse, am Ritterquai          2008 haben sich die Solothurner Ener-
nahe des Rötistegs und beim Freibad (ab         giestädte und der Kanton zur Förderung       Prix Velostädte –
Saison 2022) und funktionieren für alle
gän­­gigen Ventile. Dank den wichtigsten
                                                des Mobilitätsmanagements zusammen-
                                                geschlossen. Die Plattform «so!mobil»
                                                                                             machen Sie mit!
Velowerkzeugen von PB Swiss Tools kön-          bietet unter anderem «Billettautomaten-      Mit dem Prix Velostädte zeichnet
nen beim Freibad sogar Pannen behoben           kurse» für Seniorinnen und Senioren, Ve-     Pro Velo Schweiz alle vier Jahre
werden. Beliebt sind bei den Solo­thurnern      lofahrkurse für Frauen oder Mobilitäts-      die velofreundlichsten Städte in
auch Lastenvelos für den ökologischen           beratungen in Unternehmen an. Und mit        drei Grössenkategorien aus. In der
Trans­port von Ware. Deshalb sponsert die       dem Projekt «smart!mobil» wollen die         Ka­te­gorie der Kleinstädte erreichte
Stadt für die nächsten drei Jahre ein Cargo­-   Solothurner Energiestädte und die Regi-      Solothurn 2013/14 und 2017/18 je-
­­bike von Carvelo2Go bei der Velo­sta­­tion    on Thal gemeinsam mit dem Kanton und         weils den dritten Rang. 2022 wird
im Bahnhof. Dieses kann via carvelo­­2go.ch     diversen Partnern das clevere Kombinie­      der Prix Velostädte erneut verlie-
ge­mietet und mit Waren bis zu 100 kg be­­la­   ren und Teilen von Mobilitätsangeboten       hen. Vom September bis November
den werden. Beim TCS-Campingplatz und           fördern. Das von EnergieSchweiz unter-       2021 können die Solothurnerin-
bei der Drogerie Tschumi sind weitere           stützte Projekt gewann im Frühling 2020      nen und Solothurner an einer On-
Cargobikes von anderen Sponsoren sta­ti­        die Smart City Innovation Challenge. Da-     line-Umfrage teilnehmen und ihre
o­niert. Wer seine Fracht nicht sel­ber mit     mit setzt die Energiestadt Solothurn auch    Stadt bewerten.
einem Lasten­velo trans­­por­­tie­ren möchte,   im Bereich Mobilität auf die Zusammen-       Hier geht’s zur Online-Umfrage:
kann Collectors oder den Velo­kurier Solo-      arbeit mit anderen Akteuren, um die Ziele    prixvelo.ch
thurn damit beauftragen.                        der Energiestrategie 2050 zu erreichen.

Serie: Energiestadt Solothurn
Seit 2004 engagiert sich die Stadt Solothurn als Energiestadt für eine effi-
ziente Energie­nutzung, den Klimaschutz, erneuerbare Energien und eine
umweltverträgliche Mo­bi­lität. Der Wirkungsbereich von Energiestädten
wird in sieben Bereiche eingeteilt. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr
über die Aktivitäten der Energiestadt Solothurn im Bereich «Mobilität».

                                   1. Entwicklungsplanung,
                                                                              5. Interne Organisation
                                         Raumordnung
                                                                             Weiterbildung, Controlling,
                                    Leitbild, Energieplanung,
                                                                                 Beschaffungswesen
                                  Baubewilligung, Baukontrolle

            2. Kommunale Gebäude                                                                 6. Kommunikation
                 und Anlagen                                                                      und Kooperation
         Bestandesaufnahme, Sanierung,                                                        Veranstaltungen, Standort­
         Energiebuchhaltung, Unterhalt                                                       marketing, Förderprogramme

           3. Versorgung, Entsorgung                                                             7. Klimawandelfolgen
             Elektrizität, Fernwärme,                                                                   (freiwillig)
               Erneuerbare, Wasser,                                                           Stadtklima, Grün- und Freiflä-
                 Abwasser, Abfall                                                            chenmanagement, Biodiversität
                                                              4. Mobilität
                                                          Öffentlicher Verkehr,
                                                         Parkplätze, Tempo 30,
                                                         Fussgänger, Velofahrer

                                                                                                                                     19
Die stabförmigen Halogenlampen, die in zahlreichen Stehleuchten stecken, sind seit
                                 September 2021 verboten. Das Förderprogramm Alledin unterstützt den Kauf einer neuen Leuchte.

                                            Geld für den Ersatz
                                           von Halogenleuchten
                                                                        Text: Giuseppina Togni

                                                                                                           Um von den stromfressenden
                                                                                                           Halogen-Stehleuchten wegzu­
                                                                                                           kommen, muss meistens die
                                                                                                           ganze Leuchte ersetzt werden.
                                                                                                           Für einen solchen Ersatz gibt
                                                                                                           es Fördergelder. Das Vorgehen
                                                                                                           umfasst drei Schritte (vgl.
                                                                                                           auch die Spalte ganz rechts).

                                                                             1.

