Mut #2 Von Menschen, die sich zurück in die Arbeitswelt aufmachten und dabei nur gewinnen konnten - arbeit plus Wien
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#2 mut macher innen Von Menschen, die sich zurück in die Arbeitswelt aufmachten und dabei nur gewinnen konnten
Die Mitgliedsbetriebe von arbeit plus Wien werden von folgenden Einrichtungen gefördert: ISBN-978-3-200-05917-7
VORWORT VORWORT Mag. Christoph Parak Mag.a Petra Draxl Geschäftsführer arbeit plus Wien Geschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Wien Wir freuen uns sehr, Ihnen den zweiten Band der „MutmacherInnen“ zu präsen- Obwohl sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt derzeit beständig verbessert, tieren! Im Vorjahr veröffentlichten wir zum ersten Mal eine Sammlung von Erfolgs- ist arbeitslos zu werden ein Schicksal, das noch immer viele Menschen trifft. geschichten unter dem Titel „MutmacherInnen – Von Menschen, die sich zurück in Auch dass jemand länger als sechs oder zwölf Monate arbeitslos bleibt, ist die Arbeitswelt aufmachten und dabei nur gewinnen konnten“. Das große Interesse nicht selten, obwohl es sich für die Betroffenen mitunter so anfühlt. Meist bewog uns, erneut ehemalige Beschäftigungslose zu Wort kommen zu lassen: Sie gibt es gleich mehrere Faktoren, mit denen sie zu kämpfen haben. Je länger erzählen von ihrer Arbeitslosigkeit, von damit verbundenen Sorgen und Nöten und die Arbeitslosigkeit dauert, desto schwieriger ist es auch, sich mental jobfit zu von der Hilfe, die sie in sozialintegrativen Unternehmen erhielten. Ihre ehemaligen halten und seinen Alltag sinnvoll zu strukturieren. BeraterInnen geben zusätzlich Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche und Unterstützungsmöglichkeiten. Aber es gibt kompetente Hilfe zur Selbsthilfe! Es kommt nur darauf an, sie zu Darüber hinaus interessierte uns diesmal, was ArbeitgeberInnen in verschiedens- nutzen und nicht aufzugeben: ten Branchen dazu brachte, Langzeitbeschäftigungslosen eine Chance zu geben, und was sie an den neuen MitarbeiterInnen besonders schätzen. Vor allem aber Das Arbeitsmarktservice Wien bietet länger Jobsuchenden, die sich in einer wollten wir wissen, wie die Firmen die Zusammenarbeit mit den sozialen Einrich- schwierigen Lebenslage befinden, eine Reihe von geförderten Arbeitsplät- tungen erleben. Ergebnis: Sie sind durch die Bank von der Qualität des gebote- zen in verschiedenen Beschäftigungsprojekten an. Diese sozialintegrativen nen Rundum-Services (Schulung, Vorbereitung, Vermittlung, Nachbetreuung etc.) Unternehmen schaffen Arbeit durch das Bereitstellen von Produkten und begeistert! Dienstleistungen. Arbeitsmarktferne Menschen können so behutsam und be- Allen Geschichten gemeinsam ist, dass die meisten Betroffenen vor allem Aner- gleitet den Weg in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis und damit in den kennung, Wertschätzung und eine Job-Chance brauchen. Die arbeit plus Wien-Mit 1. Arbeitsmarkt finden. Noch niederschwelliger ist die Vielzahl an kompeten- glieder geben ihnen genau das und leisten damit einen wertvollen gesellschafts ten Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, die eine flexible, sehr individu- politischen Beitrag. Offensichtlich wird anhand der Beispiele auch, dass die elle Beratung anbieten und auf die verschiedensten Problemlagen eingehen. Angebote der aktiven Arbeitsmarktpolitik nachhaltig integrativ wirken und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt stützen. Es ist beeindruckend, wie viele Wege zum Erfolg führen, und wie kreativ Hin- Unser Dank gilt allen, die dieses Buch möglich machten: unseren MutmacherInnen, dernisse überwunden werden können – die Betroffenen, die hier ausführ- die sich Zeit für die Interviews nahmen, den BeraterInnen, die den Kontakt zu ihren lich zu Wort kommen, gemeinsam mit den BeraterInnen, Sozialcoaches und ehemaligen „Schützlingen“ herstellten und Einblick in ihre Arbeit gewährten, und, ArbeitsanleiterInnen in den sozialökonomischen Betrieben und Beratungs last but not least, den ArbeitgeberInnen. Sie gaben ihren Angestellten die Möglich- stellen. Die 23 MutmacherInnen in dieser Publikation beweisen es: Mit der keit, ihre Geschichten zu erzählen, standen für Fragen und Fotos zur Verfügung und richtigen Strategie und der richtigen Unterstützung kann die Wiedereingliede- lieferten wertvolles Feedback zur Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern. Die rung in den Arbeitsmarkt gelingen! wunderbaren Fotos wurden in bewährter Weise von Andy Urban aufgenommen. Mag.a Petra Draxl Mag. Christoph Parak Geschäftsführerin des Geschäftsführer von arbeit plus Wien Arbeitsmarktservice Wien
Wir wurden wirklich gut „Man kann sich die Leute ein paar Tage betreut. im eigenen Betrieb ansehen. Unbüro kratisch, schnell und unkompliziert.“ Wiedereinstieg mit Hindernissen Johanna Graisy, „Gustl kocht“ (links im Bild) „Was wir den Firmen anbieten können, ist dieser Service der Personalauswahl. Die berufliche Rückkehr nach der Karenz gestaltete sich für Alexandra Weiß besonders schwierig: Sie musste länger zuhause bleiben als geplant, konnte Das ist natürlich ein Zuckerl.“ aber nach langwieriger Arbeitsuche ihre Fähigkeiten mit Unterstützung des Tanja Zimmermann, Inigo (rechts im Bild) Inigo beweisen. Alexandra Weiß ist gelernte Hotel- und Wiedereinstieg. Besonders freute die Gastgewerbe-Assistentin und mochte heute 38-Jährige, dass sie schließlich ihren Job. Als ihr Sohn zur Welt kam, lief weiterempfohlen wurde: leider nicht alles wie geplant: „Er war sprachrückentwickelt, wir haben nicht „Das hebt natürlich das Selbstwert gleich einen Kindergartenplatz für ihn gefühl, wennst wirklich so lange zu- bekommen, von der Volksschule ganz hause bist und dann hast da endlich zu schweigen. Und Ergodiagnostik, Logo- eine Hoffnung und denkst dir: ,End- pädie, psychiatrische Untersuchungen – lich, du hast das gut gemacht, du das hat mich halt im Berufsleben ziemlich kannst dich jetzt beweisen.ʼ“ aufgehalten.“ Schließlich war der Kleine gut versorgt, sodass Frau Weiß beruflich Diese Weiterempfehlung brachte die wieder voll durchstarten wollte. Sie be- junge Mutter zu „Gustl kocht“, das gera- warb sich für verschiedene Stellen, aber de eröffnet werden sollte: Der Chef und sie musste feststellen, dass sich die fast Partnerin Johanna Graisy hatten von sechs Jahre Absenz vom Arbeitsmarkt Anfang an geplant, am Arbeitsmarkt fatal auf die Job-Chancen auswirkten. benachteiligten Menschen eine Chance zu geben, und sich ans Inigo gewandt. Das AMS vermittelte Alexandra Weiß Bei einer Einladung ins Lokal konnte er ins Inigo, wo sie als Servicemitar- sich vor Ort von Alexandra Weißʼ Kön- beiterin im Restaurant eingestellt nen überzeugen, es folgte eine 14-tägige wurde. „Ich habʼ mich dort total gut Schulung vor der Eröffnung von „Gustl aufgehoben gefühlt, alle waren hilfs- kocht“, und seit nunmehr drei Jahren ist bereit und nett. Alexandra Weiß im modernen Bio-Gast- haus sehr zufrieden. Es läuft gut, nicht Wir hatten genau wie in jedem ande- zuletzt dank der Unterstützung durch ren Lokal Routineaufgaben, Frühdienst, ihre Mutter: „Die Omis leben hoch!“ Spätdienst, wir sind dort aber auch ziemlich in die Mangel genommen wor- 3 Alexandra Weiß war beim arbeit plus den – es musste wirklich alles passen“, Wien-Mitglied Inigo – Restaurant, Salon erinnert sie sich an den praxisnahen und Catering (Caritas) beschäftigt.
