Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht

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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
licht.wissen
Besser lernen mit gutem Licht
                                02
Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
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Editorial
Können Sie sich noch an Ihre ersten Schulstunden erinnern? Und wissen Sie noch,
was für eine Beleuchtung sich im Klassenzimmer an der Decke befand? Schon
möglich, dass Ihnen dies entfallen ist, weil für Kinder andere Dinge interessant sind
und weil der Schulraum jeweils gut mit Tageslicht versorgt war. Nur im Winter musste
in den Randstunden das Licht eingeschaltet werden. Das ergab eine gemütliche,
anheimelnde Stimmung.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es einzelne Schüler gab – und es waren
immer die gleichen –, die sich beschwerten, an der Wandtafel nichts sehen zu kön-
nen. Es spiegelte sich eine der Kugelleuchten oder das Fenster darin, was von den
Sitzplätzen dieser Schüler aus zu verminderten oder nicht mehr sichtbaren Kontrasten
führte. Auch war klar, dass für Dia- oder Filmvorführungen die Beleuchtung stört und
auszuschalten war. Inzwischen ist mir zudem als Hochschullehrer bewusst, dass ich
den Sichtkontakt mit den Studenten nicht durch eine blendende Podiumsbeleuchtung
verlieren darf. Kurz gesagt: Gute Beleuchtung macht sich dadurch bemerkbar, dass
sie nicht bemerkt wird!

Das ist aber nicht alles. Gute Beleuchtung kann mehr als nur nicht zu stören. Sie ist
Voraussetzung für gute Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler und zwischen
den Schülern untereinander – auch während Medienvorführungen und im Gruppen-
unterricht. Sie ermöglicht es, Unterrichtsmedien und -materialien beschwerdefrei und
effizient lesen und bearbeiten zu können. Sie dient auch der Sicherheit in Werkstätten,
Laboratorien und Sporthallen. Und sie wirkt sich nicht nur auf die visuelle Wahrneh-
mung, sondern auch auf das Konzentrationsvermögen und damit den Lernerfolg
der Schüler positiv aus. Die gemütliche Stimmung darf heute zwar nicht mehr mit
ineffizienten Glühlampen erzeugt werden, aber das Wohlbefinden zu verbessern und
ein Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Erholung zu unterstützen, sind für das
Lernen weiterhin wesentliche Aufgaben guter Beleuchtung.

Heute sitzen die Schüler nicht mehr immer am gleichen Platz. Die Unterrichtsmetho-
den sind vielfältiger geworden, eine starre Sitzordnung ist höchstens noch in Hörsälen
zu finden und die klassische Wandtafel wird mit einer Vielzahl von Unterrichtsme-
dien ergänzt, die ihre spezifischen Anforderungen an die Beleuchtung stellen. Für
eine gute Beleuchtung genügt es daher nicht mehr, sie nur ein- und ausschalten zu
können. Moderne Technologien des Lichtmanagements ermöglichen es, auf verschie-
dene Unterrichtbedürfnisse gezielt einzugehen – von der dunklen, geheimnisvollen
Nische im Kindergarten über die Schreibbeleuchtung bei Vorführungen mit Datenpro-
jektoren bis zur Bühnenbeleuchtung für Theateraufführungen.

Ich wünsche mir, dass Behörden, Lehrende und Lichtplaner die Schrift licht.wissen 02
als Hilfe und Ideenlieferant für die Gestaltung des Lichts von Unterrichtstätten verste-
hen und nutzen werden. Das Ziel besser lehren und lernen zu können, ist eines der
wichtigsten für die Zukunft unserer Gesellschaft. Gutes Tages- und Kunstlicht kann
dies hervorragend unterstützen.

                                            [Titelseite] Das gewünschte Buch finden,
                                            Arbeiten, Lesen und Wohlfühlen – gutes Licht in
                                            der Bibliothek macht es möglich.
Univ.-Prof. Dr. Christoph Schierz
Technische Universität Ilmenau              [01] Schüler wie Lehrer benötigen eine helle
                                            und gleichmäßige Beleuchtung der Klassen-
                                            räume, um konzentriert arbeiten zu können.

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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
licht.wissen     02    Besser lernen mit gutem Licht

                      Besser lernen
                      mit Licht
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                      Licht für das
                      Spielzimmer
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                      Licht für
                      Unterrichtsräume
                      Seite 10-11

                      Licht für
                      Tafel und Whiteboard
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                      Licht für Computer-
                      und Medienräume
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                      Licht für Kunst- und
                      Musikräume
                      Seite 20-21

                      Licht für
                      Labore und
                      Werkstätten
                      Seite 22-23

                      Licht für die
                      Erwachsenenbildung
                      Seite 26-27

Licht-Spezial:
Lichtwirkung auf den Menschen    Energieeffizienz und Sanierung   Lichtmanagement   Sicherheitsbeleuchtung
Seite 16-17                      Seite 18-19                      Seite 24-25       Seite 38-39

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                                                                                        Seite 28-29

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                                                                                        Bibliotheken
                                                                                        Seite 30-31

                                                                                 Licht für Aulen und
                                                                                      Ausstellungen
                                                                                         Seite 32-33

                                                                                Licht für Cafeterien,
                                                                               Mensen und Küchen
                                                                                         Seite 34-35

                                                                                 Verkehrswege und
                                                                                  Kommunikations-
                                                                                          bereiche
                                                                                       Seite 36-37

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                                                                                   und Sportplätze
                                                                                         Seite 40-41

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                                                                                     und Parkplätze
                                                                                         Seite 42-43

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                                                                                       Impressum
                                                                                       Seite 54-55

Normen und Fachbegriffe   Leuchten in ihrer Anwendung   Innovative LED- und OLED-Technik    Lichtquellen
Seite 44-47               Seite 48-49                   Seite 50-51                         Seite 52-53

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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
Besser lernen mit gutem Licht
Licht ist der Schlüssel zur visuellen Wahrnehmung und dem emotionalen
Empfinden des Menschen. Beim Lernen spielt gutes Licht eine zentrale
Rolle, damit Lernende die Informationen optimal aufnehmen können.

Unser gesamtes Leben wird durch Lern-             sich länger zu konzentrieren. Eine ausge-
prozesse geprägt. Jeder Einzelne macht im         wogene Lichtstimmung trägt entscheidend
Laufe seines Lebens bestimmte Erfahrungen         zum Wohlbefinden bei und schafft positive
und erwirbt so – bewusst oder unterbewusst        Rahmenbedingungen für das Lernen. Man
- die kulturellen, sozialen, geistigen und kör-   lernt einfach besser mit richtigem Licht!
perlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kom-
petenzen, die ihn prägen und ausmachen.           Eine schlechte Beleuchtung wird oft als
Der Begriff des „Lebenslangen Lernens“            störend empfunden, kann vom Wesentlichen
ist sicherlich jedem bekannt. So gibt es          ablenken und im schlimmsten Fall sogar
mittlerweile auch ein „EU-Bildungsprogramm        schädigen. Daher sollten neben gestalte-
für lebenslanges Lernen in Deutschland“,          rischen und energetischen Aspekten immer
das sich in die vier Bereiche Schulbildung,       die Nutzer des Lichts im Mittelpunkt einer
Hochschulbildung, Berufliche Bildung und          Beleuchtungsplanung stehen, denn diese
Allgemeine Erwachsenenbildung aufgliedert.        haben, abhängig vom Alter, ganz unter-
                                                  schiedliche Lichtbedürfnisse.
In diesem Umfeld kommt dem Licht eine
zentrale Position zu, denn das Licht als          Die heutigen differenzierten Bildungseinrich-
Schlüssel zur visuellen Wahrnehmung,              tungen sind gut an die jeweiligen Bedürf-
die uns die meisten Informationen aus der         nisse der Lernenden angepasst und auch
Umwelt liefert, spielt beim Lernen eine ganz      die Beleuchtungsanlagen sind ganz unter-
entscheidende Rolle. Lernende befinden            schiedlich auf die jeweiligen Bedürfnisse
sich permanent in bestimmten Lernsituati-         zugeschnitten. In diesem Heft werden die
onen. Je besser das Licht diesen Lernsitua-       Anforderungen an die Beleuchtung raum-
tionen angepasst ist, desto mehr Informati-       und anwendungsbezogen näher erläutert.
onen können aufgenommen, verarbeitet und
abgespeichert, also erlernt werden.               Einen Schwerpunkt nehmen dabei, ganz wie
                                                  im realen Leben, Schulen und Hochschulen
Das richtige Licht schafft optimale Voraus-       ein. Die „Licht-Spezial“ Themen im Heft lie-
setzungen für effektives Lernen, es motiviert     fern darüber hinaus tiefergehende fachliche
und die Lernenden sind eher in der Lage,          Informationen.

    [02] Das richtige Licht schafft perfekte
    Rahmenbedingungen für effektives Lernen.
    Wache Schüler sind motivierter und folgen
    dem Unterricht aufmerksamer.

