Lauda Sion - Dresdner Philharmonie

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Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
Lauda Sion
SO 8. MRZ 2020 | KULTURPALAST
Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
VORVERKAUFS-
STARTS
NEUE SAISON 2020/2021

AB MONTAG 23. MRZ 2020
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AB MONTAG 20. APR 2020
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                                                                                        © Marco Borggreve

Schloßstraße 2 | 01067 Dresden | T +49 351 4 866 866   ticket@dresdnerphilharmonie.de
MO – FR 10 – 19 Uhr | SA 9 – 14 Uhr                    dresdnerphilharmonie.de
Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
PROGRAMM

           Jean Louis Nicodé (1853 – 1919)
           »Von Werdelust und tausend Zielen«
           Hauptsatz des Ersten Teils aus: »Gloria! Ein Sturm- und Sonnenlied« –
           Sinfonie in einem Satze op. 34 (1902/03)

           LESUNG
           Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)
           »Die Ringparabel«
           aus: »Nathan der Weise« Dramatisches Gedicht (1779)

           Max Bruch (1838 – 1920)
           »Kol Nidrei« – Adagio für Violoncello mit Orchester und Harfe
           nach hebräischen Melodien op. 47 (1880)

           PAUSE

           Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
           »Lauda Sion« – Kantate für Soli, Chor und Orchester op. 73 (1846)
           1. Lauda Sion, Salvatorem (Chor)
           2. Laudis thema specialis (Chor)
           3. Sit laus plena, sit sonora (Sopran und Chor)
           4. In hac mensa novi Regis (Quartett)
           5. Docti sacris institutis (Chor)
           6. Sub diversis speciebus (Chor)
           7. Caro cibus, sanguis potus (Sopran)
           8. Sumit unus, sumit mille (Soli und Chor)

           Wolfgang Hentrich | Dirigent
           Ahmad Mesgarha | Sprecher
           Friedrich Thiele | Violoncello
           Jana Büchner | Sopran
           Britta Schwarz | Alt
           Christoph Pfaller | Tenor
           Andreas Scheibner | Bass
           Philharmonischer Chor Dresden
           Gunter Berger, Iris Geißler | Einstudierung
           Fördervereins-Orchester der Dresdner Philharmonie gemeinsam mit
           ehemaligen und derzeitigen Mitgliedern der Dresdner Philharmonie
Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
Liebe Gäste,

    herzlich willkommen zum nun schon dritten
    Konzert des Orchesters des Fördervereins Dresdner
    Philharmonie e.V. im neuen Konzertsaal im Kultur-
    palast. Das Programm dieses Konzerts steht im
    Zeichen des diesjährigen 150-jährigen Jubiläums
    der Dresdner Philharmonie und findet im Rahmen
    der von der Gesellschaft für christlich-jüdische
    Zusammenarbeit veranstalteten Woche der Brüder-
    lichkeit statt.
    Wir danken allen Mitwirkenden, Solisten, ehemali-
    gen und aktiven Philharmonikern sowie dem
    Philharmonischen Chor, die diese besondere Form
    des Musizierens zum ersten oder zum wiederholten
    Mal mit uns pflegen.

    Freuen Sie sich auf ein interessantes und schönes
    Programm!

    Mit freundlichen Grüßen

    Prof. Dr. iur. Ralf Lunau
    Geschäftsführer des Fördervereins Dresdner Philharmonie e. V.

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Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
FÖRDERUNG MIT TRADITION – SEIT MEHR ALS 25 JAHREN

Mehr als ein
Geburtstagsständchen

Schon zum dritten Mal spielt das Orchester
des Fördervereins Dresdner Philharmo-        talen sechsteiligen Sinfonie »Gloria! Ein
nie e. V. gemeinsam mit ehemaligen und       Sturm- und Sonnenlied« soll an diesen
aktiven Philharmonikern sowie dem Phil-      besonderen Aspekt der Geschichte des
harmonischen Chor im neuen Konzert-          Orchesters erinnert werden. Da die
saal im Kulturpalast. So beginnen oftmals    Notenmaterialien für die Mitwirkenden
Traditionen und diese passt wunderbar        dieser Komposition trotz zahlreicher
zum 150-jährigen Jubiläum der Dresdner       Aufführungen weltweit nicht mehr nach-
Philharmonie, weil sie auf moderne Weise     weisbar waren, gab der Förderverein ihre
die bürgerschaftliche Verwurzelung dieses    Transkription aus der in der Sächsischen
Klangkörpers in der heutigen Stadtgesell-    Landes- und Universitätsbibliothek
schaft Dresdens veranschaulicht.             noch aufzufindenden Verlagspartitur in
Anlässlich des diesjährigen Jubiläums        Auftrag.
der Dresdner Philharmonie lässt der          Doch das Konzert knüpft auch mit den
Förderverein einen weiteren Teil der         beiden anderen Werken an die Traditio-
musikalischen Schätze hörbar werden,         nen des Dresdner Konzertlebens an, da
die die Geschichte dieses Klangkörpers       Mendelssohn Bartholdy und Bruch schon
markieren. Jean Louis Nicodé, der erste      seit ihren Anfängen zum Repertoire
Leiter der Philharmonischen Konzerte         der Philharmonischen Konzerte gehörten.
in Dresden ab 1885, formte nicht nur als     Im Jahr 2020 bieten sie zugleich einen
Dirigent das bürgerliche Musikleben der      interessanten Beitrag zu der von der
Stadt, sondern trat auch als erfolgreicher   Gesellschaft für christlich-jüdische
Komponist seiner Zeit hervor. Mit der        Zusammenarbeit veranstalteten Woche
Aufführung des ersten Satzes »Von Werde-     der Brüderlichkeit, in deren Rahmen
lust und tausend Zielen« der monumen-        dieses Konzert stattfindet.
                                             Es bereitet Freude und Stolz, Teil dieser
                                             besonderen Geschichte zu sein.

                                             dresdnerphilharmonie.de/foerderverein

                                                                                         3
Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
JOHANNA ANDREA WOLTER

    Von Kampf und
    Weltflucht eines Idealisten
    Nicodés »Gloria«

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                                               Väterlicherseits französisch-hugenotti-
                                               scher, mütterlicherseits polnischer Ab-
                                               stammung, hatte er seine Karriere nach
                                               der Übersiedlung seiner Familie aus Jer-
                                               sitz nach Berlin begonnen. Dort studierte
                                               er an der Neuen Akademie der Tonkunst
                                               Komposition, Kontrapunkt und Klavier
                                               und unterrichtete nach Abschluss seines
                                               Studiums 1875 für einige Zeit am selben
                                               Institut. Als konzertierender Pianist er-
                                               warb er sich bald den Ruf eines brillanten
                                               und ausdrucksstarken Musikers, und
                                               insbesondere machte eine Tournee, die
                                               er als Klavierpartner der Sängerin Désirée
                                               Artôt durch Rumänien und Galizien
                                               unternahm, eine breitere Öffentlichkeit
                                               auf ihn aufmerksam. So verpflichtete ihn
                                               Franz Wüllner 1878 als Hauptlehrer für
    Jean Louis Nicodé im Jahr 1906             Klavier an das von ihm geleitete Dresdner
                                               Konservatorium. 1885 gab Nicodé diese
    Obwohl bisher aus dem Kanon klassi-        Position auf und übernahm die künst-
    scher Musik weitgehend ausgeschlossen,     lerische Leitung der Dresdner »Philhar-
    gehörte Jean Louis Nicodé in den 1880er-   monischen Konzerte«. Ins Leben gerufen
    und 1890er-Jahren zu den wichtigsten       durch den Berliner Konzertunternehmer
                                               Hermann Wolff, entwickelte die Konzert-

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Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
reihe unter Nicodé eine eigene
Programmlinie, die sich neben
der klassisch-romantischen
Orchesterliteratur insbesondere
der musikalischen Moderne je-
ner Zeit – Anton Bruckner, Franz
Liszt, Felix Draeseke, Richard
Strauss – öffnete und damit bei
Publikum und Fachwelt geteilte
Reaktionen hervorrief. Aus-
nahmslos anerkennend indes
äußerten sich Kritiker zu Nico-
dés Dirigierkunst; Ferdinand
Pfohl beschrieb ihn als künstleri-
sche Persönlichkeit mit genialen
Fähigkeiten als Orchesterleiter:
In seiner Art zu dirigieren ver-
binde sich »echt musikalische,
in die letzten Tiefen des Kunst-     Nicodé als Vorkämpfer für die Musik seiner Zeitgenossen: Programmzettel
                                     zur Erstaufführung der 7. Sinfonie von Anton Bruckner mit dem
werks eindringende Auffassung        Gewerbehausorchester

mit geist- und gemütvoller,
durch innere Wärme und Temperament                  Das 1871 gegründete Gewerbehausorchester
belebter Interpretation, mit Klarheit und           (heute Dresdner Philharmonie), das die
Plastik: ein volles Erfassen des Kunst-             Philharmonischen Konzerte durchführte,
werks nach außen und innen.«                        entwickelte sich dank Nicodés künstle-
                                                    rischen Ambitionen zu einem leistungs-

