Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern - OpenAgrar

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Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern - OpenAgrar
Leitlinie zur
     Impfung von Rindern
und kleinen Wiederkäuern

   Impfleitlinie Wiederkäuer | StIKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018
Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern - OpenAgrar
Ständige Impfkommission Veterinärmedizin
(StIKo Vet)

Leitlinie zur Impfung von
Rindern und kleinen Wiederkäuern

Die Leitlinie wurde vom Arbeitskreis Wiederkäuer der StIKo Vet erarbeitet.
Dem Arbeitskreis gehören an:

Prof. Dr. M. Ganter; TiHo Hannover
Prof. Dr. K. Müller; FU Berlin
Dr. J. Böttcher; TGD Bayern e.V.
Prof. Dr. P.-H. Clausen; FU Berlin
Dr. K. Donat; Thüringer Tierseuchenkasse Jena
Dr. J. Gethmann; FLI
Dr. M. Holsteg; TGD NRW
Dr. P. Münsterer; praktizierender Tierarzt, Bichl
Dr. H. Strobel; DVG-Fachgruppe kleine Wiederkäuer
Prof. Dr. U. Truyen; Universität Leipzig

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018   3
Vorwort
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo             für Tiergesundheit, Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) an-
Vet) wurde ursprünglich vom Bundesverband prakti-               zusiedeln. Mit der konstituierenden Sitzung der neuen
zierender Tierärzte e.V. (BpT) ins Leben gerufen, um            StIKo Vet am 01.12.2015 auf der Insel Riems ging die
Tierärzten fachlich unabhängig und wissenschaftlich             Verantwortung für die Aktualisierung und Herausgabe
fundiert Leitlinien zur Impfung von Tieren an die Hand          der Impfleitlinien einvernehmlich auf das neue Gremi-
zu geben. In mehreren jeweils neu überarbeiteten Auf-           um über. Die Impfleitlinie für Wiederkäuer ist die erste,
lagen erschienen so die Impfleitlinien für Pferde und für       die für landwirtschaftliche Nutztiere herausgegeben
kleine Haustiere. Mit der Ablösung des Tierseuchenge-           wird. Den vielen Koautoren, die ehrenamtlich bei der
setzes durch das Tiergesundheitsgesetz (TierGesG) am            Erstellung der Leitlinien mitgearbeitet haben, sei an die-
1. Mai 2014 wurde beschlossen, das Gremium gesetz-              ser Stelle herzlich gedankt.
lich zu verankern und am Bundesforschungsinstitut

Für die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin                Für den Arbeitskreis Wiederkäuer
am FLI                                                          der StIKo Vet

Prof. Dr. U. Truyen, Vorsitzender                               Prof. Dr. M. Ganter, Vorsitzender
                                                                des Arbeitskreises Wiederkäuer.

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Inhalt

Vorwort             ................................................................................................................................4
Präambel            ................................................................................................................................6

A.                  Impfempfehlungen für Rinder...................................................................... 8
A. 1                Milcherzeuger...........................................................................................................8
A. 2                Mutterkuhhaltung.................................................................................................... 11
A. 3                Rindermast..............................................................................................................14

B.                  Impfempfehlungen für kleine Wiederkäuer.................................................. 15
B. 1                Zuchtbetriebe..........................................................................................................15
B. 2                intensive Lämmermastbetriebe inkl. mutterloser Aufzucht.........................................19
B. 3                intensive Milchbetriebe (Schaf und Ziege).................................................................20
B. 4                extensive Haltungsformen........................................................................................ 21

C.                  gesetzlich reglementierte Impfungen...........................................................23

D.                  Fachinformationen..................................................................................... 24
D. 1                Blauzungenerkrankung............................................................................................25
D. 2                Bovine Herpesvirus-1- Infektionen............................................................................29
D. 3                Bovine Virus Diarrhoe/ Mucosal Disease...................................................................33
D. 4                Bronchopneumonie, enzootische..............................................................................37
D. 5                Chlamydiose beim Schaf..........................................................................................42
D. 6                Clostridieninfektionen bei Wiederkäuern..................................................................44
D. 7                Coxiellose...............................................................................................................49
D. 8                Leptospirose............................................................................................................ 51
D. 9                Mastitis...................................................................................................................52
D. 10               Maul- und Klauenseuche..........................................................................................56
D. 11               Moderhinke.............................................................................................................58
D. 12               Neugeborenen-Diarrhoe des Rindes..........................................................................60
D. 13               Pasteurellose der Schafe...........................................................................................67
D. 14               Salmonellose...........................................................................................................68
D. 15               Schmallenbergvirus-Infektionen............................................................................... 71
D. 16               Tollwut...................................................................................................................73
D. 17               Trichophytie............................................................................................................76

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018                                                   5
Präambel

Impfungen sind sehr wichtige Maßnahmen zur Ver-                 den der Homepage des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI),
hinderung und Eindämmung von Infektionskrank-                   bzw. der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA)
heiten und deren Verbreitung.                                   entnommen. Sie geben den Stand zum Zeitpunkt des
                                                                Erscheinens der Leitlinien wieder. Änderungen oder ak-
1. Das einzelne Tier ist so häufig wie nötig zu impfen         tuelle Warnhinweise sind der jeweiligen Packungsbeila-
    mit dem Ziel, einen Schutz des Einzeltieres, des Be-        ge/Gebrauchsinformation zu entnehmen.
    standes und schließlich der Population zu erreichen.
                                                                Alle Impfstoffe bedürfen einer Zulassung durch das
2. 
   Komplette Bestands- oder Gruppenimpfungen sind               Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder der Europäischen Arz-
   anzustreben, um Infektionsketten zu unterbrechen.            neimittel-Agentur (EMA). Informationen über die der-
                                                                zeit in Deutschland zugelassenen Impfstoffe können
3. 
   Die regelmäßige Bestandsbegehung, die Entnahme               der Internetseite des PEI entnommen werden. Im Rah-
   und Untersuchung geeigneten Probenmaterials, die             men dieser Zulassung werden die Wirksamkeit sowie
   Gesundheitsberatung und das Impfgespräch dienen              die Verträglichkeit und Sicherheit der Impfstoffe ge-
   der Ermittlung und Implementierung eines auf die             prüft. Dennoch lassen sich unerwünschte Tierarz-
   Bedürfnisse des jeweiligen Bestandes zugeschnitte-           neimittelwirkungen nicht ausschließen. Die Zahl der
   nen Impfprogramms.                                           Impfungen sollte daher auf das notwendige Maß be-
                                                                schränkt bleiben. Ebenso ist es seitens der Anwender
4. Die vollständige Grundimmunisierung ist Vorausset-          notwendig, das Vorkommen unerwünschter Wirkungen
    zung für einen optimalen Schutz des Einzeltieres.           zu dokumentieren und die zuständige Institution da-
                                                                rüber zu informieren. Die Überwachung, Registrierung
Neben der Impfung bilden die allgemeine Betriebshygie-          und Kommunikation hinsichtlich Nebenwirkungen ge-
ne, die Optimierung des Managements, der Haltungsbe-            schieht zentral durch das PEI. Ein Meldeformular für
dingungen und der Fütterung sowie der Biosicherheit             unerwünschte Wirkungen steht auf der Internetseite
weitere Säulen der Vorbeugung von Infektionskrank-              des PEI zum Abruf bereit.
heiten. Informationen dazu finden sich z.B. in der
Hygieneleitlinie zur Haltung von Wiederkäuern des               Die Gebrauchsinformation ist Teil der Zulassung eines
Bundesministeriums oder im Leitfaden Biosicherheit              Impfstoffes. Grundsätzlich sind die dort enthaltenen
in der Rinderhaltung gemeinsam von der Tierärzte-               Informationen zu beachten. Die von der Ständigen
und Landwirtschaftskammer Niedersachsen herausge-               Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) erarbei-
geben.                                                          teten Empfehlungen gehen in Einzelfällen über diese
                                                                Anwendungsempfehlung hinaus. Sie basieren auf ak-
Die Notwendigkeit von Impfungen ist unter Fachleu-              tuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen oder stellen
ten unbestritten. Impfungen tragen dazu bei, die Ge-            – wenn die Datenlage eine abschließende Bewertung
sundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere zu erhalten           nicht zulässt – den Konsens des Expertengremiums der
und zu fördern. Sie dienen dem Schutz des Einzeltieres          StIKo Vet dar. Auch wenn die Gebrauchsanweisung Teil
und über den Bestandsschutz letztendlich dem Schutz             der Zulassung und insoweit zunächst verbindlich ist,
der gesamten Wiederkäuerpopulation.                             weichen die Empfehlungen teilweise von den Herstel-
                                                                lerangaben ab. Dies soll auch dazu beitragen, die Impf-
Die Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen               stoffhersteller zu einer Ergänzung ihrer Impfstofflinien
Wiederkäuern ist nicht starr und nicht rechtsverbind-           zu motivieren, die den aktuellen wissenschaftlichen
lich, vielmehr stellt sie eine Entscheidungshilfe für den       Erkenntnissen entspricht. Darüber hinaus stehen ge-
anwendenden Tierarzt dar. Sie wird in regelmäßigen              rade bei kleinen Wiederkäuern in einigen Fällen keine
Abständen überprüft und gegebenenfalls ergänzt oder             für die jeweilige Tierart zugelassenen Impfstoffe zur
geändert. Neben den Impfleitlinien werden von der               Verfügung. Obwohl z.B. zum Schutz vor Humaninfek-
StIKo Vet auch wissenschaftliche Stellungnahmen zur             tionen die Impfung gegen Coxiellen bei Schafen beson-
Impfung von Tieren auf der Homepage der StIKo Vet               ders wichtig wäre, ist der einzige verfügbare Impfstoff
veröffentlicht. Diese Stellungnahmen nehmen Bezug zu            nicht für diese Tierart zugelassen. Es ist in derartigen
aktuellen Themen und liefern teilweise über die Leit-           Fällen tiermedizinisch geboten, für andere Tierarten
linien hinausreichende Hintergrundinformationen. Die            zugelassene Impfstoffe zulassungsüberschreitend ein-
Informationen zu den verfügbaren Impfstoffen wur-               zusetzen. Zu Fragen hinsichtlich der rechtlichen Be-

