Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de

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Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
Praxisheft Schulverpflegung

                        Mahlzeit!
                        Die Gestaltung der Mittags-
                        verpflegung im Ganztag

Vernetzungsstelle
Kita- und Schulverpflegung Bayern

                            www.schulverpflegung.bayern.de
Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                         3   FIT DURCH DEN SCHULTAG – ERNÄHRUNG
Glossar                                         4   UND GESUNDHEIT                                    35
                                                    Essen und Trinken im Kindes- und
                                                    Jugendalter                                       37
ALLE AN EINEM STRANG – AKTEURE DER
SCHULVERPFLEGUNG                                5   Mittagszeit im Ganztag – Essen und
                                                    Erholung                                          38
Steuerungsgruppe: Sachaufwandsträger
und Schulleitung                                6   Von allem etwas: ein vollwertiges
                                                    Gesamtangebot                                     40
Schulleitung und Lehrerschaft                   6
                                                    Zusammenfassung                                   40
Verpflegungsbeauftragter                       7
Speisenanbieter                                7
                                                    PROFESSIONELL ARBEITEN – ORGANISATION
Schüler                                        7    DER MITTAGSVERPFLEGUNG                41
Eltern/Erziehungsberechtigte                   7    Ablauf der Mittagsverpflegung                     42
Pädagogische Mitarbeiter                        7   Hygienemaßnahmen                                  53
Zusammenfassung                                8    Zusammenfassung                                   54
                                                    Checkliste: Organisation der Mittagsverpflegung   55
GEMEINSAM AUF DEM WEG – KONZEPTION
UND KOMMUNIKATION                               9
                                                    Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung
Essensgremium                                  10
                                                    Bayern                                            59
Verpflegungsleitbild und Verpflegungskonzept   10
                                                    Literatur                                         60
Dimensionen der Mittagsverpflegung             12
Qualitätssicherung                             13
Zusammenfassung                                14
Checkliste: Konzeption, Kommunikation und
Qualitätssicherung                             15

ERNÄHRUNG ERLEBBAR MACHEN – LERNEN
IN DER GANZTAGSSCHULE                          17
Formales, nicht-formales und informelles
Lernen                                         18
Lernort Mahlzeit                               18
Ernährungsbildung                              25
Zusammenfassung                                30
Checkliste: Projektarbeit                      30
Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
Vorwort

Was und wie Kinder und Jugendliche essen, spielt eine         Die vier Leitgedanken der Bayerischen Leitlinien Schul-
große Rolle für Gesundheit, Wohlbefinden und Leis-            verpflegung, die vom Bayerischen Staatsministerium für
tungsfähigkeit, aber auch für die Entwicklung ihres           Ernährung, Landwirtschaft und Forsten herausgegeben
Ernährungsverhaltens. Das Essverhalten wird heutzu-           wurden, beschreiben zusammenfassend, was eine gute
tage jedoch nicht nur in der Familie, sondern zunehmend       Schulverpflegung ausmacht: Gesundheit, Wertschätzung,
auch in der Schule geprägt. Die Mittagsverpflegung kann       Nachhaltigkeit und Ökonomie. Orientierungshilfen
hier einen wichtigen Beitrag leisten und Vorbild für eine     geben allen Verantwortlichen und Beteiligten der Schul-
gesunde Ernährung sein, die abwechslungsreich ist und         verpflegung dazu praktische Tipps zur Umsetzung, denn
gleichzeitig schmeckt.                                        wer „Ja“ zu den Leitgedanken sagt, will diese auch in
                                                              den Schulalltag integrieren.
Eine qualitativ hochwertige und akzeptierte Schulverpfle-
gung in einem angenehmen Ambiente, bietet eine wei-           Das vorliegende Praxisheft stellt eine Vertiefung und eine
tere große Chance: Sie vermittelt Schülerinnen und            Spezifizierung der Bayerischen Leitlinien Schulverpfle-
Schülern, dass Essen etwas Wert- und Genussvolles ist,        gung dar und gibt wertvolle Anregungen zur praxisna-
das man nicht verschwendet und für das man sich Zeit          hen Anwendung im Rahmen der Ganztagsschule.
nehmen soll. Die Schulverpflegung kann für Regionalität,
Ökologie und Gesundheit sensibilisieren und damit Wert-
schätzung generieren.
Individuelle Vorstellungen und Bedürfnisse zu berück-
                                                                                                  Bayerisches Staatsministerium für
sichtigen, stellt die Grundlage für eine akzeptierte Schul-                                   Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

verpflegung dar. Das Image der Mensa, die Kommunika-
tion nach innen und außen und die Verankerung in der
Schulkultur tragen zudem zu einer erfolgreichen Schul-
verpflegung bei.
Idealerweise ist die Schulverpflegung eng verknüpft mit
der schulischen Ernährungsbildung und ins pädagogi-
sche Gesamtkonzept mit eingebunden. Das gemeinsame
Essen ist ein Bindeglied zwischen Unterrichts- und
Betreuungsangeboten am Vor- und Nachmittag. Die
Mensa ist sozialer Treffpunkt und Lernfeld für alltägliche                                       Bayerische Leitlinien Schulverpflegung

Handlungskompetenzen zugleich. Gerade Pädagogen,
                                                                                                 Mit gutem Essen
die die Mittagszeit begleiten, können entscheidend zu
                                                                                                 Schule machen
einem Gelingen beitragen und darüber hinaus außerun-                                             Genussort Mensa
terrichtliche Projekte anstoßen.
Abhängig von den Gegebenheiten vor Ort, kann die Mit-                  Vernetzungsstelle
                                                                       Kita- und Schulverpflegung Bayern
tagsverpflegung auf unterschiedliche Weise organisiert
                                                                                                           www.ernaehrung.bayern.de
sein. Schulen, Sachaufwandsträger und Speisenanbieter
haben dies in der Hand und entscheiden letztlich, was
auf den Tellern der Schüler zu finden ist.

                                                                                                                                          3
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Glossar

    ERNÄHRUNGSBILDUNG                                           SACHAUFWANDSTRÄGER
    „Ernährungsbildung zielt (…) auf die Fähigkeit, die         Sachaufwandsträger sind für die Finanzierung der Auf-
    eigene Ernährung politisch mündig, sozial verantwortlich    wendungen (Schulaufwand) verantwortlich und zustän-
    und demokratisch teilhabend unter komplexen gesell-         dig. „Dabei umfasst der Schulaufwand die Kosten für
    schaftlichen Bedingungen zu gestalten.“ (D-A-CH-Arbeits-    den Bau und Betrieb der gesamten Schule sowie den
    gruppe zur Ernährungs- und Verbraucherbildung) Ernäh-       Aufwand für das Hauspersonal. Der Träger des Schulauf-
    rungsbildung geht über die reine Vermittlung von Wissen     wands ist bei öffentlichen Schulen in aller Regel eine
    und Verhaltensregeln hinaus und sollte auch den Kompe-      Kommune, bei privaten Schulen der jeweilige private
    tenzaufbau im Blick haben und Handlungsalternativen         Träger (z. B. die Kirche).“ (www.freistaat.bayern.de)
    aufzeigen. Wenn Ernährungsbildung und Verpflegung
    eng miteinander verknüpft sind, wird Ernährung erleb-
    bar. Verschiedene Projekte bieten die Möglichkeit, Ernäh-
    rungskompetenzen zu vermitteln und aufzubauen.              VERPFLEGUNGSKONZEPT
                                                                Die detaillierte Umsetzung, der im Verpflegungsleitbild
                                                                beschriebenen Grundgedanken, wird im Verpflegungs-
                                                                konzept durch konkrete Maßnahmen der jeweiligen
    ESSENSGREMIUM
                                                                Schule ergänzt. Es vereint alle Aspekte, die für die Schul-
    Die Zuständigkeiten innerhalb der Mittagsverpflegung        gemeinschaft im Rahmen der Mittagsverpflegung zentral
    sind auf viele Akteure verteilt. Um die verschiedenen       und wichtig sind. Hier kann es keine standardisierten
    Interessen berücksichtigen sowie auftretende Fragen und     Lösungen geben. Das Verpflegungskonzept muss immer
    Probleme zügig klären zu können, sollte eine kontinuier-    im Hinblick auf das jeweilige Schulprofil betrachtet wer-
    liche Kommunikation sichergestellt sein. Hierzu hat sich    den. Die Mittagsverpflegung ist ein fester Bestandteil der
    die Einrichtung eines sogenannten Essensgremiums            Ganztagsschule. Fragen, die rund um die Verpflegung
    bewährt, einer Art Arbeitskreis aller Beteiligten.          auftauchen, werden durch das Verpflegungskonzept
                                                                beantwortet.

