STORY DRIVEN READER REVENUE - Performing Content - dpa innovation
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Performing Content STORY DRIVEN READER REVENUE C-POP: Aus Nutzern werden Abonnenten Mit neuen Daten- und Neuromarketing-Tools relevante Inhalte produzieren und Leserumsätze steigern In Kooperation mit
INH ALT Editorial 3 Projekt C-POP: Conversion-Steigerung mit den Nachrichtenagenturen dpa und STT 4 TOOLS & METHODEN Daten analysieren: Relevante Agentur- Geschichten identifizieren mit dem Spy Tool 6 Emotionen verstehen: Inhalte mit Limbic® schaffen, Zielgruppen emotional erreichen 8 Inhalte steuern: Mit Metadaten zu einem dynamischen Online-Angebot 10 Qualität messen: Den C-POP-Score als Analyse-Werkzeug einsetzen 11 ERGEBNISSE Analysen und A/B-Tests: Zielgruppen-Inhalte erfolgreich einsetzen und Leser begeistern 12 EXPERTEN Im Interview: Holger Blumberg von NOZ Digital zu dpa-digitalwires als Erfolgsfaktor für smarte Inhalte 16 Im Interview: Medienexperte Dr. Dietmar Schantin zum Aufbau eines Reader Revenue-Newsrooms 18 FAZIT Auf einen Blick: 10 goldene C-POP-Regeln für zielgruppen-orientierten Journalismus 22 Glossar 23 2
E DITORIAL iebe Kolleginnen und liebe Kollegen, Meinolf Ellers fast 25 Jahre lang kreisten die digitalen Geschäftsmodelle vor allem um Masse. Das Ziel, Chief Digital Officer mit großen Mengen von Inhalten maximale Reichweiten zu erzielen und diese über dpa automatisierte Werbe- und Anzeigenmodelle zu Geld zu machen, trieb die Produktion in den Newsrooms. Seit aber die digitalen Werbeerlöse stagnieren und Plattformen wie Spotify und Netflix vormachen, wie man Millionen von Nutzern in zahlende Kunden verwandelt, setzen immer mehr Informationsmedien auf digitale Abo-Modelle und damit auf die Kraft starker Inhalte. „Unsere Stories sind unsere besten Abo-Verkäufer“, sagt etwa Pal Nedregotten vom norwegischen Verlagshaus Amedia, einem der internationalen Vorreiter. Mussten sich Journalisten lange Zeit wie nachrangige Rohstoff-Lieferanten für Channel- Manager oder Web-Entwickler fühlen, so können sie jetzt in der Welt der Digitalabos und inhaltegetriebener Erlöse – „story driven reader revenue“ – wie nie zuvor selber die Wirkung und den Erfolg ihrer Arbeit beeinflussen. Dazu müssen sie bereit sein, mit neuen Verbündeten in interdisziplinären Teams zusammenzuarbeiten, den einzelnen Nutzer und seine unterschiedlichen Präferenzen zu verstehen und Nutzungsdaten als unbestechliche Währung redaktioneller Strategien zu akzeptieren. Die zentrale Herausforderung ist, den „perfect match“ zwischen Inhalt und Nutzer zu finden, ohne die Redaktionen in Zeiten knapper Ressourcen zu überfordern. Dem lässt sich nur mit intelligenten Technologien begegnen, mit Algorithmen und Daten-Anwendungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz. Mit C-POP, dem „Content Performance Optimization Program“ der dpa und ihrer finnischen Partneragentur STT, wurden hier wichtige Grundlagen gelegt. Das von der Google News Initiative unterstützte Projekt setzte beispielsweise Tools aus dem Neuromar- keting ein, um die Datenanalyse auf eine neue Stufe zu heben. Der mit den beteiligten Verlagen entwickelte C-POP-Feedback-Loop sowie neue Metadaten, die auf die neuen Geschäftsmodelle zugeschnitten sind, schaffen die Vorausset- zungen, um auch die von der Agentur zugelieferten Inhalte auf Nutzervorlieben hin zu optimieren und damit Medienmarken aktiv darin zu unterstützen, ihre Nutzerinnen und Nutzer zu treuen Abonnenten zu machen. 3
DAS P ROJE K T C-PO P Conversion-Steigerung mit den Nachrichtenagenturen dpa und STT Katja Fleischmann, Leiterin Performing Content bei dpa V iele Medienhäuser arbeiten an Funke Mediengruppe ein standardisierter Artikel steigenden Erlösen durch digitale Score entwickelt. Abonnements. Um sie auf diesem Weg zu unterstützen, wurde C-POP ins STANDARD: Der International Press Telecommu Leben gerufen: ein Projekt der Deutschen Presse- nications Council (IPTC), der Weltverband von Agentur dpa und ihrer finnischen Partneragentur Nachrichtenagenturen und Zeitungen für die STT. Das Ziel von C-POP war es, Medienhäusern technische Normierung des Nachrichtenaus hochwertige, vor allem relevante, zielgruppenspezi- tausches, definierte die neuen Metadaten Lifetime, fische Inhalte für den Paid-Content-Bereich zu Importance und Limbic® als weltweiten Standard. liefern – und das unter Einsatz innovativer Daten- Damit können alle Medienhäuser diese Metadaten analyse- und Neuromarketing-Tools. nutzen. Internationale Zusammenarbeit AUSTAUSCH: Das weltweite Nachrichtenagentur- vereint Daten und Emotionen Netzwerk MINDS international sorgte für einen C-POP war eine internationale Kooperation, die steten Erfahrungsaustausch unter den Agenturen. sich wie folgt strukturierte: Denn viele Agenturen beschäftigen sich auf unterschiedlichen Ebenen mit der Datenanalyse DATEN: Die finnische Nachrichtenagentur STT und testen dazu unterschiedliche Lösungen. analysierte gemeinsam mit den Medienunterneh- men Sanoma und I-Mediat relevante Agentur- Leser verstehen mit neuen Daten Inhalte. Dafür teilten die Medienhäuser ihre analyse- und Neuromarketing-Tools Nutzungsdaten mit STT. Um aus den Daten die Der Einsatz von innovativen Tools sowie die richtigen Schlüsse ziehen zu können, entwickelten Entwicklung eines neuen Workflows zwischen sie eine spezielle Datenstrategie. Denn die Agenturen und Medienhäusern waren entscheiden- Nachrichtenagenturen können einige Faktoren für de Faktoren für den Erfolg des Projektes. den Erfolg von Inhalten nicht kontrollieren oder beeinflussen, zum Beispiel den Veröffentlichungs- SPY TOOL: Die finnische Nachrichtenagentur prozess der Medienhäuser. STT entwickelte ihr modulares Datentool namens Spy durch eine auf Relevanz zielende Daten EMOTIONEN: Die deutsche Nachrichtenagentur strategie weiter. Dafür definierte sie ein Set an dpa optimierte relevante Inhalte nach Nutzer Kennzahlen, das erfolgreiche Agentur-Inhalte vorlieben und schuf damit die Grundlage für eine misst. Das Spy Tool half den Redakteurinnen und Personalisierung. Dabei setzten die Redakteurinnen Redakteuren von STT, besser auf die Bedürfnisse mithilfe des Zielgruppen-Modells Limbic® auf eine der Medienhäuser einzugehen und ermöglichte emotionale Ansprache der Leserinnen und Leser. es, die Performance der Agentur-Inhalte zu Der Einsatz der neuen Metadaten Lifetime, verbessern. Importance und Limbic® machte die Inhalte smarter. Die dpa testete diese smarten Inhalte mit LIMBIC® TOOL: Die dpa baute mit der Limbic® dem Team des Medienhauses NOZ Medien & mh:n Map, einem Neuromarketing-Tool der Unterneh- Medien. Für die Erfolgsmessung wurde mit der mensberatung Gruppe Nymphenburg, erstmals im 4
