Leopoldina aktuell 1/2021
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Leopoldina aktuell 1/2021 Newsletter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften Halle (Saale), 26. Februar 2021 Offenen Zugang zu Gendatenbanken für Forschung erhalten Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina veröffentlicht
2 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Inhalt 4 3 Editorial von Gerald Haug, Präsident der Leopoldina 4 Gesprächsreihe Leopoldina International: „Es ist immer gut, nicht nur einen Impfstoff zu verwenden“ 6 Wissenschaftsbasierte Beratung von Gesellschaft und Politik in Krisenzeiten 7 Evidenzbasierte Politikgestaltung: Transfer zwischen Wissenschaft, COVID-19-Impfung: Gemeinsame internationale Politik und Verwaltung stärken virtuelle Podiumsdiskussion von Leopoldina und 8 Forschungsgipfel: Indian National Science Academy Das deutsche Innovationssystem – gestärkt 7 aus der Coronavirus-Pandemie? 9 Veranstaltung: Diskussion und Lecture zum Schutz der Biodiversität 9 Ad-hoc-Stellungnahme: Zugang zu digitalen Sequenzinformationen 10 Zukunftsreport Wissenschaft: Lebensverlaufs- und Alternsforschung stärken 10 Virtuelle Diskussion: Fortpflanzungsmedizin in Deutschland Evidenzbasierte Politikgestaltung: Dialog- neu regeln und Vernetzungsformat der Leopoldina für Politik 11 Kooperation: und Wissenschaft Leopoldina unterstützt wissenschaftlich- technologische Zusammenarbeit mit China 11 Stellungnahme: 9 Strategie für stabile Stromversorgung der Zukunft 11 SAPEA: Bericht über biologisch abbaubare Kunststoffe 12 Frühjahrstagung: Wer macht Experten und was machen sie eigentlich? 12 Freundeskreis: Neuwahl von Vorstand und Vorsitzender Artenvielfalt: Online-Diskussion und Leopoldina- Lecture zur Akademien-Stellungnahme„Bio- 12 Wissenschaft im Dialog: diversität und Management von Agrarlandschaften“ Günter Ziegler folgt auf Antje Boetius 13 Trauer um Ehrenmitglied Paul J. Crutzen 14 Termine Die Leopoldina in den Sozialen Medien 15 Personalia 18 Impressum
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 3 Editorial Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der Leopoldina, derzeit blicken wir mit gemischten Gefühlen auf die kommenden Mona- te: Einerseits gibt der Fortschritt der Impfungen gegen COVID-19 Grund zu vorsichtigem Optimismus. Andererseits wissen wir, dass sich die Lage in nächster Zeit kaum entspannen wird, nicht zuletzt wegen der sich ver- breitenden Varianten des Coronavirus. Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern wird weiterhin eine verantwortungsvolle Rolle in der Bekämp- fung der Pandemie zukommen. Dem versucht die Leopoldina als Nationale Akademie der Wissen- schaften gerecht zu werden. Die bisher sieben Ad-hoc-Stellung- nahmen, an denen über 90 For- scherinnen und Forscher beteiligt waren, wurden als wichtige Bei- träge zur Diskussion um geeignete Maßnahmen gegen die Pandemie wahrgenommen. Zur Aufgabe der wissenschaftsbasierten Beratung in Krisenzeiten finden Sie auf Seite 6 einige Gedanken, so auch Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug, Präsident der Leopoldina zu den Herausforderungen, vor Foto: David Ausserhofer denen die Leopoldina beim Verfassen von Ad-hoc-Stellungnahmen steht. Sie sollen gleichzeitig sehr schnell Orientierung geben und müssen dennoch die aktuell wissenschaftlich gesicherten Informationen enthalten. Dank ihrer Aktivitäten zur Pandemie ist die Leopoldina als unabhängige Stimme der Wissenschaft bekannter geworden. Nicht nur die Veröffent- lichungen der Akademie als Ganzes, sondern auch Äußerungen einzelner Mitglieder erhalten derzeit große Aufmerksamkeit. Es ist erfreulich, dass Politik und Medien sowohl Institutionen der Wissenschaft als auch renom- mierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern so viel Interesse ent- gegenbringen. Damit wächst aber auch die Verantwortung eines jeden von uns bei öffentlichen Äußerungen. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die an der wissenschaftsbasierten Politikberatung der Leopoldina mitwirken und sie unterstützen! Ich wün- sche Ihnen eine anregende Lektüre.
4 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER „Es ist immer gut, nicht nur einen Impfstoff zu verwenden“ Gesprächsreihe Leopoldina International: Herausforderungen bei der COVID-19-Impfung Die globale Nachfrage übersteigt das verfügbare Angebot an COVID-19-Impfstoffen derzeit deutlich. Foto: M.Rode-Foto / Adobe Stock Mit der indischen Partnerakademie, der CureVac, hob hervor, dass sich der Erfolg Um mit Impfungen das notwendige Indian National Science Academy (INSA), bei den neuartigen mRNA-Impfstoffen Maß an Immunität zu erreichen, müsse führte die Leopoldina Anfang Februar eine so schnell einstellen konnte, weil deren das Vertrauen der Öffentlichkeit in die internationale virtuelle Podiumsdiskussion Grundlagen zuvor über Jahrzehnte er- Impfstoffe gestärkt werden. Darauf wies zu den Herausforderungen bei der Impfung forscht worden waren. Der Biochemiker Heidi Larson als Leiterin des Vaccine gegen COVID-19 durch. Mehr als 300 Inte- und Betriebswirt verantwortet bei Cure- Confidence Project an der London School ressierte aus 50 Ländern schalteten sich zu Vac die technische Entwicklung und Her- of Hygiene & Tropical Medicine hin. Sie der von Leopoldina-Vizepräsidentin Regina stellung von mRNA-basierten Produkten empfahl, nicht nur zu informieren, son- T. Riphahn moderierten Veranstaltung zu. sowie den Aufbau der weltweit ersten dern vor allem Vertrauen zu schaffen, um „Good Manufacturing Practice (GMP)“- Impfwiderstand abzubauen. Produktion für mRNA. Ebenso beteiligte sich Gagandeep W irksame und sichere Impf- Richard Hatchett betonte, wie wich- Kang, INSA-Mitglied und Vorsitzende stoffe gegen das neuartige Co- tig es sei, das Virus weltweit zu besiegen. der „Immunization Technical Advisory ronavirus SARS-CoV-2 sind Ansonsten könne das Virus weiter mu- Group“ der Weltgesundheitsorganisa- neben besseren Behandlungsmöglich- tieren und sich erneut verbreiten. Daher tion für Südostasien am Panel. Aus ihrer keiten der vielversprechendste Weg aus forderte der Leiter der Impfstoffallianz Sicht ist es wichtig, nicht allein auf die der COVID-19-Pandemie, so der Tenor Coalition for Epidemic Preparedness In- mRNA-Impfstoffe zu setzen. Die Gründe der Runde. Florian von der Mülbe, Mit- novations (CEPI) eine weltweit gerechte erläutert sie im nachfolgenden Interview begründer des Biotech-Unternehmens Zuteilung der COVID-19-Impfstoffe. (Seite 5).
