Luftverkehrskonzeption des Landes Brandenburg - Fortschreibung April 2008
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Luftverkehrskonzeption des Landes Brandenburg 2. Fortschreibung April 2008
Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 9 2 Luftverkehrspolitische Ziele des Landes 11 3 Grundsätze und Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung 15 3.1 Landesplanerische Zielsetzungen der Länder Berlin und Brandenburg 15 3.2 Verkehrliche Lagegunst und Wachstumskerne 15 3.3 Luftraumstruktur 16 3.4 Umweltschutz im Luftverkehr 17 3.5 Sicherheit an Landeplätzen 17 4 Situation und Entwicklung des Luftverkehrs in der Region Berlin-Brandenburg 19 4.1 Schwerpunkte des Verkehrsaufkommens 19 4.2 Internationaler Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld 22 4.3 Regionalflughäfen 23 4.4 Landeplätze und Segelfluggelände 23 5 Luftverkehr und Umweltschutz 27 5.1 Fluglärm 27 5.2 Luftschadstoffimmissionen 28 5.3 Naturschutz und Landschaftspflege 29 6 Organisation der Luftfahrtverwaltung 30 Anhang 31 3
Abkürzungsverzeichnis ATPL Air Transport Pilot License (Pilotenlizenz für Verkehrsflugzeugführer) BBI Berlin Brandenburg International BVerwG Bundesverwaltungsgericht DFS Deutsche Flugsicherung GmbH FFH Flora Fauna Habitat GAT General Aviation Terminal ILA Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILS Instrumenten-Lande-System LEP B-B Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg LEP eV Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum Berlin- Brandenburg LEP GR Landesentwicklungsplan für den Gesamtraum Berlin-Brandenburg LEP FS Landesentwicklungsplan Standortentwicklung Flughafen LuBB Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg LuftVG Luftverkehrsgesetz LuftVO Luftverkehrsordnung LuftVZO Luftverkehrs-Zulassungs-Ordnung MIR Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg MSWV Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Brandenburg MTOW Maximum Take Off Weight (höchstzulässige Abflugmasse) ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr PAX Passagiere PPR Prior Permission Required SLP Sonderlandeplatz SPA Special Protected Area UL Ultraleichtflugzeuge VLP Verkehrslandeplatz Z Ziel der Landesplanung 5
Quellenverzeichnis ARBEITSGEMEINSCHAFT PROF. DR. WOLFGANG CEZANNE / SÖLLNER CONSULT GMBH Perspektiven der regionalen Luftverkehrsinfrastruktur in der Region Berlin Bran- denburg, 15.11.2006 ARBEITSGEMEINSCHAFT PROF. DR. WOLFGANG CEZANNE / SÖLLNER CONSULT GMBH Auswirkungen der Konzentration von Luftverkehren in der Metropolregion Berlin-Brandenburg, Ergänzung zur gutachterlichen Stellung- nahme vom 15.11.2006, 5.4.2007 ARBEITSGEMEINSCHAFT PROF. DR. WOLFGANG CEZANNE / SÖLLNER CONSULT GMBH Technisch-fachliche Untersuchung zur Höchstabflugmasse im regionalen Li- nienverkehr unter besonderer Berücksichtigung der Flugplätze Finow und Cott- bus-Drewitz, 23.4.2007 ARBEITSGRUPPE AUFBAU OST Zweiter Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Aufbau Ost zur Sitzung der Landesregierung am 22. November 2005 MIR 2006a Landesentwicklungsprogramm 2007 (LEPro 2007), Entwurf vom 21.August 2007, Potsdam MIR 2006b Gemeinsamer Landesentwicklungsplan Flughafenstandortentwicklung (LEP FS) in der Fassung vom 30. Mai 2006, Potsdam, November 2006 MIR 2007 Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B), Entwurf vom 21.August 2007 MLUR 2003 Gemeinsames Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und Branden- burg (LEPro) in der Fassung vom 1. November 2003, Potsdam, November 2003 MLUR 2004 Gemeinsamer Landesentwicklungsplan für den Gesamtraum Berlin- Brandenburg (LEP GR), ergänzende raumordnerische Festlegungen für den äußeren Entwicklungsraum, Potsdam, Oktober 2004 MSWV 2000 Luftverkehrskonzeption für das Land Brandenburg, 1. Fortschreibung, Ministeri- um für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr, Oktober 2000 STATISTISCHES BUNDESAMT Fachserie 8/ Reihe 6.1 bzw. 6.2 der Jahre 2002 bis 2006. 7
1 Zusammenfassung Konzentration des Luftverkehrs auf dem Kein Bedarf an Regionalflughäfen Single-Flughafen BBI Die Entwicklungsmöglichkeiten der Verkehrs- Der Ausbau des Verkehrsflughafens Berlin- landeplätze werden gemäß der Zielsetzung im 1 Schönefeld zum Single-Flughafen BBI ist für Entwurf des LEP B-B hinsichtlich des Linien- die wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadt- und Pauschalflugreiseverkehrs beschränkt. region Berlin - Brandenburg im Allgemeinen Dies ist gerechtfertigt, da die Vorhaltung von und der Luftverkehrswirtschaft im Besonderen Regionalflughäfen verkehrlich nicht erforderlich von zentraler Bedeutung. Die Entwicklung der und ressourcenökonomisch unerwünscht ist. luftverkehrlichen Infrastrukturen in Berlin- Für den Ausbau bestehender Landeplätze zu Brandenburg folgt deshalb dem Grundsatz, Regionalflughäfen besteht daher kein Bedarf. den nationalen und internationalen Luftver- kehrsanschluss für Berlin und Brandenburg auf Verbleibende Geschäftsfelder für diese Lan- einen Flughafen zu konzentrieren und die deplätze sind der Linien- und Pauschalflugrei- Funktionen des Single-Flughafens BBI durch severkehr mit einer zulässigen Höchstabflug- die Vorhaltung von Verkehrslandeplatzen für masse bis zu 14.000 kg höchstzulässiger die Allgemeine Luftfahrt zu ergänzen und zu Startmasse, der Frachtflugverkehr, soweit es stärken. sich nicht um Linienflüge handelt, Schulungs- und Trainingsflüge, Werkverkehre der ange- Der Bund und die Länder Berlin und Branden- siedelten Unternehmen, der Sport- und Privat- burg sind Gesellschafter der Flughafen Berlin- flugverkehr sowie gewerbliche Verkehre der Schönefeld GmbH (FBS) und haben gemein- sonstigen Allgemeinen Luftfahrt. Alle Ver- sam ein herausragendes Interesse an einem kehrsarten, die nicht Linienflugverkehr oder wirtschaftlichen Erfolg des BBI. Pauschalflugreiseverkehr sind, können aus landesplanerischer Sicht ohne Beschränkung Die Landesregierung Brandenburg hat das er- der Abflugmasse auf Flugplätzen außerhalb klärte Ziel, Linien- und Pauschalflugreisever- von BBI verkehren. kehr auf dem Single-Flughafen BBI zu bün- deln. Nach den im Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld und im LEP FS geprüften Verkehrsprognosen kann der Single-Flughafen BBI den Linienflugver- kehr und Pauschalflugreiseverkehr der Metro- polregion Berlin-Brandenburg und des übrigen Einzugsbereichs einschließlich der Umsteige- verkehre nach seinen Kapazitäten in ange- messener Art und Weise langfristig sicherstel- len. Diese Prognosen sind in ihrer Grundaus- sage weiterhin aktuell. Auch wenn nach derzeitigem Stand in Kennt- nis der allgemeinen Verkehrsentwicklung lang- fristig keine Engpässe am BBI erkennbar sind, ist die Entwicklung des Luftverkehrs hinsicht- lich neu entstehender Bedarfe und Auslas- tungsgrad der vorhandenen Kapazitäten re- gelmäßig zu überprüfen und zu bewerten, um ggf. nachteiligen Entwicklungen für das Land Brandenburg rechtzeitig entgegenzusteuern. 1 Formal gilt bis zum Inkrafttreten des LEP B-B ge- genwärtig noch der LEP GR (Z.2.5.1), nach dem zur Erschließung des Planungsraumes für den regiona- len Luftverkehr ein System von Regionalflughäfen und Regionalen Verkehrslandeplätzen zu sichern und zu entwickeln ist. Siehe auch Kap. 3.1 9
