Aus_weiter_bilden - Diözese Innsbruck
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Ausgabe 04/2018 | 30. Jahrgang, November 2018 aus_weiter_bilden # Auf dem Weg zu einer neuen Qualitätsoffensive im Bildungsbereich # Bildungsreform als Herausforderung und Chance für die Katholischen Privatschulen
Vorwort INhalt „Bildung ist nicht ein äußerer Wissensbesitz, sondern die Gestalt, die die menschliche Persönlichkeit unter der Einwirkung mannigfacher fremder Kräfte annimmt.“1 Edith Stein Dr. Peter Trojer, Rektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein Peter Trojer Verehrte Kolleginnen und Kollegen! 3 VORWORT Günther Bader 4 Glaube und Bildung im Diskurs „Die Bildungsreform bringt`s“ – so ist es seit längerer Zeit auf der Homepage des Bildungsministeriums agogische Bildung Stams / Innsbruck tätig war. Neben diesen beiden wurden auch weitere Lehrende verab- Werner Mayr (BMBWF) zu lesen. Im Anschluss daran lässt sich wohl schiedet und neue begrüßt. Auf dem Weg zu einer neuen Qualitätsoffensive im Bildungsbereich. die Frage stellen: „… und bringt sie es wirklich?“ 8 Anliegen und Herausforderungen der Bildungsreform 2017 Im Blick auf Bildung und Bildungsreform darf sich un- Maria Kalcsics Auf jeden Fall ist sie eine einschneidende strukturel- sere KPH Edith Stein auch im zweiten Jahrzehnt ihres le und pädagogische Maßnahme im österreichischen Bestehens von ihrer Namensgeberin inspirieren lassen. Tatsächlich Neues! Die neue Ausbildung sowie Fort- und Weiterbildung 12 von (Religions-)Lehrerinnen und (Religions-)Lehrern Bildungswesen, die von vielen Seiten heftig diskutiert Bei allen notwendigen Reformen bleibt Persönlich- wurde und wird. Das war auch der Grund des Redak- keitsbildung ein unverzichtbares Anliegen, dem wir Thomas Weber tionsteams des ÖKUM, sich mit dem Themenschwer- uns - im Sinne des eingangs genannten Zitats – ver- Die Auswirkungen der Bildungsreform auf den Religionsunterricht punkt Bildung und Bildungsreform auseinander zu pflichtet wissen. 16 bzw. die Religionslehrerinnen und Religionslehrer setzen: Georg Klammer Dieses umfassende „Maßnahmenpaket“ will auf ver- Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, dass die Bei- schiedenen Ebenen eine gezielte Qualitätsverbesse- träge dieses Heftes unseren Blick weiten und zu einer Bildungsreform als Herausforderung und Chance 18 für die Katholischen Privatschulen rung erzielen.Was bedeutet das nun für SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern? Was heißt es für Schulbehör- vertieften Diskussion anregen. Ich wünsche uns, dass sie Impulse für unsere Lehrerbildung bringen und dass Bernhard Lammer den und für Institutionen – wie z. B. das Bischöfliche letztlich unsere SchülerInnen in den Klassenzimmern 20 AV-Medienstelle – Neue Medien zum Thema Schulamt oder für die KPH Edith Stein? Welche Folgen bzw. in einem lebendigen Unterricht davon profitieren. hat es für den Religionsunterricht in der Schule oder Neuer Vorstand der Berufsgemeinschaft für Religion an APS für die Kath. Privatschulen? 22 Nachruf für Franz Josef Ennemoser An unserer KPH Edith Stein hat es wieder personelle Ihr 23 Personalia und Impressum Veränderungen gegeben. In einem Festakt am 26. Sep- tember 2018 wurde der bisherige Vizerektor Dr. Elmar Fiechter-Alber – der nun Direktor im Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz ist - verabschiedet Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorin / des Autors und bedankt. Ihm folgt als Vizerektor Dr. Nikolaus Ja- Peter Trojer wieder und müssen nicht der Meinung der Herausgeber entsprechen. novsky nach, der bereits am Institut für Religionspäd- 1. Edith Stein, Die Frau. Ihre Aufgabe nach Natur und Gnade. Werke V, hg. von L. Gelber und R. Leuven, Freiburg / Louvain 1959, 74. # 2 # 3
Was heißt Bildung? bares reduzieren lassen. Eine solche Engführung wür- In einem allgemeinen Verständnis von Bildung gibt es de wichtige Dimensionen des Menschseins – im Sinn unterschiedliche Zugänge und Vorstellungen über das, einer ganzheitlichen Bildung bzw. einer umfassenden was Bildung ausmacht, was ihr Sinn und ihre Aufgabe Persönlichkeitsbildung - ausblenden. Für ein weites Dr. Günther Bader, ist. Die Bildungsdebatte in Geschichte und Gegenwart Verständnis von Bildung hat beispielsweise auch der Hochschullehrer an der Kirchlichen drehte und dreht sich meist um ihre Funktion und ih- bekannte Münchner Philosoph Julian Nida-Rümelin in Pädagogischen Hochschule Edith Stein ren Zweck. Die unterschiedlichen Auffassungen bewe- einem Interview plädiert: „Mir geht es im Sinne Wil- gen sich zwischen einem Nützlichkeitsdenken („Was helm von Humboldts oder Fichtes oder Kants um den bringt´s?“) bzw. einer praktischen Anwendbarkeit auf der Selbstzweck von Bildung. Gerade die Entzwecklichung, einen Seite und einer Zweckfreiheit bzw. einem „Selbst- die Autonomie der Bildung hat vor zweihundert Jah- zweck“ eines Bildungsideals auf der anderen Seite. ren eine enorme Wissenschaftsdynamik ausgelöst. Der Streit ist ja uralt: Schon die Sophisten meinten, Bildung GLAUBE & In unserer heutigen Leistungsgesellschaft wird Bildung sei bloß nötig, um in der Gerichtsverhandlung zu ob- hauptsächlich unter der Perspektive von Ausbildung siegen, reich zu werden etc. Und Platon und Sokrates und von beruflicher Fort- und Weiterbildung gesehen. entgegneten, dass es vor allem um Persönlichkeitsent- Unter der Prämisse einer marktwirtschaftlichen Logik wicklung, eigenständige Urteilskraft, die Sinnhaftigkeit BILDUNG zählen vor allem Bildungsangebote, die mit Qualifika- des Tuns geht. … Für mich gehört das Handwerkliche, tionen und ökonomischen Vorteilen verbunden sind. das Ästhetische, das Soziale zu einem angemessenen Dabei stehen Bildung wie auch Ausbildung heute vor Bildungsverständnis dazu. Bei Platon beginnt alle Bil- großen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderun- dung mit Musik, Tanz und Sport. Es müsste an den gen. Im Zeitalter einer zunehmenden Globalisierung, Schulen die Gesamtheit der Persönlichkeit stärker be- im Diskurs technischer Innovationen und einer digitalen Revoluti- rücksichtigt werden, auch die Interaktion und Koope- on zeigen sich eine zunehmende Komplexität der Le- ration, die ethische Dimension.“ (In: DIE FURCHE Nr. bensbedingungen und eine „neue Unübersichtlichkeit“. 