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 5 Professor Kang, welche Impfstoffe gegen Virusvarianten, die in einigen Teilen der COVID-19 sind derzeit verfügbar? Welt kursieren, wirksam sind. Nützlich Gagandeep Kang: Impfstoffe auf der wären zudem Impfstoffe, die schnell an- Grundlage des Spike-Proteins des Virus gepasst werden können. Wenn wir ver- haben sich als hochwirksam erwiesen. schiedene Arten von Impfstoffen haben, Beispiel sind die mRNA-Impfstoffe von können wir diese wahrscheinlich auch Biontech/Pfizer und Moderna. Zudem besser auf unterschiedliche Empfänger- gibt es Virusvektor-basierte Impfstoffe, gruppen zuschneiden. Wir könnten zum wie der von Oxford-AstraZeneca, bei dem Beispiel einen Impfstoff für ältere, einen ein Virus sozusagen als Trojanisches Pferd anderen für junge und gesunde Men- dient, das die Information zum Spike-Pro- schen und einen dritten für Schwangere tein in die Zellen schleust. Wir haben also verwenden, denen keine Lebendimpf- mehrere sogenannte Plattform-Technolo- Gagandeep Kang ... stoffe verabreicht werden können. gien, die sich als wirksam erwiesen haben. ... erforscht Virusinfektionen bei Kin- Das heißt, wir sind bereits jetzt in einer dern. Die Professorin für Mikrobiologie Was sind die wichtigsten Schlüsse, die sehr guten Position. Und es gibt weitere am Christian Medical College in Vellore/ wir aus der Entwicklung von SARS- Impfstoffe, zu denen wahrscheinlich bald Indien ist seit 2015 Vorsitzende der CoV-2-Impfstoffen für zukünftige Epide- Ergebnisse vorliegen werden. South-East Asia Regional Immunization mien ziehen können? Technical Advisory Group der Weltge- Kang: Der Zeitrahmen für die Impfstoff- Sind die Impfstoffe alle gleich wirksam, sundheitsorganisation. entwicklung war unglaublich. Es ist, als um der Übertragung des Virus und einer Foto: Christian Medical College, Vellore/Indien hätten wir zehn Jahre Vakzinologie auf Erkrankung vorzubeugen? zehn Monate komprimiert. Ich finde, das Kang: Die neu entwickelten mRNA- ist äußerst vielversprechend, nicht nur Impfstoffe zeigen laut ersten Ergebnissen stoffe, würde einer nicht ausreichen? in Bezug auf SARS-CoV-2, sondern für eine Wirksamkeit von 90 Prozent und Kang: Aus nationaler oder globaler Sicht die Vakzinologie im Allgemeinen. Wir können einem schweren und mittleren ist es immer gut, nicht nur einen Impfstoff haben heute ein viel größeres Verständ- Krankheitsverlauf vorbeugen. Das ist zu verwenden, da nicht alle Impfstoffe auf nis davon, was wir mit Impfstoffen und großartig. Wenn sich die Ergebnisse be- die gleiche Weise wirken oder die gleichen Impfungen machen können, als noch stätigen, schützen die Impfstoffe den Ein- Merkmale hinsichtlich der Anwendungs- Anfang des letzten Jahres. Das ist groß- zelnen und die Bevölkerung sehr gut vor freundlichkeit aufweisen. Es stellt sich zu- artig, nicht nur in der aktuellen Situation, der Krankheit und sehr wahrscheinlich dem die Frage der Versorgungssicherheit. sondern auch im Hinblick auf zukünftige auch vor der Ansteckung. Der Virusvek- Aus diesem Grund ist es immer wichtig, Ausbrüche, Epidemien und Pandemien. tor-basierte Impfstoff von Oxford-Astra- Alternativen und einen Puffer zu haben. Zeneca liefert ebenfalls gute Ergebnisse. Es gibt aktuell aber auch Bedenken Welche Rolle spielen die unterschied- wegen der neu auftretenden Varianten? Im Vergleich hat ja ein oraler Impfstoff lichen Charakteristika der Impfstoffe? Kang: Wir wissen aber, dass die Impf- wie der gegen Poliomyelitis eine Wirk- Kang: Bestimmte Einschränkungen, stoffe gut funktionieren, und wir haben samkeit von 50 bis 60 Prozent. etwa hohe Kosten oder logistische Her- ein tieferes Verständnis von der Immun- Kang: Die neuen mRNA-Impfstoffe ge- ausforderungen, gelten nur für manche reaktion als vorher. Es ist also potenziell gen COVID-19 können sich mit den leis- Impfstoffe. Die mRNA-Impfstoffe von machbar, ein sich veränderndes Virus tungsstärksten Impfstoffen messen, die Biontech/Pfizer oder Moderna sind we- durch schnelle Anpassung neuer Impf- wir haben – zum Beispiel gegen Masern sentlich teurer als alle anderen Impfstoffe, stoffe in Schach zu halten. Durch die welt- oder Röteln. Dennoch dürfen wir nicht die wir bisher in Impfprogrammen in In- weite Zusammenarbeit im letzten Jahr vergessen, dass uns aktuell keine länger- dien hatten. Hinzu kommt, dass der Impf- wissen wir, dass wir schnell reagieren fristigen Daten vorliegen, und die Schutz- stoff von Biontech/Pfizer minus 70 Grad können und dass das auch funktioniert. wirkung in der ersten Zeit nach der Im- für die Langzeitlagerung benötigt. Das ■ DAS GESPRÄCH FÜHRTEN RUTH munisierung am höchsten ist. Wenn wir schmälert die Eignung für unser Impfpro- NARMANN UND CHRISTIAN WEIDLICH dann die tatsächliche Wirksamkeit unter- gramm. In Indien wäre der Impfstoff von suchen, kann der Schutz möglicherweise Moderna möglicherweise leichter auf den etwas niedriger sein. Wir müssen außer- Markt zu bringen – er lässt sich bei minus Virtual Panel Discussion dem berücksichtigen, wie die Impfstoffe 20 Grad lagern, was wir auch vom Polio- „Challenges in COVID-19 bei neuen Varianten des Virus wirken. impfstoff kennen. Vaccination“ Wir sollten bevorzugt solche Impf- Thema im Fokus „Pandemien“ Brauchen wir so viele verschiedene Impf- stoffe verwenden, die auch gegen die
6 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Wissenschaftsbasierte Beratung von Gesellschaft und Politik in Krisenzeiten Wissenschaftsbasierte Politikberatung strebt nach Interdisziplinarität, Unabhängigkeit und Transparenz In der Coronavirus-Pandemie sind Daten Gewinn- oder politischen Machtinteres- gabe: Auch sie müssen wissenschaftlich und Erkenntnisse, Handlungsoptionen und sen geleitet. Sie zeigt Handlungsoptionen möglichst präzise informieren, zugleich Empfehlungen aus verlässlicher Quelle auf oder spricht Empfehlungen aus, trifft klare Handlungsoptionen formulieren gefragt, um mit der Krise umzugehen. jedoch keine Entscheidungen über poli- und die politischen Entscheidungsträ- Hier muss die Wissenschaft ihren Beitrag tische Maßnahmen. Dies ist Aufgabe der gerinnen und -träger bei ihrer Entschei- leisten ‒ auch mit wissenschaftsbasierter demokratisch legitimierten Legislative dungsfindung wirksam unterstützen. Sie Politikberatung. Kurz definiert bündelt und Exekutive. müssen deshalb in einer Sprache verfasst wissenschaftsbasierte Politikberatung sein, die auch für Nicht-Fachleute ver- Transparenz wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten ständlich ist. aus verschiedenen Disziplinen und ordnet In der wissenschaftsbasierten Poli- Ad-hoc-Stellungnahmen der Leopol- diese in den gesellschaftlichen Kontext