LESUMER BOTE Mitteilungen aus dem Heimat- und Verschönerungsverein Bremen-Lesum e. V.
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3/2021 28. Jahrgang Nr. 111 Herbst 2021 LESUMER BOTE Mitteilungen aus dem Heimat- und Verschönerungsverein Bremen-Lesum e. V.
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 2 Herbst 2021 Liebe Leserinnen uns gibt es viele Spielräume, sich mit seinen In- und Leser! teressen, Ideen und Fähigkeiten einzubringen. Die Ihnen hier vorliegende Ausgabe des Lesu- Ob wir die Einschränkun- mer Boten hat wieder einen lokalen Schwer- gen der letzten eineinhalb punkt bekommen: St. Magnus, Teil des Stadt- Jahre allmählich wieder teils Burglesum, heute vor allem Wohnort mit loswerden? Jedenfalls historischen Wurzeln. konnten wir am 28.8.2021 Wir freuen uns über Ihre konstruktive Reaktion in der Turnhalle des TSV zum Heft. Vermissen Sie etwas? Wollen Sie et- Lesum unsere wegen was ergänzen? Haben Sie noch Themenvor- „Corona“ mehrfach verschobene Mitgliederver- schläge für eine der nächsten Ausgaben? sammlung endlich durchführen. Dabei wurden Eine angenehme Lektüre wünschend und: zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt: Her- Bleiben Sie gesund! mann Kück für Klaus-Martin Hesse als zweiter GERD MAY Vorsitzender und ich für Petra Bergmann als Schatzmeister. Eine Vorstellung der Personen und ihrer Aufgaben und Vorhaben für die nächs- ten Jahre planen wir für nächste Ausgabe. Inhaltsverzeichnis Mit viel Wiedersehensfreude treffen sich auch Editorial (G. May) 2 unsere Gruppen wieder und erste Veranstaltun- Es geht wieder los 3 gen sind terminiert. Näheres siehe Seite 36 und (E. Ostendorff) – laufend aktualisiert – auf unserer Homepage St. Magnus - vom Bauerndorf zur 4 (www.heimatverein-lesum.de). Wir hoffen, dass Großstadt-Wohnlage (K.-M.- Hesse) unsere Angebote bis zum Jahresende zumin- 200 Jahre Ludwig Baron Knoop 9 dest wieder den alten Stand von 2019 erreichen. (C. Steuer) Die allermeisten Veranstaltungen sind offen für Haus Kränholm (C. Trittin) 13 jeden – wenn auch in vielen Fällen mit einer vor- Sommer in Lesmona (G. May) 17 herigen Anmeldung verbunden. Auch wenn Sie Straßennamen u. ihre Bedeutung (6) 18 bei uns nicht Mitglied sind, freuen wir uns über (V. Bulling) Ihr Interesse. Als Verein wollen wir die Verbun- Konditorei und Café Wolpmann 20 denheit mit unserem Stadtteil fördern. Ein Bei- (E. Ostendorff) trag dazu ist die kostenlose Verteilung des Musikempfehlung (F. Mende) 23 Lesumer Boten über zahlreiche Auslagestellen, Brückenrätsel (C. Trittin) 24 nach und nach auch in Schulen, Kindergärten Kulinarisches aus dem Stadtteil 25 und Senioreneinrichtungen. (R. Krenke / M. Schmidt-Zenker) Allerdings sehen wir mit etwas Sorge unsere Neues aus Ilsenburg 26 langsam zurückgehenden Mitgliederzahlen und (K. Behrens) die damit verbundenen geringeren Wirkungs- 100 Jahre Wassersport Lesum VWL 28 möglichkeiten des HVL. Wir wünschen uns eine (A. Jung-Poppe / P. Renken) Verbreiterung und Verjüngung unseres Mitglie- Buchbesprechung Hoins Bildband 29 derstammes und laden Sie deswegen herzlich (K.-M. Hesse) ein, unserem Verein beizutreten, und sei es nur, Werden Sie bei uns Mitglied 30 um uns mit dem jährlichen Beitrag von 30 Euro Impressum und Inserent*innen 33 zu unterstützen. Burglesumer Quartalschronik 34 Aber gerne auch mit mehr Engagement: in un- Herbst 2021 (K. Bergmann) serer Redaktion, im Austrägerdienst, in den Ar- Veranstaltungen Burglesum und umzu 36 chiven, in der Gestaltung von Gruppen- (R. Krenke) programmen und Veranstaltungen, in der Haus- Kinderseiten: Kleine Emma 38 technik, der Digitalisierung, und, und, und. Bei (M. Schmidt-Zenker / C. Trittin)
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 3 Herbst 2021 Es geht wieder los im Heimatverein …! Nach monatelanger Pause kommt wieder Le- unter Corona-Hygienebedingungen wieder ge- ben in den HVL. troffen, weitere starten nach den Sommerferien Den Anfang machte am 30. Juli ein gut besuch- (siehe in diesem Heft unter Veranstaltungen, tes gemeinsames Kaffeetrinken der ehrenamtli- Seite 36). chen Mitarbeiter*innen des Vereins und Die Neuauflage des Buches von Wilfried Hoins Austräger*innen des Lesumer Boten auf der „Ein Bildband von Burglesum einst und jetzt“ ist Terrasse des Lesumer Hofes. Wir haben bei inzwischen fast fertig. Es soll noch im Herbst dieser Gelegenheit unseren langjährigen Haus- dieses Jahres in den Verkauf gelangen (siehe meister Rudi Carstens verabschiedet, der seine dazu unseren Beitrag in diesem Heft, Seite 29). Aufgabe 14 Jahre gewissenhaft ausgefüllt hat. Abschließend bleibt nur eine Anmerkung: Der Wir danken ihm dafür auch noch einmal an die- Posten des zweiten Hausmeisters, den Rudi ser Stelle sehr herzlich. Carstens nun so lange ausgefüllt hat, ist leider Es galt, einige runde Geburtstage nachzufeiern immer noch vakant! Wenn Sie sich bei dieser und mehrere aktive Mitarbeiter vorzustellen, die ehrenamtlichen Aufgabe angesprochen fühlen, z. T. erst kürzlich eingetreten waren. Treffen die- nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf (Tel: 0421 ser Art sind immer eine gute Gelegenheit, sich – 63 46 76 oder per Mail: kontakt@heimatver- besser kennenzulernen und sich über die Arbeit ein-lesum.de). Seien Sie bei uns willkommen! des Vereins auszutauschen. Wir freuen uns alle, dass wir im Heimatverein Auch unser Büro im Heimathaus ist dienstags nach der Corona-Zwangspause wieder mit vol- wieder geöffnet, ebenso das Archiv und das Wi- lem Elan durchstarten können! kipedia-Büro. Einige Gruppen haben sich bereits EDITH OSTENDORFF Auf der Terrasse des Lesumer Hofs. Foto: Reinhard Dohr