                                                                                                               5
Lauda Sion - Dresdner Philharmonie
fähigen professionellen Klangkörper, der
    dem anspruchsvollen Repertoire gerecht
    werden konnte. Dennoch legte Nicodé           Fortan lebte er – mittlerweile durch seine
    sein Amt 1888 nieder und widmete sich         Heirat finanziell abgesichert – in seiner
    seinem kompositorischen Schaffen. 1893        Villa in Langebrück, wo er nach 12-jähriger
    eröffnete er eine eigene Konzertreihe, die    Unterbrechung endlich wieder zu kompo-
    Nicodé-Konzerte, für die er das Chem-         nieren begann.
    nitzer Städtische Orchester heranzog          Es steht außer Frage, dass sich Nicodé
    und 1896 den Nicodé-Chor gründete. In         mit seiner privat unternommenen Initia-
    seiner Programmgestaltung blieb er der        tive gegenüber der starken institutionel-
    fortschrittsenthusiastischen Linie seiner     len Macht der Hofkapelle und Schuchs
    früheren »Philharmonischen Konzerte«          damit verbundener Autorität im Hinter-
    treu. Damit besaß sein Konzertunterneh-       treffen, ja unlauter behandelt fühlte.
    men in Dresden und darüber hinaus ein         Seine Kränkung darüber verarbeitete er
    Alleinstellungsmerkmal, das freilich an       in poetisch-philosophischer Überhöhung
    Durchschlagskraft verlor, als sich Ernst      in seinem »Sturm- und Sonnenlied«
    von Schuch mit seiner Königlichen Ka-         »Gloria!«. Diesem gewaltigen Werk waren
    pelle Mitte der 1890er Jahre ebenfalls ver-   zwei weitere Hauptwerke vorangegangen:
    stärkt der bisher von Nicodé favorisierten    die Johannes Brahms gewidmeten
    Komponisten annahm. Tatsächlich ließ          Symphonischen Variationen op. 27 (1884)
    die Abonnentenzahl für die Nicodé-Kon-        und die Symphonie-Ode »Das Meer«
    zerte der Saison 1899/1900 derart nach,       op. 31. (1888) Anders als dort bestimmen
    dass die Durchführung der geplanten vier      in »Gloria!« autobiographische Bezüge,
    Abende nicht gesichert werden konnte.         die der Musikwissenschaftler Wolfgang
    Mit Verweis auf die vermeintliche Miss-       Mende eingehend analysiert hat1, das
    gunst der Konkurrenz, der Presse und das      innere Programm des Werkes: In der ein-
    dadurch abspenstig gemachte Publikum          sätzig konzipierten Tondichtung, für
    gab Nicodé sein Unternehmen auf und           deren sechs Abschnitte der Komponist
    zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.       auch alternative Satzschlüsse vorgehalten
                                                  hat, vollziehen sich Kampf und Welt-
                                                  flucht eines Helden (Nicodé).

                                                  1 Mende, Wolfgang, »Jean Louis Nicodés Gloria!-Sinfonie:
                                                    Beschwörung eines Heldenlebens, in: Richard Strauss und die
                                                    Sächsische Staatskapelle, Hildesheim, Zürich, New York 2019

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Titelblatt der Druckausgabe von »Gloria!«

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Im Eröffnungsteil folgen einem dreima-       JEAN LOUIS NICODÉ
    ligen Tompetensignal hinter der Szene        * 12. August 1853 in Jersitz (Jerczik)
                                                   bei Posen (Poznán)
    eine Reihe von Haupt- und Nebenmoti-         † 14. Oktober 1919 in Langebrück (Dresden)
    ven im Orchester, die im weiteren Verlauf
    des Werkes eine Rolle spielen. Dieser        »Gloria! Ein Sturm- und
    »Vorverkündigung«, die laut Nicodés          Sonnenlied« Sinfonie in
    Erläuterung auf Werdelust, Unheil und
                                                 einem Satze op. 34
    Kampf vorausweist, schließt sich der im
    heutigen Konzert erklingende Hauptsatz
                                                 ENTSTEHUNG
    des ersten Abschnitts, »Von Werdelust
                                                 1900 bis 1903
    und tausen Zielen«, an: sorglos-frohe
                                                 URAUFFÜHRUNG
    Kindheit, Entfaltung der jugendlichen
                                                 30. Mai 1905 in Frankfurt am Main
    Kräfte, das Trachten nach hohen Zielen.
                                                 ERSTE UND LETZTE VOLLSTÄNDIGE
    Gegen Ende eines Durchführungsteils          AUFFÜHRUNG IN DRESDEN
    tritt zum ersten Mal (verkörpert durch       Am 16. Februar 1915 durch die Königliche
    gestopftes Horn und Streichertremolo)        Kapelle und die Singakademie Dresden
                                                 unter Leitung des Komponisten im
    das »mahnende Fatum« auf, welches das        Königlichen Opernhaus
    Leben des Helden fortan begleiten wird.
                                                 ZULETZT IN EINEM KONZERT DER
    Eine Folge von Variationen dieses Motivs     DRESDNER PHILHARMONIE
    mündet in stetiger Steigerung bis zum fff    »Der neue Morgen«, Schlussteil der
                                                 »Gloria«-Sinfonie, am 29. Oktober 2017
    in einem Halbschluss (Das Fatum warnt!).
                                                 durch das Orchester des Fördervereins
    Den ersten Abschnitt der Symphonie be-       der Dresdner Philharmonie unter Leitung
    endet mit einem plötzlichen piano-Motiv      von Wolfgang Hentrich
    über einem Streichertremolo das Eng-         BESETZUNG
    lischhorn, das sich im späteren Verlauf      3 Flöten (3. auch Piccolo), 3 Oboen
                                                 (3. auch Englischhorn), 3 Klarinetten (3. auch
    der Symphonie mit »Des Hirten Lied« als      Bassklarinette), 2 Fagotte, Kontrafagott,
    jene poetische Figur zu erkennen gibt, die   6 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba,
    dem Helden den Weg zur Erlösung in der       Pauken, Schlagwerk (Große Trommel,
                                                 Kleine Trommel, Triangel, Becken), 2 Harfen,
    Natur weist.                                 Streicher
                                                 DAUER
                                                 gesamtes Werk: 2 bis 2 ¼ Stunden
                                                 »Von Werdelust und tausend Zielen«:
                                                 ca. 12 Minuten

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Populäres Werk
auf religiöser Grundlage
Bruchs »Kol Nidrei«

                 Max Bruch, 1838 in Köln als Sohn eines
                 Beamten und einer Sängerin geboren und
                 musikalisch früh begabt und gefördert,
                 erhielt ersten systematischen musiktheo-
                 retischen Unterricht in Bonn und Köln.
                 Auf seine Entwicklung als Komponist
                 hatte vor allem Ferdinand Hiller, Direktor
                 des Kölner Konservatoriums und des
                 Gürzenich-Orchesters, Einfluss. Durch
                 Hillers Vermittlung erhielt er 1852 ein
                 Stipendium der Frankfurter Mozart-
                 Stiftung, das ihm ermöglichte, 1853 –1857
                 sorgenfrei zu studieren und Reisen zu
                 unternehmen. In den folgenden Jahren
                 fand Bruch mit mehreren Kompositio-
                 nen höchste Anerkennung, so dass er
                 1865 zum Musikdirektor des Koblenzer
                 Musik-Instituts berufen wurde; dort ent-
                 stand neben mehreren Chorwerken sein
                 bis heute überaus populäres erstes Violin-
                 konzert op. 26. Ab 1867 hatte er wechseln-
                 de Lehrpositionen und Kapellmeisterstel-
Max Bruch
                 len in Deutschland und England inne.
                 Er pflegte Kontakt mit den bedeutends-
                 ten Musikern seiner Zeit, so zu Johannes
                 Brahms, Joseph Joachim und Pablo de
                 Sarasate.