Hinausbegleitet in ein „Man muss immer schauen, Er hat andere Fähigkeiten. neues Umfeld. was die Menschen gut können. Er kann halt nicht sprechen, Und im Prinzip muss man aber die Arbeit genauso gut oder die Leute gezielt einsetzen.“ besser machen als ein anderer.“ „Sprachlos“ zum neuen Job Michaela Seltenreich-Kohl, Camillo Stepanek, Volkshilfe Wien (links im Bild) Textilreinigung Stepanek (hinten im Bild) Die Kommunikation war die größte Herausforderung: Ismael Koc ist gehör- los, hat nie die Gebärdensprache gelernt. Handwerkliches Geschick, Engage- ment und eine fernsehende Beraterin, die einen wichtigen Kontakt knüpfte, führten zum Erfolg. Über WITAF (Arbeitsassistenz für Gehör- In der Teppichreinigung Stepanek er- lose) war der damals 47-jährige Ismail wartete den neuen Mitarbeiter neben Koc 2014 zur Volkshilfe Wien in den Ar- körperlich fordernder Arbeit ein sehr beitsbereich Reinigung & Schneiderei gutes Betriebsklima: Trotz der sprach- gekommen. Zunächst gestaltete sich lichen Hürde zeigte Koc hohe soziale die Kommunikation schwierig, aber der Kompetenz, arbeitete sich rasch ein, gebürtige Türke, der zuvor schon ein- wurde fix angestellt und ist mittlerweile mal in einer Tischlerei gearbeitet hat- schon für zwei Bereiche der Teppichrei- te, verständigte sich „mit Händen und nigung zuständig, die er komplett selb- Füßen“. Da er sich als „handwerklicher ständig abwickeln kann. Mit seinen Mensch“ erwies, wurde angestrebt, eine neugewonnenen fachlichen Fähigkei- Firma zu finden, in der er seine speziel- ten schult er KollegInnen ein und ist Vor- len Fähigkeiten in der Teppichreinigung reiter und Vorbild für andere: Camillo optimal umsetzen könnte. Stepanek nimmt immer wieder Prakti- kantInnen der Volkshilfe Wien auf, gibt Und hier kommt das Fernsehen ins fundiertes, ehrliches Feedback, wenn Spiel: Personalentwicklerin Michaela Sel- noch Ausbildungsbedarf besteht, und tenreich-Kohl sah einen TV-Beitrag über hat bereits zwei weitere Mitarbeiter Teppichreinigungsbetriebe im Kampf Innen übernommen. gegen Betrüger – Interviewpartner war Camillo Stepanek von der Teppichreini- Wie bewertet Ismail Koc die Zusam- gung Stepanek in Guntramsdorf. menarbeit mit der Volkshilfe Wien beziehungsweise wie zufrieden ist er Die engagierte Beraterin nahm mit mit seinem Job, den er seit nunmehr dem Experten Kontakt auf, man traf über drei Jahren ausübt? Sein brei- einander, besuchte den jeweils ande- tes Grinsen und ein enthusiastisches ren Betrieb, der Teppichreinigungs- „Daumen hoch“ sagen mehr als tau- fachmann schaute sich die Ausbil- send Worte … dung bei der Volkshilfe Wien an und ermöglichte Ismail Koc ein Praktikum 3 Ismail Koc war beim arbeit plus Wien- in seiner Firma. Mitglied Volkshilfe Wien beschäftigt.
Vom Transit- mitarbeiter zur „Ich habe eine Top-Leiterin „Erhan Urhanoglu bildet eine Führungskraft. gehabt, die mir viele Fort- wichtige Schnittstelle, bildungen angeboten hat. um den Bereich der Reinigung bei Karriere auf Umwegen Dort habe ich viel dazugelernt.“ uns professionell zu führen.“ Erhan Urhanoglu Willi Rohé, Volkshilfe Wien Wohnen mit Service Im letzten Jahr seiner Ausbildung schmiss Erhan Urhanoglu die Schule hin – ohne Abschluss und Praxis rückte aber eine Beschäftigung in seinem Traum- beruf in weite Ferne. Schließlich kam aber doch alles ganz anders und noch viel besser! Eigentlich war alles perfekt geplant: KundInnen als auch MitarbeiterInnen Erhan Urhanoglu wollte die Handels (allesamt TransitmitarbeiterInnen, die akademie im Abendkurs absolvieren, Einschulung und Motivation benöti- daneben Geld verdienen. Doch dann gen) – für den damals erst 25-Jährigen kam die Liebe dazwischen – um seine war es nicht immer leicht, sich durchzu- jetzige Frau nach Österreich holen und setzen und ernst genommen zu werden. heiraten zu können, musste er arbei- Die MitarbeiterInnen wurden mehr, der ten und legte daher die Schule auf Eis. Verantwortungsbereich größer: Erhan Bald musste der junge Ehemann aber Urhanoglus Chefin, die mittlerweile in feststellen, dass er ohne Abschluss und anderer Position bei der Volkshilfe Wien Praxis keine Chance auf einen Job in sei- tätig ist, ermöglichte ihm die Ausbildung nem Traumberuf als Buchhalter hatte: zum Denkmal-, Fassaden- und Gebäu- Er absolvierte einen Buchhalter-Kurs, dereinigungsmeister. machte extern die Handelsschul-Ab- schlussprüfung – und fand immer noch Heute leitet der 39-Jährige, der seit keine passende Stelle. etwa 15 Jahren bei Wohnen mit Ser- vice als Haustechniker beschäftigt ist, Sein AMS-Berater riet ihm, einen zusätzlich zu seinen Aufgaben inter- anderen Job anzunehmen und ne- ne und externe Reinigungskurse, die benher weiter zu suchen – so kam auch zur Grundausbildung der Tran- Urhanoglu als Transitarbeitskraft in sitarbeitskräfte gehören. der Hausbetreuung zu Volkshilfe Wien Wohnen mit Service. Dort er- Wäre Buchhalter noch ein Thema? kannte man bald, welche Fähigkeiten „Nicht einmal um das doppelte Gehalt in dem neuen Mitarbeiter schlum- würde ich das noch machen. Ich bin ja merten, seine Chefin bot ihm die sehr viel im Außendienst – ich könnte Stützpunkt-Leitung an. nicht acht Stunden im Büro sitzen“, lacht Urhanoglu zufrieden. Er bewährte sich, übernahm neue Auf- gaben, konnte einen neuen Bereich 3 Erhan Urhanoglu war (und ist) beim aufbauen. Seine Position machte ihn arbeit plus Wien-Mitglied Volkshilfe zur ersten Ansprechperson sowohl für Wien Wohnen mit Service beschäftigt.