16, 17. April 2014) In diesem Sinn müssen in einem Jeder einzelne ist mit ständigen Veränderungsdynami- heutigen Bildungskonzept auch das Körperliche, das ken konfrontiert. Dazu tragen der rasante Wissenszu- Handwerkliche und das Musische eine Aufwertung er- Bildung und Bildungsreform(en) sind Dauerthemen in der öffentlichen Diskussion. Die einen wachs in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen fahren. (Allgemein-)Bildung ist demnach ganzheitlich beklagen, dass unser Bildungssystem zu selektiv, zu ineffizient und auch zu teuer sei; ande- und die fast unüberschaubare Fülle an Informationen zu verstehen, sodass alle Kräfte des Menschen entfaltet re bedauern ideologische und parteipolitische „Grabenkämpfe“ in bildungspolitischen Fragen bei. Neue Errungenschaften im Bereich der Informa- werden: kognitive, emotionale, musische und kreative. – beispielsweise bei der Frage einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen. Manche haben tions- und Kommunikationstechnologien wirken sich den Eindruck, dass im Bildungssystem „nichts Entscheidendes weitergeht“; andere begrüßen ein- massiv auf unser heutiges Bildungsverständnis aus: Bildung in einem christlichen Verständnis Bildung umfasst beispielsweise immer mehr auch die Das christliche Bildungsverständnis ist im biblischen schneidende Änderungen, die das österreichische Bildungsreformgesetz 2017 mit sich bringt. Fähigkeit zur Selbstorganisation des Wissens und die Schöpfungsglauben verankert. Bildung hängt mit dem Manche Lehrpersonen haben den Eindruck, dass eine Reform die andere ablöst und dass sie Fähigkeit zu einem kreativen Umgang mit Informati- Schöpfungswirken Gottes und mit der Grundaussage „einmal in Ruhe arbeiten“ möchten. onstechnologien. Es ist und bleibt eine spannende der Gotteben-bild-lichkeit des Menschen zusammen. Herausforderung, sich auf solche Entwicklungen und Bildung soll dazu beitragen, dass er als Ebenbild Gottes Die Reform der Lehrerausbildung (die so genannte PädagogInnenbildung Neu) und die kont- Veränderungen einzulassen. seine Fähigkeiten entfaltet und „kreativ“ einsetzt – und roversen Diskussionen über die Bildungsreform 2017 waren für das Redaktionsteam des ÖKUM dass er so mitwirkt an der „creatio“, am Schöpfungs- auch der Anlass und Grund genug, sich damit in einem eigenen Schwerpunktheft auseinander Wenn also in der Politik, in der Wirtschaft oder auch werk und -auftrag Gottes. zu setzen. Dieser Beitrag soll nun zunächst einige grundlegende Aspekte zu Bildung und Glaube in der Wissenschaft von Bildung die Rede ist, geht es meist um Kompetenz(en) im Sinn selbstorganisierter In diesem Sinn soll der bekannte mittelalterliche Phi- und zu einem Bildungsverständnis aus christlicher Sicht beleuchten. Handlungs- und Wettbewerbsfähigkeit, um auf dem Ar- losoph und Theologe Meister Eckhart den Begriff Bil- beitsmarkt bestehen zu können. Demgegenüber vertritt dung in die deutsche Sprache eingeführt haben, um Zwei entscheidende Fragen stellen sich immer wieder ständnisses aufzuzeigen. In einem zweiten Schritt geht der Innsbrucker Bildungswissenschaftler Bernd Lederer auszudrücken, dass der Mensch als Abbild Gottes ihm neu: Gehört Glaube zur Bildung und gehört Bildung es darum, das Spezifische eines christlichen Bildungs- ein emanzipatorisches Bildungsverständnis, das nicht ähnlich werde. „Das Wort ´Bildung´ hat seine Wur- zum Glauben? Je nach weltanschaulichem Standpunkt verständnisses und die Bedeutung religiöser Bildung zu der Logik des Marktes folgt und das nicht ökonomisch zeln im Sprachgebrauch der Mystik und primär reli- und lebensgeschichtlicher Prägung werden die Ant- erschließen. Auf diesem Hintergrund kommt dann der verengt wird. giöse Bedeutung. Offensichtlich liegt eine Nähe zu worten darauf unterschiedlich ausfallen. Daher lohnt es unverzichtbare Bildungsauftrag der Kirche zur Sprache. Bild, Abbild, Ebenbild vor, der theologische Kontext sich, im Folgenden in einem ersten Schritt die Bedeu- Abschließend erfolgt eine kurze Zusammenschau. Bildung darf sich nicht auf das Nützliche, das Brauch- der schöpfungstheologisch fundierten Imago Dei-Lehre tung von Bildung und den Wandel des Bildungsver- bare und auf unmittelbar (in der Ausbildung) Anwend- liegt nahe; weiters war auch die Bedeutung im Sinne # 4 # 5
von „Gestalt“ (forma) und „Gestaltung“ (formatio), eines christlichen Welt-, Menschen- und Gottesbildes petenz, der gesellschaftspolitischen Bewusstseinsbil- aktiv und passiv im Sinn von sich bilden und bilden zu reflektieren. Ihr Anspruch ist es, die Frage nach dem dung, der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur.“ bzw. formen, geläufig. Ab der Aufklärung kommt es zu Transzendenten und die Gottesfrage in unserer moder- (Sozialwort, Wien ²2004, Nr. 28). So übernehmen die einem Aufschwung des Bildungsgedankens, der in en- nen Gesellschaft „wach zu halten“. Dabei ist der Glaube Kirchen aufgrund ihres christlichen Bildungsauftrags ger Verbindung mit dem Aufbruch in der Philosophie ein Angebot wie auch eine Zu-Mutung: „Glaube heißt, Verantwortung im Bildungsgeschehen einer pluralisti- um Kant zu sehen ist. Die aktive Bedeutung wird vor- die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“ schen Gesellschaft. Sie gestalten gesellschaftliche Ent- herrschend: Man wird nicht gebildet, sondern bilden Mit dieser treffenden Aussage wird Karl Rahner sinnge- wicklungs- und Veränderungsprozesse mit und bringen kann man sich nur selbst. … Diese Selbsttätigkeit und mäß im GOTTESLOB (GL 2013, Seite 449) zitiert. hier immer wieder die religiöse Dimension ein. Selbstbestimmtheit hat Bildung mit der Aufklärung und der damit einhergehenden Aufforderung, selbst zu den- Religiöse Bildung schafft Grundlagen für interkulturel- Religionen und Kirchen bieten ein reichhaltiges Bil- ken, gemein. … Bildung ist aber etwas Umfassenderes les und interreligiöses Lernen, um mit kultureller Viel- dungsangebot, das von elementarpädagogischen Ein- als Aufklärung, da es sich um einen Prozess der Ge- falt und mit religiösem Pluralismus angemessen umge- richtungen bis in das hohe Erwachsenenalter reicht. Die staltwerdung handelt. Nicht etwas bildet man an sich, hen zu lernen. Eine religionssensible Haltung ist heute Kirchen sind mit vielen Angeboten in der schulischen sondern durch Bildung wird man etwas. Es geht bei wichtiger denn je, um im Blick auf Gemeinsamkeiten und außerschulischen Bildungsarbeit, in der Pastoral, Bildung darum, ´auf eine bestimmte Art und Weise in und Unterschiede Toleranz und Wertschätzung gegen- in der Pädagoginnen- und Pädagogenbildung und in der Welt zu sein´.