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Titelblatt der Erstausgabe des Klavierauszuges

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Von 1890 bis 1910 lehrte er Komposition
an der Berliner Königlichen Akademie
der Künste, wo unter anderem Ottorino
Respighi und Ralph Vaughan Williams zu
seinen Schülern gehörten.
Neben zahlreichen Ehrungen und Orden
von Universitäten, Akademien und phil-       Die Informationen zu Entstehung, Ur-
harmonischen Gesellschaften im In- und       aufführung und Drucklegung des Werkes
Ausland wurde ihm auch die Ernennung         sind spärlich und widersprüchlich;
zum korrespondierenden Mitglied der          mehrere Briefe erwähnen geplante Auf-
Académie des Beaux Arts in Paris zuteil.     führungen in Deutschland, Frankreich
Bruchs Tonsprache, geprägt durch die         oder an Bruchs damaliger Wirkungsstätte
deutsche Romantik, blieb in seiner           Liverpool. Bruch selbst schrieb an seinen
gesamten reifen Schaffenszeit weitestge-     Verleger Simrock von ersten Proben in
hend unverändert, während die Strömun-       Berlin und Liverpool im Winter 1880/81,
gen der Musik des 19. und beginnenden        womit wahrscheinlich Voraufführungen
20. Jahrhunderts an ihm vorüberzogen         gemeint waren, die üblicherweise an-
und ihn quasi im Abseits zurückließen.       gesetzt wurden, bevor das Werk an den
Von Bruchs mehr als zweihundert              Verlag gehen sollte. Den Jahreswechsel
Werken, darunter drei Opern und drei         1880/81 verbrachte Bruch in Berlin,
Symphonien, sind heutzutage nur noch         wo er »Kol Nidrei« noch einmal in einer
wenige im Konzertsaal zu hören, darun-       »Orchesterstunde« an der Königlichen
ter sein 1. Violinkonzert und »Kol Nidrei«   Hochschule ausprobieren wollte. In einem
op. 47, das in jenen Jahren entstand,        weiteren Brief an Simrock vom 8. April
die Bruch im Wechsel zwischen Berlin         1881 bestätigt Bruch dann die Zusendung
und Liverpool verbrachte.                    der druckfertigen Komposition, und zwar
                                             in der Version für Violoncello solo und
                                             für Solovioline samt Klavierbegleitung.

                                                                                         11
Musikalische Widmungskarte mit einem Thema aus dem »Kol Nidrei«

     Die Anregung zur Komposition des »Kol                  Brief an Eduard Birnbaum die befreun-
     Nidrei« verdankte Bruch dem Cellisten                  dete Familie des Kantors Abraham Jacob
     Robert Hausmann (1852 – 1909), dem er                  Lichtenstein, der für seinen stimmgewal-
     das Werk auch widmete. Zur Herkunft                    tigen und seelenvollen Vortrag berühmt
     der Melodien schrieb er seinem Freund                  war, und er bekannte: »Obgleich ich
     Kamphausen am 31. Januar 1882: »Die                    Protestant bin, habe ich doch als Künstler
     beiden Melodien sind ersten Ranges –                   die außerordentliche Schönheit dieser
     die erste ist die eines uralten Hebräischen            Gesänge tief empfunden und sie deshalb
     Bußgesanges, die zweite (Dur) der                      durch meine Bearbeitungen gerne ver-
     Mittelsatz des rührenden und wahrhaft                  breitet.«
     großartigen Gesanges: ›Oh weep for those,              »Kol Nidrei« (Aramäisch: »Alle Gelübde«)
     that wept on Babel’s stream‹ (Byron),                  ist eine Gebetsformel, die zu Beginn des
     ebenfalls sehr alt. Beide Melodien lernte              Abendgottesdienstes von Yom Kippur,
     ich in Berlin kennen, wo ich bekanntlich               dem höchsten Fest des jüdischen Kalen-
     im Verein viel mit den Kindern Israel zu               ders, vor dem eigentlichen Gebet nach
     thun hatte.« 1889 bezog er sich in einem               der traditionellen Weise rezitiert wird.
                                                            Max Bruch wollte mit seiner Paraphrase
                                                            kein sakrales Musikwerk schaffen, und

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ihm war bewusst, dass aus seiner Feder
keine jüdische Musik hervorgehen würde.
Vielmehr betrachtete er die Themen des
»Kol Nidrei« als Anregungen, vergleich-
bar mit jenen aus dem Bereich der Volks-
musik, die er in seiner »Schottischen
Phantasie« op. 46 frei verwendet hatte.
Das »Kol Nidrei« wird fast durchgängig
vom Solo-Cello mit seinen Melodien und
virtuosen Läufen beherrscht. Das Orchester
beschränkt sich weitgehend auf die
akkordische Begleitung und die kurze         MAX BRUCH
                                             * 6. Januar 1838 in Köln
Vorstellung oder Beantwortung von Mo-        † 2. Oktober 1920 in Berlin
tiven, die der traditionellen hebräischen
Weise entstammen. Sechzehntelfiguren         »Kol Nidrei«
erinnern an die Kunst des von jüdischen      Adagio für Violoncello mit Orchester und Harfe
Kantoren praktizierten melismatischen        nach hebräischen Melodien op. 47
Gesangs. Zu Beginn sprechen Klage, Bitte,
Beschwörung aus der d-Moll-Melodie des       ENTSTEHUNG
                                             1880
Cellosolos, es folgt eine Steigerung zum
Hauptthema »Kol Nidrei«, die auf ihrem       VORAUFFÜHRUNGEN BZW.
                                             URAUFFÜHRUNG
Höhepunkt nach D-Dur umschlägt und in        2. November 1880 in Liverpool, Ende 1880 in
einem Morendo-Schluss versöhnlich aus-       Berlin, 20. Oktober 1881 in Leipzig
klingt. Damit erfüllte Bruchs »Kol Nidrei«   ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER
alle Erwartungen an ein wirkungsvolles       DRESDNER PHILHARMONIE
Konzertstück, wie es sich Hausmann           BESETZUNG
gewünscht hatte. Der tief emotionale,        Solo-Violoncello, 2 Flöten, 2 Oboen,
                                             2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner,
ja religiöse Charakter des Vorbilds und
                                             2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauke, Harfe,
seine suggestive Kraft sind ihm trotzdem     Streicher
geblieben.                                   DAUER
                                             ca. 11 Minuten

                                                                                              13
Ökumenische Geste eines
     protestantischen Musikers
     Mendelssohns »Lauda Sion«

                                                                   und Textwahl, im Stil oder in der Orien-
                                                                   tierung an stilistischen Vorbildern sowie
                                                                   in Entstehungsanlass und Bestimmung
                                                                   fordert sie zu eingehender Untersuchung
                                                                   heraus. Schon Hermann Kretzschmar war
                                                                   1895 angesichts von Mendelssohns Œuvre
                                                                   zu der Einschätzung gelangt, dass dieser
                                                                   mit vielen Kompositionen geistlicher
                                                                   Vokalmusik seine bedeutendsten Schöp-
                                                                   fungen hinterlassen habe. Mendelssohn
                                                                   komponierte Werke für den katholischen,
                                                                   anglikanischen und reformierten Gottes-
                                                                   dienst, aber auch eine Fülle von geistli-
                                                                   cher Musik ohne liturgische Bindung, die
                                                                   auch im Konzertsaal zu Hause ist und vor
                                                                   allem dort erklingt. Manche dieser Werke
                                                                   entstanden als Auftragskompositionen,
     Felix Mendelssohn Bartholdy 1846, Gemälde von Eduard Magnus   zu anderen inspirierte den Komponisten
                                                                   das Studium großer Werke der Vergan-
                                                                   genheit, und die Bedeutung der Kantaten
     Im Gesamtwerk von Felix Mendelssohn                           und Oratorien Bachs steht in diesem
     Bartholdy, das außer der Oper alle seiner-                    Zusammenhang außer Frage. Allerdings
     zeit üblichen musikalischen Gattungen                         haben Mendelssohns Verdienste um die
     umfasst, nimmt die geistliche Musik                           Wiederbelebung und -aufführung der
     breiten Raum ein. Vielfältig in Besetzung                     Matthäuspassion im März 1829 in Berlin
                                                                   die Mendelssohn-Rezeption so stark

