Grenzüberschreitender Güterkraftverkehr - EU-Verkehre - (BGL) eV
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Grenzüberschreitender Güterkraftverkehr EU-Verkehre lichen Sanktionen bei Verstößen zu verschärfen. Erklärtes Ziel der französischen Regierung ist es, gegen das Nomadentum von Fahrern aus Frankreich Osteuropa vorzugehen. So wird das Verbringen der regelmäßigen wöchentlichen Ruhezeit in der Regierung kündigt Maßnahmen Fahrerkabine kontrolliert und sanktioniert, um gegen Sozialdumping und zu verhindern, dass Fahrer aus Osteuropa sich illegale Kabotage im Straßen dauerhaft in Frankreich aufhalten. Die Präfekten güterverkehr an der französischen Regionen werden künftig die Befugnis haben, Kabotageverbote für bestimmte Die Themen Sozialdumping und illegale Ka- Transportunternehmen auszusprechen, sollten botage beherrschen derzeit in Frankreich die diese wiederholt gegen die Kabotagebestimmun- politische Diskussion über die Situation im gen in Frankreich verstoßen. Straßengüterverkehr. So stellt das französische Transportgewerbe fest, dass die Marktanteile Gleichzeitig kündigte die französische Regie- französischer Transportunternehmen seit Jahren rung an, den Logistiksektor in Frankreich aktiv zu Gunsten von Transportunternehmen aus den zu stärken. So veröffentlichte die französische Staaten, die ab dem Jahr 2004 der Europäi- Regierung einen Strategieplan, um Frankreich zu schen Union (EU) beigetreten sind, dramatisch einem der weltweit führenden Logistikstandorte abnehmen. Das französische Transportgewerbe zu entwickeln. Schwerpunkte sollen dabei die führt dies vor allem auf die wesentlich günstige- Reform der multimodalen Systeme sowie die ren Lohnkosten der Mitbewerber aus den neuen Entwicklung neuer Informationssysteme innerhalb Mitgliedsstaaten zurück. Die Fahrzeuge dieser der Logistikketten sein. Unternehmen werden oft monatelang eingesetzt, ohne in ihr Heimatland zurückzukehren. Das französische Transportgewerbe forderte ein Einführung eines Mindestlohns striktes und schnelles Handeln der Regierung ein, für ausländische Fahrer um eine weitere Verschärfung der Wettbewerbs- situation zu verhindern. Auf Basis des im Juli 2015 in Frankreich einge- führten Gesetzes für Wachstum, Aktivität und Die französischen Verbände verlangten u. a. eine wirtschaftliche Chancengleichheit (sog. Loi Ma- grundsätzliche Änderung der EU-Kabotagebe- cron) legte die französische Regierung in einem stimmungen. So sollten nach ihrer Auffassung die ministeriellen Dekret vom April 2016 fest, dass zulässigen Kabotagezeiten in einem Mitglieds- die EU-Entsenderichtlinie auch auf den Straßen- staat verringert und Kabotagebestimmungen auf güter- und -personenverkehr anzuwenden ist. In Leichtfahrzeuge unter 3,5 t zulässiger Gesamt- der Folge gelten seit 01.07.2016 bei Kabotage- masse (zGM) ausgeweitet werden. fahrten in Frankreich und bei grenzüberschrei- tenden Fahrten mit Frankreich der französische Der französische Verkehrs- und Transportstaatsse- Tariflohn. Transitfahrten sind ausgenommen. Das kretär Alain Vidalies kündigte daraufhin geziel- französische Dekret sieht vor, dass das Trans- terere Kontrollen von Nutzfahrzeugen an, um portunternehmen bei entsprechenden Fahrten gegen Sozialdumping und illegale Kabotage im dazu verpflichtet ist, dem Fahrer ein Entsende- Straßengüterverkehr vorzugehen. Dazu sollen zertifikat in französischer Sprache mitzugeben. verstärkt Kontrollen an den Be- und Entladeorten Dem Entsendezertifikat müssen diverse Daten von Lkw stattfinden, um illegale Praktiken aufzu- wie der Name des Auftraggebers, der Name decken. Des Weiteren kündigte die französische des Dienstleistungsempfängers, die Lohnzahlun- Regierung an, die administrativen und strafrecht- gen sowie weitere Angaben über Fahrer und 137
Unternehmen zu entnehmen sein. Der Fahrer Das starke Anwachsen der Flüchtlingsströme im ist zudem verpflichtet, den Arbeitsvertrag und Sommer 2015 verschärfte die Situation im Groß- weitere Nachweise über die Einhaltung des fran- britannienverkehr erheblich. Damals versuchten zösischen Tariflohns im Fahrzeug mitzuführen. täglich mehrere tausend Flüchtlinge zu Tages- und Weiterhin sieht die französische Gesetzgebung Nachtzeiten in der Nähe der Fährterminals und vor, dass im Falle einer Entsendung die Verpflich- auf der französischen Seite des Eurotunnelter- tung besteht, einen Repräsentanten in Frankreich minals Lkw zu entern, um nach Großbritannien zu benennen, der als Ansprechpartner für die zu gelangen. Dabei wurden die Lkw-Fahrer von französischen Behörden dienen soll. Der Reprä- Flüchtlingen vielfach mit Gewalt bedroht. Lange sentant muss Nachweise und Aufzeichnungen Wartezeiten und kilometerlange Staus vor der aufbewahren, falls die französischen Behörden Abfertigung an den Terminals auf britischer und nähere Informationen benötigen. französischer Seite verursachten über Wochen hin- weg erhebliche Probleme im Straßengüterverkehr. Bei Verstößen sehen die verwaltungsrechtlichen Sanktionen ein Bußgeld von bis zu 2 000 Euro Aufgrund der dramatischen Situation kam der pro entsandtem Arbeitnehmer und im Wiederho- Großbritannienverkehr zeitweise zum Erliegen. lungsfalle bis zu 4 000 Euro vor. Der Gesamtbe- Die britische Verwaltungspraxis, festgelegt im trag eines Bußgeldes kann maximal 500 000 Euro Code of Practice, sieht, falls sich blinde Passa- betragen. Da mit dem Dekret vom April 2016 giere auf dem Fahrzeug befinden, für Fahrer viele praktische Fragen zur Anwendung des Min- und Unternehmen Bußgelder von bis zu 2 000 destlohns für deutsche Transportunternehmen im britischen Pfund pro illegalem Einwanderer vor. Frankreichverkehr offen blieben, bat der BGL das Die im Straßengüterverkehr tätigen Unternehmen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra- können sich gegen die Bußgelder nur schützen, struktur (BMVI) darum, diese schnellstmöglich über wenn sie den britischen Einwanderungsbehör- das französische Verkehrsministerium zu klären. den nachweisen können, dass sie ein System im Unternehmen implementiert haben, das Des Weiteren hinterlegte der BGL bei der EU- das Eindringen von blinden Passagieren in die Kommission seine Bedenken hinsichtlich der Fahrzeuge verhindert. Danach sind Fahrer und französischen Mindestlohnregelung. Vor allem Unternehmen dazu verpflichtet, die Fahrzeuge die Benennung eines Repräsentanten in Frank- durch Sicherheitsmaßnahmen wie Plomben oder reich stelle eine marktbeschränkende Markthürde Schlösser vor dem Eindringen von Personen zu dar. Der BGL begrüßte unter diesen Aspekten sichern. Weiterhin muss der Fahrer nach jedem die Initiative der EU-Kommission, ein Vertrags- Halt vor der Überfahrt nach Großbritannien verletzungsverfahren gegen Frankreich in dieser prüfen, ob Schlösser, Planen und Türen unbe- Angelegenheit einzuleiten und bat angesichts schädigt sind und ob Personen in das Fahrzeug der Dringlichkeit der Situation die Kommission eingedrungen sind. darüber hinaus, eine einstweilige Anordnung beim EuGH auf Aussetzung der französischen Deutsche Transportunternehmen hatten im Mindestlohnregelung im Straßengüterverkehr zu Sommer 2015 wachsende Schwierigkeiten, ihre beantragen. Großbritannienverkehre aufrecht zu erhalten: Einerseits waren viele Fahrer nicht mehr bereit, angesichts der persönlichen Gefährdungslage Großbritannien und der langen Wartezeiten auf dieser Route eingesetzt zu werden. Andererseits verursachten Illegale Einwanderer die Missstände an Häfen und Terminals erhebli- im Großbritannienverkehr che finanzielle Belastungen durch Wartezeiten und Schäden an Fahrzeugen und Ladung. Der Seit Jahren versuchen Flüchtlinge aus vielen Län- BGL wies nachdrücklich auf die existenzgefähr- dern, illegal als blinde Passagiere per Lkw über dende Situation für Betriebe, die sich auf Groß- den Ärmelkanal nach Großbritannien einzureisen. britannienverkehre spezialisiert haben, hin. 138
