Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
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Praxisheft Schulverpflegung Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags- verpflegung im Ganztag Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern www.schulverpflegung.bayern.de
Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 FIT DURCH DEN SCHULTAG – ERNÄHRUNG Glossar 4 UND GESUNDHEIT 35 Essen und Trinken im Kindes- und Jugendalter 37 ALLE AN EINEM STRANG – AKTEURE DER SCHULVERPFLEGUNG 5 Mittagszeit im Ganztag – Essen und Erholung 38 Steuerungsgruppe: Sachaufwandsträger und Schulleitung 6 Von allem etwas: ein vollwertiges Gesamtangebot 40 Schulleitung und Lehrerschaft 6 Zusammenfassung 40 Verpflegungsbeauftragter 7 Speisenanbieter 7 PROFESSIONELL ARBEITEN – ORGANISATION Schüler 7 DER MITTAGSVERPFLEGUNG 41 Eltern/Erziehungsberechtigte 7 Ablauf der Mittagsverpflegung 42 Pädagogische Mitarbeiter 7 Hygienemaßnahmen 53 Zusammenfassung 8 Zusammenfassung 54 Checkliste: Organisation der Mittagsverpflegung 55 GEMEINSAM AUF DEM WEG – KONZEPTION UND KOMMUNIKATION 9 Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Essensgremium 10 Bayern 59 Verpflegungsleitbild und Verpflegungskonzept 10 Literatur 60 Dimensionen der Mittagsverpflegung 12 Qualitätssicherung 13 Zusammenfassung 14 Checkliste: Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung 15 ERNÄHRUNG ERLEBBAR MACHEN – LERNEN IN DER GANZTAGSSCHULE 17 Formales, nicht-formales und informelles Lernen 18 Lernort Mahlzeit 18 Ernährungsbildung 25 Zusammenfassung 30 Checkliste: Projektarbeit 30
Vorwort Was und wie Kinder und Jugendliche essen, spielt eine Die vier Leitgedanken der Bayerischen Leitlinien Schul- große Rolle für Gesundheit, Wohlbefinden und Leis- verpflegung, die vom Bayerischen Staatsministerium für tungsfähigkeit, aber auch für die Entwicklung ihres Ernährung, Landwirtschaft und Forsten herausgegeben Ernährungsverhaltens. Das Essverhalten wird heutzu- wurden, beschreiben zusammenfassend, was eine gute tage jedoch nicht nur in der Familie, sondern zunehmend Schulverpflegung ausmacht: Gesundheit, Wertschätzung, auch in der Schule geprägt. Die Mittagsverpflegung kann Nachhaltigkeit und Ökonomie. Orientierungshilfen hier einen wichtigen Beitrag leisten und Vorbild für eine geben allen Verantwortlichen und Beteiligten der Schul- gesunde Ernährung sein, die abwechslungsreich ist und verpflegung dazu praktische Tipps zur Umsetzung, denn gleichzeitig schmeckt. wer „Ja“ zu den Leitgedanken sagt, will diese auch in den Schulalltag integrieren. Eine qualitativ hochwertige und akzeptierte Schulverpfle- gung in einem angenehmen Ambiente, bietet eine wei- Das vorliegende Praxisheft stellt eine Vertiefung und eine tere große Chance: Sie vermittelt Schülerinnen und Spezifizierung der Bayerischen Leitlinien Schulverpfle- Schülern, dass Essen etwas Wert- und Genussvolles ist, gung dar und gibt wertvolle Anregungen zur praxisna- das man nicht verschwendet und für das man sich Zeit hen Anwendung im Rahmen der Ganztagsschule. nehmen soll. Die Schulverpflegung kann für Regionalität, Ökologie und Gesundheit sensibilisieren und damit Wert- schätzung generieren. Individuelle Vorstellungen und Bedürfnisse zu berück- Bayerisches Staatsministerium für sichtigen, stellt die Grundlage für eine akzeptierte Schul- Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verpflegung dar. Das Image der Mensa, die Kommunika- tion nach innen und außen und die Verankerung in der Schulkultur tragen zudem zu einer erfolgreichen Schul- verpflegung bei. Idealerweise ist die Schulverpflegung eng verknüpft mit der schulischen Ernährungsbildung und ins pädagogi- sche Gesamtkonzept mit eingebunden. Das gemeinsame Essen ist ein Bindeglied zwischen Unterrichts- und Betreuungsangeboten am Vor- und Nachmittag. Die Mensa ist sozialer Treffpunkt und Lernfeld für alltägliche Bayerische Leitlinien Schulverpflegung Handlungskompetenzen zugleich. Gerade Pädagogen, Mit gutem Essen die die Mittagszeit begleiten, können entscheidend zu Schule machen einem Gelingen beitragen und darüber hinaus außerun- Genussort Mensa terrichtliche Projekte anstoßen. Abhängig von den Gegebenheiten vor Ort, kann die Mit- Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern tagsverpflegung auf unterschiedliche Weise organisiert www.ernaehrung.bayern.de sein. Schulen, Sachaufwandsträger und Speisenanbieter haben dies in der Hand und entscheiden letztlich, was auf den Tellern der Schüler zu finden ist. 3
Glossar ERNÄHRUNGSBILDUNG SACHAUFWANDSTRÄGER „Ernährungsbildung zielt (…) auf die Fähigkeit, die Sachaufwandsträger sind für die Finanzierung der Auf- eigene Ernährung politisch mündig, sozial verantwortlich wendungen (Schulaufwand) verantwortlich und zustän- und demokratisch teilhabend unter komplexen gesell- dig. „Dabei umfasst der Schulaufwand die Kosten für schaftlichen Bedingungen zu gestalten.“ (D-A-CH-Arbeits- den Bau und Betrieb der gesamten Schule sowie den gruppe zur Ernährungs- und Verbraucherbildung) Ernäh- Aufwand für das Hauspersonal. Der Träger des Schulauf- rungsbildung geht über die reine Vermittlung von Wissen wands ist bei öffentlichen Schulen in aller Regel eine und Verhaltensregeln hinaus und sollte auch den Kompe- Kommune, bei privaten Schulen der jeweilige private tenzaufbau im Blick haben und Handlungsalternativen Träger (z. B. die Kirche).“ (www.freistaat.bayern.de) aufzeigen. Wenn Ernährungsbildung und Verpflegung eng miteinander verknüpft sind, wird Ernährung erleb- bar. Verschiedene Projekte bieten die Möglichkeit, Ernäh- rungskompetenzen zu vermitteln und aufzubauen. VERPFLEGUNGSKONZEPT Die detaillierte Umsetzung, der im Verpflegungsleitbild beschriebenen Grundgedanken, wird im Verpflegungs- konzept durch konkrete Maßnahmen der jeweiligen ESSENSGREMIUM Schule ergänzt. Es vereint alle Aspekte, die für die Schul- Die Zuständigkeiten innerhalb der Mittagsverpflegung gemeinschaft im Rahmen der Mittagsverpflegung zentral sind auf viele Akteure verteilt. Um die verschiedenen und wichtig sind. Hier kann es keine standardisierten Interessen berücksichtigen sowie auftretende Fragen und Lösungen geben. Das Verpflegungskonzept muss immer Probleme zügig klären zu können, sollte eine kontinuier- im Hinblick auf das jeweilige Schulprofil betrachtet wer- liche Kommunikation sichergestellt sein. Hierzu hat sich den. Die Mittagsverpflegung ist ein fester Bestandteil der die Einrichtung eines sogenannten Essensgremiums