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geprägt, dass seine eigenen geistlichen
Schöpfungen weitgehend aus dem Blick-         Seine Entstehungsgeschichte lässt sich
feld gerieten – wozu auch Vorurteile in       anhand einer Vielzahl von Quellen re-
Bezug auf Mendelssohns jüdische Her-          konstruieren: Im April 1845 erhielt Men-
kunft erheblich beigetragen haben. Eine       delssohn von dem belgischen Musiker
unvoreingenommenere Würdigung von             Henri-Guillaume Magis den Auftrag, zum
Mendelssohns Schaffen begann sich erst        600-jährigen Jubiläum der Einführung
seit den 1970er-Jahren durchzusetzen          des Fronleichnamsfestes eine neue Ver-
und umfasst seitdem auch sein geistli-        tonung der Verssequenz des Thomas von
ches Vokalwerk, freilich in unterschied-      Aquin zu komponieren. Die Feierlich-
lichem Maße.                                  keiten waren für Juni 1846 in St. Martin
Zu den bislang wohl am wenigsten be-          zu Lüttich vorgesehen. Mendelssohn
achteten Chorwerken Mendelssohns              willigte ein und bat am 1. Juni 1845 um
gehört seine Vertonung der liturgischen       »eine genaue Abschrift der Worte zum
Sequenz »Lauda Sion Salvatorem« (»Lobe,       ›Lauda Sion‹«, woraufhin ihm Magis eine
Zion, den Erlöser«). Er komponierte sie       Abschrift der lateinischen und französi-
1845/1846 parallel zu seiner Arbeit an sei-   schen Texte sandte. Mitte Oktober hatte
nem Oratorium »Elias«, das als Dreh- und      Mendelssohn gute Fortschritte gemacht
Angelpunkt aller kompositorischen Akti-       und konnte die Fertigstellung und Über-
vitäten seiner beiden letzten Lebensjahre     sendung der Partitur für Ende November
mit seinem Glanz alle anderen Chorwerke       in Aussicht stellen. Er geriet jedoch durch
derselben Periode durch seinen Umfang         andere Projekte – unter anderem durch
und seine Bedeutung überstrahlte. Auch        das Libretto zum »Elias« – unter Zeit-
hat Mendelssohn sein »Lauda Sion« nie         druck, wodurch sich die Fertigstellung
selbst dirigiert und folglich – anders als    des »Lauda Sion« sehr verzögerte. Erst am
im Fall des »Elias« – keine Aufführungs-      23. Februar 1846 konnte Mendelssohn das
tradition begründen können, die sich an       komplette Material nach Lüttich senden.
seiner Interpretation orientiert hätte.       Die Uraufführung sollte am 11. Juni 1846
Veröffentlicht wurde »Lauda Sion«             in der Kirche St. Martin stattfinden.
op. 73 als erstes posthumes Werk in Eng-      Mendelssohn traf kurz zuvor in Lüttich
land und Deutschland.                         ein, da er die Absicht hatte, bei der
                                              Probenarbeit zu assistieren, ohne
                                              jedoch die Aufführung selbst zu leiten.

                                                                                            15
Seiner Schwester Fanny
     Hensel musste er ent-
     täuscht mitteilen, dass nur
     eine einzige Probe geplant
     gewesen sei, in der aber
     mit den höchst mangel-
     haften Ressourcen, die
     die Bischöfe genehmigt
     hatten, »nichts zu machen
     gewesen« sei. Entspre-
     chend schlecht fiel die Auf-
     führung selbst aus, zu der
     sich nichtsdestoweniger
     eine eindrucksvolle Schar      Das Innere der Kirche St. Martin in Liège, anonymer Stich aus dem 19. Jahrhundert

     kirchlicher Würdenträger
     einschließlich Bischöfen und Erzbischö-                Dem von den geistlichen Herren so treff-
     fen eingefunden hatte, »prächtig gekleidet             lich vor Augen geführten pompös feierli-
     mit rotem, purpurnem und goldenem                      chen Charakter eines katholischen Festes
     Tuch und Damast – ein unvergesslicher                  entsprach Mendelssohns Komposition in
     Anblick«. Mendelssohns Werk wurde                      musikalisch fundierter Weise. So setzte er
     im Anschluss an eine Predigt über das                  den überwiegenden Teil der achtsätzigen
     Geheimnis der Eucharistie aufgeführt.                  Komposition für Chor und stellte ihm im
                                                            lyrischen Satz Nr. 4 und im vielgliedrigen
                                                            Satz Nr. 8 Abschnitte für Solo-Quartett

16
gegenüber. Kurze solistische Passagen für
Sopran im Satz Nr. 3 und eine Sopranarie
als Satz Nr. 7 lockern ihn auf. Ebenso       satzes mit seinem thematischen Rekurs
vermitteln vor allem das harmonisch be-      auf den Anfang des Stückes vermitteln
stimmte Hauptthema und die Steigerung        die innere Dramatik und Geschlossen-
zum Choreinsatz in Satz Nr. 1 sowie die      heit eines Werkes, dem über die Erfüllung
finale Steigerung in Satz Nr. 8 den feier-   eines Kompositionsauftrags hinaus in-
lichen Charakter. Die zunächst unisono       nerhalb von Mendelssohn Kirchenmusik-
vorgetragene Choralmelodie in Satz           schaffen Referenzcharakter zukommt.
Nr. 5 und die anschließende Chorfuge aus
Satz Nr. 6 repräsentieren den Topos des
Sakralen. Das Thema der Chorfuge wird
ebenfalls aus dem Choral gewonnen und
                                             FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
zitiert schließlich die Choralmelodie als    * 3. Februar 1809 in Hamburg
majestätisch-erhabenen Bläserchoral.         † 4. November 1847 in Leipzig
Im späteren posthumen Erstdruck von
op. 73 war die Fuge nicht enthalten. Bei     »Lauda Sion«
der Lieferung der Noten an Magis hatte       Kantate für Soli, Chor und
Mendelssohn sie zunächst zurückbehalten,     Orchester op. 73
da er einen Teil ihres Textes bereits im
Fünften Satz in Musik gesetzt hatte. Noch    ENTSTEHUNG
                                             1845/46
vor der Aufführung reichte er das Stück
nach, »obwohl es ein wenig streng ist und    URAUFFÜHRUNG
                                             11. Juni 1846 in der Kirche St. Martin
obwohl es eine Fuge ist und obwohl es zu     in Liège (Lüttich), Belgien
lang ist«. Damit ist Mendelssohns »Lauda
                                             ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER
Sion« eine der wenigen nahezu vollstän-      DRESDNER PHILHARMONIE
digen Neuvertonungen der Sequenz des         BESETZUNG
Thomas von Aquin.                            Soli: Sopran, Alt, Tenor, Bass; vierstimmig
Der Satzaufbau des »Lauda Sion«, die         gemischter Chor; 2 Flöten, 2 Oboen,
                                             2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner,
Mannigfaltigkeit der kompositorischen
                                             2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken,
Mittel sowie die Konzeption des Schluss-     Streicher
                                             DAUER
                                             ca. 32 Minuten

                                                                                           17
DER GESANGSTEXT

     FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

     »Lauda Sion«

                                            1. CHOR
                             Lauda Sion Salvatorem,      Deinem Heiland, deinem Lehrer,
                          Lauda ducem et pastorem        deinem Hirten und Ernährer,
                               In hymnis et canticis.    Sion, stimm ein Loblied an!

                       Quantum potes, tantum aude,       Preis nach Kräften seine Würde,
                             Quia maior omni laude,      da kein Lobspruch, keine Zierde
                                Nec laudare sufficis.    seinem Ruhm genügen kann.

                                            2. CHOR
                             Laudis thema specialis      Dieses Brot sollst du erheben,
                                Panis vivus et vitalis   welches lebt und gibt das Leben,
                                  Hodie proponitur.      das man heut’ den Christen weist.

                       Quem in sacræ mensa cœnæ          Dieses Brot, mit dem im Saale
                           Turbæ fratrum duodenæ         Christus bei dem Abendmahle
                              Datum non ambigitur.       die zwölf Jünger hat gespeist.

                             3. SOPRAN UND CHOR
                           Sit laus plena, sit sonora;   Laut soll unser Lob erschallen
                              Sit iucunda, sit decora    und das Herz in Freude wallen,
                                    Mentis iubilatio,    denn der Tag hat sich genaht,

                          Dies enim solemnis agitur      Da der Herr zum Tisch der Gnaden
                       In qua mensæ prima recolitur      uns zum ersten Mal geladen
                                    Huius institutio.    und dies Mahl gestiftet hat.

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4. QUARTETT
        In hac mensa novi Regis      Neuer König, neue Zeiten,
      Novum Pascha novæ legis        neue Ostern, neue Freuden,
          Phase vetus terminat.      neues Opfer allzumal!

            Vetustatem novitas,      Vor der Wahrheit muss das Zeichen,
          Umbram fugat veritas,      vor dem Licht der Schatten weichen,
           Noctem lux eliminat.      hell erglänzt des Tages Strahl.

  Quod in cœna Christus gessit,      Was von Christus dort geschehen,
       Faciendum hoc expressit       sollen wir fortan begehen,
              In sui memoriam:       seiner eingedenk zu sein.

                        5. CHOR
           Docti sacris institutis   Treu dem heiligen Befehle
         Panem, vinum in salutis     wandeln wir zum Heil der Seele
         Consecramus hostiam.        in sein Opfer Brot und Wein.