Die verbandsseitigen Interventionen gegenüber überarbeiten. In diesem Zusammenhang gab das der Bundesregierung und der EU-Kommission für britische Innenministerium in einer öffentlichen eine Besserung der Situation im Großbritanni- Konsultation den Beteiligten die Möglichkeit, den enverkehr zu sorgen, waren umfänglich und führ- aktuellen Code of Practice zu bewerten und mög- ten schließlich im Herbst 2015 dazu, dass das liche Verbesserungen vorzuschlagen. Angesichts Sicherheitspersonal auf französischer Seite des der enormen Schwierigkeiten, die deutsche Trans- Ärmelkanals erheblich aufgestockt wurde. Wei- portunternehmen im Großbritannienverkehr auf terhin wurde das Eurotunnelgelände durch neue Grund illegaler Einwanderung seit Jahren haben, gesicherte Zäune, Infrarotbewegungsmelder, nahm der BGL ausführlich Stellung. Eine wesentli- Überwachungskameras und Wärmebildsensoren che Forderung des BGL beinhaltet, bei der Festle- noch strikter gesichert. Der Ausbau der Sicher- gung von Sanktionen grundsätzlich zu unterschei- heitseinrichtungen in Calais wurde zwischen- den, ob die Beförderung illegaler Einwanderer zeitlich abgeschlossen, sodass mehrere Hundert vom Fahrer bzw. Halter vorsätzlich durchgeführt Lkw zusätzlich auf geschütztem Terrain abgestellt wurde oder ob die Person ohne Kenntnis des werden können. In der Summe dieser Maßnah- Fahrers bzw. Halters in das Fahrzeug eingedrun- men ging die Anzahl der illegalen Einwanderer, gen ist. Derzeit werden Fahrer unabhängig von die am Eurotunnel-Terminal aufgegriffen wurden, dieser Frage rechtlich belangt, sobald illegale gegen Null. In der Folge versuchten Flüchtlinge Einwanderer auf dem Fahrzeug aufgefunden vermehrt, bereits mehrere Kilometer vor dem werden. Der BGL ist davon überzeugt, dass Fah- Terminal Fahrzeuge durch Objekte, die auf die rer und Unternehmen nur in Ausnahmefällen am Fahrbahn der Autobahn geworfen wurden, zum Menschenschmuggel beteiligt sind. Anhalten zu zwingen. Deutsche Fahrer berichte- ten von Situationen, die eine Gefahr für Leib und Zusätzlich forderte der BGL mehr staatlichen Leben der Verkehrsteilnehmer darstellten. Schutz für die betroffenen Fahrer und Fahrzeuge. Wichtig war dem BGL auch zu hinterlegen, dass Angesichts der unhaltbaren Situation im Raum Fahrer, die sich bei den britischen Behörden mit Calais wies der BGL zum wiederholten Mal auf dem Verdacht melden, dass sich illegale Ein- das zweifelhafte britische Einwanderungsrecht wanderer auf dem Fahrzeug befinden könnten, hin, wonach Lkw-Fahrer und Unternehmen grund- anschließend nicht wegen Menschenschmuggels sätzlich haftbar gemacht werden, sobald auf dem belangt werden dürfen. Schließlich forderte der Fahrzeug illegale Einwanderer gefunden werden. BGL klare Vorgaben der britischen Behörden, wel- Der BGL machte deutlich, es sei nicht hinzuneh- che Maßnahmen notwendig sind, um ein Fahr- men, dass die Unschuldsvermutung im britischem zeug korrekt zu sichern. Unternehmen und Fahrer Einwanderungsrecht ausgesetzt und die Beweis- hätten dann die Möglichkeit, sich an die Vorga- lastumkehr auf fragwürdigen Grundlagen ein- ben zu halten und müssten kein Bußgeld wegen geführt wurde. Der BGL forderte angesichts der mangelnder Sicherungsmaßnahmen befürchten. großen Anzahl von Menschen, die versuchen, illegal nach Großbritannien zu gelangen, die Verantwortung für diese Situation nicht einseitig Rechtliche Auswirkungen der Transportunternehmen und Fahrern aufzubürden. Flüchtlingssituation bei grenz- überschreitenden Verkehren auf das Transport- und Logistik- Überarbeitung der Verhaltens gewerbe regeln und Sanktionen bei Beför- derung illegaler Einwanderer Die vorwiegend aus den „Englandverkehren“ bekannte Flüchtlingsproblematik wirkt sich mitt- Das britische Innenministerium kündigte an, so- lerweile auch auf andere grenzüberschreitende wohl die Verhaltensregeln als auch die strafrecht- Verkehre aus. Mit raffinierten Methoden verschaf- lichen Konsequenzen, mit denen die Beförderung fen sich vor allem junge Männer Zugang zu den illegaler Einwanderer verhindert werden soll, zu Laderäumen, um damit Grenzkontrollen zu um- 139
gehen. Als Ergebnis bleibt meist durch Fäkalien Darüber hinaus rät der BGL auch vor dem verschmutzte und beschädigte Ladung zurück. Hintergrund der Haftungsproblematik nach CMR zur erhöhten Wachsamkeit und im Einzelfall zu Dabei stellt sich die Haftungsfrage, wenn sich zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen, die ein un- Flüchtlinge im Frachtraum eines Lkw aufhalten bemerktes Aufsteigen und Eindringen von Flücht- und dadurch die Ladung beschädigt wird. lingen auf die Fahrzeuge zumindest im zeitlichen In der jüngeren Vergangenheit hat dazu das Ablauf verzögern und verhindern können. Landgericht Hamburg ein richtungsweisendes Urteil getroffen (Urt. v. 17.10.2013, Az. 415 HKO/71/11). Im konkreten Fall wurde ein Verwendung von britischen und Frachtführer mit der Durchführung eines Trans- irischen Aufliegern in Deutschland portes von Arzneimitteln von Griechenland nach Deutschland über Italien beauftragt. Während Der Einsatz gemischter Fahrzeugkombinati- der Obhutsphase des Transportunternehmens onen, bei denen ein britischer oder irischer wurde das im Auflieger befindliche Gut durch Anhänger ohne Eigenzulassung durch ein eindringende Flüchtlinge beschädigt. Fahrzeug, das in einem anderen Staat zuge- lassen ist, gezogen wird, stößt in Deutschland Soweit für derartige Fälle das Übereinkommen immer wieder auf Schwierigkeiten. Die deut- über den Beförderungsvertrag im internationalen schen Polizeibehörden gestatten den Einsatz Straßengüterverkehr (CMR) anwendbar ist, ergibt entsprechender Fahrzeugkombinationen nicht sich unter rechtlichen Gesichtspunkten Folgendes: und legen diese regelmäßig still. Hintergrund für diese Ahndungspraxis der deutschen • Im grenzüberschreitenden Transport von