LEADER in Deutschland - Stark in der Krise! - BAG LAG
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IMPRESSUM Herausgeber Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen in Deutschland (BAG LAG) e. V. Kurze Geismarstraße 33 37073 Göttingen www.baglag.de November 2020 Bearbeitung Amtshof Eicklingen Planungsgesllschaft mbH & Co. KG Gudrun Viehweg & Laura-Charline Bulat - LAG Aller-Fuhse-Aue Landkreis Göttingen Anja Kreye - LAG Region Osterode am Harz Titelfoto: Bildquellen im Innenteil
DAS POTENZIAL VON LEADER Die Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER- Aktionsgruppen (BAG LAG e.V.) vertritt die in den ländlichen Räumen nahezu flächen Hartmut Berndt / Quelle privat deckend vorhandenen LEADER-Aktionsgrup- pen. Sie sieht sich als sektorunabhängige Stimme der Akteure der ländlichen Räume in Deutschland. In den Lokalen Aktionsgruppen bildet sich die große Vielfalt der Akteure ab, die ein unschätzbares Potenzial für die zu- künftige Entwicklung bieten. Die europäische LEADER-Förderung im Rah- men des Landwirtschaftsfonds für die länd liche Entwicklung (ELER) hat sich in Deutsch- prinzip“. Die LEADER-Aktionsgruppen haben land in den vergangenen 25 Jahren zu einem in den vergangenen Monaten dazu beigetra- wichtigen Motor in fast allen ländlichen Räu- gen, die Auswirkungen in den ländlichen Räu- men entwickelt. Die Idee, die lokalen Akteure men zu mindern und arbeiten auch weiterhin von Beginn an in die Umsetzung einzubezie- entschieden an diesem übergeordneten Ziel. hen, ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden, Einige Anpassungen der Rahmenbedingun- die die Regionen resilienter gemacht haben. gen sind allerdings wünschenswert, um die Seit kurzem ergänzt die Bundesregierung Handhabbarkeit und Akzeptanz dieses För- den LEADER-Förderansatz mit dem Regio- deransatzes weiter zu verbessern. Eine Um- nalbudget aus der Gemeinschaftsaufgabe frage unter allen Lokalen Aktionsgruppen in Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) und die Deutschland zu Beginn der Pandemie hat dies erste Resonanz aus den Regionen ist überaus gezeigt. positiv. Wir sind überzeugt, dass der LEADER-Ansatz Die COVID-19-Pandemie hat Stadt und Land und das Regionalbudget als passgenaue vor große Herausforderungen gestellt und Instrumente zur Förderung von vielfälti- tut dies weiterhin. Sie hat aber auch gezeigt, gen, schnell wirksamen Vorhaben in den wie wichtig und wertvoll regionale Ansätze ländlichen Räumen hervorragend in der vor Ort sind, um außergewöhnlichen Krisensi augenblicklichen Pandemie-Situation zum tuationen begegnen zu können. Der „Bottom- Einsatz gebracht werden können und die up“-Ansatz eignet sich in besonderer Weise Projektförderung einen äußerst wichtigen zur zielgenauen Förderung, berücksichtigt Beitrag zum Wiederaufbau leisten kann. die spezifischen regionalen Gegebenheiten Daher plädieren wir dafür, den ELER und und vermeidet ein ineffizientes „Gießkannen- LEADER entsprechend in der Mittelausstat- 3
tung und Programmplanung zu berücksichti- che positiven Effekte durch das Wirken der gen und bitten alle Entscheidungsträger, dies Lokalen Aktionsgruppen erzielt wurden. Die- zu unterstützen und sich dafür im gesamten se Projekte stehen beispielhaft für tausende, Gesetzgebungs- und Entscheidungsprozess die in den letzten Jahren in der Bundesrepu- einzusetzen. Die LEADER-Förderung sollte ei- blik umgesetzt wurden. Jeder Euro, der in die nen Schwerpunkt bei der Umsetzung der für Förderprogramme LEADER und Regionalbud- die Bewältigung der Krise im ELER zur Verfü- get fließt, kann dazu beitragen, viele weitere gung gestellten Mittel bilden, um die Heraus- dieser kreativen Ideen Wirklichkeit werden forderungen in den ländlichen Räumen nach- zu lassen und leistet einen guten und wichti- haltig bewältigen zu können. gen Beitrag für starke, lebhafte und resiliente ländliche Regionen! In der vorliegenden Broschüre haben wir beispielhaft einige Vorhaben zusammen- Hartmut Berndt getragen, die eindrucksvoll darstellen, wel- für den Vorstand der BAG LAG e.V. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT DER LEADER-AKTIONSGRUPPEN IN DEUTSCHLAND In der Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen (BAG LAG e.V.) sind der- zeit bundesweit über 160 LEADER-Regionen organisiert. Die Arbeitsgemeinschaft besteht seit 2009 und bündelt die gemeinsamen Standpunkte der lokalen Gruppen, zunächst als loser Zusammenschluss, seit 2016 als Verein. Sie bringt sich in die Diskussionsprozesse auf allen Ebenen ein und vertritt die Interessen ländlicher Räume und ihrer Bewohner*innen in Berlin und Brüssel. Die BAG LAG versteht sich nicht ausschließlich als Interessenvertretung der LEADER-Regionen, sondern aller ländlicher Regionen und deren Akteure in Deutsch- land. Die BAG LAG ist Mitglied der European LEADER Association for Rural Development (ELARD) und hat derzeit deren Vizepräsidentschaft inne. Die BAG LAG gibt den Bürgern und Akteuren des ländlichen Raums eine Stimme. Über die LEADER-Aktionsgruppen, die sich durch ihre Vielfalt auszeichnen, werden die täglichen Probleme und Herausforderungen der ländlichen Bevölkerung an die BAG LAG herange- tragen. Sie ist die einzige bundesweite Interessensvertretung der ländlichen Bevölkerung mit all ihren Facetten und nimmt diese Aufgabe in vielen verschiedenen Gremien wahr, ohne dabei eine bestimmte Berufs- oder Bevölkerungsgruppe hervorzuheben. 4