Ganztagsschule. Fragen, die rund um die Verpflegung bewährt, einer Art Arbeitskreis aller Beteiligten. auftauchen, werden durch das Verpflegungskonzept beantwortet. MENSA VERPFLEGUNGSLEITBILD Unter dem Wort „Mensa“ (von lat. Mensa = Tisch, Tafel) sind Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung in Das Verpflegungsleitbild spiegelt die zentralen Werte der Schulen oder Hochschulen zu verstehen. Es steht sowohl Verpflegung in der Schule wider. Es formuliert den Stel- für kleinere Räume (z. B. abgetrennter Speiseraum in der lenwert der Mittagsverpflegung in knapper Form und Schule) als auch für größere Gebäude (z. B. separater sollte unter Einbindung aller Akteure im Essensgremium Bau neben dem Schulgebäude). erstellt werden. Was ist den Beteiligten in Bezug auf die Mittagsverpflegung wichtig? Welche (übergeordneten) Ziele werden mit der Schulmensa verfolgt? Die Antwor- ten hierauf bilden eine erste Arbeitsgrundlage, auf der PARTIZIPATION das Essensgremium spätere Detailfragen in Angriff neh- Mit dem Wort „Partizipation“ wird die Teilhabe und aktive men kann. Das Verpflegungsleitbild bildet die Basis für Mitwirkung bezeichnet. Schüler sollten beispielsweise eine Kommunikation nach allen Seiten. die Möglichkeit bekommen, sich aktiv in die Speisenpla- nung oder auch die Gestaltung der Mensa einzubringen und ihre Wünsche zu äußern. 4
Die (warme) Mittagsmahlzeit am heimischen Küchen- pädagogischen Mitarbeitern. Im Rahmen der außerunter- tisch ist für viele Kinder und Jugendliche heute nicht richtlichen Betreuung erleben insbesondere Letztere die (mehr) die Regel. Der Ausbau offener und gebundener praktische Umsetzung der Mittagsverpflegung hautnah Ganztagsangebote führt dazu, dass sich die Schule und erfahren, inwieweit Vorgaben und Konzepte tatsäch- immer mehr zum zweiten Lebensort entwickelt. Diesen lich zu einer akzeptierten Mittagsmahlzeit führen. Um so zu gestalten, dass schulische Anforderungen sowie diese Aufgabe adäquat erfüllen zu können, sind Kennt- Partizipation und Erholung berücksichtigt werden, ist nisse über Rahmenbedingungen, Einflussfaktoren und an kontinuierliche Aufgabe von Schulleitung, Lehrern und der Mittagsverpflegung beteiligte Akteure notwendig. AKTEURE UND INTERESSEN IN DER SCHULVERPFLEGUNG Geschmack Aussehen SCHÜLER Sensorik Freizeit Interessenvertretung Motivation SPEISEN- Atmosphäre ANBIETER SCHÜLER- ELTERN VERTRETER Bezahlung ELTERN- Preis MITARBEITER VERTRETER Regelmäßige Zufriedenheit Kommunikation Qualität (Essensgremium) VERTRETER SACH- SCHUL- Hygiene Gesundheit AUFWANDS- VERTRETER TRÄGER SACH- PÄDAGO- SCHULE & AUFWANDS- GISCHE MIT- Kosten LEHRER TRÄGER ARBEITER Verwaltung Bildung KOOPERA- TIONS- Nachhaltigkeit PARTNER Pädagogik Steuerungsgruppe: Sachaufwandsträger Schulleitung und Lehrerschaft und Schulleitung Die Akzeptanz der Mittagsverpflegung wird wesentlich durch die Sichtweise von Schulleitung und Lehrerschaft Die Federführung bei der Entwicklung und Einrichtung bestimmt. Je nachdem, ob das tägliche Mittagessen als der Mittagsverpflegung übernehmen Sachaufwandsträ- „zusätzliche Pflichtaufgabe“ oder als Bereicherung ange- ger und Schulleitung. Durch ihre Zusammenarbeit wirken sehen wird, gestaltet sich dessen Stellenwert in der sie als Steuerungsgruppe. Sie stellen die Weichen für Schulfamilie. eine einvernehmlich getragene, grundsätzliche Ausrich- tung der Schulverpflegung. Ihre Entscheidungen haben Mit diesem ist auch die Frage verbunden, inwieweit die oft langfristigen und bindenden Charakter, wie etwa die Mittagsverpflegung als Bestandteil des pädagogischen Entscheidung für ein bestimmtes Küchensystem oder die Schulkonzepts inhaltlich verankert wird. Hierbei kommt Einbindung in das pädagogische Konzept. den Schulleitungen eine große Bedeutung zu. Lehrkräfte können die Akzeptanz der Mittagsverpflegung etwa durch die Teilnahme am gemeinsamen Mittagessen (Vorbild- funktion) und eine entsprechende Ernährungsbildung 6 Alle an einem Strang – Akteure der Schulverpflegung
im Unterricht erhöhen. Außerunterrichtliche Projektarbei- ten rund um das Thema Essen und Trinken können unter- richtliche Inhalte zudem ergänzen. Verpflegungsbeauftragter Um den regelmäßigen Austausch zu koordinieren ist es hilfreich, auf schulischer Seite eine zuständige Person als „Verpflegungsbeauftragten“ zu benennen. Dieser ist fes- ter Ansprechpartner für das Thema Schulverpflegung. Er sammelt und bündelt alle ankommenden Informationen innerhalb und außerhalb der Schule, koordiniert alle Beteiligten und sorgt dafür, dass Informationen an die richtige Stelle gelangen. In Punkto Mittagsverpflegung ist der Verpflegungsbeauftragte auch eine zentrale Ansprechperson für die pädagogischen Mitarbeiter. Eltern/Erziehungsberechtigte Speisenanbieter Auch beim Thema Mittagsverpflegung sind Eltern ein wesentlicher Kooperations- und Ansprechpartner für Die Mittagsverpflegung kann sehr unterschiedlich orga- Schulen. Kinder lernen am Modell, durch Beobachten nisiert werden, z.B. durch eine Zubereitungsküche vor und Nachahmen. Dem häuslichen Essverhalten kommt Ort oder die Warmanlieferung von Speisen. Die konkrete eine wichtige Bedeutung zu, da es kindliche Gewohnhei- Ausgestaltung stellt spezifische Anforderungen an die ten nachhaltig beeinflusst. Es entscheidet, inwiefern die Qualitätssicherung. Folgende Faktoren sind hier u.a. zu Schüler das angebotene Schulessen als anschlussfähig beachten: Speisenplanung und -herstellung; Regenera- an ihre Essgewohnheiten und -rituale erleben. tion, Warmhaltezeit und Ausgabetemperatur der Spei- Im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Mittagessen sen; Ablauf der Essensausgabe, des Bestell- und Bezahl- sollte jedoch nicht das Gefühl vermittelt werden, als vorgangs; Geschmack, Aussehen und Präsentation der gehe es um das Ausgleichen von elterlichen Erziehungs- Speisen; Hygiene; Qualifikation des Ausgabepersonals oder Ernährungsdefiziten. Information, Transparenz und (hinsichtlich der jeweiligen Anforderungen des Küchen- Partizipation verhindern, dass sich Eltern bevormundet systems sowie pädagogischer Kompetenzen; freundli- fühlen und ermutigen sie, ihre Ideen einzubringen. Dies ches und kommunikatives Auftreten). kann etwa im Rahmen von Elternabenden, organisierten Mensabesuchen, Testessen oder einer Beteiligung an bestimmten Projekten geschehen. Für Eltern wird hier- Schüler durch auch der Wert des Verpflegungsangebots und der pädagogischen Betreuung sichtbar. Schüler sind die letztendlichen Adressaten