Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin

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Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
berlin    [ DAB regional ]

                                             Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin
                                             T 030 29 33 07-0
                                             kammer@ak-berlin.de, www.ak-berlin.de

                                             Cremetorte und Karriereknick
                                             Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht

                                             Text und Fotos: Wolfgang Kil

                       E
                                                        s gibt Bauwerke, die sind nicht ein-   und Betriebsfeiern konnten arrangiert wer-
                                                        fach um ihrer formalen Schönheit       den. Nach den Strapazen des Berganstiegs
                                                        von Interesse, sondern ihnen ge-       plus weiteren 126 Turmstufen konnten Schul-
                                                        bührt mindestens ebenso Aufmerk-       kinder auf der Aussichtsplattform ihre Hei-
                                             samkeit als besonderer Ort. Ein solches Bau-      matkunde-Kenntnisse zwischen Rüdersdorf
                                             werk ist in Berlin zweifellos der Müggelturm.     (Zementwerke) und Alexanderplatz (Fern-
                                             Unter der alteingesessenen Bewohnerschaft         sehturm) überprüfen. Oder ihrem Fernweh
                                             der östlichen Stadthälfte dürfte es ab der Al-    nachhängen, sobald von Schönefeld aus ein
                                             tersgruppe 40plus wohl niemanden geben,           Flieger in den Himmel stieg. Nahezu eine
                                             der nicht irgendeine wohlige Erinnerung an        Viertelmillion Besucherinnen und Besucher
                                             dieses Ausflugslokal in den Müggelbergen          verlustierte sich Jahr für Jahr auf den ver-      Müggelturm, 2018
                                             hat. Dorthin wanderten an sonnigen Tagen          schiedenen Ebenen des ausladenden Kom-
                                             Familien, Pärchen und sonstige Freiluftgenie-     plexes – im gutbürgerlichen Caférestaurant,
                                             ßer. Dorthin wurde der Westbesuch zu But-         in der Bierschwemme darunter, auf der riesi-      rants). Schließlich die gute Nachricht für alle:
                                             tercremetorte oder Toast Hawaii eingeladen.       gen Selbstbedienungsterrasse oben bei Bock-       Seit dem 1. Mai dieses Jahres drängt sich auf
                                             An Wochenenden gab es Tanztees, Familien-         wurst und Bier.                                   allen Etagen endlich wieder Publikum! Ein
                                                                                                   Solche Beliebtheit macht Frust und Bitter-    paar letzte Bauzäune stören da gar nicht, set-
                                                                                               keit verständlich, als gleich nach der „Wende“    zen die doch ein sympathisches Zeichen ge-
                                                                                               die Treuhand diesen Ort eliminierte. Zur          gen die High-End-Perfektion sonstiger Rendi-
                                                                                               schnöden Immobilie degradiert, ging er als        tebaustellen. Und solch gewisse Hemdsärme-
                                                                                               Schnäppchen an fadenscheinige Geschäfte-          ligkeit steht, sicher unbewusst, in der Tradition
                                                                                               macher, die einen Jammerkreislauf aus leeren      tatendurstigen „Machertums“, die diesem
                                                                                               Versprechungen und spekulativem Nichtstun         Bauwerk schon seit seiner Entstehungsge-
                                                                                               in Gang setzten. Vom letzten in dieser Schur-     schichte anhängt – einer Geschichte, die zu-
                                                                                               ken- und Versager-Riege ertrotzte das Land        mindest Architektinnen und Architekten bei
                                                                                               Berlin das inzwischen vergammelte Areal ge-       einem Besuch nicht unberührt lassen sollte:
                                                                                               richtlich zurück, um endlich einen Investor aus       Der ursprüngliche Müggelturm, eine hölzer-
                                                                                               dem heimischen Kiez zum Zuge kommen zu            ne Konstruktion in Pagodenform aus dem spä-
                                                                                               lassen. Der verdient mit anderen Projekten        ten 19. Jahrhundert, war im Mai 1958 abge-
                                                                                               Geld genug, um da oben, auf den Müggelber-        brannt. Nahezu umgehend beschloss der Ost-
© IRS Erkner, Wiss. Samml. (Foto: Ilse Wolter)

                                                                                               gen, seinen Mit-Köpenickern wie allen übrigen     berliner Magistrat den Neuaufbau. Im Rahmen
                                                                                               Berlinern das legendäre Ausflugsziel zurück-      des Nationalen Aufbauwerks, einer Volksiniti-
                                                                                               zugeben. Schrittweise wurden die verschie-        ative zur Beteiligung von Bürgern am Wieder-
                                                                                               denen Funktionsbereiche ertüchtigt, das ur-       aufbau der Städte, wurde ein Sammelkonto
                                                                                               sprüngliche Gesamtbild blieb nahezu unange-       eingerichtet und die „Aktion Müggelturm“
                                                                                               tastet. Lediglich bei zwei Personenaufzügen       dem spendenwilligen Bürgersinn anheim ge-
                                                                                               zu den Terrassen gab die Denkmalpflege nach       geben (auf vergleichbare Weise wurde auch
                                                                                               (sowie nach zähen Verhandlungen leider auch       der Ostberliner Tierpark finanziert). An dem
                                             Müggelturm, 1960er Jahre                          bei der Totalverwandlung des Hauptrestau-         noch im gleichen Jahr ausgeschriebenen Ar-

                                             DAB 08·18                                                                                                                                          3
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                                                                                                                                                                            teten Bürokratie. „Die Hälfte der Zeit überlege
                                                                                                                                                                            ich, wie ich die ‚oberen‘ Stellen überliste. Die
                                                                                                                                                                            andere Zeit brauche ich, um das wenige, was
                                                                                                                                                                            möglich ist, durchzusetzen“, polterte Heinz

                                                                                                                       Foto: Archiv Kil (Deutsche Architektur, 1962, 4/5)
                                                                                                                                                                            Graffunder, „das muss aufhören, dass die Pro-
                                                                                                                                                                            duktion der Verwaltung untertan ist.“ Kollege
                                                                                                                                                                            Peter Senf stöhnte: „Der Umfang der Arbeits-
                                                                                                                                                                            unterlagen wächst erschreckend. Für ein Bau-
Foto: Wikimedia Commons

                                                                                                                                                                            werk von 6 Millionen kann man einen ganzen
                                                                                                                                                                            Wagen voll Papier beladen.“ Am krassesten
                                                                                                                                                                            brachten die herrschende Stimmung aber je-
                                                                                                                                                                            ne Teilnehmer zur Sprache, die gerade vom
                                                                                                                                                                            Studium in Moskau oder Leningrad kamen:
                          links: Holzturm 1890 / rechts: Architekturwettbewerb 1958 – Modell des Siegerentwurfs
                                                                                                                                                                            „Junge Architekten in der Sowjetunion sind
                                                                                                                                                                            anders als bei uns. Sie alle sind kleine Jewtu-
                          chitekturwettbewerb hatten sich auch drei            kantleisten zu nageln und die Tafeln dann je-                                                schenkos, sie alle sind ‚zornig‘. Um der Sache
                          Studenten der Kunsthochschule Weißensee              weils geschossweise zu drehen. So kam der                                                    willen, für die sie kämpfen, sind sie unduld-
                          beteiligt. Ihren Entwurf – einen eleganten           Turm zu seinem unverwechselbaren, bis heu-                                                   sam“ (Lothar Kwasnitza).
                          Turm auf ovalem Grundriss mit offenen Bal-           te faszinierenden Fassadenbild.*                                                                 Das war er wohl: Der aufmüpfige Geist der
                          kons – hatten Jörg Streitparth, Siegfried Wag-                                                                                                    Schestidesjatniki (dt.: „Sechziger“), jenes laue
                          ner und Klaus Weißhaupt eigentlich als Dip-          Das Müggelturm-Gespräch                                                                      Lüftchen der Hoffnung, das mit Chruscht­
                          lomarbeit bei Professor Selman Selmanagic            Aber noch eine Begebenheit gilt es vor dem                                                   schows „Tauwetter“ nun auch die DDR er-
                          gedacht. Aus den 33 Wettbewerbseinsendun-            drohenden Vergessen zu bewahren. Keines-                                                     reichte und den Generationswechsel im Archi-
                          gen gingen die drei dann als Sieger hervor.          wegs zufällig diente der Müggelturm einmal                                                   tekturgeschehen einleitete – weg vom Tradi-
                               Danach beim Stadtbauamt angestellt, wur-        als Kulisse für eine Zusammenkunft, deren                                                    tionalismus der altgewordenen „Meisterar­-­
                          den die frisch Absolvierten mit der Umset-           skandalträchtiger Verlauf tiefe Spuren in der                                                chitekten“ hin zu einem radikal modernen
                          zung ihres Diplomprojekts beauftragt, was ih-        Baugeschichte des Landes DDR hinterließ.                                                     Begriff vom Bauen. Nicht länger auf gravitä-
                          nen prompt harte Praxiserfahrungen bescher-          Vermittelt durch die Bauakademie und den                                                     tische Baukunst schielend, sondern von tech-
                          te: Schalungstechnische Probleme erzwangen           Architektenverband hatte am 20. Februar                                                      nologischer wie soziologischer Neugier getrie-
                          den Verzicht auf alle Fassadenrundungen,             1963 der soeben neu installierte Bauminister                                                 ben. Das Ziel: eine ökonomisch rationale wie
                          auch kamen aus Sicherheitsgründen nur ver-           junge Architekten zum Gespräch geladen. Et-                                                  zeitgemäß funktionierende Raumproduktion.
                          glaste Balkons infrage. An einen Aufzug war          wa dreißig waren gekommen, in der Mehrzahl                                                   Die Forderung: Die „Struktur im Bauwesen“
                          wegen der knappen Spendenfinanzierung                beinahe altersgleich mit dem damals gerade                                                   soll sich ändern! Das rührte ans System und
                          nicht zu denken. Übrig blieb eine Turmfigur          erst 34 Jahre zählenden Wolfgang Junker,                                                     war dann doch zu verwegen für einen (fach)
                          von spartanischer Einfachheit – nur Treppen          dem sie nun ganz ungezwungen von ihren be-                                                   öffentlichen Meinungsaustausch. Der Minister
                          und Ausblicke, sonst nichts! Und wurde trotz-        ruflichen Sorgen berichten sollten. Was sie                                                  wurde dafür von der Parteiführung nach-
                          dem zur Ikone der heiß ersehnten Stilwende.          dann auch taten, mitunter recht drastisch. In-                                               drücklich zur Ordnung gerufen. Einige Wort-
                          Bauzeit 1959-60! Während anderswo noch               dustrialisierung und Typenprojektierung wa-                                                  führer der Versammlung erlebten den ersten
                          letzte Simse und Pilaster Stalin‘scher Zucker-       ren die Schlüsselbegriffe jener Jahre. Doch die                                              Karriereknick. Bruno Flierl, der seit einem Jahr
                          bäckerei verbaut wurden, strebte hier ein kla-
                          res weißes Fanal gen Himmel. Stolz in (La-
                          tex-überstrichenem) Sichtbeton, dem Bau­
                          stoff der Zukunft, schnörkellos alle Kanten,
                          filigran die Eloxal-Profile wie das Mobiliar. Ent-
                          scheidender Rat kam von ihrem Kommilitonen
                          Harry Müller (später ein namhafter Bauplasti-
                          ker der DDR, der unter anderem die wunder-
                                                                                                                                                                                                                             Fotos: Archiv Kil