INHALT Baden-Württemberg: Kraichgau - Calisthenics-Anlagen 6 Bayern: 365 Tage – 24 Stunden – 100% regional - Prientaler Bergbauernladen 8 Brandenburg: Ländlicher Tourismus - Ferienscheune Kümmernitztal 10 Hessen: Marketingplattform - Land.schnuppern 12 Mecklenburg-Vorpommern: Wiederbelebung der Dorfmitte - Dorfladen Bernitt 14 Niedersachsen: Themenmagazin Einkaufstipps - LandLeute 16 Niedersachsen: Kooperationsprojekt - Unser Dorf fährt elektrisch 18 Nordrhein-Westfalen: Rhede - Schaufenster der Wirtschaft 20 Rheinland-Pfalz: Moderne Dienstleistung - Tele.Hebamme 22 Saarland: Global denken - lokal handeln - Essbare Biosphärenstadt 24 Sachsen: Co-Working in ländlichen Räumen - CoLabora 26 Sachsen-Anhalt: Pollands Hof Rohrsheim - Die Fallstein Destillerie 28 Schleswig-Holstein: Innovativer Klimaschutz - Bau einer Karbonisierunsanlage 30 Thüringen: Selber machen! - Streuobst als Alltagskultur 32 5
BADEN-WÜRTTEMBERG Fotos: LAG Kraichgau KRAICHGAU CALISTHENICS-ANLAGEN Ein Entwicklungsziel der LEADER-Region effektiv. Die Anlagen erinnern etwas an Spiel- Kraichgau ist der Fokus auf Jugendliche plätze aus Metallstangen, mögliche Übungen in der Region. Um der Abwanderung von werden auf Tafeln jeweils für Anfänger und jungen Erwachsenen entgegen zu wirken, Fortgeschrittene erklärt. sollen die Freizeitangebote für diese Ziel- gruppe ausgebaut werden. In Großstädten gibt es solche Anlagen bereits seit einigen Jahren, im ländlichen Raum nur Jugendliche im Kraichgau hatten sich auf ei- sehr spärlich. In einem vom Regionalmanage- nem Jugendforum im Rahmen des LEADER- ment gesteuerten Prozess wurde der Wunsch Beteiligungsprozesses Calisthenics-Anlagen der Jugendlichen aufgenommen und ge- gewünscht. Calisthenics ist eine Outdoor- meinsam mit fünf kleinen Kommunen mit ei- Sportart mit einem kleinen Sportpark, in ner Einwohnerzahl zwischen 1.600 und 5.000 denen Menschen fernab von Fitnessstudios Menschen ein Netz an Anlagen in der Region jederzeit und kostenlos aktiv werden können. aufgebaut. Üblicherweise stehen diese Anlagen im Dorf- kern und nicht wie z.B. Trimm-Dich-Pfade am Die Gemeinden haben dabei nochmals einen Ortsrand. An den Recks, Sprossenwänden, eigenen Beteiligungsprozess gesteuert und Barren und Klimmzugstangen kann nur mit Ei- am Ort gemeinsam mit den Bürger*innen, gengewicht trainiert werden, das jedoch sehr Sportvereinen, Schulen und Jugendlichen 6
den besten Standort gesucht. Die Anlagen in Angelbachtal, Ittlingen, Sulzfeld und Zaisen- hausen sowie im Eppinger Stadtteil Elsenz unterscheiden sich je nach Ort. So wurde an Schulen ein Bewegungsparcours integriert, in der Ortsmitte Geräte für Senioren aufgenom- men oder an einem See der Sportaspekt in den Vordergrund gestellt. Die Anlagen bieten der Bevölkerung nun ein kostenloses Bewegungsangebot in der Nach- barschaft. Auch eine lose Facebook- und Trainingsgruppe an aktiven Sportlern hat sich gegründet, die Neulingen beim Einstieg hilft. Ein Angebot, das gerade während Corona und der Schließung von Fitnessstudios wich- tig wurde und sehr gut angenommen wird. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Calisthenics-Anlagen im Kraichgau Freizeitangebot für Jugendliche und junge Erwachsene ausbauen Projektträger niederschwellige Bewegungsangebote für Gemeinden Angelbachtal, Ittlingen, Sulzfeld und die Bevölkerung stärken Zaisenhausen sowie Stadt Eppingen Kooperationen zwischen Schulen, Turn- Lokale Aktionsgruppe vereinen und Bevölkerung unterstützen Kraichgau e.V. Reaktivierung von Brachflächen in den Ortschaften LEADER-Förderung 118.177 Euro 7
BAYERN 365 TAGE – 24 STUNDEN – 100 % REGIONAL PRIENTALER BERGBAUERNLADEN Landwirtschaftliche Produkte in Hand- Der „Prientaler Bergbauernladen“ hat sich arbeit zu erzeugen und diese selbst seit seiner Eröffnung im Sommer 1999 regional zu vermarkten, das ist die Idee, zum Erfolgsmodell entwickelt. Bereits vor die hinter dem „Prientaler Bergbauern- zwei Jahrzehnten hatten regionale Betrie- laden“ steht. Liebe und Leidenschaft für be – meist Bergbauern aus dem Umland regionale Produkte sowie enge Koopera- von Prien – die innovative Idee, einen tra- tion mit der heimischen Landwirtschaft – ditionellen Bauernmarkt in der Gemeinde dafür steht der schmucke Laden mit gro- Aschau zu eröffnen. ßer Verkaufsfläche unter freiem Himmel und dem Charme eines traditionellen Der ehemalige Bahnhofskiosk der Gemein- Bauernmarktes. Seine Kunden hatten nur de Aschau ist ein Magnet für Einheimische ein Problem: Der Laden öffnet nur einmal und Gäste. Die Produktpalette reicht von in der Woche – immer freitags. Doch hier Eiern und Nudeln über Brot, Fleisch, Käse, hatten die Betreiber eine LEADER-geför- Gewürze, Marmeladen und Schnaps sowie derte Idee – die „Regio Box“. saisonfrisches Gemüse bis zu Holzhand- 8
werk und Accessoires. Rund 80 % der Wa- ren entstammen aus heimischem, biolo gischem Anbau. Wie für klassische Bauernmärkte üblich, öffnet der Bauernmarkt nur einmal wö- chentlich. Um der konstant hohen Nachfra- ge von Einheimischen und Gästen gerecht zu werden, musste eine Lösung gefunden werden. Mit Hilfe der LEADER-Förderung waren die Bergbauern in der Lage, einen Verkaufsau- tomaten anzuschaffen. Dieser ermöglicht ihnen, das Serviceangebot auf die Wo- che zu vergrößern, neue Kundengruppen zu erschließen und der Nachfrage nach weiteren Öffnungszeiten, die neben dem aufwendigen Tagesgeschäft nicht leistbar sind, nachzukommen. Fotos: Sabine Ostenried AUF EINEN BLICK Projektname Effekte 365 Tage – 24 Stunden – 100% regional Verbesserung der Vermarktung alm- und landwirtschaftlicher Produkte und des Prientaler Bergbauernladen regionalen Angebotes Projektträger Arbeitsentlastung durch Innovation Der Prientaler Bergbauernladen GbR Sicherung der bäuerlichen Familienbetrie- Lokale Aktionsgruppe be und Erhalt regionaler Wirtschafts- und Landschaftsstrukturen Chiemgauer Alpen Förderung einer ökologisch orientierten LEADER-Förderung Landwirtschaft 6.488 Euro Steigerung der regionalen Wertschöpfung durch Verbesserung des aktuellen Service- Angebotes für die lokale Bevölkerung, Wochenend-Besucher und Gäste 9
