SPIELZEIT - Schauspiel Köln

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SPI ELZ EI T
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GRUSSWORTE                                                                                                   BETTINA WAGNER-BERGELT

Sehr geehrte
Zuschauer*innen,
liebe Freund*innen
und Kolleg*innen,
                dass es in Köln gelungen ist, wieder ein so engagiertes     ergänzen. In der kommenden Saison können wir alle        Siegal Produktionen hier zeigte, dann in Form von
                und interessiertes Tanzpublikum heranzuziehen, nach-        uns auf Gastspiele von »Peeping Tom«, »Ballet BC«,       Koproduktionen und in Zukunft, eine wunderbare
                dem die Politiker*innen vor mehr als zwei Jahrzehn-         »Akram Khan Company«, »Eastman«, »La Veronal«,           inhaltliche und organisatorische Verdichtung, indem
                ten wie in vielen deutschen Städten erst einmal tabula      »São Paulo Dance Company«, »Bayerisches Junior           das »BoD« jeweils für die kommenden 2 Jahre eine
                rasa mit dem Tanz gemacht hatten, ist ein kleines           Ballett«, »Ultima Vez«, »Nederlands Dans Theater«        Saison am Schauspiel Köln bestreitet, hier produziert
                Wunder. Vollbracht hat es Hanna Koller durch ihre           und »tanzmainz« freuen.                                  und präsentiert.
                beharrliche Arbeit, ihr Wissen und ihre Kontakte.
                Köln – in den achtziger Jahren ein Zentrum der Kre-         Aber ein reines Gastspielprogramm macht noch kei-        Ein solches Modell ist neu, mutig und verspricht eine
                ativität, der internationalen Kooperationen und der         ne Tanzstadt. Dazu gehört im besten Falle auch ein       große inhaltliche Bereicherung und kontinuierliche
                Präsentation zeitgenössischen Tanzes, ist wieder auf        Ensemble, das hier in der Stadt wieder fest etabliert    künstlerische Arbeit, die zudem spartenübergreifend
                dem Weg, eine Tanzstadt zu werden. Wer hätte das            ist und den kreativen Austausch mit der Hochschule       gedacht ist, wie es bereits die erfolgreiche Produktion
                noch vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Das           für Tanz pflegt, mit der freien Szene und den eingela-   »Roughhouse« gezeigt hat, die von Köln und München
                ist vor allem Hanna Koller zu verdanken, die durch          denen Gastkünstlern. Dass Ensemblestrukturen heu-        aus in andere Spielstätten eingeladen wurde.
                ein sehr ambitioniertes Gastspielprogramm, das seit         te unter Umständen anders auszusehen haben, dass         Wir alle blicken nicht nur der kommenden Saison mit
                Jahren neben dem Staatenhaus in den fantastischen           wir flexibler und in offeneren Formen denken müs-        Spannung und Vorfreude entgegen und wünschen viel
                Räumen des Schauspielhauses in Mülheim stattfin-            sen – auch das haben die Kölner*innen gelernt und        Erfolg für die neuen Wege.
                den kann, Köln auf die Landkarte der »Places to go«         eine Struktur erarbeitet, in der zunächst das »BoD«
                im Tanz zurückgezaubert hat. Auf einer Bühne, die           unter Richard Siegals künstlerischer Leitung arbei-      Bettina Wagner-Bergelt
                wie geschaffen ist für zeitgenössischen Tanz, mit einem     ten kann, und später vielleicht dann auch andere         Intendantin Tanztheater Wuppertal Pina Bausch
                offenen Foyer für Gespräche, Begegnungen und Rah-           Künstler*innen.
                menprogramme. In ihren Programmreihen hat die               Und diesmal ist es das Schauspiel mit Stefan Bach-
                Kuratorin alles präsentiert, was nicht nur Rang und         mann an der Spitze, das den Tanz wieder dauerhaft
                Namen, sondern vor allem Qualität und inspirierende         in Köln am Stadttheater zu etablieren scheint. Schon
                Kraft für die Tanzszene besitzt. Die Liste der Namen        seit Jahren arbeiten – neben Hanna Koller – Stefan
                liest sich wie ein Who is Who der zeitgenössischen inter-   Bachmann, Claudia Bauer und eine ganze Reihe enthu-
                nationalen Tanzszene: »Forsythe Company«, »DV8«,            siastischer Tanzexpert*innen daran, den amerikani-
                »Hofesh Shechter Company«, »Sasha Waltz & Guests«,          schen Choreografen Richard Siegal und sein »Ballet
                »Rosas«, »Nederlands Dans Theater«, »Israel Gálvan          of Difference«, das 2016 gegründet wurde, in Koope-
                Company«, »l–e–v« und »Ballett am Rhein Düssel-             ration mit der Muffathalle München fester an das
                dorf Duisburg« – und sie ließe sich um viele Namen          Kölner Haus zu binden. Zunächst, indem Richard
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GRUSSWORTE                                                                                                       HANNA KOLLER

Liebes Tanzpublikum,
                seien Sie herzlich willkommen in einer neuen Tanz-        Im Staatenhaus gibt es sechs Tanzabende und eine          Nach der wortgewaltigen Produktion »Trap Town«
                saison, die wir mit einem Paukenschlag eröffnen: Es       Uraufführung des »MD Kollektiv«/»Nutrospektif«            wird der Belgier Wim Vandekeybus mit seiner Kom-
                ist uns gelungen, Richard Siegal mit seinem »Ballett      aus der freien Tanzszene Köln:                            panie ein Stück zeigen, das ohne Sprache auskommt,
                of Difference« für zwei Jahre nach Köln zu holen.         Die »São Paulo Dance Company« zeigt diesmal ein           dafür mit live Musik und seinem für ihn typischen
                Wir haben in der nächsten Spielzeit somit nicht nur       Ballett des viel zu früh verstorbenen deutschen Choreo-   hochathletischen Tanz. Die Produktion hat im De-
                neun große internationale Kompanien zu Gast, son-         grafen Uwe Scholz, ein Stück von Marco Goecke und         zember 2019 Premiere und ist und bei uns im März
                dern auch eine Tanzkompanie »in residence« am             eine neue Kreation der Brasilianerin Cassi Abranches.     2020 zu sehen. Akram Khan, der sich in Köln mit sei-
                Schauspiel Köln. Dies verdanken wir dem Engage-           Besonders die beiden ersten Stücke erfordern eine         nem Solo »Xenos« von der Bühne verabschiedet hat,
                ment von Schauspiel Köln, der Kunststiftung nrw           herausragende Technik, die diese Kompanie schon           kommt im Mai mit seiner Kompanie zu uns, mit der er
                und vor allem dem neu aufgelegten Förderprogramm          mehrmals in Köln unter Beweis gestellt hat.               die Produktion »Outwitting the Devil« kreiert. Er be-
                neue wege des nrw kultursekretariat und des Mi-           Drei Choreografien von drei Frauen einer Generation       schäftigt sich mit dem berühmten Gilgamesh-Epos.
                nisteriums für Kultur und Wissenschaft des Landes         zeigt das »Ballet BC« aus Kanada, das zum ersten          Die Tanzsaison wird das mit dem deutschen Theater-
                nrw. Das »Ballett of Difference« wird die nächsten        Mal bei uns zu Gast ist: Azure Barton und Crystal         preis »der faust« ausgezeichnete Stück »Soul Chain«
                zwei Jahre das Gastspielprogramm im Depot mit unter-      Pite aus Kanada und die Israelin Sharon Eyal präsen-      beschließen. Sharon Eyal hat es für »tanzmainz« cho-
                schiedlichen Produktionen und Formaten bereichern         tieren Arbeiten, die von großer Sinnlichkeit, Weiblich-   reografiert.
                und mit seiner physischen Präsenz den Tanzstandort        keit und Persönlichkeit geprägt sind, getanzt von einer
                Köln enorm stärken. Richard Siegals choreografische       wunderbaren Kompanie – ein Fest für die Sinne.            Begleiten Sie uns auch weiterhin so begeistert wie bis-
                Handschrift wird, in Zusammenarbeit mit Künst-            Anlässlich des Bauhaus Jubiläum haben Sie die Mög-        her auf alten und neuen Wegen in die Tanzstadt Köln
                ler*innen unterschiedlichster Disziplinen, unsere Seh-    lichkeit das »Triadische Ballett« von Oskar Schlemmer
                gewohnheiten herausfordern. Und wir dürfen gespannt       in der Choreografie von Gerhard Bohner, welches das       Ihre Hanna Koller
                sein, wie sich das neue Spannungsfeld zwischen der        »Bayerische Junior Ballett München« mit den origi-        Kuratorin Tanz an den Bühnen Köln
                kontinuierlichen Präsenz einer Kompanie »in resi-         nalen Kostümen einstudiert hat, anzuschauen.
                dence« und den temporären Auftritten der Gast-Kom-        Ins Depot kommen sechs weitere Gastkompanien
                panien auf die kreativen Prozesse und die Entwick-        mit 15 Vorstellungen. Marcos Morau kehrt mit seiner
                lung des Tanzes in der Tanzstadt Köln auswirkt. Bei       Kompanie »La Veronal« zurück. Er zeigt mit seinen
                der Residenz des »Ballet of Difference« am Theater        Tänzer*innen eine Dystopie im Zeitalter der Digitali-
                Köln gehen wir neue Wege, denn die Kompanie wird          sierung. Kurz vor Weihnachten ist erstmals in Deutsch-
                gemeinsam mit dem Kulturreferat der Landeshaupt-          land das Stück »Session« zu sehen, eine Koproduk-
                stadt München in Kooperation und dem Muffatwerk           tion mit Tanz Köln. Sidi Larbi Cherkaoui, der irische
                München gefördert, sodass unsere Produktionen auch        Tänzer Colin Dunne und zwei Musiker haben einen
                dort zu sehen sein werden.                                sehr intimen und persönlichen Abend kreiert, der mit
                                                                          einer großen Leichtigkeit und viel Humor einhergeht.
                Und Sie, liebes Publikum, haben, ob Gastspiel oder        Das »Nederlands Dans Theater 2« präsentiert sich
                Kompanie »in residence«, auch im Zeitalter der Digi-      zum ersten Mal im Depot. Neben einem Klassiker von
                talisierung weiterhin die Möglichkeit, die Vielfalt des   Hans van Manen tanzen sie Choreografien von Marco
                zeitgenössischen Tanzes vor-Ort analog und haut-          Goecke, Sol Léon & Paul Lightfoot sowie Edward Glug,
                nah zu erleben, mit allem was dazu gehört: Körper,        dessen künstlerische Handschrift das erste Mal in Köln
                Emotionen, Schweiß, Begegnungen, Widersprüche             zu sehen sein wird.
                und Gespräche.
SPIELZEIT - Schauspiel Köln
RICHARD SIEGAL                                                                                                        SCHAUSPIEL KÖLN

