PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...

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PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
PALLIATIVVERSORGUNG
MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN
VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE
UND RECHTLICHE HINWEISE
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,                    INHALT

die Versorgung schwerstkranker und sterbender
                                                      Leid lindern, Lebensqualität erhalten     Seite 3
Menschen ist eine hochsensible Aufgabe.
                                                      Auf einen Blick: Palliativversorgung      Seite 4
Wenn die kurativen Möglichkeiten weitestgehend
ausgeschöpft sind und kaum mehr Aussicht auf
                                                      Möglichkeiten der
Heilung besteht, rückt die palliative Versorgung in
                                                      ambulanten Palliativversorgung            Seite 6
den Vordergrund: Schmerzen und seelisches Leid
                                                      Palliative Primärversorgung               Seite 7
zu lindern, die Lebensqualität so weit wie möglich
                                                      Allgemeine ambulante
zu erhalten, ein Sterben in Würde zuzulassen.
                                                      Palliativversorgung – AAPV                Seite 8
Die meisten Menschen wünschen sich, in ihrem          Spezialisierte ambulante
vertrauten Umfeld zu sterben, viele verbringen        Palliativversorgung – SAPV                Seite 11
jedoch den letzten Lebensabschnitt im Kranken-
haus. Dabei gibt es im ambulanten Bereich vielfäl-
                                                      Fokus: Häusliche Krankenpflege als Teil
tige Möglichkeiten der palliativen Versorgung –
                                                      der ambulanten Palliativversorgung        Seite 13
zu nennen ist hier insbesondere die allgemeine
ambulante Palliativversorgung, kurz AAPV. Sie
wurde in den vergangenen Jahren gefördert und         Palliativversorgung im Netzwerk           Seite 14
ausgebaut, ist aber oftmals wenig bekannt.
In dieser Broschüre stellen wir Ihnen die ambulan-    Interview: Dr. Markus Beier,
ten Möglichkeiten vor und was jeweils dazu gehört.    Facharzt für Allgemeinmedizin             Seite 15
Damit möchten wir Sie und Ihr Praxisteam bei der
wohnortnahen Versorgung schwerstkranker und
                                                      Aus der Praxis: Ute Hartenstein,
sterbender Menschen unterstützen.
                                                      Fachärztin für Innere Medizin             Seite 16
Die Broschüre bietet grundlegende Informationen
sowie Beispiele und Empfehlungen für die Praxis.
                                                      Fokus: Betäubungsmittel                   Seite 18
Im Serviceteil finden Sie unter anderem Hinweise
zur Patientenverfügung und zum PALMA-Formular
sowie weiterführende Informationen. Im Fokus der      Service
Broschüre steht die Behandlung Erwachsener.           Checklisten für die Praxis                Seite  20
                                                      Rechtliche Hinweise                       Seite 22
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
                                                      Weiterführende Informationen              Seite 23
Ihre Kassenärztliche Bundesvereinigung
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
„Es geht nicht darum,
LEID LINDERN,                                                                                             dem Leben mehr Tage
                                                                                                          zu geben, sondern den
LEBENSQUALITÄT                                                                                            Tagen mehr Leben.“

ERHALTEN                                                                                                  Dieses Zitat wird der englischen
                                                                                                          Ärztin Cicely Saunders (1918–2005)
                                                                                                          zugeschrieben, die als Begründerin
                                                                                                          der modernen Hospizbewegung
                                                                                                          und Palliativversorgung gilt.

Wenn die kurativen Möglichkei-                   Ziel ist es, bis zum Tod die Lebensquali-   STERBENDE „UMMANTELN“
ten weitestgehend ausgeschöpft                   tät so weit wie möglich zu erhalten und
                                                                                             Abgeleitet vom lateinischen „pallium“
                                                 ein Sterben in Würde zu ermöglichen.
sind und kaum mehr Aussicht                                                                  will die Palliativversorgung Sterbende
                                                 Wichtig sind dabei an erster Stelle die
auf Heilung besteht, beginnt die                 Bedürfnisse und Wünsche der Betroffe-
                                                                                             umhüllen und sie vor unerträglichem
palliative Versorgung.                                                                       Leid schützen. Dieses „Ummanteln“
                                                 nen, aber auch der Menschen, die ihnen
                                                                                             kann keiner allein leisten. Daher sollten
                                                 besonders nahestehen.
                                                                                             Arztpraxen, Pflege- und Hospizdienste,
Dann rücken andere Aspekte in den                                                            Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger,
                                                 WUNSCH ZU HAUSE ZU SEIN
Vordergrund: Nicht die Heilung ist das                                                       Physiotherapeuten und andere Beteiligte
oberste Prinzip der Behandlung, son-             Nachdem 1983 die bundesweit erste           Hand in Hand arbeiten.
dern das Wohlergehen eines Menschen              palliativmedizinische Station an der
                                                                                             Dabei muss stets gefragt werden, was
und seine Lebensqualität.                        Uniklinik Köln eingerichtet wurde, gibt
                                                                                             Betroffenen guttun kann. Darüber
                                                 es mittlerweile hunderte Palliativstatio-
Die Weltgesundheitsorganisation be-                                                          hinaus unterstützt Palliativversorgung
                                                 nen und stationäre Hospize in Deutsch-
schreibt Palliativversorgung als einen                                                       auch diejenigen, die Betroffenen nahe-
                                                 land. Die meisten Menschen wünschen
„Ansatz zur Verbesserung der Lebens-                                                         stehen: Familie, Freunde, Nachbarn.
                                                 sich jedoch, ihre letzte Lebensphase zu
qualität von Patienten und ihren Fami-                                                       Hier geht es vor allem um die Verarbei-
                                                 Hause zu verbringen.
lien, die mit Problemen konfrontiert                                                         tung psychischer und sozialer Probleme,
sind, welche mit einer lebensbedroh-             Für die wohnortnahe Versorgung kön-         die Unterstützung beim Umgang mit
lichen Erkrankung einhergehen. Dies              nen die niedergelassenen Ärzte und ihre     Trauer, Sterben und Tod.
geschieht durch Vorbeugen und Lindern            Praxisteams wertvolle Unterstützung
                                                                                             In welchen Lebens- beziehungsweise
von Leiden durch frühzeitige Erken-              leisten – zum Beispiel in Form der allge-
                                                                                             Sterbephasen palliative Versorgung erfol-
nung, sorgfältige Einschätzung und               meinen ambulanten Palliativversorgung
                                                                                             gen kann, wer sie durchführt und welche
Behandlung von Schmerzen sowie                   (AAPV), die in den vergangenen Jahren
                                                                                             Ziele damit verbunden sind, zeigt die
anderen Problemen körperlicher,                  ausgebaut wurde und seit 2017 auch
                                                                                             Übersicht auf der folgenden Doppelseite.
psychosozialer und spiritueller Art“.            finanziell gefördert wird.

                                                                  HOSPIZ/
                 ZU HAUSE                                                                                KRANKENHAUS
                                                                PFLEGEHEIM

                                    WUNSCH UND WIRKLICHKEIT: STERBEORTE IN DEUTSCHLAND

 58 %                                             28 %                                         4%
möchten zu Hause sterben                        möchten im Hospiz/Pflegeheim sterben         möchten im Krankenhaus sterben
 23 %                                             19 %                                        58 %
sterben zu Hause                                sterben im Hospiz/Pflegeheim                 sterben im Krankenhaus

Quelle: Deutscher Hospiz- und Palliativverband, Ergebnisse der repräsentativen
Bevölkerungsbefragung 2017 „Sterben in Deutschland – Wissen und Einstellungen zum Sterben“   KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG          3
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AUF EINEN BLICK       PALLIATIVVERSORGUNG

    PHASEN, ZIELE UND AUFGABEN
    Jeder Mensch hat eine einmalige Lebens-, Kranken- und auch
    Sterbensgeschichte. Die hier angegebenen Prognosezeiten
    für die einzelnen Phasen dienen deshalb nur der Orientierung.

      1. REHABILITATIONSPHASE         2. PRÄTERMINALPHASE              3. TERMINALPHASE                 4. STERBEPHASE

      In dieser Monate bis            Die Krankheit beein-             Die Vorstufe des                 Die Phase beschreibt die
      Jahre dauernden ersten          trächtigt die Aktivität          Sterbens kann Tage               letzten Tage des Lebens,
      Phase nach der Diagnose         zunehmend und schränkt           bis Wochen dauern.               in der S3-Leitlinie Palliativ-
      sollen Betroffene zur           Betroffene immer mehr ein.                                        medizin werden drei bis
      Teilhabe am täglichen                                                                             sieben Tage genannt.
      Leben befähigt werden.                                                                            Die Fähigkeiten sind
                                                                                                        zunehmend eingeschränkt.

                                            ZIELE / Lebensqualität verbessern und erhalten

       Betroffene (wieder) aktiv      Betroffene sollen die noch       Begleitung der Betroffenen       Sterbende begleiten
    am Leben teilnehmen lassen,     verbleibende Zeit positiv        und Angehörigen bei der          und ihre Würde achten.
    sie durch eine gute Symp-       verbringen – trotz ihrer         Vorbereitung auf das Sterben.
    tomkontrolle mobilisieren,      Ängste und Einschränkungen.
    damit sie alltägliche Dinge
    selbst tun können.