Gü- Polizeibehörden ist ein Beschluss des Bund- tern auf der Straße mittels Fahrzeugen haftet Länder-Fachausschusses Fahrzeugzulassungen der Frachtführer nach § 17 Absatz 1 CMR (BLFA-FZ) vom 28./29.04.2015, der zu der u. a. für die Beschädigung des Gutes, sofern Auffassung kam, dass britischen und irischen der Verlust oder die Beschädigung zwischen Anhängern eine Teilnahme am Straßenverkehr dem Zeitpunkt der Übernahme des Gutes und in Deutschland nicht gestattet wird, da diese dem seiner Ablieferung eintritt. Fahrzeuge in der Regel weder über ein eigenes Kennzeichen noch über eine eigene Zulassungs- • Der Frachtführer kann sich aber nach Art. 17 bescheinigung verfügen. Britische und irische Abs. 2 CMR von seiner Haftung vollständig Anhänger werden über das heimische Zugfahr- befreien, wenn er nachweisen kann, dass zeug zugelassen und erhalten entsprechend der Schaden für ihn unvermeidbar ist. Ob ein das Kennzeichen des Zugfahrzeuges. Schaden „unvermeidbar“ ist, bestimmt sich nach dem Maßstab eines „idealen“ Frachtfüh- Zwischenzeitlich bestätigte die EU-Kommission, rers, der eine über den gewöhnlichen Durch- dass die deutsche Rechtsauffassung, wonach schnitt erheblich hinausgehende Aufmerksam- Fahrzeuge, die am Straßengüterverkehr in keit, Geschicklichkeit und Umsicht an den Deutschland teilnehmen, über eine eigene Zu- Tag legt. Dies bedarf immer der rechtlichen lassung und ein eigenes Kennzeichen verfügen Würdigung des Einzelfalls. Dem Frachtführer müssen, mit EU-Recht vereinbar sei. obliegt die Darlegungs- und Beweislast. Der BGL empfiehlt daher seinen Mitgliedsunter- Spanien nehmen, ihre Versicherungen darauf zu prüfen, ob Deckungsschutz für Ladungsschäden besteht, Kräftiges Wachstum belebt die durch das Eindringen von illegalen Emigran- die spanische Wirtschaft ten entstehen. Von Versicherungen vorgegebene Sicherungsmaßnahmen sind jedoch in jedem Nach einer Trendwende Mitte des Jahres 2014 Falle zu beachten, um fahrlässiges Handeln konnte die spanische Wirtschaft im Jahr 2015 auszuschließen. nach langer Rezession ein kräftiges Wachstum 140
mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts Testverkehren mit entsprechenden Fahrzeugen ist (BIP) von rund 3,2 Prozent verzeichnen. Für das eine Genehmigung der zuständigen Verkehrsbe- Jahr 2016 gehen Experten und Wirtschafts- hörde nötig. Lang- bzw. Schwer-Lkw werden in forschungsinstitute von einem Anstieg des Spanien vor allem in Linienverkehren im Bereich spanischen BIP von rund 2,6 Prozent aus. Der der Automobilindustrie eingesetzt. Außenhandel Deutschlands mit Spanien wuchs ebenfalls kräftig. So stiegen die deutschen Aus- fuhren nach Spanien im Jahr 2015 gegenüber Italien 2014 um 11,5 Prozent und die Einfuhren spani- scher Waren nach Deutschland um 6,9 Prozent. Angespannte wirtschaftliche Gründe für die positiven Wirtschaftsdaten sind Situation sorgt für einen Rückgang die sich erholende Binnennachfrage, das freund- des Straßengüterverkehrs liche Konsumklima und ein Investitionsnachholbe- darf in Folge der mehrjährigen Wirtschaftsrezes- Seit dem Beitritt Italiens zur Eurozone verzeich- sion seit dem Jahr 2009. net die italienische Wirtschaft ein schwächeres Wirtschaftswachstum als der Durchschnitt aller Die wirtschaftliche Erholung wird auch im Eurostaaten. Auch im Jahr 2015 stieg das BIP Bereich des Straßengüterverkehrs deutlich. Hier Italiens um lediglich 0,8 Prozent, während der stieg im zweiten Jahr in Folge die Anzahl der Anstieg des BIP in der Eurozone bei 1,6 Prozent Neuzulassungen von Nutzfahrzeugen kräftig an. lag. Im Jahr 2016 wird in Italien mit einer Stei- So war in den ersten Monaten des Jahres 2016 gerung des BIP um voraussichtlich 1,0 Prozent eine Zunahme der Neuzulassungen von Nutz- im Vergleich zum Vorjahr gerechnet. Angesichts fahrzeugen um 27,8 Prozent im Vergleich zum der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung klagt Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. das italienische Transportgewerbe über rückläufi- ge Beförderungsmengen im Straßengüterverkehr. Trotz dieser vergleichsweise positiven Wirtschafts- So habe sich der Straßengüterverkehrsmarkt in daten verfehlte Spanien auch im Jahr 2015 die Italien seit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr gemäß den Maastricht-Kriterien zulässige staat- 2008 bis heute nicht erholt. Die Zahl der neu zu- liche Höchstquote bei der Neuverschuldung mit gelassenen Lkw – ein wichtiger Wirtschaftsindi- 5,1 Prozent des BIP deutlich. Wirtschaftsexperten kator – hat in Italien das Vorkrisenniveau bisher gehen davon aus, dass Spanien auch im Laufe des nicht erreicht. Lediglich bei den Neuzulassungen Jahres 2016 sein Defizitziel nicht einhalten wird. zeichnet sich eine Trendwende ab. So wurden Weiterhin belastet wird Spanien durch die schwie- 2015 im Vergleich zum Vorjahr knapp 20 Pro- rige politische Situation nach den Parlamentswah- zent mehr neue Lkw in Italien zugelassen. len im Dezember 2015, als über Monate keine neue Regierung gebildet werden konnte. Sollte Trotz hoher Staatsverschuldung kündigte die die politische Krise nicht kurzfristig überwunden italienische Regierung umfangreiche Investitionen werden, könnte dies einen Umschwung der (noch) in die Infrastruktur an. Dabei soll in erster Linie positiven Wirtschaftsstimmung herbeiführen. der wirtschaftlich schwache Süden des Landes von den Investitionen profitieren. Vor allem der Ausbau und die Ausbesserung bestehender Au- Testverkehre zur Erprobung tobahnen und Schnellstraßen sind vorgesehen, von Lang-Lkw um die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftlich schwach entwickelten Regionen zu fördern. Anfang des Jahres 2016 fanden in Spanien Auf Grund der schlechten Infrastruktur sind im erstmals Testverkehre mit Lang-Lkw statt. Grundla- Süden Italiens, im Vergleich zu den wirtschaftlich ge für die Durchführung der Tests ist eine Geset- starken Regionen im Norden, die Beförderungs- zesänderung in Spanien, die den Einsatz von kosten wesentlich höher. Lang-Lkw von bis zu 25,25 m Länge und 60 t zGM auf Schnellstraßen und Autobahnen grund- sätzlich ermöglicht. Für die Durchführung von 141