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wertung dieses Sachverhaltes wurde von der StIKo Vet                   Deutschland zugelassenen Impfstoffen finden sich nach
eine ausführliche Stellungnahme veröffentlicht.                        Erkrankung, bzw. Symptomkomplex sortiert im zwei-
                                                                       ten Teil der Impfleitlinie. Für jede Nutzungsrichtung
Da unterschiedliche Nutzungsrichtungen sehr unter-                     sollen Farbampeln angelehnt an das Konzept der Core-
schiedliche Anforderungen an die Immunprophylaxe                       und Non-Core-Vakzinierung einen schnellen Eindruck
stellen, wurden die Impfempfehlungen für Rinder und                    darüber vermitteln, ob bzw. für welche Bestandssitua-
kleine Wiederkäuer im ersten Teil des vorliegenden Do-                 tion die Impfung empfohlen wird (grüne Punkte), nach
kumentes entsprechend den Haltungs- und Nutzungs-                      behördlicher Genehmigung möglich (gelb), oder grund-
arten getrennt formuliert. Fachinformationen zu den                    sätzlich verboten ist (rot). Sie treffen keine Aussage zur
einzelnen Erregern nebst Übersichtstabellen zu den in                  Qualität der Impfstoffe:

 Farbcode                   Interpretation
                            Jedes Tier, unabhängig von Alter und Betriebssituation sollte gegen diese Erkrankung geschützt
                            sein.

                            Eine Impfung ist empfohlen, wenn der Erreger in der Region endemisch oder im Bestand
                            enzootisch ist.

                            Eine Impfung kann für die entsprechende Nutzungsrichtung im Einzelfall sinnvoll sein.

                            Eine Impfung ist für die entsprechende Nutzungsrichtung irrelevant.

                            Eine Impfung ist nur nach behördlicher Genehmigung möglich.

                            Die Impfung ist verboten und erfolgt allenfalls nach behördlicher Anordnung im Seuchenfall.

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018                               7
A. Impfempfehlungen für Rinder
Impfungen stellen eine wesentliche Maßnahme zur Pro-          darausfolgende Impfentscheidung hängt letztlich auch
phylaxe und Bekämpfung von Infektionskrankheiten              von ökonomischen Überlegungen ab und kann in zwei
und Tierseuchen in allen Haltungsbereichen (Auf-              unmittelbar benachbarten Betrieben vollkommen un-
zuchtkälber, Jungtiere oder Fresser, Färsen, Kühe) dar.       terschiedlich sein. Die Auswahl der Impfstoffe und die
Eine Impfempfehlung muss sich immer am Seuchen-               Dauer der Impfung orientieren sich an den auftretenden
status der einzelnen Herde bzw. der Region und damit          Erkrankungen im Bestand bzw. in den einzelnen Hal-
an der jeweiligen Risikoeinschätzung orientieren. Die         tungsbereichen.

A. 1 Milcherzeuger
 Impf-Ampel Milcherzeuger

                                                               Maul- und Klauen-
 Blauzungenkrankheit
                                                               seuche
 Bovine Herpesvirus
                                                               Mastitis
 Infektionen
                                                               Neugeborenen-
 Bovine Virusdiarrhoe
                                                               Diarrhoe

 Bronchopneumonie                                              Salmonellose

                                                               Schmallenbergvirus-
 Clostridiosen
                                                               Infektionen

 Coxiellose                                                    Tollwut

 Leptospirose                                                  Trichophytie

Blauzungenkrankheit                                           Bovine Virusdiarrhoe
Eine Impfung gegen Blauzungenkrankheit ist nur nach           Ziel der Impfung gegen das Virus der bovinen Virusdi-
behördlicher Genehmigung in Abhängigkeit von ei-              arrhoe (BVDV) ist in erster Linie die Verhinderung der
ner Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Insti-          intrauterinen Infektion des Fetus mit einem nichtzytopa-
tuts möglich. Derzeit gibt es in Frankreich und Italien       thogenen BVDV, um die Entstehung von persistent in-
BTV-Ausbrüche basierend auf den Serotypen 8 und               fizierten Kälbern (sog. PI-Tieren oder Virämikern) oder
4. Die Wahrscheinlichkeit, dass BTV – insbesondere            auch das Umrindern bzw. Aborte und Totgeburten zu ver-
BTV-8 – nach Deutschland gelangt, wird als sehr hoch          hindern. Damit keine PI-Tiere entstehen können, müssen
eingeschätzt. Daher hat die StIKo Vet in einer im De-         die Rinder vor der Belegung eine abgeschlossene Grundi-
zember 2016 aktualisierten Stellungnahme empfohlen,           mmunisierung erhalten haben. Von den in Deutschland
empfängliche Wiederkäuer gegen BTV-4 und 8 zu im-             zugelassenen Impfstoffen vermitteln die Lebendimpf-
munisieren. (ð Blauzungenerkrankung)                          stoffe erfahrungsgemäß einen deutlich belastbareren
                                                              und länger anhaltenden Schutz als adjuvantierte Inakti-
Bovine Herpesvirus Infektionen                                vatimpfstoffe. Mit fortschreitender Tilgung des Virus aus
Deutschland ist amtlich frei von Bovinem Herpesvirus          den deutschen Rinderbeständen wäre ein Verzicht auf
Typ 1. Die Impfung ist mittlerweile in allen Bundeslän-       eine Impfung in gut geführten, geschlossenen Beständen
dern grundsätzlich verboten.                                  mit strengen Biosicherheitsmaßnahmen und einer kon-
(ð Bovine Herpesvirus-1- Infektionen)                         sequenten Überprüfung der Zukäufe zunehmend vertret-
                                                              bar. Auch gibt es Überlegungen, die Impfung im Zuge

