Integriertes Klimaschutzkonzept der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid
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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1 Hintergrund und Motivation 1-2 1.2 Leitziele 2-3 1.3 Vorgehensweise 3-4 2. Sachstand 2.1 Basisdaten 2.1.1 Einwohner und wirtschaftsstrukturelle Ausgangssituation 4-8 2.1.2 Wirtschafts- und Erwerbstätigenstruktur 9 2.2 Historie 10-13 2.3 Energie- und CO2-Bilanz 2.3.1 Vorgehensweise der Bilanzierung 13 2.3.2 Bilanzierungsmethodik 13-14 2.4 Potenziale und Ideen 2.4.1 Potenziale 14-15 2.4.2 Ideen 16 3. Herausforderungen 16-17 4. Handlungsfelder 17 4.1 Öffentliche Liegenschaften 18 4.2 Regenerative Energien 18-19 4.3 Gemeindeentwicklung, Bauen und Wohnen 19 4.4 Verkehr und Mobilität 19-20 4.5 Klimaanpassung 20 4.6 Abwasser 21 5. Umsetzung/Klimaschutzfahrplan 21 6. Controlling 21-22 2
7. Öffentlichkeitsarbeit 23 Anlagen Anlage 1 Einzelmaßnahmen 24-42 Anlage 2 Klimaschutzfahrplan 43-44 Anlage 3 Öffentlichkeitsarbeit 45 3
Integriertes Klimaschutzkonzept der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid 1. Einleitung 1.1 Hintergrund und Motivation Beim UN-Klimagipfel in Paris haben 195 Staaten ein neues Abkommen gegen die Erder- wärmung beschlossen. Der Vertrag verpflichtet erstmals alle Länder zum Klimaschutz und tritt 2020 in Kraft. Die Staaten setzen sich das Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeital- ter "weit unter" zwei Grad Celsius zu beschränken. Zudem sollen Anstrengungen unternom- men werden, den Temperaturanstieg bereits bei 1,5 Grad zu stoppen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll ein Gleichgewicht erreicht werden zwischen dem menschgemachten Ausstoß von Treibhausgasen und der CO2-Bindung durch sogenannte Senken, das sind etwa Wälder, aber auch unterirdische Kohlenspeicher. Nach Darstellung von Klimawissenschaftlern würden damit die Netto-Emissionen auf null gesenkt. Vor dem Klimagipfel haben 186 Staaten freiwillige nationale Klima-Ziele vorgelegt. Aller- dings reichen die Maßnahmen nicht aus, um den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Der Vertrag sieht vor, dass die selbstgesteckten Ziele ab 2023 alle fünf Jahre überprüft und verschärft werden. Die Staaten vereinbaren ein gemeinsames System von Berichtspflichten und Transparenz- regeln. Jedes Land soll Bilanzberichte seines CO2-Ausstoßes vorlegen. Dabei sollen die un- terschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten der Länder berücksichtigt werden. Damit ist sichergestellt, dass etwa bei der statistischen Erfassung des CO2-Ausstoßes arme Länder nicht die gleichen Ansprüche erfüllen müssen wie reichen. Viele Entwicklungsländer, etwa die Inselstaaten, sind durch den Klimawandel bedroht. Der Meeresspiegel steigt, Dürren und Unwetter werden heftiger. Ihnen wird im Pariser Abkom- men Unterstützung zugesichert, etwa durch Frühwarnsysteme und Klimarisikoversicherun- gen. Die Industriestaaten sollen arme Staaten beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Erderwärmung unterstützen. Andere Staaten - damit sind vor allem aufstrebende Schwellen- länder gemeint - werden "ermutigt", ebenfalls einen freiwilligen finanziellen Beitrag zu leisten. In einer begleitenden Entscheidung wird das Versprechen der Industrieländer festgehalten, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für arme Staaten bereitzustellen. Diese Summe soll bis 2025 fließen. 4
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den bundesweiten Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen bis 2020 um 40 % und bis 2050 um 80 bis 95 % zu senken. Als eine zentrale Handlungsebene wurden dabei die Kommunen identifiziert. Sie können direkt und indirekt auf die Entwicklung im Klimaschutz einwirken. Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid möchte aus diesem Grund ein integriertes Klima- schutzkonzept erstellen. Das integrierte Klimaschutzkonzept soll der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid ermöglichen, die vorhandenen Einzelaktivitäten und Potenziale zu bündeln und in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Akteuren des Gemeindegebietes nachhaltige Projektansätze zu entwi- ckeln und Multiplikator- bzw. Synergieeffekte zu nutzen. Darüber hinaus werden in dem integrierten Klimaschutzkonzept der Energieverbrauch sowie die Treibhausgasemissionen nach den Sektoren Wirtschaft, Haushalte, Verkehr und Kom- mune erfasst. In einem zweiten Schritt sollen darauf aufbauend Potenziale zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Verbesserung der Energiestrukturen auf dem Gemeindegebiet aufgedeckt werden. Auf Grundlage der ersten beiden Schritte wird ein Maßnahmenkatalog erstellt, der unterschiedliche Handlungsempfehlungen beinhaltet, die es gilt mittel- bis lang- fristig umzusetzen. Mit dem Prozess zur Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes erhalten die Gemein- de und ihre Akteure eine Grundlage und ein Werkzeug, die Energie- und Klimaarbeit sowie die zukünftige Klimastrategie konzeptionell, vorbildlich und nachhaltig zu gestalten. Bei In- krafttreten des Klimaschutzgesetzes NRW, in dem die Erstellung kommunaler Klimaschutz- konzepte als Pflichtaufgabe benannt wird, hätte die Gemeinde bereits ein Konzept vorzuwei- sen, welches einen Maßnahmenkatalog für den Bereich Klimaschutz und Energiepolitik be- inhaltet. 1.2 Leitziele Leitbild Klimakommune NRW Leitbild und die Zielvorstellungen für Neunkirchen-Seelscheid als „Klimakommune Nordrhein-Westfalen“ Eine zukunftsfähige Entwicklung verlangt die gleichberechtigte Integration von Öko- logie, Ökonomie und sozialen Gesichtspunkten in allen Handlungsfeldern. Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid wünscht ein lebenswertes Miteinander in einer intak- ten Umwelt und unterstützt deshalb die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung und des Landes NRW. Wichtige Ziele des Landes sind: • Erneuerbare Energien hin zur energetischen Selbstversorgung ausbauen • Effiziente Energie und Ressourcenschonung • Klimaverträgliche Verkehrs- und Siedlungsentwicklung • Den Klimaveränderungen angepasste Land-, Forst- und Wasserwirtschaft Die bisherigen Ziele der Kommunalpolitik und das Energie- oder Klimaschutzkonzept: Der Rat der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid hat am 29.02.2000 folgenden einstimmigen Beschluss gefasst: „Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid bekennt sich nachdrücklich zu ihrer Verantwortung auf lokaler Ebene sich für die Ziele und Prinzipien der Agenda 21 für eine zukunftsfähige Entwicklung im 21. Jahrhundert mit den Bürgerinnen und Bürgern, den gesellschaftlichen 5