    MENSA
                                                                VERPFLEGUNGSLEITBILD
    Unter dem Wort „Mensa“ (von lat. Mensa = Tisch, Tafel)
    sind Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung in          Das Verpflegungsleitbild spiegelt die zentralen Werte der
    Schulen oder Hochschulen zu verstehen. Es steht sowohl      Verpflegung in der Schule wider. Es formuliert den Stel-
    für kleinere Räume (z. B. abgetrennter Speiseraum in der    lenwert der Mittagsverpflegung in knapper Form und
    Schule) als auch für größere Gebäude (z. B. separater       sollte unter Einbindung aller Akteure im Essensgremium
    Bau neben dem Schulgebäude).                                erstellt werden. Was ist den Beteiligten in Bezug auf die
                                                                Mittagsverpflegung wichtig? Welche (übergeordneten)
                                                                Ziele werden mit der Schulmensa verfolgt? Die Antwor-
                                                                ten hierauf bilden eine erste Arbeitsgrundlage, auf der
    PARTIZIPATION                                               das Essensgremium spätere Detailfragen in Angriff neh-
    Mit dem Wort „Partizipation“ wird die Teilhabe und aktive   men kann. Das Verpflegungsleitbild bildet die Basis für
    Mitwirkung bezeichnet. Schüler sollten beispielsweise       eine Kommunikation nach allen Seiten.
    die Möglichkeit bekommen, sich aktiv in die Speisenpla-
    nung oder auch die Gestaltung der Mensa einzubringen
    und ihre Wünsche zu äußern.

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Alle an einem
Strang – Akteure der
Schulverpflegung

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Die (warme) Mittagsmahlzeit am heimischen Küchen-                   pädagogischen Mitarbeitern. Im Rahmen der außerunter-
    tisch ist für viele Kinder und Jugendliche heute nicht              richtlichen Betreuung erleben insbesondere Letztere die
    (mehr) die Regel. Der Ausbau offener und gebundener                 praktische Umsetzung der Mittagsverpflegung hautnah
    Ganztagsangebote führt dazu, dass sich die Schule                   und erfahren, inwieweit Vorgaben und Konzepte tatsäch-
    immer mehr zum zweiten Lebensort entwickelt. Diesen                 lich zu einer akzeptierten Mittagsmahlzeit führen. Um
    so zu gestalten, dass schulische Anforderungen sowie                diese Aufgabe adäquat erfüllen zu können, sind Kennt-
    Partizipation und Erholung berücksichtigt werden, ist               nisse über Rahmenbedingungen, Einflussfaktoren und an
    kontinuierliche Aufgabe von Schulleitung, Lehrern und               der Mittagsverpflegung beteiligte Akteure notwendig.

                                        AKTEURE UND INTERESSEN IN DER SCHULVERPFLEGUNG

                          Geschmack                                                                    Aussehen
                                                                 SCHÜLER

                    Sensorik                                                                                      Freizeit
                                                           Interessenvertretung

             Motivation            SPEISEN-                                                                       Atmosphäre
                                   ANBIETER                      SCHÜLER-                     ELTERN
                                                                VERTRETER

           Bezahlung                                                               ELTERN-                                     Preis
                                                MITARBEITER                       VERTRETER
                                                                Regelmäßige
          Zufriedenheit                                        Kommunikation                                                 Qualität
                                                              (Essensgremium)
                                                 VERTRETER
                                                    SACH-                           SCHUL-
          Hygiene                                                                                                    Gesundheit
                                                 AUFWANDS-                        VERTRETER
                                                   TRÄGER
                                    SACH-                        PÄDAGO-
                                                                                              SCHULE &
                                 AUFWANDS-                      GISCHE MIT-
            Kosten                                                                             LEHRER
                                   TRÄGER                        ARBEITER

                Verwaltung                                                                                            Bildung

                                                                KOOPERA-
                                                                 TIONS-
                       Nachhaltigkeit                           PARTNER                                     Pädagogik

    Steuerungsgruppe: Sachaufwandsträger                                Schulleitung und Lehrerschaft
    und Schulleitung                                                    Die Akzeptanz der Mittagsverpflegung wird wesentlich
                                                                        durch die Sichtweise von Schulleitung und Lehrerschaft
    Die Federführung bei der Entwicklung und Einrichtung
                                                                        bestimmt. Je nachdem, ob das tägliche Mittagessen als
    der Mittagsverpflegung übernehmen Sachaufwandsträ-
                                                                        „zusätzliche Pflichtaufgabe“ oder als Bereicherung ange-
    ger und Schulleitung. Durch ihre Zusammenarbeit wirken
                                                                        sehen wird, gestaltet sich dessen Stellenwert in der
    sie als Steuerungsgruppe. Sie stellen die Weichen für
                                                                        Schulfamilie.
    eine einvernehmlich getragene, grundsätzliche Ausrich-
    tung der Schulverpflegung. Ihre Entscheidungen haben                Mit diesem ist auch die Frage verbunden, inwieweit die
    oft langfristigen und bindenden Charakter, wie etwa die             Mittagsverpflegung als Bestandteil des pädagogischen
    Entscheidung für ein bestimmtes Küchensystem oder die               Schulkonzepts inhaltlich verankert wird. Hierbei kommt
    Einbindung in das pädagogische Konzept.                             den Schulleitungen eine große Bedeutung zu. Lehrkräfte
                                                                        können die Akzeptanz der Mittagsverpflegung etwa durch
                                                                        die Teilnahme am gemeinsamen Mittagessen (Vorbild-
                                                                        funktion) und eine entsprechende Ernährungsbildung

6    Alle an einem Strang – Akteure der Schulverpflegung
Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
im Unterricht erhöhen. Außerunterrichtliche Projektarbei-
ten rund um das Thema Essen und Trinken können unter-
richtliche Inhalte zudem ergänzen.

