Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol

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Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
19-2

Lebens.Welt
Zeitschrift der Lebenshilfe Tirol
                                                 LEBENS.WELT JULI 2019
                                              ÖSTERREICHISCHE POST AG
                                                     SPONSORING POST
                                                        GZ 02Z031792 S

                               MAX TRAUT
                                SICH WAS
                                    SEITE 4
Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
nd Mühlanger
    Die Lebenshilfe und

                                                            Rola
                                                          to:
                                                        Fo
                  Florian Bischofer
              ­unterstützt als Zivildie-
          ner ­Klientinnen und Klienten beim
        Arbeiten, erledigt Fahrdienste oder be-
       gleitet sie mit der Ziehharmonika, wenn
      sie musizieren. Der erfolgreiche Torschüt-
       zenkönig schätzt in der Lebenshilfe den
        feinen Umgang und meint: „Du wirst
                 hier viel erwachsener!“
                     Florian Bischofer,
                Lebenshilfe Bahnhof-Uderns

            Trommel-Weltrekordversuch
            Die Lebenshilfe Oberösterreich versucht, den                       20 Euro Taschengeld im Monat
                                                                               Melanie Besler sitzt im Rollstuhl und arbeitet fünf Tage
            aktuellen Weltrekord der größten Trommel-                          die Woche in einer Kantine, gibt Essen aus, spült ab und
            Unterrichtseinheit zu brechen. Bei dieser in-                      schneidet Gemüse mit der Maschine. Die Gesamtspre-
                                                                               cherin für Arbeit der Lebenshilfe meint: „Für das, was
            klusiven Veranstaltung kann jeder mitmachen.                       ich leiste, sind 20 Euro zu wenig. Von dem Geld kann
            Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.                          ich mir nicht mal das Ticket leisten, wenn ich zu meinem
                                                                               Freund fahren will, ohne um die Hilfe meiner Mutter zu
            Infos und Kontakt: www.ooe.lebenshilfe.org                         bitten“, so Besler. „Ich will nicht wie ein kleines Kind
                                                                               dastehen. Ich bin eine erwachsene Frau“. Darum setzt
            oder Tel. 07672/27550-10116
                                                                               sich die Lebenshilfe für ein Gehalt statt Taschengeld ein.
                                                                                #gehaltstatttaschengeld

2                                                                                                                 LEBENS.WELT 02.19
Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
Jugend für
Gleichberechtigung
Der Tiroler „Monitoring-Ausschuss“
                                                                                                                      zahl des                    monats

überwacht die Rechte von Menschen

                                                                                                                     287 Familien
mit Behinderung.
Laura Moser ist Lehrling in der Lebens-
hilfe. Sie macht sich im Jugendbeirat
für die Anliegen junger Menschen stark                                                                             Immer mehr Familien nutzen die
und zeigt auf, wo sie Barrieren erlebt.                                                                     Freizeit­assistenz und Familienentlastung
                                                                                                                                   (60% mehr als 2015).
                                                                                                            Die flexible Begleitung ermöglicht Kindern
                                                                                                            und Eltern, das zu tun, was ihnen guttut.
                                                                                                            Die Kinder erkunden die Gegend, kommen
                                                                                                            mit Gleichaltrigen in Kontakt und machen
                                                                                                                                      neue Erfahrungen.

                                            Minion                                                                               Eine Sprecherin
                                                                                                                                 setzt sich ein

                DE
                                                                                                               PEFC zertifiziert
                                                                                                               Dieses Produkt stammt
                                                                                                               aus nachhaltig
                                                                                                                                Roswitha Rief aus Reutte ist Lebenshil-
                                                                                                               bewirtschafteten Wäldern
                                                                                                               und kontrollierten Quellen
                                                                                                               www.pefc.at
                                                                                                                                fe-Gesamtsprecherin fürs Wohnen. Bei
                                           PEFC zertifiziert    PEFC zertifiziert       PEFC zertifiziert
                                           Dieses Produkt       Dieses Produkt          Dieses Produkt
                                                                                                               PEFC zertifiziert
                                                                                                                                ihren regelmäßigen Austausch-Treffen
                                           stammt aus           stammt aus              stammt aus
                                           nachhaltig
                                           bewirtschafteten
                                                                nachhaltig
                                                                bewirtschafteten
                                                                                        nachhaltig
                                                                                        bewirtschafteten
                                                                                                                                in der Landesgeschäftsstelle bemerkt
                                                                                                               Dieses Produkt stammt
                                           Wäldern und          Wäldern und             Wäldern und
                                                                                                               aus nachhaltig
                                           kontrollierten       kontrollierten          kontrollierten         bewirtschafteten sie,
                                                                                                                                Wälderndass hier ein wichtiges Gerät fehlt.

             Damals & heute
                                           Quellen              Quellen                 Quellen                und kontrollierten Quellen
                                           www.pefc.at          www.pefc.at             www.pefc.at            www.pefc.at      Also veranlasst sie
                                                                                                                                für sich und andere
                                                                                                               PEFC zertifiziert
             1970 übersiedelte die Lebenshilfe Innsbruck an ihren ers-                                                          Sprecherinnen und
                                                                                                               Dieses Produkt stammt
                                                                                                               aus nachhaltig
             ten eigenen Standort. Bis zu 80 Menschen wohnten und                                              bewirtschafteten Sprecher
                                                                                                                                Wäldern       die An-
                                                                                                               und kontrollierten Quellen
             arbeiteten in Pradl miteinander.                                                                  www.pefc.at      schaffung eines He-
             50 Jahre danach leben und arbeiten Menschen mit Behin-                                                             belifters „und zwar
             derungen in kleineren gemeindenahen Einrichtungen und                                                              einen, der so trägt,
             bringen sich stärker in Betrieben
                                     Myriad
                                               ihrer Nachbarschaft ein.                                                         dass man sich auch
                                                                                                                                ausziehen kann!“
                                                                                                             PEFC zertifiziert
                                                                                                             Dieses Produkt stammt
                                                                                                             aus nachhaltig
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                                            bewirtschafteten              „Druckerzeugnisse“
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                                                                          reichischen Umweltzeichens,
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                                                                                                            bewirtschafteten    Wäldern
                                                                          Gutenberg-Werbering      GmbH,
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      Lebenshilfe Tirol gem. GmbH // Ing.-Etzel-Straße 11, 6020 Innsbruck // T 050-434-0 // W lebenshilfe.tirol     // M office@lebenshilfe.tirol // Redaktion Ulli Pizzignacco-
                                                                                                    Dieses Produkt stammt
      Widerhofer, Manfred Lechner, Peter Schafferer // Grafik Andreas Focke // Fotos Lebenshilfe Tirol,  soweit nicht anders gekennzeichnet // Druck Gutenberg-Werbering
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                                                                                                             bewirtschafteten Wäldern
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Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
Max will das Leben
Der achtjährige Max ist von klein auf ein großes Bewe-
gungstalent. Um seine sportlichen Vorlieben verwirklichen
zu können und seine Mutter zu entlasten, begleiten ihn
Freizeitassistenten auf seinen Abenteuern.