    [03] Schlechtes Licht führt schnell zu
    Ermüdung, wohingegen gute Beleuchtung
    deutlich zum Lernerfolg beiträgt.

    [04] Eine ausgewogene Beleuchtungs-
    situation wirkt sich positiv auf das Wohl-
    befinden aus und schafft ideale Voraus-
    setzungen für die Wissensvermittlung.

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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
licht.wissen    02    Besser lernen mit gutem Licht

Licht für das Spielzimmer
Das richtige Licht ist gerade in Kindergärten und Vorschulen äußerst wichtig, um das Erkunden, Entdecken
und Erforschen auf allen Ebenen zu unterstützen. Eine Atmosphäre des Wohlfühlens trägt zu einer positiven
Entwicklung der Kinder bei.

Er ist heiß begehrt und immer noch extrem    vorgelesen und gekuschelt – und jede          bar sind. Räume der Grundversorgung
knapp – die Rede ist hier von einem Platz    einzelne Aktivität benötigt hier das rich-    wie Küche, Sanitärbereich, Garderobe
im Kindergarten oder der Vorschule, und      tige Licht. Wenn Kinder spielen, müssen       und Erste-Hilfe-Bereich müssen eine
das, obwohl seit 1996 in Deutschland der     sie ihre Umgebung richtig wahrnehmen          Funktionsbeleuchtung gemäß der Norm
Rechtsanspruch auf einen Kindergarten-       und beispielsweise Entfernungen gut           DIN EN 12464-1 aufweisen.
platz gilt. Kindergärten und Vorschulen      abschätzen können. In diesem Kontext
sind wichtige Einrichtungen in der Bil-      sollte auf ein optimal auf die Sehaufgabe     Kommen die Kinder in die Vorschule, um
dungslandschaft und darauf ausgerichtet,     abgestimmtes Beleuchtungsniveau mit           auf die schulische Erziehung vorbereitet
Kinder in ihrer ganzheitlichen Entwicklung   ausgewogener Leuchtdichteverteilung           zu werden, sind die Anforderungen an
zu fördern. Die Bereiche Kindergarten und    und gut entblendeten Leuchten sowie auf       die Konzentrationsfähigkeit der Kinder
Vorschule stellen daher besondere Anfor-     eine gute Farbwiedergabe Wert gelegt          noch einmal höher. Daher sollten Lern-
derungen an eine gute Lichtqualität.         werden. Letztere ist besonders dann           räume in Vorschulen im Hinblick auf die
                                             wichtig, wenn Kinder kreativen Tätig-         Beleuchtungstechnik eher wie Unter-
Kleinkinder sind neugierig und fragen.       keiten nachgehen oder Farben sicher           richtsräume mit freier Sitzanordnung
Sie müssen sich bewegen, spielen und         erkannt und zugeordnet werden müssen,         behandelt werden.
manchmal auch toben, sie lernen durch        wie zum Beispiel beim Puzzeln.
Sehen und Nachahmung. Sie müssen ihre
Umwelt erkennen, entdecken, erforschen       Multifunktionale Gruppenräume
und im wahrsten Sinne des Wortes „be-        Es muss gewährleistet sein, dass die
greifen“. Hier muss die Planung für die      Beleuchtung flexibel ist und neben der
passende Beleuchtung ansetzen. Das           angemessenen Allgemeinbeleuchtung
Beleuchtungskonzept sollte die Ansprü-       auch zusätzliche Beleuchtungslösungen
che des pädagogischen Konzeptes zur          für spezielle Aufgaben anbietet. Im Falle         [06] Der Gruppenraum ist das Herzstück
frühkindlichen Förderung unterstützen        eines multifunktionalen Gruppenraumes             des Kindergartens. Hier wird gespielt,
                                                                                               getobt und gebastelt – und wer müde ist,
und durch optimal aufeinander abge-          heißt das, man benötigt eine differenzierte
                                                                                               geht in die Kuschelecke.
stimmte direkte und indirekte Beleuchtung    Beleuchtung, die die Unterteilung des
eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, in der     Raumes in verschiedene Zonen nachvoll-            [07] Optimale Sehbedingungen sind die
ein positives Lernklima entstehen kann.      zieht. Dabei ist auch der Einsatz von Ta-         Grundvoraussetzung für eine gute Spiel-
                                             geslicht- und Lichtmanagementsystemen             und Lernatmosphäre.
Das Herzstück eines Kindergartens ist        durchaus sinnvoll. Mithilfe dieser Systeme
                                                                                               [08] Durch Beleuchtungslösungen mit
zweifelsohne der Gruppenraum, der            können ganz unterschiedliche Lichtstim-           ausgewogenen Kontrasten und blend-
ganz vielfältig genutzt wird: Hier wird      mungen als Lichtszenen vorprogrammiert            freiem Licht lässt sich ermüdungsfrei mit
gebastelt, gespielt und getobt, es wird      werden, die dann jederzeit flexibel abruf-        Büchern und Computern arbeiten.

                                                                                               Sicherheit im Spielzimmer
                                                                                               Kinder wollen spielen, toben, sich frei bewegen
                                                                                               können [05]: Mobiliar und Beleuchtung müssen
                                                                                               darauf abgestimmt sein. Möbel dürfen keine spitzen
                                                                                               Kanten haben und Leuchten sollten eine geschlos-
                                                                                               sene Bauform aufweisen, damit sich Kinder nicht
                                                                                               verletzen können. Überdies ist eine kindersichere
                                                                                               Montage gefordert. In Mehrzweckräumen kann
                                                                                               es von Vorteil sein, ballwurfsichere Leuchten zu
                                                                                               installieren. Wegen der hohen Verletzungsgefahr
                                             05                                                empfiehlt sich der Verzicht auf mobile Leuchten.

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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
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Licht.wissen 02 Besser lernen mit gutem Licht
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Licht für Unterrichtsräume
Moderner Unterricht zeichnet sich durch Fördern und Fordern aus. Ein Großteil des Lernens geschieht dabei
über das Sehen. Eine gute Beleuchtung ist Voraussetzung für konzentriertes und ermüdungsfreies Arbeiten
und leistet einen entscheidenden Beitrag, die Aufmerksamkeit der Schüler zu erhöhen.

Lebenslanges Lernen ist heute wichtiger                     zugleich als Bühne mit dazugehörigem                     Vorrangige Aufgabe der Beleuchtung
denn je. Die Grundlagen, sich im Leben                      Zuschauerraum genutzt. Den wechselnden                   ist die gleichmäßige Ausleuchtung des
durch ständige Weiterbildung im Beruf                       Lern- und Unterrichtssituationen muss sich               Raums entsprechend der jeweiligen Un-
zu behaupten, werden bereits in früher                      auch die Beleuchtung anpassen können.                    terrichtssituation. Zu bevorzugen ist das
Jugend gelegt. Wer Freude am Lernen                         Sie sorgt letztendlich dafür, dass sich                  natürliche Tageslicht, soweit es vorhanden
hat, lernt leichter und effektiver – von der                die jeweils geforderten Szenarien visuell                ist. Kunstlicht, das möglichst dimmbar sein
Kindheit bis ins hohe Alter. In Kinder-                     umsetzen lassen.                                         sollte, ergänzt das Tageslicht bei Bedarf.
gärten, Grundschulen, weiterführenden                                                                                Eine störende und die Konzentration be-
Schulen, Berufsschulen und Universitäten                    Flexible Raumnutzung                                     einträchtigende Blendung lässt sich durch
erfahren junge Menschen eine Ausbil-                        Räume lassen sich flexibel nutzen, wenn                  passende Leuchtenoptiken bzw. Vorhänge
dung, die ihr ganzes Leben prägt.                           die Beleuchtungsauswahl und Anordnung                    oder Jalousien vermeiden. Je nach Son-
                                                            der Leuchten stimmt. Voraussetzung für                   nenstand lässt sich der Tageslichteinfall
Starre Sitzordnungen und ein reiner Fron-                   eine freie Raumnutzung ist, dass die Be-                 auf diese Weise regulieren.
talunterricht im Klassenzimmer gehören                      leuchtung bei unterschiedlichster Anord-
mittlerweile der Vergangenheit an. Von                      nung der Tische und Stühle überall gleich                Im Tafelbereich sind getrennt schalt-
festen Anordnungen der Tische sind die                      gute Lichtbedingungen schafft. Um das zu                 und dimmbare Leuchten gefordert, die
meisten Schulen abgerückt. An ihre Stelle                   gewährleisten, ist eine raumbezogene Be-                 reflexfreies Sehen ermöglichen. Gleiches
sind neue Kommunikationsformen getre-                       leuchtungslösung zu empfehlen. Diese im-                 gilt für die seitliche Wandtafel oder
ten. Sinn und Zweck flexibler Lösungen ist                  pliziert, dass alle Wände einschließlich der             die Wandzeitung, deren gleichmäßige
es, die Lernziele durch die Gestaltung des                  Rückwand gut ausgeleuchtet sind. Wichtig                 Ausleuchtung durch spezielle Wandfluter
Raums zu unterstützen. Je nach Bedarf                       ist die gleichmäßige Aufhellung des Raums,               sichergestellt wird. Überdies benötigen
verändert der Klassenraum sein Gesicht –                    um bei einem Wechsel der Blickrichtung                   Schränke und Regale im Klassenzimmer
und ermöglicht sowohl Frontalunterricht als                 starke Leuchtdichteunterschiede, die das                 ausreichend Helligkeit, um Unterlagen
auch Gruppenarbeit. Wenn Schüler Pro-                       Auge ermüden – und zu einem Konzentrati-                 und Objekte gut verstauen und sicher
jekte präsentieren wird der Klassenraum                     onsmangel führen – zu vermeiden.                         wiederfinden zu können.