Bedarfsgerechte Entwicklung der Lande- VLP Eggersdorf bietet für eine entsprechende plätze Entwicklung gute Voraussetzungen. Das Land Brandenburg hat eine ausreichende Die Entwicklung der anderen Landeplätze der Anzahl von Verkehrslandplätzen (VLP), die Metropolregion sollte im Einklang mit ihrer lo- sich im Wettbewerb entwickeln müssen. Be- kalen bis regionalen Bedeutung erfolgen. Da- sonderes Augenmerk liegt auf den Verkehrs- bei ist zu berücksichtigen, dass der VLP Oeh- landeplätzen Cottbus-Drewitz und Eberswalde- na und der SLP Reinsdorf für Schulungsflüge Finow. Sie müssen sich unter den genannten unter Sichtflugbedingungen bereits heute Ent- Bedingungen im Markt etablieren und langfris- lastungsfunktionen für den VLP Schönhagen tige Entwicklungsperspektiven schaffen. wahrnehmen und verhältnismäßig hohe Flug- bewegungszahlen aufweisen. Mit der zu erwar- Für die Allgemeine Luftfahrt verfügt der Kern- tenden Verkehrsentwicklung am VLP Schön- bereich der Metropolregion Berlin- hagen wird sich auch der Bedarf für diese Ent- Brandenburg mit dem Verkehrslandeplatz lastungsfunktionen erhöhen. Auch der VLP (VLP) Schönhagen über einen sehr gut aus- Strausberg mit seinem hohen Flugbewe- gestatteten Flugplatz für den allgemeinen Ver- gungsaufkommen ist fester Bestandteil der kehr. Vordringlich ist nunmehr sicherzustellen, regionalen Luftverkehrsinfrastruktur der Metro- dass Schönhagen im Mischverkehr unter polregion Berlin-Brandenburg. Ein kennzeich- Sichtflugbedingungen und Instrumentenflug- nendes Merkmal ist seine gute Anbindung an bedingungen angeflogen werden kann. Unter die Metropole Berlin. Maßgebend für die Ent- der Voraussetzung der Anfliegbarkeit unter wicklung des VLP Strausberg sind die Luft- Instrumentenflugbedingungen ist der VLP raumstruktur im Osten von Berlin und die Kon- Schönhagen auf Grund seiner räumlichen La- fliktbewältigung im Bereich Fluglärm. Hieraus ge und verkehrlichen Anbindung sehr gut ge- können sich Restriktionen ergeben. eignet, für den Single-Flughafen BBI Entlas- tungsfunktionen bei den Verkehren der Allge- Bei den Landeplätzen außerhalb des Kernbe- meinen Luftfahrt wahrzunehmen. reiches der Metropolregion kommt vor allem den Standorten Kyritz im Norden und Eisen- Für die Privat- und Sportfliegerei mit dem hüttenstadt im Osten Brandenburgs eine lokale Schwerpunkt Luftsport erfüllen bereits heute Erschließungsfunktion, insbesondere in Bezug der Sonderlandeplatz (SLP) Lüsse, der VLP auf Werkverkehre der dort ansässigen Unter- Ruppiner Land und der VLP Cottbus- nehmen zu. Soweit diese Verkehre der Allge- Neuhausen ausgezeichnete Funktionen mit meinen Luftfahrt mittelfristig einen Instrumen- überregionaler bis internationaler Bedeutung. tenbetrieb erfordern, sollte die Einrichtung ei- Diese Funktionen sind weiter zu stärken. Der nes unkontrollierten Luftraumes F(HX) aus verkehrspolitischer Sicht Unterstützung finden. 10
2 Luftverkehrspolitische Ziele des Landes Ausgangslage deninfrastruktur und der Entwicklung des An- gebotes für Luftsportler der Region. Im August 1995 wurden mit dem Kabinett- schluss zur Luftverkehrskonzeption die Inte- Luftverkehr ist insgesamt ein sich dynamisch ressen des Landes Brandenburg im Bereich entwickelnder Verkehrsträger mit hohen Anfor- der Luftfahrt formuliert sowie Rahmenbedin- derungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit. gungen und Entwicklungsziele definiert. Verbunden hiermit vollziehen sich auch Ver- Gleichzeitig wurde die regelmäßige kritische änderungen und Anpassungen der Organisati- Überprüfung dieser Vorstellungen festgelegt, on der Luftfahrtverwaltung. Sie haben das Ziel, erstmals für das Jahr 1998. Im Oktober 2000 die Verwaltung zu internationalisieren und zu hat die Landesregierung die 1. Fortschreibung verschlanken, Entscheidungswege zu verkür- der Luftverkehrskonzeption nach umfangrei- zen und ein gemeinsames Handeln in der Re- chen Untersuchungen und Abstimmungen gion sicher zu stellen. Die Bildung der Ge- bestätigt. meinsamen Oberen Luftfahrtbehörde der Län- der Berlin und Brandenburg (LuBB) Mitte 2006 Vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbe- war hierfür ein entscheidender Schritt. dingungen und dem Beginn des Low-Cost- Carrier-Booms am Verkehrsflughafen Berlin- Wichtigste Änderungen zur Luftverkehrs- Schönefeld wurde die Forderung nach einer konzeption Überarbeitung der Luftverkehrskonzeption laut. Mit der Koalitionsvereinbarung vom Oktober Gegenüber der 1. Fortschreibung der Luftver- 2004 ist eine Überarbeitung dieser Konzeption kehrskonzeption haben sich folgende grund- in der laufenden Legislaturperiode festge- sätzliche Veränderungen ergeben, die eine schrieben worden. Ausgehend von den in der Neubetrachtung der konzeptionellen Vorstel- 1. Fortschreibung der Luftverkehrskonzeption lungen des Landes im Bereich der Luftfahrt für das Land Brandenburg formulierten Ziel- notwendig machen und gleichzeitig erhebliche stellungen und grundsätzlichen Einschätzun- Auswirkungen auf die Entwicklung der Lande- gen sollen insbesondere folgende Fragen be- plätze haben: trachtet werden: - Mit dem Planfeststellungsbeschluss zum - Einschätzung der bisher vollzogenen Um- Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld setzungen der Konzeption und der sich zum Single-Flughafen Berlin Brandenburg daraus ergebenen Anforderungen an die International (BBI) vom 13.8.2004 und dem Rahmenbedingungen für die Entwicklung erfolgten Baubeginn für diesen Ausbau am der Luftfahrt im Land Brandenburg, 5.9.2006 sind wichtige Voraussetzungen für - Überprüfung der für den allgemeinen Ver- die grundsätzliche Neugestaltung der Luft- kehr zugelassene Struktur der Landeplätze verkehrsbeziehungen in der Region ge- sowie deren Entwicklungsschwerpunkte schaffen worden. Gleichzeitig sind zwi- und schen den Ländern Berlin und Brandenburg - Einbeziehung ergänzender Überlegungen Regelungen abgestimmt, die diesen Pro- zur Entwicklung der Luftfahrt, insbesondere zess der Konzentration des internationalen aus den Regionen und den Bereichen Wirt- Linienverkehrs auf einen Standort in der schaft, des Fremdenverkehrs und des Region landesplanerisch bekräftigen und Sports. damit auch Entwicklungsbedingungen für die Landeplätze in Brandenburg definieren. An zahlreichen Flugplätzen des Landes Bran- denburg ist in den zurückliegenden Jahren ak- - Brandenburg hat immer die Eigenwirt- tiv an der Planung und Umsetzung von Ent- schaftlichkeit des Verkehrsträgers Luftfahrt wicklungsvorstellungen gearbeitet worden. Die betont, für einen beschränkten Zeitraum dabei formulierten Aspekte und erreichten Er- aber auch finanzielle Förderung für die gebnisse sind in die Überlegungen zur 2. Fort- Entwicklung der Bodeninfrastruktur der schreibung der Luftverkehrskonzeption einge- Luftfahrt bereitgestellt. Seit 2003 wurde flossen. Das betrifft bestimmte spezielle Fra- diese Förderung eingestellt. In Verbindung gen der Entwicklung des Luftverkehrs, der Bo- mit den Diskussionen zur Erhöhung der Si- cherheit an den Landeplätzen wurden Ent- 11
