SPIELZEIT - Schauspiel Köln
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GRUSSWORTE BETTINA WAGNER-BERGELT Sehr geehrte Zuschauer*innen, liebe Freund*innen und Kolleg*innen, dass es in Köln gelungen ist, wieder ein so engagiertes ergänzen. In der kommenden Saison können wir alle Siegal Produktionen hier zeigte, dann in Form von und interessiertes Tanzpublikum heranzuziehen, nach- uns auf Gastspiele von »Peeping Tom«, »Ballet BC«, Koproduktionen und in Zukunft, eine wunderbare dem die Politiker*innen vor mehr als zwei Jahrzehn- »Akram Khan Company«, »Eastman«, »La Veronal«, inhaltliche und organisatorische Verdichtung, indem ten wie in vielen deutschen Städten erst einmal tabula »São Paulo Dance Company«, »Bayerisches Junior das »BoD« jeweils für die kommenden 2 Jahre eine rasa mit dem Tanz gemacht hatten, ist ein kleines Ballett«, »Ultima Vez«, »Nederlands Dans Theater« Saison am Schauspiel Köln bestreitet, hier produziert Wunder. Vollbracht hat es Hanna Koller durch ihre und »tanzmainz« freuen. und präsentiert. beharrliche Arbeit, ihr Wissen und ihre Kontakte. Köln – in den achtziger Jahren ein Zentrum der Kre- Aber ein reines Gastspielprogramm macht noch kei- Ein solches Modell ist neu, mutig und verspricht eine ativität, der internationalen Kooperationen und der ne Tanzstadt. Dazu gehört im besten Falle auch ein große inhaltliche Bereicherung und kontinuierliche Präsentation zeitgenössischen Tanzes, ist wieder auf Ensemble, das hier in der Stadt wieder fest etabliert künstlerische Arbeit, die zudem spartenübergreifend dem Weg, eine Tanzstadt zu werden. Wer hätte das ist und den kreativen Austausch mit der Hochschule gedacht ist, wie es bereits die erfolgreiche Produktion noch vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Das für Tanz pflegt, mit der freien Szene und den eingela- »Roughhouse« gezeigt hat, die von Köln und München ist vor allem Hanna Koller zu verdanken, die durch denen Gastkünstlern. Dass Ensemblestrukturen heu- aus in andere Spielstätten eingeladen wurde. ein sehr ambitioniertes Gastspielprogramm, das seit te unter Umständen anders auszusehen haben, dass Wir alle blicken nicht nur der kommenden Saison mit Jahren neben dem Staatenhaus in den fantastischen wir flexibler und in offeneren Formen denken müs- Spannung und Vorfreude entgegen und wünschen viel Räumen des Schauspielhauses in Mülheim stattfin- sen – auch das haben die Kölner*innen gelernt und Erfolg für die neuen Wege. den kann, Köln auf die Landkarte der »Places to go« eine Struktur erarbeitet, in der zunächst das »BoD« im Tanz zurückgezaubert hat. Auf einer Bühne, die unter Richard Siegals künstlerischer Leitung arbei- Bettina Wagner-Bergelt wie geschaffen ist für zeitgenössischen Tanz, mit einem ten kann, und später vielleicht dann auch andere Intendantin Tanztheater Wuppertal Pina Bausch offenen Foyer für Gespräche, Begegnungen und Rah- Künstler*innen. menprogramme. In ihren Programmreihen hat die Und diesmal ist es das Schauspiel mit Stefan Bach- Kuratorin alles präsentiert, was nicht nur Rang und mann an der Spitze, das den Tanz wieder dauerhaft Namen, sondern vor allem Qualität und inspirierende in Köln am Stadttheater zu etablieren scheint. Schon Kraft für die Tanzszene besitzt. Die Liste der Namen seit Jahren arbeiten – neben Hanna Koller – Stefan liest sich wie ein Who is Who der zeitgenössischen inter- Bachmann, Claudia Bauer und eine ganze Reihe enthu- nationalen Tanzszene: »Forsythe Company«, »DV8«, siastischer Tanzexpert*innen daran, den amerikani- »Hofesh Shechter Company«, »Sasha Waltz & Guests«, schen Choreografen Richard Siegal und sein »Ballet »Rosas«, »Nederlands Dans Theater«, »Israel Gálvan of Difference«, das 2016 gegründet wurde, in Koope- Company«, »l–e–v« und »Ballett am Rhein Düssel- ration mit der Muffathalle München fester an das dorf Duisburg« – und sie ließe sich um viele Namen Kölner Haus zu binden. Zunächst, indem Richard
GRUSSWORTE HANNA KOLLER Liebes Tanzpublikum, seien Sie herzlich willkommen in einer neuen Tanz- Im Staatenhaus gibt es sechs Tanzabende und eine Nach der wortgewaltigen Produktion »Trap Town« saison, die wir mit einem Paukenschlag eröffnen: Es Uraufführung des »MD Kollektiv«/»Nutrospektif« wird der Belgier Wim Vandekeybus mit seiner Kom- ist uns gelungen, Richard Siegal mit seinem »Ballett aus der freien Tanzszene Köln: panie ein Stück zeigen, das ohne Sprache auskommt, of Difference« für zwei Jahre nach Köln zu holen. Die »São Paulo Dance Company« zeigt diesmal ein dafür mit live Musik und seinem für ihn typischen Wir haben in der nächsten Spielzeit somit nicht nur Ballett des viel zu früh verstorbenen deutschen Choreo- hochathletischen Tanz. Die Produktion hat im De- neun große internationale Kompanien zu Gast, son- grafen Uwe Scholz, ein Stück von Marco Goecke und zember 2019 Premiere und ist und bei uns im März dern auch eine Tanzkompanie »in residence« am eine neue Kreation der Brasilianerin Cassi Abranches. 2020 zu sehen. Akram Khan, der sich in Köln mit sei- Schauspiel Köln. Dies verdanken wir dem Engage- Besonders die beiden ersten Stücke erfordern eine nem Solo »Xenos« von der Bühne verabschiedet hat, ment von Schauspiel Köln, der Kunststiftung nrw herausragende Technik, die diese Kompanie schon kommt im Mai mit seiner Kompanie zu uns, mit der er und vor allem dem neu aufgelegten Förderprogramm mehrmals in Köln unter Beweis gestellt hat. die Produktion »Outwitting the Devil« kreiert. Er be- neue wege des nrw kultursekretariat und des Mi- Drei Choreografien von drei Frauen einer Generation schäftigt sich mit dem berühmten Gilgamesh-Epos. nisteriums für Kultur und Wissenschaft des Landes zeigt das »Ballet BC« aus Kanada, das zum ersten Die Tanzsaison wird das mit dem deutschen Theater- nrw. Das »Ballett of Difference« wird die nächsten Mal bei uns zu Gast ist: Azure Barton und Crystal preis »der faust« ausgezeichnete Stück »Soul Chain« zwei Jahre das Gastspielprogramm im Depot mit unter- Pite aus Kanada und die Israelin Sharon Eyal präsen- beschließen. Sharon Eyal hat es für »tanzmainz« cho- schiedlichen Produktionen und Formaten bereichern tieren Arbeiten, die von großer Sinnlichkeit, Weiblich- reografiert. und mit seiner physischen Präsenz den Tanzstandort keit und Persönlichkeit geprägt sind, getanzt von einer Köln enorm stärken. Richard Siegals choreografische wunderbaren Kompanie – ein Fest für die Sinne. Begleiten Sie uns auch weiterhin so begeistert wie bis- Handschrift wird, in Zusammenarbeit mit Künst- Anlässlich des Bauhaus Jubiläum haben Sie die Mög- her auf alten und neuen Wegen in die Tanzstadt Köln ler*innen unterschiedlichster Disziplinen, unsere Seh- lichkeit das »Triadische Ballett« von Oskar Schlemmer gewohnheiten herausfordern. Und wir dürfen gespannt in der Choreografie von Gerhard Bohner, welches das Ihre Hanna Koller sein, wie sich das neue Spannungsfeld zwischen der »Bayerische Junior Ballett München« mit den origi- Kuratorin Tanz an den Bühnen Köln kontinuierlichen Präsenz einer Kompanie »in resi- nalen Kostümen einstudiert hat, anzuschauen. dence« und den temporären Auftritten der Gast-Kom- Ins Depot kommen sechs weitere Gastkompanien panien auf die kreativen Prozesse und die Entwick- mit 15 Vorstellungen. Marcos Morau kehrt mit seiner lung des Tanzes in der Tanzstadt Köln auswirkt. Bei Kompanie »La Veronal« zurück. Er zeigt mit seinen der Residenz des »Ballet of Difference« am Theater Tänzer*innen eine Dystopie im Zeitalter der Digitali- Köln gehen wir neue Wege, denn die Kompanie wird sierung. Kurz vor Weihnachten ist erstmals in Deutsch- gemeinsam mit dem Kulturreferat der Landeshaupt- land das Stück »Session« zu sehen, eine Koproduk- stadt München in Kooperation und dem Muffatwerk tion mit Tanz Köln. Sidi Larbi Cherkaoui, der irische München gefördert, sodass unsere Produktionen auch Tänzer Colin Dunne und zwei Musiker haben einen dort zu sehen sein werden. sehr intimen und persönlichen Abend kreiert, der mit einer großen Leichtigkeit und viel Humor einhergeht. Und Sie, liebes Publikum, haben, ob Gastspiel oder Das »Nederlands Dans Theater 2« präsentiert sich Kompanie »in residence«, auch im Zeitalter der Digi- zum ersten Mal im Depot. Neben einem Klassiker von talisierung weiterhin die Möglichkeit, die Vielfalt des Hans van Manen tanzen sie Choreografien von Marco zeitgenössischen Tanzes vor-Ort analog und haut- Goecke, Sol Léon & Paul Lightfoot sowie Edward Glug, nah zu erleben, mit allem was dazu gehört: Körper, dessen künstlerische Handschrift das erste Mal in Köln Emotionen, Schweiß, Begegnungen, Widersprüche zu sehen sein wird. und Gespräche.