Transportgewerbe meldet hin, da niederländische Unternehmen auf Grund Anstieg der Ladungsdiebstähle der einseitigen Registrierungspflicht nicht in die- se Situation kommen können. Daher bat der BGL Das italienische Transportgewerbe meldete die EU-Kommission, auf eine diskriminierungs- im Jahr 2015 einen erheblichen Anstieg der freie Bußgeldpraxis hinzuwirken. Ladungsdiebstähle. Vor diesem Hintergrund beschloss das italienische Innenministerium, ein Im September 2015 leitete die EU-Kommission nationales Kontrollorgan für Lkw-Diebstähle und auf Grund der bestehenden Zufahrtsbeschrän- Raubüberfälle im Transportbereich zu gründen. kungen für den Rotterdamer Hafen schließlich Hier sollen künftig Daten über entsprechende ein EU-Pilotverfahren – den Vorläufer eines Verbrechen gesammelt und mögliche Präventi- Vertragsverletzungsverfahrens – gegen die onsmaßnahmen zentral in Zusammenarbeit mit Niederlande ein. Bei einem EU-Pilotverfahren den Versicherungen und dem Transportgewerbe wird den betroffenen Mitgliedsstaaten eine Frist koordiniert werden. gesetzt, um der Kommission den Sachverhalt aus ihrer Sicht darzustellen. Im Februar 2016 teilte schließlich die EU-Kommission mit, sie habe Niederlande das EU-Pilotverfahren gegen die Niederlande bezüglich der Zufahrtsbeschränkungen zum Rot- EU stellt Pilotverfahren wegen terdamer Maasvlakte-Hafens nach eingehender der neuen Zufahrtsregelungen Prüfung eingestellt. So kam die EU-Kommission zum Rotterdamer Hafen ein zu der Auffassung, dass inzwischen kein diskri- minierendes Element oder andere abschrecken- Mit Eröffnung des neuen Maasvlakte-Hafens führ- de Einzelheiten in Bezug auf das Registrierungs- te die Stadt Rotterdam zum 01.10.2014 strenge verfahren für nicht-niederländische Fahrzeuge Zufahrtsregelungen für Lkw ein. So dürfen seit mehr festzustellen seien. Das Verbot bestimmter diesem Zeitpunkt nur noch Lkw mit Euro VI-Motor Fahrzeuge mit dem Ziel der Sicherstellung der sowie Fahrzeuge, die jünger als sieben Jahre Luftqualität sei mit dem Grundsatz der Verhältnis- sind und vor dem 01.01.2013 erstmals zuge- mäßigkeit vereinbar. Da nach ersten Schwierig- lassen wurden, in das Gebiet des Maasvlakte- keiten der Einführungsphase keine Problemfälle Hafens einfahren. Bereits im Jahr 2014 wandte im Zusammenhang mit der Zufahrt zum Rotterda- sich der BGL angesichts der weitreichenden mer Maasvlakte-Hafen mehr vorlagen, sah der Zufahrtsbeschränkungen an die EU-Kommission, BGL von einem Einspruch gegen die Verfahren- um darauf hinzuweisen, dass die eingeführten seinstellung ab. Maßnahmen zu einer Gefährdung des freien Warenverkehrs in der EU und des freien Wett- bewerbs im Transportgewerbe führen könnten. Niederländische Fährhäfen Vor allem die Tatsache, dass nur ausländische profitieren von den Problemen Fahrzeughalter der Verpflichtung unterliegen, in Calais ihre Lkw vor der Einfahrt in das Gebiet des Maasvlakte-Hafens bei der Stadt Rotterdam Im Jahr 2015 verzeichneten die niederländi- online zu registrieren, veranlasste den BGL, sich schen Häfen im Fährverkehr mit Großbritannien an die EU-Kommission zu wenden. einen Anstieg im zweistelligen Prozentbereich. So suchten zahlreiche Transportunternehmen Auch beanstandete der BGL gegenüber der EU- und Spediteure aufgrund der großen Schwierig- Kommission die Tatsache, dass ein ausländischer keiten in Calais im Zusammenhang mit illegalen Fahrzeughalter, der lediglich die Registrierung Einwanderern Ausweichstrecken. Vor allem der seines Fahrzeuges versäumt, mit einem hohen Hafen Rotterdam profitierte mit seinen RoRo- Bußgeld belegt werden kann. Der BGL wies auf Verbindungen nach Großbritannien von den eine Diskriminierung gegenüber den Inländern Problemen in Calais. 142
Belgien rung Engpässe hinsichtlich der in Grenznähe an den Automaten verfügbaren Mautgeräte. Wei- Probleme beim Start der neuen terhin berichteten die von den Schwierigkeiten Lkw-Maut zum 01.04.2016 betroffenen Unternehmen, dass der Mautbetreiber Satellic auf E-Mails nicht antwortete und die Tele- Nach mehreren Jahren Vorlauf einigten sich die fonhotline nur schwer zu erreichen war. Nach ei- belgischen Regionalregierungen von Flandern, nigen Wochen entspannte sich die Lage, und das Wallonien und Brüssel über die Einführung eines Mautsystem läuft seitdem weitgehend reibungslos. gemeinsamen Mautsystems für ganz Belgien Mehrere Klagen belgischer Unternehmen gegen zum 01.04.2016. Bei dem neuen, satellitenge- die Einführung des neuen Mautsystems wurden stützten Mautsystem, das die bisherige zeitab- von den belgischen Gerichten abgewiesen. hängige Eurovignette ablöst, sind alle Lkw ab 3,5 t zGM mautpflichtig. Eine Mautentrichtung per Internet an Terminals oder in bar ist bei Dänemark diesem System nicht vorgesehen, vielmehr ist die Verwendung einer On-Board-Unit (OBU) im Einführung von Grenzkontrollen Fahrzeug obligatorisch. Vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszah- Bereits vor der Einführung des belgischen Maut- len führte Dänemark zu Beginn des Jahres 2016 systems forderten belgische und niederländische an seinen Grenzen zu Deutschland kurzfristig Transportunternehmen auf Grund technischer Personenkontrollen ein. Dänemark, das Mitglied Schwierigkeiten und nicht rechtzeitig zur Ver- des Schengenraums ist, begründete die Kon fügung gestellter OBUs eine Verschiebung der trollen an 15 Grenzübergängen damit, dass die Mauteinführung. Den BGL erreichten allerdings Einschleusung illegaler Personen in das Land nur vereinzelt Beschwerden von Unternehmen, verhindert werden solle. Die dänische Regierung die trotz frühzeitiger Bestellung der OBUs nicht verlängerte in den nachfolgenden Monaten termingerecht zum Mautstart bedient wurden. mehrmals die Personenkontrollen an den dä- nisch-deutschen Grenzen und hinterlegte dies bei Die Widerstände gegen die Einführung des der Europäischen Kommission. Längere Warte- Mautsystems waren in Belgien erheblich. zeiten im Straßengüterverkehr mit Dänemark auf Mehrtägige Straßenblockaden durch belgische Grund der eingeführten Grenzkontrollen wurden Transportunternehmen betrafen im Wesentlichen dem BGL allerdings nicht gemeldet. die Region Wallonien. Da in diesen Blockaden auch zahlreiche deutsche Lkw festsaßen, bat der BGL die Bundesregierung um Unterstützung und Dänische Regierung unterstützt forderte freies Geleit für die unbeteiligten deut- weiterhin den Bau einer festen schen Fahrer. Nachdem es in Belgien zu ersten Fehmarnbeltquerung Versorgungsengpässen kam, ließ der belgische Innenminister, unter Androhung hoher Bußgelder Seit vielen Jahren bestehen Planungen über den für die blockierenden Fahrer, die Blockaden Bau einer festen Querung für den Schienen- und durch die Polizei räumen. Straßenverkehr über den 19 Kilometer breiten Fehmarnbelt. So wurde bereits im Jahr 2008 ein In den ersten Wochen nach dem Mautstart Staatsvertrag zwischen Deutschland und Däne- meldeten sich einige deutsche Transportunter- mark über den Bau der festen Querung sowie der nehmen, die über technische Schwierigkeiten in erforderlichen Hinterlandanbindungen in Deutsch- Zusammenhang mit dem belgischen Mautsystem land und Dänemark unterzeichnet. Ursprüngliche berichteten. So waren OBUs nicht funktionsfähig Planungen sahen eine Eröffnung des Bauwerkes bzw. fielen während der Mautfahrt aus. Weiterhin bereits im Jahr 2018 vor. Nach einer Vielzahl bestanden in den ersten Tagen nach Mauteinfüh- von Schwierigkeiten verzögerten sich die Planung 143