Gruppen, den Unternehmen, den Kirchen und den örtlichen Organisationen einzusetzen, Impulse für Zukunftsperspektiven zu geben und Verantwortung bei der Umsetzung zu über- nehmen. Jugendliche als am meisten von zukunftsorientierten Entscheidungen Betroffene, und Frauen sind im besonderen Maße einzubeziehen. Dabei haben folgende Handlungsfelder besonderes Gewicht: • Effiziente Energie- und Ressourcenschonung; • Umweltverträgliche Verkehrs- und Siedlungsentwicklung; • Förderung des Umweltbewusstseins und des Umweltverhaltens; • Eine sowohl im wirtschaftlichen als auch in den Produkten umweltverträgliche Land- bewirtschaftung; • Maßnahmen zum Schutz der biotischen Systeme und des Naturhaushaltes; • Jugend-, Kultur- und Bildungsfragen; • Frauenfragen.“ Die Gemeinde arbeitet im Rahmen kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien mit dem Struktur- report der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid. Es ist ein Satz von 20 Basisindikatoren zu den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft. http://www.nk-se.de/fileadmin/redaktion/ratsinformationen/Strukturreport_2001-2015.pdf Die Akteure, die an der Entwicklung der Vision und der Ziele beteiligt waren. Über den Prozess der Lokalen Agenda 21 und das Integriertes Ländliches Entwicklungskon- zept sind die Nachbarkommunen, die Wirtschaftsförderung, die Bürgerinnen und Bürgern, die Land- und Forstwirtschaft, Unternehmen, Investoren, die gesellschaftlichen Gruppen, die Kirchen und die örtlichen Organisationen an der Entwicklung der Visionen und der Ziele be- teiligt. Im Jahr 2014 hat eine aktive Bürgerbeteiligung im Rahmen der LEADER-Bewerbung „Vom Bergischen zur Sieg“ stattgefunden. 1.3 Vorgehensweise Die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes ist in die folgenden drei Bausteine unterteilt: Baustein 1: Energie- und CO2-Bilanz Baustein 2: Handlungsfelder Baustein 3: Maßnahmenkatalog Ziel ist es, die verschiedenen Aktivitäten zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung zu bün- deln und dabei eine Vernetzung der Akteure zu gewährleisten. Mit der Energie- und CO2-Bilanz wird zunächst der Status Quo des Energieverbrauchs und CO2-Austoßes auf dem Gemeindegebiet festgestellt. Aus der Höhe und der Verteilung der CO2-Emissionen auf die Sektoren Haushalte, Wirt- schaft, Verkehr und kommunale Einrichtungen sowie der Art der eingesetzten Energieträger lassen sich Handlungsschwerpunkte bzw. Handlungsfelder festlegen und mögliche Akteure definieren. Durch die Festlegung von Handlungsfeldern, z. B. „Regenerative Energien“ und „Öffentliche Liegenschaften“ werden inhaltliche Rahmenbedingungen geschaffen, in denen die Projekte und Maßnahmen mit den verschiedenen Akteuren entwickelt werden. 6
Die Akteure sind Teil des gesellschaftlichen Lebens, fungieren als Multiplikatoren und kom- men aus allen wesentlichen Bereichen, wie z. B. Wirtschaft, Kreditinstitute, Handwerk, Ener- gieberatung, Politik, Verwaltung, Landwirtschaft, Energieversorgung, Bürgerschaft und Ver- eine. Die Einbindung dieser Akteure in die Phase der Maßnahmenentwicklung ist zwingend erforderlich, da ihnen eine zentrale Rolle bei der Maßnahmenumsetzung und somit dem Er- reichen der Klimaschutzziele zukommt. 2. Sachstand 2.1. Basisdaten 2.1.1 Einwohner und wirtschaftsstrukturelle Ausgangssituation Bevölkerungsstand Basis Zensus 2011 - Gemeinden - Stichtag Bevölkerungsfortschreibung Basis Zensus 2011 Neunkirchen-Seelscheid Stichtag 31.12.2014 19.546 31.12.2013 19.481 31.12.2012 19.537 31.12.2011 19.744 Datenquelle: Statistisches Landesamt 7
Räumliche Lage der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid gehört zum nordöstlichen Rhein-Sieg-Kreis und liegt jeweils ca. 25 km Luftlinie östlich der Zentren Köln und Bonn im südlichen Bergischen Land. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 50,62 qkm. Die Bevölkerung verteilt sich auf die beiden Hauptorte Neunkirchen und Seelscheid sowie ca. 50 weitere Ortschaften und Weiler. Durch die reizvolle Landschaft und die Nähe zu den Großstädten hat sich die Gemeinde zu einem begehrten Wohnplatz entwickelt und gilt nach Lage, Siedlungsstruktur und Infrastrukturangeboten als attraktives Grundzentrum. Natur Die stark bewegte Topografie des Bergischen Landes zeigt bei 269 m über NN den höchsten Punkt und bei 93 m über NN die tiefste Lage. Bröl-, Wahn- und Naafbach gliedern mit den sie begleitenden Höhenzügen das Gemeindegebiet. Das infolge der durchschnittlichen Hö- henlage von 200 Metern günstige Klima hat zu einer abwechslungsreichen Landschaft mit Wiesen- und Weideflächen, Äckern, Laub- und Nadelwäldern geführt. Darüber hinaus prägt die Wahnbachtalsperre mit einer Wasserfläche von 225 ha und einem Fassungsvermögen von 41,5 Mio. Kubikmetern die Landschaft. Von besonderer Bedeutung für die Natur ist das im Bereich der geplanten Naafbachtalsperre an der Grenze zur Stadt Lohmar gelegene FFH- Gebiet. Kultur Zu der sehr guten infrastrukturellen Ausstattung gehören elf Kindergärten, drei Grundschulen mit Offenem Ganztags-Angebot, eine Hauptschule, die als Ganztagsschule geführt wird und eine Realschule. Die in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid gegründete Gesamtschule ist seit dem Schuljahr 2013/2014 als Ganztagsschule neu am Start. Ferner besteht in Neunkirchen ein privates Gymnasium (Antoniuskolleg) und in Seelscheid eine heilpädagogi- sche Waldorfschule. Sechs gut bestückte Bibliotheken, zwei Kleinkunstbühnen und zwei Ga- lerien, eine Kunst- und Musikschule sowie eine Malschule ergänzen das Angebot. Hinzu kommen wechselnde Ausstellungen aus allen Sparten der Kunst (Malerei, Silberschmuck, Seidenmalerei, Drechselarbeiten, Skulpturen und Keramik), Theater-Aufführungen, Konzerte sowie die Aktivitäten der über 100 Vereine und Dorfgemeinschaften. Die drei katholischen und zwei evangelischen Kirchengemeinden nehmen nicht nur religiöse und seelsorgerische Aufgaben wahr, sondern leisten wertvolle Beiträge zum sozialen und kulturellen Angebot in der Gemeinde. Fünf Kirchen prägen die Orte Neunkirchen, Seelscheid und Hermerath und beherbergen wertvolle religiöse und kulturelle Schätze. Zum Angebot für sportliche Aktivitäten gehören drei Sportplätze, ein Baseball-/Softball-Platz, sieben Turn- und Sporthallen, eine Tennishalle, zwei Tennisanlagen, ein Hallenbad mit an- gegliedertem Fitnesscenter, zahlreiche Spiel- und Bolzplätze, acht Reithallen und Reitanla- gen. Für jüngere Einwohner stehen die gemeindlichen Jugendzentren sowie Jugendfreizeit- Angebote der Kirchen und Vereine zur Verfügung. Wirtschaftsraum Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid ist ländlich strukturiert. Darüber hinaus hat sie eine gesunde und vielfältige handwerklich-gewerbliche Wirtschaftsstruktur zu bieten und verfügt über fünf bestehende Gewerbegebiete und zwei interkommunale Gewerbegebiete mit der Gemeinde Much. 8
