Lehrgang in Sexualpädagogik 2020 - 2021 Modul 2 Block 7 Inhalte Dozentin - Die Sexualität Erwachsener nach dem Modell Sexocorporel, Teil I 16 ...

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Lehrgang in Sexualpädagogik

                        2020 - 2021

                       Modul 2 Block 7
Die Sexualität Erwachsener nach dem Modell Sexocorporel, Teil I
                     16. September 2020

                           Inhalte
          Physiologische Komponenten Sexocorporel

                          Dozentin
                   Esther Elisabeth Schütz
Lehrgang in Sexualpädagogik 2020 - 2021 Modul 2 Block 7 Inhalte Dozentin - Die Sexualität Erwachsener nach dem Modell Sexocorporel, Teil I 16 ...
Inhaltsverzeichnis
Das Modell Sexocorporel im Überblick                                   4

Die Komponenten des Modells                                            5-6

Die physiologischen Komponenten                                        6

Die sexuelle Erregung                                                  7-8

Sexuelles Lernen                                                       8

Die Art und Weise der Erregungssteigerung (Modi)                       9 - 25

Die Erregungskurve                                                     9 - 10

Von den Sinneseindrücken zur Wahrnehmung                               11

Von der Wahrnehmung zur Emotion                                        12

Was passiert auf der Ebene der Physiologie im weiblichen Geschlecht    13 - 14

Archaischer Erregungsmodu                                              15 - 19

Archaisch-mechanischer Erregungsmodus                                  19

Mechanischer Erregungsmodus                                             20 - 22

Kontinuierlicher Erregungsmodus                                        23

Ondulierende Erregungsmodus                                            24

Wellenförmiger Erregungsmodus                                          25

Anorgastie und Anorgasmie                                              26

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Ziele

Die Studierenden:

    • verfügen über einen Einblick in die physiologischen Komponenten nach
      Sexocorporel.

    •   sind in der Lage den Stellenwert der einzelnen Komponenten der Physiologie im
        Sexualisierungsprozess eines Mannes, einer Frau zu erkennen.

    •   können einzelne Bezüge herstellen zwischen den Elementen der Physiologie und
        der sexualpädagogischen Arbeit

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DAS MODELL SEXOCORPOREL IM ÜBERBLICK

        KULTUR, GESELLSCHAFT, FAMILIE

                                                             Kognitive
                                                           Komponenten
                                                             (Denken)

                                                            (Un)Wissen

                                                    Kenntnisse, Vorstellungen,
                                                    Werte, Normen, Ideologien,
                                                   Denkweisen, Idealisierungen,
                                                      Mystifizierungen usw.

                      Physiologische                                                        Sexodynamische
                      Komponenten                                                            Komponenten
                        (Körper)                                                            (Wahrnehmung)

                     Erregungsfunktion                                                 Gefühl der Zugehörigkeit zum
                       Erregungsmodi                                                  eigenen biologischen Geschlecht
                    Sinnesempfindungen                      PERSON                        Sexuelle Selbstsicherheit
                                                                                            Sexuelles Begehren
                                                                                          Sexuelle und emotionale
                       Das biologische                                                        Anziehungskodes
              Geschlecht/biologisches Potential:                                     Sexuelle Fantasien und Träume
                Gene, Hormone, Blutgefässe,                                                Emotionale Intensität
                     Nervensystem usw.

                                                             Beziehungs-
                                                            komponenten
                                                           (Beziehungen)

                                                   Liebesgefühl, Bindungsfähigkeit
                                                       Fähigkeit, zu verführen
                                                           Kommunikation
                                                       Erotische Kompetenzen

             Modell Sexocorporel: Komponenten, welche in der Sexualität zusammenspielen

Indirekte Kausalitäten im Bereich Sexualität: Psychische/psychodynamische Faktoren
Direkte Kausalitäten im Bereich Sexualität: Körperliche Faktoren

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DIE KOMPONENTEN

Einflussfaktoren auf die Gestaltung und das Erleben der Sexualität
Jean-Yves Desjardins definiert im Modell Sexocorporel 15 Komponenten, die er in 4
Ebenen unterteilte. Diese 4 Ebenen sind wiederum miteinander in einem Ganzen (der
Person) ver-bunden. Die betreffende Person ist darüber hinaus in ein bestimmtes
kulturelles Umfeld ein-gebettet; Sexualität findet immer im Kontext gesellschaftlicher
Kodifizierungen statt.

Unterscheidung und Integration verschiedener Komponenten
Sexocorporel unterscheidet und untersucht verschiedene Komponenten, welche im
Ausüben und Erleben der Sexualität zusammenspielen. Während die biologische
Geschlechtsidentität (sexual identity, identité sexuelle) mit der Zeugung fixiert wird, sind
alle an der Sexualität be-teiligten Komponenten Teil der menschlichen
Sexualentwicklung. Sie entwickeln sich über persönliche und soziale Lernprozesse.
Die Unterteilung des letztlich Untrennbaren – der menschlichen Person – in
Komponenten ermöglicht differenzierte Arbeitshypothesen. Sexocorporel gruppiert die
Komponenten in vier Kategorien:

Physiologische Komponenten
•     Die Erregungsfunktion
•     Die Erregungsmodi (Art und Weise der Erregungssteigerung)
      •     Archaischer Modus
      •     Mechanischer Modus
      •     Archaisch-mechanischer Modus
      •     Ondulierender Modus
      •     Wellenförmiger Modus
•     Sinnesempfindungen
•     Biologische Basis: Gene, Hormone, Blutgefässe, Nervensystem usw.

Sexodynamische Komponenten
•    Gefühl der Zugehörigkeit zum eigenen biologischen Geschlecht
•    Sexuelle Selbstsicherheit
•    Sexuelles Begehren
•    Sexuelle und emotionale Anziehungskodes
•    Sexuelle Fantasien und Träume
•    Emotionale Intensität

Kognitive Komponenten
•     Kenntnisse,
•     Werte, Normen, Ideologien,
•     Denkweisen, Idealisierungen, Mystifizierungen
      usw.
Beziehungskomponenten

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•       Liebesgefühl, Bindungsfähigkeit
•       Fähigkeit, zu verführen
•       Kommunikation
•       Erotische Kompetenzen

DIE PHYSIOLOGISCHEN KOMPONENTEN

Biologisches Geschlecht versus soziales Geschlecht
        Stichworte zum biologischen Geschlecht (engl. sex):
•       Männlich oder weiblich
        Das biologische Geschlecht ist bestimmt durch das chromosomale bzw.
        anatomische Geschlecht männlich XY, weiblich XX. Hier gibt es unterschiedliche
        Auffassungen,        was das biologische Geschlecht beinhaltet. Sexocorporel
        geht vom vorhandenen anatomischen und äusserlich sichtbaren Geschlecht aus.