                          bare Alu-Fassade des Leipziger Konsu-
                          ment-Kaufhauses „Blechbüchse“ schuf). Er
                          schlug vor, auf die Hartfaser-Schaltafeln der
                          Seitenwangen in rhythmischer Reihung Drei-                        Plandarstellungen des Turmprojekts in der Zeitschrift Deutsche Architektur, 1962, 4/5

                          4                                                                                                                                                                                      DAB 08·18
Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
berlinaktuelles                                                                                                                    [ DAB regional ]

Die Auffrischung der Fassadenhaut steht noch aus.                                                    Bei aller Sparsamkeit galt Sorgfalt bis ins Detail.

die Zeitschrift „Deutsche Architektur“ zum Fo-       Flierl ein Jahr später den Redaktionsposten     zeichnete Architektur. Zum Glück ist die uns
rum jener nach Offenheit strebenden Bewe-            kosten sollte – wegen fortgesetzter „Unbot-     erhalten geblieben.                      p
gung machte und in seiner Ausgabe 3/1963             mäßigkeit“.
lange Zitate vom Aufbegehren der Jungen ab-              Ein folgenreicher Februarnachmittag also,   *   In der Zeitschrift „Deutsche Architektur, Jg.
druckte, geriet in offenen Konflikt mit seinen       da draußen hinterm Müggelsee. Damals war            1962, Heft 4/5, berichten die Architekten selber
Aufpassern. Mit dem „Müggelturm-Gespräch“            wohl kein idealerer Rahmen dafür denkbar als        ausführlich über die Entstehungsgeschichte ih-
begann der rabiate Demontageprozess, der             diese klare, mit fröhlicher Begeisterung ge-        res Turmprojekts.

    Geschichte des Müggelturms
    1880 Bau eines 10 Meter hohen hölzernen Aussichtsturms
    1889/90 Turmerweiterung durch Architekt Max Jacob im chinesischen Pagodenstil auf eine
    Höhe von 27 Metern
    Mai 1958 brannte der Turm durch ein Feuer bei Sanierungsarbeiten vollständig ab
    1958 initiierte die Berliner Zeitung einen Architekturwettbewerb für einen Neubau, den ein
    Studentenkollektiv der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit Jörg Streitparth, Siegfried
    Wagner und Klaus Weißhaupt gewann
    31. Dezember 1961 Eröffnung des Neubaus
    1991 verkaufte die Treuhandanstalt das Gelände
    1990er Jahre wachsender Sanierungsbedarf durch mangelnde Wartung
    1996 grundlegende Sanierung mit EU-Fördermitteln
    Februar 2014 wurde das Land Berlin nach drei misslungenen Privatisierungsversuchen
    wieder Eigentümer
    Mai 2014 Der Berliner Unternehmer Matthias Große wird Eigentümer der Immobilie
    Mai 2018 Wiedereröffnung des Müggelturms

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Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
[ DAB regional ]   aktuellesberlin

MakeCity und Tag der Architektur begeisterte
Architekturinteressierte weit über Berlin hinaus
                                                                                 Unter dem Motto Berlin Remixing | Stadt Neu
                                                                                 Gemischt bot MakeCity 18 Tage lang eine brei-
                                                                                 te Plattform für den öffentlichen Austausch.
                                                                                 Das internationale Architekturfestival stellte
                                                                                 zukunftsweisende Projekte aus den Bereichen
                                                                                 Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung
                                                                                 mit Best-­Practice-Beispielen aus der Metropo-
                                                                                 le Berlin, aber auch internationalen Erfolgsge-
                                                                                 schichten in den Fokus. Die über 280 Veran-
                                                                                 staltungen im gesamten Berliner Stadtgebiet

                                                                                                                                                                                  Foto: Urban Hub DAZ © Till Budde
                                                Foto: TOPOTEK1 © Hanns Joosten

                                                                                 und seinen Peripherien wurden von rund
                                                                                 16.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern be-
                                                                                 sucht. Dabei sorgten vor allem auch die Pro-
                                                                                 gramme vom Tag der Architektur und dem Eu-
                                                                                 ropäischen Kulturerbejahr für großen Publi-
                                                                                 kumszuspruch.

Was gibt die Architektur der Stadt zurück?                                                                                         Architektur gibt“, sagte die Präsidentin der
                                                                                                                                   Architektenkammer Berlin, Christine Edmaier,
Bei der Auftaktveranstaltung zum Tag der Architektur ging es um gemein-                                                            die gemeinsam mit dem Berliner Journalisten
                                                                                                                                   Uwe Rada diese Veranstaltung moderiert hat.
schaftlich genutzte Räume und die Chance der Erdgeschosse                                                                          Konkret sollte es um die Nutzungsmöglichkei-
                                                                                                                                   ten von Erdgeschossflächen gehen.
Text: Stefan Strauß, Fotos: Erik-Jan Ouwerkerk
                                                                                                                                      Der Ort der Auftaktveranstaltung hat eine
                                                                                                                                   ungewöhnliche Geschichte. Im Jahr 2010 hat-
Die Wahl des Ortes hätte nicht besser zum                                        eröffneten Veranstaltungsraum im Erdgeschoss      te das Land Berlin erstmals nach langer Zeit
Thema der Veranstaltung passen können.                                           des Metropolenhauses am Jüdischen Museum          entschieden, die fünf Baufelder rund um den
„Was gibt die Architektur der Stadt zurück?“                                     in Kreuzberg hatte die Architektenkammer          ehemaligen Blumenmarkt in Kreuzberg nicht
hieß die Auftaktveranstaltung am 19. Juni                                        Berlin dafür ausgewählt. Wohl auch deshalb,       wie üblich an den Meistbietenden, sondern in
2018 zum Tag der Architektur, der am 23. und                                     weil es in den neuen Gebäuden in der südli-       einem Konzeptverfahren zu vergeben, wobei
24. Juni stattgefunden hat. Einen soeben erst                                    chen Friedrichstadt „viele Freiräume und gute     die Nutzungsmöglichkeiten der Gebäude und

Britta Jürgens          Manfred Kühne                                            Muharrem Aras            Christine Edmaier        Henrik Thomsen         Uwe Rada