Die hohe Kaufkraft der Einwohner und der hohe Wohn- und Freizeitwert machen die Ge- meinde vor allem für Dienstleistungs-Unternehmen interessant. Zu den nahe gelegenen Ballungsräumen Köln und Bonn bestehen gute Verkehrsanbindun- gen durch die Bundesstraßen Nummern 56 und 507 sowie die Landstraßen Nummern 189, 318 und 352. Von besonderer Bedeutung ist die Nähe zu den Autobahnen A 3 und A 4, dem nur ca. 20 km entfernten Flughafen Köln/Bonn und dem ICE-Bahnhof in Siegburg. Postleitzahl 53819 Telefon-Vorwahl 0 22 47 Geographische Lage (Rathaus): 7° 20` 15" östliche Länge 50° 50` 43" nördliche Breite Lage über NN: höchster Punkt 269,4 m (Nackhausen) niedrigster Punkt 93,4 m (Bröltal/Nähe Ingersauelerhof) Verkehrsverbindungen: Autobahn A 3 Köln-Frankfurt Abfahrten Lohmar (Nr. 32) und AB-Kreuz Bonn/Siegburg (Nr. 33) Autobahn A 4 Köln-Olpe Abfahrt Wiehl/Bielstein (Nr. 24) Bundesbahn: ICE Bahnstationen Siegburg und Hennef Omnibusverbindungen: von und nach Hennef, Siegburg und Köln Gemeindegebiet: 50,62 qkm Landwirtschaftliche Nutzfläche 57% Waldfläche 25% Landschaftsschutzgebiet: 20,49 qkm Einwohnerzahl: 20.634 - Stand: 31.12.2010 9
Wirtschaftsstrukturelle Ausgangssituation der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid Die Gemeinde hat als Grundzentrum die Aufgabe, günstige Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft zu schaffen sowie die Nahversorgung der Bevölkerung si- cherzustellen. Auf Grund der gewachsenen Strukturen überwiegt in der Landwirtschaft die Rindviehhaltung in Form von Milchwirtschaft. Durch die sich in der Vergangenheit zunehmend verschlech- ternde Einnahmemöglichkeit aus der Landwirtschaft hat eine Konzentration der Betriebe stattgefunden. Daneben haben verschiedene kleinere Betriebe ganz oder teilweise auf Pfer- dehaltung und Pensionspferdehaltung umgestellt. Der Land- und Forstwirtschaft kommt in der Gemeinde neben der Funktion als Wirtschafts- faktor besondere Bedeutung für den Erhalt der vielfältigen Landschaft zu. Diese bildet die Grundlage für die Gemeinde als Naherholungsgebiet und somit die Basis für den Tourismus. Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation dieser Betriebe arbeitet die Gemeinde in den letzten Jahren verstärkt mit ihnen bei der Biotoppflege sowie der Durchführung und Unterhal- tung von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen zusammen. Darüber hinaus sind Bestrebun- gen für eine vermehrte Direktvermarktung der Produkte im Gange. Die bisherige Gemeindeentwicklung hat zu einer gesunden, vielfältigen handwerklich- gewerblichen Wirtschaftsstruktur geführt. Im sekundären und tertiären Sektor sind die Be- schäftigtenzahlen in der Gemeinde annähernd gleich. Die vorhandene kleinteilige Bran- chenmischung hat gesamtwirtschaftliche Krisen relativ gut überlebt und Stabilität bewiesen. Um die Ansiedlung weiterer Handwerks- und Gewerbebetriebe zu ermöglichen und vorhan- denen Arbeitskräften vor Ort eine Erwerbsmöglichkeit zu bieten, wurden mit der benachbar- ten Gemeinde Much gemeinsame Gewerbeflächen geschaffen. Der überwiegende Teil der Erwerbstätigen ist jedoch auf Arbeitsplätze in den nahen Regionen Köln und Bonn angewie- sen, wodurch die Gemeinde über einen hohen Pendleranteil verfügt. Trotz eines hinreichenden Nahversorgungsangebotes in den beiden Hauptorten Neunkirchen und Seelscheid besteht ein hoher Kaufkraftabfluss in die benachbarten Städte. Für diese wiederum stellt die Region des Bergischen Landes ein beliebtes Naherholungsgebiet (Wan- dern, Radfahren etc.) dar. Der Touristikverein Bergischer Rhein-Sieg-Kreis e.V. wurde Ende 2009 gegründet. Er hat die Aufgabe, die vier Kommunen Lohmar, Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth touristisch bekannt zu machen. Die Kommunen sehen die Förderung eines sanften und ver- träglichen Tourismus als Chance zur Entwicklung der Region. Sie wollen dabei einen neuen Weg einschlagen – einen partnerschaftlich orientierten. Sie wollen ihre Kräfte bündeln und so auf Erfolgskurs gehen. 10
Datenquelle: Statistisches Landesamt Datenquelle: Statistisches Landesamt 11
2.1.2 Wirtschafts- und Erwerbstätigenstruktur Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) am Arbeitsort (AO) 05382040 Neunkirchen-Seelscheid (Gebietsstand Juni 2015) Ausgewählte Stichtage, Datenstand: Juni 2015 *) Aus Datenschutzgründen und Gründen der statistischen Geheimhaltung werden Zahlenwerte von 1 oder 2 und Daten, aus denen rech- nerisch auf einen solchen Zahlenwert geschlossen werden kann, anonymisiert. Gleiches gilt, wenn eine Region oder ein Wirtschaftszweig 1 oder 2 Betriebe aufweist oder einer der Betriebe einen so hohen Beschäftigtenanteil auf sich vereint, dass die Beschäftigtenzahl prak- tisch eine Einzelangabe über diesen Betrieb darstellt (Dominanzfall). Aufgrund einer rückwirkenden Revision der Beschäftigungsstatistik im August 2014 weichen diese Daten von zuvor veröffentlichten Daten früherer Stichtage ab. Siehe methodische Hinweise. 31.12.2013 31.12.2014 WZ2008 2 3 Insgesamt 3.211 3.492 A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 39 * B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden - - C Verarbeitendes Gewerbe 916 1.063 D Energieversorgung * * E Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltver- schmutzungen * * F Baugewerbe 372 369 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 468 515 H Verkehr und Lagerei 110 119 I Gastgewerbe 61 62 J Information und Kommunikation 72 62 K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 117 133 L Grundstücks- und Wohnungswesen 30 28 M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 84 94 N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 77 111 O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung * * P Erziehung und Unterricht 168 185 Q Gesundheits- und Sozialwesen 337 357 R Kunst, Unterhaltung und Erholung * * S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 71 75 T Private Haushalte 9 10 U Exterritoriale Organisationen und Körperschaften - - 7 Keine Angabe * - 8 Fehler im Ursprungswert - - 9 Keine Zuordnung möglich - - © Statistik der Bundesagen- Statistik-Service West, Auftragsnummer 208541 tur für Arbeit 12
