Leitfaden für Rettungs- und Bergungskräfte - Hinweise zur Unfallrettung aus verunfallten Fahrzeugen der Marke Volkswagen mit Hochvoltantrieben
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Leitfaden für Rettungs- und Bergungskräfte Hinweise zur Unfallrettung aus verunfallten Fahrzeugen Stand: 03/2020 der Marke Volkswagen mit Hochvoltantrieben
Rechtlicher Hinweis: Beachten Sie bitte: Dieser Leitfaden wurde ausschließlich für Rettungs- und Bergungskräfte erstellt, die über eine spezielle Die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen sind nicht für Endkunden und ebenfalls nicht für Ausbildung auf dem Gebiet der technischen Hilfeleistung nach Verkehrsunfällen verfügen und damit die in Werkstätten und Händler bestimmt. diesem Leitfaden beschriebenen Tätigkeiten ausführen können. Endkunden können den Bordbüchern ihres jeweiligen Fahrzeuges der Volkswagen AG Informationen zu den Ferner enthält der Leitfaden Informationen über Fahrzeuge, die zum Verkauf in der Europäischen Union Funktionen ihres Fahrzeuges sowie wichtige Sicherheitshinweise zur Fahrzeug- und Insassensicherheit bestimmt sind. entnehmen. Werkstätten und Händler erhalten Reparaturinformationen über die ihnen bekannten Der Leitfaden enthält hingegen keine Informationen über Fahrzeuge, die zum Verkauf außerhalb der Bezugsquellen. Europäischen Union vorgesehen sind. Die Informationen berücksichtigen Erkenntnisse zum Datum der Erstellung. Spezifikationen und Sonderausstattungen der Volkswagen Fahrzeuge sowie das Fahrzeugangebot der Volkswagen Aktiengesellschaft unterliegen stetig etwaigen Änderungen. © Volkswagen AG Daher behält sich Volkswagen inhaltliche Anpassungen bzw. Änderungen an diesem Leitfaden jederzeit ausdrücklich vor. 2 Stand: 03/2020
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04 5 Gespeicherte Energie/Flüssigkeiten/Gase/Feststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Warnkennzeichnungen Hochvoltkomponenten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 0 Rettungsdatenblatt/-blätter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 05 6 Im Brandfall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 1 Identifizierung/Erkennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07 Allgemeine Erkennungsmerkmale von Hochvoltfahrzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08 7 Unter Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Was bedeutet „Hochvolt“? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Die Hochvoltbatterie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 8 Abschleppen/Transport/Lagerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Batteriekonzepte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Hochvoltsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 9 Wichtige Zusatzinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Airbag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2 Fixierung/Stabilisierung/Heben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Airbag-Gasgeneratoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Fahrzeug gegen Wegrollen sichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Gurtstraffer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Zündung ausschalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Überrollschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Fahrzeug heben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Aktive Frontklappe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3 Direkte Gefahren beseitigen/Sicherheitsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 10 Erklärung der verwendeten Piktogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Trennstellen zur Deaktivierung des Hochvoltsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Ladestation trennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4 Zugang zu den Insassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Karosserie und Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3 Stand: 03/2020
Vorwort Fahrer, Fahrzeug und Umfeld: das sind die Faktoren, Die Informationen sind insbesondere für die Aus- und Fortbildung von Rettungs- und Bergungskräfte gedacht. Für die Arbeit an der Einsatzstelle sind für die Fahrzeuge von deren Zusammenspiel entscheidend für die Sicherheit Volkswagen entsprechende Rettungsdatenblätter erhältlich. im Straßenverkehr ist. Den jeweils aktuellen Stand finden Sie unter www.volkswagen-rettungsfahrzeuge.de, wobei Änderungen an den Fahrzeugen im Rettungsleitfaden ggf. erst zeitversetzt angepasst werden. Dem Fahrzeug kommen in einer Unfallsituation u. a. folgende Aufgaben zu: • Durch eine steife Fahrgastzelle einen Überlebensraum weitgehend zu gewährleisten. • Die Fahrzeugenergie durch intelligente Strukturkonzepte und Elemente abzubauen. • Durch ein optimiertes Rückhaltesystem – bestehend aus Airbags und Sicherheitsgurten mit Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern – die Insassen wirkungsvoll zu schützen. • Durch Sicherheitseinrichtungen die Gefahren durch Betriebsmittel oder Antriebskomponenten zu minimieren. Fahrzeuge von Volkswagen haben in internationalen Tests nachgewiesen, dass sie zu den sichersten Fahrzeugen gehören. Dennoch lassen sich Unfälle und damit verbundene Verletzungen nicht ausschließen. Die Existenz einer kurzen, schnellen und effektiven Rettungskette bleibt deshalb unverzichtbar. Dieser Leitfaden soll Rettungs- und Bergungskräfte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mit den notwendigen Informationen zur Technik der Fahrzeuge von Volkswagen unterstützen. Technische Innovationen wie beispielsweise neue Materialien neben Stahl und Aluminium im Karosseriebau machen eine angepasste Herangehensweise bei der Rettung aus verunfallten Fahrzeugen notwendig. 4 Vorwort Stand: 03/2020
Volkswagen stellt für alle seine Modelle und Fahrzeugvarianten Rettungsdatenblätter zur Verfügung. Die nebenstehend gezeigte Abbildung stellt beispielhaft die erste Seite aus dem Rettungsdatenblatt des Volkswagen ID.3 nach ISO 17840-1:2015 dar. Das aktuelle, vollständige Rettungsdatenblatt sowie alle anderen von Volkswagen erstellten Datenblätter sind unter www.volkswagen.de zu finden. Rettungsdatenblätter für Fahrzeuge, die vor 2020 vorgestellt wurden, können in der Darstellung abweichen. 6 0. Rettungsdatenblatt/-blätter Stand: 03/2020
