MALAYSIA - EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT STRATEGIEPAPIER FÜR DEN ZEITRAUM 2007- 2013 - ENDGÜLTIGER ENTWURF
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MALAYSIA – EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT STRATEGIEPAPIER FÜR DEN ZEITRAUM 2007- 2013 ENDGÜLTIGER ENTWURF
Inhaltsverzeichnis VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN.......................................................................... 2 ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................................... 4 1. POLITISCHE, WIRTSCHAFTLICHE UND SOZIALE LAGE UND UMWELTSITUATION.......................................................................................... 5 1.1. Analyse der politischen Lage ......................................................................... 5 1.2. Analyse der wirtschaftlichen Lage und des Handels............................... 8 1.3. Analyse der sozialen Lage ............................................................................ 11 1.4. Analyse der Umweltsituation........................................................................ 15 2. DIE POLITISCHE AGENDA MALAYSIAS...................................................... 15 2.1. Die politische Agenda..................................................................................... 16 2.2. Wirtschaft und Handel .................................................................................... 16 2.3. Die sozialen Sektoren ..................................................................................... 17 2.4. Umweltpolitik..................................................................................................... 17 3. BILANZ DER ZUSAMMENARBEIT, KOORDINIERUNG UND KOHÄRENZ ............................................................................................................................... 18 3.1. Wirtschaft und Handel .................................................................................... 19 3.2. Entwicklung des Humankapitals: Zusammenarbeit im Hochschulwesen, Stipendien und Forschungskooperation................ 19 3.3. Umwelt ................................................................................................................ 20 3.4. Sonstige Maßnahmen ..................................................................................... 20 3.5. Lehren aus der bisherigen Zusammenarbeit ........................................... 21 4. DIE REAKTIONSSTRATEGIE DER KOMMISSION....................................... 21 4.1. Schwerpunktbereich: Fazilität für den politischen Dialog EU-Malaysia zum Thema Handel und Investitionen........................................................ 22 4.2. Querschnittsthemen........................................................................................... 23 4.3. Regionale und thematische Programme............................................................ 23 4.2. Querschnittsthemen.……………………………………………………………23 4.3. Regionale und thematische Programme ........................................................... 23 ANHÄNGE (SIEHE ENGLISHEN STRATEGIEPAPIER) Anhang 1: Die Ziele des EU-Vertrags für die Entwicklungszusammenarbeit Anhang 2: Malaysia im Überblick Anhang 3: Die Zusammenarbeit im Rahmen des LSP 2000-2006 Anhang 4: Das Umweltprofil Malaysias Anhang 5: Gebermatrix – Die EU-Mitgliedstaaten und sonstige Geber -1-
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN ADB Asian Development Bank – Asiatische Entwicklungsbank ADI Ausländische Direktinvestitionen AFTA ASEAN Free Trade Area – ASEAN Freihandelszone APS Allgemeines Präferenzsystem ASEAN Association of Southeast Asian Nations – Verband Südostasiatischer Nationen ASEM Asia Europe Meeting – Asien-Europa-Treffen AUNP ASEAN-EU University Network Programme – Kooperationsprogramm für Hochschulen BIP Bruttoinlandsprodukt BN Barisan National – Nationale Front BSP Bruttosozialprodukt EAEF EC ASEAN Energy Efficiency Programme – Energieeffizienzprogramm EBIC European Business Information Centre – Europäische Informationszentren für Unternehmen ECAPII EC ASEAN Intellectual Property Programme II – Gewerblicher Rechtsschutz EIB Europäische Investitionsbank EIC Euro Info Centre EICC European Info Correspondence Centre - Korrespondenzzentrale EIDHR European Initiative for Democracy and Human Rights – Europäische Initiative für Demokratie und Menschenrechte EM Erasmus Mundus EUMCCI EU Malaysia Chamber of Commerce and Industry – Industrie- und Handelskammer FTE Forschung und technologische Entwicklung FuE Forschung und Entwicklung ILO International Labour Organisation – Internationale Arbeitsorganisation INCO International Cooperation component of the 6th Framework Programme for Research – Internationale Zusammenarbeit im Rahmen des 6. RP ITK Informationstechnologien und Kommunikation IWF Internationaler Währungsfonds KMU Kleine und mittlere Unternehmen LSP Länderstrategiepapier MIP Multi-annual Indicative Programme - Mehrjahresrichtprogramm NDP National Development Policy – Nationale Entwicklungspolitik NEP New Economic Policy – Wirtschaftliches u. soziales Umstrukturierungsprogramm Malaysias NIP National Indicative Plan – Nationales Richtprogramm PAS Parti Islam sa-Malaysia RP Forschungsrahmenprogramm SOA Südostasien SP Strategiepapier -2-