                                                         ÄRZTLICHE AUFGABEN

      Verordnung von Arznei-,         Umfassende Schmerz-              Umfassende Schmerz-              Linderung der Symptome,
    Heil- und Hilfsmitteln          und Symptomkontrolle,            und Symptomkontrolle,            die mit dem Sterben einher-
      Einbindung anderer            zum Beispiel Übelkeit            zum Beispiel Krämpfe,            gehen können, wie starke
    Berufsgruppen, zum Beispiel       Einbindung anderer             Wunden oder Atemprobleme         Schmerzen oder Atemnot
    Psychotherapeuten               Berufsgruppen, zum                 Einbindung anderer               Begleitung und Beratung
                                    Beispiel Psychotherapeuten       Berufsgruppen, zum               nahestehender Menschen,
                                                                     Beispiel Wundexperten            die oftmals viele Symptome
                                                                                                      nicht kennen, zum Beispiel
                                                                                                      Atemaussetzer oder
                                                                                                      Nahrungsverweigerung
                                                                                                        Einbindung anderer
      HINWEIS                                                                                         Berufsgruppen, zum
                                                                                                      Beispiel Seelsorger

    Wie die kurative ist auch die palliative medizinische Behandlung
    eine wichtige ärztliche Aufgabe. Dabei wird unter Primärversorgung                            
    die gesundheitliche Grundversorgung und Beratung verstanden, in der
                                                                                               Einteilung der Phasen nach:
    auch über weitere Behandlungsschritte in der ambulanten und stationären
                                                                                            Lehrbuch für Palliativmedizin
    medizinischen Behandlung befunden wird. Darüber hinaus geht die
                                                                                            (3. Auflage 2012, Hrsg.: E. Aubert, F.
    allgemeine ambulante Palliativversorgung, kurz AAPV, bei der Ärzte
                                                                                            Nauck, L. Radbruch, Schattauer Verlag)
    beispielsweise eine telefonische Erreichbarkeit und Besuchsbereitschaft
    in kritischen Phasen ermöglichen. Für die spezialisierte ambulante Palliativ-              S3-Leitlinie Palliativmedizin:
    versorgung, kurz SAPV, benötigen Vertragsärzte die Zusatzbezeichnung                    www.awmf.org > Leitlinien
    Palliativmedizin. Näheres dazu stellen wir auf den folgenden Seiten vor.                > aktuelle Leitlinien > Palliativmedizin

4   KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
ORTE UND TEAMS
Eine palliative Versorgung ist überall dort möglich, wo kranke Menschen
betreut werden. Viele wünschen sich, dass es das eigene Zuhause ist.
Doch manchmal geht das nicht, weil Partner oder Kinder mit der Situation
überlastet sind oder eine spezielle Behandlung erforderlich ist.

  ZU HAUSE
                                                                                       Wie wichtig Hausärztinnen und
Für den Weg in die Arztpraxis sind Schwerstkranke oftmals nicht mehr in der Lage.
                                                                                       Hausärzte angesehen werden, zeigt das
In solchen Fällen sind ärztliche Hausbesuche erforderlich, die mit Pflegediensten,
                                                                                       Ergebnis einer Befragung des Deutschen
Therapeuten und ambulanten Hospizdiensten abgestimmt werden.
                                                                                       Hospiz- und Palliativverbandes:
Ambulante Hospizdienste unterstützen Schwerstkranke und Sterbende dabei, die
noch verbliebene Zeit in der vertrauten Umgebung zu verbringen, und sind auch für
                                                                                       AN WEN WÜRDEN SIE SICH WENDEN,
deren Familie da. Meist handelt es sich um Teams aus Ehrenamtlichen. Sie beraten
                                                                                       WENN SIE EINEN HOSPIZ-PLATZ
individuell und stehen in engem Kontakt mit Arztpraxis und Pflegedienst.
                                                                                       ODER EINE HOSPIZ-BEGLEITUNG
  IM HEIM                                                                              FÜR ZU HAUSE SUCHEN WÜRDEN?

Auch im Heim kann eine Palliativversorgung ermöglicht werden. Kooperationsver-         1. HAUSARZT                         23 %
träge mit niedergelassenen Ärzten vereinfachen die Zusammenarbeit. Ende 2018 be-
standen rund 22.000 Kooperationsverträge zwischen Arztpraxen und Pflegeheimen.
                                                                                       2. FAMILIE/FREUNDE                  14 %
Um den besonderen ärztlichen Aufwand zu vergüten, wurde 2016 das Kapitel 37 in         3. INTERNET                         14 %
den EBM aufgenommen. Es enthält mehrere Gebührenordnungspositionen (GOP)
für die Kooperation und Koordinierung der Heimbetreuung.
                                                                                       4. ÖRTLICHER HOSPIZVEREIN           10 %
Pflegeheime können gesetzlich Krankenversicherten eine Versorgungsplanung
                                                                                       5. KRANKENHAUS                       8%
zur individuellen und umfassenden medizinischen, pflegerischen, psychosozialen
                                                                                     Auswahl Top 5-Nennungen, Mehrfachnennungen
und seelsorgerischen Betreuung in der letzten Lebensphase anbieten (Grundlage:       möglich, Quelle: Deutscher Hospiz- und Palliativver-
Paragraf 132g SGB V). Ärzte können die GOP 37400 als Zusatzpauschale für die         band, Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungs-
Beteiligung an der Beratung eines Patienten abrechnen. Durch die frühzeitige         befragung 2017 „Sterben in Deutschland – Wissen
Beratung schon bei Aufnahme ins Heim können wichtige Informationen gesam-            und Einstellungen zum Sterben“
melt und festgeschrieben werden.

  HOSPIZ ODER PALLIATIVSTATION                                                              
Sie kommen für Menschen infrage, die zu Hause oder im Heim nicht adäquat                Die Deutsche Gesellschaft für
palliativ versorgt werden können. Stationäre Hospize sind eigenständige Einrich-     Palliativmedizin bietet einen Flyer zum
tungen zur ganzheitlichen Pflege und Versorgung von Palliativpatienten. Haupt-       Thema „Schwerkranke Menschen und
und Ehrenamtliche arbeiten eng mit erfahrenen Palliativmedizinern der ambulanten     Angehörige im Mittelpunkt“:
Versorgung zusammen. Auf einer spezialisierten Palliativstation im Krankenhaus       www.dgpalliativmedizin.de
versorgt ein multiprofessionelles Team schwerstkranke Menschen, die unter kom-       > Presse & Medien > Informations-
plexen Symptomen leiden. Rund 15 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland            materialien > Flyer
haben eine Palliativstation.

                                                                                     KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG             5
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
MÖGLICHKEITEN                                                                     Palliativversorgung soll die Lebens-
                                                                                      qualität und Selbstbestimmung so
    DER AMBULANTEN                                                                    weit wie möglich erhalten, fördern
    PALLIATIVVERSORGUNG                                                               und verbessern sowie ein würdi-
                                                                                      ges Leben zu Hause, im Heim oder
                                                                                      Hospiz ermöglichen. In diesem
                                                                                      Kapitel werden Möglichkeiten der
                                                                                      ambulanten Palliativversorgung für
                                                                                      Erwachsene vorgestellt. Für Kinder
                                                                                      und Jugendliche gelten zum Teil
                                                                                      eigene Regelungen.

    SPEZIALISIERTE AMBULANTE
    PALLIATIVVERSORGUNG – SAPV
       ist eine multiprofessionelle
    Palliativversorgung durch ein
    spezialisiertes Team
       kann durch jeden Arzt                                        SAPV
    verordnet werden
                                                                                      ALLGEMEINE AMBULANTE
       zur Durchführung verfügen
                                                                                      PALLIATIVVERSORGUNG – AAPV
    Vertragsärzte über eine Weiterbildung
                                                                         AAPV            ist eine besonders qualifizierte
    in Palliativmedizin und führen die
                                                                                      und koordinierte Form der ambulanten
    Zusatzbezeichnung Palliativmedizin
                                                                                      Palliativversorgung
       Paragrafen 37b und 132d SGB V
                                                                                         für einige Leistungen ist grundsätz-
    Seite 11                                                                          lich der Abschluss der 40 Stunden
                                                                                      Kurs-Weiterbildung nach dem
                                                                                      (Muster-) Kursbuch Palliativmedizin
                                                                                      der Bundesärztekammer notwendig
                                                                                         Paragraf 87 SGB V und Anlage 30
                                                                                      zum Bundesmantel­vertrag-Ärzte
                                                                                      „Vereinbarung zur besonders
    PALLIATIVE
                                                                                      qualifizierten und koordinierten
    PRIMÄRVERSORGUNG
                                                                                      palliativmedizinischen Versorgung“
      gehört ambulant und stationär
    genau wie die kurative Behandlung                                                 Seiten 8 bis 10
    zu den ärztlichen Aufgaben
      Paragraf 27 SGB V
    Seite 7                                           PALLIATIVE
                                              PRIMÄRVERSORGUNG                        Hinweise zur Onkologie-Vereinbarung
                                                                                      und zur ambulanten spezialfachärzt-
                                                                                      lichen Versorgung
                                                                                      Seite 12

     Palliativmedizin ist mittlerweile ein verpflichtendes Lehr- und Prüfungsfach
     an medizinischen Fakultäten. Zudem bestehen mehrere Lehrstühle für
     Palliativmedizin in Deutschland. Sie ist auch Teil der Weiterbildung in der
     Allgemeinmedizin. Sich in dem Gebiet zu spezialisieren, ist seit 2004 möglich.
     Eine solche Zusatzqualifikation ist keine Voraussetzung für die Primärver-
     sorgung, aber im Praxisalltag hilfreich.