Wenn Alexander Ebner Max mittags von der           nen Salto schlagen oder sich kopfüber vom
Schule abholt, erwartet der Volksschüler sei-      Sprungturm fallen lassen, schaut er faszi-
nen Freizeitassistenten schon ungeduldig.          niert zu. Mutig hängt er sich dran, läuft den
„Geh‘n ma heut‘ wieder ins Schwimmbad?“,           Älteren hinterher und versucht, es ihnen
ruft der Kleine dem Großen zu und rennt            nachzumachen.
schon zum Auto. Nach einem Tag auf der                     Das ist auch der Grund, warum Max zu
Schulbank ist Max aufgedreht wie eine Spiel-       seinem Freizeitassistenten aufschaut und
uhr. Im Freibad läuft er zur Rutsche. Er kün-      gut mit ihm auskommt. „Max is a sportli-
digt laut ein Kunststück an, dreht sich beim       cher und feiner Bua“, erklärt der Assistent,
Rutschen mehrfach um die eigene Achse              der ihn zum Klettern, Radfahren und Sprin-
oder nutzt die Welle, um kurz durch die Luft       gen begleitet.
zu segeln.                                                 „Die Freizeitassistenz ist für mich eine
     Als der Bademeister den Sprungturm            riesige Entlastung“, schätzt die allein­
öffnet, ist Max bei den Ersten, die hinauf-        erziehende Mutter die Unterstützung. Sie
klettern. Der Achtjährige liebt es, sich mit Äl-   kennt den Bewegungsdrang ihres Buben
teren zu messen und scheut sich nicht, als         und ist froh, dass er auf dem Weg männli-
Jüngster vom Zehnmeterturm zu springen.            che B  ­ ezugspersonen hat, die er braucht und
„Schaut‘s her, ich spring“, ruft er den Bade-      die er respektiert. Oft genug hat sie erlebt,
gästen zu, bevor er seinen Mut zusammen-           dass Max mit Lehrkräften zusammen­krachte.
nimmt und sich in die Tiefe stürzt.                Dass er in der Schule nicht ins eng­maschige
     „Max sucht Publikum“, sagt sein Freizeit-     ­Schema passte. Dass er seinem Ärger frei-
assistent. Es scheint, als wolle er allen be-       en Lauf ließ und sich als Sieben­jähriger mit
weisen, dass er mithalten kann.                     Leuten anlegte, die mehr als einen Kopf
                                                    ­größer waren.
                                                           Die Assistenten sorgen dafür, dass Max
Durchschnitt zu sein, ist
                                                     seinen Bewegungsdrang und seine Abenteu-
ihm zu wenig.                                        erlust ausleben kann. Damit entlasten sie
Die Anerkennung durch andere treibt das              seine Mutter, die viele Herausforderungen
kleine Bewegungstalent an. Wann immer                meistern muss. „Max muss sich austoben,“
Burschen waghalsige Abenteuer bestehen,              sagt die Mutter. „Wenn er nach der Freizeit-
fühlt Max sich angezogen. Wenn Burschen              assistenz im Auto einschläft, weiß ich, dass
Motorrad fahren, klettern, mit dem Rad ei-           es ihm gut geht!“

4                                                                                                    LEBENS.WELT 02.19
Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
spüren

         Der talentierte Max eifert seinen
         Idolen nach, wie beim „Crankworx“-­
         Mountainbike-Bewerb in Mutters.

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Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
„Max hat sich gut                                                                       Älter und selbständiger
entwickelt“                                                                             „Früher schrie Max, wenn ich nur kurz mit
Mit den Jahren hat sich vieles beruhigt. Max                                            dem Müll vor die Tür ging. Heute fährt er al-
kennt seine Stärken, hat regelmäßig Aus-                                                leine zum Skater Park und trifft dort seine
lauf mit den „Kumpels“ der Freizeitbeglei-                                              Kollegen“, berichtet die Mutter. Und Max ver-
tung und bringt sich heute auch selber neue           Wir begleiten Max                 steht es, auch ohne Worte mit den „coolen
Sportarten bei: Bestärkt durch eine Freundin            und zeigen ihm,                 großen Jungs“ in Kontakt zu kommen. Mutig
der Familie nahm er sogar an einem Moun-                                                stellt er sich dazu, ahmt sie nach und lernt
tainbike-Festival teil, wo er sein Rad-Idol aus       wie er seine Ener-                rasch, es ihnen gleichzutun. „So lange die
der Nähe bewundern konnte. Zuvor studier-             gie, aber auch sei-               Jungs keine Dummheiten machen, passt das
te er die Videoaufnahmen großer Rad-Akro-                                               auch“, meint sein Freizeitassistent.
baten und trainierte die Kunststücke im Ska-          nen Frust in Bah-                       Die Mutter jedenfalls ist froh, dass er
ter Park.                                              nen lenkt. Wenn                  sich beim Sporteln und Spielen jetzt besser
      „Max ist sehr clever – ein hochintelli-                                           in der Hand hat. Dass er jetzt auch aushält,
genter Stratege“, bestätigt der Freizeitas-           er aus Wut gegen                  im Spiel einmal zu verlieren. Sie sieht seinen
sistent. Er weiß, dass Lernen, Lesen und                 ein Auto kickt,                großen Wissensdurst, den er auch ohne Le-
Rechnen für den Volksschüler große Her-                                                 sen stillt: Mit Dokumentationen vom Welt-
ausforderungen sind. Aber er kennt auch                beeindrucken ihn                 raum oder Montageanleitungen auf Videos.
das Geschick, mit dem Max mit Steinen, Äs-             Belehrungen oder                 „Max saugt alles auf wie ein Schwamm. Er
ten oder dem Akkuschrauber hantiert. „Max                                               ist neugierig und willig“, beschreibt die Mut-
hat Ziele. Und wenn er sich was in den Kopf             Vorwürfe über-                  ter. Sie weiß, wie schwer es ihm fällt, stun-
setzt, ist er hochmotiviert, lernwillig und           haupt nicht. Aber                 denlang in der Schule zu sitzen und Dinge zu
auch bereit, Opfer zu bringen.“                                                         üben, die ihm nicht gelingen. Und sie freut
      Dass Max große Fortschritte gemacht             wenn ich ihm ver-                 sich, dass er heuer in eine Schule wechselt,
hat, führt seine Mutter auch auf eine inten-          mittle, dass sowas                in der Max sein kann, wie er ist. Am Schnup-
sive Frühförderung zurück. Nach Komplika-                                               pertag war Max dort schon Schneeschuh-
tionen bei der Geburt war der Junge lange            unsportlich, uncool                wandern. Und es gefiel ihm.
sehr auf die Mutter fixiert und begann erst            und teuer ist, ka-                     „Max wird seinen Weg gehen“, ist die
mit vier Jahren zu sprechen. „Heute lässt er                                            Mutter überzeugt. Bei der Berufsorientie-
auch andere Menschen an sich ran und hat               piert er das recht               rung faszinierten ihn vor allem handwerkli-
gelernt, anderen in die Augen zu schauen.“                       gut.                   che Berufe wie Maurer und Maler. „Das kennt
Als seine Klasse letzten Sommer drei Tage                                               er von seinem ältesten, erwachsenen Bru-
auf einer Alm campierte, zögerte er anfäng-                 Freizeitassistent           der. Und Max mag das. Er ist ein Buggler!“
lich. Schließlich gefiel es ihm aber doch, so-              Alexander Ebner
dass er sich heuer alleine auf eine Sportwo-
che wagt.                                                                                Freizeitassistenz & Familienentlastung
                                                                                         ermöglicht Kindern und Jugendlichen
                                                                                         mit Entwicklungsverzögerungen, Akti-
                                                                                         vitäten nachzugehen, die ihren Interes-
                                                                                         sen und Bedürfnissen entsprechen.
                                                                                         Dabei erkunden die Heranwachsenden
                                                                                         ihre Umgebung, kommen mit anderen
                                                                                         in Kontakt und machen neue Erfahrun-
                                                                                         gen. Die flexible Assistenz und Ferien-
                                                                                         begleitung entlasten Eltern, Geschwis-
                                                                                         ter und pflegende Angehörige.
                                                                                         www.frühfördern.at oder
                                                                                         Tel. 050-434-0123
                   Max sucht die Herausforderung. Sein Begleiter gibt ihm Sicherheit.