Von Hochvoltfahrzeugen gehen nach einem Unfall für Erkennungsmerkmale von Hochvoltfahrzeugen die Rettungs- und Bergungskräfte andere Gefahren aus als von Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb. 1. Merkmale außen am Fahrzeug Deshalb ist es wichtig, diese Fahrzeuge im Einsatz • Schriftzüge an Kühlergrill, Seitenteilen und Heckdeckel • externer Ladeanschluss für die Hochvoltbatterie (im Kühlergrill integrierte Ladeklappe frühzeitig zu erkennen. oder hinter dem Volkswagen Emblem, Ladeklappe mit Ladeanschluss seitlich in der Karosserie) Volkswagen bietet verschiedene Fahrzeugmodelle mit kombiniertem Verbrennungsmotor • keine Abgasanlage (Endrohre, Auspuff) erkennbar und Elektroantrieb als Hybridfahrzeuge und rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge als e- • LED-Scheinwerfer mit blauer Linie und LED-Tagfahrlicht, vorn oder Modelle an. • Reflektoren am Heck in bogenförmiger e-Signatur Die Hybridmodelle unterscheiden sich wiederum in zwei Grundvarianten: • Hybridfahrzeuge mit externem Ladeanschluss für die Hochvoltbatterie (Plug-in-Hybrid, Info PHEV) und Leuchtende Scheinwerferumrandung am ID.3 als LED- • Hybridfahrzeuge ohne externe Lademöglichkeit (Vollhybrid, HEV). Tagfahrlicht. Mit dem e-up! bietet Volkswagen seit 2013 das erste rein elektrisch angetriebene Serienfahrzeug an. Dieses Angebot wurde mit dem e-Golf erweitert und künftig mit der ID. Familie komplettiert. Die ID. Familie wurde auf Basis des Modularen Elektrifizierungs- baukasten (MEB) neu entwickelt. Für die Rettungs- und Bergungskräfte ist es im Einsatz z. B. bei Verkehrsunfällen von Ladeklappe am Golf GTE ab 2020 ausschlaggebender Bedeutung, Hochvoltfahrzeuge unmittelbar zu erkennen, um die Gefahren an der Einsatzstelle beurteilen und geeignete Maßnahmen treffen zu können. Die Kennzeichnung von Hochvoltfahrzeugen hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert und unterscheidet sich außerdem zwischen den unterschiedlichen Herstellern und Fahrzeugmodellen. Heckklappe am Passat GTE 8 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Info Info AC/DC-Ladeanschluss Warnkennzeichnungen im ID.3 AC-Ladeanschluss 3. Merkmale im Innenraum • e-spezifische Instrumente im Kombi-Instrument, wie Ladeanzeigen (Powermeter) • e-spezifische Anzeigen im Kombi-Instrument wie „Ready“ für Fahrbereitschaft (Elektroantrieb ist aktiv, Fahrzeug fährt bei Betätigung des Gaspedals an) • „E-Mode“-Taste in der Mittelkonsole • Taste für Sportprogramm (GTE) • Hybrid- oder GTE-Schriftzug, z. B. am Cockpit und/oder Lenkrad • Hybrid-Schriftzug in den unteren Türfüllungen 2. Merkmale im Motorraum • Orangefarbene Hochvoltleitungen Info • International einheitliche Warnkennzeichnung von Hochvolttechnologie • Hochvoltbauteile Digitales Kombi-Instrument mit Powermeter und „Off-“ bzw. „Ready“-Anzeige bei ID. Familie Info Orangefarbene Hochvoltleitungen im Motorraum 9 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Info Hochvolt ist nicht gleich Hochspannung. Auch Hochvoltanlagen in Kraftfahrzeugen liegen für die Feuerwehren (Beispiel Deutschland) im Kein Gangwahlhebel bei ID. Familie Niederspannungsbereich bis 1.000 Volt (also ähnlich wie z. B. Parkbremse am Lenkstockschalter Fotovoltaikanlagen in Gebäuden). Dementsprechend gelten die Standardeinsatzregeln und Sicherheitsanweisungen der FUK/GUV für Einsätze an elektrischen Anlagen bis 1.000 Volt (Beispiel Deutschland). Nur wenige elektrische Komponenten in Hochvoltfahrzeugen werden mit Hochvoltspannung betrieben (z. B. Hochvoltbatterie, Hochvoltleitungen, Leistungselektronik, Fahrmotor/Generator, Klimakompressor, externer Ladeanschluss). Alle übrigen elektrischen Bauteile, wie beispielsweise Beleuchtung, Bordelektronik, etc., werden über die 12-Volt Bordnetzspannung (Pkw) bzw. 24-Volt Bordnetzspannung (Lkw) versorgt. Was bedeutet „Hochvolt“? Auch wenn sich die Begriffe an der Höhe der Spannung orientieren, steckt die eigentliche Gefahr beim direkten Kontakt mit elektrischer Energie in der Stromstärke, mit welcher der so geschlossene Stromkreis durch den menschlichen Körper fließt. Das bedeutet, auch geringe Spannungen Für die Feuerwehren, beispielsweise in Deutschland, gehören die Begriffe können bei entsprechend großer Stromstärke lebensgefährlich wirken. „Niederspannung“ und „Hochspannung“ mit den dazugehörenden Sicherheitsregeln zum „normalen Einsatzgeschäft“. Der im Fahrzeugbau für Elektro- und Hybridfahrzeuge Bei unsachgemäßer Handhabung von Hochvoltkomponenten besteht gebräuchliche Begriff „Hochvolt“ ist dagegen weitgehend ungewohnt und führt zu Lebensgefahr durch die hohe Spannung und den dabei auftretenden, möglichen Stromfluss durch den menschlichen Körper. Verwechslungen mit dem Begriff „Hochspannung“. Deshalb ist an dieser Stelle eine Abgrenzung der Begrifflichkeiten sinnvoll: Begriffsdefinitionen bei der Feuerwehr (Beispiel Deutschland) • Niederspannungsbereich: bis 1.000 Volt • Hochspannungsbereich: über 1.000 Volt Begriffsdefinitionen im Fahrzeugbau (Beispiel Volkswagen) • Bordnetzspannung: von bis zu 60 Volt (in der Regel 12- und 48-Volt bei PKW sowie 24- Volt bei Lkw/Nutzfahrzeugen) • Hochvoltspannung: von 60 Volt bis zu ca. 650 Volt 10 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Die Hochvoltbatterie Hochvoltbatterien sind wiederaufladbare Akkus. Je nach Hersteller und Fahrzeug kommen Die Volkswagen Elektrofahrzeuge verfügen neben der Hochvoltbatterie unterschiedliche Batteriearten zum Einsatz. Sie unterscheiden sich in den verwendeten außerdem über eine oder mehrere 12-Volt Bordnetzbatterien. chemischen Bestandteilen der Batteriezellen für Anode, Kathode und Elektrolyt sowie dem Aufbau der Zelle (rund, prismatisch, pouch). Aufgrund der Vielzahl von verschiedenen Batterietypen mit ihren unterschiedlichen chemischen Bestandteilen und aufgrund der ständigen Zurzeit werden beispielsweise Lithium-Ionen-Batterien (Li-Ion) verbaut. Weiterentwicklung in der Akkumulatortechnologie kann im Rahmen dieses Leitfadens nicht auf deren spezifische Gefahren und mögliches Verhalten Die Größen und Einbauorte der Hochvoltbatterien unterscheiden sich je nach Fahrzeugtyp. eingegangen werden. Ein reines e-Fahrzeug benötigt eine größere Hochvoltbatterie als ein Hybridfahrzeug. Weitere Informationen zu den Gefahren sind im Kapitel 5 „Gespeicherte Energie/Flüssigkeiten/Gase/Feststoffe“ beschrieben. Folgende Batteriekonzepte sind zurzeit gebräuchlich: • unter fast dem gesamten Fahrzeugboden • unter dem Fahrzeugboden vor der Hinterachse • im Kofferraum unter einer Abdeckung anstelle der Ersatzreifenmulde Eine Hochvoltbatterie besteht aus einer Vielzahl von Batteriemodulen, die sich wiederum aus den eigentlichen Batteriezellen zusammensetzen. Alle Hochvoltbatterien sind konstruktiv geschützt, um nach einem Unfall beispielsweise ein Austreten von Elektrolyt bei defekten Batteriezellen zu verringern. Im Falle eines Unfalls wird die Hochvoltbatterie durch ein Batteriegehäuse mechanisch geschützt. Dieses leitet die Aufprallenergie weitgehend in die Fahrzeugstruktur. 