BRANDENBURG Fotos: Smolka-Gunsam / LAG Storchenland Prignitz (rechts) LÄNDLICHER TOURISMUS FERIENSCHEUNE KÜMMERNITZTAL Im äußersten Nordwesten Brandenburgs ein 100-jähriges Stallgebäude befindet. Eine liegt die Prignitz, eine ländlich geprägte LEADER-Förderung ermöglichte den Ausbau Region mit einer vielseitigen Natur- und des alten Gemäuers zur Ferienscheune Küm- alten Kulturlandschaft und ursprünglichen mernitztal. 2017 starteten die Bauarbeiten, Dörfern. Tourismus ist hier ein wichtiger 2018 konnte die Eröffnung gefeiert werden. Wirtschaftszweig, der sich zunehmender Nachfrage erfreut. Besonders in den letz- In der Ferienscheune sind vier Zimmer mit ten Jahren sind qualitativ hochwertige An- insgesamt acht Betten entstanden, die mit gebote entstanden, die dazu beitragen. viel Liebe zum Detail gestaltet wurden und Gästen eine Auszeit vom hektischen Alltag Ein sehr gelungenes Beispiel ist die Ferien- bieten. Entspannen können sich Urlauber z.B. scheune Kümmernitztal. Sie liegt im Ort Gra- vor dem Kamin, in der Bibliothek, am großen bow in der Gemeinde Kümmernitztal, einem Naturpool, in den verschiedenen „Gartenzim- idyllischen alten Rundlingsdorf auf halber mern“, bei Kneippschen Anwendungen oder Strecke zwischen Hamburg und Berlin. im Wellnessbereich mit Whirlpool. Es besteht auch die Möglichkeit, Coachings im Bereich Hier haben die Besitzer im Jahr 2011 ein Burnoutprophylaxe wahrzunehmen. Grundstück erworben, auf dem sich auch 10
Alternativ zum Bed & Breakfast wird die ge- samte Ferienscheune als Ferienhaus an Grup- pen bis acht Personen vermietet, dies wird gerne von Mehrgenerationenfamilien oder Freundesgruppen in Anspruch genommen. Auch auf Fahrradtouristen ist man eingestellt. In dem fahrradfreundlichen Betrieb sind Bu- chungen für eine Nacht möglich, es gibt ei- nen abschließbaren Fahrradschuppen und Reparaturmaterialien. In der Region, die als Radlerparadies gilt, wird das gut nachgefragt. Neben Ferienaufenthalten besteht auch die Möglichkeit, an regelmäßig stattfindenden Brunchs, Cocktailpartys, kulinarischen The- menabenden, Bierbraukursen, KNEIPP-Semi- naren und verschiedenen Workshops teilzu- nehmen oder die Ferienscheune für private und geschäftliche Feiern zu nutzen. Zusätzlich zur touristischen Nutzung konn- ten im Gebäude auch ein Gewerbe neu angesiedelt und mehrere Arbeitsplätze ge- schaffen werden. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Um- und Ausbau eines Stallgebäudes und Stärkung qualitativ hochwertiger Angebote des Landtourismus Gestaltung der Außenanlagen Schaffung von Arbeitsplätzen Projektträgerin Schaffung vielfältiger, touristischer Sabine Smolka-Gunsam Angebote Lokale Aktionsgruppe Umnutzung historischer ehemals land- Storchenland Prignitz e.V. wirtschaftlicher Bausubstanz LEADER-Förderung Schaffung und Erweiterung von Freizeit- angeboten im ländlichen Raum 156.000 Euro 11
HESSEN MARKETINGKAMPAGNE L AND.SCHNUPPERN Mit dem Projekt „Land.schnuppern“ wur- Als ergänzendes Angebot zu dem Kon- de eine touristischen Marketingkampa- zept „Urlaub auf dem Bauernhof“ hat das gne zur Erlebbarkeit des ländlichen Rau- Projekt „Land.schnuppern“ dazu beitragen, mes im Naturpark Diemelsee entwickelt. Beherbergungsbetriebe mit den Anbietern Ziel des Projektes Land.schnuppern ist die dörflicher, landwirtschaftsnaher Angebo- Förderung des Verständnisses und eine te und Produkte zu vernetzen. Das heißt, Sensibilisierung für die Hintergründe der bestehende Betriebe bauen ihre Koope- landwirtschaftlichen Produktion durch den rationen untereinander und mit den tou- Kontakt zwischen Landwirten und Touris- ristischen Beherbergungsbetrieben, unab- ten. Es handelt sich um ein länderübergrei- hängig von ihrer Größe, aus. Bestehende fendes Kooperationsprojekt zwischen den Angebote wurden besser in Szene gesetzt LEADER-Regionen Hochsauerland und Die- und neue Ansätze konnten entwickelt und melsee-Nordwaldeck, beide Regionen de- vermarktet werden. Mit dem Projekt „Land. cken ein Teil des Naturpark Diemelsee ab. schnuppern“ wurde ein neues Angebot für 12
unterschiedliche touristische Zielgruppen geschaffen, welches zu dem landwirt- schaftlichen Charakter der Region passt und den sanften Tourismus stärkt. Teil des touristischen Produkts sind Schnupperer- lebnistage in den landwirtschaftlichen Be- trieben (u.a. Milch-Viehbetriebe, Obstwie- senbauern) der Region, welche direkt über den Gastgeber gebucht werden können. Das Projekt „Land.schnuppern.“ wurde zu- nächst u.a. über einen Katalog und eine In- ternetseite über die Tourist-Informationen der Naturpark Kommunen vermarktet. Der Katalog enthält die Vorstellung der einzel- ner Beherbergungsbetriebe und die ver- schiedensten dörflichen, regionalen und landwirtschaftsnahen Erlebnisse. Fotos: Naturpark Diemelsee AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Land.schnuppern Zusammenführung touristischer Beher- bergungsbetriebe und landwirtschaftli- Projektträger cher Betriebe mit „Edutainment“ in einem buchbaren touristischen Produkt Naturpark Diemelsee persönliches Verständnis für die Hin- Lokale Aktionsgruppe tergründe der Produktion erzeugen Verein für Regionalentwicklung Diemelsee- durch Kontakt zwischen Landwirten und Nordwaldeck e.V Touristen Sensibilisierung für ein nachhaltiges Ver- LEADER-Förderung braucherverhalten 15.743 Euro Unterstützung der Diversifizierung von landwirtschaftlichen Betrieben 13