6   KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
PALLIATIVE PRIMÄRVERSORGUNG

  So wie die kurative gehört die
  palliative Behandlung der gesetz-
  lich Versicherten zu den primären
  vertragsärztlichen Aufgaben.
  Hierbei geht es um die gesundheit-
  liche Grundversorgung und Bera-
  tung. Außerdem wird über weitere
  Behandlungsschritte befunden.
  In der Regel übernehmen Haus-
  ärzte diese Aufgabe. Sie kennen
  ihre Patienten oftmals schon über
  Jahre oder Jahrzehnte und sind
  wichtige Vertrauenspersonen.

 WER HAT ANSPRUCH?                       HINWEISE ZUR ABRECHNUNG                   GOP 03372 Zuschlag zu GOP 01410
                                                                                   (Besuch) oder 01413 (Besuch eines
Alle gesetzlich Krankenversicherten      Vertragsärzte, die an der Versorgung      weiteren Kranken) für die palliativmedi-
                                         von Palliativpatienten beteiligt sind,    zinische Betreuung in der Häuslichkeit;
 DAS GEHÖRT DAZU                         können über den EBM folgende Gebüh-       124 Punkte je vollendete 15 Minuten,
                                         renordnungspositionen (GOP) zusätzlich    Tageshöchstwert 620 Punkte:
Insbesondere ärztliche                   abrechnen:                                Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,
Primärbehandlung                                                                   Dauer mindestens 15 Minuten,
                                         GOP 03370 Palliativmedizinische
                                                                                   palliativmedizinische Betreuung
                                         Ersterhebung des Patientenstatus
Koordinationsleistungen                                                            des Patienten (z. B. Schmerztherapie,
                                         inklusive Behandlungsplan;
                                                                                   Symptomkontrolle)
                                         341 Punkte, 1 x im Krankheitsfall:
Verordnung von häuslicher Kranken-
                                         Untersuchung des körperlichen und         GOP 03373 Zuschlag zu GOP 01411,
pflege, medizinischer Rehabilitation,
                                         psychischen Zustands, Beratung und        01412 oder 01415 (Dringende Besuche)
Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln u. a.
                                         Aufklärung von Patient und/oder           für die palliativmedizinische
                                         Betreuungsperson zur Ermittlung und       Betreuung in der Häuslichkeit;
 ÄRZTLICHE QUALIFIKATION                 gegebenenfalls Erfassung des Patienten-   124 Punkte je Besuch:
                                         willens, Erstellung und Dokumentation     Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,
Über die berufliche Grundqualifikation
                                         eines palliativmedizinischen Behand-      palliativmedizinische Betreuung des
hinaus wünschenswert: Kenntnisse
                                         lungsplans unter Berücksichtigung des     Patienten (z. B. Schmerztherapie,
und Erfahrungen in der palliativen
                                         Patientenwillens                          Symptomkontrolle)
Versorgung, Engagement und Zeit
                                         GOP 03371 Zuschlag zur Versicherten-
                                                                                   Für die palliativmedizinische Betreuung
 ZIELE                                   pauschale 03000 für die palliativ-
                                                                                   von Kindern und Jugendlichen enthält
                                         medizinische Betreuung des
                                                                                   der EBM-Abschnitt 4.2.5 analoge GOP.
Krankheit erkennen,                      Patienten in der Arztpraxis;
ihre Verschlimmerung verhüten,           159 Punkte, 1 x im Behandlungsfall:
Krankheitsbeschwerden lindern            Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,            
                                         Dauer mindestens 15 Minuten,
                                                                                      Den EBM mit allen Abrechnungs-
Sterbende begleiten                      palliativmedizinische Betreuung des
                                                                                   bestimmungen finden Sie unter:
                                         Patienten (z. B. Schmerztherapie,
                                                                                   www.kbv.de > Service > EBM
                                         Symptomkontrolle)
                                                                                   > Online-Version des EBM

                                                                                   KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG       7
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
ALLGEMEINE AMBULANTE PALLIATIVVERSORGUNG – AAPV

                                                                                          DAS GEHÖRT DAZU
      Die allgemeine ambulante Palliativ-
      versorgung, kurz AAPV, schließt die                                                Palliativmedizinische Ersterhebung, bei
      Lücke zwischen Primärversorgung                                                    der anhand eines Assessments der indi-
      und spezialisierten Angeboten.                                                     viduelle palliative Bedarf ermittelt wird,
      Ihr Ausbau geht auf das Hospiz-                                                    z. B. für eine Schmerztherapie
      und Palliativgesetz zurück, das
      eine besonders qualifizierte und                                                   Koordination der medizinischen und
      koordinierte palliativmedizinische                                                 pflegerischen Versorgung unter Leitung
      Versorgung vorsieht. Damit soll die                                                des Arztes, hierbei geht es vor allem um
      allgemeine Palliativversorgung,                                                    die Zusammenarbeit mit Pflegediensten,
      die vorrangig hausärztlich erfolgt,                                                Therapeuten, Hospizen etc.
      flächendeckend gefördert werden.
                                                                                         Hausbesuche sowie telefonische Erreich-
                                                                                         barkeit und Besuchsbereitschaft auch
                                                                                         außerhalb der Sprechstundenzeiten
                                               WER HAT ANSPRUCH?                         sowie vorher deren zeitliche Abstim-
                                                                                         mung, ggf. längere Telefonate mit Pfle-
                                             Schwerstkranke und Sterbende, deren
                                                                                         gepersonal, ärztlichem Bereitschafts-
                                             Lebenserwartung auf Tage, Wochen oder
                                                                                         dienst oder Angehörigen außerhalb
                                             Monate gesunken ist; kurative Behand-
                                                                                         der Sprechstunden
                                             lung der Grunderkrankungen ist nicht
                                             mehr indiziert oder von Patientenseite
                                                                                         Patientenorientierte Fallbesprechungen
                                             nicht mehr erwünscht; Voraussetzungen
                                                                                         mit wichtigen Beteiligten wie Fachärz-
                                             für die SAPV werden (noch) nicht erfüllt;
                                                                                         ten, Pflegediensten, Angehörigen, die
                                             die SAPV-Beratungsleistung kann
                                                                                         an der Versorgung beteiligt sind
                                             allerdings parallel schon in Anspruch
                                             genommen werden

    PALLIATIVVERSORGUNG BEI
    KINDERN UND JUGENDLICHEN

    Sie unterscheidet sich von der bei Erwachsenen.
    Eine palliativmedizinische Versorgung kann bei Kindern
    und Jugendlichen auch dann erfolgen, wenn die
    Lebenserwartung nicht zuverlässig eingeschätzt werden
    kann, zum Teil auch intermittierend und begleitend zur
    kurativen Versorgung über viele Jahre. Die palliative
    Primärversorgung übernehmen Kinder- und Jugendärzte
    gemeinsam mit ambulanten (Kinder-) Krankenpflege-
    diensten. Besondere psychosoziale Unterstützung
    erhalten Familien bei ambulanten Kinderhospizdiensten
    sowie durch Aufenthalte in stationären Kinder- und
    Jugendhospizen. In Krisensituationen, in Phasen der
    Krankheitsprogression und am Lebensende kann die
    Primärversorgung durch das Angebot einer multipro-
    fessionellen spezialisierten ambulanten pädiatrischen
    Palliativversorgung sowie durch die Kinderpalliativ-
    station und Kinderhospize ergänzt werden.

