In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden

Die Seite wird erstellt Pirmin Meister
 
WEITER LESEN
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
in der
AUG 2019
MAI

                                 VERGEBUNG
                 MUSIK             LERNEN                   GEISTLICHES LEBEN
             Chorsänger in der   Was es ausmacht, einem      Zwischen Himmel
           Frauenkirche werden   Menschen zu verzeihen           und Erde
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
1

INHALT
GELE IT                                              49 Internationale Orgelwochen Dresden          LIEBE GÄSTE UND FREUNDE DER
                                                     50 Es muss nicht immer Mozart sein             FRAUENKIRCHE,
LEITTHEMA – VER G E B U N G                          51 Lass von dir hören!
                                                                                                    »Suche Frieden!« – mit dem ZDF-Gottes-
   03 Vergebung
                                                                                                    dienst zur Jahreslosung starteten wir in
   06 Vergebungs- und Schuldarbeit                E NGAGEMENT                                       der Frauenkirche am 1. Januar ins Jahr
      in der JVA                                     53 Zukunft gestalten                           2019. Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann
   10 Vergebung am Ende des Lebens                      Stiften. Schenken. Vererben.                bewegen wir uns im Kalender auf die
                                                     57 Mit Ziehklinge, Seifenlauge und             Höhe des Jahres zu oder haben diese
R ÜCK B LIC K                                           Hartwachsöl                                 bereits überschritten. Ist uns die Jah-    sich verlässlich Menschen aufhalten,
                                                                                                    reslosung zur Losung eines jeden Tages     die Gespräche anstoßen und mir vor-
   14 Das war 2018                                   60 Seniorpartner in School
                                                                                                    geworden?                                  behaltlos ihr Ohr leihen. Die Frauenkir-
                                                                                                                                               che ist so eine Adresse. Dafür sorgen
GES C HIC HTE                                     FO R UM FRAUENKIR CH E                            Für mich ist das ein wundervoller Ge-      haupt- und ehrenamtlich Mitarbeiten-
   17 25 Jahre Ende der Enttrümmerung                63 Was braucht eine Gesellschaft               danke – ein Gedanke voller Wunder!         de. Wir sind dankbar, dass das ehren-
   18 Der symbolische Beginn des                        für ein friedliches Zusammenleben?          Denn wenn ich Frieden im eigenen Um-       amtliche Seelsorge-Team an der Frau-
      Wiederaufbaus                                                                                 feld und mit mir selbst suche, kann das    enkirche viele Stunden im Jahr »Zeit für
                                                                                                    zu den Wundern der Vergebung führen.       Gespräche« schenkt. Dass die Musik
   19 15 Jahre Aufsetzen des Turmkreuzes          E H R ENA MT
                                                                                                    Unfriede, Unzufriedenheit können da-       die biblische Botschaft von Vergebung
                                                     65 Seelsorge in der Frauenkirche               rin wurzeln, dass ich mir oder anderen     und Neuanfang auf so vielfältige Weise
GEISTLIC HES LEB E N                                 67 Raus aus der Schule und rein in             etwas nicht vergeben kann. Dass ich        zum Klingen bringt. Dass Vortragende,
   20 Nachtschwärmer-Meditationen                       die lebendige Geschichte                    auf Rache sinne, die mich besetzt hält,    Podiumsgäste, Predigende global und
   22 Zwischen Himmel und Erde                       69 Das Nagelkreuz – Kirchenführung im Detail   mich in meiner Opferrolle unfrei sein      persönlich durchbuchstabieren, wie
   24 Zeit für Gespräche                             70 Praxisluft schnuppern                       lässt und neuen Unfrieden stiftet.         das gehen kann: Vergebung. Zahlreiche
                                                                                                                                               Impulse zu vergebendem Handeln wer-
   28 Eine Geschichte von deiner Taufe               72 Es werde Licht! Herzliches Dankeschön
                                                                                                    Kann man Vergebung lernen? – Uns in        den auch gesetzt an Orten, die viele von
   29 Taufen                                                                                        der Frauenkirche beschäftigt diese Fra-    uns wenig oder gar nicht kennen. So er-
                                                  75 NACH R UF                                      ge, hat sie doch mit Geschichte, Gegen-    fahren wir Ermutigendes aus der Justiz-
BEG EGN U N GEN                                                                                     wart und Zukunft dieser Kirche zu tun.     vollzugsanstalt Schwalmstadt und von
   31 Unerwartete Begegnung                       KAL END ER                                        Daher stellen wir unser Magazin erst-      den Mitarbeitenden des Christlichen
   32 Dresden Lübeck Dresden                         76 Alle Termine von Mai bis August 2019        mals unter ein Leitthema.                  Hospizdienstes Dresden e. V.
   34 Konferenz der Kinder
                                                                                                    Wir sprachen mit Menschen, die an          Vergeben können bringt Frieden und
                                                  104 SERVICE · KONTA KT                            Orten der Vergebung arbeiten, die die      neue Lebensqualität. Dieses wunder-
M USIK                                                                                              Frauenkirche als einen Ort leben und er-   volle Tun und Erleben wünscht uns allen
   37 Herz, Mut und Sinn                          105 SITZPLA N · IMPR ESSUM                        leben, an dem Menschen erkennen und
   39 Ausgewählte Konzerte                                                                          aussprechen dürfen, was sie von Gott       Ihre
   44 Die Konzertreihe »Young Artists«                                                              und von anderen Menschen schmerz-
                                                                                                    lich trennt.
   45 Die Paukenmesse im Gepäck
   46 Geistliche Sonntagsmusik                                                                      Als Geschöpf Gottes bin ich auf Verge-     Frauenkirchenpfarrerin
   47 Kantate zum Mitsingen                                                                         bung angewiesen, damit Frieden wer-        Angelika Behnke
   48 Literarische Orgelnächte bei Kerzenschein                                                     den kann. Ich brauche Orte, an denen
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
2          VERGEBUNG                                                   VERGEBUNG                                                          3

                                                                       VER
                                                                                          EB

                                                                                G
                                          DR. THILO DANIEL
                                                                                                       U NG
VERGEBUNG

                        Die Brüder Grimm haben nicht nur Märchen ge-            DIE BEWEGUNG IM GESPRÄCH
                        sammelt, sondern auch ein wichtiges Wörterbuch          Es braucht das Gespräch dazu. Zuwendung zuein-
                        begründet, das die Geschichte der Worte in unserer      ander braucht es, auch den Willen zur Versöhnung
                        Sprache festhält. Dort kann man lesen: Das Wort         und den Wunsch nach Frieden. So ist es jedenfalls bei
                        »Vergebung« ist eines aus der Sprache des Rechtes       den tiefgehenden Konflikten. Es gibt die tiefen Verlet-
                        und bedeutet, dass wir etwas weggeben oder auf          zungen, bei denen die Aufforderung, versöhnlich zu
                        etwas verzichten – dass wir eben etwas vergeben.        sein, einer neuen Verletzung gleichkommt. Allein die
                        In unserer Übersetzung der Bibel wird das Wort          aufrichtige Bitte kann Versöhnung in Gang setzen.
                        »Vergebung« für verschiedene Begriffe der hebräi-       Jesus ist das Vorbild für das Vergeben. Er versöhnt
                        schen und griechischen Sprache benutzt. Dadurch         uns mit Gott und vergibt – behebt – alles, was uns
                        ist es fester Bestandteil der christlichen Glaubens-    trennt. Er tut das stellvertretend für uns. Denn Jesus
                        sprache geworden. Gott vergibt uns. Er gibt damit       ist ja Gottes Sohn. Er ist Gott selber. Er bittet an un-
                        etwas her. Nämlich: Sein Recht, uns haftbar zu ma-      serer Stelle um Vergebung. Er bittet für uns. Er hält
                        chen für das, was wir an ihm und untereinander          Fürbitte. Deshalb beten wir bis heute in den Gottes-
                        schuldig werden. Er vergibt uns all das, wofür es der   diensten »Durch Jesus Christus, unsern Herrn«.
                        Entschuldigung bedarf.
                                                                                Dass Jesus dazu in die Welt gekommen ist, ist der
                        Ich entschuldige mich. – So sagen wir es gern in der    Kern der guten Nachricht, des Evangeliums. Das
                        Sprache des Alltags. Das geht aber nicht. Ich kann      nennen wir deshalb auch die Mitte der Schrift. Je-
                        mich nicht entschuldigen. Denn ich kann ja nur ent-     sus befreit uns ein für alle Mal – »vergeben und ver-
                        schuldigt werden. Ich bitte um Entschuldigung, und      gessen«. Paul Gerhardt hat das in seinem Lied »Nun
                        ich hoffe, dass mir Entschuldigung gewährt wird. Ich    danket all und bringet Ehr« auf eine besondere Wei-
                        gehe auf ein Gegenüber zu. Eine Bitte ist auszuspre-    se ausgelegt (Evangelisches Gesangbuch, 322).
                        chen. Mit einem altertümlichen Wort gesagt: Ich bin     Er lobt Gott,
                        Bittsteller. Ich habe keine Forderung zu erheben. Ich   »der seine Wunder überall
                        bin darauf angewiesen, dass mir die Bitte gewährt       und große Dinge tut;
                        wird. Das ist kein Abschluss. Das ist wohl eher der     3. der uns von Mutterleibe an
                        Beginn der Versöhnung. Hier an der Frauenkirche            frisch und gesund erhält
                        gibt es den festen Vorsatz, dieses Zugehen aufein-         und, wo kein Mensch nicht helfen kann,
                        ander – die Versöhnung, immer wieder zu üben.              sich selbst zum Helfer stellt«,
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
4                                                   VERGEBUNG                                                      VERGEBUNG   5