der schuli- schen Verpflegung. Bei der Planung und Umsetzung der Mittagsverpflegung ist der Blick daher nicht allein auf (gesunde) Speisen, sondern auch auf den Tischgast zu Pädagogische Mitarbeiter richten. Was bedeutet dies? Schüler sollten die Möglich- Neben der Familienmahlzeit bietet Schulverpflegung die keit haben, sich aktiv einzubringen und ihre Wünsche zu Chance, Schülern tagtäglich eine ausgewogene und äußern. Dies gilt sowohl für das konkrete Speisenange- bedarfsgerechte Ernährung schmackhaft zu machen. Ide- bot als auch für die Gestaltung und Organisation der alerweise gehen Bildungs- und Verpflegungsangebote Mensa. dabei Hand in Hand. Für die Organisation und Weiterent- Das schulische Mittagessen kann als etwas gemeinsam wicklung der Mittagsverpflegung haben die pädagogi- Gestaltetes positiv erlebt werden. Für einen reflektierten schen Mitarbeiter eine zentrale Bedeutung, da sie die Umgang mit Essen und Trinken ist es ebenso wichtig, praktische Umsetzung im Rahmen ihrer Dienstaufgaben dass sich Kinder und Jugendliche mit der eigenen Ess- vor Ort miterleben. Sie erhalten direkte und indirekte biographie auseinandersetzen. Was, wie, warum und in (Gestik, Mimik) Rückmeldungen der Schüler z. B. darü- welchem Zusammenhang gegessen wird, kann individu- ber, wie zufrieden diese mit dem Speisenangebot, des- ell sehr unterschiedlich sein. Die Schüler sind hier die sen Aussehen und Geschmack oder der Atmosphäre in „Experten des eigenen Essverhaltens“. Pädagogische der Mensa sind. Durch die Teilnahme am Mittagessen Mitarbeiter können Schüler im Rahmen ihrer Arbeit erfüllen pädagogische Mitarbeiter eine wichtige dabei unterstützen, dieses zu erkennen und zu Vorbildfunktion. hinterfragen. Alle an einem Strang – Akteure der Schulverpflegung 7
Das gemeinsame Essen „bildet“ und „schult“ so im Neben der Arbeit der pädagogischen Mitarbeiter spielen wertschätzenden Umgang mit Mensch und Lebensmit- dabei weitere Aspekte eine wichtige Rolle: tel. Pädagogische Mitarbeiter haben im Rahmen der Mit- tagsverpflegung die Möglichkeit, die Schüler in einer ungezwungeneren Umgebung zu erleben. Hierarchien • Welche organisatorischen, personellen und inhalt- und Leistungsdruck spielen hier eine untergeordnete lichen Rahmenbedingungen geben die Entschei- Rolle. Gespräche am Essenstisch oder bei der Essens- dungsträger vor? ausgabe ergeben sich spontan und ungeplant. Auch the- • Wie zufrieden sind Schüler mit dem Mittagsange- matisch findet sich hier eine große Bandbreite, von den bot? Was sollte verbessert werden? Eindrücken der letzten Unterrichtsstunde und der guten Note bis hin zu privaten Problemen mit dem Freund. • Wie werden die Wünsche der Schüler berücksich- tigt? Möchten und dürfen sie sich einbringen? Pädagogische Mitarbeiter können beim Mittagessen vie- les über die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen • Werden die schulischen Bemühungen durch das sowie deren Umgang miteinander erfahren. Weiterhin Elternhaus unterstützt? können individuelle Essgewohnheiten beobachtet wer- den, etwa wie wertschätzend die Schüler mit dem Essen umgehen oder wer noch nicht gut mit Messer und Gabel essen kann. Zusammenfassung Diese direkten und indirekten Rückmeldungen offenba- ren somit mögliche Entwicklungsbedarfe und Wünsche Eine gut besuchte Mensa, ein abwechslungsreicher Spei- auf Seiten der Schüler, die z. B. im Rahmen von Projekt- seplan, satte und fitte Schüler, zufriedene Eltern – um arbeiten aufgegriffen werden können. Gleichzeitig diese Qualität aufbauen und halten zu können, müssen ermöglichen sie auch Rückschlüsse auf die allgemeine alle zusammenwirken. Schulverpflegung ist eine Quer- Wahrnehmung der Mittagsverpflegung. Umso wichtiger schnittsaufgabe. Alle Akteure müssen an Fragen der ist es, dass die pädagogischen Mitarbeiter die guten wie Akzeptanz mitarbeiten. Nur so kann sich die Qualität des schlechten Eindrücke in den schulinternen Austausch Essens langfristig verbessern. einbringen – und auch einbringen dürfen. Dies ist wiede- rum vom Grad der Beteiligung abhängig, den Schullei- Wenn alle Beteiligten motiviert sind, die Schulverpfle- tung und Lehrkräfte den externen Mitarbeitern im Rah- gung zu optimieren, ist das der Schlüssel zum Erfolg. men des Schulgeschehens zugestehen. Veränderungen können am besten angestoßen werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Für pädagogische Das Engagement aller Akteure ist die Voraussetzung für Mitarbeiter ist es wichtig, Zuständigkeiten und Interes- Qualität und Akzeptanz der Verpflegung. Somit ist auch sen aller beteiligten Akteure zu kennen und in stetiger die Frage, welches Lernen im Zusammenhang mit Essen Kommunikation zu bleiben. Hierdurch werden Möglich- und Trinken möglich ist, immer von mehreren Perspekti- keiten, aber ebenso Grenzen pädagogischen Handelns ven zu beleuchten: aufgezeigt. • Welche Erfahrungen sind beim gemeinsamen Mittagessen möglich? • Sind darüber hinaus ernährungsspezifische Projekte zeitlich und personell denkbar? • Was kann hier gelernt werden? • Wie nachhaltig können diese Lernprozesse wirken? 8 Alle an einem Strang – Akteure der Schulverpflegung
Eine gemütlich gestaltete Mensa, in der Schüler gerne Im Verpflegungsleitbild werden beschrieben: zum gemeinsamen Essen zusammenkommen – was auf den ersten Blick so einfach aussieht, erfordert im Vorfeld eine gründliche Planung. Mittagsverpflegung ist aller- dings nicht gleich Mittagsverpflegung. Jede Schule muss Kommunikation inner- sich hierzu ihre eigenen Gedanken machen und mög- und außerhalb der lichst mit allen beteiligten Akteuren ein gemeinsames Schulfamilie Konzept erarbeiten. Organisation der Verpflegung Essensgremium Speisen- und Bei der Organisation, Umsetzung und Weiterentwicklung Getränkeangebot der schulischen Mittagsverpflegung spielen demnach Partizipation und stetige Kommunikation eine wesentli- che Rolle. Hierzu hat sich die Einrichtung eines Essens- Pädagogisches gremiums bewährt. Dies ist ein Arbeitskreis aller an der Lernfeld Schulverpflegung beteiligten Personen. Schulleitung, Raumsituation Speisenanbieter, Lehrer, pädagogische Mitarbeiter, Schü- der Schulmensa ler und Eltern – sie alle sollten hier erwünscht sein und ein gleichberechtigtes Mitspracherecht haben. Je nach Bedarf und aktuellen Fragestellungen ist es ebenso sinn- voll, Sachaufwandsträger und Fachexperten aus ver- schiedenen Bereichen (z. B. Lebensmittelüberwachung, Gesundheitsamt, Vernetzungsstelle Kita- und Schulver- pflegung