und der Baubeginn. So wurde die anfänglich Schweden als Brücke über den Belt vorgesehene Querung zwischenzeitlich zugunsten einer Tunnellösung Einführung von Personen- verworfen. Dänemark und Deutschland einigten kontrollen bei der Einreise sich vertraglich darauf, dass die Kosten für den nach Schweden Bau der Beltquerung alleine vom dänischen Staat getragen werden und Deutschland nur für die Hin- Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise schränk- terlandanbindung auf deutscher Seite aufkommen ten immer mehr EU-Staaten ab Herbst 2015 den wird. Dennoch wurden vor allem auf deutscher freien Grenzübertritt innerhalb des Schengen- Seite von verschiedenen Interessengruppen Zwei- raums ein. So entschloss sich die schwedische fel über den Sinn einer festen Fehmarnbeltque- Regierung im November 2015 auf Grund eines rung geäußert. Vor allem Umweltschützer befürch- dramatischen Anstiegs von Flüchtlingen, die ten durch den Bau einer festen Querung über den nach Schweden einreisen wollten, Personen- Belt nachhaltige Schäden für die Meereswelt. kontrollen auf den Zug- und Autotrassen an der Öresundbrücke sowie an den Fährterminals Nachdem die ursprünglich prognostizierten einzuführen. Nach mehrmaliger Verlängerung Baukosten nicht gehalten werden konnten und Be- der Personenkontrollen an den Grenzen berichte- rechnungen nun Gesamtkosten von 7,5 Mrd. Euro ten die schwedischen Sicherheitsbehörden immer erwarten lassen, wurden im vergangenen Jahr häufiger von Flüchtlingen, die im Laderaum von auch bei den politischen Vertretern in Dänemark Lastkraftwagen sowie in anderen Verstecken im Stimmen lauter, die zumindest eine Überprüfung Lkw (z. B. auf den Achsen) entdeckt wurden. Die des gesamten Fehmarnbeltprojektes forderten. In schwedische Grenzpolizei kündigte an, die Kon der Vergangenheit hatte das dänische Parlament trollen angesichts dieser lebensgefährlichen Pra- mehrfach den Bau einer Tunnelquerung bestätigt xis zu verstärken. Auch die Reedereien wurden und zuletzt im Frühjahr 2016 weiterhin eine Um- von den schwedischen Behörden aufgefordert, setzung des Projektes unterstützt. Lkw genauer zu untersuchen. In Deutschland selbst bestehen über 3 000 Ein- wendungen von Naturschützern, die sich im Österreich Planfeststellungsverfahren gegen den Tunnelbau und die Hinterlandanbindung ausgesprochen Tirol beschließt erneut Sektorales haben. Zunächst müssen die deutschen Gerichte Fahrverbot auf der Inntalauto- über die Einwendungen entscheiden, bevor mit bahn dem Bau der Beltquerung begonnen werden kann. Daher wird nicht vor 2019 mit einem Bau- Die Tiroler Landesregierung erließ im Mai 2016 beginn gerechnet. Eine Eröffnung des Tunnels bereits zum dritten Mal – nach 2003 und 2007 – erscheint frühestens im Jahr 2028 realistisch. eine Verordnung über ein Sektorales Fahrverbot auf der Inntalautobahn. Das Sektorale Fahrver- Vor allem in Dänemark verspricht sich eine Mehr- bot sieht ab 01.11.2016 ein Fahrverbot für heit in Politik und Wirtschaft große Vorteile von bestimmte Güterarten, die nicht mehr auf der einer festen Querung des Fehmarnbelts zwischen Straße befördert werden dürfen, vor und zwar Deutschland und Dänemark. Damit ließe sich unabhängig von der Schadstoffklasse des einge- der Großraum Kopenhagen und Südschweden setzten Fahrzeuges. In der Vergangenheit schei- mit deutlich kürzeren Verbindungszeiten besser terte das Sektorale Fahrverbot bereits zweimal, an Mitteleuropa anbinden. Der Schienenverkehr jeweils nach einer Klage der Europäischen Kom- könnte darüber hinaus im Vergleich zum bisheri- mission, vorm Europäischen Gerichtshof (EuGH). gen Weg über Jütland und den Großen Belt rund Der EuGH kam jeweils zu der Auffassung, dass 160 Kilometer Wegstrecke einsparen. Wirtschafts- das Sektorale Fahrverbot eine unverhältnismä- experten in Deutschland sehen durch den Feh- ßige Beschränkung des freien Warenverkehrs marnbelttunnel großes Potenzial für die Schaffung darstellt. Tirol bzw. Österreich wurden verpflich- neuer Logistikstandorte in Schleswig-Holstein. tet, zunächst Maßnahmen umzusetzen, die den 144
freien Warenverkehr weniger behindern, bevor ziels – Einhaltung der EU-Grenzwerte für Stick- ein Sektorales Fahrverbot eingeführt werde. oxid-Emissionen im Unterinntal – darstellt. Genau die Erfüllung dieser drei Kriterien sah jedoch der Zwar führte Tirol zum 20.11.2014 eine generel- EuGH in seinen früheren Entscheidungen als Vo- le Geschwindigkeitsbeschränkung für Pkw von raussetzung dafür an, ein Sektorales Fahrverbot 100 km/h auf der Inntalautobahn ein. Ein im zur Einschränkung des freien Warenverkehrs zu Frühjahr 2015 veröffentlichter Zwischenbericht rechtfertigen. Kritisch in Bezug auf die verfolgte eines Forschungsinstitutes, das mit einer Studie Zielsetzung sind außerdem die in der Verordnung über die Auswirkungen der Einführung der Ge- aufgenommenen Ausnahmen für Regionalver- schwindigkeitsbegrenzung auf die Luftqualität im kehre innerhalb der erweiterten Zone um das Inntal beauftragt worden war, kam jedoch zu ei- Sanierungsgebiet zwischen der deutschen Grenze nem zweifelhaften Ergebnis. Die Untersuchungen und der Gemeinde Zirl zu sehen. Dies gilt auch bezogen sich nicht auf tatsächliche Messungen für Ausnahmen, die für in der Kernzone ansässige der Schadstoffwerte im Inntal, sondern vielmehr Unternehmen bestehen. Der BGL forderte daher auf theoretische Modelle über den Schadstoff- gemeinsam mit betroffenen Schwesterverbänden ausstoß bei einem Tempolimit von 100 km/h. und der IRU die EU-Kommission auf, erneut Klage gegen das Sektorale Fahrverbot vor dem EuGH Die Tiroler Landesregierung legte Mitte des einzureichen. Da Entscheidungen des EuGH in Jahres 2015 dennoch ihren Verordnungsentwurf der Regel eine Verfahrensdauer von zwei Jahren über die Einführung eines erneuten Sektoralen beanspruchen, forderte der BGL die EU-Kommissi- Fahrverbotes vor. Nach eingehender Prüfung on auf, einen Antrag auf einstweilige Anordnung kam die EU-Kommission zu der Auffassung, zu stellen, um ein Aussetzen des Fahrverbotes bis dass das Fahrverbot weiterhin nicht mit EU- zu einem endgültigen EuGH-Urteil zu erwirken. Recht vereinbar sei. Trotz der Bedenken der Den Bundesverkehrsminister bat der BGL darum, EU-Kommission und der Einwände der Nachbar- Deutschland möge als Streithelfer die Klage der staaten beschloss die Tiroler Landesregierung EU-Kommission vor dem EuGH unterstützen. Der die Einführung des Sektoralen Fahrverbots zum Bundesverkehrsminister sicherte zu, er werde, 01.11.2016. wie vom BGL erbeten, darauf dringen, dass die Kommission „noch rechtzeitig vor Inkrafttreten der Um die Notwendigkeit der Einführung eines Maßnahmen tätig wird“, um drohenden Schaden Sektoralen Fahrverbotes zu untermauern, hatte vom Transportlogistikgewerbe abzuwenden. Die die Tiroler Landesregierung das schweizerische Europäische Kommission leitete Ende Juli 2016 Ökoscience Institut beauftragt, die möglichen Aus- ein Vertragsverletzungsverfahren in dieser Rechts- wirkungen der Einführung eines Sektoralen Fahr- sache gegen die Republik