Verpflegungsbeauftragter
Um den regelmäßigen Austausch zu koordinieren ist es
hilfreich, auf schulischer Seite eine zuständige Person als
„Verpflegungsbeauftragten“ zu benennen. Dieser ist fes-
ter Ansprechpartner für das Thema Schulverpflegung. Er
sammelt und bündelt alle ankommenden Informationen
innerhalb und außerhalb der Schule, koordiniert alle
Beteiligten und sorgt dafür, dass Informationen an die
richtige Stelle gelangen. In Punkto Mittagsverpflegung
ist der Verpflegungsbeauftragte auch eine zentrale
Ansprechperson für die pädagogischen Mitarbeiter.
                                                              Eltern/Erziehungsberechtigte
Speisenanbieter                                               Auch beim Thema Mittagsverpflegung sind Eltern ein
                                                              wesentlicher Kooperations- und Ansprechpartner für
Die Mittagsverpflegung kann sehr unterschiedlich orga-        Schulen. Kinder lernen am Modell, durch Beobachten
nisiert werden, z.B. durch eine Zubereitungsküche vor         und Nachahmen. Dem häuslichen Essverhalten kommt
Ort oder die Warmanlieferung von Speisen. Die konkrete        eine wichtige Bedeutung zu, da es kindliche Gewohnhei-
Ausgestaltung stellt spezifische Anforderungen an die         ten nachhaltig beeinflusst. Es entscheidet, inwiefern die
Qualitätssicherung. Folgende Faktoren sind hier u.a. zu       Schüler das angebotene Schulessen als anschlussfähig
beachten: Speisenplanung und -herstellung; Regenera-          an ihre Essgewohnheiten und -rituale erleben.
tion, Warmhaltezeit und Ausgabetemperatur der Spei-
                                                              Im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Mittagessen
sen; Ablauf der Essensausgabe, des Bestell- und Bezahl-
                                                              sollte jedoch nicht das Gefühl vermittelt werden, als
vorgangs; Geschmack, Aussehen und Präsentation der
                                                              gehe es um das Ausgleichen von elterlichen Erziehungs-
Speisen; Hygiene; Qualifikation des Ausgabepersonals
                                                              oder Ernährungsdefiziten. Information, Transparenz und
(hinsichtlich der jeweiligen Anforderungen des Küchen-
                                                              Partizipation verhindern, dass sich Eltern bevormundet
systems sowie pädagogischer Kompetenzen; freundli-
                                                              fühlen und ermutigen sie, ihre Ideen einzubringen. Dies
ches und kommunikatives Auftreten).
                                                              kann etwa im Rahmen von Elternabenden, organisierten
                                                              Mensabesuchen, Testessen oder einer Beteiligung an
                                                              bestimmten Projekten geschehen. Für Eltern wird hier-
Schüler                                                       durch auch der Wert des Verpflegungsangebots und der
                                                              pädagogischen Betreuung sichtbar.
Schüler sind die letztendlichen Adressaten der schuli-
schen Verpflegung. Bei der Planung und Umsetzung der
Mittagsverpflegung ist der Blick daher nicht allein auf
(gesunde) Speisen, sondern auch auf den Tischgast zu
                                                              Pädagogische Mitarbeiter
richten. Was bedeutet dies? Schüler sollten die Möglich-
                                                              Neben der Familienmahlzeit bietet Schulverpflegung die
keit haben, sich aktiv einzubringen und ihre Wünsche zu
                                                              Chance, Schülern tagtäglich eine ausgewogene und
äußern. Dies gilt sowohl für das konkrete Speisenange-
                                                              bedarfsgerechte Ernährung schmackhaft zu machen. Ide-
bot als auch für die Gestaltung und Organisation der
                                                              alerweise gehen Bildungs- und Verpflegungsangebote
Mensa.
                                                              dabei Hand in Hand. Für die Organisation und Weiterent-
Das schulische Mittagessen kann als etwas gemeinsam           wicklung der Mittagsverpflegung haben die pädagogi-
Gestaltetes positiv erlebt werden. Für einen reflektierten    schen Mitarbeiter eine zentrale Bedeutung, da sie die
Umgang mit Essen und Trinken ist es ebenso wichtig,           praktische Umsetzung im Rahmen ihrer Dienstaufgaben
dass sich Kinder und Jugendliche mit der eigenen Ess-         vor Ort miterleben. Sie erhalten direkte und indirekte
biographie auseinandersetzen. Was, wie, warum und in          (Gestik, Mimik) Rückmeldungen der Schüler z. B. darü-
welchem Zusammenhang gegessen wird, kann individu-            ber, wie zufrieden diese mit dem Speisenangebot, des-
ell sehr unterschiedlich sein. Die Schüler sind hier die      sen Aussehen und Geschmack oder der Atmosphäre in
„Experten des eigenen Essverhaltens“. Pädagogische            der Mensa sind. Durch die Teilnahme am Mittagessen
Mitarbeiter können Schüler im Rahmen ihrer Arbeit             erfüllen pädagogische Mitarbeiter eine wichtige
dabei unterstützen, dieses zu erkennen und zu                 Vorbildfunktion.
hinterfragen.

                                                                       Alle an einem Strang – Akteure der Schulverpflegung   7
Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
Das gemeinsame Essen „bildet“ und „schult“ so im           Neben der Arbeit der pädagogischen Mitarbeiter spielen
    wertschätzenden Umgang mit Mensch und Lebensmit-           dabei weitere Aspekte eine wichtige Rolle:
    tel. Pädagogische Mitarbeiter haben im Rahmen der Mit-
    tagsverpflegung die Möglichkeit, die Schüler in einer
    ungezwungeneren Umgebung zu erleben. Hierarchien             • Welche organisatorischen, personellen und inhalt-
    und Leistungsdruck spielen hier eine untergeordnete            lichen Rahmenbedingungen geben die Entschei-
    Rolle. Gespräche am Essenstisch oder bei der Essens-           dungsträger vor?
    ausgabe ergeben sich spontan und ungeplant. Auch the-
                                                                 • Wie zufrieden sind Schüler mit dem Mittagsange-
    matisch findet sich hier eine große Bandbreite, von den
                                                                   bot? Was sollte verbessert werden?
    Eindrücken der letzten Unterrichtsstunde und der guten
    Note bis hin zu privaten Problemen mit dem Freund.           • Wie werden die Wünsche der Schüler berücksich-
                                                                   tigt? Möchten und dürfen sie sich einbringen?
    Pädagogische Mitarbeiter können beim Mittagessen vie-
    les über die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen      • Werden die schulischen Bemühungen durch das
    sowie deren Umgang miteinander erfahren. Weiterhin             Elternhaus unterstützt?
    können individuelle Essgewohnheiten beobachtet wer-
    den, etwa wie wertschätzend die Schüler mit dem Essen
    umgehen oder wer noch nicht gut mit Messer und Gabel
    essen kann.
                                                               Zusammenfassung
    Diese direkten und indirekten Rückmeldungen offenba-
    ren somit mögliche Entwicklungsbedarfe und Wünsche         Eine gut besuchte Mensa, ein abwechslungsreicher Spei-
    auf Seiten der Schüler, die z. B. im Rahmen von Projekt-   seplan, satte und fitte Schüler, zufriedene Eltern – um
    arbeiten aufgegriffen werden können. Gleichzeitig          diese Qualität aufbauen und halten zu können, müssen
    ermöglichen sie auch Rückschlüsse auf die allgemeine       alle zusammenwirken. Schulverpflegung ist eine Quer-
    Wahrnehmung der Mittagsverpflegung. Umso wichtiger         schnittsaufgabe. Alle Akteure müssen an Fragen der
    ist es, dass die pädagogischen Mitarbeiter die guten wie   Akzeptanz mitarbeiten. Nur so kann sich die Qualität des
    schlechten Eindrücke in den schulinternen Austausch        Essens langfristig verbessern.
    einbringen – und auch einbringen dürfen. Dies ist wiede-
    rum vom Grad der Beteiligung abhängig, den Schullei-       Wenn alle Beteiligten motiviert sind, die Schulverpfle-
    tung und Lehrkräfte den externen Mitarbeitern im Rah-      gung zu optimieren, ist das der Schlüssel zum Erfolg.
    men des Schulgeschehens zugestehen.                        Veränderungen können am besten angestoßen werden,
                                                               wenn alle an einem Strang ziehen. Für pädagogische
    Das Engagement aller Akteure ist die Voraussetzung für     Mitarbeiter ist es wichtig, Zuständigkeiten und Interes-
    Qualität und Akzeptanz der Verpflegung. Somit ist auch     sen aller beteiligten Akteure zu kennen und in stetiger
    die Frage, welches Lernen im Zusammenhang mit Essen        Kommunikation zu bleiben. Hierdurch werden Möglich-
    und Trinken möglich ist, immer von mehreren Perspekti-     keiten, aber ebenso Grenzen pädagogischen Handelns
    ven zu beleuchten:                                         aufgezeigt.

      • Welche Erfahrungen sind beim gemeinsamen
        Mittagessen möglich?
      • Sind darüber hinaus ernährungsspezifische
        Projekte zeitlich und personell denkbar?
      • Was kann hier gelernt werden?
      • Wie nachhaltig können diese Lernprozesse
        wirken?

8    Alle an einem Strang – Akteure der Schulverpflegung
Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
Gemeinsam auf dem
Weg – Konzeption und
Kommunikation

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Mahlzeit! Die Gestaltung der Mittags-verpflegung im Ganztag - Praxisheft Schulverpflegung - Bayern.de
Eine gemütlich gestaltete Mensa, in der Schüler gerne        Im Verpflegungsleitbild werden beschrieben:
     zum gemeinsamen Essen zusammenkommen – was auf
     den ersten Blick so einfach aussieht, erfordert im Vorfeld
     eine gründliche Planung. Mittagsverpflegung ist aller-
     dings nicht gleich Mittagsverpflegung. Jede Schule muss                           Kommunikation inner-
     sich hierzu ihre eigenen Gedanken machen und mög-                                 und außerhalb der
     lichst mit allen beteiligten Akteuren ein gemeinsames                             Schulfamilie
     Konzept erarbeiten.