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der Umstellung der BVD-Überwachung von der Ohrstan-                    BVDV-1 als auch eine BVDV-2 Komponente enthält. Da
zenbeprobung auf die milchserologische Diagnostik ge-                  die Immunität drei Wochen nach der einmaligen Grundi-
setzlich zu reglementieren. Allerdings wird BVDV nicht                 mmunisierung einsetzt, eignet sich dieser Impfstoff auch
in allen Nachbarländern bekämpft und auch in Deutsch-                  zum Einsatz während eines akuten, regionalen Seuchen-
land treten noch PI-Tiere auf. Die Gefahr eines Eintrages              geschehens. Bereits erkrankte Tiere bzw. Tiergruppen
ist daher nach wie vor nicht zu vernachlässigen. Um in                 sollten nicht geimpft werden, da eine Impfung die Klinik
der Population eine gewisse Grundimmunität aufrecht                    verschlimmern und zu einer erhöhten Mortalität führen
zu erhalten, scheint es bis auf Weiteres geraten, Nach-                kann. (ð Bovine Virus Diarrhoe/ Mucosal Disease)
zuchttiere rechtzeitig vor der ersten Belegung zumindest
grundzuimmunisieren. Es ist allerdings zu beachten,                    Bronchopneumonie
dass eine Überwachung des BVD-Status durch die serolo-                 Die Enzootische Bronchopneumonie ist vorwiegend eine
gische Einzeltieruntersuchung im sogenannten „Jungtier-                Kälber- und Jungtiererkrankung, die den Faktorenkrank-
fenster“ nur möglich ist, wenn die Tiere nach Abbau                    heiten zuzuordnen ist. In Milcherzeugerbetrieben, in de-
der kolostralen Antikörper nach ca. 6 Monaten und vor                  nen Probleme mit dem Erkrankungskomplex aufgetreten
der ersten Impfung untersucht werden. Um diese Option                  sind, kann es sehr sinnvoll sein, Kälber und Jungrinder
nutzen zu können, sollten die Nachzuchttiere also erst                 im Alter bis zu einem Jahr mit einem der Kombinati-
ab 12 Monaten geimpft werden. Zu einem Eintrag von                     onsimpfstoffe zu immunisieren. In betroffenen Betrieben
BVDV kann es durch den unwissentlichen Kauf eines                      sollte ggf. auf eine Impfung zugekaufter Tiere geachtet
transient oder persistent infizierten Tieres oder einer mit            werden. Es stehen Impfstoffe zur Verfügung, die nur
einem PI-Kalb tragenden Kuh („Trojaner“), bzw. auch                    BRSV- und PI3V-Komponenten enthalten. Da diese Vi-
den direkten Kontakt zu bestandsfremden Tieren oder                    ren eine entscheidende Vorschädigung der Schleimhäute
den indirekten Kontakt z.B. über Geräte oder Personen                  des Respirationstraktes verursachen und damit bakte-
kommen. Wird im Rahmen einer Risikobewertung fest-                     riellen Sekundärkeimen den Weg bereiten, kann durch
gestellt, dass der Eintrag von BVDV in eine Herde mög-                 die Verwendung dieser Impfstoffe ein Großteil der Pro-
lich oder gar wahrscheinlich ist (z.B. aufgrund häufiger,              blematik verhindert werden. Die intranasale Applika-
nicht konsequent überprüfter Zukäufe oder eines regio-                 tion von Lebendimpfstoffen hat den Vorteil, dass eine
nalen Seuchengeschehens), dann ist derzeit zu einer pro-               einmalige Grundimmunisierung ausreicht. Die übrigen
phylaktischen Impfung des Bestandes zu raten.                          Impfstoffe werden zweimal im Abstand von 3-5 Wochen
Wird in einer ungeimpften, zuvor BVDV-freien Herde                     verabreicht. Für Betriebe, in denen Mannheimia-Spezies
ein persistent oder transient infiziertes Tier ermittelt, ist          nachweislich ein Problem darstellen, stehen zusätzlich
im Verlauf des darauf folgenden Jahres wieder mit dem                  Kombinations- oder Einzelimpfstoffe zur Verfügung, die
Auftreten von PI-Tieren zu rechnen. Durch eine Impfung                 Mannheimia haemolytica-Komponenten enthalten.
aller Tiere lässt sich die Zirkulation des Virus innerhalb             (ð Bronchopneumonie, enzootische)
des Bestandes verkürzen und das Risiko der Weiterver-
breitung in andere Bestände reduzieren. Ob eine Imp-                   Clostridiosen
fung sinnvoll ist, ist im Einzelfall zu entscheiden. Hierbei           In Milcherzeugerbetrieben spielen klassische Clostri-
spielen Zeitpunkt des Nachweises, Zahl der PI-Tiere, Be-               dieninfektionen in der Regel eine untergeordnete Rol-
triebsstruktur und die Größe bzw. das Management des                   le. Allerdings wird seit einigen Jahren ein neuartiges
Betriebes eine Rolle. In größeren Betrieben z.B. mit meh-              Krankheitsbild beschrieben, das Haemorrhagic Bowel
reren Betriebsteilen ist die Impfung im Falle des Nach-                Syndrome. Unter Bildung großer Blutkoagula kommt es
weises von BVDV in der Regel zu empfehlen.                             hierbei zum DünndarmIleus. Daätiologisch auch eine Be-
Bei gesunden, immunkompetenten Tieren verläuft die                     teiligung toxinbildender Cl. perfringens-Toxovare disku-
Infektion in der Regel selbstlimitierend. Einen Sonder-                tiert wird, kann in betroffenen Beständen eine Impfung
fall stellen dagegen hochvirulente BVD-Stämme dar, die                 mit einem der polyvalenten Kombinations-Impfstoffe die
nach horizontaler Übertragung seuchenhaft zu schweren                  Problematik möglicherweise reduzieren.
hämorrhagischen Verläufen mit teilweise hoher Mor-                     In den letzten zwanzig Jahren traten Fälle von Rausch-
talität führen können. In der Vergangenheit gehörten                   brand sporadisch im Alpenvorland, in Schleswig Hol-
die meisten dieser hochvirulenten Stämme der Spezies                   stein und entlang der niedersächsischen Nordseeküste
BVDV-2 an. Bei derartigen regionalen Ausbrüchen ist                    auf. In endemischen Gebieten wird die Impfung gegen
dringend zu einer Impfung zu raten. Es steht ein biva-                 Rauschbrand empfohlen.
lenter Lebendimpfstoff zur Verfügung, der sowohl eine                  (ð Clostridieninfektionen bei Wiederkäuern)