Österreich ein. verbotes sowie die Auswirkungen der Erneuerung des Fuhrparks durch schadstoffärmere Fahrzeuge auf die Luftqualität im Unterinntal zu untersuchen. Fahrverbot für Altfahrzeuge Der BGL wertete diese Studie aus. In einer Stel- in Tirol lungnahme zum Sektoralen Fahrverbot wurde an die Tiroler Landesregierung darauf hingewiesen, Bereits seit mehreren Jahren besteht auf der dass gemäß dem Studienergebnis für die Einhal- Inntalautobahn ein Fahrverbot für schadstoffrei- tung des EU-Grenzwertes ein Sektorales Fahrver- che Fahrzeugkombinationen über 7,5 t zGM bot verzichtbar ist. Wie die Studie eindrucksvoll der Schadstoffklassen Euro II oder schlechter. Mit belegt, trägt dieses nur minimal zu einer Ver- einer neuen Verordnung vom 18.05.2016 führte besserung der Luftqualität bei. Deutlich größere die Tiroler Landesregierung weitere Verschär- Umwelteffekte gehen von einer raschen Moderni- fungen ein. Danach gilt zum 01.08.2016 das sierung der eingesetzten Fahrzeuge im Unterinn- Fahrverbot auf der Inntalautobahn auch für Euro tal aus. Der BGL stellte fest, dass das vorgesehene II-Lkw ohne Anhänger. Die bisherige Unterschei- Sektorale Fahrverbot weder eine geeignete noch dung der Einführungstermine der Fahrverbote für eine erforderliche und auch keine angemessene Fahrzeuge mit bzw. ohne Anhänger begründen Maßnahme zur Erreichung des verfolgten Umwelt- sich darin, dass Fahrzeuge ohne Anhänger in 145
der Regel von ortsansässigen Unternehmen im Studie über die Auswirkungen einer flächende- Regionalverkehr verwendet werden. Die Verord- ckenden Straßenmaut in Österreich stellte fest, nung sieht in den nächsten Jahren schrittweise dass neben der Transportbranche die Wettbe- die Einführung weiterer Fahrverbote vor. So ist werbsfähigkeit der Wirtschaft im ländlichen zum 01.01.2018 ein Fahrverbot für Euro III-Lkw Raum massiv Schaden nehmen würde. auf der Inntalautobahn zwischen Langkampf- en und Zirl festgelegt. Schließlich sollen ab 01.01.2023 alle Euro IV-Lkw auf der Inntalau- Einbeziehung der externen tobahn verboten werden. Die Tiroler Regierung Kosten in die Lkw-Mauttarife räumt auch in Zukunft der heimischen Wirtschaft ab 2017 großzügige Ausnahmeregelungen ein. So sind Euro III-Solo-Lkw, die in der Kernzone bzw. der Das österreichische Parlament beschloss An- weiterten Zone be- oder entladen werden, im fang Mai 2016, die externen Kosten aus Zeitraum vom 01.01.2018 bis 31.12.2019 Luftverschmutzung und Lärmbelastung ab dem weiterhin vom Fahrverbot ausgenommen. 01.01.2017 in die Lkw-Mauttarife mit einfließen zu lassen. Weiterhin soll ab diesem Zeitpunkt erstmals die Achsenzahl für die Mautberech- Politische Diskussion über die nung mit ausschlaggebend sein, hinzu kommen Einführung einer flächendecken- Zuschläge je nach Lärm- und Schadstoffausstoß den Lkw-Maut der eingesetzten Fahrzeuge. Bisher ist nur die Schadstoffklasse des Fahrzeuges für die Maute- In Österreich ist seit längerer Zeit eine politische instufung relevant. Die österreichische Transport- Diskussion über die Einführung einer flächende- wirtschaft geht von einer spürbaren Verteuerung ckenden Lkw-Maut zusätzlich zu der bisherigen der Mautkosten zum 01.01.2017 aus. Autobahnmaut entbrannt. Allen voran fordern die österreichischen Städte und Gemeinden eine flächendeckende Mauterhebung auf dem Grenzkontrollen behindern gesamten Streckennetz Österreichs, um weitere freien Warenverkehr Finanzmittel für den Erhalt des nachrangigen Straßennetzes zu schaffen. Die österreichischen Auf den dramatischen Anstieg der Flüchtlings- Wirtschaftsvertreter positionierten sich klar und zahlen ab Spätsommer 2015, vornehmlich über deutlich gegen eine solche Maut, da vor allem die Balkanroute, reagierte die österreichische ländliche Regionen mit zusätzlichen Kosten Regierung mit der Einführung von Personenkon- belastet würden. Die Wirtschaftsvertreter Ös- trollen an den ungarischen Grenzübergängen. terreichs sprachen sich vielmehr für eine klare Kurz darauf führte auch Deutschland Personen- Zweckbindung der bisherigen Mauteinnahmen kontrollen an seinen Grenzen zu Österreich ein. aus, um für den Erhalt und den Ausbau der Infra Deutsche Transportunternehmen waren deshalb struktur zu sorgen. Gegner der flächendecken- erheblichen Behinderungen und Staus im grenz- den Maut befürchten durch deren Einführung überschreitenden Verkehr ausgesetzt. Wartezeiten weitere Steuerbelastungen unter dem Vorwand verursachten hohe finanzielle Lasten und sorgten der Erneuerung der Infrastruktur. für Probleme, Umläufe zu planen und Liefertermi- ne einzuhalten. Fest etablierte Rundläufe konnten Da auch die österreichischen Bundesländer auf Grund der gesetzlich vorgegebenen Lenk- und unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Ruhezeiten für die Fahrer nicht mehr eingehalten Einführung einer flächendeckenden Maut haben, werden. Das österreichische Transportgewerbe beschloss die österreichische Regierung, gemein- forderte daher eine Lockerung der gesetzlichen sam mit den Bundesländern eine Arbeitsgruppe Lenk- und Ruhezeiten für die betroffenen Fahrer zu installieren, um die Lenkungseffekte und für einen beschränkten Zeitraum von 30 Tagen. Auswirkungen einer flächendeckenden Maut zu Des Weiteren wurde bei aktuellen Problemen untersuchen. Eine bereits vorab im Auftrag der eine kurzfristige Aufhebung des Wochenend- und Wirtschaftskammer Österreich durchgeführte Feiertagsfahrverbotes für Lkw vorgeschlagen. 146
Nachdem die Routen über den Balkan aufgrund Nur bei unaufschiebbaren Arbeiten oder kurz- der Personenkontrollen an den griechisch- fristigen Aufträgen gilt die Einwochenfrist nicht. mazedonischen sowie bulgarisch-türkischen Auf der Grundlage des LSDB-G unterliegen die Grenzübergängen für die Flüchtlinge ebenfalls entsendeten Arbeitnehmer bei Kabotagebeför- versperrt wurden, verlagerten sich im Frühjahr derungen im Straßengüterverkehr den österrei- 2016 die Flüchtlingsrouten über das Mittelmeer chischen Mindestlohnbestimmungen. So muss in Richtung Italien. Die österreichische Regierung bei einer Kabotagebeförderung grundsätzlich kündigte vor diesem Hintergrund umfangreiche der Grundlohn samt Einstufungskriterien nach Grenzkontrollen am Grenzübergang Brenner an. österreichischen Rechtsvorschriften eingehalten Nach dieser Ankündigung fanden mehrfach teils werden. Des Weiteren sind sämtliche Unterlagen gewaltsame Protestaktionen am Brenner statt. für die Dauer der Kabotage in deutscher Spra- Der Brenner als meist frequentierte Transitroute che im Fahrzeug mitzuführen. Eine Unterschrei- über die Alpen ist vor allem für Italien von gro- tung des nach österreichischen Rechtsvorschriften ßer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung, geltenden Grundlohns wird mit Geldstrafen von da er Italien an Mitteleuropa anbindet. Italie- 1 000 bis 50 000 Euro geahndet. Auch inlän- nische Politiker kritisierten