Liability-Driven-Investing (LDI) - A Primer - welcome to brighter - Mercer
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Inhalt 1. Executive Summary .................................................................................................................... 1 2. Einführung in das Asset-Liability-Management............................................................................ 2 3. Einbettung von LDI in die Asset-Strategie ................................................................................. 10 4. LDI-Investment-Toolkit .............................................................................................................. 14 5. Liability-Benchmark und Monitoring .......................................................................................... 19 6. Wie kann Mercer bei LDI unterstützen? .................................................................................... 22 7. Kontaktdaten ............................................................................................................................. 23
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 1 Executive Summary - Liability-Driven-Investing (LDI) ist ein Risikomanagementkonzept, das typischerweise innerhalb der Kapitalanlage von Pensionsplänen mit Leistungszusagen (DB-Pläne) Anwendung findet. LDI steuert das sich aus den aktuariellen Cashflow-Prognosen bedingte ökonomische Risiko und/oder das Bilanzrisiko auf Seiten der Kapitalanlage. - Eine bilanzielle Bewertung der Pensionsverpflichtungen findet über Annahmen für einen Rechnungszins und für Rentenanpassungen (Inflation) statt. Je nach Bilanzierungsstandard gibt es unterschiedliche Vorgaben zum Rechnungszins (bspw. IFRS oder HGB). - Für LDI sind nicht die Bewertungsparameter die entscheidende Maßgröße, sondern die Sensitivität der Verpflichtungen gegenüber den Bewertungsparametern. Zur Messung der Sensitivität gibt es verschiedene Kennzahlen wie Duration, PV01 und IE01. - Ein Ziel von LDI kann sein, das Defizit gegen ungünstige Bewegungen der bewertungsrelevanten Faktoren (wie sinkende Zinsen oder steigende Inflation) zu immunisieren. Durch LDI sollen Bewegungen in den Bewertungen der Verpflichtungen auf Seiten der Kapitalanlage repliziert werden. - Zinsen sind im historischen Vergleich im aktuellen Umfeld gering. Auch wenn eine Erwartung sein kann, dass die Zinsen mittel- bis langfristig wieder steigen, ist LDI kein taktisches Konzept. LDI ist vielmehr ein Konzept des Risikomanagements, das vor sinkenden Zinsen, die in bestimmten Szenarien eintreten können, schützen soll. Darüber hinaus kann es innerhalb eines robusten Governance-Prozesses sinnvoll sein, ein Framework zur Umsetzung von LDI bereits vorzubereiten, um auch in Szenarien gestiegener Zinsen handlungsfähig zu sein. - LDI wird in die Kapitalanlage durch Einbettung entsprechender Sensitivitäten umgesetzt. Hierbei kann sich der Pensionsplan verschiedener physischer und derivativer Instrumente, wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Swaps, bedienen. - Bei expliziter Integration von LDI in die Kapitalanlage kann die Mandatierung eines LDI- Managers sinnvoll sein. Im Rahmen einer Investmentstruktur mit einer KVG ist neben der operationellen Anbindung des LDI-Managers bei Verwendung derivativer Instrumente unter Umständen auch die Anbindung eines Collateral-Managers notwendig. - LDI-Manager haben keine traditionelle Benchmark. Eine Benchmark wird anhand der individuellen Verpflichtungsstruktur des Pensionsplans abgeleitet und in eine investierbare Liability-Benchmark übersetzt. Durch die Komplexität der Performancemessung ist ein gesondertes und speziell auf das LDI-Mandat zugeschnittenes Reporting notwendig. Das Reporting erhält unter anderem Informationen zu Hedging-Leveln, Risiken, Collateral, etc. 1
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 2 Einführung in das Asset-Liability- Management Liability-Driven-Investing (LDI) ist ein Risikomanagementkonzept innerhalb des Asset-Liability- Managements, das vor allem für Pensionspläne mit Leistungszusagen (DB-Pläne) geeignet ist, die mithilfe ihrer Kapitalanlage das ökonomische Risiko und/oder das Bilanzrisiko steuern möchten. Ersteres bedeutet, dass der Pensionsplan die Kapitalanlage an den erwarteten Rentenzahlungen ausrichtet. Die wesentlichen Faktoren, die die Rentenzahlungen bei leistungsorientierten Pensionsplänen beeinflussen, sind Rentenanpassungen, die sich an der Entwicklung des Verbraucherpreisindex orientieren, und das Langlebigkeitsrisiko der betroffenen Population. Ein Bilanzrisiko ergibt sich aus der bilanziellen Bewertung der Pensionsverpflichtungen. Zum besseren Verständnis von LDI ist es daher unabdingbar, die Grundlagen leistungsorientierter Pläne und wie diese unter verschiedenen Rechnungslegungsgrundsätzen bilanziell bewertet werden, zu verstehen. Pensionsverpflichtungen: Von Pensionszusagen zu Cashflows In Deutschland gibt es vier Formen von Pensionszusagen: die Leistungszusage, die beitragsorientierte Leistungszusage, die Beitragszusage mit Mindestleistung und die reine Beitragszusage1. Bei Leistungszusagen (DB-Plan) sagen Unternehmen ihren Mitarbeitenden eine bestimmte Leistung in Form einer Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrente zu. Diese Leistung wird bei