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 4 Herbst 2021 St. Magnus - vom Bauerndorf zur bevorzugten Großstadt-Wohnlage Weil diese Ausgabe des Lesumer Boten ihren räumlichen Schwerpunkt in St. Magnus hat, möchten wir Ihnen in diesem Beitrag einige Facetten der Geschichte und Siedlungsstrukturen von St. Magnus näherbringen. Der Ortsteil St. Magnus heute (Friedehorst-Park), d. h. an der Landesgrenze St. Magnus ist neben Burg-Grambke, Burg- zu Niedersachsen damm, Lesum und dem Werderland einer von • und im Osten markieren der Holthorster Weg insgesamt fünf Ortsteilen des Stadtteils Burgle- und An Knoops Park die Grenzen des Ortsteils. sum. Mit 6.324 Einwohner*innen (Stand 12/2020) auf Ehemals eigenständige Gemeinde ist St. Ma- einer Fläche von 2,85 qkm – entsprechend einer gnus heute mit den benachbarten Siedlungsbe- Bevölkerungsdichte von 2.217 Personen je qkm reichen zusammengewachsen und eng ver- – hat St. Magnus die nach dem Werderland (le- flochten. Die administrativen Grenzen haben diglich 334 Einwohner*innen) zweitgeringste daher für die Bevölkerung heute kaum eine Be- Einwohnerzahl im Stadtteil, und – trotz der weit- deutung im Alltag. Sie verlaufen wie folgt: läufigen Parks und Uferbereiche – die dritt- • im Süden entlang des Lesumufers, höchste Bevölkerungsdichte (nach Lesum und Burgdamm). • im Westen grenzt der Ortsteil an die Jacobs University und den Grohner Friedhof, Die Eigenständigkeit von • im Norden endet der Ortsteil nördlich der Stra- St. Magnus endete 1936 ße Am Fichtenhof, der Siedlung Am Lindenberg, Zur Stadt Bremen gehört St. Magnus erst seit der Lehnhof-Siedlung und des Lehnhof-Parks der im September 1939 erlassenen 4. Verord- St. Magnus in der Preußischen Landesaufnahme von 1898
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 5 Herbst 2021 ne Seeschiffswerft. Bis 1840 wurden hier mehr als 100 Schiffe vom Stapel gelas- sen. Damit zählte sie zu ihrer Zeit zu den bedeutendsten Werften im Unterweserraum. Ab dem späten 17. Jahrhun- dert spielte auch der Wal- fang eine große Rolle für St. Magnus und den gesamten Unterweserraum. Zunächst wurde in den Sommermona- ten der Nordatlantik ange- steuert. Im 19. Jahrhundert vollzog sich aufgrund der überjagten Bestände der Hof des Bauern Hashagen, nördlich der heutigen Straße Übergang zur Südseeschifff- St. Magnuser Brink um 1894 (Quelle: Bildarchiv des HVL F00320) fahrt. Das Ende des Wal- fangs wurde gegen 1860 nung über den Neuaufbau des Reichs, als es eingeläutet, nachdem sich Petroleum als Brenn- als Teil der Großgemeinde Lesum aus Preußen stoff durchsetzte und den Tran verdrängte. ausgegliedert wurde. Gerade drei Jahre zuvor hatte die Gemeinde St. Magnus ihre Eigenstän- St. Magnus wird Sommer- und digkeit verloren und ging mit den Gemeinden Landsitz Burgdamm und Lesum in der Großgemeinde Ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert setzte Lesum auf. 1908 war St. Magnus selbst durch eine Entwicklung ein, die den Ort nachhaltig ver- die Eingliederung von Friedrichsdorf und Neu ändern sollte und bis in die Gegenwart nach- Schönebeck gewachsen. Die Gemeinde zählte wirkt: St. Magnus wurde von betuchten Bremern seinerzeit etwa 1.000 Einwohner:innen. als attraktiver Sommer- und Landsitz entdeckt. Als Startpunkt dieser Entwicklung macht der Wo befand sich das ursprüngliche Heimatforscher Schmolze das Jahr 1797 aus, Dorf St. Magnus? als der Leinenkaufmann J. C. Dreier den Spei- Der historische Siedlungskern von St. Magnus cher des Bauern Mahlstedt als Sommerwoh- liegt südlich des heutigen Straßenzuges Auf nung anmietete. Noch heute gehören St. dem hohen Ufer. Mitte des 18. Jahrhunderts Magnus und der Lesumhang zu den beliebtes- stellte sich St. Magnus als geschlossene land- wirtschaftliche Siedlung („Haufendorf“) mit ei- nem guten Dutzend Höfen dar, gelegen ungefähr zwischen den heutigen Straßen Pum- penstraße und Auf dem Steinberg. Nördlich der schon damals existierenden Hauptstraße befan- den sich Ackerland und noch große, weitgehend unkultivierte Flächen (Heide, Wald und Busch- land), durchschnitten von Wegeverbindungen zu den umliegenden Dörfern. Als Straßenzüge An Rauchs Gut, Richthofenstraße, Billungstraße und Raschenkampsweg lassen sich diese noch im Straßennetz wiederfinden. Ganz im Westen des heutigen St. Magnus grün- dete Henrich Raschen 1770 am Lesumufer sei-
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 6 Herbst 2021 ten und teuersten Wohnlagen Bremens. Vor allem im Lesu- mer Bereich ist eine ganze Rei- he der damals errichteten Villen bis heute erhalten. Zu den Landsitzen gehörten immer auch aufwendig gestal- tete Gartenanlagen, zumeist nach englischem Vorbild. Die- ser Gartenkultur haben wir die beiden Parkanlagen Knoops Park und Friedehorst-Park (ehemals Lehnhof-Park) zu verdanken, und sie spielt gene- rell eine wichtige Rolle für den noch heute ausgesprochen grünen Charakter der Sied- Lt. HVL-Bildarchiv zeigt dieses Foto Bedienstete im Knoopschen lungsstruktur. Schloss Mühlenthal (Quelle: Bildarchiv des HVL F00320) Der Friedehorstpark an der Grenze zu Platjen- gnus. Der Industrielle und Kaufmann Ludwig werbe und Holthorst ist um 1875 als Landsitz Knoop (1821–1894) hatte das weitläufige Ge- Lehnhof des Generalkonsuls, Bankiers und Se- lände, auf dem sich zuvor drei Höfe mit insge- nators Theodor Johannes Lürmann angelegt samt 28 bäuerlichen Wirtschaftsgebäuden worden. Der Park ist heute im Eigentum der befanden, um 1860 erworben und sein Schloss Bremischen Evangelischen Kirche. Mühlenthal errichten lassen. 1885 ging auch das Johann Knoop, Knoops Park und 1820 errichtete Schulgebäude samt Grundstück in das Eigentum von Knoop über. 1 Hier sollte ab Schluss Mühlenthal 1892 Haus Schotteck für Knoops Tochter Adele Knoops Park ist bereits 1936 von der (Groß-) und Schwiegersohn Georg Wolde entstehen. Gemeinde Lesum erworben und der Öffentlich- Auch die beiden anderen Knoop-Töchter – Emi- keit zugänglich gemacht worden. Der südliche lie Kulenkampff (Haus Kränholm) und Louise Al- Teil des Parks liegt genau im weiter oben be- brecht (Albrechtsburg) erhielten ihre Residenzen schriebenen Siedlungskern des alten St. Ma- in Nachbarschaft des Schlosses. Die Gemeinde Weitere Villen und Landgüter im Bereich St. Magnus: Villa Gutweil des Zigarrenfabrikanten Friedrich Ludwig Biermann (Engelhardt & Biermann), er- richtet um 1860, Umbau 1884, abgebrochen ca. 1933. Gut Hoher Kamp, Sommersitz von Leopold Otto Heinrich Biermann (Sohn des Zigarrenfabrikan- ten), großer Mäzen der Hansestadt. Haus Tannenhof, Sommersitz von Johann Friedrich Hackfeld, Kaufmann und Stifter des Konsul- Hackfeld-Haus des CVJM, erbaut um 1900. Heute im Eigentum der Bremisch Evangelischen Kirche. Villa Lesmona, erbaut 1814 von den Kaufleuten Anton und Heinrich Walte, ab 1882 im Eigentum der Fam. Melchers. Hier verbrachte Magda Melchers, alias Marga Berck, ihren „Sommer in Lesmona“. Rauchs Landgut des Bremer Kaufmanns Christoph Gottlieb Rauch, erbaut 1871. Haus Blumenkamp des Bremer Kaufmanns Carl Heinrich Wolde, erbaut 1864. Heute im Eigen- tum der Bremer Heimstiftung.