Beleuchtungsstärken im Klassenraum:
DIN EN 12464-1 [12]: Für Klassenräume wird gemäß DIN EN 12464-1 eine Beleuchtungsstärke von 300 Lux
empfohlen. Der Normwert sollte jedoch als absoluter Mindestwert verstanden werden. Förderlicher, um gute Arbeits-
ergebnisse zu erzielen, wirkt eine höhere Beleuchtungsstärke von 500 Lux, die auch Richtwert bei Fachräumen und
Räumen in Abendschulen ist. Tafeln be-
nötigen eine gleichmäßige Ausleuchtung
                                                                                                                         [09] Einbauleuchten treten in der
und sind deshalb ergänzend zur Allge-
                                                                                              Tafelschiebebereich:       Raumarchitektur zurück und bieten somit
meinbeleuchtung separat zu beleuch-                                                               min. 500 Lux           eine gute Möglichkeit, Lichtqualität und
ten. 500 Lux schreibt die Norm hier                                                                                      den Wunsch nach Reduktion in der Archi-
für die vertikale Beleuchtung vor.                                                                                       tektur zu verbinden.
Eine weitere Möglichkeit, das
Licht wechselnden Lern- bzw.                                                                                             [10] Pendelleuchten mit direkten und
                                                                                              Bestuhlungsbereich:        indirekten Lichtanteilen hellen die Decke
Unterrichtssituationen anzu-                                                                      min. 300 Lux           auf und sorgen so für eine großzügige und
passen und den Lernerfolg zu                                                                                             angenehme Lichtstimmung im Raum.
steigern, bietet eine Licht-
steuerung anhand der sich                                                                                                [11] Bestuhlungsbereiche und Tafel so-
die Beleuchtung, flexibel an die                                                                                         wie Flipchart werden hier getrennt beleuch-
                                         12                                                             © licht.de       tet. Eine separate Schalt- und Dimmbarkeit
jeweils geforderte Sehaufgabe
                                                                                                                         erhöht den Komfort und ermöglicht eine
anpassen lässt.                                                                                                          deutliche Energieeinsparung.

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licht.wissen     02   Besser lernen mit gutem Licht

Licht für Tafel und Whiteboard
Die gleichmäßige und ausreichend helle Beleuchtung vertikaler Tafel- und Präsentationsflächen ist von großer
Bedeutung. Ständige Blickwechsel können zu Ermüdung führen. Neue Präsentationsmedien erfordern
differenzierte Lichtlösungen.

Klassische Wandtafeln, in zunehmendem         dass Geschriebenes von allen Plätzen aus     kleinsten zur mittleren Beleuchtungs-
Maße auch Whiteboards, gehören zur Stan-      gut lesbar sein muss. Derjenige, der ganz    stärke – sollte 0,7 betragen. Bei Tafeln, die
dardausrüstung eines jeden Klassenzim-        hinten sitzt, darf gegenüber demjenigen,     aufgeklappt und nach oben verschoben
mers. Wo gestern noch die grünen Tafeln       der vorne sitzt, keinen Nachteil haben.      werden können, ist auf eine ausreichend
hingen, werden heute vielfach „weiße                                                       flächige Beleuchtung zu achten. Diese
Tafeln“ installiert. Die zu bewältigenden     Erhöhung der vertikalen Beleuchtungsstärke   ist ebenso wichtig bei Flipcharts oder bei
Sehaufgaben sind immer gleich, sowohl         Eine ausreichend helle, gleichmäßige         neben der Tafel aufgehängten Landkarten.
bei den althergebrachten Wandtafeln als       Beleuchtung lässt sich durch asym-
auch bei den modernen Projektionsflächen,     metrisch abstrahlende Wandfluter, die        Beleuchtung von Whiteboards
die Anforderungen an die Beleuchtung          in einem Abstand von 0,85 bis 1,30           Whiteboards kommen zwar mit weniger
jedoch differieren. Klassische Tafeln benö-   Meter von der Tafel ergänzend zur            Licht aus, sind aber anfälliger für Reflexe.
tigen eine ausreichend helle und gleichmä-    Allgemeinbeleuchtung montiert sind,          Bei Lichtquellen, die in der Nähe des
ßige Beleuchtung. „Weiße Tafeln“ mit ihren    erreichen. Mit dem höheren Helligkeits-      Whiteboards angeordnet sind, ist beson-
sehr hellen Flächen kommen mit weniger        eindruck, den vertikales Licht vermittelt,   ders darauf zu achten, dass die Lichtquel-
Licht aus und sind anfälliger für Reflexe.    geht eine stärkere Fernwirkung einher.       len gut abgeschirmt sind und Spiegelungen
                                              Die DIN EN 12464-1 empfiehlt bei Prä-        schon durch die Anordnung vermieden
Gutes Licht in der Schule hängt wesent-       sentationsflächen eine mittlere vertikale    werden. Für Beamerpräsentationen sollte
lich von der guten Beleuchtung vertikaler     Beleuchtungsstärke von 500 Lux. Die          die Beleuchtung separat gedimmt oder
Präsentationsflächen ab. Dies beinhaltet,     Gleichmäßigkeit – also das Verhältnis der    ausgeschaltet werden können.

13

12
[13] Zusätzlich zur Raumbeleuchtung
     wird die Tafel durch eine gesonderte Be-
     leuchtung mit 500 Lux oder mehr in Szene
     gesetzt. Der Farbwiedergabeindex sollte
     mindestens Ra  80 betragen.

     [14] Bei Räumen mit Projektionsflächen
     ist es wichtig, dass die Beleuchtung partiell
     geschaltet oder gedimmt werden kann.

     [16] Whiteboards sollten ausreichend,
     aber nicht zu hell ausgeleuchtet sein, um
     Blendung zu vermeiden. Das Umfeld darf
     nicht zu dunkel sein, da die Schüler und
     Lehrer sonst durch die ständige Adaption
     des Auges schnell ermüden.

                                                          14

15

Tafelbeleuchtung
Für eine gute Beleuchtung der Wandtafel [15] sollten
folgende Anhaltspunkte unbedingt beachtet werden:

▪ Eine Beleuchtungsstärke von mindestens 500 Lux auf
  der vertikalen Fläche
▪ Eine Reflexblendung, z.B. durch eng abstrahlende
  Strahler, muss vermieden werden
▪ Der Farbwiedergabeindex muss mindestens Ra80 oder
  mehr betragen
▪ Die Gleichmäßigkeit einer Tafelbeleuchtung muss
  0,7 betragen (Verhältnis der minimalen zur mittleren
  Beleuchtungsstärke)
▪ Flipcharts oder aufgehängte Landkarten neben der Ta-
  fel sollten von den Wandflutern ebenfalls gleichmäßig
  beleuchtet werden
                                                          16

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licht.wissen   02   Besser lernen mit gutem Licht

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19

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Licht für Computer- und Medienräume
Computer- und Kommunikationstechnologien haben ihren festen Platz im Unterrichtsgeschehen. Eine
gute Beleuchtung in Computer- und Medienräumen muss sich an die jeweilige Tätigkeit, Unterrichtsform
und Stimmung anpassen.