MECKLENBURG-VORPOMMERN Fotos: LAG Güstrower Landkreis WIEDERBELEBUNG DER DORFMITTE DORFLADEN BERNITT In einem flächenmäßig großen Bundesland und passende Räumlichkeiten zu stellen. In wie Mecklenburg-Vorpommern kann die einer Umfrage wurden die Bernitter zu ih- ländliche Nahversorgung zu einer großen ren Ideen und Wünschen befragt, sodass Herausforderung werden - so auch in der diese direkt in die Ausgestaltung des Vor- Großgemeinde Bernitt (dreizehn Ortsteile, habens eingefließen konnten. Unter dem Landkreis Rostock). Vor der Eröffnung des Ziel der „Wiederbelebung des Bernitter Bernitter Dorfladens im Dezember 2016 Dorfmittelpunktes als integriertes Kommu- war die nächste Einkaufsmöglichkeit gut nikations- und Begegnungszentrum mit 12 km entfernt. integriertem Dorfladen“ wurden folgende Ansätze verfolgt: Die Idee, einen neuen Dorfmittelpunkt samt Einkaufsmöglichkeit zu schaffen, wur- Angebot von (regionalen) Waren des de ca. 2014 geboren und führte zur Grün- täglichen Bedarfs dung einer Interessengemeinschaft. Diese Angebot von Dienstleistungen (Post-, formierte sich später zu einer Bürgergenos- Kopier- und Faxservice, ein öffentl. In- senschaft, die das Vorhaben professiona- ternetzugang, Café- und Imbissange- lisierte. In enger Zusammenarbeit mit der bot) Gemeinde Bernitt erklärte diese sich 2015 Kooperation mit Kita und Schule für die bereit, einen Antrag auf LEADER-Förderung Frühstücks- und Pausenversorgung 14
zentrale Lage zur guten Erreichbarkeit insbes. für ältere Einwohner*innen und zur Erledigung notwendiger Dinge auf dem Weg zur Arbeit, Schule, Kita etc. Treffpunkt der Dorfgemeinschaft für Begegnung und Austausch Der Bernitter Dorfladen hat sich über die Jahre hinweg sehr gut etabliert und wird nicht nur von Ortsansässigen rege genutzt. Es besteht ein breites Produktsortiment, ein Frühstücks-, Mittags- sowie Imbissangebot inklusive Kaffee und Kuchen. Die Sitzecke mit Bücherbörse wird zum Beisammensein und für diverse Workshops (z.B. Osterbas- teln) genutzt. An der Fassade des Ladens befindet sich seit einiger Zeit außerdem viel Raum zusammenzukommen und sich eine Ladestation für E-Fahrzeuge. auszutauschen. Darüber hinaus wurde der Laden in der aktuellen Corona-Situation Seit der Entstehungsphase ist die Bür- durch das Angebot eines Lieferdienstes zu gerbeteiligung ein großes Anliegen der einem wichtigen Akteur in der täglichen Betreiber*innen des Dorfladens: Die Bernit- Versorgung der ländlichen Umgebung vor ter sollen aktiv ihre Wünsche z.B. zu Sor- Ort. timent, Veranstaltungen, Gestaltung des Dorfladens äußern. Für die Bernitter besteht AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt Förderung regionaler Wertschöpfungs- ketten Projektträger Unterstützung regionaler Dienstleistun- Gemeinde Bernitt (über Amt Bützow-Land) gen Lokale Aktionsgruppe Förderung der dörflichen Gemeinschaft und des Zusammenlebens Güstrower Landkreis Förderung der Vernetzung verschiedener LEADER-Förderung Akteure in der Region (an dem Projekt 49.500 Euro ist ein Bündnis verschiedener regionaler Akteure partnerschaftlich beteiligt) 15
NIEDERSACHSEN THEMENMAGAZIN EINKAUFSTIPPS LANDLEUTE - WIR VERSORGEN SIE... Aus dem Vorläufer einer Freizeitkarte wur- „Warum in die Ferne schweifen, wenn das de in der LEADER-Region „Aller-Fuhse- Gute so nah liegt?“ Dieses bekannte Zitat Aue“ eine lebendige und lebensnahe Reihe von Johann Wolfgang von Goethe kann ohne von vier Themenmagazinen entwickelt, die Bedenken auch auf die Produktion von Nah- die Menschen der Region in den Vorder- rungsmitteln angewendet werden. Ange- grund stellt. Die Themen umfassen die Be- sichts von Klimawandel, Bodenbelastungen reiche Freizeit, Einkaufen und Feste feiern und der mit der Corona-Krise ans Tageslicht sowie herausragende LEADER-Projekte. kommenden Verhältnisse etwa in der indus Den in der Region lebenden Menschen soll triellen Wurst- und Fleischproduktion schauen anhand der Themenmagazinen vor Augen Verbraucher*innen zunehmend kritisch auf geführt werden, welche Schätze in ihrer Re- die Herkunft ihres täglich Brots und wenden gion liegen. Gerade vor dem Hintergrund sich regional erzeugten Produkten zu. der Corona-Pandemie ein nicht zu unter- schätzender Aspekt. 16
Die LEADER-Region „Aller-Fuhse-Aue“ möchte mit dieser Broschüre Menschen aus der Region vorstellen, die sich mit viel Enthu- siasmus der Produktion von Lebensmitteln widmen und die individuelle Verkaufsstätten jenseits der uniformen Discounter bieten. Ty- pische Produkte für die Region sind Spargel, Erdbeeren, Kartoffeln und Zwiebeln. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken. So wird in der Region Knoblauch angebaut. Und es gibt auch einen Fisch-Sommeliers. Den Menschen in der Region soll ermög- licht werden, die Produzenten Face-to-Face kennenzulernen und begeistert werden, am nächsten Wochenende einen neuen Hofladen zu besuchen oder die Milch zu- künftig an einer der Milchtankstellen in der Region zu kaufen. Fotos: Jens-Christian Schulze AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Themenmagazine LandLeute Stärkung der Bedeutung regionaler Pro- dukte sowie regionaler Kreisläufe Projektträger Stärkung der regionalen Landwirtschaft Samtgemeinde Flotwedel Stärkung der persönlichen Verbundenheit Lokale Aktionsgruppe mit der Region Aller-Fuhse-Aue Werbung für die Region als Wohn-, Arbeits- und Erholungsraum LEADER-Förderung 36.000 Euro 17