ein. tikberatung muss immer wieder darauf dina sind somit keine wissenschaftlichen Dabei vermittelt sie stets den Stand des hingewiesen werden, dass Forschungs- Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Wissens zu einem Thema und zeigt darauf ergebnisse mit Unsicherheiten behaftet die hochgradig komplex sein können. Es aufbauend Handlungsoptionen auf. sein können. Ebenso sind Kontroversen sind Texte, die politische Entscheidungs- in der Wissenschaft für den Erkenntnis- trägerinnen und -träger ebenso wie die D ie Diskussion zu den verschiede- gewinn unabdingbar. Dieser Diskurs si- breitere Öffentlichkeit erreichen sollen. nen Aspekten und Einzelheiten chert die wissenschaftliche Qualität. Sie enthalten Handlungsoptionen und dieses Prozesses ist noch nicht Doch gerade in Krisensituationen Empfehlungen, die sich auf die vorlie- abgeschlossen. Denn die Erwartungshal- wie der Coronavirus-Pandemie ist es be- gende forschungsbasierte Evidenz und tung von Politik und Gesellschaft zielt auf sonders relevant zu wissen, dass Fakten deren übereinstimmende Interpretation Eindeutigkeit der Erkenntnisse und Legi- oder Erkenntnisse teils vorläufigen Cha- der Autorinnen und Autoren stützen. Es timation politischer Entscheidungen. rakter haben oder unterschiedlich inter- sind Konsensuspapiere. pretiert werden. Es ist wichtig, dass die Interdisziplinarität Zielkonflikt Wissenschaft diese Grenzen des Wissens Wissenschaft ist geprägt von Diszi- verdeutlicht und erklärt, um falschen Er- In der gewachsenen medialen Auf- plinen und Forschungsrichtungen. Im wartungshaltungen entgegenzuwirken. merksamkeit, die die wissenschaftsba- Umgang mit komplexen Herausforde- Immer häufiger ist wissenschafts- sierte Politikberatung in der Coronavi- rungen eröffnet Interdisziplinarität ei- basierte Politikberatung auch eine Fra- rus-Pandemie derzeit erfährt, zeigt sich nen vielfältigen Zugang zu den Themen, ge der Geschwindigkeit. Bei klassischen der Zielkonflikt zwischen Zeitdruck und bringt verschiedene Erkenntnisse und Leopoldina-Stellungnahmen werden Quellentiefe sowie die wissenschaftli- unterschiedliche Perspektiven ein und wissenschaftliche Hintergründe detail- che Diskussion zwischen den beteilig- setzt diese ins Verhältnis zueinander. liert erörtert und dargelegt, durch die ten Disziplinen, zwischen Konsens- und Das geschieht bei der Erarbeitung von Angabe von Quellen untermauert, begut- Einzelstimmen nun deutlicher als zuvor. Stellungnahmen durch Wissenschaftle- achtet und verabschiedet. Dieser Prozess Jeder Wissenschaftler und jede Wissen- rinnen und Wissenschaftler im Rahmen dauert viele Monate oder auch mehrere schaftlerin ist selbstverständlich frei, die der Politikberatung der Nationalen Aka- Jahre. Im Gegensatz dazu werden Ad- eigene Meinung als Einzelperson zu ver- demie der Wissenschaften Leopoldina. hoc-Stellungnahmen häufig in wenigen treten. Im Zusammenspiel der Expertise Der hierbei hergestellte Konsensus wird Wochen, in Ausnahmefällen sogar noch herausragender Wissenschaftlerinnen der komplexen Wirklichkeit eher gerecht schneller, erstellt, sind deutlich kürzer und Wissenschaftler aus unterschied- als Einzelstimmen. und verzichten auf umfangreiche Litera- lichen Wissenschaftsdisziplinen ist eine turverzeichnisse. So wurden 2020 in der umfassendere Sicht auf die Herausforde- Unabhängigkeit Coronavirus-Pandemie sieben Mal kurz- rungen unserer Gegenwart möglich. Die wissenschaftsbasierte Politikbe- fristig Wissenschaftlerinnen und Wis- ■ RED ratung grenzt sich klar von interessen- senschaftler in Ad-hoc-Arbeitsgruppen geleitetem Lobbyismus ab. Unabhängige zusammengerufen. Ad-hoc-Stellungnahmen Politikberatung wird vom Stand der For- Die Erarbeitung von Ad-hoc-Stel- zur Coronavirus-Pandemie schung und nicht von wirtschaftlichen lungnahmen ist eine anspruchsvolle Auf-
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 7 Transfer zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung stärken Leopoldina-Vizepräsidentin Regina T. Riphahn zur „Initiative für evidenzbasierte Politikgestaltung“ Die „Evidenzinitiative“ unter dem Dach der Leopoldina bietet seit 2018 ein Dialog- und „Unser Anliegen ist es, Vernetzungsformat mit und für Akteure eine stärkere und Interessierte in Politik und Wissen- schaft. Die Initiative dient der Unterstüt- Evidenzbasierung zung der Evidenzbasierung in der Politik im Handeln von und befasst sich mit den empirischen Exekutive und Grundlagen politischer Entscheidungen. Legislative zu verankern.“ VON REGINA T. RIPHAHN ML* Regina T. Riphahn A Vizepräsidentin der Leopoldina ls „Evidenzinitiative“ der Na- tionalen Akademie der Wissen- Foto: Markus Scholz | Leopoldina schaften Leopoldina setzen wir uns seit mehreren Jahren auf verschie- denen Wegen dafür ein, den Austausch zwischen Wissenschaft und Politik zu von Parlamentarierinnen und Parlamen- lungen und setzt sich in Veranstaltungen stärken. Unser Anliegen ist es, eine stär- tariern erhoben werden. und Gesprächen mit der öffentlichen kere Evidenzbasierung im Handeln von Evidenzbasierung ist dann erfolg- Verwaltung dafür ein, dass methodisch Exekutive und Legislative zu verankern. reich, wenn sie zur Verbesserung politi- gut fundierte Evaluierungen fester Be- Die Initiative widmet sich mit einer Viel- scher Maßnahmen beitragen kann. So ist standteil des politischen Entscheidungs- falt an Aktivitäten diesem Ziel. neben der Erzeugung von wissenschaft- prozesses werden. Teil dieser Aktivitäten war am licher Evidenz auch ihre Verbreitung und * Regina T. Riphahn ist Wirtschaftswissen- 18. Februar der Online-Workshop „Inter- Verwendung für eine wirksame Politik- schaftlerin und vertritt die Evidenzinitiative. national Perspectives on Evidence-Based beratung wichtig. Oftmals fehlt es jedoch Policy Making“. Hier diskutierten Maria an einem effektiven Transfer von Wissen Evidenzbasierte Kaisa Aula, Staatssekretärin im finni- zwischen der Forschung sowie dem poli- Politikgestaltung schen Finanzministerium, und Stéphane tischen Bereich und der Verwaltung, um Jacobzone, Senior Berater der OECD- sicherzustellen, dass wissenschaftliche Direktion Public Governance, mit weite- Erkenntnisse im passenden Format und BEFRAGUNG ren internationalen Gästen sowie Vertre- zur richtigen Zeit in Entscheidungspro- IM BUNDESTAG terinnen und Vertretern aus deutschen zesse einfließen können. Wird zudem Bundesbehörden über Best Practice-Bei- die Wirksamkeit von Politikmaßnahmen Teil der Initiative zur evidenzbasierten spiele des evidenzbasierten Regierungs- nicht ausreichend überprüft, können po- Politikgestaltung der Leopoldina ist eine handelns. Zentrales Thema waren för- litische Ziele verfehlt, Ressourcen unge- Befragung