Renteneintritt oder im Fall der Invalidität oder des Todes des Leistungsberechtigten fällig. Die Höhe der Leistung ist in der Pensionszusage definiert. In der Praxis gibt es unterschiedliche Modelle: - Nicht-gehaltsabhängig: Festbetrag oder Bausteinpläne. - Gehaltsabhängig: Karriere- oder Endgehaltspläne. Gehaltsabhängige Pläne sind insofern für LDI von Interesse, da sie von einem Gehaltstrend abhängig sind, der indirekt durch die Inflationsentwicklung beeinflusst wird. Bei leistungsorientierten Plänen reichen die Verbindlichkeiten demnach weit in die Zukunft und kann als eine Reihe von erwarteten Zahlungen (Cashflows) an die Mitarbeitenden verstanden werden. Ein Erwartungswert der Cashflows wird unter Verwendung von Richttafeln (bspw. Heubeck-Richttafeln) 1 Die reine Beitragszusage wird seit der Einführung durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz viel diskutiert, hat in der Praxis jedoch bislang keine Relevanz. 2
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer berechnet, die Sterbe-, Invalidisierungs-, Verheiratungswahrscheinlichkeiten etc. enthalten. Über eine ausreichend große Anzahl an Mitarbeitenden sind die Schätzfehler versicherungsmathematisch relativ gering. Das folgende Beispiel soll die Ermittlung der erwarteten Cashflows verdeutlichen: Tabelle 1: Ermittlung von Cashflows für eine Einzelperson Beispiel: Laufende Rente - Rente an eine 80-jährige Witwe - Endalter der Sterbetafeln 95 (D.h., niemand kann 96 werden.) Wahrscheinlichkeit der Erwarteter Alter Jahresrente Auszahlung Cashflow (fiktive Werte) 80 1.000 € 100,0% 1.000 € 81 1.010 € 96,2% 972 € 82 1.020 € 91,8% 936 € 83 1.030 € 86,8% 894 € 84 1.040 € 81,4% 847 € 85 1.050 € 75,7% 795 € 86 1.061 € 69,8% 741 € 87 1.072 € 63,8% 684 € 88 1.083 € 57,8% 626 € 89 1.094 € 51,9% 568 € 90 1.105 € 46,2% 511 € 91 1.116 € 40,8% 455 € 92 1.127 € 35,6% 401 € 93 1.138 € 30,9% 351 € 94 1.149 € 26,5% 304 € 95 1.160 € 22,5% 261 € Durch Aggregation der erwarteten Cashflows über alle Mitarbeitenden (Aktive, Unverfallbar Ausgeschiedene2 und Rentner) kann ein in die Zukunft gerichtetes Cashflow-Profil gezeichnet werden. Dies kann für einen Pensionsplan beispielhaft wie folgt aussehen: 2Unverfallbar ausgeschiedene Mitarbeitende sind Mitarbeitende, die während ihrer aktiven Dienstzeit beim Unternehmen Leistungsansprüche erworben haben, die nicht mehr verfallbar sind. 3
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Abbildung 1: Aktuarielles Cashflow-Profil Bei Betrachtung der Abbildung gilt zum einen zu berücksichtigen, dass es sich bei den Cashflows für Aktive nur um die bereits erdienten Ansprüche handelt. Die Höhe der Leistungszusage erhöht sich für aktive Mitarbeitende durch weitere Betriebszugehörigkeit im Laufe der Zeit und somit auch die erwarteten Cashflows in der Pensionszusage. Eine Erhöhung der Leistungszusage durch weitere Betriebszugehörigkeit ist für das Unternehmen Dienstzeitaufwand (sog. Service Cost). Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass zum Zeitpunkt der Erstellung des Cashflow-Profils Aktive und UVA noch keine Leistungen erhalten. Das Cashflow-Profil berücksichtigt demnach den Zeitpunkt des Renteneintritts der Mitarbeiten. Das Cashflow-Profil ist erstmal unabhängig von der bilanziellen Bewertung der Pensionsverpflichtungen. Risiken für den Pensionsplan ergeben sich aus Rentenanpassungen und dem Langlebigkeitsrisiko. Das Langlebigkeitsrisiko bezeichnet die Unterschätzung der erwarteten Rentenzahlungen durch Unterschätzung der Sterbewahrscheinlichkeiten. Beides führt zu einer Erhöhung der Cashflows. Eine bilanzielle Bewertung der Pensionsverpflichtungen findet über Annahmen für einen Rechnungszins und für Rentenanpassungen (Inflation) statt. Je nach Bilanzierungsstandard gibt es unterschiedliche Vorgaben zum Rechnungszins. Mithilfe des Rechnungszinses wird ein Barwert für das Cashflow-Profil berechnet, der als Pensionsrückstellung in die Bilanz fließt. Das bedeutet, dass je höher der Rechnungszins ist, desto geringer ist die Pensionsrückstellung. Für Rentenanpassungen gibt es Vorgaben im Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (§16 Betriebsrentengesetz - BetrAVG), jedoch sind hier auch unternehmensindividuelle Ausprägungen möglich. Der folgende Abschnitt beschreibt die Regelungen zur Bewertung der Pensionsrückstellungen. 4
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Bewertungsrelevante Faktoren Je nach angewandter Rechnungslegung werden unterschiedliche Rechnungszinsen angenommen. In der folgenden Beschreibung beschränken wir uns auf die Rechnungslegung nach IFRS und HGB. Mercer informiert hier regelmäßig über den Rechnungszins nach IFRS und HGB. Für deutsche Unternehmen sind in der Regel drei Rechnungszinssätze relevant: - IFRS: Gemäß IAS 19.83 werden Pensionsverpflichtungen mit einem Rechnungszinssatz diskontiert, der den Renditen von Unternehmensanleihen mit guter Qualität (üblicherweise AA- Rating) zum Zeitpunkt der Bilanzerstellung entspricht. Darüber hinaus müssen die Laufzeiten der Anleihen den Laufzeiten der Pensionszahlungen entsprechen. Dies wird näherungsweise über die Duration der Anleihen und der Pensionsverpflichtungen bestimmt.3 Aufgrund des geringen Volumens von in Euro emittierten AA-Unternehmensanleihen mit langer Laufzeit findet häufig auch ein Näherungsverfahren Anwendung, das auf einer „risikolosen“ Zinsstrukturkurve (in Euro denominierte Staatsanleihen oder Swaps) und einem laufzeitabhängigen Risikoaufschlag für Unternehmensanleihen (Credit Spreads) beruht. IFRS-Rechnungszins (Duration: 15 Jahre) 8,0% 6,0% Rechnungszins 4,0% 2,0% 0,0% -2,0% -4,0% 2027 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2028 2029 2030 Historie 5% Quantil Mittelwert 95% Quantil Abbildung 2: Historische Entwicklung des IFRS-Rechnungszinses seit 2007 und stochastische Projektion in die Zukunft mit Mercer Zinsmodell 3 Analog zu Anleihen kann für Pensionsverpflichtungen eine Duration bestimmt werden. 5