8   KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
WWW.
                                                                                               CHARTA-FUER-
                                                                                               STERBENDE.DE

                                                                                                   Wir
 ÄRZTLICHE QUALIFIKATION
                                                                                              unterstützen
Über die berufliche Grundqualifikation
hinaus wünschenswert: Kenntnisse
                                            Fortbildung                                        die Charta
und Erfahrungen in der palliativen          8 Fortbildungspunkte pro Jahr,
Versorgung                                  vor allem zur Fallbesprechung                   Um die Versorgung Schwerstkranker
                                            sowie Qualitätszirkel                           und Sterbender ins öffentliche Licht
Für die Abrechnung bestimmter
                                                                                            zu rücken, haben verschiedene
Leistungen der AAPV ist eine                Mehr zu Qualitätszirkeln auf Seite 15
                                                                                            Organisationen, darunter die KBV,
besondere Qualifikation gefordert:
                                                                                            eine Charta entwickelt. Träger und
                                             ZIELE                                          Herausgeber sind die Deutsche
Praktische Erfahrungen
                                                                                            Gesellschaft für Palliativmedizin
                                            Ein Sterben in der selbst gewählten
                                                                                            e. V., der Deutsche Hospiz- und
Betreuung von mindestens 15 Palliativ-      Umgebung bei bestmöglicher indivi-
                                                                                            Palliativverband e. V. und die
patienten innerhalb der vergangenen         dueller Lebensqualität ermöglichen
                                                                                            Bundesärztekammer. Mehr als
drei Jahre (dieses Kriterium erfüllen
                                                                                            2.000 Organisationen und Institu-
ca. 2/3 der Hausärzte) oder
                                                                                            tionen sowie über 25.000 Einzel-
                                                                                            personen setzen sich mit ihrer
Mindestens 2-wöchige Hospitation in
                                                                                            Unterschrift für die Charta ein.
einer Einrichtung der Palliativversor-
gung oder in einem SAPV-Team
                                                                                            DIE FÜNF LEITSÄTZE:

                                                                                              esellschaftspolitische
                                                                                             G
Theoretische Kenntnisse
                                                                                             Herausforderungen
                                                                                       1
                                                                                             – Ethik, Recht und
40-stündige Kurs-Weiterbildung
                                                                                             öffentliche Kommunikation
Palliativmedizin nach (Muster-) Kurs-
buch Palliativmedizin der Bundes-
                                                                                             Bedürfnisse der Betroffenen
ärztekammer oder
                                                                                       2 – Anforderungen an die
                                                                                             Versorgungsstrukturen
Vertragsärzte, die die strukturierte
curriculare Fortbildung „Geriatrische
                                                                                             Anforderungen an die Aus-,
Grundversorgung“ der Bundesärzte-                                                      3
                                                                                             Weiter- und Fortbildung
kammer (60 Stunden) und die Fortbil-
dung „Curriculum − Psychosomatische
Grundversorgung“ (80 Stunden)                                                          4 Entwicklungsperspektiven
                                                                                             und Forschung
absolviert haben, weisen die Teilnahme
am Themenkomplex 2 „Behandlung von
                                                                                             Die europäische und
Schmerzen und anderen belastenden                                                      5
                                                                                             internationale Dimension
Symptomen (Symptomkontrolle –
20 Stunden)“ der Kurs-Weiterbildung
Palliativmedizin nach oder                                                                  Mehr zur Charta:
                                                                                            www.charta-zur-betreuung-
Vertragsärzte, die bereits die Zusatzqua-                                                   sterbender.de
lifikation „Spezielle Schmerztherapie“                                                      
(80 Stunden) absolviert haben, weisen                                                       Wollen auch Sie die
die Teilnahme an den Themenkomple-                                                          Charta unterstützen?
xen 3, 4, 5 und 6 der Kurs-Weiterbildung                                                    Informationen finden Sie hier:
(„Psychosoziale und spirituelle Aspek-                                                      www.koordinierung-hospiz-
te“, „Ethische und rechtliche Fragestel-                                                    palliativ.de/service_charta-
lungen“, „Kommunikation und Team-                                                           unterzeichnen.html
arbeit“ und „Selbstreflexion“ insgesamt
18 Stunden) nach
                                                                                    KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG       9

   HINWEISE ZUR ABRECHNUNG

   Diese Leistungen dürfen alle Vertrags-
   ärzte abrechnen, die an der Versorgung
   eines Palliativpatienten beteiligt sind:
   GOP 37305 Zuschlag zu GOP 01410
   (Besuch) und 01413 (Mitbesuch)
   für die palliativmedizinische
   Betreuung in der Häuslichkeit;
                                              tens 5 Bereichen, Erstellung und/oder      GOP 37318 Telefonische Beratung
   124 Punkte je vollendete 15 Minuten,
                                              Aktualisierung eines schriftlichen und     von mindestens 5 Minuten Dauer;
   Tageshöchstwert 744 Punkte:
                                              allen Beteiligten zugänglichen Therapie-   213 Punkte je Telefonat, höchstens
   Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,
                                              planes und/oder eines qualifizierten       7 x im Behandlungsfall:
   Dauer mindestens 15 Minuten,
                                              Schmerztherapieplanes und Notfallpla-      Telefonischer Kontakt mit Pflegepersonal
   palliativmedizinische Betreuung des
                                              nes (z. B. „PALMA“) in Zusammenarbeit      oder ärztlichem Bereitschaftsdienst oder
   Patienten (z. B. Schmerztherapie,
                                              mit beteiligten Ärzten                     Angehörigen des Patienten oder dem
   Symptomkontrolle)
                                                                                         Krankenhaus
                                              GOP 37302 Zuschlag zur Versicher-
   GOP 37306 Zuschlag zu GOP 01411,
                                              ten- oder Grundpauschale für den
   01412 oder 01415 (Dringende Besuche)                                                  Diese GOP können nur Konsiliarärzte
                                              koordinierenden Vertragsarzt;
   für die palliativmedizinische                                                         mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin
                                              275 Punkte, 1 x im Behandlungsfall:
   Betreuung in der Häuslichkeit;                                                        (siehe SAPV) berechnen:
                                              Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,
   124 Punkte je Besuch:
                                              Koordination diagnostischer, therapeu-     GOP 37314 Konsiliarische Erörterung;
   Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,
                                              tischer und pflegerischer Maßnahmen,       106 Punkte, 1 x im Behandlungsfall
   palliativmedizinische Betreuung
                                              Koordination der palliativmedizinischen
   des Patienten (z. B. Schmerztherapie,
                                              und palliativpflegerischen Versorgung
   Symptomkontrolle)
                                              durch Einbeziehen von und Zusammen-
   GOP 37320 Fallkonferenz; 86 Punkte,        arbeit mit anderen an der Versorgung
   höchstens 5 x im Krankheitsfall:           des Patienten Beteiligten                        
   Patientenorientierte Fallbesprechung
                                              GOP 37317 Telefonische Erreichbarkeit        Fakten zur besonders qualifizierten
   unter Beteiligung der notwendigen
                                              und Besuchsbereitschaft in kritischen      und koordinierten palliativmedizini-
   ärztlichen Fachdisziplinen und/oder
                                              Phasen als Zuschlag zur GOP 37302;         schen Versorgung:
   weiterer komplementärer Berufe sowie
                                              1.425 Punkte, 1 x im Krankheitsfall:       www.kbv.de/html/30684.php
   mit Pflegekräften bzw. Angehörigen,
                                              Telefonische Erreichbarkeit des koordi-
   die an der Patientenversorgung betei-                                                    Vereinbarung zur besonders
                                              nierenden Arztes für Patient, Angehö-
   ligt sind (auch telefonisch und als                                                   qualifizierten und koordinierten
                                              rige, Pflegekräfte und/oder ärztlichen
   Videofallkonferenz möglich)                                                           palliativmedizinischen Versorgung:
                                              Bereitschaftsdienst und Besuchsbereit-
                                                                                         www.kbv.de > Service > Verträge
                                              schaft außerhalb der Sprechstunden-
   Für diese Leistungen ist eine Abrech-                                                 > Bundesmantelvertrag > Anlage 30
                                              zeiten, an Wochenenden, gesetzlichen
   nungsgenehmigung der Kassenärztli-                                                    Palliativversorgung
                                              Feiertagen, am 24. und 31. Dezember
   chen Vereinigung erforderlich:
                                              in kritischen Phasen, die nicht durch
   GOP 37300 Palliativmedizinische            qualifizierte Schmerztherapie, einen
   Ersterhebung des Patientenstatus           Therapie-, und/oder Notfallplan zu be-
   inklusive Behandlungsplan;                 heben sind; im Vorfeld Abstimmung der
   392 Punkte, 1 x im Krankheitsfall:         Erreichbarkeit zwischen Arzt und Patient
   Persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt,       bzw. Angehörigen; keine Vorgabe, über
   Untersuchung des körperlichen und          welchen zusammenhängenden Zeitraum
   psychischen Zustands, Ersterhebung         bzw. über wie viele Tage im Krankheits-
   des individuellen palliativen Bedarfs im   fall die Erreichbarkeit/Besuchsbereit-
   Rahmen eines standardisierten palliativ-   schaft vorzuhalten ist, dies liegt im
   medizinischen Assessments in mindes-       Ermessen des koordinierenden Arztes.