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 7 Herbst 2021 errichtete einen Schulneubau an der Richtho- zugehörig, die einst von Blumenthal über Brun- fenstraße, bis heute Standort der Grundschule dorf und Stendorf bis Ritterhude reichte. St. Magnus. Der Grundriss des 1933 abgebro- chenen Knoopschen Schlosses lässt sich heute Was wir heute nicht genau wissen … durch steinerne Markierungen im Gras nachvoll- Gehen wir allerdings weit zurück, bis ins ausge- ziehen. hende Mittelalter, landen wir mit den ersten Ludwig Knoop ist im Übrigen auch der frühe An- schriftlichen Zeugnissen über St. Magnus bei ei- schluss der Gemeinde an das Schienennetz zu nem schon lange nicht mehr existierenden Got- verdanken: Mehr als vier Jahrzehnte bevor 1905 teshaus im Ort, der St. Magnus-Kapelle. An sie der benachbarte Haltepunkt Lesum in Betrieb erinnert heute die Straße „Am Kapellenberg“, genommen wurde, hatte St. Magnus bereits aber der genaue Standort der Kapelle ist nicht einen eigenen Bahnhof an der 1862 eröffneten bekannt. Anhand ihrer Prägung lässt sich nach- Eisenbahnlinie Burg-Vegesack. Das abgebilde- vollziehen, dass die 1451 gegossene Kirchen- te, prächtige Bahnhofsgebäude von 1908/09 ist glocke der Horner Kirche ursprünglich für die übrigens der Nachfolgebau des Knoopschen Kapelle St. Magnus gefertigt worden ist. Auch Bahnhofs von 1862. einen eigenen Friedhof soll St. Magnus damals Eine eigenständige Kirchengemeinde für St. gehabt haben. 2 Magnus wurde demgegenüber erst 1965 gebil- Auf noch unsichererem Boden bewegen wir det. Zum Pfarrbezirk mit seiner denkmalge- uns, wenn es um den königlichen Hof geht, den schützten Kirche St. Magni (Architekt Eberhard Kaiser Heinrich IV im Jahr 1063 Erzbischof Gildemeister) gehören auch Schönebeck und Adalbert und der Kirche zu Bremen-Hamburg die niedersächsischen Nachbarorte Löhnhorst, zum Dank für seine Treue übertragen hat. Er Leuchtenburg, Brundorf und Eggestedt. Zuvor wird genauso im heutigen St. Magnus vermutet war St. Magnus der Lesumer Kirchengemeinde wie die (sagenhafte?) Burg der Grafen von Les- Bahnhof St. Magnus um 1914 (Quelle: Bildarchiv des HVL AK00039)
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 8 Herbst 2021 mona (Burg Lesmona), für deren tatsächliche Hoins, Wilfried (2009). Ein Bildband von Burglesum einst Existenz es jedoch keine urkundlichen Belege und jetzt. HVL B52. gibt. Kühlken, Friedrich (1930). Lesum im vorigen Jahrhundert. HVL B37. Zum Abschluss des Abstechers in die histori- Matzner, Rudolf (2006). Baron Ludwig Knoop. Park und schen Ursprünge von St. Magnus kommen wir Herrenhäuser oberhalb der Lesum. zu der Frage, woher St. Magnus eigentlich sei- Ortsamt Burglesum (1996). Bremen-Burglesum. Informa- nen Namen hat. Auch hierzu gibt es keine ab- tion für Bürger und Besucher. schließende Sicherheit. Schmolze hat sich 1989 Schmolze, Arendt und Gerhard (1985). An der Lesum. Al- in einem Aufsatz im Bremischen Jahrbuch inten- te Bilder aus St. Magnus, Burg, Marßel, Burgdamm. B71. siv mit dem Thema auseinandergesetzt und Schmolze, Gerhard (1989). Sankt-Magnus-Verehrung in darauf hingewiesen, dass die Forschung Dut- Bremen im 14. und 15. Jahrhundert. Bremisches Jahr- zende Heilige mit dem Namen Magnus kennt. buch, Band 67. Er nimmt an, dass Ort und Kapelle ihren Namen Schoener, Ole. Persönliche Auskünfte (Juli 2021). im Zusammenhang mit der „St.-Magnus-Vereh- Schoener, Ole (2010). Online-Archiv St. Magnus. rung“ im 12. Jahrhundert erhielten. Sie bezieht http://www.sankt-magnus.de/Zeittafel%20.html, letzter sich auf den heiligen apulischen Bischof Ma- Aufruf 18.07.2021. gnus von Fabrateria vetus, der im 3. oder 4. Spengemann, Friedrich (1957). Altes und Neues aus dem Jahrhundert als Märtyrer starb und dessen Ge- alten St. Magnus. B7. beine der Legende nach Jahrhunderte später nach Esens in Ostfriesland überführt worden sind. Schmolze hatte allerdings auch herausge- funden, dass der Name dieses „Magnus“ ver- mutlich durch einen Übertragungsfehler aus dem ursprünglichen römischen Heiligenkalender das Licht der Welt erblickt hat. Die Geschichte von St. Magnus ist also gespickt mit interessanten und rätselhaften Episoden! KLAUS-MARTIN HESSE Anmerkungen 1 Nach Auskunft des Experten für die Geschichte von St. Magnus, O. Schoener, hat das Schulgebäude vermutlich genau zwischen Villa Lesmona und Haus Schotteck gele- gen, wo heute noch der steile Weg von Villa Lesmona zum Melchers-Denkmal führt (sogenannte Pferdegasse). 2 O. Schoener folgert, dass wenn der Standort der alten Schule mit dem Standort der Kapelle übereinstimmen sollte, anzunehmen ist, dass sich auch der einstige Fried- hof im Bereich von Haus Schotteck befunden haben müsste. Zumal bei Ausschachtungsarbeiten beim Bau von Villa Schotteck Grabsteine gefunden wurden, die damals zum Lesumer Friedhof verbracht worden sind. Verwendete Literatur: Esch, Svenja u.a. (2018). Burglesum. Ein Stadtteil in Bil- dern. Gemeindeverzeichnis von 1900 (2021). https://www.ge- meindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?hanno- ver/blumenthal.html, letzter Aufruf 18.07.2021. Heimat- und Verschönerungsverein Bremen-Lesum e. V. (Hrsg.) (o.J.). Burg-Lesumer Heimatbuch. HVL B67.
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 9 Herbst 2021 200 Jahre Ludwig Baron Knoop Ein Bremer Kaufmann in St.Magnus, sein Park und ein neues Buch Vor 200 Jahren, am 15. Mai 1821, wurde Lud- Seine Firma war spezialisiert auf den Import von wig als viertes von acht Kindern von Gerhard Textilmaschinen, bis hin zur kompletten Errich- und Anna Rebecka Knoop (geb. Frerichs) im tung von Fabriken für russische Investoren. Bremer Stephani-Viertel geboren. Die wirt- Knoop übernahm auch die Beschaffung der er- schaftlichen Verhältnisse im Hause Knoop wa- ren kritisch: Vaters Tabakhandel war nicht gerade sehr erfolgreich, aber die Knoops und die Frerichs hielten zusammen. Ludwig wurde mit 17 Jahren nach Manchester in England zu Onkel Andreas Frerichs geschickt. Dieser war Mitbegründer der später erfolgrei- chen Firma De Jersey & Co., die mit Baumwolle und Garnen handelte. Dort lernte er das „Kauf- männische“ und mit 19 Jahren wurde er als „Garnhändler“ nach Moskau in die dortige Nie- derlassung der Firma abgeordnet. Bald begann er aber, über die Textilproduktion in Russland nachzudenken. Durch Einheirat in die vermö- gende deutschbaltische Kaufmannsfamilie Hoy- er erhielt er gute Startbedingungen für die Gründung einer eigenen Firma (1852): Ludwig Fabrikensemble „Krähnholm“ an der Narva, Knoop und Co.; da war er gerade einmal 32 Estland Jahre alt . forderlichen Baumwolle, vor allem aus Amerika. Insgesamt sollen es etwa 140 Textilfabriken ge- wesen sein, an denen er mitgewirkt hat, an- schließend auch als Teilhaber. Mit 36 Jahren gründete er schliesslich mit weiteren Investoren in Estland die Textilfabrik „Krähnholm“, in der er bis zu seinem Tod (1894) hauptverantwortlicher Generaldirektor war. Zum 25. Jubiläum seiner Geschäftsgründung in Moskau erhielt Ludwig Knoop 1877 für seine Verdienste um die russi- sche Wirtschaft vom russischen Zar Alexander II den erblichen Baronstitel. Mit seiner Frau Louise hatte Knoop sechs Kin- der, die alle in Moskau geboren wurden. Man lebte in einem Kaufmannshof, eng verbunden mit der deutsch-evangelischen Gemeinde, bei gleichzeitiger Rücksichtnahme auf russisch-or- thodoxe Gebräuche und Lebensweisen. In den 1860er Jahren kam die Familie öfter nach Bremen zurück, in Ludwig Knoops alte Heimat; hier bekamen auch die Söhne ihre Ausbildung. Die Familie von Gerhard und Anna Rebecka Man wohnte im Hotel Hillmann, und im Sommer Knoop, geb. Frerichs (Ludwig und Julius oben zog man ins „Ferienhaus“ der Familie Gruner in links bzw. rechts) St. Magnus.