von Abgeordneten des Deut- dernde Faktoren und Barrieren auf dem nau eingesetzt werden oder unbeabsich- schen Bundestages. Mit der Befragung Weg zu „mehr Evidenz“ in politischen tigte Nebenwirkungen auftreten. werden systematische Informationen Entscheidungsprozessen. In Politik und Verwaltung gibt es viel- zur Nutzung wissenschaftlicher Evidenz in den Beratungen des Bundestages ge- Mit Blick auf Abgeordnete und öf- versprechende Initiativen, Erkenntnisse wonnen. Im Ergebnis soll eine bestehen- fentliche Verwaltung steht die „Nach- auf Basis wissenschaftlicher Methoden de Lücke in der Forschung zum Verständ- frageseite“ der wissenschaftlichen Poli- besser zu nutzen. Damit sind bereits nis und Umgang mit wissenschaftlichen tikberatung im Fokus der Initiative. So wichtige Voraussetzungen geschaffen Erkenntnissen in der parlamentarischen werden im ersten Quartal dieses Jahres worden, um bestehende und geplante po- Arbeit geschlossen werden. Die Um- die Abgeordneten des Deutschen Bun- litische Maßnahmen zum einen auf ihre setzung des Projektes erfolgt durch das destages befragt. Damit sollen systema- Wirksamkeit hin zu überprüfen und zum Kölner Institut für Sozialforschung und tische Informationen zur Nutzung von anderen gegebenenfalls zu überarbeiten. Gesellschaftspolitik. wissenschaftlicher Evidenz in der Arbeit Die Initiative befürwortet diese Entwick-
8 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Das deutsche Innovationssystem – gestärkt aus der Coronavirus-Pandemie? Forschungsgipfel führt seit 2015 Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik zusammen Wenn sich mitten in der Pandemie ein Weg zur nachhaltigen Eindämmung des Corona- virus eröffnet hat, so ist dies nur dank der unerwartet schnellen Entwicklung von Impfstoffen möglich geworden. Langfristig geförderte Grundlagenforschung, unter- nehmerische Initiative und risikobewusste Investitionen – diese Kombination ist die Grundlage für die Hoffnung auf einen nor- malen Alltag in nicht allzu ferner Zeit. L assen sich aus dieser Konstellation, aber auch aus weniger gut wirksa- men Maßnahmen gegen die Aus- breitung des Virus Lehren für die künftige Gestaltung des deutschen und europäi- Beim Forschungsgipfel treffen sich – wie hier 2019 zum Thema Künstliche Intelligenz – hoch- schen Innovationssystems ziehen? Darü- rangige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik. 2021 und ber diskutierte unter dem Titel „Jenseits 2020 finden und fanden die Gesprächsrunden virtuell statt. Foto: David Ausserhofer | Leopoldina von Konjunkturprogrammen – welche Weichenstellungen brauchen wir nach Corona für ein langfristig widerstandsfä- signifikant gesunken sein. Doch hat die sonders wichtige allgemeine Handlungs- higes und agiles Innovationssystem?“ der Pandemie auch Schwächen sichtbarer felder für die aktuelle Innovationspolitik: Forschungsgipfel 2020 am 17. November. gemacht, die es in den kommenden Jah- Stärkung der technologischen Souve- Seit 2015 führt der Forschungsgipfel ren zu beheben gilt, wenn Deutschland ränität Europas, einmal im Jahr hochrangige Persönlich- und Europa im weltweiten Wettbewerb Intensivierung der weltweiten inter- keiten aus Unternehmen, Forschungs- nicht zurückfallen wollen. nationalen Zusammenarbeit für nach- einrichtungen, Verbänden und Politik zu- Im Ergebnispapier skizzieren die In- haltige Innovation, sammen, um über drängende Fragen der itiatoren des Forschungsgipfels auf der Weiterentwicklung der gesellschaft- Forschungs- und Innovationspolitik zu Grundlage der Fachgespräche fünf be- lichen Wirksamkeit von Wissenschaft diskutieren. Üblicherweise wird er vom durch freie Forschung, gemeinwohlori- Stifterverband, der Nationalen Akademie entierte Anwendung und unabhängige der Wissenschaften Leopoldina, der Ex- FORSCHUNGSGIPFEL 2021 Beratung, pertenkommission Forschung und Inno- Ermöglichung von Spitzenleistun- Wenige Monate vor der Bundestagswahl vation (EFI) und der VolkswagenStiftung gen des Transfers wissenschaftlicher wird der Forschungsgipfel 2021 einen als ganztägige Präsenzveranstaltung in Ausblick auf Handlungsoptionen für die Erkenntnisse in Wirtschaft und Gesell- Berlin mit beinahe 400 Teilnehmenden Innovationspolitik in der kommenden schaft, ausgerichtet. Die Coronavirus-Pandemie Legislaturperiode wagen. Eine der Kern- Ausbau der Datenerhebung und -nut- hat dies im vergangenen Jahr verhindert. fragen lautet, wie Wirtschaft, Wissen- zung für Forschung, Gesundheitsschutz Stattdessen fand der Forschungsgipfel schaft und Politik in Transformationspro- und Krisenabwehr. 2020 als virtueller Runder Tisch mit 32 zessen zusammenwirken sollten, um die Diese Handlungsfelder bergen zahl- Expertinnen und Experten statt. Ziele des „Green Deal“ der Europäischen reiche offene Fragen für die Gesprächs- Auf den ersten Blick hat sich das Union zu verwirklichen. Darüber werden runden auf dem Forschungsgipfel 2021. deutsche Innovationssystem insgesamt hochrangige Expertinnen und Experten ■ ART am 19. Mai 2021 in einer Hybridveran- rasch und flexibel an die Pandemie an- staltung diskutieren. gepasst. So dürften nach Erhebungen des Ergebnisse des Stifterverbands die Aufwendungen für Forschungsgipfel 2021 Forschungsgipfels 2020 Forschung und Entwicklung 2020 nicht
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 9 Diskussion und Lecture zum Zugang zu digitalen Sequenzinformationen Schutz der Biodiversität Ad-hoc-Stellungnahme zur Relevanz offener Wissenschaft Leopoldina unterstützt Diskurs zu Artenvielfalt und Landwirtschaft D igitale Sequenzinformationen (DSI) sind das Rückgrat weiter Bereiche der Lebenswissenschaften. Durch moderne Hochdurchsatzver- fahren kann die Erbinformation, die DNA-Sequenz, vieler Organismen schnell entziffert werden. Diese Daten sind anschließend in DSI-Datenban- ken für Forschende weltweit verfüg- bar, der wissenschaftliche Fortschritt beruht auf dem freien Zugang zu die- sen Informationen. Nun sind diese Da- tenbanken in den Fokus internationa- ler Diskussionen gerückt. Der Zugang Zum Zusammenhang von Landwirtschaft und Artenvielfalt diskutierten am 20. Januar Katrin-Böhning-Gaese, Alexandra-Maria Klein, Josef Settele und Detlef Kurreck. könnte künftig eingeschränkt werden. Screenshot: Leopoldina Hintergrund ist, dass ein zuneh- mender Teil der globalen Wirtschaft auf der Verwendung der Sequenzinfor- Seit Veröffentlichung der Akademien- holtz-Zentrum für Umweltforschung mationen basiert. Der daraus generier- Stellungnahme „Biodiversität und Manage- Halle) und Detlef Kurreck (Deutscher te wirtschaftliche Nutzen war und ist ment von Agrarlandschaften“ im Oktober Bauernverband) den durchschnittlich international jedoch oft ungleich ver- 