„Der Einsatz von innovativen Tools sowie die Entwicklung eines neuen Workflows zwischen Agenturen und Medienhäusern waren entscheidende Faktoren für den Erfolg des Projektes.“ Medienmarkt eine neue Content-Strategie auf. Messergebnisse aus und schlussfolgerte Diese setzte dpa samt neuer Metadaten bei C-POP daraus Handlungsanleitungen für die jeweiligen um. Daraus resultierten smarte Inhalte, die den Mitglieder. Medienhäusern zur Segmentierung ihrer Leser dienen und den Besuchern der Webseiten eine Der Feedback-Loop: Performance- personalisierte Erfahrung bieten. Steigerung durch neuen Workflow C-POP entwickelte ein Modell, wie Medienhäuser INTERDISZIPLINÄRE TEAMS: Der „perfect mit Agentur-Inhalten ihre Performance steigern und match“ zwischen Inhalt und Nutzer war eine neue Abonnenten gewinnen können. Das Ergebnis komplexe Aufgabe, die das Wissen und die ist ein völlig neuer Workflow – ein Feedback-Loop. Zusammenarbeit von interdisziplinären Teams So funktioniert er: Die Medienhäuser stellen erforderte. Bei C-POP tauschten sich regelmäßig der Agentur Nutzungsdaten zur Verfügung. Diese Data Scientists, Datenanalysten, Redakteurinnen analysiert die Daten, optimiert ihre Inhalte und und Redakteure, Projekt- und Produktmanager liefert besser performende Inhalte. Eine Win-win- sowie Web-Entwickler aus. Das Team wertete Situation für beide Seiten. NEUER WORKFLOW ZWISCHEN MEDIENHÄUSERN UND NACHRICHTENAGENTUR: DER FEEDBACK-LOOP. Die dpa entwickelte Strategie mit Prof. Dr. Performance der Agentur-Inhalte Marcel Hebing steigern – passend zum digitalen von der Impact Erlösmodell der Medienhäuser. Distillery (Berlin) den Feedback Loop auf Basis LT A T ZIE L eines kyber Messen RESU netischen Optimieren Regelkreises. STT misst die ABWEICHUNG Performance der Inhalte dpa erstellt und mit einem definierten optimiert Inhalte für KPI-Set, dpa mit einem Medienhäuser – Artikel Score. und fügt zusätzliche Metadaten an. Anwenden Medienhäuser Content sowie Leserinnen und Optimierte Inhalte Leser nutzen die (inklusive Metadaten) Agentur-Inhalte. STÖRUNGEN 5
DAT E N AN ALYSIEREN Relevante Agentur-Geschichten identifizieren mit dem Spy Tool Pihla Lehmusjoki, Leiterin der Media Services bei STT 2. N ur wer Nutzer versteht und ihnen Publikationsdaten: passgenaue Inhalte anbietet, Welche Agentur-Inhalte werden von Medienunter- wird sie zu treuen Abonnenten nehmen online und in Print genutzt? In welchem machen. Damit Medienhäuser erlösorientiert Umfang werden die Inhalte genutzt? Die erste arbeiten können, analysieren sie das Nutzungsver- Frage wird durch das Crawlen und Vergleichen der halten der Leserinnen und Leser. Verstärkung Ähnlichkeit zwischen Nachrichtenagentur-Inhalten erhalten sie künftig durch die Nachrichtenagentu- und veröffentlichten Inhalten auf den Webseiten ren: Die finnische Nachrichtenagentur STT hat im der Medienhäuser beantwortet. Dabei arbeitet STT Rahmen des Projekts C-Pop ihr komplexes mit einem Medienbeobachtungspartner zusammen. Analyse-Tool Spy weiterentwickelt, um relevante Die zweite Frage wird durch einen Textvergleich Agentur-Inhalte zu identifizieren. beantwortet. Mit dieser Methode wird abgegli- chen, welcher Anteil des Agentur-Inhalts von den Daten-Analyse im Überblick Medienverlagen übernommen wurde. 3. Das Spy Tool sammelt und visualisiert folgende Daten: Produktion, Publikation und Web-Perfor- Web-Performance-Daten: mance. Für die STT bedeutet das Analyse und Wie kommen Agentur-Inhalte bei Lesern im Auswertung von: Internet an? Dafür haben die Medienhäuser die 1. anonymisierten Nutzungsdaten für die Agentur- Produktionsdaten: Inhalte geteilt. Für die Daten-Übertragung hat die Was produziert die Agentur täglich? Die Produktions- STT ein Google Analytics-Skript entwickelt. daten stammen aus dem Redaktionssystem der STT. Darüber laufen die Daten ins Spy Tool ein. SPY ALS MODULARES DATENTOOL Nachrichten- agentur Verlage Konsumenten Agentur-Journalisten Redakteure Feedback QUELLE: LEVEL 1 LEVEL 2 LEVEL 3 PIHLA Produktionsdaten Veröffentlichungsdaten Web-Performance-Daten LEHMUSJOKI, STT 6
Definieren der Kennzahlen Dazu braucht es Folgendes: zur Erfolgsmessung • T iefgehendes Verständnis von Trends, die sich STT arbeitete bei der Entwicklung des Spy Tools eng auf die Performance von Agentur-Inhalten mit finnischen Medienhäusern zusammen. Mit Hilfe der auswirken. C-Pop-Medienpartner Sanoma und I-Mediat hat STT die wichtigsten KPIs definiert, die den Erfolg anzeigen. •D efinition der wichtigsten Performance-Metriken Es war wichtig, ein gegenseitiges Verständnis der für die grundlegende Optimierung des wichtigsten Leistungskennzahlen zu gewährleisten. Nachrichtenflusses. DIE WIC HTIGSTE N METRIKE N ZIEL MESSGRÖSSEN WARUM IST DAS WICHTIG? · Sitzungen STT analysiert die Web-Performance RE IC HWE ITE auf Themenebene. Welche Art von Agentur-Inhalten ist · Seitenaufrufe über verschiedene Verlagsplattformen hinweg skalierbar? · Verweildauer Werden den Medienhäusern schnell genug Informationen zur Verfügung gestellt, trägt dies dazu bei, das Interesse E NGAGEME NT · Scrolltiefe der Leser aufrechtzuerhalten. Das erhöht den kommerziel- · Ad Displays len Wert der Inhalte. · Absprungrate Die Medienhäuser wollen mehr loyale Leser gewinnen. E NGAGEME NT · Paywall-Klicks Die Inhalte der Nachrichtenagenturen können die DE R ·D igitale Abonnements Themenauswahl der Medienkunden ergänzen und die ME DIE NMARKE · Verhältnis der loyalen Leser auf der Webseite halten. Leser zu den Fly bys Datenanalyse, Visualisierung über Dashboards und Reports: Das Spy Tool hilft, Daten aus Produktion, Publikation und Performance verständlich zu machen. Fazit Damit Medienhäuser ihre digitalen Erlöse über Paid-Content-Modelle steigern, sollte bei der Datenanalyse idealerweise das gesamte Content-Angebot betrachtet werden. Mit dem Spy Tool hat STT ein komplexes Analyse-Werkzeug entwickelt, das hier eine wichtige Lücke zwischen Agentur-Inhalten und eigenen Inhalten der Medienhäuser schließt. Die Inhalte der Nachrichtenagenturen können mit dem Tool im Hinblick auf das jeweilige digitale Geschäfts- modell ausführlich analysiert werden und bieten den Medienhäusern wertvolle Insights zur Overall-Performance ihres gesamten Content-Angebots. Nachrichtenagenturen können darauf basierend ihre Inhalte auf die Bedürfnisse der Leser anpassen und so ebenfalls zur Perfor- mance-Steigerung beitragen. 7