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018                             9
Coxiellose                                                      Mastitis
Coxiella burnetii kann Aborte und wirtschaftlich be-            Derzeit ist in Deutschland ein Mastitis-Impfstoff zuge-
deutsame Reproduktionsstörungen in Milcherzeu-                  lassen, der Ganzzellantigene von Staphylococcus aureus
gerbetrieben verursachen. Zudem ist aufgrund der                und Escherichia coli enthält. Laut Indikation soll die
Übertragungsgefahr auf den Menschen vermehrtes Au-              Impfung das Auftreten subklinischer Mastitiden und
genmerk auf die Bekämpfung der Coxiellose zu richten.           die klinische Ausprägung von klinischen Mastitiden,
Bei klinischem Verdacht auf Coxiellose (z.B. durch ge-          die durch S. aureus, E. coli und coliforme Bakterien
häufte Aborte) und generell in Betrieben mit erhöhtem           oder koagulasenegative Staphylokokken verursacht
Publikumsverkehr (z.B. Ferien auf dem Bauernhof, Be-            sind, reduzieren. Nach erfolgtem Erregernachweis
suche von Kindergärten, Beschicken von Märkten etc.)            kann die Bestandssanierung auf Basis einer Optimie-
sollte entsprechend den Empfehlungen des Bundesmi-              rung der Haltung, der Fütterung und des Hygienema-
nisteriums für Ernährung und Landwirtschaft für hygie-          nagements durch die Impfung begleitet werden.
nische Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern,            (ð Mastitis)
kurz Hygieneleitlinie, regelmäßig der Coxiellose-Status
überprüft und eine Risikobewertung vorgenommen wer-             Maul- und Klauenseuche
den. Im Anhang der Hygieneleitlinie sind Maßnahmen              Es gilt ein generelles Impfverbot. Im Seuchenfall kann
beschrieben, die bei einer entsprechenden Risikolage,           allerdings die zuständige Behörde eine Impfung in
bzw. während eines akuten Infektionsgeschehens nach             Form einer Not-(Suppressivimpfung mit dem Ziel die
Erregernachweis zu ergreifen sind. Die Impfung gegen            geimpften Tiere nach diener bestimmten Zeit nach der
Coxiellose1 kann sowohl prophylaktisch vor einem Er-            Imfung zu töten) oder Schutzimpfung (Impfung mit
regereintrag sowie auch als Teil einer langfristig ange-        dem Ziel, die geimpften Tiere weiter zu nutzen) anord-
legten Bekämpfungsstrategie in infizierten Beständen            nen. (ð Maul- und Klauenseuche)
eingesetzt werden. In Europa ist ein Impfstoff auf Basis
eines Ganzzellantigens zugelassen. Die Impfung schützt          Neugeborenen-Diarrhoe
nicht sicher vor Infektion, sie führt aber zu einer deut-       Die Neugeborenen-Diarrhoe ist ein multifaktorielles
lichen Reduktion der Erregerausscheidung. Die Impfung           Geschehen, an dem unter anderem Rota- und Corona-
wirkt am effizientesten bei nicht-infizierten, nicht-tra-       viren sowie verschiedene E. coli-Stämme beteiligt sind.
genden Tieren. Dennoch wird empfohlen, zunächst den             Um das Krankheitsbild zu verhindern, sind ein opti-
gesamten Kuhbestand zu immunisieren. In Betrieben,              males Hygienemanagement und eine gute Versorgung
in denen Coxiellen nachgewiesen wurden, ist beson-              der Kälber mit maternalen Antikörpern unerläßlich.
deres Augenmerk auf eine Immunisierung von Färsen               Es steht eine Reihe von Muttertiervakzinen zur Verfü-
und entsprechende Wiederholungsimpfungen vor dem                gung, um pathogenspezifische, maternale Antikörper
erneuten Belegen zu richten. Da etablierte chronische           zu induzieren. Damit die Antikörpertiter ein peripar-
Infektionen durch die Impfung i.d.R. nicht mehr zu be-          tales Maximum erreichen, sollten die Kühe nach einer
einflussen sind, sollten dauerhafte Ausscheider aus dem         entsprechenden Grundimmunisierung jeweils zum
Bestand entfernt werden.                                        Zeitpunkt des Trockenstellens zur Wiederholungsimp-
Insbesondere bei wiederholt geimpften Kühen können              fung kommen. (ð Neugeborenen-Diarrhoe des Rindes)
verstärkte Nebenwirkungen (z.B. lokale Schwellungen,
Fieber, kurzfristiger Leistungsrückgang und Fressun-            Salmonellose
lust) auftreten. Daher sollte die Entscheidung über eine        Derzeit sind in Deutschland zwei Lebendimpfstoffe auf
Wiederholungsimpfung bei zweit- und mehrkalbenden               Basis der Salmonella-Serovare Dublin, bzw. Typhimuri-
Kühen von einem Coxiellen-Monitoring und von der                um und ein adjuvantierter Inaktivatimpfstoff auf Basis
individuellen Verträglichkeit des Impfstoffes abhängig          von S. Typhimurium zur Anwendung beim Rind zugelas-
gemacht werden. (ð Coxiellose)                                  sen. Durch eine Impfung lässt sich die klinische Ausprä-
                                                                gung einer Salmonellose und die Mortalität reduzieren.
Leptospirose                                                    Auch kommt es zu einer verringerten Erregerausschei-
Die Leptospirose spielt in deutschen Milcherzeuger-             dung. Eine Erregerfreiheit, insbesondere bei persisten-
betrieben eine untergeordnete Rolle. Im Bedarfsfall ist         tinfizierten Tieren, lässt sich durch die Impfung nicht
ein Impfstoff gegen L. borgpetersenii Serovar Hardjo in         erreichen. Die Lebendimpfstoffe induzieren eine belast-
Deutschland zugelassen. (ð Leptospirose)                        barere Immunität im Vergleich zu Inaktivatimpfstoffen.
                                                                Aufgrund der besonderen Vormagensituation können die

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oral anzuwendenden Lebendimpfstoffe allerdings nur an                  Tollwut
Kälber bis zu einem Alter von sechs Wochen verabreicht                 Die Tollwut hat in deutschen Milcherzeugerbetrieben
werden.                                                                derzeit keine Relevanz. (ð Tollwut)
Im Ausbruchsfall ist die Infektionsquelle zu ermitteln
und erkrankte, infizierte Tiere sind ab- bzw. auszuson-                Trichophytie
dern. Zur Vermeidung wirtschaftlicher Verluste ist der                 Derzeit ist eine Reihe von Impfstoffen gegen Trichophy-
Einsatz der Impfung als begleitende Maßnahme sinnvoll.                 tie zugelassen. Zur therapeutischen Anwendung in be-
Alle Tiere eines Bestandes sollten geimpft werden.                     troffenen Beständen wird empfohlen, die gesamte Herde
(ð Salmonellose)                                                       zweimal im Abstand von 10-14 Tagen zu impfen. Wie-
                                                                       derholungsimpfungen und Nachimmunisierungen von
Schmallenbergvirus-Infektionen                                         Zukäufen oder Nachzucht werden nach Maßgabe des
Das Schmallenbergvirus wird nach einem fulminanten                     Zulassungsinhabers empfohlen. Die Trichophytie ist
ersten Seuchenzug in den Jahren 2012-13 derzeit in                     eine Zoonose. Eine Impfung mit dem Ziel der Bestands-
Deutschland nur noch vereinzelt nachgewiesen. Mög-                     sanierung verspricht nur dann Erfolg, wenn die Impf-
licherweise hat sich aufgrund der natürlichen Durch-                   maßnahmen konsequent und längerfristig durchgeführt
seuchung ein gewisser Herdenschutz ausgebildet. Es ist                 und durch entsprechende Hygienemaßnahmen beglei-
ein adjuvantierter Inaktivatimpfstoff zugelassen. Sofern               tet werden. (ð Trichophytie)
geimpft wird, sollte die Grundimmunisierung unbedingt
vor der Belegung abgeschlossen sein. Die Impfentschei-
dung sollte der regionalen Seuchenlage entsprechend
getroffen werden.
(ð Schmallenbergvirus-Infektionen)

A. 2 Mutterkuhhaltung

 Impf-Ampel Mutterkuhhaltung

                                                                        Maul- und Klauen-
 Blauzungenkrankheit
                                                                        seuche
 Bovine Herpesvirus Infek-
                                                                        Mastitis
 tionen
                                                                        Neugeborenen-
 Bovine Virusdiarrhoe
                                                                        Diarrhoe

 Bronchopneumonie                                                       Salmonellose

                                                                        Schmallenbergvirus-
 Clostridiosen
                                                                        Infektionen

 Coxiellose                                                             Tollwut

 Leptospirose                                                           Trichophytie