    und dann – in der Mitte des Liedes – beschreibt, was   Paul Gerhardt besingt danach auch noch die große
    »Vergeben« bedeutet:                                   Hoffnung darauf, dass die Versöhnung über unser
    4. der, ob wir ihn gleich hoch betrübt,                Leben hinaus gilt – in alle Ewigkeit.
       doch bleibet guten Muts,
       die Straf erlässt, die Schuld vergibt               Der Liederdichter lenkt den Blick auf das Kreuz.
       und tut uns alles Guts.«                            Das Kreuz ist das Zeichen für diese Vergebung. Gott
                                                           ist dazu Mensch geworden. Jesus Christus hat mit
    Mit einem anderen unserer Lieder gesagt: »Er hat       seinem Leben gezeigt, was Liebe ist. Dafür kann
    mit seinem Leben gezeigt, was Liebe ist.« Vergeben     der senkrechte Balken des Kreuzes stehen: Gott
    ist auch als Zeichen der Liebe zu beschreiben. Ver-    wird Mensch. Der waagerechte Balken kann un-
    geben heißt: Es steht nichts (mehr) zwischen uns. Es   ser Leben beschreiben, in das an einer Stelle die
    steht nichts im Wege. Was im Wege gestanden hat,       Begegnung mit dieser großen Kraft des Vergebens
    ist vergeben.                                          tritt. Das Vergeben bildet die Mitte des Kreuzes. Man
                                                           könnte auch sagen: Vergeben, das ist die Botschaft
    Wie dadurch das Leben verändert wird, besingt          des Kreuzes. Dieser Punkt der Begegnung mit dem
    das Paul-Gerhardt-Lied anschließend. Wir sind frei,    Vergeben wird zur Mitte des Lebens. Wir haben die
    weiter alles Gute zu erwarten – von Gott und den       Güte des Vergebens erfahren und gewinnen Mut,
    Menschen:                                              selber zu vergeben. Von diesem Augenblick an ge-
    »5. Er gebe uns ein fröhlich Herz,                     hen wir weiter mit dem Kreuz vor Augen – diesem
       erfrische Geist und Sinn                            Zeichen der Vergebung.
       und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz
       ins Meeres Tiefe hin.                               Dietrich Bonhoeffer hat das auf folgende Weise aus-
    6. Er lasse seinen Frieden ruhn                        gedrückt: Unser Wille zur Vergebung bereitet der
       auf unserm Volk und Land;                           Versöhnung durch Jesus Christus Raum in der Welt.
       er gebe Glück zu unserm Tun
       und Heil zu allem Stand.
    7. Er lasse seine Lieb und Güt
       um, bei und mit uns gehn,
       was aber ängstet und bemüht,
       gar ferne von uns stehn.«

                                                           Ort der Vergebung
    DR. THILO DANIEL                                       In der Frauenkirche haben sich viele Vergebungs-
    Oberlandeskirchenrat,                                    geschichten in Stein manifestiert. Aus diesem
    Evangelisch-Lutherische                                Grund ist die Frauenkirche ein Ort, um über Verge-
    Landeskirche Sachsens                                  bung nachzudenken und Erlebtes zu reflektieren.
    seit 2019 Dezernent für
    theologische Grundsatz-                                     Nutzen Sie die Möglichkeit in Zeiten der
    fragen im Ev.-Luth. Landes-                            Offenen Kirche, in der Stille der Unterkirche, beim
    kirchenamt Sachsens                                     Anzünden einer Kerze, bei der Eintragung in das
                                                                         ausliegende Buch...
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
6          VERGEBUNG                                                       VERGEBUNG                                     7

                         Wir leben in einem Geflecht aus Beziehungen. Wir sind                         PETER KITTEL
                         Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Eltern, Kollegen, Nach-        geb. 1959, von 1988 bis 2010 in
                         barn, Freunde …. Und wir fügen einander Verletzungen          verschiedenen Gemeinden der
                         zu, bewusst oder unbewusst: von der schnell daher ge-              Evangelischen Kirche von
                         sagten Bemerkung bis hin zur schrecklichen Tat. Das            Kurhessen-Waldeck tätig, seit
                         Meiste davon vergessen wir schnell wieder. Anderes da-        2010 Pfarrer an der Justizvoll-
                         gegen sitzt tief. Wir tragen es lange mit uns. Manches hat        zugsanstalt Schwalmstadt
                         die Kraft, unser Leben zu verändern, uns zu verändern.

                         Oft tragen wir beides in uns: die »Last der Nichtverge-
                         bung« als auch das Gefühl von Schuld. Dabei ist es gar
                         nicht so entscheidend, ob ich von einer Straftat spre-
                         che, oder von einer Schuld, die vielleicht nur ich, als
                         »Täter«, empfinde.

                         In zwei Seminaren bei Dr. K. Stauss habe ich mich mit
                         den Fragen der Vergebungs- und Schuldarbeit be-
                         schäftigt. Beide Arbeiten haben zum Ziel zu lernen, mit
                         seiner eigenen Geschichte positiv umzugehen: d.h. er-
                         lebte Verletzungen als solche zu erkennen und als Teil,
                         »der nicht zu mir gehört«, abzugeben und begangene
                         Schuld anzuerkennen, anzunehmen und in das eigene
                         Leben zu integrieren.

                         Als Seelsorger in einer Haftanstalt bin ich öfter mit die-
                         sen Fragen konfrontiert. Gerade Menschen, die einem
                         anderen das Leben genommen haben, verstricken sich
                         in ihren Schuldgefühlen und schaffen es nicht, den Blick
                         nach vorne zu richten. Aber genau das wäre für eine ge-
                         lungene Resozialisierung wichtig.

                         Inhaftierte, die Interesse an dieser Arbeit haben, be-

      VERGEBUNGS-
                         gleite ich auf dem Weg durch die Vergebungs- bzw.
                         Schuldarbeit. Dies dauert in der Regel vier Monate,
                         bei wöchentlichen Gesprächen von ca. 60 Minuten.

    UND SCHULDARBEIT
                         Zunächst klären wir den genauen Punkt, »wo es weh
                         tut«. Dann versuchen wir das Geschehen aus verschie-
                         denen Perspektiven zu betrachten. Dabei repräsentie-

        IN DER JVA
                         ren Stühle die jeweiligen Perspektiven. Das sind in der
                         Vergebungsarbeit der »Kränker« und der »Gekränkte«,
                         in der Schuldarbeit können dies ganz verschiedene
                         Perspektiven sein, je nachdem, ob es sich um ein in-
          PETER KITTEL   nerseelisches Schuldempfinden handelt oder um ein                       FOTOSTRECKE
                         zwischenmenschliches. Der »Klient« nimmt auf den                    THOMAS SCHLORKE
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
8                                                    VERGEBUNG      VERGEBUNG                                                    9

    jeweiligen Stühlen Platz und versucht sich in diese
    Perspektive hineinzufühlen. Nachdem die Perspek-
    tiven ausreichend beleuchtet sind, schreibt der Kli-
    ent Briefe an sich selbst. Diese Briefe fassen dann
    das Erarbeitete noch einmal zusammen und geben
    Auskunft über Motive und Folgen für »Opfer« und
    »Täter«, sowie über mögliche Bußhandlungen.

    In einem abschließenden Ritual, das wir in der Kir-
    che der Haftanstalt durchführen, begleite ich den
    Klienten von Station zu Station, an denen er einen
    Brief nach dem anderen vorliest. Am Ende stehen
    wir dann am Altar und legen die Briefe auf den Altar.
    Mit dem Zuspruch der Vergebung und einem Segen
    endet das Ritual. Dieser Zuspruch der Vergebung,
    wie wir ihn in der Feier des Heiligen Abendmahles
    auch geben, wurde mir in meinem zweiten Seminar                    Foto
    bei Dr. Stauss besonders wichtig. Hier war ich der           Kerzen anzünden
    einzige Pfarrer neben 11 Therapeuten. In Partnerar-
    beit durchliefen wir alle den Prozess der Schuldar-
    beit. In dem abschließenden Ritual legte ich mei-
    ne Hände auf die Schultern meines Partners und
    sprach ihm Gottes Vergebung zu. Die Teilnehmer

                                                                            des Seminars und auch Dr. Stauss sagten dann,
                                                                            dass genau das der vollkommene Abschluss die-
                                                                            ser Arbeit sei, und dass Therapeuten dies leider
                                                                            nicht tun könnten. Die von außen zugesproche-
                                                                            ne Vergebung ist eben doch viel mehr, als wir uns
                                                                            selbst geben können.