                                                      Medienkompetenz und die Bereitschaft,        Beleuchtung voraus. Große Kontraste im
                                                      lebenslang zu lernen, sind heute ebenso      Blickfeld ermüden das Auge. Um dem ent-
                                                      wichtig wie sprachliches, künstlerisches     gegenzuwirken, ist auf ein ausgewogenes
                                                      oder naturwissenschaftliches Wissen. In      Verhältnis zwischen der Helligkeit des
                                                      jedem Beruf ist Medienkompetenz gefragt.     Bildschirms, des Arbeitsplatzes und der
                                                      Fast kein Beruf kommt heute ohne die         Umgebung zu achten. Günstig wirkt sich
                                                      Arbeit am Computer, ohne ständige Wei-       ein erhöhter Indirektanteil der Beleuchtung
                                                      terbildung und Kenntnis neuester Informa-    aus, der eine angenehme Deckenaufhel-
                                                      tionstechnologien aus.                       lung und Lichtverteilung auf der Arbeits-
                                                                                                   fläche impliziert. Blendung, die das Sehen
                                                      In der modernen Bildungsstätte sind          erschwert, ist gemäß DIN EN 12464-1 zu
                                                      Unterrichtsformen und -materialien einem     vermeiden.
                                                      starken Wandel unterworfen. Mehr denn
                                                      je sind Flexibilität und Kommunikation       Vorsicht bei direktem Tageslicht
                                                      im Unterrichtsalltag gefordert. Mit den      Starker Einfall von Tageslicht kann die
                                                      Anforderungen an den Unterricht haben        Arbeit am Computer deutlich stören.
                                                      sich die Lern- und Kommunikationsmedien      Spiegelungen auf dem Bildschirm lassen
                                                      gewandelt. Arbeit am Computer, sei es zur    sich durch Fenster mit entsprechendem
                                                      weiterführenden Informationsbeschaffung      Sonnenschutz vermeiden.
                                                      und Vertiefung des Unterrichtsstoffs oder
                                                      zum Anfertigen von Hausaufgaben, gehört      Mit einer einfachen und intuitiven Licht-
                                                      inzwischen längst zum schulischen Alltag.    steuerung, die leicht zu bedienen ist
                                                      Computer- und Medienräume, die Einzug        und sich der jeweiligen Arbeitsaufgabe
                                                      in moderne Schulgebäude gehalten ha-         anpasst, kann Schule auf zunehmend
                                                      ben, tragen dieser Entwicklung Rechnung.     komplexere Techniken reagieren. Eine
20                                                                                                 Beleuchtung, die ergonomisch durch-
                                                      Starke Helligkeitsunterschiede vermeiden     dacht ist und sich an Tätigkeit, Unter-
Lernen am Bildschirm                                  „Digitalisiertes“ Lernen stellt an die Be-   richtsform und Stimmung angleicht,
                                                      leuchtung von Unterrichtsräumen erhöhte      verhindert Ermüdungserscheinungen und
Gute Beleuchtung [20] sollte sich der jeweiligen      Anforderungen. Störungsfreies Arbeiten       Beschwerden, die häufig mit Bildschirm-
Arbeitsaufgabe und dem Sehvermögen des Nutzers        am PC setzt gutes Sehen und blendfreie       arbeit einhergehen.
anpassen. Dazu muss zwischen Bildschirm und
Arbeitsumgebung ein ausgewogener Kontrast
bestehen. Bei der Gestaltung und Beleuchtung von
Bildschirmarbeitsplätzen ist darauf zu achten, dass
störende Blendwirkungen, Reflexionen oder Spiege-
lungen auf dem Bildschirm und anderen Arbeitsmit-
tel vermieden werden. Leuchtende und beleuchtete
Flächen dürfen auf Bildschirmarbeitsplätzen keine                                                      [17] Das Tageslicht muss bei der Lichtpla-
Blendung und möglichst keine Reflexionen verursa-                                                      nung mit einbezogen werden. Sowohl die
chen. Um störenden Tageslichteinfall am Bildschirm-                                                    Möglichkeit, Fenster bei Bedarf abschatten
arbeitsplatz zu reduzieren, sollten die Fenster mit                                                    zu können, als auch die Aufhellung an der
                                                                                                       Innenseite des Gebäudes mit künstlicher
einer geeigneten, verstellbaren Lichtschutzvorrich-
                                                                                                       Beleuchtung sind für gutes Arbeiten am
tung ausgestattet sein.                                                                                Bildschirm wichtig.

                                                                                                        [18, 19] Lineare Beleuchtungssysteme
                                                                                                       mit guter Entblendung verhindern unange-
                                                                                                       nehme Reflexionen auf den Bildschirmen.

                                                                                                                                             15
licht.wissen      02     Besser lernen mit gutem Licht

21

Lichtwirkung auf den Menschen
Licht wirkt und beeinflusst den Menschen damit auf vielfältige Weise. Es stärkt das Wohlbefinden und fördert
die Konzentrationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Auch auf das Lernen hat Licht einen positiven Einfluss.
Tageslicht und angepasste Lichtstimmungen können Schüler beim Lernen unterstützen.

                                                   Viele Kinder sind gerade morgens in der         ausgeprägte Schlaf-Wach-Phasen zur
                                                   ersten Schulstunde noch müde und unkon-         Folge haben. Gerät der chronobiologische
                                                   zentriert. Der frühe Beginn entspricht in den   Rhythmus auf diese Weise durcheinander,
                                                   meisten Fällen nicht den biologischen Be-       wird das Wohlbefinden und möglicherwei-
                                                   dürfnissen der Kinder. Aktivierendes, tages-    se die Gesundheit deutlich gestört.
                                                   lichtweißes Licht mit hohen Beleuchtungs-
                                                   stärken kann Schülerinnen und Schülern          Die Natur als Vorbild
                                                   helfen Merkfähigkeit, Konzentration und das     Die Natur bietet ideale Voraussetzungen,
                                                   allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.          die innere Uhr im Gleichgewicht zu halten.
                                                                                                   Einen ähnlichen Effekt erzielt Kunstlicht, das
                                                   Die Erkenntnis ist nicht neu, dass Licht        sich dem Tageslichtrhythmus anpasst.
                                                   wesentlichen Anteil am Wohlbefinden des         Tageslicht verändert sich kontinuierlich in
                                                   Menschen hat. Natürliches Tageslicht            Intensität, Farbtemperatur und Lichtrich-
                                                   erzeugt ein angenehmes Wohlgefühl.              tung. Passt sich Kunstlicht dynamisch
                                                   Ähnlich verhält es sich in Räumen, die          dem Verlauf des Tageslichts an, erhöht es
                                                   ausreichend beleuchtet sind. Neueste Stu-       wie natürliches Tageslicht das Wohlbefin-
                                                   dien belegen, dass Licht darüber hinaus         den und die Leistungsbereitschaft. Darü-
                                                   noch wesentlich größeren Einfluss auf das       ber hinaus ist die Anpassung energetisch
                                                   menschliche Leben hat. Licht kann den           von Vorteil. Gezielte Steuerung des Lichts
                                                   circadianen Rhythmus (Tag- Nachtrhyth-          kann die Merkfähigkeit und Konzentration,
                                                   mus) des Menschen unterstützen und              das allgemeine Wohlbefinden und die
                                                   biologische Vorgänge im Körper steuern.         Kommunikation unterstützen.
     [21, 22] Beleuchtungsanlagen für dyna-
     misches Licht ermöglichen sehr viel mehr      Der biologische Rhythmus des Menschen
     als nur ein einfaches An- und Ausschalten     wird durch seine innere Uhr gesteuert,          Kaltweißes, kühles Licht, das dem Tages-
     der Beleuchtung. Durch eine in Intensität     auf die das Licht entscheidenden Einfluss       licht ähnlich ist, macht wach und aktiv.
     und Lichtfarbe adaptierbare Lichtstimmung     hat. Licht unterstützt den Schlaf-Wach-         Warmweißes Licht hat eine entspannende,
     kann auf die jeweilige Situation im Unter-
                                                   Rhythmus, indem es dem Organismus               beruhigende Wirkung. Um mit Licht in der
     richt eingegangen werden. Kalte Licht-
     farben aktivieren und fördern ein konzen-     den Wechsel von Tag und Nacht anzeigt.          Schule biologische Wirkung zu erzielen
     triertes Arbeiten, warme Lichtfarben wirken   Reicht das Licht nicht aus, kann die innere     und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen,
     hingegen beruhigend auf die Schüler.          Uhr aus dem Takt geraten und weniger            können die eingesetzten Lampen einen

16
22

                                                Leistungsbereitschaft des Menschen
erhöhten Blauanteil enthalten. Leuchtmittel
mit hohem Blauanteil, die eigens zu
diesem Zweck entwickelt wurden, finden
heute bereits vielerorts Anwendung.

Faktoren für biologisch wirksames Licht:
▪ Biologische Wirkung kann durch höhere
  Beleuchtungsstärken erzielt werden
▪ Flächigkeit ist wichtig, Licht sollte des-
  wegen möglichst über große leuchtende
  Flächen abgegeben werden
▪ Es muss eine Lichtrichtung gewählt wer-
  den, die Licht von oben und von vorne ins
  Auge fallen lässt                             23
▪ Empfehlenswert ist die Wahl einer tages-
  lichtähnlichen Farbtemperatur, die auch
  den biologisch wirksamen blauen               [23] Die Leistungskurve des Menschen variiert je nach Tages- und Nachtzeit.
  Bereich enthält                               Am effektivsten arbeiten Körper und Geist am Vormittag und Spätnachmittag.
▪ Eine dynamische Anpassung der Farbtem-        Während der Tiefschlafphase gegen 3 Uhr nachts ist sie am niedrigsten.
  peratur und Beleuchtungsstärke entspre-
  chend dem Tageslichtverlauf
                                                Aktivität und Entspannung

Emotionale Lichtwirkung
Erfolgreiches Lernen gelingt, wenn die
Umgebung als angenehm empfunden wird
und sich die Schüler mit ihrer Schule identi-
fizieren können. Farben, Materialien und
sorgsam abgestimmte Licht-/Raumarchi-
tektur tragen dazu bei, das Wohlbefinden
zu fördern. Ebenso wichtig wie aktivierende
Impulse sind Rückzugsmöglichkeiten, die
der Ruhe und Entspannung dienen. Warme          24
Farbtemperaturen und Akzente kommen
diesem Bedürfnis entgegen.

