LANDESVORANSCHLAG 2022 - "Nachhaltig aus der Krise - in gemeinsamer Verantwortung für unsere Kinder und Enkel" - Land Kärnten
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LANDESVORANSCHLAG 2022 Rede der Finanzreferentin, vorgetragen von HLH Peter Kaiser 09. 11. 2021 „Nachhaltig aus der Krise – in gemeinsamer Verantwortung für unsere Kinder und Enkel“ Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Regierungskolleginnen und -kollegen, sehr geehrte Abgeordnete, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Klare Zahlen, klare Ziele – das ist die Grundaussage des Landesvoranschlages 2022. Wir schreiben das Budgetjahr II mit Corona. Mit schwierigen Rahmenbedingungen, einer unklaren Einnahmensituation, weiterhin hohen Vorsorgenotwendigkeiten im Gesundheitswesen, neuen Bedingungen in der Arbeitswelt, Wandel in allen Lebensbereichen. Und gleichzeitig ist die Gewissheit, ja die Entschlossenheit da, nicht nur gut, sondern besser aus dieser Krise hervorzugehen. Nachhaltig, in gemeinsamer Verantwortung für unsere Kinder und Enkel. Vergangenes Jahr stand beim Landesvoranschlag die Sicherheit im Vordergrund – Sicherheit, dass die Gesundheitsversorgung auch bei der budgetären Bedeckung oberste Priorität hat, dass soziale Absicherung durch finanzielle Leistungen wie Sozialhilfe, Heizkostenzuschuss oder Wohnbeihilfen sichergestellt ist, dass Arbeitsmarktprojekte massiv ausgeweitet und die Zukunftsthemen unseres Landes gerade in schwierigen Zeiten konsequent weiterverfolgt werden. Ich kann heute sagen – und ich sage das mit großer Demut und Erleichterung –, dass wir diese Ziele erreichen konnten. Kärnten hat die österreichweit beste Entwicklung am Arbeitsmarkt und verzeichnet seit Juni monatliche Beschäftigungsrekorde. Trotz der ersten Monate im Lockdown konnte die jahresdurchschnittliche Beschäftigung von 2019 – einem der besten Arbeitsmarktjahre für Kärnten – mit durchschnittlich 216.741 Beschäftigten bereits überschritten werden. Kärnten hat erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer, die optimistisch in die Zukunft blicken können. Das Bank Austria Konjunkturbarometer sieht unser Bundesland beim Wirtschaftswachstum 2021 auf Platz 2 – ein Trend, der sich auch in den Folgejahren fortsetzen sollte. Und auch die Konjunkturumfragen der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung bestätigen dieses Bild. Kärnten erlebte 2021 die Eröffnung der modernsten Chipfabrik Europas, am Hightech-Campus Villach wird ein Forschungsreinraum auf Spitzenniveau errichtet und Unternehmen geben ein klares Bekenntnis zum Standort Kärnten ab, indem sie massiv investieren. Wie zum Beispiel die Donauchemie, die in Brückl ein modernes Verwaltungs- und Distributionszentrum errichtet, Seite 2 von 11
die ÖBB, die für nachhaltige Bahnstrom-Produktion rund 180 Millionen Euro für das Projekt „Obervellach 2“ investieren, die Sto-Gruppe, die mit Investitionen und Innovationen den Wirtschaftsstandort Kärnten stärken und rund 10 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen investieren, die Firma Filli Stahl, die in ihrer Klagenfurter Zentrale auf laufende Innovation und Produktentwicklung setzt, Flex Althofen, die als erste Fabrik Österreichs als Leuchtturm für Innovation ausgezeichnet wurde, die Firma Nittoku, die in Klagenfurt ein 4.000m2 großes Werk eröffnete und Kärnten als Standort für ihr Europäisches Innovationszentrum wählte, der Entsorgungsbetrieb Gojer, der in ein hauseigenes Sonnenkraftwerk investiert, das