       Dogma datur Christianis,      Doch wie uns der Glaube kündet,
   Quod in carnem transit panis      der Gestalten Wesen schwindet,
         Et vinum in sanguinem.      Fleisch und Blut wird Brot und Wein.

Quod non capis, quod non vides,      Was das Auge nicht kann sehen,
           Animosa firmat fides      der Verstand nicht kann verstehen,
        Præter rerum ordinem.        sieht der feste Glaube ein.

                                                                            19
6. CHOR
         Sub diversis speciebus,     Unter beiderlei Gestalten
     Signis tantum et non rebus,     hohe Dinge sind enthalten,
              Latent res eximiæ:     in den Zeichen tief verhüllt.

                      7. SOPRAN
      Caro cibus, sanguis potus,     Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise,
     Manet tamen Christus totus      doch der Herr bleibt gleicherweise
            Sub utraque specie.      ungeteilt in beider Bild.

       A sumente non concisus,       Wer ihm nahet voll Verlangen,
     Non confractus, non divisus     darf ihn unversehrt empfangen,
               Integer accipitur.    ungemindert, wunderbar.

             8. SOLI UND CHOR
       Sumit unus, sumunt mille,     Einer kommt, und tausend kommen,
       Quantum isti, tantum ille,    doch so viele ihn genommen,
       Nec sumptus consumitur.       er bleibt immer, der er war.

      Sumunt boni, sumunt mali,      Gute kommen, Böse kommen,
          Sorte tamen inæquali,      alle haben ihn genommen,
               Vitæ vel interitus.   die zum Leben, die zum Tod.

       Mors est malis, vita bonis,   Bösen wird er Tod und Hölle,
           Vide paris sumptionis     Guten ihres Lebens Quelle,
          Quam sit dispar exitus     wie verschieden wirkt dies Brot!

     Fracto demum sacramento,        Wird die Hostie auch gespalten,
       Ne vacilles, sed memento      zweifle nicht an Gottes Walten,
     Tantum esse sub fragmento,      dass die Teile das enthalten,
          Quantum toto tegitur.      was das ganze Brot enthält.

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Nulla rei fit scissura,    Niemals kann das Wesen weichen,
   Signi tantum fit fractura,      teilen lässt sich nur das Zeichen,
 Qua nec status nec statura        Sach’ und Wesen sind die gleichen,
            Signati minuitur       beide bleiben unentstellt.

     Ecce panis Angelorum,         Seht das Brot, die Engelspeise!
     Factus cibus viatorum,        Auf des Lebens Pilgerreise
        Vere panis filiorum,       nehmt es nach der Kinder Weise,
    Non mittendus canibus!         nicht den Hunden werft es hin!

    Bone pastor, panis vere,       Guter Hirt, du wahre Speise,
      Jesu, nostri miserere,       Jesus, gnädig dich erweise!
   Tu nos pasce, nos tuere,        Nähre uns auf deinen Auen,
     Tu nos bona fac videre        lass uns deine Wonnen schauen
          In terra viventium.      in des Lebens ewigem Reich!

 Tu qui cuncta scis et vales,      Du, der alles weiß und leitet,
Qui nos pascis hic mortales,       uns im Tal des Todes weidet,
     Tuos ibi commensales,         lass an deinem Tisch uns weilen,
     Cohæredes et sodales          deine Herrlichkeit uns teilen.
     Fac sanctorum civium.         Deinen Seligen mach uns gleich!

                Thomas von Aquin   Deutsche Übertragung: Franz Xaver Riedel, 1773

                                                                                    21
DIRIGENT

     WOLFGANG
     HENTRICH
                                                        dem Philharmonischen Kammer-
                                                        orchester Dresden die von ihm
                                                        konzipierte Konzertreihe »Dresd-
                Prof. Wolfgang Hentrich ist seit 1996   ner Abende« im Deutschen
                Erster Konzertmeister der Dresdner      Hygiene Museum Dresden, die in
                Philharmonie. Er studierte an der       das Konzertangebot der Dresdner
                Dresdner Musikhochschule Violine        Philharmonie eingebettet war.
                bei Gudrun Schröter und in der          Seit 2013 ist Wolfgang Hentrich
                Meisterklasse von Gustav Schmahl.       Leiter der Deutschen Streicher-
                Eine zusätzliche Ausbildung erhielt     philharmonie und produzierte
                er in den Fächern Streichquartett       mit diesem jüngsten deutschen
                bei Rudolf Ulbrich und Dirigieren       Spitzenorchester zwei CDs.
                bei Volker Rohde.                       Das vielfältige Repertoire des
                Von 1987 bis 1996 war er Erster         Künstlers reicht von der Barock-
                Konzertmeister der Robert-Schu-         musik über die zyklische Auffüh-
                mann-Philharmonie Chemnitz. Ab          rung von Violinsonaten u.a. von
                2009 spielte Wolfgang Hentrich          Mozart, Beethoven, Schumann,
                als Konzertmeister regelmäßig mit       Brahms, Grieg bis zu gemeinsamen
                dem Rundfunk-Sinfonieorchester          Auftritten mit dem Rockmusiker
                Berlin unter Leitung von Marek          Dirk Zöllner.
                Janowski.                               Als Solist spielte er mehrfach mit
                Er leitet das Philharmonische Kam-      der Dresdner Philharmonie und
                merorchester Dresden und widmet         führte u.a. Violinkonzerte von
                sich intensiv der Kammermusik.          Prokofjew, Hindemith, Hartmann
                Von 2012 bis 2018 gestaltete er mit     (Concert funèbre), Bernstein (Sere-
                                                        nade), Bruch (Schottische Fantasie),
                                                        Peteris Vasks und Thorsten Raschs
                                                        Violinkonzert auf.

22
An CD-Produktionen sind
u.a. zu nennen: Violin-
konzerte von Kurt Schwaen
und Ruth Zechlin, Orches-
terwerke von Johann
Strauß, Vivaldis »Vier Jah-
reszeiten«, »Arabesque« mit         Wolfgang Hentrich ist Honorarpro-
der Harfinistin Nora Koch, Werke    fessor für Violine an der Dresdner
von Paganini für Violine und        Musikhochschule und widmet sich
Gitarre mit Markus Gottschall       mit besonderer Liebe speziellen
sowie Mozarts Sonaten für Klavier   Programmen für Kinder.
und Violine mit Camillo Radicke     Im Jahr 2002 gründete er mit mu-
sowie »Romantischer Streicher-      sikbegeisterten Laien das Förder-
klang« mit dem Philharmonischen     vereins-Orchester der Dresdner
Kammerorchester Dresden.            Philharmonie, das seitdem das
Nach dem Vorbild des legendären     Musikleben der Stadt bereichert.
Wiener Konzertmeisters Willi
Boskovsky dirigierte er seit 1999
zahlreiche Neujahrskonzerte der
Dresdner Philharmonie und der
Robert-Schumann-Philharmonie
Chemnitz.

                                                                         23
VIOLONCELLO

     FRIEDRICH
     THIELE

               Friedrich Thiele, geboren 1996,
               erhielt zahlreiche renommierte
               nationale und internationa-             Schmidt in Weimar. Zuvor wurde
               le Ehrungen: den 2. Preis, den          er fünf Jahre von Peter Bruns im
               Publikumspreis und den Preis            Jungstudium an der Hochschule
               für die beste Interpretation des        für Musik und Theater »Felix
               Auftragswerks beim Internatio-          Mendelssohn Bartholdy« Leipzig
               nalen Musikwettbewerb der ARD           ausgebildet. Als Solist gastierte er
               2019 und den Preis des Deutschen        beim Sinfonieorchester des Baye-
               Musikwettbewerbs 2019. Durch            rischen Rundfunks, dem Orchester
               aktuelle Erfolge beim Internatio-       des Nationaltheaters Brasília, der
               nalen Instrumentalwettbewerb            Deutschen Kammerphilharmonie
               Markneukirchen 2019                     Bremen, dem Münchner Rundfunk-
               (2. Preis, Publikumspreis, Orches-      orchester, den Nürnberger Sinfo-
               terpreis), beim Wettbewerb Ton &        nikern, dem Orquesta Sinfónica
               Erklärung in München 2017               Simón Bolívar in Caracas und dem
               (1. Preis), sowie beim TONALi-          Rundfunk-Sinfonieorchester Prag.
               Wettbewerb 2015 in Hamburg              Friedrich Thiele spielte solistisch
               (3. Preis und Publikumspreis) star-     bereits in vielen großen Konzert-
               tete er eine internationale Karriere.   häusern, wie dem Mariinsky-Thea-
               Er ist seit 2016 Student in der         ter Sankt Petersburg, der Elbphil-
               Klasse von Wolfgang Emanuel             harmonie und der Laeiszhalle
                                                       Hamburg sowie dem Herkulessaal
                                                       und dem Gasteig in München.
                                                       Als leidenschaftlicher Kammer-