scheidungen zur Neuorganisation der Luft- Politische Ziele aufsicht auf den Landeplätzen getroffen. Dabei wurde bekräftigt, dass das Land an 1. Deckung der Nachfrage von Wirtschaft Landeplätzen auch zukünftig keine Be- und Bevölkerung triebskostenzuschüsse zahlt, auch nicht bei Die Luftverkehrskonzeption ist Bestandteil der der Installation von Instrumentenflugbetrieb. Brandenburger Verkehrspolitik. Grundsätzli- ches Ziel dieser Politik ist die Gewährleistung - Seit der ersten Fassung der Luftverkehrs- einer nachhaltigen Mobilität der Bevölkerung konzeption im Jahr 1995 hat sich im Land und der Wirtschaft. Sie ist ausgerichtet auf ei- eine weitestgehend stabile und ausreichen- ne nachfrageorientierte Entwicklung der Infra- de Struktur von Landeplätzen und Segel- struktur und der Verkehrsangebote, die Ver- fluggeländen auf der Grundlage der vom knüpfung der Verkehrsträger und die Entwick- Land formulierten Entwicklungsbedingun- lung eines fairen Wettbewerbs zwischen den gen herausgebildet. Diese Flugplätze ha- Verkehrsträgern. Dabei wird die Verkehrspolitik ben sich im Markt etabliert und müssen sich immer stärker verknüpft mit Fragen der Sied- dort behaupten. Bedarf für weitere Plätze lungsentwicklung, sowie der Wirtschafts- und wird nicht gesehen. Wirtschaftliche Fragen, Umweltpolitik. Umweltfragen und Klimaschutz, die Einbeziehung der Landeplätze in wirt- die Sicherung einer guten Wohnqualität und schaftspolitische Überlegungen der Gebiete aktiver Gesundheitsschutz spielen im Verkehr und eine aktive Vermarktung spielen eine eine immer stärkere Rolle. Die Luftverkehrspo- immer größere Rolle. Unter diesem Aspekt litik des Landes bindet sich in diese Entwick- kann es ggf. zu weiteren Veränderungen lung ein und leistet einen eigenständigen Bei- der Flugplatzstruktur kommen. trag zur Umsetzung dieser grundsätzlichen Vorstellungen. - Der Luftverkehr an den Landeplätzen und Segelfluggeländen des Landes geht seit 2. Luftverkehr als Teil des Gesamtver- mehreren Jahren leicht zurück, konzentriert kehrs sich dabei aber immer stärker auf einige Der Luftverkehr ist ein wichtiger, für die Stär- wenige Flugplätze im Land. Aus dieser kung der Wirtschaftskraft des Landes und die Entwicklung heraus gibt es die Bemühun- Gesamtentwicklung der Region bedeutsamer gen von verschiedenen Flugplatzgesell- Verkehrsträger. Er hat seinen festen Platz in- schaften, die Bedingungen für den Flugbe- nerhalb des Gesamtverkehrssystems. Beson- trieb an ihren Standorten weiter zu verbes- dere Bedeutung kommt der Verknüpfung des sern und auch höherwertige Dienstleistun- Luftverkehrs mit den anderen Verkehrsträgern, gen bis hin zum Instrumentenflugbetrieb insbesondere der schnellen Schiene und dem anzubieten. Von den Landeplätzen kann ÖPNV zu. bisher nur Cottbus-Drewitz diesen Flugbe- trieb anbieten, Schönhagen hat erste 3. Konzentration des Luftverkehrs auf den Schritte in diese Richtung getan. Eine be- Single-Flughafen BBI liebige Erweiterung des Instrumentenflug- Das Land Brandenburg verfolgt gemeinsam betriebes an Landeplätzen ist gemäß einer mit dem Land Berlin eine abgestimmte Luftver- Untersuchung der Deutschen Flugsiche- kehrspolitik. Kernpunkt dieser Politik ist die rung GmbH aufgrund der begrenzten Luft- Konzentration des internationalen Linien- und raumkapazitäten in der Region aber nicht Pauschalflugreiseverkehrs über 14.000 kg ma- möglich. Das Land muss daher aus seiner ximalen Abflugmasse auf dem Flughafen BBI. Sicht Prioritäten formulieren. Ein darüber hinausgehender Bedarf an inter- nationalem bzw. regionalem Linienverkehr der Luftfahrt in seiner Gesamtheit – Luftverkehr, genannten Kategorie für andere Standorte wird bedarfsgerechte Entwicklung der Bodeninfra- mittelfristig nicht gesehen. Danach sollte diese struktur, die Verknüpfung der Luftfahrt mit den Einschätzung überprüft werden. Der Linien- anderen Verkehrsträgern und ihre Einbindung und Pauschalflugreiseverkehr besitzt den bei in die Region sowie die Entwicklung der Luft- weitem größten Anteil und das größte Wachs- fahrtindustrie – ist für die Region von außeror- tumspotential am Luftverkehrsaufkommen. Mit dentlicher Bedeutung. Aus diesen Entwicklun- Inbetriebnahme des Flughafens BBI wird die- gen und Überlegungen heraus bekräftigt das ser Verkehr aus ressourcenökonomischen Land sein großes Interesse an ihrer Entwick- Gründen und um den Luftverkehrsbedarf wei- lung in der Region mit folgenden verkehrspoli- terhin in möglichst enger räumlicher Anbin- tischen Grundsätzen und Zielen: dung am Schwerpunkt seines Aufkommens 12
befriedigen zu können ausschließlich auf die- 5. Stärkung der Wirtschaft sen Flughafen konzentriert. Damit wird auch Luftverkehr ist wie der Verkehr insgesamt den umfangreichen, bereits getätigten öffentli- mehr als Ortsveränderung. Luftverkehr ist chen Infrastrukturinvestitionen Rechnung ge- Dienstleistung und eigener Wirtschaftsbereich tragen. Die aufkommensnahe Lage eines mit Luftverkehrsunternehmen, Wartungsbetrie- Flughafens gewährleistet eine Reduzierung ben, Flugschulen und „eigener Luftfahrtindust- von Bodenverkehrsströmen und damit eine rie“. Brandenburg soll sich zu einem wichtigen Verminderung vom Umweltbelastungen und deutschen Standort dieser Industrie entwi- Energieverbrauch. Entsprechendes gilt für den ckeln. Die Luftfahrtindustrie soll dauerhaft fest Frachtverkehr, der im Linienverkehr angeboten in der Region verankert sein und aktiv in die wird. Die Entwicklung weiterer, peripherer Brandenburger Wirtschafts-, Verkehrs- und Flughäfen wäre mit zusätzlichen Umweltbelas- Forschungs- und Technologiepolitik einbezo- tungen verbunden, die vermieden werden gen werden. In diesem Zusammenhang ist können. Ihre Entwicklung würde zudem Anfor- auch die Bedeutung der ILA für die Luftfahrt in derungen an die Bereitstellung von öffentlicher der Region Berlin-Brandenburg hervorzuhe- Infrastruktur auslösen, die vermieden werden ben. sollen. 