2020 wird das Thema vielfach öffentlich auf- 400 Zuhörerinnen und Zuhörern Rede teilt. Länder mit besonders hoher bio- gegriffen. In diese Debatte bringt sich auch und Antwort. Dabei wurde deutlich, dass logischer Vielfalt profitieren seltener die Leopoldina ein: Mitte Januar fand die der Rückgang an Tier- und Pflanzenarten direkt von dieser Wertschöpfung, die virtuelle Online-Diskussion „Wie retten wir vom Zusammenspiel vieler Faktoren be- zumeist in anderen als den Herkunfts- die Artenvielfalt“ statt, am 30. März greift dingt ist: größere Felder, auf denen Mais ländern stattfindet. Eines der zentralen eine Leopoldina-Lecture das Thema auf. oder Winterweizen angebaut werden, Anliegen der Biodiversitätskonvention Pflanzenschutzmittel, deren Wirksam- von 1993 ist daher, einen Vorteilsaus- D ie biologische Vielfalt ist in Deutschland in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Das ist einer der keit stärker wird, sowie der allgemeine Verlust landschaftlicher Strukturen. Hier knüpft auch die Leopoldina-Lec- gleich zu etablieren. Dies fand 2010 im Nagoya-Protokoll seinen Rahmen. Seither hat sich wenig getan, weswegen zentralen Befunde in der Akademien- ture am 30. März mit dem Agrarökono- nun die wissenschaftliche Nutzung von Stellungnahme „Biodiversität und Ma- men Lakner und der Landschaftsökolo- DSI Gelder generieren soll. nagement von Agrarlandschaften“, die gin Klein an. Neben Funktion und Schutz Die Leopoldina beschreibt in der im Oktober 2020 veröffentlicht wurde. von Biodiversität werden die Freiräume Ad-hoc-Stellungnahme die Relevanz Mit Katrin Böhning-Gaese ML (Sen- für die Einführung und konkrete Gestal- offener Wissenschaft für die globale ckenberg Biodiversität und Klima For- tung wirksamer Umweltmaßnahmen so- nachhaltige Entwicklung und den Bio- schungszentrum), Alexandra-Maria wie die gemeinsame Agrarpolitik der Eu- diversitätsschutz. Zugleich werden die Klein (Universität Freiburg) und Sebas- ropäischen Union beleuchtet. ■ CA, DW Konsequenzen umrissen, die eine Be- tian Lakner (Universität Rostock) sind schränkung des Zugangs zu digitalen drei der Autorinnen und Autoren an Sequenzinformationen für die For- aktuellen Diskussionen zum Schutz der Online-Diskussion schung hätte. ■ HST Biodiversität beteiligt. So fand am 20. Ja- „Wie retten wir die nuar die Online-Diskussion „Wie retten Artenvielfalt?“ wir die Artenvielfalt?“ statt, die gemein- Leopoldina-Lecture Ad-hoc-Stellungnahme sam mit Wissenschaft im Dialog organi- „Agrarlandschaft „Digitale siert wurde. Neben Böhning-Gaese und ohne Insekten?“ Sequenzinformationen“ Klein standen hier Josef Settele (Helm-
10 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Lebensverlaufs- und Alternsforschung stärken Fortpflanzungsmedizin in Autorinnen und Autoren stellen Deutschland neu regeln Zukunftsreport Wissenschaft vor Virtuelle Diskussion zum Embryonenschutzgesetz am 22. April D er Zukunftsreport Wissenschaft „Forschung für die gewonnenen Jahre: Zukunft der Alterns- und Le- bensverlaufsforschung in Deutsch- land“ wurde Ende 2020 im Rahmen einer Online-Veranstaltung präsen- tiert. Dabei plädierten die Autorinnen und Autoren des Reports mit Nach- druck für eine stärkere Förderung der Alterns- und Lebensverlaufsforschung. Ursula Staudinger ML erinnerte daran, dass sich die durchschnittliche Lebens- erwartung in den letzten 150 Jahren um 40 Jahre erhöht habe. Gleichzeitig gehe die Fertilität zurück. Dieses als Seitdem das Embryonenschutzgesetz am 1. Januar 1991 in Kraft trat, hat sich die demografischer Wandel bekannte Phä- Fortpflanzungsmedizin stark weiterentwickelt. Foto: Dmytro Sukharevsky | Fotolia nomen sei eine der zentralen Heraus- forderungen des 21. Jahrhunderts. Gerd Kempermann betonte bei der Am 1. Januar 1991 trat in Deutschland das Gesetz damals wie heute den Regelungs- Präsentation, dass eine integrierte Al- Gesetz zum Schutz von Embryonen in Kraft. rahmen der Fortpflanzungsmedizin dar- terns- und Lebensverlaufsforschung in Um über den medizinischen Fortschritt, stellt. Bereits seit Jahren wird beispiels- den biomedizinischen Wissenschaften den gesellschaftlichen Wandel und den weise diskutiert, ob die in Deutschland viel stärker etabliert werden müsse. Die politischen Handlungsbedarf seither zu im Unterschied zu vielen anderen euro- Geriatrie sei immer noch eine Spezial- diskutieren, laden die Leopoldina und die päischen Ländern nach wie vor verbote- disziplin, aber angesichts der demogra- Konrad-Adenauer-Stiftung am 22. April zur ne Eizellspende zu erlauben wäre. fischen Entwicklung werde sie zur Allge- virtuellen Diskussion „30 Jahre Embryonen- „Es ist an der Zeit – um nicht zu sagen meinmedizin. Aus Sicht der Sozial- und schutzgesetz“ ein. überfällig – dass der Gesetzgeber nach Wirtschaftswissenschaften, so Alexia über 30 Jahren wissenschaftlich-medizi- Fürnkranz-Prskawetz ML, müssten die biologischen und psychologischen Pro- zesse der Alterung im Zusammenspiel V or gut 30 Jahren sah sich der Gesetz- geber mit einer komplexen Aufgabe konfrontiert: Die In-vitro-Fertilisation nischer und gesellschaftlicher Entwick- lungen eine Neuregelung der Fortpflan- zungsmedizin in Deutschland angeht“, mit den sozioökonomischen Strukturen eröffnete vielen Paaren mit unerfülltem sagt Jochen Taupitz ML, Sprecher der und kulturellen Wertvorstellungen er- Kinderwunsch Behandlungsoptionen. Arbeitsgruppe der Leopoldina und Aka- forscht werden. Josef Ehmer wies dar- Zugleich war es möglich, über mensch- demienunion, die 2019 eine Stellung- auf hin, dass wir unsere Bilder vom Al- liche Embryonen außerhalb des mütter- nahme zur Fortpflanzungsmedizin ver- tern ändern müssten. Allerdings gebe es lichen Körpers zu verfügen. Dieses neue öffentlicht haben. Claudia Wiesemann, dazu nur wenig geistes- und kulturwis- Feld, in dem naturgemäß noch eine Rei- ebenfalls Mitglied dieser Arbeitsgruppe, senschaftliche Forschung. Schließlich he wissenschaftlich-medizinischer Fra- ergänzt: „Fortpflanzungsmedizin ist kein erläuterte Johannes Siegrist, dass die gen offen waren und das ethisch hoch Nischenthema, sondern ein gesellschaft- Alterns- und Lebensverlaufsforschung umstritten war, galt es zu regeln. Ergeb- liches Thema von grundsätzlicher Be- die Zusammenarbeit vieler Disziplinen nis war im Jahr 1990 die Verabschiedung deutung und sollte deshalb auch breit erfordere, man davon in Deutschland des Embryonenschutzgesetzes (ESchG), gesellschaftlich und politisch diskutiert jedoch weit entfernt sei. ■ CBR das die Fortpflanzungsmedizin in engen werden.“ ■ SW Grenzen in Deutschland erlaubte, zu- gleich aber jegliche Forschung an Emb- Zukunftsreport Wissen- Virtuelle Diskussion ryonen verbot. schaft „Forschung für „30 Jahre die gewonnenen Jahre“ Dies alles ist lange her – und doch in- Embryonenschutzgesetz“ sofern nach wie vor aktuell, als dass das