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 10 Herbst 2021 Seit der Beschreibung von Adam Storck in dem Buch „Ansichten von Bremen“ (1822) galten die Höhen an der Lesum als landschaftlich beson- ders schön und der Gesundheit zuträglich. So bauten sich einige Bremer am Geesthang Som- mersitze und Landhäuser. St. Magnus lag da- mals zwar „im Preußischen“, aber dessen ungeachtet wurde hier der Grundstein für das Schloss Mühlenthal gelegt, das die Knoops 1871 beziehen konnten. Den Garten von Schloss Mühlenthal liess man von Wilhelm Ben- que gestalten, der gerade wieder einmal mit dem Vorstand des Bürgerparks Ärger hatte. Wir feiern dieses Jahr also auch 150 Jahre Schloss Mühlenthal, Ludwig Knoop war zu die- ser Zeit 50 Jahre alt. Ludwig Knoop an seinem 200. Geburtstag Das Schloss am hohen Ufer der Lesum über- dauerte nur etwa 60 Jahre: Bereits in den 1920- er Jahren gingen die Lichter aus. Die Erben waren nicht bereit und in der Lage, das Schloss zu erhalten. So wurde es 1933 abgerissen. Das Schloss Mühlenthal – mit Telegrafenmast, von Grundstück sollte einer „Aufsiedlung“ zugeführt Süd-Westen aus gesehen werden. Jedoch kaufte es die Gemeinde Lesum auf und öffnete seinen Park 1938 für die Öffent- Die Firma verlor in der russischen Revolution al- lichkeit. len Besitz infolge der Verstaatlichung allen Pri- Was uns geblieben ist, ist ein wundervoller Gar- vateigentums. Das war das Ende der ten, der zusammen mit Knoops Wald, dem Knoop´schen Pracht und Herrlichkeit. Lediglich Haus Kränholm, den Gärten der Albrechts, der die Fabrik „Kränholm“ konnte bis 1945 weiterge- Woldes und der Melchers (Haus Lesmona) führt werden. Heute ist die Industrieanlage eine heute „Knoops Park“ genannt wird. Dem Baron Ruine. Der Rest-Betrieb wurde 2010 eingestellt. kann man nun in Form einer Bronze-Skulptur
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 11 Herbst 2021 Der Förderverein Knoops Park hat sich seit seiner Gründung 1986 mit Person und Familie Knoop befasst und Kontakte zu Nachfahren und weiteren Autoren geknüpft. Dabei stieß man auf Ausar- beitungen von Prof. Dahlmann, Inhaber des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte an der Universität Bonn, der sich insbesondere mit den russischen Geschäften des Barons beschäftigte. Zusammen mit ihm ist nun die Herausgabe dieses Buches durch den Förderverein gelungen. Neben einem Leseteil mit fast hundert, z. T. erstmals publizierten Abbildungen gibt es für den Kenner und Forscher viele Anmerkungen und Quellen auf dem aktuellen Stand von 2021. In ihm wird auch Ludwigs Bruder Julius vorgestellt, der für Knoop ein großer Halt und Partner war und selbst einen Adelstitel, Freiherr von Knoop, vom deutschen Kaiser erhielt. Ein Exkurs behandelt auch den Versuch von Ludwig Knoop, George Al- brecht und Kapitän Dallmann (Blumenthal), Sibirien mit dem Schiff über eine Nordostroute zu erreichen und eine Handelslinie zwischen Bremen und der Mündung des Jenissei aufzubauen. Auch behandelt es die Bedeutung Knoops für Bremen, z. B. als langjähriges Vorstandsmitglied des Norddeutschen Lloyd. In seiner großen Zeit zum Ende des 19. Jahrhunderts war er der reichste Mann in Bremen und umzu. Dennoch wird Ludwig Knoop, da er ja nun „im Preußischen“ seine Steuern zahlte, oder warum auch immer, in den Bremischen Bibliografi- en des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts nicht erwähnt. Erst Herbert Schwarzwälder zählt ihn ISBN 978-3-7961-1124-2 Festeinband: zu den „Berühmten Bremern“ (1972) . EUR 24.90 (DE) In einem Beitrag des Fördervereins Knoops Park Titelblatt mit „Familie am Schlossteich“, wird im neuen Buch auch die Entwicklung des gemalt von Carl Johann Lasch, 1875. Parks, wie er sich heute zeigt, dargestellt. Land- schafts- und Denkmalschutz sowie ein darauf ab- gestimmtes Pflegekonzept von 2016 helfen den Park zu erhalten und zu gestalten. Der Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Zusammenarbeit mit den für die Grünordnung zuständigen Stellen das Erbe des 19. Jahrhunderts zu bewahren und an die heutigen Anforde- rungen anzupassen. Dabei geht es auch darum, die Wertschätzung für den Park als Ort für Erho- lung und Gesundheit, für sportliche Betätigung, aber auch für kulturelle Veranstaltungen zu erhöhen. Der Mensch braucht Pflanzengrün nicht nur auf den Dächern einer immer mehr ver- dichteten Bebauung, sondern auch in wohnortnahen Parkanlagen als weitläufig begehbaren Or- ten der Begegnung und des Miteinanders. begegnen, die 1996 der Bildhauer Klaus Hom- wichtiger Ausgangspunkt für Knoop-Geschich- feld im Auftrag des Fördervereins geschaffen ten ist das Buch von Knoops Tochter Adele Wol- hat. Auch wenn viele Gebäude und Gartenanla- de „Ludwig Knoop, Erinnerungsbilder aus gen heute verschwunden sind, so spürt man seinem Leben“ (1928), das der Förderverein doch noch den Glanz vergangener Tage und 1998 neu publiziert und mit Bildern versehen genießt die besondere Lage des Parks an der hat. Auch der Heimat- und Verschönerungsver- Lesum. ein Burglesum, insbesondere Gerhard Schmol- Dies ist die Geschichte von Baron Knoop und ze und Rudolf Matzner, haben uns hier in Lesum seinem Park in kurzen Worten, denn weit mehr und St. Magnus wieder mit Ludwig Knoop be- gibt es noch aus seinem Leben zu erzählen. Ein kannt gemacht. Im Buch „An der Lesum“ (1985)
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 12 Herbst 2021 und im „Burglesumer Heimatbuch“, (Kapitel Rudolf Matzner. Diverse Artikel im Lesumer Boten und Felder - Wälder - Gärten, 1985) hat Schmolze Vorträge im Heimatverein sowie: Baron Ludwig Knoop auch über die Landsitze und Herrenhäuser ge- Park und Herrenhäuser oberhalb der Lesum (2006) schrieben. Rudolf Matzner hat das Ergebnis neu: Dittmar Dahlmann, Ludwig Knoop, 1821 - 1894, Ein seiner Recherchen über die Familie Knoop in ei- russischer Textilbaron aus Bremen, Hrsg.: Förderverein Knoops Park (2021) – mit einem Beitrag über Knoops nem kleinen Bändchen „Baron Ludwig Knoop, Park von C. Steuer. Park und Herrenhäuser oberhalb der Lesum“ (2006) zusammengestellt. Leider sind diese Bü- cher alle vergriffen und z. T. nur noch antiqua- risch zu haben. Deswegen verweisen wir gerne auf das neue Buch: „Ludwig Knoop, ein russi- scher Textilbaron aus Bremen“, verfasst von Prof. Dittmar Dahlmann, siehe im Kasten oben! CHRISTOF STEUER Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park Literatur Adele Wolde, Ludwig Knoop. Erinnerungsbilder aus sei- nem Leben (1928), erweiterter Neudruck, Herausgeber Förderverein Knoops Park, 1998 Herbert Schwarzwälder. Berühmte Bremer, darin S.91 ff. (1972) Gerhard Schmolze. Burg-Lesumer Heimatbuch, darin S. 456 ff. (1985) Arendt und Gerhard Schmolze. An der Lesum, darin S.76 ff. (1985)