Familienunternehmen Lindner, das in eine neue Firmenzentrale 40 Millionen Euro als klares Bekenntnis zum Standort Kärnten investiert, der Familienbetrieb Petschnighof, der in familienfreundliche, nachhaltige Tourismusangebote investiert und uns alle auf Instagram teilhaben lässt, wie Qualität im Tourismus made in Kärnten umgesetzt wird, das bfi Kärnten, das in St. Stefan 2,5 Millionen Euro in eine „Cyberfactory“ mit modernsten Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten investiert, RHI Magnesita investiert 50 Millionen Euro in Radenthein und setzt damit einen Meilenstein zum modernsten und digital fortschrittlichsten Werk der Feuerfestindustrie verbunden mit weiteren Zukunftsplänen im Bereich Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Wie attraktiv Kärnten für Unternehmen ist, zeigt auch der Bericht der Austrian Business Agency, bei dem Kärnten bei den Betriebsansiedelungen österreichweit im abgelaufenen Jahr auf dem ausgezeichneten dritten Platz liegt. Und diese Aufzählung ist nur ein kleiner Ausschnitt aus vielen investitions- und standortsichernden Maßnahmen von Kärntner Familienunternehmen und internationalen Großunternehmen in unserem Bundesland. Was besonders erfreulich ist: alle Unternehmen betonen, wie gut das Service und die Abwicklungsqualität bei den Bewilligungsmaßnahmen in Kärnten ist. Und auch als Land Kärnten investieren wir 2022 wieder kräftig – in ein leistungsfähiges Gesundheitssystem, in moderne Bildungseinrichtungen, in gut ausgebaute Verkehrs- und Seite 3 von 11
Datenwege, in Forschungsinfrastruktur, in die Sanierung von Gebäuden und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Wir Mitglieder der Kärntner Landesregierung bauen auch in diesem sowie in den Folgejahren auf die Absicherung des systemkritischen Gesundheits- und Pflegewesens, auf die Gewährleistung der sozialen Sicherheit, auf das Setzen von Anreizen für klimafreundliche Maßnahmen, auf die Unterstützung älterer beziehungsweise Langzeit-Arbeitssuchender, auf das Vorantreiben von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten – und über all dem steht ein großes Ziel: In Enkelverantwortung sicherzustellen, dass Kärnten in eine gute, gesunde, sichere und erfolgreiche Zukunft geht! In diesem Bewusstsein haben wir bereits im Vorjahr den Finanzrahmen um 100 Millionen Euro jährlich erweitert, um Zukunftsinvestitionen in den Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung, Technologie und Infrastruktur gerade jetzt sicherzustellen. Dieser Finanzrahmen dient nun unverändert auch als Grundlage des Landesvoranschlags 2022, da die heurigen Rahmenbedingungen im Wesentlichen unseren Erwartungen entsprechen. Die Einnahmen 2022 belaufen sich, den derzeitigen Prognosen und Schätzungen nach, auf 2,58 Milliarden Euro und stehen somit Ausgaben von 2,93 Milliarden Euro gegenüber. Unser Landeshaushalt wird deshalb im kommenden Jahr einen Nettofinanzierungssaldo von minus 353,38 Mio. Euro aufweisen, eine Größenordnung, in der sich auch alle anderen Bundesländer in Relation zu ihren Budgetvolumen bewegen. Der sanktionsrelevante strukturelle Saldo gemäß ÖStP 2012 beläuft sich aufgrund von Covid-19 auf minus 288,13 Millionen Euro. Aufgrund der Aktivierung der general escape clause, welche laut aktueller Einschätzung des Finanzministeriums auch für 2022 aktiviert bleibt, ist eine Abweichung von den Vorgaben des strukturellen Saldos zulässig und führt im Jahre 2022 auch zu keiner Abbuchung am Kontrollkonto. Unser Kontrollkonto, das