2.2 Historie Umgesetzte Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel • Verbraucher und Vorbild • Teilnahme an der Aktion „Energiesparer NRW“ und an der bundesweiten Umfrage des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und der Kommunalen Umwelt-AktioN U.A.N. für den Erfahrungsbericht „Rathaus & Klimaschutz 2007“ • Partner der Solar-Lokal-Initiative im Rhein-Sieg-Kreis • Fortführung des gemeindlichen und regionalen Klima- und Energiekonzeptes • Gemeindliche Richtlinie zur Einsparung von Energie und Wasser in öffentlichen Gebäuden • Internes Energiecontrolling mit Auswertung von Energiekennwerten • Fortführung der energetischen Sanierungen öffentlicher Gebäude • Wärmecontracting mit kontrollierter Fernüberwachung und Steuerung von Hei- zungsanlagen (Maßnahme am Hallenbad wurde mit dem KGST- Preis „Intelligent Sparen“ ausgezeichnet) • Greenlight-Partner der EU durch Lichtcontracting. 80 % aller öffentlichen Gebäude wurden saniert. Der Stromverbrauch der Beleuchtungsanlagen konnte damit um 70% reduziert und der Ausstoß an Kohlendioxid um fast 400 Tonnen vermindert werden. • Einbau von solaren Brauchwasseranlagen an Sporthallen und Übergangswohnheim • Die Betriebssparte „Erneuerbare Energie“ der Gemeindewerke hat von 2004 bis 2009 zum Bau von 6 eigenen Photovoltaikanlagen im schulischen Bereich und auf dem Hallenbad mit einer Leistung von insgesamt 85,7 kWp geführt. Insgesamt werden dadurch 50 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Weitere sollen gemäß Wirtschaftsplan gebaut werden. In der Gemeinde gibt es 2014 451 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 4.397KWp. Insgesamt werden mehr als 2.520 t Kohlendioxid eingespart. • Eine neue Sportstätte wird mit modernster Beleuchtungstechnik ausgestattet, eine alte Sportstätte wurde zurückgebaut (Renaturierung Wenigerbach in Seelscheid) • Energiegerechte Beschaffung (emissionsarme Dienstfahrzeuge, Dienstfahrrad, E- bike, IT-Bereich) • Einbau einer Regenwassernutzungsanlage im Rathaus • Straßenbeleuchtung: Gemäß der EU-Richtlinie 2005/32/EG (EuP-Richtlinie, Ökode- sign-Richtlinie) verlieren alle Hochdruckquecksilberdampflampen ab 2015 die EU- Zulassung und dürfen damit nicht mehr gehandelt werden. Im Gemeindegebiet sind zur Zeit noch 269 Hochdruckquecksilberdampflampen vorhanden. Wie mit der RWE Deutschland AG vereinbart, wurden 30 Bogenschirmleuchten rund um die Kirche St. Margareta mit folgenden Straßen erneuert: Am Wiedenhof, Gartenstraße, Kirchstra- ße, Parkstraße, Pfarrer-Schaaf-Straße, Schulstraße und St. Margarethen. Die übrigen 239 Leuchtstellen sollen in den kommenden 3 Jahren in einem Erneuerungspro- gramm gegen moderne LED- Leuchten auswechselt werden. Im Rahmen dieser Mo- dernisierung kann der Anschlusswert von zur Zeit 21.550 Watt auf ca. 10.000 Watt gesenkt werden. Reduzierung des Energieverbrauchs von 300.000 kWh auf 148.000 kWh. • Thermografieaktion in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale NRW 13
• Planung • Bebauungsplan zur Verlegung des Sportplatzes Seelscheid aus zentraler Lage für die Schaffung eines Grünzuges mit Freilegung und Renaturierung des Wenigerba- ches sowie Integrierung einer Freien Waldorf Förderschule mit Gründächern. • Baumschutz- und Begrünungsfestsetzungen in Bebauungsplänen und Gestal- tungssatzungen • Ausweisung eines Biotopverbundnetzes im Flächennutzungsplan und Biotoppfle- geverträge mit Landwirten und Verschönerungsvereinen • Ausweisung von Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Ent- wicklung von Boden, Natur und Landschaft • Geringere Bauflächenausweisung im Flächennutzungsplan aktuell geringer als vom Bedarf prognostiziert • Erarbeitung eines Integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes (ILEK) mit drei Nachbarkommunen begleitet von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Sieg-Kreises und der GfL, Koblenz • Versorgung • Maßnahmen zur Verbesserung und Ergänzung des ÖPNV (z.B. Anrufsammeltaxi, Bürgerbus, Zentraler Omnibusbahnhof Antoniusplatz, Bike&RidePlatz Antoniusplatz) • Anpassungsmaßnahmen der Infrastruktur z.B. Anpflanzung schattenspendender Bäume an Straßen • Ausbau der öffentlichen Entwässerungsanlagen • Beteiligung am Energieeffizienzprojekt des RWE • Beratung/Öffentlichkeitsarbeit • Permanente Energieveranstaltungen in Kooperation mit der Energieagentur NRW und der Stadt Lohmar (8 Veranstaltungen/Jahr) • Öffentlichkeitsarbeit durch Beratung, Verteilen von Informationsschriften und Veröf- fentlichungen in der Presse sowie Dauerausstellung über Photovoltaikanlagen in den Schulen. • Verleih von zwei Strommessgeräten an Bürgerinnen und Bürger mit Ausgabe von EnergieEffizienz-Broschüren der dena und der Broschüre „Besonders sparsame Haushaltsgeräte 2015/2016“ vom Niedrig-Energie-Institut, Detmold • Beauftragung einer Studie zur Ermittlung aller Dachflächen, die sich für die Gewin- nung von Solarenergie eignen • Internetpräsentation über die Energieeinsparmaßnahmen der Gemeinde und die Solaranlagen der Gemeindewerke • Projekte der Schulen zum Thema Klimawandel • In der Clara-Schumann-Realschule wurden folgende Projekte durchgeführt: - globale Erwärmung Ausstellung mit folgenden Unterpunkten: CO2-Anstieg, Temperaturanstieg und die Folgen, Der Golfstrom - was passiert wenn der Golfstrom erliegt. - Energiesparpass, Energiesparkatalog, Energiesparschule, The Day After To- morrow-eine utopische Zeitreise in die Eiszeit. - Photovoltaik, alternative Energiequellen Wasser, Wind, Meeresströmungen - Erdwärme, Energie aus Meeresstömungen, Die Energiesparstadt - My personal ecological footprint, Al Gore: An unconvenient truth – Fil- manalyse • Die Gemeinschaftshauptschule hat im Bereich „Klimaschutz und Klassenkasse“ gearbeitet und wurde im Rahmen dessen in den Jahren 2001 und 2003 als Ener- gieschule NRW ausgezeichnet. 14
Durch die Bürgerstiftung Seelscheid wurden der Gemeinschaftshauptschule Schülerübungskästen zur Solar-Wasserstoff-Technologie – Brennstoffzellentech- nik für Autos – übergeben. • Die Schülerinnen und Schüler der 3. Schuljahre der Grundschule Wolperath- Schönau haben sich in der vergangenen Zeit intensiv mit dem Thema Wetter auseinandergesetzt. Durch den am 18.04.08 erfolgten Besuch des Wettermodera- tors von SWR3, Herrn Gernot Schütz, wurde den Kindern die Möglichkeit gege- ben, das Thema „Wetter“ noch intensiver kennenzulernen und einem „Profi“ Fra- gen zu stellen. Die Kinder haben gemeinsam mit Herrn Schütz eine „Wetterstati- on“ auf dem Schulgelände eingerichtet. An diesem Tag wurde live in der „Morn- ing-Show“ aus Wolperath gesendet. Seitdem senden die 3. Schuljahre täglich ihre Beobachtungen und Ablesungen via Internet an den SWR3 und agieren somit als sogenannter „Wettermelder“. • Im Bereich Klimaschutz beschäftigt sich die Grundschule Seelscheid mit folgen- den Unterrichtsbereichen Klassen 3+4: Aggregatzustände von Wasser in Experi- menten untersuchen, Stoffumwandlungen herbeiführen und beobachten, Wetter- erscheinungen beobachten und erklären (Wetterstation bauen), Zusammenhänge