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 11 Leopoldina unterstützt wissenschaftlich- technologische Zusammenarbeit mit China Bilaterale Kooperationen in den Wissen- Austausch von Informationen oder die schaften zwischen Deutschland und seinen Verständigung über ethische Fragen – er- Partnerländern basieren auf zwischenstaat- fordert. Hierzu wurde immer wieder auf lichen Abkommen zur wissenschaftlich- die „Beijing Declaration on Basic Science“ technologischen Zusammenarbeit (WTZ). verwiesen, die die Leopoldina und die Der Umsetzungsstand wird in wiederkeh- Chinese Academy of Sciences (CAS) 2019 renden Sitzungen evaluiert. im Rahmen ihrer „Science for Future“- Initiative verabschiedet hatten und in der A n der WTZ-Sitzung mit China am 27. Januar nahm neben dem Bundes- ministerium für Bildung und Forschung WTZ-Sitzung gemeinsam vorstellten. Mit der öffentlichen Konferenzreihe „Science for Future“ betonen Leopoldina (BMBF) und dem Ministry of Science and „Green Cities“ ist ein Thema für die wissenschaft- und CAS die Bedeutung der Grundlagen- Technology (MOST) auch die Leopoldina liche Kooperation mit China. Foto: tostphoto | Adobe Stock wissenschaft und des wissenschaftlichen teil. Wissenschaft und Technologie haben Nachwuchses. Sie kooperieren zudem nicht nur in Deutschland, sondern auch Klimaschutz oder „Green Cities“ sind im Rahmen von „Science20“ bei der Be- in China einen hohen Stellenwert, wie somit Schwerpunkte ihrer Zusammen- ratung der Gipfel der Staats- und Regie- im chinesischen Fünfjahresplan für die arbeit. Umso mehr gilt dies in Pandemie- rungschefs der G20-Staaten. ■ RN Jahre 2021 bis 2025 deutlich wird. Beide zeiten für die Lebenswissenschaften. Länder sind der Überzeugung, dass glo- Beide Seiten sind sich einig, dass bale Herausforderungen nur gemeinsam erfolgreiche wissenschaftliche Zusam- Wissenschaftlich- technologische bewältigt werden können. Klima- und menarbeit die Schaffung geeigneter Zusammenarbeit China Meeresforschung, Technologien für den Rahmenbedingungen – wie den offenen Strategie für stabile SAPEA Bericht über biologisch Stromversorgung der Zukunft abbaubare Kunststoffe D ie Digitalisierung des Energiesys- tems ist ein notwendiger Schritt, der Deutschlands Stromversorgung auch gieversorgung. Die Handlungsoptionen wurden im Rahmen des von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissen- Das Konsortium der europäischen Akade- mienetzwerke, SAPEA, hat einen Bericht in Zukunft sichert und die Energiewen- schaften, der Nationalen Akademie der zur biologischen Abbaubarkeit von Kunst- de vorantreibt. Neben großen Chancen Wissenschaften Leopoldina und der Uni- stoffen im Freien veröffentlicht. Schluss- birgt der Umbau des bestehenden Sys- on der deutschen Akademien der Wis- folgerung ist, dass biologisch abbaubare tems zugleich Risiken für Ausfälle, etwa senschaften initiierten Projekts „Energie- Kunststoffe die Anreicherung von Kunst- aufgrund von technischen Defekten systeme der Zukunft“ (ESYS) erarbeitet. stoffen in der Umwelt mindern können, oder Cyberangriffen. Expertinnen und Sie beinhalten technische, regulatorische jedoch nur in spezifischen Anwendun- Experten empfehlen deshalb eine Resi- und sicherheitsrelevante Maßnahmen. gen. In anderen Fällen, wie Einwegver- lienzstrategie, um auf unvorhergesehene Ebenso werden Vorschläge unterbreitet packungen und Plastiktüten, sei es besser, Störereignisse künftig rasch reagieren zu Bildungskampagnen, ökonomischen die Menge an Kunststoffen zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit des Energie- Anreizen sowie zu Monitoringmaßnah- oder diese zu recyceln und zu kompostie- systems erhalten zu können. men, die alle relevanten Akteure einbe- ren. Dabei ist die biologische Abbaubar- In der gemeinsamen Akademien- ziehen. ■ VB keit sowohl von den Materialeigenschaf- Stellungnahme „Resilienz digitalisierter ten als auch von den Umweltbedingungen Energiesysteme – Wie können Blackout- des Entsorgungsortes abhängig. ■ NH Stellungnahme Risiken begrenzt werden?“ nennen sie „Resilienz digitalisierter Biodegradability 15 Maßnahmen für die aktive Gestaltung Energiesysteme“ of plastics einer zuverlässigen und sicheren Ener-
12 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Wer definiert, wer Freundeskreis Neuwahl von Vorstand Expertin und Experte ist? und Vorsitzender Frühjahrstagung des Zentrums für Wissenschaftsforschung Neue Vorstandsvorsitzende des Leo- poldina Akademie Freundeskreis e. V. ist Jutta Schnitzer-Ungefug. Die ehe- malige Generalsekretärin der Leo- poldina tritt die Nachfolge von Horst Dietz an, der weiter Mitglied des Vor- stands ist. Dietz und Schnitzer-Un- gefug gehören zu den Gründungsmit- gliedern des Vereins. Bei der Vorstandswahl im Januar wurden die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Dietrich Kloevekorn- Norgall, zugleich Schatzmeister, und Santer zur Horst-Meyer, zugleich Schriftführer, in ihren Ämtern bestä- Die Frühjahrstagung des Zentrums für Wissenschaftsforschung widmet sich der Frage, wie Erkenntnisse der Wissenschaft in Politik und Gesellschaft übertragen werden können. tigt. Neu im Vorstand sind Franziska Foto: Tommy Ellis | CC-BY-ND Hornig, seit September 2020 Gene- ralsekretärin der Leopoldina, und der Biotechnologe Reinhard Renneberg. Die Frühjahrstagung des Zentrums für schaft damit auseinanderzusetzen, wie ■ JK Wissenschaftsforschung wird in diesem die Rolle des Experten oder der Expertin Jahr vom 29. bis 31. März ausschließlich in diesen Zusammenhängen verstanden Freundeskreis virtuell stattfinden. Ziel der Tagung ist es, werden kann. das Verhältnis von Wissenschaft und Politik Vor diesem Hintergrund fragt die im historischen Wandel zu analysieren und Frühjahrstagung des Zentrums für Wis- damit die Reflexion über das Thema anzu- senschaftsforschung danach: Wer defi- Wissenschaft im Dialog reichern. niert eigentlich Expertinnen und Exper- Günter Ziegler folgt ten als solche? Gibt es einen Unterschied auf Antje Boetius A ls ein „Reallabor“ beschreibt Hel- muth Trischler ML „die Kombina- tion von Experten, Politik und Öffent- zu Fachleuten? Was lässt sich aus histo- rischen Beispielen des Zusammenwir- kens oder auch der Konfrontation von Den Vorsitz des Lenkungsausschus- lichkeit, die wir derzeit in der Pandemie Politik, Gesellschaft und Wissenschaft ses von Wissenschaft im Dialog hat vor uns sehen“. Im Rahmen der Inter- für die Gegenwart lernen? Unterschei- Anfang 2021 Günter M. Ziegler ML view-Reihe „Wissenschaften in Zeiten det sich wissenschaftliche oder wissen- übernommen. Der