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer - Handelsbilanz: Im Handelsgesetzbuch (gemäß § 253 Abs. 2) wird als Rechnungszins ein 10- Jahresdurchschnittszins4 von Unternehmensanleihen von guter Qualität und mit einer Laufzeit von 15 Jahren angewandt. HGB-Rechnungszins (10-Jahres-Durchschnitt, Duration: 15 Jahre) 8,0% 6,0% Rechnungszins 4,0% 2,0% 0,0% -2,0% -4,0% 2027 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2028 2029 2030 Historie 5% Quantil Mittelwert 95% Quantil Abbildung 3: Historische Entwicklung des HGB-Rechnungszinses (10-Jahresdurchschnitt) sei 2015 und stochastische Projektion in die Zukunft mit Mercer Zinsmodell - Steuerbilanz: Laut dem Einkommensteuergesetz (EStG) beträgt der Rechnungszinssatz 6 Prozent. Über den Rechnungszins hinaus, können Leistungsanpassungen Auswirkungen auf die Höhe der Cashflows und somit auf die Höhe der Bewertung der Verpflichtungen haben. Gemäß § 16 BetrAVG hat der Arbeitgeber die Pflicht, alle drei Jahre eine Anpassung der laufenden Leistungen der betrieblichen Altersversorgung zu prüfen (sog. Anpassungsprüfungspflicht). Die Pflicht gilt als erfüllt, wenn die Anpassung nicht geringer ausfällt als der Anstieg - des Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI) oder - der Nettolöhne vergleichbarer Arbeitnehmergruppen des Unternehmens. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber auch nicht dazu verpflichtet ist, eine Rentenanpassung vorzunehmen, die darüber hinausgeht. Außerdem ist der Arbeitgeber darin, den für sich günstigeren Vergleichsmaßstab (Verbraucherpreisindex oder Nettolohnentwicklung) anzuwenden. 4 Zu beachten ist, dass die Differenz zwischen dem Wertansatz mit dem 10-Jahres-Durchschnittszins und dem 7-Jahres- Durchschittszins ausschüttungsgesperrt ist (§ 253 Abs. 6 HGB). Die Bemessungsgrundlage für ausschüttungsfähige Gewinn ist demnach der 7-Jahres-Durchschittszins. 6
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Ausnahmen bestehen unter anderem, wenn die wirtschaftliche Lage des Unternehmens der Rentenanpassung entgegensteht oder der Arbeitgeber sich verpflichtet hat, die laufenden Leistungen jährlich um 1 Prozent anzupassen. Die 1-Prozent-Regel ergibt sich aus § 16 Abs. 3 Nr. 1 BetrAVG. Gemäß § 30c Abs. 1 BetrAVG gibt es noch die Einschränkung, dass die 1-Prozent-Regel nur für Zusagen gilt, die nach dem 31.12.1998 erteilt wurden. Für andere Zusagen ist die Anpassung nach VPI oder Nettolöhnen einschlägig. Für LDI sind aber nicht die Bewertungsparameter die alleinige Maßgröße, sondern auch die Sensitivität der Verpflichtungen gegenüber diesen Bewertungsparametern. Zur Messung der Sensitivität gibt es verschiedene Kennzahlen: - Duration: Die Duration bezeichnet die durchschnittliche Laufzeit bis zur Zahlung (des Barwerts) der Verbindlichkeiten. Die Einheit ist in Jahren. Die Duration beschreibt damit die Sensitivität eines Barwerts gegenüber (kleinen) Änderungen des Diskontsatzes. Faustregel: Eine 1%-Verschiebung des Diskontsatzes nach oben / unten entspricht einer prozentualen Veränderung in Höhe der Duration des Gesamtbarwertes der Verpflichtungen nach unten / oben.5 Abbildung 4: Bildliche Darstellung der Duration in einem Cashflow-Profil. Bildlich kann die Duration als „Ausgleichspunkt“ des barwertigen Cashflow-Profils angesehen werden. - PV01: Der PV01 entspricht der Wertänderung der Gesamtverbindlichkeiten (Barwert in Euro) aufgrund einer Änderung des Diskontierungszinssatzes um einen Basispunkt (0.01% p.a.). 5Mithilfe der Duration können Veränderungen des Barwerts berechnet werden, die sich durch kleinere Parallelverschiebungen der Zins- oder Inflationskurve ergeben. Bei Verschiebungen der Kurven weist die Duration als Sensitivitätsgröße Schwachstellen auf. Zur Illustration der Sensitivitäten beschränken wir uns im Folgenden auf die beschriebenen Kennzahlen. 7
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer - IE01: Der IE01 entspricht der Wertänderung der Gesamtverbindlichkeiten (Barwert in Euro) aufgrund einer Änderung der Inflation um einen Basispunkt (0.01% p.a.). Pensionsverpflichtungen haben typischerweise eine hohe Duration. Je nach Alter des Mitarbeiterbestands liegen Durationen in Deutschland typischerweise zwischen 10 und 30 Jahren. Das impliziert, dass schon kleine Änderungen in den bewertungsrelevanten Faktoren signifikante Auswirkungen auf die bilanzielle Bewertung der Pensionsverpflichtungen haben können. Angenommen die Verpflichtungen haben eine Duration von 20 Jahren und der Rechnungszins verringert sich um 1 Prozent, dann erhöht sich die bilanzielle Bewertung der Pensionsverpflichtungen um ca. 20 Prozent. Ziele von LDI können vielfältig sein. Ein Ziel von LDI