NIEDERSACHSEN Fotos: Dietrich Kühne / Ralf König KOOPERATIONSPROJEKT UNSER DORF FÄHRT ELEKTRISCH Die Dörfer aus den drei LEADER-Regio- Die benötigte Ladeinfrastruktur, das Elek- nen Harzweserland, Göttinger Land und troautomodell, die Ausgestaltung des Bu- Osterode am Harz waren im Rahmen des chungsprozesses sowie die Gestaltung Wettbewerbes „Unser Dorf fährt elektrisch“ der Nutzungsentgelte legten die örtlichen aufgerufen, ein Modell zum E-Carsharing Aktionsgruppen fest. Acht Orte aus den Land- zu entwickeln und umzusetzen. Acht Orte kreisen Göttingen und Northeim haben be- aus den Landkreisen Göttingen und Nort- eindruckende E-Carsharing-Konzepte einge- heim wurden prämiert. reicht und Ladeinfrastruktur im Wert von bis zu 12.000 Euro erhalten. Der Wettbewerb „Unser Dorf fährt elekt- risch“ startete im Oktober 2017 und endete Eine Fachjury, bestehend aus einer interdis- im Mai 2020. Alle Interessierten konnten sich ziplinären Arbeitsgruppe, hat pro LEADER- in örtlichen Aktionsgruppen engagieren und Region einen Gewinner ermittelt. Die jeweils bei der Entwicklung der konkreten Konzepte Erstplatzierten in jeder LEADER-Region haben mitwirken. Durch frühzeitige Partizipation der zusätzlich einen Zuschuss in Höhe von 7.500 Einwohner*innen bei der Entwicklung der E- Euro für die Finanzierung eines E-Autos ge- Carsharing-Konzepte wurde Akzeptanz für wonnen. das Projekt geschaffen. 18
Während des Wettbewerbs stand den Ort- schaften eine Projektmanagerin, die über LEADER finanziert wurde, beratend zur Seite. In vielen Dörfern wurde neben einem Fahr- dienst auch ein Einkaufsservice eingerichtet, von dem insbesondere während der Corona- Pandemie viele Dorfbewohner *innen profi- tieren. Durch den Wettbewerb „Unser Dorf fährt elektrisch“ ist eine Vielzahl von nachhaltigen und praxistauglichen E-Carsharing-Konzep- ten in der Region entstanden, die als Vorbild für die Umsetzung von E-Carsharing in wei- teren Kommunen dienen können. Ortschaf- ten, die das E-Carsharing bereits realisiert haben, stehen Dorfgemeinschaften, die sich mit dem Thema neu befassen, als Experten beratend zur Seite. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Unser Dorf fährt elektrisch Sicherstellung der Mobilität im ländlichen Raum Projektträger Stärkung der Dorfgemeinschaft Landkreis Göttingen Sicherung der Daseinsvorsorge Lokale Aktionsgruppe Abbau von Vorbehalten gegenüber neu- Harzweserland, Göttinger Land sowie en Antriebsformen Osterode am Harz (Kooperationsprojekt) Klimaschutz durch die Reduzierung von Zweit- und Drittwagen sowie der Einsatz LEADER-Förderung von erneuerbaren Energien 157.500 Euro 19
NORDRHEIN-WESTFALEN Fotos: LAG Region Bocholter Aa RHEDE SCHAUFENSTER DER WIRTSCHAFT Auch in Rhede im westlichen Münsterland Die Verkehrs- und Werbegemeinschaft leidet der Einzelhandel unter der zuneh- Rheden hat deshalb ein altes leerstehendes menden Digitalisierung und den Webshops Gebäude in der Innenstadt von Rhede als großer Anbieter. Das sorgt für einen zuneh- Verkaufsraum und für die zukünftige Tou- menden Leerstand in der Innenstadt sowie rist-Info hergerichtet und bietet dort Waren für deutliche Umsatzeinbußen im Einzel- von Unternehmen „von der grünen Wiese“ handel. Unternehmen außerhalb der Innen- zum Verkauf an. stadt beginnen nun auch mit Hilfe von ei- genen Shopping-Systemen, ihre Produkte Die Verkehrs- und Werbegemeinschaft Rhede über den Online-Handel zu verkaufen. (VWG e.V.) als Ansprechpartner für Einzelhan- del und Wirtschaft in der Kommune wollte Ein direkter Verkauf ihrer Produkte ab Werk den bisherigen Standort „Rathaus“ verlassen ist jedoch aufgrund von Einzelhandels- und und näher an den Geschehnissen und den Be- Zentrenkonzepten nicht möglich. Vielen dürfnissen im Ort sein. Dazu wurden Räum- Bürger*innen ist daher gar nicht bewusst, lichkeiten in einem der ältesten historischen welche Produkte in ihrer Kommune produ- Gebäude im Rheder Stadtkern innerhalb der ziert werden und wie man diese erwerben Fußgängerzone angemietet. kann. 20
In diesem Gebäude in direkter Lage zum neu- en Stadtquartier „Stadthöfe am Rheder Bach“ wurden die Büroräumlichkeiten für den VWG e.V. untergebracht und damit eine zentrale Anlaufstelle für Bürger*innen, Kunden, Einzel- handel und Wirtschaft geschaffen. In diesen Räumlichkeiten wurde auch eine separate Verkaufsfläche für Rheder Unternehmen rea- lisiert, wo die vielfältigen Produkte aus Rhede unter dem Stichwort „Schaufenster der Wirt- schaft“ auf kurzen Wegen gebündelt, zu er- werben sind Gemeinsam mit den Unterneh- men soll zudem ein Konzept zur Verbindung von Online-Handel und stationärem Handel erstellt und im Ort implementiert werden (Stichwort „Click and Collect“). In einem weiteren Schritt zog auch die Tourist-Information der Stadt Rhede in das Gebäude ein, um die Kräfte innerhalb und für den Ort zu bündeln und somit eine an den Nachfragen und den Kundenbedürfnis- sen ausgerichtete optimale Anlaufstelle für Kunden und Wirtschaftsakteure in Rhede zu schaffen. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Schaufenster der Wirtschaft Stärkung der lokalen Wirtschaft Projektträger identitätsstiftend für die einheimischen Bürger*innen Verkehrs- und Werbegemeinschaft Rhede Bekämpfung von Leerständen in der Lokale Aktionsgruppe Innenstadt Bocholter Aa Vernetzung von Wirtschaft, Kultur und Freizeit in der Innenstadt LEADER-Förderung Entwicklung eines zukunftsfähigen Stadt- 130.862 Euro quartiers 21