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018                           11
Die Mutterkuhhaltung ist eine Produktionsrichtung zur            gionalen Seuchengeschehens), dann ist derzeit zu ei-
Erzeugung von Fressern für die Rindermast. Sie wird              ner prophylaktischen Impfung des Bestandes zu raten
in erster Linie, aber nicht ausschließlich, mit Fleischrin-      (vgl. auch die Hinweise zu Bovine Virusdiarrhoe in
derrassen durchgeführt und ist gekennzeichnet von der            Abschnitt A1).
Aufzucht der Kälber durch Säugen an der Mutter. Diese
Haltungsform ist geprägt von einer hohen Vielfalt hin-           Bronchopneumonie
sichtlich der Herdengröße, der Intensität bzw. Extensi-          Die Enzootische Bronchopneumonie (EBP) ist aus-
tät der Produktion, der Rassen, der Verfügbarkeit eines          schließlich eine Kälber- und Jungtiererkrankung. Ge-
Stalles, dem Zeitpunkt der Kalbung (z.B. Winterkalbung           rade in großen Betrieben mit Winterkalbung im Stall
im Stall oder Frühjahr-/Sommerkalbung auf der Weide,             sollten die Jungtiere ab der 2. Lebenswoche gegen die
bzw. ganzjährige Kalbung), Belegung der Muttertiere              an der EBP beteiligten Erreger immunsiert werden. Es
durch natürlichen Deckakt oder künstliche Besamung,              stehen Impfstoffe zur Verfügung, die nur BRSV- und
Zukäufe, Kontakt zu Rindern anderer Betriebe.                    PI3V-Komponenten enthalten. Da diese Viren eine ent-
Diese Faktoren determinieren die Erfordernisse an pro-           scheidende Vorschädigung der Schleimhäute des Re-
phylaktische Impfungen im Bestand, sofern diese nicht            spirationstraktes verursachen und damit bakteriellen
Bestandteil von Maßnahmen der Tierseuchenbekämp-                 Sekundärkeimen den Weg bereiten, kann durch die Ver-
fung sind. Grundsätzlich gilt, dass die Notwendigkeit            wendung dieser Impfstoffe ein Großteil der Problematik
einer Impfprophylaxe in erster Linie vom Infektions-             verhindert werden. Für Betriebe, in denen Mannhei-
druck hinsichtlich eines Erregers in der Herde und der           mia-Spezies nachweislich ein Problem darstellen, ste-
erwarteten Schadwirkung der Infektion abhängt. Der               hen zusätzlich Kombinations- oder Einzelimpfstoffe zur
Infektionsdruck wird wesentlich durch die oben genann-           Verfügung, die Mannheimia haemolytica-Komponenten
ten Faktoren mitbestimmt. In der Regel ist er größer bei         enthalten. (ð Bronchopneumonie, enzootische)
großen Herden, intensiver Haltung und Winterkalbung
im Stall.                                                        Clostridiosen
                                                                 Eine Impfung gegen Clostridieninfektionen kann zeit-
Blauzungenkrankheit                                              lich begrenzt in Mutterkuhherden erforderlich sein, in
Die Wahrscheinlichkeit, dass BTV – insbesondere BTV-8            denen klinische Anzeichen aufgetreten sind, die für In-
– nach Deutschland gelangt, wird als sehr hoch einge-            fektionen und Intoxikationen, verursacht durch Clostri-
schätzt. Daher hat die StIKo Vet in einer im Dezember            dium perfringens, Clostridium septicum, Clostridium
2016 aktualisierten Stellungnahme empfohlen, emp-                sordellii und Clostridium haemolyticum sprechen. Es
fängliche Wiederkäuer gegen BTV-4 und 8 zu immuni-               wird die Verwendung eines Impfstoffes empfohlen, der
sieren. (ð Blauzungenerkrankung)                                 ein möglichst breites Spektrum an Clostridien abdeckt.
                                                                 Parallel dazu sollten durch Optimierung der Fütterungs-
Bovine Herpesvirus Infektionen                                   und Haltungshygiene mögliche Ursachen bzw. prä-
Deutschland ist amtlich frei von Bovinem Herpesvirus             disponierende Faktoren für die Clostidieninfektionen
Typ 1. Die Impfung ist mittlerweile in allen Bundeslän-          beseitigt werden.
dern grundsätzlich verboten. (ð Bovine Herpesvirus-1-            In den letzten zwanzig Jahren traten Fälle von Rausch-
Infektionen)                                                     brand sporadisch im Alpenvorland, in Schleswig-Hol-
                                                                 stein und entlang der niedersächsischen Nordseeküste
Bovine Virusdiarrhoe                                             auf. In endemischen Gebieten wird die Impfung gegen
Ziel der Impfung gegen BVDV ist in erster Linie der              Rauschbrand empfohlen.
Schutz des Fetus vor der intrauterinen Infektion. Mit            (ð Clostridieninfektionen bei Wiederkäuern)
fortschreitender Tilgung des Virus aus den deutschen
Rinderbeständen ist ein Verzicht auf eine Impfung in             Coxiellose
gut geführten, geschlossenen Beständen mit strengen              Coxiella burnetii kann Aborte und wirtschaftlich be-
Biosicherheitsmaßnahmen und einer konsequenten                   deutsame Reproduktionsstörungen bei Rindern verur-
Überprüfung der Zukäufe zunehmend vertretbar. Wird               sachen. Zudem ist aufgrund der Übertragungsgefahr
allerdings im Rahmen einer Risikobewertung festge-               auf den Menschen vermehrtes Augenmerk auf die Be-
stellt, dass der Eintrag von BVDV in eine Herde mög-             kämpfung der Coxiellose zu richten. Bei klinischem Ver-
lich oder gar wahrscheinlich ist (z.B. aufgrund häufiger,        dacht auf Coxiellose (z.B. bei gehäuften Aborten) sollte
nicht konsequent überprüfter Zukäufe oder eines re-              entsprechend den Empfehlungen des Bundesministeri-