10 KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
PALLIATIVVERSORGUNG MÖGLICHKEITEN DER AMBULANTEN VERSORGUNG, PRAXISBEISPIELE UND RECHTLICHE HINWEISE - Kassenärztliche ...
SPEZIALISIERTE AMBULANTE PALLIATIVVERSORGUNG – SAPV

                                               WER HAT ANSPRUCH?                            ZIELE
   Manche Menschen, die unheil-
   bar krank sind, haben ein so               Schwerstkranke Menschen, deren           Lebensqualität sowie Selbstbestimmung
   komplexes Symptomgeschehen,                Lebenserwartung begrenzt ist und die     schwerstkranker Menschen erhalten,
   dass sie der spezialisierten               eine besonders aufwändige Versorgung     fördern und verbessern; ein menschen-
   ambulanten Palliativversorgung,            von Fachleuten mit spezifischen Palliativ-
                                                                                       würdiges Leben bis zum Tod in der ver-
   kurz SAPV, bedürfen.                       kenntnissen und -erfahrungen benötigen   trauten häuslichen Umgebung oder einer
                                                                                       stationären Pflegeeinrichtung ermög-
                                              Voraussetzung ist, dass andere ambu-
                                                                                       lichen; vordergründig medizinisch-
                                              lante Versorgungsformen sowie ambulan-
Die SAPV ist seit 2007 eine Leistung der                                               pflegerische Zielsetzung, Symptome
                                              te Hospizleistungen nicht ausreichen
gesetzlichen Krankenkassen. Damit soll                                                 und Leiden einzelfallgerecht zu lindern
                                              oder nur unter besonderer Koordination
Menschen, die in ihrer letzten Lebens-
                                              möglich sind. Anhaltspunkt dafür ist
phase eine besonders aufwändige Ver-                                                   HINWEISE ZUR ABRECHNUNG
                                              das Vorliegen eines komplexen Symptom-
sorgung benötigen, ein würdiges Leben
                                              geschehens, z. B. durch eine ausgeprägte
bis zum Tod in der vertrauten häuslichen                                               VERORDNUNG
                                              neurologische, respiratorische oder
Umgebung und bei ihren Angehörigen
                                              kardiale Symptomatik                     Für die Verordnung der SAPV sind für
ermöglicht werden. Nur rund zehn Pro-
                                                                                       alle Vertragsärzte zwei Abrechnungs-
zent der Palliativpatienten fallen schät-
                                                DAS GEHÖRT DAZU                        ziffern im EBM zu finden:
zungsweise in diese Versorgungsgruppe.
                                                                                           GOP 01425 Erstverordnung der SAPV;
                                              SAPV ist Teamarbeit, je nach
MULTIPROFESSIONELLES TEAM                                                                  253 Punkte
                                              Versorgungsbedarf erfolgt sie als:
                                                                                           GOP 01426 Folgeverordnung zur
Für die spezialisierten palliativen Versor-
                                                                                           Fortführung der SAPV; 152 Punkte,
gungsangebote wird ein multiprofessio-        Beratung, Anleitung oder Begleitung
                                                                                           höchstens 2 x im Behandlungsfall
nelles Team mit einem interdisziplinären      des verordnenden oder behandelnden
Arbeitsansatz benötigt. Das palliative        Arztes sowie weiterer Beteiligter,           Für die Verordnung von SAPV sind keine
Kernteam sollte aus Pflegefachkräften         z. B. Angehöriger                            spezifischen Voraussetzungen erforderlich.
und Ärzten mit einer spezialisierten Aus-
bildung für Palliativversorgung bestehen      Koordination der diagnostischen, thera-      SAPV-LEISTUNGEN
und durch Psychologen, Sozialarbeiter         peutischen und pflegerischen Leistungen
                                                                                           Die Vergütung der SAPV-Leistungen erfolgt
und Physiotherapeuten ergänzt werden.
                                                                                           regional unterschiedlich. Dazu schließen
                                              Teilversorgung in additiv
In stationären Hospizen besteht ein An-                                                    die gesetzlichen Krankenkassen Verträge
                                              unterstützender Form
spruch auf die Teilleistung der erforderli-                                                mit SAPV-Teams vor Ort. Darin regeln sie
chen ärztlichen Versorgung im Rahmen                                                       Einzelheiten der Versorgung sowie zur Ab-
                                              Vollversorgung
der SAPV, wenn die ärztliche Versorgung                                                    rechnung und Vergütung. In naher Zukunft
im Rahmen der vertragsärztlichen Ver-                                                      wird es dazu einen einheitlichen Rahmen-
sorgung aufgrund des besonders auf-            ÄRZTLICHE QUALIFIKATION                     vertrag geben (nach SGB V § 132d Abs. 1).
wändigen Versorgungsbedarfs nicht
                                              Anerkannte Zusatzweiterbildung
ausreicht.
                                              Palliativmedizin nach der aktuell
                                              gültigen Weiterbildung der jeweiligen                                     FILMTIPP
VERORDNUNG AUF FORMULAR 63
                                              Landesärztekammer
Für die Ver-
                                                                                               „PALLIATIVMEDIZIN: AUF DEM
ordnung der                                   Erfahrung aus der ambulanten pallia-
                                                                                               LETZTEN WEG GUT VERSORGT“
SAPV gibt es                                  tiven Behandlung von mindestens
ein eigenes                                   75 Palliativpatienten, z. B. in deren            Dr. André Haas ist Hausarzt und
vertrags-                                     häuslicher Umgebung oder in einem                Palliativmediziner in Thüringen und
ärztliches                                    stationären Hospiz, innerhalb der letzten        Teil eines SAPV-Teams. Das Filmteam
Formular                                      drei Jahre oder aus einer mindestens             von KV-on hat ihn begleitet:
(Formular 63).                                einjährigen klinischen palliativmedizi-          www.youtube.de > Sucheingabe
                                              nischen Tätigkeit in einer Palliativabtei-       „Palliativmedizin: auf dem letzten
                                              lung in einem Krankenhaus innerhalb              Weg gut versorgt“
                                              der letzten drei Jahre
                                                                                           KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG 11
PALLIATIVVERSORGUNG NACH DER ONKOLOGIE-VEREINBARUNG

                                             Vertragsärzte, die an der Onkologie-Ver-    Dabei sind folgende Leistungen
                                             einbarung teilnehmen wollen, benötigen      verpflichtend:
                                             dafür eine Genehmigung ihrer Kassen-
                                                                                           Standardisiertes palliativmedizini-
                                             ärztlichen Vereinigung. Beim Antrag
                                                                                           sches Basisassessment (siehe
                                             müssen sie eine bestimmte Qualifikation
                                                                                           Stichwort) zu Beginn der Behandlung
                                             nachweisen, entweder eine Weiterbil-
                                             dung Innere Medizin mit Schwerpunkt
                                                                                           Umfassende Behandlung zur Symp-
                                             Hämatologie und Onkologie oder die
                                                                                           tomkontrolle und -behandlung und
                                             Zusatzweiterbildung „Medikamentöse
                                                                                           zur psychosozialen Stabilisierung
                                             Tumortherapie“ oder eine Facharzt-
                                                                                           unter Einbeziehung der Angehörigen
                                             beziehungsweise Gebietsbezeichnung,
                                             die diese Inhalte erfüllt. Nachzuweisen
                                                                                         In Sachsen und Thüringen bestehen eigene
                                             sind zusätzlich die Betreuung einer
                                                                                         Vereinbarungen zur Onkologie. Auch dort
                                             bestimmten Mindest-Patientenzahl
                                                                                         wird die Palliativversorgung abgebildet.
                                             sowie regelmäßige Fortbildungen.
   Zur Förderung der ambulanten Versor-
                                             Für den besonderen ärztlichen Auf-          ÄRZTLICHE AUFGABEN
   gung speziell krebskranker Menschen
                                             wand gibt es Kostenpauschalen, die
   wurde 2009 mit der Onkologie-Verein-                                                  Der onkologisch verantwortliche Vertrags-
                                             regional unterschiedlich vergütet
   barung ein bundesweiter Rahmen                                                        arzt stellt die gesamte ambulante Diag-
                                             werden – für die Palliativversorgung
   geschaffen – sowohl kurativ als auch                                                  nostik und Therapie der Tumorkrankheit
                                             ist es die Kostenpauschale 86518. Sie ist
   palliativ. Partner sind auf Bundesebene                                               wohnortnah sicher. Für die umfassende
                                             als Zuschlag zu den Kostenpauschalen
   die KBV und der GKV-Spitzenverband.                                                   Planung der Therapie bildet er eine onko-
                                             86510 und 86512 bei progredientem
   In Sachsen und Thüringen gibt es                                                      logische Kooperationsgemeinschaft mit
                                             Verlauf der Krebserkrankung nach
   regionale Vereinbarungen zwischen                                                     den Fachbereichen: Pathologie, Radiolo-
                                             Abschluss einer systemischen medika-
   Krankenkassen und Kassenärztli-                                                       gie, Strahlentherapie, Palliativmedizin,
                                             mentösen Tumortherapie oder Strah-
   chen Vereinigungen. Weil sich nicht                                                   Hämatoonkologie sowie gegebenenfalls
                                             lentherapie beziehungsweise nach
   alle Krankenkassen beteiligen, steht                                                  mit weiteren Fachbereichen / Schwerpunk-
                                             erfolgter Operation eines Patienten
   diese Form der Versorgung nicht allen                                                 ten, wenn diese in Abhängigkeit der
                                             ohne Heilungschance einmal im
   Krebspatienten offen.                                                                 Tumorerkrankungen erforderlich sind.
                                             Behandlungsfall berechnungsfähig.
                                                                                         Viele onkologische Schwerpunktpraxen
                                                                                         arbeiten mit SAPV-Teams zusammen und
                                                                                         können ihren Patienten somit auch diese
                                                                                         Form der Palliativversorgung anbieten.