RICHARD SIEGAL SCHAUSPIEL KÖLN RICHARD SIEGAL / Theater und Tanzprojekte. Seine Arbeiten wirken Gesamtkunstwerk aus elektronischer Musik, neues- durch die Verwendung elektronisch erzeugter Impro- ter Lichttechnologie und Ballett. Den Kontrapunkt visation experimentell und stehen für die Kreation von hierzu bildet eine Arbeit, die zu der Musik des Tech- neuer elektronischer Musik. no-Duos Modeselektor kreiert wird. Modeselektor, BALLET OF Dem gegenüber steht »Made for Walking«, das Siegal zwei Drittel der international renommierten Elektro- 2018 in Köln für vier seiner Tänzer*innen kreiert hat. pop-Band Moderat, arbeiten für dieses Projekt an ei- Robuste Stiefel ersetzen den Spitzenschuh und lassen ner neuen Musik, die Richard Siegals Arbeit in noch eine vierstimmige Partitur entstehen – eine Ausein- stärkerer Weise dem Publikum öffnen wird. DIFFERENCE AM andersetzung mit Polyrhythmik und der Umsetzung auf visueller Ebene im Tanz. Das dritte Stück dieses Triple Bill wird eine Uraufführung sein. SCHAUSPIEL KÖLN Das dritte Programm am Ende der Spielzeit konzen- triert sich auf den »Pop-Appeal« von Siegals choreo- grafischer Arbeit. Die Kreation »Liedgut«, die Siegal 2015 für das Ballett in Wiesbaden entwickelt hat, wird mit seinen Tänzer*innen neu einstudiert. Die Musik ist von Uwe Schmidt (alias Atom TM): ein Die im Jahr 2017 erfolgreich gestartete Kooperation mit Richard Siegal / Ballet of Difference erreicht eine neue Dimension. Mit Beginn der 06 nächsten Spielzeit ist Richard Siegal »Artist in Residence« am Schau- spiel Köln. Über 2 Jahre wird er in Köln eine Kompanie aufbauen und mit ihr hier produzieren und arbeiten. Geplant sind drei verschiedene Programme in der Spielzeit 2019.20: Neben »New Ocean«, das im Sep- tember Premiere hat, wird es im weiteren Verlauf der Spielzeit einen dreiteiligen Abend – Triple Bill – im Depot 2 und am Ende der Spielzeit eine Doppelauf- führung – Double Bill – im Depot 1 geben. Richard Siegal ist unerschrocken und sprengt die Gren- zen des klassischen Tanzes. In »Metric Dozen«, das 2014 in Marseille Premiere hatte und Teil des Triple Bill sein wird, verdichten sich abstrakte elektronische Klänge und radikale Bewegung zu einer intensiven Tour de Force. Die Musik stammt von dem Komponis- New Ocean ten und Performer Lorenzo Bianchi Hoesch. Er kom- poniert Musik für Live-Performances, Installationen,
RICHARD SIEGAL RICHARD SIEGAL / BALLET OF DIFFERENCE New Ocean Choreografie, Bühne Richard Siegal Kostüme Flora Miranda Licht Matthias Singer Musik Alva Noto, Sakamoto, n.n. Getanzt von Tänzer*innnen des BOD 08 Uraufführung 27. September 2019, Köln, Depot 1 dem Komponisten John Cage1. Siegals Titel bezieht 27., 28. SEPTEMBER 2019 I 19:30 UHR I DEPOT 1 sich auf einen Satz aus Homers »Ilias«, bei dem die 29. SEPTEMBER 2019 I 16:00 UHR I DEPOT 1 göttliche Personifikation Okeanos nicht nur als die be- WEITERE TERMINE FOLGEN wohnte Erde umgebender Strom und Vater aller Flüs- se, sondern auch als Ursprung allen Lebens gilt. In- Mit diesem Stück wird Richard Siegal erstmals ein spiriert von Cunninghams Formensprache, dessen abendfüllendes Ballett für seine Kompanie am Schau- Choreografie zirkulär organisiert und streng mathe- spiel Köln erarbeiten. Das Stück ist inspiriert durch matisch in 128 Phrasen strukturiert ist, versucht die choreografische Arbeit Merce Cunninghams (1919- Siegal den Kreis als Form zu sprengen, um – als Re- 2009), der 2019 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. flex auf die ökologischen und soziopolitischen Um- Siegal zieht damit eine Verbindungslinie zum 2013 stände der Gegenwart – das Chaos in den Kosmos am »Bayerischen Staatsballett« entstandenen Abend eindringen zu lassen. Musikalisch orientiert sich »Exits and Entrances«, in dessen Rahmen seine Arbeit Siegals Auseinandersetzung mit dem ozeanischen »Unitxt« erstmals komplementär zu Merce Cunning- Prinzip an John Cages ursprünglichem Ansatz: Als hams »Biped« präsentiert wurde. Im Besonderen elektroakustische Neu-Komposition, die das Publi- geht Siegal nun von Cunninghams legendärer Arbeit kum umhüllt, wird die Klangebene von »New Ocean« »Ocean« aus – einer 1994 in Brüssel uraufgeführten zum immersiven Erlebnis für das Publikum. letzten Zusammenarbeit zwischen Cunningham und Richard Siegal
RICHARD SIEGAL Im Zentrum der Arbeit des Tänzers und Choreografen Richard Siegal (usa / d) steht die interdisziplinäre Auslotung neuer Formen des zeitgenössischen Tanzes. Bis 1997 tanzt er in New York u. a. bei den Kompanien von Doug Elkins, Zvi Gotheiner, Janis Brenner, Robin Staff, Muna Tseng, Sin Cha Hong und Mark Dendy. Von 1997 bis 2004 ist er Solist im En- semble von William Forsythe am »Ballett Frankfurt« und dar- über hinaus mit diesem als Associated Artist der »Forsythe Company« verbunden. 2002 gründet Siegal die Plattform »The Bakery«, ein Zusammenschluss von Künstler*innen aus unter- schiedlichen Disziplinen von Musik bis Medienkunst, mit denen er seitdem zahlreiche interdisziplinäre Projekte realisiert. Er wird mit dem »New York Dance and Performance Bessie Award«, dem Deutschen Theaterpreis »der faust«, dem »s.a.c.d.«- Preis (Beaumarchais) und dem »Mouson Award« ausgezeichnet. 