Bayern) hinzuzuziehen. Das Essensgremium ist VOM LEITBILD ZUM KONZEPT ein Ort, an dem Interessen vertreten, Probleme offen Wo stehen wir in Bezug auf die Mittagsverpflegung? Wo angesprochen und gemeinsam Lösungen gefunden wer- sehen wir Stärken und Schwächen? Welche (übergeord- den. Stellen pädagogische Mitarbeiter etwa fest, dass es neten) Ziele werden mit der Schulmensa verfolgt? Die – trotz Umgangsregeln und guter Organisation – in der Antworten hierauf bilden eine erste Arbeitsgrundlage, Mensa immer noch zu laut ist oder die Schüler unzufrie- die im Rahmen einer ersten Bestandsaufnahme und den mit dem Speisenangebot sind, so sollten sie dies im ersten Planung des Essensgremiums festgelegt werden Essensgremium zur Sprache bringen. Wichtig ist es, können. Die Mitglieder präzisieren diese Zielvorgaben im einen Verpflegungsbeauftragten zu benennen, der die Laufe ihrer weiteren Zusammenarbeit. Sie formulieren Treffen des Essensgremiums organisiert und koordiniert. einzelne Schritte zur Zielerreichung, besprechen Detail- Er ist erster Ansprechpartner rund um das Thema „Ver- fragen der Verpflegung und treffen Entscheidungen. pflegung“. Er bündelt alle Anliegen rund um den Spei- senplan und bringt sie im Essensgremium ein. Zu Ein Vorgehen in vier Stufen hat sich bewährt: bedenken ist dabei, dass die Einrichtung eines Essens- gremiums nichts an den gegebenen Entscheidungskom- petenzen von Schulleitung und Schulforum ändert. 4. Kontrolle Haben wir unsere Ziele erreicht? Wie soll es weitergehen? Verpflegungsleitbild und Verpflegungs- konzept 3. Umsetzung Setzen wir unsere Planung transparent um? Das Essensgremium ist gebildet – doch wie gelangen Beziehen wir alle gleichermaßen ein? dessen Mitglieder nun zu einem gemeinsamen Konzept der Mittagsverpflegung? Welche Schritte sind hierzu hilf- reich? Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung 2. Planung Bayern empfiehlt im ersten Schritt das Erstellen eines Welche Ziele möchten wir erreichen? Verpflegungsleitbildes. Dieses formuliert den Stellen- Welche Maßnahmen möchten wir umsetzen? wert der Mittagsverpflegung für die Schule in knapper Form und sollte unter Einbindung aller Akteure im 1. Bestandsaufnahme Essensgremium erstellt werden. Das Verpflegungsleit- Wo stehen wir? bild ist Teil des Schulleitbildes und kann als Qualitäts- Wo sehen wir Stärken und Schwächen? merkmal der Schule genutzt werden. 10 Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
Zudem können in den turnusmäßigen Besprechungen Schulgemeinschaft im Rahmen der Mittagsverpflegung aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen disku- zentral und wichtig sind. Auch hier kann es keine stan- tiert werden. Wichtig ist es jedoch, die Einhaltung der dardisierten Lösungen geben. festgelegten Kriterien auch zu überprüfen. Dabei ist es Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern hilfreich, wenn Feedbacksysteme, Berichtspflichten oder empfiehlt, das Verpflegungskonzept nicht losgelöst vom Audits vereinbart werden. jeweiligen Schulprofil zu betrachten. Denn: Die Mittags- verpflegung ist ein fester Bestandteil der Ganztags- schule. Wie alle schulischen Lern- und Lebensbereiche AUS DER PRAXIS: „VERPFLEGUNGSLEITBILD“ sollte daher auch sie inhaltlich im pädagogischen Schul- konzept verankert sein. Dies zu fokussieren ist vornehm- Unsere neue Mensa schafft eine gemütliche Essatmo- lich Aufgabe der Schulleitungen. Somit wird sicherge- sphäre, in der sich die Schüler wohlfühlen. Freundschaf- stellt, dass die Verpflegungsaufgabe im Einklang mit den ten werden vertieft und Kontakte geknüpft. Die Organi- pädagogischen Grundprinzipien der Schule erfolgt, z. B. sation der Mittagsverpflegung zielt darauf ab, dass alle dass das Prinzip der Schülerpartizipation nicht nur im Kinder ein möglichst frisches Essen mit kurzen Warmhal- Unterricht, sondern auch im Rahmen der Speiseplan- tezeiten bekommen. Wir möchten mit unserem vollwer- und Essensgestaltung zum Tragen kommt. tigen Speisenangebot die Ernährungsgewohnheiten Verpflegungsleitbild und Verpflegungskonzept – wieso unserer Schüler nachhaltig positiv prägen. Ernährungs- sind diese Begrifflichkeiten für pädagogische Mitarbeiter bildungsprojekte inner- und außerhalb des Unterrichts relevant? Sicher sind Schulleitung und Sachaufwandsträ- unterstützen dieses Ziel. ger die zentralen Akteure bei der Abwicklung der forma- len Prozesse. Aber: Konkrete Entscheidungen zur Mit- Das Verpflegungsleitbild spiegelt die zentralen Werte der tagsmahlzeit sollten in Zusammenarbeit aller an der Verpflegung in der Schule wider. Die detaillierte Umset- Schulverpflegung beteiligten Akteure getroffen werden zung der im Verpflegungsleitbild beschriebenen Grund- – und daher auch mit Beteiligung der pädagogischen gedanken wird im Verpflegungskonzept durch konkrete Mitarbeiter. Nur auf diese Weise kann ein Verpflegungs- Maßnahmen zur Umsetzung der Mittagsverpflegung konzept entstehen, welches von allen Akteuren einver- ergänzt. nehmlich getragen wird. So finden sich im Verpflegungskonzept etwa Antworten Kommen pädagogische Mitarbeiter an eine Schule mit auf folgende Fragen: bereits etablierter Mittagsverpflegung, sollten sie sich über den bestehenden Rahmen informieren. Denn Ver- pflegungsleitbild, Verpflegungskonzept und pädagogi- • Wie wird die Verpflegung an der Schule organi- sches Schulkonzept formulieren diejenigen Grundsätze, siert? Wie verlaufen Bestellung, Bezahlung, Zu- an denen sich ihre spätere Arbeit in der Ganztagsschule bereitung/Anlieferung und Ausgabe der Speisen? orientiert. Sie erhalten hier die notwendigen Informatio- Wie werden die Abfälle entsorgt? nen in Bezug auf die Organisation und pädagogische Begleitung der Mittagsverpflegung, u.a. zu folgenden • Nach welchen Vorgaben werden Speiseplan und Aspekten: Getränkeversorgung gestaltet? Wie erfolgt hierbei die Orientierung am DGE-Qualitätsstandard? Wel- che Essgewohnheiten sollen Schüler entwickeln? • Auf welche Weise sind pädagogische Mitar- • Wie wird die Mensa gestaltet? Wofür kann die beiter in den Ablauf der Mittagsverpflegung Mensa außerhalb der Essenszeiten genutzt eingebunden? werden? • Wie erfolgen diese Prozesse? • Was sollen die Schüler im Zusammenhang von • Welches System wird z. B. zur Essensbestellung Essen und Trinken lernen? Welche Aspekte von verwendet? Ess- und Tischkultur sind für die Beteiligten von Bedeutung? Wie können die Schüler aktiv einge- • Wie wird das Essen an die Schüler ausgegeben? bunden werden? Was ist der Schulgemeinschaft • Inwieweit hat diese Organisation (z. B. das ge- bei der pädagogischen Begleitung des Mittag- wählte Ausgabesystem) Auswirkungen auf die essens wichtig? Wie kann das Thema Ernährung Betreuungsarbeit? innerhalb und außerhalb des Unterrichts aufge- • Worauf legt die Schulgemeinschaft Wert, wenn es griffen werden? um die pädagogische Begleitung des Mittages- sens und die Schülerpartizipation geht? Das Verpflegungskonzept beschreibt somit die konkrete • In welcher Form werden zusätzliche Ernährungs- Vorgehensweise und Maßnahmen der jeweiligen Schule. projekte (mit Kooperationspartnern) unterstützt? Es vereint all diejenigen Aspekte, die für die Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation 11