kann sein, den Ausfinanzierungsgrad des Pensionsplans zu stabilisieren und gegen ungünstige Bewegungen der bewertungsrelevanten Faktoren zu immunisieren. Dies geschieht durch eine Einbettung von LDI in die Kapitalanlage des Pensionsplans. Durch LDI sollen Bewegungen in den Bewertungen der Verpflichtungen auf Seiten der Kapitalanlage repliziert werden. Bei für die Bewertung der Verpflichtungen negativer Veränderungen der bewertungsrelevanten Faktoren verändert sich das Defizit mit und ohne LDI-Komponente im Portfolio wie folgt: Kein LDI: LDI: Abbildung 5: Darstellung der Bilanzvolatilität bei einer Kapitalanlage mit und ohne LDI Dies impliziert aber wiederum auch, dass wenn der Rechnungszins steigt oder die Inflation sinkt, kein LDI dazu führt, dass das Defizit geringer bzw. geschlossen wird. Mit LDI wäre das Defizit auch in diesem Fall relativ konstant. 8
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Bei Beobachtung der Bewegung des IFRS-Rechnungszinses (s. Abbildung 3) wird deutlich, dass solche Bewegungen innerhalb eines mittelfristigen Zeitraums möglich sind. Durch die Durchschnittsbildung im HGB ist die Bewertung deutlich weniger volatil (s. Abbildung 4) als unter IFRS. Das impliziert auch, dass vor allem die Zinssensitivität nach IFRS höher ist als unter HGB und dies in einer LDI-Strategie entsprechend berücksichtigt werden muss. Bei der Inflation gibt es nach HGB keine Durchschnittsbildung, so dass hier wiederum die Sensitivitäten vergleichbar sind. Unter welchen Voraussetzungen ist LDI als Bestandteil der Kapitalanlage sinnvoll? Welche strategischen Entscheidungen hinsichtlich LDI müssen Pensionspläne treffen? Wie kann LDI implementiert werden? Wie sieht ein LDI-Reporting aus? Diese Fragen werden in den folgenden Kapiteln beantwortet. 9
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 3 Einbettung von LDI in die Asset- Strategie Pensionspläne können mit ihrer Kapitalanlage zur Finanzierung der Pensionszusagen verschiedene Investitionsziele verfolgen. So ist typischerweise das Ziel eines Pensionsplans bei einem geringeren Ausfinanzierungsgrad von z.B. 50% der längerfristige Aufbau des Ausfinanzierungsgrads. Das heißt, der Pensionsplan verfolgt das Ziel, mithilfe positiver Kapitalmarktperformance den Ausfinanzierungsgrad aufzubauen. Hierzu muss der Pensionsplan in der Lage sein, mit einer geringeren Basis (hier 50% der Verpflichtungen) die Interest Cost zu verdienen. Werden keine Service Cost oder anderes Funding regelmäßig hinzugefügt, müssen diese ebenfalls mit Hilfe der Kapitalanlage verdient werden. Jeder zusätzliche Performancebeitrag darüber hinaus trägt zu einer Erhöhung des Funding Levels bei. Das bedeutet, dass je geringer der Ausfinanzierungsgrad ist, desto höher muss der erwartete Ertrag sein, um die Kosten zu verdienen und den Ausfinanzierungsgrad zu verdienen. Für einen solchen Pensionsplan optimale Portfolien sind daher tendenziell stark in Growth Assets wie Aktien investiert. Dies rührt daher, dass Portfolien nicht anhand der Verpflichtungen und/oder bewertungsrelevanter Faktoren abgeleitet werden, sondern aus Asset-Only-Sicht. Das heißt, dass Portfolien hinsichtlich Rendite und Risiko optimiert werden. Die alternative zu einer renditeorientierten Allokation wäre den Ausfinanzierungsgrad durch zusätzliche Beiträge zu erhöhen. Typischerweise ist LDI für Pensionspläne interessant, bei denen schon ein hoher Ausfinanzierungsgrad besteht und die mit ihrer Kapitalanlage das Ziel verfolgen, den erreichten hohen Ausfinanzierungsgrad beizubehalten bzw. zu stabilisieren. Damit einher geht eine Bilanzoptimierung, indem die bewertungsrelevanten Faktoren der Verpflichtungen auf der Kapitalanlageseite repliziert werden. Portfolien werden mit einer sog. Asset-Liability-Optimierung abgeleitet und beinhalten im Ergebnis eine höhere Sensitivität zu Zins und Inflation. Asset-Liability bedeutet, dass die Portfolien relativ zu den Verpflichtungen abgeleitet werden. Ertrags- und Risikoerwartungen können mithilfe der sog. Return on DBO auch für Verpflichtungen abgeleitet werden. Dabei ist Return on DBO definiert als die relative Veränderung der Verpflichtungen auf Basis der Interest Cost und der Umbewertung aufgrund von Zins- und Inflationsänderungen (Actuarial Gains and Losses). Die folgende Fallstudie soll illustrieren, wie unterschiedlich Anlageklassen in Portfolien gewichtet sind, wenn die Portfolien Asset-Only- oder Asset-Liability-optimiert sind und was die Auswirkungen auf den Ausfinanzierungsgrad des Pensionsplans ist. Angenommen sei ein Pensionsplan mit einem Ausfinanzierungsgrad von 80% nach IFRS. Die Verpflichtungen haben eine Zins-Duration von 20 Jahren. Der Pensionsplan überprüft die langfristigen 10