zwischen Lebensraum + Lebensbedingungen erkennen und darstellen. Im Rahmen der Feierlichkeiten zur Einweihung des Schulerweiterungsbaus wurde das Theaterstück "Lars, der Eisbär" aufgeführt. Diese soll begleitet werden u.a. durch Forscherstationen zum Thema Klimawandel. Der Seelscheider Bote, Gemeindebrief der ev. Kirchengemeinde Seelscheid, hat sich in einer seiner Ausgaben auf den Kinderseiten mit dem Thema Klimaschutz und Erderwärmung auseinandergesetzt. • In der Tageseinrichtung „Aktion Kindegarten“ e.V. werden Forschungsprojek- te im Rahmen der bundesweiten Initiative „Haus der kleinen Forscher“ regelmäßig angeboten. Spielerisch experimentieren die Kinder mit unterschiedlichen Aggre- gatszuständen von z.B. Wasser, Wetterbeobachtung (z.B. wie entsteht Nebel)... Welche Bedeutung haben z.B. die Sonne, der Regen, die Jahreszeiten für unsere Natur und Ihre Bewohner. Es wurden bereits zahlreiche, implementierte Projekte (z.B. KindergartenPlus) angeboten. • Die Ritter-Göttscheid-Grundschule hat (wie jedes Jahr) Schwerpunkte für die Arbeit entwickelt und verabschiedet. Bereiche sind: Schulentwicklung / Unter- richtsentwicklung und Personalentwicklung. Anhand der Schwerpunkte wird auch die außerunterrichtliche Arbeit strukturiert. Für 2015/2016 sind dies folgende Themen: - Gute, gesunde Schule (Schwerpunkt Gesundheit aller im System tätigen Personen – Schüler und Schülerinnen, Lehrkräfte, OGS-Personal, Ver- waltungspersonal und externe/(Eltern) - Classroom Management (anhand der Merkmale „Was ist guter Unterricht“ von Hilbert Meyer) - Umgang mit schwierigen Situationen (Prävention / Lösungsorientierte Hand- lungsstrategien / Mitwirkung). Alle o.g. Themen sind langfristig gebunden und haben die Schule in den letzten Schuljahren begleitet im Sinne der Nachhaltigkeit. Erfahrungen mit partizipativen und kooperativen Verfahren in der Kommunalentwick- lung • Für die Energiegewinnung (Bau von Photovoltaikanlagen) besteht eine Kooperation zwischen der Gemeinde als Gebäudeeigentümerin und den Gemeindewerken als Ei- gentümerin und Betreiberin der Anlagen. • Für die Energieeinsparung wurden Wärmecontractingverträge mit der Firma Rhenag und Lichtcontractingverträge mit der Firma Eurolux abgeschlossen. 15
• In dem „Integrierten ländlichen Entwicklungskonzept Bergischer Rhein-Sieg-Kreis" kooperieren die Stadt Lohmar, die Gemeinden Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth, um gemeinsam mit den Bürgern, Unternehmen, Vereinen und sonsti- gen Akteuren Handlungsansätze zu entwickeln, sich für die Zukunft zu positio- nieren und Planungen aufeinander abzustimmen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit werden auch die Standorte der Bio- Energieanlagen abgestimmt, um deren Einzugsgebiete bedarfsgerecht und ökolo- gisch vertretbar festzulegen. 2.3. Energie- und CO2-Bilanz 2.3.1 Vorgehensweise der Bilanzierung Zur Bilanzierung wurde die internetbasierte Plattform ECORegion des Schweizer Unterneh- mens ECOSPEED AG verwendet, die speziell zur Anwendung in Kommunen entwickelt wur- de. Bei dieser Plattform handelt es sich um ein Instrument zur Bilanzierung des Energiever- brauchs und der CO2-Emissionen. Ziel des Systems sind zum einen die Erhöhung der Transparenz energiepolitischer Maßnahmen und zum anderen, durch eine einheitliche Bilan- zierungsmethodik, einen hohen Grad an Vergleichbarkeit zu schaffen. 2.3.2 Bilanzierungsmethodik Die Berechnung und Darstellung der Endbilanz erfolgt aufgeteilt in die vier Sektoren: • Wirtschaft • Haushalte • Verkehr • Kommune CO2- Emissionsparameter Eine weitere Grundlage zur Berechnung der CO2-Emissionen bildet der sogenannte CO2- Emissionsparameter. Dieser gibt an, wie viel CO2 bei der Erzeugung einer Energieeinheit entsteht und ist die Grundlage für die Berechnung der CO2-Emissionen aus dem kommuna- len Energieverbrauch. Die CO2-Emissionen werden in g pro kWh oder kg pro MWh angege- ben. Bei der Berechnung der Startbilanz werden die nationalen CO2-Emissionsfaktoren für Strom, Gas und verschiedene weitere Energieträger verwendet. Bei der Endbilanz werden aus den unterschiedlichen CO2-Emissionsfaktoren der Energieträger und den unter- schiedlichen Energieverbräuchen der Kommune spezifische Emissionsfaktoren für Strom und Wärme berechnet. Auch diese Faktoren sind in dem Tool ECORegion hinterlegt und stammen aus der GEMIS Datenbank vom Öko-Institut e.V. Freiburg. Ein Ausschnitt der Parameter für die Jahre 2004 bis 2010 ist in folgender Abbildung dargestellt (in g pro kWh). 16
Auszug der CO2-Emissionsparameter (g/kWh) aus ECORegion Die CO2-Bilanz des Rhein-Sieg-Kreises ist abrufbar unter: Die CO2-Bilanz des Rhein-Sieg-Kreises ist abrufbar unter: http://www.rhein-sieg- kreis.de/imperia/md/content/cms100/buergerservice/aemter/amt_66/endfassung_co2_bilanz _kreis_240414.pdf 2.4. Potenziale und Ideen 2.4.1 Potenziale Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid verfügt mit rund 327 % über einen, im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis, relativ hohen potenziell möglichen energetischen Selbstversorgungsgrad. Dieser stützt sich wiederum großteils auf das ge- othermische Potenzial der Region, welches 544 GWh/a beträgt. Hinsichtlich der Ergiebigkeit der Geothermie stellt sich diese bei der Verteilung innerhalb des Gebietes als relativ gleich- mäßig dar und weist Werte in hohen Bereichen auf. Die Anzahl an Wärmepumpenanlagen, die sich die Erdwärme zu Nutzen machen stellt sich in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid wie folgt dar: Wärmepumpen-Anlagen Anzahl/Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Wärmepumpen-Anlagen mit Erdwärmesonden 25 38 49 58 69 75 105* Wärmepumpen-Anlagen mit Erdwärmekollektoren 1 1 2 2 2 3 10* Grundwasser-Wärmepumpenanlagen 1 2 2 2 2 2 2* * mit Altanlagen vor 2000 17