wir in den letzten konjunkturell erfolgreichen Jahren glücklicherweise gut gefüllt haben, weist mit Stichtag 31.12.2022 eine Gutschrift in Höhe von 535,39 Mio. Euro auf. Setzt man den Schuldenstand in Relation zum Kärntner Bruttoregionalprodukt, so betrug dieses Verhältnis 2021 15,28% und kann dieses 2022 auf 14,94% gesenkt werden. Das belegt, dass unsere konjunkturstärkenden Maßnahmen greifen und die Wertschöpfung in Kärnten steigt. Im Vergleich dazu belief sich der Schuldenstand des Bundes im Jahr 2020 auf 83,2% des Bruttoinlandsproduktes. Aber es ist auch wichtig zu betonen: Der im Voranschlag 2022 ausgewiesene Nettofinanzierungssaldo stellt eine maximale Finanzierungsgröße dar, die wir als Regierungskollegium keinesfalls überschreiten wollen. Sie ergibt sich, wie schon dargelegt, aus dem Bekenntnis dazu, alles zu tun, um den Kärntnerinnen und Kärntnern die Gewissheit Seite 4 von 11
zu geben, dass das Gesundheits- und Pflegewesen in dieser schwierigen Zeit bestmöglich abgesichert wird und dass nachhaltige Zukunftsinvestitionen, die für die Zeit nach der Pandemie für ein zukunftsfittes Land unabdingbar sind, sichergestellt sind. Wir bekennen uns aber auch dazu, alles zu tun, um einen effizienten, effektiven und verantwortungsvollen Budgetvollzug zu gewährleisten, wie wir das bereits in der Vergangenheit bewiesen haben. Es ist daher festzuhalten, dass der Voranschlag eine Planungsgröße ist, die den maximalen Finanzierungsrahmen darlegt, der keinesfalls überschritten werden soll und wir alle gemeinsam, Landtag und Landesregierung, für einen nachhaltigen und vernünftigen Budgetkurs stehen, der das Ziel hat, den erfolgreichen Weg der Budgetkonsolidierung, den wir nach der Lösung der HETA-Frage ab 2016 einschlagen konnten, auch wieder fortzusetzen. Apropos HETA: Auch hier ist die Entwicklung erfreulicher als ursprünglich angenommen. Kärnten gehört mit der Abwendung der Insolvenz zu den größten Gewinnern aus der HETA- Lösung. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, welche Konsequenzen es gehabt hätte, wenn in Umsetzung eines Insolvenzverfahrens nach Scheitern einer Lösung Krankenhausstandorte in Frage gestanden wären, freiwillige Sozialleistungen reduziert werden hätten müssen und notwendige Zukunftsinvestitionen für den Wirtschaftsstandort gezwungenermaßen unterblieben wären. Und auch die Perspektive für die hinkünftige Entwicklung ist durchaus positiv, was vielleicht einen Schuldenabbau in Kärnten mitunterstützen könnte. Ein ganz wichtiger und zentraler Ausgabenschwerpunkt liegt 2022 im Bereich Gesundheit und Pflege: Im Bereich der Pflege wird das Ziel verfolgt, möglichst viele präventive Angebote bereitzustellen, um es allen Menschen zu ermöglichen, solange wie möglich zuhause zu bleiben. Ein österreichweites Pionierprojekt, die Pflegenahversorgung, die von Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr.in Beate Prettner entwickelt wurde, wird nun sogar auf Bundesebene nachgeahmt. Mittlerweile ist die Hälfte aller Kärntner Gemeinden mit im Boot und Beate Prettner setzt alles daran, den flächendeckenden Ausbau in Kärnten zu erreichen. Parallel werden mehrstündige soziale Dienste weiter ausgebaut, um pflegende Angehörige verstärkt zu entlasten. Und eine Forderung ist massiv an die Adresse des Bundes zu richten, es bedarf dringend einer Erhöhung des Pflegegeldes und einer Änderung der Einstufungsermittlung, insbesondere von pflegebedürftigen Menschen, die dementielle Erkrankungen haben. Einen Ausbau erfahren auch die psychiatrischen Ambulatorien im Jahr 2022, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche, insbesondere für die letztere Gruppe hat die Seite 5 von 11