“ (Michael Hofer, 2010, 121f.) über anderen Religionen und Konfessionen zu fördern. der Erwachsenenbildung präsent. Im Besonderen ge- Es geht aber auch um eine Offenheit und Gesprächs- hört zu diesem Bildungsauftrag der Religionsunterricht Nach christlichem Selbstverständnis steht das Subjekt bereitschaft gegenüber Weltanschauungen und gesell- an den Schulen. bzw. die Person mit seiner bzw. ihrer unverzichtbaren schaftlichen Positionen, die sich bewusst als nicht-reli- Würde als Abbild und Ebenbild Gottes im Mittelpunkt giös oder atheistisch verstehen. Zusammenschau aller Bildungsbemühungen. Es geht bei Bildungspro- Bildung muss „mehr“ sein als Aus- oder Weiterbildung zessen um eine Subjektwerdung des einzelnen bzw. Zum Bildungsauftrag der Kirche und darf nicht von einem Zweckdenken bestimmt wer- aus theologischer Sicht um eine „Subjektwerdung unter Religion und Bildung brauchen einander. Denn eine den. Im Sinn einer Persönlichkeitsbildung braucht es den Augen Gottes“, wie es der damalige Innsbrucker Religion und ein Glaube, die nicht auf Bildung und eine Bildung, die alle Aspekte des Menschseins einbe- Pastoraltheologe Hermann Stenger gerne ausgedrückt auf eine damit verbundene kritische Reflexion setzen, zieht. Dazu gehört wesentlich die religiöse Dimension hat. Jede Form der Bildung zielt im Sinn der Subjekt- unterliegen der Gefahr von Fundamentalismus und bzw. der Glaube als ein freies Angebot. werdung auf Selbsttätigkeit und auf ein selbstbestimm- eines unreflektierten und abgehobenen Glaubens. tes Leben, auf eine Lebendigkeit der Person, die ihr Umgekehrt klammert auch eine Bildung, die Religion Im Mittelpunkt eines christlichen Bildungsverständnis- Leben bewusst und verantwortungsvoll gestaltet. bewusst ausblendet, einen wesentlichen Bereich des ses steht der Mensch mit seiner unverlierbaren Würde Menschseins aus und wird so der Wirklichkeit nicht als Abbild und Ebenbild Gottes. Das betont auch Edith (Allgemein-)Bildung erfordert, nicht nur das selbstbe- gerecht. Damit aber dieses wechselseitige Verhältnis Stein, die Namensgeberin der Kirchlichen Pädagogi- Weltgrößte Stiftsbibliothek Admont. stimmte Leben des einzelnen in den Blick zu nehmen, von Religion und Bildung nicht ein abstraktes Postu- schen Hochschule, in ihrer Pädagogik. Sie hat schon sondern auch das Gemeinwohl. Gerade im pädagogischen lat bleibt, braucht es auch eine entsprechende Veror- früh erkannt, dass es in der Bildung nicht nur um Ver- Bereich zeigt sich, wie wichtig es ist, personale, soziale tung. Von daher haben sich die christlichen Kirchen stand und Wissen geht, sondern auch um das, was wir und (im weiten Sinn) politische Bildung zu verbinden und seit Jahrhunderten einem umfassenden Bildungsauftrag heute als Herzensbildung bezeichnen würden. Sie ver- entsprechende Bildungsprozesse zu initiieren. verpflichtet gewusst – sei es nun beispielsweise in der bindet mit der „Schulung der Vernunft“ eine „Schulung Literaturhinweise: Katechese der frühen Kirche oder später in zahlreichen des Gemüts“. In der religiösen Erziehung legt sie Wert Bader, Günther: Der Mehrwert religiöser Bildung. Plädoyer für ein integratives Religiöse und interreligiöse Bildung Dom- und Klosterschulen. auf Urteilskraft und Unterscheidungsfähigkeit, Wertur- Bildungsverständnis, in: Maria Eder /Elmar Kuhn (Hg.), 25 Jahre Europäische Religiöse Bildung ist grundsätzlich offen für die Tiefen- teil und Ordnung der Gefühle. Akademie der Wissenschaften und Künste. Festschrift, Bratislava (danube edi- tion – VEDA) 2015, 197-203. dimensionen des Lebens und für das Transzendente. Vom II. Vatikanischen Konzil wurden grundsätzlich Hofer, Michael: Information versus Bildung? Stellenwert und Bedeutung in der Sie fördert eine Auseinandersetzung mit der Sinnfrage das Recht auf Bildung und Erziehung in einer eigenen Religiöse Bildung vermittelt die befreiende Botschaft, sogenannten Wissensgesellschaft, in: Theologisch-praktische Quartalschrift 158 und eine Reflexionsfähigkeit im Blick auf die Grundfra- Erklärung „Gravissimum Educationis“ (1965) themati- dass christliches Leben zutiefst „erlöstes Dasein“ und (2010), 2, 115-122. gen des Lebens, auf die Fragen nach dem Woher und siert und die Notwendigkeit eines Erziehungs- und Bil- „geschenktes Leben“ ist. Gerade in einer Leistungsge- Langenhorst, Georg: Kinder brauchen Religion. Orientierung für Erziehung und Wohin. Entgegen dem Zeitgeist, der das Religiöse aus dungsauftrags der Kirche im Handlungsfeld Schule und sellschaft, in der so vieles planbar und machbar ist, Bildung, Freiburg i. Br. (Herder) 2014. dem öffentlichen Bereich drängen und in den priva- Hochschule reflektiert. In Österreich haben die christli- vermittelt sie das Geschenkhafte des Lebens. Dieser As- Lederer, Bernd: Kompetenz oder Bildung. Eine Analyse jüngerer Konnotations- verschiebungen des Bildungsbegriffs und Plädoyer für eine Rück- und Neubesin- ten Raum abschieben möchte, werden religiöse Fragen chen Kirchen im viel beachteten Ökumenischen Sozial- pekt kann wohl auch vor einer Überforderung schüt- nung auf ein transinstrumentelles Bildungsverständnis, Hamburg (tredition) und Orientierungshilfen in einem öffentlichen Diskurs wort ihren Bildungsauftrag unterstrichen: Diese „leisten zen und zu einer Entlastung beitragen, wenn sich im 2015. zur Sprache gebracht. mit ihren Einrichtungen einen unverzichtbaren Bei- Alltag eine große Differenz zwischen dem Anspruch Liessmann, Konrad Paul: Bildung als Provokation, Wien (Paul Zsolnay Verlag) trag zu einem differenzierten Bildungssystem. Christ- religiöser Bildung und der konkreten Lebenswirklich- 2017. Bei religiöser Bildung geht es darum, sich mit verschie- liche Bildungseinrichtungen nehmen eine wesentliche keit zeigt. Dann kann neu bewusst werden, dass es Plankensteiner-Spiegel, Maria: Christentum und Bildung – Bildung und Christen- tum. Anmerkungen zu einer intensiven Beziehung, in: notae. Historische Notizen denen Sinnangeboten und deren Antworten in philo- Brückenfunktion zwischen den Kirchen und der Ge- eine lebenslange Aufgabe ist und bleibt, Bildung und zur Diözese Innsbruck, Innsbruck (Verlag KIRCHE) 2018, Bd. 4, 7-24. sophischen und religiösen Strömungen der Gegenwart sellschaft wahr: im Bereich des Identitätslernens, der Glauben in einen ständigen Diskurs zu bringen und Söding, Thomas: Das Christentum als Bildungsreligion. Der Impuls des Neuen kritisch auseinanderzusetzen und die Zusammenhänge Lebensgestaltung, der Wertebildung, der Sprachkom- dabei immer wieder neue Horizonte zu eröffnen. Testaments, Freiburg i.Br. (Herder) 2016. # 6 # 7
Mag. Dr. Werner Mayr, Bereichsleiter Pädagogischer Dienst Bildungsdirektion Tirol Auf dem Weg zu einer neuen Qualitätsoffensive im Bildungsbereich Anliegen und Herausforderungen der Bildungsreform 2017 Aus bildungspolitischer Sicht stellt das Bildungsreformgesetz 2017 einen zentralen Meilenstein wortungsvolle Position inne. Darunter sind auf gleicher angesiedelt. Diese Struktur wurde in den Rahmenricht- dar. Der bisherige Landesschulinspektor der allgemein bildenden Pflichtschulen in Tirol und neu Ebene die Präsidialabteilung und der Pädagogische linien fixiert, die österreichweit Geltung haben. Damit Dienst angesiedelt. Beide werden jeweils von einer Be- ist eine einheitliche Struktur aller Bildungsdirektionen, ernannte Bereichsleiter Pädagogischer Dienst in der Bildungsdirektion Tirol ist seit längerer reichsleitung geleitet. In der Präsidiale ist das gesamte die sich nur quantitativ von Bundesland zu Bundesland Zeit intensiv mit seinen Auswirkungen und mit der Umsetzung konkreter Vorhaben beschäftigt. Organisatorische von der IKT, über die Rechtsabteilun- unterscheidet, garantiert. Bisher waren die Behörden Im Gespräch mit Günther Bader beleuchtet er die wichtigsten Chancen und Herausforderungen gen und die Personalverwaltung sowie die Infrastruktur in jedem Bundesland völlig unterschiedlich strukturiert. dieser Bildungsreform für Pädagoginnen und Pädagogen. der Bundesschulen