    STICHWORT

   PALLIATIVMEDIZINISCHES                         AMBULANTE SPEZIALFACHÄRZTLICHE
   BASISASSESSMENT                                VERSORGUNG
   Zum palliativen Basisassesment                Krebskranke können auch in der ambulanten
   gehört die umfassende Ersteinschät-           spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) behandelt
   zung mit Anamnese, Umfeldanalyse              werden. Dieses interdisziplinäre Behandlungs-
   und Erfassung der komplexen indivi-           angebot richtet sich an gesetzlich Versicherte,          AMBULANTE
   duellen Lebenssituation. Ziele sind           die an einer seltenen oder schweren Erkrankung           SPEZIALFACHÄRZTLICHE
                                                                                                          VERSORGUNG
   eine qualifizierte palliative Erhebung        mit besonderem Krankheitsverlauf leiden. Vertrags-
                                                                                                          INTERDISZIPLINÄR IN
                                                                                                          PRAXEN UND KLINIKEN
                                                                                                                                AKTUALISIERTE
                                                                                                                                  AUSGABE

   und Behandlungsplanung. Eine Doku-            und Klinikärzte übernehmen hier die Versorgung
                                                                                                                                   AUGUST
                                                                                                                                    2018

   mentationshilfe bietet die Deutsche           gemeinsam. Die Vergütung erfolgt zu festen Preisen
   Gesellschaft für Palliativmedizin:            und extrabudgetär ohne Mengenbegrenzung.
   www.dgpalliativmedizin.de > Service           Mehr dazu stellt die KBV auf den ASV-Themenseiten
   > Dokumentationshilfen > Palliativ-           und in einer Broschüre aus der Reihe PraxisWissen vor:
   medizinisches Basisassessment                 www.kbv.de/asv

12 KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
FOKUS

HÄUSLICHE KRANKENPFLEGE
ALS TEIL DER PALLIATIVVERSORGUNG

Bei der Symptomkontrolle sollen Krankheitszeichen und Begleiterscheinungen möglichst
schnell erkannt, erfasst und behandelt werden. Vertragsärzte können sie Palliativpatien-
ten seit 2017 als Leistung der häuslichen Krankenpflege verordnen.

VERBESSERUNG DER SYMPTOMKONTROLLE                      VERORDNUNG FÜR JEWEILS 14 TAGE
IN DER HÄUSLICHKEIT
                                                       Erst- und Folgeverordnungen können für jeweils bis
Bei der häuslichen Krankenpflege erfolgt die           zu 14 Tage ausgestellt werden. Die Häufigkeit richtet
Symptomkontrolle in enger Abstimmung zwischen          sich nach dem individuellen Bedarf. Das heißt, es
den Pflegekräften und dem verordnenden Arzt. Im        gibt keine Beschränkung hinsichtlich der Anzahl
Vordergrund steht die Symptomatik und Lebensqua-       und Dauer der täglichen Pflegeeinsätze.
lität von Sterbenden in ihrer häuslichen Umgebung
zu verbessern.                                         VERORDNUNGSFORMULAR
Eine Symptomkontrolle soll insbesondere bei            Ärzte geben auf dem Formular 12 „Verordnung
Schmerzsymptomen, Übelkeit, Erbrechen, pulmo-          häuslicher Krankenpflege“ die Leistungsziffer 24a
nalen oder kardialen Symptomen und Obstipation         für die palliative Symptomkontrolle an. Unabhängig
sowie bei der Kontrolle und Behandlung von exul-       davon sind alle notwendigen behandlungspflegeri-
zerierenden Wunden durchgeführt werden. Zudem          schen Maßnahmen wie gewohnt auf der Verordnung
gehört die Krisenintervention dazu, etwa bei Krampf-   anzugeben.
anfällen, Blutungen oder akuten Angstzuständen.
                                                       ABGRENZUNG ZUR SAPV
IN JEDEM ALTER
                                                       Die Leistung ist für Patienten gedacht, die einen
Die Leistung ist für die Behandlung schwerstkranker    palliativen Versorgungsbedarf haben, der keine
und sterbender Menschen in jedem Alter verord-         Versorgung im Rahmen der SAPV erfordert. Daher
nungsfähig. Versicherte müssen an einer nicht          ist eine Verordnung bei bereits bestehender SAPV-
heilbaren und so weit fortgeschrittenen Erkrankung     Versorgung (Teil- oder Vollversorgung) nicht möglich.
leiden, dass die Lebenserwartung Wochen oder
Tage beträgt.

                                                                                                    Mehr zur häuslichen Kranken-
                                                                                                    pflege lesen Sie in der Broschüre
                                                                                                    „PraxisWissen Häusliche Kranken-
                                                                                                    pflege – Hinweise zur Verordnung“,
                                                                                                    die Sie kostenfrei bei der KBV
                                                                                                    bestellen können, sowie auf der
                                                         HÄUSLICHE
                                                         KRANKENPFLEGE                              Themenseite im Internet:
                                                         HINWEISE ZUR VERORDNUNG FÜR ÄRZTE
                                                                                                    www.kbv.de > Service > Verord-
                                                                                                    nungen > Häusliche Krankenpflege

                                                                                             KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG 13
PALLIATIVVERSORGUNG
                                                                         Eine qualitativ hochwertige Palliativ-
                                                                         versorgung erfordert die Vernetzung
   IM NETZWERK                                                           aller Beteiligten. Warum das so ist und
                                                                         was dazu gehört, stellen wir in diesem
                                                                         Kapitel vor.

                                                PSYCHOTHERAPEUTEN
                                                                            APOTHEKEN IN DER NÄHE
                                   SEELSORGER

                  SELBSTHILFEGRUPPEN                                                       HEILMITTELANBIETER

                 PFLEGEDIENST                                                                      HILFSMITTELANBIETER

        ANGEHÖRIGE UND
                                                                    PRAXIS-TEAM
         NAHESTEHENDE                                                                                     QUALITÄTSZIRKEL
                                                    PATIENT

                                                                                                                PRAXISNETZE

                                                                                                         PRAXIS-
                                                                                     KON
                                                                                         TAKT
                                                                                              E
                                                                                                         NETZWERK
                                                                                       N
                                                                              PATIENTE
       PATIENTEN-                                                              DATEN
       NETZWERK
                         HEIM                                                                      WEITERE BETEILIGTE

                                  HOSPIZ
                                                                                     OHNE NETZWERK GEHT ES NICHT
                                           KRANKENHAUS          SAPV-TEAM            Netzwerken ist wichtig – sowohl im
                                                                                     direkten Umfeld eines schwerstkranken
                                                                                     oder sterbenden Menschen als auch
                                                                                     generell in der Region, in der das Praxis-
                                                                                     team tätig ist. Ziel ist das „Ummanteln“
                                                                                     eines schwerstkranken oder sterbenden
                                                                                 G
                                                                        G   UN       Menschen. Das Team arbeitet eng mit

                                                                    RFÜ
                                                                                     allen zusammen, die dem Patienten
                                                               VE                    nahestehen oder wichtig für ihn sind.
                                                         TEN
                                                    EN
                                                                                     Je nach Bedarf können dann Kontakte,
                                                I
                                            PAT
                                                                                     die für einen Palliativpatienten wichtig
                                                                                     sind oder sein könnten, genutzt oder
                                                                                     aktiviert werden. Dabei empfiehlt es sich,
                                                                                     eine Kontaktliste anzulegen und diese
                                                                                     aktuell zu halten.

14 KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
Zu den Forschungsschwerpunkten von Professor Dr. Johannes Erdmann zählen die Therapie
                                            von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2.

                                                                      Dr. Markus Beier ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Erlangen und betreut
                                                                      seit vielen Jahren Palliativpatienten. Er ist außerdem Landesvorsitzender
                                                                      des Bayerischen Hausärzteverbandes, Ehrenvorsitzender des Vereins
                                INTERVIEW                             Hausärzte Erlangen und Umgebung e.V. sowie Mitglied der Vertreter-
                                                                      versammlung der KV Bayerns. Für das Projekt „Vernetzte Versorgungs-
                                DR. MARKUS BEIER,                     strukturen in der Allgemeinen Ambulanten Palliativversorgung (AAPV)“
                                FACHARZT FÜR                          erhielt er den Bayerischen Gesundheitspreis 2018 in der Kategorie
                                ALLGEMEINMEDIZIN                      „Selbstbestimmt leben bis zum Schluss“.