                                                                            In einem Nachgespräch nach einigen Wochen er-
                                                                            zählen viele Klienten, dass sie nun anders mit dem
                                                                            Geschehen umgehen können und eine andere
                                                                            Sicht auf sich und die anderen Beteiligten haben.
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
10                                                   VERGEBUNG                                                                                                          VERGEBUNG                                                       11

                              VERGEBUNG                                                                                Möglichkeit hat, genau hinzugucken: Was war denn
                                                                                                                       das Gute an der Beziehung, das Dankenswerte?
                                                                                                                                                                                wir einen Stein nehmen und ans Kreuz legen. Ich
                                                                                                                                                                                habe eine Frau erlebt, die einen Stein, ich glaube,

                               AM ENDE
                                                                                                                       Man kann Schuldgefühle nicht ausreden, das ist           drei Jahre mit sich herumtrug. Sie hatte den immer
                                                                                                                       meine Erfahrung. Ich kann etwas daneben setzen,          in der Handtasche, das war die Last, ihre Schuld.
                                                                                                                       ich kann etwas anbieten, und ich kann die Situation      Sie konnte ihn loswerden. Sie hat ihn in diesem Fall,

                              DES LEBENS
                                                                                                                       sehr genau angucken. Und das mache ich auch mit          glaub ich, am Grab abgelegt. Es hilft, gerade, wenn
                                                                                                                       den Betroffenen.                                         es um Schuld geht, die ich mir selber vorwerfe, diese
                                                                                                                                                                                klar zu benennen, manchmal auch aufzuschreiben.
                                                                                                                       Ich versuche dann auch manchmal, die Person zu
                          Arbeit im Christlichen Hospizdienst Dresden                                                  fragen, wie denn ihre beste Freundin die Situation       Wir haben ja in der Andacht für Trauernde in der
                                                                                                                       einschätzen würde. Was hätte denn die für ein Bild?      Unterkirche der Frauenkirche jedes Jahr im No-
                                  FRAUENKIRCHENPFARRERIN ANGELIKA BEHNKE
                                                                                                                       Das hilft manchmal, aus diesem harten Anspruch           vember die Möglichkeit, diese Symbole zu ver-
                                                                                                                       der Verurteilung auszusteigen. Und dann gelingt es       wenden.
                                                                                                                       auch, die Frage zu stellen: Was würde denn Ihr Mann      A. Humml Genau, und auch im Alltag, im Tagebuch.
                                                                                                                       oder Ihre Frau oder der Betroffene, der Schwerkran-      Oder eine Form ist der Brief, das verwenden wir
                                                                                                                       ke, der Sterbende dazu sagen? Und bei einer Frau         auch in unserer Trauerarbeit hier, dass die Ange-
                                                             ANNEGRET HUMML                                            habe ich erlebt, wie sie sagt: Ich habe es nicht rich-   hörigen noch einmal einen Brief an den Verstorbe-
                                                             Krankenschwester und Trauerbegleiterin                    tig gemacht, ich habe es nicht gut genug gemacht.        nen schreiben, auch mit Dingen, die sie sich selber
                                                             UND ANSGAR ULLRICH                                        Das war wie eine Geißel. Und als ich die Frage ge-       vorwerfen, was sie ihnen noch mal sagen möch-
                                                             Dipl.-Päd. FR Sozialpädagogik/Sozialarbeit                stellt habe, was würde denn ihr Mann dazu sagen,         ten. Vielleicht auch mit den Gefühlen, die damals
                                                                                                                       sagte sie – und da strahlte ihr Gesicht plötzlich, sie   da waren. Dann bekommen sie auch ein Gefühl für
                                                                                                                       hatte plötzlich ein Gefühl für ihren Mann und für        ihre Begrenztheit und so auch Erbarmen mit sich
                                                                                                                       viele Situationen auch in der schweren Zeit – »Du        selbst. Und auch dafür, wie leid es ihnen tut. Dann
                                                                                                                       hast es recht gemacht!« – Das war ihr Satz! Ich kann     gibt es die Möglichkeit, einen Brief zu verbren-
                                                                                                                       solche Sätze anbieten, aber es ist viel besser, wenn     nen oder die Form zu finden, die passt, den Brief
     Annegret Humml und Ansgar Ullrich erzählen von          Es ist etwas subjektiv Wahrgenommenes. Ich erlebe         jemand seine eigenen Sätze findet. Sie hat sich den      einzugraben oder vorzulesen am Grab. Auch das
     dem besonderen Ort des Tageshospizes. Annegret          es sehr oft bei Trauernden. Sie haben im Rückblick        Satz dann an den Spiegel geschrieben und hat ihn         habe ich schon erlebt, dass es jemand dem Ver-
     Humml erklärt, dass Lebenskonflikte und Verlus-         eine andere Sicht auf das Geschehen und bewerten          immer, wenn sie ihn brauchte, gelesen: »Du hast es       storbenen am Grab vorgelesen hat. Die Wege, das
     te der Hospiz-Gäste oft »wie ein Ball unter Wasser      sich sehr streng, sehr hart. Sie haben dann diese         richtig gemacht!« Da habe ich gemerkt, sie konnte        zu bereinigen mit dem Verstorbenen und mit Gott,
     gehalten werden mit viel Kraft. Und plötzlich ist die   Gedanken: Hätte ich doch, wäre ich doch… Wäre             loslassen von diesem Anspruch.                           wenn ich diese Schuld wahrnehme - da haben
     Kraft nicht mehr da. Die Trauer oder der Verlust oder   ich doch eher zum Arzt gegangen, hätte ich meinen                                                                  Christen es, glaube ich, manchmal leichter.
     die eigene Erkrankung machen so dünnhäutig, neh-        Mann doch gezwungen, dorthin zu gehen oder hät-           Die andere Geschichte von der Frau, die so…, die
     men diese letzte Kraft, die es für das Weghalten der    ten wir doch noch diese Therapie gemacht. Die Ge-         wahrscheinlich wirklich ihrem Mann so ein Stück          Wenn Sie einem Kind erklären sollten, was man
     Dinge braucht.« Brüche und nicht aufgearbeitete         danken sind wie eine Spirale, die immer tiefer zieht.     Gewalt angetan hat in Worten und in einer gewissen       darunter versteht, wenn Sie sagen: Einander ver-
     Konflikte sind häufig mit Schuldfragen verknüpft.       Und ich merke, dass diese Schuldgefühle auch eine         Härte, die… Wir haben dann darüber gesprochen,           geben, das ist wichtig. Wie würden Sie das tun?
     Pfarrerin Behnke spricht mit den Mitarbeitenden         Funktion haben. Sie haben oft die Funktion, noch          dass Gott uns liebt, auch wenn wir so begrenzt sind.     A. Ullrich Ich habe sofort meinen Sohn vor Augen.
     über Schuld und Vergebung am Ende eines Men-            eine Bindung aufrechtzuerhalten, weil der Angehö-         Und auch wenn wir Fehler machen! Und dass er             Der ist sechs. Da kommen ganz oft Fragen, denen
     schenlebens.                                            rige Angst hat, den anderen zu verlieren. Dann lieber     uns den Weg der Erlösung und Versöhnung ange-            kann man sich nicht entziehen. Ich glaube, es
                                                             diese Form von Bindung. Wo ich immer wieder krei-         boten hat. Und sie hat ihm das erzählt, sie hat alle     braucht beides: Es braucht den Lebensbezug zu
     Geben Sie Impulse, Schuld auszusprechen? Oder           se um das Thema des eigenen Versagens. Und mir            ihre Fehler, alles was sie sich vorwirft, erzählt, und   den Kindern, dass das nicht so abstrakt ist, aber
     wird das eher an Sie herangetragen?                     das immer wieder vorwerfe. Es ist wie ein Selbstka-       ich konnte ihr Vergebung zusprechen. Ich habe das        es darf auch nicht so simpel sein. Da fragt er so
     A. Humml Man kann unterscheiden zwischen realer         steien, wie ein Selbstbestrafen. Man bleibt fixiert auf   noch nie so massiv erlebt: Es war wie ein Stein, der     lange nach, bis dann eben etwas angeboten wird.
     Schuld und Vorwürfen, Selbstanklagen, die ich mir       das Negative, auf das, was man sich vorwirft. Auch        von ihrem Herzen fiel. Sie war hinterher wie gelöst.     Ich glaube, meistens geht das gut mit einem per-
     antue, wo eigentlich keine reale Schuld dahinter ist.   im Trauerprozess merke ich, dass man gar nicht die        Manchmal mache ich das auch symbolisch, dass             sönlichen Blick: Wie erlebst du das, wenn du mit
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
12                                                     VERGEBUNG                                                                                                           VERGEBUNG                                                             13