2012 erhält er den »Tanzpreis der Landeshauptstadt München«. INTERVIEW Richard, was war deine erste Reaktion, als mir noch gar nicht vorstellen. Unsere Zu- klar war, dass Schauspiel Köln, Tanz Köln sammenarbeit hier in Köln sichert nicht nur und das »Ballet of Difference (BoD)« weiter die Mittel zur Verwirklichung der Ziele, son- gemeinsam hier in Köln arbeiten werden? dern schafft auch die Voraussetzungen, un- ter denen sich Ideen erweitern können. Und Ich kann mir kein schöneres Ergebnis für all wer kann schon sagen, welche Formen das unsere Arbeit, »BoD« zu etablieren, vorstel- annehmen wird? Und das mag ich. All das ist 1 »Ocean« wurde 1990 – auf eine Schweizer Festival-Einladung hin – von Cage und len! Und Köln ist dazu ein fruchtbarer Bo- utopisch. Ich würde sagen, dass alles künst- 10 Cunningham als gemeinsame, von James Joyce inspirierte Arbeit konzipiert. Cage den, den wir mit den Ideen dieser noch jun- lerische Gestalten auf einem Bedürfnis nach plante das Werk für ein Orchester von 150 Musikern, von denen jeder seine eigene gen Kompanie bepflanzen dürfen. Ich freue Utopie beruht. Wir alle versuchen uns in je- Partitur mit einer eher zeitbasierten Musikstruktur als mit Noten spielen würde. Er beauftragte seinen langjährigen Mitarbeiter David Tudor, der zu dieser Zeit mich sehr darauf, dem Team, das »BoD« zu nem Raum zurechtzufinden, in dem Kunst- Musikdirektor der »Merce Cunningham Dance Company« (mcdc) war, ein elektro- dem gemacht hat, was es heute ist, nun auch produktion und Leben gründlich durchein- nisches Soundscape zu schaffen, das gleichzeitig mit der akustischen Orchester- eine künstlerische und existentielle Stabili- ander gewirbelt werden, in dem Ordnung musik live gespielt würde. Nach Cages Tod wurde die Fragment gebliebene Kom- tät gewährleisten zu können. Dass wir mit und Unberechenbares harmonisch nebenei- position von seinem langjährigen Assistenten Andrew Culver nach den Komposi- diesem Theater, dieser Stadt und diesem Pu- nander existieren können. tionsprinzipien des Meisters zu Ende gebracht. blikum einen Partner gefunden haben, fühlt sich wie ein zentrales Geschenk an. Welche Inspiration ist dabei die Stadt Köln selbst für Dich? Was sind die Ziele für die nächsten zwei Jahre? An welchen Visionen, vielleicht sogar Utopien, Ich muss zugeben, dass ich bisher die meiste möchtest Du mit Deinem Team und den Tän- Zeit im Theater in Köln-Mülheim verbracht zer*innen arbeiten? habe. Aber natürlich war es für mich und meine Töchter eine tolle Köln-Erfahrung, als Bereits bestehende Choreografien, die wir während des Karnevalszuges Süßes vom Him- neu befragen und weiterentwickeln wollen, mel regnete. Alle, mit denen ich in Deutsch- werden genauso zu sehen sein, wie neue Pro- land spreche, sagen, wie sehr sie die Stadt GEFÖRDERT IM RAHMEN VON NEUE WEGE DURCH DAS NRW KULTURSEKRETARIAT UND DAS MINISTERIUM FÜR KULTUR UND duktionen, die für diese Gruppe und den mögen. Und wenn ich sie frage, was genau sie WISSENSCHAFT DES LANDES NRW. GEFÖRDERT DURCH DAS KULTURREFERAT DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN UND DIE Kontext spezifisch erarbeitet werden. Und mögen, antworten sie immer: »die Leute«. KUNSTSTIFTUNG NRW. EINE KOPRODUKTION MIT DEM MUFFATWERK MÜNCHEN. wir dürfen den Kontakt zum Kölner Publi- Ich freue mich darauf, diesen Ort und vor al- kum weiter ausbauen. An Arbeit wird es uns lem die Menschen, die hier leben, kennenzu- sicher nicht mangeln! Vieles davon kann ich lernen.
UWE SCHOLZ ⁄ MARCO GOECKE ⁄ CASSI ABRANCHES SÃO PAULO DANCE COMPANY ⁄ Suite for two pianos Supernova ⁄ Agora SUITE FÜR 2 KLAVIERE SUPERNOVA AGORA Choreografie, Bühne und Kostüme Choreografie, Bühne und Kostüme Choreografie Cassi Abranches Uwe Scholz Marco Goecke Musik Sebastian Piracés Musik Suite für 2 Klaviere, Opus 17 Musik Pierre Louis Garcia-Leccia, Kostüme Janaina de Castro von Sergei Rachmaninow, gespielt von Antony & The Johnsons Licht Gabriel Pederneiras Martha Argerich und Nelson Freire Licht Udo Haberland Direktion Inês Bogéa Licht André Boll Einstudierung Giovanni Di Palma 12 Einstudierung Giovanni Di Palma 18., 19. OKTOBER 2019 I 19:30 UHR I STAATENHAUS seiner Lebenszeit – eine Explosion. Die im Jahr 2009 für das »Scapino Ballett Rotterdam« kreierte Choreo- Erneut ist die »São Paulo Dance Company« aus grafie ist eine Arbeit voller Kontraste, die durch die Brasilien bei uns zu Gast. Sie präsentiert sich diesmal Energie der einzelnen Körper verbunden sind. Die mit Arbeiten von zwei deutschen Choreografen und Tänzer*innen erscheinen und verschwinden auf mys- einer jungen brasilianischen Choreografin. teriöse Weise von der Bühne und zeigen sehr schnelle, präzise und kontrollierte Bewegungen, welche so die Wir zeigen ein der Neoklassik zuzuordnendes Bal- Körper zum Vibrieren bringen. lett des viel zu früh verstorbenen Choreografen Uwe Scholz. Für »Suite für zwei Klaviere« verbindet er die Der dritte Teil des Abends ist musikalisch und tänze- Musik von Sergei Rachmaninow und vier Bilder von risch ein wunderbarer Gegenpol zu den beiden deut- Wassily Kandinsky, die in den Bühnenraum projiziert schen, eher puristischen Choreografien. Die Brasilia- werden, mit Tanz, alles zu einem Gesamtkunstwerk nerin Cassi Abranches untersucht in »Agora« das Wort verschmelzend. »Zeit« in all ihren möglichen Bedeutungen zu Musik- kompositionen von Sebastian Piracés, der afro-brasi- Das zweite Stück steuert Marco Goecke bei. »Super- lianische Perkussionselemente mit zeitgenössischem nova« ist inspiriert durch die Musik von »Antony & Rock und Gesang kombiniert. Abranches’ ganz eigene The Johnsons« und dem namengebenden Phänomen: Tanzsprache offenbart die Stärke und Dynamik der ein kurzes, helles Aufleuchten eines Sterns am Ende brasilianischen Identität. Uwe Scholz ⁄ Marco Goecke ⁄ Cassi Abranches
SÃO PAULO DANCE COMPANY I SUITE FOR TWO PIANOS / SUPERNOVA / AGORA SÃO PAULO DANCE COMPANY I SUITE FOR TWO PIANOS / SUPERNOVA / AGORA Uwe Scholz, im Jahr 1958 geboren, erhält mit nur vier Jahren seinen ersten Bal- lettunterricht. Seine Ausbildung zum Tänzer schließt er 1979 an der John Cranko Hochschule in Stuttgart ab. Im gleichen Jahr nimmt ihn das »Stuttgarter Ballett« unter Vertrag. Die Ballettdirektorin Marcia Maydée betraut ihn von Anfang an mit choreografischen Arbeiten. 