RICHARD SIEGAL /
                                                                                                             Theater und Tanzprojekte. Seine Arbeiten wirken          Gesamtkunstwerk aus elektronischer Musik, neues-
                                                                                                             durch die Verwendung elektronisch erzeugter Impro-       ter Lichttechnologie und Ballett. Den Kontrapunkt
                                                                                                             visation experimentell und stehen für die Kreation von   hierzu bildet eine Arbeit, die zu der Musik des Tech-
                                                                                                             neuer elektronischer Musik.                              no-Duos Modeselektor kreiert wird. Modeselektor,

BALLET OF
                                                                                                             Dem gegenüber steht »Made for Walking«, das Siegal       zwei Drittel der international renommierten Elektro-
                                                                                                             2018 in Köln für vier seiner Tänzer*innen kreiert hat.   pop-Band Moderat, arbeiten für dieses Projekt an ei-
                                                                                                             Robuste Stiefel ersetzen den Spitzenschuh und lassen     ner neuen Musik, die Richard Siegals Arbeit in noch
                                                                                                             eine vierstimmige Partitur entstehen – eine Ausein-      stärkerer Weise dem Publikum öffnen wird.

DIFFERENCE AM
                                                                                                             andersetzung mit Polyrhythmik und der Umsetzung
                                                                                                             auf visueller Ebene im Tanz. Das dritte Stück dieses
                                                                                                             Triple Bill wird eine Uraufführung sein.

SCHAUSPIEL KÖLN
                                                                                                             Das dritte Programm am Ende der Spielzeit konzen-
                                                                                                             triert sich auf den »Pop-Appeal« von Siegals choreo-
                                                                                                             grafischer Arbeit. Die Kreation »Liedgut«, die Siegal
                                                                                                             2015 für das Ballett in Wiesbaden entwickelt hat,
                                                                                                             wird mit seinen Tänzer*innen neu einstudiert. Die
                                                                                                             Musik ist von Uwe Schmidt (alias Atom TM): ein

Die im Jahr 2017 erfolgreich gestartete Kooperation mit Richard Siegal /
Ballet of Difference erreicht eine neue Dimension. Mit Beginn der

                                                                                                        06
nächsten Spielzeit ist Richard Siegal »Artist in Residence« am Schau-
spiel Köln. Über 2 Jahre wird er in Köln eine Kompanie aufbauen und mit
ihr hier produzieren und arbeiten.

                                              Geplant sind drei verschiedene Programme in der
                                              Spielzeit 2019.20: Neben »New Ocean«, das im Sep-
                                              tember Premiere hat, wird es im weiteren Verlauf der
                                              Spielzeit einen dreiteiligen Abend – Triple Bill – im
                                              Depot 2 und am Ende der Spielzeit eine Doppelauf-
                                              führung – Double Bill – im Depot 1 geben.

                                              Richard Siegal ist unerschrocken und sprengt die Gren-
                                              zen des klassischen Tanzes. In »Metric Dozen«, das
                                              2014 in Marseille Premiere hatte und Teil des Triple
                                              Bill sein wird, verdichten sich abstrakte elektronische
                                              Klänge und radikale Bewegung zu einer intensiven
                                              Tour de Force. Die Musik stammt von dem Komponis-
                                                                                                                 New Ocean

                                              ten und Performer Lorenzo Bianchi Hoesch. Er kom-
                                              poniert Musik für Live-Performances, Installationen,
SPIELZEIT - Schauspiel Köln
RICHARD SIEGAL

RICHARD SIEGAL /
BALLET OF
DIFFERENCE
New Ocean
Choreografie, Bühne Richard Siegal
Kostüme Flora Miranda
Licht Matthias Singer
Musik Alva Noto, Sakamoto, n.n.
Getanzt von Tänzer*innnen des BOD

                                                                                                                 08
Uraufführung 27. September 2019,
Köln, Depot 1

                                                       dem Komponisten John Cage1. Siegals Titel bezieht
27., 28. SEPTEMBER 2019 I 19:30 UHR I DEPOT 1          sich auf einen Satz aus Homers »Ilias«, bei dem die
29. SEPTEMBER 2019 I 16:00 UHR I DEPOT 1               göttliche Personifikation Okeanos nicht nur als die be-
WEITERE TERMINE FOLGEN                                 wohnte Erde umgebender Strom und Vater aller Flüs-
                                                       se, sondern auch als Ursprung allen Lebens gilt. In-
  Mit diesem Stück wird Richard Siegal erstmals ein spiriert von Cunninghams Formensprache, dessen
abendfüllendes Ballett für seine Kompanie am Schau- Choreografie zirkulär organisiert und streng mathe-
spiel Köln erarbeiten. Das Stück ist inspiriert durch matisch in 128 Phrasen strukturiert ist, versucht
die choreografische Arbeit Merce Cunninghams (1919- Siegal den Kreis als Form zu sprengen, um – als Re-
2009), der 2019 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. flex auf die ökologischen und soziopolitischen Um-
Siegal zieht damit eine Verbindungslinie zum 2013 stände der Gegenwart – das Chaos in den Kosmos
am »Bayerischen Staatsballett« entstandenen Abend eindringen zu lassen. Musikalisch orientiert sich
»Exits and Entrances«, in dessen Rahmen seine Arbeit Siegals Auseinandersetzung mit dem ozeanischen
»Unitxt« erstmals komplementär zu Merce Cunning- Prinzip an John Cages ursprünglichem Ansatz: Als
hams »Biped« präsentiert wurde. Im Besonderen elektroakustische Neu-Komposition, die das Publi-
geht Siegal nun von Cunninghams legendärer Arbeit kum umhüllt, wird die Klangebene von »New Ocean«
»Ocean« aus – einer 1994 in Brüssel uraufgeführten zum immersiven Erlebnis für das Publikum.
letzten Zusammenarbeit zwischen Cunningham und