die angekündigten dische Auftraggeber haften für die ordnungsge- Grenzkontrollen scharf. Aber auch in Deutsch- mäße Beschäftigung der entsendeten Fahrer und land und auf EU-Ebene wurde bezüglich der für die Einhaltung der österreichischen Lohn- und angekündigten österreichischen Grenzkontrollen Arbeitsbedingungen. am Brenner deutliche Kritik laut. Die EU-Kommis- sion stellte klar, dass die geplanten Grenzkon trollen am Brenner nicht durch eine Entscheidung Polen des EU-Ministerrats abgedeckt seien. Unstimmigkeiten zwischen Mitte Mai 2016 lenkte der österreichische Polen und Russland über Innenminister schließlich ein und kündigte an, Genehmigungskontingente auf die geplante Einführung von Grenzkontrollen am Brenner vorerst verzichten zu wollen. Zuvor Das polnische und das russische Verkehrsminis- hatte der italienische Innenminister zugesichert, terium konnten sich zum Jahreswechsel nicht auf die Kontrollmaßnahmen an den italienischen ein gemeinsames Genehmigungskontingent zur Außengrenzen zu intensivieren und dadurch die Abwicklung der bilateralen Verkehre im Stra- Zahl der Flüchtlinge, die am Brenner ankommen, ßengüterverkehr für das Jahr 2016 einigen. In zu verringern. den vergangenen Jahren bestanden bereits des Öfteren Probleme zwischen beiden Staaten be- züglich der Festlegung eines bilateralen Geneh- Anwendung des österreichischen migungskontingents. In der Folge der neuerlichen Mindestlohns bei Kabotage Meinungsverschiedenheiten konnten russische beförderungen und polnische Fahrzeuge ab 01.02.2016 nicht mehr im polnisch-russischen Straßengüterverkehr Auf der Grundlage des österreichischen Lohn- eingesetzt werden. Es entstanden erhebliche und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetzes Rückstaus an den polnischen und russischen (LSDB-G) wird bei der Durchführung von Ka- Grenzen, da nur noch Fahrzeuge, die mit einer botagebeförderungen in Österreich die EU- CEMT-Genehmigung ausgerüstet waren, oder Entsenderichtlinie angewendet. Voraussetzung Fahrzeuge aus anderen Staaten entsprechende für die Durchführung von Kabotagebeförderun- Beförderungen durchführen konnten. Streitpunkt gen in Österreich ist eine Entsendemeldung bei zwischen Polen und Russland war die Anzahl den österreichischen Finanzkontrollbehörden. der Dreiländerverkehrsgenehmigungen für Gemäß österreichischer Gesetzgebung muss die polnische Unternehmen, die in den Verkehren Entsendemeldung des Arbeitnehmers mindestens zwischen Westeuropa und der Russischen Föde- eine Woche vor Beginn der Kabotagetätigkeit in ration traditionell stark vertreten sind. Trotz eines Österreich durch den Entsendebetrieb erfolgen. erheblichen Aufkommensrückgangs der Verkehre 147
mit Russland auf Grund der EU-Sanktionen sowie Tschechische Republik der Wirtschaftskrise hat das Russlandgeschäft für die polnischen Unternehmen nach wie vor eine Grenzkontrollen verstoßen große Bedeutung. Erst nach mehreren Verhand- gegen EU-Recht lungsterminen konnten sich beide Seiten im April auf ein gemeinsames Genehmigungskon- Vor dem Hintergrund möglicher Flüchtlingsströ- tingent für das Jahr 2016 einigen. Zuvor wurde me kündigte die tschechische Regierung im Mai in einem Zwischenschritt ein kleines zeitlich 2016 verschärfte Personenkontrollen an den begrenztes Genehmigungskontingent bis zum Grenzen zu Österreich an. Bereits im Jahr 2015 15.04.2016 ausgetauscht. hatte die tschechische Polizei mit stichprobenar- tigen Kontrollen an den zuvor offenen Grenzen begonnen, obwohl die Flüchtlingsroute an der Lkw-Maut auf Ausweichstrecken Tschechischen Republik bisher vorbeilief. So reis- geplant ten nur wenige Flüchtlinge über die Tschechische Republik nach Mitteleuropa ein. Nach der Einführung einer streckenabhängigen Lkw-Maut zum 01.07.2011 auf den wichtigsten Das Schengener Abkommen über die Abschaf- Autobahnen und Schnellstraßen Polens stellten fung stationärer Grenzkontrollen, das auch die die polnischen Behörden fest, dass eine Vielzahl Tschechische Republik gezeichnet hat, erlaubt von Verkehrsteilnehmern auf das nachrangige Grenzkontrollen nur in Ausnahmefällen, etwa kostenfreie Straßennetz ausweichen, um Mautge- wenn eine ernsthafte Bedrohung der öffentlichen bühren zu sparen. Nach Auslaufen des derzei- Ordnung oder der inneren Sicherheit für einen tigen Mautvertrages mit viaTOLL beabsichtigt Mitgliedsstaat besteht. Die Einführung längerfris- die polnische Regierung eine Umstellung der tiger Grenzkontrollen bedürfen eines offiziellen Mautabrechnung von Mikrowellentechnik auf Antragsverfahrens durch die Europäische Kommis- ein satellitengestütztes System. Damit bestünde sion, das die Tschechische Republik bisher nicht dann die Möglichkeit, auf Mautausweichverkeh- eingeleitet hat. Längerfristige Grenzkontrollen sind re zu reagieren und auf lokalen und regionalen gemäß des Schengener Abkommens nur möglich, Straßen Mautgebühren zu erheben. wenn der EU-Ministerrat auf Vorschlag der EU- Kommission die Wiedereinführung von Grenzkon- Des Weiteren plant die polnische Regierung trollen für einen bestimmten Zeitraum empfiehlt. eine Vereinheitlichung der Zahlungssysteme. So existieren derzeit staatliche und privatbe- triebene mautpflichtige Streckenabschnitte. Mit GPS-basiertes Mautsystem der bisherigen OBU von viaTOLL kann nicht vorgesehen auf den privaten Autobahnabschnitten gezahlt werden. Seit dem Jahr 2007 wird in der Tschechischen Republik für Lkw über 3,5 t zGM eine strecken- In den kommenden Jahren soll das polnische abhängige Maut auf Basis eines Mikrowellensys- Autobahnnetz weiter ausgebaut werden. Polen tems auf mehr als 1 400 Kilometern Autobahnen hat in den vergangenen Jahren umfangreiche und Schnellstraßen erhoben. Der Mautvertrag Anstrengungen unternommen, um die Infrastruk- mit dem bisherigen Mautbetreiber Kapsch läuft turdefizite zu beseitigen. Eine Vielzahl neuer Ende 2016 aus. Da das Verkehrsministerium mit Autobahnen wurde gebaut. Planungen sehen der Ausschreibung des neuen Mautvertrages bis zum Jahr 2023 die Fertigstellung von etwa in Verzug ist, steht die tschechische Regierung 3 900 Kilometern zusätzlichen Autobahnen und unter Druck, um ab 2017 weiterhin Mautgebüh- Schnellstraßen vor. ren eintreiben zu können. Bei einer neuerlichen Ausschreibung des Mautsystems bestünde die Gefahr, dass nicht rechtzeitig zum 01.01.2017 ein funktionsfähiges Mautsystem zur Verfügung steht. Daher bevorzugt die tschechische Regie- 148