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Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
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die Einbindung der Anwohnerschaft in die Pla-        bei dem Bauprojekt nicht vordergründig um        weile bei jedem Großprojekt gebe, wieder
nung im Vordergrund standen. Das Wohnge-             hohe Rendite gegangen. „Vielen von uns ist       neue Orte zum Ausprobieren und Experimen-
biet um den früheren Blumenmarkt in der süd-         die Architektur wichtiger und wir wollen Raum    tierfelder finden. Die Präsidentin der Architek-
lichen Friedrichstadt sollte zum vorbildlichen       für kleinteiliges Gewerbe schaffen, das bisher   tenkammer Berlin, Christine Edmaier, forderte
Stadtquartier werden: mit einem Sanierungs-          in dieser Gegend unterrepräsentiert ist.“        alle auf, sich daran zu beteiligen.
beirat, gut organisierten Anwohnern und einer            Für Henrik Thomsen, Geschäftsführer der          Skeptisch im Hinblick auf die Gestaltung
Architektur, die sie mitbestimmen können. Im         Groth-Gruppe in Berlin, ging es bei der Nut-     des neuen Stadtquartiers rund um den frühe-
Metropolenhaus von bfstudio-architekten aus          zung und Gestaltung von Erdgeschossflächen       ren Blumengroßmarkt blieb der Kreuzberger
Berlin stehen die Projekträume feldfünf im           vor allem um Umverteilung. Es sei sinnvoll,      Rechtsanwalt Muharrem Aras. „Die schönen
Erdgeschoss Initiativen und Künstlern zur Ver-       Grundstücke zu Höchstpreisen zu verkaufen        Gebäude tun der Gegend gut“, sagte der
fügung. Das private Bauvorhaben finanziert           und davon Erdgeschossflächen nach eigenen        Kiez­anwalt. „Aber profitieren die Anwohner
kreativen Freiraum für die Allgemeinheit.            Vorstellungen weiterzuvermieten. Erdge-          wirklich davon?“ Der Großteil der Bewohner-
    Wenn es um die Frage gehe, was die Ar-           schosse seien ein „lebenswichtiger Bestand-      schaft sei nichtdeutscher Herkunft, in einer
chitektur der Stadt zurückgeben kann, dann           teil des Wohnens“, sagte Henrik Thomsen.         schwierigen sozialen Lage und Bezieher von
gehe es vor allem um Partizipation, sagte die            Stadtplaner Manfred Kühne aus der Se-        Hartz IV. „Können sich die Anwohner den Kaf-
Architektin Britta Jürgens von Deadline Archi-       natsverwaltung für Stadtentwicklung sprach       fee in den neuen Läden leisten? Oder gehen
tects, die mit dem Projekt Frizz23 am ehema-         von einer „Krise des Erdgeschosses in der In-    sie wie bisher in einen billigeren Laden?“
ligen Blumengroßmarkt eine kleinteilige Mi-          nenstadt“. Entweder stünden viele Erdge-             Christine Edmaier bedauert, dass gerade
schung aus Kunst, Kreativwirtschaft, Bildung,        schosse leer oder sie würden wie „gated com-     besonders gute Architektur mitunter eher
Gastronomie und Einzelhandel geschaffen ha-          munities“ von Startups genutzt. Kühne kün-       Ängste vor zu großer Aufwertung auslöst, an-
ben. Es ist die bundesweit erste Baugruppe           digte an, Berlin werde eine landeseigene         statt einfach als Genuss und Mehrwert für alle
für kulturelles Gewerbe. Reine Wohnungen             Gesellschaft für Erdgeschoss-Management          gesehen zu werden. Am Tag der Architektur
gibt es in Frizz 23 nicht, lediglich Minilofts zum   gründen, um dort vom Land Berlin subventi-       könne man aber stadtweit erkunden, was für
Kurzzeitwohnen. Ein lebendiger Ort sei so in         onierte Atelierräume für Künstler zu schaffen.   gelungene Beiträge Gebäude und Freiflächen
einem jahrelangen Prozess der Bürgerbeteili-         Berlin müsse angesichts der Vertrauenskrise      für die gesamte Stadtgesellschaft leisten
gung entstanden, sagte Britta Jürgens. Es sei        und der Ablehnung, die es in Berlin mittler-     können.                                      p

Tag der Architektur
Eine Tour in die Berliner Zukunft und
Vergangenheit
Text: Uwe Rada, Fotos: Boris Trenkel

Beim diesjährigen Tag der Architektur konnte
man einmal mehr erleben, wie geballt in Ber-
lin Vergangenheit und Zukunftsthemen aufei-
nander stoßen.

Cave und Cloud für unsere Zukunft
Wie sieht die Zukunft aus? Oder besser, wie
stellen wir uns die Zukunft vor? Welche Fra-
gen wird sie uns stellen? Welche Antworten
haben wir darauf? Mit all dem hat sich das ku-
ratorische Team des Futuriums auseinander-
zusetzen, das ab Frühjahr 2019 zu einer Reise
in unsere Zukunft einladen wird.

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Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
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                                                und beschreibt die Idee des Entwurfs, mit
                                                dem die beiden schließlich als Sieger hervor-
                                                gegangen sind. „Im Untergeschoss sind Werk-
                                                stätten, das ist der Workshopbereich, da ar-
                                                beitet man an der Zukunft, wobei man auch
                                                mal scheitern darf. Das Untergeschoss haben
                                                wir Cave genannt.“ Oben, in der Cloud, wird
                                                die Zukunft schließlich ausgestellt, wobei das
                                                Verhältnis des Menschen zur Technik, zur Na-
                                                tur und zu sich selbst im Mittelpunkt steht. Ca-
                                                ve, Cloud und dazwischen das Erdgeschoss
                                                als Forum. Diese Leitidee hat das Preisgericht
                                                überzeugt.
                                                    Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, die
                                                auch an den beiden Architekten nicht spurlos
                                                vorbeigegangen sind. „Wir mussten einen Ra-
                                                ketenstart hinlegen“, gibt Jan Musikowski zu.
                                                „Wir hatten plötzlich die Verantwortung dafür,
                                                ein schickes Haus an so einer Stelle zu bauen.“    Hofansicht von „Werk Stadt Garten Wohnen“
                                                Doch das ist ihnen zweifelsohne gelungen.
                                                    Dass das Futurium etwas besonderes ist,
                                                zeigt nicht nur die Tatsache, dass die Grün-       nicht alltäglich ist. Aus Geldnot hatte die
                                                dungsgesellschafter des Futuriums, das Bun-        evangelische Kirche beschlossen, den St. Ma-
                                                desministerium für Bildung und Forschung, die      rien- und St. Nikolaifriedhof II an der Prenz-
                                                Alexander von Humboldt-Stiftung, der DAAD,         lauer Allee 7 zu verkaufen. Die Kirche beauf-
                                                die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der      tragte den Sanierungsträger Stattbau mit ei-
                                                Wissenschaften oder die Wissenschaftsge-           nem Konzeptverfahren, das schließlich eine
                                                meinschaft Leibnitz sind. Bauherr war die BI-      Baugruppe mit dem Projekt „Werk Stadt Gar-
                                                mA, gebaut wurde das Futurium als Pub-             ten Wohnungen“ gewonnen hat. „Die Kirche
Spannende (Vorab)Einblicke in das Futurium      lic-Private-Partnership (ÖPP) von der BAM          wollte keinen klassischen Bauherrn“, erklärt
                                                Deutschland GmbH als Generalübernehmer.            Architektin Gudrun Sack von Nägeliarchitek-
                                                    Auch die Architektur ist außergewöhnlich.      ten in der Remise auf dem rückwärtigen Teil
    Die passende Architektur dazu steht schon   „Wir haben das Gebäude an den beiden               des Grundstücks. „Aber eine Wohnungsbau-
jetzt. Zwischen Bundesforschungsministerium     Schauseiten zur Spree hin und zur Stadtbahn-       gesellschaft hätte hier auch nicht bauen kön-
und den Wirtschaftsberatern von Pricewater-     trasse inszeniert“, erzählt Richter. Das Ober-     nen, weil das Grundstück sehr schmal ist.“ Die
houseCoopers haben Jan Musikowski und           geschoss in der Cloud kragt zur Spree hin 18
Christoph Richter ein spektakuläres Gebäude     Meter über den Vorplatz aus. „Wir wollten,
entworfen, das wie ein Ufo am Ufer der Spree    dass man nach und nach ins Gebäude hinein-
gelandet zu sein scheint. Zum Tag der Archi-    kommt“, verrät Richter. Ein wenig Geduld ha-
tektur 2018 haben beide einen Einblick in die   ben müssen die Berlinerinnen und Berliner al-
Idee und Umsetzung des Futuriums gegeben.       lerdings noch, um sich auf eine Reise in die
Und auch in das, was es bedeutet, als junges    Zukunft begeben zu können. Der Betreiber
Büro eine Baumaßnahme mit einem Volumen         entwickelt und produziert derzeit noch die
von 58 Millionen Euro zu realisieren.           Ausstellung, die dann ab Frühjahr 2019 ge-
    „Unser Büro ist so alt wie das Haus“, be-   meinsam mit dem Gebäude eröffnet wird.
grüßt Musikowski die Gäste am Samstag
Nachmittag und erzählt, wie sie am anony-       Kleine Wohnung, großer Garten
men Wettbewerb für das „Haus der Zukunft“,      Um die Zukunft ging es beim Tag der Archi-
wie das Futurium 2011 noch heißen sollte,       tektur auch an der Prenzlauer Allee. Das Büro
teilgenommen haben. „Die Idee war, einen        Nägeliarchitekten Berlin stand dort vor einer
zentralen Ort in Berlin zu haben, an dem man    Bauaufgabe, wie sie auch in Berlin mit seiner
über die Zukunft reden kann“, erklärt Richter   Vielzahl von – auch alternativen – Bauherren       Projektvorstellung durch Architektin Gudrun Sack