Das ist mein zweites „Das Gute war, dass Job-TransFair Zuhause! vorgefühlt hat, was man hier für Leute brauchen könnte – und es hat gepasst.“ Fast die Hoffnung verloren Gerald Schmid, Prayner Konservatorium (links im Bild) „Wir haben Frau Seehofer aufgefangen, wir haben sie aufgebaut und Als Bernadette Seehofer mit über 50 arbeitslos wurde, war es sehr schwer für sie, wieder eine Stelle zu bekommen. Sieben Jahre schlug sie sich mit be- ihr neue Möglichkeiten gezeigt.“ fristeten Jobs durch und musste viele Absagen hinnehmen, bis sie schließlich Daniela Zimmel, Job-TransFair (rechts im Bild) Glück hatte. „Ja, ich hab’ wirklich Glück gehabt, ein den und dann auch zwei Personen bei Jahr vor der Pension hab’ ich jetzt doch uns aufgenommen haben. Und eine noch etwas Fixes bekommen“, lacht die davon war Frau Seehofer. Wir sind mit sympathische 59-Jährige, die immer beiden Damen sehr zufrieden“, freut durch ihr sonniges Gemüt aufgefallen sich Seehofers Chef Gerald Schmid ist. Aber auch sie hätten die Schatten- über die gute Zusammenarbeit. seiten des „Jugendwahns“ am Arbeits- markt fast mürbe gemacht: „2011 bis Bernadette Seehofer liebt ihre Arbeit 2017 waren sehr schwer für mich“, er- als Portierin in dem geschichtsträch- zählt Bernadette Seehofer. tigen, wunderschönen Haus: „Als Empfangsdame muss ich in der Früh Dann kam sie zu Job-TransFair, wurde aufsperren, den LehrerInnen Map- bei Bewerbungen unterstützt, konnte pen und Schlüssel für die Unterrichts- sich dank ihrer guten Englisch-Kennt- zimmer bringen, immer wieder Rund- nisse mit Übersetzungsarbeiten im gänge machen und schauen, ob alles Back Office der Kümmerei beweisen. in Ordnung und sauber ist. Und wenn Konzerte sind, zum Beispiel am Wo- Und wieder neuen Mut fassen – Be- chenende, bin ich auch da.“ raterin Daniela Zimmel erinnert sich: „Zu Beginn hatte Frau Seehofer schon Ein wichtiger Bereich, der ihr besonders ein bisschen aufgegeben. Die Absa- viel Freude bereitet, ist die persönliche gen, die immer wieder kommen, das Betreuung der 800 bis 900 Studierenden zehrt schon.“ Schließlich kam es zum und über 130 Lehrenden aus aller Welt. Kontakt mit dem 1905 gegründeten „Es ist manchmal nicht einfach, aber sie Prayner Konservatorium, das gleich macht das wirklich großartig“, lobt Gerald um die Ecke des von Job-TransFair Schmid seine Angestellte und hofft, dass betriebenen Kümmerei-Shops „Schön sie vielleicht auch in der Pension im Haus & Gut“ eine Ausbildungs- und Auffüh- bleiben möchte. rungsstätte für MusikerInnen betreibt. „Job-TransFair hat Vorgespräche mit 3 Bernadette Seehofer war beim arbeit uns geführt, hat uns mehrere Damen plus Wien-Mitglied Job-TransFair be- und Herren vorgestellt, die wir eingela- schäftigt.
Alleine schafft man nicht „Wir begleiten die Menschen und „Ich bin dankbar, wenn ich immer alles. erzielen Veränderung und Menschen hier habe, denen ich Verbesserung bei sämtlichen 100-prozentig vertrauen kann – Wenn das Schicksal Regie führt Kompetenzen und Stärken.“ und da gehört Biljana dazu.“ Regina Primus, unik.at Anja Altbart, Bestattung Altbart (rechts im Bild) Jäh riss ein schwerer Unfall Biljana Soceru aus ihrem gewohnten (Arbeits-) Leben, sie musste sich neu orientieren. Weiterbildung, die Beschäftigung in einem sozialökonomischen Betrieb und ein glücklicher Zufall führten schließlich zum Erfolg. Ursprünglich stammt Biljana Soceru haben uns von Anfang an in Biljana ver- aus Serbien, lebt aber schon länger in liebt“, erinnert sich Anja Altbart. „Wärme, Österreich. Viele Jahre war die heute Herzenswärme, das ist für uns ganz 47-Jährige bei einem Pferdefleischhauer wichtig und es war ganz klar von ihrer beschäftigt, bis sie nach einem schwe- Ausstrahlung her, dass das passt.“ Auch ren Unfall ihr Leben neu ordnen musste: die Qualifikation stimmte, vor allem, dass Sie machte die Doppellehre für Finanz- die neue Mitarbeiterin zusätzlich Ser- und Rechnungswesen-Assistentin und bisch spricht, schätzen die Altbarts sehr. suchte vergeblich eine Vollzeitstelle im Bereich Buchhaltung und Büro. So be- Für Biljana Soceru passte es eben- warb sie sich auch bei unik.at und blieb falls – noch dazu, wo sie nach ihrem dann als Teilnehmerin. Unfall, der auch tödlich enden hätte können, das Leben noch viel mehr Was besonders half? „Die Struktur. schätzen gelernt hat. Die Gespräche, man fühlt sich nicht alleine und weiß, jemand steht hinter Seit nunmehr einem Jahr zählen Büroar- mir – das hilft. Man fühlt sich wieder beit, Kundengespräche und Kundenbe- lebendig. Das ist für mich sehr, sehr treuung zu ihren Aufgaben: „Es sitzt jeden gut gewesen“, erinnert sich Soceru. Tag jemand anderer vor dir, es sind jeden Tag andere Gefühle. Für uns ist das auch Und es kam noch besser: Wie es der manchmal schlimm – die Aufnahme ist Zufall so wollte und weil die Welt doch nicht immer leicht. Aber das ist ja gut so, irgendwie klein ist, erfuhr die Leiterin von weil dann kann man auch an der eige- unik.at im Kirchenchor, dass Anja Altbart, nen Trauer arbeiten und für sich selbst die sie schon lange aus der Pfarre kennt, etwas lernen. Und das tut gut, glaubʼ ich, und Ehemann Heini wieder Personal für für uns alle“, resümiert Biljana Soceru ihr erfolgreiches, expandierendes Be- zufrieden. stattungsunternehmen suchen. 3 Biljana Soceru war beim arbeit plus Einem kurzen Telefonat folgte das Vor- Wien-Mitglied unik.at (Humanisierte stellungsgespräch – „mein Mann und ich Arbeitsstätte) beschäftigt.
Es ist halt schwierig „Also diese Vorauswahl, „Die Erfahrung, die ältere heutzutage. die die Caritas macht, Menschen mitbringen, die Arbeits- ist für mich schon sehr wichtig erfahrung, die sie haben, Sofort einsatzbereit und ein guter Service.“ kann man wirklich gut nutzen.“ Robert Kojro, Bodentechnik Kojro (links im Bild) Michael Pichler, Caritas SÖB (rechts im Bild) Manfred Wallner hat es am eigenen Leib erfahren: Ab einem gewissen Alter ist es wirklich schwierig, einen Job zu finden. Auf 78 Bewerbungen innerhalb weniger Monate erhielt er zwei Antworten. Und das waren Absagen! Wenn der über 50-Jährige erzählt, wie können, da hab’ ich gewusst, das passt.“ seine Bewerbungen von den Firmen Ohne Bedenken konnte er dem immer offenbar aufgrund seines Alters gleich aktiven, arbeitsfreudigen Mann beste von vornherein ignoriert wurden, Referenzen ausstellen und ihn weiter- schwingen in seiner Stimme noch im- empfehlen. mer Frust und Enttäuschung mit. Dabei sollte man meinen, dass sich die Arbeit- So kam es, dass Robert Kojro, der Ver- geber um g’standene Handwerker wie stärkung für sein Team suchte, die Manfred Wallner reißen würden … Gelegenheit beim Schopf packte und Manfred Wallner eine Chance in seinem Nach ein paar Monaten vergeblicher Bodentechnik-Unternehmen gab. Suche nach einer geeigneten Stelle kam der Allrounder, der zuletzt als Und er wurde nicht enttäuscht – „ein Hausarbeiter gearbeitet hatte, zum 100%iger Treffer“, freut sich der Fir- Caritas SÖB. „Ich habe alles gemacht, menchef über den erfahrenen Mitar- Serviceteam, Kundenbetreuung, Auf- beiter, der nun schon seit einem Jahr stellen von Möbeln, wo immer jemand für ihn tätig ist. „Jetzt haben wir gerade gebraucht worden ist. Jemand hat in einer 100-jährigen Schule in Land ‚hier‘ geschrien und ich war da“, er- eck Trocken estriche gemacht. Und innert sich Manfred Wallner an seine ich denke, für ihn ist es auch eine gute Zeit bei der Caritas. Erfahrung, wenn man auch mal in an- deren Bundesländern arbeiten darf. „Ich bin sehr gut unterstützt worden, Und er ist auf Spur!“ bei der Arbeitsuche, beim Lebenslauf- schreiben. Und das Arbeiten war super. Manfred Wallner ist mit seinem Job Immer mit vollem Einsatz.“ Fachanleiter als Bodenleger hochzufrieden und Michael Pichler war von der großen Er- fungiert als „Vorreiter“: Sein Arbeit- fahrung des engagierten Transitmitar- geber sucht über den Caritas SÖB beiters begeistert: „Er war ja im Großen bereits einen weiteren Mitarbeiter. und Ganzen schon einsatzbereit, auch wie er zu uns gekommen ist. Ich habʼ 3 Manfred Wallner war beim arbeit plus ihn alleine auf die Baustelle schicken Wien-Mitglied Caritas SÖB beschäftigt.