     jemandem nicht klarkommst? Oder denk mal an               ich, wenn mir einer weh getan hat? Das hilft auch        ationen, die mir nachgehen, wo das Thema so um             Eine letzte Frage: Gibt es für Sie ein gegenständli-
     die letzte Schulzeit, was war denn da schwierig?          in den Prozessen mit dem Erwachsenen, sich in die        die Ecke kommt. Es gibt schnell die Frage, wie kann        ches Symbol für Vergebung?
     Dann wird eine Geschichte angeboten, dann lässt           Rolle hineinzuversetzen. Und dort ein Erbarmen zu        man diese Arbeit machen, wie kann man das aus-             A. Humml Das Kreuz! Ich bin in diesem Glauben fest
     sich gut ein Vergleich ziehen. Was ist das eigentlich,    bekommen. Wir als Christen haben es an der Stel-         halten? Da denke ich, das empfinde ich gar nicht so        verankert. Jesus ist den Weg ans Kreuz für uns ge-
     wenn du versuchst, mit dem Paul wieder klar zu            le leichter, weil wir selber Vergebung erleben, weil     sehr. Ich kann sehr berührt sein, aber ich kann auch       gangen. Vergeben können, Vergebung annehmen,
     sein? Was wäre für dich wichtig, damit du das gut         wir uns selber als Schuldige erleben. Weil unser         gut nach Hause gehen. Aber da gibt es Momente,             anderen vergeben, die an mir schuldig geworden
     kannst? Oder umgedreht: Was denkst du, was für            Gewissen uns sagt, das ist nicht in Ordnung. Das         da gibt es einen Konflikt mit jemandem im Freun-           sind - das ist für mich etwas sehr Zentrales. Das ist
     den Paul wichtig wäre, dass er sich wieder gut mit        Gewissen als Instanz haben wir alle, aber es ist un-     deskreis oder in der Familie, wo ich merke, dass ich       nicht immer Thema hier. Aber es schwingt bei mir
     dir versteht? Darüber lässt sich so ein versöhnendes      terschiedlich geschult. Wir haben aber den Weg,          viel dünnhäutiger bin, weil mir dann die Geschich-         mit, auch bei Menschen, die keine Beziehung zum
     Bild machen im Sinne von: Ich habe nicht das di-          Schuld loszuwerden, frei zu werden davon. Und ich        ten kommen. Es ist wichtig, dass Dinge geklärt sind,       Glauben haben. Und es ist meine Hoffnung.
     rekte Gegenüber, dem ich das sage. Aber im Grunde         glaube, dann ist es leichter, auch jemand anderem        aber auch die Altgeschichten, an die man sich her-
     ist das ja die gleiche Ebene, das geht ganz gut. Auf      zu vergeben. Zu wissen, ich bin auch in der Rolle,       antrauen muss, weil sie Familienthemen sind.               A. Ullrich Auf dem Weg zur Arbeit gibt es eine Stelle,
     dieser Kinderweltschiene. Das                                                     ich muss es genauso für mich                                                                da ist vor ein paar Jahren ein Baum abgesägt wor-
     ist herausfordernd!                                                               in Anspruch nehmen. Ich                                                                     den. Es gibt diesen Stumpf. Und dieser Stumpf hat
                                                                                       denke an das Gleichnis vom       AB: Gibt es auch mehr Mut, an die Sache ranzuge-           inzwischen wieder einen Baum. So: Ihr habt mich
     A. Humml Wenn mir ein Übel                                                        Schalksknecht. Ich kann aus      hen? Oder bleibt doch eine Scheu?                          abgesägt - und ich habe zu neuem Leben gefunden.
     angeboten wird, dann nehme                »Ich kann                               dem Empfangenen weiterge-        A. Ullrich: Das hat beides. Mut, aber auch so ein Ge-      Und interessanterweise sind diese Zweige nie wie-
     ich es und übernehme es auch.
     Ich binde mich an den ande-
                                            Vergebung nicht                            ben. Da bin ich immer sehr
                                                                                       achtsam, niemanden wohin
                                                                                                                        fühl: Oh, ich muss das machen!                             der abgesägt worden. Dieser neue Baum wird spa-
                                                                                                                                                                                   ßiger Weise stehengelassen. Da denke ich, da geht
     ren in einer unguten Form. Ich           erzwingen,                               zu zwingen, wo er eigentlich     A. Humml: In der Trauerarbeit habe ich mehr Ge-            etwas weiter und ich freue mich, wenn ich da vor-
     bin verbunden, und innerlich
     empfinde ich Bitterkeit oder
                                            da kann nur ein                            noch gar nicht sein kann, weil
                                                                                       viele Gefühle einfach noch
                                                                                                                        duld bekommen, weil ich eher von dem Hinter-
                                                                                                                        grund herkomme: Du musst vergeben! Und das ist
                                                                                                                                                                                   beifahre und es im Frühjahr wieder austreibt. Das ist
                                                                                                                                                                                   etwas ganz Praktisches, das mir da einfällt.
     Schmerz oder Wut, und das                Wunsch am                                nicht leben durften. Manch-      eine Willensentscheidung! Gebet – und gut is’! - Und
                                                                                       mal ist es gut, einen Schuld-    ich habe erlebt, es ist nicht gut! Der Groll bleibt! Und   Da schließt sich ja auch ein Kreis, denn in Ihrem
                                            Anfang stehen.«
     macht mich unfrei. Das ist auch
     manchmal ein Thema in den                                                         schein zu schreiben, um das      ich bin enttäuscht und denke, warum funktioniert           Logo haben Sie ja so einen Baum, der fest verwur-
     Gesprächen. Wenn ich in dieser                                                    wirklich klar zu benennen.       das Gebet nicht? Was stimmt hier nicht? Ich hab            zelt ist.
     »Unvergebenheit« verharre. Ich                                                    Den kann ich irgendwann zer-     doch gebetet für Vergebung und ich wollte doch             A. Humml Wir können die Wurzeln stärken mit dem,
     kann Vergebung nicht erzwin-                                                      reißen, aber vorher kann ich     vergeben! Aber ich konnte noch gar nicht. Hier mer-        was wir hier tun. Wir können Wurzeln sein, wir kön-
     gen, da kann nur ein Wunsch am Anfang stehen. Ich         ihn noch eine Weile mit mir herumtragen: Das hast        ke ich, dass manche Menschen sagen, das kann ich           nen einen Nährboden bilden.
     kann das auch bei Kindern nicht erzwingen. Ich er-        du mir angetan, dass vergebe ich dir nicht! Ich habe     nicht vergeben! Ich hatte wieder eine Frau vor mir
     lebe das manchmal, dass gesagt wird: So, nun sag,         das hier so stehen als Schuldkonto! Der Nachteil ist:    sitzen, die ist so bitter enttäuscht, weil sie meint,      A. Ullrich Wir dürfen eine Zeitlang zu Gast sein in
     dass es dir leid tut! Dann ist überhaupt nichts gut! In   Ich binde mich in einer unguten Bindung an den an-       ihre Schwägerin sei schuld am Tod ihres Bruders.           dem Leben. Da kommt uns ganz viel Vertrauen ent-
     den Prozessen hier achte ich sehr darauf, dass Zeit       dern. Manchmal passiert parallel ein Prozess, dass       Sie sitzt hier in einer Härte. Ich habe gedacht, das       gegen. Das halte ich für ein ganz großes Geschenk.
     bleibt dafür, dass die Gefühle zugelassen werden          ich meine eigene Schuld gesehen habe. Dann ist es        kann ich ihr jetzt nicht wegnehmen. Hier muss ich
     können. Dass Schuld beim Namen genannt wird,              leichter loszulassen, weil ich dieses Loslösen, diese    die Zeit haben, ich muss sie aufweichen mit meiner
     das würde ich bei einem Kind auch sagen. Was mir          Vergebung selber an mir erlebe.                          Nähe, mit meiner Liebe, mit ..., ja ..., einfach in der
     weh getan hat. Dass ich ein Gefühl dafür bekomme                                                                   Begleitung, dass sie irgendwann merkt, sie kann
     und um Vergebung bitte, das geht nicht so schnell.        Hat sich im Umgang mit den Gästen hier etwas im          diesen Groll lassen. Alles andere muss ich letztlich
     Ich habe auch den Wunsch, mit meinen Kindern              Blick auf Vergebung bei Ihnen verändert?                 Gott überlassen. Da vertraue ich. Dann merke ich,
     etwas schnell zu bereinigen, aber es braucht eine         A. Ullrich Ich würde für mich sagen, dass ich es mehr    dass man aus der Retterrolle, in die man schnell
     Zeit dafür. Wir tun unseren Kindern auch nichts Gu-       sehe. Vorher war es ein Thema, das mir gar nicht so      hineinrutscht, aussteigt. Ich bete auch oft für die                                                     MEHR INFOS
     tes, wenn wir das schnell herstellen wollen. Lieber       sehr für das eigene Leben bewusst war oder wo es         Menschen, die ich hier begleite. Dann schicke ich                              Christlicher Hospizdienst Dresden e. V.
     noch eine Zeit zum Nachdenken geben! Und auch             nicht die Stellen gab, um darüber zu stolpern. Aber      gern ein Gebet zu Gott. Sein Arm ist viel länger als                                 Canalettostr. 13 · 01307 Dresden
     gucken, wie würde es mir gehen? Was empfinde              es gibt schon eine ganze Reihe von Gesprächssitu-        meiner, der hat viele Helfershelfer!                                                  www.hospizdienst-dresden.de
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
14

                Da s w a r 2 01 8
                               Kirche                                             Musik
                   2.000.000    Besucher
                                                                           60.000 Konzertgäste

         41.000                                                                            122.440    Besucher
                Besucher
               bei 123                                                                               bei 495
              Gottesdiensten                                                                       Andachten
                                                  Geistliches                                 »Wort und Orgelklang«

                                                    Leben
  19.000Besucher
                                                                                                         3.000
                                                                                                          Besucher zum
bei Weihnachtlicher Vesper             19                                         40                  Gedenken am 13. Februar
                                 Trauungen, davon                           Taufen, davon
                                  10 »Gottesdienste                     6 Erwachsenentaufen
                                 zur Eheschließung«

                                    1.033                                          95
                                    Besucher bei                           kirchenpädagogische
                                  Kuppelführungen                              Erkundungen
                                                                        für Kinder und Jugendliche

   14.000                                             Offene                                            9.200
Besucher bei Gruppenführungen                         Kirche                                         Zuschauer sahen den Film
      über die Emporen                                                                               »Faszination Frauenkirche«