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Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
Familien-Nachmittage
Familiennachmittage im ganzen Land
                                                                   ersten Schritten. Neugeborene werden bestaunt und Men-
bieten Eltern und Kindern Gelegenheit                              schen einander vorgestellt: „Das ist Birgit, unsere Frühför-
zum Erfahrungsaustausch und mehr.                                  derin – wir lieben sie über alles“, schwärmt eine Mutter. Und
                                                                   schon berichten die Eltern von ihren Kindern, Geschwistern,
Im Garten des Eltern-Kind-Zentrums von Innsbruck tummeln           Frühförderung und vielem mehr.
sich heute Eltern, Großeltern, Kinder der Frühförderung und
andere. Während die Eltern sich beim Kuchenbuffet treffen,
                                                                   Inklusion
erkunden die ersten Kinder schon den Garten.
                                                                   Unter die eingeladenen Familien gesellen sich auch ande-
                                                                   re Besucherinnen und Besucher. Auch sie holen sich einen
Die Welt entdecken
                                                                   Kaffee und stellen sich bei der Schminkstation an. Jeder be-
Neugierig inspizieren die Kleinen die                                                    wegt sich ungezwungen und genießt
Spielstationen oder probieren Bobby-           „Hier sehe       ich, dass auch           die einladende Gesellschaft.
Cars aus. Lucia ist heuer so mutig und      andere junge Mütter Kinder
traut sich alleine zur Schminkstation.
                                              mit Behinderungen haben                Kontakt zu anderen
Max, der früher Schwierigkeiten mit
der Motorik hatte, bastelt heuer erst-     und dass ich nicht die Einzige „Kinder und Eltern können hier ande-
mals alleine eine Perlenblume. In der                                                re Familien kennen lernen, sich aus-
Sandkiste graben Kinder mit und ohne              in dieser  Lage   bin.“            tauschen und manche schließen hier
Behinderungen gemeinsam Tunnel                          Eine Mutter
                                                                                     auch Freundschaften“, erklärt Christi-
und Brücken. Während die Frühförde-                                                  na Niederkofler-Hilbe. Sie veranstaltet
rinnen der Lebenshilfe den Eltern eine                                               – wie alle Bezirke – jährlich den Fami-
Stärkung anbieten, sprechen sie über die Kinder und, wie       liennachmittag für die Region. Und sie weiß aus Erfahrung,
gut sie sich seit dem letzten Jahr entwickelt haben.           wie hilfreich Gespräche unter Eltern in ähnlichen Lebensla-
                                                               gen sind.
Zeit zum Reden
Im Schatten der Laubbäume kommen zwei Mütter von Ba-                Mehr zu den Angeboten in Ihrer Nähe:
bys mit Down-Syndrom ins Gespräch. Ein Vater begleitet die          www.frühfördern.at oder Tel. 050-434-0123
Tochter, die mit zwei Jahren gehen lernt, liebevoll auf ihren

                                                                                                    7
Lebens.Welt - MAX TRAUT SICH WAS - Lebenshilfe Tirol
Am Podest stehen ist
schon das beste Gefühl
Bevor Michi Matt – der jüngste der „Matt-Brüder“ – seine ersten Erfolge feierte,
lag ein langer und beschwerlicher Weg vor ihm. „Ehrgeiz und Zielstrebigkeit lie-
gen mir im Blut“, erklärt der 26-jährige Slalom-Rennläufer, der beide Seiten der
Medaille kennt.

Die letzten zwei Saisonen sind für dich recht gut gelaufen?      so seinen Lauf genommen mit dem Rennenfahren.
Ja, im letzten Jahr war ich bis Dezember sehr zufrieden. Im      LH: Wann hast du mit dem Skifahren begonnen?
Jänner sind ein paar Faktoren zusammengetroffen, die mich        Angefangen habe ich wahrscheinlich mit zweieinhalb Jahren
zurückgeworfen haben. Da bin ich nicht ganz so zufrieden,        – aus Spaß – und mit dem Rennen Fahren habe ich mit zehn
wenn ich dran denke, was ich kann.                               Jahren begonnen.
Du sagst selber: „Der Erfolg hat viele Väter“                    Warst du auch am Skigymnasium?
Ohne einem super Team, einer Gemeinschaft, in der alle sau-      Ja, in Stams. Als 14-Jähriger muss man sich entscheiden, was
ber arbeiten sind solcher Erfolge nicht möglich. Da muss         man macht. In dem Alter verdient man nichts. Da ist es die
schon alles passen und jeder seine Aufgabe mit Perfektio-        einzige Möglichkeit, eine Ski-Sport-Karriere zu starten.
nismus erledigen.                                                Norbert Rietzler (NR): Wie viele Rennen hast du gewonnen?
Lieselotte Heiß (LH): Wie bist du zum Skifahren gekommen?        Weltcup-Rennen habe ich erst eines gewonnen: 2017 in Kran-
Da, wo wir wohnen, liegt es auf der Hand, dass man im Win-       jska Gora in Slowenien. Ein Jahr drauf die Olympische Bronze-
ter Skifahren geht. Vor allem, weil wir einen Dorf-Lift haben,   medaille in Pyeongchang und im Vorjahr die zwei Silberme-
auf dem man sich als Kind schon bewegt hat. Dann hat das         daillen bei der Weltmeisterschaft in Åre. Ansonsten andere