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Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
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                                                     auf der einen Seite wird mit viel Platz auf der   wird auch heute noch gerne für einen kleinen
                                                     anderen Seite des Grundstücks wieder gut ge-      Plausch genutzt.
                                                     macht. Denn der größte Teil des verwunsche-
                                                     nen ehemaligen Friedhofs wurde frei gelassen.     Das neue Viertel
                                                     Hier befinden sich die Gärten der Bewohner-       Wer auf dem obersten Deck des Parkhauses
                                                     innen und Bewohner. Innovatives Wohnen auf        am Bahnhof Südkreuz steht, blickt auf das Ge-
                                                     dem Gottesacker, so nahe liegen Vergänglich-      lände der Schöneberger Linse, benannt nach
                                                     keit und Zukunftsthemen beieinander.              der linsenförmigen Gestalt des Areals zwi-
                                                                                                       schen Sachsendamm und der Bahntrasse. Nun
                                                     Der grüne Spittelmarkt                            soll das ehemals vor allem gewerblich genutz-
                                                     Eher mit der Gegenwart hat es Stefan Bernard      te Areal aus dem Dornröschenschlaf erwa-
                                                     zu tun. Am Tag der Architektur lädt er zum of-    chen. Mit der Konzernzentrale der BSR, einem
                                                     fenen Büro in die Monumentenstraße ein und        Vattenfall-Verwaltungsgebäude und dazwi-
                                                     erzählt, wie er als junger Landschaftsarchitekt   schen viel Wohnungsbau.
                                                     seinen ersten Wettbewerb gewonnen hat. Ge-           Am Tag der Architektur führte Ulrich Schop
                                                     meinsam mit seinem Partner sollte er den Bo-      über das Gelände. Roedig Schop Architekten
                                                     nifatius-Park in Frankfurt am Main gestalten.     sind seit 2006 Gebietsbeauftragte des Bezirks
                                                     „Das war eine schwierige Aufgabe, weil das
Wohnen auf kleinstem Raum                            Viertel an einer Hanglage entstand und wir
                                                     das Regenwasser zurückhalten mussten“, er-
                                                     innert sich Bernard. Vor allem aber freut er
Lösung bestand darin, ein „Haus zu bauen,            sich, dass es für junge Architekten in Deutsch-
das nicht den normalen Standards entspricht“.        land die Möglichkeit gibt, sich über Wettbe-
   Das betrifft vor allem die Wohnungsgrö-           werbe einen Namen zu machen. „In Italien“,
ßen. Insgesamt 25 Minimalwohnungen haben             sagt er scherzhaft, „heißt es immer, du musst
Gudrun Sack und Walter Nägeli an der Prenz-          erst einen grauen Bart haben, um zum Zuge
lauer Allee 7 realisiert, viele von ihnen als Mai-   zu kommen.“
sonettewohnungen mit einer Fläche von 31 bis            Bei der temporären Gestaltung des Spittel-
90 Quadratmetern. Die Wohnungen seien teil-          marktes hatte Bernhard, wie er sagt, „zum
weise so klein, dass es die Auflage gab, wei-        ersten Mal mit Bürgerbeteiligung zu tun“. Al-
ßes Licht und weiße Wände zu schaffen. Die           lerdings sei das weit weniger kompliziert ge-
Grundrisse sind flexibel, weil die Wohnungen         wesen als gedacht. „Ich habe die Anwohner-
würfelartig ineinander verschachtelt sind. So        innen und Anwohner an der Leipziger Straße
könne das Haus auf Veränderungen in den Le-          als sehr verbindlich wahrgenommen.“ Die
bensphasen reagieren. Doch die Beschränkung          letztendliche Lösung mit den grünen Bänken

Großzügige Grünflächen als Ausgleich                 Einblicke in den Berufsalltag beim offenen Büro   Stadtquartier im Aufbruch

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Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
[ DAB regional ]    aktuelles berlin

für den Stadtumbau „Schöneberger Süden/              Viel Platz also gibt es im Schöneberger Sü-                  auch noch eine Genossenschaft und ein sozi-
Südkreuz“. „Die Entwicklung des Gebiets be-       den für Konzerne und private Wohnungsin-                        aler Träger zum Zug.
gann im Norden, nun aber konzentrieren wir        vestoren. Demgegenüber nimmt sich das Bau-                         Im Dornröschenschlaf bleiben wird dage-
uns auf das Areal zwischen den Bahnhöfen          feld 2/3, über das Ulrich Schop am Ende sei-                    gen der Block östlich der Teskeschule zwi-
Südkreuz und Schöneberg“, erklärte Schop.         ner Tour führt, eher bescheiden aus. In                         schen Tempelhofer Weg und Ringbahn. Dort
   Größter Investor für den Wohnungsbau ist       unmittelbarer Nachbarschaft zur landeseige-                     bestimmen Autohändler das Geschehen – und
der US-Konzern Hines, der östlich der Go-         nen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, die                        das wird auch so bleiben. Die privaten Eigen-
tenstraße und nördlich des Tempelhofer Wegs       zwischen Tempelhofer Weg und Sachsen-                           tümer wollen das Gelände nicht verkaufen, er-
den Bau von 660 Wohnungen plant, davon ein        damm rund 200 Wohnungen bauen will, gibt                        klärt Schop. Ein Stück Schöneberger Süden
Teil im sozialen Wohnungsbau. Weitere 71          es auf diesem Block auch zwei Grundstücke                       bleibt also wie er ist, während rundherum ein
Wohnungen baut die Bonava zwischen Tem-           für Baugruppen. „Vier Grundstücke wurden                        neues Stück Berlin entsteht.              p
pelhofer Weg und Sachsendamm. Mit dem             hier im Konzeptverfahren vergeben“, erklärt
Baubeginn ist noch dieses Jahr zu rechnen.        Schop, „also nicht an den Meistbietenden ver-
Insgesamt sollen auf der Schöneberger Linse       kauft, sondern an den mit dem besten Kon-
1.740 Wohnungen entstehen.                        zept.“ Neben den beiden Baugruppen kommt

Entdeckungsreise in der Stadtlandschaft
Ausstellung „Berlin – Die Schönheit des Alltäglichen“ in der Architektenkammer Berlin

Für die Ausstellung „Berlin – Die Schönheit des       Die Aufnahmen von Nadine Blanke, Cars-
Alltäglichen“ begaben sich vier Fotografinnen     ten Horn, Thilo Mokros und Alexander Nicolus-                      Fotoausstellung „Berlin –
und Fotografen sowie ein Autor auf Entde-         si (alle Absolventen der Neuen Schule für Fo-                      Die Schönheit des Alltäglichen“
ckungsreise zu den erstaunlichen Details, Re-     tografie) offenbaren eine urbane Unverwech-                        Ort: Architektenkammer Berlin,
likten und Zeitschichten der Stadtlandschaft      selbarkeit, die sich nicht in Postkartenmotiven,                   Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin
Berlin.                                           sondern in Materialien und Details manifestiert                    Laufzeit: 25.06. bis 21.08.2018,
    Entstanden ist eine fotografische Hom-        – wie jene der Berliner Gehwege und ihre                           Mo-Do 9-17 Uhr, Fr 9-15 Uhr
mage an Juwelen der Alltagsarchitektur, ge-       Pflastertradition, die Architektur der U-Bahn-
fährdete Denkmale und die Schönheit des Se-       höfe und das Berliner Mietshaus mit seiner va-
riellen. Die Fotografien werden als Beitrag zum   riationsreichen Ausstattung.
MakeCity-Festival in den Räumen der Archi-            Eröffnet wurde die Ausstellung am 22. Ju-
tektenkammer Berlin gezeigt.                      ni 2018 mit einer Gesprächsrunde zur Denk-
                                                                                             Foto: Carsten Horn
                                                                       Foto: Nadine Blanke

10                                                                                                                                                      DAB 08·18
Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
berlinAktuelles                                                                                                                                          [ DAB regional ]

                                                                                                                                                 malproblematik der Berliner U-Bahn. Dabei
                                                                                                                                                 diskutierten die eingeladenen Expertinnen
                                                                                                                                                 und Experten unter der Moderation von
                                                                                                                                                 Klaus-Peter Claus (rbb Kulturradio) auch über
                                                                                                                                                 die Wege der fotografischen Aneignung von
                                                                                                                                                 Stadträumen. Im Rahmen der Vernissage stell-
Foto: Karen Jeratsch