1980 wird er fester Choreograf und beendet seine Karriere als Tänzer. Mit 26 Jahren übernimmt er die Leitung des »Zürcher Ballett«. Er wech- selt 1991 als Ballettdirektor und Chefchoreograf zur Oper Leipzig. Am 21. November 2004 verstirbt Scholz nach schwerer Krankheit im Alter von nur 45 Jahren. Er gilt als einer der bedeutendsten Sinfonie-Choreografen der Welt. Unter seinen mehr als hun- dert Choreografien sind so herausragende Werke wie: »The Creation« (1984), »Jeune- homme« (1986), »Beethoven's Seventh Symphony« (1999), »Galanterías del Rococo« (1981) und »Septett« (1990). Marco Goecke, in Wuppertal geboren, erhält seine Ballettaus- bildung an der Münchner Heinz-Bosl-Stiftung und am König- lichen Konservatorium Den Haag. Erste Engagements führen ihn an die Deutsche Oper Berlin und das Theater Hagen, wo er im Jahr 2000 erstmals choreografiert. Mit seiner völlig eigenen Bewegungssprache ist er rasch weltweit gefragt und gewinnt fortan bedeutende Preise. Von 2005 bis 2018 ist Goecke Haus- choreograf für das »Stuttgarter Ballett« und seit 2013 auch für das »Nederlands Dans Theater«. Seit Januar 2019 ist er Artist in Residence bei »Gauthier Dance«. Ab der Spielzeit 2019.20 ist er Ballettdirektor in Hannover. Cassi Abranches, in São Paulo geboren, ist von 2001 – 2013 Mitglied der zeitgenössischen Tanzkompanie »Grupo Corpo« aus Brasilien. Nach Zusammenarbeiten mit verschiedenen Grup- pen, wie der »Brazilian Youth Bolshoi Company« aus Joinville (»Ariana«, 2015), der »sesc Dance Company« (»Oblivion und Plan«, 2015) und dem »Palace of Arts Youth Ballet« (»Back Co- ver«, 2009), beide aus Belo Horizonte, choreografiert sie 2015 »gen« für die »São Paulo Dance Company«. »Agora« ist ihre dritte Kreation für die Kompanie. Neben der Arbeit für die Bühne ist sie verantwortlich für die choreografische Leitung der Er- öffnungsveranstaltung der Paralympics in Rio, 2016.
MARCOS MORAU LA VERONAL Pasionaria Konzept, Künstlerische Leitung und Choreografie Marcos Morau Choreografieassistenz Lorena Nogal Künstlerische und Dramaturgische Beratung Roberto Fratini, Celso Giménez Von und mit Àngela Boix, Ariadna Montfort, Núria Navarra, Jon López, Richard Mascherin, Lorena Nogal, Marina Rodríguez, Sau-Ching Wong Bühne Max Glaenzel Kostüme Silvia Delagneau 16 22., 23. NOVEMBER 2019 I 19:30 UHR I DEPOT 1 Stellen Sie sich einen Ort vor, über den alle spre- und seine Kompanie »La Veronal« untersuchen in chen. Den Ort, in den wir die jetzige Welt verwan- ihrer neuen Arbeit diese neue Welt, auf die wir zu- deln werden. Die Welt, die das Ergebnis all unserer steuern. Anstrengungen der vergangenen Jahre ist. Dieser Ort, den wir Fortschritt nennen. Man könnte diesen Morau, der sich dem Kölner Publikum 2015 mit sei- Ort, diesen Planeten, »Pasionaria« nennen. Wesen, nem Stück »Siena« vorgestellt hat, ist bekannt für die uns ähneln, die genau dafür geschaffen wurden seine Erzählkraft und seinen interdisziplinären Zu- uns zu ähneln, leben dort. Was wir Leben nennen, griff. »Pasionaria« spielt in einer virtuellen Realität, ist zu einer künstlichen Landschaft geworden und ist Science Fiction und Gegenwartsanalyse zugleich. ihre Bewohner*innen haben sich zu elektronischen Es hinterfragt die emotionale Distanziertheit, auf Spielzeugen gewandelt, denen jegliche Form der Lei- die wir uns zubewegen und ist ein Plädoyer für mehr denschaft abhandengekommen ist. Marcos Morau Leidenschaft. Marcos Morau
LA VERONAL I PASIONARIA LA VERONAL I PASIONARIA Marcos Morau studiert Choreografie in Barcelona, Valencia und New York. Sein künstlerisches Schaf- fen beschränkt sich nicht auf den Tanz, sondern umfasst unter anderem auch die Fotografie und das Schau- spiel; so macht er seinen Masterabschluss über die Theorie des Dramas. 2005 gründet er das Kollektiv »La Veronal« und vereinigt hierfür Künstler*innen aus den Bereichen Tanz, Film, Fotografie und Literatur. »Sehr skurril und unter der technisch Marcos Morau und sein Ensemble genießen inzwischen international großes Ansehen und sind auf allen wichtigsten Festivals vertreten. 2013 erhält Morau den nationalen Tanzpreis des spanischen Kulturminis- perfekt inszenierten kurios-absurden teriums und den »Sebastià-Gasch-Preis« der Fondation of Arts and Design. Er choreografiert für wichtige Ensembles, wie dem spanischen Nationalballett und dem »Royal Danish Theatre« in Kopenhagen. Oberfläche eine sehr schwarz-bittere Zu- standsbeschreibung unser Zeit: Gefühle, Gemeinschaft, Leidenschaften (…)« FRANK SCHMID, KULTURRADIO 18 KOPRODUKTION: HAU HEBBEL AM UFER BERLIN, TEATROS DEL CANAL MADRID, THÉÂTRE NATIONAL DE CHAILLOT PARIS, LES THÉÂTRES DE LA VILLE DE LUXEMBOURG, SADLER’S WELLS LONDON, GREC 2018 FESTIVAL DE BARCELONA – INSTITUT DE CULTURA AJUNTAMENT DE BARCELONA, ORIENTE OCCIDENTE DANCE FESTIVAL ROVERETO, MERCAT DE LES FLORS BARCELONA IN ZUSAMMENARBEIT MIT: EL GRANER CENTRE DE CREACIÓ UNTERSTÜTZT VON: INAEM – MINISTERIO DE EDUCACIÓN CULTURA Y DEPORTE DE ESPAÑA, ICEC – DEPARTAMENT DE CULTURA DE LA GENERALITAT DE CATALUNYA MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DES INSTITUT RAMON LLULL UND DES INSTITUTO CERVANTES
COLIN DUNNE & SIDI LARBI CHERKAOUI EASTMAN Session (Deutsche Erstaufführung) Choreografie und Regie Colin Dunne & Zusätzliche Musikkompositionen Sidi Larbi Cherkaoui Soumik Datta, Colin Dunne, Musik Michael Gallen Sidi Larbi Cherkaoui Performer Colin Dunne, Künstlerische Beratung Sidi Larbi Cherkaoui, Michael Gallen, Arthur Nauzyciel, Soumik Datta An-Marie Lambrechts Bühne Filip Peeters Choreografische Assistentin Licht Mark Van Denesse Laura Murphy Sound Design Michael Gallen, Uraufführung 01. Februar 2019, Jef Verbeeck Rennes 20., 21. DEZEMBER 2019 I 19:30 UHR I DEPOT 1 20 22. DEZEMBER 2019 I 18:00 UHR I DEPOT 1 Colin Dunne, auf dessen Basis die beiden Ausnahme- Sidi Larbi Cherkaoui und der irische Tänzer Colin Performer ihre Beziehungsmöglichkeiten ausloten: Dunne, jeder für sich ein Star auf seinem Gebiet, durch die Erforschung des Klangs. Die Verbindung entscheiden sich für ein gemeinsames Projekt, dem zwischen Bewegung und Musik, Sehen und Hören sie den Titel »Session« geben. Der Kosmopolit Sidi wird zur Quelle des Spiels bei der Entwicklung neuer Larbi Cherkaoui sucht stets die Begegnung mit an- Klangmodi von anmutigem bis absurdem Charakter. deren Kulturen und die Verschränkung verschiedener Begleitet werden die beiden Tänzer auf der Bühne künstlerischer, musikalischer und ästhetischer Wel- von dem Komponisten Michael Gallen und dem bri- ten. Diesmal ist es der traditionelle irische Tanz von tisch-indischen Musiker Soumik Datta. Colin Dunne & Sidi Larbi Cherkaoui