Pandemie ganz besondere Herausforderungen mit sich gebracht und es ist eine vordringliche Aufgabe, die Kärntner Familien bei der Bewältigung dieser Situation zu unterstützen. Erhöht wird im nächsten Jahr auch der Nettogebarungsabgang der Krankenanstalten. Nicht erst seit der Covid-19 Pandemie ist bekannt, wie wichtig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialbereich sind. Faktoren wie Arbeitszeitverkürzung in der extramuralen Pflege, Gehaltsanpassungen und mehr brauchen ein klares Bekenntnis zur Finanzierung dieses Bereiches. Auch im Voranschlag 2022 ist dafür Sorge getragen, dass der zusätzliche Mehrbedarf an Pflegepersonal bestmöglich abgedeckt werden kann. Dazu zählt sowohl der Ausbildungsbereich als auch der Qualifizierungsbereich, in dem bereits im Pflegebereich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter höherqualifiziert werden. In Kärnten wurde dafür von Beate Prettner und Waltraud Rohrer ein wirklich nachahmenswertes Modell entwickelt, das es Mitarbeitenden in der Pflege ermöglicht, eine Höherqualifizierung in Anspruch zu nehmen und die daraus resultierenden finanziellen Herausforderungen entsprechend abzufedern. Mit 3.600 Euro pro Person unterstützt das Land Kärnten Pflegeassistentinnen und -assistenten, die die AMS-Bildungskarenz während der einjährigen Schulungsmaßnahme beziehen. Und ein Ceterum Censeo darf ich noch anführen, weil man es nicht oft genug wiederholen kann: Einen wesentlichen Grund für Probleme in der Personalsituation stellen die Zugangsbeschränkungen für das Medizinstudium dar, was zu einem österreichweiten Personalengpass führt. Nur 9% der Bewerberinnen und Bewerber für das Studium werden letztendlich zugelassen, völlig unverständlich, wenn ganz Österreich händeringend um zusätzliche Ärztinnen und Ärzte bemüht ist. Auch hier der Appell an die Bundesregierung: Heben Sie diese Beschränkung, die für viele junge Menschen Zukunftschancen verhindert und unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellt, endlich auf! Auch im Sozialbereich werden 2022 weitere Maßnahmen umgesetzt – so wird der Beziehenden-Kreis für den Heizkostenzuschuss massiv ausgeweitet und ich freue mich sehr darüber, dass Kärnten nicht nur die günstigsten Mieten im Bundesländervergleich anbieten kann, sondern auch durch die Neuordnung der Wohnbeihilfe die Voraussetzung dafür geschaffen ist, dass all jene, die sich auch diese Kosten nicht leisten können, durch die Förderung der Betriebskosten verstärkt unterstützt werden. Auch mit dem LVA 2022 verfolgen wir konsequent unser Ziel, Kärnten zur Kinder und familienfreundlichsten Region zu machen – mit einem völlig neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz, das die 100%ige Übernahme der durchschnittlichen Elternbeiträge (bis zu 1.884€ pro Jahr und Kind) beinhaltet und damit tausenden Familien die Möglichkeit gibt, sich ihre beruflichen Träume zu erfüllen; und wir setzen damit auch die schrittweise Verbesserung der Qualität durch kleinere Gruppen, flexiblere Öffnungszeiten und attraktivere Gehälter um. Seite 6 von 11