•       Intersexualität: Diskrepanz zwischen Chromosomensatz und äusserem
        Erscheinungsbild des Genitales.

•       Das Wort sexuell bezieht sich auf den bereits vorgeburtlich nachweisbaren
        Erregungsreflex.

        Stichworte zum sozialen Geschlecht (engl. gender):
•       Der Begriff bezeichnet die soziale Dimension von Geschlecht: variable Rollen,
        kulturspezifisch und historisch bedingt.
•       Ursprung des Begriffs Gender: 1955 vom Medizinpsychologen John Money
        formuliert: „gender role“.
•       Kritik: Zum Beispiel ab 1990 durch die Queer-Theorie (dekonstruiert u.a.
        eindeutige und binäre Identitätsmodelle).

        Mit dem Thema Geschlecht und Sexualität im sozialen Kontext befasst sich im
        Speziellen der Forscher Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voss (Hochschule Merseburg).

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DIE SEXUELLE ERREGUNG

Der sexuelle Erregungsreflex
Die Vasokongestion (Einströmen von Blut) in die Geschlechtsorgane ist ein
unwillkürliches, reflektorisches Geschehen.
Wie in andern Lebensbereichen machen Lernschritte Reflexe einer bewussten
Wahrnehmung zugänglich. Durch regelmässiges Wiederholen werden diese nicht
bewussten, automatischen körperlichen Abläufe dem Bewusstsein zugänglich.

Die sexuelle Erregungsfunktion
Hormonelle, vaskuläre, neurogene Faktoren

Die Erregungsquellen
Ursprüngliche Quellen: Der Blick, die Berührung, der Duft und deren Auswirkung auf den
sexuellen Erregungsreflex; Oberflächensensibilität, Tiefensensibilität.
Gesichtssinn: direkte bzw. innere Visualisierung.

Die Erregungsmodi
Die Art, wie die sexuelle Erregung gesteigert werden kann:
Archaisch, Mechanisch, Ondulierend, Wellenförmig.

Die zwei Aspekte der Erregungsfunktion

•       Willentlich nicht beeinflussbare physiologische Reaktionen
        Der Erregungsreflex:
        Durch die Steuerung des vegetativen Nervensystems kommt es zu diesen
        Reaktionen:
        Vasokongestion (Einströmen von Blut in die Geschlechtsorgane/Schwellkörper).
        Die Domeszenz ist die erste Phase der Vasokongestion: Der Penis, die Klitoris
        schwillt an, ist aber noch nicht steif und bleibt etwa halbsteif.
        Mit der Vasokongestion kommt es auch zur Steigerung des Blutdrucks, zur
        Beschleunigung des Pulses, zu Hautreaktionen – bei Männern weniger als bei
        Frauen.
        Diese körperlichen Veränderungen sind dem Willen nicht unterworfen. Je mehr
        man willentlich auf den Erregungsreflex Einfluss nehmen will, desto weniger
        „gehorcht“ er.

•       Willentlich steuerbare Abläufe
        Willentlich steuerbare Abläufe in Verbindung mit den 3 Gesetzen des Körpers
        und der Atmung:
        Bewegung, Rhythmen, Muskeltonus und Atem, welche über Lernprozesse
        beeinflussbar sind. Die Muskulatur ist eines der grössten Sinnesorgane, welche
        wir in der Gestaltung der Sexualität einsetzen können. Durch das Variieren der
        Muskelspannung, der Bewegung und dem Rhythmus wird die

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Körperwahrnehmung verstärkt, indem die Tiefen- und Oberflächenrezeptoren
        aktiviert werden. Dies ist die Ebene der Stimuli, die wir einsetzen, um die
        Sinneszellen zu aktivieren. Dazu gehören auch die Erregungsquellen wie visuelle
        Stimuli, der Gehörsinn, der Geruchsinn, der Geschmacksinn. Auf diese Art kann
        die sexuelle Erregung gefördert werden.

Die drei ‚Gesetzmässigkeiten’ des Körpers (3 GdK)
       Gesetzmässig funktionierende Abläufe spielen sich in drei Makro-Bereichen ab:
•      Muskeltonus: Veränderungen muskulärer Spannung
•      Rhythmen: Gestaltung des zeitlichen Ablaufs
•      Bewegung (Raum): Innenraum: Atmung; Aussenraum: Bewegungen

Diese 3 GdK bestimmen das gesamte menschliche innere und äussere Handeln. Sie
ermöglichen eine bewusste Beeinflussung der Handlungen, Emotionen, Gefühle und
Wahrnehmungen im alltäglichen Leben, insbesondere in der Sexualität.
Mit diesen drei Körpergesetzen sind Jugendliche, Frauen und Männer fähig, ihre
Erregungskurve willentlich zu steigern.

SEXUELLES LERNEN
Wenn jemand den Fuss eines Babys berührt, zieht sich dieser zurück. Von diesem
Reflex bis zum Gehen oder Tanzen wird viel gelernt, die Reflexe müssen in die
Lernschritte vom ersten Schritt bis zum Gehen integriert werden. Genauso ist es in der
Sexualität. Ausgehend vom sexuellen Erregungsreflex bis zur partnerschaftlichen
Sexualität wird ebenfalls viel gelernt. Es braucht viele Lernschritte vom Kleinkind bis ins
Erwachsenenalter, um die Sexualität zu kultivieren und im sexuellen Erleben einen
Reichtum an Gefühlen zu erreichen.