      1.750 Gäste
                                                                                                             1
                                                                                                      Friedensnobelpreis-
    im Forum Frauenkirche
                                                  Forum                                                    trägerrede
                                               Frauenkirche
                        11                                                                       11
               Veranstaltungen der Reihe                                                   Veranstaltungen
                   »Städte im Krieg –                      10                     der Gesellschaft zur Förderung der
                Städte für den Frieden«                                                      Frauenkirche
                                                 Veranstaltungen der Reihe
                                                                                        »Donnerstagsforum«
                                                   »Forum Frauenkirche«,
                                             darunter 3 Podiumsdiskussionen mit
                                                dem Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                  15
In der - VERGEBUNG LERNEN - Frauenkirche Dresden
16Einsetzen des   GESCHICHTE                                                  GESCHICHTE                                                           17
  ersten Steins

                                           25 Jahre
                                         ENDE DER
                                      ENTTRÜMMERUNG
                                                                  DIPL.-ING. THOMAS GOTTSCHLICH
GESCHICHTE

                               Die Enttrümmerung des »Trümmerberges« zwi-
                               schen den stehenden Ruinenteilen, dem Turm E
                               und dem Choranbau, war eine spektakuläre und zu-
                               gleich einmalige Verfahrensart, sich den Bestand
                               an Fundstücken der barocken Frauenkirche zu
                               erschließen. Ziel war es, das Maximum an ver-
                               wertbaren Fundstücken für den Wiederaufbau zu
                               bergen. Die Aufnahme des jeweiligen Steins, das
                               Säubern, Vermessen und Fotografieren, die erste
                               vorläufige Einordnung, wohin der Stein gehört,
                               das Vergeben einer Fundstücksnummer, die Er-
                               stellung einer digitalen Datenbank, der Abtrans-
                               port in die Fundstückslager u.v.m. gehören dazu.

                               Besondere Aufmerksamkeit wurde dem jeweili-
                               gen Fundstück erst später geschenkt, wenn die
                               Frage entsprechend dem Planungsvorlauf an-
                               stand, ob und wie es wieder eingebaut werden
                               kann. Entweder komplett, mit anderen Fundstü-
                               cken zusammengesetzt, mit Vierungen (Teilstück
                               alt oder neu) ergänzt. Oder als Hintermauerungs-
                               stein oder als Fundstück ohne Verwendungs-
                               möglichkeit zum Verkauf an interessierte Spoiler-       Die Kupferkapsel mit Dokumenten zum Wiederaufbau der
                               sammler.                                                Frauenkirche wird von Prof. Ludwig Güttler vor der ersten
                                                                                       Steinversetzung ins Mauerwerk eingebracht
                               Das Ende der Enttrümmerung ist mit dem Verset-
                               zen des ersten Steins bei A außen am 27.05.1994
                               verbunden und leitet von der Vorarbeit zum be-          Bibel-Zitat zur Erststeinversetzung:
                               ginnenden Wiederaufbau über. Der »Erststein«            »Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist
                               befindet sich am Eingang A, rechtes Türgewände,         der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe
                               unterster Stein (Altstein).                             und der Besonnenheit.« 2. Timotheus 1, 7
18                                                  GESCHICHTE                                                           GESCHICHTE                                                      19
                                                                            Bergung des
                                                                            Turmkreuzes

     DER SYMBOLISCHE                                                                                                      15 JAHRE
       BEGINN DES                                                                                                      AUFSETZEN DES
     WIEDERAUFBAUS                                                                                                     TURMKREUZES
                 DER FRAUENKIRCHE AM 27.MAI 1994                                                                                  DIPL.-ING. THOMAS GOTTSCHLICH

            DR. ING. E.H. EBERHARD BURGER, BAUDIREKTOR A.D.
                                                                                                                    Im August 2004 wurde das Turmkreuz mitsamt dem Laternendach
                                                                                                                    unter großer öffentlicher Beteiligung auf den Steinbau der Laterne
     Die archäologische Enttrümmerung war erfolgreich und mit hoher                                                 aufgesetzt. Mit diesem Tag endete der äußerliche Wiederaufbau
     Qualität fast abgeschlossen. 21.000 m3 Schutt wurden beräumt, 8.400                                            der Frauenkirche, und seither krönt die Frauenkirche wieder die
     Fundstücke als wiederverwendbare Werksteine fotografiert und regis-                                            Silhouette der Stadt Dresden.
     triert, 60.000 Fundstücke aus der Hintermauerung lagen auf Paletten
     am Elbufer und warteten nach entsprechender Aufarbeitung auf ihren                                             Der Dresden Trust hatte mit Spenden aus ganz Großbritannien
     Einbau in das wiedererstehende Kirchgebäude. Auch die Dresdner und                                             das Turmkreuz finanziert und nach in Dresden hergestellten Plä-
     Spender aus ganz Deutschland hofften, dass es nun losgeht.                                                     nen in London bei einem berühmten Silberschmied herstellen
                                                                                                                    lassen. Mit Herzblut, Handwerksmeisterschaft und tiefen Versöh-
     Und womit beginnt man: Mit einer Grundsteinlegung.                                                             nungsgedanken entstand das Turmkreuz neu, das lange vor die-
                                                                                                                    sem Tag, schon seit dem 13. Februar 2000 in Dresden, auf dem
     Den 1728 gelegten Grundstein im Fundament des Choranbaus gibt es                                               Baustellengelände vor dem Gerüst stehend, vom Bauzaun aus
     aber noch. Also entschlossen wir uns zu einer ersten Steinversetzung                                           betrachtet werden konnte.
     eines reparierten Fundstückes als symbolischen Beginn des Wieder-                    Im Rahmen einer gottes-
     aufbaues. Es war der erste Stein über dem Sockel am rechten Gewän-                   dienstlichen Feier        Das Turmkreuz ist eines der vielen Symbole der Frauenkirche und
     de des Eingangs A. In der Hintermauerung wurde in einem Bohrloch                     wurden am 22. Juni 2004   erinnert uns an das länderübergreifende Bestreben, die Frauen-
     die Kassette mit aktuellen Dokumenten, Münzen, der Chronik der ar-                   Turmhaube und Kreuz       kirche als Ort der Versöhnung wiederaufzubauen.
                                                                                          mit einem Spezialkran
     chäologischen Enttrümmerung, erste Unterlagen zum Wiederaufbau,
                                                                                          aufgesetzt.
     Liste der Verantwortlichen aus Stiftung und Fördergesellschaft, eine
     Teamliste der Planer, sowie »Der Ruf aus Dresden« eingebracht.

     Im Rahmen einer gottesdienstlichen Feierstunde am 27. Mai 1994 –
     an dem Tag jährte sich zum 251. Mal die Vollendung der Bährʼschen
     Frauenkirche – sprach Landesbischof Volker Kreß den liturgischen
     Teil, hielten Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und Oberbürgermeis-
     ter Herbert Wagner Ansprachen und gestalteten Blechbläser aus Sach-
     sen den musikalischen Teil. 5.000 Dresdner waren zur Frauenkirche
     gekommen, harrten bei nasskaltem Wetter eine Stunde aus und wir
     feierten anschließend mit Würstchen, Meißner Landwein und Pfeffer-
     kuchen (!) den Wiederaufbau des Gotteshauses als Wahrzeichen unse-
     rer Stadt Dresden.
                                                                                                                                                             Erststein an
                                                                                                                                                             Eingang A
20                          GEISTLICHES LEBEN                                                               GEISTLICHES LEBEN                                  21

                                 DANKeshymnen

       NACHTwandel(n)
                                                  DANKeschöön!
                                                                       NACHTSCHWÄRMER-
                                                                         MEDITATIONEN
                                                                                        K e n
                    DANKtag

                                                                                   e DAN
                                                                           NACH Tg
                                                      AbendDANK

                                 nichts zu DANKen

                 verDANKen
GESITLICHES

                                                   (N)ACHTsamkeit      Sprechen Sie diese Wortspiele an?                              FR · 2 . AUG UST
                                                                       Wir fanden es lohnend, unsere (Nacht)-gedanken               »Vom Glück der kleinen
                                                                       in diesem Jahr um die Dankbarkeit kreisen zu las-                 Umarmung«
   LEBEN