Gleichzeitig bedeutet das ein Mehr an Arbeitskräften für die Wirtschaft, die dringender denn je gesucht werden. Budgets sind kein Selbstzweck, es geht nicht um Zahlen, es geht um die Menschen, die in Kärnten leben. Die Finanzreferentin hat vor zwei Jahren damit begonnen, ihre Budgetrede neu aufzubauen und den Landeshaushalt so darzulegen, dass die Kärntnerinnen und Kärntner den Zusammenhang der Budgetzahlen mit ihrem täglichen Leben besser erkennen können; nachvollziehbar zu machen, was konkret mit ihrem Steuergeld passiert. Auch im vergangenen Jahr haben nicht nur Zahlen gesprochen, sondern wir haben auch das Kärnten-Paar Anna und Michael mit ihren Töchtern Julia und Sophie ein Stück weit begleitet. Anhand dieser fiktiven Familie möchte ich Ihnen auch heuer einige Beispiele für den Einsatz Ihrer Steuergelder geben. Anna, Sie erinnern sich vielleicht, ist als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem Pflegeheim tätig. Das vergangene Jahr war für sie enorm herausfordernd. Die Impfung nahm ihr glücklicherweise die Angst vor einer Ansteckung und einer möglichen Weitergabe der Infektion an die Menschen, die sie so liebevoll betreut. Sie und viele ihrer Kolleginnen und Kollegen und damit auch ihre Klientinnen und Klienten sind zwischenzeitig auch schon durch eine dritte Impfung geschützt. Für das Pflegewesen sind 2022 rund 341,74 Millionen Euro vorgesehen, neben der stationären Pflege setzt Kärnten vor allem auf den Ausbau mobiler Pflegeangebote, um mehr Möglichkeiten für ein Altwerden im eigenen Heim zu schaffen. Aus diesem Grund werden mehrstündige soziale Dienste ausgebaut, ebenso wie Tagesstätten. Da Anna aufgrund ihres Jobs ihre jüngere Tochter Sophie im Homeschooling nicht intensiv begleiten konnte, entschied sich ihr Ehemann, Jungunternehmer Michael, dazu, sein Büro nach Hause zu verlegen, um den Drahtseilakt zwischen App-Entwicklung und Mathematikschulübungen zu wagen. Für den Backoffice-Bereich und die Buchhaltung, die zunehmend seine zeitlichen Ressourcen als EPU banden, machte er sich auf die Suche nach einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin. Mit Unterstützung des AMS fand er Herbert, der wegen einer längeren Erkrankung vor einem Jahr seinen Job als Buchhalter verloren hat und seitdem erfolglos auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle war. Herbert ist 52 Jahre alt und dachte nie, dass man damit schon zum alten Eisen zählt. Unzählige Bewerbungen später war er eines Besseren belehrt. Die lange Arbeitslosigkeit brauchte all jene finanziellen Reserven auf, die nach der Erkrankung noch übrig waren. Nie hätte Herbert, der immer gerne gearbeitet hat, gedacht, dass er eines Tages auf finanzielle Hilfe angewiesen sein würde. Aber die Hilfe in besonderen Lebenslagen, die für 2022 mit 1,1 Millionen Euro dotiert ist, der Heizkostenzuschuss, der mit 3,36 Millionen Euro veranschlagt ist und die Wohnbeihilfe, die 2022 ein Budget in der Höhe von 24,66 Millionen Euro aufweist, halfen ihm über die schwere Zeit. Dank des innovativen Arbeitsmarktprojektes „Back to the Future“ von Land Seite 7 von 11
Kärnten und AMS Kärnten und einem Arbeitgeber, der weniger auf das Geburtsdatum und mehr auf Erfahrung und Kompetenz achtet, hat er nun wieder eine Zukunft als Arbeitnehmer. Doch nicht nur zukunftsweisende Projekte, die eine moderne Arbeitssuche ermöglichen, werden mit dem knapp 13,1 Millionen Euro hoch dotierten Arbeitsmarktbudget des Landes Kärnten finanziert, sondern vor allem auch zahlreiche Qualifizierungs- und Bildungsmaßnahmen von niederschwelligen, mit EU-Mitteln kofinanzierten Projekten bis hin zu finanzieller Unterstützung der beruflichen Weiterbildung. Mit seinen Kundinnen und Kunden bleibt Michael über Videokonferenzen