Aufgrund der Wasserschutzzonenbestimmungen bestehen für Wasserschutzzone IIA Ein- schränkungen hinsichtlich der Einbringung der Erdsonden für Wärmepumpenanlagen. Hierzu sind jeweils im Einzelnen gesonderte Anträge bei der Unteren Wasserbehörde zu Genehmigung vorzulegen. Luftwärmepumpen sind genehmigungsfrei, unabhängig von Grundstücks- und wasserrechtli- chen Bedingungen, ihre Anzahl kann deshalb nicht erfasst werden. Die Solarkraft weist mit 206 GWh/a neben der Geothermie ebenfalls ein hohes Potenzial auf. Die Biomasse kann mit 14 GWh/a zur erneuerbaren Energieversorgung beitragen. Wobei es sich zu rund 67% auf das Potenzial aus der Landwirtschaft, und hier vor allem auf Energieer- träge aus dem Grünland stützt. Die Windkraft weist in dieser Gegend ein mögliches Potenzi- al von 12 GWh/a auf. Unter Berücksichtigung von topographischen, klimatologischen und naturräumlichen Fakto- ren werden die energetischen Potenziale der erneuerbaren Energieträger Biomasse, Wind- kraft, Solarkraft und Geothermie abgeschätzt. Der zur Ermittlung der Potenziale verfolgte Ansatz folgt einer Top-Down Strategie. Es wird dabei ein mögliches theoretisches Potenzial durch naturräumliche Faktoren auf ein technisch realisierbares Potenzial eingeschränkt. In einem weiteren Schritt wird dieses Potenzial auf ein unter bestimmten Voraussetzungen realisierbares Potenzial weiter reduziert. Die Modellierung des Geothermischen Potenzials ist unter 3.2 (Seite 40-46) der Studie Energie-Region Rhein-Sieg zu entnehmen. Die Studie Energie-Region Rhein-Sieg ist unter folgender Internetadresse abrufbar: http://www.rhein-sieg- kreis.de/imperia/md/content/cms100/wirtschaft2/aktuelles/wirtschaftsmeldungen/energieregio n_rhein-sieg_komplett.pdf Aus der Solarstudie der CIC Solar GmbH aus dem Jahr 2009 ergeben sich beispielhaft fol- gende Potenziale: Der Abschlussbericht ist unter http://www.neunkirchen-seelscheid.de/veroeffentlichung/solarstudie.pdf abrufbar. 18
2.4.2 Ideen Ideen für mögliche Handlungsbereiche im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel • Den Bedarf an Wärme- und Stromversorgung durch lokal verfügbare Energieträger de- cken. Ziel ist die energetische Selbstversorgung in der Gemeinde. o Planung eines Biomassekraftwerkes in Zusammenarbeit mit der Rhein-Sieg- Abfallwirtschafts-Gesellschaft zur Versorgung eines Gewerbegebietes mit Strom und Wärme sowie die Nahwärmeversorgung eines Gymnasiums o Weitere Errichtungen von Photovoltaik-Anlagen durch die Gemeindewerke und weiterer Ausbau von Photovoltaikanlagen im privaten Bereich mit Hilfe einer ver- stärkten Öffentlichkeit und des Solarkatasters o Errichten von Biogasanlagen durch hiesige Landwirte. Abnahme der Wärme über Nahwärmeversorgung für Wohn- oder Gewerbegebiete o Bau von privaten Holzverstromungsanlagen o Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung o Stärkung land-/forstwirtschaftlicher Betriebe als Stromerzeuger, Energielieferant • Weitere Senkung des Strom- und Wärmebedarf durch Controlling und energetische Sa- nierungen • Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, Energieveranstaltungen • Schaffung und Entwicklung von grünstrukturierten Wohngebieten • Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs, Mitfahrzentralen, Car - Sharing • Ausbau von bodenschonenden und wassersparenden Bewirtschaftungsformen • Umbau des Gemeindewaldes zur Erhöhung der Vielfalt von Flora und Fauna • Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur der Niederschlagswasserbehand- lung und -beseitigung durch Regenwasserbehandlungsanlagen und Regenrückhalte- bauwerken • Verbesserung und Schutz der aquatischen Ökosysteme als Grundlage für eine nachhal- tige Wasserwirtschaft und sichere Trinkwasserversorgung besonders im Einzugsbereich der Wahnbachtalsperre • Einsatz von Regenwassernutzungsanlagen, Dachbegrünungen 3. Herausforderungen Die dringlichsten zu erwartenden Herausforderungen im Bereich „Klimafolgen und Anpassung an den Klimawandel“ Die dringlichsten Herausforderungen liegen in den Bereichen: • Gesundheit: Vermehrte Herz-Kreislauf-Probleme durch Hitzewellen. • Landwirtschaft: Erhöhung der Bodenerosion, steigende Gefahr für Staunässe, ver- änderte Eintragsverhältnisse von Nähr- und Schadstoffen in das Grund- und Oberflä- chenwasser • Forstwirtschaft: erhöhte Anfälligkeit nicht standortgerechter Wälder und zunehmen- der Druck durch Schädlinge und Wetterextreme • Wasserwirtschaft: vermehrte Starkniederschläge, zu gering bemessene Regenwas- serableitung und –rückhalteräume. • Naturschutz und Biodiversität: Gefährdung der Artenvielfalt 19
• Verkehr: Zerstörung der Infrastruktur durch Extremereignisse • Raum- und Siedlungsentwicklung: Verstärkung des Wärmeeffekts und Verschär- fung der Konflikte zwischen dem Schutz wertvoller Flächen und unterschiedlicher menschlicher Nutzungsansprüchen Mögliche Anpassungsstrategien: • Gesundheit: Verbesserung des Kleinklimas und vermehrte Aufklärung der Bevölke- rung • Landwirtschaft: Änderungen des Anbau- und Sortenspektrums, Einsatz erosions- mindernder und überschwemmungstoleranter Arten für Rückhaltegebiete, boden- schonende und wassersparende Bewirtschaftungsformen; räumliche und zeitliche Anpassung der Düngung; Anpassung des Be- und Entwässerungsregimes • Forstwirtschaft: Umbau des Waldes zur Erhöhung der Vielfalt von Flora und Fauna und Einführung geeigneter Arten, sowie Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Ver- meidung von Störungen empfindlicher Waldökosysteme. • Wasserwirtschaft: Berücksichtigung der Änderung der Intensität und Häufigkeit von Extremereignissen in der Planung der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur und im Management von Ressourcen, Implementierung eines nachhaltigen Landnutzungs- managements zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes, Verbesserung der Wasserqualität und des ökologischen Zustands der Oberflächengewässer zur Reduzierung der Anfälligkeit der aquatischen Ökosysteme und als Grundlage für eine sichere Trinkwasserversorgung. • Naturschutz und Biodiversität: Schutz des natürlichen Anpassungspotenzials und Verbesserung der Wanderungsmöglichkeiten. • Verkehr: Verkehrsvermeidung, Verkehrsreduzierung durch ÖPNV-Verbesserung, Ökologische Anpassung der Infrastruktur durch Anpflanzung schattenspendender Bäume (Kleinklimaverbesserung) • Raum- und Siedlungsentwicklung: Flächensparende Siedlungs- und Infrastruktu- ren, keine Zersiedelung, Sicherung von Freiluftschneisen und Grünzügen, Bodenent- siegelung und Schutz von Wasserressourcen bei der Flächennutzung. 4. Handlungsfelder Beim Aufbau des Integrierten Klimaschutzkonzeptes wurden sechs Handlungsfelder erarbeitet: 1. Öffentliche Liegenschaften 2. Regenerative Energien 3. Gemeindeentwicklung, Bauen und Wohnen 4. Verkehr und Mobilität 5. Klimaanpassung 6. Abwasser Diese sechs Handlungsfelder sind untereinander gleichberechtigt und deren Maß- nahmen können zeitgleich angegangen werden. 20