11 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Batteriekonzepte Batterietyp Einbauort Die Hochvoltbatterie des Jetta Hybrid Einbauort der Hochvoltbatterie im Rettungsdatenblatt Jetta Hybrid. (Die Illustration entspricht nicht der aktuellen ISO 17840-1.) Die Hochvoltbatterie des Passat GTE Einbauort der Hochvoltbatterie im Rettungsdatenblatt Passat GTE. (Die Illustration entspricht nicht der aktuellen ISO 17840-1.) 12 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Batteriekonzepte Batterietyp Einbauort Die Hochvoltbatterie des e-up! Einbauort der Hochvoltbatterie im Rettungsdatenblatt e-up! Die Hochvoltbatterie des e-Golf Einbauort der Hochvoltbatterie im Rettungsdatenblatt e-Golf. (Die Illustration entspricht nicht der aktuellen ISO 17840-1.) 13 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Batteriekonzepte Batterietyp Einbauort Die Hochvoltbatterie des e-Crafter Einbauort der Hochvoltbatterie im Rettungsdatenblatt e-Crafter Die Hochvoltbatterie des ID.3 (MEB) Einbauort der Hochvoltbatterie im Rettungsdatenblatt ID.3 14 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
Hochvoltsicherheit Jedes Hochvoltfahrzeug verfügt über ein umfassendes, modellspezifisches Sicherheitskonzept. Bestandteile dieses Sicherheitskonzeptes sind: • Warnkennzeichnungen • ausgewiesene Trennstellen zur Deaktivierung des Hochvoltsystems • das Airbag-Steuergerät Von der Hochvoltspannung kann bei direktem Kontakt aufgrund der hohen Spannung und Stromstärke eine Gefahr ausgehen. Weitere Informationen zu den Warnkennzeichnungen sind in Kapitel 5 „Gespeicherte Energie/Flüssigkeiten/Gase/Feststoffe“ beschrieben. Weitere Informationen zu den Trennstellen zur Deaktivierung des Hochvoltsystems sind in Kapitel 3 „Direkte Gefahren beseitigen/ Sicherheitsbestimmungen“ sowie in den jeweiligen Rettungsdatenblättern beschrieben. 15 1. Identifizierung/Erkennung Stand: 03/2020
2. Fixierung/Stabilisierung/Heben Stand: 03/2020
Mit der immer umfangreicher werdenden Ausstattung Fahrzeug gegen Wegrollen sichern der Fahrzeuge steigt auch die Anzahl der Energieverbraucher und damit verbunden die 1. Elektrische Feststellbremse lokalisieren. 2. Elektrische Feststellbremse betätigen. Forderung nach größeren oder mehr Energiespeichern. „Start-Stop“-Taste an der Lenksäule drücken. Die „READY“ Anzeige erlischt. Dies hat auch Auswirkungen auf den Rettungseinsatz, da insbesondere bei der Deaktivierung der Fahrzeugelektrik (Ausschalten der Zündung, Abklemmen der Fahrzeugbatterien) zusätzliche Punkte beachtet werden sollen. Durch die Deaktivierung der Fahrzeugelektrik wird zum einen die Brandgefahr durch Kurzschlüsse, aber auch die Gefahr einer nachträglichen Aktivierung von Airbags, Gurtstraffern oder des Überrollschutzes reduziert. Bei Deaktivierung der Fahrzeugelektrik sollte auch darauf geachtet werden, dass die Stromversorgung von ggf. vorhandenen Anhängern getrennt und ggf. vorhandene Solarelemente im Schiebedach abgedeckt werden. Bei abgeklemmter 12-Volt Batterie sind alle Bordnetzfunktionen außer Betrieb (gilt insbesondere für die Warnblinkanlage und elektrische Sitzverstellung). Weitere Informationen in Kapitel 4 „Zugang zu den Insassen“ sowie Kapitel 9 „Wichtige Zusatzinformationen“ beachten. Abbildungen zeigen beispielhaft die Mittelkonsole des Golf ab 2020. (Links elektrische Feststellbremse, rechts „Start-Stop“-Taste) 17 2. Fixierung/Stabilisierung/Heben Stand: 03/2020
Zündung ausschalten Fahrzeug heben Die Elektromaschine ist geräuschlos. Die Anzeige im Kombi-Instrument (Powermeter) gibt Fahrzeugspezifische Punkte zum Heben bzw. verbotene Punkte sind in den Rückmeldung, ob der Elektroantrieb ausgeschaltet „Off“ bzw. betriebsbereit „Ready“ ist. Rettungsdatenblättern gekennzeichnet. Wenn möglich, das Fahrzeug an den gekennzeichneten Hebepunkten anheben. Anzuwenden auf undeformierte Fahrzeuge. Bei deformierten Fahrzeugen entscheiden die Rettungs- und Bergungskräfte vor Ort, an welchen Punkten das Fahrzeug angehoben werden darf. Beispiel der „Ready“-Anzeige im ID.3. Achtung! Bei Drücken der „Start-Stop“-Taste und gleichzeitigem Betätigen des Bremspedals können die Fahrzeuge in den Fahrbereitschaftsmodus wechseln! Informationen in den Rettungsdatenblättern beachen! Die genaue Position der „Ready“-Anzeige ist in den jeweiligen Rettungsdatenblättern beschrieben. 18 2. Fixierung/Stabilisierung/Heben Stand: 03/2020
3. Direkte Gefahren beseitigen/ Sicherheitsbestimmungen Stand: 03/2020
In Bezug auf die Einsatzgefahren, die von verunfallten Hochvoltfahrzeugen ausgehen, besteht bei vielen Kennzeichnung der Rettungstrennstelle im Rettungs- und Bergungskräften eine große Fahrgastraum (Sicherung auf Sicherungsträger) Unsicherheit. Kennzeichnung der Rettungstrennstelle im Motorraum Trennstellen zur Deaktivierung des Hochvoltsystems Kennzeichnung der Rettungstrennstelle im Gepäckraum Die Rettungstrennstellen sind von den Herstellern extra dafür vorgesehen, um den Rettungskräften eine gut zugängliche Möglichkeit zu geben, damit das Hochvoltsystem Das Trennen einer markierten Trennstelle deaktiviert nur das gefahrlos deaktiviert werden kann. Hochvoltsystem. Sicherheitssysteme wie Airbags oder Gurtstraffer werden durch das 12-Volt Bordnetz weiter mit Spannung versorgt. Da es je nach Unfallhergang dazu kommen kann, dass beispielsweise der Motorraum nicht zugänglich ist (z. B. bei einem PKW-/Lkw-Unterfahrunfall), gibt es in der Regel mindestens zwei Trennstellen, eine im Motorraum und eine im Koffer- oder im Innenraum. Diese durch gelbe Fahnen markierten Trennstellen führen nur die 12-Volt Bordnetzspannung und können daher von den Rettungskräften gefahrlos, gemäß der auf den Fähnchen beschriebenen Vorgehensweise getrennt werden. Je nach Fahrzeugmodell kann eine Trennstelle auch auf einem der Sicherungsträger (z. B. im Innenraum im Bereich der Schalttafel) angebracht sein, wiederum mit einer gelben Fahne markiert. In diesem Fall erfolgt die Trennung und damit Deaktivierung des Hochvoltsystems, indem die so gekennzeichnete Sicherung aus ihrem Sitz gezogen wird. In beiden Fällen öffnen die Sicherheitsrelais in der Hochvoltbatterie und trennen diese vom übrigen Hochvoltsystem ab, das dann nach Ablauf von 20 s spannungsfrei ist. Die Lage der Trennstellen und die Vorgehensweise zur Deaktivierung des Fahrzeuges sind auf den Rettungsdatenblättern von Volkswagen angegeben. 20 3. Direkte Gefahren beseitigen/Sicherheitsbestimmungen Stand: 03/2020