                                                                                                           Organisation
                                                                                                           der Verpflegung
     Essensgremium
                                                                       Speisen- und
     Bei der Organisation, Umsetzung und Weiterentwicklung             Getränkeangebot
     der schulischen Mittagsverpflegung spielen demnach
     Partizipation und stetige Kommunikation eine wesentli-
     che Rolle. Hierzu hat sich die Einrichtung eines Essens-
                                                                                                           Pädagogisches
     gremiums bewährt. Dies ist ein Arbeitskreis aller an der                                              Lernfeld
     Schulverpflegung beteiligten Personen. Schulleitung,                     Raumsituation
     Speisenanbieter, Lehrer, pädagogische Mitarbeiter, Schü-                 der Schulmensa
     ler und Eltern – sie alle sollten hier erwünscht sein und
     ein gleichberechtigtes Mitspracherecht haben. Je nach
     Bedarf und aktuellen Fragestellungen ist es ebenso sinn-
     voll, Sachaufwandsträger und Fachexperten aus ver-
     schiedenen Bereichen (z. B. Lebensmittelüberwachung,
     Gesundheitsamt, Vernetzungsstelle Kita- und Schulver-
     pflegung Bayern) hinzuzuziehen. Das Essensgremium ist        VOM LEITBILD ZUM KONZEPT
     ein Ort, an dem Interessen vertreten, Probleme offen         Wo stehen wir in Bezug auf die Mittagsverpflegung? Wo
     angesprochen und gemeinsam Lösungen gefunden wer-            sehen wir Stärken und Schwächen? Welche (übergeord-
     den. Stellen pädagogische Mitarbeiter etwa fest, dass es     neten) Ziele werden mit der Schulmensa verfolgt? Die
     – trotz Umgangsregeln und guter Organisation – in der        Antworten hierauf bilden eine erste Arbeitsgrundlage,
     Mensa immer noch zu laut ist oder die Schüler unzufrie-      die im Rahmen einer ersten Bestandsaufnahme und
     den mit dem Speisenangebot sind, so sollten sie dies im      ersten Planung des Essensgremiums festgelegt werden
     Essensgremium zur Sprache bringen. Wichtig ist es,           können. Die Mitglieder präzisieren diese Zielvorgaben im
     einen Verpflegungsbeauftragten zu benennen, der die          Laufe ihrer weiteren Zusammenarbeit. Sie formulieren
     Treffen des Essensgremiums organisiert und koordiniert.      einzelne Schritte zur Zielerreichung, besprechen Detail-
     Er ist erster Ansprechpartner rund um das Thema „Ver-        fragen der Verpflegung und treffen Entscheidungen.
     pflegung“. Er bündelt alle Anliegen rund um den Spei-
     senplan und bringt sie im Essensgremium ein. Zu              Ein Vorgehen in vier Stufen hat sich bewährt:
     bedenken ist dabei, dass die Einrichtung eines Essens-
     gremiums nichts an den gegebenen Entscheidungskom-
     petenzen von Schulleitung und Schulforum ändert.
                                                                                       4. Kontrolle
                                                                                       Haben wir unsere Ziele erreicht?
                                                                                       Wie soll es weitergehen?
     Verpflegungsleitbild und Verpflegungs-
     konzept                                                                   3. Umsetzung
                                                                               Setzen wir unsere Planung transparent um?
     Das Essensgremium ist gebildet – doch wie gelangen                        Beziehen wir alle gleichermaßen ein?
     dessen Mitglieder nun zu einem gemeinsamen Konzept
     der Mittagsverpflegung? Welche Schritte sind hierzu hilf-
     reich? Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung              2. Planung
     Bayern empfiehlt im ersten Schritt das Erstellen eines               Welche Ziele möchten wir erreichen?
     Verpflegungsleitbildes. Dieses formuliert den Stellen-               Welche Maßnahmen möchten wir umsetzen?
     wert der Mittagsverpflegung für die Schule in knapper
     Form und sollte unter Einbindung aller Akteure im              1. Bestandsaufnahme
     Essensgremium erstellt werden. Das Verpflegungsleit-           Wo stehen wir?
     bild ist Teil des Schulleitbildes und kann als Qualitäts-      Wo sehen wir Stärken und Schwächen?
     merkmal der Schule genutzt werden.

10    Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
Zudem können in den turnusmäßigen Besprechungen             Schulgemeinschaft im Rahmen der Mittagsverpflegung
aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen disku-         zentral und wichtig sind. Auch hier kann es keine stan-
tiert werden. Wichtig ist es jedoch, die Einhaltung der     dardisierten Lösungen geben.
festgelegten Kriterien auch zu überprüfen. Dabei ist es
                                                            Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern
hilfreich, wenn Feedbacksysteme, Berichtspflichten oder
                                                            empfiehlt, das Verpflegungskonzept nicht losgelöst vom
Audits vereinbart werden.
                                                            jeweiligen Schulprofil zu betrachten. Denn: Die Mittags-
                                                            verpflegung ist ein fester Bestandteil der Ganztags-
                                                            schule. Wie alle schulischen Lern- und Lebensbereiche
AUS DER PRAXIS: „VERPFLEGUNGSLEITBILD“                      sollte daher auch sie inhaltlich im pädagogischen Schul-
                                                            konzept verankert sein. Dies zu fokussieren ist vornehm-
Unsere neue Mensa schafft eine gemütliche Essatmo-          lich Aufgabe der Schulleitungen. Somit wird sicherge-
sphäre, in der sich die Schüler wohlfühlen. Freundschaf-    stellt, dass die Verpflegungsaufgabe im Einklang mit den
ten werden vertieft und Kontakte geknüpft. Die Organi-      pädagogischen Grundprinzipien der Schule erfolgt, z. B.
sation der Mittagsverpflegung zielt darauf ab, dass alle    dass das Prinzip der Schülerpartizipation nicht nur im
Kinder ein möglichst frisches Essen mit kurzen Warmhal-     Unterricht, sondern auch im Rahmen der Speiseplan-
tezeiten bekommen. Wir möchten mit unserem vollwer-         und Essensgestaltung zum Tragen kommt.
tigen Speisenangebot die Ernährungsgewohnheiten
                                                            Verpflegungsleitbild und Verpflegungskonzept – wieso
unserer Schüler nachhaltig positiv prägen. Ernährungs-
                                                            sind diese Begrifflichkeiten für pädagogische Mitarbeiter
bildungsprojekte inner- und außerhalb des Unterrichts
                                                            relevant? Sicher sind Schulleitung und Sachaufwandsträ-
unterstützen dieses Ziel.
                                                            ger die zentralen Akteure bei der Abwicklung der forma-
                                                            len Prozesse. Aber: Konkrete Entscheidungen zur Mit-
Das Verpflegungsleitbild spiegelt die zentralen Werte der   tagsmahlzeit sollten in Zusammenarbeit aller an der
Verpflegung in der Schule wider. Die detaillierte Umset-    Schulverpflegung beteiligten Akteure getroffen werden
zung der im Verpflegungsleitbild beschriebenen Grund-       – und daher auch mit Beteiligung der pädagogischen
gedanken wird im Verpflegungskonzept durch konkrete         Mitarbeiter. Nur auf diese Weise kann ein Verpflegungs-
Maßnahmen zur Umsetzung der Mittagsverpflegung              konzept entstehen, welches von allen Akteuren einver-
ergänzt.                                                    nehmlich getragen wird.

So finden sich im Verpflegungskonzept etwa Antworten        Kommen pädagogische Mitarbeiter an eine Schule mit
auf folgende Fragen:                                        bereits etablierter Mittagsverpflegung, sollten sie sich
                                                            über den bestehenden Rahmen informieren. Denn Ver-
                                                            pflegungsleitbild, Verpflegungskonzept und pädagogi-
  • Wie wird die Verpflegung an der Schule organi-          sches Schulkonzept formulieren diejenigen Grundsätze,
    siert? Wie verlaufen Bestellung, Bezahlung, Zu-         an denen sich ihre spätere Arbeit in der Ganztagsschule
    bereitung/Anlieferung und Ausgabe der Speisen?          orientiert. Sie erhalten hier die notwendigen Informatio-
    Wie werden die Abfälle entsorgt?                        nen in Bezug auf die Organisation und pädagogische
                                                            Begleitung der Mittagsverpflegung, u.a. zu folgenden
  • Nach welchen Vorgaben werden Speiseplan und             Aspekten:
    Getränkeversorgung gestaltet? Wie erfolgt hierbei
    die Orientierung am DGE-Qualitätsstandard? Wel-
    che Essgewohnheiten sollen Schüler entwickeln?            • Auf welche Weise sind pädagogische Mitar-
  • Wie wird die Mensa gestaltet? Wofür kann die                beiter in den Ablauf der Mittagsverpflegung
    Mensa außerhalb der Essenszeiten genutzt                    eingebunden?
    werden?                                                   • Wie erfolgen diese Prozesse?
  • Was sollen die Schüler im Zusammenhang von                • Welches System wird z. B. zur Essensbestellung
    Essen und Trinken lernen? Welche Aspekte von                verwendet?
    Ess- und Tischkultur sind für die Beteiligten von
    Bedeutung? Wie können die Schüler aktiv einge-            • Wie wird das Essen an die Schüler ausgegeben?
    bunden werden? Was ist der Schulgemeinschaft              • Inwieweit hat diese Organisation (z. B. das ge-
    bei der pädagogischen Begleitung des Mittag-                wählte Ausgabesystem) Auswirkungen auf die
    essens wichtig? Wie kann das Thema Ernährung                Betreuungsarbeit?
    innerhalb und außerhalb des Unterrichts aufge-
                                                              • Worauf legt die Schulgemeinschaft Wert, wenn es
    griffen werden?
                                                                um die pädagogische Begleitung des Mittages-
                                                                sens und die Schülerpartizipation geht?
Das Verpflegungskonzept beschreibt somit die konkrete         • In welcher Form werden zusätzliche Ernährungs-
Vorgehensweise und Maßnahmen der jeweiligen Schule.             projekte (mit Kooperationspartnern) unterstützt?
Es vereint all diejenigen Aspekte, die für die