24
musiker durfte er schon beim            Marc-André Hamelin.
Heidelberger Frühling, beim             Bereits seit 2010 wird Friedrich
Schleswig-Holstein Musik Festival,      von der Deutschen Stiftung
dem Molyvos International Music         Musikleben gefördert und spielt
Festival und dem Vadim Repin            ein französisches Cello aus der
Trans-Siberian Art Festival auf-        2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, aus
treten. Dort spielte er u.a. mit Igor   dem Deutschen Musikinstrumen-
Levit, Benjamin Beilman, Volker         tenfonds.
Jacobsen, Viviane Hagner und

                                                                              25
SOPRAN

     JANA
     BÜCHNER
                                                   Gastspiele führten sie zudem
                                                   an die Staatsopern Dresden und
                                                   Hamburg, die Deutsche Oper Berlin,
                                                   die Oper Halle, an das Aaltotheater
                                                   Essen, an die Staatstheater Mün-
              Die in Dresden geborene lyrische     chen und Braunschweig sowie an
              Sopranistin erhielt ihre Gesangs-    die Staatsoperette Dresden.
              ausbildung bei Ilse Hahn an          Die 2002 mit dem Sächsischen
              der Hochschule für Musik ihrer       Mozartpreis ausgezeichnete
              Heimatstadt. Meisterkurse bei        Sängerin ist gleichermaßen
              Elisabeth Schwarzkopf prägten sie    auch eine gefragte Konzert- und
              ebenso wie die Zusammenarbeit        Oratoriensängerin mit einem um-
              mit Brigitte Fassbaender und Bri-    fangreichen vom Barock bis zur
              gitte Eisenfeld von der Staatsoper   Moderne reichenden Repertoire.
              Berlin.                              Unter Leitung namhafter Dirigen-
              Jana Büchner begann ihre Solis-      ten wie Ingo Metzmacher, Simone
              tenlaufbahn im Ensemble des          Young, Jun Märkl, Mario Venzago,
              Chemnitzer Opernhauses, wo sie       Peter Schreier und Ludwig Güttler
              in den Mozart-Rollen Susanna,        gastiert sie regelmäßig bei
              Pamina, Blondchen und Ilia sowie     renommierten Ensembles wie
              in weiteren zentralen Partien        dem Dresdner Kreuzchor und dem
              ihres Faches wie Olympia, Sophie,    MDR-Rundfunkchor Leipzig sowie
              Zdenka, Zerbinetta, Gretel,          der Staatskapelle Dresden, der
              Gilda, Musetta und Rosina große      Dresdner Philharmonie, dem MDR
              Erfolge feierte.                     Sinfonieorchester Leipzig sowie
                                                   der Cappella Sagittariana Dresden.
                                                   Ihr großes Interesse gilt auch
                                                   dem Liedgesang, wo sie eine enge

26
freundschaftliche sowie künst-
lerische Zusammenarbeit mit dem
dem Pianisten Eckart Sellheim
und der Pianistin Brita Wieder-
anders verbindet. Dabei widmen
sie sich den Werken von Mozart,
Schubert, Brahms, Mendelssohn
und Hensel in ihrer historischen
Aufführungspraxis.
Die Schönheit und Ausdrucks-
stärke ihrer Stimme konnte sie
in zahlreichen Hörfunk- und
CD-Aufnahmen sowie in einer
TV- und DVD-Produktion der
Hamburgischen Staatsoper mit
ihr in der Partie der Constance der
Poulenc-Oper »Les Dialogues des
Carmelites« unter Beweis stellen.
Konzertreisen und Liederabende
führten sie bereits auf zahlreiche
europäische Podien, wie jüngst
mit einem Liederabend in die
Niederlande und dem »Deutschen
Requiem« von Johannes Brahms
nach Frankreich und Polen.

                                      27
ALT

     BRITTA
     SCHWARZ
                                                Geltung bringen. Dabei arbeitet
                                                sie mit so namhaften Dirigenten
                                                wie Philippe Herreweghe, Milan
                                                Horvat, Michel Plasson, Helmuth
                                                Rilling, Kent Nagano, Jörg-Peter
           In Neubrandenburg (Mecklenburg-      Weigle, Bruno Weil, Marek Janow-
           Vorpommern) geboren, begann          ski, Peter Schreier und Gustavo
           Britta Schwarz ihr Gesangsstudium    Dudamel. Hervorzuheben ist die
           zunächst an der Hochschule für       regelmäßige und sehr inspirierende
           Musik »Hanns Eisler« in Berlin bei   Zusammenarbeit mit András
           Christa Niko und wechselte später    Schiff.
           nach Dresden zu Prof. Christian      Im Jahr 2000 initiierte sie mit sehr
           Elßner und Prof. Hartmut Zabel.      großem Erfolg den Liederzyklus
           Anschließend erhielt sie ein vier-   »Lied Zweitausend« in Dresden
           jähriges Engagement am Studio der    (12 verschiedene Liederabende).
           Staatsoper Dresden (Semperoper).     Viel beachtete Fortsetzungen gab
           Bei internationalen Wettbewerben     es in den Jahren 2003, 2007 und
           in Karlovy Vary, Zwickau und         2012.
           London errang sie Preise.            Konzerte und Liederabende
           In zahlreichen Konzerten mit         führten Britta Schwarz in fast alle
           renommierten Orchestern, u.a.        Länder Europas, nach Israel,
           den Berliner Philharmonikern,        Japan, Kanada, in die USA und
           der Staatskapelle Dresden, der       nach Südamerika. Weiterhin wirkte
           Dresdner Philharmonie, dem           sie bei internationalen Festivals
           Concertgebouworkest Amsterdam,       mit, darunter das Spoleto Festival
           dem Israel Philharmonic Orchestra,   in Charleston (USA), das Festival
           den Stuttgarter Philharmonikern,     für Alte Musik Utrecht, die
           der Academy of St. Martin in the     Dresdner Musikfestspiele, Blyth
           Fields und der Cappella Andrea       Valley Chamber Music (England),
           Barca konnte sie ihr umfangreiches   der MDR-Musiksommer, das Rhein-
           Repertoire mit großem Erfolg zur     gau Musikfestival, die Passauer
                                                Europäischen Wochen und das

28
Menuhin Festival Gstaad. Zum
wiederholten Male war sie im Jahr
2014 beim Lucerne Festival mit der
Missa solemnis von Ludwig van
Beethoven unter der Leitung von
András Schiff zu Gast.
Seit vielen Jahren widmet sich
Britta Schwarz intensiv der Barock-
musik. Dies führte zu vielen
Begegnungen mit bedeutenden
Barock-Ensembles, z.B. dem Frei-
burger Barockorchester, mit Cantus
Cölln, mit Musica Antiqua Köln,
dem Concerto Köln, der Batzdorfer
Hofkapelle, der Akademie für Alte
Musik Berlin, dem Rias Kammer-        Johann Sebastian Bach sowie 2015
chor und zur Zusammenarbeit mit       Bachs h-Moll-Messe veröffentlicht.
Reinhard Goebel, Marcus Creed,        Weitere Einspielungen erschienen
Pierre Cao, Gustav Leonhardt,         bei CPO, Carus, Raumklang und
Ludger Rémy, Hans-Christoph           Kammerton.
Rademann und in jüngster Zeit         Seit einigen Jahren unterrichtet
mit Michael Schönheit. Mit dem        Britta Schwarz der Hochschule für
Lautenisten Stefan Maass hat Britta   Musik Carl Maria von Weber
Schwarz zahlreiche Programme          Dresden, wo sie den Interpretations-
für Solostimme und Basso continuo     kurs für Oratorium leitet. Im April
erarbeitet.                           2010 wurde sie als Gastprofessorin
Im Januar 2001 erschien bei           für Gesang an die Hochschule
berlin classics eine Solo-CD mit      für Musik »Hanns Eisler« Berlin
weltlichen italienischen Barock-      berufen und zum Oktober 2015
kantaten. Beim gleichen Label         am selben Institut zur Honorar-
wurde 2012 eine Gesamtaufnahme        professorin ernannt.
des Weihnachtsoratoriums von