E M OT ION E N VERS TEHEN Inhalte mit Limbic® schaffen, Zielgruppen emotional erreichen Katja Fleischmann, Leiterin Performing Content bei dpa D ie dpa entwickelte im Rahmen solche Entscheidungen größtenteils unbewusst und von C-POP erstmals smarte immer zu 100% emotional. Inhalte, um Medienhäuser bei der Auf Basis neuropsychologischer Erkenntnisse Abonnenten-Gewinnung zu unterstützen. hat die Gruppe Nymphenburg, eine Unterneh- So kann jedes Medienhaus gezielt Artikel mensberatung aus München, eine „Landkarte der anbieten, die für ihre Leser relevant sind. Dafür Motiv- und Emotionssysteme“ im Gehirn erstellt – adaptierte die dpa mit dem Limbic ® -Modell ein die Limbic ® Map. Die dpa hat das Neuro bewährtes Tool aus dem Neuromarketing und marketing-Tool erstmals für den Medienbereich schuf eine einzigartige und innovative Content- angepasst. Damit hat sie eine neue, emotions Strategie, die den Leser emotional erreicht. basierte Content-Strategie entwickelt. Die Grundlage des dpa-Zielgruppen-Tools ist Emotionsbasierte Content-Strategie die Limbic ® Map. Diese bildet nicht nur den zur Leserbindung menschlichen „Emotions- und Werteraum“ mit Menschen treffen ständig Entscheidungen. Motiven und Bedürfnissen ab, sie setzt diese Dazu gehört auch, einen Artikel auf einer auch in Verbindung zueinander. Nach dem Webseite anzuklicken und zu lesen. Die meisten Limbic ® Modell existieren drei große Motiv denken, das geschieht rational und bewusst. Doch systeme, die Menschen maßgeblich treiben und laut moderner Hirnforschung treffen Menschen nach denen sie handeln. 1. DAS BALANCE- DIE LIMBIC ® MAP SYSTEM steht für Sicherheit, Stabilität und Ordnung. 2. DAS DOMINANZ- SYSTEM zeichnet sich durch Status, Durchsetzung und Autonomie aus. 3. DAS STIMULANZ- SYSTEM ist geprägt von Abenteu- erlust, Neugier und Abwechslung. © GRUPPE NYMPHENBURG CONSULT AG 2020 8
Hinter diesen Emotionssystemen stehen Motive Das bedeutet, die dpa-Redakteurinnen schrieben und Treiber, die zu (Kauf-) Entscheidungen ein Thema in mehreren Varianten auf. Dabei führen. Diese sind maßgeblich in die neue achteten sie darauf, dass die Themen, die Tonalität Content-Strategie der dpa eingeflossen. des Textes sowie die Bildsprache zur emotionalen Ansprache der jeweiligen Zielgruppe passten. Die beschriebenen Emotionssysteme nutzte die dpa, Bei der Übersetzung und der Anwendung der um drei Zielgruppen-Cluster zu bilden: Methode bei ersten Tests konzentrierte sich das • Zielgruppe mit Balance-Schwerpunkt, dpa-Team auf Ratgeber-Inhalte. Das Ergebnis ist • Zielgruppe mit Dominanz-Schwerpunkt und eine Systematik, die die Inhalte-Produktion • Zielgruppe mit Stimulanz-Schwerpunkt. strukturiert. NEUER WORKFLOW: DPA PRODUZIERT INHALTE NACH ZIELGRUPPEN ZIELGRUPPE BALANCE DOMINANZ STIMULANZ So sieht die Zielgruppe aus Charakteristik Positiv Skeptisch Neugierig Was kennzeichnet die Familie, Fürsorge, Erfolg, Ehrgeiz, Präzision, Abenteuer, Spaß, Zielgruppe? Wohlfühlen, Ordnung Status Abwechslung, Kreativität P R O Z E S S D E R I N H A LT E - P R O D U K T I O N 1. Zielgruppe nach Conversion: Conversion: Reichweite Geschäftsmodell Abonnements Abonnements, Membership 2. Schwerpunktthemen Familie, Gesundheit etc. Karriere, Fitness etc. Games, Lifestyle etc. Ernährung: Ernährung: Ernährung: 3. Themenfokus Gesundes Essen Fit durch Essen Food-Trends 4. Tonalität warm und einfühlsam kühl und präzise modern und locker 5. Bildsprache grün/braun schwarz/rot orange/gelb Fazit Limbic ® hat sich als effektives Planungs- und Textanalyse-Tool erwiesen. Das Modell ermöglicht es, Zielgruppen zu segmentieren und damit genauer zu analysieren, für welche Inhalte sich Leser – und damit potenzielle Kunden der Medienhäuser – wirklich interessieren. Der Erfolg zeigte sich in der Performance der personalisierten Geschichten: Sie erzielten höhere Klickzahlen und generierten erste Abonnements. 9
IN H ALT E S T E U E RN Mit Metadaten zu einem dynamischen Online-Angebot Katja Fleischmann, Leiterin Performing Content bei dpa S marte Inhalte sind der Schlüssel 2. IMPORTANCE zu mehr loyalen und zahlenden Die Kategorie Importance gibt den News-Typ einer Lesern. Wer ihnen gezielt relevante Geschichte wieder. Sie ist in drei Aspekte unterteilt: Geschichten anbieten will, braucht eine Vielzahl an Metadaten unterschiedlicher Kategorien. essential: Die Top-News des Tages. Die von C-POP erprobten Metakategorien Lifetime, Importance und Limbic® dienten genau diesem useful: Nutzwertige, hilfreiche Artikel, zum Zweck. Die Online-Angebote der Medienhäuser Beispiel Ratgeber-Inhalte. werden damit noch dynamischer und holen den Leser auch emotional da ab, wo er gerade entertaining: Unterhaltsame Geschichten steht. wie Promi-News. Medienhäuser können mit mehr Metadaten den Leser Schritt für Schritt besser verstehen und die 3. LIMBIC® Inhalte gezielt anpassen. Dafür erhalten sie jetzt Der Limbic® -Typ kennzeichnet die Zielgruppe, Lifetime, Importance und Limbic®: für die die dpa Inhalte produziert hat. Die Metainformation gibt es in drei Kategorien: 1. LIFETIME Der Lifetime-Wert sagt aus, wie lange ein Artikel Dominance: Die Inhalte passen zu Lesern, aktuell ist. Er ist in drei Kategorien unterteilt: denen Karriere, Status, Leistung und Präzision wichtig sind. short: Breaking News und tagesaktuelle Nachrichten. Balance: Nutzer dieser Zielgruppe wollen Sicherheit gewinnen. Themen wie Familie und medium: Storys, die über einen Zeitraum von Ordnung haben für sie eine große Bedeutung. bis zu etwa 24 Stunden aktuell sind. Stimulance: Bei dieser Zielgruppe dreht sich long: Zeitlose Artikel, zum Beispiel alles um Neugier und Spaß. Die Inhalte zielen Evergreen-Inhalte. darauf ab und sprechen „Trendsetter“ an. Fazit Je mehr Metadaten genutzt werden, desto besser können Medienhäuser ihre Inhalte an ein bestimmtes Nutzersegment liefern. Dadurch wächst das Verständnis, welche Inhalte die Leser bevorzugen. Und das erleichtert es, zielgruppenspezifisch zu produzieren. Vor allem die Integration von Limbic® hilft dabei, den emotionalen Entscheidungsprozess des Lesers besser zu verstehen. Dadurch schneiden die Inhalte bei Lesern besser ab. 10
QUAL ITÄT ME SSEN Den C-POP-Score als Analyse- Werkzeug einsetzen Dr. Steffen Wagner, Senior Data Scientist bei INWT Statistics (Berlin) Katja Fleischmann, Leiterin Performing Content bei dpa W as zeichnet eine gute tungskriterien gehören normierte und gewichtete Geschichte aus? Um die Qualität Kennzahlen wie Seitenaufrufe, Einstiegsrate, von Agentur-Inhalten zu bewerten, durchschnittliche Verweildauer und Stickiness. Der haben die dpa gemeinsam mit Christian Pieper, Artikel Score kam bei C-POP zum Einsatz. Die Head of Audience Development bei der Funke Funke Mediengruppe und NOZ Medien & mh:n Digital GmbH, und dem erfahrenen Data Scientist Medien teilten ihre anonymisierten Nutzungsdaten Dr. Steffen Wagner einen normierten Artikel Score mit der dpa. Diese Daten waren auf Artikelebene entwickelt. aggregiert und spiegelten somit das Interesse an entsprechenden Inhalten und deren Nutzung Kennzahlen zur wider. Die vier Messgrößen des Scores sind Performance-Steigerung eindeutig definiert und damit über beide Medien- Das Team definierte: Gute Artikel zeichnen partner hinweg vergleichbar. Die Conversion sich durch Reichweite und Engagement aus. betrachtete die dpa separat, da die Abonnements Sie führen den Leser durch den Conversion kundenspezifisch gestaltet und damit nicht Funnel – mit dem Ziel eines Abo-Abschlusses. vergleichbar sind. Um messen zu können, ob das funktioniert, Insgesamt