EASTMAN I SESSION EASTMAN I SESSION Colin Dunne, in Birmingham geboren, ist eine Leitfigur in Sidi Larbi Cherkaoui ist künstlerischer Leiter des »Königlich der Welt des traditionellen irischen Tanzes. Im Alter von drei Flämischen Balletts« (seit 2015) und der von ihm im Jahr Jahren nimmt er Tanzunterricht, mit neun Jahren erhält er 2010 in seiner Heimatstadt Antwerpen gegründeten Kompanie seinen ersten von neun Weltmeistertiteln. International ist »Eastman«. Er gehört seit mehr als 15 Jahren zu den weltweit Dunne vor allem durch seine Vorstellungen und Choreografi- interessantesten zeitgenössischen Choreografen. en in »Riverdance« und »Dancing on Dangerous Ground« Nach einer Ausbildung bei den »Performing Arts Research berühmt. Seit 2001 arbeitet er als freischaffender Performer, and Training Studios« in Brüssel kreiert der Flame mit ma- Choreograf und Lehrer. Mit seinem ersten Soloprogramm rokkanischen Wurzeln erste Choreografien als Mitglied von »Out of Time« zieht er die Aufmerksamkeit des zeitgenössi- Alain Platels Tanzkollektiv »Les Ballets C. de la B.« und ist schen Tanzpublikums auf sich und tourt auf Festivals wie der mehrere Jahre Associate Artist am Londoner Theater Sadler's »Biennale de Lyon« und dem Baryshnikov Arts Center, New Wells und dem Toneelhuis Antwerpen. Seine mit zahlreichen York. Sein jüngstes Solo »Concert« wird in Paris 2017 urauf- Preisen ausgezeichneten Choreografien wie »Babel(words)«, geführt. Weitere erwähnenswerte Kollaborationen sind z. B. »Sutra«, »Puz/zle«, »TeZukA« und »Fractus V« touren weltweit die mit Fabulous Beast Dance Theatre, Rocio Molina und Bo- auf allen großen Bühnen und Festivals. Daneben arbeitet er als ris Charmatz, um nur einige zu nennen. Er wird mit zahlrei- Choreograf für Tanzkompanien wie dem »Niederländischen chen Preisen und Titeln ausgezeichnet, wie dem »UK Critics’ Nationalballett«, dem Ballett der Pariser Oper, der »Göte- Circle Award« für den besten männlichen Tänzer 2008 und borgsOperans Danskompani«, dem »Stuttgarter Ballett« und dem »Laurence Olivier Award for Outstanding Achievement dem »L.A. Dance Project«. Eine Jury der Fachzeitung »tanz« in Dance« 2010. wählt ihn zum Choreografen des Jahres 2017. In Köln ist er regelmäßig mit seiner Kompanie »Eastman« zu Gast. 22 PRODUKTION EASTMAN, ONCE OFF PRODUCTIONS & THÉÂTRE NATIONAL DE BRETAGNE KOPRODKTION DUBLIN DANCE FESTIVAL, THE ABBEY THEATRE, SIBIU INTERNATIONAL THEATRE FESTIVAL, JULIDANS, GRAND THEATRE GRONINGEN/NOORDERZON FESTIVAL, MC93 – SCÈNE NATIONALE DE SEINE-SAINT-DENIS – BOBIGNY, TORINODANZA FESTIVAL, TEATRO STABILE DI TORINO-TEATRO NAZIONALE, DESINGEL – ANTWERP, LES THÉÂTRES DE LA VILLE DE LUXEMBOURG, SADLER’S WELLS – LONDON, TANZ KÖLN MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON BNP PARIBAS FOUNDATION, THE FLEMISH GOVERNMENT, THE BELGIAN FEDERAL GOVERNMENT’S TAX SHELTER PROGRAMME AND THE ARTS COUNCIL OF IRELAND/AN CHOMHAIRLE EALAÍON. EASTMAN IST RESIDENT VON DESINGEL INTERNATIONAL ARTS CAMPUS, ANTWERP
ASZURE BARTON ⁄ SHARON EYAL ⁄ CRYSTAL PITE BALLET BC Busk ⁄ Bedroom Folk ⁄ Solo Echo BUSK BEDROOM FOLK SOLO ECHO Choreografie und Regie Aszure Barton Choreografie Sharon Eyal & Gai Behar Choreografie Crystal Pite Einrichtung Jonathan Alsberry Musik und Sound Ori Lichtik Musik Johannes Brahms Musik August Soderman, Licht / Bühne Thierry Dreyfuss Bühne Jay Gower Taylor Camille Saint-Saëns, Daniel Belanger, Kostüme Sharon Eyal & Gai Behar, Kostüme Crystal Pite und Joke Visser Lev “Ljova” Zhurbin, Moondog & Rebecca Hytting, Douglas Letheren, Licht Tom Vissner Slava Grigoryan Thierry Dreyfuss Uraufführung 09. Februar 2012, Sound Design Aszure Barton Uraufführung 16. April 2015, Den Haag Licht Nicole Pearce Den Haag Direktion Emily Molnar Kostüme Michelle Jank Uraufführung 08. Oktober 2009, Aszure Barton & Artists, Ringling International Arts Festival, Sarasota, FL 24 10., 11. JANUAR 2020 I 19:30 UHR I STAATENHAUS Für »Bedroom Folk« ist das erfolgreiche Dreiergespann aus Israel verantwortlich: Sharon Eyal entstammt der Zum ersten Mal ist das »Ballet BC« aus Vancouver traditionsreichen »Batsheva Dance Company«, Gai in Köln zu Gast. Die international anerkannte Kompa- Behar und Ori Lichtik haben ihre künstlerischen Wur- nie verspricht mit ihrem innovativen und unverwech- zeln im Nachtleben Tel Avivs, wo beide als Musiker selbaren Stil einen aufregenden zeitgenössischen Tanz- und Produzenten tätig sind. Getrieben von House- abend. Unter Emily Molnar, seit 2009 künstlerische Beats bewegen sich die Tänzer*innen in hypnotischer Leiterin, werden die Tänzer*innen an die verschie- Synchronität durch einen berauschenden Raum und denen Stile und Arbeitsweisen der großen zeitgenös- zeigen das rohe und fesselnde visuelle Talent der Künst- sischen Choreograf *innen herangeführt. Wir zeigen ler*innen. drei Stücke von Choreografinnen einer Generation. Die kanadische Choreografin Crystal Pite setzt sich in Die Kanadierin Aszure Barton erarbeitet eine neue »Solo Echo« mit den Themen Akzeptanz und Verlust Version von »Busk«, ursprünglich für ihre eigene Kom- auseinander. Entwickelt wurde das Stück ursprüng- panie kreiert. Sie versetzt uns in die Welt der Straßen- lich für das »Nederlands Dans Theater«. Es ist inspi- kunst, in der »der Zauber der Darbietung von Melan- riert von zwei Sonaten für Cello von Brahms sowie dem cholie durchsetzt ist«. Das episodenhaft aufgebaute Gedicht »Lines for Winter« von Mark Strand. »Solo Stück kontrastiert Solos mit kraftvollem Gruppen- Echo« entwickelt sich von Aggression zu Sehnsucht, tanz, wozu die Lichtdesignerin Nicole Pearce alles in vom Einzelnen zur Gruppe und erkundet so den Weg ein schimmerndes Silber und Schwarz taucht. vom Streit zur Einigkeit. Aszure Barton ⁄ Sharon Eyal ⁄ Crystal Pite