RHEINLAND-PFALZ MODERNE DIENSTLEISTUNG TELE.HEBAMME Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade Ihr chen Raum geschaffen. Mütter, die zuvor Baby geboren und freuen sich auf die Zu- keine Versorgung durch eine Hebamme kunft als junge Familie. Trotz aller Bemü- erhalten haben, können nun eine digitale hungen konnten Sie jedoch keine Hebam- Betreuung durch ausgebildete Hebammen me finden, die Sie und Ihr Kind während rund um die Uhr erhalten. der ersten Zeit zu Hause betreut. Speziell für diese jungen Mütter ohne Nachsorge- Nach Erstkontakt mit dem zuständigen hebamme bietet die Hunsrück Klinik eine Projektkoordinator und positivem Antrags- völlig neue Dienstleistung an: die virtuelle verfahren lädt die junge Mutter sich eine Hebammensprechstunde. Was genau ist zugehörige Applikation auf das eigene das? Endgerät, beispielsweise das Mobiltelefon oder den Computer, herunter. Mittels ei- An den beiden Krankenhausstandorten nes postalisch erhaltenen Zugangscodes Simmern/Hunsrück und Bad Kreuznach kann sie anschließend über eine gesicher- wurde ein neues Angebot für den ländli- te WLAN-Verbindung per Video-Dialog 22
mit einer Hebamme in der Hunsrück Klinik kommunizieren. Hierdurch ist eine soforti- ge und professionelle Hilfe, beispielsweise bei Stillproblemen oder der Säuglingspfle- ge, durch eine qualifizierte Ansprechpart- nerin gegeben. Dieser Service steht für Notfälle an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung. In allen anderen Fällen zu festen Sprechzeiten. Das niederschwellige Angebot ergänzt die persönliche Hebammenunterstützung der jungen Familien. Zur Teilnahme werden nur ein Internetanschluss und ein Endge- rät mit Videofunktion benötigt. Zum Ein- satz kommt eine datenschutzkonforme Software aus der Telemedizin. Die wissen- schaftliche Begleitung durch die Universi- tät Koblenz-Landau sichert die Evaluation des Projektes und dessen Übertragbarkeit. Fotos: Adobe Stock Foto bzw. ThorstenF über Pixabay (links) AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Tele.Hebamme Schließung vorhandener Lücken der Heb- ammenversorgung im ländlichen Raum Projektträger Schaffung niedrigschwelliger Angebote Stiftung kreuznacher diakonie der nachgeburtlichen Versorgung Lokale Aktionsgruppe Unterstützung junger Familien auch ohne persönliche Präsenz der Hebamme Hunsrück und Soonwald-Nahe (Kooperationsprojekt) Standortsicherung für Kliniken mit Ge- burtshilfe im ländlichen Raum LEADER-Förderung bei Erfolg Möglichkeit der Adaption der 95.050 Euro Idee in anderen ländlichen Regionen 23
SAARLAND Fotos: Elke Birkelbach (links), Andreas Ternes (rechts) GLOBAL DENKEN - LOKAL HANDELN ESSBARE BIOSPHÄRENSTADT Unsere Heimat, der Bliesgau, ist gesegnet Nach und nach wurden an verschiedenen mit Tieren und Pflanzen, die heilen, schme- Punkten der Barockstadt Gärten in Form von cken, beglücken, nähren, munden, sich ver- Hoch- oder Bodenbeeten angelegt. Selbst schenken. Dort, wo wir die lebendige Natur Blumenkästen verwandelten sich in „Mikro- sorgsam pflegen, strahlt sie lichtvoll und gärten“. Es gibt sogar einen kleinen Weinberg berührt Körper, Seele und Geist. am Treppenaufstieg unterhalb desWallfahrts- klosters. Die Stadt Blieskastel im Herzen des UNESCO- Biosphärenreservates Bliesgau hat im Frühjahr Mit dabei sind das Zentrum für Bildung und 2016 ein Modellprojekt ins Leben gerufen. Der Beruf gGmbH (ZBB), das Jobcenter des Saar- Ansatz der „Essbaren Stadt“ sieht die Berück- pfalz-Kreises, die örtlichen Imker, Obstund sichtigung von Nutzpflanzen auf öffentlichen Gartenbauvereine, der NaBu Blieskastel, die Flächen vor, um das Thema Natur mit ihrer Vereine Bliesgau-Obst und Bliesgau-Genuss biologischen Vielfalt stärker in Städten zu ver- sowie viele Bürger*innen. ankern und neue Zugänge zu einer bewuss- ten, gesunden Ernährung zu schaffen. Der Biosphären-Bürgergarten ist das „Herz- stück“ des LEADER-Projektes. Auf einer Fläche von knapp 5.000 m² der ehemaligen Stadt- 24
gärtnerei laden hier eine Streuobstwiese, eine Blühfläche, eine Naschstraße, Hochbeete, Bienenstöcke mit Lehrpfad, ein Insektenhotel, Nistkästen und der Kommunikations-Pavillon ein. Die örtlichen Kindergärten und Schulen bewirtschaften im Biosphären-Bürgergarten in Eigenregie ihre „Patenbeete“: Bildung für nachhaltige Entwicklung wird bei uns groß groß geschrieben. Das LEADER-Projekt „Essbare Biosphären- stadt“ hat sich trotz oder gerade in Coro- na-Zeiten bestens bewährt. Das LEADER- Projekt „Essbare Biosphärenstadt“ zielt im Rahmen des Lernbereiches „Globale Ent- wicklung“ auch auf weltweite Zusammen- hänge ab. Dies wird gerade in Zeiten einer weltweiten Pandemie besonders deutlich. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Essbare Biosphärenstadt Schaffung einer attraktiven und grünen Stadt zum körperlichen und seelischen Projektträger Ausgleich Stadt Blieskastel Möglichkeit der Reflexion und Entspan- nung Lokale Aktionsgruppe Stärkung der Bedeutung regionaler Pro- Biosphärenreservat Bliesgau e.V. dukte sowie regionaler Kreisläufe LEADER-Förderung Anregung auf gärtnerische Selbstversor- 98.000 Euro gung und gesunde Ernährung 25