Visitas war die Inspiration. „Die Interaktion der Kolleginnen ist ein ganz wichtiger Faktor bei uns, die Frauen stützen sich auch gegenseitig.“ Vom Melmac auf die Erde gekommen Swantje Meyer-Lange, Visitas „Ich hab’ gesagt, das mach’ ich jetzt, und ich muss und ich will das jetzt Als Cristina Urbanski arbeitslos wurde und schließlich bei Visitas landete, tauchte sie in eine völlig andere, neue Welt ein, mit beeindruckend starken machen, und so hat’s dann geklappt.“ Frauen. Heute ist sie selbst eine von ihnen: selbstbewusst, geerdet, zufrieden. Cristina Urbanski Mit Anfang 30 ging Cristina Urbanski in Kreuz als Heimhilfe. „Ich habʼ mir immer die USA, lebte 7 Jahre in Los Angeles. gedacht, wow, diese Heimhelferinnen, Nach ihrer Rückkehr 2002 startete die die sind alle so toll, das sind so starke damals 39-Jährige beim Demel, wo sie Frauen! Jede ist irgendwie auf ihre Art mit Karenzunterbrechungen bis 2013 ganz individuell, aber das sind wirklich arbeitete. Nach einem Krankenstand durchwegs starke Frauen, das wollte wurde sie gekündigt, musste und wollte ich dann auch machen.“ Heute gehört sich neu orientieren. Die Kinder brauch- sie selbst zu diesen starken Frauen. ten noch viel Betreuung, der Mann hatte „Es hat sich bei Cristina so viel verän- gesundheitliche Probleme und war dert; dieses Zielorientierte hatte sie arbeitslos – Cristina Urbanski machte vorher nicht“, erinnert sich Visitas-Lei- Besuchsdienste beim Hilfswerk, wollte terin Swantje Meyer-Lange. „Da hatʼs Heimhilfe werden. eine ordentliche Entwicklung gegeben. Eine Kollegin (offensichtlich Fan der Schließlich erhielt sie einen Platz bei 80er-Jahre-Serie „Alf“, Anm.) hat über Visitas, hatte tolle Kolleginnen und sie mal gesagt: ,Naja, sie ist ja eigentlich bekam einen Vorgeschmack auf die vom Melmac gekommen, aber gut auf Heimhilfe-Ausbildung. „Besonders in- der Erde gelandet.‘ Das fand ich sehr teressant war alles, was wir über De- treffend.“ menz gelernt haben“, erzählt Cristina Urbanski. Und Cristina Urbanski ist wirklich angekommen: „Als Heimhilfe macht Als ihre Zeit im Projekt zu Ende war, man alles Mögliche – nicht nur um suchte sie einen Job, der mit der Kinder sorgen und den KlientInnen zu essen betreuung vereinbar war, war viel zu- geben, sondern ihnen ein bisschen hause, fühlte sich unterfordert – und mehr Spaß am Leben vermitteln. da machte es „Klick“: „Ich hatte plötzlich Und du kriegst viel zurück!“ das Gefühl, ich muss das Ruder in die Hand nehmen, weil sich sonst nichts 3 Cristina Urbanski war beim arbeit tut.“ Sie wollte eine Aufgabe haben, et- plus Wien-Mitglied Visitas (Wiener Rotes was verändern und startete beim Roten Kreuz) beschäftigt.
Das ist der richtige JoB „Denis hat das Beste aus seiner „Ich finde es sinnvoll und sehr für mich. Situation gemacht. Und er wichtig, dass es Einrichtungen brachte auch viel Motivation wie ABO Jugend gibt, Lehrstelle zum Geburtstag und Eigeninitiative mit.“ die die Leute fit machen.“ Simon Baumgartner, ABO Jugend Helmut Frana, Installateur Frana (rechts im Bild) Mit 20 wurde Denis Ota bewusst, dass er als Installateurhelfer keine große Zukunft haben würde, und er beschloss, den Lehrabschluss zu machen. Die Suche nach einer Lehrstelle war trotz großen Engagements und Vorerfahrun- gen nicht leicht. Ursprünglich besuchte der in Wien ge- sich im Probemonat beweisen: „Ich hab’ borene Denis Ota die HTL, wollte Ma- mich voll eingesetzt, damit ich die Chance schinenbauingenieur werden – nach ergreife“, erinnert sich der mittlerweile einem halben Jahr verlor er jedoch das zweifache Vater lächelnd. „Ich bin jetzt Interesse. Der junge Mann wollte mehr schon über ein Jahr hier.“ Zeit für seine Hobbys haben, begann als Installateurhelfer bei einer Firma, die viel Lehrherr Helmut Frana ist sehr zufrie- im Ausland tätig war. Dort durfte er nur den mit dem engagierten Lehrling: wenig machen: „Ich war dann halt öfters „Er hat im letzten Zeugnis der Berufs der, der immer nur Schutt getragen hat schule lauter ,Sehr gut‘ – das ist sehr oder kurz mal helfen durfte oder Rohre lange her, dass bei uns irgendein Lehr- kürzen.“ Der Installateur-Beruf gefiel bub lauter Einser zurückgebracht hat. ihm, sodass er nach der Insolvenz seines Arbeitgebers beschloss, eine Lehre zu Das ist eine tolle Leistung, und da hab machen. Zuvor hatte er schon versucht, ich ihm auch meine Anerkennung dafür andere Anstellungen zu finden – „aber gezeigt.“ Mittlerweile wird auch ein zwei- ohne Ausbildung und ohne Berufserfah- ter Lehrling, der von ABO Jugend vermit- rung nimmt dich keiner“. Die Lehrstel- telt wurde, im Installateurbetrieb Frana lensuche, bei der ihn ABO-Jugend-Be- ausgebildet. rater Simon Baumgartner unterstützte, gestaltete sich schwierig – den meisten „Der Vorteil für mich bei ABO Jugend ist Arbeitgebern war Denis Ota mit seinen eben, dass die Burschen bereits betreut 20 Jahren zu alt. sind und gemeinsam darauf hingearbei- tet wird, dass man eine Lehrstelle findet. Nicht so Installateurmeister Helmut Als Unternehmer weiß ich dann schon Frana, der sich über die größere Rei- eher, worauf ich mich einlasse“, freut sich fe und das hohe Verantwortungsbe- der Chef über die gute Zusammenarbeit. wusstsein des Bewerbers freute. 3 Denis Ota wurde beim arbeit plus An seinem Geburtstag stellte sich Denis Wien-Mitglied ABO-Jugend (ARGE ÖSB im Installateurbetrieb Frana vor, konnte Consulting & WUK) beraten.