Mathematiker der Pandemie“ zielte der Historiker da- schaftsbasierte Expertise qualitativ von und Präsident der Freien Universität mit auf die schon seit langem virulenten der wissenschaftlichen Erkenntnis? Wie Berlin übernimmt das Amt von Antje Fragen, welche Bedeutung die Wissen- viele Zugeständnisse musste und muss Boetius ML. Die Tiefseeforscherin schaft für die Politik hat und inwiefern die Wissenschaft machen, um von Politik und Direktorin des Alfred-Wegener- wissenschaftliche Erkenntnis in der Ge- und Gesellschaft verstanden zu werden? Instituts Bremerhaven stand seit 2015 sellschaft akzeptiert wird. Antworten auf diese Fragen werden in an der Spitze der Organisation für Gerade die Coronavirus-Pandemie exemplarischen Stationen von der Frü- Wissenschaftskommunikation. Bei macht noch einmal besonders deutlich, hen Neuzeit bis in die Gegenwart vorge- Amtsantritt äußerte Günther Ziegler, dass politische Entscheidungen der Ex- stellt und diskutiert. ■ RGO dass es wichtig für die Wissenschaft pertise von Wissenschaftlerinnen und sei, „den Weg zu Erkenntnissen und Wissenschaftlern bedürfen – sei es durch Antworten verständlich und transpa- Vertrterinnen und Vertreter bestimmter Frühjahrstagung rent zu machen“. ■ RED „Die Figur des ‚Experten‘ Disziplinen oder im Rahmen institutio- zwischen Wissenschaft nalisierter Politikberatung. Umso wich- und Politik“ Wissenschaft im Dialog tiger ist es, sich von Seiten der Wissen-
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 13 Trauer um Ehrenmitglied Paul J. Crutzen Nobelpreisträger für Chemie war seit 1992 Mitglied und seit 2014 Ehrenmitglied der Leopoldina Paul J. Crutzen, Chemie-Nobelpreisträger und Ehrenmitglied der Leopoldina, verstarb im Januar. Fotos: Max-Planck-Institut für Chemie | Carsten Costard und Rolf Hofmann, Archiv der Max-Planck-Gesellschaft Berlin-Dahlem | Wolfgang Filser Die Nationale Akademie der Wissenschaf- erhielt der hierfür gemeinsam mit Ma- Meteorologie promoviert und habilitier- ten Leopoldina trauert um ihr Ehrenmit- rio Molina und Sherwood Rowland den te sich dort fünf Jahre später in demsel- glied Paul J. Crutzen ML. Crutzen starb am Nobelpreis für Chemie. Das Komitee ben Fach. Nach Forschungstätigkeiten 28. Januar 2021 im Alter von 87 Jahren. Der würdigte damit auch die Warnung vor in den USA wurde er 1980 als Direktor niederländische Meteorologe gilt als einer einem globalen Umweltproblem. Die der Abteilung Chemie der Atmosphäre der Pioniere der Erforschung des Ozon- Erkenntnisse von Crutzen und seinem ans Max-Planck-Institut für Chemie in lochs. Für seine Arbeiten erhielt er 1995 Team trugen wesentlich dazu bei, dass Mainz berufen. Er hatte Professuren der den Nobelpreis für Chemie. Crutzen ist au- Strategien gegen das immer schnelle- University of Chicago (USA), der Univer- ßerdem für seinen Vorschlag bekannt, die re Wachstum des Ozonlochs entwickelt sity of California, San Diego/USA, und gegenwärtige geochronologische Epoche wurden, die zum Beispiel 1987 in das der Universität Utrecht (Niederlande) „Anthropozän“ zu nennen. Die Leopoldina Montreal-Protokoll zum Schutz der inne. wählte Crutzen 1992 zu ihrem Mitglied, Ozonschicht eingeflossen sind. Im Jahr Paul J. Crutzen wurde weltweit mit 2014 wurde er von der Akademie mit einer 2000 schlug Crutzen vor, für die gegen- zahlreichen Wissenschaftspreisen und Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. wärtige geochronologische Epoche den akademischen Ehrentiteln ausgezeich- Begriff „Anthropozän“ einzuführen. Seit net. Er war Träger des Bundesverdienst- dem Beginn der Industrialisierung habe ordens der Bundesrepublik Deutschland. D er Meteorologe Paul J. Crutzen der Mensch den größten Einfluss auf bio- Im Jahr 2000 wurde ein Asteroid nach beschäftigte sich in seinen For- logische, geologische und atmosphäri- ihm benannt. Seit 2014 war Paul J. Crut- schungsarbeiten mit der natür- sche Prozesse, so Crutzen. zen Ehrenmitglied der Nationalen Aka- lichen und durch menschlichen Einfluss Paul J. Crutzen wurde 1968 an der demie der Wissenschaften Leopoldina. gestörten Photochemie des Ozons. 1995 Universität Stockholm (Schweden) in ■ RED
14 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Termine Als Vorsichtsmaßnahme aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus finden an der Leopoldina bis auf weiteres keine Veranstaltungen vor Ort statt. Über Online-Veranstaltungen halten wir Sie weiterhin auf dem Laufenden. Aktuelle Informationen finden Sie über die Weblinks zu den Terminen. 2. MÄRZ 2021, 18:00 UHR 30. APRIL 2021, 16:00 BIS 19:15 UHR Alexander von Humboldt als öffentlicher 30 Jahre Embryonenschutzgesetz: Intellektueller Medizinischer Fortschritt, gesellschaftlicher Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar mit Wandel und politischer Handlungsbedarf Prof. Dr. Oliver Lubrich (Bern/Schweiz) Virtuelle Konferenz u.a. mit Prof. Dr. Jochen Taupitz ML ONLINE (Mannheim) und Prof. Dr. Claudia Wiesemann (Göttin- gen) ONLINE 29. BIS 31. MÄRZ 2021 Die Figur des „Experten“ zwischen 26. BIS 27. MAI 2021 Wissenschaft und Politik. Rollenbilder – Epistemologien – Handlungsstrategien Klasse II: Symposium Frühjahrstagung des Zentrums für Im virtuellen Format wird ein aktuelles Thema Wissenschaftsforschung vorgestellt und diskutiert. ONLINE ONLINE 2. JULI 2021 30. MÄRZ 2021, 18:00 BIS 19:30 UHR Leopoldina-Nacht 2021 Agrarlandschaft ohne Insekten? Wie die 19. Lange Nacht der Wissenschaften in Halle deutsche Agrarpolitik gegensteuern kann ONLINE 18. Leopoldina-Lecture mit Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein (Freiburg) und Prof. Dr. Sebastian Lakner 14. BIS 15. JULI 2021 (Rostock) ONLINE Klasse III: Urkundenübergabe, Abendvortrag und Symposium Die Leopoldina-Vorlesung bildet zusammen mit der 6. APRIL 2021, 18:00 UHR Übergabe der Urkunden an die neuen Mitglieder den Auftakt des Symposiums der Klasse III – Medizin Blaue Milch und Blutregen: IN PLANUNG Experimentierpraxis in den Lebenswissenschaften um 1800 Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar mit 24. BIS 25. SEPTEMBER 2021 Prof. Dr. Jutta Schickore (Bloomington/USA) Biodiversität und die Zukunft der Vielfalt ONLINE Jahresversammlung der Leopoldina IN PLANUNG Weitere Informationen zu den Veranstaltungen der Leopoldina