        Weiterführende Informationen zum
Thema sind in licht.wissen 19 „Wirkung des      [24] Biologisch gesehen wirkt warmweißes Licht entspannend auf den mensch-
Lichts auf den Menschen“ zu finden.             lichen Organismus, während Tageslichtweiß die Aktivität erhöht.

                                                                                                                          17
licht.wissen   02   Besser lernen mit gutem Licht

Energieeffizienz und Sanierung
Beleuchtungsanlagen für Schulen müssen sowohl für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen als auch
besonders energieeffizient sein. Die EnEV beschreibt die Anforderung an den Energiebedarf. Innerhalb dieser
Grenzen muss die Lichtqualität eingehalten werden.

                                      Energiebewusste Beleuchtung ist ein             Maximum an Energieeinsparung – gemes-
                                      Thema, das sich nicht zuletzt durch das         sen an der Vorgängerbeleuchtungsanlage
                                      Ausphasen ineffizienter Leuchtmittel wie der    – von bis zu 50 Prozent erzielt werden.
                                      Glühlampe im Bewusstsein aller Mitbürger
                                      festgesetzt hat. Sowohl ein sparsamerer Um-     Mehr Details zum Lichtmanagement
                                      gang mit immer knapper werdenden Res-           finden Sie auf Seite 24 im Licht-Spezial
                                      sourcen als auch der intelligente Einsatz von   Lichtmanagement.
                                      Tageslicht sind heutzutage eine Selbstver-
                                      ständlichkeit. Auch in schulischen Einrich-     Energieeinsparverordnung
                                      tungen wird diesem Thema mehr und mehr          Die Energieeinsparverordnung (EnEV), die
                                      Bedeutung beigemessen. Die wichtigsten          sich mit der Umsetzung von EU-Richtlinien
                                      Komponenten für eine effektive und effizi-      über die Gesamtenergieeffizienz von
                                      ente Beleuchtung sind moderne Lichtquel-        Gebäuden befasst, gilt in ganz Deutsch-
                                      len bzw. Leuchten mit modernen Betriebs-        land. Sie erfasst die Heizung, Lüftung
                                      geräten und Reflektoren sowie die optimale      und Klimatisierung von Gebäuden. Auch
                                      Nutzung des Tageslichts im Zusammenhang         die künstliche Beleuchtung ist ein Teil der
                                      mit einem Lichtmanagementsystem.                Verordnung. Beleuchtung, die der Erfül-
                                                                                      lung der Sehaufgabe dient – also nicht die
                                      Bei der Tageslichtregelung misst ein Sensor     dekorative Beleuchtung – ist Teil des Maß-
                                      die Helligkeit im Raum. Je nach Einfall         nahmenkatalogs. Energieausweise, auch
                                      des Tageslichts lässt sich die künstliche       für Nichtwohngebäude, sind hierzulande
                                      Beleuchtung reduzieren, wodurch Energie         seit dem 1. Januar 2009 Pflicht. Sie geben
                                      eingespart wird. Ebenso effizient ist die An-   Auskunft über das gegenwärtige Effizienz-
                                      wesenheitserfassung über Präsenzmelder,         stadium eines Gebäudes.
                                      die anwesende Personen im Raum erfassen
                                      und automatisch abschalten sobald diese
                                      Personen den Raum verlassen. Neben der
                                      hohen Lichtqualität kann durch die Nutzung           EnEV-Anforderungswert
                                                                                                         Neubau
                                                                                                                   EnEV-Anforderungswert
                                                                                                                   modernisierter Altbau

                                      der natürlichen Ressource Tageslicht ein        25

26                                                           27

18
Laut EnEV ist es vorgeschrieben, bei der         Beleuchtung reduzieren sich die jähr-                                Die Ästhetik muss bei der Sanierung nicht
Vorplanung oder Sanierung eines Ge-              lichen Betriebskosten erheblich. Selbst                              hinten anstehen. Für jede Architektur gibt
bäudes den Primärenergiebedarf für die           höhere Anschaffungskosten können sich                                es Leuchten mit passendem Design und
Beleuchtung zu ermitteln. Die Vorplanung         in wenigen Jahren amortisieren. Über                                 modernster Technik. Die zunehmend
muss die Richtlinien der EnEV und der            den geringeren Stromverbrauch hinaus                                 kleinere, leistungsstärkere und energie-
darin zitierten DIN-Norm erfüllen. Eine Ge-      sind die günstigeren Wartungskosten                                  effizientere Technik kann auch in denk-
nehmigung ist vor Baubeginn erforderlich.        entscheidend.                                                        malgeschützten Gebäuden ohne störende
                                                                                                                      Veränderung der Räume eingesetzt wer-
Zahlreiche Faktoren werden bei der               Professionelle Beratung bei der Planung                              den. Unter Umständen kann sogar neueste
Ermittlung des Energiebedarfs berück-            einer neuen Beleuchtungsanlage ist we-                               Lichttechnik in vorhandene Leuchten
sichtigt. Verwendete Leuchtentypen,              sentlicher Bestandteil der Modernisierung                            integriert werden.
Nutzungsdauer bei Tag und Nacht, Fen-            und sollte Ausgangspunkt aller weiteren
sterflächen, Lichtmanagementsysteme,             Überlegungen sein.                                                   Maßnahmen und Kriterien für eine bessere
Verbauung und weitere Faktoren fließen in                                                                             Energieeffizienz:
die Berechnungen ein. Der Nutzenergie-           Moderne Lampen, Leuchten und Vorschalt-                              		 Raum
bedarf, der sich daraus errechnet, muss          geräte machen den Unterschied                                        ▪ Größtmögliche Tageslichtnutzung
unter einem Referenzwert bleiben, der            Energieeinsparung lässt sich durch neue                              ▪ Helle Wände, Decken und Böden
sich aus Tabellen ergibt. Nur wenn diese         Technologien bei Lampen, Vorschaltgerä-
Voraussetzung erfüllt ist, werden Bauge-         ten und Leuchten erzielen. Nur so sind ein                           		   Leuchten
nehmigung und Gebäudeenergieausweis              wirtschaftlicherer Betrieb und eine bessere                          ▪    Effiziente Lampen
ausgestellt.                                     Lichtqualität zu erreichen. Zum einen haben                          ▪    Moderne elektronische Vorschaltgeräte
                                                 moderne Leuchtmittel wie T5-Leuchtstoff-                             ▪    Optimierte Reflektoren und Optiken
Die Anforderungen an die Energieeffizi-          lampen und LEDs eine höhere Lichtaus-                                ▪    Dimmbarkeit
enz werden in Zukunft weiter verschärft.         beute. Andererseits reduzieren moderne
Niedrigere Referenzwerte bedingen dann           elektronische Vorschaltgeräte die Verlust-                           		 Lichtmanagement
eine noch höhere Energieeffizienz.               leistung und bieten flackerfreies Licht, das                         ▪ Tageslicht- und Präsenzüberwachung
                                                 zudem ein besseres Startverhalten zeigt.                             ▪ Benutzerfreundliche Bedienkonzepte und
Sanierung                                        Darüber hinaus sorgen aktuellste Reflek-                                voreingestellte Lichtszenen
Eine veraltete Beleuchtungsanlage                tormaterialien und Optiken für einen hohen                           ▪ Intelligente Steuerstrategien mit Einbe-
reduziert die Lichtqualität und kostet           Wirkungsgrad und optimale Entblendung                                   ziehung des Sonnenschutzes
Geld. Durch Verschmutzung und Materi-            der Leuchten.
alalterung kann sich im Laufe der Jahre                                                                               		 Lichtkonzept
der Betriebswirkungsgrad einer alten             Zusätzliche Einsparpotentiale bieten                                 ▪ Tätigkeitsbezogene Planung anstelle
Beleuchtungsanlage und der dazugehö-             moderne Lichtmanagementsysteme. Sie                                     einer Raumplanung
rigen Komponenten - Lampen, Leuchten             können auch bei Sanierungsmaßnahmen                                  ▪ Anwendung von Schaltgruppen für diffe-
und Betriebsgeräte - halbieren. Durch In-        einzelner Räume oder Raumgruppen                                        renzierte Ausleuchtung und Inszenierung
vestition in eine moderne, wirtschaftliche       installiert werden.                                                  ▪ Dynamische Anpassung des Lichts

                                                  Altanlage 70er-Jahre, mit Standard-Leuchtstofflampe Ø 38 mm an KVG,
                                                  Altleuchte mit opaler Wanne

                                                  Altanlage 80er-Jahre, mit 3-Banden-Leuchtstofflampe Ø 26 mm an VVG,
                                                  Altleuchte mit weißem Raster                                                                         20 %
                                                  Neuanlage
                                                  Modernes Lichtkonzept *                                                                       55 %
    [25] Detailansicht Label im Energieaus-
    weis. Beispiel: Bedarfsvariante Nichtwohn-
    gebäude.
                                                  Mit Präsenzkontrolle *                                                                   60 %

    [26, 27] Ansicht eines Klassenzimmers vor     Mit Tageslichtregelung/Abschaltung *                                               70 %
    und nach der Sanierung. Moderne Leuchten
                                                  Mit Präsenzkontrolle + Tages-
    sorgen für eine angenehme und vor allem
                                                  lichtregelung / Abschaltung *                                                  75 %
    energieeffiziente Beleuchtung.