Das ist auch eine Win-Win- „Ich versuche dann auch immer, „Was ihr Leben so ausmacht, Situation. bei den TeilnehmerInnen dass sie viel versucht hat das Feuer und die Motivation und sehr bunt war, hilft uns wieder anzufachen.“ hier; hier kann man ernten.“ Ich hatte nichts zu verlieren Herbert Grundböck, Wolfgang Michalek, Volkshilfe Wien step2job (links im Bild) Zentrum für Soziale Innovation (rechts im Bild) Elisabeth Kollers Lebenslauf ist makellos, karrieremäßig ging es stetig nach oben – bis der Arbeitsbereich der damals 47-Jähigen eingespart wurde. Nach sieben Jahren in der Arbeitslosigkeit erhielt sie durch die Aktion 20.000 neue Chancen. „Das ist für mich so überhaupt nicht „Ich war damals 48 – egal, wo ich mich präsent gewesen, dass ich keinen Job beworben hab’, ich hab’ eigentlich nur mehr finden könnte“, erinnert sich die Absagen bekommen.“ Auch Weiterqua- bestens ausgebildete, engagierte Frau, lifizierung brachte keinen neuen Job. deren Leben sehr geradlinig verlaufen „Auf einmal zu merken, das nutzt dir war. Abgeschlossenes BWL-Studium, eigentlich alles gar nix, du bist einfach dann – trotz Kind – gleich gearbeitet: zu alt“, erinnert sie sich an Momente, in Marktforschung, dann Medien- und denen sie der Mut verließ. Werbebranche, 20 Jahre bei den unter- schiedlichsten Agenturen. Jahrelang war In der Beratungseinrichtung step2job Elisabeth Koller Mediadirektorin einer bemühte man sich, ihr wieder Hoff- großen Werbeagentur, verantwortlich nung zu geben; die Aktion 20.000 für Riesenbudgets und große nationale brachte schließlich neue Chancen: und internationale Kunden, 50-, 60-Stun- Koller bewarb sich beim Zentrum für den-Wochen. Irgendwann fühlte sie sich Soziale Innovation als Lohnverrech- dann wie ein „Hamster im Käfig“: „Aber nerin nach dem Motto „Ich probier’ ich hab’ trotzdem funktioniert.“ jetzt alles“. So gesehen war die Schließung der Beim Bewerbungsgespräch war Ge- Österreich-Unit ihres Arbeitgebers zu- schäftsführer Wolfgang Michalek von nächst die Chance auf eine kurze Aus- ihrer starken Persönlichkeit, ihrer Er- zeit, um sich vermehrt sozialen Dingen fahrung tief beeindruckt und wollte zu widmen (Obdachlosenasyl VinziBett, dieses Potenzial für das Institut optimal Leitung des Projekts Vinzi-Würstel- nutzen. So fand man eine Möglichkeit, stand). Elisabeth Koller ihren Qualifikationen entsprechend einzusetzen, sodass sie Danach suchte sie eine fixe Anstel- nun das Team bei Öffentlichkeitsarbeit lung: „Am Anfang war ich sehr moti- und Projekten bereichert. viert, hab’ mir gedacht, das ist eh kein Problem, mit meiner Qualifikation, 3 Elisabeth Koller wurde beim arbeit mit meiner Ausbildung“, blickt Elisa- plus Wien-Mitglied Volkshilfe Wien beth Koller zurück. step2job beraten.
Wer nicht wagt, der „Wir sind hochzufrieden, dass das nicht gewinnt. funktioniert hat, Claudia unterstützt uns bestens im Vormittagsgeschehen.“ Wenn nicht jetzt, wann dann Clemens Stiegholzer, Stiegholzer GmbH „Vor allem braucht man einen starken Willen: Ich wollte das unbedingt und … dachte sich Claudia Viktorin-Pomper, als sie die Chance bekam, ihren Berufswunsch zu verwirklichen. Doch der Weg zur abgeschlossenen Mecha- einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“ niker-Ausbildung war – noch dazu mit ungeplanter Schwangerschaft in der Claudia Viktorin-Pomper Lehrzeit – kein leichter. Selbstbewusst und zufrieden wirkt die Auch dass sie als Frau mit Kinderbe- 35-Jährige, als sie ihren Werdegang treuungspflichten nur Teilzeit arbeiten schildert: Ursprünglich machte Claudia kann, begeisterte die potenziellen Ar- Viktorin-Pomper die Ausbildung zur beitgeberInnen nicht wirklich. Büro kauffrau – „das war jugendliche Blödheit“, sagt sie heute. „Ich hab’s nach Da half es, dass die leidenschaftliche zweieinhalb von drei Jahren abgebro- Schrauberin bei dieWerkstatt einstei- chen, war dann selbständig mit meinem gen konnte: „Es war eine sehr lehr- mittlerweile Exfreund. Und nach der reiche Zeit, ich konnte viel Erfahrung Trennung hab’ ich dann gesagt: ,Jetzt sammeln.“ muss ich etwas machen, was ich wirklich will!‘“, erinnert sich die junge Frau. Durch dieWerkstatt kam sie in ein Praktikum bei der Stiegholzer GmbH – Sie hörte vom FiT-Programm, über eigentlich „über 17 Umwege“, erinnert das Frauen in Technikberufe und sich Chef Clemens Stiegholzer, der da- -ausbildungen vermittelt werden, vor lange vergeblich nach jemandem für und sagte sich „Ich probier’ das aus“, die Reparaturannahme gesucht hatte. denn Automechanikerin war ohnehin ein langgehegter Berufswunsch. Sie wurde prompt fix übernommen und ist seit nunmehr einem Jahr – Aufgrund ihres starken Willens schaffte hauptsächlich im Büro – für Termin- die zielstrebige junge Frau die eigent- vereinbarungen, Reparaturannahme, lich vierjährige Ausbildung als verkürzte Bestellungen etc. zuständig, wobei sie Lehre in nur zweieinhalb Jahren. Wäh- ihre Kenntnisse als Mechanikerin gut renddessen kündigte sich überraschend gebrauchen kann. Ihr Chef ist sehr zu- die mittlerweile vierjährige Tochter an – frieden und wird sich bei dieWerkstatt die Lehrabschlussprüfung war dennoch nach weiterem, dringend benötigten kein Problem, aber der Einstieg nach Personal umschauen. der Karenz gestaltete sich schwierig: „Ich bin Geselle, aber mit wenig Praxis“, 3 Claudia Viktorin-Pomper war beim erzählt sie von dieser besonderen Her- arbeit plus Wien-Mitglied dieWerkstatt ausforderung bei der Arbeitsuche. (Trendwerk) beschäftigt.
Immer weitergehen, „Niemand akzeptiert eine „Wir sind glücklich, dass wir nicht aufgeben! Mitarbeiterin, die die Sprache Frau Habeeb hier haben und nicht kann. Die Sprache ist eingangs die Chance bekommen Erst die Sprache, dann der Job der Schlüssel für die Arbeit.“ haben durch die Aktion 20.000.“ Hiyam Albeer Habeeb Eva Schantl-Wurz, Leiterin Bezirksamt 1010/1080 Ihr Engagement und ihr Perfektionismus haben sich ausgezahlt: Hiyam Albeer Habeeb fand über die Aktion 20.000 einen Job – und das Bezirksamt Innere Stadt/Josefstadt eine bestens ausgebildete, zuverlässige Mitarbeiterin. Vor sechs Jahren kam die gebürtige Aufgeben war dennoch kein Thema: Irakerin mit ihrer Familie – Mann, zwei „Ich habe keine Chance ungenutzt ver- erwachsene, studierende Kinder – nach streichen lassen.“ Und dann kam über Österreich. Die topausgebildete Bau den waff die Stellenausschreibung für ingenieurin hatte im Irak bis vor 12 Jah- eine Mitarbeiterin im Bezirksamt Innere ren in ihrem erlernten Beruf gearbeitet Stadt/Josefstadt, auf die sie sich bewarb. und war dann für internationale Orga nisationen in der Human Resources- Amtsleiterin Eva Schantl-Wurz erin- Abteilung tätig gewesen, zuerst im nert sich: „Bei Frau Habeeb waren Office, dann als Managerin. In der schon die Bewerbungsunterlagen so neuen Heimat war vor allem Deutsch- professionell. Wir haben uns dann im lernen wichtig: „Das war nicht einfach, Team kennengelernt und das hat von von 0 auf B2, und alles war neu für Anfang an gepasst. Die Zusammen mich: das System, die Ausbildungen. arbeit läuft perfekt.“ Die Sprache perfekt zu können ist sehr wichtig für mich“, erzählt sie in ausge- Seit nunmehr fünf Monaten unterstützt zeichnetem Deutsch. Hiyam Albeer Habeeb nun das Team etwa bei der Ausstellung der Bescheide Hiyam Albeer Habeeb ließ ihre Zerti für das Parkpickerl, bereitet sich auf fikate anerkennen, machte die Nostri die ersten Kundenkontakte vor: „Es ist fizierung ihres Studiums – alles ziem- nicht einfach, die Begriffe zu lernen und lich aufwendig. Dazu kamen neben mit den Leuten diskutieren zu können – den Deutschkursen weitere Qualifizie- aber ich lerne.“ „Frau Habeeb ist oft rungen. skeptisch, ob sie auch schon Konfliktge- spräche oder Beratungsgespräche Die engagierte Frau erhielt viel Unter- schafft. Ich bin mir sicher, sie schafft stützung, die sie dankbar und gerne das“, ermutigt sie ihre Chefin, die sich annahm. „Wenn ich eine gute An- über die Win-Win-Situation freut. leitung bekomme für meine Arbeit, kann ich alles – aber die Leute sagen 3 Hiyam Albeer Habeeb kam über die ja immer: ,Nein, Sie sind zu alt.‘ – und Aktion 20.000 und den waff zu ihrem dann bekomme ich den Job nicht.“ neuen Job.