angesiedelt. Auch die Schulpsycho- logie, Bildungsberatung und die Fachinspektorinnen Welche Visionen leiten die Bildungsreform? Herr Bereichsleiter, lieber Werner, was ist das Erste, das Welche aktuellen Herausforderungen gibt es bei der und Fachinspektoren für Religion haben hier ihren zu- Zum Ersten geht es darum, Schulverwaltung und Schul- dir spontan zum Thema Bildungsreform einfällt? Umsetzung der Bildungsreform? künftigen Platz. aufsicht effizienter zu gestalten. Vorhandene Synergien Die Bildungsreform wird aus meiner Sicht in ihrer War im vorigen Jahr die Umsetzung der Schulautono- sollen gut genützt werden. Wirkung auf das Lernen der Schüler/innen sehr unter- mie das große Thema, so ist es heuer in erster Linie der Der Pädagogische Dienst, den ich seit dem 1. Oktober schätzt. Auf den ersten Blick erscheinen die verschie- Start der Bildungsdirektion mit 1. Jänner 2019. Und hier 2018 leiten darf, ist verantwortlich für die Schulqualität, Das Autonomiepaket bringt zweitens eine massive Stär- denen Maßnahmen rein organisatorischer Natur. Wenn bleibt wahrlich kein Stein auf dem anderen. Die neue die Schulinspektion und den Fachbereich Inklusion, kung der Schulen mit sich. Der Gesetzgeber geht von man dann etwas genauer hinschaut und die einzelnen Behörde ist als „Mischbehörde“ von Bund und Land Diversität und Sonderpädagogik (FIDS). Alle Agenden der – meiner Meinung nach richtigen – Annahme aus, Pakete im Detail betrachtet, dann eröffnen sich große konzipiert. Man betritt damit völliges Neuland. werden in die Bildungsregionen verlagert. Für Tirol dass ein Schulstandort vor Ort am besten weiß, wie die Chancen für eine Weiterentwicklung der Qualität von sind drei Bildungsregionen (im Arbeitstitel „Tirol Ost“, Ressourcen einzusetzen sind und auch die pädagogi- Schule und Unterricht. Als kleines Beispiel möchte ich In der Praxis werden die Mitarbeiterinnen und Mitar- „Tirol West“ und „Tirol Mitte“) vorgesehen. Jede Region schen Entwicklungsnotwendigkeiten gut kennt. Dafür die schulautonome Möglichkeit der Gruppenbildungen beiter der bisherigen Abteilung Bildung beim Amt der wird von einer Abteilungsleitung geleitet. Sowohl die braucht es aber natürlich gute Unterstützungssysteme anführen. Seit diesem Schuljahr gibt es keine fixen Tei- Tiroler Landesregierung und die Bediensteten des Lan- Schulaufsicht als auch die Bediensteten im Fachbereich und auch Evaluation, die vor allem die künftige Bil- lungszahlen für Gruppen- und Klassenbildungen mehr, desschulrates für Tirol zusammengeführt. Sie bleiben FIDS arbeiten grundsätzlich in Teams und schularten- dungsdirektion und eine eigene Qualitätsbehörde, die die Ressourcen für den einzelnen Schulstandort bleiben aber jeweils Beamte und Vertragsbedienstete des Lan- übergreifend. direkt beim Bundesministerium angesiedelt ist, leisten o jedoch gleich. Damit wird ein individuelles Eingehen des bzw. des Bundes. Das heißt, es gelten natürlich sollen. Hauptverantwortlich für die Qualität ist die jewei- auf verschiedene Situationen an einem Schulstandort auch die verschiedenen Dienstrechte. Die Bildungsdi- Die Fachinspektorinnen und Fachinspektoren in den lige Schulleitung vor Ort. Wichtige strategische Entschei- ermöglicht. Damit werden moderne Unterrichtsformen rektion wird vom Bildungsdirektor geleitet. Seit dem Realienfächern werden künftig im sogenannten Fach- dungen werden vor allem vom Schulforum getroffen. wie Team-Teaching möglich. 1. Juli 2018 hat HR Dr. Paul Gappmaier diese verant- stab direkt bei der Leitung des Pädagogischen Dienstes # 8 # 9
jahr 2021/22 zu gewährleisten. Diese Vorgangsweise Welche Auswirkungen siehst du halte ich für gut. In letzter Zeit wurde Vieles viel zu für den Religionsunterricht? schnell vom Versuchsstadium in das Regelschulwesen Ich denke, dass die Auswirkungen auf den Religi- umgesetzt. Durch eine gute Evaluation hätte man sich onsunterricht eher gering sein werden, da das Bil- vielleicht manchmal einige Zusatzrunden erspart. dungsreformgesetz sowohl die Organisation als auch die inhaltliche Gestaltung des Religionsunterrichts im Welche Veränderungen bringt die Bildungsreform Grunde genommen nicht berührt. Ebenso werden die für die Schulaufsicht? Fachinspektorinnen und Fachinspektoren für Religion Die Tätigkeit der Schulaufsicht wird sich also ganz stark und mit Nachdruck dafür, dass die Schulen genügend Wie bereits erwähnt, verändert sich für die Schulauf- ihr bisheriges Aufgabenprofil weiter beibehalten und in Richtung Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement Zeit für eine entsprechende Qualitätsentwicklung brau- sicht eigentlich alles. Allerdings räumt der Gesetzgeber sowohl in Bezug auf Dienst- als auch Fachaufsicht für entwickeln. Die bereits gut eingeführten Qualitätspro- chen. Und ich vertraue auch darauf, dass unsere Lehre- dafür noch Zeit bis zum 1. September 2020 ein. Neue die Religionslehrer/innen zuständig sein. gramme Schulqualität Allgemeinbildung (SQA) und rinnen und Lehrer die durch die Bildungsreform 2017 Kernaufgaben der Schulaufsicht sind derzeit beim Bun- QIBB sollen mittelfristig zusammengeführt und in ihrer ermöglichte Schulautonomie zu nützen und entspre- desministerium in Ausarbeitung. Die Richtung geht Im Rahmen der Einrichtung der Bildungsdirektion wird Verbindlichkeit gestärkt werden. chend zu gestalten wissen. Denn sie können wohl am dabei vor allem in die Sicherstellung der Umsetzung man gut auf eine ausgezeichnete Vernetzung der Schul- besten einschätzen, was am jeweiligen Schulstandort von Reformvorhaben und in ein umfassendes Quali- aufsicht mit den FI für Religion zu achten haben. Das Werner, du bist ein Pragmatiker. Was von der groß und in der jeweiligen Klasse sinnvoll und notwendig ist. tätsmanagement. Dabei ist vorgesehen, dass die Arbeit sehe ich nicht zuletzt als meine Verantwortung. angelegten Bildungsreform lässt sich deiner Einschät- schulartenübergreifend und in den Bildungsregionen in zung nach realistischer Weise umsetzen? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen Teamarbeit stattfindet. Der strenge „Herr Inspektor“, der Was wünschst du dir im Blick auf Ich bin überzeugt, dass sich im Prinzip alles umsetzen kennzeichnen diese Reform? den einzelnen Lehrer begutachtet und bewertet, wird die weitere Entwicklung der Schule? lässt. Der ausschlaggebende Faktor wird die Zeit sein. Der rechtliche Rahmen ist das Bildungsreformgesetz also endgültig der Vergangenheit angehören. Die Be- Ich bin zuversichtlich, dass sich unter den neuen Rah- Praktisch alle Studien zeigen, dass für die Implemen- 2017, ausgegeben im Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017, diensteten der Schulaufsicht werden aber nach wie vor menbedingungen Vieles sehr positiv entwickeln kann. tierung eines solch großen Projektes bis zu zehn Jahre Teil I, am 15. September 2017. Dieses wird durch die die direkten Vorgesetzten der Schulleitungen bleiben. Schade ist immer, wenn ideologische Grabenkämpfe notwendig sein werden. Ich wünsche mir also, dass Ausführungsgesetzgebung auf Landesebene und diver- politischer Parteien die gesamte inhaltliche und orga- man Schule und Schulverwaltung die im Gesetz vorge- se Verordnungen des Bundesministers ergänzt. Wie können die Elternvertreter und Mitglieder der nisatorische Entwicklung von Schule und Unterricht sehenen Reformschritte mit Bedacht in der gebotenen Schulgemeinschaftsausschüsse unterstützt werden, überlagern. Das ist in Österreich leider sehr oft der Fall. Zeit umsetzen lässt. Ich glaube, dass sich in den Details Was bringt die Bildungsreform im Blick um ihre Aufgabe im Sinn der Bildungsreform entspre- Ein sehr negatives Beispiel dafür ist meiner Ansicht der Reform viele Chancen verbergen, die wir vielleicht auf die NOST (Neue Oberstufe)? chend wahrnehmen zu können? nach die Diskussion zu einer gemeinsamen Schule auf im Moment noch gar nicht sehen, die uns aber sicher Die Neue Oberstufe (NOST) stellt in der Theorie ein Die Zusammenarbeit mit den Elternvertretern wird der Sekundarstufe I. Deshalb wünsche ich mir, dass zu- in der Qualität weiterbringen können. modernes pädagogisches Gesamtkonzept mit dem Ziel durch das Bildungsreformgesetz maßgeblich gestärkt. erst einmal aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse die verstärkter Individualisierung und Kompetenzorientie- Viele Entscheidungen, die früher von vorgesetzten Grundlage für jedwede Reform bilden. Dann – und nur Gerade in diesen Tagen hat Bildungsminister Faßmann rung dar. Differenzierte Rückmeldungen aus der Praxis Behörden getroffen wurden, werden heute direkt am dann – wird es echte Fortschritte im österreichischen das „Pädagogik-Paket“ in Begutachtung geschickt, das zeigten aber, dass viele Standorte mehr Zeit brauchen, Standort im Rahmen der Schul- und Klassenforen ge- Bildungssystem geben. Als eigentlich immer positiv vor allem mit seinen Auswirkungen auf die Volksschule um die geplanten Reformmaßnahmen zu verankern. troffen. Das gesamtösterreichische Projekt „Vision 2020 denkender Mensch bin ich aber guten Mutes! und Mittelschule ja sehr kontrovers diskutiert wird. Hier Deshalb wurde eine breite Evaluation der NOST bis – jeder Schule einen Elternverein“ sieht vor, dass neue könnte tatsächlich der Eindruck entstehen, dass eine Ende 2019 beschlossen, um eine reibungslose Umset- Elternvereine gegründet werden, sodass mittelfristig je- Lieber Herr Bereichsleiter, die Redaktion des Reform die andere ablöst. Daher plädiere ich nochmals zung (möglicherweise in adaptierter Form) im Schul- der Standort über einen eigenen Elternverein verfügt. ÖKUM bedankt sich für das Gespräch! # 10 # 11
MMag. Maria Kalcsics, Vizerektorin an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein Tatsächlich Neues! Ziele und Struktur der neuen Ausbildung von (Religions-)Lehrerinnen und (Religions-)Lehrern Mit dem Schuljahr 2019/20 starten die ersten Absolven- nen im 1. Dienstjahr eine Induktionsphase in Form von Individuelle Expertise durch Wahl für die Tätigkeiten in der verschränkten Ganztagsschu- tinnen und Absolventen der sogenannten PädagogIn- einer externen Begleitung und Unterstützung. eines Schwerpunktes le. Dabei erfolgt eine Vertiefung der fachdidaktischen nenbildung NEU ihre Berufstätigkeit in den Volksschu- Im Rahmen des Bachelorstudiums wählen die Studie- und fachwissenschaftlichen Fähigkeiten für die Verbin- len, ein Jahr darauf in der Sekundarstufe. Aufwertung des Berufsstands renden einen Schwerpunkt, der zwei Semester Studi- dung von Unterricht mit pädagogisch wertvollen Frei- Die um zwei Semester längere Dauer des Bachelorstu- enzeit umfasst. Dieser Schwerpunkt ermöglicht, sich zeitangeboten. Der Handlungsspielraum erweitert sich Wie kann jemand heute (Religions-)LehrerIn werden? diums und das weiterführende Masterstudium ermögli- im Studium entsprechend der persönlichen Interessen auf die Gestaltung von ästhetisch-kulturellen sowie Was hat sich in der Ausbildung verändert? Was bringen chen nicht nur ein intensiveres Lernen, sondern führen und Fähigkeiten zu vertiefen. An der KPH Edith Stein sportlich-motorischen Lernräumen mit Kindern und Ju- die „Neuen“ mit, das die „Alten“ in ihrem Studium nicht zweifellos zur Aufwertung des Berufs einer Volksschul- stehen die folgenden drei Schwerpunkte zur Auswahl: gendlichen. gelernt haben? Welche Konsequenzen hat dies für die lehrerin bzw. eines Volksschullehrers. Dies kommt dem Schulen, das Miteinander im Lehrerkollegium und für gesamten Berufsstand zugute. Alle Lehramtsausbildun- Religionspädagogik: Mit der Belegung dieses Schwer- Mit der Absolvierung eines Schwerpunktes erlangen den Berufsstand an sich? gen stehen nun auf demselben akademischen Niveau. punkts erlangt man die Befähigung, das Fach katholi- die Studierenden eine hohe fachliche Qualifizierung Diese Angleichung trägt dem hohen Anspruch Rech- sche Religion in der Primarstufe zu unterrichten. Damit im jeweiligen Thema. Als zukünftige Kolleginnen und Primarstufe - Ausbildung zur Volksschul- nung, der sich an den LehrerInnenberuf in der Volks- kann man als VolksschullehrerIn und als Religionsleh- Kollegen bringen sie damit eine Expertise in das Schul- lehrerin und zum Volksschullehrer schule stellt. Interessant ist, dass sich solange der Glau- rerIn in der Primarstufe tätig sein. leben, die insbesondere bei Fragen der Schulentwick- be gehalten hat: Je kleiner die Kinder, desto einfacher lung bereichernd sein kann. So können die neuen Die Primarstufe umfasst die 1. bis 4. Schulstufe bzw. der Unterricht – wo doch ungeachtet der Schulstufe Dies ersetzt die frühere Ausbildung zur/zum Religions- VolksschullehrerInnen zugleich auch ExpertInnen für die Volksschule inklusive Vorschule. nicht das zu vermittelnde Wissensniveau, sondern die lehrerIn. Im Rahmen eines erweiterten Masterstudiums ein weiteres Fachgebiet sein, beispielsweise im Blick Kunst einer adäquaten Didaktik, Methodik und Interak- kann eine Qualifizierung für den Altersbereich der 10 auf Verständnis und Wissen für Gestaltung und Gelin- Um PrimarstufenlehrerIn zu werden, absolviert jemand tion die eigentliche Herausforderung für eine Lehrerin bis 15Jährigen erworben werden. gen einer religiösen bzw. inklusiven Schulkultur. ein Bachelorstudium mit einer Studiendauer von acht bzw. einen Lehrer darstellt. Semestern und einem anschließenden Masterstudium Inklusive Pädagogik/Fokus Behinderung: Mit diesem Wissenschaftsorientierung von zwei Semestern. Das Studium schließt mit dem Ob sich junge Menschen in der Berufswahl von der Schwerpunkt qualifizieren sich die Studierenden für Die Lehramtsausbildung im Pflichtschulbereich wurde akademischen Titel Bachelor of Education (BEd) bzw. längeren Studiendauer abschrecken lassen, wird sich den Unterricht in inklusionspädagogischen und gege- auf tertiäres Niveau gehoben mit dem Ziel, eine akade- Master of Education (MEd) ab. in den nächsten Jahren zeigen. Für „Spätberufene“ benenfalls sonderpädagogischen Schulen