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Rennen auf anderem Niveau natürlich schon                                      schon das beste Gefühl. Da weiß man, dass sich
mehrere.                                                                       die harte Arbeit im Sommer ausgezahlt hat. So
NR: Was machst du im Sommer, wenn du nicht                                     wie es im letzten Jahr war, stand ich oft neben
Skifahren kannst?                                                              dem Stockerl oder kam nicht einmal ins Ziel.
Am Ende der Saison im April ist mal Pause, da                                  Aber so ist es im Sport. Manchmal gewinnt man,
wird nichts gemacht. Anfang Mai geht es dann                                   manchmal verliert man.
schon wieder los mit Konditions- und Krafttrai-                                NR: Eine Frage habe ich noch: Wie viele Me-
ning. Radfahren, Laufen, Berggehen. Drei Mona-                                 daillen hast du insgesamt? In Gold, Silber und
te, damit man konditionell fit wird. Und ab Au-                                Bronze?
gust geht’s wieder los mit dem Skifahren. Da                                   In Gold gar keine; zwei silberne und zwei bron-
trainieren wir am Stilfserjoch und in der Schweiz      Im   Leistungs-         zene Medaillen.
in Saas-Fee.                                            sport oder im          Im Spitzensport ist der Platz oben immer eng.
NR: Wie oft in der Woche trainierst du?                                        Was motiviert dich?
Im Sommer von Mai bis August sind es 10 Ein-          normalen       Leben     Mit dem Erfolg motiviert man sich generell
heiten in der Woche. Vormittag und Nachmit-             gibt es kleine         leichter. Trotzdem gilt immer: hart arbeiten, wei-
tag circa zwei Stunden. Ich habe einen Coach                                   terkämpfen und an seine Ziele glauben.
fürs Krafttraining in Telfs und in Landeck mache       und    große    Er-     Auch Menschen mit Behinderungen leisten viel
ich Rumpftraining. Das Meiste mache ich aber          folge – und von und müssen sich immer wieder motivieren.
daheim.                                                                        Ja klar, auf jeden Fall. Auch so ein Alltag ist im-
LH: Was machst du in deiner Freizeit?                    denen     muss        mer eine Herausforderung.
Neben dem Trainieren muss man natürlich                  man zehren.           Was können wir von dir lernen, beim Umgang
auch Pausen machen. Da reite ich oder ich fah-                                 mit Rückschlägen?
re abends auf eine Alm und verbringe dort den                                  Wenn es nicht so läuft, kann man sich wohin zu-
Abend.                                                                         rückziehen, um ein paar Tage seine Ruhe zu ha-
NR: Hast du noch andere Hobbys?                                                ben, so wie ich es mache. Die Familie ist da ein
Ja (lacht), vieles ist mit dem Sport verbunden, so                             wichtiger Rückhalt. Und egal ob im Leistungs-
wie Radfahren oder Berggehen.                                                  sport oder im normalen Leben, es gibt kleine
NR: Auch Reiten und Freunde besuchen?                                          und große Erfolge – und von denen muss man
Natürlich auch Reiten. Mein Bruder hat ein Ara-                                zehren.
bergestüt. Da helfe ich im Stall mit und reite                                 Die Familie?
auch gelegentlich mit meiner Freun-                                                        Ja, vor allem im Jugendalter ist die
din aus. Natürlich auch Freunde be-                                                        Unterstützung durch die Eltern wich-
suchen und Moped fahren.
                                            IM   GESPRÄCH                                  tig. Unsere Eltern haben uns immer
NR: Hast du Haustiere?                      Norbert Rietzler arbeitet gern kör-            begleitet und vieles ermöglicht. Da
Eine Katze.                                 perlich bei Gartenarbeiten oder beim           kann man alt werden, wie man will:
NR: Gibt es auch Tage, an denen du          Brennholzmachen. In der Freizeit geht          Eltern bleiben immer eine wichtige
nicht trainieren magst?                     er regelmäßig Nordic-Walken und                Säule, die einem Rückhalt geben.
Natürlich gibt es die. Manchmal geht        langlaufen. Mit einem lokalen Fanclub          Michi Matt: Seid ihr aus Landeck?
es leichter, manchmal geht es schwe-        verfolgt er die Rennen seiner Ski-Stars        Lieselotte Heiß: Ich wohne mit mei-
rer. Aber es nützt nichts. Das ist mein     aus seinem Bezirk.                             nem Vater in Prutz und arbeite vor-
Job und daher muss ich trainieren.          Lieselotte Heiß arbeitet im Spar und           mittags im Spar als Regaleinräume-
Denn auch an Tagen, die nicht so            in der Lebenshilfe Prutz. Beim SC-             rin. Norbert Rietzler: Ich wohne in
super sind, müssen wir gute Leis-           Breitenwang trainiert sie regelmäßig           Prutz und arbeite in Ried.
tung bringen. Es schauen ja alle auf        die Abfahrtsdisziplinen. Im Sommer             LH: Welche Pläne hast du für deine
uns und erwarten, dass wir das auch         Schwimmen und Leichtathtletik.                 Zukunft?
abrufen.                                    Michael Matt lebt wie seine erfolg-            Zuerst einmal möchte ich, so lange
Du und deine Brüder, ihr wisst, wie es      reichen Brüder Mario und Andreas in            es geht, Skifahren. Solange ich das
ist, am Stockerl zu stehen und knapp        Flirsch. Seit 2015 ist der Slalomfahrer        auf dem Level machen kann – hof-
daneben. Wie geht es einem dabei?           im Weltcup-Skizirkus erfolgreich.              fentlich noch zehn Jahre. Und alles
Am Podest zu stehen ist natürlich                                                          andere ergibt sich dann. 

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Aus der Region

Berufliche Talente nutzen im „cafetalent“
Vomp „Ich wollte immer schon in ei-
nem Kaffeehaus arbeiten“ erklärt
Alexander Inwinkl, für den im neu-
en „cafetalent“ ein Traum in Erfüllung
geht. Zu sechst legen sie sich hier seit
Mai ins Zeug, „damit sich jeder Gast
bei uns als König fühlt.“
     Das Gemeinschaftsprojekt von
Lebenshilfe und Gemeinde im Senio-
renheim wird vom ersten Tag an gut
angenommen: Die nette Bedienung
und die hausgemachten Kuchen lo-
cken Bewohnerinnen und Bewohner
vom Seniorenheim, Kindergarten-Müt-
ter, Berufstätige oder Leute nach der              Alexander Inwinkl bewirtet die ersten Gäste und „Geburtshelfer“ im „cafetalent“.
Sonntagsmesse ins Café. „Wir schaffen
hier gemeinsam mit der Gemeinde ei-            Um wirklich alle zu bewirten, sind        Tische. Das erleichtert auch den Ser-
nen Ort der Begegnung und der Inklu-       Getränke, Kuchen und Snacks auf der           vicekräften die Arbeit und Teilhabe.
sion“, erklärt Waltraud Haberl von der     Speisekarte bebildert und mit Brail-          Eine gute Vorbereitung aller Teilneh-
Lebenshilfe Schwaz und der Bürger-         le (Blindenschrift) ausgestattet. Ver-        merinnen und Teilnehmer für einen
meister gibt ihr Recht.                    schiedene Symbole kennzeichnen die            Berufseinstieg im Gastgewerbe.

Gern unter Leuten                           phabet oder vernichtet heikle Schrift-
                                            stücke und wird als gewissenhafte
Landeck Von der Lebenshilfe ermu-           Kraft geschätzt.
tigt, trauen sich Männer und Frauen        „Wir warten mittwochs immer schon auf
heute auch neue Aufgaben und Arbei-         sie und schätzen es, dass sie uns bei
ten zu. Inge Türtscher beispielsweise       vielen Arbeiten zur Hand geht – es gibt
hilft jeden Mittwochvormittag im Se-        ja immer genug zu tun“, erklärt Schuldi-
kretariat des Gymnasiums mit. Dort          rektor Otto Siegele.
erfasst sie Unfallberichte, bereitet        Für ihr Praktikum nutzt Inge Türtscher
Werkmaterialien vor, sortiert für die       den Stadtbus und meint: „Mir gefällt            Inge Türtscher (re) nimmt Brigitte Juen
Lehrkräfte Schülerlisten nach dem Al-       das gut, weil ich so mehr Abwechslung         und den Lehrkräften vom BRG Arbeit ab.

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Dienst fürs Dorf                          Tun, was uns gefällt                       ler unsicher, ob er sich anschließen
                                                                                     sollte. Nachdem er mit einem Schub
      Brixlegg Alle 14 Tage besucht                                                  alle Kegel umlegte, genoss er die Be-
          ein Team der Lebenshilfe äl-                                               stätigung seiner Teamkollegen und ju-
           tere Dorfbewohnerinnen                                                    belte mit ihnen über den Sieg. Auch
            und Dorfbewohner, die                                                    Johann Ausweger, der beim Sprechen
            nicht in der Lage sind, zum                                              und beim Gehen auf Begleitung an-
            Recyclinghof zu fahren. Die                                              gewiesen ist, gab sein Bestes, um mit
            fünf Männer arbeiten öfter                                               seinem Team zu gewinnen.
            im Recyclinghof. Sie wis-                                                    „Ich geh manchmal auch allei-
              sen genau, wie Plastik,                                                ne kegeln und treffe dann privat ei-
                 Altpapier, Karton oder   Ebbs „Das war a super Tag!“, erklär-       nen Assistenten“, erklärt Stefan Wall-
                 Metalle getrennt wer-    ten sechs Männer aus dem Bezirk nach       ner. „Oder ich geh zum Bikertreffen
                den müssen, um wie-       einem gemeinsamen Kegelnachmittag.         und arbeite da auch manchmal mit.
            derverwertet zu werden.       Die sechs leben alleine oder bei ihren     Das macht Spaß, weil ich gern mit mei-
     Begleitet von einem Zivildiener      Eltern und lieben es, mit Freunden et-     nen Freunden aushelfen kann!“ Sei-
fahren sie mit dem Bus zehn Haus-         was zu unternehmen. Mit der Lebens-        ne WhatsApp-Gruppe mit dem Namen
halte an. Bei vielen liegen die Säcke     hilfe-Freizeitbegleitung organisierten    „Coole Freunde“ wächst jedenfalls seit
schon vor dem Haus. Frau Larch hin-       sie den Kegelausflug ins Freizeitzent-     einem Jahr beständig. Hier tauschen
gegen, die im zweiten Stock wohnt, er-    rum von Ebbs. Schon auf der Hinfahrt       sich die Männer aus, was sie unterneh-
wartet sie stets. Sie betont, wie froh    führten die Unterlandler „Schmäh“,         men. „Das nächste Mal gehn ma Go-
sie ist, dass die starken Männer so       drehten das Radio auf und sangen           Kart fahren, was sagt‘s?“, meint Stefan
verlässlich bei ihr vorbeischauen, um     dazu.                                      Wallner beim Abschied und seine Kol-
den Abfall hinunterzutragen.                   Anfangs war Michael Hechenbich-       legen stimmen ihm unisono zu.