                                                                             29
TENOR

     CHRISTOPH
     PFALLER

                 Christoph Pfaller wurde 1992 in
                 Leipzig geboren und erhielt seine
                 erste musikalische Ausbildung
                 im Thomanerchor, wo er von
                 Kammersänger Martin Petzold
                 unterrichtet wurde. Er unternahm
                 mit dem Chor unter Leitung von
                 Thomaskantor Georg Christoph
                 Biller zahlreiche Reisen im In- und
                 Ausland (u.a. Japan, Südkorea,
                 Australien) und wirkte bei einigen
                 CD-Aufnahmen und Konzerten als
                 Knabensolist mit. In der Spielzeit
                 2004/2005 übernahm er an der
                 Oper Leipzig die Rolle des ersten
                 Knaben in Mozarts »Die Zauber-
                 flöte«. Seit 2013 studiert er an der
                 Hochschule für Musik und Theater
                 »Felix Mendelssohn Bartholdy«

30
Leipzig Gesang bei Professor
Christina Wartenberg und Jeanette
Favaro-Reuter. Zuletzt war er als
Tamino und Don Ottavio in Wolf-
gang Amadeus Mozarts Opern »Die
Zauberflöte« und »Don Giovanni«          Im September 2017 entstand
zu hören. Besonders intensiv             gemeinsam mit der Chapelle de la
verbunden fühlt sich der junge           Vigne Freiburg eine erste CD mit
Tenor dem Oratorium, das ihn seit        Bachkantaten unter Leitung von
frühester Kindheit begleitet und         Bernhard Schmidt.
prägt. So tritt er heute als gefragter   Christoph Pfaller ist Stipendiat
Solist – besonders als Evangelist        und Preisträger der Kammeroper
und Bach-Interpret – im In- und          Schloss Rheinsberg 2017.
Ausland auf und hat dabei mit den
Dirigenten Hans-Christoph Rade-
mann, John Eliot Gardiner, Frieder
Bernius, Peter Schreier, Michael
Schönheit, Thomaskantor Gotthold
Schwarz und Ensembles wie der
Gächinger Cantorey, dem Tho-
manerchor Leipzig, der Dresdner
Philharmonie, dem Gewandhaus-
orchester Leipzig und der Staatska-
pelle Halle zusammengearbeitet.

                                                                            31
BASS

     ANDREAS
     SCHEIBNER
                                                  Seit 1993 ist der Bariton freischaf-
                                                  fend als Konzert-, Lied- und Opern-
            Kammersänger Andreas Scheibner        sänger international bei führenden
            war in seiner Jugend Mitglied         Veranstaltern tätig, so zum Beispiel
            des Dresdner Kreuzchors. Einer        mit Luciano Berio bei BBC London,
            Empfehlung Hans Werner Henzes         RAI Milano, dem Internationalen
            folgend, entschied er sich für den    Musik- und Tanzfestival Granada
            Sängerberuf. Erste Theaterengage-     und am Teatro Comunale di Firen-
            ments führten ihn nach Bautzen        ze; mit Peter Schreier bis 2012 bei
            (daselbst sang er seinen ersten von   dessen großen Oratorienkonzerten
            ca. 450 Papagenos), Stralsund und     weltweit; mit Fabio Luisi in Berlin,
            Potsdam. 1983 wurde er Mitglied       Dresden, Wien, Graz, Paris und
            des Ensembles der Staatsoper          Rom. Mit Dirigenten wie Claudio
            Dresden. Dort entwickelte er sich     Abbado, Christian Thielemann,
            innerhalb weniger Jahre zu einem      Asher Fish, Christoph Eschenbach,
            der meistbeschäftigten Solisten mit   Sebastian Weigle und Hans-Chris-
            Hauptpartien in »Don Giovanni«,       toph Rademann konzertierte der
            »Eugen Onegin«, »Die schweigsame      Sänger in New York, Tokio, Rom,
            Frau«, »Tannhäuser«, »Capriccio«,     Buenos Aires, São Paulo, Caracas,
            »Der Barbier von Sevilla«, »Figaros   Amsterdam, Wien, Venedig, Mün-
            Hochzeit«, »La Bohème« und            chen, Köln, Stuttgart, Berlin, Brüs-
            vielen anderen Musiktheater-          sel, Liverpool und vielen anderen
            werken.                               Musikzentren.
                                                  Operngastspiele führten ihn zwi-
                                                  schen ab 2001 unter anderem nach
                                                  Paris (»Die Fledermaus«, Urauf-
                                                  führung von Philippe Manourys

32
»K« nach »Der Prozess« von Kafka,      gen in Frankreich (Marseille, Caen,
»Lear« von Aribert Reimann), Va-       Lille, Avignon, Reims, Limoges,
lencia (»Parsifal«), Wien (»Die Zau-   Rouen, u.a.).
berflöte«, »Die schweigsame Frau«,     Neben der Oper gilt Scheibners
Ernest Blochs »Macbeth«), Brüssel      besondere Vorliebe den Oratorien
(»Tristan und Isolde«), Guadalajara    Bachs, Haydns, Brahms’, Mendels-
(»Fidelio«), Wiesbaden (»Tiefland«,    sohns und Dvořáks, dem roman-
»Wozzeck«) und Dresden (»Der Ro-       tischen deutschen Lied und der
senkavalier«, »Carmen«). Nach der      zeitgenössischen Musik, wobei ihm
Übernahme des Wozzeck bei der          die jahrzehntelange Verbundenheit
israelischen Erstaufführung in Tel     zur musica sacra seiner Sächsischen
Aviv folgte von 2010 bis 2012 eine     Heimat besonders wertvoll ist.
große Zahl »Wozzeck«-Aufführun-

                                                                             33
SPRECHER

     AHMAD
     MESGARHA

                Der gebürtige Berliner Schauspie-
                ler und Sänger Ahmad Mesgarha
                studierte an der Hochschule für
                Musik und Theater Felix Mendels-
                sohn Bartholdy in Leipzig. 1990
                wurde er an das Staatsschauspiel
                Dresden engagiert und ist seitdem
                Mitglied des Ensembles. Hier war
                er in unterschiedlichsten Insze-
                nierungen zu erleben, darunter in
                Partien wie Prinz von Guastalla in    William Shakespeares »Othello« in
                »Emilia Galotti«, Sultan Saladin in   einer Inszenierung von Thorleifur
                »Nathan der Weise«, die Titelfigur    Örn Arnarsson. 2004 wurde er mit
                in Molières »Der Menschenfeind«,      dem Erich-Ponto-Preis ausgezeich-
                Mephistopheles in »Faust«, zuletzt    net. Er arbeitet mit zahlreichen
                u.a. als Geheimrat Eduard Tobler in   namhaften Regisseuren zusammen
                »Drei Männer im Schnee«, Theater-     wie Stefan Bachmann, Roger Von-
                direktor Striese in »Der Raub der     tobel, Bettina Bruinier, Tilmann
                Sabinerinnen«, Atzbacher in »Alte     Köhler und Volker Lösch. Ahmad
                Meister« sowie die Titelfigur in      Mesgarha ist zudem bekannt durch
                                                      zahlreiche Engagements für Kino-
                                                      und Fernsehproduktionen und hat
                                                      sich auch als Sprecher vieler Radio-
                                                      features einen Namen gemacht.

34
ORGEL UND AKKORDEON

Bach und Baltikum
SO 29. MRZ 2020 | 18.00 Uhr
KULTURPALAST

Werke von VASKS, LEVICKIS, KUJALA und BACH

IVETA APKALNA | Orgel
MARTYNAS LEVICKIS | Akkordeon
GUNTER BERGER | Leitung
PHILHARMONISCHER CHOR DRESDEN
                                                                              © Mindo Cikanavicius

Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 €             ticket@dresdnerphilharmonie.de
9 € Schüler, Studenten                       dresdnerphilharmonie.de
CHOR

     PHILHARMONISCHER
     CHOR DRESDEN

                                                                  öffnung des neuen
                                                                  Konzertsaals im
                                                                  Kulturpalast im
                                                                  April 2017, das
                                                                  Jubiläumskonzert
                                                                  zum 50-jährigen
                                                                  Bestehen der
                                                                  Philharmonischen
                                                                  Chöre und die
                                                                  Mitwirkung bei der
                                                                  Saisoneröffnung
                                                                  mit Gustav Mah-
                                                                  lers monumentaler
            Gegründet im Jahr 1967 auf            Achter Sinfonie im selben Jahr.
            Initiative des damaligen Philhar-     Das Ensemble mit seinen aktuell
            monischen Chefdirigenten Kurt         etwa 70 Sängerinnen und Sängern
            Masur, kann der Philharmonische       konzertiert mit der Dresdner Phil-
            Chor auf über 50 erfolgreiche Jahre   harmonie unter Leitung der jewei-
            zurückblicken, geprägt von zahl-      ligen Chef- und Gastdirigenten,
            reichen Konzerten sowie nationa-      pflegt Kooperationen mit anderen
            len und internationalen Konzert-      Chören und Orchestern und gas-
            reisen. Zu den Höhepunkten der        tiert mit A-cappella-Programmen
            letzten Saison zählen ganz gewiss     inner- und außerhalb Dresdens.
            die Aufführung der Sinfonie Nr. 9     Einen Schwerpunkt in der Zusam-
            von Ludwig van Beethoven zur Er-      menarbeit mit den Philharmoni-
                                                  kern bildet die klassisch-romanti-
                                                  sche Chorsinfonik.