                                                                                                                                                 te Frank Peter Jäger außerdem die zweite
                                                                                                                                                 Auflage seines Buches „Berlin – Die Schönheit
                                                                                                                                                 des Alltäglichen. Urbane Textur einer Groß-
                                                                                                                                                 stadt“ vor. Die Ausstellung lädt noch bis zum
                   v.l.: Marc Volk (Leiter Neue Schule für Fotografie), Christine Edmaier (Präsidentin Architektenkammer                         21. August dazu ein, Bekanntes mit anderen
                   Berlin), Dr. Rainer Fisch (Landesdenkmalamt Berlin), Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert (Vorsitzende                          Augen zu betrachten und die Berliner Stadt-
                   Landesdenkmalrat) und Frank Peter Jäger (Architekturjournalist)                                                               landschaft neu zu entdecken.               p

                   Von „Ko-Ignoranz“ hin zu „Ko-Kreation“                                                                                        stellte die Frage, wie die Zwischenjahre bis
                                                                                                                                                 zum nächsten MakeCity Festival 2021 sinnvoll
                   MakeCity-Abschlussveranstaltung konsolidiert kooperativen Austausch                                                           genutzt werden können. Hier stimmte man
                   zwischen Festivalkuratorium und Berliner Senat                                                                                darin überein, dass die Kommunikationswege
                                                                                                                                                 zwischen Planerinnen und Planern, Bewohner-
                                                                                                                                                 schaft und Politik über das Festival hinaus of-
                   Zum Ausklang des MakeCity Festivals für Ar-                                Misch­nutzungen statt in monofunktionale           fengehalten und erweitert werden müssen.
                   chitektur und Andersmachen hatten die Initi-                               Bauweisen und die Reaktivierung von Erdge-            Christine Edmaier, Präsidentin der Architek-
                   atoren gemeinsam mit der Senatsverwaltung                                  schossflächen notwendig. In diesem Kontext         tenkammer Berlin, zog das Fazit: „Das größte
                   für Stadtentwicklung und Wohnen und der                                    wurden auch die Begrenzung von Bauflächen          Kapital einer Stadt sind die Menschen. Beson-
                   Architektenkammer Berlin zu einem Ab-                                      und eine Nachverdichtung von Bezirken be-          ders glücklich sollten wir über die Menschen
                   schlusssymposium eingeladen. Bei der Diskus-                               fürwortet. In diesem Zusammenhang sei es           sein, die sich in dieser Stadt aktiv einbringen.
                   sionsrunde mit den fachpolitischen Spreche-                                dringend geboten, vermehrt den Dialog mit          Dieses Kuratorium ist stellvertretend für diese
                   rinnen und Sprechern der drei regierenden                                  Investoren zu suchen.                              Macherinnen und Macher der Stadt, und sie
                   Parteien, Daniel Buchholz (SPD), Michail Nel-                                 Wie können diese und weitere Schritte auf       zeigen, welches Potential wir hier haben.“p
                   ken (Die Linke) und Daniela Billig (Bündnis                                den Weg gebracht werden? Manfred Kühne
                   90/Die Grünen), MakeCity Kuratoriumsmit-
                   gliedern und Partnern des Festivals waren sich
                   die Anwesenden einig, dass eine verbesserte
                   Kommunikation in der Stadtgesellschaft und
                   der Ausbau von Partizipation Grundvorausset-
                   zungen für alle weiteren Prozesse seien.
                       Zentrale Forderungen waren das Stoppen
                   weiterer Verkäufe von Flächen seitens der
                   Stadt und eine klare Befürwortung oder Prü-
                   fung der Vergabe von Grundstücken im Erb-
                   baurecht und in Konzeptverfahren statt zu
                   Höchstpreisen. Kritisiert wurde, dass der Bund
                   nach wie vor Flächen in Berlin zu Höchstprei-
                   sen verkaufe, was im absoluten Gegensatz zu
                   den Bedürfnissen der Berliner Bevölkerung
                                                                       Foto: Jenna Dallwitz

                   stehe. Ein weiteres zentrales Anliegen sei es,
                   die bewährte „Berliner Mischung“ von Arbei-
                   ten, Wohnen und sozialem Leben zu erhalten
                   und zu fördern. Dafür seien eine Investition in                            Eröffnungspressekonferenz von MakeCity am 12. Juni 2018 im Tschechischen Zentrum

                   DAB 08·18                                                                                                                                                                   11
Cremetorte und Karriereknick - Im Müggelturm steckt mehr Denkmal, als der bloße Anblick verspricht - Architektenkammer Berlin
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Mein Bauhaus – Meine Moderne
Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler zum 100-jährigen Bauhausjubiläum

A
               nlässlich des 100. Gründungsju-
               biläums des Bauhauses im Jahr
               2019 führt die Architektenkam-
               mer Berlin gemeinsam mit der
Brandenburgischen Architektenkammer einen
landesweiten Wettbewerb „Mein Bauhaus –
Meine Moderne“ durch. Die legendäre Hoch-

                                                                 MEIN BAUHAUS –
schule für Architektur und Gestaltung wirkt
bis heute fort. Das Jubiläumsjahr des Bauhau-
ses soll als Impuls aufgenommen werden, um
die damaligen Entwurfsqualitäten und die Zu-
                                                                 MEINE MODERNE
sammenarbeit zwischen Lehrenden, Schüle-
rinnen und Schülern sowie Architektinnen und
                                                                       ScHülERwEttBEwERB
Architekten aller Fachrichtungen beispielhaft
                                                                       zUM 100-jäHRIgEN
                                                                       BAUHAUSjUBIläUM
in die Betrachtung der heutigen Lehre einzu-
beziehen und zu diskutieren.
    Im Schuljahr 2018/2019 können sich Schü-
lerinnen und Schüler aller Altersgruppen und         Inhaltlich und organisatorisch wird der        ebenfalls im September 2019 stattfindenden
aller Schulformen Berlins und Brandenburgs        Wettbewerb durch die ehrenamtlich tätigen         Internationalen Symposium für Architektur-
auf die Spuren der Moderne begeben. Erkun-        Arbeitskreise „Architektur und Schule“ der Ar-    vermittlung in Weimar vorgestellt.
det werden soll Architektur und Stadtbau-         chitektenkammern begleitet.                          Schirmherrin des Wettbewerbs „Mein Bau-
kunst in der Auseinandersetzung mit kulturel-        Die eingereichten Beiträge werden durch        haus – Meine Moderne“ ist die Senatorin für
len, wirtschaftlichen und sozialen Themen von     eine unabhängige Jury beurteilt, die sich in-     Bildung, Jugend und Familie Sandra Scheeres
damals und heute.                                 terdisziplinär aus Fachleuten aus dem gesam-      sowie Kathrin Schneider, Ministerin für Infra-
    Der Wettbewerb spricht vorrangig die Fä-      ten Bundesgebiet zusammensetzen wird. Die         struktur und Landesplanung des Landes Bran-
cher Kunst, aber auch Gesellschaft und Politik    Preisgelder werden in drei Altersgruppen ver-     denburg (angefragt).
an. Die Umsetzungsform wird dabei völlig frei-    geben: 1.– 6. Klasse, 7.– 10. Klasse sowie 11.–      Wir möchten alle Kammermitglieder dazu
gestellt, von der bildhaften Darstellung oder     13. Klasse.                                       aufrufen, den Wettbewerb aktiv zu unterstüt-
dem Modellbau bis hin zur Arbeit mit audio-          Die Ergebnisse des Projekts werden im          zen und im eigenen Umfeld bekannt zu ma-
visuellen Medien ist alles erlaubt. Die Wettbe-   Rahmen des Deutschen Architektentags am           chen. Gerne stellen wir Ihnen dafür Plakate
werbsbeiträge können im Unterricht, im Rah-       27. September 2019 gezeigt und bei dem            und Flyer zur Verfügung.                   p
men von Projektwochen oder außerschulisch
erarbeitet werden. Die Architektenkammer
Berlin unterstützt interessierte Schulen gern
bei der Durchführung.
    Die Kommunikation des Wettbewerbs er-                                      Termine
folgt über die Lehrkräfte der Schulen in Berlin                                Bearbeitungszeit: Schuljahr 2018/2019
und Brandenburg, dabei steht die Ansprache                                     Abgabe der Unterlagen: 20. Juni 2019
der Fach- oder Fachbereichsleiter Kunst im
                                                                               Preisverleihung: August 2019 auf dem Sommerfest der Architek-
Fokus. Die Kammern werden außerdem ihre                                        tenkammer Berlin
Netzwerke nutzen, die sich seit 1999 durch
                                                                               Ausstellung und Präsentation: September 2019 auf dem Deut-
über 200 Projekte im Rahmen von Projekten
                                                                               schen Architektentag in Berlin und bei dem Internationalen Sym-
der Reihe „Architektur und Schule“ in Berlin                                   posium für Architekturvermittlung in Weimar.
sowie durch Projekte der Reihe „Die Stadtent-
decker“ seit 2013 im Land Brandenburg ent-                                     pwww.ak-berlin.de
wickelt haben.