Es ist Aufgabe der pädagogischen Mitarbeiter, diese the- ebenso eine gesellschaftliche und pädagogische oretischen Vorgaben täglich in den Schulalltag zu integ- Funktion. rieren. Aber: Sie sollen (und können) diese nicht nur umsetzen, sondern auch auf ihre Praxistauglichkeit prü- GESUNDHEIT fen. Dies trägt wesentlich zur Qualitätsentwicklung und -sicherung der Mittagsverpflegung bei. Aus gesundheitsförderlicher Sicht schafft eine ausgewo- gene Mittagsverpflegung zunächst die grundsätzliche Voraussetzung für eine ganztägige Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Daneben kann ein ungünstiges Ess- Dimensionen der Mittagsverpflegung und Trinkverhalten im Kinder- und Jugendalter die spä- tere Gesundheit beeinflussen. Es begünstigt ernährungs- Wieso ist es überhaupt wichtig, sich Gedanken zur Mit- mitbedingte Erkrankungen wie Übergewicht/ Adipositas, tagsverpflegung zu machen? Welche Argumente spre- Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf- chen für ein durchdachtes Konzept im Rahmen des Krankheiten. Die Mittagsverpflegung liefert ebenso einen Schulgeschehens? Was kann den Schülern hierdurch ver- wichtigen Beitrag zur psychosozialen Gesundheit. Der mittelt werden? Unterrichtsalltag ist mit stetigen Leistungsanforderun- gen an die Schüler verbunden. Das gemeinsame Mittag- essen schafft hier die notwendige Pause, um sich aus AUS DER PRAXIS: „BESSER ESSER“ den schulischen Aufgaben auszuklinken, sich geistig zu entspannen und mit anderen auszutauschen. Dies trägt Im Rahmen eines Elternabends an der Ganztagsschule auch zu einem stärkeren Wohlbefinden und Wohlfühlen Langengut wurde das neue Schulverpflegungskonzept im Lebensraum Ganztagsschule bei. „Besser Esser“ vorgestellt. Pauls Mutter unterstützt die- ses Vorhaben, da ihr Sohn hierdurch regelmäßig eine GESELLSCHAFT (warme) Mahlzeit erhält. Er kann sich so für den Nach- mittag stärken und besser konzentrieren. Beim gemein- Aus gesellschaftlicher Perspektive übernimmt die Ganz- samen Mittagessen fühlt sich Paul gut aufgehoben. Es tagsschule eine wichtige Rolle in Bezug auf die Verein- bereitet ihm Freude, mit seinen gleichaltrigen Mitschü- barkeit von Familie und Beruf. Sie sollte Kindern und lern zu essen. Er genießt das lockere Zusammenkom- Jugendlichen Möglichkeiten der Erholung, des Zusam- men, keiner wird hier beurteilt oder benotet. Nach dem menseins mit Gleichaltrigen und des eigenständigen, Essen kann Paul sich einfach ungezwungen mit den situationsbezogenen Erkundens bieten. Dadurch kann anderen unterhalten. Jeder kommt zu Wort und auch die die Lücke geschlossen werden, die durch den wegfallen- anwesenden pädagogischen Mitarbeiter sind sich für den Freiraum für alterstypische Interessen am Nachmit- einen Spaß nicht zu schade. Die Stimmung ist meist tag entsteht. In diesem Rahmen trägt die Ganztagsschule fröhlich und entspannt, was für ihn nach dem anstren- auch zu einer verbesserten sozialen Teilhabe bei. Lern-, genden Unterricht wichtig ist. Spiel-, Freizeit- und Erholungsangebote sind nicht mehr vom Wohnumfeld oder sozio-ökonomischen Status der Paul kommt gerne in die Mensa. Sie ist hell und freund- Familie abhängig, sondern können von allen Schülern lich, die Tische sind jedes Mal schön gedeckt und sauber. erreicht und genutzt werden. Dies trifft auch auf die Mit- Daher ist es für ihn selbstverständlich, sein benutztes tagsverpflegung zu, die allen Kindern und Jugendlichen Geschirr anschließend in den Essenswagen zu räumen ein vollwertiges Essen anbieten soll. und den Tisch sauber zu hinterlassen. Hierauf wird aber auch geachtet. Bei der Auswahl des Essens ist er mit der Eines der wichtigsten Argumente zielt dahin, Essen (wie- Zeit mutiger geworden. Er probiert auch Lebensmittel, der) als gesellschaftliches Ritual zu verankern. Es ist eine die er noch nicht von zu Hause kennt. Innerhalb einer Art Treffpunkt, um über Ereignisse des Tages zu sprechen asiatischen Themenwoche hat er sogar schon einmal mit und sich auszutauschen. Die in unserer Gesellschaft typi- Stäbchen gegessen. Im Rahmen der Nachmittagsbetreu- sche Zeitknappheit schlägt sich jedoch auch im Umgang ung wurden von pädagogischen Mitarbeitern Besuche mit dem Essen nieder. Gegessen wird hastig auf dem bei einem regionalen Metzger, Bäcker und Koch organi- Weg zum Schulbus oder beim Telefonieren. Zu Hause siert. Diese haben Paul geholfen zu verstehen, wie sehen Jugendliche fern oder verschicken Nachrichten Lebensmittel verarbeitet werden und was hierzu not- über das Smartphone, während sie die (vom Lieferser- wendig ist. Dies zu sehen, hat ihn sehr beeindruckt. vice georderte) Mahlzeit verzehren. Die Konzentration gilt oftmals nicht mehr dem Essen und dessen Geschmack. Elemente wie Ästhetik und Sinnlichkeit spie- Dieses Praxisbeispiel zeigt verschiedene Gründe auf, die len eine untergeordnete Rolle. Damit verliert auch der für eine organisierte Mittagsverpflegung innerhalb der gesellschaftliche Aspekt an Bedeutung. Dem kann das Ganztagsschule sprechen. Sie ist nicht nur aus gesund- gemeinsame Mittagessen in der Mensa entgegenwirken. heitsförderlicher Perspektive wichtig, sondern erfüllt Schüler können hier erleben, wie gut es tut, sich für das 12 Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