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DIE ART DER SEXUELLEN ERREGUNGSSTEIGERUNG (MODI)

DIE ERREGUNGSKURVE
Die Muskulatur ist eines der grössten Sinnesorgane. Es ist wichtig, wie die Muskulatur in
der Steigerung der sexuellen Erregung eingesetzt wird, ob Frauen oder Männer in der
sexuellen Erregung variieren mit Tonus, Bewegung und Rhythmus, oder ob die
Muskulatur immer in einem gleichen Zustand bleibt. Bleibt die muskuläre Spannung
über längere Zeit dieselbe, werden die Tiefenrezeptoren (Propriorezeptoren) weniger
aktiviert. Die Eigenwahrnehmung basiert auf den Tiefenrezeptoren in den Gelenken und
in den Muskeln. Die Tiefenrezeptoren können in der Sexualität helfen, die Erregung zu
stärken, wenn sie über das Spiel mit Spannung und Entspannung aktiviert werden.
Die Oberflächenrezeptoren sind unterschiedliche Sinneszellen in der Haut. Sie reagieren
auf Berührung, Druck, Vibration, Temperaturunterschiede oder Schmerz. Es ist ein
komplexes System von Sinneszellen, das Frauen und Männer in der Sexualität einsetzen
können. Es gibt Menschen, die aktivieren die Schmerzrezeptoren, um noch erregt zu
werden. Andere sind mehr über feine Berührungen stimulierbar. Für Menschen, die sich
nicht wahrnehmen, ist der Schmerz oft noch eine letzte Ressource der
Eigenwahrnehmung, z.B. bei Frauen (häufiger als bei Männern), die sich selbst
schneiden.

                                                                     Art und Weise der
                                                                     Erregungssteigerung

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In der Pubertät sinkt die
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                                                                     Jungen.
                                                                     Bei Mädchen bleibt sie
                                                                     gleich

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VON DEN SINNEINDRÜCKEN ZUR WAHRNEHMUNG

(Sinneswahrnehmung und Sinnesempfindung sind dasselbe)

Eine Berührung auf der Haut löst ein Reiz aus.
Dieser Reiz wie zum Beispiel ein Druck auf einen Oberflächenrezeptor
(Oberflächensinneszelle der Haut), wird in elektromagnetische Impulse verwandelt.
Diese Impulse werden an das Zentralnervensystem weitergeleitet und in diesen Zentren
entstehen daraus Sinneseindrücke bzw. Wahrnehmungen.
Diese Wahrnehmungen sind nicht mehr direkt messbar. Allerdings kann neurologisch
nachgewiesen werden, welches Zentrum aktiviert wurde.
Wahrnehmung entstehen durch Verknüpfung der Sinneseindrücke mit erlebten
Erfahrungen.
Die Informationen, welche die Sinne liefern, werden innen strukturiert und interpretiert
und den Objekten oder Situationen draussen angepasst.
Die Informationen sind derart reich, dass sie in der Wahrnehmung reduziert werden
müssen. Wahrnehmung ist in diesem Sinne nicht eine Konstruktion, sondern eine
Rekonstruktion.

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VON DER WAHRNEHMUNG ZUR EMOTION
(Emotionen und Gefühle sind dasselbe)

Der Erregungsreflex übersetzt sich in Vasokongestion und muskuläre Reaktion.
Dies wird in Form von Sinneseindrücken weiter geleitet. Diese Sinneseindrücke
werden eingeordnet und wahrgenommen. Entsprechend wird diese
Wahrnehmung als angenehmes Gefühl (Lust) oder unangenehmes Gefühl
(Unlust) kodifiziert.

Emotion bezeichnet eine Gemütsbewegung. Der Auslöser einer Emotion kann eine
Wahrnehmung sein. Emotionen sind physiopsychologische Phänomene, die durch
bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation
ausgelöst werden. Emotionen haben auch kognitive Anteile wie zum Beispiel wenn
jemand sagt: ich habe Lust. Dieser Satz ist ohne das Denken nicht möglich. Benennen
eines Gefühls braucht kognitive Verbindungen.
Es gibt einfache (Freude) und komplexe Emotionen (Angst): Emotionen entwickeln sich
von den einfachen zu den komplexen; Trauer gehört zu den komplexesten mit mehreren
Teil-Emotionen (ab 3, 4 Jahren).
Nach Ekmann gibt es 7 Basisemotionen: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung,
Traurigkeit und Überraschung. Ein Gefühl ist eine Modulation und Interpretation von
Basisemotionen. Emotionen entstehen im Limbischen System, ihre Interpretation erfolgt
in der Hirnrinde (Neokortex).

Etymologie: lat.emovere = herausbewegen; kann gedeutet werden: etwas, das nach
aussen drängt = Emotion
Emotionen sind steuerbar; lassen sich steigern oder vermindern (Gebiet der emotionalen
Kompetenz)

Je nach dem, wie eine Person die eigene sexuelle Erregung im Körper wahrnimmt, löst
diese sexuelle Lust oder sexuelle Unlust aus. Lust ist ein Gefühl.

Das Fundament sexueller Lust sind biologische Voraussetzungen (ein gesunder Körper,
Hormone, Nerven, Durchblutung etc.).

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Was passiert auf der Ebene der Physiologie im weiblichen
Geschlecht

„ Liebe und Sexualität“, Esther Elisabeth Schütz u.a.
Orgasmusphasen Seite 308 und folgende

° Veränderung: Atmung, Puls, Herzschlag
° Temperatur steigt an
 (Ursachen: Puls erhöht, Durchblutung gesteigert, genitale
 Füllung, Vasokongestion;
° Generalisiert Durchblutung im ganzen Körper gesteigert
° Blutdruck steigt
° Pupillen weiten sich
° Lippen schwellen an
° Hautrötungen
° Brustknospen stellen sich auf
° Anspannung Beckenbodenmuskulatur
° Bewegung und Rhythmus verändern sich
° Rhythmische Kontraktion vorderer Teil der Scheide
° Scheideneingang verengt sich leicht
° Klitoris zieht sich unter der Vorhaut zurück
° Evt. Herausspritzen der Flüssigkeit aus der skenschen Drüse
° Muskelspannung im ganzen Körper lässt nach
° Atmung und Puls beruhigen sich
° Geschlechtsorgan kehrt in ursprüngliche Form zurück
° Klitoris wird kleiner und weicher
° Eichel der Klitoris tritt unter der Vorhaut hervor und wird sichtbar
° Scheidenmuskulatur entspannt sich
° Schleimabsonderung lässt nach
° Scheidenlippen werden kleiner
° Scheideneingang weitet sich wieder
° Die Erregung ist an die drei Körpergesetzte gekoppelt
° Über die Körpergesetze kann die sexuelle Erregung beeinflusst werden

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Die Scheide

°       Die Scheide hat verschiedene Schichten sowie ein Plattenepithel (Deckgewebe,
        Muskel, Nerven, Bindegewebe – Wie die Hand jedoch nicht verhornt)

°       Es ist keine Schleimhaut sondern eine ganz feine Haut. Darunter befindet sich
        das Unterhautsgewebe, eine Schicht kleiner Blutgefässe Muskelfaserschicht
        (glatte Muskelfaserschicht)

°       Der Scheideneingang hat viele Oberflächenrezeptoren aber kaum welche hinten
        im Plattenepithel (Schleimhaut).