4.1 Öffentliche Liegenschaften Verstärkter Einsatz von LED im Bereich Beleuchtungstechnik (Straßenbeleuchtung, kommu- naler Gebäudebestand) Energetische Sanierung und Effizienzsteigung kommunalen Gebäudebestandes durch Erar- beiten von Sanierungsstrategien mit Hilfe von Controlling, dadurch Senkung des Strom- und Wärmebedarfs Bau des neuen interkommunalen Bauhofs unter optimierten energetischen Vorgaben und Einsatz von erneuerbaren Energien Ausbau der Regenerativen Energien durch die Gemeindewerke Einrichten eines Energieeffizienz-Netzwerks Sensibilisierung der Gebäudenutzer im Umgang mit Energie Einsatz von intelligenter, vernetzter Gebäudetechnik Untersuchung auf Umstrukturierung des kommunalen Fuhrparks unter Einsatz von alternati- ven und regenerativen Antrieben Ziel soll die klimaneutrale Kommunalverwaltung sein: Der Begriff "Klimaneutralität" bezeich- net die Minderung und Kompensation von Treibhausgasemissionen. "Vermeiden - vermin- dern - kompensieren" heißt die Kurzformel für klimaneutrales Vorgehen. Emissionen in Unternehmen, Kommunen und Privathaushalten, die nach Ausschöpfung aller wirtschaftlichen Minderungspotenziale noch verbleiben oder technisch unvermeidbar sind, werden durch Unterstützung externer Klimaschutzprojekte freiwillig kompensiert. Einzelmaßnahmen Siehe Anlage 1 (Anlage 1.1.1 bis 1.1.5) 4.2 Regenerative Energien Fördern der energetischen Sanierung und Effizienzsteigerung privaten Gebäudebestandes und im Bereich Gewerbe Unterstützen beim weiteren Ausbau von Photovoltaikanlagen im privaten Bereich mit Hilfe einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit, des Solarkatasters und der Solar Lokal Initiative Unterstützen beim Ausbau von Bürgerbeteiligungsanlagen Voranbringen des weiteren Ausbaus von Solarthermie im privaten Bereich mit Hilfe einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit und des Solarkatasters Unterstützen beim Ausbau der Geothermie im privaten Bereich Stärkung land-/forstwirtschaftlicher Betriebe als Stromerzeuger, Energielieferant Ausbau von Biogasanlagen: Es sollte keinen weiteren Ausbau der auf Anbaubiomasse (NaWaRo) basierenden Biogaslinien geben entsprechend der Empfehlung der Kommission Landwirtschaft beim Umweltbundesamt. Die energetische Verwertung des anfallenden Mate- rials darf die Flächennutzung für die Lebens- und Futtermittelproduktion nicht einschränken (keine Flächenkonkurrenz durch Anbaubiomasse; Verwertung von landwirtschaftlichen Rest- 21
stoffen bzw. ausschließliche energetische Verwertung von Kulturen mit zusätzlichen Umwelt- leistungen) Fördern des Aus- und Aufbaus der energetischen Holznutzung mit Kraft-Wärme-Kopplung Unterstützen beim Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung Voranbringen der überbetrieblichen Nutzung von Wärme Einrichten einer Interkommunalen Koordinierungsstelle Klimaschutz am besten über den Rhein-Sieg-Kreis Beteiligung an Pilotvorhaben im Rahmen der Energieagentur Bonn/Rhein-Sieg Einrichten eines interkommunalen Energiebeirates und diesen institutionell verankern Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, Energieveranstaltungen Ziel soll die Energieautarkie einer Region sein Einzelmaßnahmen Siehe Anlage 1 (Anlage 1.2.1 bis 1.2.6) 4.3 Gemeindeentwicklung, Bauen und Wohnen Schaffung und Entwicklung von grünstrukturierten Wohngebieten Unterstützung bei der Erarbeitung von Konzepten für energieeffiziente Gebäude- wie auch Wohnquartiere Aufklären über die klimatischen Vorteile der Dach- und Fassadenbegrünung Aufklären über den Energiepass sowie die zukünftige Einführung eines Stoffpasses bei Ge- bäuden. Mit dem Stoffpass haben Anwender die Möglichkeit, nicht nur wirtschaftliche Aspek- te, sondern auch Ressourceneffizienz- und Nachhaltigkeitskriterien in ihre Entscheidungs- prozesse einzubeziehen. Langfristig können ökologisch orientierte Bewertungskriterien von Konstruktion und eingesetzten Baustoffen zur Planung von Stadtquartieren oder ganzer Kommunen herangezogen werden. Unterstützen der Kommunalberatung zum Thema Energieeinspar-Contracting und bei der Gründung von kommunalen Energieeffizienz-Netzwerken Prüfung von Nahwärmeversorgungskonzepten in Neubaugebieten Einzelmaßnahmen Siehe Anlage 1 (Anlage 1.3.1 bis 1.3.2) 4.4 Verkehr und Mobilität Barrierefreier Zentraler Omnibusbahnhof Antoniusplatz als Verknüpfungspunkt 2. Ordnung, das ÖPNV-Angebot verbessern und zukunftsfähig stärken Ausbau des Radwegenetzes im Sinne des Radverkehrskonzeptes, Bike&Ride-Platz Antoni- usplatz, das Serviceangebot für Radfahrer verbessern durch überdachte Stellplätze etc. 22
Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs: Ausbauen und bessere Nutzbarkeit des ÖPNV, Fordern von Linienausbau und Taktverbesserung im ÖPNV Ausbauen einer besseren Infrastruktur (ÖPNV, Radverkehr, Fußverkehr) Schaffung einer Energie- und Mobilitätsberatung für die Region Kreisweiter Aufbau/Ausbau von Verkehrsberatung und Mobilitätsmanagement unterstützen; Anbieten von Jobtickets, Bahn-Card u.ä. Fördern von Fahrgemeinschaften, der Mobilitätsberatung u.a. für neue Beschäftigte Unterstützen von Fahrgemeinschaftsbörsen, Mitfahrbörsen und Mitfahrzentralen Fördern der Elektromobilität und der Ladeinfrastruktur Ausbau der Pedelec-Infrastruktur unterstützen Voranbringen von Car – Sharing-Angeboten, Dorfautos Unterstützen von Fuhrparkmanagement, Eco-Fahrtraining Anschaffung von Dienstfahrrädern Anbieten von Mobil-Paketen: kombinierte Nutzung ÖPNV, Car-Sharing, Call-a-Bike, usw. Verkehrsvermeidung (Telearbeit, u.ä.) Kommunal laufen – national planen. Fußgänger-Masterplan auch für Deutschland? Ziel ist die Änderung des Mobilitätsverhaltens Einzelmaßnahmen Siehe Anlage 1 (Anlage 1.4.1 bis 1.4.2) 4.5 Klimaanpassung Erhalt und Schaffung klimaangepasster, unempfindlicher und widerstandsfähiger Siedlungs- und Infrastrukturen und Erhalt klimarelevanter Freiräume Anpassung des Siedlungswassermanagements an die Veränderungen durch den Klimawan- del (wassersensible Stadt- und Infrastrukturentwicklung) Vermeidung neuer und Verringerung vorhandener Schäden durch Extremereignisse (Stark- regen, Sturm, Hochwasser) mit Hilfe von Vorsorge-, Informations- und Schutzmaßnahmen Erkennen und Verhindern von möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bevölke- rung infolge des Klimawandels (Hitze, Allergien, Krankheitsüberträger) Berücksichtigung der natürlichen Umwelt und insbesondere der Biodiversität Einzelmaßnahmen Siehe Anlage 1 (Anlage 1.5.1 bis 1.5.2) 23