bzw. Klassen. mische Ausbildung mit wissenschaftlich fundierter The- wird es in Zukunft sicher schwieriger, diesen Beruf zu orie und Praxis zu garantieren. Die Verschränkung von Die wesentlichen Neuerungen des Bachelorstudiums ergreifen. Vier Jahre Vollzeitstudium lässt sich mit di- Da auch hier durch die entsprechende Wahl des Mas- Wissenschaft und Forschung mit der Schulpraxis wird sind die Erhöhung der Studiendauer von sechs auf acht versen anderen Verpflichtungen nicht so leicht unter terstudiums eine Erweiterung der Lehrbefähigung für im neuen Studium intensiviert, was ein forschungs- Semester, die Spezifizierung im Rahmen der Schwer- einen Hut bringen. Für eine Anstellung ist zudem die die Altersstufe der 10 bis 15Jährigen erfolgen kann, er- geleitetes Lernen und die Aneignung einer reflektie- o punkte sowie eine stärkere Orientierung an Wissen- Absolvierung des Masterstudiums notwendig, was nicht setzt dieser Schwerpunkt die frühere Ausbildung für renden Grundhaltung ermöglicht. Eine ausgeprägte schaft und Forschung. Zudem besteht die Notwendig- unmittelbar im Anschluss an das Bachelorstudium er- die Allgemeine Sonderschule. Reflexionsfähigkeit ist unabdingbar für den gesamten keit eines weiterführenden Masterstudiums mit zwei folgen muss, aber ein weiteres Jahr (Vollzeitstudium) in LehrerInnenberuf. Am starken Praxisbezug in der Aus- Semestern. Künftig gibt es für Primarstufenlehrperso- Anspruch nimmt. LebensART-Pädagogik: Dieser Schwerpunkt qualifiziert bildung wird weiterhin festgehalten. # 12 # 13
Sekundarstufe – Ausbildung für Aufwertung und Gleichberechtigung lich die Befähigung für den Religionsunterricht für den als hauptamtliche KlassenlehrerIn alle Fächer – ein- die 5. bis 13. Schulstufe der (Neuen) Mittelschule „angrenzenden“ Altersbereich der 5. bis 9. Schulstufe. schließlich Religion - unterrichten wird. Welche Aus- Die Zusammenlegung der Ausbildung für den Schul- wirkungen das auf das Selbstverständnis der LehrerIn- Die Sekundarstufe umfasst die gesamte Altersstufe der typ der NMS mit der bisherigen universitären Lehramts- ÂÂ Religionsunterricht in der 5. bis 13. Schulstufe nen hat, die als KlassenlehrerInnen auch für das Fach 10 bis 18/19Jährigen sowie alle Schultypen: Mittelschu- ausbildung ermöglicht es den AbsolventInnen, in allen (NMS, PTS, AHS, BMHS) Religion verantwortlich sind, wird sich zeigen. Verant- le (MS), Polytechnische Schule (PTS), Allgemeinbilden- Schultypen der gesamten Sekundarstufe zu unterrichten. Dabei wird Religion als Unterrichtsfach im Rahmen des wortliche dürfen berechtigt hoffen, dass diese Ausbil- de Höhere Schule (AHS), Berufsbildende Mittlere und Bachelorstudiums Lehramt Sekundarstufe (Allgemein- dungsform mit ihrer starken Verknüpfung von Theorie Höhere Schule (BMHS). Erweiterungsstudien – bildung) gewählt. Dieses Studium umfasst neben dem und Praxis und dem größeren Unterrichtsspektrum für Erwerb zusätzlicher Qualifikationen Unterrichtsfach katholische Religion ein weiteres Un- junge Leute durchaus attraktiv ist. Für das Unterrichten in den genannten Schultypen ist terrichtsfach oder eine pädagogische Spezialisierung. ein Bachelorstudium mit einer Studiendauer von acht Neben diesen Angeboten gibt es auch die Möglich- Das Studium befähigt in Verbindung mit dem anschlie- Semestern und ein anschließendes Masterstudium von keit für AbsolventInnen bisheriger Bachelorstudien im ßenden Masterstudium zur Erteilung von Religionsun- vier Semestern erforderlich. Pflichtschulbereich (180 EC), durch ein Erweiterungs- terricht von der 5. bis zur 13. Schulstufe. Mehr Informationen unter: studium zusätzliche Qualifikationen zu erwerben. Mit Es werden grundsätzlich zwei Fächer gewählt. Anstelle dieser Weiterbildung, die in der Regel 60 EC umfasst, ÂÂ Nachholen der Lehrbefähigung Religion - Bachelor- und Masterstudium eines Faches kann auch eine Spezialisierung – wie bei- wird der Zugang zu einem Masterstudium ermöglicht. Erweiterungsstudium für das Lehramt Primarstufe spielsweise Inklusive Pädagogik – absolviert werden. Ebenso ist damit die Befähigung für ein weiteres Un- Für AbsolventInnen eines sechssemestrigen Bachelor- www.kph-es.at/ausbildung/lehramtsstudium/primarstufe/ Es werden die akademischen Titel Bachelor of Educa- terrichtsfach (z.B. Religion) bzw. eine Spezialisierung studiums Primarstufe besteht die Möglichkeit, im Rah- tion (BEd) bzw. Master of Education (MEd) verliehen. verbunden. men eines Erweiterungsstudiums zusätzliche 60 EC Bachelor- und Masterstudium aus dem Schwerpunktangebot Religionspädagogik zu für das Lehramt Sekundarstufe Anstelle des bisher im höheren Schulbereich üblichen ReligionslehrerIn werden erwerben. Dieses Studium ermöglicht die Lehrbefähi- www.kph-es.at/ausbildung/lehramtsstudium/ Unterrichtspraktikums erfolgt der Berufseinstieg nun gung für katholische Religion in der 1. bis 4. Schulstufe. sekundarstufe-allgemeinbildung/ für alle mit einer Induktionsphase (1. Dienstjahr) direkt Die Ausbildung zur/zum katholischen ReligionslehrerIn nach dem Bachelorstudium oder nach dem Masterstu- wurde im Rahmen der PädagogInnenbildung NEU von ÂÂ Möglichkeiten für Studierende öffentlicher www.lehrerinnenbildung-west.at dium. Unterstützende und begleitende Lehrveranstal- Grund auf neu geregelt. Die wesentlichste Veränderung Pädagogischer Hochschulen tungen werden von den Pädagogischen Hochschulen ist sicher die, dass es keinen eigenen Studiengang für Für Studierende von staatlichen Pädagogischen Hoch- Erweiterungsstudien angeboten. das „Lehramt katholische Religion an Pflichtschulen“ schulen besteht die Möglichkeit, den Schwerpunkt Re- www.kph-es.at/fort-und-weiterbildung/ mehr gibt, wohl aber neue Wege, die mit einem all- ligionspädagogik bzw. das Erweiterungsstudium an der erweiterungsstudien-masterfit/ PädagigInnenbildung NEU – gemeinen Lehramtsstudium verbunden sind. Damit ist KPH Edith Stein oder einer anderen Kirchlichen Päda- gemeinsame Curricula in Verbünden jemand künftig als LehrerIn und zugleich als Religions- gogischen Hochschule zu belegen. Nach Absolvierung ReligionslehrerIn werden Die wesentliche Neuerung im Bachelor- und Master- lehrerIn in Schulen im Einsatz. kann damit Religion an Volksschulen unterrichtet wer- www.kph-es.at/ausbildung/lehramtsstudium/ studium Sekundarstufe ist die Zusammenlegung der den. religionslehrerin-werden/ Ausbildung für den gesamten Sekundarbereich. Dies ÂÂ Religionsunterricht in der betrifft die gemeinsamen Curricula ebenso wie die 1. bis 4. Schulstufe (Primarstufe) ÂÂ Religionspädagogik an der Katholisch-Theolo- Tage der Offenen Tür Durchführung der Lehrveranstaltungen in einem Ver- Um in Volksschulen katholische Religion unterrichten gischen Fakultät der Universität Innsbruck an der KPH Edith Stein: bund aller Pädagogischen Hochschulen und Universi- zu können, studiert man heute das Lehramt Primarstufe Im Rahmen des Studiums „Katholische Religionspäd- 12. Dezember 2018 täten, die Lehrämter anbieten. Damit soll einerseits