greift die dpa bei der Performance- sind mehrere Kennzahlen notwendig. Messung auf ein Standardformat zurück. Das Damit die dpa-Redakteurinnen die Bewertung ermöglicht es auch anderen Medienhäusern, mit ihrer Inhalte trotzdem auf einen Blick sehen geringem Aufwand an der Datenanalyse können, entwickelte das C-POP-Team ein teilzunehmen. Die dpa visualisierte die Daten Scoring-Verfahren. Zu den definierten Bewer- über ein Dashboard. C - POP -SCORE IM ÜBE RBLIC K MESSGRÖSSE SCORE-WERT WARUM IST DIESE KENNZAHL WICHTIG? Seitenaufrufe max. 40 Punkte Welche Themen interessierten Nutzer? Einstiegsrate max. 20 Punkte Welche Inhalte zogen Nutzer auf die Webseite? Durchschnittliche Wie lange blieb ein Nutzer auf der Webseite und max. 20 Punkte Verweildauer setzte sich mit den Inhalten auseinander? Welche Artikel hielten den Nutzer auf der Webseite Stickiness max. 20 Punkte und führten zum Lesen eines weiteren Artikels? C-POP-Score gesamt max. 100 Punkte CONVERSION Abonnement Plus >0 Welche Artikel generierten ein Abonnement? Fazit Die dpa bewertete bei C-POP die Qualität ihrer Inhalte mit der Summe aus vier Messgrößen. Dadurch genügte der Blick auf eine Zahl, um gute Inhalte zu erkennen. Ein hoher Score-Wert sprach für ein hohes Nutzerinteresse und eine hohe Interaktion mit den Inhalten. Das Ergebnis ließ wichtige Rückschlüsse auf das Verhalten der Nutzer zu und damit auf den Optimierungsbedarf für eine bessere Performance auf den Webseiten der Medienhäuser. 11
A N A LYS E N U N D A/B - T ES T S Zielgruppen-Inhalte erfolgreich einsetzen und Leser begeistern Natalie Skrzypczak und Katja Fleischmann, Team Performing Content bei dpa E s ist entscheidend seine Leserinnen Online-Angebote müssen sich an dem Besuchs- und Leser gut zu kennen, um sie als rhythmus und den individuellen Interessen der Abonnenten zu gewinnen. Durch die Nutzer ausrichten, um die nötige Relevanz zu Segmentierung nach dem Zielgruppenmodell schaffen“, sagt Carsten Kaiser, CEO des Limbic® konnte dpa die Vorlieben der Leser Digitaldienstleisters bineos GmbH, mit dessen genauer analysieren und den Content entspre- Hilfe dieser Test aufgesetzt wurde. chend anpassen und ausspielen. Eine höhere Loyalität und ein verbessertes Nutzer-Erlebnis LOYALITÄT DER LESERGRUPPEN waren das Ergebnis. Webseiten-Besuche in Tagen Verdopplung der Reichweite 5,6 Nutzer der neutralen Variante durch Zielgruppen-Ansprache Das C-POP-Team baute auf den Limbic®- 6,8 Erfahrungen der dpa auf. Wie erfolgreich der Nutzer der Limbic-Variante Einsatz des Zielgruppen-Tools ist, wurde in einem A/B-Test mit dem Medienhaus Main-Post vorab 10,3 Abonennten der Limbic-Variante geprüft. Dafür wurden sechs Wochen lang zwei Versionen von Artikeln aus dem Ratgeber-Bereich an Leserinnen und Leser des Portals mainpost.de ausgespielt: ein Artikel mit neutraler Überschrift Hohe Performance hinter und neutralem Bild und eine in Überschrift und der Paywall Foto optimierte Balance-Variante. Auf dem Weg zur Abo-Gewinnung nutzten die NOZ Medien & mh:n Medien und die dpa beim Ergebnis: Die Reichweite der personalisierten Projektstart das Zielgruppen-Tool nach Limbic®. Geschichten war im Durchschnitt mehr als Gemeinsam entschieden sie sich, die Balance- doppelt so hoch wie bei neutral formulierten Zielgruppe als potenzielle Kunden bzw. Abon- Inhalten aus dem Ratgeber-Bereich. nenten anzusprechen. Zudem waren Leser der Balance-Zielgruppe Für diese Gruppe familienorientierter, nach loyaler als die Leser der neutralen Version: Sie Sicherheit strebender Menschen erstellte dpa kamen im Schnitt an rund sieben Tagen innerhalb Balance-optimierte Ratgeber-Inhalte. Das der letzten 28 Tage auf die Webseite, die dpa-Team hat dabei sehr viel über zielgrup- Abonnenten unter ihnen sogar an 10,3 Tagen. penoptimierte Inhalte gelernt. Die zentrale Dagegen waren die Leser der neutralen Version Erkenntnis war, dass der Aufhänger dieser an 5,6 Tagen auf mainpost.de. Geschichten viel konkreter und lösungsorientier- ter war und die Themen dadurch automatisch an Einschätzung: Mit der richtigen Zielgruppen- Tiefe gewannen. Ansprache mehr Nähe zum Leser herzustellen, Die Geschichten wurden hinter der Paywall – zahlt sich aus. „Die Ergebnisse zeigen, dass im Premium-Content-Segment – von noz.de Ratgeber-Inhalte stärker über die Zielgruppe veröffentlicht. NOZ Digital trackte diese und gedacht und produziert werden sollten. Die visualisierte die Nutzungsdaten auf einem 12
„Unsere Erfahrungen mit den Zielgruppen-Inhalten sind sehr gut. Sie entsprachen unseren Ansprüchen, richteten sich direkt an die Zielgruppe und zeichneten sich schließlich durch eine hohe Performance aus.“ Holger Blumberg, Product Lead Portale bei NOZ Digital GmbH 1 Bei der Analyse von gemeinsamen Dashboard. Die Redakteurinnen Blumberg, als Product Lead Portale bei NOZ Agentur-Inhalten ist es der dpa werteten die Daten aus und optimierten Digital GmbH verantwortlich für noz.de. „Wir wichtig, potenzielle Einflussfaktoren zu die Inhalte. Zwischen Nachrichtenagentur und haben in dem Test bewusst die dpa-Inhalte auf berücksichtigen. Dazu Medienhaus entstand ein Feedback-Loop. unseren Social-Media-Kanälen ausgespielt, was zählen vor allem Größen, die eine direkte zu mehr Traffic führte. Auch die gezielten Vergleichbarkeit von Ergebnis: Die personalisierten Inhalte haben Themenempfehlungen in den Volltexten haben dpa- und kundeneigenen Inhalten erschweren, wie einen durchschnittlichen Score-Wert von rund sich ausgezahlt. Damit konnten wir die Nutzer z.B. die Platzierung auf der Webseite, das 53 Punkten (max. 100 Punkte) erzielt.1 Sie besser auf der Webseite halten.“ Verbreiten von Agentur- schnitten vor allem bei der durchschnittlichen Inhalten in sozialen Netzwerken und eine Verweildauer (Ø13,4 Punkte, max. 20 Punkte) Zielgruppen besser verstehen und starke Regionalisierung. und Stickiness (Ø16,02 Punkte, max. 20 Punkte) Performance steigern gut ab. Um dem „perfect match“ zwischen Leser und Inhalt noch näher zu kommen, setzte das C-POP-Team aus Einschätzung: „Unsere Erfahrungen mit den NOZ Medien & mh:n Medien und dpa nun auf drei Zielgruppen-Inhalten sind sehr gut. Sie entspra- Zielgruppen und untersuchte deren Erfolg mit einem chen unseren Ansprüchen, richteten sich direkt an A/B/C-Test: dpa produzierte mehrere Artikel aus die Zielgruppe und zeichneten sich schließlich dem Bereich Gesundheit & Ernährung und stellte durch eine hohe Performance aus“, sagte Holger jeweils drei Überschriften – Balance, Dominanz und PERFORMANCE DER LIMBIC ® -INHALTE AUF NOZ.DE 75 75 74 74 73 72 69 67 66 61 61 58 58 56 54 54 54 52 53 SCORE 49 GESAMT 48 48 47 48 47 45 46 46 45 46 44 45 43 43 41 41 41 41 38 Score Stickiness 30 Score Einstiegs- rate Score Durchschn. Verweil- dauer Score Seiten ANZAHL aufrufe ARTIKEL 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 13