BALLET BC I BUSK / BEDROOM FOLK / SOLO ECHO BALLET BC I BUSK / BEDROOM FOLK / SOLO ECHO Crystal Pite ist von 1988 bis 2001 Mitglied des »Ballet British Columbia« und »Ballett Frankfurt«. Als Choreografin gibt sie ihr Debüt 1990 beim »Ballet British Columbia«. Seitdem choreografiert sie u. a. für das »Nederlands Dans Theater« (ndt), das »Cullberg Ballet« und »Cedar Lake«. 2001 gründet Pite ihre eigene Kompanie »Kidd Pivot«, die 2006 den »Alcan Performing Arts Award« erhält. Sie ist Associate Choreografin des »ndt« und »National Arts Centre«, Kanada. 2015 erhält sie den »Laurence Olivier Award« für ihre herausragende Leistung in der Kunstsparte Tanz. Aszure Barton studiert Tanz an der National Ballet School in Kanada. Ihre choreo- 26 grafische Arbeit umfasst namhafte Stücke für Mikhail Baryshnikov, das »American Ballet«, die »Sydney Dance Company«, die »Martha Graham Dance Company«, das »Alvin Ailey American Dance Theater«, das »English National Ballet« und das »Bay- erische Staatsballett«. Sie gründet und leitet das Projekt »Aszure Barton & Artists«, mit dem sie regelmäßig auf Tournee geht. Sharon Eyal, geboren in Jerusalem, tanzt von 1990 bis 2008 in der »Batsheva Dance Company«. Dort kreiert sie ihre ersten Choreografien. Von 2003 bis 2004 ist sie assoziierte Künstlerische Leiterin der Kompanie und bis 2012 Hauschoreografin. Seit 2009 choreografiert sie auch für andere Kompanien u. a. für »Carte Blanche«, Norwegen, und für das »Nederlands Dans Theater«. 2013 gründet sie mit Gai Behar ihre eigene Kompanie »l–e–v«. 2017 wird sie mit dem prestigeträchtigen »Fedora Preis« ausgezeichnet. Seit 2018 ist sie Associate Artist von Sadler´s Wells. Gai Behar produziert in Israel von 1999 bis 2005 Live-Musik und Underground- Events in Kombination mit großen Techno Raves. Er initiiert und produziert die Elek- tro-Reihe Salad, bei der er besonders VJs und Videokünstler*innen bekannt macht und internationale DJ’s präsentiert. Seit 2005 arbeiten Sharon Eyal und Gai Behar zusammen.
MARCO GOECKE ⁄ HANS VAN MANEN ⁄ EDWARD CLUG ⁄ SOL LEÓN & PAUL LIGHTFOOT NEDERLANDS DANS THEATER I NDT 2 Wir sagen uns Dunkles ⁄ Simple Things ⁄ mutual comfort ⁄ Sad Case WIR SAGEN UNS DUNKLES SIMPLE THINGS MUTUAL COMFORT Choreografie Marco Goecke Choreografie Hans van Manen Choreografie Edward Clug Musik Franz Schubert: Trio, Nocturne Musik Guy Klusevsek & Alan Bern (ac- Musik Milko Lazar – PErpeTuumOVIA in e flat, opus 148, D. 897 › Placebo: cordeon): Scarlatti Fever (2000). Music Recording by Het Balletorkest Song to Say Goodbye; Slave to the Wage; by © A. Klucevsek / licensed by Albersen Licht Tom Visser Loud like Love. BMG Rights Manage- Verhuur › Joseph Haydn: piano trio Nr. Bühne und Kostüme Edward Clug ment (UK) Ltd. › Alfred Schnittke: 28 in E major, Hoboken 15, Allegretto Uraufführung 19. März 2015, Den Haag Piano quintet, part 2: 'in tempo di Valse'. (1797) › Peteris Vasks: Weiße Landschaft 28 ©Peters Edition, Leipzig / Albersen Ver- for piano (1980). © Schott Music, Mainz / SAD CASE huur B.V., The Hague Albersen Verhuur B.V., ‘s- Gravenhage Choreografie Sol León & Paul Lightfoot Musikalischer Berater Jan Pieter Koch Licht Joop Caboort Musik Pérez Prado: Mambo no. 8; Licht Udo Haberland Bühne und Kostüme Keso Dekker Muchachita; Caballo Negro; Always in Bühne und Kostüme Marco Goecke Uraufführung 14. November 2001, my heart. Written by Ernesto Lecuona Uraufführung 04. November 2017, Den Haag › Alberto Dominguez: Frenesi › Ray Den Haag Barretto: El Watusi › Trio Los Panchos: Perfidia › Augustin Lara: Maria Bonita Bühne und Kostüme Sol León & Paul Lightfoot Licht Tom Bevoort Uraufführung 07. Februar 1998, Den Haag 28., 29. JANUAR 2020 I 19:30 UHR I DEPOT 1 21 Jahre jung und hochtalentierte starke Persönlich- Über zwanzig Jahre ist es her, dass das »Nederlands keiten, die bereit sind, sich immer wieder auf die Ar- Dans Theater« mit »ndt 2« in Köln zu Gast war. 1978 beiten sowohl von etablierten als auch von neuen Cho- gegründet, sollte »ndt 2« ursprünglich den Nach- reograf *innen mit deren ganz eigenen Handschriften wuchs für die Hauptkompanie heranziehen, doch mitt- einzulassen. So stammen die nun in Köln präsentier- lerweile handelt es sich um eine nahezu eigenständi- ten vier Stücke von ganz unterschiedlichen Persönlich- ge Kompanie. Die Tänzer*innen sind zwischen 17 und keiten der europäischen Tanzszene. › Marco Goecke ⁄ Hans van Manen ⁄ Edward Clug Sol León & Paul Lightfoot
NEDERLANDS DANS THEATER 2 I WIR SAGEN UNS DUNKLES / SIMPLE THINGS / MUTUAL COMFORT / SAD CASE NEDERLANDS DANS THEATER 2 I WIR SAGEN UNS DUNKLES / SIMPLE THINGS / MUTUAL COMFORT / SAD CASE Die jüngste Arbeit ist von Marco Goecke, langjähriger Die dritte Arbeit, kreiert von dem Rumänen Edward assoziierter Choreograf des »Nederlands Dans Thea- Clug, trägt den Titel »mutual comfort«. Der Schwer- ter«. »Wir sagen uns Dunkles« verknüpft Songs der punkt dieser Arbeit liegt auf der persönlichen Er- britischen Band »Placebo« mit Kompositionen von fahrung, die aus dem Entstehungsprozess erwächst. Schubert und Schnittke und feiert den emotionalen Menschliche Widersprüche werden beleuchtet, die Ausnahmezustand. Die Tänzer*innen bewegen sich dann zu überraschenden Momenten von Schönheit schnell, virtuos, gestikulieren auf befremdliche Weise, und spontaner Ironie führen. unbewusst und doch selbstsicher. »Sad Case« der Hauschoreografen von »ndt«, Sol »Simple Things«, ein dynamisches Quartett von Hans León & Paul Lightfoot, ist eine ältere Arbeit aus dem van Manen, der als Erneuerer des europäischen Balletts Jahr 1998. Die Choreografie entsteht, als Sol León mit gilt, besticht durch seine klaren Strukturen und wird ihrem gemeinsamen Kind im siebten Monat schwan- Manens Ruf als »Meister der Einfachheit« gerecht. ger ist. Paul Lightfoot kommentiert den Schaffenspro- zess so: »Diese Hormone voller Lachen, Irrsinn und dem Bangen vor dem vor uns liegenden Unbekannten sind die Nabelschnur dieser Arbeit«. Marco Goecke ist mit seiner völlig eigenen Bewegungsspra- che ein weltweit gefragter Choreograf. Von 2005 bis 2018 ist Goecke Hauschoreograf für das »Stuttgarter Ballett« und seit 2013 assoziierter Choreograf für das »Nederlands Dans Thea- ter«. Viele seiner Arbeiten werden von Kompanien in aller Welt einstudiert, u. a. von »Les Ballets de Monte-Carlo« und dem »Hamburger Ballett«. Ab der Spielzeit 2019.20 ist er Ballett- direktor in Hannover. Hans van Manen, geboren 1932, ist ein vielfach ausgezeich- neter niederländischer Choreograf, der dem »Nederlands Dans »The dancers are beautifully articulated, knife-edge Theater« eng verbunden ist. Seine Ballette sind alle gekennzeich- net durch seinen unverwechselbaren Stil, der sich durch klare virtuosi, with an assurance that belies their youth.