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Auswirkungen einer Kapitalanlage auf den Ausfinanzierungsgrad, die sich stärker an den Verpflichtungen orientiert. Dabei sollen vornehmlich Zinsrisiken abgesichert werden. Der Pensionsplan führt hierzu Portfoliooptimierungen aus Asset-Only- und Asset-Liability-Sicht durch. Die optimierten Allokationen mit relevanten Portfoliokennzahlen sehen wie folgt aus: Tabelle 2: Illustrative Gegenüberstellung Asset-Only- und Asset-Liability-optimierter Portfolien Allokation Asset-Only-optimiert Asset-Liability-optimiert 4% 18% 16% 17% 30% 28% 29% 32% 26% Erwarteter Ertrag 2,5% 2,5% Volatilität 8,0% 9,9% 99%-Value-at-Risk (1 Jahr) -19,9% -23,0% Zins-Duration 4 8 Zins-Hedge-Ratio 8% 16% Wie stark Zins- und Inflation-Hedging in einer Allokation vertreten ist, kann über Zins- und Inflation- Hedge-Ratios definiert werden. Das Zins-Hedge-Ratio (Inflation-Hedge-Ratio) entspricht dem PV01 (IE01) der Kapitalanlage in Relation zum PV01 (IE01) der IFRS-Verpflichtungen. Das Hedge Ratio selbst ist unabhängig von der Allokation in das Hedging-Portfolio. Je nach gewählten Instrumenten (s. Kapitel 4 für mehr Details) kann das Zins- und Inflationsrisiko auch durch Leverage implementiert werden, so dass bei einer fixen Allokation in das Hedging-Portfolio das Hedge-Ratio auch erhöht werden kann. 11
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer In dieser Fallstudie beträgt der Return on DBO im Erwartungswert 1,9%. Das heißt, dass unter der Annahme, dass Service Cost der Kapitalanlage zugeführt werden und dass Rentenzahlungen aus der Kapitalanlage entnommen werden, der Ausfinanzierungsgrad in der Erwartung langfristig steigen sollte. Sollten bspw. Service Cost nicht zugeführt werden, müssten die Erträge der Kapitalanlage ausreichend sein, um auch diese Kosten zu tragen. Es wären dann unter Umständen ertragsorientiertere Allokationen notwendig. Die Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads kann im Rahmen einer ALM-Studie untersucht und so überprüft werden, inwiefern Allokationen zur Erreichung der Investment-Ziele geeignet sind. In einer ALM-Studie werden verschiedene Bilanzkennzahlen mithilfe einer Monte-Carlo-Simulation in die Zukunft projiziert. Die Langfristprojektionen für die beiden optimierten Portfolien hinsichtlich der Entwicklung des Ausfinanzierungsgrades sehen wie folgt aus: Asset-Only- 200% Ausfinanzierungsgrad optimiert 170% 150% 154% 162% 140% 147% 124% 132% 110% 117% 100% 93% 95% 97% 98% 100% 80% 81% 84% 86% 88% 91% 62% 59% 57% 55% 50% 54% 53% 52% 50% 50% 0% 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 5% Quantil Erwartung 95% Quantil Asset-Liability- 200% Ausfinanzierungsgrad optimiert 150% 146% 135% 140% 120% 125% 130% 108% 114% 100% 94% 95% 80% 81% 83% 85% 86% 88% 90% 91% 93% 63% 62% 61% 59% 58% 57% 56% 50% 55% 0% 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 5% Quantil Erwartung 95% Quantil Abbildung 6: Ausfinanzierungsgrad-Projektion der Asset-Only- und Asset-Liability-optimierten Portfolien Je nach Investment-Zielen für die Finanzierung des Pensionsplans sind beide Portfolien valide Alternativen. Wenn der Pensionsplan über die nächsten 10 Jahre eine volle Ausfinanzierung erreichen 12
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer möchte, dann wäre bei Auswahl innerhalb der beiden optimierten Portfolien das Asset-Only-optimierte Portfolio die präferierte Variante. Gegeben der Breite des Quantilstrichters geht mit diesem Portfolio aber eine höhere Unsicherheit einher. Liegt das Ziel eher auf der Stabilisierung des Ausfinanzierungsgrads, ist das Asset-Liability-optimierte Portfolio zu bevorzugen. Diese Wahl ginge jedoch auf Kosten des langfristig zu erwartenden Ausfinanzierungsgrads. Der Übergang der Perspektive von Asset-Only zu Asset-Liability kann fließend sein. Das heißt, es kann in der Praxis auch eine Allokation gefunden werden, mit der sowohl langfristig eine volle Ausfinanzierung erwartet werden kann als auch Stabilisierung des Ausfinanzierungsgrads. Bspw. kann die Duration weiter erhöht werden, unter Umständen auch mit derivativen Instrumenten wie Swaps, bei gleichzeitiger oder gar Erhöhung der Allokation in ertragsorientiertere Anlageklassen. Hedge Ratios werden im Rahmen von ALM-Studien explizit festgelegt oder sind implizit vorhanden. Eine explizite Festlegung erfolgt vor allem, wenn LDI durch einen Manager durchgeführt wird. Dieser erhält in seinen Anlagerichtlinien die Vorgabe, bestimmte Prozentsätze (bspw. 40 Prozent) des PV01 und des IE01 der IFRS-Verpflichtungen zu hedgen. Die Performance des LDI-Managers wird dann auch nicht an einer traditionellen Benchmark bemessen, sondern anhand einer sog. Liability- Benchmark (s. Kapitel 5 für Details zur Ableitung der Benchmark). Mithilfe einer Liability-Benchmark kann bemessen werden, inwiefern der LDI-Manager es schafft, Bewegungen der Verpflichtungen gemäß der vorgegebenen Hedge Ratios zu replizieren. Ein implizites Hedge Ratio ergibt sich, sobald Rentenanlageklassen Bestandteil des Portfolios sind, da diese Anlageklassen sensitiv gegenüber Zinsen, Inflation und/oder Credit Spreads sind. Die durchschnittliche Duration des Portfolios, geteilt durch die Duration der Verpflichtungen, gewichtet um den Ausfinanzierungsgrad, ergeben ein implizites Hedge Ratio. Das bedeutet für Pensionspläne, dass auch wenn keine bewusste Entscheidung für LDI getroffen wurde, die Risiken zu einem gewissen Grad gesichert sind. 13