                                                                       sen, gerade weil das Wort manchem leicht antiquiert        Nachtschwärmen für Kinder
                                                    NACHTwanderung     vorkommt oder die Fähigkeit zum Danken in unserer
                                                                                                                                     20:20 Uhr · Eintritt frei
                                                                       modernen, schnelllebigen Welt abzunehmen scheint.
                                                                       Wir haben viele anregende Texte zum Thema gefun-
                                                                       den oder wiederentdeckt, auch Musik gibt es »Gott
                                                     ErnteDANK         sei Dank!« genug, um darüber zu improvisieren. Lyrik
                                                                                                                                      FR · 9 . AUG UST
                                                                       von Askenazy über Celan, Fontane, Heine, Kaléko und            »geDANKenspiele«
                                                                       Ringelnatz bis Zenetti, Kurzgeschichten, mal frech,        Nachtschwärmermeditation
                geDANKenlos                                            mal märchenhaft, Psalmen aus dem Alten und Ge-                21:21 Uhr · Eintritt frei
                                                                       schichten aus dem Neuen Testament, … »Wofür sind
                                                                       Sie dankbar?« fragt Max Frisch in einem seiner Frage-
                                                                       bögen und liefert im Tagebuch eine persönliche »Liste
                                                                                                                                      FR · 1 6 . AUG UST
                                                                       der Dankbarkeiten« ab. WOFÜR SIND SIE DANKBAR???
                                                                                                                                        »NACHTwache«
                                                       AbendgeDANKen   Wir laden Sie ein zu jazziger Musik und Texten, zu unse-   Nachtschwärmermeditation
                                                                       ren und Ihren NACHTgeDANKen in die Unterkirche der            21:21 Uhr · Eintritt frei
                                                                       Frauenkirche. Kommen Sie zur Ruhe und tanken Sie auf
                                                                       an diesem wunderbaren Ort, für dessen Wiederaufbau
                                                                       wir sehr dankbar sind.
                                                                                                                                      FR · 2 3 . AUG UST
                                                                                                                                       »NACHTwandel«
                                                                       ALMUTH SCHULZ
                                                                       Pianistin
                                                                                                                                  Nachtschwärmermeditation
                                                                                                                                     21:21 Uhr · Eintritt frei
22    GEISTLICHES LEBEN                                                     GEISTLICHES LEBEN                                                      23

     ZWISCHEN                            GRIT JANDURA

      HIMMEL              Es ist früh am Morgen. Die ersten Sonnen-
                          strahlen brechen durch die Wolken. Lang-

     UND ERDE
                          sam, ganz langsam erwacht die Stadt. An
                          der Nordseite der Frauenkirche hat sich eine
                          kleine Gruppe Menschen versammelt. Etwas
                          müde noch, aber dennoch achtsam warten
                          sie, bis sich die große schwere Holztür des
                          Eingangs G öffnet.

                          Punkt 6 Uhr ist es soweit. Frauenkirchenpfar-
                          rerin Angelika Behnke im langen schwarzen
                          Talar tritt heraus. Der freche Frühsommer-
                          wind fährt ihr ins gerade sorgsam gerichtete                          Ein Lied steigt auf. Ein Bibelwort ist zu hören.
                          Beffchen. Mit einem Schmunzeln begrüßt sie                            Hände finden sich zum Gebet. Nach dem
                          die Morgengemeinde. Sie lädt die etwa 50                              Segenswort ist Zeit für Erinnerungsfotos. Sie
                          Personen ein, mit ihr emporzusteigen. Schritt                         gehen sofort in die Welt. Doch die stärksten
                          für Schritt, 281 Stufen, in der Stille.                               Eindrücke bleiben zurück. Verweilen im Her-
                                                                                                zen derer, die den Tag auf der Kuppel der
                          Noch ehe die Gruppe die Aussichtsplattform                            Frauenkirche begrüßt haben.
                          erreicht, ist der warme Klang eines Saxo-
                          phons zu hören. Er hilft über die letzte steile
                          Passage im Hals der Laterne. Oben angekom-                            TERMINE
                          men, fehlt so manchem die Luft. War es der                            SA · 4. MAI 2019 · 6 UHR
                          Aufstieg, oder ist es vielmehr der fantastische                       Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke,
                          Blick über die Stadt? Freude macht sich breit.                        Bertram Quosdorf (Saxophon)
                          Und Dankbarkeit. Für diesen Augenblick, für
                          die Gelegenheit, für Gottes guten Geist, den                          SA · 1. JUNI 2019 · 6 UHR
                          man hier fast greifbar glaubt.                                        Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt,
                                                                                                Bertram Quosdorf (Saxophon)

                                                                                                SA · 6. JULI 2019 · 6 UHR
                                                                                                Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt,
                                                                                                Bertram Quosdorf (Saxophon)

                                                                                                SA · 3. AUGUST 2019 · 6 UHR
                                                                                                Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke,
                                                                                                Ive Kanew (Saxophon)

                                                                                                SA · 7. SEPTEMBER 2019 · 6 UHR
                                                                                                Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt,
                                                                                                Bertram Quosdorf (Saxophon)
24                                               GEISTLICHES LEBEN                                                                                                 GEISTLICHES LEBEN                                                    25

                      ZEIT                                                                                            zusammen. Ich habe selbst ganz bittere Lebenser-
                                                                                                                      fahrungen gemacht. Lebenserfahrungen, die fast
                                                                                                                                                                              Die Frauenkirche ist für mich ein Ruhepol. Ich bin
                                                                                                                                                                              ja durch meine Arbeit recht oft getrieben. Da ist es

                 FÜR GESPRÄCHE
                                                                                                                      dazu geführt hätten, dass mein Leben ein Ende ge-       ganz gut, wenn ich selber mal ein bisschen zur Ruhe
                                                                                                                      funden hätte. Es war regelrecht ausweglos für mich.     komme. Das genieße ich sehr!
                                                                                                                      Mir haben Leute geholfen, als meine Erwartung
                                                                                                                      nicht mehr da war, dass es noch einen Ausweg gibt.      Wie oft haben Sie Dienst?
                              Seelsorge in der Frauenkirche Dresden                                                   Ich erinnere mich ganz besonders an einen Gottes-       Ich schaffe es zweimal im Monat. Am Wochenende,
                                                                                                                      dienst in der Annenkirche, als ich am Abend zuvor       weil ich ja in der Woche nicht in Dresden bin. Die
                                                                                                                      wirklich ganz am Ende war. Die Pfarrerin, die den       Begleitung des Seelsorgeteams durch einen Super-
                                                                                                                      Gottesdienst hielt, sagte dann im Verlauf des Got-      visor gibt es ja auch schon von Anfang an. Wir be-
                                                            ALEXANDER KARG                                            tesdienstes: Manchmal schickt Gott einfach einen        kommen die Unterstützung, die wir brauchen.
                                                            arbeitet freiberuflich als Bauingenieur.                  Menschen, der die Hilfe bringt, an die man nicht
                                                            Seit 2006 ist er ehrenamtlich als Seelsorger              mehr glaubt. Der den Spieß umdreht! Und plötzlich       Sie haben jetzt schon viele Jahre Erfahrungen in
                                                            in der Frauenkirche tätig.                                gibt es neue Hoffnung und einen neuen Weg. Und          seelsorglichen Gesprächen. Können Sie beobach-
                                                                                                                      da habe ich das Gefühl gehabt: Das habe ich gerade      ten, dass es gewisse Themen gibt, die häufiger an
                                                                                                                      in der Nacht zuvor erlebt, als meine Schwägerin –       Sie herangetragen werden als andere Themen?
                                                                                                                      eben diese Schwägerin – sich Zeit genommen hat.         Trennung, Sterben – das sind schon Themen, die
                                  FRAUENKIRCHENPFARRERIN ANGELIKA BEHNKE                                              Es war kalt, im Februar, und wir standen, glaube ich,   ich öfter höre. Auch der Beruf – Neueinstieg oder
                                                                                                                      vier Stunden auf dem Balkon. Sie hat mir zugehört.      Arbeitsverlust.
     Die Frauenkirche ist ein offenes Gotteshaus. In        Ich habe vor vielen Jahren mal Bauingenieurwesen          Das war eigentlich die Initialzündung. Mein Bruder
     Zeiten der Offenen Kirche ist »Zeit für Gesprä-        studiert. Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber mir   hatte schon eher bei der Diakonie angefangen als        Wie geht Vergebung?, so fragen wir in diesem Ma-
     che« möglich durch engagierte Ehrenamtliche            wurde das so angetragen. Ich bin eigentlich gelern-       Seelsorger, hatte mich zu einem Kennenlernabend         gazin. Ist Vergebung von Schuld, Einander verzei-
     Seelsorger.                                            ter Autoschlosser. Das Studium hat mich dann aber         eingeladen und gemeint: Gerade du mit deinen Er-        hen können ein häufiges Thema in der Seelsorge?
                                                            doch interessiert, und so habe ich das gemacht.           fahrungen, mit deiner wiedergewonnenen Stabili-         Es ist ein Thema, wenn ich es auch nicht ganz oben
     Lieber Herr Karg, wie lange sind Sie schon im          Und so bin ich Brückenbauingenieur geworden.              tät, das könnte was sein! - Und genauso habe ich es     anordnen würde. Mitunter kommen Leute, die sa-
     Team der ehrenamtlichen Seelsorger an der Frau-        Seit 1989. Zunächst in der größten Brückenbaufir-         dann auch empfunden. Ich habe dieses Geschenk           gen: Ich bin gar nicht kirchlich. – Das spielt aber für
     enkirche?                                              ma, die es in Ostdeutschland gab, dann wechselte          bekommen, und jetzt gebe ich wieder ein Stück da-       mich keine Rolle. Ich habe meinen Glauben. Das ist
     Ungefähr seit 2006, als die Seelsorge an der Frauen-   das mit der Wende. Brückenbau ist das, was mich           von ab.                                                 die Basis für mich, daraus kann ich vielleicht auch
     kirche ins Leben gerufen wurde.                        schon immer interessiert hat.                                                                                     etwas rüberreichen, aber ich bin da eher vorsichtig.
                                                                                                                      Wie ist die ehrenamtliche Seelsorge in der Frau-        Aufgrund meiner biografischen Erfahrung reagiere
     Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?               Auch im übertragenen Sinne?                               enkirche organisiert?                                   ich sehr allergisch auf das Gefühl, dass irgendwo
     Es war damals meine Schwägerin, die an der Kreuz-      Ja, durchaus auch im übertragenen Sinn! Brücken           Ich finde das Angebot klasse, ganz besonders, seit-     Zwang ausgeübt und mir was übergestülpt wird.
     kirche tätig war. Kreuzkirche und Frauenkirche hat-    haben ja etwas Verbindendes zwischen den Men-             dem es diese halbstündlich aus der Kanzel gelese-       Was ich aber gerne mache, ist Zeugnis geben über
     ten damals gemeinsam die Seelsorge ins Leben           schen. Das ist die ursächliche Aufgabe einer Brücke,      nen Impulse gibt. Die gab es nicht von Anfang an.       meinen Glauben. Wobei Seelsorge mehr Zuhören
     gerufen. Da ich eine entsprechende Ausbildung bei      Menschen zusammenzuführen. Darüber hinaus sind            Bei den Impulsen wird die Seelsorge immer mit           ist als selbst reden.
     der Diakonie hatte und dort schon ehrenamtlich ar-     das natürlich technisch interessante Konstruktionen.      angesagt. Dann gibt es noch das Schild, dass gut
     beitete, meinte sie: Das könnte doch etwas für dich    Insofern ist das, was ich als ehrenamtlicher Seelsor-     sichtbar ist: »Zeit für Gespräche«. Die Impulse sind    Wenn Sie gedanklich weiter dran bleiben an dem
     sein, die suchen Leute. - Und so kam ich dazu.         ger mache, ein ganz guter Ausgleich dazu, dass ich        in meinen Augen so etwas wie ein Ruhepol. Sie           Thema - was bedeutet für Sie persönlich Verge-
                                                            auch in anderer Richtung darüber nachdenke und            bringen Ruhe, sie machen auf die Seelsorge auf-         bung?
     Beruflich sind Sie ja in einem ganz anderen Be-        gefordert werde.                                          merksam. Und danach ist es oft der Fall, dass Leute     Vergebung ist für mich ein ganz wichtiger Punkt.
     reich unterwegs – und das im wahrsten Sinne,                                                                     vorbeikommen, weil sie das gehört haben. Ich bin        Wobei ich merke, dass es oft gar nicht so einfach ist!
     denn meist reisen Sie zu Ihren Seelsorgediensten       Warum engagieren Sie sich speziell im Bereich             auch nicht böse, wenn in den zwei Stunden mal nie-      Ich denke, Menschen sind begrenzt. Sie sind so ge-
     extra von weit her an, derzeit aus Regensburg.         der Seelsorge?                                            mand kommt. Dann redet man mit den Kirchenfüh-          schaffen, und Gott, der Herr – ihm wäre es ein Leich-
     Erzählen Sie doch bitte ein wenig von sich…            Das hängt mit meinen eigenen Lebenserfahrungen            rern oder mit dem Küster. Das ist alles in Ordnung.     tes gewesen, es ganz anders zu machen. Hat er aber
26                                                 GEISTLICHES LEBEN                                                    GEISTLICHES LEBEN   27