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 13 Herbst 2021 Haus Kränholm – ein alter Landsitz mit neuer Bestimmung Welche andere Villa weist in Bremen eine derartige wechselvolle Historie auf, noch dazu verbunden mit einem Standortwechsel? Haus Kränholm hat im Laufe von fast 125 Jahren viele innere und äußere bauliche Veränderungen und Nutzungen erfahren. Es war zunächst ein vornehmer Landsitz in St. Magnus, danach ein Betriebshof und hat jetzt einen bemerkenswerten Wandel zu einem Kunst- und Kulturhof vollzogen. Und Haus Kränholm ist immer noch ein Schmuckstück - wiederbelebt und stolz steht es in einem denkmalgeschützten Gebäudekomplex in unmittelbarer Nähe von Knoops Park. In Anbetracht der zahlreichen Veröffentlichungen gründete (Matzner 2010). Nach den Plänen der mit detaillierten historischen Daten und Fakten Bremer Architekten Eduard Gildemeister und zu Haus Kränholm erfolgt hier nur ein kurzer Ab- Wilhelm Sunkel entstand das Gebäude 1896- riss seiner Geschichte. Für interessierte Leser 1897 zwischen der Bahnlinie und der Lesumer sei insbesondere auf den Beitrag von Steuer im Heerstraße in einem 15 Morgen großen Park. Lesumer Boten 77 (2012) verwiesen. Niedersächsisches Eichenholzfachwerk, ge- Baron Ludwig Knoop ließ das Landhaus für sei- mischt mit englischen Landhauselementen, ne Tochter Emilie Knoop und deren Mann Wil- prägten den auffälligen Stil von Villa Kränholm. helm Kulenkampff erbauen. Die Namensgebung Als Familie Kulenkampff den Landsitz aufgab, basierte dabei auf der Flussinsel Kreenholm fiel dieser an die Gemeinde Lesum, wurde zu- („Kräheninsel“) der estländischen Stadt Narva, nächst eine NS-Volkswohlfahrt-Gauschule, da- auf der Knoop sein späteres Textilimperium nach ein Kinderheim und bis 1969 ein Der Landsitz Kränholm der Familie Wilhelm Kulenkampff, gemalt von Ernst Müller-Scheeßel, Geschenk an den Heimatverein Lesum von Margarete Panz (Quelle: Bildarchiv HVL F00298)
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 14 Herbst 2021 Gelände und der Gebäudekomplex sollten in einen Kunst- und Kulturhof umgewandelt wer- den, mit der Intention „in erster Linie die Erhal- tung und Wiederbelebung des Parkgeländes und der historischen Gebäude, mit dem An- spruch, Kunst und Kultur für eine breite Öffent- lichkeit zugänglich zu machen.“ (Kränholm 2011). Die Stiftungssatzung verdeutlichte dabei das Vorhaben mit der „Förderung von Kunst und Kultur, von Landschaftspflege und Denkmal- schutz sowie ... Förderung der Heimatpflege Ehemalige Seitenansicht von Haus Kränholm, und Heimatkunde“ (Kränholm 2012). Fotografie von August Rolfs (Quelle: Bildarchiv Seit dem Spatenstich 2011 wurden auf dem HVL F02385) 12.000 Quadratmeter großen Areal zahlreiche Seniorenwohnheim (Schoener 2013). Der Aus- und kostenintensive Umbaumaßnahmen getä- bau der Schnellstraße B74 bedingte dann 1971 tigt. Aus Villa Kränholm wurde ein Restaurant, den Abriss des Landhauses und auch die von aus dem Gärtnerhaus ein Kunst-Café samt Ga- Wilhelm Benque geschaffenen Gartenanlage lerie mit stets wechselnden Ausstellungen, aus musste den Plänen weichen. Engagierten Bür- der alten Scheune ein moderner größerer Ver- gern und dem Lesumer Beirat war es zu ver- anstaltungssaal. Über einen angelegten Skulp- danken, dass ein Wiederaufbau von Haus turenpark mit Grünflächen erfolgte die Kränholm am jetzigen Standort erfolgen konnte. gestalterische Verbindung mit allen Gebäuden Teile des Gebäudes und der Inneneinrichtung und der angrenzenden Waldkulisse. Die tags- wurden abgebaut und zwischengelagert. 1978 über öffentliche Zugänglichkeit des Geländes entstand Haus Kränholm neu - aus bautechni- schen Gründen allerdings ohne das Erdge- schoss in veränderter und reduzierter Form (Landesamt für Denkmalpflege o. J., Schoener 2013, Steuer 2012). Es diente jetzt als Betriebshof der Grünflächen- unterhaltung des Bauamtes Bremen-Nord, im Gebäudekomplex mit einer ebenfalls versetzten Fachwerkscheune aus dem Werderland und dem alten Wohnhaus des Knoopschen Ober- gärtners Tillery. Neuaufbau von Haus Kränholm im Jahr 1978, Sparbeschlüsse des Bremer Senats und Um- Fotogafie von August Rolfs (Quelle: Bildarchiv strukturierungen im Bauamt zogen den Verkauf HVL F02415) der mittlerweile unter Denkmalschutz (2010) ohne Verzehrzwang war ein zentrales Anliegen stehenden Gebäude nach sich. Dabei erschien des Stiftungsvorstandes. In Kooperation mit das Konzept der eigens gegründeten Stiftung dem Förderverein Knoops Park wurde zudem Haus Kränholm zur Förderung von Kunst und die wichtige Landschaftspflege geregelt (Ort- sozialer Kultur überzeugend (Steuer 2012). Stif- samt Burglesum 2012). tungsgründer, Mäzen und Ideengeber für einen „Musentempel“ mit Gastronomiebetrieb war In sämtlichen Innenbereichen und auf dem Au- Hans-Herbert Saacke (die Saacke GmbH ist ein ßengelände von Kränholm ist die bildende Kunst renommiertes Bremer Unternehmen für Feue- allgegenwärtig – schwerpunktmäßig bestückt rungstechnik). Wichtige Mitwirkende der ersten aus privaten Sammlungsbeständen des Stifter- Stunden waren zudem Elke Saacke sowie Mari- ehepaares mit Künstlern des 20. Jahrhunderts. on und Lutz Diedrich (ehemalige Pächter der Aber die Angebote der Kuratorin Inga Harenborg Vegesacker „Strandlust“) (Wörmke 2011). reichen deutlich weiter. Neben den zahlreichen
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 15 Herbst 2021 Das Gärtnerhaus Tillery vor den Umbaumaß- Aus dem ehemaligen Gärtnerhaus wurde das nahmen, Fotografie von August Rohlfs (Quelle: heutige Kunst-Café, Fotografie von Norbert Bildarchiv HVL 02411) Kück (Quelle: Bildarchiv HVL F00847) Ausstellungen gibt es spartenübergreifend von Die Corona-Krise hat auch Kränholm nicht ver- Konzerten, Theaterveranstaltungen bis hin zu schont. Innerhalb des Jahres 2020 meldete der Lesungen ein abwechslungsreiches kulturelles Gastronomiebereich Insolvenz an und eröffnete Programm. Seit August 2020 findet auf Krän- Monate später mit verändertem Konzept (u. a. holm und in Knoops Park die imposante Skulp- reduzierten Offnungszeiten) neu. Möge es dem tur-Ausstellung „Bremen Vierkant“ des früheren Betriebsleiter, Koch und heutigem Ge- Stahlbildhauers Robert Schad statt. Großforma- schäftsführer von Kränholm Christopher Ernst tige, stählerne Objekte, eingebettet in die Park- gelingen, dass das kulinarische Kränholm lang- struktur, schaffen neue, gegensätzliche fristig bestehen kann. Unterstützend wirken da- Eindrücke, ergänzt durch eine Dokumen- tati- bei die Betreibergesellschaft ELK Gastronomie, onsausstellung zum Werk des Künstlers. Investoren und auch die Stiftung (Brandt 2020). Die heutige Ansicht und neue Bestimmung der Villa Kränholm, Fotografie von Norbert Kück (Quelle: Bildarchiv HVL F00828)
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 16 Herbst 2021 Die Verbindung von Heimatgeschichte und Molkewehrum I (2012, Dezember 10). Kränholm kombi- Landschaft, von Kunst und Bildung, von Erlebnis niert Kunst und Küche. Weser-Kurier. https://www.weser- und Gastronomie ist auf Kränholm in bemer- kurier.de/bremen/kraenholm-kombiniert-kunst-und-kue- che-doc7e3pzlf5oahh138yl5b, letzter Zugriff 12.7.2021. kenswerter Weise geglückt. Im Laufe von neun Jahren wurde dieser Ort zu einem festen und le- Ortsamt Burglesum (2012). Niederschrift über die 6. Bei- ratssitzung des XVIII. Beirats vom 17.1.2012. htt- bendigen Bestandteil des kulturellen Lebens im ps://www.yumpu.com/de/document/read/24059973/protok Bremer Norden – und aus einem alten bauli- oll-vom-17012012-ortsamt-burglesum-bremen, letzter Zu- chen Schmuckstück eine moderne kulturelle griff 9.7.21. Schatzkammer mit kulinarischen Perlen. Schoener O (2013). Krähnholm - Kränholm - Kreenholm - CORNELIA TRITTIN Krenholm. https://www.sankt-magnus.de, letzter Zugriff Quellen: 7.7.2021. Brandt P (2020, August 31). Existenzkampf der Gastro- Schmolze A, Schmolze G (1985). An der Lesum. Bremen: Unternehmen in Bremen-Nord. Weser- Kurier: o. A. htt- Heinrich Döll. ps://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-nord-gastrono- Steuer C (2012, September 1). Haus Kränholm - ein Haus men-kaempfen-um-ihre-existenz-doc7e3cbjjw7qw1df2i4o mit drei Leben. Lesumer Bote 77. https://www.heimatver- gs, letzter Zugriff 14.7.2021. ein-lesum.de/lesumer-bote/lesumer-bote-70-79-1/, letzter Kränholm – Stiftung Haus Kränholm zur Förderung von Zugriff 9.7.21. Kunst und sozialer Kultur (o.J.). https://www.kraen- Wörmke S (2011, April 14). Haus Kränholm wird ein Mu- holm.de/seite/kraenholm-stiftung, letzter Zugriff 7.7.2021. sentempel. Weser-Kurier: 88. Kränholm (2012 und 2011). Die Stiftung Haus Kränholm und die Kunst 10. Februar 2012 und Haus Kränholm in St. Magnus wird Kunst- und Kulturhof 13. April 2011. htt- ps://www.kraenholm.de/seite/kraenholm-service-presse, letzter Zugriff 7.7.2021. Landesamt für Denkmalpflege Bremen (o. J.). Haus Krän- holm OBJ-Dok-Nr.0001883. https://www.denkmalpfle- ge.