Fahrzeug deaktivieren Elektrofahrzeuge und Hybridfahrzeuge laufen im Elektrobetrieb ausgesprochen leise. Dadurch lässt sich bei einem Hochvoltfahrzeug im Stand die Fahrbereitschaft nicht wie bei gewöhnlichen Verbrennungsmotoren durch ein Motorengeräusch feststellen. Deshalb ist es bei Hochvoltfahrzeugen besonders wichtig, das Fahrzeug zu deaktivieren und gegen Wegrollen bzw. Anfahren zu sichern. Informationen auf den jeweiligen Rettungsdatenblättern beachten. Je nach Fahrzeugtyp und Ausstattung können hier unterschiedliche Vorgehensweisen geboten sein. Wie die Deaktivierung ausgeführt wird, richtet sich nach Unfalllage und Fahrzeugausstattung. Dabei sind u. a. folgende Möglichkeiten zu berücksichtigen: Trennstelle Hybrid (Golf GTE ab 2020) • Das Fahrzeug besitzt entweder noch ein klassisches Zündschloss oder verfügt über Keyless Entry, einem System bei dem der Zündschlüssel sich irgendwo im Wagen befinden kann, um das Fahrzeug zu aktivieren (z. B. in der Hosentasche des Fahrers oder einer Handtasche im Fahrzeug). Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug mit einer App zu verwalten. • Zündschlüssel, sofern vorhanden, nur auf „aus“ stellen oder aus dem Schloss entfernen • verfügt das Fahrzeug zusätzlich zum Zündschloss über eine Engin-On/Off-Taste, mit der das Fahrzeug deaktiviert werden kann, diese betätigen. Die erforderlichen Vorgehensweise finden sich in den Rettungsdatenblättern von Volkswagen wieder. Eine größtmögliche Sicherheit darüber, dass das Fahrzeug und vor allem das Hochvoltsystem deaktiviert ist, liegt erst vor, wenn eine vom Hersteller vorgesehene Rettungstrennstelle getrennt und damit die 12-Volt- Trennstelle e-Fahrzeug (ID.3) Bordnetzbatterie abgeklemmt ist oder das Airbag-Steuergerät den Unfall erkannt und das System getrennt hat. 21 3. Direkte Gefahren beseitigen/Sicherheitsbestimmungen Stand: 03/2020
Rettungsgeräte in der Nähe von Hochvoltbauteilen mit Bedacht und Vorsicht Unbeschädigte Hochvolt-Komponenten können berührt werden. einsetzen Unabhängig davon, ob es sich um ein Hybrid- oder Elektrofahrzeug handelt, haben die folgenden Punkte allgemeine Gültigkeit im Rettungseinsatz an Hochvoltfahrzeugen. Bei unsachgemäßer Handhabung von Hochvoltkomponenten besteht Ladestation trennen Lebensgefahr durch die hohe Spannung und den dabei auftretenden möglichen Stromfluss durch den menschlichen Körper. Deshalb beim Arbeiten an verunfallten Hochvoltfahrzeugen nach Da Hochvoltfahrzeuge in der Regel beim Parken geladen werden, können sich an Möglichkeit Abstand zu den beschädigten Hochvoltbauteilen einhalten und Berührung vermeiden. öffentlichen Parkplätzen, privaten Carports oder öffentlichen bzw. privaten Garagen Hochvolt-Ladestationen befinden, an die ein Fahrzeug angeschlossen ist. Sollten die Airbags ausgelöst haben, ist eine Hochvolt-Abschaltung bereits erfolgt, es ist keine weitere Wartezeit für die Rettungs- und Je mehr Hochvoltfahrzeuge in den Markt kommen, desto mehr werden auch öffentliche Bergungskräfte erforderlich. Es dürfen keine Arbeiten an stark beschädigten Hochvolt-Komponenten und private Hochvolt-Ladestationen auftreten. Dies muss von den Rettungs- und durchgeführt werden. Rettungstrennstelle kann zusätzlich geöffnet Bergungskräfte bei Rettungs- und Brandeinsätzen bei der Lagebeurteilung und der werden. Festlegung der zu treffenden Einsatzmaßnahmen berücksichtigt werden. Sollten die Airbags nicht ausgelöst haben, muss das Fahrzeug durch die Rettungs- und Bergungskräfte über eine Rettungstrennstelle deaktiviert werden. Nach ca. 20 s haben sich die Hochvolt-Komponenten deaktiviert. Grundsätzlich sollte zwischen öffentlichen Ladestationen mit beispielsweise mehreren Ladestellplätzen und privaten Ladestationen unterschieden werden. Auch nach einer Deaktivierung des Hochvoltsystems ist immer noch Spannung innerhalb der Hochvoltbatterie vorhanden. Die Hochvoltbatterie darf deshalb im Rahmen der Rettungsmaßnahmen weder beschädigt noch geöffnet werden. Ist die Hochvoltbatterie durch die Unfalleinwirkung beschädigt worden, Kontakt mit der Hochvoltbatterie oder mit aus der Hochvoltbatterie austretenden Flüssigkeiten und Dämpfen vermeiden. Die Isolierung der Hochvoltleitungen ist orange. Hochvoltleitungen dürfen nicht beschädigt oder durch nicht-qualifiziertes Personal vom Hochvoltsystem getrennt werden. Das Arbeiten an beschädigten Hochvolt-Komponenten ist verboten, da auch die Abschaltung im Crash zerstört sein kann. Beschädigte Bauteile mit geeigneten Gerätschaften, z. B. isolierende Schutzdecken, abdecken. 22 3. Direkte Gefahren beseitigen/Sicherheitsbestimmungen Stand: 03/2020
Öffentliche Ladestationen zur Energieversorgung sind ggf. an das Bestehende regionale und landesspezifische Einsatzpläne der Rettungs- öffentliche Hochspannungsnetz mit über 1.000 Volt Spannung und Bergungskräfte für öffentliche Ladestationen beachten. angeschlossen. Ist dies der Fall, müssen bei einem Brandeinsatz die entsprechend größeren Sicherheitsabstände eingehalten werden. Die Ladeanschlüsse und das Aussehen der öffentlichen und privaten Ladestationen unterscheiden sich je nach Hersteller und Land. Ein weiterer Unterschied besteht in der Art der Ladespannung. Es gibt Anlagen, die mit Wechselspannung laden und Anlagen, die mit Gleichspannung laden. Bei einer Anlage mit Gleichspannung wird die Batterie über den Ladeanschluss direkt versorgt. Wird Wechselstrom zum Laden der Hochvoltbatterie verwendet, übernimmt das Ladegerät im Motorraum die Funktion des Spannungswandlers. Man kann die Art der Ladespannung an den unterschiedlichen Ladesteckdosen erkennen. AC/DC-Ladeanschluss AC-Ladeanschluss 23 3. Direkte Gefahren beseitigen/Sicherheitsbestimmungen Stand: 03/2020
4. Zugang zu den Insassen Stand: 03/2020