SACHSEN HESSEN CO-WORKING IN LÄNDLICHEN RÄUMEN COLABORA Im transnationalen Projekt CoLabora der vorhandenen Coworking Angebote bis arbeiten sieben LEADER-Regionen aus hin zum Aufbau komplett neuer Cowor- sechs europäischen Ländern daran, Cowor- king-Strukturen. king in ländlichen Räumen zu etablieren. Dabei sind die Ausgangsbedingungen in Gemeinsam wurde ein Aktionsplan entwi- jeder Region unterschiedlich: Von Regionen ckelt, der alle Ziele in einem gemeinsamen mit bereits etablierten Coworking Spaces, Handlungsrahmen vereint. Jede der Regi- über Regionen mit ersten Versuchen solche onen zeigt sich für die Erfüllung einer Ak Orte der kollaborativen Arbeit zu etablie- tion verantwortlich und erreicht dies durch ren, hin zu LEADER-Gebieten in denen zu Maßnahmen wie die Gründung eigener Beginn des Projektes gar keine Erfahrun- Coworking Spaces, die Unterstützung re- gen in Hinblick auf Coworking bestanden. gionaler Coworking-Netzwerke, bis hin zur Durchführung wissenschaftlicher Untersu- So verfolgt jede Region individuelle Zielvor- chungen. Bei den halbjährlichen Koope- stellungen, von der stärkeren Vernetzung rationstreffen arbeiten alle gemeinsam an 26
den Aufgabenfeldern und profitieren dabei direkt von den Erfahrungen der anderen Regionen. Im Ergebnis des Projektes entsteht ein Werkzeugkasten, der es regionalen Stake- holdern ermöglicht, Coworking Spaces zu gründen, zu betreiben und zu unterstützen. Weiterhin wird ein europäisches Netzwerk von Coworking Spaces gegründet, das so- wohl den personellen Austausch als auch den Wissenstransfer zwischen den Cowor- Fotos: LAG Leipziger Muldenland e.V. king Gemeinschaften erreichen soll. Übergeordnete Ergebnisse die mit dem Flankiert werden diese Maßnahmen durch Projekt unterstützt werden sollen, sind un- die Erstellung eines Logos, einer Website ter anderem die Steigerung der Attraktivität und eines kurzen Informationsvideos, dass der ländlichen Räume als Wohn-, Arbeits- über Coworking in ländlichen Räumen auf- und Unternehmensstandorte und Unter- klärt. nehmensstandorte sowie die Verringerung des Pendelverkehrs und des damit verbun- denen CO2-Ausstoßes. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte CoLabora – Europäisches Kooperationsprojekt Aufbau regionales Netzwerk von Cowor- king Spaces, Kommunen, Verbänden, zu Coworking in ländlichen Räumen Interessenvertretungen und weiteren Projektträger Stakeholder*innen – seit Corona online LAG Leipziger Muldenland e.V. Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen Lokale Aktionsgruppe Acht innovative Nutzungskonzepte und Leipziger Muldenland e.V. in Kooperation mit Entwürfe zur Umnutzung leerstehender sechs weiteren LEADER-Regionen in ganz Gebäude Europa Knüpfung enger Kontakte zu LEADER-Förderung Akteur*innen der Kreativwirtschaft 15.200 Euro, 368.000 Euro Gesamtförderung Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema „Coworking im ländlichen Raum“ 27
SACHSEN-ANHALT Fotos: Fallstein Destillerie POLLANDS HOF ROHRSHEIM DIE FALLSTEIN DESTILLERIE Bereits zu Beginn der EU-Förderperiode prämierte Edel-Spirituosen zu erzeugen. 2007-2013 wurde im Rahmen mehrerer Die Produkte sind dabei nicht nur Teil der LEADER-Maßnahmen die Hofstelle „Pol- regionalen Marke „Typisch Harz“, sondern lands Hof“ in Rohrsheim zu einer Manufak- werden vermehrt weltweit als hervorragen- tur (Demmel & Cie. GmbH / Fallstein Des- de Produkte ausgezeichnet und geehrt. tillerie) umgenutzt, die regionales Obst zu verschiedenen Bio-Delikatessen (z.B. Likör, Gleichzeitig hat die Familie ein 4-Sterne Obst- und Kornbrände, Marmeladen und Gästehaus im denkmalgeschützten Herren- Fruchtsäften) verarbeitet und veredelt. haus des Hofes errichtet, das mittlerweile weit über die Region hinaus ein hohes An- Familie Demmel hält die Tradition eines sehen, insbesondere bei anspruchsvolleren besonders besonnenen Umgangs mit den Gästen, genießt. Zu diesem Zweck wurden natürlichen Ressourcen und Erzeugnissen verschiedene Gästezimmer, Seminarräume der Harz-Fallstein-Region am Leben. Sie sowie eine Lehrküche eingerichtet. Auch betreibt ökologischen Landbau und hat ein kleines Bauern-Museum befindet sich auf der Grundlage eigener Streuobstwiesen auf dem Hof. Seit dem hat sich der Pollands und eigenem Getreideanbau eine Destille- Hof zu einem überregional beliebten, tou- rie gegründet, um national wie international ristischen Reiseziel entwickelt. 28
In der EU-Förderperiode 2014-2020 konn- te die Erfolgsgeschichte der Manufaktur mit Hilfe von LEADER weiter fortgeschrie- ben werden. Zum einen wurden zusätz- lich preiswerte Gästeunterkünfte sowie ein Fahrradabstellraum für die immer zahl- reicheren Radtouristen eingerichtet. Zum anderen wurde die Produktion der Manu- faktur aufgrund der großen Nachfrage im Ablauf optimiert und durch weitere Brenn- und Lagerkapazitäten erweitert. Zudem werden bislang leerstehende, ehe- mals landwirtschaftliche Gebäude in Be- trieb genommen, um z.B. als Whisky-Lager zu dienen oder als Sozialraum für die Mitarbeiter*innen. Weitere Projekte für die Zukunft sind bereits in Planung. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Umnutzung einer ehemaligen landwirtschaftlich Ökologischer Landbau genutzten Hofstelle zu einer Manufaktur mit Steigerung der Attraktivität der Region Gästebetrieb Schaffung neuer Angebote und Stärkung Projektträger des ländlichen Tourismus Familie Demmel / Demmel & Cie. GmbH Aufbau und Stärkung regionaler Wert- schöpfungsketten Lokale Aktionsgruppe Schaffung von Arbeitsplätzen Rund um den Huy Erhalt und Umnutzung ehemals landwirt- LEADER-Förderung schaftlich genutzten Baubestandes 527.000 Euro (aufgeteilt auf mehrere Projekte) 29