                                          Richard Siegal
SPIELZEIT - Schauspiel Köln
RICHARD SIEGAL

                                                                                                                       Im Zentrum der Arbeit des Tänzers und Choreografen
                                                                                                                   Richard Siegal (usa / d) steht die interdisziplinäre Auslotung
                                                                                                                   neuer Formen des zeitgenössischen Tanzes. Bis 1997 tanzt er
                                                                                                                   in New York u. a. bei den Kompanien von Doug Elkins, Zvi
                                                                                                                   Gotheiner, Janis Brenner, Robin Staff, Muna Tseng, Sin Cha
                                                                                                                   Hong und Mark Dendy. Von 1997 bis 2004 ist er Solist im En-
                                                                                                                   semble von William Forsythe am »Ballett Frankfurt« und dar-
                                                                                                                   über hinaus mit diesem als Associated Artist der »Forsythe
                                                                                                                   Company« verbunden. 2002 gründet Siegal die Plattform »The
                                                                                                                   Bakery«, ein Zusammenschluss von Künstler*innen aus unter-
                                                                                                                   schiedlichen Disziplinen von Musik bis Medienkunst, mit denen
                                                                                                                   er seitdem zahlreiche interdisziplinäre Projekte realisiert. Er
                                                                                                                   wird mit dem »New York Dance and Performance Bessie Award«,
                                                                                                                   dem Deutschen Theaterpreis »der faust«, dem »s.a.c.d.«-
                                                                                                                   Preis (Beaumarchais) und dem »Mouson Award« ausgezeichnet.
                                                                                                                   2012 erhält er den »Tanzpreis der Landeshauptstadt München«.
INTERVIEW

            Richard, was war deine erste Reaktion, als        mir noch gar nicht vorstellen. Unsere Zu-
            klar war, dass Schauspiel Köln, Tanz Köln         sammenarbeit hier in Köln sichert nicht nur
            und das »Ballet of Difference (BoD)« weiter       die Mittel zur Verwirklichung der Ziele, son-
            gemeinsam hier in Köln arbeiten werden?           dern schafft auch die Voraussetzungen, un-
                                                              ter denen sich Ideen erweitern können. Und
            Ich kann mir kein schöneres Ergebnis für all      wer kann schon sagen, welche Formen das
            unsere Arbeit, »BoD« zu etablieren, vorstel-      annehmen wird? Und das mag ich. All das ist                               1
                                                                                                                                            »Ocean« wurde 1990 – auf eine Schweizer Festival-Einladung hin – von Cage und
            len! Und Köln ist dazu ein fruchtbarer Bo-        utopisch. Ich würde sagen, dass alles künst-

                                                                                                              10
                                                                                                                                            Cunningham als gemeinsame, von James Joyce inspirierte Arbeit konzipiert. Cage
            den, den wir mit den Ideen dieser noch jun-       lerische Gestalten auf einem Bedürfnis nach                                   plante das Werk für ein Orchester von 150 Musikern, von denen jeder seine eigene
            gen Kompanie bepflanzen dürfen. Ich freue         Utopie beruht. Wir alle versuchen uns in je-                                  Partitur mit einer eher zeitbasierten Musikstruktur als mit Noten spielen würde.
                                                                                                                                            Er beauftragte seinen langjährigen Mitarbeiter David Tudor, der zu dieser Zeit
            mich sehr darauf, dem Team, das »BoD« zu          nem Raum zurechtzufinden, in dem Kunst-
                                                                                                                                            Musikdirektor der »Merce Cunningham Dance Company« (mcdc) war, ein elektro-
            dem gemacht hat, was es heute ist, nun auch       produktion und Leben gründlich durchein-
                                                                                                                                            nisches Soundscape zu schaffen, das gleichzeitig mit der akustischen Orchester-
            eine künstlerische und existentielle Stabili-     ander gewirbelt werden, in dem Ordnung                                        musik live gespielt würde. Nach Cages Tod wurde die Fragment gebliebene Kom-
            tät gewährleisten zu können. Dass wir mit         und Unberechenbares harmonisch nebenei-                                       position von seinem langjährigen Assistenten Andrew Culver nach den Komposi-
            diesem Theater, dieser Stadt und diesem Pu-       nander existieren können.                                                     tionsprinzipien des Meisters zu Ende gebracht.
            blikum einen Partner gefunden haben, fühlt
            sich wie ein zentrales Geschenk an.               Welche Inspiration ist dabei die Stadt Köln
                                                              selbst für Dich?
            Was sind die Ziele für die nächsten zwei Jahre?
            An welchen Visionen, vielleicht sogar Utopien,    Ich muss zugeben, dass ich bisher die meiste
            möchtest Du mit Deinem Team und den Tän-          Zeit im Theater in Köln-Mülheim verbracht
            zer*innen arbeiten?                               habe. Aber natürlich war es für mich und
                                                              meine Töchter eine tolle Köln-Erfahrung, als
            Bereits bestehende Choreografien, die wir         während des Karnevalszuges Süßes vom Him-
            neu befragen und weiterentwickeln wollen,         mel regnete. Alle, mit denen ich in Deutsch-
            werden genauso zu sehen sein, wie neue Pro-       land spreche, sagen, wie sehr sie die Stadt          GEFÖRDERT IM RAHMEN VON NEUE WEGE DURCH DAS NRW KULTURSEKRETARIAT UND DAS MINISTERIUM FÜR KULTUR UND
            duktionen, die für diese Gruppe und den           mögen. Und wenn ich sie frage, was genau sie         WISSENSCHAFT DES LANDES NRW. GEFÖRDERT DURCH DAS KULTURREFERAT DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN UND DIE
            Kontext spezifisch erarbeitet werden. Und         mögen, antworten sie immer: »die Leute«.             KUNSTSTIFTUNG NRW. EINE KOPRODUKTION MIT DEM MUFFATWERK MÜNCHEN.

            wir dürfen den Kontakt zum Kölner Publi-          Ich freue mich darauf, diesen Ort und vor al-
            kum weiter ausbauen. An Arbeit wird es uns        lem die Menschen, die hier leben, kennenzu-
            sicher nicht mangeln! Vieles davon kann ich       lernen.
SPIELZEIT - Schauspiel Köln
UWE SCHOLZ ⁄ MARCO GOECKE ⁄ CASSI ABRANCHES

SÃO PAULO
DANCE COMPANY
          ⁄
Suite for two pianos
Supernova ⁄ Agora
SUITE FÜR 2 KLAVIERE                       SUPERNOVA                           AGORA
Choreografie, Bühne und Kostüme            Choreografie, Bühne und Kostüme     Choreografie Cassi Abranches
Uwe Scholz                                 Marco Goecke                        Musik Sebastian Piracés
Musik Suite für 2 Klaviere, Opus 17        Musik Pierre Louis Garcia-Leccia,   Kostüme Janaina de Castro
von Sergei Rachmaninow, gespielt von       Antony & The Johnsons               Licht Gabriel Pederneiras
Martha Argerich und Nelson Freire          Licht Udo Haberland
                                                                               Direktion Inês Bogéa
Licht André Boll                           Einstudierung Giovanni Di Palma

                                                                                                                12
Einstudierung Giovanni Di Palma

18., 19. OKTOBER 2019 I 19:30 UHR I STAATENHAUS         seiner Lebenszeit – eine Explosion. Die im Jahr 2009
                                                        für das »Scapino Ballett Rotterdam« kreierte Choreo-
  Erneut ist die »São Paulo Dance Company« aus grafie ist eine Arbeit voller Kontraste, die durch die
Brasilien bei uns zu Gast. Sie präsentiert sich diesmal Energie der einzelnen Körper verbunden sind. Die
mit Arbeiten von zwei deutschen Choreografen und Tänzer*innen erscheinen und verschwinden auf mys-
einer jungen brasilianischen Choreografin.              teriöse Weise von der Bühne und zeigen sehr schnelle,
                                                        präzise und kontrollierte Bewegungen, welche so die
Wir zeigen ein der Neoklassik zuzuordnendes Bal- Körper zum Vibrieren bringen.
lett des viel zu früh verstorbenen Choreografen Uwe
Scholz. Für »Suite für zwei Klaviere« verbindet er die Der dritte Teil des Abends ist musikalisch und tänze-
Musik von Sergei Rachmaninow und vier Bilder von risch ein wunderbarer Gegenpol zu den beiden deut-
Wassily Kandinsky, die in den Bühnenraum projiziert schen, eher puristischen Choreografien. Die Brasilia-
werden, mit Tanz, alles zu einem Gesamtkunstwerk nerin Cassi Abranches untersucht in »Agora« das Wort
verschmelzend.                                          »Zeit« in all ihren möglichen Bedeutungen zu Musik-
                                                        kompositionen von Sebastian Piracés, der afro-brasi-
Das zweite Stück steuert Marco Goecke bei. »Super- lianische Perkussionselemente mit zeitgenössischem
nova« ist inspiriert durch die Musik von »Antony & Rock und Gesang kombiniert. Abranches’ ganz eigene
The Johnsons« und dem namengebenden Phänomen: Tanzsprache offenbart die Stärke und Dynamik der
ein kurzes, helles Aufleuchten eines Sterns am Ende brasilianischen Identität.