« Strukturen und präzise Schlichtheit auszeichnet. DANCING TIMES Edward Clug, in Rumänien geboren, ist seit 2003 künstlerischer Leiter des Slowe- nischen »Maribor Balletts«. »mutual comfort« ist seine erste Arbeit für das »Neder- lands Dans Theater«. Darüber hinaus choreografiert er u. a. für das »Stuttgarter Bal- lett«, das »Nationalballett Lissabon», das kroatische »Nationalballett Zagreb«, das »Aalto-Ballett Essen« und für das ukrainische »Nationalballett Kiew«. Sol León & Paul Lightfoot kreieren seit 1989 gemeinsam für das »Nederlands Dans Theater«. Seitdem umfasst ihr Werk über 50 Stücke, deren Ausstattungen sie ebenfalls gemeinsam entwerfen. Seit 2002.03 ist das britisch-spanische Choreogra- fen-Duo hier »Housechoreographer«, seit 2011 ist Lightfoot zudem künstlerischer Leiter.
GERHARD BOHNER BAYERISCHES JUNIOR BALLETT MÜNCHEN Das Triadische Ballett Rekonstruktion und Choreografie Ein Tanzfonds Erbe Projekt Gerhard Bohner Kooperation Bayerisches Staatsballett & Musik Hans-Joachim Hespos Akademie der Künste, Berlin Kostümrekonstruktion und Neufas- Die Kostüme sind Bestand des Gerhard sung Ulrike Dietrich Bohner-Archivs der Akademie der Auftragsproduktion Akademie der Künste, Berlin Künste, UA 1977 Neuproduktion 2014 Einstudierung Ivan Liška, 32 Colleen Scott 28., 29. FEBRUAR 2020 I 19:30 UHR I STAATENHAUS, SAAL 1 »Nur wer wagt gewinnt« ist das Motto des 2010 der »Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und gegründeten Ensembles für Tänzer*innen zwischen Theater München«. Die Kompanie hat sich ein brei- 17 und 20 Jahren. Ivan Liška, der selbst Solist beim tes Repertoire aus klassischen, neoklassischen und »Bayerischen Staatsballett« und dem »Hamburg Bal- zeitgenössischen Stücken aufgebaut. lett« war und von 1998 bis 2016 Direktor des »Bay- erischen Staatsballetts«, hat mit seiner damaligen Hundert Jahre Bauhaus feiert das Ensemble mit einem Dramaturgin Bettina Wagner-Bergelt die Kompanie Erbe der klassischen Moderne – nämlich mit Oskar gegründet und seitdem die Leitung inne. Schlemmers legendärem Werk »Das Triadische Bal- Mittlerweile ist das »Bayerische Junior Ballett Mün- lett« in der Fassung von Gerhard Bohner aus dem chen« zu einem begehrten Sprungbrett für junge Tän- Jahre 1977. Ivan Liška und Collen Scott, Originalbe- zer*innen von Akademien auf der ganzen Welt gewor- setzung der Bohnerschen Rekonstruktion, haben das den. Die Heinz Bosl Stiftung ist federführend in dieser Werk 2014 mit den jungen Tänzer*innen neu einstu- Kooperation mit dem »Bayerischen Staatsballett« und diert, um es der Welt wieder zugänglich zu machen. › Gerhard Bohner
BAYERISCHES JUNIOR BALLETT MÜNCHEN I DAS TRIADISCHE BALLETT BAYERISCHES JUNIOR BALLETT MÜNCHEN I DAS TRIADISCHE BALLETT Gerhard Bohner, 1936 in Karlsruhe geboren, erhält seine Ausbildung bei Mary Wigman in Berlin. Nach ersten Engagements in Mannheim und Frankfurt/Main holt ihn Tatjana Gsovsky 1961 an die Deutsche Oper, Berlin. 1964 beginnt Bohner selbst zu choreografieren und gewinnt 1969 den zweiten Preis beim Choreografie-Wettbe- werb der Kölner Sommer-Tanzakademie. Sein wohl bedeutendstes Gruppenstück »Die Folterungen der Beatrice Cenci«, 1971 uraufgeführt, macht ihn auf zahlreichen Gastspielen international bekannt. 1972 und noch einmal 1992 erhält er den Preis des Verbandes Deutscher Kritiker. Von 1972 bis 1975 leitet er das »Darmstädter Tanztheater«, von 1978 bis 1981 – gemeinsam mit Reinhild Hoffmann – das »Tanztheater Bremen«. Im Anschluss lebt er als unabhängiger Choreograf und Tänzer in Berlin, wo, meist in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, eine Reihe von herausragenden Soloarbeiten entstehen, die ihn, bis kurz vor seinem Tod, zu vielen Gastspielen führen. 1992 stirbt Gerhard Bohner in Berlin. Oskar Schlemmer, von 1925 bis 1929 Leiter der Bau- Seine Choreografie zur Musik von Hans-Joachim Hes- hausbühne in Dessau, wollte seine malerische Vision pos reiste Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre um auch auf der Bühne umsetzen und nannte das Kon- die Welt und traf überall auf begeisterte Zuschauer. zept »Das Triadische Ballett« – die neue Einheit von Nun tourt das »Bayerische Junior Ballett« sehr erfolg- Mensch, Raum und Figur. Er schuf 18 Bühnenkostüme, reich mit diesem Jahrhundertwerk. Figurinen aus Holz und Metall, die es den Tanzenden Um die vielfältigen Talente der jungen Tänzer*innen nicht erlauben, sich frei zu bewegen. Die Grundsätze der Kompanie zeigen zu können, werden sie noch eine Schlemmers bleiben dabei immer gleich: Raum, Form/ neue Kreation präsentieren – ganz bestimmt in weni- Farbe und Bewegung sollen die Trias bilden. »Das ger dominierenden Kostümen. Triadische Ballett« wurde Synonym der Bestrebungen der bildenden Künstler*innen um die Erneuerung und Annäherung der Künste zu Beginn des 20. Jahrhun- derts. 1977 wagte sich der Choreograf Gerhard Boh- ner an eine erste Rekonstruktion anhand des wenigen noch vorhandenen Originalmaterials. Er entwickelte Kostüme, die sich eng an den überlieferten Originalen von Schlemmer orientieren. Bohners Interesse galt der Auseinandersetzung mit den Kostümen und einer neuen Umsetzung von Bewegung im Raum.