    [28] Beispiel für den Energieeinspareffekt
    bei Sanierung mit hocheffizienten Leuchten         * Leuchtstofflampe Ø 16 mm an EVG mit sehr geringer Verlustleistung, energieeffiziente
    und Lichtmanagementsystemen.                 28      direkt oder direkt/indirekt strahlende Leuchten mit moderner Lichtlenktechnik.                       © licht.de

                                                                                                                                                                   19
licht.wissen   02   Besser lernen mit gutem Licht

29                                                  30

31                                                  32

20
Licht für Kunst- und Musikräume
Kunst und Musik sind unverzichtbarer Teil einer guten Allgemeinbildung. Der positive Einfluss musischer und
künstlerischer Erziehung auf die Entwicklung ist durch Studien bewiesen und anerkannt. Die Beleuchtung
muss den anspruchsvollen Sehaufgaben gerecht werden, aber auch emotional ansprechen.

                                                  Fachunterrichtsräume erfordern differen-       Kunstunterricht stattfindet und mit Farben
                                                  zierte Beleuchtungslösungen. Als Min-          gearbeitet wird, ist eine sehr gute Farbwie-
                                                  destwert wird in den meisten Fällen eine       dergabe von großem Belang. Der Farbwie-
                                                  Beleuchtungsstärke von 500 Lux empfoh-         dergabeindex Ra sollte hier mindestens 80,
                                                  len. Anspruchsvolle Sehaufgaben wie das        besser 90, betragen.
                                                  Zeichnen, bei denen es auf Präzision und
                                                  Genauigkeit ankommt, erfordern jedoch          Für Tafeln und Schaubilder empfiehlt sich
                                                  ein höheres Beleuchtungsniveau. So sind        eine zusätzliche Beleuchtung mit Wand-
                                                  gemäß DIN EN 12464-1 bei Zeichensälen in       flutern, damit Geschriebenes und Darge-
                                                  Kunstschulen 750 Lux die geforderte Norm.      stelltes von allen Plätzen aus reflexfrei zu
                                                                                                 sehen ist.
                                                  Direkt- und Reflexblendung vermeiden
                                                  Blendfreie Sicht ist in allen Fachräumen       Schattenfreie Ausleuchtung im Musikraum
                                                  gefordert – unabhängig von der Tätigkeit,      In Musikräumen hat die gute Beleuch-
                                                  die ausgeführt wird. Der UGR Wert (Unified     tung von Instrumenten und Noten oberste
                                                  Glare Rating), der die Direktblendung defi-    Priorität. Leuchten mit einem indirekten
                                                  niert, darf nicht größer als 19 sein, um den   Anteil tragen dazu bei, störende Schatten
                                                  Anforderungen zu genügen. Störend beim         zu vermeiden und blendfreies Sehen zu
                                                  Betrachten und Anfertigen von Bildern kön-     gewährleisten. Ferner muss bei der Licht-
                                                  nen ebenso Reflexblendungen auf glatten        planung bedacht werden, dass Musiker oft
                                                  Oberflächen sein. Ratsam ist es, von           ihre Positionen ändern – entsprechend der
                                                  vornherein auf eine gute Leuchtdichtebe-       Besetzung oder der Probensituation, die
                                                  grenzung zu achten, um Reflexblendungen        das Einstudieren eines Musikstücks erfor-
                                                  zu vermeiden.                                  dert – das Licht aber in allen Bereichen die
                                                                                                 gleiche Qualität aufweisen muss.
                                                  Farben müssen richtig erkannt werden
                                                  In Fachräumen spielt das richtige Erken-       Werden Rasterleuchten in Musikräumen
                                                  nen von Farben eine wichtige Rolle. Um         eingeplant, ist auf eine hohe Verarbei-
                                                  dies zu gewährleisten, sind Lampen mit         tungsqualität der Leuchten und schwin-
                                                  guter oder sehr guter Farbwiedergabe ge-       gungsfreie Raster zu achten, um störende
                                                  fordert. Insbesondere in Räumen, in denen      Resonanzen zu vermeiden.

   [29, 30] In Musikräumen wechseln Musi-
   ker und Instrumente häufig ihre Positionen.
   Leuchten mit Indirektanteil helfen, störende
   Schatten zu vermeiden.

   [31, 32] In Kunsträumen wird mit unter-
   schiedlichsten Materialien gearbeitet. Hier
   ist eine klare und absolut blendfreie Sicht
   gefordert. Dies gilt sowohl für den Blick in
   den Raum hinein als auch für die Sicht auf
   die jeweiligen Arbeitsmaterialien.

   [33] Tageslicht ergänzt hier das Kunst-
   licht und hilft dabei, Energie einzusparen.
   Wichtig ist es hier Leuchten einzusetzen,
   die unempfindlich gegenüber Schwin-
   gungen sind, um unnötige Störgeräusche
   zu vermeiden.                                  33

                                                                                                                                           21
licht.wissen        02    Besser lernen mit gutem Licht

Licht für Labore und Werkstätten
Wissen – heute wichtiger denn je – basiert zu einem großen Teil auf der eigenen Anschauung und dem
praktischen Versuch. Sicherheit beim Experimentieren ist dabei oberstes Gebot. Auch die Beleuchtung
muss sich diesen Anforderungen anpassen.

                                                     In naturwissenschaftlichen Fächern gehö-          und kleinere Versuche auf Lehrerpult und
                                                     ren Versuche zum festen Bestandteil des           Schülertischen beleben den Unterricht.
                                                     Unterrichtsangebots. Viele – man denke
                                                     an Experimente mit verpuffendem Was-              Voraussetzung für erfolgreiches Lernen
                                                     serstoff oder lichtbrechenden Prismen             in Fachräumen ist ein ausreichendes Be-
                                                     – hinterlassen nachhaltigen Eindruck.             leuchtungsniveau, um auch mit kleineren
     [34] Gutes Licht hat Einfluss auf die                                                             Objekten gut hantieren zu können. Als
     Lernfähigkeit und steigert die Produktivität.
                                                     Die moderne technische Welt kommt                 Mindestwert können die in der Norm ange-
     In Werkstätten kommt es darauf an, dass
     eingespannte Werkstoffe keine Schatten          ohne grundlegendes Wissen in Physik,              gebenen 500 Lux angesehen werden. Mit
     werfen und gut erkennbar sind.                  Chemie und Biologie nicht mehr aus.               dem Anspruch, den eine Aufgabe an das
                                                     Fundierte Kenntnisse über den Aufbau              Sehen stellt, steigen die Anforderungen an
     [36] Gleichmäßiges und helles Licht un-         von Molekülen und Atomen sind in vielen           die Beleuchtungsstärke.
     terstreicht einen offenen Raumeindruck und
                                                     Studienfächern und Berufen unverzicht-
     sorgt für eine konstante Grundbeleuchtung.
     Diese ist wichtig, um Versuchsreihen unter      bar. Umso wichtiger sind eine erfolgreiche        Um zu gewährleisten, dass das Hantie-
     gleichbleibenden Bedingungen in allen           Wissensvermittlung und die Bereitschaft,          ren mit Chemikalien und technischen
     Feinheiten beobachten zu können.                sich in die Materie zu vertiefen. Größere         Geräten im Unterricht möglichst sicher

                                                                                                  35

                                                                                                       Beleuchtung von Werkstätten
                                                                                                       Das Hantieren mit Holz, Stein und Metall [35] wirbelt
                                                                                                       zwangsläufig Staub und kleinste Schwebeteilchen auf.
                                                                                                       Insbesondere in Schreinereien und anderen Betrieben,
                                                                                                       in denen mit starker Staubentwicklung zu rechnen ist,
                                                                                                       sollten nur Leuchten eingesetzt werden, die gegen
                                                                                                       Entzündung und Entflammung geschützt sind.