36
SOPRAN
                                      Antje Braun
                                      Anna Bretschneider
                                                              TENOR
                                      Iris Geißler
                                      Liane Hörl              Matthias Bartzsch
                                      Annett Jahnke           Peter Cassier
                                      Nora Johannes           Stanimir Georgiew
                                      Jeannette Keßler        Friedemann Jäckel
                                      Susanne Kirmse          Andreas Krell
Zum Gesamtrepertoire gehören          Kitty Lahde             Andres Küchler
chorsinfonische Werke, Oratorien      Silke Lenk              Dieter Leffler
                                      Anne Leuschke           René Michel
und konzertant aufgeführte Opern
                                      Uta Oelkers             Maria Mickuteit
aus allen Epochen, dazu rein vo-      Izabela Osuch-Hinow     Martin Obendorf
kale Werke. Rundfunkmitschnitte       Elena Patsalidou        Richard Schlenzig
                                      Ulrike Schael           Johannes Schneider
und CD-Aufnahmen dokumentie-
                                      Beate Schirwitz         Holger Zeh
ren Qualität, Anspruch und Vielsei-   Eliane Schlenzig
tigkeit des Ensembles. 1989 wurde     Gerit Thomas
                                      Tina Wiedemann
der Chor mit dem Kunstpreis der
                                                              BASS
Stadt Dresden ausgezeichnet.
                                                              Christfried Adam
Seit 2012 ist Prof. Gunter Berger                             Friedemann Beyer
                                      ALT
Künstlerischer Leiter des Chores                              Thomas Gläßer
und leitet zahlreiche Konzerte. Der   Sabine Alex             Michael Jänchen
                                      Katrin Arlt             Hans-Joachim Mehler
Chor probt ganzjährig mit ihm,        Susanne Blechschmidt    Maik Mende
darüber hinaus werden die einzel-     Uta Clausen             Johannes Plundrich
nen Chormitglieder stimmlich          Angelika Ernst          Dietrich Schulz
                                      Regina Hanusch          Wilfried Schneider
geschult. Sie leisten die intensive   Claudia Howitz          Roberto Schreiber
Chorarbeit in ihrer Freizeit. Neue    Evelyn Janke            Erik Simon
Sänger mit Chorerfahrung und          Cornelia Jubelt
                                      Angela Kockisch
vorgebildeter Stimme sind stets       Claudia Mayer-Athens-
willkommen.                           taedt
Ein gemeinnütziger Förderverein       Bettina Mehler
                                      Elke Noack
unterstützt den Chor finanziell bei
                                      Ilona Schär
besonderen Projekten.                 Monika Schilling
                                      Ruby Schwurack
                                      Utta Taupadel
                                      Simona Seifert-Dersin
                                      Ellen Uhlmann

                                                                                    37
EINSTUDIERUNG

     GUNTER
     BERGER
                Gunter Berger, geboren 1962 in
                Greifswald, erhielt seine musika-
                lische Ausbildung im Fach Schul-
                musik an der Hochschule für Musik
                Franz Liszt in Weimar und an der       Professor für Chor - und Ensemble-
                Hochschule für Musik und Theater       leitung an der Hochschule für Musik
                Felix Mendelssohn Bartholdy in         Franz Liszt in Weimar. Seit 2015
                Leipzig im Fach Orchesterdirigieren.   unterrichtet er Chor- und Orchester-
                Seit 1990 widmet er sich haupt-        dirigieren an der Hochschule für
                sächlich der Chormusik. So führte      Musik Carl Maria von Weber in
                er den MDR Kinderchor als dessen       Dresden. Darüber hinaus ist er oft
                Leiter von 1990 bis 2011 zu europä-    Gast bei besonderen Chorprojekten
                ischer Geltung. Darüber hinaus         wie z. B. der Liederbörse, einem
                arbeitete er beispielsweise mit dem    Projekt des Berliner Rundfunk-
                Gewandhauschor Leipzig, mit            chores. Seit der Spielzeit 2012/2013
                der Berliner Cappella und vielen       leitet Gunter Berger als Chor-
                anderen Ensembles.                     direktor die Philharmonischen
                Gunter Berger gibt seine Erfahrun-     Chöre Dresden. In dieser Zeit
                gen in Workshops und Chorleiter-       erweiterte er das Ausbildungs-
                seminaren sowie an Musikhoch-          angebot und Repertoire für die
                schulen und Universitäten weiter,      jungen und erwachsenen Choristen
                u.a. war er von 2009 bis 2012          maßgeblich. In seinen vielfältigen
                                                       Programmen präsentiert er dem
                                                       Publikum neben den bekannten
                                                       auch immer wieder vergessene
                                                       oder neue Werke, die den Konzert-

38
plan der Dresdner Philharmonie
bereichern. Zu den besonderen
Höhepunkten zählten in den letzten
Jahren neben dem Eröffnungs-
konzert des neuen Konzertsaals im
Kulturpalast sowie der Aufführung
von Mahlers 8. Sinfonie insbeson-
dere das Festkonzert zum 50. Jubi-
läum der Philharmonischen Chöre.
Immer steht für ihn die Individua-
lität jeder einzelnen Chorpersön-
lichkeit im Fokus: »In einem Chor
ist jede Stimme wichtig. Wenn es
gelingt, diese stimmliche Indivi-
dualität gepaart mit den ganz
eigenen Emotionen zum Leben
zu erwecken, entstehen Momente
intensivsten musikalischen Erle-
bens. Dieses Erleben mit unserem
Publikum zu teilen und mit ihm in
einen geistigen und emotionalen
Austausch zu treten, ist für mich
das Ziel jedes Konzertes.«

                                     39
EINSTUDIERUNG

     IRIS
     GEIẞLER

                Iris Geißler
                studierte
                Korrepeti-
                tion an der
                Hochschule
                für Musik
                Carl Maria
                von Weber
                Dresden. Seit
                1994 arbeitet
                sie freiberuflich mit verschiedenen    Als Pianistin und Chordirigentin
                Ensembles (u.a. Philharmonischer       arbeitete sie u.a. in Ungarn, Öster-
                Chor Dresden, Sächsisches Vocalen-     reich, den Vereinigten Arabischen
                semble, Universitätschor Dresden,      Emiraten, der Schweiz, Japan und
                Leipziger Oratorienchor). Sie unter-   in Polen. Seit 2013 ist Iris Geißler
                richtet Klavier und ist Chorleiterin   Chorassistentin des Philharmoni-
                des Pirnaer Singekreises. Bis 2005     schen Kinderchores sowie des Phil-
                hatte sie als Korrepetitorin einen     harmonischen Chores Dresden.
                Lehrauftrag in der Abteilung Schul-
                musik an der Hochschule für Musik
                Carl Maria von Weber Dresden.

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ORCHESTER

FÖRDERVEREINS-
ORCHESTER DER DRESDNER
PHILHARMONIE
Das Fördervereins-Orches-
ter der Dresdner Philharmo-
nie wurde 2002 auf Initiati-
ve des Konzertmeisters Prof.
Wolfgang Hentrich gegrün-
det, in dessen Händen auch
die musikalische Leitung
liegt. Das aus Mitgliedern
des Fördervereins bestehen-
de Orchester stellt eine
besonders intensive Ver-
bindung zwischen Förde-
rern und Mitgliedern der Dresdner      Es verfügt zurzeit über 40 Mitglie-
Philharmonie dar und dürfte auf        der (Streicher und Bläser) und ist
seine Art einmalig in der deutschen    für geübte Laienmusiker die sich
Orchesterlandschaft sein.              dem Orchester und dem Förderver-
Das Orchester trifft sich in der       ein anschließen möchten offen.
Regel einmal monatlich zu Proben,      Besonders sichtbar wird die enge
die im Verlauf des Jahres in ein bis   Verbindung zwischen Förderver-
zwei Konzerten ihren Abschluss         ein und Dresdner Philharmonie in
und Höhepunkt finden.                  der gelegentlichen Verstärkung des
Das ambitionierte Laienorchester       Orchesters durch Philharmoniker
ist in seiner Zusammensetzung ein      oder bei gemeinsamen Auftritten
Spiegelbild der beruflichen Vielfalt   im Rahmen des »Musikalischen
der Mitglieder des Fördervereins.      Picknicks« in den Gärten von
                                       Schloss Albrechtsberg.

                                                                             41
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