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ums für Ernährung und Landwirtschaft für hygienische                   Salmonellose
Anforderungen an das Halten von Wiederkäuern,                          Derzeit sind in Deutschland zwei Lebendimpfstoffe
kurz Hygieneleitlinie, der Coxiellose-Status über-                     auf Basis der Salmonella-Serovare Dublin, bzw. Typhi-
prüft werden. Der Nachweis kann durch eine bakteri-                    murium und ein adjuvantierter Inaktivatimpfstoff auf
ologische Untersuchung von z.B. Abortsubstraten,                       Basis von S. Typhimurium zur Anwendung beim Rind
Eihäuten und Scheidentupfern, oder serologisch er-                     zugelassen. Durch eine Impfung lässt sich die klinische
folgen. Als Bestandteil einer langfristig angelegten                   Ausprägung einer Salmonellose und die Mortalität re-
Bekämpfungsstrategie kann in infizierten Betrieben die                 duzieren. Auch kommt es zu einer verringerten Erre-
aktive Immunisierung von nicht-infizierten, nicht-tra-                 gerausscheidung. Eine Erregerfreiheit, insbesondere bei
genden Färsen erwogen werden. Voraussetzung dafür                      persistentinfizierten Tieren, lässt sich durch die Imp-
ist die Aufzucht der weiblichen Nachzuchttiere in einer                fung nicht erreichen. Die Lebendimpfstoffe induzieren
separaten Herde ohne Deckbullen. Die Impfung wirkt                     eine belastbarere Immunität im Vergleich zu Inaktivat-
am effizientesten bei nicht-infizierten, nicht-tragenden               impfstoffen. Aufgrund der besonderen Vormagensitua-
Tieren. Daher sollte der Impfschutz vor der Eingliede-                 tion können die oral anzuwendenden Lebendimpfstoffe
rung des Deckbullen, bzw. vor der Besamung aufge-                      allerdings nur an Kälber bis zu einem Alter von sechs
baut sein (vgl. auch die Hinweise zur Coxiellose in                    Wochen verabreicht werden.
Abschnitt A1).                                                         Im Ausbruchsfall ist die Infektionsquelle zu ermitteln
                                                                       und erkrankte, infizierte Tiere sind ab- bzw. auszuson-
Leptospirose                                                           dern. Zur Vermeidung wirtschaftlicher Verluste ist der
Eine Impfung gegen Leptospirose ist allenfalls bei aus                 Einsatz der Impfung als begleitende Maßnahme sinn-
den USA oder UK importierten Tieren zu erwägen. In                     voll. Alle Tiere eines Bestandes sollten geimpft werden.
Deutschland spielt die Leptospirose in Mutterkuhher-                   (ð Salmonellose)
den eine untergeordnete Rolle. Im Bedarfsfall ist ein
Impfstoff gegen L. borgpetersenii Serovar Hardjo in                    Schmallenbergvirus-Infektionen
Deutschland zugelassen. (ð Leptospirose)                               Das Schmallenbergvirus wird nach einem fulminanten
                                                                       ersten Seuchenzug in den Jahren 2012-13 derzeit in
Maul- und Klauenseuche                                                 Deutschland nur noch vereinzelt nachgewiesen. Mög-
Es gilt ein generelles Impfverbot. Im Seuchenfall kann                 licherweise hat sich aufgrund der natürlichen Durch-
allerdings die zuständige Behörde eine Impfung in Form                 seuchung ein gewisser Herdenschutz ausgebildet. Es ist
einer Not-(Suppressivimpfung mit dem Ziel die geimpf-                  ein adjuvantierter Inaktivatimpfstoff zugelassen. Das
ten Tiere nach diener bestimmten Zeit nach der Imfung                  Hauptinfektionsrisiko besteht von Mai bis November.
zu töten) oder Schutzimpfung (Impfung mit dem Ziel,                    Sofern geimpft wird, sollte die Grundimmunisierung
die geimpften Tiere weiter zu nutzen) anordnen.                        unbedingt vor der Belegung und vor dem saisonalen
(ð Maul- und Klauenseuche)                                             Risiko abgeschlossen sein. Die Impfentscheidung sollte
                                                                       der regionalen Seuchenlage entsprechend getroffen
Neugeborenen-Diarrhoe                                                  werden. (ð Schmallenbergvirus-Infektionen)
Wie im Fall der Bronchopneumonie auch kann die Neu-
geborenen-Diarrhoe gerade in intensiven Mutterkuhbe-                   Trichophytie
ständen zum Problem werden. Prophylaktisch wird in                     Derzeit ist eine Reihe von Impfstoffen gegen Trichophy-
solchen Beständen eine Impfung der Färsen und Kühe                     tie zugelassen. Zur therapeutischen Anwendung in be-
6 und 3 Wochen vor dem wahrscheinlichen Kalbeter-                      troffenen Beständen wird empfohlen, die gesamte Herde
min empfohlen. Bei Belegung der Muttertiere mit na-                    zweimal im Abstand von 10-14 Tagen zu impfen. Wie-
türlichem Deckakt wird trotz der Unsicherheit bei der                  derholungsimpfungen und Nachimmunisierungen von
Ermittlung des wahrscheinlichen Kalbetermins eine                      Zukäufen oder Nachzucht werden nach Maßgabe des
Impfung zu Ende der Trächtigkeit empfohlen. Wenn                       Zulassungsinhabers empfohlen. Die Trichophytie ist eine
der Abkalbetermin gar nicht abgeschätzt werden kann,                   Zoonose. Eine Impfung mit dem Ziel der Bestandssa-
kann die Impfung nicht fachgerecht durchgeführt wer-                   nierung verspricht nur dann Erfolg, wenn die Impfmaß-
den und sollte daher unterbleiben.                                     nahmen konsequent und längerfristig durchgeführt und
(ð Neugeborenen-Diarrhoe des Rindes)                                   durch entsprechende Hygienemaßnahmen begleitet wer-
                                                                       den. (ð Trichophytie)

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018                            13
A. 3 Rindermast

 Impf-Ampel Rindermast

                                                                  Maul- und Klauen-
 Blauzungenkrankheit
                                                                  seuche
 Bovine Herpesvirus Infek-
                                                                  Mastitis
 tionen
                                                                  Neugeborenen-
 Bovine Virusdiarrhoe
                                                                  Diarrhoe

 Bronchopneumonie                                                 Salmonellose

                                                                  Schmallenbergvirus-
 Clostridiosen
                                                                  Infektionen

 Coxiellose                                                       Tollwut

 Leptospirose                                                     Trichophytie

In Mastbeständen geht aufgrund der zahlreichen Herkünf-          Bovine Virusdiarrhoe
te und des geringen Alters der Kälber, das größte Risiko         In der Fressermast spielt BVDV als transiente Infektion
von Lungenerkrankungen aus. Die Grundimmunisierung               und damit als Co-Faktor z.B. des Bronchopneumonie-
gegen BRSV, PI3 und ggf. Mannheimia erfolgt in der Re-           komplexes noch eine Rolle. Eine Immunisierung gegen
gel bei Ankunft im aufnehmenden Betrieb mit einer Auf-           BVDV bei Einstallung in Kombination mit einer Impfung
frischung 3–4 Wochen später. Es wird aber empfohlen,             gegen die Enzootische Bronchopneumonie wird daher
diese Impfungen bereits im Herkunftsbetrieb vor dem              empfohlen. (ð Bovine Virus Diarrhoe/ Mucosal Disease)
Verbringen durchzuführen. Eine Wiederholungsimpfung
sollte nach der Umstallung im Mastbestand erfolgen. Da-          Bronchopneumonie
bei werden bei der Grundimmunisierung zur Einstallung            Eine Einstallungsprophylaxe gegen die Enzootische
Impfstoffe bevorzugt, die intranasal verabreicht werden          Bronchopneumonie wird dringend empfohlen. Mit
können. Zurzeit ist auch BVD in den Mastbeständen zu-            Ausnahme des intranasal zu verabreichenden PI3/
mindest durch transient infizierte Kälber noch eine Gefahr.      BRSV-Kominationsimpfstoffes werden alle diese Impf-
                                                                 stoffe zweimal im Abstand von 3-5 Wochen verab-
Blauzungenkrankheit                                              reicht. Für Betriebe, in denen Mannheimia Spezies
Die Wahrscheinlichkeit, dass BTV – insbesondere BTV-8            nachweislich ein Problem darstellen, stehen zusätzlich
– nach Deutschland gelangt, wird als sehr hoch einge-            Kombinations- oder Einzelimpfstoffe zur Verfügung, die
schätzt. Daher hat die StIKo Vet in einer im Dezember            Mannheimia haemolytica Komponenten enthalten. Ggf.
2016 aktualisierten Stellungnahme empfohlen, empfäng-            steht bei einem entsprechenden Erregernachweis auch
liche Wiederkäuer gegen BTV-4 und 8 zu immunisieren.             ein Kombinationsimpfstoff zur Verfügung, der eine Hi-
(ð Blauzungenerkrankung)                                         stophilus somni-Komponente enthält.
                                                                 (ð Bronchopneumonie, enzootische)
Bovine Herpesvirus Infektionen
Deutschland ist amtlich frei von Bovinem Herpesvirus             Clostridiosen
Typ 1. Die Impfung ist mittlerweile in allen Bundeslän-          Eine Impfung gegen Clostridieninfektionen kann zeit-
dern grundsätzlich verboten. (ð Bovine Herpesvirus-1-            lich begrenzt in Betrieben erforderlich sein, in denen
Infektionen)                                                     klinische Anzeichen aufgetreten sind, die für Infek-
                                                                 tionen und Intoxikationen, verursacht durch Clostri-
                                                                 dium perfringens, Clostridium septicum, Clostridium
                                                                 sordellii und Clostridium haemolyticum sprechen. Es
                                                                 wird die Verwendung eines Impfstoffes empfohlen,