                                                               Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation     11
Es ist Aufgabe der pädagogischen Mitarbeiter, diese the-    ebenso eine gesellschaftliche und pädagogische
     oretischen Vorgaben täglich in den Schulalltag zu integ-    Funktion.
     rieren. Aber: Sie sollen (und können) diese nicht nur
     umsetzen, sondern auch auf ihre Praxistauglichkeit prü-     GESUNDHEIT
     fen. Dies trägt wesentlich zur Qualitätsentwicklung und
     -sicherung der Mittagsverpflegung bei.                      Aus gesundheitsförderlicher Sicht schafft eine ausgewo-
                                                                 gene Mittagsverpflegung zunächst die grundsätzliche
                                                                 Voraussetzung für eine ganztägige Konzentrations- und
                                                                 Leistungsfähigkeit. Daneben kann ein ungünstiges Ess-
     Dimensionen der Mittagsverpflegung                          und Trinkverhalten im Kinder- und Jugendalter die spä-
                                                                 tere Gesundheit beeinflussen. Es begünstigt ernährungs-
     Wieso ist es überhaupt wichtig, sich Gedanken zur Mit-
                                                                 mitbedingte Erkrankungen wie Übergewicht/ Adipositas,
     tagsverpflegung zu machen? Welche Argumente spre-
                                                                 Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-
     chen für ein durchdachtes Konzept im Rahmen des
                                                                 Krankheiten. Die Mittagsverpflegung liefert ebenso einen
     Schulgeschehens? Was kann den Schülern hierdurch ver-
                                                                 wichtigen Beitrag zur psychosozialen Gesundheit. Der
     mittelt werden?
                                                                 Unterrichtsalltag ist mit stetigen Leistungsanforderun-
                                                                 gen an die Schüler verbunden. Das gemeinsame Mittag-
                                                                 essen schafft hier die notwendige Pause, um sich aus
     AUS DER PRAXIS: „BESSER ESSER“                              den schulischen Aufgaben auszuklinken, sich geistig zu
                                                                 entspannen und mit anderen auszutauschen. Dies trägt
     Im Rahmen eines Elternabends an der Ganztagsschule          auch zu einem stärkeren Wohlbefinden und Wohlfühlen
     Langengut wurde das neue Schulverpflegungskonzept           im Lebensraum Ganztagsschule bei.
     „Besser Esser“ vorgestellt. Pauls Mutter unterstützt die-
     ses Vorhaben, da ihr Sohn hierdurch regelmäßig eine         GESELLSCHAFT
     (warme) Mahlzeit erhält. Er kann sich so für den Nach-
     mittag stärken und besser konzentrieren. Beim gemein-       Aus gesellschaftlicher Perspektive übernimmt die Ganz-
     samen Mittagessen fühlt sich Paul gut aufgehoben. Es        tagsschule eine wichtige Rolle in Bezug auf die Verein-
     bereitet ihm Freude, mit seinen gleichaltrigen Mitschü-     barkeit von Familie und Beruf. Sie sollte Kindern und
     lern zu essen. Er genießt das lockere Zusammenkom-          Jugendlichen Möglichkeiten der Erholung, des Zusam-
     men, keiner wird hier beurteilt oder benotet. Nach dem      menseins mit Gleichaltrigen und des eigenständigen,
     Essen kann Paul sich einfach ungezwungen mit den            situationsbezogenen Erkundens bieten. Dadurch kann
     anderen unterhalten. Jeder kommt zu Wort und auch die       die Lücke geschlossen werden, die durch den wegfallen-
     anwesenden pädagogischen Mitarbeiter sind sich für          den Freiraum für alterstypische Interessen am Nachmit-
     einen Spaß nicht zu schade. Die Stimmung ist meist          tag entsteht. In diesem Rahmen trägt die Ganztagsschule
     fröhlich und entspannt, was für ihn nach dem anstren-       auch zu einer verbesserten sozialen Teilhabe bei. Lern-,
     genden Unterricht wichtig ist.                              Spiel-, Freizeit- und Erholungsangebote sind nicht mehr
                                                                 vom Wohnumfeld oder sozio-ökonomischen Status der
     Paul kommt gerne in die Mensa. Sie ist hell und freund-     Familie abhängig, sondern können von allen Schülern
     lich, die Tische sind jedes Mal schön gedeckt und sauber.   erreicht und genutzt werden. Dies trifft auch auf die Mit-
     Daher ist es für ihn selbstverständlich, sein benutztes     tagsverpflegung zu, die allen Kindern und Jugendlichen
     Geschirr anschließend in den Essenswagen zu räumen          ein vollwertiges Essen anbieten soll.
     und den Tisch sauber zu hinterlassen. Hierauf wird aber
     auch geachtet. Bei der Auswahl des Essens ist er mit der    Eines der wichtigsten Argumente zielt dahin, Essen (wie-
     Zeit mutiger geworden. Er probiert auch Lebensmittel,       der) als gesellschaftliches Ritual zu verankern. Es ist eine
     die er noch nicht von zu Hause kennt. Innerhalb einer       Art Treffpunkt, um über Ereignisse des Tages zu sprechen
     asiatischen Themenwoche hat er sogar schon einmal mit       und sich auszutauschen. Die in unserer Gesellschaft typi-
     Stäbchen gegessen. Im Rahmen der Nachmittagsbetreu-         sche Zeitknappheit schlägt sich jedoch auch im Umgang
     ung wurden von pädagogischen Mitarbeitern Besuche           mit dem Essen nieder. Gegessen wird hastig auf dem
     bei einem regionalen Metzger, Bäcker und Koch organi-       Weg zum Schulbus oder beim Telefonieren. Zu Hause
     siert. Diese haben Paul geholfen zu verstehen, wie          sehen Jugendliche fern oder verschicken Nachrichten
     Lebensmittel verarbeitet werden und was hierzu not-         über das Smartphone, während sie die (vom Lieferser-
     wendig ist. Dies zu sehen, hat ihn sehr beeindruckt.        vice georderte) Mahlzeit verzehren. Die Konzentration
                                                                 gilt oftmals nicht mehr dem Essen und dessen
                                                                 Geschmack. Elemente wie Ästhetik und Sinnlichkeit spie-
     Dieses Praxisbeispiel zeigt verschiedene Gründe auf, die    len eine untergeordnete Rolle. Damit verliert auch der
     für eine organisierte Mittagsverpflegung innerhalb der      gesellschaftliche Aspekt an Bedeutung. Dem kann das
     Ganztagsschule sprechen. Sie ist nicht nur aus gesund-      gemeinsame Mittagessen in der Mensa entgegenwirken.
     heitsförderlicher Perspektive wichtig, sondern erfüllt      Schüler können hier erleben, wie gut es tut, sich für das

12    Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
DIMENSIONEN DER MITTAGSVERPFLEGUNG

                                           • Erhaltung, Steigerung von Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit

              Gesundheit                   • Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention
                                           • Psychozoialer Beitrag: Entspannung und Erholung

                                           • Vereinbarkeit von Familie und Beruf

             Gesellschaft                  • Erhöhung der sozialen Teilhabechancen
                                           • Essen als gesellschaftliches Ritual

                                           • Pflege von Ess- und Tischkultur
                                           • Erweiterung von sozialen und persönlichen Kompetenzen
          Bildung/Erziehung
                                           • Mensa als Wohlfühlort
                                           • Förderung von Alltagskompetenzen im Rahmen der außer-
                                             unterrichtlichen Betreuung