eine und wählt innerhalb dieser Ausbildung den Schwer- agogik“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der und 6. März 2019, stärkere Orientierung an Wissenschaft und Forschung punkt Religionspädagogik. Dieser umfasst 60 EC von Universität Innsbruck und der Universität Salzburg be- jeweils 10 bis 15 Uhr, und andererseits ein intensiverer Praxisbezug gewähr- den insgesamt 240 EC Bachelorstudium. Daran schließt steht weiterhin die Möglichkeit, die Lehrbefähigung für am Hochschulstandort Stams leistet werden. Damit gibt es in der Sekundarstufe eine das Masterstudium Primarstufe mit 60 EC und einer die 1. bis 13. Schulstufe für das Unterrichtsfach katho- gemeinsame LehrerInnenausbildung, die im Verbund Dauer von zwei Semestern Vollzeitstudium an. lische Religion zu erlangen. Für die religionspädago- angeboten und organisiert wird. Die KPH Edith Stein gische Expertise in der Primarstufe besteht auch hier gehört dem Verbund West (Tirol und Vorarlberg) sowie Zusätzlich zur Ausübung des Berufs einer Primarstu- eine Kooperation mit der KPH Edith Stein. Damit ist dem Verbund Mitte (Salzburg, Oberösterreich) an. fenlehrerIn befähigt das Studium somit zur Erteilung ausschließlich die Qualifikation für das Unterrichtsfach von Religionsunterricht von der 1. bis zur 4. Schulstufe Religion verbunden und für kein weiteres Fach. Die gemeinsame Entwicklung und Durchführung des sowie in der Vorschule. Lehramtsstudiums Sekundarstufe stellt die Pädagogi- Auswirkungen schen Hochschulen und Universitäten in den Verbün- ÂÂ Religionsunterricht in der 5. bis 9. Schulstufe Die wesentlichste Veränderung betrifft somit den den zweifelsohne vor große Herausforderungen, denn (NMS, Unterstufe, PTS) Pflichtschulbereich. Eine neue Dynamik wird sich mit es ist ein enormer Abstimmungsbedarf im Ressource- Hierbei hat man das Bachelorstudium Primarstufe ab- der Zeit insbesondere an den Volksschulen ergeben, neinsatz und eine ständige Kommunikation über die solviert und belegt in Folge ein Masterstudium im Um- wenn die ReligionslehrerIn nicht mehr in den Pausen Grenzen der eigenen Institution hinaus notwendig. fang von 90 EC (statt 60 EC) und erlangt damit zusätz- zwischen den Klassen bzw. Schulen wechselt, sondern # 14 # 15
den jeweils zuständigen Schulämtern treffen zu kön- Klassenorten schaffen Flexibilisierung und ermögli- nen. Das Weiterbestehen der kirchlichen Fachins- chen verschiedene Lernformen/ Settings (fächerüber- pektorInnen und ihre Zuordnung zur Präsidiale und greifend, projektartig), was stundenplanmäßig Folgen zum Pädagogischen Fachdienst auf oberster Ebene für alle haben kann. Teilungszahlen für Eröffnung / (Bildungsdirektion) sind hier wirksam zu organisieren Gruppengröße sind in Profanfächern mit dem SGA und verlässlich zu strukturieren. festzulegen. Ausgenommen sind Religionsstunden, die weiterhin nach RelUG§7a geregelt bleiben! Besonders bei der Auswahl des Lehrerpersonals wird Jede Änderung (zB. Zusammenlegung von Klassen, die Schulleitung fachbezogen zukünftig (vgl. „Get your Einrichtung von Clusterfächern mit Rk, Gruppengrö- Prof. Dr. Thomas WEBER, teacher“-Programm seit 2018) bei Neubestellungen ße, ungesetzliche Stundenreduktionen) ist vorab mit Fachinspektor Rk an BMHS und Dozent am Zentrum für Führungspersonen der selbst stark mitbestimmen. In Religion entscheidet dem zuständigen Schulamt zu klären. Festgeleg- Pädagogischen Hochschule Tirol weiterhin das Bischöfliche Schulamt selbst, wobei te Lehrplankompetenzen sind hier wichtige inhaltliche eine frühzeitige Kooperation und Absprache mit der je- Argumente. Abmeldewerbung/-formulare etc. sind wie weiligen Schulleitung angebracht ist, was vor allem im bisher verboten und die / der RL muss in den ersten Fall der RL mit Zweitfach o.ä. rechtzeitige Absprachen fünf Tagen (Abmeldezeit!) vor allem in 1. und 5.Klas- auf Steuerungsebene bedingt. Die Weiter- /Fortbil- sen) alle kath. SchülerInnen im RU sehen können dung ist bedarfsorientiert und dient so der wirksa- Die Anmeldung zum Freifach Religion (für orB/BekG Die Auswirkungen men Qualifizierung aller Bereiche der standortbezo- SchülerInnen) ist innerhalb der Abmeldefrist schriftlich genen Schul- und Personalentwicklung. Hier sind die möglich, wobei diese als teilnehmend für die Wochen- FachinspektorInnen weiterhin im Bereich der Personal- stundenanzahl zählen. der Bildungsreform auf den Religionsunterricht zuteilung bzw. –entwicklung fachlich (mit-)verantwort- lich, ebenso in der evidenzbasierten Qualitätssiche- Alles in allem ist die Bildungsreform eine Chance, da bzw. die Religionslehrpersonen – ein Einblick rung nach ministeriellen Bundeskennziffern - begleitet sie im Grundanliegen auf einen ganzheitlichen Bil- durch die Pädagogischen Hochschulen und die zukünf- dungsweg der / des „Lernerin / Lerners“ fokussiert und tig schulartenübergreifende Schulaufsicht als Support. die Lerngestaltung und -verantwortung auf den Lern- ort Standortschule und Bildungsregion verlagert. Un- Im Bereich des Lernens an den Schulstandorten ist eine ser bisher wichtiger Beitrag zur „Menschwerdung unter Die aktuelle Bildungsreform in Österreich ist die größ- ÂÂ Bessere Qualifizierung von Schulleitungsper- flexible Schwerpunkt- und Zeitgestaltung zur Bildung den Augen Gottes“ (J.B. Metz) wird so weiterhin eine te Veränderung der schulischen Bildungslandschaft seit sonen (durch Vorqualifizierung interessierter eines geeigneten, eigenen Schulprofils gestaltbar. Spe- „besondere“ und standortbezogene Herausforderung der Schulreform 1962. Dieser umfassende Eingriff in Lehrpersonen und verstärkte, berufsbegleitende zielle Fördermaßnahmen, individuelle Öffnungszeiten, bleiben, der wir uns an unseren jeweiligen Orten des die österreichische Schulsteuerung stellt den Lern- und Leiterausbildung) und bedarfsgerechte, autonom Öffnen der 50-Minuten-Einheiten etc. bringen Möglich- “Glauben-Lernens“ (vgl. W. Bruners) zukunftsorientiert Bildungsprozess der SchülerInnen in den Mittelpunkt am Schulstandort ausgerichtete Fort- und Weiter- keiten für Lehrpersonen (Lerncoaches, MentorInnen, stellen sollten. aller Überlegungen und verbindet so das Lernen mit bildung für Lehrer (bedarfsorientierte Angebote Steuergruppen, Schulforen). Schulcluster mit mehreren Qualitätsverantwortung auf allen Ebenen - mit Auswir- der (K)PHs und SCHILF bzw. SCHÜLF vorort / allg.) kungen auf Gestaltungsrahmen, Zuständigkeiten, Orga- ÂÂ Erhöhung der Transparenz und verbesserte nisationsform und konkrete Umsetzungen an den (teil) Steuerung des Schulsystems durch eine ge- autonomen, selbstverantwortlichen Schulstandorten. meinsame einheitliche Bund-Länder-Bildungsbe- hörde ( = Bildungsdirektion Tirol) Ziele der Bildungsreform sind kurz zusammengefasst: ÂÂ Gezielte Qualitätsentwicklung durch besseres (nach bmb 2016ff) Qualitätsmanagement und einheitliches Bil- dungscontrolling (zentrales, evidenzbasiertes ÂÂ Maximale pädagogische Gestaltungsfreiheit Qualitätsmonitoring /-audit) am