°       Hinten sind die Tiefenrezeptoren in der Muskelschicht in der Scheidenwand.
        Stimulierbar ist sie durch pulsierenden Druck oder die Muskulatur (äusserer und
        innerer Beckenboden, Struktur um die Harnröhre).

°       Eine stärkere Durchblutung weitet die Wand und vergrössert die Scheide.

°       Über die Muskelfasern kann die Scheide bewegt werden (bewegt sich auch nicht
        erregt aber weniger).

°       Die Gebärmutter richtet sich bei einer sexuellen Erregung auf (glatte Muskulatur
        wird aktiviert und löst Gebärmutterkontraktionen aus).

°       Die Scheidenwand produziert Feuchtigkeit.

°       Das Gewebe um die Schenkel der Klitoris ist nicht so dicht wie jenes der Männer
        – deshalb sprechen wir hier nicht von Erektion.

°       Grosse und kleine Scheidenlippen: weiches, schwammiges, venöses Gewebe
        zählt auch zur Klitoris.

°       Die Schenkel der Klitoris sind so lange wie die Gebärmutter ca. 8 cm, sie gehen
        um den Scheideneingang.

°       Die Scheide balloniert bei der sexuellen Erregung.

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ARCHAISCHER MODUS

Archaischer Erregungsmodus
Erster in der kindlichen Sexualentwicklung nachweisbare Art der sexuellen
Erregungssteigerung.
Archaisch wird dieser Erregungsmodus genannt, da er als erster EM schon bei
Säuglingen (ab dem 4. bis 5. Lebensmonat) zu beobachten ist. Er setzt ein Minimum an
motorischer Koordination voraus. Der AEM funktioniert über Stimulation propriozeptiver
Rezeptoren (Tiefensensibilität) in der Genitalgegend. Die Erregungssteigerung geschieht
über Druck oder kräftige Bewegungen im Genitalbereich / Unterbauch ohne Berührung
mit den Händen. Erzeugen von Druck über Anspannung und / oder Zusammenpressen
der Beine, ein Kissen zwischen die Schenkel klemmen, in Bauchlage die Genitalregion
gegen ein Kissen oder die Bettkante pressen.
Druck und hohe muskuläre Anspannung bewirken die sexuelle Erregung und vermögen
innert Sekunden eine orgastische Entladung auszulösen.

Er wird häufiger von Frauen, etwas seltener von Männern benutzt. Frauen steigern ihre
Erregung durch Schenkelpressen – mit oder ohne Objekt (Kissen etc.) – durch kräftiges
Anspannen der Beckenbodenmuskulatur oder durch Pressen der Genitalregion gegen
eine Unterlage. Männer klemmen den Penis zwischen die Oberschenkel, pressen ihn mit
der Hand oder dem Gewicht ihres Körpers gegen eine Unterlage, drücken mit drei Fingern
die Eichel u.s.w.. Voraussetzung sind immer intensives Pressen und Drücken, oft
begleitet von kräftigen raschen Bewegungen; die Muskulatur des ganzen Körpers ist
gespannt (muskuläre Rigidität), die Atmung stark eingeengt.

Der AEM ermöglicht eine rasche orgastische Entladung. Damit die Erregung bis zum point
of no return gesteigert werden kann, konzentriert sich alle Aufmerksamkeit auf die in
einem engen Bereich aktivierten Rezeptoren, was die Wahrnehmung lustvoller Gefühle
begrenzt. Auch eignet sich der AEM wenig für das lustvolle Erleben des Geschlechts-
verkehrs. Wenn ein Mann sich einzig im AEM erregt, kann es zu Ejakulationsproblemen
(bis hin zur Anejakulation) und Erektionsprobleme während des Geschlechtsverkehrs
kommen. Frauen berichten öfters über Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr, etwa
Orgasmusprobleme oder Schmerzen durch Verspannung des Beckenbodens. Bei
Männern wie Frauen setzt der AEM dem Erleben von sexueller Lust Grenzen; er verhin-
dert die Entwicklung eines koital sexuellen Begehens. Oft versteckt sich hinter der
Diagnose «sexuelle Aversion» ein AEM. Zudem kann es zu Verunsicherungen im Gefühl
der eigenen Geschlechtszugehörigkeit kommen.

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Stärken dieses Modus
Fähigkeit die sexuelle Erregung rasch zu steigern, Fähigkeit den Point of no return zu
erreichen, eine orgastische Entladung zu haben, Aktivierung tiefer Sinnesrezeptoren.

Grenzen dieses Modus
Wenig Raum für das Erleben sexueller Lust. Körperliches Unwohlsein auf Grund der
muskulären Anspannung. Kaum sexuelle Fantasien

Männer
wenig genitale Empfindungen in der sexuellen Erregung Gefühl den Penis in der Vagina
nicht mehr zu spüren. Mühe die Erektion wegen des ungenügenden intravaginalen
Drucks aufrecht zu halten (anal z.T. höherer Druck möglich)

Frauen
Mühe die sexuelle Erregung anders als über heftiges Pressen zu steigern. Manche
erleben feinere, oberflächliche Berührungen unangenehm, was den Austausch von
Zärtlichkeiten erschwert.