6. Keine weitere Landesförderung 4. Ergänzendes, abgestuftes System an Das Land Brandenburg hat bis 2003 zusätzlich Flugplätzen zur Entwicklung des Flughafens Berlin- Als Ergänzung zum Flughafen BBI ist ein Schönefeld die gezielte Entwicklung des Infra- nachfrageorientiertes, in sich abgestimmtes strukturangebotes der Luftfahrt gefördert. Im System von Flugplätzen unterschiedlicher Ka- Ergebnis wurde ein grundsätzlich ausreichen- tegorien, Qualitäten und Zweckbestimmungen des Infrastrukturangebot geschaffen. Eine wei- notwendig. Auf der Grundlage der Luftver- tere Förderung ist nicht mehr vorgesehen. kehrskonzeption hat Brandenburg hier in den vergangenen zehn Jahren eine aktive Politik 7. Landesbeteiligung nur an der Flughafen für die Gesamtregion betrieben und die Grund- Berlin – Schönefeld GmbH (FBS) lagen für ein solches System mit den Schwer- Flugplatzbetreiber sind überwiegend privatwirt- punkten Landeplätze für den Allgemeinen Ver- schaftlich organisierte Unternehmen. Das Land kehr, Gewährleistung eines ausreichenden Brandenburg ist dabei gemeinsam mit Berlin Angebotes für die Wirtschaft, Ausbildung und und dem Bund als Gesellschafter an der Flug- Luftsport realisiert. Damit ist ein quantitativ hafen Berlin Schönefeld GmbH beteiligt. Wei- langfristig ausreichendes Netz von Flugplätzen tere Beteiligungen sind nicht beabsichtigt. Die in der Region geschaffen worden. Eine Erwei- Landesregierung strebt darüber hinaus grund- terung dieses Netzes ist aus der Sicht der sätzlich ein stärkeres Engagement privaten Landesregierung nicht erforderlich. Vielmehr Kapitals an den Flugplatzbetreibergesellschaf- ist es sinnvoll, die bestehenden Verkehrslan- ten an. deplätze durch wirtschaftliche Ansiedlungen und die vermehrte Konzentration der Luftfahrt 8. Luftsport zu stärken. Zielstellung für die nächsten Jahre Das Land wird die notwendigen Bedingungen ist auch die weitere, am konkreten Bedarf ori- für die Ausübung des Luftsports für die Ge- entierte qualitative Entwicklung ausgewählter samtregion Berlin Brandenburg sichern und Flugplätze, ggf. auch verbunden mit einer entwickeln und damit vielfältige Möglichkeiten Neudefinition von Entwicklungsvorstellungen für eine aktive sportliche Betätigung auf die- und Zweckbestimmungen. Wichtige Schwer- sem Gebiet entsprechend der Bedarfsentwick- punkte hierbei sind die Einbindung der Flug- lung in den beiden Ländern bieten. In beson- plätze in die Entwicklungsvorstellungen der derem Interesse steht dabei die Förderung des Regionalen Wachstumskerne verbunden mit Kinder- und Jugendsports. einer angemessenen verkehrlichen Anbin- dung, die Sicherung und Weiterentwicklung 9. Anbindung an den landseitigen Verkehr der Angebote zur Schulung und Ausbildung Flugplätze müssen eine angemessene Ver- von Piloten bis hin zum Berufspilotenschein für kehrsanbindung haben. Dabei konzentriert Verkehrsflugzeuge(ATPL), die Berücksichti- sich das Land insbesondere auf Flughäfen und gung der an den Flugplätzen angesiedelten Landeplätze für den Allgemeinen Verkehr. Unternehmen und Vereine, sowie die Einbin- Grundlage bilden bei Flughäfen ihre Einbin- dung in die touristischen und sportlichen Aktivi- dung in die übergeordneten Schienen- und täten der Region. Straßenverkehrsnetze und eine attraktive An- 13
bindung an den öffentlichen Personennah- und Schutz der Umwelt besondere Beachtung zu- -fernverkehr. Schwerpunkt dieser Anbindung kommen lassen. bei Landeplätzen ist eine ausreichende Stra- ßenanbindung, verbunden mit rechtzeitigen 11. Internationalität Verkehrshinweisen für die Flugplatznutzer. Luftfahrt ist ein international ausgerichteter Verkehrsangebote des ÖPNV zur Anbindung Verkehrsträger – Entwicklungsvorstellungen, von Landeplätzen sind jeweils abhängig von Regelungen und Organisation müssen diese der konkreten Situation und Nachfrage zu ges- Ausrichtung berücksichtigen und fördern. Das talten. Land unterstützt daher die verschiedenen Akti- vitäten, u.a. im Rahmen konkreter europäi- 10. Sicherheit und Umwelt scher Projekte und der Oderpartnerschaft, zur Der Luftverkehr muss sicher und umweltver- Einbindung grenzüberschreitender Verkehrs- träglich gestaltet werden. Dieser Anspruch angebote in die Verkehrsplanung für den Flug- muss jeglichen Planungen zur Entwicklung des hafen Berlin Brandenburg International, zur Luftverkehrs und der Luftfahrzeuge zugrunde Entwicklung grenzüberschreitender kooperati- liegen. Wie der Verkehr insgesamt, belastet ver Beziehungen zwischen Flugplätzen, Un- auch der Luftverkehr die Umwelt. Eine verant- ternehmen und Vereinen, sowie zur Stärkung wortungsvolle Luftverkehrspolitik muss dem transnationaler Luftfahrtnetzwerke. 14
3 Grundsätze und Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung 3.1 Landesplanerische Zielsetzungen der Länder Berlin und Brandenburg der Flughafen Länder Berlin und Brandenburg Berlin-Schönefeld weiter zu entwickeln ist. Mit Inbetriebnahme der Kapazitätserweiterung am Derzeit werden für den Ausbau der Luftver- Standort Schönefeld sind die Flugplätze Berlin- kehrsinfrastruktur im Planungsraum Berlin- Tegel und Berlin-Tempelhof zu schließen und Brandenburg relevante Aussagen (Ziele oder ihre Flächen einer anderen Nutzung zuzufüh- Grundsätze der Raumordnung und Landes- ren. Alle weiteren Ziele und abwägungspflich- planung) in den folgenden Planwerken getrof- tigen Grundsätze untersetzen das Ziel Z1. Re- fen: gelungen zum regionalen und lokalen Luftver- kehr finden sich dort nicht. Als sachlicher und Das LEPro 2 bildet als übergeordneter Rahmen räumlicher Teilplan wird der LEP FS auch zu- der gemeinsamen Landesplanung der beiden künftig nach dem Inkrafttreten des LEP B-B Länder die Grundlage für alle nachfolgenden Bestand haben. Planungsebenen, insbesondere für den künfti- 4 gen Landesentwicklungsplan Berlin- Der LEP GR konkretisiert als räumlicher Teil- Brandenburg (LEP B-B). Die Programminhalte plan die vorhandenen Festlegungen des des LEPro werden zukünftig auf das notwen- LEPro für den Bereich des äußeren Entwick- dige Maß zur Entwicklung der Hauptstadtregi- lungsraumes. Der LEP GR soll wie auch die on konzentriert. Das LEPro stellt Grundsätze bisherigen Planwerke LEP I und LEPeV durch der Raumordnung auf, die im Rahmen von den LEP B-B abgelöst werden (Siehe auch Planungen abwägungspflichtig sind. Das Kap. 1, Fußnote 1). LEPro 2007 wird das LEPro 2003 aufheben, mit Ausnahme von § 19 Abs. 11. Diese Rege- Der Entwurf des LEP B-B 5 sieht als Zielset- lung wird auch nach Inkrafttreten des Landes- zung vor, dass Linien- und Pauschalflugreise- entwicklungsplanes Berlin – Brandenburg verkehr in der Region Berlin-Brandenburg nur (LEP B – B) für den Gesamtraum fortgelten. auf dem Verkehrsflughafen Berlin Branden- burg International (BBI) zulässig ist, ausge- 3 Im LEP FS wird als Ziel der Raumordnung (Z nommen Flugverkehr durch Flugzeuge mit ei- 1) bestimmt, dass zur Deckung des nationalen ner zulässigen Höchstabflugmasse von bis zu und internationalen Luftverkehrsbedarfs der 14.000 kg. Diese Regelung greift nicht in die bestehende luftverkehrsrechtliche Genehmi- gung des Verkehrslandeplatzes Cottbus - 2 Drewitz ein, die darüber hinausgehenden Ver- Gemeinsames Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und Brandenburg kehr mit Flugzeigen bis max. 30.000 kg LEPro 2003 (Fassung vom 1.11.2003), §19, Abs. Höchstabflugmasse zulässt. 