Essen gemeinsam Zeit zu nehmen und an einem separa-         Qualitätssicherung
ten Ort zusammen zukommen. Auf diese Weise werden
ihnen wichtige gesellschaftliche Werte vorgelebt und        Wie kann eine gemeinsame Qualitätssicherung gelin-
vermittelt.                                                 gen? Ausgangspunkt dieser ist das schulische Verpfle-
                                                            gungskonzept. Denn: Was die jeweilige Schule im Rah-
BILDUNG/ERZIEHUNG                                           men der Mittagsverpflegung umsetzen möchte, ist hier
Die Mittagsverpflegung erfüllt auch eine Bildungs- und      detailliert beschrieben, kann durch spezielle Maßnahmen
Erziehungsaufgabe. Im Rahmen des gemeinsamen Mit-           gemessen und dann gegebenenfalls optimiert werden.
tagessens können Schüler alltägliche Fähigkeiten lernen:
Tischmanieren, einen adäquaten Umgang mit Essen, die        FEEDBACK
Übernahme von Verantwortung (z. B. beim Abräumen            Wie zufrieden sind alle Beteiligten mit der angebotenen
des Tisches). Dies sind nur einige Beispiele. Über die      Mittagsverpflegung? Der Aufbau einer Feedback-Kultur
Essenssituation hinaus kann die Mittagsverpflegung          an der Schule stellt eine effektive Maßnahme zur Erhö-
Thema im Rahmen der außerunterrichtlichen Betreuung         hung der Akzeptanz und zur Qualitätssicherung dar.
sein. Projekte rund um das Essen und Trinken ermögli-       Hierzu gehören neben regelmäßigen und zielgruppen-
chen es, die bei Tisch gesammelten Eindrücke zu reflek-     spezifischen Befragungen ebenso ein adäquater Um-
tieren und die Schüler bei der Ausgestaltung des Mit-       gang mit Kritik und eine wertschätzende Grundhaltung.
tagessens mit einzubeziehen. Auch die Verbindung zu         Auch sollten die Beteiligten sehen können, dass sich
Inhalten des Unterrichts ist möglich. Eine Filmdokumen-     etwas tut. Eine erbetene Rückmeldung, die verpufft, ist
tation über die neue Mensa, die gemeinsame Speisen-         für die Mitwirkenden ärgerlich. Das Informationsbrett in
planung für einen bestimmten Anlass – diese Projekte        der Schule, ein Artikel in der Schülerzeitung oder ein
fördern nicht nur eine Auseinandersetzung mit Alltags-      Newsletter per E-Mail – dies sind Möglichkeiten, Verän-
kompetenzen wie Essen und Trinken. Sie schaffen gleich-     derungen bei der Schulfamilie bekannt zu machen und
zeitig eine Verbindung zu Inhalten aus den Bereichen        zu zeigen, dass ihr Feedback ernst genommen wird.
Medienbildung, Organisation/Verwaltung, Wirtschaft
und Marketing. Die Schüler lernen das unterrichtliche
Wissen praxisnah einzusetzen, indem sie etwa die Aus-
gaben für die benötigten Lebensmittel kalkulieren. Die
Mittagsverpflegung bietet den Schülern somit vielfältige
Möglichkeiten etwas zu erlernen. Voraussetzung dafür
ist, das Wort „Lernen“ nicht allein auf Wissensvermitt-
lung im Unterricht zu reduzieren.

                                                                Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation   13
Einige Feedbackmöglichkeiten und ergänzende Ideen          Zusammenfassung
     werden hier vorgestellt:
                                                                Das Angebot einer Mittagsmahlzeit ist für Schulen mit
                                                                einem gebundenen Ganztagszweig oder einem offenen
       • Regelmäßige Befragungen (Schüler, Eltern, Leh-         Ganztagsangebot bayernweit verpflichtend. Wie wird die
         rer, pädagogische Mitarbeiter) in Papierform oder      Mittagsverpflegung auf Basis dieser Rahmenbedingung
         online.                                                umgesetzt? Sehr unterschiedlich! Es ist nicht möglich,
       • Feedbackboxen mit Zettel und Stift oder die Vertei-    ein allgemeingültiges „Patentrezept“ für eine gelungene
         lung von Fragekärtchen, die eine anonyme Rück-         Mittagsverpflegung zu formulieren. Jede Schule hat ihr
         meldung direkt vor Ort ermöglichen.                    eigenes Profil, verbindet eigene Vorstellungen und Ziele
                                                                mit einer gesundheitsförderlichen Mittagsverpflegung.
       • Bälle, die in verschieden Körbe (je nach Bewer-
                                                                Zudem ist die konkrete Umsetzung auch abhängig von
         tung: + oder –) geworfen werden können.
                                                                den jeweiligen Rahmenbedingungen bei Sachaufwands-
       • Punkte, die an einem Abstimmungsbarometer an           trägern, Schulen und Kooperationspartnern sowie dem
         der Mensawand angebracht werden können.                Engagement und Interesse aller Beteiligten. Ein geeigne-
                                                                tes Schulverpflegungskonzept kann somit nur in der Ent-
       • Die Erstellung eines Gästebuchs.
                                                                wicklung von passenden Lösungen für die jeweilige
                                                                Schule und unter partnerschaftlicher Beteiligung aller
                                                                Akteure entstehen. Somit können auch die konkreten
     Hier können pädagogische Mitarbeiter ihre Ideen ein-
                                                                Ansprüche an die pädagogischen Mitarbeiter von Schule
     bringen und vor Ort sehen, wie die einzelnen Methoden
                                                                zu Schule variieren. Werden pädagogische Mitarbeiter
     bei den Schülern ankommen.
                                                                „nur“ für Angebote im Ganztag eingeplant? Oder wird
                                                                ihnen z. B. auch Zeit für Gespräche mit Lehrern und
     ÖFFENTLICHKEITSARBEIT                                      Eltern eingeräumt? Je nach Spielraum zeigt sich, inwie-
     Wie rücken Mittagsverpflegung, die (neue) Mensa und        weit die außerunterrichtliche Betreuung tatsächlich in
     das Thema Ernährung stärker in den Fokus aller Beteilig-   den Schulalltag und das pädagogische Schulkonzept
     ten? Indem sie aktiv beworben werden! Der Kreativität      integriert ist. Innerhalb der Mittagsverpflegung hat sich
     sind hier keine Grenzen gesetzt. Je nach Schule finden     der Austausch aller Beteiligten im Rahmen eines Essens-
     sich zahlreiche Möglichkeiten, die auch von pädagogi-      gremiums bewährt. In turnusmäßigen Gesprächen kön-
     schen Mitarbeitern im Rahmen ihrer Aufgaben unter-         nen so aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
     stützt oder organisiert werden können:                     diskutiert werden. Kontinuierliche Absprachen zwischen
                                                                allen Beteiligten sind die Voraussetzung für reibungslose
                                                                Abläufe im Schulalltag. Erst Transparenz ermöglicht
       • Öffentlichkeitswirksame Projekte mit Einbindung        gegenseitiges Verständnis. Eine gute, umfassende und
         verschiedener Kooperationspartner (z. B. Catering-     partizipative Kommunikation sorgt dafür, dass Qualität
         projekt zur Eröffnung des neuen Jugendhauses).         wahrgenommen, geschätzt und sichergestellt wird.

       • Bildergalerien, Ausstellungen zu Schulveranstal-
         tungen und Projekten (z. B. Impressionen der
         Gesundheitswoche).
       • Veröffentlichung einer „Gebrauchsanweisung“ für
         die Mensa oder Artikel über Neuerungen in der
         Mensa (z. B. Bonussystem) in der Schülerzeitung
         oder im Internet.
       • Ankündigungen von Aktionswochen oder Testver-
         kostungen durch Plakate, Aufsteller, Flyer etc.
       • Aufbau einer Marke: Name und Logo geben der
         Mensa ein Gesicht und können öffentliche Ankün-
         digungen zieren.
       • Nutzung verschiedener Medien, um alle Beteilig-
         ten zu informieren und die Mittagsverpflegung
         bekannt(er) zu machen: Schülerzeitung, Broschü-
         ren/Flyer, schwarze Bretter in der Schule, Veran-
         staltungen/Elternabende, Aktionen, Speisekarte
         als Infomedium, Internetseite usw.