                 Uwe Scholz ⁄ Marco Goecke ⁄ Cassi Abranches
SPIELZEIT - Schauspiel Köln
SÃO PAULO DANCE COMPANY I SUITE FOR TWO PIANOS / SUPERNOVA / AGORA                       SÃO PAULO DANCE COMPANY I SUITE FOR TWO PIANOS / SUPERNOVA / AGORA

     Uwe Scholz, im Jahr 1958 geboren, erhält mit nur vier Jahren seinen ersten Bal-
lettunterricht. Seine Ausbildung zum Tänzer schließt er 1979 an der John Cranko
Hochschule in Stuttgart ab. Im gleichen Jahr nimmt ihn das »Stuttgarter Ballett«
unter Vertrag. Die Ballettdirektorin Marcia Maydée betraut ihn von Anfang an mit
choreografischen Arbeiten. 1980 wird er fester Choreograf und beendet seine Karriere
als Tänzer. Mit 26 Jahren übernimmt er die Leitung des »Zürcher Ballett«. Er wech-
selt 1991 als Ballettdirektor und Chefchoreograf zur Oper Leipzig. Am 21. November
2004 verstirbt Scholz nach schwerer Krankheit im Alter von nur 45 Jahren. Er gilt als
einer der bedeutendsten Sinfonie-Choreografen der Welt. Unter seinen mehr als hun-
dert Choreografien sind so herausragende Werke wie: »The Creation« (1984), »Jeune-
homme« (1986), »Beethoven's Seventh Symphony« (1999), »Galanterías del Rococo«
(1981) und »Septett« (1990).

                                                                                             Marco Goecke, in Wuppertal geboren, erhält seine Ballettaus-
                                                                                        bildung an der Münchner Heinz-Bosl-Stiftung und am König-
                                                                                        lichen Konservatorium Den Haag. Erste Engagements führen
                                                                                        ihn an die Deutsche Oper Berlin und das Theater Hagen, wo er
                                                                                        im Jahr 2000 erstmals choreografiert. Mit seiner völlig eigenen
                                                                                        Bewegungssprache ist er rasch weltweit gefragt und gewinnt
                                                                                        fortan bedeutende Preise. Von 2005 bis 2018 ist Goecke Haus-
                                                                                        choreograf für das »Stuttgarter Ballett« und seit 2013 auch für
                                                                                        das »Nederlands Dans Theater«. Seit Januar 2019 ist er Artist
                                                                                        in Residence bei »Gauthier Dance«. Ab der Spielzeit 2019.20
                                                                                        ist er Ballettdirektor in Hannover.

                                                                                                                   Cassi Abranches, in São Paulo geboren, ist von 2001 – 2013
                                                                                                              Mitglied der zeitgenössischen Tanzkompanie »Grupo Corpo«
                                                                                                              aus Brasilien. Nach Zusammenarbeiten mit verschiedenen Grup-
                                                                                                              pen, wie der »Brazilian Youth Bolshoi Company« aus Joinville
                                                                                                              (»Ariana«, 2015), der »sesc Dance Company« (»Oblivion und
                                                                                                              Plan«, 2015) und dem »Palace of Arts Youth Ballet« (»Back Co-
                                                                                                              ver«, 2009), beide aus Belo Horizonte, choreografiert sie 2015
                                                                                                              »gen« für die »São Paulo Dance Company«. »Agora« ist ihre
                                                                                                              dritte Kreation für die Kompanie. Neben der Arbeit für die Bühne
                                                                                                              ist sie verantwortlich für die choreografische Leitung der Er-
                                                                                                              öffnungsveranstaltung der Paralympics in Rio, 2016.
SPIELZEIT - Schauspiel Köln
MARCOS MORAU

LA VERONAL
Pasionaria
Konzept, Künstlerische Leitung und
Choreografie Marcos Morau
Choreografieassistenz Lorena Nogal
Künstlerische und Dramaturgische
Beratung Roberto Fratini,
Celso Giménez
Von und mit Àngela Boix,
Ariadna Montfort, Núria Navarra,
Jon López, Richard Mascherin,
Lorena Nogal, Marina Rodríguez,
Sau-Ching Wong
Bühne Max Glaenzel
Kostüme Silvia Delagneau

                                                                                                                    16
22., 23. NOVEMBER 2019 I 19:30 UHR I DEPOT 1

   Stellen Sie sich einen Ort vor, über den alle spre-   und seine Kompanie »La Veronal« untersuchen in
chen. Den Ort, in den wir die jetzige Welt verwan-       ihrer neuen Arbeit diese neue Welt, auf die wir zu-
deln werden. Die Welt, die das Ergebnis all unserer      steuern.
Anstrengungen der vergangenen Jahre ist. Dieser
Ort, den wir Fortschritt nennen. Man könnte diesen       Morau, der sich dem Kölner Publikum 2015 mit sei-
Ort, diesen Planeten, »Pasionaria« nennen. Wesen,        nem Stück »Siena« vorgestellt hat, ist bekannt für
die uns ähneln, die genau dafür geschaffen wurden        seine Erzählkraft und seinen interdisziplinären Zu-
uns zu ähneln, leben dort. Was wir Leben nennen,         griff. »Pasionaria« spielt in einer virtuellen Realität,
ist zu einer künstlichen Landschaft geworden und         ist Science Fiction und Gegenwartsanalyse zugleich.
ihre Bewohner*innen haben sich zu elektronischen         Es hinterfragt die emotionale Distanziertheit, auf
Spielzeugen gewandelt, denen jegliche Form der Lei-      die wir uns zubewegen und ist ein Plädoyer für mehr
denschaft abhandengekommen ist. Marcos Morau             Leidenschaft.

                                               Marcos Morau
LA VERONAL I PASIONARIA                                                                                           LA VERONAL I PASIONARIA

    Marcos Morau studiert Choreografie in Barcelona, Valencia und New York. Sein künstlerisches Schaf-
fen beschränkt sich nicht auf den Tanz, sondern umfasst unter anderem auch die Fotografie und das Schau-
spiel; so macht er seinen Masterabschluss über die Theorie des Dramas. 2005 gründet er das Kollektiv »La
Veronal« und vereinigt hierfür Künstler*innen aus den Bereichen Tanz, Film, Fotografie und Literatur.
                                                                                                                                      »Sehr skurril und unter der technisch
Marcos Morau und sein Ensemble genießen inzwischen international großes Ansehen und sind auf allen
wichtigsten Festivals vertreten. 2013 erhält Morau den nationalen Tanzpreis des spanischen Kulturminis-
                                                                                                                                      perfekt inszenierten kurios-absurden
teriums und den »Sebastià-Gasch-Preis« der Fondation of Arts and Design. Er choreografiert für wichtige
Ensembles, wie dem spanischen Nationalballett und dem »Royal Danish Theatre« in Kopenhagen.                                           Oberfläche eine sehr schwarz-bittere Zu-
                                                                                                                                      standsbeschreibung unser Zeit: Gefühle,
                                                                                                                                      Gemeinschaft, Leidenschaften (…)«
                                                                                                                                      FRANK SCHMID, KULTURRADIO

                                                                                                           18

                                                                                                                KOPRODUKTION: HAU HEBBEL AM UFER BERLIN, TEATROS DEL CANAL MADRID, THÉÂTRE NATIONAL DE CHAILLOT PARIS,
                                                                                                                LES THÉÂTRES DE LA VILLE DE LUXEMBOURG, SADLER’S WELLS LONDON, GREC 2018 FESTIVAL DE BARCELONA – INSTITUT DE CULTURA
                                                                                                                AJUNTAMENT DE BARCELONA, ORIENTE OCCIDENTE DANCE FESTIVAL ROVERETO, MERCAT DE LES FLORS BARCELONA
                                                                                                                IN ZUSAMMENARBEIT MIT: EL GRANER CENTRE DE CREACIÓ
                                                                                                                UNTERSTÜTZT VON: INAEM – MINISTERIO DE EDUCACIÓN CULTURA Y DEPORTE DE ESPAÑA, ICEC – DEPARTAMENT DE CULTURA DE LA GENERALITAT
                                                                                                                DE CATALUNYA
                                                                                                                MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DES INSTITUT RAMON LLULL UND DES INSTITUTO CERVANTES
COLIN DUNNE & SIDI LARBI CHERKAOUI

EASTMAN
Session                   (Deutsche Erstaufführung)