Stadtverschönerung                        Staus vermeiden                           Aufeinander zugehen
                                          Kössen Seit zwei Jahren arbeitet Ste-
                                          fan Wallner neben seiner Beschäf-
                                          tigung in der Lebenshilfe auch als
                                          Parkplatz-Einweiser der Bergbahnen.
                                          Gemeinsam mit drei Kollegen lenkt er
                                          die Autokolonnen so, dass Staus aus-
                                          bleiben. Per Funk ist Stefan stets mit
                                          dem Betriebsleiter verbunden, der ihn
  Beim Rosenmarkt in Lienz präsentieren   als „routinierten Kollegen im Team“         Gemeinsam kochen, einander verstehen.
         Klientinnen ihr Kunsthandwerk.   bezeichnet. „Die Arbeit taugt ma“, er-
                                          klärt Stefan Wallner. Er merkt, dass       Innsbruck In der Lebenshilfe Biener-
Lienz Im Juni verwandelte sich die        er hier gebraucht wird. „Als einmal ei-    straße (TABEA) trafen sich im Mai Men-
Fußgängerzone von Lienz in einen blü-     ner im Schnee g‘steckt ist, haben wir      schen aus allen Ländern, um gemein-
henden Rosenmarkt. Mittendrin prä-        ihm herausgeholfen und Trinkgeld           sam Köstlichkeiten aus ihrer Heimat
sentierten vier Frauen handgemach-        bekommen!“                                 zuzubereiten und zu verkosten.
te Tontöpfe, Vasen, Vogeltränken              „Diese geringfügige Anstellung         Dahia, einer der Köche, kannte die Vor-
und Dekorartikel. „Jede Form und je-      bietet ihm die Möglichkeit zu wachsen“,    liebe einer Bewohnerin für Süßes und
des Farbmuster zeigt die persönliche      bestätigt Frank Eckschlager von der        brachte ihr selbstgemachte Dattelkek-
Handschrift eines Menschen“, erklärt      Lebenshilfe. „Stefan zeigt, was mög-       se mit. Am Ende waren sich alle einig:
Assistent Robert Rojko, „das beein-       lich ist, wenn wir ihnen was zutrauen     „Das machen wir wieder!“ Deshalb sind
druckte alle Passanten und die Kun-       und Unternehmer und Nachbarn und           schon weitere „Crosstalk“-Begegnun-
dinnen!“                                  Lebenshilfe zamhelfen!“                    gen geplant.

                                                                                               11
Ein Restaurant als Talente-Schmiede
                                                                und einer erfahre-     zu, nimmt die Bestellungen auf und

                                                        © KitzSki_Werlberger
                                                                nen Köchin werden      gibt sie weiter. „Und Werner verräumt
                                                                Menschen     vorbe-    nach dem Spülen alles genau an sei-
                                                                reitet und ermutigt,   nen Platz“, beobachtet die Küchenche-
                                                                selbständig zu ar-     fin. „Werner hat mir auch beim Backen
                                                                beiten und Kunden      gut zugeschaut und mit ein wenig Un-
                                                                zu bedienen. „Die      terstützung einen Apfelstrudel selber
                                                                Leute erleben hier,    eingerollt!“
                                                                dass sie gebraucht
                                                                werden“,     berich-
                                                                tet die Küchenche-
       Sieben Tage die Woche verpflegt ein Team die Badegäste.   fin. „Sie merken,
                                                                dass ihnen die Ar-
Kitzbühel „Seit Mai führt die Lebens-        beit gelingt und werden auch daheim
                                                                                        Wir verlangen von ihnen,
hilfe das Restaurant der Bergbah-            selbstsicherer“
nen. 12 Männer und Frauen mit und                  Zwei Monate später erledigen         was in jedem Betrieb ver-
ohne Behinderungen kochen, servie-           die meisten ihre Aufgaben sehr selb-
                                                                                        langt wird – nur so lernen
ren und sorgen so für zufriedene Gäs-        ständig – und sind stolz darauf: Eine
te. Weil das dazugehörige Hallenbad          stille Frau packt in der Früh den Put-      sie und kommen weiter.
täglich 12 Stunden geöffnet ist, arbei-      zeimer und sorgt dafür, dass alle Ti-
                                                                                           Küchenleitung Elke Fuschlberger
ten auch Klientinnen und Klienten im         sche ordentlich aussehen. Ein kom-
Turnus. Begleitet von einer Pädagogin        munikativer Mann geht auf die Gäste

Frauen laden zum Tanz                      das ist die ganze Kunst“, erklärt Mela-     Tanzen für alle
                                           nie Schweighofer, die auf Schlager und
Landeck/Tarrenz Seit zwei Jahren           Rockmusik steht.
organisieren tanzbegeisterte Ober-             „Alle haben a große Freud‘ – drum
länderinnen Tanzabende für Gleich-         machen wir das hier gern!“, beschreibt
gesinnte. Gut 60 Gäste kommen regel-       Tanzstadl-Chef Armin Doblander und
mäßig in die „Driving Village“, wo sie     seine Frau die Begeisterung und locke-
günstig essen und miteinander zu be-       re Atmosphäre des Abends.
kannten Hits tanzen.                           „Anfangs musste ich sie mehr un-
    „Meine Assistentin macht die Ter-      terstützen“, erinnert sich Andrea
mine aus. Ich gestalte die Einladungen     Schiestl von der Lebenshilfe. Heu-              Die Leidenschaft für Musik verbindet
und Nadine hängt sie in Landeck auf -      te rühren die zwei Frauen eigenstän-            Menschen mit und ohne Behinderung.
                                           dig die Werbetrommel für ihren Tanz-
                                           abend. „Je mehr Menschen etwas              Innsbruck Rund 400 Tanzbegeister-
                                           selber ausprobieren, desto mehr trau-       te besuchten heuer wieder den Früh-
                                           en sie sich auch zu“, beobachtet die        lingsball des Lebenshilfe-Vereines. Ei-
                                           Freizeit-Assistentin. So wie ein junger     nige Gäste waren dafür sogar aus
                                           Mann, der sich mittlerweile alleine auf     Reutte angereist. Neben den „Ren-
                                           die Tanzfläche traut oder ein anderer,      ner Brothers“ sorgten auch die „Völ-
                                           der jetzt in einen vollen Postbus ein-      ser Plattler“ für tolle Stimmung. So
                                           steigt, obwohl er früher Menschenan-        tanzten viele Menschen mit und ohne
                                           sammlungen gemieden hat.                    Behinderungen miteinander auf der
      „Tanzen, Freundinnen und Freunde     Termin-Auskünfte bei:                       Tanzfläche und gaben sich der ge-
                 treffen macht a Freud!“   melanieschweighofer@outlook.com             meinsamen Leidenschaft Musik hin.