Fähigkeiten des archaischen Modus

°       Über Muskelspannung die sexuelle Erregung rasch steigern

°       Aktivierung der Tiefenrezeptoren

°       hohe muskuläre Spannung und sich über die Spannung zu spüren

°       Druck aufs Geschlecht, pressen, sehr gute Steigerung

°       sehr gute Kanalisierung

°       es geht rasch und intensiv

°       Loslassen der Spannung

°       Gute Entladung

°       Rasche Entladung möglich

°       Kurzer Genuss der Entladung

°       Gut funktional einsetzbar, um unterschiedliche Spannungen loszuwerden

°       Vaginaler Orgasmus bei tiefer und starker Penetration

°       Innenwahrnehmung des Geschlechtes bleibt ein Geheimnis

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Frauen im archaischen Modus

°       Beine übereinander schlagen

°       Auf dem Bauch liegen und Becken auf die Matratze drücken

°       Auf der Sofakante in Grätschstellung sitzen und reiben

°       Erregung erfolgt über Tiefenrezeptoren (Propriorezeptoren)

°       Meist ist der ganze Körper kontinuierlich angespannt

°       Pulsierende Rhythmen

°       Bewegung ist minimal

°       Atmung stark eingeengt bis fast zum Atemstillstand

°       Meist erstarrt der Körper bis hin zu einer Rückwärtskrümmung, das Becken wird
        durch die Muskelspannung nach vorne gepresst.

°       Die globale Muskelspannung beeinflusst die Wahrnehmung

°       Ca. 15% der Frauen funktionieren im archaischen Modus

Auswirkungen archaischer Modus bei Frauen

°       Die Beweglichkeit der Scheide ist reduziert

°       Die Scheide zieht sich unter dem Druck der Muskulatur mehr zusammen und
        wird enger

°       Die Durchblutung und die Lubrifikation wird verringert

°       Die Empfindsamkeit wird eingeschränkt

°       Risiko: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

°       Gespannte Beckenbodenmuskulatur übersetzt sich in einem harten Bauch
        (Sinnesempfindung)
°       Zum Teil nehmen Frauen wahr, sie hätten etwas Hartes im Bauch, eine Art
        Stange oder eine Kugel

°       Inversion der Geschlechtszugehörigkeit möglich

°       Mangelndes sexuelles Begehren oder totale Lustlosigkeit

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°       Oberflächenrezeptoren sind nicht besetzt bzw. nicht verbunden mit dem
        Erregungsreflex, die Stimulation wird oft unangenehm erlebt

°       Interesse für Analverkehr

Archaischer Modus bei Männern

°       Mit dem Rücken gegen eine Wand und mit den Beinen gegen eine Mauer, spannt
        Beckenboden bis er ejakuliert

°       Penis gegen Toilettenrand drücken

°       In Bauchlage presst Penis auf Unterlage, Gesäss und Beckenboden gespannt

°       Penis einklemmen unter einem Stapel Bücher

°       Penis nach hinten binden und einklemmen oder in die Leistengegend und
        rhythmisch oder kontinuierlich auf die Eichel drücken

°       Durch Spannung der Muskeln wird ein Pumpeffekt im Penis erzeugt und so kann
        es zur Ejakulation kommen. Meistens braucht es dazu noch einen Druck auf den
        Penis.

°       Da das Geschlecht aussen ist, ist die Erregungssteigerung über die Spannung
        der Beckenbodenmuskulatur begrenzt

°       Zum Teil innerer archaischer Modus – jedoch selten

Auswirkung archaischer Modus bei Männern

°       Lustlosigkeit

°       Scheide erzeugt zu wenig Reibung, oft Übergang zu Analverkehr

°       Durch das Spannen der Gesäss und Beckenbodenmuskulatur und das Pressen
        werden die Analrezeptoren stimuliert, der Anus wird wahrnehmungsfähig

°       Lust von Männern penetriert zu werden

°       Interesse an Fetischspielen

°       Hypersensibilität der Eichel

°       chronische Verspannung im Beckenboden

°       Genitalität ist nicht wichtig

°       Emotionale Polarisierung – Bindung, Nähe, Liebe mehr kultiviert als die
        Beziehung zum Geschlecht

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°       Verunsicherung der Geschlechtsidentität Rezeptive Position

°       Anejakulation – Retrograde Ejakulation (nicht die funktionale Störung gemeint)
        Beckenbodenspannung derart hoch, dass die Harnröhre abgeklemmt wird: der
        Druck war vorne grösser als hinten weshalb das Ejakulat nach hinten (in die
        Blase) weg geht.

°       Schwierigkeit die Erektion herzustellen

°       Fetisch-Spiele (enge Lederkorsetts, Penis einschnüren und auf den Boden
        pressen, Domina/Richterin etc.

ARCHAISCHER-MECHANISCHER MODUS

Dieser Modus verbindet Elemente des archaischen Modus mit jenen des mechanischen
Modus.
Die Stimulierung erfolgt über Druck. Mittels Pressen und hoher Muskelspannung
werden die Tiefenrezeptoren aktiviert entsprechend dem archaischen Modus. Zudem
wird die Erregung manuell gesteigert mit sehr viel Reibung auf der Klitoris oder dem
Penis häufig gepaart mit hohem Druck. Über die Reibung werden
Oberflächenrezeptoren aktiviert. Manche Frauen pressen die Klitoris beim
Geschlechtsverkehr gegen das Schambein des Mannes und zudem spannen sie mit der
Beckenbodenmuskulatur. Der mechanische Teil zeigt sich indem sie die Klitoris gegen
den Mann presst und sich dazu etwas bewegt. Dadurch entsteht mehr Spielraum.
Der archaische Teil zeigt sich über den hohen Druck und die hohe Anspannung der
Beckenbodenmuskulatur. Im Vergleich zum archaischen Modus sind mehr Variationen
vorhanden.

Stärken

°       Fähigkeit die genitale Erregung zu steigern
°       Fähigkeit zu entladen
°       Fähigkeit die Oberflächensinnesrezeptoren wie Tiefenrezeptoren zu     aktivieren

Mögliche Grenzen
Frauen
Oft rascher Wunsch nach Penetration
Manche Frauen erleben die Stimulanz der Hautoberfläche als unangenehm, manche
brauchen wenig Zärtlichkeiten.
Der Zugang zum Innenraum der Scheide wird über muskuläre Spannung
wahrgenommen und deshalb wenig als weiblicher Raum mit seinem Reichtum an
Empfindungen erlebbar.
Viele Frauen in diesem Modus haben einen begrenzten Zugang zu sexueller Lust.

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Männer
Oft kommt es dazu, dass die Männer beim Geschlechtsverkehr lange haben bis sie
entladen können. Das heisst es kommt zu einer verzögerten Ejakulation.
Dieser Modus kann zu Erektionsproblemen führen.
Manche Männer in diesem Modus haben wenig sexuelles Begehren entwickelt.