DIMENSIONEN DER MITTAGSVERPFLEGUNG • Erhaltung, Steigerung von Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit Gesundheit • Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention • Psychozoialer Beitrag: Entspannung und Erholung • Vereinbarkeit von Familie und Beruf Gesellschaft • Erhöhung der sozialen Teilhabechancen • Essen als gesellschaftliches Ritual • Pflege von Ess- und Tischkultur • Erweiterung von sozialen und persönlichen Kompetenzen Bildung/Erziehung • Mensa als Wohlfühlort • Förderung von Alltagskompetenzen im Rahmen der außer- unterrichtlichen Betreuung Essen gemeinsam Zeit zu nehmen und an einem separa- Qualitätssicherung ten Ort zusammen zukommen. Auf diese Weise werden ihnen wichtige gesellschaftliche Werte vorgelebt und Wie kann eine gemeinsame Qualitätssicherung gelin- vermittelt. gen? Ausgangspunkt dieser ist das schulische Verpfle- gungskonzept. Denn: Was die jeweilige Schule im Rah- BILDUNG/ERZIEHUNG men der Mittagsverpflegung umsetzen möchte, ist hier Die Mittagsverpflegung erfüllt auch eine Bildungs- und detailliert beschrieben, kann durch spezielle Maßnahmen Erziehungsaufgabe. Im Rahmen des gemeinsamen Mit- gemessen und dann gegebenenfalls optimiert werden. tagessens können Schüler alltägliche Fähigkeiten lernen: Tischmanieren, einen adäquaten Umgang mit Essen, die FEEDBACK Übernahme von Verantwortung (z. B. beim Abräumen Wie zufrieden sind alle Beteiligten mit der angebotenen des Tisches). Dies sind nur einige Beispiele. Über die Mittagsverpflegung? Der Aufbau einer Feedback-Kultur Essenssituation hinaus kann die Mittagsverpflegung an der Schule stellt eine effektive Maßnahme zur Erhö- Thema im Rahmen der außerunterrichtlichen Betreuung hung der Akzeptanz und zur Qualitätssicherung dar. sein. Projekte rund um das Essen und Trinken ermögli- Hierzu gehören neben regelmäßigen und zielgruppen- chen es, die bei Tisch gesammelten Eindrücke zu reflek- spezifischen Befragungen ebenso ein adäquater Um- tieren und die Schüler bei der Ausgestaltung des Mit- gang mit Kritik und eine wertschätzende Grundhaltung. tagessens mit einzubeziehen. Auch die Verbindung zu Auch sollten die Beteiligten sehen können, dass sich Inhalten des Unterrichts ist möglich. Eine Filmdokumen- etwas tut. Eine erbetene Rückmeldung, die verpufft, ist tation über die neue Mensa, die gemeinsame Speisen- für die Mitwirkenden ärgerlich. Das Informationsbrett in planung für einen bestimmten Anlass – diese Projekte der Schule, ein Artikel in der Schülerzeitung oder ein fördern nicht nur eine Auseinandersetzung mit Alltags- Newsletter per E-Mail – dies sind Möglichkeiten, Verän- kompetenzen wie Essen und Trinken. Sie schaffen gleich- derungen bei der Schulfamilie bekannt zu machen und zeitig eine Verbindung zu Inhalten aus den Bereichen zu zeigen, dass ihr Feedback ernst genommen wird. Medienbildung, Organisation/Verwaltung, Wirtschaft und Marketing. Die Schüler lernen das unterrichtliche Wissen praxisnah einzusetzen, indem sie etwa die Aus- gaben für die benötigten Lebensmittel kalkulieren. Die Mittagsverpflegung bietet den Schülern somit vielfältige Möglichkeiten etwas zu erlernen. Voraussetzung dafür ist, das Wort „Lernen“ nicht allein auf Wissensvermitt- lung im Unterricht zu reduzieren. Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation 13
Einige Feedbackmöglichkeiten und ergänzende Ideen Zusammenfassung werden hier vorgestellt: Das Angebot einer Mittagsmahlzeit ist für Schulen mit einem gebundenen Ganztagszweig oder einem offenen • Regelmäßige Befragungen (Schüler, Eltern, Leh- Ganztagsangebot bayernweit verpflichtend. Wie wird die rer, pädagogische Mitarbeiter) in Papierform oder Mittagsverpflegung auf Basis dieser Rahmenbedingung online. umgesetzt? Sehr unterschiedlich! Es ist nicht möglich, • Feedbackboxen mit Zettel und Stift oder die Vertei- ein allgemeingültiges „Patentrezept“ für eine gelungene lung von Fragekärtchen, die eine anonyme Rück- Mittagsverpflegung zu formulieren. Jede Schule hat ihr meldung direkt vor Ort ermöglichen. eigenes Profil, verbindet eigene Vorstellungen und Ziele mit einer gesundheitsförderlichen Mittagsverpflegung. • Bälle, die in verschieden Körbe (je nach Bewer- Zudem ist die konkrete Umsetzung auch abhängig von tung: + oder –) geworfen werden können. den jeweiligen Rahmenbedingungen bei Sachaufwands- • Punkte, die an einem Abstimmungsbarometer an trägern, Schulen und Kooperationspartnern sowie dem der Mensawand angebracht werden können. Engagement und Interesse aller Beteiligten. Ein geeigne- tes Schulverpflegungskonzept kann somit nur in der Ent- • Die Erstellung eines Gästebuchs. wicklung von passenden Lösungen für die jeweilige Schule und unter partnerschaftlicher Beteiligung aller Akteure entstehen. Somit können auch die konkreten Hier können pädagogische Mitarbeiter ihre Ideen ein- Ansprüche an die pädagogischen Mitarbeiter von Schule bringen und vor Ort sehen, wie die einzelnen Methoden zu Schule variieren. Werden pädagogische Mitarbeiter bei den Schülern ankommen. „nur“ für Angebote im Ganztag eingeplant? Oder wird ihnen z. B. auch Zeit für Gespräche mit Lehrern und ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Eltern eingeräumt? Je nach Spielraum zeigt sich, inwie- Wie rücken Mittagsverpflegung, die (neue) Mensa und weit die außerunterrichtliche Betreuung tatsächlich in das Thema Ernährung stärker in den Fokus aller Beteilig- den Schulalltag und das pädagogische Schulkonzept ten? Indem sie aktiv beworben werden! Der Kreativität integriert ist. Innerhalb der Mittagsverpflegung hat sich sind hier keine Grenzen gesetzt. Je nach Schule finden der Austausch aller Beteiligten im Rahmen eines Essens- sich zahlreiche Möglichkeiten, die auch von pädagogi- gremiums bewährt. In turnusmäßigen Gesprächen kön- schen Mitarbeitern im Rahmen ihrer Aufgaben unter- nen so aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen stützt oder organisiert werden können: diskutiert werden. Kontinuierliche Absprachen zwischen allen Beteiligten sind die Voraussetzung für reibungslose Abläufe im Schulalltag. Erst Transparenz ermöglicht • Öffentlichkeitswirksame Projekte mit Einbindung gegenseitiges Verständnis. Eine gute, umfassende und verschiedener Kooperationspartner (z. B. Catering- partizipative Kommunikation sorgt dafür, dass Qualität projekt zur Eröffnung des neuen Jugendhauses). wahrgenommen, geschätzt und sichergestellt wird. • Bildergalerien, Ausstellungen zu Schulveranstal- tungen und Projekten (z. B. Impressionen der Gesundheitswoche). • Veröffentlichung einer „Gebrauchsanweisung“ für die Mensa oder Artikel über Neuerungen in der Mensa (z. B. Bonussystem) in der Schülerzeitung oder im Internet. • Ankündigungen von Aktionswochen oder Testver- kostungen durch Plakate, Aufsteller, Flyer etc. • Aufbau einer Marke: Name und Logo geben der Mensa ein Gesicht und können öffentliche Ankün- digungen zieren. • Nutzung verschiedener Medien, um alle Beteilig- ten zu informieren und die Mittagsverpflegung bekannt(er) zu machen: Schülerzeitung, Broschü- ren/Flyer, schwarze Bretter in der Schule, Veran- staltungen/Elternabende, Aktionen, Speisekarte als Infomedium, Internetseite usw. 14 Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