Choreografie und Regie Colin Dunne &           Zusätzliche Musikkompositionen
Sidi Larbi Cherkaoui                           Soumik Datta, Colin Dunne,
Musik Michael Gallen                           Sidi Larbi Cherkaoui
Performer Colin Dunne,                         Künstlerische Beratung
Sidi Larbi Cherkaoui, Michael Gallen,          Arthur Nauzyciel,
Soumik Datta                                   An-Marie Lambrechts
Bühne Filip Peeters                            Choreografische Assistentin
Licht Mark Van Denesse                         Laura Murphy
Sound Design Michael Gallen,                   Uraufführung 01. Februar 2019,
Jef Verbeeck                                   Rennes

20., 21. DEZEMBER 2019 I 19:30 UHR I DEPOT 1

                                                                                                                        20
22. DEZEMBER 2019 I 18:00 UHR I DEPOT 1
                                                                 Colin Dunne, auf dessen Basis die beiden Ausnahme-
  Sidi Larbi Cherkaoui und der irische Tänzer Colin              Performer ihre Beziehungsmöglichkeiten ausloten:
Dunne, jeder für sich ein Star auf seinem Gebiet,                durch die Erforschung des Klangs. Die Verbindung
entscheiden sich für ein gemeinsames Projekt, dem                zwischen Bewegung und Musik, Sehen und Hören
sie den Titel »Session« geben. Der Kosmopolit Sidi               wird zur Quelle des Spiels bei der Entwicklung neuer
Larbi Cherkaoui sucht stets die Begegnung mit an-                Klangmodi von anmutigem bis absurdem Charakter.
deren Kulturen und die Verschränkung verschiedener               Begleitet werden die beiden Tänzer auf der Bühne
künstlerischer, musikalischer und ästhetischer Wel-              von dem Komponisten Michael Gallen und dem bri-
ten. Diesmal ist es der traditionelle irische Tanz von           tisch-indischen Musiker Soumik Datta.

                           Colin Dunne & Sidi Larbi Cherkaoui
EASTMAN I SESSION                                                                EASTMAN I SESSION

                         Colin Dunne, in Birmingham geboren, ist eine Leitfigur in           Sidi Larbi Cherkaoui ist künstlerischer Leiter des »Königlich
                         der Welt des traditionellen irischen Tanzes. Im Alter von drei      Flämischen Balletts« (seit 2015) und der von ihm im Jahr
                         Jahren nimmt er Tanzunterricht, mit neun Jahren erhält er           2010 in seiner Heimatstadt Antwerpen gegründeten Kompanie
                         seinen ersten von neun Weltmeistertiteln. International ist         »Eastman«. Er gehört seit mehr als 15 Jahren zu den weltweit
                         Dunne vor allem durch seine Vorstellungen und Choreografi-          interessantesten zeitgenössischen Choreografen.
                         en in »Riverdance« und »Dancing on Dangerous Ground«                Nach einer Ausbildung bei den »Performing Arts Research
                         berühmt. Seit 2001 arbeitet er als freischaffender Performer,       and Training Studios« in Brüssel kreiert der Flame mit ma-
                         Choreograf und Lehrer. Mit seinem ersten Soloprogramm               rokkanischen Wurzeln erste Choreografien als Mitglied von
                         »Out of Time« zieht er die Aufmerksamkeit des zeitgenössi-          Alain Platels Tanzkollektiv »Les Ballets C. de la B.« und ist
                         schen Tanzpublikums auf sich und tourt auf Festivals wie der        mehrere Jahre Associate Artist am Londoner Theater Sadler's
                         »Biennale de Lyon« und dem Baryshnikov Arts Center, New             Wells und dem Toneelhuis Antwerpen. Seine mit zahlreichen
                         York. Sein jüngstes Solo »Concert« wird in Paris 2017 urauf-        Preisen ausgezeichneten Choreografien wie »Babel(words)«,
                         geführt. Weitere erwähnenswerte Kollaborationen sind z. B.          »Sutra«, »Puz/zle«, »TeZukA« und »Fractus V« touren weltweit
                         die mit Fabulous Beast Dance Theatre, Rocio Molina und Bo-          auf allen großen Bühnen und Festivals. Daneben arbeitet er als
                         ris Charmatz, um nur einige zu nennen. Er wird mit zahlrei-         Choreograf für Tanzkompanien wie dem »Niederländischen
                         chen Preisen und Titeln ausgezeichnet, wie dem »UK Critics’         Nationalballett«, dem Ballett der Pariser Oper, der »Göte-
                         Circle Award« für den besten männlichen Tänzer 2008 und             borgsOperans Danskompani«, dem »Stuttgarter Ballett« und
                         dem »Laurence Olivier Award for Outstanding Achievement             dem »L.A. Dance Project«. Eine Jury der Fachzeitung »tanz«
                         in Dance« 2010.                                                     wählt ihn zum Choreografen des Jahres 2017. In Köln ist er
                                                                                             regelmäßig mit seiner Kompanie »Eastman« zu Gast.

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                         PRODUKTION EASTMAN, ONCE OFF PRODUCTIONS & THÉÂTRE NATIONAL DE BRETAGNE
                         KOPRODKTION DUBLIN DANCE FESTIVAL, THE ABBEY THEATRE, SIBIU INTERNATIONAL THEATRE FESTIVAL, JULIDANS,
                         GRAND THEATRE GRONINGEN/NOORDERZON FESTIVAL, MC93 – SCÈNE NATIONALE DE SEINE-SAINT-DENIS – BOBIGNY,
                         TORINODANZA FESTIVAL, TEATRO STABILE DI TORINO-TEATRO NAZIONALE, DESINGEL – ANTWERP,
                         LES THÉÂTRES DE LA VILLE DE LUXEMBOURG, SADLER’S WELLS – LONDON, TANZ KÖLN

                         MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON BNP PARIBAS FOUNDATION, THE FLEMISH GOVERNMENT, THE BELGIAN FEDERAL GOVERNMENT’S
                         TAX SHELTER PROGRAMME AND THE ARTS COUNCIL OF IRELAND/AN CHOMHAIRLE EALAÍON.
                         EASTMAN IST RESIDENT VON DESINGEL INTERNATIONAL ARTS CAMPUS, ANTWERP
ASZURE BARTON ⁄ SHARON EYAL ⁄ CRYSTAL PITE

BALLET BC
Busk ⁄ Bedroom Folk ⁄ Solo Echo
BUSK                                        BEDROOM FOLK                           SOLO ECHO
Choreografie und Regie Aszure Barton        Choreografie Sharon Eyal & Gai Behar   Choreografie Crystal Pite
Einrichtung Jonathan Alsberry               Musik und Sound Ori Lichtik            Musik Johannes Brahms
Musik August Soderman,                      Licht / Bühne Thierry Dreyfuss         Bühne Jay Gower Taylor
Camille Saint-Saëns, Daniel Belanger,       Kostüme Sharon Eyal & Gai Behar,       Kostüme Crystal Pite und Joke Visser
Lev “Ljova” Zhurbin, Moondog &              Rebecca Hytting, Douglas Letheren,     Licht Tom Vissner
Slava Grigoryan                             Thierry Dreyfuss                       Uraufführung 09. Februar 2012,
Sound Design Aszure Barton                  Uraufführung 16. April 2015,           Den Haag
Licht Nicole Pearce                         Den Haag
                                                                                   Direktion Emily Molnar
Kostüme Michelle Jank
Uraufführung 08. Oktober 2009,
Aszure Barton & Artists, Ringling
International Arts Festival, Sarasota, FL

                                                                                                                          24
10., 11. JANUAR 2020 I 19:30 UHR I STAATENHAUS                 Für »Bedroom Folk« ist das erfolgreiche Dreiergespann
                                                               aus Israel verantwortlich: Sharon Eyal entstammt der
  Zum ersten Mal ist das »Ballet BC« aus Vancouver             traditionsreichen »Batsheva Dance Company«, Gai
in Köln zu Gast. Die international anerkannte Kompa-           Behar und Ori Lichtik haben ihre künstlerischen Wur-
nie verspricht mit ihrem innovativen und unverwech-            zeln im Nachtleben Tel Avivs, wo beide als Musiker
selbaren Stil einen aufregenden zeitgenössischen Tanz-         und Produzenten tätig sind. Getrieben von House-
abend. Unter Emily Molnar, seit 2009 künstlerische             Beats bewegen sich die Tänzer*innen in hypnotischer
Leiterin, werden die Tänzer*innen an die verschie-             Synchronität durch einen berauschenden Raum und
denen Stile und Arbeitsweisen der großen zeitgenös-            zeigen das rohe und fesselnde visuelle Talent der Künst-
sischen Choreograf *innen herangeführt. Wir zeigen             ler*innen.
drei Stücke von Choreografinnen einer Generation.
                                                               Die kanadische Choreografin Crystal Pite setzt sich in
Die Kanadierin Aszure Barton erarbeitet eine neue              »Solo Echo« mit den Themen Akzeptanz und Verlust
Version von »Busk«, ursprünglich für ihre eigene Kom-          auseinander. Entwickelt wurde das Stück ursprüng-
panie kreiert. Sie versetzt uns in die Welt der Straßen-       lich für das »Nederlands Dans Theater«. Es ist inspi-
kunst, in der »der Zauber der Darbietung von Melan-            riert von zwei Sonaten für Cello von Brahms sowie dem
cholie durchsetzt ist«. Das episodenhaft aufgebaute            Gedicht »Lines for Winter« von Mark Strand. »Solo
Stück kontrastiert Solos mit kraftvollem Gruppen-              Echo« entwickelt sich von Aggression zu Sehnsucht,
tanz, wozu die Lichtdesignerin Nicole Pearce alles in          vom Einzelnen zur Gruppe und erkundet so den Weg
ein schimmerndes Silber und Schwarz taucht.                    vom Streit zur Einigkeit.