MECHANISCHER MODUS

Der mechanische Modus wird von vielen Frauen und Männern zur Gestaltung und
Steigerung der sexuellen Erregung genutzt.

Es kommt zu einer manuellen Stimulation der Klitoris oder dem Penis, welche
automatisiert ist. Auf diese Weise werden die Oberflächenrezeptoren der Haut aktiviert.
Durch den schnellen, sich beschleunigenden Rhythmus der Bewegung wird diese
mechanisch und führt in der Regel zu einem Automatismus. Die bewusste
Wahrnehmung der Sinnesempfindungen wird dadurch erschwert.
Die Muskelanspannung im Beckenbereich wird zudem mit zunehmender Steigerung der
sexuellen Erregung erhöht und weitet sich meist in den ganzen Körper aus. Der
Bewegungsraum ist eingeschränkt und die Brustatmung ist kurz sowie zum Teil
blockiert.
Rezeptoren sind: Spezialisierte Zellen, welche äussere und innere Reize in eine für das
Nervensystem verständliche Form bringen, so dass diese Sinnesreize überhaupt
wahrgenommen werden können.

 Tonus:                      hoch (Gesäss, Beckenboden)
 Rhythmus:                   regelmässig, mechanisch
 Bewegung:                   eng, Körper zieht sich zusammen, enger Erlebnisraum
 Atmung:                     flach, oben; eingeengt
 Ort der Stimulation         lokal (Penis/Eichel bzw. Klitoris)

Frauen
Bei der Frau liegen die Oberflächen- und Tiefenrezeptoren im Bereich der Klitoris sehr
dicht nebeneinander. Dies führt dazu, dass Frauen im Lernprozess ihre anfängliche Art
und Weise der Stimulanz, das heisst Berührungsart, Druck, Bewegung rasch koppeln an
die Fähigkeit der Erregungssteigerung. Es kommt zu einer Konditionierung der dicht
aneinander gereihten Sinneszellen.
Frauen im MM stimulieren ihr äusseres Geschlecht, die Klitoris, mechanisch. Oft sind die
Bewegungen variantenreich und doch sehr mechanisch. Die einen Frauen reiben auf
und ab, andere kreisen, andere variieren mit dem Druck und Ort. Manche brauchen
einen, zwei oder drei Finger. Typisch ist, dass der Fokus lokal auf die Klitoris bezogen

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bleibt. In der Regel direkt auf der Klitoris (Perle) oder indirekt etwas auf der Seite im
Bereich der Klitoris, häufiger links oder aber auch rechts. Häufig haben die Frauen eine
gewisse Spannung im Gesäss und im Beckenboden und im ganzen Körper, allerdings
nicht so hoch wie im AM.

Mit zunehmender Erregung halten manche Frauen das Becken etwas hoch und
schieben es vor. Dabei engt sich die Atmung ein und sie wird eingeengt und flach.
Frauen machen die Bewegungen vor allem mit der Hand, bzw. den Fingern, welche die
Klitoris stimuliert. Die andere Hand ist häufig an den Brustknospen oder stimuliert den
ganzen Körper.
Am Anfang kann es durchaus sein, dass die Frauen ihr Becken bewegen oder sogar
kreisen und variieren. Doch mit zunehmender Erregungssteigerung wird die Möglichkeit,
das Becken zu bewegen eingeengt. Im oberen Viertel der Erregungs-kurve wird das
Typische am mechanischen Modus erkennbar.
Die Erregungskurve ist sägezahnartig. Meistens können Frauen in diesem Modus gut
kanalisieren, aber der Fokus bleibt lokal. Oft sagen Frauen, dass sie aufpassen müssen,
dass sie den Faden nicht verlieren, es zu intensiv wird oder die Erregung zu Schmerzen
führen kann. Je enger der Bereich der Stimulierung ist desto schwieriger ist es für sie die
Erregung zu steigern. Manche Frauen benutzen einen Vibrator mit dem sie sich
mechanisch stimulieren. Ein Vibrator vibriert viel rascher als die Finger, oft derart stark,
dass die Vibration nicht bewusst wahrgenommen wird. Häufig haben Frauen als
Mädchen die sexuelle Erregung mit der Brause entdeckt und danach mit den Fingern
weiter entwickelt. Im MM ist die Innenwahrnehmung der Scheide erschwert. Es gibt
Frauen, die einen Zugang zur Scheide gelernt haben, auch mit dem Finger in die
Scheide hinein gehen können, mit dem Scheideneingang spielen oder auch die Tiefe
der Scheide stimulieren. Allerdings hören sie mit zunehmender Erregung damit wieder
auf, spannen ihre Muskeln an und verlieren dadurch den Bezug zum Innern, weil der
Fokus wieder lokal draussen bleibt.

Männer
Beim Mann sind die Oberflächen- und Tiefenrezeptoren im Bereich der Eichel auf einer
grösseren Fläche verteilt. Dies bedingt grössere Bewegungen in der Stimulanz und die
Konditionierung findet in der Regel weniger schnell statt.
Es gibt Männer, welche die ganze Hand nehmen und Schaft und Eichel reiben. Andere
machen einen Ring und reiben. Sie spreizen vielleicht den kleinen Finger ab oder halten
den Penis mit einer Hand am Schaft und drehen vorne an der Eichel. Die Drehbewegung
ist eine häufige Stimulierungsart. Es gibt Männer, die zwei Finger an der Eichel und
unterhalb beim Frenulum (Bändchen) reiben oder drücken . Manche reiben mit beiden
Händen. Männer im MM sind oft Penisfokussiert aber nicht Penis interessiert. Männer,
welche interessiert sind an ihrem Penis haben eine Beziehung zu ihm aufgebaut. Sie
wertschätzen es, variieren die Berührungsart, betrachten den Penis und entwickeln auf
diese Art einen Stolz auf ihr Geschlecht.
Allerdings gibt es auch Männer im MM, die einen guten Kontakt mit dem Penis haben

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und ihn mit Männlichkeit verbinden.
Oft ist es mit der Zeit für die Männer im MM in der sexuellen Beziehung zu einer Frau
eine Gratwanderung zwischen ED – Erektionsstörungen und EP – Ejaculatio praecox –
vorzeitigem Samenerguss.
Der MM funktioniert im Alter ab ca. 45 Jahren, manchmal schon früher nicht mehr sehr
gut. Je mehr Druck die Männer verwenden, desto weniger geht es. Zudem wird der
Körper älter und die männlichen Hormone sinken langsam und die Stimulations-
fähigkeit wird ein wenig schwächer das heisst die Sinnesreize reagieren langsamer.