Karosserie und Werkstoffe Die A-Säule Insbesondere bei Cabriolets wird die Karosserie zusätzlich verstärkt, um auch ohne Dach Eine höhere Sicherheit für die Fahrzeuginsassen kann eine entsprechende Karosseriesteifigkeit zu erzielen. Hierzu werden an verschiedenen Stellen des Fahrzeugs u. a. in der A-Säule Rohrverstärkungen eingebaut, um den insbesondere dadurch erreicht werden, die Schutzraum bei Fahrzeugüberschlägen zusammen mit dem Überrollschutz zu verbessern. Fahrgastzelle steif auszulegen. Ggf. ist ein Öffnen des Cabrioletdaches (in der Regel als Stoffdach ausgeführt) auch auf konventionellem Weg oder durch Hochdrücken des Daches mit einem Rettungszylinder Hierfür werden höherfeste Stähle, größere Wandstärken und ein mehrschalige Aufbau möglich. eingesetzt. Diese Bereiche sind bei der Rettung und Bergung der verunfallten Insassen bei modernen Fahrzeugen primär zu meiden und es sind entsprechend leistungsfähige hydraulische Schneidgeräte zu verwenden. Ein Durchtrennen der A-Säule im Bereich der A-Säulen-Verstärkung ist mit Schneidgeräten mit großem Aufwand und nur mit leistungsstarken Rettungsgeräten möglich. Die Lage besonderer Verstärkungsmaßnahmen in den einzelnen Fahrzeugen kann den Rettungsdatenblättern entnommen werden! Die Verstärkungsmaßnahmen sind wie folgt dargestellt: Kennzeichnung für hochfeste Bereiche nach ISO 17840 Warmumgeformter Stahl kann mit leistungsfähigen Schneidwerkzeugen durchtrennt werden. Informationen zur Lage von Verstärkungen sind in den fahrzeugspezifischen Rettungsdatenblättern beschrieben. 25 4. Zugang zu den Insassen Stand: 03/2020
Die B-Säule Die Schweller Durch den Einsatz höherfester Bleche und warmumgeformter Bleche sowie eines Zur Verstärkung der Schweller werden in modernen Fahrzeugen besondere Stähle mehrschaligen Aufbaus wird insbesondere die B-Säule verstärkt. Hinzu kommt, dass verwendet. Diese dienen zur Erhöhung der Sicherheit beim Seitencrash, insbesondere beim moderne B-Säulen einen größeren Querschnitt aufweisen. Pfahlaufprall. Im Bereich der Gurtumlenkung ist die Säule zusätzlich verstärkt, was das Durchtrennen schwieriger gestaltet. Diese Bereiche sollten deshalb gezielt umgangen werden. Der Seitenaufprallschutz Der Seitenaufprallschutz besteht bei den Fahrzeugen des Volkswagen Konzerns aus Stahlrohren bzw. Stahlprofilen. Die Rohre oder Profile sind waagerecht oder schräg hinter den Türaußenblechen angeordnet. Die hochfesten Profile lassen sich mit leistungsstarken Schneidgeräten trennen. Die Lage besonderer Verstärkungsmaßnahmen in den einzelnen Fahrzeugen kann den Rettungsdatenblättern entnommen werden! Die Seitenaufprallprofile sind wie folgt dargestellt: Kennzeichnung für hochfeste Bereiche nach ISO 17840 Das Durchtrennen von Fahrzeugsäulen ist im Bereich oberhalb der Gurthöhenverstellung am einfachsten! Die Säule kann auch im unteren Bereich durchtrennt werden, dabei sollte jedoch beachtet werden, dass der Querschnitt der Säule sehr groß ist und sich dort in der Regel der Gurtstraffer befindet. In jedem Fall sind die Rettungsdatenblätter zu beachten! 26 4. Zugang zu den Insassen Stand: 03/2020
Die Verglasung Die Fahrzeugscheiben bei den Fahrzeugen des Volkswagen Konzerns bestehen aus Verbundscheiben- Einscheiben- und Verbundscheibensicherheitsgläsern. Dabei werden die Frontscheibe sicherheitsglas immer als Verbundscheibensicherheitsglas (VSG) und die Seiten- und Heckscheiben als Einscheibensicherheitsglas (ESG) ausgeführt. Bei modernen Fahrzeugen können auch die Seiten- und Heckscheiben als Verbundscheibensicherheitsglas ausgestattet sein. Einscheibensicherheitsglas (ESG) Einscheibensicherheitsglas (ESG) ist thermisch vorbehandeltes Glas, das hohen Einscheibensicher- Belastungen standhalten kann. Bei zu hoher Belastung zerspringt es in viele Bruchstücke. heitsglas Einscheibensicherheitsglas wird für Seitenscheiben, Heckscheiben und Schiebehebedach verwendet. Glas Folie Intakte Scheiben können bei Rettungsarbeiten am Fahrzeug schlagartig Vor dem Entfernen der Glasscheiben die Insassen vor Glassplitter zerspringen. Je nach Unfallsituation und Umfang der Rettungsarbeiten schützen. sollten die Scheiben vorher entfernt werden. Scheiben können durch punktförmige Belastung z. B. mit einem Federkörner oder einem Nothammer entfernt werden. Die Scheiben sollten vorher gesichert werden. Hinweise zu eingebauten Verbundscheibensicherheitsgläsern (Frontscheibe ausgenommen) sind in den jeweiligen Rettungsdatenblättern beschrieben. Verbundscheibensicherheitsglas (VSG) Verbundscheibensicherheitsglas besteht aus zwei Glasscheiben und einer Zwischenschicht aus Folie. Die Glasscheiben bleiben bei Beschädigung weitgehend intakt. Sie werden für Frontscheiben und ggf. für Seitenscheiben verwendet. Die Frontscheiben werden mit der Karosserie verklebt. Da VSG-Scheiben nicht schlagartig zerspringen können, müssen sie nur entfernt werden, wenn es für die Rettungsarbeiten nötig ist. VSG-Scheiben können mit speziellen Glassägen oder Blechreißern entfernt werden. 27 4. Zugang zu den Insassen Stand: 03/2020
Mechanismen zur Höhen- und Längsverstellung von Fahrersitz und Elektrische Komforteinrichtungen Lenkrad Je nach Modellreihe und Fahrzeugausstattung verfügen Fahrzeuge der Volkswagen AG Die Sitzanlagen und Lensäulenverstellung in den Volkswagen Fahrzeugmodellen können über eine ganze Reihe von elektrisch betriebenen Komforteinrichtungen, z. B.: mechanisch oder elektrisch bedient werden. • Elektrische Türen • Elektrische Fensterheber • Elektrisches Schiebedach • Elektrische Sitzverstellung • Elektrische Verstellung der Lenksäule • Elektrische Entriegelung des Kofferraumes Nach dem Abklemmen der Batterie(n) können diese Systeme nicht mehr betätigt werden! Sofern möglich, sollten die elektrischen Komforteinrichtungen vor dem Abklemmen der Batterie zum Nutzen der Rettung verwendet werden! Die Batterie sollte nur durch Werkstattpersonal wieder mit dem Bordnetz verbunden werden. 28 4. Zugang zu den Insassen Stand: 03/2020
5. Gespeicherte Energie/ Flüssigkeiten/Gase/Feststoffe Stand: 03/2020