Durch die Arbeit mit drei Ziel gruppen wurden ERGEBNISSE DES die unterschied A/B/C-TESTS lichen Interessen 0,8 Click-Through-Rate (%) und Bedürfnisse ACHTSAM ESSEN der Leserinnen und Leser auf noz.de sichtbar. 0,6 KAFFEE 0,4 GESUNDES ESSEN ZEITUM STELLUNG 0,2 HAFERMILCH 0 BALANCE DOMINANZ STIMULANZ Stimulanz – zur Verfügung. noz.de publizierte die Durch diese Methode machten wir sichtbar, Artikel mithilfe eines A/B/C-Test-Tools. Damit welche Zielgruppen-Version bei welchem Artikel untersuchte das Team, wie heterogen die Leser- am besten funktionierte. schaft ist und wie stark sich die jeweilige Zielgruppe In einem Artikel über Achtsamkeit beim Essen für ein bestimmtes Thema interessiert. bestätigte sich, dass das Thema Gesundheit und Ernährung vor allem die Balance-Zielgruppe Ergebnis: Die Grafik zeigt, wie die drei Über- interessierte. Dieser Artikel schnitt im Test am schriften jeweils bei den einzelnen Themen besten ab. So tauchte das Team immer tiefer in die ankamen. Resultat: Jede Variante fand ihre Leser. Interessenswelt der einzelnen Lesergruppen ein. Ein Beispiel: der Artikel über Kaffee. Den Titel, Der durchschnittliche C-POP-Score der Inhalte wie sich Kaffee auf die Gesundheit auswirkt betrug nun 69 Punkte. Das ist im Vergleich zum (Balance), klickten die Leser am stärksten an. vorherigen Test ein Plus von 15,8 Prozent. Der Andere Leser wiederum wollten wissen, wie ihnen Anstieg ist vor allem auf eine deutlich höhere Kaffee mehr Energie gibt (Dominanz) und welche Reichweite zurückzuführen. Die Zahl der Seiten- neuen Details sie über ihr Lieblingsgetränk erfahren aufrufe erhöhte sich um mehr als ein Drittel, die können (Stimulanz). Die unterschiedliche Akzeptanz Einstiegsrate um rund 20 Prozent. Das zeigt, dass der Inhalte spiegelt die Vorlieben der Leser wider sich der Erkenntnis-Gewinn durch den Feedback- und demonstriert, wie wichtig die Personalisierung Loop zwischen Agentur und Medienhaus auf von Inhalten ist. beiden Seiten gesteigert hat. PERFORMANCE DER LIMBIC-INHALTE IM VERGLEICH ZU DEN A/B/C-TESTARTIKELN AUF NOZ.DE SCORE DER SCORE DER A/B/C- MAXIMALER METRIKEN LIMBIC-INHALTE TEST-ARTIKEL DIFFERENZ SCORE-WERT Seitenaufrufe Ø 18,62 Punkte Ø 32,8 Punkte +14,18 max. 40 Punkte Einstiegsrate Ø 5,15 Punkte Ø 9 Punkte +3,85 max. 20 Punkte Durchschn. Ø 13,4 Punkte Ø 14,6 Punkte +1,2 max. 20 Punkte Verweildauer Stickiness Ø 16,02 Punkte Ø 12,6 Punkte -3,42 max. 20 Punkte C-POP-Score Ø 53,19 Punkte Ø 69 Punkte +15,81 max. 100 Punkte 14
„Durch den Test haben wir erkannt, dass gerade die Recommendations in den Volltexten viele Möglichkeiten bei der Personalisierung bieten.“ Carsten Kaiser, CEO der bineos GmbH Einschätzung: „Die inhaltliche Personalisie- rung hat uns geholfen, die Vorlieben der Nutzer ANMERKUNGEN: besser kennenzulernen. Wir sehen, wie unter- LIMBIC® -TOOL schiedlich die Interessen sind. Je besser wir das Die dpa unterteilt die Leserschaft eines verstehen, desto besser können wir unsere Leser Medienhauses in drei Zielgruppen. Basierend zufriedenstellen, und das steigert die Wahr- auf dem Neuromarketing-Modell Limbic® der scheinlichkeit, sie für ein Abonnement zu Unternehmensberatung Gruppe Nymphen- begeistern“, sagte Holger Blumberg. burg fasst das Team dabei Leser mit ähnlichen Gefühlswelten und Werten zusammen: Personalisierte Empfehlungen stärken Leserbindung deutlich 1. G ruppe Balance: Liegt der Schwerpunkt Je personalisierter die Empfehlungen, desto auf Balance, streben Leser nach Sicherheit, begeisterter sind die Kunden und umso höher ist Ruhe und Harmonie. Sie schützen sich vor Unsicherheiten. der Umsatz. Wie das gelingt, zeigt beispielsweise Amazon. Das Prinzip kann auch auf Medienhäu- 2. G ruppe Dominanz: Ist das Dominanz- ser übertragen werden, wie ein A/B-Test in dem System stark ausgeprägt, streben Leser Projekt bewies. Dafür erhielt die Hälfte der Leser nach Durchsetzung und Status. Kontrollver- im Volltext personalisierte, Limbic®-optimierte lust vermeidet die Gruppe. Artikelempfehlungen, die andere Hälfte themen- verwandte Artikelempfehlungen. 3. G ruppe Stimulanz: Liegt der Fokus auf Stimulanz, entdecken Leser gerne etwas Ergebnis: Die Leser der personalisierten Neues und streben nach Individualität. Empfehlungen erzielten eine höhere Stickiness. Langeweile mag diese Gruppe nicht. Das heißt, sie folgten diesen Artikelempfehlungen stärker und blieben auf der Webseite. Die Stickiness lag dort bei 72 Prozent, bei Empfehlun- gen ohne Personalisierung bei 52 Prozent. Der Unterschied beträgt also 20 Prozentpunkte. Einschätzung: „Personalisierte Empfehlungen halten Leser auf der Webseite und verbessern das Nutzererlebnis. Durch den Test haben wir erkannt, dass gerade die Recommendations in den Volltexten viele Möglichkeiten bei der Personalisierung bieten. Das kann ich Medien- häusern empfehlen“, sagte Carsten Kaiser, CEO der bineos GmbH, der das Projekt C-POP bei der Datenanalyse unterstützte. 15
IM IN T E RVIE W Die dpa-digitalwires als Erfolgsfaktor für smarte Inhalte Holger Blumberg, Product Lead Portale bei NOZ Digital GmbH E rst mit den digitalwires des dpa- Zu dem Zeitpunkt boten die digitalwires die Möglich newslabs entwickeln smarte Inhalte keit, die Inhalte entweder via Push in einen AWS-S3- ihre volle Stärke. Über eine Program- Bucket zu erhalten oder alle bereitgestellten Texte in mierschnittstelle (API) konnten Medienhäuser im einem JSON-Feed abzurufen. Da wir jede Minute die Rahmen von C-POP das erste Mal die neuen Schnittstelle anfragen wollen, war eine Liste, welche Metadaten Lifetime, Importance und Limbic ® Artikel in der letzten Zeit neu erstellt beziehungsweise nutzen sowie von einem optimierten Storytelling geupdatet wurden, für uns notwendig. profitieren – ein Faktor, der das Engagement der Das dpa-newslab hatte bereits eine weitere Leserinnen und Leser deutlich erhöht. Schnittstelle in Planung: die wireq. Diese bietet eine ReST-API für eine Warteschlange, die alle noch Holger Blumberg war als Product Lead Portale nicht importieren Meldungen enthält. Seit Dezem- bei NOZ Digital GmbH verantwortlich für noz.de ber nutzen wir diese zum Abrufen der Artikel. und für die Implementierung der dpa-digitalwires Anhand der eindeutigen ID des Artikels, der bei der NOZ Digital GmbH zuständig. Im sogenannten URN, und des Update-Datums können Interview erklärt er, welche Vorteile die API für die wir den Artikel in unserem System zuordnen und Digitalangebote der Mediengruppe hat. beim Update den Artikel im Redaktionssystem mit dem neuen Inhalt überschreiben. Herr Blumberg, wie sind Sie bei der Mit dem neuen Belieferungsweg konnten auch Einführung von dpa-digitalwires vorge- neue Anforderungen an einen Text aus unserer Sicht gangen? umgesetzt werden. Über die FTP-Belieferung Für uns stand 2019 ein Wechsel des Redaktionssys- wurden uns bisher nur Bilder im Format 4:3 tems an. Die dpa-Inhalte wurden bis dato über das mitgeliefert. Über die neue Bildschnittstelle