                      Aszure Barton ⁄ Sharon Eyal ⁄ Crystal Pite
BALLET BC I BUSK / BEDROOM FOLK / SOLO ECHO                                                                      BALLET BC I BUSK / BEDROOM FOLK / SOLO ECHO

                                                                                                                                           Crystal Pite ist von 1988 bis 2001 Mitglied des »Ballet British Columbia« und
                                                                                                                                       »Ballett Frankfurt«. Als Choreografin gibt sie ihr Debüt 1990 beim »Ballet British
                                                                                                                                       Columbia«. Seitdem choreografiert sie u. a. für das »Nederlands Dans Theater« (ndt),
                                                                                                                                       das »Cullberg Ballet« und »Cedar Lake«. 2001 gründet Pite ihre eigene Kompanie
                                                                                                                                       »Kidd Pivot«, die 2006 den »Alcan Performing Arts Award« erhält. Sie ist Associate
                                                                                                                                       Choreografin des »ndt« und »National Arts Centre«, Kanada. 2015 erhält sie den
                                                                                                                                       »Laurence Olivier Award« für ihre herausragende Leistung in der Kunstsparte Tanz.

    Aszure Barton studiert Tanz an der National Ballet School in Kanada. Ihre choreo-                                             26
grafische Arbeit umfasst namhafte Stücke für Mikhail Baryshnikov, das »American
Ballet«, die »Sydney Dance Company«, die »Martha Graham Dance Company«, das
»Alvin Ailey American Dance Theater«, das »English National Ballet« und das »Bay-
erische Staatsballett«. Sie gründet und leitet das Projekt »Aszure Barton & Artists«,
mit dem sie regelmäßig auf Tournee geht.

                                                Sharon Eyal, geboren in Jerusalem, tanzt von 1990 bis 2008 in der »Batsheva
                                           Dance Company«. Dort kreiert sie ihre ersten Choreografien. Von 2003 bis 2004 ist
                                           sie assoziierte Künstlerische Leiterin der Kompanie und bis 2012 Hauschoreografin.
                                           Seit 2009 choreografiert sie auch für andere Kompanien u. a. für »Carte Blanche«,
                                           Norwegen, und für das »Nederlands Dans Theater«. 2013 gründet sie mit Gai Behar
                                           ihre eigene Kompanie »l–e–v«. 2017 wird sie mit dem prestigeträchtigen »Fedora
                                           Preis« ausgezeichnet. Seit 2018 ist sie Associate Artist von Sadler´s Wells.
                                                Gai Behar produziert in Israel von 1999 bis 2005 Live-Musik und Underground-
                                           Events in Kombination mit großen Techno Raves. Er initiiert und produziert die Elek-
                                           tro-Reihe Salad, bei der er besonders VJs und Videokünstler*innen bekannt macht
                                           und internationale DJ’s präsentiert. Seit 2005 arbeiten Sharon Eyal und Gai Behar
                                           zusammen.
MARCO GOECKE ⁄ HANS VAN MANEN ⁄ EDWARD CLUG ⁄ SOL LEÓN & PAUL LIGHTFOOT

NEDERLANDS DANS
THEATER I NDT 2
Wir sagen uns Dunkles ⁄ Simple Things ⁄
mutual comfort ⁄ Sad Case

WIR SAGEN UNS DUNKLES                         SIMPLE THINGS                               MUTUAL COMFORT
Choreografie Marco Goecke                     Choreografie Hans van Manen                 Choreografie Edward Clug
Musik Franz Schubert: Trio, Nocturne          Musik Guy Klusevsek & Alan Bern (ac-        Musik Milko Lazar – PErpeTuumOVIA
in e flat, opus 148, D. 897 › Placebo:        cordeon): Scarlatti Fever (2000). Music     Recording by Het Balletorkest
Song to Say Goodbye; Slave to the Wage;       by © A. Klucevsek / licensed by Albersen    Licht Tom Visser
Loud like Love. BMG Rights Manage-            Verhuur › Joseph Haydn: piano trio Nr.      Bühne und Kostüme Edward Clug
ment (UK) Ltd. › Alfred Schnittke:            28 in E major, Hoboken 15, Allegretto       Uraufführung 19. März 2015, Den Haag
Piano quintet, part 2: 'in tempo di Valse'.   (1797) › Peteris Vasks: Weiße Landschaft

                                                                                                                                    28
©Peters Edition, Leipzig / Albersen Ver-      for piano (1980). © Schott Music, Mainz /   SAD CASE
huur B.V., The Hague                          Albersen Verhuur B.V., ‘s- Gravenhage       Choreografie Sol León & Paul Lightfoot
Musikalischer Berater Jan Pieter Koch         Licht Joop Caboort                          Musik Pérez Prado: Mambo no. 8;
Licht Udo Haberland                           Bühne und Kostüme Keso Dekker               Muchachita; Caballo Negro; Always in
Bühne und Kostüme Marco Goecke                Uraufführung 14. November 2001,             my heart. Written by Ernesto Lecuona
Uraufführung 04. November 2017,               Den Haag                                    › Alberto Dominguez: Frenesi › Ray
Den Haag                                                                                  Barretto: El Watusi › Trio Los Panchos:
                                                                                          Perfidia › Augustin Lara: Maria Bonita
                                                                                          Bühne und Kostüme Sol León & Paul
                                                                                          Lightfoot
                                                                                          Licht Tom Bevoort
                                                                                          Uraufführung 07. Februar 1998,
                                                                                          Den Haag

28., 29. JANUAR 2020 I 19:30 UHR I DEPOT 1
                                                      21 Jahre jung und hochtalentierte starke Persönlich-
  Über zwanzig Jahre ist es her, dass das »Nederlands keiten, die bereit sind, sich immer wieder auf die Ar-
Dans Theater« mit »ndt 2« in Köln zu Gast war. 1978 beiten sowohl von etablierten als auch von neuen Cho-
gegründet, sollte »ndt 2« ursprünglich den Nach- reograf *innen mit deren ganz eigenen Handschriften
wuchs für die Hauptkompanie heranziehen, doch mitt- einzulassen. So stammen die nun in Köln präsentier-
lerweile handelt es sich um eine nahezu eigenständi- ten vier Stücke von ganz unterschiedlichen Persönlich-
ge Kompanie. Die Tänzer*innen sind zwischen 17 und keiten der europäischen Tanzszene. ›

                      Marco Goecke ⁄ Hans van Manen ⁄ Edward Clug
                               Sol León & Paul Lightfoot
NEDERLANDS DANS THEATER 2 I WIR SAGEN UNS DUNKLES / SIMPLE THINGS / MUTUAL COMFORT / SAD CASE                               NEDERLANDS DANS THEATER 2 I WIR SAGEN UNS DUNKLES / SIMPLE THINGS / MUTUAL COMFORT / SAD CASE

Die jüngste Arbeit ist von Marco Goecke, langjähriger               Die dritte Arbeit, kreiert von dem Rumänen Edward
assoziierter Choreograf des »Nederlands Dans Thea-                  Clug, trägt den Titel »mutual comfort«. Der Schwer-
ter«. »Wir sagen uns Dunkles« verknüpft Songs der                   punkt dieser Arbeit liegt auf der persönlichen Er-
britischen Band »Placebo« mit Kompositionen von                     fahrung, die aus dem Entstehungsprozess erwächst.
Schubert und Schnittke und feiert den emotionalen                   Menschliche Widersprüche werden beleuchtet, die
Ausnahmezustand. Die Tänzer*innen bewegen sich                      dann zu überraschenden Momenten von Schönheit
schnell, virtuos, gestikulieren auf befremdliche Weise,             und spontaner Ironie führen.
unbewusst und doch selbstsicher.                                    »Sad Case« der Hauschoreografen von »ndt«, Sol
»Simple Things«, ein dynamisches Quartett von Hans                  León & Paul Lightfoot, ist eine ältere Arbeit aus dem
van Manen, der als Erneuerer des europäischen Balletts              Jahr 1998. Die Choreografie entsteht, als Sol León mit
gilt, besticht durch seine klaren Strukturen und wird               ihrem gemeinsamen Kind im siebten Monat schwan-
Manens Ruf als »Meister der Einfachheit« gerecht.                   ger ist. Paul Lightfoot kommentiert den Schaffenspro-
                                                                    zess so: »Diese Hormone voller Lachen, Irrsinn und
                                                                    dem Bangen vor dem vor uns liegenden Unbekannten
                                                                    sind die Nabelschnur dieser Arbeit«.