Nur, wenn man im Einsatz eine Gefahr erkennt, kann Die Warnaufkleber mit dem Schriftzug „Danger“ kennzeichnen direkt die Hochvoltkomponenten. man angemessen auf sie reagieren und geeignete Maßnahmen zur Gefahrenabwehr treffen. Beispiele für Warnaufkleber in Hochvoltfahrzeugen. Deshalb besteht ein Teil des Sicherheitskonzeptes in einer umfassenden und international vereinheitlichten Warnkennzeichnung. Die Hochvoltbatterie des ID.3 (MEB) Warnkennzeichnungen Hochvoltkomponenten Alle Hochvoltkomponenten sind mit eindeutigen Warnaufklebern gekennzeichnet. Die Hochvoltleitungen sind hiervon ausgenommen, sie fallen aufgrund der orangenen Warnfarbe der Leitungsummantelung von sich aus ins Auge. Es finden grundsätzlich drei Arten von Warnaufklebern Verwendung: • gelbe Warnaufkleber mit dem Warnzeichen für elektrische Spannung • Warnaufkleber mit dem Schriftzug „Danger“ (engl. Gefahr) auf rotem Grund • Aufkleber, die Personen mit Herzschrittmachern besonders warnen Die gelben Aufkleber weisen auf die Hochvoltkomponenten hin, die in der Nähe des Aufklebers verbaut oder unter Abdeckungen verborgen sind. 30 5. Gespeicherte Energie/Flüssigkeiten/Gase/Feststoffe Stand: 03/2020
Klimaanlage Batterieinformationen, allgemeine Erste-Hilfe-Maßnahmen und umweltschutz- Für die Klimaanlagen werden die Kältemittel R134a, R1234yf und R744 verwendet. relevante Aspekte: Weiterführende Informationen zu unterschiedlichen Kühlmitteln können dieser Seite Bei normalen Betriebsbedingungen besteht bei der Batterie keine Gefahr einer Exposition entnommen werden: https://www.dguv.de/ifa/gestis/gestis-stoffdatenbank/index.jsp gegenüber ihrem Inhalt. Druckluftbehälter Bei einigen Volkswagen Modellen werden Druckspeicher für z. B. die Luftfederung oder Exposition gegenüber Hochvoltsystem (Spannung höher als 60 Volt) ist Klimaanlagen verbaut. Diese Druckspeicher nicht beschädigen und niemals gewaltsam unbedingt zu vermeiden, da diese Spannung lebensgefährlich sein kann. öffnen. Die Einbaulage ist in den Rettungsdatenblättern der Fahrzeugmodelle gekennzeichnet. Sollte eine Person mit der Spannung in Berühung gekommen sein, ist medizinischer Rat einzuholen. Entflammbare Materialien Hierzu zählen z. B.: Hautkontakt und Einatmen von Elektrolytdämpfe vermeiden, da Elektrolyte • Kunststoffe, brennbar, ätzend und reizend sind. • Elektrolyte, • Harze, • Magnesium, • Gase oder andere brennbare Materialien. Harze werden für die Verbindung von Kohlefasern verwendet, Magnesiumbauteile finden sich im Motorraum wieder und Gase können beim Ausgasen der Hochvoltbatterie entstehen. Der Umgang mit dem kontaminierten Löschwasser richtet sich nach der länderspezifischen Vorgehensweise der Rettungs- und Bergungskräfte. 31 5. Gespeicherte Energie/Flüssigkeiten/Gase/Feststoffe Stand: 03/2020
6. Im Brandfall Stand: 03/2020
Bei einem Brand von Hochvolt-Fahrzeugen sind die Das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung inkl. umluftunabhängigem Vorgaben wie für einen normalen Fahrzeugbrand zu Atemschutz ist zwingend notwendig! beachten. Sofern die Airbags nicht im Unfall ausgelöst wurden, können sie bei einem Fahrzeugbrand auslösen. Beim Brand von Elektro-/Hybrid-Fahrzeugen entsteht wie bei konventionellen Fahrzeugen gesundheitsschädlicher Brandrauch. Nach der Brandbekämpfung können noch gefährliche Spannungen vorhanden sein. Eine Explosion des kompletten Hochvolt-Energiespeichers ist aufgrund entsprechender Sicherheitstechnik ausgeschlossen. Es kommt lediglich zu einer thermischen Reaktion. Bei nicht vollständig ausgebrannten Batterien besteht die Möglichkeit einer Im Brandfall muss mit einer Ausgasung des Hochvoltenergiespeichers gerechnet werden, erneuten Entzündung. Gelöschte Fahrzeuge müssen auf einem entsprechenden Lagerplatz abgestellt werden; ggf. ist das Fahrzeug zu da sowohl dieser als auch dessen einzelne Zellen über mechanische beobachten. Sicherungseinrichtungen verfügen, die z. B. bei einem brandbedingten Temperatur- und Druckanstieg öffnen und somit zu einer gezielten „Ausgasung“ und Druckentlastung Es ist ein ausreichender Schutzabstand einzuhalten. führen. Das Löschen eines Fahrzeuges mit Hochvoltenergiespeicher und das Löschen eines Der Einsatz von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten ist bei der brennenden Hochvoltenergiespeichers ist möglich. Laut „VDA Unfallhilfe Retten und Brandbekämpfung erforderlich. Ausdunstungen und Gase können mit einem Bergen“ ist Wasser als Löschmittel zu bevorzugen und unterscheidet sich grundsätzlich Wassersprühstrahl niedergeschlagen werden. nicht von der Brandbekämpfung eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs. Es entsteht Ein Bersten von offen liegenden defekten Zellen mit einhergehender eine zusätzliche Kühlung. exothermer Reaktion ist nicht auszuschließen. Sollte beim Brandgeschehen der Hochvoltspeicher involviert sein, dann werden für das Es kann zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Unfall noch zu einem Brand Kühlen bzw. Löschen eines unbeschädigten, reagierenden Hochvoltspeichers größere kommen, da das Restrisiko einer verzögerten Brandentstehung nicht Menge Löschwasser benötigt. auszuschließen ist. Dies gilt insbesondere bei beschädigten Hochvolt- Energiespeichern (siehe auch Kapitel 8 „Abschleppen/Transport/Lagerung“). Durch das Kühlen können eventuell weitere thermische Reaktionen verhindert bzw. Auch ist eine elektrische Gefährdung weiterhin möglich. Hochvoltbauteile dürfen nicht berührt werden und es ist auf das Tragen von geeigneter gemindert werden. Während des Löschens des Hochvolt-Energiespeichers ist es möglich, Schutzausrüstung zu achten. Durch die Hitze können Hochvoltleitungen dass die Sicherheitsventile der Batteriezellen öffnen, was von außen hörbar ist, jedoch beschädigt worden sein. keine Gefahr darstellt. Weitere Informationen sind in den jeweiligen Rettungsdatenblättern beschrieben. 33 6. Im Brandfall Stand: 03/2020
7. Unter Wasser Stand: 03/2020
Bei Elektro-/Hybrid-Fahrzeugen, die sich im Wasser befinden, sind keine besonderen Risiken zu erwarten. • Im Wasser besteht durch das Hochvolt-System grundsätzlich kein erhöhtes Stromschlagrisiko. • Es gelten die gleichen Hinweise wie unter Kapitel 3 „Direkte Gefahren beseitigen/ Sicherheitsbestimmungen“ beschrieben. • Die Vorgehensweise beim Bergen ist identisch zu konventionellen Fahrzeugen. Dies gilt auch für Karosserien aus Kohlefaserverbundwerkstoffen (Karbon). Quelle: Verband der Automobilindustrie (VDA), Unfallhilfe & Bergen bei Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen, FAQ. 35 7. Unter Wasser Stand: 03/2020
8. Abschleppen/Transport/ Lagerung Stand: 03/2020