Checkliste: Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung Checkliste „Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung“ VERPFLEGUNGSLEITBILD Gibt es an Ihrer Schule eine übergeordnete Vision für die Mittagsverpflegung? Wenn ja: • Welche Ziele werden mit der Mittagsverpflegung verbunden? • Welcher Stellenwert im Schulleben wird hierin deutlich? VERPFLEGUNGSKONZEPT Sind Maßnahmen und Abläufe der Mittagsverpflegung, z. B. unter dem Namen Verpflegungskonzept, schriftlich dokumentiert? Wenn ja: • Haben Sie und alle anderen Beteiligten hiervon Kenntnis? • Wo ist es zu finden? • Welche Inhalte daraus sind für Ihre Arbeit relevant? Wenn nein: • Nach welchen Vorgaben können Sie sich richten? • Woher wissen Sie, was der Schule im Rahmen der Mittagsverpflegung wichtig ist und was umgesetzt werden soll? • Wer vermittelt Ihnen das notwendige Wissen hierzu? ESSENSGREMIUM Findet eine regelmäßige Kommunikation zwischen allen Beteiligten statt? In welcher Form, wann und wie oft? Wenn ja: • Sind Sie ein fester Teilnehmer des Essensgremiums? Wer sind die anderen festen Teilnehmer? • Welche Atmosphäre herrscht dort? Haben Sie das Gefühl, Sie können Ihre Ideen und Anliegen gleichberechtigt einbringen? • Welche Themen werden hier zu Sprache gebracht? Wenn nein: • Kommen Sie mit Ihren Aufgaben im Rahmen der Mittagsverpflegung zurecht? • Haben Sie weitere Anregungen, wie z. B. die Mensa freundlicher gestaltet werden könnte? • An wen wenden Sie sich? • Was wurde mit der Schule vereinbart? VERPFLEGUNGS- Gibt es für die Verpflegung einen festen Ansprechpartner an Ihrer Schule? BEAUFTRAGTER Wenn ja: • Ist dieser in der Schule allen Beteiligten bekannt? • Wie kann er wann erreicht werden (z. B. Kontaktdaten mit Sprechzeiten am schwarzen Brett der Schule)? Wenn nein: • An wen wenden Sie sich bei Fragen, Anregungen und Wünschen? • Was wurde mit der Schule vereinbart? Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation 15
Checkliste „Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung“ QUALITÄTSSICHERUNG Beurteilen Sie auf der Grundlage Ihrer Aufgabenbereiche: • Wo stimmen Theorie (Verpflegungskonzept) und Praxis überein? • Was erkennen Sie im Alltag (Mittagszeit, Betreuung)? • Wo gehen Theorie und Praxis auseinander und warum? • Wie kann dies geändert werden und wo können Sie selbst etwas ändern? • Bringen Sie Ihre Eindrücke in das Essensgremium ein? Konsequenz: In welchen Bereichen sollte das Verpflegungskonzept der Schule noch verfeinert werden? MASSNAHMEN DER Beurteilen Sie die folgenden Fragen aus zwei Perspektiven: QUALITÄTSSICHERUNG Ü Welche Maßnahmen werden in der Schule umgesetzt? Ü Welche Maßnahmen setzen Sie im Rahmen ihrer Aufgaben um bzw. können Sie umsetzen? KOMMUNIKATION Gibt es regelmäßige Zufriedenheitsabfragen zur Mittagsverpflegung von Schülern, Eltern, pädagogischem Personal,…? • In welcher Form kann die Schulfamilie ihr Feedback generell äußern? • Welche Möglichkeiten gibt es? (Wunschboxen, Rückmeldemöglichkeiten, Befragungen…) • Wie wird die Zufriedenheit explizit im Hinblick auf das Speisenangebot abgefragt? • Wie können sich v.a. die Schüler hierzu äußern? • Wie wird die Mittagsverpflegung beworben? Welche Öffentlichkeitsarbeit wird betrieben? PARTIZIPATION Wie können Schüler, Eltern und pädagogisches Personal an der Mittags- verpflegung teilhaben? • Erfolgt ein regelmäßiger Austausch aller Beteiligten (z. B. im Essensgremium)? • Wie/über welche Kanäle werden Informationen zur Mittagsverpflegung gestreut? • In welcher Form können Sie die Schüler einbeziehen? • Welche Projekte/Aktionen wurden/haben Sie zusammen mit den Schülern geplant und umgesetzt? • Gibt es hierzu Bildmaterialien, Fotoprotokolle, Schülerartikel, die für eine werbewirksame Darstellung genutzt werden können? WEITERE Welche weiteren Maßnahmen werden darüber hinaus zur Qualitäts- AKZEPTANZFAKTOREN sicherung umgesetzt? • Wie kann man die Mittagsverpflegung an Ihrer Schule noch optimieren? • Welche Ideen haben Sie? • Welche weiteren Akzeptanzfaktoren sollten nach Ihrer Ansicht verbessert werden und weshalb? 16 Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
Ernährung erlebbar machen – Lernen in der Ganztagsschule 17
Die Schule ist traditionell ein Ort des formalen Lernens, Lernort Mahlzeit orientiert an Lehr- und Rahmenplänen. Die Umsetzung der Inhalte wird durch Zensuren/Noten bewertet und im Indem sich die Ganztagsschule für weitere Lernformen Rahmen eines Schulabschlusses (z. B. erfolgreicher öffnet, können auch die Bildungspotenziale der Mittags- Abschluss der Mittelschule, Abitur) zertifiziert. Darüber verpflegung zum Tragen kommen. Das gemeinsame Mit- hinaus ist ein lebenslanges Lernen notwendig, das stär- tagessen in der Mensa sowie Projekte rund um das ker auf die Bewältigung von immer neuen Herausforde- Essen und Trinken ermöglichen informelles und nicht-for- rungen, auf die Vermittlung von Zusammenhängen und males Lernen. Was kann hierbei gelernt werden? Die Mit- elementaren Alltagskompetenzen zielt. Dazu sollte auch tagsverpflegung bietet inhaltlich den Rahmen für Lern- die Institution Schule ihren Beitrag leisten: mit vielfälti- prozesse in den Bereichen Ess- und Tischkultur, soziale gen Angeboten, die entdeckendes und situationsbezoge- und persönliche Kompetenzen sowie Raumgestaltung nes Lernen fördern sowie mit Lernumgebungen, die zum und -wirkung. selbstständigen Weiterforschen motivieren. Um diesen umfassenden Auftrag zu erfüllen, müssen verschiedene Sie betreffen sowohl das gemeinsame Mittagessen als Lernformen innerhalb der Ganztagsschule miteinander auch die Bildungs- und Projektarbeit im Rahmen der verbunden werden. außerunterrichtlichen Betreuung und sind als Denkan- stöße gedacht. Was in welchem Rahmen umgesetzt wer- den kann und worauf besonders geachtet werden muss, ist immer von der jeweiligen Schule abhängig. Welche Formales, nicht-formales und informelles Vorgaben setzt die Schule? Welches pädagogische Kon- Lernen zept verfolgt sie? Um welche Schulform handelt es sich? Wie viele Schüler in welchem Alter sind zu betreuen? Welche verschiedenen Lernformen gibt es? Dies wird Wie homogen/heterogen gestaltet sich diese Schüler- beispielhaft anhand der Vorgaben der Europäischen gruppe (z. B. in Bezug auf