einzelnen Schulstandort zur Erstellung in- novativer Bildungsangebote bei gleichzeitiger Diese Neustrukturierung hat deutliche Auswirkungen auf Planungs- und Ressourcensicherheit (flexible den kirchlichen Bildungsbereich (Kath. Privatschulen, Unterrichtsorganisation in autonomer Standortpro- Religionsunterricht (= RU), ReligionslehrerInnen (= RL) filgestaltung) und Kirchliche Pädagogische Hochschulen) und benötigt ÂÂ Ermöglichung regionaler Bildungskonzepte, in einen mehrjährigen, begleiteten Umbauprozess. denen Schulprofile sinnvoll aufeinander abgestim- mt und Übergänge für SchülerInnen optimal Da die Autonomie der Schulleitungspersonen gestärkt gestaltet werden (in den Bildungsregionen, die ist und der RU bzw. die Stellung der RL (nach RelUG) mit pädagogischer Leitung und Schulaufsicht neu nicht autonom freigegeben sind, wird die Sonder- typenübergreifend gestalten. Schaffung von Schul- situation des RU und der RL verstärkt grundlegend im cluster / -campus in regionaler Qualitätsverantwor- Blick zu behalten sein, um gesetzeskonforme, stand- tung) ortbezogene Umsetzungen in direkter Absprache mit # 16 # 17
Prof. Mag. Georg Klammer, Direktor des Wirtschaftskundlichen Realgymnasiums Ursulinen, Innsbruck Bildungsreform als Herausforderung & Chance dung der entsprechenden Verordnung auf öffentliche Stärkung des eigenen Schulprofils Schulen beschränkt war. Und was die Mitwirkung der In vielen Bereichen waren die bisherigen Sonderre- Schulpartner betrifft, ist und war kirchlichen Schulen gelungen der Privatschulen so etwas wie die Vorweg- schon bisher daran gelegen, eine gute Kommunikation nahme wichtiger Inhalte der Bildungsreform. Mit ihr für die Katholischen Privatschulen zu pflegen. Grundsätzlich ebenfalls keine neue, aber verlieren diese Schulen zwar einen Teil ihrer „privile- eine doch unter anderen Voraussetzungen geplante gierten Stellung“ gegenüber den öffentlichen Schulen; Maßnahme ist die Einrichtung von „Schul- Clustern“, es eröffnen sich aber dadurch neue Möglichkeiten, die d.h. die Zusammenlegung von Schulen unter einer ge- sich nicht nur auf organisatorische Rahmenbedingun- meinsamen Leitung. In mehreren Schulzentren kirchli- gen beschränken. Sie ermöglichen mehr denn je, das cher Einrichtungen war auch die nunmehr für öffent- eigene Schulprofil zu stärken, das sich auch dem kirch- liche Schulen eingeräumte Möglichkeit schon bisher lichen Bildungsauftrag verpflichtet weiß. Die Art und Vorbemerkung gleichzeitig einige damit verbundene Auswirkungen Praxis. In diesem Zusammenhang hat aber nicht nur Weise des Miteinanders in der Schulgemeinschaft, eine Die Schule ist keine heile Welt, in der alles perfekt ist. (SGA-Entscheidungskompetenz über die Führung des die Bischofskonferenz die künftige Möglichkeit zur bewusste Pflege der Schulkultur sowie das Fördern der Doch die Diskussionen im Vorfeld der Bildungsreform, Ethikunterrichts, …) abgelehnt. Das Paket möchte Umwandlung von Lehrerwochenstunden in administra- Lern- und Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und in der diverse Bildungsexperten eine „Revolution“ ge- mehr pädagogische, organisatorische und personelle tives Unterstützungspersonal problematisiert. Es könn- Schüler durch Zuwendung und Vertrauen sind dabei fordert hatten, haben den Eindruck vermittelt, als sei an Freiräume für die Standorte ermöglichen, die von der ten zusätzliche finanzielle Belastungen für kirchliche entscheidende Faktoren. Darin besteht die besondere den österreichischen Schulen alles schlecht oder sogar Festlegung der Unterrichtsgruppengröße bis hin zur Privatschulen entstehen, wie dies in den vergangenen Stärke und gleichzeitig die große Chance kirchlicher katastrophal. Die Bildungsreform hat zumindest etwas Abweichung vom Regelstundenplan sowie zur bedarfs- Jahren in mehreren anderen Bereichen der Fall war. Schulen. Das erfordert ein noch besseres Vorbereiten „Ruhe und Besonnenheit“ in die Debatte gebracht. orientierten Anpassung der Öffnungszeiten reichen. An Derartigen Tendenzen entgegenzuwirken, wird eine der pädagogischen Mitarbeiter/innen und ein Intensi- der Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit der erweiter- entsprechende Herausforderung. vieren der Schulpartnerschaft. „Die Bildungsreform bringt´s“, lesen wir auf der ten Möglichkeiten („Flexibilisierung der 50min-Stun- Homepage des Bildungsministeriums, „Freiheit für die de“) kann man Zweifel hegen. Die Bildungsreform bietet aber für die Privatschule Manche bleiben skeptisch, ob die im Umsetzungspro- Schulen, Transparenz für´s System, …“. Im Detail geht auch Chancen. Eine Studie der KPH Wien / Krems im zess befindliche Bildungsreform diesbezüglich mehr es dabei um neue Behördenstrukturen (Bildungsdirek- Ein weiterer Kernpunkt dieser Schulautonomie ist die Auftrag des Hauptverbands der katholischen Elternver- Unterstützung für diese Schulen mit sich bringen wird. tion), den Ausbau der Schulautonomie, die Weiterent- Auswahl des Lehrpersonals durch die Schulleitung. eine mit mehr als 5000 Eltern aus dem Jahre 2014 hat Letztlich wird es aber wohl darauf ankommen, wie sehr wicklung der Objektivierung von Stellenbesetzungen Für katholische Privatschulen erweist sich das Autono- gezeigt, dass Eltern als Entscheidungsgrundlage für die die kirchlichen Privatschulen ihre Autonomie und den und die Möglichkeit des Clusterns von Schulen. Auf miepaket in den wesentlichen Bereichen zunächst als Privatschule in erster Linie nicht unbedingt christliche damit verbundenen Freiraum nützen, um im Interesse den ersten Blick sind das nicht unbedingt Themen, die wenig neu. Das betrifft beispielsweise die „freie“ Per- Werte sehen. Entscheidend sind viel eher Motive wie von Schülerinnen und Schülern den heutigen schuli- die Privatschulen speziell betreffen. sonalauswahl. Sie ist schon derzeit geregelt durch das Schulklima, individuelle Förderung, wenig Gewalt oder schen Anforderungen gerecht werden zu können. Privatschulgesetz, wonach die Behörde der Schule nur eine hohe Leistungskultur. Für die private Schule wird Was bringt die Bildungsreform für die kirchlichen Lehrer/innen zuweisen kann, die der Schulerhalter „be- es daher besonders darauf ankommen, wie es durch Privatschulen? antragt“. D.h. keine Anstellung gegen den Willen des ein noch intensiveres Nutzen der autonomen Mög- Als Herzstück der Bildungsreform gilt das Autono- Schulerhalters. Auch die Festlegung von Eröffnungs- lichkeiten - Personalauswahl, schulautonome Schwer- miepaket. Die österreichischen Bischöfe haben die und Teilungszahlen war (trotz Vorgaben ressourcenre- punktsetzungen, schulinterne Fortbildungskonzepte, … Stärkung der Schulautonomie als Ausdruck des Sub- levanter Rahmenbedingungen) im Grunde eine für die - gelingt, diese Bereiche und damit das eigene Profil sidiaritätsprinzips grundsätzlich begrüßt, haben aber Privatschule autonome Angelegenheit, da die Anwen- noch mehr zu stärken. # 18 # 19
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