Ich bin zufrieden und „Die Zusammenenarbeit mit es passt alles. Herrn Savic läuft sehr gut. „Wir bilden ja auch aus, bei uns Wenn wir was brauchen, dann in der QuellenstraSSe, so gut wend’ ich mich gleich an ihn.“ wie möglich und sehr praxisnah.“ Kompetenzen ausgebaut Ernst Pinteritsch, Eurospar Siccardsburggasse Rudi Savic, Inigo Perspektive Handel (links im Bild) (rechts im Bild) Schweinehälften schleppen war lange Jahre beruflicher Alltag für Johannes Zwettler. Als es körperlich einfach nicht mehr ging, wurde der über 50-Jäh- rige arbeitslos und stand vor der Herausforderung, seine Kenntnisse zu erweitern. Gelernt hat der heute 54-jährige Johan- sonst hat alles gepasst“, erinnert er sich. nes Zwettler 1979 bis 1982 noch beim Sein Chef, Rudi Savic, war begeistert von Konsum, wo er bis zu dessen Pleite 1995 ihm und seinen Vorkenntnissen. Kein tätig war. Billa übernahm den Einzel- Wunder also, dass er Johannes Zwettler handelskaufmann und setzte ihn haupt- weiterempfahl, als der Filialleiter des sächlich in der Fleischabteilung ein – 20 EUROSPAR Siccardsburggasse um Per- Jahre lang. „Hauptsächlich Schlepperei, sonal anfragte. das geht dann aufs Kreuz. Und wenn man ein halbes Schwein schleppt, das Nach dem Praktikum wurde der freund- sind so 60-70 Kilo, ein Rinderviertel hat liche, stets pünktliche neue Mitarbeiter 80, 90 oder gar 100 Kilo“, erinnert sich übernommen und ist nun fix in der Fein- Zwettler. Er schaffte die körperliche kostabteilung tätig. „Aber ich mach’ auch Belastung nicht mehr, begab sich auf Vertretung, in der Brotabteilung, wenn Jobsuche. Beim FAB wurde er beraten, kurz keiner da ist, oder in der Fleischab- bei den Bewerbungen unterstützt, ge- teilung, wenn der Kollege früher heim- coacht – „aber es war eh klar, dass das geht“, berichtet Johannes Zwettler stolz. nix wird, ich bin ja keine 20, 25 Jahre“, erinnert sich Johannes Zwettler an eine „Wenn alle neuen Mitarbeiter so Zeit voller Frustrationen. wären wie Herr Zwettler, hätten wir alle weniger Probleme“, lobt ihn sein Schließlich kam er zu Inigo Perspek- neuer Chef, der sich auch über die tive Handel, die in der Quellenstraße gute Zusammenarbeit mit Inigo Per- eine Spar-Filiale betreiben und dort spektive Handel freut: Der dortige vor allem ältere Langzeitbeschäf Marktleiter führte davor selbst zehn tigungslose befristet anstellen und Jahre eine „normale“ SPAR-Filiale und qualifizieren. Johannes Zwettler lern- kennt daher die Bedürfnisse und An- te die Feinkostabteilung kennen – sprüche genau. „das war interessant. 3 Johannes Zwettler war beim arbeit Ein bisserl eine Umstellung halt, wenn plus Wien-Mitglied Inigo Perspektive man mit den Kunden zu tun hat, aber Handel (Caritas) beschäftigt.
Ich hoff’, ich bleib’ bis „Wir haben am Anfang erst „Ich musste das nicht machen, zur Pension. stabilisiert. Und dann war es ein aber ich wollte. Ich wollte schöner Zufall, dass sich nicht aufhören, ich wollte noch Wenn alles zusammen kommt das mit dem Job ergeben hat.“ etwas bewerkstelligen.“ Alexandra Weinzierl, Wien Work (links im Bild) Brigitte Strobl (rechts im Bild) Brigitte Strobl hatte eine ganz normale Karriere, bis es für die ohnehin schon gesundheitlich Angeschlagene knüppeldick kam: Sie wurde zum Mobbing opfer, arbeitslos, pflegte die schwer kranke Mutter – danach standen die Job-Chancen schlecht. Ein wirklich arbeitsreiches Leben liegt Im Büro und bei Michlʼs Catering, hinter ihr: Brigitte Strobl, Jahrgang 1969, das von Wien Work betrieben wird, war gleich nach der Handelsschule arbeitete sie gerne, lernte Neues, acht Jahre als Bürokauffrau tätig, dann wurde unterstützt: „Jeder ist einmal fünf Jahre als Finanzbuchhalterin und schwach im Leben, da kann so viel pas- schließlich 24 Jahre als Versicherungs- sieren, das man gar nicht glaubt. Und kauffrau. In der letzten Firma wurde sie diese Schwäche dann wieder in eine gemobbt und kündigte, weil sie sich als Stärke umzupolen, das haben die Leute Morbus-Crohn-Erkrankte mit 50% Invali- bei Wien Work geschafft.“ dität den Streit – und damit die Gefahr eines Krankheitsrückfalls – ersparen Durch ein neues Projekt von Wien Work, wollte. Zunächst war sie eineinhalb Jahre die Postkantine, bekam Brigitte Strobl zuhause, dann machte sie sich gemein- eine tolle Job-Chance: Sie war beim Auf- sam mit ihrem Mann in der Steiermark bau des Lokals beteiligt und führt nun die mit einem Kaffeehaus selbstständig, ab- Kantine gemeinsam mit einer Kollegin. solvierte die Barista-Ausbildung – und wurde wieder von einem Schicksals- Obwohl sie jetzt weniger verdient als schlag getroffen: Die Mutter erkrankte vorher, ist sie glücklich: „Ich habʼ da schwer, Brigitte Strobl übernahm die eigentlich meine Erfüllung. Wir haben Pflege. Nach dem Tod der Mutter kam alle, bis auf den Koch, eine Behinde- zur Trauer noch die aussichtslos schei- rung. Und die Zusammenarbeit, das nende Arbeitsuche hinzu. ist das, was mich beeindruckt.“ „Da hatʼs diese Jobmesse gegeben, Auch gesundheitlich geht es Brigitte (von arbeit plus Wien, Anm.) im Rat- Strobl jetzt viel besser: „Von meiner haus, da bin ich gleich hin gestartet, Krankheit her habʼ ich keine Schübe ohne viel zu zögern. Ich bin beim Stand mehr, seit ich bei Wien Work bin.“ von Wien Work stehengeblieben und wurde gleich genommen“, lächelt sie 3 Brigitte Strobl war (und ist) beim bei der Erinnerung an dieses positive arbeit plus Wien-Mitglied Wien Work Erlebnis in dunkler Zeit. beschäftigt.