rung die Lösung, ab 2017 erneut den bisherigen nehmen in anderen EU-Staaten festgelegt. Im Mautbetreiber Kapsch mit der Mauterhebung Gegenzug gab es auch für Transportunterneh- für drei Jahre zu beauftragen. Ab 2020 könnte men aus anderen EU-Staaten ein entsprechen- dann ein neues GPS-gestütztes flächendeckendes des Kabotageverbot in Kroatien. Die einzelnen Lkw-Mautsystem ausgeschrieben werden. Dies Mitgliedsstaaten hatten gemäß Beitrittsvertrag würde dem tschechischen Staat höhere Maut die Möglichkeit, das gegenseitige Kabotage- einnahmen als bisher ermöglichen und Mautaus- verbot nach Ablauf der Zweijahresfrist um zwei weichverkehre auf bisher gebührenfreie Straßen weitere Jahre zu verlängern. Entgegen der For- verhindern. derung des BGL, die höchstmögliche Dauer des gegenseitigen Kabotageverbotes, wie bereits bei den EU-Beitrittsstaaten seit 2004 praktiziert, Kroatien voll auszuschöpfen, wurde das gegenseitige Kabotageverbot mit Kroatien zum 01.07.2015 Zeitweise Sperrung der Grenzen aufgehoben. Diese Entscheidung stieß beim BGL zu Serbien angesichts der ohnehin angespannten Marktsitu- ation für das deutsche Transportlogistikgewerbe Während des Höhepunktes der Flüchtlingskrise auf Unverständnis. Die Statistiken des BAG wei- im Herbst 2015 entschloss sich die kroatische sen nach der Aufhebung des Kabotageverbotes Regierung, alle Grenzübergänge zwischen zum 01.07.2015 erneut hohe Steigerungsraten Kroatien und Serbien für den Straßenverkehr der von kroatischen Transportunternehmen in zu schließen. Wichtige Transitrouten für den Deutschland geleisteten Mautkilometer aus. Straßengüterverkehr durch den Balkan wurden in der Folge unpassierbar. Die betroffenen Trans- portunternehmen mussten während der Sperrung Ungarn Umwegverkehre über Rumänien und Ungarn durchführen. Erst nach mehrwöchiger Sperre Fortdauernde Probleme mit wurden die Grenzübergänge zwischen Kroatien dem ungarischen Mautsystem und Serbien wieder für den Verkehr freigegeben. Hinsichtlich des zum 01.07.2013 auf ungari- schen Autobahnen und Hauptstraßen eingeführ- Hohe Steigerungsraten der ten streckenbezogenen Mautsystems berichten kroatischen Fahrzeuge auf deut- deutsche Transportlogistikunternehmen weiterhin schen Autobahnen von Problemen. Das ungarische Mautsystem sieht vor, die Maut automatisch per OBU zu entrichten Kroatien ist der jüngste Mitgliedsstaat der EU. oder vorab ein manuelles Streckenticket für eine Seit dem EU-Beitritt am 01.07.2013 wurden er- festgelegte Route zu lösen. Viele deutsche Trans- hebliche Steigerungsraten der geleisteten Maut- portunternehmen entrichten, da sie nicht regelmä- kilometer kroatischer Fahrzeuge in Deutschland ßig nach Ungarn fahren, die Mautgebühr nicht verzeichnet. So fuhren kroatische Fahrzeuge im per OBU, sondern erwerben für jede Fahrt ein Jahr 2015 22,9 Prozent mehr mautpflichtige Streckenticket. Auch drei Jahre nach Mautstart Kilometer auf deutschen Autobahnen als im Jahr können jedoch an vielen ungarischen Grenzüber- 2014. Dies ist die höchste Steigerungsrate der gängen Streckentickets nur gegen Barzahlung Mautkilometer in Deutschland aller EU-Staaten. gekauft werden. Mit den für die Entrichtung von Mautgebühren üblicherweise eingesetzten Mit dem Beitritt zur EU erhielten kroatische Trans- Tankkarten können Streckentickets hingegen nur portunternehmen unbeschränkten Zugang zum an Tankstellen in Ungarn erworben werden, die grenzüberschreitenden europäischen Straßengü- meist wenige Kilometer hinter der Grenze liegen. terverkehrsmarkt auf der Grundlage der EU- Lizenz. Im EU-Beitrittsvertrag mit Kroatien wurde Im Frühjahr 2016 erreichten den BGL Beschwer- jedoch als Übergangsregelung ein zweijähriges den deutscher Unternehmen, da die ungari- Kabotageverbot für kroatische Transportunter- schen Behörden verstärkt Kontrollen zwischen 149
dem Grenzübergang und der ersten Tankstelle, Grenzüberschreitender Verkehr bei der mit einer Tankkarte die Maut entrichtet werden kann, durchführten. Die Folge war, mit Drittstaaten dass Unternehmen, die wenige Minuten nach Grenzübertritt rückwirkend ein Streckenticket Schweiz erwarben, dennoch einen Bußgeldbescheid aus Ungarn wegen nicht entrichteter Maut erhielten. Schweizer Volk stimmt für den Transportlogistikunternehmen im grenzüber- Bau einer zweiten Straßenröhre schreitenden Verkehr bevorzugen die Entrichtung am Gotthard von Mautgebühren im Ausland per Tankkarte, da so eine vereinfachte Mehrwertsteuerrückerstat- Mit einer klaren Mehrheit von 58 Prozent sprach tung auf die bezahlten Mautgebühren über die sich das Schweizer Volk in einem Referendum für Tankkartengesellschaft möglich ist. den Bau einer zweiten Straßenröhre am Gotthard aus. Ausgangspunkt für die Abstimmung war Im Rahmen der deutsch-ungarischen Gespräche die Notwendigkeit, den bestehenden Gotthard- über den Straßengüterverkehr trug der BGL die straßentunnel zu schließen und umfassend zu nach wie vor bestehenden Probleme hinsichtlich sanieren. Nach mehrjährigen Diskussionen über des ungarischen Mautsystems vor. Vor allem den Umgang mit der Tunnelsperrung, schlug die die Tatsache, dass an den Grenzübergängen Schweizer Regierung vor, zunächst eine zweite Streckentickets nicht mit Tankkarten entrichtet neue Tunnelröhre durch den Gotthard zu bauen, werden können, wurde kritisch hinterlegt. Das um während der Bauarbeiten an der alten Tun- ungarische Verkehrsministerium sicherte in den nelröhre über eine Ausweichroute auf der Straße Gesprächen zu, sukzessive die Akzeptanz von zu verfügen. Nach Abschluss der Sanierung des Tankkreditkarten zur Bezahlung der Mautgebüh- alten Gotthardtunnels – voraussichtlich im Jahr ren an den Grenzen ausbauen zu wollen. 2030 – soll der neue Gotthardtunnel als zweite Tunnelröhre zur Verfügung stehen. Bulgarien Es besteht allerdings eine Zusicherung der Schwei- zer Regierung, dass durch den Bau einer zweiten Lange Wartezeiten an Tunnelröhre die Kapazitäten am Gotthard keines- den Grenzübergängen falls erweitert werden sollen. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten sollen beide Tunnel jeweils In den vergangenen Jahren bestanden an den nur einspurig befahrbar sein. Entscheidendes Ar- bulgarisch-türkischen Grenzübergängen immer gument der Bevölkerung für den Bau der zweiten wieder Schwierigkeiten durch überlange War- Tunnelröhre war der Gewinn an Verkehrssicher- tezeiten. Gründe dafür waren umfangreiche heit durch die Trennung der Richtungsfahrbahnen Bauarbeiten am größten bulgarisch-türkischen in zwei Tunnelröhren. Die Gegner des Tunnelpro- Grenzübergang Kapitan Andreevo-Kapikule jektes hatten das Referendum über den Bau einer sowie Protestaktionen bulgarischer und türkischer zweiten Tunnelröhre am Gotthard veranlasst, weil Transportunternehmen aufgrund von Streitigkei- sie die Zusicherung der Schweizer Regierung, die ten über die Höhe bilateraler Genehmigungsquo- Kapazitäten am Gotthard nicht zu erhöhen, als ten. Mehrfach wurden Grenzzollämter von den nicht überzeugend betrachten. In der Folge werde bulgarischen Behörden wegen Korruptionsver- der alpenquerende Verkehr durch die Schweiz dachts geschlossen. durch eine zweite Tunnelröhre weiter zunehmen. Eröffnung des Gotthard-Basis- tunnels für den Bahnverkehr Am 01.06.2016 wurde mit einer medienwirksa- men Zeremonie der neue Gotthard-Basistunnel 150
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