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen160.c.1295 8.de, letzter Zugriff 7.7.2021. Matzner R (2013). Ein Rundgang durch den historischen Knoops Park in St. Magnus. Lesumer Bote 81. htt- ps://www.heimatverein-lesum.de/lesumer-bote/lesumer- bote-80-89-1/, letzter Zugriff 9.7.21. Matzner R (2010). Besuch der ehemaligen Knoopschen Textilfabriken. Lesumer Bote 70. https://www.heimatver- ein-lesum.de/lesumer-bote/lesumer-bote-70-79-1/, letzter Zugriff 9.7.21
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 17 Herbst 2021 Sommer in Lesmona Knoops Park ist der historisch authentische Schauplatz des Briefromans „Sommer in Les- mona“ von Marga Berck, Pseudonym für Mag- dalene Pauli, *4.9.1875 in Bremen. Diese autobiografischen Briefe der Jahrhundertwende, geschrieben von einem jungen Mädchen aus reichem Hanseatenhaus, erinnern an die Welt Fontanes und seiner Frauengestalten (noch heute als Taschenbuch lieferbar: ISBN 3-499- 11818-1; 8,99 €). Anknüpfend an diese rührende Liebesromanze gestaltet seit 1999 die Deutsche Kammerphil- harmonie Bremen ein dreitägiges Klassik-Open- Air-Festival, zu dem jeweils Tausende Besucher strömen – ungeachtet des abwechlungsreichen Bremer Wetters: Konzerte und eine „Musikali- sche Lesung“ mit herausragenden Solisten, so- wohl vor klassischem Konzertpublikum als auch vor Familien mit Kindern. Dazu gibt es ein nächtliches Freiluftkino und ein „Zukunftslabor- Foto: Gerd May Mitmach-Orchester“. Die Musiker agieren unter ebenso wilden Nachwuchs-Protegé Mostafa einem Zeltdach, das Publikum lässt sich davor Saad Beethoven und die Welt-Uraufführung „Für auf einer großen Wiese nieder, mit Decken, Ludwig van“ von Nigel Kennedy sowie mehrere Campingmöbeln, Tischen usw. und genießt Zugaben. Am Samstagabend wurde das Ereig- während der Darbietungen das mitgebrachte nis wiederholt. Und am Sonntag gab es wie ge- Picknick. wohnt den Familientag. Im letzten Jahr musste wegen der Corona-Pan- Das Klassik-Kult-Festival „Sommer in Lesmona“ demie das Festival ausfallen. In diesem Jahr hat sich über die Jahre als ein bedeutendes Kul- gab es unter den geltenden Corona-Auflagen turereignis für Bremen und umzu etabliert und ein abgespecktes Programm: „Ein Hauch von lenkt jedes Mal eine große Aufmerksamkeit auf Sommer in Lesmona“. Am Eingang musste sich St. Magnus und Knoops Park. Deswegen wird jeder Besucher als „3G“ (geimpft, genesen oder die Veranstaltung auch regelmäßig von bedeu- getestet) ausweisen und auf der Festwiese wa- tenden Sponsoren gefördert, allen voran durch ren breite Kreidestreifen aufgebracht, um das die Karin und Uwe Hollweg Stiftung, die Spar- Einhalten der Abstandsregeln zu erleichtern. Am kasse Bremen und Kaefer Isoliertechnik. Wir im Freitagabend (16.7.) spielte die Kammerphilhar- Stadtteil können auf diese Veranstaltung bei uns monie dann zusammen mit dem 64-jährigen stolz sein. Geigen-Superstar Nigel Kennedy und seinem GERD MAY
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 18 Herbst 2021 Straßennamen und ihre Bedeutung (6) Was haben die Bürgerinitiative „Grünes St. Mag- sche Landeszeitung schreibt zur Billungstraße nus“, die frühere Bremer Straße, Gräfin Emma am 30. März 1939: „In St. Magnus heißt die frü- und der Bremer Bürgerpark gemeinsam? Rich- here Bremer Straße jetzt Billungstraße. Der frü- tig, in allen Fällen gibt es einen Zusammenhang here Name hat nach der Richtung, in der die zur Billungsstraße bzw. der Namensgebung. Straße läuft, keine Berechtigung.“ (Norddeut- Als Verbindungs- und Anliegerstraße zwischen sche Landeszeitung – im Weiteren NL – 1939). den Straßen Ulenweg und Auf dem Hohen Ufer Mit dem neuen Namen „Billungstraße“ kenn- schlängelt sich die Billungstraße quer durch ein zeichne und bewahre man das Andenken des Wohngebiet in St. Magnus. Vorbei geht es an im Zweikampf gefallenen letzten Grafen von der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen sowie dem Lesmona (NL 1939). Stiftungsdorf Blumenkamp (beides Bremer Der früh verstorbene Liudger, Sohn des sächsi- Heimstiftung) und An Woldes Wiese. schen Herzogs Hermann Billung, war der Ehe- Apropos Woldes Wiese: Auf dem Betriebsgelän- mann der bekannten Gräfin Emma. Diese zog de der ehemaligen Stadtgärtnerei, westlich der sich nach dem Tod ihres Gatten im Jahre 1011 Billungstraße ist in den vergangenen Jahren nach Lesum zurück. Dem Dom zu Bremen neuer Wohnraum entstanden. Nachdem sich schenkte sie große Teile ihres Vermögens. Ein das Planfeststellungsverfahren über viele Jahre besonderes Anliegen war für sie die Unterstüt- hingezogen hat, wurde im April 2017 der Bebau- zung der Armen und Kranken. ungsplan 1274 in der Baudeputation beschlos- Ihre Fürsorge führte im Ergebnis auch zur sen. Dieser beinhaltet ein Gestaltungskonzept Spende von Wiesen und Weiden an die Bremer zur Parkerweiterung von Woldes Wiese. So sind Bevölkerung. Der Legende nach wollte sie ein verschiedene Maßnahmen „… zur Vermeidung Stück Land ihres unsagbar großen Besitzes ab- und Verminderung eingriffsbedingter Beein- geben. Potenzielle Erben der Gräfin Emma wa- trächtigungen des Naturhaushaltes und des ren erbost und versuchten, ihr Vorhaben zu Landschaftsbildes …“ (Bebauungsplan 2017) torpedieren. Der ursprüngliche Plan der Gräfin festgeschrieben worden. Eine Arbeitsgemein- sah vor, den Bürgern eine Fläche zu schenken, schaft der Firmen M-Projekt und Gebr. Rausch Wohnbau investierte im Jahr 2018 und kaufte der Stadt Bremen Teile der betreffenden Grund- stücke ab. Geplant war der Bau von knapp 50 Wohneinheiten, und zwar Reihen- und Mehrfa- milienhäuser. Eine lange Auseinandersetzung zwischen Poli- tik, Investoren und Bürgerinitiative „Grünes St. Magnus“ hat sich damit mehr als zehn Jahre hingezogen. Mit der Gebietsreform von 1939, als die nördli- chen Ortsgruppen, unter ihnen St. Magnus, zu einem neuen Kreis Bremen-Lesum zusammen- gefasst wurden, erfolgte die Umbenennung vie- ler Straßen. Auf diesem Wege wurden Straßenbezeichnungen, die im neuen Kreis mehrfach vorkamen, bereinigt. Die Norddeut-