Bei der ambulanten Palliativversorgung wird immer wieder              Versorgungslandschaft zurückgreift. Die Schaffung künstlicher
betont, wie wichtig ein gut ausgebautes und stabiles                  Strukturen ohne Hintergrund bildet keine stabile Basis. Nieder-
Netzwerk ist – warum ist das so wichtig? Besonders in der             gelassene Ärzte, die neu in der ambulanten Versorgung sind
Palliativversorgung muss jede Betreuung individuell erfolgen.         und noch nicht auf etablierte Strukturen zurückgreifen können,
Häufig ist es jedoch so, dass gerade am Lebensende plötzlich          sollten vorhandene Beratungsangebote nutzen und zum
viele Fragen auftauchen, die den medizinischen, sozialen und          Beispiel die Regionalstellen der Berufsverbände ansprechen.
auch spirituellen Bereich betreffen. Dann ist es hilfreich, wenn      Außerdem ist es hilfreich, sich mit dem regionalen Hospizver-
die Partner der Versorgung untereinander gut vernetzt sind            ein, dem SAPV-Team, falls vorhanden der Palliativstation oder
und jeder die Angebote der anderen kennt. So ist eine Vermitt-        einem stationären Hospiz in Verbindung zu setzen und sich mit
lung von Hilfsangeboten auf kurzem, schnellem Weg möglich,            Kollegen, die dort bereits Erfahrung haben, auszutauschen.
ohne immer wieder aufs Neue Kommunikationswege aufbauen               Wichtig ist aber nicht nur der Aufbau eines Netzwerks, sondern
und Angebote zusammensuchen zu müssen.                                auch dessen Erhaltung. Entscheidend dafür ist eine gute Netz-
                                                                      werkarbeit. Hierfür ist ein regelmäßiger Austausch wichtig und
Wie gelingt eine solche Zusammenarbeit im stressigen
                                                                      es empfiehlt sich, regelmäßige Treffen zu initiieren. Hilfreich
ärztlichen Praxisalltag? Es ist wichtig, dass wenige Partner
                                                                      kann auch eine Netzwerkbroschüre sein, in der die Strukturen
den Kern der Versorgung bilden. Das Kernteam sollte idea-
                                                                      und Angebote des Netzwerkes vorgestellt werden. Damit kann
lerweise aus dem Hausarzt, der dem Palliativpatienten über
                                                                      das Netzwerk auch auf sich aufmerksam machen.
längere Zeit vertraut ist, und den Mitarbeitern von lokalem
Hospizverein und Pflegedienst bestehen. Zu viele Schnittstel-
len und ein zu zergliedertes System gefährden die Kontinuität
in der Betreuung. Dann funktioniert die Abstimmung oftmals
nicht mehr reibungslos. Außerdem muss klar sein, wer welche
Aufgaben wann zu erfüllen hat. Klar sein muss auch, dass es                QUALITÄTSZIRKEL NUTZEN
einen Partner gibt, der die vornehmliche Koordination hat.
                                                                           Vertragsärzte, die AAPV-Leistungen abrechnen, müssen
Hier bietet sich die Hausarztpraxis als zentraler Ort der Ver-
                                                                           pro Jahr acht Fortbildungspunkte sammeln. Hierzu zählt
sorgungssteuerung an.
                                                                           natürlich auch die Teilnahme an Qualitätszirkeln (QZ),
Wie schafft es das ärztliche Team, einen vertrauensvollen                  einer etablierten Form des kollegialen Lernens. Welche
Kontakt zu denjenigen aufzubauen, die einem sterbenden                     Zirkel es vor Ort gibt, erfahren Ärzte und Psychothera-
Menschen besonders nahestehen, und für die Dauer der                       peuten bei ihrer Kassenärztlichen Vereinigung.
Behandlung zu halten? Die Einbindung der Familie und
                                                                           THEMEN-MODUL PALLIATIVVERSORGUNG
der Nahestehenden ist zentral in der Palliativversorgung:
Wichtig sind Ruhe und Beständigkeit sowie Sicherheit in der                QZ-Moderatoren stehen zahlreiche Module zur Verfü-
Versorgung des sterbenden Menschen. Diese kann nur erreicht                gung, auch eines zur ambulanten Palliativversorgung.
werden, wenn das Umfeld des Menschen gut eingebunden                       Das Modul vermittelt Hintergrundwissen zu den Aufgaben
und mitgenommen wird, um Irritationen und Unsicherheiten                   und Strukturen. Es enthält zudem eine umfangreiche
zu vermeiden. Der Hausarzt, der diesen sterbenden Menschen                 Fallbeispiel-Sammlung für die Diskussion sowie unter-
meist schon viele Jahre betreut hat und häufig auch die Familie            stützende Materialien wie Checklisten für den ersten Haus-
und Nahestehende kennt, kann damit auf eine gute Vertrau-                  besuch oder Krisenpläne bei akuter Atemnot oder Blutung.
ensbasis aufbauen und eine gute Einbindung ermöglichen.                    Begleitmaterial zu Rechten von Kindern und Hinweise
Manchmal jedoch ist eine Vermittlung zwischen den Partnern                 zum Umgang mit Trauer und Verlust ergänzen das Modul.
der Versorgung oder verschiedenen Angehörigen intern                       Das QZ-Modul zur ambulanten Palliativversorgung steht
hilfreich. Hierfür bieten sich Hospizkoordinatorinnen oder                 zum kostenfreien Download zur Verfügung:
-koordinatoren an.                                                         www.kbv.de > Service für die Praxis > Qualität
                                                                           > Qualitätszirkel > QZ-Module > Palliativversorgung
Welche Tipps können Sie ärztlichen Kollegen für den Aufbau
eines Netzwerkes geben? Um ein Netzwerk aufzubauen,                        Weitere Module, zum Beispiel zur Geriatrie oder Patienten-
ist es wichtig, dass man auf gewachsene Strukturen in der                  fallkonferenz: www.kbv.de/html/qualitaetszirkel.php

                                                                                                KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG 15
AUS DER PRAXIS:
            UTE HARTENSTEIN,
            FACHÄRZTIN FÜR
            INNERE MEDIZIN

   „Palliativmedizin gelingt nur,         EINE GEMEINDE IN SACHSEN                   „Wir wollen dafür sorgen, dass Menschen
   wenn man eine positive Grundein-       Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter
                                                                                     die letzten Wochen, Tage und Stunden in
                                                                                     einer behüteten Umgebung mit respekt-
   stellung hat – zum Leben wie zum       und jahrelanger Kliniktätigkeit ließ
                                                                                     voller Fürsorge verbringen können“, sagt
   Sterben“, sagt Ute Hartenstein.        sich Ute Hartenstein 2012 in Weinböhla
                                                                                     die Ärztin. Dabei werden auch die Ange-
   „So wie die Geburt gehört das          nieder – einer Gemeinde mit rund
                                                                                     hörigen berücksichtigt und unterstützt.
                                          10.000 Einwohnern zwischen Dresden
   Sterben zum Leben dazu, das darf       und Meißen. „Weil mir die Versorgung
   man nicht ausblenden, auch wenn                                                   ARBEITEN IM TEAM
                                          schwer kranker und sterbender Men-
   es schwerfällt“, betont die Fach-      schen sowie generell hochbetagter und      Wenn Ute Hartenstein Palliativpatienten
   ärztin für Innere Medizin. Wichtig     multimorbider Patienten schon immer        zu Hause oder in Heimen besucht, ist
                                          am Herzen lag, habe ich mich zuneh-        Anne Vetter-Zeidler fast immer an ihrer
   ist für sie auch die innere Haltung:
                                          mend mit Palliativmedizin beschäftigt“,    Seite. Die gelernte Krankenschwester ist
   „Das Wohl eines Menschen muss          erzählt sie. 2014 absolvierte die Ärztin   spezialisiert im Bereich Palliativversor-
   an erster Stelle stehen, ökono-        hierfür die Zusatzweiterbildung, 2015      gung und hat ebenfalls viel Erfahrung
   mische und sonstige Interessen         legte sie die Prüfung ab. Sie kann damit   mit hochbetagten sowie schwer kranken
   haben da erstmal keinen Platz.“        sowohl die allgemeine als auch die         und sterbenden Menschen.
                                          spezialisierte ambulante Palliativver-
                                                                                     „In der palliativmedizinischen Versor-
                                          sorgung übernehmen.
                                                                                     gung kann ich jedem nur empfehlen, mit
                                                                                     versierten Krankenschwestern oder Kran-
                                          GUT VERNETZT
                                                                                     kenpflegern zusammen zu arbeiten“, sagt
                                          Dabei ist sie vor Ort sehr gut vernetzt,   die Ärztin. „Denn es geht ja nicht allein
                                          insbesondere über den eingetragenen        um evidenzbasierte Medizin, sondern um
                                          Verein ZIP Weinböhla, einer Initiative     multiprofessionelle Betreuung“, betont
                                          zum Ausbau der Palliativversorgung in      sie. Und dabei sei es hilfreich, auch den
                                          dieser Region (siehe Info auf Seite 17).   Erfahrungsschatz anderer zu nutzen.