in Kontakt. Auch weiterhin arbeitet er gerne tageweise im Home-Office, um Pendlerkilometer zu sparen. Eine schnelle Internetverbindung macht Up- und Downloads großer Datenmengen problemlos möglich. Damit auch abgelegene Täler mit schnellem Internet erschlossen werden, investiert Kärnten in dieser Legislaturperiode mehr als 60 Millionen Euro in den Ausbau von Glasfaserverbindungen. Zusätzlich dazu konnten im Rahmen von FFG-Ausschreibungen im Jahr 2020 Bundesfördermittel in Höhe von 34 Millionen Euro nach Kärnten geholt werden. Aus diesem Topf wird bspw. mit einer Gesamtinvestition von 40 Millionen Euro in der Großregion Görtschitztal Glasfaserinfrastruktur auf einer Trassenlänge von 359 Kilometer verlegt. 12.700 Betriebe und Haushalte in neun Gemeinden können sich dann an ultraschnelles Internet anschließen. Die Großinvestition wird partnerschaftlich gestemmt: 8,5 Mio. Euro kommen vom Land Kärnten, 11,5 Mio. Euro vom Bund und 20 Mio. Euro vom privaten Investor öGIG. Und für Michael hat sich durch die Teilnahme an einen der neuen Digital Innovation Hubs eine zusätzliche Chance geboten: der DIH Innovate verbindet Technologie und Forstwirtschaft und für Michael, der den Wald bisher nur als Spaziergänger genossen hat, ist es faszinierend, welche Möglichkeit die Verbindungen seines technischen Know-hows mit den Bedürfnissen der Fortwirtschaft für neue Geschäftsmodelle und nachhaltige Schutzmaßnahmen der Umwelt bietet. Dem wertvollen Gut Wald tragen auch die Budgetschwerpunkte im Bereich der Landwirtschaft Rechnung, die eine massive Aufstockung des Forstbudgets zur Aufarbeitung von Schäden und zum vorbeugenden Aufbau von Schutzwäldern beinhaltet. Zudem werden Maßnahmen zur nachhaltigen Stärkung der gesamten Wertschöpfungskette in der Holzwirtschaft gesetzt, um dieses Stärkefeld Kärntens weiter zu unterstützen. Sophie war froh, dass ihr neues Schuljahr im September in Präsenz startete und sie auch ihren Gitarrenunterricht an der Musikschule wiederaufnehmen konnte. Sie spielt mit dem Gedanken, einen Berufsweg im Bereich der Kinderbildung einzuschlagen. Die Kinderbildung hat in der Arbeit der Kärntner Landesregierung den allerhöchsten Stellenwert, denn Bildung ist nicht nur das höchste Gut, sondern auch „die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern“ (Nelson Seite 8 von 11
Mandela). Und nichts weniger als das wird die Aufgabe künftiger Generationen sein. Der Bedeutung der Bildung tragen wir im Budget 2022 Rechnung – alleine im Bereich der Elementarpädagogik werden 2022 rd. 22.000 Kinder in 693 Kinderbetreuungseinrichtungen gefördert, die mit 88,5 Millionen Euro vom Land Kärnten finanziert werden. Davon entfallen auf das schon erwähnte Kinder-Stipendium im kommenden Jahr 19,3 Millionen Euro, die die Kärntner Eltern entlasten und sicherstellen, dass alle Kinder Zugang zu früher Förderung und Bildung erhalten. Im Bereich des Schulwesens investiert das Land Kärnten kräftig, um sicherzustellen, dass die Räumlichkeiten den aktuellen Standards entsprechen und unser Kärntner Nachwuchs die bestmögliche Lernatmosphäre und -umgebung genießt. Eines der Hauptaugenmerke im nächsten Jahr ist die Sanierung und Modernisierung unserer Berufsschulen. Wir starten mit Völkermarkt, wo in einem innovativen, österreichweit einzigartigen Konzept der Ausbildung der Bauberufe neue räumliche Möglichkeiten gegeben werden, um diesen für Kärnten wichtigen Berufszweig für die Zukunft entsprechend abzusichern. Ohne Facharbeiterinnen und Facharbeiter – und das gilt für alle Ausbildungsbereiche – wird ein Wirtschaftsstandort nicht erfolgreich sein. Die Mittel für den Kärntner Schulbaufonds wurden bereits um 10 Mio € aufgestockt und ab 2022 ist jedes Jahr eine Erhöhung um eine weitere Million € geplant. Und unter den Projekten, die Kärnten für den EU-Recovery-Fonds eingereicht hat, sind auch nachhaltige Schulbauten berücksichtigt, weshalb von einer weiteren Erhöhung der Mittel auszugehen ist. Annas und Michaels ältere Tochter Julia ist in ihrem letzten Lehrjahr in einem Tourismusbetrieb. Der Betrieb setzt stark auf Ausbildung des Nachwuchses im eigenen Haus und ist bemüht, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern attraktive Arbeitszeitmodelle zu bieten. In der Zwischensaison wird auf Weiter- und Höherqualifizierungen gesetzt, um den steigenden Ansprüchen der Gäste und der Digitalisierung gerecht zu werden. Der Betrieb, in dem Julia arbeitet, investiert gerade in neue Mitarbeiterunterkünfte und Julia ist fast ein bisschen traurig, dass sie diese nicht mehr wird nutzen können. Aber Sie werden sich an die Budgetrede des letzten Jahres erinnern, die Umbauarbeiten für eine zweite Wohnung in Omas Haus sind, Corona-bedingt ein bisschen verzögert, jetzt nahezu fertig und Julia freut sich schon auf das Einrichten der eigenen kleinen Wohnung. Falls Sie neugierig sind, was aus Julias Freund geworden ist, die beiden sind noch ein Paar, sie werden die Wohnung gemeinschaftlich beziehen und das im letzten Jahr gewährte Arbeitsstipendium des Landes Kärnten hat es dem jungen Künstler ermöglicht, sich zwischenzeitig in seinem Fach so zu etablieren, dass er sich ein entsprechendes Einkommen erwirtschaften kann und sogar schon internationale Auftritte auf dem Programm standen. Seite 9 von 11
Julias beste Freundin Emina absolviert die Doppellehre Elektrotechnik und Metalltechnik in einem großen Industriebetrieb. Sie hat sich für das Modell Lehre mit Matura entschieden und denkt bereits über ein anschließendes Studium nach. Ihr Ausbilder hat ihr insbesondere das neue FH-Studium Industrial Power Electronics ans Herz gelegt und ihr versichert, dass das Unternehmen alles tun wird, um die Vereinbarkeit von Beruf und berufsbegleitendem Studium sicherzustellen. Und das nicht ganz uneigennützig – die forschungsintensiven Kärntner Unternehmen im Bereich der Mikroelektronik oder im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie brauchen gerade solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über ein breites Praxiswissen und tertiäre Ausbildung verfügen. Sie sind auch das Bindeglied zu den außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Kärnten, die sicherstellen, dass Kärnten seinen Platz unter den TOP 15 Innovationsregionen Europas auch in Zukunft behält. Die im Landesvoranschlag 2022 vorgesehenen 19,6 Millionen Euro für diesen Bereich sind bestens investiert. Annas und Michaels Nachbarinnen Simone und Maria, die sich dank Umschulungen und Weiterbildungen beruflich wieder etablieren konnten, möchten sich nun auch wohnlich verändern. Sie entscheiden sich dafür, ein älteres, leerstehendes Wohnhaus im Nachbarort zu kaufen und zu sanieren. Dafür können sie zahlreiche Förderungen aus dem Portfolio der Kärntner Wohnbauförderung in Anspruch nehmen, deren Hauptaugenmerk auf klimafreundliche und nachhaltige Bauweise gerichtet ist. Die alte Ölheizung ersetzen sie sofort durch eine zeitgemäße alternative Heizform und kombinieren dafür die Bundesförderung „Raus aus Öl“ mit der Landesförderung „Raus aus fossilen Brennstoffen“. So ist der Ausstieg aus Öl für die beiden viel leichter finanzierbar. Dank der geförderten Energieberatung wissen Simone und Maria auch genau, welche thermisch-energetischen Maßnahmen besonders zielführend und umweltfreundlich sind. Da sie ja ohnehin schon beim Dämmen sind, entscheiden sich die zwei Frauen auch gleich noch für ein barrierefreies Bad, weil man ja nie weiß, was die Zukunft bringt, und für die Anbringung einer modernen Außenbeschattung, um sommerlicher Überhitzung vorzubeugen. Das Gesamtbudget im Bereich Wohnbau, aus dem auch die Förderungen von Simone und Maria kommen, beläuft sich 2022 auf 157 Millionen Euro. Das Thema Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz zieht sich wie ein roter Faden durch alle Referatsbereiche. Wir möchten die Vorreiterrolle Kärntens mit schon knapp 60% erneuerbarem Energieanteil weiter ausbauen. Dazu wird die Photovoltaikförderung nochmals ausgeweitet, wir vereinfachen den Zugang zur Förderung für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, wir unterstützen die Verwendung regionaler Lebensmittel, stellen mit dem Reparaturbonus Wiederverwerten vor Wegwerfen, wollen die großartige Quote von 80% der Kärntnerinnen und Kärntner, die in Klimabündnisgemeinden leben noch weiter steigern, weiten Seite 10 von 11
die Sanierungsförderung aus, sind Partner im Green Tech Cluster, stellen die Fördermaßnahmen unserer Wirtschaftsförderung unter den Leitgedanken der Nachhaltigkeit, setzen im Tourismus auf slow food, bauen an der Kärntner Wasserschiene und investieren in Radwege und den öffentlichen Verkehr. Dabei stellt sich Kärnten der großen Aufgabe, im öffentlichen Verkehr parallel die Angebotsqualität zu steigern und attraktive finanzielle Angebote zu erstellen. Dieser Bereich ist ein gutes Beispiel für unsere koordinierte, zielorientierte Zusammenarbeit als Koalition, um Kärnten enkeltauglich zu gestalten – aus allen Referatsbereichen werden Beiträge zur Finanzierung geleistet, in nahezu allen Referaten abgestimmte Leistungen erstellt, um den öffentlichen Verkehr zu forcieren und hier setzen wir wirklich einen Meilenstein. Für das neue Klimaticket wird das Land Kärnten jährlich 4,1 Millionen Euro aufwenden, um die Bundesförderung von 6,3 Millionen Euro auszuschöpfen. Dazu kommt noch die Förderung von Pendlerinnen und Pendlern – insbesondere von jenen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren – durch die Arbeitnehmerförderung mit einem Budget von 2 Millionen Euro. Anna, Michael, Julia und Sophie, Herbert, Emina, Simone und Maria – sie alle stehen symbolhaft für die in Kärnten lebenden Menschen, die dazu beitragen, dieses Land weiterzentwickeln, besser zu machen, in eine gute Zukunft zu führen, in der sie sorgenfrei leben und arbeiten können. Eines hat sich in den letzten Jahren gezeigt: Alle großen aktuellen Herausforderungen, die Klimakrise, die Pandemie, die Transformation der Arbeitswelt können nur von einer starken Solidargemeinschaft bewältigt werden, der Sozialstaat und eine starke Sozialpartnerschaft sind wichtiger denn je. Auf sie kommt es in Zeiten der Transformation besonders an. Deshalb steht der Leitsatz »Es geht uns allen besser, wenn es allen besser geht« (US- Politiker Paul Wellstone) als große Klammer über unseren politischen Maßnahmen. Und das ist auch die kürzeste und prägnanteste Zusammenfassung für den LVA 2022. Seite 11 von 11
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