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berlinAktuelles                                                                                                              [ DAB regional ]

Offener Brief: Berliner Schulbauoffensive – Wettbewerbsverfahren

Sehr geehrter Herr Regierender                      ne Planung für das betreffende Grund-           tigstellung in ausreichender Weise die Ent-
Bürgermeister Müller,                               stück; zumal jeweils immer noch eine indi-      wurfsqualität garantieren können.
Sehr geehrte Frau Senatorin Lompscher,              viduelle Genehmigungsplanung erstellt           Es ist fraglich, inwieweit kleinere und inno-
                                                                                                   ‡‡
Sehr geehrte Frau Senatorin Scheeres,               werden muss. Die eine daraus erhoffte           vative Büros eine Chance haben, an den
Sehr geehrter Herr Senator Dr. Kollatz-Ahnen,       Kostenersparnis ist ohnehin umstritten.         Wettbewerben teilzunehmen. Gerade das
                                                    Es ist nicht klar, wie zukünftige Nutzer-
                                                   ‡‡                                               aber wäre wichtig, wenn für die neuen pä-
zunächst möchten wir betonen, dass uns allen        gruppen eingebunden werden sollen, um           dagogischen Konzepte auch neue architek-
die Berliner Schulbauoffensive auf Grundlage        die angestrebten individuellen Schulprofile     tonische Lösungen gefunden werden müs-
der Ergebnisse der Facharbeitsgruppe Schul-         zur Identifikation der Nutzerinnen und Nut-     sen.
raumqualität sehr am Herzen liegt und wir den       zer im Quartierskontext auf Grundlage in-       Die Forderung nach Trennung von Planung
                                                                                                   ‡‡
bisherigen Arbeitsprozess durchaus vorbildlich      dividueller Schulbauqualitäten mit Typen­       und Ausführung zur Qualitätssicherung
finden. Es ist uns weiterhin bewusst, dass es       entwürfen zu erreichen.                         durch unabhängige, dem Auftraggeber
sich um ein ehrgeiziges Programm handelt, für       Die notwendige Einbindung in den Stadt-
                                                   ‡‡                                               verpflichtete Fachleute ist nicht erfüllt. Auf
das neue Wege in den Planungs- und Geneh-           raum und eine hohe, mehrfach nutzbare           die Gefahr von Baumängeln und schnellem
migungsprozessen erprobt werden müssen.             Stadtraum- und Freiraumqualität drohen          Verschleiß durch Sparzwang und nicht aus-
Mit großer Genugtuung haben wir deswegen            durch solche Lösungen in den Hintergrund        reichender Qualitätskontrolle beim Bauen
vernommen, dass für alle Schulen Planungs-          zu treten, ebenso ist eine wirtschaftliche      wurde gerade aktuell wieder durch das
wettbewerbe ausgeschrieben werden sollen,           Optimierung der Grundstücksausnutzung           Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
unabhängig davon, ob sie durch die Senatsver-       nicht zu gewährleisten.                         hingewiesen.
waltung oder die HOWOGE realisiert werden.          Das Wettbewerbsverfahren sieht vor, die
                                                   ‡‡                                               Dem erhofften Vorteil von „gebündeltem“
                                                                                                   ‡‡
    Die nunmehr ausgelobten Typenwettbe-            Teilnehmerzahl u.a. aufgrund von Referen-       Planen und Bauen steht grundsätzlich auch
werbe kommen dennoch sehr überraschend              zen zu beschränken. Durch die geplante          ein „gebündeltes“ Kosten- und Zeitrisiko
und wurden ohne weitere Vorgespräche mit            Vorauswahl der Teilnehmerinnen und Teil-        entgegen - bei Vergaben in eine Hand blie-
dem Landesbeirat Schulbau, der Architekten-         nehmer mittels eines sogenannten „Aus-          ben bei Komplikationen unter Umständen
kammer Berlin oder anderen Beteiligten be-          wahlgremiums“ und aufgrund der Anfor-           auch gleich alle Schulen auf der Strecke.
reits europaweit veröffentlicht. Hierüber sollen    derung, bereits realisierte Projekte in mo-     Das Vorgehen widerspricht der Mittel-
                                                                                                   ‡‡
noch in diesem Sommer zwei Wettbewerbe              dularer Bauweise vorzuweisen, wird der          standsförderung und der gebotenen Streu-
für jeweils mindestens 5 bis 10 Schulstandor-       Teilnehmerkreis für die Wettbewerbe un-         ung von Aufträgen nach dem nationalen
te, also insgesamt bis zu 20 Schulen, durch-        angemessen eingeschränkt.                       und dem EU-Vergaberecht. Abgesehen
geführt werden, wobei es sich ausschließlich        Dem in der Wettbewerbsausschreibung
                                                   ‡‡                                               von den rechtlichen Vorgaben widerspricht
um sogenannte „modulare“ Schulbauten han-           verwendeten Begriff „modular“ liegt nach        die Gesamtvergabe dem politischen Pro-
deln wird. Unabhängig von einer rechtlichen         unserer Kenntnis keine klare Definition zu-     gramm in Berlin, Deutschland und Europa,
Prüfung der Wettbewerbsbedingungen nach             grunde, es ist also fraglich, was darunter      kleine und mittlere Unternehmen zu för-
den Richtlinien für Planungswettbewerbe             verstanden wird. Durch die Wiederholung         dern. Auch die Rechnungshöfe fordern
(RPW), die derzeit durch die Architektenkam-        ähnlicher Strukturen wird ein Schulbau im-      dies immer wieder ein.
mer Berlin erfolgt, sind in der Bekanntma-          mer Elemente des modularen Bauens auf-          Da wir alle auf eine gelungene und bei-
                                                                                                   ‡‡
chung zu den beiden Wettbewerben Elemen-            weisen.                                         spielgebende Umsetzung der neuen Schu-
te enthalten, die aus Sicht der Unterzeichnen-      Hinzu kommt die Anforderung, bereits zur
                                                   ‡‡                                               len in Berlin hoffen bitten wir, die Verfah-
den durchaus zu hinterfragen sind:                  Bewerbung für die Wettbewerbsteilnahme          ren unter diesen Aspekten noch einmal zu
                                                    ein ganzes Team von Ingenieuren als Fach-       prüfen und gegebenenfalls nachzubessern.
 Obwohl unter Fachleuten Einigkeit besteht,
‡‡                                                  planer mitzubringen und als „Generalpla-        Dafür bieten wir gerne unsere konstruktive
 dass die meisten Grundstücke in Berlin kei-        ner“ aufzutreten. Weil weiterhin geplant        Mitwirkung an. Es wäre selbstverständlich
 nen „Idealzuschnitt“ haben, wird wider             ist, dass ab der Ausführungsplanung Bau-        auch naheliegend, dazu den Landesbeirat
 besseren Wissens und trotz negativer Er-           firmen den Planungsprozess übernehmen           Schulbau einzubinden.
 fahrungen der 1970er Jahre erneut nur auf          sollen, ist nicht gewährleistet - wie in den
 modulare Typenlösungen gesetzt. Eine               RPW (Richtlinie für Planungswettbewerbe)       Mit freundlichen Grüßen
 nachträgliche Anpassung von Typen kann             beschrieben - dass die entwerfenden Ar-        Christine Edmaier,
 erfahrungsgemäß aufwändiger sein als ei-           chitektinnen und Architekten bis zur Fer-      Präsidentin der Architektenkammer Berlin

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[ DAB regional ]           Mitgliedernachrichtenberlin

Mitunterzeichnende Institutionen des Offe-           tekten BDIA, Landesverband Berlin-Branden-      planung SRL, Regionalgruppe Berlin-Bran-
nen Briefes vom 7. Juni 2018:                        burg | Bund Deutscher Landschafts­-             denburg | wettbewerbsinitiative
Architekten für Architekten, AfA | Architekten-      architekten BDLA, Landesgruppe Berlin /
und Ingenieur-Verein zu Berlin, AIV | Bund           Brandenburg | Interessengemeinschaft Ver-
Deutscher Architekten BDA, Landesverband             bandsungebundener Architekten in Berlin,        Seminarreihe und Positionen der Architek-
Berlin | Bund Deutscher Baumeister, Architek-        IVAB | Vereinigung freischaffender Architek-    tenkammer Berlin zur Schulbauoffensive:
ten und Ingenieure BDB, Landesverband Ber-           ten VfA, Landesgruppe Berlin-Brandenburg |
lin-Brandenburg | Bund Deutscher Innenarchi-         Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landes-   pwww.ak-berlin.de

Anpassung der Entschädigungsordnung ab Januar 2019
Nach § 12, Nr. 15 ABKG setzt die Vertreterver-        nung) aller ehrenamtlich Tätigen um 10         Die sogenannte „Gerechtigkeitslücke“ hatte
sammlung die Entschädigung für Mitglieder             Prozent.                                       sich durch den erheblich gewachsenen zeitli-
der Organe und der Ausschüsse sowie für               Zusätzliche Erhöhung für Zeitversäumnis
                                                     ‡‡                                              chen Aufwand, insbesondere bei den „einfa-
Sachverständige fest. Die Vertreterversamm-           (§ 2 Abs. (2) Pkt. 1 Entschädigungsord-        chen“ Mitgliedern des 2017 neu gewählten
lung der Architektenkammer Berlin hat nach            nung) um weitere 10 Prozent für die „ein-      Vorstandes, ergeben.
Aussprache durch Beschlussfassung vom 31.             fachen“ Vorstandsmitglieder, um die „Ge-          Die aktuell geänderte Entschädigungsord-
Mai 2018 die Anpassung der Entschädigungs-            rechtigkeitslücke“ zu schließen.               nung wird nach Veröffentlichung im Amtsblatt
ordnung zum 1. Januar 2019 beschlossen.               Erhöhung der pauschalen Erstattung für
                                                     ‡‡                                              Anfang 2019 in Kraft treten und auf den Inter-
                                                      Nebenkosten und Auslagen (§ 2 Abs. (2)         netseiten der Kammer veröffentlicht werden.
Die Anpassung sieht folgendes vor:                    Pkt. 2 Entschädigungsordnung) der „ein-
‡‡ Gleichmäßige Erhöhung für Auslagen und             fachen“ Vorstandsmitglieder um 155 Euro        pwww.ak-berlin.de
   Zeitversäumnis (§ 2 Entschädigungsord-             auf 320 Euro pro Monat.