Die Bergung von verunfallten Fahrzeugen aus einem Gefahrenbereich ist grundsätzlich immer zulässig. Beim Verladen, Transportieren und Lagern sind die Hinweise auf den Rettungsdatenblättern zu beachten. Fahrzeuge mit Hochvoltbatterien sollten grundsätzlich auf Plateaufahrzeugen abgeschleppt werden. Vor dem Transport ist das Hochvoltsystem zu deaktivien, siehe Kapitel 3 „Direkte Gefahren beseitigen/Sicherheitsbestimmungen“. Fahrzeuge mit beschädigtem Hochvolt-Energiespeicher sollten zu einem sicheren Verwahrort transportiert werden. Nach dem Transport sollten verunfallte Elektro- oder Hybridfahrzeuge im Freien und nicht in geschlossenen Gebäuden mit ausreichend Abstand zu anderen Fahrzeugen, Gebäuden, brennbaren Gegenständen oder brennbaren Untergründen abgestellt werden. Ausgewiesene „Quarantäneflächen“ am Abstellort bevorzugt verwenden. Beim Verladen darauf achten, dass die Hochvolt-Komponenten nicht beschädigt werden. Wenn möglich, das Fahrzeug an den gekennzeichneten Hebepunkten anheben. Durch Erschütterungen beim Transport können sich Hochvoltbatterien wieder selbst entzünden. Fahrzeugspezifische Empfehlungen sind in den jeweiligen Rettungsdatenblättern beschrieben. 37 8. Abschleppen/Transport/Lagerung Stand: 03/2020
9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Heutige Kraftfahrzeuge können je nach Fahrzeugtyp und Ausstattungsvariante über umfangreiche Insassenschutzsysteme verfügen. Airbag Ein aktuelles und maximal ausgestattetes Fahrzeug (am Beispiel des Golf, ab 2020) umfasst die Hauptkomponenten: • Airbags, • Airbag-Steuergerät, • Sensoren, • Gurtstraffer und Airbags im ID.3 • bei Cabriolets die auslösenden Bauteile zum Überrollbügel. Auslösung über vorgespannte Feder oder pyrotechnisch. Die im Airbag-Steuergerät Es werden nur die Sicherheitssysteme ausgelöst, die in der spezifischen Unfallsituation integrierte Elektronik hat die Aufgabe, die Fahrzeugverzögerung bzw. eine Schutzfunktion haben. Fahrzeugbeschleunigung zu erfassen und zu erkennen, ob eine Auslösung von Schutzsystemen erforderlich ist. Neben der Hauptfunktion zur Steuerung der Airbags kann das Airbag-Steuergerät noch folgende weitere Funktionen haben: Zur Erfassung der Fahrzeugverzögerung bzw. Fahrzeugbeschleunigung während eines • Notentriegelung der Zentralverriegelung Unfalls kommen neben den internen Sensoren im Airbag-Steuergerät auch externe • Einschalten der Innenbeleuchtung Sensoren zum Einsatz. Erst wenn die Informationen aller Sensoren ausgewertet sind, • Abschalten der Kraftstoffpumpe entscheidet die Elektronik im Airbag-Steuergerät, ob bzw. wann welche • Einschalten der Warnblinkanlage Sicherheitskomponenten aktiviert werden. Je nach Art und Schwere des Unfalls werden beispielsweise nur die Gurtstraffer oder die Gurtstraffer zusammen mit den Airbags ausgelöst. Gasgeneratoren erzeugen die zur Airbagfüllung erforderliche Gasmenge und blasen damit die Airbags auf. Die aufgeblasenen Airbags schützen die angeschnallten Fahrzeuginsassen Das Steuergerät ist in den Rettungsdatenblättern wie folgt gekennzeichnet: bei einem schweren Unfall vor einem Aufprall auf innere Karosseriekonturen (z. B. das Lenkrad, die Schalttafel usw.). Kennzeichnung Airbag-Steuergerät nach ISO 17840 Je nach Einbauort und Anforderung kommen Gasgeneratoren in unterschiedlichen Bauformen bzw. mit unterschiedlichen Wirkprinzipien zum Einsatz. 39 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Die Auslösung der Sicherheitssysteme erfolgt in Abhängigkeit von der Unfallart bzw. der Die Auslösung der Sicherheitssysteme erfolgt in Abhängigkeit von der Unfallart bzw. der Anstoßrichtung Anstoßrichtung Airbags sind in den Rettungsdatenblättern als Symbol oder der Kontur entsprechend wie folgt gekennzeichnet: Fahrerairbag, Beifahrerairbag, Seiten- oder Centerairbag, Knieairbag und Kopfairbag 40 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Frontairbags Beifahrerairbag Fahrerairbag Die Airbageinheit für den Beifahrer befindet sich in der Schalttafel vor dem Beifahrersitz. Die Fahrerairbageinheit besteht im Wesentlichen aus Abdeckkappe, Luftsack und Wegen des größeren Abstandes der Airbageinheit zum Insassen verfügt der Luftsack des Gasgenerator. Sie ist im Lenkrad befestigt und über eine Kontakteinheit elektrisch mit dem Beifahrerairbags über ein deutlich größeres Volumen. Airbag-Steuergerät verbunden. Die Wirkung des Beifahrerairbags, die Funktionsweise und der zeitliche Ablauf sind mit Der Luftsack befindet sich zusammengefaltet unter der Abdeckkappe und ist in Form und denen des Fahrerairbags vergleichbar. Größe so ausgelegt, dass er sich nach dem Füllen schützend zwischen Fahrer und Lenkrad aufbaut. Das Aufblasen des Fahrerairbags erfolgt durch einen Gasgenerator. Der sich entfaltende Luftsack öffnet die Abdeckkappe des Lenkrads an einer vorbestimmten Aufreißlinie und wird in kürzester Zeit mit Gas befüllt. Der gesamte Vorgang vom Zünden des Gasgenerators bis zum aufgeblasenen Luftsack dauert wenige Millisekunden. Über Ausströmöffnungen auf der vom Fahrer abgewandten Seite wird die Bewegungsenergie beim Eintauchen des Oberkörpers durch gleichmäßiges Ausströmen des Füllgases abgebaut. Zweistufiger Frontairbag Bei einem Airbag mit einstufigem Gasgenerator erfolgt die Zündung der gesamten Treibladung in einer Stufe. Bei Airbags, deren Gasgeneratoren mit zwei Stufen arbeiten, werden die beiden Treibladungen zeitversetzt nacheinander aktiviert. Je nach Schwere und Art des Unfalls entscheidet das Airbag-Steuergerät über den zeitlichen Abstand zwischen den beiden Zündungen. Der Abstand kann sich je nach Fahrzeug zwischen 5 ms und 30 ms bewegen. Durch die zweite Stufe wird der Airbag mit einem zusätzlichen Gasvolumen versorgt. Der 41 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Zeitabstand zwischen den Zündungen beeinflusst die Aufblashärte des Airbags. Erfolgt die Knieairbag zweite Zündung später, so ist der Airbag-Druck aus der ersten Zündung bereits teilweise wieder abgebaut, der Airbag wird relativ weich aufgeblasen. Erfolgen die Zündungen kurz Der Aufbau des Knieairbags ist mit dem Aufbau des Beifahrerairbags vergleichbar. Er nacheinander, ist der Airbag-Druck aus der ersten Zündung noch nicht abgebaut und der befindet sich in der Fußraumverkleidung unterhalb der Schalttafel. Airbag wird härter. Der Knieairbag wird immer zusammen mit dem Fahrerairbag ausgelöst. Für das Aufblasen Grundsätzlich werden immer beide Stufen gezündet. Damit wird verhindert, dass nach der Knieairbags werden einstufige Gasgeneratoren eingesetzt. einer Airbagauslösung eine Treibladung aktiv bleibt. Durch den gezündeten Knieairbag verringert sich im Knie- und Beinbereich der Insassen das Verletzungspotential und der Insasse wird früher an die Fahrzeugverzögerungen Erkennungsmerkmal auf der Sonnen- angekoppelt. blende für zweistufige Airbagsy- steme In einem solchen Fall sollte ein ausgelöster Fahrer- bzw. Beifahrerairbag wie ein nicht ausgelöster Airbag behandelt werden. 