Erregungskurve:

           *
                *

Die Erregung geht meistens zielgerichtet nach oben. Die rhythmisch-mechanische
Bewegung spiegelt sich in einer sägezahnartigen Kurve. Es gibt auch Männer, die
verlängern können auf eine Stunde/zwei Stunden: Sie steigern und bleiben dann oben,
d.h. sie reiben gerade so viel, dass die Erektion relativ stark bleibt. Oft sitzen sie vor dem
Internet und sind völlig fokussiert auf die Bilder und nehmen daher wenig wahr. Viele
machen es immer härter und müssen auch immer mehr drücken, um noch stimulierbar
zu sein.

Stärken

Fähigkeit die sexuelle Erregung zu steigern.
Fähigkeit den „Point of no return“ und eine orgastische Entladung zu erreichen.
Aktivierung der oberflächlichen Sinnesrezeptoren.

Mögliche Grenzen

°       Die sexuelle Erregung hängt an einem „Faden“ erfordert eine gewisse
        Konzentration und geht einher mit körperlicher Anstrengung in der
        Erregungssteigerung
°       Kaum Zugang zu sexueller Lust während der Erregungssteigerung
°       Wahrnehmung eingegrenzt auf Empfindungen am Ort des Reibens.

Männer

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Häufiger verbunden mit vorzeitigem Samenerguss, im Alter gekoppelt an
Erektionsprobleme

Frauen
Wahrnehmung vaginaler Empfindungen insbesondere im Geschlechtsverkehr wenig
entwickelt, muskuläre Anspannung verhindert das Wahrnehmen eines vaginalen
Innenraumes.

KONTINUIERLICHER ERREGUNGSMODUS (Vibrationsmodus)

Der kontinuierliche Erregungsmodus ist ähnlich wie der archaisch-mechanische
Erregungsmodus. Die Stimulation erfolgt meist direkt auf der Klitoris bzw. der Eichel. Die
Fähigkeit, über die sehr rasche Aktivierung der Oberflächen- und Tiefenrezeptoren
mittels Vibrator oder Duschstrahl, die sexuelle Erregung auszulösen, ermöglicht eine
effiziente Steigerung der Erregung und es gelingt schnell, eine orgastische Entladung zu
erreichen. Oft wird vor allem die damit einher gehende muskuläre Entspannung als
genussvoll erlebt. Dieser Modus ist häufiger bei Frauen als bei Männern anzutreffen.

 Tonus                       Hohe, generalisierte muskuläre Anspannung
 Rhythmus                    Hochfrequente Stimulationsrhythmen in unterschiedlichen
                             Stärken
 Bewegung                    Kleiner lokalisierter Bewegungsraum
 Atmung                      Oberflächenatmung

Stärken
Fähigkeit die sexuelle Erregung zu steigern und eine orgastische Entladung zu
erreichen. Die Anwendung von Geräten setzt voraus, dass eine Frau oder ein Mann die
Fähigkeit besitzt, selbst die sexuelle Erregung steigern zu wollen und eine Entladung zu
erleben. Es ist ein aktiver Entscheid, sich einen Vibrator zu kaufen oder sich diesen
schenken zu lassen. Die Anwendung in der Partnerschaft erfordert die Fähigkeit, für sich
selbst das einzufordern, was eine Frau oder ein Mann braucht, um sexuelle Lust zu
empfinden.

Grenzen

Frauen:
Abhängig von Geräten wie Vibrator, Dusche, elektrische Zahnbürste, Handy etc. Ist
auch mit dem Partner oder einer Partnerin in der Regel nur unter Einbezug des Gerätes
möglich. Die hohe Muskelanspannung sowie die kontinuierliche und lokale Stimulation
verhindern die Wahrnehmung der Sinnesempfindungen im Geschlecht sowie die
globale Ausbreitung der sexuellen Erregung. Der vaginale Innenraum kann auf diese
Weise nicht erotisch erlebt werden.

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Männer:
Durch die Gewöhnung der lokalen raschen Stimulation auf der Ebene der Eichel kann es
zu Schwierigkeiten kommen beim vaginalen Geschlechtsverkehr. Es wird schwierig den
Point of no Return zu erreichen und kann in der Folge zu Erektionsproblemen führen. Der
stolze Bezug zum eigenen männlichen Geschlecht und dessen Erotisierung ist in
diesem Modus kaum möglich.

ONDULIERENDER MODUS

Im Unterschied zu den archaischen und mechanischen Modi ermöglicht diese Art der
Erregungssteigerung den Zugang zu sexueller Lust in der Erregung. Die Fähigkeit
fliessender Bewegungen in der sexuellen Erregung öffnet den Zugang zu intensivem
Geniessen und einem langandauernden Wohlfühlen. Oft ermöglicht der Zustand
sexueller Erregung einen grossen Gewinn auf der emotionalen Eben. Es kommt dadurch
zur emotionalen Intensität (Sextase).

Dank der Fähigkeit die sexuelle Erregung über den ganzen Körper sich ausbreiten zu
lassen, ist die Lustfunktion sehr entwickelt. Häufig ist das Erreichen einer orgastischen
Entladung auf Grund ungenügender Kanalisation der Erregung nicht möglich, oder nur
durch Wechsel in einen andern, jedoch limitierenderen Modus.
Oft kommt in diesem Modus die obere und untere Schaukel vor, jedoch fehlt die
Fähigkeit der Kanalisierung im Becken (Zentrierung im Becken). Wenn die Erregung
ganz im Körper diffundiert, ist es schwierig bis ganz nach oben zu kommen. Deshalb
kommt es zum Teil nicht zu einer Entladung, ausser bei direkter Klitorisstimulation. Um
zu steigern, braucht es ein wenig mehr Kraft in der Beckenschaukel und die Fähigkeit
die sexuelle Erregung zu kanalisieren. In diesem Sinne ist die doppelte Schaukel eher
eine Kanalisierung, die ondulierende Bewegung mehr eine Diffundierung.