12                                                                                                         LEBENS.WELT 02.19
Bewusstseinsbildung                         Preisgekrönter Imster macht mit seinem Text Mut
Sillian Im Mai besuchten 15 Mittel-
schülerinnen und Mittelschüler den
Arbeitsstandort in Sillian. „Wir haben
uns vorgestellt und sie durchs Haus
geführt“, berichtet Sprecher-Stellver-
treterin Romana Bodner. Beim Rund-
gang durch alle Arbeitsbereiche be-
antwortete sie Schülerfragen zu den
Arbeiten im Haus und der Wohnsi-
tuation. „Ein Mädchen wollte wissen,
was wir verdienen. Und ich hab ge-
sagt, dass wir eine Arbeitsprämie von
45 Euro im Monat bekommen“, so Ro-
mana Bodner.
     Ein interssierter Schüler kennt die
Einrichtung von klein auf und will hier     Imst/Wien Beim Literaturpreis „Oh-          mit Schülerinnen fand er seinen Weg,
seinen Zivildienst leisten. Als er be-      renschmaus“ wurde ein Text aus Tirol        sich und seine Gedanken auszurücken.
merkte, dass viele im Sommer Außen-         ausgezeichnet. Den Siegertext druck-        Juror Felix Mitterer gratulierte dem
arbeiten machen, fragte er nach und         te die Firma MPREIS heuer im Juni auf       Preisträger zu seinem Kurztext mit
meinte: „Ich finde es gut, dass Men-        100.000 Blätter Feinkost-Papier.            dem Titel „Löwen-Mut“. Und für April
schen mit Behinderungen mehr unter          Der Autor Mustafa Akmaz spricht im          2020 ist eine gemeinsame Lesung in
die Leute kommen.“                          Alltag wenig. Bei einem Schreibprojekt      Innsbruck geplant.

                                                                                                                          t .. .
                                                                                        Au f g e s c h n ap p
Fixe Anstellung im Heim                     die Bewohnerinnen und Bewohner ist
                                            er eine wichtige Ansprechperson – be-
                                            sonders, wenn die Pflegepersonen viel
                                            zu tun haben oder er mit ihnen musi-
                                            ziert“, erklärt Pflegedienstleiterin Isa-
                                            bella Haag.                                 ...bei der
                                                 Zuvor bereitete sich Hannes Fank-      Mieterversammlung
                                            hauser mit einer eigenen Assisten-
                                            tin intensiv auf die Arbeit vor: Er übte    Reutte Im Ort entsteht ein Wohn-
                                            neue Aufgaben, lernte Zeitvorgaben          block, in dem Menschen mit und ohne
                                            einzuhalten und den Umgang mit der          Behinderungen einziehen. Vor Baube-
                                            Belegschaft. „Wir zwei sind ein Top-        ginn waren die künftigen Bewohner-
         Das Land Tirol fördert berufliche   Team“, erklärt er mit Blick auf seine       innen und Bewohner zu einer Infor-
  Eingliederung wie hier im Seniorenheim.   Assistentin. Sie wird vom Land Tirol        mationsveranstaltung eingeladen. Die
                                            finanziert. „Dieses und ähnliche Pro-       Planungsfirma rechnete mit kritischen
Fügen Hannes Fankhauser hat seit            jekte haben bisher 60 Personen eine         Fragen, weil neun von 24 Wohnungen
heuer eine fixe Stelle im Seniorenheim.     Anstellung gebracht. Die Zusammen-          von Personen mit Behinderungen be-
Als Haushaltskraft richtet er im Fran-      arbeit mit der Lebenshilfe wird daher       zogen werden.
ziskusheim das Frühstück, serviert das      ausgebaut“, erklärt Soziallandesrätin            Nach der Präsentation der Pläne
Mittagessen, macht die Tische sauber        Gabriele Fischer.                           wollten die Leute noch wissen: Sind
und verliefert die Wäsche. „Die Mitar-           Hannes Fankhauser ist durch die        die Balkone südseitig? Und wie ist das
beiterinnen und Mitarbeiter schätzen        neue Stelle voll motiviert. Er spürt,       mit der Heizungsabrechnung? Und
ihn sehr, weil er sehr genau und ver-       dass er hier gebraucht wird und dass        niemand äußerte Sorgen wegen der
lässlich Aufgaben erledigt. Auch für        man ihm etwas zutraut.                      Nachbarn…

                                                                                                  13
„Ob es Maria gut geht, erkennt
                                                                                                 man an den Strickmaschen“,
                                                                                                 sagt die Assistentin. Ein gutes
                                                                                                 Beispiel für achtsame Beglei-
                                                                                                 tung im Alltag.

Der Versuch zu verstehen
Um Menschen mit Respekt zu begleiten, muss man gut zu-         zu verstehen und sie halten Wünsche und Vorhaben schrift-
hören. Damit das auch mit Menschen gelingt, die sich nur       lich fest: Was brauche ich, damit ich alleine in die Stadt ge-
schwer äußern, versucht es die Lebenshilfe mit „Begleitung     hen kann? Was braucht es, damit ich mir mein Geld selber
im Dialog“.                                                    einteilen kann?

Helga M. lehnt es lange ab, ihren Teil der Hausarbeiten zu     Achtsam bleiben
machen und sich regelmäßig zu duschen. In mehreren Ge-         Will man die Lebensqualität von Menschen verbessern, sind
sprächen versucht der Bezugsassistent die Beweggrün-           auch kleine Bedürfnisse wichtig. „Das scheint oft banal,
de der Frau zu verstehen. Sie fordert mehr Eigenständigkeit    macht aber im Alltag einen spürbaren Unterschied“, so ein
und vermisst schmerzlich die Freiheiten ihrer alten Woh-       Begleiter. Die regelmäßigen Gespräche mit Betroffenen ha-
nung, die sie wegen Problemen mit Nachbarinnen verlassen       ben das Ziel, kleine und große Wünsche zu erkennen, fest-
musste.                                                        zuhalten und letztlich persönliche Entwicklungen zu ermög-
     Ein halbes Jahr später trauert die 40-Jährige immer       lichen. „Nur wenn wir regelmäßig gemeinsam hinschauen,
noch der eigenen Wohnung nach. Aber heute hört sie oft:        können wir blinde Flecken entdecken“, erklärt Sabine Jäger
„Wir gehen jetzt – und du machst, was du willst.“ In dieser    (Qualitätssicherung). „Wir müssen bewusst aus der eigenen
Zeit kocht sie jetzt für ihre Mitbewohner oder geht auch al-   Betriebsamkeit im Alltag aussteigen, um Menschen und ihre
leine duschen.                                                 Bedürfnisse wahrzunehmen.“

Alle haben etwas davon
„Früher waren wir ratlos, wenn Helga aggressiv reagierte“,      Begleitung im Alltag:
erklärt ihr Assistent. „Im Dialog haben wir verstanden, wo-     Auch kleine Äußerungen und Beobachtungen aufneh-
rum es ihr geht. Mit Blick auf ihre Lebensgeschichte achten     men und festhalten.
wir jetzt im Team feinfühliger auf ihre Bedürfnisse.“           Jahresgespräch:
                                                                Einmal im Jahr bespricht jede begleitete Person und
„Begleitung im Dialog“                                          ihre Begleitung, was man besser machen könnte.
Menschen, die viel Begleitung brauchen, brauchen auch           Fachdialog:
gute Zuhörer. Daher lernen Lebenshilfe-Assistentinnen und       Alle drei Jahre überprüfen Mitarbeiter unter Leitung
Assistenten in Ausbildungen, achtsam hinzuschauen und           einer externen Fachkraft die Begleitung und vereinba-
alle Sinne einzuschalten. Sie fragen die begleiteten Perso-     ren Verbesserungen mit den Betroffenen.
nen, wie es ihnen geht. Sie holen Unterstützung, um besser

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Arbeit für alle: Dank schlauer
   Hilfsmittel arbeiten hier alle
   mit. 15.000 Samensäckchen
      sollen Insekten ernähren,
          damit „Tirol summt“.