Ich habe meine Chance „Die Vorteile: ich bekomme Personal, genutzt. das schon ausgewählt ist, ich hab’ nicht hundert Vorstellungsgespräche.“ Langfristig erfolgreich Brigitte Tajnikar, ÖAD (links im Bild) „Ich versuche, die Leute zu verwurzeln, zu schützen und ihnen Selbstbewusstsein Elif Özdemir ist es gewohnt, für Ordnung zu sorgen – daheim bei Mann und vier Söhnen und jetzt in einem Studentenheim des ÖAD. Ihre Erfolgs- zu geben, Motivation zu schaffen.“ geschichte begann bereits vor mehr als elf Jahren, als sie beim Haus- und Ursula Kleinfercher, Wiener Hilfswerk Haus- & Heimservice (rechts im Bild) Heimservice startete. 1991 kam Elif Özdemir nach Österreich; Seither sorgt sie dafür, dass im Stu- ihre vier Söhne, mittlerweile zwischen dentenheim die Zimmer sowie alle 17 und 26 Jahre alt, sind hier geboren. anderen Räumlichkeiten regelmäßig ge- Nach der Karenz machte sie Deutsch- reinigt werden, und man merkt ihr die kurse, wollte arbeiten. Ein Jahr suchte anhaltende Freude über den Job so sie auf eigene Faust nach einer geeig- richtig an. Kein Wunder, begegnet man neten Stelle, aber „es war schwer“, erin- den Angestellten hier doch auf fairer, nert sie sich. partnerschaftlicher Basis: „Es ist meine Philosophie, wenn ich etwas haben will Das AMS schickte sie zum Wiener Hilfs- von den Leuten, dann muss ich auch werk, wo sie eingehend auf weitere bereit sein, etwas zu geben“, erklärt Öz- Bewerbungen und die Anforderungen demirs Vorgesetzte Brigitte Tajnikar. in der Raumpflege vorbereitet wurde. „Bei uns gibt es erst eine Trainings- So wird etwa auf Kinderbetreuungs- phase, wo die MitarbeiterInnen mit pflichten Rücksicht genommen. „Ich unseren ArbeitsanleiterInnen mitge- bin jetzt 35 Stunden hier, am Anfang hen“, erläutert Ursula Kleinfercher vom waren es 20, da waren die Kinder Haus- und Heimservice. Am Anfang rei- noch kleiner. Ich liebe meine Arbeit“, nigen die „Neuen“ noch in Einrichtun- lacht Elif Özdemir zufrieden. gen des Hilfswerks, dann bei verschie- denen KundInnen. „Am Anfang war es Und wenn der ÖAD mehr Reinigungs- schwer, immer die Adressen suchen, personal benötigt, dann wendet man aber später ist es leichter geworden“, sich gleich ans Hilfswerk: „Frau Klein- berichtet Elif Özdemir von ihrer ersten fercher weiß, was unsere Kriterien sind. Zeit, in der sie auch viel selbstsicherer Es ist noch nie vorgekommen, dass nie- wurde. mand gepasst hätte“, freut sich Brigitte Tajnikar über die 13 Jahre währende Nach einem Jahr beim Hilfswerk kam Zusammenarbeit. Elif Özdemir zum Probearbeiten zum ÖAD – „und dann hat mich die Brigitte 3 Elif Özdemir war beim arbeit plus genommen! Seit elf Jahren arbeite ich Wien-Mitglied Wiener Hilfswerk Haus & jetzt hier“, erzählt sie stolz. Heimservice beschäftigt.
Die Aktion 20.000 war Er hat vom Lebenslauf her sehr „Es macht natürlich Spass, meine Chance! gut gepasst und mich hat und die Kolleginnen und Kollegen beeindruckt, dass er sich selbst sind sehr nett und haben Studium statt Selbstaufgabe sehr gut strukturiert hat.“ mich auch immer unterstützt.“ Heinz Hofbauer, waff (links im Bild) Michael Hamschik Bestens ausgebildet, viel Erfahrung und dann mit fast 50 arbeitslos gewor- den – mit viel Engagement und Disziplin schaffte es Michael Hamschik, acht Jahre Arbeitslosigkeit zu überstehen und für zukunftsweisende Weiterbil- dung zu nutzen. Ursprünglich absolvierte Michael Ham- hat man Erfolgserlebnisse“, erläutert schik die Ausbildung als Ingenieur in Michael Hamschik. „Das lenkt von die- Maschinenbau-Betriebstechnik, stürzte ser Tragik der Arbeitslosigkeit und von sich dann aber rasch auf den Organi- den einzelnen Absagen ab.“ Leider sationsbereich, da ihn das mehr inte- brachte der neue Titel auch keine Ver- ressierte. Er arbeitete am TGM, war besserung seiner Job-Chancen: „Die anschließend in der Organisationsab- Absagen wurden etwas höflicher“, be- teilung einer Bank tätig. Von da ging’s merkt Hamschik sarkastisch. in die IT-Branche, ins Personalmana gement, „also Zuteilung, Recruiting, Was schließlich wirklich half, war die Planung. Das hab’ ich 13 Jahre gemacht leider mittlerweile eingestellte „Aktion und danach bin ich leider arbeitslos 20.000“. Über Job-TransFair bewarb sich geworden, weil ich kurz vor 50 war“, er- Michael Hamschik für eine Stelle beim zählt er mit einem leicht bitteren Unter- waff, der das Pilotprojekt der Aktion ton in der Stimme. 20.000 übernommen hatte und nun drei Personen aus der Zielgruppe zur Unter- Es folgten acht Jahre Arbeitslosig- stützung bei der Abwicklung suchte. keit, die Hamschik nicht ungenutzt ließ: Er untermauerte das, was er Für Hamschik die Chance seines jahrelang praktisch gemacht hatte, Lebens: „Ich war von Anfang an da- auf akademischer Ebene, machte an bei, bin voll in die Vorbereitungen der FH Wien „berufsbegleitend“ den reingekommen, das war von 0 auf Bachelor in Personal- und Wissens- 200!“ Jetzt, nach dem Stopp der viel- management und anschließend den versprechenden Aktion, ist Michael Master in Personal- und Organisati- Hamschik im Bereich des Qualifizie- onsentwicklung. rungsmanagements tätig – und, falls der Stellenplan es erlaubt, stehen Daneben bewarb er sich weiterhin in- die Chancen auf seinen Verbleib dort tensiv, wurde aber kontinuierlich ent- nicht schlecht. täuscht. Das Studium war auch ein probates Mittel gegen die daraus resul- 3 Michael Hamschik kam über die Aktion tierende Frustration: „Durchs Studium 20.000 zu seinem Job beim waff.
Man muss am Ball „Man wird nicht heruntergemacht, „Wir haben eine wertvolle bleiben! es wird geholfen, man wird Mitarbeiterin verloren, aufgebaut. Auch Freundschaften aber dafür hat die VVVSA Ver- Aufgeben tut man einen Brief haben sich entwickelt. mietung GmbH eine gewonnen.“ Olga Safrany Filiz Racher, derDruck (rechts im Bild) Als Olga Safrany arbeitslos wurde, fiel sie in ein tiefes Loch: Ihre Chancen, relativ knapp vor Erreichen des Pensionsalters noch einen passenden Job zu finden, standen sehr schlecht. Dennoch ließ die energiegeladene Frau nicht locker. Olga Safrany hatte immer im Büro ge- jeden Tag aufstehen; wenn man arbeiten arbeitet, bis sie um das Jahr 2000 he- geht, ist man ganz anders angezogen rum keinen geeigneten Arbeitsplatz in und hergerichtet.“ diesem Bereich fand und – um nicht arbeitslos zu sein – ins Gastgewerbe Über derDruck erzählt Safrany: „Da wechselte. Jahrelang war sie dort tätig, sind Leute, die sich um einen küm- aber irgendwann ging es einfach nicht mern und die einem helfen, wieder mehr. Die Arbeitslosigkeit war sehr de- Fuß zu fassen. Weil ganz alleine … Ich primierend: „Wennst von einem Tag auf bin willensstark, ich kann mich durch- den anderen zuhause bist und wenig setzen, aber in der heutigen Zeit geht Chancen hast auf einen Job – das frisst das ohne Hilfe nicht.“ schon Substanz.“ Als „Arbeitsmensch“ machte sie trotzdem zielstrebig wei- Trotz ihres Optimismus’ –„Ich hab’ im- ter, plante ihre Zukunft und besuchte mer gesagt, ich krieg zu 100 Prozent diverse Schulungen, die sie weiterbrin- noch vor meiner Pension einen Job.“ – gen würden (SAP, Lohnverrechnung). brauchte es mehrere Anläufe und ins- gesamt vier Jahre, bis Olga Safrany end- Nach unzähligen vergeblichen Bewer- lich wieder eine fixe Anstellung hatte. bungen kam Olga Safrany 2013 als Büroadministrationskraft zu derDruck. Seit nunmehr einem Jahr ist sie Allein- Rasch wuchs sie in ihre Aufgaben hin- sekretärin bei der VVVSA Vermietung ein, arbeitete im Copyshop, erledigte GmbH und „schupft“ dort alles Adminis- Büroarbeiten und schulte als Allroun- trative. Sie liebt ihre Aufgabe und freut derin neue MitarbeiterInnen ein. sich, dass sie am neuen Arbeitsplatz gebraucht und wertgeschätzt wird: „Ich Die Arbeit erfüllte ihre Tage wieder könnte in einem Jahr in Pension gehen, mit Sinn – „Das Leben ist ganz anders jetzt hat mich mein Chef schon gefragt, in der Arbeitslosigkeit, das ist ein Da- ob ich verlängern würde.“ hinvegetieren“, erinnert sie sich. 3 Olga Safrany war beim arbeit plus „Man hat den Rhythmus nicht – das hat Wien-Mitglied derDruck (Trendwerk) mir hier auch sehr geholfen, man muss beschäftigt.