Mitgliedernachrichten

Sitzung des Eintragungsausschusses am 7. Juni 2018

In die Architektenliste des Landes Berlin wurden     Jacobsen, Ove, M.A.                             Stoyanova, Kameliya, Dipl.-Ing.
eingetragen:                                         Kästner, Anna-Katharina, M.A.                   Weber, Frank, Dipl.-Ing.
                                                     Knittel, Jürgen, Dipl.-Ing.(FH)
Freischaffende Architektinnen und freischaffende     Lemke, Lewin Paul, M.A.
Architekten
                                                     Lopes Medeiros Steinberger, Theis               Es wurden folgende Löschungen vorgenommen:
Breuer, Berit, Dipl.-Ing.
                                                     Manzer, Emily, M.Sc.
Oissner, Harald, Dipl.-Ing.
                                                     Mascort Albea, Maria de los Angeles, Arq.       Freischaffende Architektinnen und freischaffende
Pizzeghello, Boris                                                                                   Architekten
                                                     Mayer, Dominique, Dipl.-Ing.
                                                     Ozan, Kenan, Dipl.-Ing.(FH)                     Bührmann, Heinz-Otto, Dipl.-Ing.
Architektinnen und Architekten
                                                     Qiao, Liang, M.Sc.
Flamini, Alekos Maria, Dott.Arch. Ph.D.                                                              Architektinnen und Architekten
                                                     Rohrbach, Hanna, Dipl.-Ing.
Fonteiner, Dennis, Dipl.-Ing.(FH)                                                                    Riege, Philipp, Dipl.-Ing. (FH)
                                                     Sahihi, Loana, Dipl.-Ing.
Frieling, Carla, M.Sc.                                                                               Symonenko, Anna, M.Sc.
                                                     Schluricke, Cornelia, Dipl.-Ing.
Gräf, Jennifer Jeanne Jasmin, M.Sc.
                                                     Schmitter, Ansgar Daniel, Dipl.-Ing.
Gutsche, Benjamin, M.Sc.                                                                             Freischaffende Landschaftsarchitektinnen und
                                                     Schneider, Erik, M.A.
Hallier, Ole, Dipl.-Ing.                                                                             freischaffende Landschaftsarchitekten
                                                     Stein, André, M.Sc.
Henniges, Florian, Dipl.-Ing.                                                                        Schmitt, Petra, Dipl.-Ing.

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berlinTermine                                                                                                                                  [ DAB regional ]

Ausstellung: Mendelsohn Transfer                                                                        angelegt. Die wiederkehrenden Gegensätze
                                                                                                        in seinem theoretischen wie praktischen Werk
                                                                                                        bilden dabei einen wichtigen Ausgangspunkt
Eine Reflexion der Studiengänge Architektur und Visuelle Kommunikation                                  für die Konzeption der Ausstellungselemente:
an der Universität der Künste zum Europäischen Kulturerbejahr                                           Licht und Schatten, Konstruktion und Hülle,
                                                                                                        Material und Dynamik, Form und Wahrneh-

D
                                                                                                        mung, Außen und Innen sowie Tag und Nacht.
            Die Architektenkammer Berlin be-         In wissenschaftlichen und Entwurfssemina-              Durch verschiedene Eingriffe wird der Aus-
            teiligt sich am Europäischen Kul-    ren entstanden Texte, Bilder und Artefakte, die        stellungsraum im Erdgeschoss des ehemali-
            turerbejahr mit der Ausstellung      sich mit den architektonischen Arbeitsweisen           gen Hauses der Deutschen Metallarbeiter als
            „Mendelsohn Transfer“, die am 30.    beschäftigen und die Frage nach der Relevanz           Teil des Gesamtwerkes Erich Mendelsohns
August 2018 eröffnet wird. Die Aussstellung      für unsere heutige Zeit stellen.                       vom Raum für das ausgestellte Werk zum
ist zudem eine Weiterführung der Zusammen-           In Mendelsohns Werk wurden Grundele-               ausgestellten Werk selbst. Der Flur der Ge-
arbeit der Architektenkammer Berlin mit den      mente der Formentwicklung analysiert und               schäftsstelle der Architektenkammer, die seit
Berliner Hochschulen.                            konzeptionelle Entwurfszugänge zu den The-             2011 ihren Sitz in dem Gebäude Mendelsohns
    Das gemeinsame Projekt von Architekten-      men Architektur, Städtebau und Medienge-               hat, wird durch eine Sequenz von Bildern in
kammer Berlin, Universität der Künste Berlin     brauch untersucht. Der Architekt erscheint in          einen Bewegungsraum transformiert, der aus
und IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen         dieser Betrachtung nicht als die schon bestens         unterschiedlichen Blickrichtungen unter-
zeigt die höchst spannenden Ergebnisse des       bekannte historische Figur der Frühmoderne,            schiedlich erlebt wird.                    p
einjährigen Prozesses, in dem sich Studieren-    sondern als eigenständiger, erfrischend unab-
de der Masterstudiengänge Architektur und        hängiger, technologisch aufgeschlossener Ge-           pwww.ak-berlin.de
Visuelle Kommunikation mit dem Werk des          stalter, dessen innovatives Denken interessan-
Architekten Erich Mendelsohn auseinanderge-      te Impulse liefert.
setzt haben. Iniitiert wurde das Ausstellungs-       Die Ausstellung ist als Dokumentation ei-          Im Fokus des Kulturerbejahres steht das Ge-
projekt von dem Arbeitskreis Denkmalschutz       ner lebhaften dialogischen Auseinanderset-             meinschaftliche und Verbindende europäi-
und Denkmalpflege der Kammer.                    zung der Studierenden mit Erich Mendelsohn             scher Kultur. pww.sharingheritage.de

   Ausstellungseröffnung: 30. August
   2018, 18 Uhr, Anmeldung: ak-berlin.de
   Dauer: 31. August - 28. September 2018,
   Mo-Do 9 bis 18 Uhr, Fr 9 bis 17 Uhr
   Ort: IG Metall-Haus, Ausstellungsraum
   im EG und Geschäftsstelle der Architek-
   tenkammer im 2. OG, Alte Jakobstraße
   149, 10969 Berlin
   Führungen: Samstag, 8. September
   2018 am Tag des offenen Denkmals.
   Weitere Angebote sind geplant, Infor-
   mationen dazu unter www.ak-berlin.de.
   Projektleitung: Prof. Ulrich Schwarz
   (Grundlagen des Entwerfens, Studien-
   gang Visuelle Kommunikation), Prof. Dr.
   Matthias Noell (Architekturgeschichte
   und Architekturtheorie, Studiengang Ar-
   chitektur) sowie Prof. Dr. Norbert Palz,
   Prof. Sven Pfeiffer und Wissenschaftli-                                                                                 © Landesdenkmalamt Berlin, Fotograf: Wolfgang Bittner
   cher Mitarbeiter Christian Schmidts (Di-
   gitales und Experimentelles Entwerfen,
   Studiengang Architektur)
                                                                                               ‫מנדלסון מסירה‬
                                                                    ‫מנדלסון מסירה‬              MENDELSOHN TRANSFER
                                                                    MENDELSOHN TRANSFER
                                                                                               Eine Reflexion der Studiengänge Architektur und
                                                                    Eine Reflexion der Studiengänge Architektur und Visuelle Kommunikation der UdK Berlin
                                                                                                               30. Aug
                                                                    Architektenkammer Berlin Alte Jakobstraße 149, 10969
                                                                                               Architektenkammer         29.Alte
                                                                                                                     Berlin  Sep 2018
                                                                                                                                 Jakobstraße 149,
DAB 08·18                                                                                                                             15
[ DAB regional ]     Termineberlin