1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 15 Personalia Ehrungen schafts- und Medizingeschichte, wurde zum Mitglied von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Jutta Allmendinger ML, Mitglied der Sektion Ökono- (München) gewählt. mik und Empirische Sozialwissenschaften, wurde zum Mit- glied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften Chris-Carolin Schön ML, Mitglied der Sektion (Vatikan) ernannt. Agrar- und Ernährungswissenschaften, wurde zum Mit- glied von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissen- Ralf Bartenschlager ML, Mitglied der Sektion Mik- schaften (München) gewählt. robiologie und Immunologie, wurde mit dem Beijerinck Virology Preis der Königlich Niederländischen Akademie Dirk Trauner ML, Mitglied der Sektion der Künste und Wissenschaften (Amsterdam/Niederlande) Chemie, wurde mit dem Arthur C. Cope Scholar Award der ausgezeichnet. American Chemical Society (Washington D.C./USA) ausge- zeichnet. Patrick Cramer ML, Mitglied der Sektion Biochemie und Biophysik, wurde mit dem Louis-Jeantet-Preis für Me- Wolfgang Wick ML, Mitglied der Sektion dizin der Louis-Jeantet-Stiftung (Genf/Schweiz) und dem Neurowissenschaften, wurde durch den Bundespräsiden- Wissenschaftspreis der Hector Stiftung (Weinheim) ausge- ten in den Wissenschaftsrat berufen. zeichnet. Ottmar Edenhofer ML, Mitglied der Sektion Öko- Verstorbene Mitglieder nomik und Empirische Sozialwissenschaften, wurde als Berater für das Dikasterium für den Dienst zugunsten der Friedrich Bonhoeffer ML | 10.08.1932 bis 29.01.2021 ganzheitlichen Entwicklung des Menschen des Vatikans be- | Tübingen | Sektion Genetik/Molekularbiologie und Zell- rufen. biologie Bernd Fitzenberger ML, Mitglied der Sektion Öko- Martyn M. Caldwell ML | 28.06.1941 bis 24.01.2021 | nomik und Empirische Sozialwissenschaften, wurde mit Washington D. C./USA | Sektion Organismische und Evo- dem Deutschen Wirtschaftspreis der Joachim Herz Stiftung lutionäre Biologie (Hamburg) ausgezeichnet. Paul J. Crutzen ML | 03.12.1933 bis 28.01.2021 | Katharina Kohse-Höinghaus ML, Mitglied der Sek- Mainz | Sektion Geowissenschaften tion Chemie, wurde mit der Walther-Nernst-Denkmünze 2020 der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für physikalische Gernot I.W. Duncker ML | 10.12.1953 bis 05.02.2021 Chemie (Frankfurt am Main) und der Heilbronner-Hückel | Halle (Saale) | Sektion Ophthalmologie, Oto-Rhino-La- Vorlesung 2020 der Schweizerisch Chemischen Gesell- ryngologie, Stomatologie schaft (Bern/Schweiz) ausgezeichnet. Zudem wurde sie von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) als Wolfgang Gerok ML | 27.03.1926 bis 16.01.2021 | Distinguished Scientist geehrt. Freiburg im Breisgau | Sektion Innere Medizin und Derma- tologie Heyo K. Kroemer ML, Mitglied der Sektion Physio- logie und Pharmakologie/Toxikologie, wurde zum Mitglied Klaus Hafner ML | 10.12.1927 bis 25.01.2021 | Darm- von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaf- stadt | Sektion Chemie ten (München) gewählt. Lothar Jäger ML | 13.02.1934 bis 04.07.2020 | Jena | Stuart S. P. Parkin ML, Mitglied der Sektion Physik, Sektion Innere Medizin und Dermatologie wurde mit dem King Faisal Prize der King Faisal Founda- tion (Riyadh/Saudi Arabien) ausgezeichnet. Olli Lehto ML | 30.05.1925 bis 31.12.2020 | Helsinki/ Finnland | Sektion Mathematik Dagmar Schäfer ML, Mitglied der Sektion Wissen-
16 1/2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER François Mathey ML | 04.11.1941 bis 08.12.2020 | Pa- Armin Nassehi ML, München, Ludwig-Maximilians- ris/Frankreich | Sektion Chemie Universität München, Institut für Soziologie (Sektion Kul- turwissenschaften) Manfred Regitz ML | 20.08.1935 bis 19.01.2021 | Kai- serslautern | Sektion Chemie Christoph M. Schmidt ML, Essen, RWI – Leibniz- Institut für Wirtschaftsforschung (Sektion Ökonomik und Eduard Seidler ML | 20.04.1929 bis 07.12.2020 | Frei- Empirische Sozialwissenschaften) burg im Breisgau | Sektion Wissenschafts- und Medizinge- schichte Leopoldina-Förderprogramm: Neue Stipendiatin- Niels Sönnichsen ML | 22.12.1930 bis 27.01.2021 | nen und Stipendiaten Berlin | Sektion Innere Medizin und Dermatologie Dr. Jonathan Daume, Institut für Neurophysiologie Aleksandr S. Spirin ML | 04.09.1931 bis 30.12.2020 und Pathophysiologie am Uniklinikum Hamburg-Eppen- | Pushchino/Russland | Sektion Biochemie und Biophysik dorf (UKE), wechselt für sein Forschungsprojekt an das Center for Neural Science and Medicine im Cedars-Sinai Wolfram Sterry ML | 05.03.1949 bis 19.09.2020 | Medical Center in Los Angeles/USA in die Arbeitsgruppe München | Sektion Innere Medizin und Dermatologie von Prof. Dr. Ueli Rutishauser. Jens Taubenheim ML | 19.06.1929 bis 22.01.2021 | Dr. Jürgen Eser, Institut für Theoretische Physik Berlin | Sektion Geowissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frank- furt am Main, arbeitet für 24 Monate am Institut für Ekkehart Tillmanns ML | 29.01.1941 bis 30.12.2020 | Theoretische Physik der Universität Paris-Saclay in Saint- Wien/Österreich | Sektion Geowissenschaften Aubin/Frankreich bei Prof. Dr. Jean-Paul Blaizot. Dr. Annalena Genreith-Schriever, Institut für Phy- Neue Mitglieder der Klasse IV sikalische Chemie der Rheinisch-Westfälischen Techni- schen Hochschule Aachen, geht 24 Monate in das Depart- Cristina Bicchieri ML, Philadelphia/USA, University ment of Chemistry, University of Cambridge/UK zu Prof. of Pennsylvania, Center for Social Norms and Behavioral Dr. Clare Grey. Dynamics (Sektion Wissenschaftstheorie) Dr. Cornelius Gropp, zuletzt am Laboratorium für Christina Brandt ML, Jena, Friedrich-Schiller-Uni- Organische Chemie der Eidgenössischen Technischen versität Jena, Ernst-Haeckel-Haus (Sektion Wissenschafts- Hochschule Zürich/Schweiz tätig, forscht für 18 Monate am und Medizingeschichte) Department of Chemistry der University of California Ber- keley/USA bei Prof. Dr. Omar M. Yaghi. Alena Buyx ML, München, Technische Universität München, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Dr. Theresa Groß-Thebing, Institut für Anatomie (Sektion Wissenschaftstheorie) und Molekulare Neurobiologie an der Universität Müns- ter, führt ihr Vorhaben für 24 Monate am Gurdon Institute Usha Goswami ML, Cambridge/UK, University of der University of Cambridge/UK bei Prof. Dr. Azim Surani Cambridge, Department of Psychology (Sektion Psycholo- durch. gie und Kognitionswissenschaften) Dr. Nicholas Güsken, tätig am Nano-Institut der Lud- Carola Lentz ML, Mainz, Johannes Gutenberg-Univer- wig-Maximilians-Universität München, geht für 24 Monate sität Mainz, Institut für Ethnologie und Afrikastudien (Sek- in den Bereich Materials Science and Engineering an der tion Kulturwissenschaften) Stanford University in Stanford/USA in die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Mark Bongersma. Thomas Müller ML, Konstanz, Universität Konstanz, Fachbereich Philosophie (Sektion Wissenschaftstheorie) Dr. Richard Höfer, Institut für Angewandte Mathe- matik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
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