                                                                                                       In Werkstätten und naturwissenschaftlichen Fach-
                                                                                                       räumen erleichtert eine helle Grundbeleuchtung das
                                                                                                       Hantieren mit großen und kleinen Gegenständen. Hohe
                                                                                                       Anforderungen werden auch an die Farbwiedergabe-
                                                                                                       eigenschaften von Lampen gestellt. Farben müssen
                                                                                                       korrekt gesehen werden, um Ergebnisse beurteilen
                                                                                                       zu können. Auch kleine Veränderungen müssen gut
                                                                                                       erkennbar sein. Aus diesem Grund sind Lampen mit
                                                                                                       hoher Farbwiedergabe zu bevorzugen.
34

22
abläuft, gilt es, harte Schatten im Arbeits-   Das korrekte Erkennen von Farben spielt      werden kann und bei schnell rotierenden
bereich und Reflexionen auf Glas/Metall        in allen Naturwissenschaften – gleich        Gegenständen – wenn Rotationsgeschwin-
zu vermeiden. Als Lösung bieten sich           ob Physik, Chemie oder Biologie – eine       digkeit und Frequenz identisch sind – der
Leuchten mit hohen indirekten Licht-           herausragende Rolle. Chemikalien unter-      Eindruck eines optischen Stillstands ent-
anteilen an, die die vertikale Beleuch-        schieden sich oft in leichten Farbnuancen.   steht. Ein weiteres Augenmerk sollte auf die
tungsstärke erhöhen. Eine harmonische          Winzigste Verfärbungen in Petrischalen       Dimmbarkeit der Leuchten speziell im vorde-
Lichtverteilung, weiche Schatten und           oder Farbkennzeichnungen auf Kabeln          ren Teil des Klassenraumes gelegt werden,
eine Reduzierung der Reflexionen lassen        und Klemmen müssen deutlich erkennbar        denn falls Bildschirme oder Projektoren im
sich dadurch erreichen.                        sein. Wichtig ist daher, dass alle einge-    Unterricht eingesetzt werden, muss die Hel-
                                               setzten Lampen eine gute Farbwiedergabe      ligkeit auf jeden Fall reduziert werden.
Bei der gefahrlosen Durchführung von           haben. Am besten eignen sich Leuchtstoff-
Versuchen und Experimenten spielt auch         lampen mit dem Farbwiedergabeindex 90        In naturwissenschaftlichen Unterrichtsräu-
die Sicherheit bei der Beleuchtung eine        und neutralweißer Lichtfarbe. Hochwertige    men lässt sich die technische Infrastruktur
wichtige Rolle. Ist die Raumbeleuchtung        Schutzglasscheiben als Leuchtenabde-         in die Beleuchtung integrieren. In Kombi-
gedimmt, benötigen Stufen und Ausgän-          ckungen, die ihre Farbneutralität über       nation mit direkt/indirekten Pendelleuchten
ge eine gesonderte Beleuchtung in Form         Jahre behalten, sind zu bevorzugen, um       lassen sich Tische für Gruppen unter-
von Treppenlichtern oder einer Sicher-         den Effekt nicht abzuschwächen.              schiedlicher Größe frei anordnen.
heitsbeleuchtung über der Tür. Versuche
mit Feuer oder leicht brennbaren Materi-       Unerwünschte Stroboskopeffekte lassen        Lichtsteuerungen erleichtern im Unter-
alien bedürfen eigens eingerichteter Plät-     sich durch Leuchten mit elektronischen       richtsalltag einen raschen Wechsel der
ze. Ratsam ist es, solche Versuchskam-         Vorschaltgeräten vermeiden. Leuchten         Beleuchtung. Per Knopfdruck lässt sich
mern und den Bereich des Lehrerpults           mit konventionellen Vorschaltgeräten         das gewünschte Licht für Experimente,
mit explosionsgeschützten Leuchten mit         haben den Nachteil, dass bei 50 Hz kein      Vorträge und Vorführungen am Fernseher
der Schutzart IP 66 auszustatten.              flackerfreier Betrieb mehr gewährleistet     oder Projektor einstellen.

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                                                                                                                                    23
licht.wissen   02   Besser lernen mit gutem Licht

Lichtmanagement
Tageslichtnutzung und Lichtmanagement bieten viele Vorteile für Lernende unterschiedlichster Altersgruppen.
Die Palette reicht von der Unterstützung des circadianem Rhythmus, über mit Lichtszenerien bereicherten
Unterricht bis hin zur deutlichen Energieeinsparung durch eine automatische Anpassung der Lichtmenge.

                                     Natürliches Sonnenlicht ist die Quelle allen                       Genügend Fensterflächen, die Tageslicht
                                     Lebens. Ohne Licht ist kein Wachsen und                            einlassen, sind dafür die Voraussetzung.
                                     Gedeihen möglich. Visuelle Wahrnehmung,                            Effektiver und wirtschaftlicher lässt sich
                                     Denken, Vorstellungskraft und Fantasie                             Tageslicht jedoch nutzen, wenn es seinen
                                     sind mit Licht verbunden. Auch Farben                              Weg kontrolliert in Innenräume findet und
                                     entfalten nur bei Tageslicht ihre natürliche                       sich dort verteilt. Tageslichtsysteme, die ei-
                                     Schönheit. Darüber hinaus hat das Licht                            gens zu diesem Zweck entwickelt wurden,
                                     auf die biologischen Rhythmen im Körper                            leisten hier wertvolle Hilfe. Sie sorgen für
                                     und in der Natur großen Einfluss. Wohlbe-                          eine gleichmäßige Verteilung des Tages-
                                     finden, Leistungsfähigkeit und Motivation                          lichts im Raum und bringen zusätzliches
                                     hängen eng mit der lebendigen Atmos-                               Licht in vom Fenster entfernte Zonen.
                                     phäre zusammen, die ein sich stetig ver-
                                     änderndes Tageslicht schafft. Künstliche                           Lichtmanagement – die richtige Menge
                                     Beleuchtung kann die unzähligen positiven                          Licht zum richtigen Zeitpunkt
                                     Eigenschaften natürlichen Lichts in ihrer                          Energiekosten lassen sich durch den
                                     Komplexität nicht erreichen.                                       Einsatz von Lichtsteuerungen mit Tages-
                                                                                                        lichtsensoren deutlich senken. Lichtma-
                                     Tageslichtnutzung                                                  nagementsysteme sorgen für ausreichend
                                     Arbeitsstätten sollten möglichst ausrei-                           Helligkeit im Raum, indem sie das Tages-
                                     chend Tageslicht erhalten. Bereits die                             licht bei Bedarf mit Kunstlicht ergänzen.
                                     Richtlinie ASR A3.4 spricht diese Empfeh-                          Von Vorteil ist auch, dass sich durch
                                     lung aus. Eine Beleuchtung, die das natür-                         Lichtsteuerungen dynamisches Licht, das
                                     liche Tageslicht einbezieht, ist einer Lösung                      motiviert und das Wohlbefinden steigert,
                                     mit rein künstlichem Licht vorzuziehen.                            einsetzen lässt. Bekanntlich beugt helles,

                                                        1. Leuchtenreihe                               2. Leuchtenreihe
                                          Sensor                                                                               Sensor

                                                                           Tageslicht und Kunstlicht

                                     Lichtmessung                                                                            Lichtmessung

                                                    Tageslicht

                                     37
                                                                                                                                                © licht.de

                                           [37] Beispiel für den Energiespareffekt                            [39] Lichtsteuerungen bieten Einspar-
                                           tageslichtgeregelter Beleuchtung mit                               möglichkeiten: Auf der Abbildung sind die
                                           dimmbaren EVGs. Sensoren messen die                                Leuchten am Fenster ausgeschaltet, in
                                           benötigte Lichtmenge und die Leuchten                              der Mitte des Raumes gedimmt und nur im
                                           werden entsprechend gesteuert.                                     dunkleren Bereich an der Innenwand auf
                                                                                                              volle Leistung geregelt. Sensoren erkennen
                                           [38] Der Energiebedarf der künstlichen                             die vorhandene Tageslichteinstrahlung
                                           Beleuchtung ist gegenläufig zum Tageslicht                         und passen die Leuchten im Raum je nach
                                           mittags niedrig und abends erhöht.                                 Position dem Lichtbedarf der Nutzer an.