     nicht! Denn es hat alles seinen Sinn! Auch meine         Kann man Vergebung lernen?
     Grenzen – die wahrzunehmen, das ist schon in             Ich denke, man kann alles ein Stück weit trainieren,
     Ordnung. Wenn ich gegenüber anderen Menschen             sich üben. Und sich eben daran erinnern: An der
     schuldig werde - das passiert. Wahrscheinlich viel       Stelle wäre das und das möglich.
     öfter, als ich überhaupt wahrnehme. Dann muss ich
     auch damit leben. Und da habe ich aber die große         Gibt es für Sie einen Lieblingsplatz oder ein be-
     Chance, dass mir das vergeben ist! Diese Chance,         sonderes Detail in der Frauenkirche, den oder das
     diese Zusage, dass mir vergeben ist. Meine Grenzen,      Sie mit Seelsorge in Verbindung bringen?
     die sind einfach da, und ich darf mit diesem Gren-       Ich weiß, in meiner Anfangszeit bin sehr gern in die
     zen leben. Was wichtig ist, ist mein Bemühen.            Unterkirche gegangen. In den Raum der zehn Gebo-
                                                              te beispielsweise, oder an den Altar in der Mitte.
     Sie haben gesagt: Anderen Menschen vergeben,             In der letzten Zeit habe ich das nicht mehr gemacht.
     das ist nicht ganz einfach…                              Ich habe mir angewöhnt, auch zwischendurch
     Man muss schon über seinen Schatten springen!            durch die Frauenkirche zu gehen und mich mal in
     Und sich Mühe geben!                                     der Mitte aufzuhalten, um nach oben in die Kuppel
                                                              zu schauen oder auf den Altar und die Orgel.
     Was ist der Gewinn für Sie?
     Der Gewinn ist, dass Dinge wieder in Ordnung             Sie sind aber auch schon mit Menschen, die bei
     kommen. Und das immer! Bis zum Lebensende ist            Ihnen Zeit für Gespräche suchten, in die Unterkir-
     das immer möglich. Und für jeden. Es ist vielleicht      che gegangen...
     schwer, aber es ist möglich. Und der Gewinn ist,         Bin ich auch. Wenn jemand zu mir kommt, dann
     dass ich mit mir selber ins Reine kommen kann.           frage ich ihn. Ob wir für uns sein wollen, gleich hier-
     Und mit mir ins Reine zu kommen gelingt auch da-         bleiben oder noch einen anderen Ort in der Frauen-
     durch, dass ich mit anderen ins Reine komme.             kirche aufsuchen.

     Spielte im Rückblick auf Ihre Biografie und dieses       Seelsorge bedeutet auch Selbstsorge – das heißt,
     »Schon auf der Kippe des Lebens Stehen«, hing            Tankstellen für die eigene Seele haben. Wo tan-
     das auch mit Vergebung zusammen? Oder sind               ken Sie auf?
     das unterschiedliche Dinge?                              Sehr wohl fühle ich mich mit meiner Familie. Das
     Nein, das spielt schon zusammen! Ich bin jetzt recht     ist eine ganz große Stütze, ein ganz guter Ort! An-
     stabil. Und ich weiß, dass es nicht immer so war. Und    sonsten gehe ich regelmäßig in meine eigene Kirch-
     dieser Weg, den ich bis hierher gegangen bin in mei-     gemeinde. Ich singe dort auch im Kirchenchor. Das
     nem Leben, das war insgesamt vielleicht ein ... ja...,   ist mit meiner Zeitplanung natürlich nicht ganz
     guter Weg, ich bin ausgesöhnt mit ihm. Es waren          einfach. … Aber ich denke immer noch, dass mir
     Fehler dabei, Umwege. Und auch, mit anderen Men-         diese ehrenamtliche Tätigkeit einen Gewinn bringt.
     schen nicht im Reinen gewesen zu sein. Und trotz-        Und ein weiterer Punkt ist: Ich verschenke einfach
     dem hat mich dieser Weg genau hierher geführt, wo        ein bisschen Zeit! Ich habe zwar nicht üppig Zeit,
     ich jetzt bin. Und das ist kein schlechter Platz!        mir geht es aber gut! Ich bin geboren in Frieden, in
                                                              Wohlstand, das gibt mir schon sehr zu denken! Das
     Würden Sie sagen, sich selbst vergeben ist schwe-        ist völlig unverdient gewesen! Ich hätte genauso
     rer als anderen vergeben zu können?                      gut irgendwo anders auf die Welt kommen können!
     Ich denke, das ist beides gleich.                        Und ich gebe ein bisschen ab von dem, was mir ge-
                                                              schenkt ist. Das ist wichtig!
28                                                  GEISTLICHES LEBEN                                                                                    GEISTLICHES LEBEN                                            29

                ICH ERZÄHLE DIR
                   HEUTE EINE
                GESCHICHTE VON
                  DEINER TAUFE
                                                   MONIKA SCHNEIDER

                     ist
    »Dieser Ort               r t , s o wie
                n d e r e r O                                               »Wir wünschen dir,
ein ganz beso            sonderer                                         dass Gott seine schützen
       e in g a n z b  e                                                                           de
    du                                                                     Hand über dich hält.«
              Mensch bist.«
     Eine Kirche für Kinder ist die Frauenkirche auf den ers-   Neben Erinnerungen oder den Grund der Wahl der
     ten Blick nicht. Hinter den hohen Kirchenbänken muss       Frauenkirche als Taufort, werden auch Wünsche für
     man als kleiner Mensch nach oben schauen, um Gott          die Zukunft an die Kinder gegeben. Ganz viel Liebe ist
     mit allen Sinnen zu erleben und zu begreifen.              in den Zeilen zu erspüren und Gottvertrauen, welches
                                                                die Eltern und Paten den Kindern schenken.
     Das und mehr werden 30 Kinder am 2. Juni im Gottes-
                                                                                                                                                                                                            Januar
     dienst in der Frauenkirche tun – und das aus gutem         Wir freuen uns schon auf den 2. Juni mit einer Mehrge-                                                                                     bis März
     Grund. Mit Eltern, Paten, Geschwistern und Freunden        nerationen-Gemeinde und wünschen uns, dass dieser                                                                                            2019
     werden sie an ihre Taufe hier erinnert. Die meisten der    Tag für alle unvergesslich bleiben wird.