können Printredaktionssystem ausgeliefert. In dieses System wir die Bilder im beliebigen Format herunterladen. wollten wir nicht mehr investieren. Daher war für uns Für die Webseite laden wir die Bilder im 16:9-For- klar, dass wir auf die neue JSON-Belieferung mat mit einer Seitenbreite von 1100 Pixeln hoch. umsteigen wollen. Wir haben uns mit dem Leiter des Für die Newsapp laden wir ein Bild im Format 1:1. dpa-newslab, Gerd Kamp, im Sommer 2019 Über die FTP-Belieferung waren diese Zuschnitte zusammengesetzt und die Umstellung auf den und Bildgrößen nicht möglich. neuen JSON-Feed besprochen. Warum ist für Sie der neue JSON-Feed besser als das bisherige XML-Format NITF? Die wichtigsten Vorteile sind neue Formatierun- PROZESS DER JSON-BELIEFERUNG gen, Zeitgewinn und neue Metadaten: Gegenüber dem alten Weg über FTP haben wir jetzt beim dpa Kunde Import der JSON-Dokumente via wireq-API einen CMS http GET Zeitgewinn von zwei bis drei Minuten, was im Importer redaktionellen Alltag ein Riesenvorteil ist. auto-publish Unser Wunsch, dass die Zwischenüberschrif- feed.json ten nicht mehr in Großbuchstaben, sondern dafür 16
„Im Dreigespann zwischen dpa- Redaktion, dpa-newslab und mir als Projektmanager für die NOZ, SHZ und SVZ konnten wir kleine Probleme schnell Mehr Technik, weniger Aufwand: erkennen und Lösungswege finden.“ Redakteure profitieren von den modernen Belieferungs wegen. mit H2-Formatierung von der dpa übertragen haben bei fast allen Punkten eine Lösung werden, konnte bei der Umstellung angegangen gefunden. werden. Aktuell erarbeiten und probieren wir mit Für die dpa waren unsere Rückmeldungen der dpa noch weitere Formatierungen und zur Verbesserung der dpa-digitalwires ebenfalls Verlinkungen im Fließtext aus. Außerdem testen hilfreich. Zum Beispiel, dass über den JSON-Feed wir, in welcher Form EMBEDs an uns als Zeitungs- immer noch die dpa-typischen Anführungsstriche verlag übergeben werden müssen, damit wir diese ausgeliefert werden, und welcher Aufwand für auf den Portalen ausspielen können. uns in ihrer Umwandlung entsteht. Nun wird das Von Vorteil sind auch neue Metadaten an den Thema „Anführungszeichen“ bei dpa noch einmal Artikeln, die wir in den JSON-Dokumenten besprochen. mitübermittelt bekommen. Wir können Artikel anhand von Stichworten in anderen Ressorts Welche Anforderungen haben einlaufen lassen. Sie an eine Dokumentation zur Imple- mentierung der dpa-digitalwires? Was müssen technische Teams Unsere Entwickler waren sehr zufrieden mit und Produktmanager beachten, wenn sie der Dokumentation im API-Portal. Zusätzlich die dpa-digitalwires konnten wir viele Fragen direkt mit Gerd Kamp implementieren? und seinem Team via Slack und E-Mail klären. Ich würde empfehlen, dass der Verlag der dpa die Arbeitsweisen im Haus erklärt. Bei uns hat Das Gespräch führte Natalie Skrzypczak, der Austausch auch mit dem Senior Consultant Redakteurin Performing Content bei dpa. Karsten Klosse sehr viel beim Erarbeiten von Workflows geholfen. Im Dreigespann zwischen dpa-Redaktion, dpa-newslab und mir als Projektmanager für die NOZ, SHZ und SVZ konnten wir kleine Probleme schnell erblicken und Lösungswege finden. Und auch auf die Besonderheiten in den Anforderungen, die ein Ihr Ansprechpartner für dpa-digitalwires Verlag an manchen Stellen nun einmal hat, Dr. Gerd Kamp, Leiter dpa-newslab, konnten wir auf Augenhöhe sprechen und gerd.kamp@dpa-info.com 17
IM IN T E RVIE W So bauen Sie den Reader Revenue Newsroom Dr. Dietmar Schantin, Gründer des Institute for Media Strategies D ank künstlicher Intelligenz, Data haben Zeitungsverlage, insbesondere in Europa Analytics, Algorithmen und Dash- und Nordamerika, ihre Aufmerksamkeit auf die boards können Redaktionen wie Einnahmen aus digitalen Erlösstrategien gerichtet: nie zuvor die inhaltlichen Vorlieben ihrer Je fokussierter oder nischiger sie sind, desto größer Nutzer ermitteln und ihr Themen-Angebot ist Ihr Potenzial, aus Ihren Nutzern Abonnenten entsprechend zuschneiden. Doch wer die zu machen. neuen Möglichkeiten nutzen will, der kommt an Sehen Sie sich die eindrucksvollen Beispiele tiefgreifenden Änderungen von traditioneller von Zeitungen wie dem „Wall Street Journal“, Organisation, Strukturen und Workflows nicht der „Financial Times“ oder dem „Handelsblatt“ in vorbei. Dietmar Schantin, Gründer des Institutes for Deutschland an, die es geschafft haben, einen Media Strategies (London/Graz) hat führende hohen Preis für ihre Produkte zu etablieren und Verlage wie das „Wall Street Journal“ oder das damit erhebliche Einnahmen zu erzielen. „Handelsblatt“ beim Umbau ihrer Newsrooms hin Für regionale Verlage hingegen ist diese neue zu einer konsequenten digitalen Vertriebsstrategie Strategie immer noch eine schwierige Herausforde- beraten. rung. Um ihre perfekte Nische zu finden, müssen sie sich mehr auf ihre lokalen Kompetenzen und auf Herr Schantin, wie ist der aktuelle Status lokale Inhalte konzentrieren, anstatt Ressourcen in von Leser-Umsatzmodellen bei Zeitungen nationale und internationale Berichterstattung zu weltweit? investieren. Kunden abonnieren keine Regionalzei- Medienunternehmen weltweit haben endlich tung wegen der Geschichten aus aller Welt oder erkannt, dass digitale Geschäftsmodelle, die auf sogar aus weit entfernten Teilen des eigenen reiner Reichweite, kostenlosem Inhalt und digitaler Landes, die für die Menschen auf dem lokalen Werbung basieren, in den meisten Fällen nicht mehr Markt nicht relevant sind. Die Nische, die Ihren nachhaltig sind. Die Werbeeinnahmen sind exklusiven USP definiert, und hoffentlich stark rückläufig und die Preise sinken. Als Reaktion darauf genug ist, um Benutzer zu Abonnenten zu machen, kann also ein Thema, eine Region, aber natürlich auch eine bestimmte Kundengruppe sein – bei- spielsweise junge Familien. Was auch immer es ist, es muss sehr klar definiert und kommuniziert werden. „Die Nische, die Ihren Was können wir aus den erfolgreichen exklusiven USP definiert, Modellen in Skandinavien lernen? Was Sie generell von unseren Kollegen in Skandi- kann also ein Thema, navien lernen können, ist, dass sie einen klaren eine Region, aber natürlich Fokus haben. Nicht nur aus USP-Sicht, sondern auch ein klarer Fokus bei der Umsetzung dieser Strategie. auch eine bestimmte Nehmen Sie das Beispiel der Schibsted-Grup- pe. Die Nachrichtenredaktionen konzentrieren sich Kundengruppe sein.“ wirklich auf ihre lokalen und regionalen Themen. 18