Einsatz
für eine bunte Welt
Um Wild-Bienen, Schmetterlingen und                                                   sef Hechenberger ist die Lebens-
Hummeln ganzjährig Nahrung zu sichern,                                               hilfe dabei ein wichtiger Partner
verteilten Landwirtschaftskammer, Im-                                               für „weitere gemeinsame Projekte“.
kerbund und die Tiroler Gärtner heu-                                               Auch Klient Philip Ernst „taugen“ die-
er „Bienenweide-Sackerl“. Die Abfüllung                                           se Arbeiten, weil er da bei etwas Gro-
der Samen-Mischung in 10-Gramm-                                                  ßem mitmacht und mit Auftraggebern
Säckchen erledigen Männer und Frau-                                             in Kontakt kommt.
en am Standort Arbeit Ötztal-Bahn-
hof. Abfüllen, falten, zukleben und                                         Entwicklung
mit Informationen versehen: In                                              „Jede neue Arbeit hilft, dass Leute sich nach
kleine, überschaubare Schritten                                            und nach immer mehr zutrauen und selb-
unterteilt, kann jeder den Hand-                                          ständiger werden“, beobachtet Markus Strigl
griff übernehmen, den er sich                                            eine hohe Arbeitszufriedenheit. „Alle hier wis-
zutraut. Der Auftrag ist so interessant,                                sen, dass diese Arbeit wichtig ist und wir einen
dass sich viele freiwillig zur Arbeit melden.                          Beitrag für eine größere Sache leisten!

Hier können alle mitmachen
Damit von 150 kg Saatgut kein Samen verloren geht und alle    Lebenshilfe-Einsatz für Artenvielfalt:
Säckchen genau gleich schwer sind, hat Markus Strigl eigene   • Insektenhotels für Wildbienen
Abfüllhilfen gebaut. Der erfahrene Lebenshilfe-Mitarbeiter    • Nistkästen für Vögel und Fledermäuse
weiß genau, welche Zählhilfen und Wiegevorrichtungen es       • Aufzucht von alten seltenen Hühner- und Schwei-
braucht, damit auch Personen ohne Zahlenverständnis dort        nerassen
mitarbeiten können, wo Präzision verlangt ist.                • Wabenrahmen für Bienenzucht
                                                              • Vermehrung und Erhalt alter Gemüse-Sorten
Gemeinsam für ein buntes Land                                 • Naturnahe Gartenbewirtschaftung mit Lebensraum
Mit der Aktion „Tirol summt“ will die Landwirtschaftskam-       für Nützlinge
mer die Artenvielfalt in Tirol erhalten. Für Präsident Jo-

                                                                                              15
Mit Ihrer Hilfe

Den Sommer genießen
Rasten, ausschlafen, vielleicht verreisen,
einfach mal raus aus dem Alltag. Ange-
lika A. freut sich schon lange auf einen
kurzen Urlaub in einer Therme. Im Ur-
laub ist sie so froh, gelöst und meist frei
von Krämpfen, dass sie vor Glück singt.

                                                                MEINE URLAUBS-HILFE
                                                                Ehrenamtliche, Eltern und Lebenshilfe-Mitarbeiterin-
Begleitung kostet Geld                                          nen engagieren sich auch heuer bei Ferienaktionen
Die Rollstuhlfahrerin braucht wegen ihrer Anfälle zwei          und ermöglichen damit Menschen mit Behinderun-
­ ssistentinnen, um zu verreisen und ins Schwimmbecken zu
A                                                               gen ein paar schöne Ferientage.
kommen. Obwohl sie schon zwei Jahre auf den Urlaub spart,       Helfen Sie mit, Freizeitbegleitung zu finanzieren,
ist diese kleine Reise für sie schwer leistbar.                 damit Betroffene und Familien ein paar erholsame
                                                                Stunden erleben.
Benachteiligungen ausgleichen
Der Lebenshilfe-Verein versucht, Angelika A. und anderen        20 EUR    für eine Gondelfahrt am Hahnenkamm
Ausflüge und kleine Reisen zu ermöglichen: Zuschüsse für                  oder die Zillertalbahn ohne Begleitung
Freizeit-Assistenz für Kinder und Familien, Unterstützung für   50 EUR    für eine Tankfüllung für Städtebesuche
Ferienbegleitung.                                               500 EUR für eine Urlaubswoche im Ferienlager
                                                                120 EUR Aufpreis für Begleitung am Lager
Gemeinsam helfen
Mit Ihrem Beitrag ermöglichen Sie, zwei Eintrittskarten, zwei   Spendenkonto Lebenshilfe Tirol, Hypo Tirol,
Schnitzel oder zwei Fahrten mit der Bergbahn zu finanzieren.    IBAN AT50 5700 0002 0007 4229
Helfen Sie, Menschen in der Ferienzeit zu begleiten.

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Warum Menschen helfen

Gemeinsame Leidenschaft
Martha A. ist schon lange Mitglied der Lebens-
hilfe. Die 70-Jährige genießt ihr Leben und ver-
süßt sich und ihren Enkeln die Festtage mit ei-
nem Kuchen aus der Konditorei. Im Kaffeehaus
trifft sie Gäste, die von der Lebenshilfe beglei-
tet werden.
      Als sie ihren 50. Hochzeitstag feiert, will sie
auch andere an ihrem Glück teilhaben lassen:
Sie hinterlegt 100 Euro in der Konditorei und
stiftet den Betrag für Besucherinnen und Besu-
cher mit Behinderungen. Kurz darauf spazieren
vier Frauen und Männer ins Zentrum und las-
sen es sich im Café „Chocolat“ richtig gut ge-
hen. „I hab‘ mir an Bananenkuchen ausgesucht,
weil i den so gern iss – der war echt gut!“,                                  „Teilen macht selber glücklich!“ – eine Pensionistin aus Telfs
schwärmt Renate Sailer noch Wochen später                                              spendet für einen Besuch in einer guten Konditorei.
von dem Ausflug und freut sich, dass von dem
Geld noch was übrig ist.

„Helfen gehört einfach dazu“
 meint Frau A. und will selber nicht erwähnt
 werden. Sie spendet der Lebenshilfe seit Jah-
 ren und folgt damit dem Vorbild ihrer Mutter:
                                                         Spenden wie die von Martha A. ermöglichen auch
„Die hat immer gesehen, wenn es andere nöti-
 ger hatten. In den Sommerferien hat sie sogar                    Menschen mit geringem Einkommen,
 ein Heim-Kind aufgenommen.“
                                                                          kleine Freuden zu erleben.
      Mitnehmen können wir ja doch nix“, sagt
 Martha A. und findet es beglückend, wenn sie           Peter Lobisser aus Telfs setzt sich als Obmann ehrenamtlich für Menschen mit
 anderen eine Freude machen kann.                                          Behinderungen in seiner Region ein.

                                                        3 x DANKE
                                                           Die Firma Elektro-Seelaus (Wörgl) spendete heuer 1.500,- für
                                                            einen Sprachcomputer, der Menschen ermöglicht, sich besser
                                                            verständlich zu machen.
                                                           Die Feuerwehr-Jugend von Galtür sammelte im vergangenen
                                                            Jahr 4.926,10 Euro für die Lebenshilfe, damit ihre Nachbarn mit
                                                            Behinderungen so leben können wie andere auch.
                                                           Mittelschüler und -schülerinnen aus Tux sammelten 500 Euro,
                                                            um ihren Freundinnen und Freunden von der Lebenshilfe einen
        Schülerinnen und Schüler mit Herzens-Bildung        Ausflug oder ein „unvergessliches Erlebnis“ zu ermöglichen.

                                                                                                          17
Schluss mit Taschengeld!
Menschen mit Behinderungen wollen für ihre Arbeit ein reguläres Gehalt.
Dass dies funktioniert, zeigt ein Blick nach B
                                             ­ elgien.