    Marco Goecke ist mit seiner völlig eigenen Bewegungsspra-
che ein weltweit gefragter Choreograf. Von 2005 bis 2018 ist
Goecke Hauschoreograf für das »Stuttgarter Ballett« und seit
2013 assoziierter Choreograf für das »Nederlands Dans Thea-
ter«. Viele seiner Arbeiten werden von Kompanien in aller Welt
einstudiert, u. a. von »Les Ballets de Monte-Carlo« und dem
»Hamburger Ballett«. Ab der Spielzeit 2019.20 ist er Ballett-
direktor in Hannover.

    Hans van Manen, geboren 1932, ist ein vielfach ausgezeich-
neter niederländischer Choreograf, der dem »Nederlands Dans
                                                                                                                             »The dancers are beautifully articulated, knife-edge
Theater« eng verbunden ist. Seine Ballette sind alle gekennzeich-
net durch seinen unverwechselbaren Stil, der sich durch klare
                                                                                                                             virtuosi, with an assurance that belies their youth.«
Strukturen und präzise Schlichtheit auszeichnet.                                                                             DANCING TIMES

                                                                                                                                                   Edward Clug, in Rumänien geboren, ist seit 2003 künstlerischer Leiter des Slowe-
                                                                                                                                               nischen »Maribor Balletts«. »mutual comfort« ist seine erste Arbeit für das »Neder-
                                                                                                                                               lands Dans Theater«. Darüber hinaus choreografiert er u. a. für das »Stuttgarter Bal-
                                                                                                                                               lett«, das »Nationalballett Lissabon», das kroatische »Nationalballett Zagreb«, das
                                                                                                                                               »Aalto-Ballett Essen« und für das ukrainische »Nationalballett Kiew«.

                                                                                                                                                   Sol León & Paul Lightfoot kreieren seit 1989 gemeinsam für das »Nederlands
                                                                                                                                               Dans Theater«. Seitdem umfasst ihr Werk über 50 Stücke, deren Ausstattungen sie
                                                                                                                                               ebenfalls gemeinsam entwerfen. Seit 2002.03 ist das britisch-spanische Choreogra-
                                                                                                                                               fen-Duo hier »Housechoreographer«, seit 2011 ist Lightfoot zudem künstlerischer
                                                                                                                                               Leiter.
GERHARD BOHNER

BAYERISCHES JUNIOR
BALLETT MÜNCHEN
Das Triadische Ballett
Rekonstruktion und Choreografie           Ein Tanzfonds Erbe Projekt
Gerhard Bohner                            Kooperation Bayerisches Staatsballett &
Musik Hans-Joachim Hespos                 Akademie der Künste, Berlin
Kostümrekonstruktion und Neufas-          Die Kostüme sind Bestand des Gerhard
sung Ulrike Dietrich                      Bohner-Archivs der Akademie der
Auftragsproduktion Akademie der           Künste, Berlin
Künste, UA 1977

Neuproduktion 2014
Einstudierung Ivan Liška,

                                                                                                                     32
Colleen Scott

28., 29. FEBRUAR 2020 I 19:30 UHR I STAATENHAUS, SAAL 1

  »Nur wer wagt gewinnt« ist das Motto des 2010               der »Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und
gegründeten Ensembles für Tänzer*innen zwischen               Theater München«. Die Kompanie hat sich ein brei-
17 und 20 Jahren. Ivan Liška, der selbst Solist beim          tes Repertoire aus klassischen, neoklassischen und
»Bayerischen Staatsballett« und dem »Hamburg Bal-             zeitgenössischen Stücken aufgebaut.
lett« war und von 1998 bis 2016 Direktor des »Bay-
erischen Staatsballetts«, hat mit seiner damaligen            Hundert Jahre Bauhaus feiert das Ensemble mit einem
Dramaturgin Bettina Wagner-Bergelt die Kompanie               Erbe der klassischen Moderne – nämlich mit Oskar
gegründet und seitdem die Leitung inne.                       Schlemmers legendärem Werk »Das Triadische Bal-
Mittlerweile ist das »Bayerische Junior Ballett Mün-          lett« in der Fassung von Gerhard Bohner aus dem
chen« zu einem begehrten Sprungbrett für junge Tän-           Jahre 1977. Ivan Liška und Collen Scott, Originalbe-
zer*innen von Akademien auf der ganzen Welt gewor-            setzung der Bohnerschen Rekonstruktion, haben das
den. Die Heinz Bosl Stiftung ist federführend in dieser       Werk 2014 mit den jungen Tänzer*innen neu einstu-
Kooperation mit dem »Bayerischen Staatsballett« und           diert, um es der Welt wieder zugänglich zu machen. ›

                                              Gerhard Bohner
BAYERISCHES JUNIOR BALLETT MÜNCHEN I DAS TRIADISCHE BALLETT                                     BAYERISCHES JUNIOR BALLETT MÜNCHEN I DAS TRIADISCHE BALLETT

                                                                                                                      Gerhard Bohner, 1936 in Karlsruhe geboren, erhält seine Ausbildung bei Mary
                                                                                                                 Wigman in Berlin. Nach ersten Engagements in Mannheim und Frankfurt/Main holt
                                                                                                                 ihn Tatjana Gsovsky 1961 an die Deutsche Oper, Berlin. 1964 beginnt Bohner selbst
                                                                                                                 zu choreografieren und gewinnt 1969 den zweiten Preis beim Choreografie-Wettbe-
                                                                                                                 werb der Kölner Sommer-Tanzakademie.
                                                                                                                      Sein wohl bedeutendstes Gruppenstück »Die Folterungen der Beatrice Cenci«,
                                                                                                                 1971 uraufgeführt, macht ihn auf zahlreichen Gastspielen international bekannt. 1972
                                                                                                                 und noch einmal 1992 erhält er den Preis des Verbandes Deutscher Kritiker. Von 1972
                                                                                                                 bis 1975 leitet er das »Darmstädter Tanztheater«, von 1978 bis 1981 – gemeinsam mit
                                                                                                                 Reinhild Hoffmann – das »Tanztheater Bremen«. Im Anschluss lebt er als unabhängiger
                                                                                                                 Choreograf und Tänzer in Berlin, wo, meist in Zusammenarbeit mit der Akademie der
                                                                                                                 Künste, eine Reihe von herausragenden Soloarbeiten entstehen, die ihn, bis kurz vor
                                                                                                                 seinem Tod, zu vielen Gastspielen führen. 1992 stirbt Gerhard Bohner in Berlin.

Oskar Schlemmer, von 1925 bis 1929 Leiter der Bau-      Seine Choreografie zur Musik von Hans-Joachim Hes-
hausbühne in Dessau, wollte seine malerische Vision     pos reiste Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre um
auch auf der Bühne umsetzen und nannte das Kon-         die Welt und traf überall auf begeisterte Zuschauer.
zept »Das Triadische Ballett« – die neue Einheit von    Nun tourt das »Bayerische Junior Ballett« sehr erfolg-
Mensch, Raum und Figur. Er schuf 18 Bühnenkostüme,      reich mit diesem Jahrhundertwerk.
Figurinen aus Holz und Metall, die es den Tanzenden     Um die vielfältigen Talente der jungen Tänzer*innen
nicht erlauben, sich frei zu bewegen. Die Grundsätze    der Kompanie zeigen zu können, werden sie noch eine
Schlemmers bleiben dabei immer gleich: Raum, Form/      neue Kreation präsentieren – ganz bestimmt in weni-
Farbe und Bewegung sollen die Trias bilden. »Das        ger dominierenden Kostümen.
Triadische Ballett« wurde Synonym der Bestrebungen
der bildenden Künstler*innen um die Erneuerung und
Annäherung der Künste zu Beginn des 20. Jahrhun-
derts. 1977 wagte sich der Choreograf Gerhard Boh-
ner an eine erste Rekonstruktion anhand des wenigen
noch vorhandenen Originalmaterials. Er entwickelte
Kostüme, die sich eng an den überlieferten Originalen
von Schlemmer orientieren. Bohners Interesse galt
der Auseinandersetzung mit den Kostümen und einer
neuen Umsetzung von Bewegung im Raum.
WIM VANDEKEYBUS