11: “Der im Gesamtraum Berlin-Brandenburg zu erwartende Bedarf an Luftverkehrskapazitäten soll durch rechtzeitige Bereitstellung vornehmlich inner- 3.2 Verkehrliche Lagegunst und Wachs- halb des bestehenden internationalen Flughafen- tumskerne systems, insbesondere unter Verringerung der Lärmbetroffenheit, gedeckt werden. Dabei soll der Die lokale und großräumige landseitige ver- nationale und internationale Luftverkehrsanschluss kehrliche Anbindung eines Landeplatzes ist für Berlin und Brandenburg möglichst auf einen Flughafen konzentriert werden.“ maßgeblich dafür, welche Bedeutung der Lan- LEPro 2007 (Entwurf vom 21.8.2007), §7, Abs. 1: deplatz für die Region entfalten kann. Die „(1) Zur überregionalen Einbindung der Hauptstadt- Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg besteht region und zur Erreichbarkeit Berlins und der übri- gen Zentralen Orte sollen ein leistungsfähiges, hie- rarchisch strukturiertes Netz von Verkehrswegen 4 (…) unter vorrangiger Nutzung vorhandener Infra- Gemeinsamer Landesentwicklungsplan für den strukturen gesichert und bedarfsgerecht entwickelt Gesamtraum Berlin-Brandenburg (20.7.2004) 5 werden. Die Luftverkehrsanbindung der Hauptstadt- Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg region soll weiterentwickelt werden.“ (Entwurf vom 21.8.2007). Das Beteiligungsverfah- 3 Gemeinsamer Landesentwicklungsplan Flugha- ren der Träger Öffentlicher Belange und der Öffent- fenstandortentwicklung (Fassung vom 30.5.2006) lichkeit wurde am 15.10.2007 eröffnet. 15
flächendeckend aus den Ländern Berlin und Mit Schließung der Flughäfen Berlin- Brandenburg, die größte Bevölkerungsdichte Tempelhof und Berlin-Tegel werden sich die besteht in der Bundeshauptstadt Berlin. Etwa Fluglinienverkehre und Teile der Allgemeinen 80 % aller Einwohner der Metropolregion woh- Luftfahrt zum Single-Flughafen BBI verlagern. nen im Stadt-Umland-Raum Berlin-Potsdam. Für einen Teil des unter Instrumentenflugre- Die Erreichbarkeit dieses bevölkerungsstarken geln operierenden Verkehrs, der heute an den Raumes ist für die Entwicklung der luftverkehr- Berliner Flughäfen stattfindet, kann zusätzlich lichen Infrastruktur hinsichtlich der Durchfüh- ein Bedarf für eine Verlagerung auf die Luft- rung von Privatflügen, Luftsport und des ge- verkehrsinfrastrukturen der gesamten Metro- werblichen Luftverkehrs von besonderer Be- polregion entstehen. Dies setzt voraus, dass deutung. Die luftverkehrliche Infrastruktur soll dort Möglichkeiten für Instrumentenflugbetrieb aber auch Bedeutung für die außerhalb dieses geschaffen werden. Raumes liegenden zentralen Orte, Wachs- tumskerne und Branchenschwerpunktorte ent- Für die Einrichtung von Instrumentenflugver- falten. fahren an regionalen Flugplätzen ist zu be- rücksichtigen, dass die Verfahren keine Die Landesregierung Brandenburg hat am nachteiligen Auswirkungen auf die Luftraum- 22.11.2005 die Neuausrichtung der Branden- kapazität für den Single-Flughafen BBI haben burger Förderpolitik verabschiedet. Dabei wur- dürfen und bestimmte Abhängigkeiten vom den 15 regionale Wachstumskerne in den Re- System der militärischen Nachttiefflugstrecken gionen des Landes festgelegt, die sich durch bestehen. Somit kommen nur Standorte infra- besondere wissenschaftliche und/oder wirt- ge, bei denen sich die Luftraumsituation für schaftliche Potentiale auszeichnen und über Instrumentenflugbetrieb weitestgehend unab- eine Mindesteinwohnerzahl (20.000 in städti- hängig vom Single-Flughafen BBI darstellen scher Struktur) verfügen. Die regionalen lässt und durch die Verkehre am regionalen Wachstumskerne gelten als Motoren der wirt- Flugplatz keine Einschränkung der Luftraum- schaftlichen Entwicklung des Landes Bran- kapazität für den Single-Flughafen BBI ent- denburg. In diesem Zusammenhang wurden steht. für das Land Brandenburg zur Sektoralisierung der Förderpolitik Branchenkompetenzfelder Im Zusammenhang mit den militärischen festgelegt und einzelnen Branchenschwer- Nachttiefflugstrecken hat das Ministerium für punktorten zugeordnet. Eines dieser Bran- Infrastruktur und Raumordnung fachliche Be- chenkompetenzfelder bezieht sich auf Luft- lange zur Einrichtung von Instrumentenflugbe- fahrttechnik und ist den Branchenschwer- trieb an Verkehrslandeplätzen mit der Deut- punktorten Ludwigsfelde, Trebbin, Blankenfel- schen Flugsicherung und dem Bundesministe- de-Mahlow, Schönefeld und Umgebung sowie rium der Verteidigung vorgeklärt. Dabei hat Wildau zugeordnet. Es ist das erklärte Ziel der sich ergeben, dass das Bundesministerium der Landesregierung Brandenburg, bundesweit Verteidigung wegen des bestehenden Sys- der dritte Schwerpunkt für Luft- und Raum- tems der militärischen Nachttiefflugstrecken fahrttechnik zu werden. der Einrichtung von Instrumentenflugbetrieb im östlichen Bereich Berlins neben Cottbus- 6 3.3 Luftraumstruktur Drewitz und Schönhagen nur für einen Flug- platz zustimmen wird. Auch aus der Luftraumstruktur der Metropolre- gion Berlin-Brandenburg ergeben sich Rah- Bisher haben aber vier Landeplätze innerhalb menbedingungen grundsätzlicher Art für die dieses Bereiches Interesse an der Einrichtung Entwicklung der Luftverkehrsinfrastruktur. Hier von Instrumentenflugbetrieb zu erkennen ge- sind die Flughäfen Berlin-Schönefeld, Berlin- geben und durch konkrete Entwicklungsvor- Tegel und Berlin-Tempelhof im Instrumenten- stellungen sowie entsprechende Erklärungen flugbetrieb mit Präzisionsanflugverfahren (un- bzw. Anträge untersetzt. ter Allwetterflugbedingungen) erreichbar. Dar- über hinaus ist in der Metropolregion Berlin- Ausgehend von den langfristigen Vorstellun- Brandenburg im Rahmen von zivilem Flugbe- gen zur Entwicklung der Luftverkehrsinfrastruk- trieb lediglich noch am Verkehrslandeplatz Cottbus-Drewitz Instrumentenflugbetrieb mit Nicht-Präzisionsanflugverfahren möglich. 6 Für Schönhagen ist bereits eine Beauftragung der DFS zur Durchführung der ersten Umsetzungs- schritte durch das BMVBS erfolgt. 16