Claudia Meister arbeitet viel. Sie versorgt                                 ginnen und Kollegen haben einen anderen
Schülerinnen und Schüler eines Innsbru-                                     Vorschlag: Anstelle von diversen Transfer-
cker Gymnasiums mit einer gesunden Jause,                                   leistungen will die erwachsene Frau ihren ei-
trennt sorgfältig Computerteile, pflegt Grün-                               genen Werkstattlohn bekommen, selbst ver-
anlagen und erledigt Büroarbeiten. Wäre sie                                 sichert sein. Die Lebenshilfe unterstützt
in einer Firma angestellt, würde sie ihr eige-                              diesen Vorschlag und hat mit den Betroffe-
nes Gehalt samt Urlaubs- und Weihnachts-         Ich möchte ein Ge-         nen ein Dialogpapier als Diskussionsgrund-
geld bekommen, könnte sich selbst versor-        halt, damit ich mir        lage verfasst.
gen, später ihre Pension bekommen. Aber sie
arbeitet in einer Werkstätte und bekommt         mein Fitnesscenter         Es geht auch anders
45 Euro Taschengeld im Monat. Das ist weni-      selber leisten kann,       Dass es anders geht, zeigen die Lösungsan-
ger als ihr Abo fürs Fitnesscenter kostet und                               sätze anderer EU-Länder und Pilotprojekte
entspricht einem Stundenlohn von 0,40 Euro.      ohne meine Mama            in Österreich. Bei der heurigen EUSE-Konfe-
Versichert und finanziell abgesichert ist die         zu fragen.            renz* rund um das Thema „Unterstützte Be-
erwachsene Frau – vergleichbar mit einem                                    schäftigung“ tauschten sich rund 500 Teil-
Kind – über ihre Mutter.                              Claudia Meister,      nehmerinnen und Teilnehmer aus Europa,
     Claudia Meister und viele ihrer Kolle-        Einrichtungssprecherin   Nord- und Südamerika, Asien und Australien

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in Amsterdam aus, um neue Ansätze zu fin-
                                                                           Unterstützte Beschäftigung
den, wie Menschen mit Behinderungen der                                    In Österreich hat sich das Netzwerk Berufli-
Zugang zu bezahlter Beschäftigung auf dem                                  che Assistenz (NEBA) auf „Unterstützte Be-
allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht wer-                                   schäftigung“ spezialisiert. Dieses Konzept,
den kann.                                                                  das auf bezahlter Arbeit basiert, kommt aus
                                                                           Kanada. Dort wurde bereits vor Jahrzehn-
Unterschiedliche Regelungen                                                ten gezeigt, dass Menschen mit schweren
in der EU                                                                  Lernschwierigkeiten eine Vielfalt komplexer
So gibt es in Belgien sogenannte „Beschüt-                                 Arbeitstätigkeiten erledigen und bezahlte
zende Werkstätten“ mit Ausbildungsabtei-            Wie alle ande-         Arbeitsverhältnisse auf dem allgemeinen Ar-
lungen, die Menschen beschäftigen, die den         ren Beschäftigten       beitsmarkt erreichen können. „Unterstützte
Anforderungen des freien Arbeitsmarktes                                    Beschäftigung“ verfolgt den Grundsatz „erst
nicht gewachsen sind. In diesen Werkstätten        ­haben Menschen         platzieren – dann qualifizieren“: Man star-
wird der landesweite Mindestlohn gezahlt.         mit Behinderungen        tet mit dem Job und erwirbt parallel die nö-
Ein ähnliches Modell gibt es auch in Luxem-                                tigen Qualifikation. Die Unterstützung erfolgt
burg.                                              das Recht auf voll      direkt am Arbeitsplatz von den Kolleginnen,
      In Dänemark müssen kommunale Träger         bezahlte und sozial-     Kollegen und Vorgesetzten.
Menschen eine „Geschützte Beschäftigung“
anbieten. Die Haupteinnahmequelle für die         versicherte Arbeit.      Tirol ist am Weg
Mehrheit der Menschen in geschützter Be-              Markus Neuherz,
                                                                           Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Land Ti-
schäftigung ist die Erwerbsunfähigkeitsren-          EUSE*-Vizepräsident
                                                                           rol mit dem Lebenshilfe-Projekt „Inklusive
te. Eine zusätzliche Vergütung ist abhängig                                Arbeit“. Es ermöglicht Menschen mit Behin-
von individueller Arbeitsleistung. Sie darf je-                            derungen und hohem Unterstützungsbedarf,
doch 5% des niedrigsten Gehalts für diese                                  einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt
Tätigkeit nicht unterschreiten.                                            mit Entlohnung und sozialversicherungs-
      In Frankreich erhalten Menschen mit                                  rechtlicher Absicherung nachzugehen. Mit
Behinderungen für berufsähnliche Tätig-                                    diesem und ähnlichen Projekten wurden in
keiten in einem geschützten Arbeitsumfeld                                  den letzten sieben Jahren 60 Arbeitsplätze
eine Vergütung, die zwischen 55% und 110%                                  am ersten A ­ rbeitsmarkt geschaffen.
des gesetzlichen Mindestlohns liegt. Auch
in den Niederlanden gibt es einen gesetzli-                                        * European Union of Supported ­Employment. Sie wur-
                                                                              de 1993 ge­gründet mit dem Ziel, europaweit M
                                                                                                                          ­ enschen mit
chen Mindestlohn.                                                                       ­Behinderungen im ­Arbeitsleben zu unterstützen.

                                                                           GEHALT STATT
                                                                           ­TASCHENGELD
                                                                           Anlässlich des Tages der Inklusion am
                                                                           5. Mai fuhren Betroffene aus Tirol und
                                                                           aus anderen Bundesländern nach Wien,
                                                                           um das Dialogpapier „Gehalt statt
                                                                           Taschengeld“ im Nationalrat zu überge-
                                                                           ben. Auf Landesebene besuchten Mela-
                                                                           nie Besler, Gesamtsprecherin Arbeit der
                                                                           Lebenshilfe Tirol, und Simon Prucker
                                                                           vom österreichweiten Selbstvertreter-
                                                                           Beirat Landesrätin Gabriele Fischer. Sie
                                                                           sagte zu, sich auf Bundesebene dafür
                                                                           einzusetzen.

                                                                                                 19
Klar: Margarete
                                         Huber und Reporter
                                         Robert Schuler

 Lebens.Welten                           zeigten in „Tirol
                                         heute“ auf, was
                                         Menschen mit Behin-
                                         derungen für ein
                                         Taschengeld leisten.

                                         Erhellend: Foto-
                                          künstler Chris-
                                           tian Martinelli
                                         präsentierte mit
                                      seiner Fotoausstel-
                                       lung ungewohnte
                                             Einblicke und
                                            ­Perspektiven.

Gemeinsam: Begleitet von
freiwilligen Helferinnen und
Helfern aus dem Flüchtlings-
heim besuchten Domenico
Windbichler und andere den
Raritätenzoo in Ebbs.

                                                                     Erfolgreich: Seit einem Jahr
                                                                     sorgen die Marien-Apotheke
                                                                     und „Maries Rezeptur“ in
                                                                     Absam für gesunde Produkte.

Kräftig: Mit Dominik Frisch-
mann an der Gitarre sorgt
die Oberländer „Power-Band“
stets für Schwung und gute
Stimmung.

                                                                 Freundschaft: Renate Schlögl und Renate
                                                                 Geissler wohnen jede für sich eigenständig.
                                                                 Umso wichtiger sind ihnen gemeinsame
      Teilhabe: Wenn der Stress im                               Freizeitaktivitäten.
      Eissalon nachlässt, servieren
      Daniel Moser und Roberto
      Sagui in Sillian die tollsten
      Eisbecher.                                                www.tirol.lebenshilfe.at
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