WIM VANDEKEYBUS ULTIMA VEZ TRACES Choreografie Wim Vandekeybus Kreiert und getanzt von Ultima Vez Musik Marc Ribot und Trixie Whitely Uraufführung 08. Dezember 2019, Bruges 18., 19., 20. MÄRZ 2020 I 19:30 UHR I DEPOT 1 Die Nähe zu Transsilvanien lässt sofort an Graf Dra- cula, an Vampire und Werwölfe denken. Es ist kein Auch in dieser Spielzeit sind der Belgier Wim Vande- Zufall, dass all diese Wesen sich irgendwo zwischen keybus und sein Ensemble »Ultima Vez« bei uns zu Mensch und Tier, zwischen Stadt und Wildnis befin- Gast. Das neue Stück heißt »TRACES« und hat im den. In »TRACES« folgt Vandekeybus seinen eigenen 38 Dezember 2019 innerhalb des Festivals »Europalia Spuren, kehrt wieder zurück zu seinen Wurzeln, zum Romania« Premiere. reinen Tanz und der Musik, mit ihren Rhythmen und In seinen bisherigen Arbeiten setzt Vandekeybus sich Impulsen. Die Sprache klammert er ganz bewusst aus. oft mit dem Konflikt zwischen Zivilisation und Natur Fabeln waren zwar in der Vergangenheit wichtig für auseinander. Die Stadt stellt für ihn den Höhe- ihn, aber sie haben dem Körper doch auch immer einen punkt der vom Menschen geschaffenen Kultur dar, strikten Rahmen gesetzt, ein Gefängnis von Bedeutun- die menschliche Bewegung jedoch findet in einem gen und erzählerischen Wendungen, die die Freiheit labyrinthischen Gefängnis statt. der Bewegung einschränken. Er emanzipiert sich von Vandekeybus war schon immer fasziniert von der Peri- dieser »Außenwelt« und stellt sich ganz andere Fra- pherie städtischer Kultur und ist stets auf der Suche gen: Wie viel Natur lebt noch im Mensch? Wie viel nach einer »Authentizität«, die sich Beschreibungen Tier? Er möchte zurück zur »inneren Geschichte«, entzieht und sich in volkstümlichen Traditionen, ge- zurück zum Drama der Triebe und Instinkte, das äl- fährlichen Situationen und instinktiven körperlichen ter als Sprache ist und über sie hinausgeht. Es sind Reaktionen verbirgt. Momente der Vitalität, der Kraft, es ist das intuitive In seinem neuen Stück konzentriert sich Vandekeybus Entscheiden, welches das Überleben sichert, der Puls auf die Darstellung der Natur selbst. Dafür hat er sich des Lebens, ausgedrückt durch Tanz und Musik. von den Urwäldern Rumäniens inspirieren lassen, ins- Getanzt wird »TRACES« von elf Tänzer*innen unter- besondere von den mythischen Karpaten. Sie gelten schiedlichen Alters. Die Musik wird von Marc Ribot als letzte vollständig unberührte Wildnis im Herzen und Trixie Whitely komponiert und live gespielt – ein Europas, mit vielen einzigartigen Pflanzen sowie gro- Soundtrack, der für körperliche Energie, Intensität ßen Braunbär-, Wolfs- und Luchspopulationen. und Instinkte stehen soll. Wim Vandekeybus
40 Wim Vandekeybus, Choreograf, Regisseur, Schauspieler und Fotograf, geboren 1963 in Herenthout, Belgien, wächst als Sohn eines Tierarztes auf und erlebt sehr früh Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Ihre Reaktionen, ihre Bewegungen und ihr Vertrauen in die Körperkraft prägen sein künstlerisches Schaffen bis heute. 1986 arbei- tet er in Madrid mit einer Gruppe junger Tänzer*innen an seiner ersten Produktion. Unter dem Namen »Ultima Vez« (spanisch für »Letztes Mal«) gründet er seine eigene Kompanie und bringt mit ihr »What the Body Does Not Remember« (1987) heraus. PRODUKTION ULTIMA VEZ I KOPRODUKTION CONCERTGEBOUW BRUGES, KVS BRUSSELS, EUROPALIA ROMANIA. Das ist der Beginn einer Weltkarriere. Von Anfang an wechseln seine Arbeiten spiele- risch zwischen Tanz, Film und Theater. Mit dem Schauspiel Köln verbinden ihn eine MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON TAX SHELTER MEASURE OF THE BELGIAN FEDERAL GOUVERNEMENT, kontinuierliche Zusammenarbeit und eine regelmäßige Präsentation seiner Arbeiten. CASA KAFKA PICTURES TAX SHELTER EMPOWERED BY BELFIUS. ULTIMA VEZ WIRD UNTERSTÜTZT VON FLEMISH AUTHORITIES & THE FLEMISH COMMUNITY COMMISSION OF THE BRUSSELS CAPITAL REGION (BE).
AKRAM KHAN AKRAM KHAN COMPANY Outwitting the Devil Künstlerischer Direktor und Autor Jordan Tannahill Choreograf Akram Khan Probenleitung Mavin Khoo Dramaturgie Ruth Little Tänzer*innen Ching-Ying Chien, Licht Design Aideen Malone Andrew Pan, Dominique Petit, Bühne ⁄ Visuelle Gestaltung Tom Scutt Mythili Prakash, Sam Pratt, Original Musik Kompostion und James Vu Anh Pham Sound Design Vincenzo Lamagna Produzent Farooq Chaudhry Kostüme Kimie Nakano Uraufführung 13. Juli 2019, Stuttgart 42 05.,06. MAI 2020 I 19:30 UHR I DEPOT 1 überlieferten Werke der Literatur, entdeckt und aus der Keilschrift übersetzt. Es enthielt die Beschreibung ei- Im Dezember 2018 feiert Akram Khan mit einem be- nes weiten und wilden Zedernwaldes, den Gilgamesch, eindruckenden Solo in Köln seinen Bühnenabschied. der König von Uruk, und sein Begleiter Enkidu auf ih- Jetzt kehrt er als Choreograf mit seinem neuesten Kom- ren Reisen entdeckt hatten. Obwohl beide vom Reich- paniestück »Outwitting the devil« (den Teufel über- tum und der Schönheit des Waldes überwältigt waren, listen) zurück. Es ist neu für ihn, aber doch nicht so erschlugen sie seinen Wächter und zerstörten den ganz: »Ich tanze meine Ideen durch die Körper von Wald. Die in diesem Text behandelten Themen sind anderen, auch älteren Tänzern, die ihre Geschichten der Ausgangspunkt für »Outwitting the Devil«. und vielfältigen emotionalen Erfahrungen in sich tra- Akram Khans neues Stück ist ein konzentriertes Epos gen. Was sich nicht verändert hat, ist meine Leiden- über Rituale und Erinnerungen vor dem Kontext des schaft dafür, alte und neue Mythen im Kontext unserer Überganges in die ungewisse Zukunft des von der Zeit zu erforschen«. Menschheit bestimmten Zeitalters Anthropozän. In ei- ner Landschaft voller zerbrochener Tafeln und zerstör- Die Wahrheit war ein Spiegel in der Hand Gottes. Er ter Götzenbilder teilen die sechs Protagonist*innen fiel und zerbrach in Stücke. Jeder nahm ein Stück da- ihren verbliebenen Reichtum und ihre Geschichten von, sah es an und dachte, dass er die Wahrheit hätte. miteinander. So versuchen sie, die verlorengegangenen RUMI Fragmente alten Wissens wieder zusammenzufügen. »Outwitting the Devil« lädt uns ein, gemeinsam das 2015 wurde ein bisher unbekanntes Fragment des Brot von Leben, Tod und unseren halb erinnerten My- babylonischen Gilgamesch-Epos’, eines der ältesten then zu brechen. Akram Khan
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