tur präferiert das Land die Einrichtung eines Die EU-Kommission hat die Überprüfung der Instrumentenflugbetriebs bei Nachweis der Mehrwertsteuerbefreiung für den Luftverkehr entsprechenden Nachfrage und Finanzie- auf deutsche Initiative in ihr Arbeitsprogramm rungsmöglichkeit durch den Flugplatzbetreiber einbezogen und sich in ihrer Mitteilung über in der Rangfolge die Verringerung der Klimaauswirkungen des Luftverkehrs für eine möglichst baldige interna- - VLP Eberswalde-Finow tionale Vereinheitlichung der steuerlichen Be- - VLP Strausberg handlung von Flugtreibstoff ausgesprochen. - VLP Eisenhüttenstadt Es sollte allerdings vermieden werden, dass Für den SLP Neuhardenberg wird eine solche durch eine etwa auf die EU beschränkte Erhe- Entwicklung nicht befürwortet. bung von Kraftstoff-Steuern Interkontinental- verkehr auf außer-europäische Relationen um- Ein wichtiger Teil des im Land Brandenburg verlagert wird, was nur wirtschaftliche Nachtei- etablierten Luftverkehrs ist Verkehr im Rahmen le für Europa, aber keinen Fortschritt für Ener- der Pilotenausbildung. Teilweise ist auch hier- gie-Effizienz und Klimaschutz brächte. für das Angebot und die Nutzungsmöglichkei- ten von Instrumentenanflugverfahren Voraus- 3.5 Sicherheit an Landeplätzen setzung für die Weiterführung bzw. Etablierung von Ausbildungsangeboten in der Region. Das Mit Inkrafttreten des Luftsicherheitsgesetzes im Land wird deshalb gemeinsam mit den Part- Januar 2005 wurde der Bereich Luftsicherheit nern bei der Bundeswehr auch die Möglichkei- (Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des ten einer zivilen Mitnutzung des Militärflugplat- Luftverkehrs) aus dem Luftverkehrsgesetz zes Holzdorf erörtern und ggf. entsprechende herausgelöst und stellt seitdem neben der Regelungen anstreben. Luftaufsicht (Abwehr von betriebsbedingten Gefahren) eine eigenständige Aufgabe im 3.4 Umweltschutz im Luftverkehr Rahmen der Bundesauftragsverwaltung dar. Diese wird in den Ländern Brandenburg und Verringerung der Fluglärmwirkungen Berlin von den Luftfahrtbehörden erledigt. Durch Betrieb und Ausbau luftverkehrlicher 3.5.1 Luftsicherheit Infrastrukturen können u. a. Nutzungskonflikte durch Fluglärmauswirkungen auf Wohngebiete Die Luftsicherheit („Security“) hat nach § 1 sowie durch betriebliche und anlagebedingte Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG) den Schutz vor Auswirkungen auf Schutzgebiete im Bereich Angriffen auf die Sicherheit des Luftverkehrs, Landschafts- und Naturschutz resultieren. Ziel insbesondere vor Flugzeugentführungen, Sa- der Landesregierung Brandenburg ist es, diese botageakten und terroristischen Anschlägen Konflikte nach Möglichkeit zu vermeiden oder zum Ziel. Sie ist sehr stark von internationalen weitestgehend zu mindern. Im Zusammenhang Vorgaben geprägt. Ausgehend vom weltweit mit den Auswirkungen durch Fluglärm ist für gültigen Chicagoer Abkommen (ICAO- Verkehrsflughäfen und Verkehrslandeplätze Abkommen; ICAO – Anhang 17) gibt insbe- mit Fluglinien- oder Pauschalflugreiseverkehr, sondere die EU den Rahmen für die Luftsi- bei den Landeplätzen mit einem Verkehrsauf- cherheit vor. Maßgeblich ist die Verordnung kommen von über 25.000 Flugbewegungen (EG) 2320/2002 des Europäischen Parlaments pro Jahr, das Gesetz zum Schutz gegen Flug- und des Rates vom 16. Dezember 2002 zur lärm umzusetzen, an den Landeplätzen findet Festlegung gemeinsamer Vorschriften über die zusätzlich die Landeplatz- Sicherheit in der Zivilluftfahrt (Amtsblatt EG L Lärmschutzverordnung Anwendung (nähere 355/1 vom 30.12.2002). Erläuterungen siehe Kapitel 5 Luftverkehr und Umweltschutz). Auf diesem grundlegenden - europaweit und unmittelbar gültigen - Regelwerk basieren wei- Minderung von Luftschadstoffen tere EU-Verordnungen, wie die Die Landesregierung unterstützt die Initiative - EG-Durchführungsverordnung (Durchfüh- der EU-Kommission und der Verkehrsminister- rung der gemeinsamen grundlegenden konferenz zur Verringerung der Klimaauswir- Normen für die Luftsicherheit) kungen des Luftverkehrs. 17
- EG-Qualitätskontrollverordnung (Festle- können, auf der Grundlage einer ortsbezoge- gung gemeinsamer Spezifikationen für na- nen Risikobewertung innerstaatliche Sicher- tionale Qualitätskontrollprogramme für die heitsmaßnahmen ergreifen, um einen ange- Sicherheit der Zivilluftfahrt) messenen Schutz der folgenden Flugplätze zu erreichen: - EG-Inspektionsverordnung (Festlegung von Verfahren für die Durchführung von a) Flugplätze mit einem Flugaufkommen von Luftsicherheitsinspektionen der Kommissi- zwei gewerblichen Flügen täglich im Jah- on im Bereich der Zivilluftfahrt) resdurchschnitt oder - Verordnung zur Festlegung einer gemein- b) Flugplätze, auf denen lediglich Flüge der samen Definition der sensiblen Teile der allgemeinen Luftfahrt abgewickelt werden Sicherheitsbereiche auf Flughäfen - Durch- oder führungsverordnung zu Artikel 4 der VO (EG) 2320/2002 c) Flugplätze, auf denen sich die gewerbli- chen Flugverkehrsleistungen auf Luftfahr- Die VO (EG) 2320/2002 und ihre Durchfüh- zeuge mit einer höchstzulässigen Abflug- rungsverordnungen schaffen für die Mitglied- masse von weniger als 10.000 kg oder mit staaten verbindliche Grundlagen für die Fest- weniger als 20 Sitzen beschränken, legungen und Durchführung zweckdienlicher Vorschriften auf Gemeinschaftsebene zur Ver- wobei sie den Besonderheiten derartiger klei- hinderung unrechtmäßiger Eingriffe in die Zivil- ner Flugplätze Rechnung trägt. luftfahrt. Die wichtigsten zwingenden Maß- nahmen auf Flugplätzen zur Gewährleistung 3.5.2 Praktische Umsetzung im Land Bran- der Luftsicherheit sind: denburg - Einrichtung von umzäunten, bewachten Der Internationale Verkehrsflughafen Berlin- Sicherheitsbereichen Schönefeld mit vorwiegend gewerblichem Ver- - Einrichtung eines Ausweissystems kehr unterfällt als einziger Flugplatz des Lan- - Zugangskontrolle mit ausnahmsloser des Brandenburg in vollem Umfang der An- Durchsuchung von Passagieren, Besat- wendung der VO (EG) 2320/2002 mit allen in zungen und Mitarbeitern einschließlich der ihrem Anhang geforderten Maßnahmen. Die mitgeführten Gegenstände Zuständigkeit für die Durchführung der Maß- - Kontrolle von Fracht und Catering nahmen zur Gewährleistung der Luftsicherheit - Zuverlässigkeitsüberprüfung von Flugha- ist auf die Bundespolizei und die Luftsicher- fenausweisinhabern und Piloten heitsbehörden des Landes sowie den Flugha- - Darstellung aller baulichen und personel- fenunternehmer im Rahmen der ihm durch das len Maßnahmen in einem Luftsicherheits- LuftSiG vorgeschriebenen Eigensicherungs- plan. pflicht verteilt. Für kleinere Flugplätze sieht Art. 4 Abs. 3 VO Die übrigen Flugplätze, insbesondere die Ver- (EG) 2320/2002 die Möglichkeit von Erleichte- kehrslandeplätze, erfüllen bezüglich der Luftsi- rungen unter bestimmten Voraussetzungen cherheitsanforderungen die dargestellten Be- vor. dingungen von Art. 4 Abs. 3 VO (EG) 2320/2002 und werden daher von der Oberen Danach kann die zuständige Behörde eines Luftsicherheitsbehörde des Landes Branden- Mitgliedstaats in Fällen, in denen die im An- burg regelmäßig einer Risikoanalyse unterzo- hang der VO (EG) 2320/2002 vorgesehenen gen, in deren Ergebnis Luftsicherheitsmaß- Sicherheitsmaßnahmen unverhältnismäßig nahmen in enger Zusammenarbeit mit den aufwändig sind oder aus objektiven prakti- Flugplatzbetreibern bei Bedarf im Einzelfall schen Gründen nicht durchgeführt werden angeordnet und durchgeführt werden. 18