42 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Seitenairbag Centerairbag Seitenairbags schützen bei Seitenunfällen den Thorax und das Becken der Centerairbags sind in der Fahrerlehne Tunnelseitig verbaut. Fahrzeuginsassen auf der stoßzugewandten Fahrzeugseite und reduzieren deren Belastung. Sie positionieren sich seitlich zwischen Oberkörper und eindringenden Sie verhindern eine Kollision der Köpfe vom Fahrer und Beifahrer sowie eine zu starke Verkleidungsteilen und verteilen so die Belastungen gleichmäßiger auf den Insassen, Bewegung des Fahrers auf die Beifahrerseite, wenn kein Beifahrer vorhanden ist. welcher hierdurch frühzeitig an die Intrusionsbewegung gekoppelt wird. Die Seitenairbags befinden sich in der Sitzlehne des Fahrer- und Beifahrersitzes. Hierdurch wird in jeder Sitzstellung immer ein gleich bleibender Abstand zum Insassen gewährleistet. Außerdem können Seitenairbags auch für die Rücksitze eingebaut werden, sie befinden sich dann in der Sitzlehne oder in der Seitenverkleidung. Kopf-/Thoraxairbags Die Kopf-Thorax-Airbags für Fahrer und Beifahrer sind jeweils in die Lehnen der Vordersitze integriert. Der Aufbau und die Funktion ist mit der eines Seitenairbags vergleichbar. Er erstreckt sich vom Brustkorb des Fahrzeuginsassen bis zum Kopf und ist speziell bei Cabrios verbaut, bei denen ein Kopfairbag nicht möglich ist. 43 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Kopfairbags Kopfairbags dienen dazu, den Kopf im Fall eines Seitenaufpralls zu schützen. Sie bestehen aus einem großflächigen Luftsack, der sich in der Regel oben im Fahrzeughimmel von der A-Säule bis zur C-Säule erstreckt. Je nach Fahrzeugmodell können die Gasgeneratoren im Dachbereich an der B-Säule oder zwischen B- und C-Säule oder zwischen C- und D-Säule bzw. auch im Dachbereich hinten verbaut sein. Die genaue Einbaulage wird in den Rettungsdatenblättern beschrieben. Im Gegensatz zu Front- und Seitenairbags kann der Kopfairbag noch einige Zeit nach der Auslösung seinen Innendruck halten, um auch bei anschließenden Fahrzeugüberschlägen oder Sekundärkollisionen eine Schutzwirkung zu haben. Während bei den Volkswagen PKW pro Fahrzeugseite in der Regel ein Kopfairbag mit einem Gasgenerator verwendet wird, ist z. B. beim Transporter ab Modelljahr 2003 der Kopfairbag aus Gründen der Variantenvielfalt zweigeteilt in: • Kopfairbag im Fahrerraum • Kopfairbag im Fahrgastraum und verfügt deshalb über zwei Gasgeneratoren pro Fahrzeugseite. Sowohl Seiten- als auch Kopfairbags werden über das Airbag-Steuergerät ausgelöst, wenn ein dort hinterlegter Grenzwert erreicht wird. Ein Seitenaufprall wird durch Querbeschleunigungssensoren oder durch Drucksensoren in den Türen erfasst. 44 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Airbag-Gasgeneratoren Festtreibstoffgeneratoren Gasgeneratoren bei Rettungsarbeiten nicht beschädigen. Das komprimierte Gas im Druckbehälter und die pyrotechnischen Treibstoffe können eine Die Festtreibstoffgeneratoren bestehen aus einem Gehäuse, in dem ein Festtreibstoffsatz potentielle Gefahr für die Rettungskräfte und die Insassen darstellen. mit Zündeinheit integriert ist. Nach dem Zünden des Festtreibstoffes entsteht das für die Fahrzeuginsassen ungefährliche Füllgas. Funktion: • Der Zünder wird durch das Airbag-Steuergerät aktiviert. • Die Treibladung wird gezündet und brennt schlagartig ab. • Das entstehende Gas strömt durch den Metallfilter in den Airbag. Hybridgasgeneratoren Die Hybridgasgeneratoren bestehen aus einem Gehäuse, in dem ein unter hohem Druck komprimiertes gespeichertes Gas und ein Festtreibstoffsatz mit Zündeinheit kombiniert sind. Aufbau und Form des Generatorgehäuses sind jeweils den Einbauverhältnissen angepasst. Meist sind diese Generatoren rohrförmig. Hauptbauteile sind der Druckbehälter mit dem Airbagfüllgas und die im Druckbehälter integrierte oder an ihm angeflanschte Treibladung (Festtreibstoff). Der Festtreibstoff wird in Tabletten- oder Ringform eingesetzt. Das gespeicherte und komprimierte Gas ist eine Mischung aus Edelgasen, z. B. Argon und Helium. Je nach Ausführung der Gasgeneratoren steht es unter einem Druck zwischen 200 bar und 600 bar. Durch das Zünden des Festtreibstoffes wird der Druckbehälter geöffnet und es entsteht ein Gasgemisch aus dem Gas der Feststofftreibladung und der Edelgasmischung. Funktionsweise: • Der Zünder wird durch das Airbag-Steuergerät aktiviert und die Treibladung wird gezündet. • Das entstehende Gas durchbricht die Berstscheibe 1 und der Druck in der Druckgasflasche steigt an, bis die Berstscheibe 2 bricht. • Das Gasgemisch strömt nun aus der Druckgasflasche über den Metallfilter in den Airbag. 45 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
Gurtstraffer Gurtstraffer wickeln den Gurt bei einem Crash entgegen der Zugrichtung des Gurtes auf – Gurtstraffer sollten daher möglichst nicht mit Rettungsgeräten beschädigt so wird die Gurtlose (Spielraum zwischen Gurt und Körper) reduziert. Insassen werden werden. Ein Schlagen auf diesen Bereich ist zu vermeiden! dadurch bereits frühzeitig an der Vorwärtsbewegung (relativ zur Bewegung des Fahrzeuges) gehindert. Ein Gurtstraffer ist in der Lage, innerhalb von ca. 10 ms den Der Gurt verriegelt auch, wenn das Fahrzeug stark geneigt ist, auf dem Kopf Sicherheitsgurt bis ca. 200 mm aufzurollen. Ist die auf den Sicherheitsgurt einwirkende liegt oder wenn der Gurtstraffer ggf. durch den Unfall beschädigt worden Gegenkraft größer als die Kraft des Gurtstraffers, so ist die Gurtstraffung beendet. ist. Die Gurtstraffer sind innerhalb des Gurtsystems integriert. Sie können aber je nach Nicht ausgelöste Gurtstraffer mit mechanischer Auslösung sind auch nach dem Abklemmen der Batterie noch auslösefähig. Fahrzeugtyp unterschiedlich räumlich verbaut sein (z. B. in der B-Säule, im Schweller neben dem Sitz oder an der Außenseite des Rücksitzes) und haben unterschiedliche Funktionsprinzipien. Ggf. werden an einem Sitz sogar zwei Gurtstraffer verwendet. Der Sicherheitsgurt sollte, wenn es die Lage erlaubt, möglichst frühzeitig abgelegt oder abgeschnitten werden. Kennzeichnung von Gurtstraffern nach ISO 17840 46 9. Wichtige Zusatzinformationen Stand: 03/2020
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