16 KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
RESSOURCE ZEIT                                 Aber manchmal möchte jemand direkt
                                               mit der Ärztin sprechen. So erzählte ihr
Die Lebenserwartung in Deutschland ist
                                               eine hochbetagte Patientin, die nach
hoch. Viele ihrer Patienten sind 80, 90
                                               einem erfüllten Leben zurück in die
Jahre oder älter – und nicht unbedingt
                                               Region gezogen ist, den Lebens- und
aufgrund einer Krankheit, sondern manch-
                                               Sterbeweg ihres Mannes. „Sie woll-
mal nur wegen des hohen Alters in der
                                               te mir das unbedingt mitteilen und
letzten Lebensphase. Besuche von „Frau
                                               ich kam einfach nicht weg, weil das
Doktor“ und „Schwester Anne“ sind für
                                               natürlich Zeit braucht“, sagt die Ärztin.
die Patienten oft das Highlight des Tages.
                                               „Aber in dem Fall war es auch ganz
Doch die Ressource Zeit ist knapp. Die         wichtig, dass die Frau mit mir sprechen
Arztpraxis öffnet wochentags um acht,          konnte“, betont sie. Denn in dem Ge-
bis in den späten Nachmittag hinein ist        spräch offenbarte sie auch, wie sie sich
die Ärztin auf den Beinen, danach braucht      das eigene Lebensende vorstellte und
sie Zeit für sich und die Familie. Und für     was sie im Rückblick auf das Sterben
die Rufbereitschaft. Denn Palliativpatien-     ihres Mannes auf keinen Fall wollte.        Ute Hartenstein im Gespräch mit ihrer
ten und deren Angehörige können sich in                                                    Mitarbeiterin Anne Vetter-Zeidler, die sie
Notfällen auch nachts oder am Wochen-          LEBENSERHALTENDE                            bei Haus- und Heimbesuchen begleitet.

ende an sie wenden.                            MASSNAHMEN
                                               Was wünscht sich die Ärztin für die         In ihrer Zeit als Klinik- und Notärztin
KOMMUNIKATION IST WICHTIG
                                               Palliativversorgung in Deutschland?         habe sie solche Szenen immer wieder
Wie sagt sie Patienten, deren Lebensuhr        „Dass wir das Sterben und den Tod           erlebt: Hochbetagte Menschen werden
abläuft, dass sie als Ärztin nicht mehr Zeit   generell in unserer Gesellschaft nicht      eingeliefert, nachdem Angehörige bei-
für sie hat? „Wir kommen doch wieder“,         so verdrängen“, antwortet sie und fügt      spielsweise aufgrund einer aussetzenden
antwortet Ute Hartenstein und schaut           hinzu: „Es sollte zu einer Selbstver-       Atmung den Rettungsdienst gerufen
zu Anne Vetter-Zeidler, die zustimmend         ständlichkeit werden, mit Senioren          haben. „Dann wird beispielsweise ein
nickt. Die beiden Frauen verstehen sich        über die gewollten und nicht gewollten      90-Jähriger, der sich auch gar nicht mehr
auch ohne Worte. Dass sie Patienten zu         lebenserhaltenden Maßnahmen am              wehren kann oder wehren will, künst-
zweit besuchen, hat einige Vorteile: „Wir      Lebensende zu sprechen und die Ent-         lich beatmet oder gar notoperiert. Es gibt
können vieles unterwegs absprechen oder        scheidungen schriftlich festzuhalten        Sedativa, weil die starken Schmerzen
telefonisch in die Wege leiten und uns vor     und dort zu hinterlegen, wo Ärzte,          sonst nicht auszuhalten sind, belastende
Ort aufteilen: der eine misst Blutdruck,       Pflegekräfte und Angehörige sie einse-      Röntgen- oder CT-Aufnahmen, Medika-
der andere nimmt die Daten auf.“               hen können.“ Diese vorausschauende          mente mit starken Nebenwirkungen. Und
                                               Versorgungsplanung, im englischen           wenn dieser 90-Jährige noch ein paar
Dafür nutzen sie in der SAPV ein Tablet,
                                               advance care planning (ACP), gehe über      Tage auf der Intensivstation durchhält
über das sie auf die Patientenakte zugrei-
                                               das Erstellen von Patientenverfügung        und dann stirbt, fragt man sich schon,
fen. Auch betreuende Pflegekräfte können
                                               und Vorsorgevollmacht hinaus.               ob das so sein muss.“ Angesichts des
auf die Akte zugreifen, sodass jeder
                                                                                           unentwegten medizinischen Fortschritts
Beteiligte den aktuellen Stand hat und         Eine Maßnahme, die sie in den von ihr
                                                                                           sollten ihr zufolge ethische Aspekte eine
sich informieren kann oder Informationen       betreuten Pflegeheimen umsetzt, ist
                                                                                           zunehmende Beachtung finden.
für die anderen hinterlässt: Was war beim      das Ausfüllen des PALMA-Formulars.
letzten Mal auffällig? Worauf weisen die       In diesen „Patienten-Anweisungen
Pflegekräfte die Ärztin hin? Was teilt die     für lebenserhaltende Maßnahmen“
                                                                                                  
Ärztin den Pflegekräften mit?                  (PALMA) wird mit ärztlicher Beratung
                                               individuell festgelegt, ob beispielswei-      Ute Hartenstein gehört der Arbeits-
GESPRÄCHE MIT PATIENTEN                        se eine Herz-Lungen-Wiederbelebung          gruppe „Ambulante Palliativversorgung“
                                               durchgeführt werden soll oder nicht.        der Deutschen Gesellschaft für Palliativ-
Die Datenerfassung und der Informations-
                                               Solche vorausschauenden Festlegungen        medizin an. Sie unterstützt den eingetra-
fluss sind das eine. Wichtig ist jedoch vor
                                               hält Ute Hartenstein für extrem wichtig.    genen Verein „ZIP Weinböhla“, der die
allem das persönliche Gespräch – und
                                               „Sonst weiß am Ende keiner, was der-        palliativen Versorgungsstrukturen in der
hier spielt wieder die Ressource Zeit eine
                                               jenige will, der im Sterben liegt, und es   Region ausbauen will. Kollegen, die den
Rolle: „Viele Palliativpatienten möchten
                                               kommt zu Reanimationen, unnötigen           Verein ebenfalls unterstützen wollen oder
sich am Lebensende noch einmal mittei-
                                               Krankenhauseinweisungen und Thera-          eine ähnliche Initiative in ihrer Region
len“, erzählt Ute Hartenstein. Natürlich
                                               pien, die vom Palliativpatienten nicht      planen, finden hier Informationen:
stehen Pflege- und Hospizkräfte, Seel-
                                               mehr gewünscht werden.“                     https://zip-weinboehla.de
sorger oder die Angehörigen bereit.

                                                                                           KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG 17
FOKUS

           BETÄUBUNGSMITTEL

           Bei Schwerstkranken und Sterbenden sind Symptome unter Umständen so stark,
           dass übliche Medikamente nicht ausreichen. Dann können Medikamente, die unter
           das Betäubungsmittelgesetz fallen, infrage kommen. Beispielhaft stellen wir zwei
           Medikamentengruppen vor.

           OPIOIDE
                                                                                                          TIPP
           Schmerzen gehören zu den besonders belastenden
           Symptomen bei Palliativpatienten. Reichen gängige
           Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol nicht       GESUNDHEITSINFORMATION FÜR PATIENTEN
           mehr aus, können Opioide die notwendige Wirkung
                                                                    Wie wirken Opioide? Wann werden
           haben. Opioide sind erprobte Schmerzmittel. Sie
                                                                    Opioide eingesetzt? Wann wird von
           enthalten opiumartige Wirkstoffe, die natürlicher-
                                                                    Opioiden abgeraten? Unter dem Titel
           weise im Schlafmohn vorkommen. Am bekanntesten
                                                                    „Dauerhaft starke Schmerzen – wann helfen
           ist Morphin (früher: Morphium).
                                                                    Opioide?“ bietet die KBV eine Gesundheitsin-
           Opioide hemmen gezielt die Schmerzübertragung,           formation für Patienten an. Praxen können sie
           vor allem in Gehirn und Rückenmark. Sie unterdrü-        kostenfrei abrufen und ausdrucken:
           cken plötzlich auftretende Schmerzen. Entgegen           www.kbv.de/html/12010.php
           immer noch bestehender Mythen ist die Gefahr einer
           Abhängigkeit und auch einer Atemdepression bei
           einer an die Schmerzintensität und -dauer angepass-
           ten Dosierung und Anwendung eher gering.
           Meist werden Opioide in einer Kombination aus
           medikamentösen, physiotherapeutischen und psy-
           chologischen Maßnahmen eingesetzt. Die Schmerz-
           therapie sollte dem WHO-Stufenschema folgen (siehe
           Abbildung) und entsprechend aufgebaut werden.
           Welche Therapie geeignet ist, muss im Einzelfall           WHO-STUFENSCHEMA DER SCHMERZTHERAPIE:
           entschieden werden.
                                                                       STARKE OPIOIDANALGETIKA           z. B. Morphin
                                                                                                               Oxycodon

                                               STUFE 3                   Nicht-Opioidanalgetika
                                                                         Begleitmedikation
                                                                                                               Fentanyl
                                                                                                               Buprenorphin
                                                                         unterstützende Maßnahmen

                                                                 SCHWACHE OPIOIDANALGETIKA z. B. Dextropropoxyphen
                                                                                                 Dihydrocodein
                                        STUFE 2                    Nicht-Opioidanalgetika
                                                                   Begleitmedikation
                                                                                                 Tramadol
                                                                                                 Tilidin (mit Naloxon)
                                                                   unterstützende Maßnahmen

                                                         NICHT-OPIOIDANALGETIKA           z. B. Acetylsalicylsäure
                                                                                                Diclofenac

                                 STUFE 1                   Begleitmedikation
                                                                                                Ibuprofen
                                                                                                Naproxen
                                                           unterstützende Maßnahmen             Paracetamol

18 KBV PRAXISWISSEN PALLIATIVVERSORGUNG
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