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 4 LDI-Investment-Toolkit Es gibt verschiedene Instrumente, die für die Umsetzung von LDI in Frage kommen können. Die folgende Darstellung zeigt eine Auswahl an Instrumenten und Anlageklassen, die genutzt werden können: Abbildung 7: Überblick des LDI-Investment-Toolkits Im Wesentlichen kann zwischen physischen und derivativen Instrumenten unterschieden werden, die einen direkt Bezug zur Entwicklung von Zins, Inflation und/oder Credit Spreads haben können. Staats- und Unternehmensanleihen sowie inflationsindexierte Anleihen Typischerweise sind physische Instrumente wie langlaufende Staatsanleihen die ersten Standard- Instrumente, die ein Investor im Rahmen von LDI im Portfolio umsetzt. Mit langlaufenden Staatsanleihen kann die Duration des Portfolios erhöht und die hohe Duration von Pensionsverpflichtungen nachgebildet werden. Unternehmensanleihen bieten wiederum den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den vorgenannten Instrumenten auch eine Sensitivität zu Credit Spreads haben, was auch ein bewertungsrelevanter Faktor ist. Der Markt für langlaufende und in Euro denominierte Unternehmensanleihen ist jedoch begrenzt, so dass entweder eher kurzlaufende Unternehmensanleihen ins Portfolio aufgebaut werden oder über eine Internationalisierung der Unternehmensanleihen über weitere Währungsräume. Eine Internationalisierung birgt jedoch ein gewisses Basisrisiko, wie Währungsrisiken, die sich aber absichern lassen. Inflationsindexierte 14
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Anleihen helfen zusätzlich zur Zins-Sensitivität auch Inflations-Sensitivität im Portfolio aufzubauen. Wie in Kapitel 1 beschrieben ist ein Maßstab für Rentenanpassungen der Verbraucherpreisindex für Deutschland. Inflationsindexierte Anleihen, die den deutschen Verbraucherpreis als Referenz verwenden, sind in der Praxis jedoch nicht verfügbar. Aus diesem Grund werden für Inflation-Hedging häufig Anleihen verwendet, die den harmonisierte Euro-Verbraucherpreisindex exklusive Tabak als Referenz verwenden. Dies impliziert ein Basisrisiko, gegeben der historischen Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland und in der Eurozone war das Risiko zumindest in der Vergangenheit gering. Die folgende Darstellung zeigt die Entwicklung der Verbraucherpreise seit Dezember 2004 (= 100). 130 125 Inflationsindex 120 115 110 105 100 95 Deutschland Eurozone Abbildung 8: Historische Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland und in der Eurozone Die historische Korrelation der 1-jährig rollierenden Inflation zwischen Deutschland und der Eurozone in diesem Zeitraum beträgt 92 Prozent. Swaps und andere Derivate Wie im vorherigen Abschnitt angedeutet, können derivative Instrumente ebenfalls zur Absicherung der bewertungsrelevanten Faktoren dienen. Zur Absicherung der Zins- und Inflationsrisiken kommen Zins- und Inflation-Swaps in Frage. Ein Zins-Swap ist ein Derivat, bei dem zwei Vertragsparteien vereinbaren, dass Zinszahlungen auf einen zuvor festgelegten Nennwert zu bestimmten Zeitpunkten in der Zukunft ausgetauscht werden. Die Zinszahlungen werden so festgesetzt, dass eine Partei einen fixen Zinssatz zahlt, die andere Partei hingegen einen variablen Zinssatz. Für die Partei, die den Festzinssatz bezahlt, ist der Swap ein sog. Payer Swap, für die andere Partei ein Receiver Swap. Zum Schutz vor fallenden Zinsen geht ein Pensionsplan die Position des Receiver Swaps ein. Ein Inflation-Swap ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Parteien, fixe beziehungsweise variable Zahlungsströme regelmäßig über eine bestimmte Laufzeit auszutauschen. Als Basis des 15
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Inflation-Swaps dient der harmonisierte EU-Verbraucherpreisindex exklusive Tabak. Der Vertragspartner, der sich gegen steigende Inflation absichert, zahlt einen fixen Satz, die auch als Break-even-Inflation bezeichnet wird. Er ist der Käufer der Inflation, der im Austausch für seine fixen Zahlungen in Höhe der Break-even-Inflation vom Vertragspartner, die die Entwicklung der gewählten Inflationsrate erhält. Gegenüber den physischen Instrumenten bieten Swaps den Vorteil, dass sie auch für längere Laufzeiten verfügbar sind und damit das Cashflow-Profil der Pensionsverpflichtungen besser abbilden können. Außerdem sind Swaps liquider, was für den Investor ebenfalls einen Vorteil bietet. Swaps bieten wie andere Derivate ebenfalls die Eigenschaft, dass das Exposure mit Leverage aufgebaut werden kann. Das bedeutet für LDI, dass mit weniger Kapitaleinsatz die gleiche Zins-und Inflationssensitivität erreicht wird wie mit physischen Instrumenten. Durch den geringeren Kapitaleinsatz können die Risiken abgesichert werden, gleichzeitig kann aber eine Allokation in renditeorientierte Anlageklassen zum weiteren Aufbau der Ausfinanzierung beibehalten werden. Bei Leverage kann es sinnvoll sein, auf einen LDI-Manager zurückzugreifen, der die notwendige Expertise bei der Verwendung von Swaps hat und diese passgenau auf das Verpflichtungsprofil einsetzen kann. Die Swap-Geschäfte finden Over-The-Counter (OTC) statt. Rein regulatorisch besteht für einen Pensionsplan mittlerweile die Pflicht, OTC-Derivate über einen Central-Clearing-Partner abzuwickeln. Central Clearing impliziert auch, dass zur Absicherung der Swap-Geschäfte Collateral in Form von Cash oder liquiden Staatsanleihen hinterlegt werden muss. Aus diesem Grund kann es Sinn ergeben, bei Implementierung von Swaps zusätzlich mit einem Collateral-Manager zusammenzuarbeiten. Ein zentraler Collateral-Manager bietet den Vorteil, dass sämtliche Collaterals, wie bspw. für LDI oder Währungsabsicherung, in einem Collteral-Pool verwaltet werden. So können Nettingeffekte genutzt werden und der Pensionsplan bindet weniger Kapital. Die Investmentstruktur und die operationelle Anbindung wird bei Verwendung von Swaps komplexer als bei traditionellen Anlageklassen. Die Investmentstruktur wird in der folgenden Darstellung illustriert: 16