„Heutzutage können Nachrichtenredaktionen die Vorlieben der Nutzer auf ihren Websites leicht verfolgen und analysieren und auf der Grundlage dieser Daten redaktionelle Entscheidungen treffen.“ Viele ihrer Titel haben ihre nationale und internatio- sehe dies nicht in naher Zukunft. nale Berichterstattung reduziert, und sie überlassen Die Auswahl der richtigen diese Themen vermehrt ihren Nachrichtenagentur- Geschichten und das Partnern. Es geht darum, Ihren USP so zu gestalten, Herausfiltern des Rauschens dass die Leute bereit sind, dafür zu bezahlen. bleiben vorerst die Kernaufgaben der Welche spezifische Rolle spielen Inhalte Journalisten. Und das und Geschichten in der Leser-Umsatz erwarten Kunden auch: strategie? Warum sind Daten so wichtig? Menschen – Kunden – be- Ich bin überzeugt, dass Content das absolut zahlen andere Menschen – Wichtigste für eine erfolgreiche Medienstrategie ist. Journalisten – dafür, dass Daten können viel dazu beitragen, zu entscheiden, diese relevante Daten und welche Storys für welche Nutzer und Nutzergrup- Informationen sammeln, pen relevant sind. überprüfen, eine Geschichte Nehmen Sie das sehr bekannte Beispiel von erstellen, unnötige Dinge aussortie- Google Trends. Wenn eine Grippe-Epidemie ren, und ihnen am Ende alles auftritt, zeigt Google Trends einen signifikanten gewichtet und priorisiert präsentieren. Anstieg der Suchanfragen und zeigt den Nach- richtenredaktionen in Echtzeit an, dass dieses Was sind die Anforderungen für Thema an Relevanz gewinnt. Gleiches gilt für Nachrichtenredaktionen? Leserinnen und Lesern die passen- Social Media. Hier können Sie die Relevanz an Ein moderner Newsroom muss interdisziplinär den Geschichten anbieten – das ist den Emotionen und Reaktionen messen, die ein sein. Absolut. Die Herausforderungen sind zu entscheidend für bestimmtes Thema auslöst. komplex, um sie mit nur einer Art von Kompetenz eine erfolgreiche Medienstrategie. Heutzutage können Nachrichtenredaktionen oder Fachwissen zu lösen. Ein effektives Team teilt die Vorlieben der Nutzer auf ihren Websites leicht gemeinsame Ziele und hat eine gemeinsame verfolgen und analysieren und auf der Grundlage Vision, braucht jedoch unterschiedliche Fähigkei- dieser Daten redaktionelle Entscheidungen treffen. ten und muss unterschiedliche Aufgaben in Dies ist besonders dann nützlich, wenn die redakti- unterschiedlichen Disziplinen ausführen, um diese onellen Ressourcen begrenzt sind und Sie zu erreichen. Es gibt Journalisten, Datenanalysten, entscheiden müssen, worauf Sie die Aufmerksam- Kommunikationsspezialisten und Experten für keit des Newsrooms lenken möchten. Technologie, Produktmanagement und Customer Für mich sind Daten ein starker redaktioneller Insight. Berater, nicht unbedingt der redaktionelle Entschei- Mehr denn je müssen sie jetzt alle eng der, wie einige Medienhäuser argumentieren. Wir zusammenarbeiten. Keine dieser Gruppen kann können zukünftige Entwicklungen jedoch nicht die übergeordneten Ziele alleine erreichen. vorhersagen. Ich würde nicht ausschließen, dass die Alle internationalen Nachrichtenredaktionen, Algorithmen eines Tages so clever und das die heutzutage erfolgreich sind, haben das Vertrauen der Redaktion in deren Qualität so hoch Prinzip der Interdisziplinarität übernommen. sein könnte, dass wir ihnen möglicherweise mehr Nehmen Sie das Beispiel „Expressen“ in Stock- redaktionelle Entscheidungen übergeben. Aber ich holm. Sie haben jetzt Produktmanager, die neben 19
„In der digitalen Welt hat ein Newsroom viel mehr Einfluss, wenn es darum geht, die bestmögliche Wirkung seiner Arbeit zu erzielen.“ Redakteuren und Datenspezialisten arbeiten. konzentrieren müssen und jemand anderes in der Gleiches gilt für „Der Spiegel" in Deutschland Organisation sich darum kümmern muss, wie er oder das "Wall Street Journal". verteilt und monetarisiert werden kann, nicht mehr praxistauglich ist. Es war natürlich sehr praktisch, Welche Bedeutung haben dabei Kultur denn wenn etwas schief ging, konnte jede Seite mit und Denkweise? dem Finger auf die andere zeigen. Diese traditionel- Mit Daten und Dashboards ist auch der kommerziel- len Denkweisen müssen sich ändern, und Barrieren le Druck in der Nachrichtenredaktion angekommen. zwischen Abteilungen müssen abgebaut werden. Ein Redakteur muss sich jetzt dessen sehr bewusst Dies bedeutet keineswegs, dass die Integrität des sein und sich verantwortlich dafür fühlen, nicht nur Journalismus gefährdet ist. Eine Sorge, die ich schon Inhalte zu erstellen, sondern auch zu wissen, wie oft gehört habe. diese am besten in den verfügbaren digitalen Kanälen – einschließlich in gedruckter Form –, Es gibt einige kontroverse Debatten über verbreitet und beworben werden können. die zukünftige Rolle von Daten. Entspricht In der Vergangenheit hatten Journalisten nur diese eher der Rolle des Beraters oder des einen begrenzten Einfluss darauf, wo und wie die Treibers? Muss die Newsroom-Strategie gedruckte Zeitung verteilt wurde und wie ihre mehr Daten mit nur einem zentralen Geschichten am besten präsentiert wurden. In der „Nordstern“–KPI für das gesamte Unter- digitalen Welt hat ein Newsroom viel mehr nehmen enthalten, oder bevorzugen Sie Einfluss, wenn es darum geht, die bestmögliche einen dateninformierten Ansatz? Wirkung seiner Arbeit zu erzielen. Ich bin nicht davon überzeugt, dass ein KPI Daten können helfen. Zum Beispiel dabei, den ausreichen kann. Sehr oft muss man sich mit richtigen Zeitpunkt für die Veröffentlichung einer teilweise widersprüchlichen Zielen auseinanderset- Geschichte zu ermitteln, was für die Wirkung von zen. Nehmen wir zum Beispiel die Tatsache, dass Für Journalisten enormer Bedeutung ist. Oder wenn es um die Frage wir bei Umsatzstrategien für Digital grundsätzlich gehört es inwischen dazu, nicht nur des Formats geht: Nur Text oder ist das Potenzial zwei verschiedene Kundengruppen berücksichtigen inhaltlich kompetent größer, wenn Sie Videos, Podcasts oder eine müssen. Diejenigen, die noch keine Kunden sind, zu sein, sondern auch Wissen über die Infografik hinzufügen? Ich würde sagen, dass die die wir für uns gewinnen und von uns überzeugen Veröffentlichungska- traditionelle Denkweise, nach der sich die Redak- wollen. Und diejenigen, die bereits Abonnenten näle in ihre Arbeit einfließen zu lassen. teure nur auf herausragenden Journalismus sind, die wir halten möchten und deren Abonnement wir ausbauen möchten. Wie schaffen Sie es, diese beiden Gruppen unter einem KPI zu bedienen? Der starke Fokus auf die Conversion erinnert mich sehr an die Printwelt, in der der Verkauf eines Print-Abos und die Bindung des Kunden an einen zwölfmonatigen Vertrag das ultimative Ziel war. Die Kunden zu halten, war weniger ein Problem und die Printa- bonnements nahmen in den meisten Teilen der Welt zu. Warum sich also mit der Churn-Prävention beschäftigen? Wenn Sie heutzutage mit führenden Publishern sprechen, werden diese Ihnen sagen, dass die größte Herausforderung darin besteht, Abonnenten von der Kündigung abzuhalten. Daher glaube ich an Dashboards und Cockpits mit verschiedenen KPIs, die die Customer Journey 20