4 Situation und Entwicklung des Luftverkehrs in der Region Berlin-Brandenburg 4.1 Schwerpunkte des Verkehrsaufkom- Steglitz. 9 Hubschrauber-Sonderlandeplätze mens dienen gewerblichen Zwecken, z. B. am Lau- sitzring oder auf dem Gelände der PCK AG Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg ver- Schwedt/Oder. fügt gegenwärtig über die internationalen Ver- kehrsflughäfen Berlin-Schönefeld, Berlin-Tegel Passagier- und Frachtverkehr und Berlin-Tempelhof sowie über 12 Verkehrs- landeplätze, 31 Sonderlandeplätze, darunter 9 Der Flughafen Berlin-Schönefeld ist der von mit vorrangig gewerblicher Ausrichtung, 4 Se- den Passagierzahlen gesehen am schnellsten gelfluggelände und 1 Militärflugplatz. wachsende Flughafen Deutschlands mit deut- lich zweistelligen prozentualen Zuwachsra- Weiterhin gibt es in der Region 35 genehmigte ten(vgl. Abb. 4-1). Die Passagierzahl betrug im Hubschrauber-Sonderlandeplätze, von denen Jahr 2006 ca. 6,05 Mio. Passagiere, das sich 26 Landeplätze an Krankenhäusern be- Frachtaufkommen belief sich auf ca. 8.700 t finden und der Notfallrettung dienen. Dazu ge- (inkl. Luftpost). Im Bereich des Passagierver- hören auch die fünf Luftrettungsstationen in kehrs ist mit weiteren Wachstumsraten in einer der Region in Senftenberg, Bad Saarow, Per- Größenordnung von jährlich 5% zu rechnen. leberg, der Stadt Brandenburg sowie in Berlin- Entwicklung Passagierzahlen und Flugbewegungen 7.000 70 6.000 60 Flugbewegungen in Tausend Passagiere in Tausend 5.000 50 4.000 40 3.000 30 2.000 20 1.000 10 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr Abbildung 4-1: Entwicklung Passagierzahlen und Flugbewegungen am Flughafen Berlin- Schönefeld 2001 – 2006 Im Frachtverkehr spielen das Flughafensystem Berlin bzw. der Flughafen Berlin-Schönefeld im Besonderen im deutschlandweiten Vergleich nur eine untergeordnete Rolle. 19
Allgemeine Luftfahrt mit Motorflugzeugen > 2.000 kg MTOW kon- zentriert sich auf die Flugplätze Cottbus- Das Verkehrsaufkommen der Allgemeinen Drewitz, Eberswalde-Finow und Ruppiner Luftfahrt im Land Brandenburg war insgesamt Land. in den letzten Jahren rückläufig. Im Jahr 2005 waren auf den Landeplätzen und Segelflugge- Aufgrund ihres Bewegungssaufkommens, der länden im Land Brandenburg etwa 360.000 Struktur der Verkehre, ihrer Lage ,der beste- Flugbewegungen (Starts und Landungen) zu henden gewerblichen Ansiedlungen sowie ih- verzeichnen. Knapp 2/3 entfallen davon auf den rer z.T. überregionalen Bedeutung kommt den nichtgewerblichen Verkehr (ca. 250.000 Be- Landeplätzen Cottbus-Drewitz, Eggersdorf, wegungen), 1/3 ist dem gewerblichen Verkehr Eisenhüttenstadt, Eberswalde-Finow, Kyritz, (ca. 110.000 Bewegungen) zugeordnet. Der Lüsse, Oehna, Ruppiner Land, Schönhagen gewerbliche Verkehr findet zu 96 % mit Motor- und Strausberg eine besondere Bedeutung zu flugzeugen mit einer Abflugmasse unter (vgl. Abb. 4-2). Allein auf diese zehn Flugplät- 2.000 kg statt. Lediglich 4 % aller gewerblichen ze entfiel mit über 190.000 Flugbewegungen Bewegungen entfallen auf Fluggerät mit höhe- im Jahr 2005 über Hälfte des Aufkommens im rer maximaler Abflugmasse. Das Aufkommen Land Brandenburg. Flugbewegungen insgesamt (Starts und Landungen) 45.000 40.000 2003 2004 2005 2006 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 VLP Kyritz VLP Eberswalde- VLP Strausberg VLP Oehna SLP Lüsse Eisenhüttenstadt Schönhagen VLP Cottbus- VLP Ruppiner VLP Eggersdorf Drewitz VLP Land Finow VLP Abbildung 4-2: Statistik der Flugbewegungen an 10 ausgewählten Landeplätzen in Brandenburg 2003 bis 2006 Der Geschäftsreiseverkehr, Taxiflüge oder bis auf den VLP Cottbus-Drewitz gegenwärtig Werkflüge spielen im Land Brandenburg ge- kein Instrumentenflugbetrieb möglich ist. In- messen am Bewegungsaufkommen eine noch strumentenflugbetrieb ist aber die Vorausset- sehr geringe Rolle. Diese Verkehre werden zung dafür, dass ein Flugplatz planbar und nahezu vollständig von den Verkehrsflughäfen weitestgehend wetterunabhängig angeflogen Berlin-Tegel, Berlin-Tempelhof sowie Berlin- werden kann. Außerdem ist für gewerblichen Schönefeld aufgenommen. Das liegt zum ei- Flugbetrieb mit Flugzeugen über 14.000 kg nen daran, dass die Nachfrage für solche Ver- MTOW gem. § 22a Luftverkehrs-Ordnung vor- kehre außerhalb dieser Flughäfen bisher ge- geschrieben, dass an den angeflogenen Flug- ring ist und zum anderen an den Landeplätzen 20
plätzen Instrumentenflugverfahren eingerichtet dieses Bewegungsaufkommens wird sich auch sind und eine Flugverkehrskontrolle besteht. künftig auf den Verkehrsflughafen BBI kon- zentrieren. Dennoch kann erwartet werden, Die luftverkehrliche Infrastruktur für den Privat- dass sich Verkehre im Segment 2.000 bis flugverkehr, den Schulflug und den Luftsport 14.000 kg MTOW auf das Umland verlagern ist in der Metropolregion gut entwickelt. Folg- werden, wenn die Kostenstrukturen des Flug- lich sind auch diese Verkehre auf gutem Ni- hafens BBI dies erzwingen und die Plätze im veau angesiedelt, wenngleich das Ver- Umland im Instrumentenflugverkehr erreichbar kehrsaufkommen noch lange nicht den Stand sind. erreicht, wie in den alten Bundesländern. Die Verlagerung von Verkehren im Segment Verlagerungspotenzial MTOW bis 14.000 kg würde dazu führen, dass insbesondere am VLP Schönhagen eine deut- Die Verkehrsentwicklung der Landeplätze der liche Entwicklung der Flugbewegungszahlen Metropolregion Berlin-Brandenburg hängt sehr nach oben stattfände. Schönhagen wird den eng mit den zur Verfügung stehenden Kapazi- größten Teil der von den Berliner Flughäfen täten am Flughafensystem Berlin bzw. nach verdrängten Verkehre im Segment MTOW bis Inbetriebnahme am Single-Flughafen BBI zu- 12.000 kg (Gewichtsbeschränkung der derzei- sammen. tigen Betriebsgenehmigung) aufnehmen kön- nen. Voraussetzung für eine weitere Steige- Neben dem Verkehr der Allgemeinen Luftfahrt rung des Verkehrsaufkommens ist, dass am können auch Linien- und Pauschalflugreise- VLP Schönhagen Instrumentenflugbetrieb ein- verkehre bis 14.000 kg MTOW auf die Flug- gerichtet wird. plätze im Land Brandenburg verlagert werden, sofern die technischen Voraussetzungen vor- Auch die im Berliner Umland befindlichen Ver- liegen. Da der Flughafen BBI als großer Inter- kehrslandeplätze Strausberg, Eberswalde- nationaler Verkehrsflughafen für die Aufnahme Finow und Kyritz können an dieser Entwick- von Verkehren der Allgemeinen Luftfahrt nur lung partizipieren, wenn Möglichkeiten für eine