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der ein möglichst breites Spektrum an Clostridien ab-                  Imfung zu töten) oder Schutzimpfung (Impfung mit
deckt. Parallel dazu sollten durch Optimierung der                     dem Ziel, die geimpften Tiere weiter zu nutzen) an-
Fütterungs- und Haltungshygiene mögliche Ursachen                      ordnen. (ð Maul- und Klauenseuche)
bzw. prädisponierende Faktoren für die Clostidieninfek-
tionen beseitigt werden. (ð Clostridieninfektionen bei                 Salmonellose
Wiederkäuern)                                                          Derzeit sind in Deutschland zwei Lebendimpfstoffe
                                                                       auf Basis der Salmonella-Serovare Dublin, bzw. Typhi-
Leptospirose                                                           murium und ein adjuvantierter Inaktivatimpfstoff auf
Eine Impfung gegen Leptospirose ist allenfalls bei aus                 Basis von S. Typhimurium zur Anwendung beim Rind
den USA oder UK importierten Tieren zu erwägen.                        zugelassen. Durch eine Impfung lässt sich die klinische
In Deutschland spielt die Leptospirose in Masther-                     Ausprägung einer Salmonellose und die Mortalität redu-
den eine untergeordnete Rolle. Im Bedarfsfall ist ein                  zieren. (ð Salmonellose)
Impfstoff gegen L. borgpetersenii Serovar Hardjo in
Deutschland zugelassen. (ð Leptospirose)                               Trichophytie
                                                                       In Beständen mit einer klinisch erkennbaren Infektion
Maul- und Klauenseuche                                                 mit Trichophyton verrucosum wird empfohlen, die ge-
Es gilt ein generelles Impfverbot. Im Seuchenfall kann                 samte Herde zweimal im Abstand von 10-14 Tagen zu
allerdings die zuständige Behörde eine Impfung in                      impfen. In den Folgejahren sind Zukäufe ebenfalls zwei-
Form einer Not-(Suppressivmpfung mit dem Ziel die                      mal im Abstand von 10-14 Tagen zu impfen.
geimpften Tiere nach diener bestimmten Zeit nach der                   (ð Trichophytie)

B. Impfempfehlungen für kleine Wiederkäuer
Da bei kleinen Wiederkäuern in der Weidehaltung En-                    werden. Dabei sollte die Terminwahl der Impfungen mit
doparasitosen besonders häufig vorkommen und bei                       dem Rittmanagement abgestimmt werden. Sofern nach-
entsprechend vorgeschädigten Tieren mit Hypoproteinä-                  folgend nicht anders erwähnt, gelten die Impfempfeh-
mien und evtl. Anämien ungenügenden Impfantworten                      lungen gleichermaßen für Schafe und Ziegen.
zu erwarten sind, sollte vor einer Impfung der Befall mit
Endoparasiten überprüft und bei relevanten Belastungen                 Blauzungenkrankheit
eine anthelminitische Behandlung durchgeführt werden.                  Eine Impfung gegen Blauzungenkrankheit ist nur nach
Eine gleichzeitige Applikation von Anthelmintika und                   behördlicher Genehmigung in Abhängigkeit von ei-
Impfstoffen wird nicht empfohlen. Grundsätzlich sollten                ner Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Insti-
die Böcke in das Impfregime der Muttertiere integriert                 tuts möglich. Derzeit gibt es in Frankreich und Italien

B. 1 Zuchtbetriebe

 Impf-Ampel Zuchtbetriebe

                                                                        Maul- und Klauen-
 Blauzungenkrankheit
                                                                        seuche

 Chlamydiose                                                            Moderhinke

 Clostridiose                                                           Pasteurellose

                                                                        Schmallenbergvirus-
 Coxiellose
                                                                        Infektionen

 Mastitis                                                               Tollwut

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BTV-Ausbrüche basierend auf den Serotypen 8 und 4.               lückenloser Schutz der gesamten Herde gegen Clostridi-
Die Wahrscheinlichkeit, dass BTV – insbesondere BTV-8            eninfektionen zu empfehlen.
– nach Deutschland gelangt, wird als sehr hoch einge-            Lämmer von ungeimpften Muttertieren haben nahezu
schätzt. Daher hat die StIKo Vet in einer im Dezember            keine spezifischen Immunglobuline, deshalb sollten sol-
2016 aktualisierten Stellungnahme empfohlen, empfäng-            che Lämmer innerhalb der ersten beiden Lebenswochen
liche Wiederkäuer gegen BTV-4 und 8 zu immunisieren.             geimpft werden. Im Gegensatz dazu erhalten Lämmer
(ðBlauzungenerkrankung)                                          von geimpften Muttertieren Immunglobuline über das
                                                                 Kolostrum, die mit der Impfung interferieren und so
Chlamydiose                                                      die aktive Immunisierung verhindern können. Deshalb
Zahlreiche Bestände in Deutschland sind enzootisch mit           sollten solche Lämmer nicht vor der 4.-6. Lebenswoche
Chlamydia abortus infiziert. Um Aborte und die Geburt            und besser erst in der 6.-8. Lebenswoche geimpft wer-
lebensschwacher Lämmer zu reduzieren, sollten bei Be-            den. Die Wiederholungsimpfung erfolgt im Abstand von
ginn eines Impfprogrammes alle Zuchttiere der Herde              4-6 Wochen. Etwa 2 Wochen vor dem Absetzen sollte
spätestens 4 Wochen vor der Bedeckung einmalig mit               die Grundimmunisierung abgeschlossen sein, um einen
einer Lebendvakzine geimpft werden. In den folgenden             ausreichenden Schutz vor dem Umtrieb auf eine frische
2 bis 3 Jahren kann die Impfung auf die Zutreter be-             proteinreiche, aber rohfaserarme Weide oder der Umstal-
schränkt werden. Danach sollte wieder eine Impfung des           lung in die Intensivmast zu haben. Dauert die Aufzucht
gesamten Zuchttierbestandes durchgeführt werden, um              auf der Weide länger als 6 Monate (z.B. bei extensiver
eine ausreichende Bestandsimmunität zu gewährleisten.            Haltung oder bei Landschafrassen) kann es notwendig
In die Bestandsimpfungen sollten die Böcke integriert            sein, die Lämmer ein weiteres Mal vor dem Umtrieb
werden. Versehentlich trächtig geimpfte Tiere können             auf proteinreiche aber rohfaserarme Weiden oder dem
trotz Impfung abortieren, wenn sie bereits vor der Imp-          Nachhüten von Ackerfrüchten zu impfen. Eine strenge
fung latent infiziert waren. In solchen Fällen sollte die        Beachtung der jeweiligen Impfalter (1-2, bzw. 6-8 Wo-
Ursache abgeklärt werden. (ð Chlamydiose beim Schaf)             chen p.n.) ist unumgänglich, auch wenn mit der Imp-
                                                                 fung kleiner Gruppen zu unterschiedlichen Terminen ein
Clostridiose                                                     erheblicher logistischer Aufwand verbunden ist. Gerade
Sowohl in der Lammproduktion bei Schafen und Zie-                in den Betrieben, in denen bereits bei den wenige Wo-
gen, wie auch in der Milchproduktion besteht ein hohes           chen alten Lämmern ein hohes Risiko für Clostridiosen
Risiko für das Auftreten von Clostridiosen. Dabei steht          besteht, sollte der Schutz der Lämmer in den ersten
insgesamt die Breinierenerkrankung durch Clostridium             Lebenswochen durch die Übertragung von maternalen
perfringens Typ D bei beiden Tierarten, sowohl bei der           Antikörpern erhöht werden. Hierzu sollten Muttertiere,
Lammproduktion, wie auch in der Milchproduktion im               die als Lämmer bereits eine Grundimmunisierung er-
Vordergrund. Wichtigster Risikofaktor ist ein plötzlicher        fahren hatten, 5–6 Wochen vor der Lammung mit einer
Futterwechsel. Das größte Risiko besteht für Lämmer,             polyvalenten Clostridienvakzine geimpft werden. Dies
wenn diese zusammen mit ihren Müttern, oder aber                 stellt gleichzeitig auch einen Schutz der Muttertiere vor
auch nach dem Absetzen auf die Weide verbracht wer-              Clostridiosen dar, der gerade in intensiven Milchziegen-
den. Neben dem Wechsel von der Milchfütterung auf                betrieben notwendig ist, da das Risiko für das Auftreten
die Fütterung von Rauhfutter spielt gerade im Frühjahr           von Clostridiosen bei den Muttertieren um den Geburts-
der hohe Protein- und geringe Rohfasergehalt des Auf-            zeitraum herum deutlich erhöht ist.
wuchses auf der Weide eine entscheidende Rolle für die           (ð Clostridieninfektionen bei Wiederkäuern)
Vermehrung von Clostridien und deren Toxine. Insofern
muss der Impfzeitpunkt den Risiken angepasst werden.             Coxiellose
Aufgrund ihrer größeren Empfindlichkeit gegenüber                Eine Infektion mit Coxiella burnetii verläuft bei Scha-
Clostridien-Toxinen, im Vergleich zum Schaf kommen               fen und Ziegen in der Regel klinisch unauffällig. Häu-
bei Ziegen neben plötzlichen Futterwechseln, weitere             fig kommt es zu einem abortiven Verlauf. Allerdings
Risiken, wie Brunst, Lammung und Umgruppierungen                 können während des Ablammens hohe Erregermengen
mit damit verbundenen Rangordnungskämpfen hinzu.                 ausgeschieden werden, die ein Gesundheitsrisiko für
Eine Impfung gegen Clostridiosen erscheint in der Mehr-          den Menschen darstellen. Zum Schutz vor Humaninfek-
zahl unserer Betriebe indiziert. Je intensiver die Tiere ge-     tionen sollte bei einem klinischen Verdacht, vor allem
halten und gefüttert werden, umso höher ist das Risiko           aber in Betrieben mit erhöhtem Publikumsverkehr (z.B.
für Clostridiosen einzuschätzen. Aufgrund des breiten            Ferien auf dem Bauernhof, Besuche von Kindergärten,
Spektrums der verfügbaren polyvalenten Vakzine ist ein           Beschicken von Märkten, Weiden an oder in Wohnge-