von der Anziehung bis zur Conversion und „jobs to be done“, um die wir uns kümmern sollen? Retention anzeigen. Dies hilft, ein tieferes Kundenorientierter zu werden, ist ein entscheiden- Verständnis für die Erfolgsfaktoren bestimmter der Schritt in diesem Prozess. Geschichten zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Der zweite Punkt wäre, das Produkt- und der Reise sowie für die Verhaltensmuster der Inhaltsportfolio wirklich gut zu analysieren. Was Kunden zu erlangen. produzieren wir, und warum bieten wir es an? Entspricht es den Bedürfnissen des Publikums? Wie können Metadaten dabei helfen? Basiert alles auf Tradition und Annahmen oder auf Sollten Redakteure bestimmte Metadaten unbestechlichen Daten? Was funktioniert, was anhängen oder sollte das Algorithmen nicht? Welche Auswirkungen hat dies in welcher überlassen bleiben? Phase der Customer Journey? Dies sind wichtige Metadaten sind enorm wichtig. Leider haben die Einblicke in die innere Welt. meisten Verlage dies noch nicht erkannt. In vielen Der dritte Schritt wäre, die Mitarbeiter der Fällen bestehen die verfügbaren Metadaten von Nachrichtenredaktion über diese ersten beiden Geschichten aus Teilen, manchmal, aus Unterkate- Aspekte zu informieren, damit ein gemeinsames gorien, die möglicherweise auf der IPTC-Konvention Verständnis besteht und alle über dieselben Fakten basieren. Ich bin jedoch selten auf eine durchdach- sprechen und aus demselben Notenblatt singen. te Systematik gestoßen, die den Prozess von Wenn Sie diesen Punkt erreicht haben, können Sie Analyse und Verständnis unterstützt. Einige Verlage über eine Vision, Ziele, eine Strategie und neue fügen jedoch jeder Story Metadaten hinzu, wie zum Produkte sprechen. Keine der Zeitungen, mit denen Beispiel den Nachrichtenwert oder die erwartete ich zusammengearbeitet habe, hatte zuvor eine Lebenszeit der Story, die als richtungsweisende strukturierte Inhaltsanalyse durchgeführt, geschwei- Parameter für deren Publikation verwendet werden ge denn diese mit den Mitarbeitern besprochen. können. Mit diesen drei Schritten schaffen Sie eine Wenn wir zum Beispiel über Kundenorientie- Grundlage, um eine neue Organisation zu rung sprechen, würde ich gerne sehen, dass jeder schaffen, die selbstreflektiert und selbstkritisch Story ein Metadatum angefügt wird, welches für die sowie bereit dazu ist, Digital als Chance zu Zielgruppe dieser Story von Interesse sein könnte. nutzen. Oder was der Zweck der Geschichte ist, zum Beispiel (Kunden-) Akquise oder Erhalt. Wenn ein Das Gespräch führte Meinolf Ellers, Journalist oder eine Journalistin beim Schreiben der Chief Digital Officer, dpa. Geschichten diese Dinge berücksichtigt, und anschließend geprüft wird, ob er oder sie Recht hatte oder nicht, kann dies das Bewusstsein und Wissen in der Nachrichtenredaktion entscheidend verändern. Wenn Sie einen klassischen Zeitungs- Newsroom in eine Umsatzmaschine für „Der Ausgangspunkt wäre, digitale Leser-Erlöse verwandeln müssten, mit welchen ersten drei Maßnahmen dem Newsroom wirklich würden Sie beginnen? gut zu verdeutlichen, wer das Der Ausgangspunkt wäre, dem Newsroom wirklich gut zu verdeutlichen, wer das Publikum und die Publikum und die potenziellen und aktuellen Kunden sind. Wie verhalten sie sich, was sind ihre Lebensinteressen potenziellen und aktuellen und ihre Motivation, was treibt sie an, was sind die Kunden sind.“ Dr. Dietmar Schantin ist Gründer des Institute for Media Strategies mit Sitz in Großbritannien und Österreich. Als Medienstratege beriet Schantin große nationale und regionale Zeitungsmarken während der Einrichtung und Einführung ihrer Digitalisierungs- und Transformationsprojekte im Newsroom – darunter das „Wall Street Journal“, das „Handelsblatt“ (Deutschland), die „Kleine Zeitung“ (Styria-Gruppe, Österreich) oder den „New Zealand Herald“. Kontakt zu Dietmar Schantin: d.schantin@ifms-ltd.com 21
10 goldene Regeln für zielgruppen orientierten Journalismus Vom Team C-POP Wolfgang Nedomansky Katja Fleischmann Pihla Lehmusjoki Meinolf Ellers Holger Blumberg Brendan Quinn Der Fingerkreis als Zeichen des C-POP-Teams. Hier ist ein Teil der Gruppe bei einem Natalie Skrzypczak Mark Otten Videomeeting in Corona- Zeiten zu sehen. 1 7 Bestimmen Sie Ihre Zielgruppe(n): Ein Text für alle Mit Metadaten verleihen Sie Ihren Inhalten Nutzerinnen und Nutzer – nach dem Motto „one size fits all“ – technische Intelligenz: ist in Zeiten maßgeschneiderter Inhalte wie bei Netflix und Co. Mit Angaben zum Nachrichtenwert oder dem Lifetime nicht mehr zeitgemäß: Erfolgreicher werden Sie, wenn Sie sich an Value eines Artikels machen Sie Inhalte programmierbar, um den Interessen und Bedürfnissen Ihrer Nutzer orientieren. etwa das Angebot zu personalisieren. Mit Zielgruppen-Modellen wie Limbic® können Sie die wichtigsten Kundentypen bestimmen. 8 Dank Nutzungsdaten machen Sie Ihr Angebot 2 Stellen Sie Nähe zum Nutzer her: Warum ist das Thema noch attraktiver: Beobachten und analysieren Sie für sie oder ihn relevant? Themen, die das eigene Leben Ihre Nutzerinnen und Nutzer, wie sie Inhalte konsumieren. betreffen, werden häufiger und länger gelesen, öfter geteilt, Dadurch können Sie Ihr Angebot noch attraktiver machen. und sie führen häufiger zum Abschluss eines digitalen Abonnements! Das steigert die Loyalität. 3 9 Verlängern Sie den Erfolg eines starken Themas: Mit einem neuen Dreh, neuen Bildern oder Setzen Sie auf Qualität statt Quantität: Im Online- einem anderen Titel funktionieren starke Themen und Journalismus kommt es – frei nach dem Motto „weniger Geschichten auch über einen Tag hinaus. ist mehr“ – nicht auf die Anzahl der veröffentlichten Inhalte an. Die Qualität der Artikel ist für die Reichweite bedeutender. 4 Verstärken Sie die Wirkung eines Themas: Diese Erkenntnis hatten beispielsweise auch der Guardian Eine Geschichte kommt bei Ihren Nutzern gut an? und Le Monde, berichtete das Fachmagazin für Online-Medien Bieten Sie ihnen passend zum Thema weitere Produkte „Digiday“ online. Sie reduzierten die Zahl der veröffentlichten wie Videos, Newsletter, Podcasts oder Archivinhalte aus der Artikel und steigerten Reichweite, Verweildauer und letztendlich Datenbank an, um sie stärker zu binden. die Zahl der Abo-Abschlüsse. 5 10 Binden Sie Leser, indem Sie sie einbeziehen: Je mehr Ansatzpunkte Sie Ihren Kunden bieten, etwa Setzen Sie auf die Medienmarke: Inhalte indem Sie sie über Newsletter oder Meinungsumfragen mögen individueller werden, Ihre publizistische einbinden, umso treuer sind sie. Marke strahlt auf die ganze Breite des erreichbaren Marktes aus. Der Weltverband International News Media 6 Mit Nischenthemen können Sie Abonnements Association (INMA) rät Verlagen zu einer zeitlosen „Forever generieren: Sie steigern die Loyalität. Gerade proposition“, um für jüngere Zielgruppen relevant zu bleiben Ressorts wie Kultur, Lokalsport oder Vereinsleben führen und der Flüchtigkeit digitaler Abo-Beziehungen eine langfristige Nutzer ins Digital-Abo. und tiefgehende „Membership“ entgegenzusetzen. 22
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