bedingt geeignet sein wird, ist eine Verlage- Anfliegbarkeit unter Instrumentenflugbedin- rung dieser Verkehre auf andere geeignete gungen geschaffen werden. Aufgrund der Luft- Landeplätze in der Umgebung von Berlin zu raumstruktur im Osten von Berlin ist allerdings erwarten. Insgesamt fanden 2006 im Bereich nicht zu erwarten, dass nach den Prämissen bis 14.000 kg MTOW am Flughafensystem der Deutschen Flugsicherung an den Ver- Berlin ca. 23.000 Flugbewegungen statt. kehrslandeplätzen Eberswalde-Finow und Strausberg gleichermaßen Instrumentenflug- Der Bereich des Privat- und Schulfluges mit verfahren eingerichtet werden können. Flugzeugen mit einer maximalen Abflugmasse bis zu 2.000 kg stagniert in Deutschland seit Aufgrund ihrer Lagegunst zur Metropole Berlin Jahren. Flugschulen verzeichnen einen gene- werden die Verkehrslandeplätze Strausberg rellen Rückgang der Nachfrage. Wenngleich in und Ruppiner Land auch dann eine weitere Ostdeutschland gegenüber Westdeutschland Entwicklung der Flugbewegungszahlen ver- noch ein deutlicher Nachholbedarf besteht, ist zeichnen können, wenn dort lediglich Sicht- ein Wachstum dieses Verkehrssegmentes bis- flugbetrieb möglich ist. An allen anderen Lan- her nicht zu erkennen. Dies waren im Jahr deplätzen ist im Segment MTOW bis 14.000 kg 2006 ca. 6.000 Flugbewegungen am Flugha- eher von einer Stagnation auszugehen. fensystem Berlin, die sich nahezu vollständig auf die Flugplätze im Berliner Umland verla- Schul- und Trainingsflüge gern werden. Die Metropolregion Berlin-Brandenburg ver- Demgegenüber wird in den nächsten Jahren steht sich neben Hamburg und München als eine deutliche Entwicklung der Allgemeinen dritter wichtiger Standort der Luft- und Raum- Luftfahrt mit Flugzeugen von 2.000 bis 14.000 fahrt in Deutschland. Eine nicht zu unterschät- kg MTOW erwartet, woraus auch in der Metro- zende Bedeutung hat in diesem Zusammen- polregion Berlin-Brandenburg eine weitere hang die Ausbildung von Privat-, Berufs- und Luftverkehrsnachfrage resultiert. Das Bewe- Verkehrspiloten. Dabei ist die Metropolregion gungsaufkommen dieses Segments betrug im durch eine besondere Dichte von anerkannten Jahre 2006 am Flughafensystem Berlin ca. Ausbildungsstätten gekennzeichnet. Vor allem 17.000 Flugbewegungen. Der größere Teil Schulflüge für die Ausbildung von Berufs- und 21
Verkehrspiloten erfordern eine luftverkehrliche Fallschirmsport und nimmt hier bundesweit Infrastruktur mit Flugplätzen, an denen Instru- den dritten Rang ein. Er ist darüber hinaus Ba- mentenflugverfahren eingerichtet sind und eine sis für solide gewerbliche Ansiedlungen im Zu- Flugverkehrskontrolle vorhanden ist. Bisher sammenhang mit Fallschirmsport und gewerb- finden solche Schulflüge an den drei internati- lichen Fallschirmsprung. onalen Verkehrsflughäfen der Metropolenregi- on Berlin-Brandenburg und zum Teil am Ver- Im östlichen Brandenburg steht mit dem Ver- kehrslandeplatz Cottbus-Drewitz statt. Cottbus- kehrslandeplatz Eggersdorf ein weiterer Lan- Drewitz wird darüber hinaus von einigen Li- deplatz zur Verfügung, der gute Entwick- nienverkehrsgesellschaften für Trainingsflüge lungsmöglichkeiten im Bereich des Luftsports unter Sichtflugbedingungen genutzt. entfalten konnte. Er hat sich als gute Ergän- zung für die beiden Landeplätze Lüsse und Aus Kapazitätsgründen werden Schulflüge am Ruppiner Land im Westen des Stadt-Umland- künftigen Flughafen BBI nur sehr begrenzt Raumes Berlin-Potsdam etabliert. möglich sein. Auch hieraus resultiert ein Bedarf für geeignete luftverkehrliche Infrastrukturen Ein weiterer Schwerpunkt des Luftsportes in an anderen Standorten. Brandenburg ist der Modellflugsport, mit sei- Unter der Voraussetzung, dass entsprechende nen besonderen Aktivitäten im Kinder und Ju- luftverkehrliche Infrastrukturen eingerichtet gendbereich. In Auswertung der Erfahrungen sind, wären in diesem Zusammenhang die aus dem Segelflugbereich wird auch hier über Verkehrslandeplätze Eberswalde-Finow, Cott- die Etablierung eines Leistungszentrums bus-Drewitz, Schönhagen und Kyritz als Alter- nachgedacht. Das Land unterstützt diese nativstandorte für Schulflüge gut geeignet. Überlegungen. Wenigstens an einem weiteren Standort in der Region sollte die Möglichkeit des Präzisionsan- 4.2 Internationaler Verkehrsflughafen Ber- fluges unter Instrumentenflugbedingungen mit lin-Schönefeld kontrolliertem Luftraum bestehen. Der Flughafen Berlin-Schönefeld ist derzeit Luftsportaktivitäten Teil des Flughafensystems Berlin. Gemäß der Landesplanung werden nach der geplanten Das Land Brandenburg ist Heimat für die Akti- Inbetriebnahme des Single-Flughafens BBI die vitäten der Berliner und Brandenburger Luft- Flughäfen Berlin-Tegel und Berlin-Tempelhof sportler, ihrer Vereine und Verbände. Im Land geschlossen. Für den Flughafen Berlin- finden regelmäßig vielfältige Aktivitäten der Tempelhof ist die Schließung bereits zum unterschiedlichen Luftsportarten an verschie- 31.10.2008 vorgesehen. denen, zum Teil spezialisierten Standorten statt. Das Land unterstützt diese Aktivitäten, Seit der Ansiedlung von Low-Cost-Carriern am insbesondere die Entwicklung erweiterter An- Flughafen Berlin-Schönefeld im Jahr 2003 hat gebote im Kinder- und Jugendbereich. sich das Verkehrsaufkommen dort sprunghaft erhöht (vgl. Abb. 4-1). Für den Passagierver- Ein Schwerpunkt des Luftsportes in Branden- kehr hat sich der Anteil des Flughafen Berlin- burg ist der Segelflug mit einer Vielzahl von Schönefeld am Gesamtaufkommen des Flug- aktiven Vereinen und den definierten Leis- hafensystems Berlin somit deutlich erhöht. Im 1 tungszentren auf dem Verkehrslandeplatz Jahr 2006 entfielen etwa /3 der insgesamt Cottbus-Neuhausen und dem Sonderlande- 18,5 Mio. Passagiere im Flughafensystem Ber- platz Lüsse. Besonders Lüsse ist mit seinen lin auf den Flughafen Berlin-Schönefeld. bundesweiten und internationalen Aktivitäten herauszustellen. Neben dem Training der Mit Eröffnung des Flughafens BBI als einzigem deutschen und von Nationalmannschaften an- internationalen Verkehrsflughafen der Metro- derer Länder wurden dort Deutsche Meister- polregion Berlin-Brandenburg wird im Jahr schaften (2005 und 2007) und die Europa- 2011 mit einem Passagieraufkommen von ca. meisterschaften im Jahr 2000 durchgeführt. Im 20-22 Mio. Passagieren gerechnet, für das Jahr 2008 wird erstmals in Lüsse die Welt- Jahr 2020 werden knapp 30 Mio. Passagieren meisterschaft im Leistungssegelflug ausgetra- prognostiziert. Langfristig ist die Privatisierung gen. der Flughafengesellschaft vorgesehen. Der Verkehrslandeplatz Ruppiner Land ist be- Der Ausbau des Verkehrsflughafens Berlin- reits heute ein leistungsfähiger Platz für den Schönefeld zum Single-Flughafen Berlin Bran- 22
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