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Abbildung 9: Investmentstruktur bei Implementierung von Swaps Zur Absicherung von Credit-Spread-Risiken sind auch derivative Instrumente verfügbar. Ein Credit Default Swap (CDS) ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Parteien, die Bezug auf einen Schulder als Basiswert nimmt. Eine Vertragspartei, der sog. Sicherungsnehmer, bezahlt anfangs einmalig und eine laufend zu entrichtende Prämie, ähnlich einer Versicherungsprämie. Dafür erhält er vom Vertragspartner, dem sog. Sicherungsgeber, eine Ausgleichszahlung, für den Fall, dass der Referenzschuldner ausfällt. CDS sind demnach ein Instrument, mit dem Kreditrisiken gehandelt werden können. Ein Pensionsplan, der Credit-Spread-Risiken absichern möchte, nimmt die Position des Sicherungsgebers ein, um von sinkenden Credit-Spreads zu profitieren. Zu beachten ist, dass mit CDS die Entwicklung der Credit Spreads nicht voll abgebildet werden können. Mithilfe von CDS werden nur Kreditrisiken gehandelt. Credit Spreads, die in die Bewertung der Verpflichtungen einfließen, beinhalten nicht nur Kreditrisiken, sondern auch einen Aufschlag für eine größere Illiquidität als bei Staatsanleihen. Dieser Effekt konnte unter anderem bei den Marktverwerfungen bedingt durch die Covid-19-Pandemie im März 2020 beobachtet werden. Typischerweise definieren Pensionspläne im CDS-Vertrag nicht einen Referenzschuldner, sondern einen Index. Ein CDS-Index bildet die Entwicklung der Kosten des Schutzes gegen den Kreditausfall von ausgewählten Schuldnern ab. Der relevante Index für einen deutschen Pensionsplan ist der iTraxx Europe, der 125 große kapitalmarktorientierte Schuldner enthält. Der Index wird über die Laufzeiten 3, 5, 7 und 10 Jahre gehandelt. Andere Anlageklassen mit Funktion als Proxi-Hedges Mithilfe von physischen und derivative Instrumenten kann die Entwicklung von Zinsen und des Inflations-Warenkorbs sehr gut nachbildet werden. Neben physischen und derivative Instrumenten, die 17
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer einen direkten Bezug zu den bewertungsrelevanten Faktoren haben, gibt es auch Anlageklassen die eine gewisse Korrelation zu den Faktoren haben. Diese Anlageklassen haben im Portfoliokontext nicht die primäre Rolle, die Risiken abzusichern, sondern tragen zur Erzeugung von Rendite und/oder Diversifikation bei. Daher sollten diese Anlageklassen auch nicht primär für LDI verwendet werden. Im gesamten Portfoliokontext können diese Anlageklassen jedoch einen Beitrag zum Zins- und Inflation- Hedging beitragen, der ex-ante aber nur schwer prognostizierbar ist. Illiquide Anlageklassen, wie Immobilien oder Infrastruktur, bieten bspw. einen gewissen Inflationsschutz. Durch die Illiquidität kommt es jedoch zu Bewertungsverzögerungen, so dass ein Hedging-Effekt häufig erst nachgelagert beobachtet werden kann. Unter Growth Fixed Income werden unter anderem Anlageklassen wie Hochzins- oder Schwellenländeranleihen verstanden. Bei diesen Anlageklassen ist die Credit-Spread-Komponente gewichtiger in der Bewertung, so dass diese Anlageklassen hauptsächlich zur Absicherung von Credit-Spread-Bewegungen dienen können. Das Gleiche gilt auch für Aktien. Die folgende Grafik zeigt die rollierenden 3-Jahres-Regressions-Betas. Die Betas können als Hedging-Level interpretiert werden. Je höher das Beta, desto höher das Hedging-Level. In der Regression ist die erklärende Variable monatliche Aktien-Renditen. Der Aktienindex ist der MSCI Europe. Die zu erklärende Variable sind die negativen monatlichen Veränderung der 20-jährigen Credit Spreads. 4 250 Rollierendes 3-Jahres-Beta Credit Spread (in bps) 3 200 150 2 100 1 50 0 0 -1 -50 Beta zu Aktien (MSCI Europe, linke Achse) 20-jähriger Credit Spread (rechte Achse) Abbildung 10: Historische Effizienz von Aktien zur Absicherung von Credit-Spread-Risiken Gemessen am langfristigen durchschnittlichen Wert des Betas zeigen Aktien ein hohes Hedging-Level der Credit-Spread-Risiken. Jedoch ist das Beta für Aktien nicht stabil über die Zeit. Das schränkt die Güte des Hedges ein und zeigt das Basisrisiko, das mit Aktien als Instrument zum Credit-Spread- Hedging eingegangen wird. 18
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 5 Liability-Benchmark und Monitoring Ziel von LDI ist die Absicherung des Verpflichtungsprofils. Die Diskrepanz zwischen verfügbaren Instrumenten am Kapitalmarkt und den Verpflichtungen macht es jedoch notwendig, eine investierbare LDI-Benchmark zu definieren, die die Verpflichtungen approximiert. Diese Benchmark soll die Zins- und Inflationssensitivität möglichst genau widerspiegeln, ohne jedoch Veränderungen der Credit Spreads zu berücksichtigen. Das heißt nach IFRS-Rechnungslegung beispielsweise, dass die zugrundeliegende Zinskurve nicht auf Basis Euro-Unternehmensanleihen mit guter Qualität basiert, sondern auf Euro-Staatsanleihen oder Euro-Swaps. Bei Staatsanleihen und Swaps im Euro- Währungsraum sind längere Laufzeiten verfügbar, die der langen Laufzeit