ULTIMA VEZ
TRACES
Choreografie Wim Vandekeybus
Kreiert und getanzt von Ultima Vez
Musik Marc Ribot und Trixie Whitely
Uraufführung 08. Dezember 2019,
Bruges

18., 19., 20. MÄRZ 2020 I 19:30 UHR I DEPOT 1              Die Nähe zu Transsilvanien lässt sofort an Graf Dra-
                                                           cula, an Vampire und Werwölfe denken. Es ist kein
  Auch in dieser Spielzeit sind der Belgier Wim Vande-     Zufall, dass all diese Wesen sich irgendwo zwischen
keybus und sein Ensemble »Ultima Vez« bei uns zu           Mensch und Tier, zwischen Stadt und Wildnis befin-
Gast. Das neue Stück heißt »TRACES« und hat im             den. In »TRACES« folgt Vandekeybus seinen eigenen

                                                                                                                    38
Dezember 2019 innerhalb des Festivals »Europalia           Spuren, kehrt wieder zurück zu seinen Wurzeln, zum
Romania« Premiere.                                         reinen Tanz und der Musik, mit ihren Rhythmen und
In seinen bisherigen Arbeiten setzt Vandekeybus sich       Impulsen. Die Sprache klammert er ganz bewusst aus.
oft mit dem Konflikt zwischen Zivilisation und Natur       Fabeln waren zwar in der Vergangenheit wichtig für
auseinander. Die Stadt stellt für ihn den Höhe-            ihn, aber sie haben dem Körper doch auch immer einen
punkt der vom Menschen geschaffenen Kultur dar,            strikten Rahmen gesetzt, ein Gefängnis von Bedeutun-
die menschliche Bewegung jedoch findet in einem            gen und erzählerischen Wendungen, die die Freiheit
labyrinthischen Gefängnis statt.                           der Bewegung einschränken. Er emanzipiert sich von
Vandekeybus war schon immer fasziniert von der Peri-       dieser »Außenwelt« und stellt sich ganz andere Fra-
pherie städtischer Kultur und ist stets auf der Suche      gen: Wie viel Natur lebt noch im Mensch? Wie viel
nach einer »Authentizität«, die sich Beschreibungen        Tier? Er möchte zurück zur »inneren Geschichte«,
entzieht und sich in volkstümlichen Traditionen, ge-       zurück zum Drama der Triebe und Instinkte, das äl-
fährlichen Situationen und instinktiven körperlichen       ter als Sprache ist und über sie hinausgeht. Es sind
Reaktionen verbirgt.                                       Momente der Vitalität, der Kraft, es ist das intuitive
In seinem neuen Stück konzentriert sich Vandekeybus        Entscheiden, welches das Überleben sichert, der Puls
auf die Darstellung der Natur selbst. Dafür hat er sich    des Lebens, ausgedrückt durch Tanz und Musik.
von den Urwäldern Rumäniens inspirieren lassen, ins-       Getanzt wird »TRACES« von elf Tänzer*innen unter-
besondere von den mythischen Karpaten. Sie gelten          schiedlichen Alters. Die Musik wird von Marc Ribot
als letzte vollständig unberührte Wildnis im Herzen        und Trixie Whitely komponiert und live gespielt – ein
Europas, mit vielen einzigartigen Pflanzen sowie gro-      Soundtrack, der für körperliche Energie, Intensität
ßen Braunbär-, Wolfs- und Luchspopulationen.               und Instinkte stehen soll.

                                                Wim Vandekeybus
40

     Wim Vandekeybus, Choreograf, Regisseur, Schauspieler und Fotograf, geboren
1963 in Herenthout, Belgien, wächst als Sohn eines Tierarztes auf und erlebt sehr
früh Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Ihre Reaktionen, ihre Bewegungen und ihr
Vertrauen in die Körperkraft prägen sein künstlerisches Schaffen bis heute. 1986 arbei-
tet er in Madrid mit einer Gruppe junger Tänzer*innen an seiner ersten Produktion.
Unter dem Namen »Ultima Vez« (spanisch für »Letztes Mal«) gründet er seine eigene
Kompanie und bringt mit ihr »What the Body Does Not Remember« (1987) heraus.
                                                                                               PRODUKTION ULTIMA VEZ I KOPRODUKTION CONCERTGEBOUW BRUGES, KVS BRUSSELS, EUROPALIA ROMANIA.
Das ist der Beginn einer Weltkarriere. Von Anfang an wechseln seine Arbeiten spiele-
risch zwischen Tanz, Film und Theater. Mit dem Schauspiel Köln verbinden ihn eine              MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON TAX SHELTER MEASURE OF THE BELGIAN FEDERAL GOUVERNEMENT,
kontinuierliche Zusammenarbeit und eine regelmäßige Präsentation seiner Arbeiten.              CASA KAFKA PICTURES TAX SHELTER EMPOWERED BY BELFIUS.
                                                                                               ULTIMA VEZ WIRD UNTERSTÜTZT VON FLEMISH AUTHORITIES & THE FLEMISH COMMUNITY COMMISSION OF THE BRUSSELS CAPITAL REGION (BE).
AKRAM KHAN

AKRAM KHAN
COMPANY
Outwitting the Devil
Künstlerischer Direktor und              Autor Jordan Tannahill
Choreograf Akram Khan                    Probenleitung Mavin Khoo
Dramaturgie Ruth Little                  Tänzer*innen Ching-Ying Chien,
Licht Design Aideen Malone               Andrew Pan, Dominique Petit,
Bühne ⁄ Visuelle Gestaltung Tom Scutt    Mythili Prakash, Sam Pratt,
Original Musik Kompostion und            James Vu Anh Pham
Sound Design Vincenzo Lamagna            Produzent Farooq Chaudhry
Kostüme Kimie Nakano                     Uraufführung 13. Juli 2019, Stuttgart

                                                                                                                       42
05.,06. MAI 2020 I 19:30 UHR I DEPOT 1                       überlieferten Werke der Literatur, entdeckt und aus der
                                                             Keilschrift übersetzt. Es enthielt die Beschreibung ei-
  Im Dezember 2018 feiert Akram Khan mit einem be-           nes weiten und wilden Zedernwaldes, den Gilgamesch,
eindruckenden Solo in Köln seinen Bühnenabschied.            der König von Uruk, und sein Begleiter Enkidu auf ih-
Jetzt kehrt er als Choreograf mit seinem neuesten Kom-       ren Reisen entdeckt hatten. Obwohl beide vom Reich-
paniestück »Outwitting the devil« (den Teufel über-          tum und der Schönheit des Waldes überwältigt waren,
listen) zurück. Es ist neu für ihn, aber doch nicht so       erschlugen sie seinen Wächter und zerstörten den
ganz: »Ich tanze meine Ideen durch die Körper von            Wald. Die in diesem Text behandelten Themen sind
anderen, auch älteren Tänzern, die ihre Geschichten          der Ausgangspunkt für »Outwitting the Devil«.
und vielfältigen emotionalen Erfahrungen in sich tra-        Akram Khans neues Stück ist ein konzentriertes Epos
gen. Was sich nicht verändert hat, ist meine Leiden-         über Rituale und Erinnerungen vor dem Kontext des
schaft dafür, alte und neue Mythen im Kontext unserer        Überganges in die ungewisse Zukunft des von der
Zeit zu erforschen«.                                         Menschheit bestimmten Zeitalters Anthropozän. In ei-
                                                             ner Landschaft voller zerbrochener Tafeln und zerstör-
Die Wahrheit war ein Spiegel in der Hand Gottes. Er          ter Götzenbilder teilen die sechs Protagonist*innen
fiel und zerbrach in Stücke. Jeder nahm ein Stück da-        ihren verbliebenen Reichtum und ihre Geschichten
von, sah es an und dachte, dass er die Wahrheit hätte.       miteinander. So versuchen sie, die verlorengegangenen
RUMI                                                         Fragmente alten Wissens wieder zusammenzufügen.
                                                             »Outwitting the Devil« lädt uns ein, gemeinsam das
2015 wurde ein bisher unbekanntes Fragment des               Brot von Leben, Tod und unseren halb erinnerten My-
babylonischen Gilgamesch-Epos’, eines der ältesten           then zu brechen.

                                               Akram Khan
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