Verhalten, Entwicklungsstand, Kommission erklärt. Sie unterscheidet zwischen forma- kulturellen Hintergrund)? Welche Wünsche äußern die lem, nicht-formalem und informellem Lernen. Was hier- Schüler? Wo sehen pädagogische Mitarbeiter noch Ent- unter zu verstehen ist, zeigt die nachfolgende Tabelle. Die wicklungsbedarf? Welchen zeitlichen und räumlichen Vor- einzelnen Definitionen werden zur Veranschaulichung gaben unterliegt ihre Arbeit? Wie viele pädagogische mit möglichen Lernorten versehen. Auf dieser Basis wer- Mitarbeiter stehen für die besagte Anzahl an Schülern den die Lernformen auf Bereiche der Ganztagsschule als zur Verfügung? so genannter „kleiner Bildungslandschaft“ übertragen. Die Grenzen zwischen diesen Lernformen sind natürlich ESS- UND TISCHKULTUR in der Praxis fließend. Jedoch hilft diese Einteilung, den Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt Blick dafür zu weiten, wo und in welcher Form Lernen die Teilnahme von Lehrkräften und/oder pädagogischen überhaupt stattfinden kann. Kinder und Jugendliche ler- Mitarbeitern am gemeinsamen Mittagessen. Hinsichtlich nen nicht nur innerhalb von fremdorganisierten und ziel- der Tischsitten und Kommunikationsregeln dienen diese gerichteten Angeboten, sondern zu einem Großteil unge- als Vorbild, an denen sich die Schüler orientieren plant und im Lebenszusammenhang. Schüler wünschen können. sich ebenso Mitsprache bei ihren Lernaktivitäten und Was steckt hinter den Begriffen Ess- und Tischkultur? In möchten ihr Umfeld mitgestalten. Lernen bedeutet somit welchem Umfang sind bestimmte Aspekte auch für die mehr als nur das Pauken von Vokabeln oder das Aus- schulische Mittagsverpflegung relevant? wendiglernen von einzelnen Rechenregeln. Experimen- tieren, entdecken, ausprobieren, ein Problem lösen, hin- Essen ist nicht mit einer bloßen Nahrungsaufnahme terfragen, spielen, helfen, sich streiten, … – dies alles gleichzusetzen. Es ist ein wesentliches Kulturgut, das mit sind lernrelevante Aktivitäten. Und alle können ihren Regeln, Sitten und Ritualen verbunden ist. Neben sozia- Platz im Rahmen der Ganztagsschule finden. Neben for- len Regeln werden Kulturtechniken sowie religiöse und malen werden dafür auch verstärkt nicht-formale Ange- ethische Grundlagen vermittelt. Je nach familiärer Her- bote und Orte für informelles Lernen benötigt. An diesen kunft bringen Schüler bestimmte Essgewohnheiten, Orten können Gleichaltrige zusammenkommen, mit- und Erwartungen und essensgebundene Verhaltensweisen voneinander lernen, aber auch alleine arbeiten. mit. Vor diesem Hintergrund beurteilen sie das schuli- sche Verpflegungsangebot. Demgegenüber beeinflusst auch die Mensa in der Ganztagsschule das individuelle Essverhalten. Dies kann eventuell zu Widersprüchen zwi- schen häuslichen und schulischen Ernährungsvorgaben führen. Auch treffen die Schüler bei ihren Mitschülern auf unterschiedliche Esskulturen und Verhaltensweisen. Welche Empfehlungen können hieraus für pädagogi- sches Handeln abgeleitet werden? 18 Ernährung erlebbar machen – Lernen in der Ganztagsschule
EINTEILUNG DER LERNFORMEN UND DEREN DEFINITION LERNFORMEN FORMALES LERNEN NICHT-FORMALES LERNEN INFORMELLES LERNEN Definition Lernen, das üblicherweise in Lernen, das nicht in Bil- Lernen, das im Alltag, am einer Bildungs- oder Ausbil- dungs- oder Berufsbildungs- Arbeitsplatz, im Familien- dungseinrichtung stattfindet, einrichtungen stattfindet kreis oder in der Freizeit (in Bezug auf Lernziele, und üblicherweise nicht zur stattfindet. Es ist (in Bezug Lernzeit oder Lernförderung) Zertifizierung führt. Gleich- auf Lernziele, Lernzeit oder strukturiert ist und zur Zerti- wohl ist es systematisch (in Lernförderung) nicht struktu- fizierung führt. Formales Bezug auf Lernziele, Lern- riert und führt üblicherweise Lernen ist aus der Sicht des dauer und Lernmittel). Aus nicht zur Zertifizierung. Infor- Lernenden zielgerichtet. Sicht der Lernenden ist es melles Lernen kann zielge- zielgerichtet. richtet sein, ist jedoch in den meisten Fällen nichtintentio- nal auch inzidentelles oder beiläufiges Lernen genannt Lernorte Schule, Berufsausbildung, Angebote der Kinder- und Lernen im Lebenszusam- Hochschule Jugendhilfe/Jugendeinrich- menhang, z. B. innerhalb der tungen, Kindergärten, Ver- Familie, bei Reisen, bei der eine/Verbände Ausübung von Hobbys oder Ehrenämtern Bereiche der Fachunterricht der Ganztags- Außerunterrichtliche Ganz- Informelles Lernen kann Ganztags- schule, der nach einem tagsangebote, die zu keiner auch in formalen Einrichtun- schule bestimmten Lehrplan erfolgt allgemein anerkannten Zer- gen, wie etwa der Ganztags- und zu einer Zertifizierung tifizierung führen. schule, erfolgen. führt. Die Leistung in den einzel- Dies können themenbezo- In Betracht kommen hier alle nen Fächern (z. B. Deutsch, gene Projektarbeiten sein, Bereiche, in denen unbe- Biologie) wird regelmäßig welche etwa die Mensa als wusst gelernt wird, und abgefragt (z. B. im Rahmen Lernort in den Fokus neh- schulische Freiräume, wel- von Klausuren) und anhand men (z. B. Verschönerung che die Möglichkeit zu spon- von Noten bewertet. Diese der Schulmensa, Schüler tanen Tätigkeiten bieten. finden sich im Zwischen-, kochen für Schüler). und Abschlusszeugnis wie- der. Am Ende einer erfolg- Daneben sind Angebote Informelles Lernen ist reichen Schulzeit steht der außerhalb der Schule denk- besonders zentral im Kon- jeweilige Schulabschluss bar, z. B.: Praxisbesuche bei text von Pausen- und Frei- (z. B. erfolgreicher Abschluss Bäckern, Metzgern; Projekte zeiträumen (z. B. Mensa, der Mittelschule, Abitur). der Kinder- und Jugendhilfe Schulhof, Sporthalle). Schü- zu interkulturellen (Ess-) ler können hier z. B. fol- Aspekten; Cateringprojekt gende, alltägliche Dinge ler- zur Eröffnung des neuen nen: essen und trinken; Jugendhauses/Gemeinde- spielen, sich austoben und hauses aufgrund bestehen- entspannen; anderer Mei- der Kooperationen. nung sein, sich streiten und vertragen; mit den Klassen- kameraden Fußball spielen; auf dem Klettergerüst balancieren… Einteilung der Lernformen und deren Definition zitiert nach der Europäischen Kommission: Mitteilung der Kommission. Einen europäischen Lebensraum des lebenslangen Lernens schaffen. Brüssel 2001. S.33-35. Lernorte und Bereiche der Ganztagsschule anhand einer Darstellung der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern Ernährung erlebbar machen – Lernen in der Ganztagsschule 19
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