24
Beleuchtung %                                                      Tageslichtverlauf

                                                                                                         Kunstlichtbedarf/
                                                                                                         Energiebedarf

 6:47                                                                                                       19:47
  7:00     8:00 9:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00                          18:00 19:00 20:00 21:00 22:00
38         Raumnutzungszeiten                                                                                                 © licht.de

kaltweißes Licht einer Ermüdung vor und         Komponenten wird zentral erfasst und ge-     Lichtszenen
fördert die Konzentrationsfähigkeit. Durch      meldet. Alles in allem bieten Lichtsteuer-   Von großem Nutzen sind Lichtmanage-
eine Lichtsteuerung lässt sich zudem auch       systeme maximalen Lichtkomfort, gepaart      mentsysteme in Räumen, deren Nutzung
der lebendige, aktivierende Wechsel natür-      mit größtmöglicher Energieeffizienz.         sich permanent ändert. In solchen Räumen
lichen Sonnenlichts simulieren. Ist nicht ge-                                                lassen sich unterschiedliche Lichtszenen
nügend natürliches Tageslicht vorhanden,        Präsenzmelder helfen Energie zu sparen       – abgestimmt auf die verschiedenen Tätig-
kann der Tageslichtverlauf in Intensität und    Durch Freistunden und Pausen sind            keiten und Unterrichtszwecke – per Steuer-
Lichtfarbe nachempfunden werden.                einige Unterrichtsräume über den Tag         display einfach und komfortabel abrufen.
                                                verteilt nicht konstant belegt. Der Ein-     Je nach Bedarf ist eine passende Lichtge-
Gerade für Schulen und Bildungsstätten          fachheit halber, oder aus Unachtsamkeit,     staltung des Raumes mit einem einfachen
bieten Lichtsteuersysteme, die auf dem          bleibt das Licht in den leeren Räumen        Knopfdruck möglich, gleich, ob es sich um
DALI-Protokoll basieren oder im Rahmen          oftmals eingeschaltet. Energie wird dabei    eine Lehrveranstaltung, einen Vortrag oder
der KNX-Gebäudesystemtechnik rea-               vergeudet. Komfortabel und deutlich          eine Medienvorführung handelt.
lisiert worden sind, vielfältige Vorteile.      energieeffizienter lässt sich mit Präsenz-
Zum einen lassen sich durch Steuerung           meldern arbeiten, die das Licht auto-        Beleuchtungskonzepte in Schulen arbei-
des Lichts unterschiedlichste Lichtstim-        matisch an- und ausschalten, wenn der        ten vermehrt mit Präsenzmeldung und
mungen und eine situationsgerechte, ak-         Raum betreten oder verlassen wird. Mit       Nutzung des Tageslichts. Dabei sollte
tivierende Raumbeleuchtung inszenieren.         dem gleichen Prinzip lässt sich Energie      grundsätzlich immer auch die Möglichkeit
Zum anderen sprechen einfache War-              bei der Flurbeleuchtung einsparen. Da        gegeben sein, manuell in die Steuerung
tung und Wirtschaftlichkeit für derartige       die Gänge während des Unterrichts, wenn      und Wahl der Lichtszenerien einzugreifen.
Anlagen. Von Vorteil ist ferner, dass sich      die Schüler in den Klassen sind, nicht
Notlichtsysteme in die Steuerung integrie-      oder kaum betreten werden, genügt es,
ren und Lampen bzw. Leuchten optimal            die Beleuchtung hier auf ein Mindestmaß
steuern lassen. Ein Ausfall einzelner           herunterzudimmen.

39

                                                                                                                                     25
licht.wissen   02   Besser lernen mit gutem Licht

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41

26
Licht für die Erwachsenenbildung
Beamerpräsentationen, Notizen an Tafeln oder Flipcharts, oftmals neue Anordnungen von Stühlen, Tischen
und Objekten im Raum: Licht für die Erwachsenenbildung muss vor allem vielfältig nutzbar sein und sich an
jede gewünschte Lichtstimmung anpassen.

                                                    Erwachsenenbildung geschieht in der           dem Takt zu bringen, sollte die Beleuch-
                                                    Regel zu Zeiten, an denen ausreichendes       tung eine halbe bis dreiviertel Stunde vor
                                                    Tageslicht zur Beleuchtung des Raumes         Unterrichtsende auch in warme Lichtfar-
                                                    fehlt. Der Beleuchtung fällt hier die be-     ben verändert werden können. Damit wird
                                                    sonders wichtige Aufgabe zu, das Licht        sichergestellt, dass die Teilnehmer nach
                                                    in ausreichender Helligkeit und entspre-      dem Kurs einen schnellen und erholsamen
                                                    chender Qualität zur Verfügung zu stellen.    Schlaf finden, um wieder fit für den näch-
                                                    Findet die Weiterbildung tagsüber statt,      sten Tag zu sein.
                                                    sollte vorrangig das Tageslicht zur Be-
                                                    leuchtung des Raums einschließlich der        Licht für Seminarräume
                                                    darin enthaltenen Unterrichts- und Arbeits-   Seminarräume in Tagungshäusern, Hotels
                                                    plätze genutzt werden. Gegebenenfalls ist     und öffentlichen Gebäuden, die der
                                                    eine Abschattungsmöglichkeit wichtig, um      Erwachsenenbildung und einer Vielzahl
                                                    Blendung zu vermeiden.                        anderer Veranstaltungen dienen, sind
                                                                                                  gesondert zu betrachten. Unterricht
                                                    Gemäß DIN EN 12464-1 sollte die Be-           findet in solchen Multifunktionsräumen in
                                                    leuchtungsstärke in Schulungsräumen           vielfältigsten Formen und Facetten statt.
                                                    mindestens 500 Lux betragen. Bei              Die Palette reicht vom Einzelvortrag und
                                                    Einbeziehung von Projektionen, Tafeln         Podiumsgespräch bis hin zu Workshops,
                                                    oder anderen Darstellungsmedien in            Teammeetings, Gesprächskreisen oder
                                                    den Unterricht ist darauf zu achten,          Gruppenpräsentationen. Entsprechend
                                                    dass diese von allen Plätzen aus gut          vielfältig ist die Wahl der Medien, die zu
                                                    eingesehen werden können. Hier ist eine       Unterrichtszwecken eingesetzt werden. Ein
                                                    separat schaltbare Tafelbeleuchtung mit       Vortrag geht oft mit einer Beamer-Präsen-
                                                    asymmetrischer Lichtverteilung für die        tation einher – oder es wird mit Flipcharts
                                                    Beleuchtung der vertikalen Präsentations-     zur graphischen Unterstützung gearbeitet.
                                                    flächen von Vorteil. Sie sorgt für optimale   Selbst „Brainstorming“ benötigt visuelle
                                                    Sehbedingungen – selbst von den hin-          Hilfsmittel, um Informationen festzuhalten
                                                    teren Plätzen aus.                            und zu entwickeln.

                                                    Unterricht in den Abendstunden                Hier ist eine variable Beleuchtung ge-
                                                    Da die Erwachsenenbildung oft bis weit in     fordert, die allen Anforderungen und
                                                    die Abendstunden geht, empfiehlt es sich,     Ansprüchen entspricht. Die Kombination
                                                    in die Beleuchtungsplanung Erkenntnisse       verschiedener Lichtsysteme und ein ab-
                                                    über die biologische Wirkung des Lichts       gestimmtes Zusammenwirken von Allge-
                                                    einzubeziehen. Das richtige Licht zur         mein- und Akzentbeleuchtung helfen da-
                                                    richtigen Zeit unterstützt die biologischen   bei. Ideal ist hier eine Lichtsteueranlage,
                                                    Rhythmen im Körper und hat positiven          um schnell verschiedene voreingestellte
   [40] Lichtstarke Einbauleuchten sorgen in        Einfluss auf den Lernprozess. Erwachsene,     Lichtszenen – auch in Verbindung mit
   diesem Schulungsraum für eine gleichmä-
                                                    die sich in Abendschulen weiterbilden, ha-    einer Verdunkelung – abrufen zu können.
   ßige Lichtverteilung auf den horizontalen
   Tischflächen.                                    ben oft schon einen langen Arbeitstag hin-    Gleichzeitig sollte es möglich sein, das
                                                    ter sich und müssen neu motiviert werden.     Licht auch manuell an jede gewünschte
   [41] Eine gleichmäßige Helligkeit im ge-         Dabei hilft kühles, helles Licht zu Beginn    Situation anzupassen. Lichtsteuerungen
   samten Raum wird hier über einen hohen           des Unterrichts. Es macht wach, aktiviert     mit benutzerfreundlichen Bedientableaus
   Indirektanteil erreicht. Dadurch ist eine fle-
                                                    und steigert damit auch die Konzentration     sind zu empfehlen, damit alle Möglich-
   xible Raumnutzung bei unterschiedlichsten
   Tätigkeiten möglich, egal ob für Demons-         und Lernleistung. Um die innere Uhr des       keiten von den Nutzern einfach angewen-
   trationen von Übungen am Patienten, für          Menschen, die in den Abendstunden auf         det werden können.
   Vorträge oder Beamerpräsentationen.              Ruhe und Erholung schaltet, nicht aus

                                                                                                                                          27
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