14    Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
Checkliste: Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung
Checkliste „Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung“

VERPFLEGUNGSLEITBILD          Gibt es an Ihrer Schule eine übergeordnete Vision für die Mittagsverpflegung?
                              Wenn ja:
                              • Welche Ziele werden mit der Mittagsverpflegung verbunden?
                              • Welcher Stellenwert im Schulleben wird hierin deutlich?

VERPFLEGUNGSKONZEPT           Sind Maßnahmen und Abläufe der Mittagsverpflegung, z. B. unter dem Namen
                              Verpflegungskonzept, schriftlich dokumentiert?
                              Wenn ja:
                              • Haben Sie und alle anderen Beteiligten hiervon Kenntnis?
                              • Wo ist es zu finden?
                              • Welche Inhalte daraus sind für Ihre Arbeit relevant?
                              Wenn nein:
                              • Nach welchen Vorgaben können Sie sich richten?
                              • Woher wissen Sie, was der Schule im Rahmen der Mittagsverpflegung
                                wichtig ist und was umgesetzt werden soll?
                              • Wer vermittelt Ihnen das notwendige Wissen hierzu?

ESSENSGREMIUM                 Findet eine regelmäßige Kommunikation zwischen allen Beteiligten statt?
                              In welcher Form, wann und wie oft?
                              Wenn ja:
                              • Sind Sie ein fester Teilnehmer des Essensgremiums? Wer sind die
                                anderen festen Teilnehmer?
                              • Welche Atmosphäre herrscht dort? Haben Sie das Gefühl, Sie können Ihre
                                Ideen und Anliegen gleichberechtigt einbringen?
                              • Welche Themen werden hier zu Sprache gebracht?
                              Wenn nein:
                              • Kommen Sie mit Ihren Aufgaben im Rahmen der Mittagsverpflegung zurecht?
                              • Haben Sie weitere Anregungen, wie z. B. die Mensa freundlicher gestaltet
                                werden könnte?
                              • An wen wenden Sie sich?
                              • Was wurde mit der Schule vereinbart?

VERPFLEGUNGS-                 Gibt es für die Verpflegung einen festen Ansprechpartner an Ihrer Schule?
BEAUFTRAGTER                  Wenn ja:
                              • Ist dieser in der Schule allen Beteiligten bekannt?
                              • Wie kann er wann erreicht werden (z. B. Kontaktdaten mit Sprechzeiten am
                                schwarzen Brett der Schule)?
                              Wenn nein:
                              • An wen wenden Sie sich bei Fragen, Anregungen und Wünschen?
                              • Was wurde mit der Schule vereinbart?

                                                            Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation   15
Checkliste „Konzeption, Kommunikation und Qualitätssicherung“

     QUALITÄTSSICHERUNG                Beurteilen Sie auf der Grundlage Ihrer Aufgabenbereiche:
                                       • Wo stimmen Theorie (Verpflegungskonzept) und Praxis überein?
                                       • Was erkennen Sie im Alltag (Mittagszeit, Betreuung)?
                                       • Wo gehen Theorie und Praxis auseinander und warum?
                                       • Wie kann dies geändert werden und wo können Sie selbst etwas ändern?
                                       • Bringen Sie Ihre Eindrücke in das Essensgremium ein?
                                       Konsequenz: In welchen Bereichen sollte das Verpflegungskonzept der Schule
                                       noch verfeinert werden?

     MASSNAHMEN DER                    Beurteilen Sie die folgenden Fragen aus zwei Perspektiven:
     QUALITÄTSSICHERUNG                Ü Welche Maßnahmen werden in der Schule umgesetzt?
                                       Ü Welche Maßnahmen setzen Sie im Rahmen ihrer Aufgaben
                                          um bzw. können Sie umsetzen?

            KOMMUNIKATION              Gibt es regelmäßige Zufriedenheitsabfragen zur Mittagsverpflegung von
                                       Schülern, Eltern, pädagogischem Personal,…?
                                       • In welcher Form kann die Schulfamilie ihr Feedback generell äußern?
                                       • Welche Möglichkeiten gibt es? (Wunschboxen, Rückmeldemöglichkeiten,
                                         Befragungen…)
                                       • Wie wird die Zufriedenheit explizit im Hinblick auf das Speisenangebot
                                         abgefragt?
                                       • Wie können sich v.a. die Schüler hierzu äußern?
                                       • Wie wird die Mittagsverpflegung beworben? Welche Öffentlichkeitsarbeit
                                         wird betrieben?

               PARTIZIPATION           Wie können Schüler, Eltern und pädagogisches Personal an der Mittags-
                                       verpflegung teilhaben?
                                       • Erfolgt ein regelmäßiger Austausch aller Beteiligten (z. B. im
                                         Essensgremium)?
                                       • Wie/über welche Kanäle werden Informationen zur Mittagsverpflegung
                                         gestreut?
                                       • In welcher Form können Sie die Schüler einbeziehen?
                                       • Welche Projekte/Aktionen wurden/haben Sie zusammen mit den Schülern
                                         geplant und umgesetzt?
                                       • Gibt es hierzu Bildmaterialien, Fotoprotokolle, Schülerartikel, die für eine
                                         werbewirksame Darstellung genutzt werden können?

                 WEITERE               Welche weiteren Maßnahmen werden darüber hinaus zur Qualitäts-
       AKZEPTANZFAKTOREN               sicherung umgesetzt?
                                       • Wie kann man die Mittagsverpflegung an Ihrer Schule noch optimieren?
                                       • Welche Ideen haben Sie?
                                       • Welche weiteren Akzeptanzfaktoren sollten nach Ihrer Ansicht verbessert
                                         werden und weshalb?