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bieten, Schauen, Schau-Scheren etc.) entsprechend den                   verringern kann. Seit Kurzem ist in Deutschland ein
Empfehlungen des Bundesministeriums für Ernährung                       Mastitis-Impfstoff zugelassen, der Ganzzellantigene von
und Landwirtschaft für hygienische Anforderungen an                     Staphylococcus aureus enthält. Laut Indikation soll die
das Halten von Wiederkäuern, kurz Hygieneleitlinie, re-                 Impfung das Auftreten subklinischer Mastitiden und die
gelmäßig der Coxiellose-Status überprüft und eine ent-                  klinische Ausprägung von klinischen Mastitiden, die
sprechende Risikobewertung vorgenommen werden.                          durch S. aureus, und koagulasenegative Staphylokokken
Im Anhang der Hygieneleitlinie sind Maßnahmen be-                       verursacht sind, reduzieren. Nach erfolgtem Erreger-
schrieben, die bei einem entsprechenden Risiko sinnvoll                 nachweis kann die Bestandssanierung auf Basis einer
sind. Dazu gehört die Impfung gegen Coxiellose1. Tiere                  Optimierung der Haltung, der Fütterung und des Hygie-
aus Herden mit einem erhöhten Risiko, z.B. in Endemie-                  nemanagements durch die Impfung begleitet werden.
gebieten, sollten prophylaktisch vor Erregereintrag und                 (ð Mastitis)
möglichst vor dem Belegen geimpft werden. Es sollte
grundsätzlich der gesamte Bestand geimpft werden. Die                   Maul- und Klauenseuche
Fortführung der Impfmaßnahme sollte von der regelmä-                    Es gilt ein generelles Impfverbot. Im Seuchenfall kann
ßigen Risikobewertung, bzw. dem Coxiellen-Monitoring                    allerdings die zuständige Behörde eine Impfung in Form
abhängig gemacht werden.                                                einer Not-(Suppressivmpfung mit dem Ziel die geimpf-
Für die akute Ausbruchssituation sind im Anhang der                     ten Tiere nach diener bestimmten Zeit nach der Imfung
Hygieneleitlinie kurzfristige Maßnahmen (z.B. Aufstal-                  zu töten) oder Schutzimpfung (Impfung mit dem Ziel,
lung der Herde zur Lammzeit, Reduktion des Personen-                    die geimpften Tiere weiter zu nutzen) anordnen.
verkehrs, unschädliche Beseitigung der Nachgeburten,                    (ð Maul- und Klauenseuche)
Schur in geschlossenen Gebäuden etc.) beschrieben, die
zum Schutz vor einer Weiterverbreitung des Erregers                     Moderhinke
zu ergreifen sind. Zusätzlich sollte eine Bestandsimp-                  Die Kontrolle der Moderhinke beinhaltet eine ganze Rei-
fung durchgeführt werden, um das Infektionsgeschehen                    he von Maßnahmen, z.B. Weidewechsel, Tötung chro-
zeitlich zu verkürzen. Zwar wirkt die Impfung am effi-                  nisch oder wiederholt erkrankter Tiere, Quarantäne neu
zientesten bei nicht-infizierten, nicht-tragenden Tieren,               zugekaufter Tiere, antibiotische Behandlungen, Klauen-
es gibt aber auch Hinweise, dass während des akuten                     bäder und Klauenpflege. Impfungen können dabei eine
Infektionsgeschehens durch eine Impfung aller Zucht-                    sinnvolle Ergänzung sein. Sie können prophylaktisch
tieren der Herde (einschließlich Nachzucht und Zukauf-                  eingesetzt werden, in aller Regel wird aber metaphylak-
tiere) unabhängig vom Trächtigkeitsstadium die Anzahl                   tisch bei bereits infizierten Herden geimpft. Dabei wer-
positiver Erregernachweise in Vaginaltupfern deutlich                   den sowohl erkrankte, als auch gesunde Tiere geimpft.
reduziert werden kann. Es ist sinnvoll, anschließend alle               Nicht selten führt der Einsatz der multivalenten Vakzine
Zuchttiere vor der nächsten Deckzeit zu revakzinieren.                  – möglicherweise aufgrund der Antigenkonkurrenz der
Der Impferfolg sollte während der nachfolgenden Ab-                     darin enthaltenen serotypspezifischen Antigene – zu
lammperiode überprüft werden. Sofern die Tiere nicht                    einem ungenügenden Aufbau von Antikörper-Titern,
ganzjährig im Stall gehalten werden, sollte bei einem                   reduzierter Effektivität und verkürzter Wirkungsdauer.
Q-Fieber-Ausbruch in einer Herde von den örtlichen Be-                  Außerdem führt der in Deutschland zugelassene Impf-
hörden erwogen werden, Herden innerhalb eines Radius                    stoff auch bei korrekter Applikation bei der Mehrzahl
von mindestens fünf Kilometern um den infizierten Be-                   der geimpften Tiere zu Impfabszessen. Deshalb emp-
trieb zusätzlich zu impfen. (ð Coxiellose)                              fiehlt der Hersteller die Applikation des Impfstoffes
                                                                        am Ohrgrund, um bei der Schlachtung eine Kontami-
Mastitis                                                                nation der Karkasse mit Eiter aus dem Impfabszess zu
Die klinische Erfahrung zeigt, dass in Problembestän-                   vermeiden. Die Impfung ist streng subkutan zu verab-
den die Impfung gegen Mannheimia haemolytica Ver-                       reichen, da es bei intramuskulärer Applikation in die
luste durch von diesem Erreger verursachte Mastitiden                   Halsmuskulatur zu hochgradigen Muskelnekrosen und

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 In Europa ist ein Impfstoff auf Basis eines Ganzzellantigens von Coxiella burnetii zur Anwendung am Rind und an der Ziege zugelassen. Ob-
wohl der Impfstoff für Schafe nicht zugelassen ist, ist die Anwendung auch bei dieser Tierart medizinisch sinnvoll. Zur allgemeinen Bewertung
von zulassungsüberschreitenden Anwendungen immunologischer Tierarzneimittel sei auf die gesonderte Stellungnahme der StIKo Vet zu dem
Thema verwiesen.

Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern | StlKo Vet am FLI | Stand 01.03.2018                                         17
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