                                                                                                              2.
                                                                                                 CHF

                                                           3.
Illustration: Pia Bublies

                            20
Warum nicht nur das
                                                                                              1.
                                                                                              Halogen-Stehleuchte
                                               Leuchtmittel ersetzen?                         entsorgen
                                               Die Frage ist naheliegend, warum denn          Entsorgen Sie Ihre alte Halogen-
                                               die ganze Leuchte entsorgt werden soll         Stehleuchte mit R7s-Fassung an
                                               und nicht nur das Leuchtmittel (der            einer Sammelstelle oder im Fachge-
R7s                                            Halogenstab) ersetzt werden kann. Tat-         schäft. Halten Sie den Moment der
                                               sächlich wäre es umweltfreundlicher,           Entsorgung mit einem Foto fest.
                                               eine LED-Lampe mit gleicher Fassung
Die stabförmigen Halogen-Leuchtmittel
benötigen sehr viel Strom, können aber         einzusetzen, anstatt die ganze Leuchte
nur selten durch ein LED-Leuchtmittel          wegzuwerfen. Doch leider führt der Aus-
ersetzt werden.                                tausch von Halogenstäben durch LEDs
                                               oft zu Problemen:

                                               – R7s-LEDs sind zylindrisch und haben
                                                  einen Durchmesser von etwa 3 Zentime-
                                                 tern. Damit sind sie deutlich grösser als
Sie sind in fast jedem Haushalt zu finden        ein Halogenstab, weshalb in vielen Fäl-
und strahlen Licht an die Decke oder an          len der Platz fehlt, um sie einzusetzen.
die Wand. Sie haben eine hohe elektrische
Leistung und verbrauchen viel Strom. Die       – Die leistungsstärksten R7s-LEDs geben

                                                                                              2.
Rede ist von Halogen-Stehleuchten, be-            etwa gleich viel Licht wie eine 100-Watt-
liebt seit den 1980er-Jahren. Sie sind prak-      Halogenlampe. Doch die in Stehleuchten
tisch, können überall aufgestellt werden          verwendeten Halogenlampen haben in
und benötigen keine Installation durch            der Regel mehr als 200 Watt, sodass eine
den Elektriker. Es gibt billige Ausführun-        LED zu wenig Licht abgeben würde.           Neue LED-Leuchte
gen, aber auch teure Designmodelle.                                                           kaufen
Leider sind diese Leuchten sehr ineffi-        – Häufig ist der Dimmer der Stehleuchte       Kaufen Sie eine neue, effiziente
zient: Nur 7 Prozent des Stroms werden            nicht kompatibel mit dem LED-Leucht-        LED-Leuchte und fotografieren
in Licht umgewandelt, der Rest geht in           mittel, sodass dieses flackert und surrt.    Sie die Quittung. Es werden nur
                                                                                              Leuchten ab einem Kaufpreis von
Form von Wärme verloren. Aufgrund die-
                                                                                              125 Franken unterstützt.
ser Ineffizienz wurde im Jahr 2018 eine        Wer prüfen will, ob seine Stehleuchte
erste Serie von Halogen-Glühlampen vom         mit einem LED-Leuchtmittel kompati-
Markt genommen. Nun sind seit Septem-          bel ist, macht am besten zuerst den Test
ber 2021 weitere Lichtquellen verboten,        und leiht im Geschäft das passende LED-
darunter auch die stabförmigen Halogen-        Leuchtmittel aus. Funktioniert die alte
lampen für R7s-Sockel, die in Stehleuch-       Leuchte damit, so hat man eine gute Lö-
ten verwendet werden und sehr hohe             sung gefunden. Ansonsten bringt man die
elektrische Leistungen aufweisen – von         ausgeliehene LED zurück.
100 bis weit über 500 Watt.
                                               Mehr Geld bis Ende 2021
Unterstützung für neue                         Der reguläre Fördersatz bei Alledin be-
LED-Stehleuchten                               trägt 30 Prozent des Preises der neuen
Das Förderprogramm Alledin, das vom            LED-Leuchte, maximal aber 100 Franken.
Bund finanziert wird, will Haushalte           Um Haushalte und Geschäfte während

                                                                                              3.
dazu motivieren, ihre alten Halogen-           der Corona-Krise zu unterstützen, hat
Stehleuchten durch neue LED-Leuchten           das Bundesamt für Energie die Sätze –
zu ersetzen. Wer eine alte Halogenleuchte      befristet bis Ende 2021 – erhöht. Diese be-
mit R7s-Fassung entsorgt und eine neue         tragen bis dahin 40 Prozent bzw. maximal
                                                                                              40 Prozent (max. 125
LED-Leuchte im Wert von mindestens             125 Franken. Es lohnt sich also, eine alte
                                                                                              Franken) kassieren
125 Franken kauft, erhält 40 Prozent des       Leuchte noch bis Ende 2021 zu ersetzen.
                                                                                              Laden Sie Foto und Quittung auf
Preises zurück, maximal aber 125 Fran-         Das Förderprogramm ist 2020 angelau-
                                                                                              alledin.ch hoch und geben Sie
ken pro Leuchte. Um das Fördergeld zu          fen, und bis heute haben mehr als 2500
                                                                                              Ihren Namen und Ihre IBAN ein.
erhalten, sind drei einfache Schritte nö-      Personen die Subvention in Anspruch            Alledin prüft Ihre Angaben, und
tig (vgl. rechte Spalte). Der Förderbetrag     genommen. Alledin steht allen Menschen         Sie erhalten 40 Prozent des Kauf-
wird innerhalb einer Woche ausgezahlt.         offen, die in der Schweiz wohnen, und          preises (max. 125 Franken) auf
Die Dateneingabe erfolgt schnell und ein-      läuft bis Ende 2022 beziehungsweise bis        Ihrem Konto gutgeschrieben.
fach unter: alledin.ch                         der Fonds ausgeschöpft ist.

                                                                                                                        21
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