SCHLESWIG-HOLSTEIN INNOVATIVER KLIMASCHUTZ BAU EINER KARBONISERUNGSANLAGE Die Biochar Rendsburg GmbH ist ein junges Biomasse verwertet, deren CO2-Gehalt an- Unternehmen mit Sitz in Borgstedt (Schles- teilig in der Biokohle verbleibt. wig-Holstein). Das vorrangige Unterneh- mensziel besteht in der Entwicklung, der Mit der Anlage wird rund 3.600 MWh Nutz- Produktion und im Vertrieb von Biokoh- wärme produziert, die im Umfeld des An- le, Anlagentechnik, Erdensubstraten und lagenstandortes einer Nutzung zugeführt weiteren Biokohle-Anwendungen. Förder- werden. Es bestehen bereits Trocknungs- gegenstand ist die Errichtung und Betrieb vorgänge auf dem Betriebsgelände so- eines innovativen Systems, um organische wie ein Wärmenetz zur Bereitstellung von Rohstoffe, hier überwiegend regionale Raumwärme, in das die produzierte Wärme Hackschnitzel, zu Biokohle zu verarbeiten. eingespeist werden kann. Darüber hinaus In dieser Biokohle wird CO2 fixiert. soll die Anlage als Demonstrationsprojekt dienen, um Interessierten die Funktion der Ziel des Projektes ist es, mit Hilfe der zu er- Anlage zu erläutern und über Nutzen und richtenden Anlage jährlich ca. 550 Tonnen Anwendbarkeit von Biokohle für Umwelt Biokohle zu produzieren und zu vermark- und Klimaschutz aufzuklären. ten. Jährlich werden rund 2.000 Tonnen 30
Mittels einer Biokohle Produktionsanla- ge lassen sich beispielsweise aus je zwei Tonnen Grünschnitt rund eine Tonne CO₂ langfristig der Atmosphäre entziehen. Alle Energieaufwendungen wie für den Trans- port des Grüngutes, dessen Zerkleinerung, den Betrieb der Anlage sowie das Einbrin- gen der Pflanzenkohle in den Boden ist da- bei bereits berücksichtigt. Pflanzenkohle besteht zum überwiegen- den Anteil aus reinem Kohlenstoff, der von Mikroorganismen nur sehr langsam abgebaut werden kann. Wird diese Pflan- zenkohle in landwirtschaftliche Böden ein- gearbeitet, bleibt ein Anteil von über 80 % des Kohlenstoffes für mehr als 1000 Jahre stabil und stellt somit eine Möglichkeit dar, das ursprünglich von Pflanzen assimilierte CO₂ langfristig der Atmosphäre zu entzie- hen und dadurch den Klimawandel abzu- Fotos: Biochar GmbH bremsen. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Errichtung einer Karboniserungsanlage zur Fixie- Klimawandel: dauerhafte Speicherung von CO2 in Biomasse zur Verringerung rung von CO2 in Form von Biokohle des Treib-hauseffektes Projektträger Schaffung von ortsnahen Arbeitsplätzen Biochar Rendsburg GmbH (am Anfang 1 VZ) Lokale Aktionsgruppe Stärkung der Kreislauf-Wirtschaft als Branche Eider- und Kanalregion Rendsburg e.V. Baustein für außerschulischen Lernort an LEADER-Förderung einem Industriestandort 120.000 € ELER + 30.000 € KoFi Land SH und Region 31
THÜRINGEN Fotos: Dörthe Hagenguth SELBER MACHEN! STREUOBST ALS ALLTAGSKULTUR Noch sind sie da, die vielen alten Obstbäu- Nachdem zunächst in mehreren öffentlichen me, die unsere Kulturlandschaft so ein- Workshops ermittelt wurde, welche poten- drucksvoll prägen. Und nach Jahrzehnten ziellen Projektpartner es gibt und welche In- der Vernachlässigung gibt es inzwischen teressen, Bedarfe und Erwartungen diese ha- wieder ein Bewusstsein für dieses Kultur- ben, wurde im Ergebnis die Streuobstinitiative gut und unterschiedliche Initiativen, unsere Ostthüringen gegründet. Über 300 Menschen Streuobstkultur zu pflegen und zu verwer- und Institutionen sind dem Streuobstnetz- ten. Was vielfach noch fehlt, ist das Wissen werk Ostthüringen beigetreten. Zu den Ak- um alte Sorten und fachgerechte Pflege, teuren gehören Mostereien, Direktvermarkter, die regionale Vernetzung der Akteure und Landwirte, Landschaftspflege- und Natur- Unterstützung bei der Verwertung bzw. schutzverbände, Imker, Pomologen, Schäfer, Vermarktung von Streuobstprodukten. Hier Baumpfleger und Baumschulen. knüpft das Projekt „Selber machen! Streu- obst als Alltagskultur“ an. Ziel ist es, die Praktischer Erfahrungsaustausch, Weiterbil- vorhandenen Aktivitäten in den Landkrei- dung, Neuanlage und Pflege bestehender sen Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Holzland Obstwiesen sowie eine raumgreifende wirt- und Saale-Orla besser zu vernetzen und zu schaftliche Nutzung des Obstes sind Kernzie- unterstützen. le der Initiative. In regelmäßigen Streuobst- 32
Stammtischen werden praktische Schulungen in Obstbaumschnitt und -pflege und Bera- tungen zu Neuanpflanzungen angeboten. Aktivitäten zur Verwertung des Obstes finden Unterstützung. Über eine im Rahmen des Projektes entwickelte Streuobst-App werden die noch vorhandenen Bestände erfasst. Der Streuobstanbau erlebt derzeit eine kleine Renaissance. Obstbäume werden wieder ge- pflanzt, Obstbaumschulen und Auftragsver- edlungen florieren und „alte Sorten“ werden wieder als Jungbäume erworben. In den re- gionalen Mostereien in Ostthüringen werden neue Produkte aus eigenem Obst kreiert und vor Ort vermarket. Der Bechstedter Apfel- Cidre ist bis nach Erfurt bekannt. AUF EINEN BLICK Projektname Effekte Selber machen! Streuobst als Alltagskultur Bewahrung alter Obstsorten Projektträger Aufbau regionaler Kreisläufe zur Wert- schöpfung von Streuobst Ländliche Kerne e.V. Interessant: Region Slf-Ru ist in mittler- Lokale Aktionsgruppe weile in Thüringen Spitzenreiter in der Dichte von stationären und mobilen Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Holzland sowie Mostereien Saale-Orla / Thüringen aktuell: Pomologe Hans-Jürgen Mortag LEADER-Förderung (Initiator der Streuobstinitiative) - Würdi- gung als Thüringer des Monats Septem- 98.150 Euro ber 33
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