4.6 Abwasser Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur der Niederschlagswasserbehandlung und -beseitigung durch Regenwasserbehandlungsanlagen und Regenrückhaltebauwerken Senkung des Fremdwasseranteils im Schmutzwasser Der „Nationale Aktionsplan Energieeffizienz“ (NAPE) sieht vor, ab 2015 ein neues Förder- programm für die Energieeffizienz in kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen aufzule- gen, mit dem - korrespondierend zur geplanten Änderung der AbwasserVO, mit der eine Verpflichtung zur Durchführung von Energiechecks und –analysen eingeführt werden soll - solche Checks und Analysen sollen für eine Übergangszeit von 5 Jahren mit bis zu 30 % der Kosten gefördert werden Fördern des Einsatzes von Regenwassernutzungsanlagen Voranbringen der energetischen Nutzung von Abwasser (Abwärme) Diese Projekte/Maßnahmen haben besonders hohe Effekte im Hinblick auf die Zielsetzungen des Klimaschutzkonzeptes und können in einem kurz-, mittel- und langfristigen Zeitrahmen umgesetzt werden. Zum einen haben diese Maßnahmen direkte Energie- und CO2- Einspareffekte, zum anderen schaffen sie die Voraussetzung für die weitere Initiierung von Energieeinspar- und Effizienzmaßnahmen sowie zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Einzelmaßnahmen Siehe Anlage 1 (Anlage 1.6.1 bis 1.6.2) 5. Umsetzung/Klimaschutzfahrplan Der Klimaschutzfahrplan (Anlage 2) führt die einzelnen Projekte auf und stellt eine grobe Zeitschiene der zukünftigen Klimaschutzarbeit in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid dar. Er schlägt einen Zeitraum für die Projektumsetzung vor, wobei finanzielle Aspekte zunächst nicht berücksichtigt sind. Der Ansatz umfasst die ersten Jahre, in denen die dargestellten Projekte des Konzeptes auf den Weg der Umsetzung gebracht werden sollen. Anzumerken ist, dass manche Projekte die Klimaschutzarbeit der nächsten Jahrzehnte mitgestalten sollen und daraus resultierend den dargestellten Zeitraum überschreiten. Der Klimaschutzfahrplan ist eine Empfehlung, wann welche Projekte angestoßen werden können. Maßnahmen können durchaus zeitgleich angegangen werden. Tabelle Siehe Anlage 2 6. Controlling Neben der Initiierung und der Umsetzung dieser Projekte ist das Controlling der Klima- schutzaktivitäten wesentlicher Bestandteil der Aufgaben der Gemeinde. Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid sowie die weiteren Akteure auf dem Gemeindege- biet haben im Rahmen der Aufstellung des Klimaschutzkonzeptes Maßnahmen ausgearbei- tet, die in der abschließenden Umsetzung auf dem Gemeindegebiet ein hohes Maß an Ener- gieeffizienzsteigerung und CO2 Emissionsreduzierung bewirken werden. 24
Das Controlling umfasst die Ergebniskontrolle der durchgeführten Maßnahmen unter Be- rücksichtigung der festgestellten Potenziale und Klimaziele der Gemeinde und die notwendi- ge Nachsteuerung. Neben der Überwachung des Fortschritts in den Projekten und Maßnahmen ist die Anpas- sung an die aktuellen Gegebenheiten auf dem Gemeindegebiet notwendig. Dies bedeutet, dass realisierte Projekte bewertet und analysiert werden und entsprechend neu aufgelegt, verlängert oder um weitere Projekte ergänzt werden können. Dabei sind auch das Vorgehen in den Projekten und die Ansprache der Projektbeteiligten zu hinterfragen, um ein „Einschla- fen“ zu verhindern. Um den Gesamtfortschritt beurteilen zu können, empfiehlt es sich in regelmäßigen Abstän- den (ca. alle zwei Jahre) eine Prozessevaluierung durchzuführen. Dabei sollten nachstehen- de Fragen gestellt werden, die den Prozessfortschritt qualitativ bewerten: Netzwerke: Sind neue Partnerschaften zwischen den Akteuren entstanden? Welche Intensi- tät und Qualität haben diese? Wie kann die Zusammenarbeit weiter verbessert werden? Ergebnis: Ergaben sich Win-Win-Situationen, d.h. haben verschiedene Partner von dem Projekt profitiert? Was war ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg von Projekten? Gab es Schwierigkeiten und wie wurden sie gemeistert? Auswirkungen: Wurden Nachfolgeinvestitionen ausgelöst? In welcher Höhe? Wurden Ar- beitsplätze geschaffen? Umsetzung und Entscheidungsprozesse: Ist der Umsetzungsprozess effizient und trans- parent? Können die Arbeitsstrukturen verbessert werden? Wo besteht ein höherer Bera- tungsbedarf durch die Lenkungsgruppen/andere Fachleute? Beteiligung und Einbindung regionaler Akteure: Sind alle relevanten Akteure in ausrei- chendem Maße eingebunden? Besteht eine breite Beteiligung der Bevölkerung? Erfolgt eine ausreichende Aktivierung und Motivierung der Bevölkerung? Konnten (ehrenamtliche) Akteu- re hinzugewonnen werden. Zielerreichung: Wie sind die Fortschritte bei der Erreichung der Klimaziele? Befinden sich Projekte aus verschiedenen Handlungsfeldern bzw. Zielbereichen in der Umsetzung? Wo besteht Nachholbedarf? Konzept-Anpassung: Gibt es Trends, die eine Veränderung der Entwicklungsstrategie erfordern? Haben sich Rahmenbedingungen geändert, so dass Anpassungen vorgenommen werden müssen? In der quantitativen Bewertung werden die Finanzmittel (Eigen-, Förder- sowie Drittmittel) für die Umsetzung von Projekten sowie ggf. für Nachfolgeinvestitionen dargestellt und in Bezug zur Zielerreichung gesetzt. Eine Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz kann als quantitative Bewertung angese- hen werden, in der die langfristigen Energie- und CO2-Reduktionen erfasst und bewertet werden. Eine Fortschreibung soll hier in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren erfolgen. 25
7. Öffentlichkeitsarbeit Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist wesentlicher Bestandteil des Klimaschutzkonzeptes. Vielfach sind die inhaltlichen und methodischen Aspekte des Klimaschutzes in der Öffent- lichkeit nicht bekannt. Das bedeutet, dass dem Einzelnen nicht bewusst ist, was dem Klima schadet und wie er dem Klimawandel durch sein eigenes Handeln entgegenwirken kann. Um Umweltbewusstsein und umweltfreundliches Verhalten zu fördern ist daher eine intensive und effektive Kommunikation mit den Bürgern notwendig. Öffentlichkeitsarbeit soll informie- ren, sensibilisieren und dazu motivieren, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen. Eine transparente kommunale Klimapolitik ist deshalb ein wesentlicher Baustein der aktiven Bür- gerbeteiligung. Sie forciert auch die Einbeziehung potenzieller Akteure. Aus diesem Handeln heraus können sich Dialoge zwischen Kommune und Akteuren entwickeln, die für beide von Vorteil sind. Die bestehenden Strukturen sollten im Hinblick auf die im Rahmen des Klimaschutzkonzep- tes entwickelten Ziele neu bewertet und gegebenenfalls angepasst und erweitert werden. Diese Aufgabe sollte einer zentralen Stelle zugeordnet werden. Somit sind die wesentlichen Aufgaben: - Schaffung eines Klimaschutznetzwerkes - Aufbau eines umfangreichen Informationssystems - Motivieren und Überzeugen - aktive Beteiligung der Öffentlichkeit Ein effektives Informationssystem stellt in methodischer Hinsicht ein Agglomerat unterschiedlicher Maßnahmen dar. Diese sind vorrangig: - Pressearbeit - Kampagnen - Informationsveranstaltungen (zielgruppenorientiert) - Internetauftritt - Anlaufstelle und Beratungsangebot - Bereitstellung von Informationsmaterial - Erziehungs- und Bildungsangebote Die nachfolgende Tabelle zeigt eine allgemeine maßnahmenbezogene Konkretisierung der Inhalte und Akteure eines Informationssystems für die Gemeinde Neunkirchen- Seelscheid. Tabelle Siehe Anlage 3 26
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