Architekturquartett 2018:
Neu Denken im Bestand – Berliner Bildungsbauten

                                               © thinkbuild architecture, Foto: Werner Huthmacher

                                                                                                                                                                                                                                                  © Gerber Architekten, Foto: Werner Huthmacher
                                                                                                                                                 © Haberland Architekten, Foto: Ulrich Schwarz
Erben will gelernt sein! Wie können Berliner                                                        Die Architektenkammer Berlin lädt gemein-                                                    Vorstellung der Projekte
Bildungsbauten aus verschiedenen Epochen                                                            sam mit der Bundesarchitektenkammer zu                                                       Dr. Christian Welzbacher, Kunsthistoriker
zukunftsfähig weiter entwickelt werden? Im                                                          einer Architekturdebatte über Bildungsbau-                                                   und Journalist
europäischen Kulturerbejahr diskutieren dar-                                                        ten im Bestand ein. (Fotos v.l.n.r.)
über:
                                                                                                     Kernsanierung Kita Stettiner Straße 21-22,
                                                                                                    ‡‡
                                                                                                                                                                                                    Termin: Donnerstag, 13. September
 Adriana Altaras, Theaterregisseurin
‡‡                                                                                                   thinkbuild architecture BDA
                                                                                                                                                                                                    2018
 Wolfgang Kil, Architekturkritiker
‡‡                                                                                                   Energetische Sanierung Carl-Sonnen-
                                                                                                    ‡‡
 Prof. Dr. Angelika Schnell, Architekturthe-
‡‡                                                                                                   schein-Grundschule, Haberland Architek-                                                        Zeit: 17.30 Uhr – Einlass 17.00 Uhr
 oretikerin                                                                                          ten BDA                                                                                        Ort: Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße
 Dr. Heinrich Wefing, Ressortleiter Politik,
‡‡                                                                                                   Erweiterungsbau Versuchs- und Lehranstalt
                                                                                                    ‡‡                                                                                              30, 10178 Berlin
 DIE ZEIT                                                                                            für Brauerei, Gerber Architekten

Tag des offenen
Denkmals                                                                                            Sommerfest 2018
Im Jahr 1929 entwarf Erich Mendelsohn einen
Neubau für die Hauptniederlassung des Deut-
schen Metallarbeiterverbandes. Diesen kön-
nen Interessierte am 8. September 2018 er-
kunden, wenn Architektenkammer Berlin und
IG Metall gemeinsam Führungen zum Tag des                                                                                                                                                                                                         Foto: Kirsten Ostmann

offenen Denkmals anbieten. Besonderes High-
light ist in diesem Jahr die Ausstellung „Men-
delsohn Transfer“ (siehe Seite 15).

     Termin: Samstag, 8. September 2018
                                                                                                    Am 21. September 2018 lädt die Architekten-
     Zeit: 11.00 bis 17.00 Uhr                                                                                                                                                                      Termin: Freitag, 21. September 2018
                                                                                                    kammer Berlin zum traditionellen Sommerfest
     Führungen 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr                                                           in der Akademie der Künste am Hanseaten-                                                        Zeit: 18.00 Uhr – Einlass ab 17.30 Uhr
     Ort: IG Metall-Haus, Alte Jakobstraße                                                          weg ein. Gemeinsam wollen wir den Spätsom-                                                      Ort: Akademie der Künste, Hanseaten-
     149, 10969 Berlin                                                                              mer bei interessanten Gesprächen, Musik und                                                     weg 10, 10557 Berlin
                                                                                                    Tanz ausklingen lassen.

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berlinTermine                                                                                                                [ DAB regional ]

Ausgewählte Fortbildungsangebote
„Koordinator Nachhaltiges                          Sachverständige für Schäden                     Seminarreihe Kommunikative
Bauen“ auf Basis des                               an Gebäuden                                     Kompetenz
BNB-Systems
Termine:      Mo und Di, 8.10, 15./16.10.,          Beginn:       16./17.11.2018                   Termine:      7 x Montag, 5.11., 26.11.2018,
              5./6.11., 26./27.11. und                                                                           14.1., 11.2., 11.3., 8.4. und
              11.12.2018                            Ende:         voraussichtlich Februar 2020                   6.5.2019

Zeit:         jeweils 9.30 bis 17.00 Uhr            Gebühr:       3.600,00 Euro für Mitglieder     Zeit:         jeweils 9.00 bis 17.30 Uhr
                                                                  3.950,00 Euro für Gäste
Gebühr:       980,00 Euro für Mitglieder                                                           Gebühr:       930,00 Euro für Mitglieder
              1.200,00 Euro für Gäste               Ort:          Architektenkammer Berlin                       1.260,00 Euro für Gäste

Ort:          Architektenkammer Berlin                                                             Ort:          Architektenkammer Berlin
                                                   Ein Lehrgang für Architektinnen und Architek-
                                                   ten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure, die
Der Lehrgang richtet sich an Architektinnen        eine öffentliche Bestellung und Vereidigung     Die Seminarreihe ist vor allem für Fach- und
und Architekten, Ingenieurinnen und Ingeni-        anstreben.                                      Führungskräfte im Planungs- und Baubereich
eure, die Bauvorhaben mit Nachhaltigkeitsan-          Die Architektenkammer Berlin bietet seit     geeignet, die an einer praxisorientierten Wei-
forderungen für öffentliche und private Auf-       einigen Jahren Lehrgänge zur Vorbereitung       terentwicklung ihrer kommunikativen Kompe-
traggebende planen und überwachen.                 auf eine öffentliche Bestellung und Vereidi-    tenzen im Team und bei der Projektarbeit in-
   Der Lehrgang führt in den ganzheitlichen        gung von Sachverständigen an. Diese sind be-    teressiert sind.
Planungsansatz des nachhaltigen Bauens ein         rufsbegleitend und umfassen bautechnische,          Die praxisorientierte Intensivseminarreihe
und stellt die anzuwendenden Bewertungskri-        rechtliche und wirtschaftliche Themen, Rah-     unterstützt die Teilnehmenden, ihre kommu-
terien des BNB anschaulich und praxisbezo-         menbedingungen der Sachverständigentätig-       nikative Kompetenz auszubauen. Sie lernen,
gen vor. Ziel ist es, einerseits die Vernetzung    keit sowie den Inhalt und Aufbau von Gutach-    kommunikativen Herausforderungen des Be-
vieler Planungsentscheidungen mithilfe der         ten. Schwerpunkt der Lehrgänge ist die Aus-     rufsalltags eigenverantwortlich und selbstbe-
Kriterien zu erkennen und andererseits Opti-       einandersetzung mit Schadensfällen an           wusst zu begegnen. Kommunikation, Kreati-
mierungspotentiale zu erproben. Jeder Lehr-        Gebäuden, ergänzt durch Praxisberichte und      vität und Empathie sind die dafür erforderli-
gangstag widmet sich anhand einer konkreten        Übungsgutachten.                                chen Kompetenzen, die sich gleichsam als
Bürogebäudeplanung den BNB-Kriterien. Im              Vermittelt werden diese Inhalte durch er-    roter Faden durch die einzelnen Bausteine der
abschließenden Workshop bewerten die Teil-         fahrene Dozentinnen und Dozenten: Sachver-      Seminarreihe ziehen.
nehmenden das vorgestellte Bürogebäude             ständige, Prüfer, Rechtsanwälte und Richter.        Gleichwohl steht jedes Seminar inhaltlich
und diskutieren Optimierungspotentiale.               Der Lehrgang umfasst voraussichtlich 29      individuell für sich und ist auch einzeln buch-
   Die Referentinnen und Referenten sind           Seminartage und findet einmal im Monat je-      bar. Am Montag, 8. Oktober 2018, 17 Uhr fin-
Fachleute aus Wissenschaft und Praxis im Be-       weils freitags von 14.00 bis 19.15 Uhr und      det in der Architektenkammer Berlin eine kos-
reich des nachhaltigen Planens und Bauens.         samstags von 9.00 bis 16.30 Uhr statt.          tenfreie Informationsveranstaltung zu dieser
                                                                                                   Seminarreihe statt. Wenn Sie daran teilneh-
                                                                                                   men möchten, melden Sie sich bitte an.
                                                                                                       Die Themen der Seminarreihe im Über-
                                                                                                   blick: Der Weg zum wirksamen Kommunizie-
                                                                                                   ren, 5.11.2018 / Gestalten von Zusammenar-
                                                                                                   beiten, 26.11.2018 / Konflikte im Alltag kon-
                                                                                                   struktiv bearbeiten, 14.1.2019 /Interessen­-
   Information und Anmeldung                                                                       orientiertes Verhandeln, 11.2.2019 / Wirksam
                                                                                                   moderieren, 11.3.2019 / Mediation - Neue
   Katrin Gralki, Telefon 29 33 07-14 oder Janica Bohne, Telefon 29 33 07-31                       Wege der konstruktiven Konfliktbearbeitung,
   fortbildung@ak-berlin.de                                                                        8.4.2019 / Praxisberatung in Gruppen und
                                                                                                   Teams, 6.5.2019

DAB 08·18                                                                                                                                         17
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