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 19 Herbst 2021 die ein Mann in einer Stunde umrunden könne. Sitzung der Deputation für Umwelt, Bau, Verkehr, Stadt- Warum nicht gleich als Frist einen ganzen Tag entwicklung, Energie und Landwirtschaft (S) am 27. April einräumen, erwiderten daraufhin die Erben süffi- 2017. sant. Der Bruder des verstorbenen Ehemanns Bremer Adressbuch von 1952, erbat sich dabei das Recht, den Mann selbst https://brema.suub.uni-bremen.de/periodical/page- view/738952, abgefragt 13.08.2020. auszuwählen. Er berief hierzu einen Krüppel. Gräfin Emma betete für diesen und segnete ihn. Bürgerinitiative (BI) Grünes St. Magnus (2021). https://www.gruenes-sankt-magnus.de. So gelang es, dass in gemeinsamer Kraftan- strengung und Unterstützung der Bürger eben Heiligenlexikon (2016). https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Emma_Spende- dieser ausgewählte Krüppel an einem Tag in be- rin_Buergerweide.html, abgefragt am 11.07.2021. sonderer Kraftanstrengung eine große Fläche Norddeutsche Landeszeitung - NL -, Neue Straßennamen umrundete. in Lesum, 30.03.1939. „Gehen konnte er nun freilich nicht, da der Ge- F. Wagenfeld: Bremen's Volkssagen. Neu editiert und mit brauch der Füße ihm gänzlich versagt war; er Erläuterungen versehen von B. U. Hucker, Edition Tem- kroch also auf den Händen, und ein Diener der men, Bremen 1996. Gräfin folgte ihm, um alle hundert Schritt auf sei- Weser-Kurier, Bremen verkauft Woldes Wiese, ner Bahn einen Pfahl einzuschlagen. Im Anfan- 20.03.2018. ge waren die Bürger traurig, und die Meisten Weser-Kurier, Der Fall Billungstraße, 11.04.2016. gingen voller Mißmuth zu Hause; denn was soll- ten sie von einem Krüppel erwarten. Der aber kroch und kroch, immer gleichmäßig weiter, und als die Bürger gegen Mittag wieder hinausgin- gen, wurden sie auf das Angenehmste über- rascht; denn soweit das Auge reichte, erblickten sie die hellschimmernden Pfähle … und im Abendschein konnte man schon von der Stadt aus deutlich den Krüppel arbeiten sehen, wie er näher und näher kam. Als die Sonne sank, lang- te er bei der Stadt an, und es war eine Weide eingezäunt, viel umfangreicher, als die Bürger ursprünglich gehofft hatten und fast zu groß für ihren Bedarf. Dies war im Jahre 1032. …“ (Heili- genlexikon 2016). Der Entscheidung der Gräfin Emma ist es dieser Legende somit zu verdanken, dass der heutige Bremer Bürgerpark entstand. Die Dankbarkeit der Bremer Bevölkerung war so groß, dass dem Krüppel zu Ehren sein Bildnis zu den Füßen des Bremer Rolands verewigt wurde. Das Grab der Gräfin Emma befindet sich im Dom zu Bremen. VOLKER BULLING Quellenverzeichnis: Bebauungsplan 1274 für ein Gebiet in Bremen-Burglesum im Bereich südlich Altenheim Blumenkamp, Raschen- kampsweg, Auf dem Hohen Ufer, Billungstraße, Bearbei- tungsstand: 23.03.2017. Deputationsvorlage für die
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 20 Herbst 2021 Konditorei und Café Wolpmann Kuchen, Eis und mehr vor über 50 Jahren Helmut Wolpmanns Weg nach Burgdamm, um hier mit seinem angespartem Kapital während des Krieges das Grundstück an der Bremerha- vener Heerstraße zu erwerben. Der Anbau für 80 Personen mit dem schönen Ausblick wurde 1953 errichtet. Es gab Kaffee, Kuchen und einen Mittagstisch. Die Leitung der Küche lag in den Händen der Tochter. Die Spezialitäten des Hauses waren Eis und Eisbomben sowie eine Art Baumtorte. Helmut Wolpmann erhielt einen Gebrauchsmusterschutz für die Herstellung ei- nes Baumkuchenapparates. Im Archiv des HVL bewahren wir einen Brief von 1958 auf, in dem sich Herr Wolpmann bei dem Heimatforscher Kühlken für einen netten Bericht in seinem Artikel „Burgdamm einst und jetzt“ be- dankt und ihn in sein Café einlädt. Die Urenkelin Werbeanzeige der Konditorei Wolpmann Jacqueline Wolpmann stellte dem Heimatverein „In einer kleinen Konditorei, da saßen wir aus dieser Zeit diverse Fotos der Konditorei zur zwei…“: Das sang schon Vico Torriani im Jahr Verfügung. 1956. Auch Burgdamm hatte zu dieser Zeit eine Nach dem Tode von Helmut Wolpmann am Konditorei in der Bremerhavener Heerstraße 34. 24.12.1963 führte seine Frau Adele bis zum Dort hatte 1949 – fünf Tage nach Inbetriebnah- 25jährigen Jubiläum1 der Bäckerei den Betrieb me des neu errichteten Gummibahnhofs - Hel- weiter mit Hilfe ihrer Tochter Heike und ihres mut Wolpmann den „süßen Ort in Bremen-Nord“ Sohnes Helmut (gelernter Konditor), der für die (HVL 2017) als Bäckerei und Konditorei errich- Backstube verantwortlich war. Bäckerei Wolp- tet. Das erste Café in Lesum bot einen herrli- mann hatte viele Stammkunden aus der nähe- chen Blick ins Ihletal und hatte Platz für viele ren und weiteren Umgebung und war überall Familienfeiern. bekannt und sehr beliebt. Über einen Pachtbetrieb in Gröpelingen, der den 1969 übernahm der Bäcker Hermann Schultz Bombenangriffen zum Opfer fiel, und einen neu die Bäckerei Wolpmann und führte das Ge- aufgebauten Betrieb in Blumenthal führte 1941 schäft unter seinem Namen weiter. Lange Zeit Straßenansichten der Bäckerei Wolpmann in den 1950er Jahren
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 21 Herbst 2021 Anmerkung 1 Das 25-jährige Jubiläum bezieht sich wahrscheinlich auf das Jahr 1966 - unter Berücksichtigung der Eröffnung des ersten Betriebes in Blumenthal 1941. Quellenverzeichnis: Heimatverein Lesum - HVL (1958). Brief von Helmut Wolpmann an Friedrich Kühlken, 15.7.1958. Heimatverein Lesum - HVL (2017). Der HVL-Kalender 2017. https://www.heimatverein-lesum.de/kalender-2017- archiv/, letzter Zugriff 28.7.2021. Werbeanzeige und alle Fotos: Jacqueline Wolpmann Helmut Wolpmann jr. (links) mit seinem Prü- fungsstück der Gesellenprüfung erinnerte ein großer Mühlstein neben dem Haus an das Mehl, das der Bäcker verarbeitete. Heute werden in dem ehemaligen Konditoreige- bäude orientalische Schnellgerichte im Bodrum Kebaphaus serviert. EDITH OSTENDORFF
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 22 Herbst 2021
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 23 Herbst 2021 Felix Mendes Musikempfehlung* „Liebesweisen" „Liebesweisen" - so heißt die CD, deren Produk- tion das Voktett Hannover im Rahmen des Deutschen Chorwettbewerbs in Freiburg 2018 gewonnen hat. Aufgenommen wurde eine Mi- schung aus weltlicher und geistlicher Chormusik unterschiedlicher Epochen, interpretiert von acht bestens ausgebildeten Sänger*innen. Um Stücke des romantischen Komponisten Pe- ter Cornelius gruppiert sich ein Programm, das ganz unterschiedliche Stile und Repertoireberei- che, von der Renaissance über das Volkslied bis zu verschiedenen Spielarten der Neuen und der zeitgenössischen Musik vereint. Klassiker wie „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir" von Mendelssohn stehen neben Vertonungen lische Tiefe, mit der die Stücke musiziert wer- von Johannes Brahms, Gustav Mahler und einer den. Gesungene Herzensgedanken, wie sie herzerweichenden Bearbeitung von „Dat du min schöner nicht dargeboten werden könnten. Leevsten büst" von Helmut Wormbächer. Die CD kann auf der Homepage des Voktett Beim Hören beeindruckt mich die technische Hannover für ca. 15 € erworben werden: Perfektion der Stimmen ebenso wie die musika- https://voktett-hannover.de FELIX MENDE * Felix Mende (Jg. 1987) ist seit 2018 Kantor an der St. Martini Gemeinde in Lesum und dort insbesondere für das Orgelspiel im kirchlichen Kontext, das kirchenmusikalische Jahresprogramm und den Chor Capella St. Martini zu- ständig.