 Tonus                       Mittel bis tief
 Rhythmus                    Grosse Variation, eher spielerische Langsamkeit, mitunter
                             Bescheunigung
 Bewegung                    Grosses Spektrum, feine bis grosse Bewegungen in
                             verschiedenen Achsen. Kreisende, fliessende, fluide
                             Bewegungen im ganzen Körper.
 Atmung                      Unterschiedlich: häufiger Zugang zu Bauchatmung
Stärken
Fähigkeit sexuelle Lust wahrzunehmen und zu intensivieren.
Fähigkeit die sexuelle Erregung über den Körper diffundieren zu lassen. Dies öffnet den
Zugang zu lustvollen Wahrnehmungen (Wohllust). Spiel mit Aktivierung eines breiten
Spektrums von Sinnesempfindungen. Es öffnet den Innenraum erotischer
Imaginationen, Bildern, Fantasien.

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Grenzen
Frauen: Mühe die sexuelle Erregung zu kanalisieren und bis zum Point of no return zu
steigern. Körperlicher Anker der sexuellen Erregung wenig fassbar.
Wunsch den Zustand erotischen Geniessens andauern zu lasssen. Dies kann das
Erreichen einer orgastischen Entladung erschweren.
Penetration meist lustvoll erlebt, aber oft wenig genitale Erregung.

Männer: Schwierigkeit die sexuelle Erregung bis zum Point of no return zu
steigern. Mit zunehmendem Alter sind Erektionsprobleme möglich. Männer im
ondulierenden Modus messen ihrer Genitalität wenig Bedeutung zu. Die Fantasien sind
eher gefühlsbetont, weniger genitale Inhalte. Oft heterozentriert auf Lust der andern
Person.

WELLENFÖRMIGER MODUS

Die Steigerung der sexuellen Erregung geschieht über die Bewegung der doppelten
Schaukel.
Die sexuelle Erregung wird aktiviert durch die Beckenschaukel und über die obere
Schaukel (Schultergürtel, Kopf, Gesicht) werden die Emotionen verstärkt. Die
Beckenschaukel und die obere Schaukel werden dabei durch die tiefe Bauchatmung
verbunden und es kommt zu einer fliessenden Bewegung des Körpers. Dies ermöglicht
eine vertiefte Wahrnehmung der sexuellen Erregung und der sie begleitenden
emotionalen Ladungen. Die doppelte Schaukel, auch mit
Pausen in der Bewegung erzeugt Wellen, die sich wie aufeinander aufblasen, und einen
Resonanz-effekt auslösen. Phasen des Kanalisierens wechseln sich mit Phasen des
Diffundierens und gehen dann wieder in Wellen über. Die Kanalisierung das heisst das
Fokussieren geschieht über kraftvolle Bewegungen in der doppelten Schaukel. Das
Loslassen in der doppelten Schaukel bedeutet Loslassen oben und Loslassen unten,
das heisst sich den Zuckungen und muskulären Reaktionen hinzugeben, also nicht
mehr den Beckenboden zu spannen. Wird der Beckenboden oder das Gesäss
gespannt, blockiert dies das Loslassen unten. Wird die Bewegung der Schulter von
einem steifen Hals begleitet gelingt es nicht auf der emotionalen Ebene loszulassen. Es
ist keine grosse Bewegung, es ist die Herausforderung, sich dem ganzen hinzugeben,
Vertrauen zu haben und loszulassen.
Diffusion und Kanalisation sowie Loslassen sind in diesem Modus am besten möglich.

 Tonus                       Breites Spektrum
 Rhythmus                    Breites Spektrum
 Bewegung                    Breites Spektrum
 Atmung                      Bauchatmung

Stärken
Das Spiel mit Muskelspannungen ohne Rigidität oder Erschlaffen. Es besteht ein weites
Spektrum räumlicher Bewegungsgestaltung in fliessender, tiefer Atmung. sexueller
Erregung mit sexueller Lust. Intensive orgasmische Entladung (Orgasmus) Intensive
Sinnlichkeit und eine Vielfalt erotischer Fantasien.

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Frauen
Intensivere Wahrnehmung der die vaginale Erregung begleitende Sinnesempfindungen,
Aktivierung auf physiologischer Ebene. Erotisierung der inneren Genitalität ist möglich.
Lustvolles Erleben und Gestalten vaginaler Penetration.

Männer
Bessere Erektionsfähigkeit über Aktivierung physiologischer Abläufe und
intensivere Wahrnehmung der die sexuelle Erregung begleitenden Sinnes-
empfindungen. Es entsteht eine phallische Erotisierung und das Modulieren
der Erregungskurve, das heisst die Wahl des Zeitpunktes der Ejakulation wird
möglich.

ANORGAGSTIE UND ORASMIE

Anorgastie

Die Erregungssteigerung ist nicht derart möglich, dass die unwillkürlichen muskulären
Reaktionen im Beckenbereich auftreten. Deshalb kommt es nicht zu einer Entladung.

Orgastie
Die Fähigkeit über muskuläre Kontraktionen die Erregung zu steigern und auf der
genitalen
Ebene zu entladen. Die körperliche Entladung ist nicht begleitet von einer emotionalen
Entladung. Eine Orgastie ist oft sehr leicht möglich im archaischen Modus. Die hohe
körperliche Spannung führt in der Regel zur Kanalisierung und zur Entladung bzw.
Entspannung. Es kommt in der Regel zu körperlichen Reaktionen nach der Entladung,
weil die Erregungssteigerung in einem engen Bereich und in hoher körperlicher
Spannung geschieht.

Orgasmie
Die Fähigkeit, die Erregunskurve bis zu einer genitalen Entladung und gleichzeitig die
emotionale Intensität (die Lustkurve) bis zur emotionalen Entladung zu steigern. Dies
setzt das Lernen über Beckenbewegungen voraus sowie die Bewegungen der oberen
Schaukel. Über die Bauchatmung kommt es zu einer Diffusion der genitalen und der
emotionalen Erregung. Über die Kanalisation durch die emotionale Intensivierung und
das Loslassen in der doppelten Schaukel kommt es zu einer genitalen und emotionalen
Entladung, zu einem Orgasmus.

Anorgasmie
Dies ist die Unfähigkeit, die genitale Entladung mit einer emotionalen Entladung
sexueller Lust zu verbinden.

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