Ich kann meine Familie „Das Praktikum ist eine gute Möglichkeit, versorgen! jemanden nicht nur anhand eines Lebenslaufs und eines Gesprächs zu sehen.“ Tipp der Mama führte zum Job Susanne Predler, SOMA Sozialmarkt „Ich bin viele Jahre zu Hause gesessen, habe Arbeit gesucht. Jetzt bleibe ich Ein Arbeitsunfall warf Robert Hotlos beruflich aus der Bahn: Lange Zeit war er auf der Suche nach einer neuen Stelle, bis er wieder eine Chance bekam – bei Billa, meine Chefin ist die Beste.“ erneutes Verletzungspech machte seine Hoffnungen fast zunichte. Robert Hotlos Bis 2011 arbeitete Robert Hotlos in ei- Robert Hotlos ist dem Team vom ner Computerfirma. Nachdem er jedoch SOMA Sozialmarkt dankbar für die einen Arbeitsunfall erlitten hatte, wurde Unterstützung und froh, dass er seit er gekündigt. Es folgten eine lange Zeit bereits mehr als einem Jahr einen der Arbeitslosigkeit, immer wieder Pro- fixen Job in einer Billa-Filiale im 11. bleme mit der verletzten Schulter und Bezirk hat: „Zuerst habe ich sechs viele AMS-Kurse. Die Arbeitsuche war Monate nur bei den Waren gearbei- nicht einfach und auch nicht von Erfolg tet, Regalbetreuung, später habe ich gekrönt – bis die Mutter, die selbst beim dann das Kassa-Seminar gemacht Wiener Hilfswerk beschäftigt war, dem und mache jetzt alles: Kassa, Ware, Arbeitsuchenden den wertvollen Tipp wo immer ich gebraucht werde“, er- gab, sich zum SOMA Sozialmarkt zubu- zählt er und fügt stolz hinzu: „Und chen zu lassen. Gesagt, getan, er konnte ohne einen Tag Krankenstand!“. im Sozialmarkt beginnen. Doch wieder hatte der „Unglücksrabe“ Pech und ver- Bei Billa schätzt man die Zusammenar- letzte sich während des Arbeitstrainings beit mit dem SOMA, wie Susanne Pred- erneut an der Schulter. Einen langen ler berichtet: „Wir haben laufend Leute Krankenstand und viele Therapien später im Praktikum dort. Und jedes Jahr wer- konnte Robert Hotlos dann doch noch den mehrere Leute dann zu Billa ver- im SOMA Sozialmarkt starten – jetzt mit mittelt.“ komplett ausgeheilter Schulterverletzung und voll fit. Diesmal lief alles glatt: Obwohl Immer wieder wird auch angeboten, er so lange vom Arbeitsmarkt weg gewe- PraktikantInnen aufzunehmen, was si- sen war, konnte Beraterin Susanne Pred- cher an der zuverlässigen Vorauswahl ler für den engagierten Arbeitsuchenden und der – wenn nötig – intensiven Nach- einen Praktikumsplatz bei Billa ergattern. betreuung liegt. Er nützte die Chance, bewies seine 3 Robert Hotlos war beim arbeit plus Fähigkeiten und wurde prompt direkt Wien-Mitglied Wiener Hilfswerk SOMA aus dem Praktikum übernommen! Sozialmarkt beschäftigt.
es gibt nix Besseres „Wenn man an Menschen glaubt und „Ohne dieRadstation hätte ich als das hier! ihnen das Gefühl gibt, sie sind es nie die Chance gehabt, so wert, dass man sich um sie kümmert, schnell wieder ins Berufsleben Ja, er is mit’m Radl da! kriegen sie diesen Selbstwert auch.“ zurückzufinden.“ Lena Pieber, dieRadstation (links im Bild) Patrick Op den Oordt Patrick Op den Oordt, ein begeisterter Radler und Schrauber, sitzt trotz vie- ler Hindernisse und „Abstürze“ jetzt wieder fest im Sattel – der Erfolg ist auch der Beschäftigung bei dieRadstation und dem Einsatz seiner Beraterin zu verdanken. Mit dem Radl ist der in Holland gebo- Gigasport in Graz „und dann hat der rene Patrick Op den Oordt praktisch gleich g’sagt ,am Freitag fängst an‘“, aufgewachsen. Er hat zwar eine Ausbil- erzählt Patrick Op den Oordt. In der dung zum Gärtner gemacht, aber „ich Probezeit pendelte er täglich, als die bin radmechanisch ein Schrauber“, sagt Überlassung schließlich fix war, half er lachend über sich selbst. Österreich seine Beraterin bei der Wohnungssu- kannte er aus dem Familienurlaub: „Mit che, unterstützte beim Möbelkauf und fünf hab’ ich schon fehlerfrei ,Fräulein, hatte stets ein offenes Ohr für ihn. kann ich ein Spezi haben?‘ sagen kön- nen.“ 1991 kam er nach Wien, um zu Mittlerweile hat es Patrick Op den bleiben, hatte verschiedene Jobs, ge- Oordt geschafft: Er wurde fix ange- riet mit dem Gesetz in Konflikt, wurde stellt und ist voll des Lobes für seinen obdachlos. Immer wieder versuchte er, Arbeitgeber. „Wo ich jetzt bin, das sein Leben alleine in den Griff zu be- Team ist super, alles erfahrene Leu- kommen, meist folgte ein Absturz. te, wo man viel lernen kann“, erzählt er mit Begeisterung, „und man wird Das Fahrrad wurde für den sport auch gefördert, dazu gibt es Team- lichen Mann zu einer Art Anker, und building oder Ausflüge.“ so bewarb er sich eigeninitiativ bei der Radstation, als diese gerade eröff- Skimonteur-Ausbildung, neue Kurse, net wurde. Nach längerer Wartezeit E-Bike-Reparaturen, Mechaniker konnte er aufgenommen werden, bei der bekannten Tour de Mur – der schraubte, lernte, absolvierte Work- Radschrauber ist bei Gigasport Graz shops. „Zum Lernen ist’s ein Traum in seinem Element, die Vorgesetzten hier“, erinnert er sich. sind begeistert: Die Personalchefin hat bei dieRadstation schon auf der Suche Nach erneuten Problemen mit der Poli- nach einem weiteren Mitarbeiter ange- zei (Beamtenbeleidigung) wurde er von fragt … seiner Beraterin Lena Pieber bei Gericht unterstützt – das ermöglichte ihm eine 3 Patrick Op den Oordt war beim weitere Chance, die er auch nützte: Er arbeit plus Wien-Mitglied dieRadsta machte ein dreitägiges Praktikum bei tion (Trendwerk) beschäftigt.
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