                                                                                                                                                                       Taufen
     Kleinen haben kaum Erinnerungen an die Taufe, da sie
     oftmals noch vor ihrem ersten Geburtstag stattfand.
     Und so müssen die Paten und Eltern einspringen und
     ihnen von dem großartigen Tag damals erzählen und                  »Deine Eltern g
                                                                                        eben dir                                                    ei
                                                                      zwei Dinge mit                                          »Mich hat b
     damit dieses Ereignis für sie verständlich und nacher-
     lebbar werden lassen.
                                                                                     auf den Weg:                                                         ass
                                                                         Flügel und Wur                                             s t g e f r e u t , d
     Gemeinsam mit Dozentin Karin Schwarke und Stu-
                                                                     Damit du der M zeln.                                deinem Fe                  dabei
                                                                                                                                                                                    24.02.2019
     dierenden der Evangelischen Hochschule Dresden
                                                                                     ensch werden                               e O m  a n o  c h                             Anastasia Theodora Tilch
     haben wir Ideen für den Taufgedächtnisgottesdienst
                                                                        kannst, der du                                     dein
                                                                                                                                 sein konnte.«
     entwickelt. Den Eltern und Paten wurden Fragen zur                                                                                                                               31.03.2019
     Taufe ihrer Schützlinge gestellt. Die Antworten, die uns                           bist.«                                                                               Carla Elke Hildegard Köhler
     erreichten, sind sehr berührend zu lesen.                                                                                                                                 Jörg Dieter Max Köhler
                                                                                                                                                                                Aurelia Letizia Schild
30           BEGEGNUNGEN                                                   BEGEGNUNGEN                                                                 31

                                         UNERWARTETE
                                          BEGEGNUNG                         MARIA NOTH

                            »It has been more than 13 years«... seit er die          Er hörte von uns, dass die Frauenkirche als ein Got-
                            Frauenkirche besuchte. Damals zur Weihe. Jetzt,          teshaus für Bürger gebaut wurde und ihre barocke
                            am 11. Februar 2019, stand der 83-jährige Prin-          Pracht ein Ausdruck bürgerlichen Selbstbewusst-
BEGEGNUNGEN

                            ce Edward, Duke of Kent wieder vor dem alten,            seins war. Eines Selbstbewusstseins, das sich im
                            deformierten Turmkreuz. Und die Erinnerung               übertragenen Sinne auch beim Wiederaufbau und
                            wurde in dem hochgewachsenen, agilen Mann                in der enormen Spendenbereitschaft aus aller Welt
                            mit den wachen Augen sichtbar lebendig, als wir          zeigte. Im Sinne eines solchen verbundenen Mitein-
                            ihn durch den Kirchraum führten.                         anders zwischen Bürgern und Ländern und Religio-
                                                                                     nen äußerten wir dem Herzog von Kent gegenüber
                            Er erinnerte sich und ließ sich erinnern: an die         unseren großen Dank für die Unterstützung und
                            enge versöhnende Verbindung zwischen Großbri-            Freundschaft Großbritanniens damals beim Wieder-
                            tannien und der Frauenkirche, die nicht nur durch        aufbau wie heute: im Namen der Stiftung Frauenkir-
                            das neue, vom Dresden Trust gestiftete Turmkreuz         che Dresden und im Namen der vielen Menschen,
                            auf Dauer sichtbar gemacht wurde. Am 13. Februar         die in unserer Kirche für einen kurzen Besuch oder für
                            2000 hatte der Herzog von Kent das Turmkreuz in          ein Leben lang eine geistliche und geistige Heimat
                            Dresden übergeben - »als Symbol des Leidens und          finden. Am Ende seines Besuchs zündete der Her-
                            der Versöhnung«. Besonders bewegt war der Herzog         zog eine Kerze unter dem alten Turmkreuz an - eine
                            von dem Altar in der Unterkirche, die er jetzt zum       Geste seiner anhaltenden Verbundenheit mit der
                            ersten Mal besuchte. Der Monolith aus schwarzem          Frauenkirche, die dieses Mal gar nicht auf seinem
                            irischen Kalkstein wurde 1996 von Anish Kapoor           offiziellen Programm in Dresden stand. Die Kirche
                            geschaffen, einem weltweit bekannten in London           zu besuchen, war eine kurzfristige und seine ganz
                            lebenden Künstler mit jüdischem Hintergrund. Der         persönliche Entscheidung.
                            Herzog von Kent reflektierte die offene Symbolik
                            des Altarsteins; seinen in die Tiefe reichenden Trich-
                            ter, der gleichzeitig auf die direkt über ihm aufstei-
                            gende Kuppel hindeutet, den Kontrast der polierten
                            und natürlich belassenen Oberflächen, das tiefe
                            Schwarz, das sich gegen den Sandstein der Unter-
                            kirche abhebt.

                            Der Herzog führte uns einmal mehr vor Augen, dass
                            die Frauenkirche es gerade durch ihre Vielschichtig-
                            keit und ihre kontrastreichen Bedeutungsebenen
                            vermag, Menschen unterschiedlichster Herkunft zu
                            bewegen, zu inspirieren und zusammenzuführen.
                                                                                      v.l.n.r. Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt, Herzog von Kent,
                                                                                                  Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke, Maria Noth
32                              BEGEGNUNGEN                                                                      BEGEGNUNGEN                                                           33

                                                                    DR. HOLGER STARKE

                                                                    Nur wenige Schritte von der Frauenkirche entfernt
                                                                    befindet sich das Dresdner Stadtmuseum. Dort ist
                                                                    zurzeit die Ausstellung »Die im Licht steh’n. Foto-
                                                                    grafische Porträts Dresdner Bürger des 19. Jahr-
                                                                    hunderts« zu sehen. Sie vereinigt Bildnisse der
                                                                    bürgerlichen Elite jener Zeit – und zeigt mit zahl-
                                                                    reichen Künstlerporträts Dresden als Kulturstadt.

                   DRESDEN
                                                                    Darunter: Der europaweit berühmte Konzertmeis-
                                                                    ter und Violinvirtuose Karol Józef Lipiński, der seit
                                                                    1839 fast 20 Jahre lang in Dresden wirkte. Er hält

                   LÜBECK
                                                                    eine Geige in Händen.

                                                                    Hier setzt eine Geschichte voll überraschender

                   DRESDEN
                                                                    Verbindungen ein. Während der Vorbereitungs-
                                                                    zeit der Ausstellung in Dresden hatte einer der
                                                                    Ausstellungskuratoren im Sommer 2018 ein Kon-
                                                                    zert in der Reformierten Kirche in Lübeck besucht.
            ODER: EINE ALTE FOTOGRAFIE UND EINE BERÜHMTE VIOLINE    Zur Aufführung kamen zwei Klaviertrios – und das
                                                                    Programmheft teilte mit, den Violinpart spiele                                                KAROL JÓZEF LIPIŃSKI
                                                                    Daniel Hope auf der Ex-Lipiński, einer Guarneri                                               Stadtmuseum Dresden,
                                 DANIEL HOPE                        del Gesú von 1742. Hope, einer der »Weltbesten                                           Porträtsammlung, Tafel 1033:
                                                                    seiner Zunft« (The Observer, London), der im Kon-                                  Karol Józef Lipiński (1790–1861),
       »Ich wusste, dass meine 1742 Guarneri del Gesù Violine       zertjahr 2019 Artistic Director der Frauenkirche                                            Salzpapier, 21,5 x 26,5 cm,

           früher dem großen Geiger Karol Lipiński gehörte.         Dresden ist!                                                                                Atelier F. & O. Brockmann,
                                                                                                                                                                       Dresden, um 1855.
          Und ebenfalls, dass er als Erster Konzertmeister am       Damit stand die Frage im Raum: Sehen wir auf
                                                                    dem Porträt von 1855 eben diese Geige? Ein Rät-
     Dresdner Hof sowie als Kirchenmusikdirektor das Dresdner       sel, das es aufzulösen galt! Am ersten Öffnungstag
      Musikleben – vor allem durch seine engen Beziehungen zu       der Ausstellung kam Daniel Hope ins Museum.
                                                                    Er verglich Bilder des von ihm seit 2011 gespielten
      Robert Schumann und Franz Liszt – intensivst geprägt hat.     Instruments mit der Violine auf der über 150 Jahre
                                                                    alten Fotografie. Und war sich nach einstündiger
     Aber dass jetzt, durch die Recherchearbeit des Stadtmuseums    Prozedur »zu 93 Prozent« sicher: Es handelt sich
      Dresden, nicht nur ein Foto dieses Meisters, sondern auch     um die Ex-Lipiński! Damit haben sich schöne
                                                                    Verbindungen eröffnet. Verbindungen zwischen
      »unsere« Geige entdeckt worden ist, erfüllt mich mit Stolz.   Lübeck (wo Daniel Hope studiert hat) und Dres-
                                                                    den, von der Bildgegenwart eines Virtuosen des             DR. HOLGER STARKE
      Es freut mich enorm, dass dieses fabelhafte Instrument nun    19. Jahrhunderts zu einem überaus gegenwärti-              Deutscher Historiker und Autor.

       wieder in meinen Händen nach Dresden zurückkommt.«           gen Virtuosen unserer Zeit und zwischen den nun            Kustos für Wirtschafts- und
                                                                    etwas näher gerückten Kulturinstitutionen Frau-            Gesellschaftsgeschichte des
                                                                    enkirche und Stadtmuseum.                                  Stadtmuseums Dresden
Sie können auch lesen