eines Pensions- Verpflichtungsprofils gerecht werden können. Der Markt für langlaufende Euro-Unternehmensanleihen ist relativ klein und illiquide und deswegen eher ungeeignet für eine Liability-Benchmark. Als investierbare Benchmark kann eine mit dem Kunden abgestimmte Mischung aus Investmentgrade Unternehmensanleihen und langlaufenden Staatsanleihen verwendet werden. Für langlaufende Staatsanleihen bieten sich französische oder italienische Staatsanleihen an. Aufgrund des unterschiedlichen Kreditrisikos wird jedoch in der Regel Frankreich präferiert. Die LDI-Benchmark wird in der Regel am Jahresanfang aufgrund aktuarieller Anpassungen der Cashflows angepasst. Unterjährig sind Anpassungen notwendig, falls Credit Spreads sich signifikant verändern und die PV01s und IE01s der Verpflichtungen und der Liability-Benchmark dadurch divergieren. Für die Ableitung einer Liability-Benchmark sind folgende Schritte notwendig: 1. Aktualisierung der Verpflichtungs-Cashflows und Inflationssensitivitäten durch den Aktuar (nur am Jahresanfang). 2. Transformation der Cashflows in das Liability-Benchmark-Profil; dabei Zerlegung der Verpflichtungen in Nominal- und Realteil. 3. Transformation der Benchmark-Basis, dabei Diskontierung mit Swap- anstatt Rechnungszins 4. Vereinfachung der Benchmark durch Abschneiden der PV01s und IE01s ab einer gewissen Laufzeit und Verteilung der Sensitivitäten auf vorgelagerte Laufzeiten, damit die Benchmark möglichst liquide ist. Das folgende Beispiel zeigt, wie die Zinssensitivität (PV01) der nominalen IFRS-Verpflichtungen und der Liability-Benchmark können dann wie folgt aussehen: 19
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Abbildung 11: PV01s der IFRS-Verpflichtungen und der Liability-Benchmark über die Gesamtlaufzeit des Cashflow Profil Die Liability-Benchmark wird herangezogen, um die Leistungsfähigkeit des LDI-Managers zu messen. Die Konstruktion der Benchmark zeigt auch, dass sich ein LDI-Mandat strukturell von einem traditionellen Mandat unterscheidet. Dies sowie die strategische Signifikanz des Mandats bedingen die Sinnhaftigkeit eines gesonderten und speziell auf das LDI-Mandat zugeschnittenes Reporting, welches Informationen zu Hedging-Leveln, Risiken, Collateral, etc. zusammenfasst. Die folgenden Stichpunkte fassen die Zielsetzung des Reportings zusammen: - Zusätzlich zur formalen Kontrolle des LDI-Managers durch die KVG hinsichtlich Anlagegrenzverletzungen wird der LDI-Manager daraufhin bewertet, ob die eingegangenen Hedging-Positionen hinsichtlich der Zielsetzung angemessen sind. - Aufbereitung der Veränderungen im Mandat, inkl. Analyse der Performance. - Aufbereitung der Hedging-Position und der Effizienz des Hedges. Analyse des Unterschieds zwischen dem Mandat, der Mandats-Benchmark sowie der Verpflichtungen. - Auswirkungen der Trigger-Strategie und vorausschauende strategische Planung für den Aufbau des Hedges, damit auch Planung des zukünftig benötigten Collaterals. Als Teil des Reportings ist insbesondere die Analyse der Risiken von besonderer Bedeutung. Die folgende Grafik zeigt die Zinssensitivitäten verschiedener Instrumente im Vergleich zur Liability- Benchmark: 20
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer Abbildung 12: PV01s der verschiedenen Instrumente innerhalb des LDI-Mandats im Vergleich zur Liability-Benchmark 21
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 6 Wie kann Mercer bei LDI unterstützen? Mercer kann Entscheidungsträger, die die Risiken, die sich aus den Pensionszusagen ergeben, entlang der kompletten LDI-Wertschöpfungskette beraten und unterstützen. Kontaktieren Sie unsere Experten noch heute. Gerne diskutieren wir mit Ihnen Ihre individuelle Situation und mögliche Lösungsansätze. Die Kontaktdaten finden Sie auf der nächsten Seite. 22
Liability-Driven-Investing (LDI) A Primer 7 Kontaktdaten Dr. Maximilian Franke Tel: +49 172 7350225 E-Mail: maximilian.franke@mercer.com Jeffrey Dissmann Tel: +49 172 5623151 E-Mail: jeffrey.dissmann@mercer.com Olaf John Tel: +49 162 9779591 E-Mail: olaf.john@mercer.com 23
Mercer Deutschland GmbH Müllerstraße 3 80469 München www.mercer.de Disclaimer: NUR FÜR DIE VERWENDUNG DURCH PROFESSIONELLE ANLEGER. Verweise auf Mercer sind so auszulegen, dass sie auch Mercer Deutschland GmbH und/oder die mit ihr verbundenen Unternehmen einschließen. Dieser Flyer dient nur zu Informationszwecken und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Waren und/oder anderen Finanzinstrumenten oder Produkten dar, noch stellt er eine Aufforderung im Namen der Anlageverwalter, der verbundenen Unternehmen, Produkte oder Strategien dar, die Mercer bewerten oder empfehlen kann. Darüber hinaus enthält dieses Dokument keine Anlageberatung oder Rechtsberatung zu Maßnahmen, die Sie in Bezug auf Ihre Situation ergreifen sollten. Es sollte keine Investitionsentscheidung auf der Grundlage dieser Informationen getroffen werden, ohne zuvor eine spezifische, professionelle Beratung einzuholen. © 2021 Mercer Deutschland GmbH. All rights reserved. Mercer Deutschland GmbH, Sitz: Frankfurt am Main, Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 76595 Geschäftsführer: Norman A. Dreger, Achim Lüder Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. August Joas
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