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 24 Herbst 2021 Auflösung siehe Seite 19
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 25 Herbst 2021
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 26 Herbst 2021 Neues aus Ilsenburg einstrahlung und heftiger Wind fachten das Feu- er weiter an. Der erste Löschangriff konzentrier- Waldbrände – Belastung für te sich auf das Ablöschen der Flammen am Mensch und Material Rande des Flächenbrandes, um so eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Im nächsten Schritt Es war nur eine Frage der Zeit, wann so etwas wurde die von Glutnestern übersäte Fläche mit passieren würde! Dieser Satz mag wohl vielen viel Wasser heruntergekühlt. Nach ungefähr vier Feuerwehrleuten durch den Kopf gegangen Stunden konnte Münzberg der Einsatzleitstelle sein, als die Einsatznachricht am 28. April 2021 in Halberstadt „Feuer aus!“ melden. Nach einer gegen 15.00 Uhr auf den Funkmeldeempfän- weiteren Stunde führten die Kameraden mit Hil- gern einlief. Neben den Feuerwehren aus Ilsen- fe einer Wärmebildkamera eine Nachkontrolle burg eilten zusätzlich die Wehren aus Werni- durch. Zum Glück aller, fing es dann in der gerode, Stapelburg und Wasserleben herbei. Nacht noch an zu regnen. Unmittelbar nach der Alarmierung trafen die ers- ten 15 Einsatzkräfte der Ilsenburger Wehr am Gerätehaus ein. Viele befanden sich zu dieser Uhrzeit schon im wohlverdienten Feierabend. Andere kamen von der Arbeitsstelle herbeigeeilt. Wie André Münzberg, stellvertretender Orts- wehrleiter der Feuerwehr Ilsenburg und Einsatz- leiter an diesem Tag, berichtet, gibt es für solche Szenarien eine Alarm- und Ausrückverordnung. Gemäß dem Einsatzstichwort „Brand 2 – Vege- tationsbrand“ wurde die Einsatzstelle im ersten Abmarsch durch das Tanklöschfahrzeug und das Löschgruppenfahrzeug angefahren. Weitere Fahrzeuge wurden dann durch nachrückende Die Ursachen Kräfte besetzt. Schon auf der Anfahrt bekam Wie es zu dem Feuer nahe der Plessenburg Münzberg durch die Einsatzleitstelle erste wich- kam, konnte bisher nicht geklärt werden. Fast tige Informationen, unter anderem, dass Forst- genau vor einem Jahr kam es in unmittelbarer arbeiter mit ersten Löschmaßnahmen begonnen Nähe zu einem ähnlichen Szenario. Auf einer haben, sich das Feuer aber weiterhin stark ent- Fläche von circa 200 Quadratmetern fielen da- wickle. mals frisch aufgeforstete Birken und Douglasien Aus weiter Entfernung war bereits eine starke den Flammen zum Opfer. Neben menschlichem Rauchentwicklung zusehen. Bei Eintreffen der Fehlverhalten können auch natürliche Ursachen ersten Kräfte hatte das Feuer schon eine Flam- wie z. B. Blitzeinschläge Ursache für eine Brand- menhöhe von etwa 1,5 Metern erreicht und brei- entstehung sein. Für die Wälder besonders ge- tete sich hangaufwärts aus. Starke Sonnen- fährlich sind die Frühjahrsmonate, primär der Monat Mai. In dieser Zeit ist der wintertrockene Boden noch nicht ausreichend von nachwach- sendem Grün bedeckt. Die in den letzten Jahren häufig auftretenden Dürreperioden und die zu- nehmende Brandlast in den Waldflächen stellen ein zusätzliches Risiko für die Wälder dar. Ausrüstung und Wissen Was Ausbildung und Ausrüstung angeht, hat man hier im Landkreis Harz kräftig aufgestockt. Der Kreisfeuerwehrverband Harz e. V. organi- sierte, in Kooperation mit dem Verein für Wald- und Flächenbrandbekämpfung e. V., Seminare
LESUMER BOTE / Nr. 111 Seite 27 Herbst 2021 wehr Ilsenburg, blickt mit Sorge auf Einsätze dieser Art. Gerade an Stellen, fernab von den Wegen, müssen seine Leute samt der schweren Ausrüstung zu Fuß durch unwegsames Gelän- de. Als Beispiel nennt Gaede den Scharfenstein. Mit ihren 41 Kameraden, davon 7 Frauen, ist die Ilsenburger Wehr personell gut aufgestellt. Bei einem Altersdurchschnitt von ungefähr 35 Jah- ren sind auch so gut wie alle Altersklassen ver- treten. Darüber hinaus gibt es viele, die einer Arbeit im Stadtgebiet nachgehen. Im Ernstfall könne so schnell ein erstes Fahrzeug besetzt werden. für die Feuerwehren im Kreis. Grundlagenwis- sen, taktische Vorgehensweisen und der richtige KATHLEEN BEHRENS, Stadt Ilsenburg Einsatz entsprechender Werkzeuge sind Grund- Fotos: Denis Löffke und Kathleen Behrens voraussetzung bei der Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden. Seit einigen Jahren sind Löschrucksäcke ein fester Bestandteil der Ausrüstung geworden. Wie der Name schon verrät, handelt es sich um einen Tragerucksack, der mit einer Wasserblase bestückt ist. Je nach Modell kann diese 20 Liter Wasser beinhalten. Mit einer Doppelhub- Löschlanze lässt sich das Löschwasser dosiert und gezielt einsetzen. Brandbekämpfung Für die taktische Bewältigung von Wald- und Vegetationsbränden unterscheiden die Brand- schützer zwischen indirekter und aktiver Brand- bekämpfung. Sind genügend Kräfte vor Ort und die Versorgung mit ausreichend Löschwasser gewährleistet, kann aktiv mit der Brandbekämp- fung begonnen werden. Anders sieht es aus, wenn das Löschwasser erst über eine lange Entfernung zur Einsatzstelle verbracht werden muss und nicht genügend Kräfte vor Ort sind. Bei einer solchen Ausgangslage handelt es sich dann um die sogenannte indirekte Brandbe- kämpfung. Während im Hintergrund die Lösch- wasserversorgung sichergestellt wird und weitere Kräfte nachalarmiert werden, konzen- triert sich der Einsatzschwerpunkt auf eine Ver- hinderung der Ausbreitung des Feuers. Belastung Zum Brand nahe der Plessenburg hatten die Einsatzkräfte das Glück, mit ihren Fahrzeugen so weit wie möglich die Einsatzstelle anzufah- ren. Fabian Gaede, Ortswehrleiter der Feuer-
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