16   Gemeinsam auf dem Weg – Konzeption und Kommunikation
Ernährung erlebbar
machen – Lernen in
der Ganztagsschule

                     17
Die Schule ist traditionell ein Ort des formalen Lernens,      Lernort Mahlzeit
     orientiert an Lehr- und Rahmenplänen. Die Umsetzung
     der Inhalte wird durch Zensuren/Noten bewertet und im          Indem sich die Ganztagsschule für weitere Lernformen
     Rahmen eines Schulabschlusses (z. B. erfolgreicher             öffnet, können auch die Bildungspotenziale der Mittags-
     Abschluss der Mittelschule, Abitur) zertifiziert. Darüber      verpflegung zum Tragen kommen. Das gemeinsame Mit-
     hinaus ist ein lebenslanges Lernen notwendig, das stär-        tagessen in der Mensa sowie Projekte rund um das
     ker auf die Bewältigung von immer neuen Herausforde-           Essen und Trinken ermöglichen informelles und nicht-for-
     rungen, auf die Vermittlung von Zusammenhängen und             males Lernen. Was kann hierbei gelernt werden? Die Mit-
     elementaren Alltagskompetenzen zielt. Dazu sollte auch         tagsverpflegung bietet inhaltlich den Rahmen für Lern-
     die Institution Schule ihren Beitrag leisten: mit vielfälti-   prozesse in den Bereichen Ess- und Tischkultur, soziale
     gen Angeboten, die entdeckendes und situationsbezoge-          und persönliche Kompetenzen sowie Raumgestaltung
     nes Lernen fördern sowie mit Lernumgebungen, die zum           und -wirkung.
     selbstständigen Weiterforschen motivieren. Um diesen
     umfassenden Auftrag zu erfüllen, müssen verschiedene           Sie betreffen sowohl das gemeinsame Mittagessen als
     Lernformen innerhalb der Ganztagsschule miteinander            auch die Bildungs- und Projektarbeit im Rahmen der
     verbunden werden.                                              außerunterrichtlichen Betreuung und sind als Denkan-
                                                                    stöße gedacht. Was in welchem Rahmen umgesetzt wer-
                                                                    den kann und worauf besonders geachtet werden muss,
                                                                    ist immer von der jeweiligen Schule abhängig. Welche
     Formales, nicht-formales und informelles                       Vorgaben setzt die Schule? Welches pädagogische Kon-
     Lernen                                                         zept verfolgt sie? Um welche Schulform handelt es sich?
                                                                    Wie viele Schüler in welchem Alter sind zu betreuen?
     Welche verschiedenen Lernformen gibt es? Dies wird             Wie homogen/heterogen gestaltet sich diese Schüler-
     beispielhaft anhand der Vorgaben der Europäischen              gruppe (z. B. in Bezug auf Verhalten, Entwicklungsstand,
     Kommission erklärt. Sie unterscheidet zwischen forma-          kulturellen Hintergrund)? Welche Wünsche äußern die
     lem, nicht-formalem und informellem Lernen. Was hier-          Schüler? Wo sehen pädagogische Mitarbeiter noch Ent-
     unter zu verstehen ist, zeigt die nachfolgende Tabelle. Die    wicklungsbedarf? Welchen zeitlichen und räumlichen Vor-
     einzelnen Definitionen werden zur Veranschaulichung            gaben unterliegt ihre Arbeit? Wie viele pädagogische
     mit möglichen Lernorten versehen. Auf dieser Basis wer-        Mitarbeiter stehen für die besagte Anzahl an Schülern
     den die Lernformen auf Bereiche der Ganztagsschule als         zur Verfügung?
     so genannter „kleiner Bildungslandschaft“ übertragen.
     Die Grenzen zwischen diesen Lernformen sind natürlich          ESS- UND TISCHKULTUR
     in der Praxis fließend. Jedoch hilft diese Einteilung, den     Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt
     Blick dafür zu weiten, wo und in welcher Form Lernen           die Teilnahme von Lehrkräften und/oder pädagogischen
     überhaupt stattfinden kann. Kinder und Jugendliche ler-        Mitarbeitern am gemeinsamen Mittagessen. Hinsichtlich
     nen nicht nur innerhalb von fremdorganisierten und ziel-       der Tischsitten und Kommunikationsregeln dienen diese
     gerichteten Angeboten, sondern zu einem Großteil unge-         als Vorbild, an denen sich die Schüler orientieren
     plant und im Lebenszusammenhang. Schüler wünschen              können.
     sich ebenso Mitsprache bei ihren Lernaktivitäten und
                                                                    Was steckt hinter den Begriffen Ess- und Tischkultur? In
     möchten ihr Umfeld mitgestalten. Lernen bedeutet somit
                                                                    welchem Umfang sind bestimmte Aspekte auch für die
     mehr als nur das Pauken von Vokabeln oder das Aus-
                                                                    schulische Mittagsverpflegung relevant?
     wendiglernen von einzelnen Rechenregeln. Experimen-
     tieren, entdecken, ausprobieren, ein Problem lösen, hin-       Essen ist nicht mit einer bloßen Nahrungsaufnahme
     terfragen, spielen, helfen, sich streiten, … – dies alles      gleichzusetzen. Es ist ein wesentliches Kulturgut, das mit
     sind lernrelevante Aktivitäten. Und alle können ihren          Regeln, Sitten und Ritualen verbunden ist. Neben sozia-
     Platz im Rahmen der Ganztagsschule finden. Neben for-          len Regeln werden Kulturtechniken sowie religiöse und
     malen werden dafür auch verstärkt nicht-formale Ange-          ethische Grundlagen vermittelt. Je nach familiärer Her-
     bote und Orte für informelles Lernen benötigt. An diesen       kunft bringen Schüler bestimmte Essgewohnheiten,
     Orten können Gleichaltrige zusammenkommen, mit- und            Erwartungen und essensgebundene Verhaltensweisen
     voneinander lernen, aber auch alleine arbeiten.                mit. Vor diesem Hintergrund beurteilen sie das schuli-
                                                                    sche Verpflegungsangebot. Demgegenüber beeinflusst
                                                                    auch die Mensa in der Ganztagsschule das individuelle
                                                                    Essverhalten. Dies kann eventuell zu Widersprüchen zwi-
                                                                    schen häuslichen und schulischen Ernährungsvorgaben
                                                                    führen. Auch treffen die Schüler bei ihren Mitschülern
                                                                    auf unterschiedliche Esskulturen und Verhaltensweisen.
                                                                    Welche Empfehlungen können hieraus für pädagogi-
                                                                    sches Handeln abgeleitet werden?

18    Ernährung erlebbar machen – Lernen in der Ganztagsschule
EINTEILUNG DER LERNFORMEN UND DEREN DEFINITION

LERNFORMEN             FORMALES LERNEN                         NICHT-FORMALES LERNEN                    INFORMELLES LERNEN

Definition             Lernen, das üblicherweise in            Lernen, das nicht in Bil-                Lernen, das im Alltag, am
                       einer Bildungs- oder Ausbil-            dungs- oder Berufsbildungs-              Arbeitsplatz, im Familien-
                       dungseinrichtung stattfindet,           einrichtungen stattfindet                kreis oder in der Freizeit
                       (in Bezug auf Lernziele,                und üblicherweise nicht zur              stattfindet. Es ist (in Bezug
                       Lernzeit oder Lernförderung)            Zertifizierung führt. Gleich-            auf Lernziele, Lernzeit oder
                       strukturiert ist und zur Zerti-         wohl ist es systematisch (in             Lernförderung) nicht struktu-
                       fizierung führt. Formales               Bezug auf Lernziele, Lern-               riert und führt üblicherweise
                       Lernen ist aus der Sicht des            dauer und Lernmittel). Aus               nicht zur Zertifizierung. Infor-
                       Lernenden zielgerichtet.                Sicht der Lernenden ist es               melles Lernen kann zielge-
                                                               zielgerichtet.                           richtet sein, ist jedoch in den
                                                                                                        meisten Fällen nichtintentio-
                                                                                                        nal auch inzidentelles oder
                                                                                                        beiläufiges Lernen genannt

Lernorte               Schule, Berufsausbildung,               Angebote der Kinder- und                 Lernen im Lebenszusam-
                       Hochschule                              Jugendhilfe/Jugendeinrich-               menhang, z. B. innerhalb der
                                                               tungen, Kindergärten, Ver-               Familie, bei Reisen, bei der
                                                               eine/Verbände                            Ausübung von Hobbys oder
                                                                                                        Ehrenämtern

Bereiche der           Fachunterricht der Ganztags-            Außerunterrichtliche Ganz-               Informelles Lernen kann
Ganztags-              schule, der nach einem                  tagsangebote, die zu keiner              auch in formalen Einrichtun-
schule                 bestimmten Lehrplan erfolgt             allgemein anerkannten Zer-               gen, wie etwa der Ganztags-
                       und zu einer Zertifizierung             tifizierung führen.                      schule, erfolgen.
                       führt.

                       Die Leistung in den einzel-             Dies können themenbezo-                  In Betracht kommen hier alle
                       nen Fächern (z. B. Deutsch,             gene Projektarbeiten sein,               Bereiche, in denen unbe-
                       Biologie) wird regelmäßig               welche etwa die Mensa als                wusst gelernt wird, und
                       abgefragt (z. B. im Rahmen              Lernort in den Fokus neh-                schulische Freiräume, wel-
                       von Klausuren) und anhand               men (z. B. Verschönerung                 che die Möglichkeit zu spon-
                       von Noten bewertet. Diese               der Schulmensa, Schüler                  tanen Tätigkeiten bieten.
                       finden sich im Zwischen-,               kochen für Schüler).
                       und Abschlusszeugnis wie-
                       der. Am Ende einer erfolg-              Daneben sind Angebote                    Informelles Lernen ist
                       reichen Schulzeit steht der             außerhalb der Schule denk-               besonders zentral im Kon-
                       jeweilige Schulabschluss                bar, z. B.: Praxisbesuche bei            text von Pausen- und Frei-
                       (z. B. erfolgreicher Abschluss          Bäckern, Metzgern; Projekte              zeiträumen (z. B. Mensa,
                       der Mittelschule, Abitur).              der Kinder- und Jugendhilfe              Schulhof, Sporthalle). Schü-
                                                               zu interkulturellen (Ess-)               ler können hier z. B. fol-
                                                               Aspekten; Cateringprojekt                gende, alltägliche Dinge ler-
                                                               zur Eröffnung des neuen                  nen: essen und trinken;
                                                               Jugendhauses/Gemeinde-                   spielen, sich austoben und
                                                               hauses aufgrund bestehen-                entspannen; anderer Mei-
                                                               der Kooperationen.                       nung sein, sich streiten und
                                                                                                        vertragen; mit den Klassen-
                                                                                                        kameraden Fußball spielen;
                                                                                                        auf dem Klettergerüst
                                                                                                        balancieren…

Einteilung der Lernformen und deren Definition zitiert nach der Europäischen Kommission: Mitteilung der Kommission. Einen europäischen
Lebensraum des lebenslangen Lernens schaffen. Brüssel 2001. S.33-35. Lernorte und Bereiche der Ganztagsschule anhand einer Darstellung der
Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern

                                                                            Ernährung erlebbar machen – Lernen in der Ganztagsschule         19
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