SPF Small Projects Facility – Fazilität für Kleinprojekte TEIN2 Trans Eurasia Information Network 2 – Transeurasisches Informationsnetz TFAP Trade Facilitation Action Plan – Aktionsplan zur Förderung des Handels TREATI Trans-Regional EU-ASEAN Trade Initiative – EU-ASEAN Handelsinitiative UMNO United Malays National Organisation UNDP United Nations Development Programme – UN-Entwicklungsprogramm WB Weltbank WTO World Trade Organisation - Welthandelsorganisation -3-
ZUSAMMENFASSUNG Malaysia ist ein Land mit etwa 27 Millionen Einwohnern und einer Fläche von rund 330.000 km², wovon vier Fünftel von Wald bedeckt sind. Die Geschichte Malaysias wurde durch seine strategische Lage an einem der größten Drehkreuze der Welt und das Zusammenleben und –wirken einer Vielzahl von Rassen, Religionen und Traditionen geprägt. Die heutige Föderation Malaysia entstand erst 1965, als Sarawak und Sabah der Föderation Malaya beitraten, die ihrerseits 1957 friedlich auf dem Verhandlungsweg die Unabhängigkeit vom britischen Empire erlangt hatte. Seit der Erlangung der Unabhängigkeit ist das politische System Malaysias als parlamentarische Demokratie organisiert. Die politische Lage zeichnet sich durch außerordentliche politische Stabilität und Kontinuität aus, die von einer umfassenden nationalen Koalition verschiedener politischer Parteien gewährleistet wird. Die politische Führung des Landes hat sich schwerpunktmäßig auf zwei große langfristige Ziele konzentriert: die Festigung der nationalen Einheit und eine gerechte wirtschaftliche Entwicklung. Zwar steht die nationale Einheit noch auf schwachen Füßen, doch hat die extrem erfolgreiche Industrialisierung (seit Mitte der 80er Jahre) das Land zu einer der weltweit wichtigsten Handelsnationen gemacht. Die Armutsquote Malaysias ging von 49,3% im Jahr 1970 bis 2004 auf 5,7% zurück. Das Land verfügt über solide wirtschaftliche Grundlagen und eine gute Leistungsfähigkeit, und seine soziale Entwicklung ist verglichen mit anderen Entwicklungsländern beispielhaft. Bis vor kurzem fand zwischen der EG und Malaysia keine Zusammenarbeit von nennenswertem Ausmaß statt, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass Malaysia sich nicht aktiv um eine derartige Zusammenarbeit bemüht hat. Seit der Eröffnung der EG-Delegation in Malaysia im Jahr 2003 haben die verschiedenen Regierungsebenen des Landes sowie die Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaftskreise in Malaysia wie auch in der EU ein sehr viel größeres Interesse an einer Zusammenarbeit entwickelt, die daraufhin deutlich zugenommen hat. Im laufenden Länderstrategiepapier (LSP) (2002-2006) sind für die Zusammenarbeit EG-Malaysia nur bescheidene 5,6 Mio. EUR vorgesehen, die im Wesentlichen in zwei Schwerpunktbereichen eingesetzt werden: Förderung von Handel und Investitionen sowie Hochschulbildung. Die Maßnahmen im Bereich der Hochschulbildung werden im Rahmen der regionalen Programmierung für Asien finanziert. Bisher fand eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Bereichen von strategischer Bedeutung und gegenseitigem Interesse mit den Schwerpunkten wirtschaftliche Beziehungen, wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit und Bildung statt. Dabei ging es vor allem um Humankapital und technologische Anforderungen im Entwicklungsprozess. Auch auf dem Gebiet der Menschenrechte, insbesondere Gleichstellung der Geschlechter und Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen, wurden einige Kooperationsvorhaben mit Erfolg durchgeführt. Auf Bereiche wie die Bekämpfung der organisierten Kriminalität und des Terrorismus, verantwortungsvolle Regierungsführung -4-
(Good Governance) sowie Justiz und Inneres konnte die Zusammenarbeit dagegen bisher nicht ausgedehnt werden. Verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit den Menschenrechten und politischen Freiheiten geben in Malaysia derzeit noch Anlass zur Sorge, insbesondere bestimmte Rechtspraktiken wie Todesstrafe und Folter, die nach dem Gesetz für innere Sicherheit geltenden Haftbedingungen und Einschränkungen des Rechts auf Meinungs- und Informationsfreiheit sowie des Versammlungsrechts. Im nächsten SP (2007-2013) ist eine Verlagerung auf eine stärker auf den politischen Dialog ausgerichtete Zusammenarbeit mit Schwerpunkt Handel und Investitionen vorgesehen. Dabei sollen folgende Aspekte in Angriff genommen werden: Handels- und Investitionsbeziehungen, Humankapital über die Komponenten Hochschulbildung und Forschung, Menschenrechte, Governance, nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und Management der biologischen Vielfalt einschließlich des damit zusammenhängenden Handels. Die bilaterale Zusammenarbeit wird durch eine begrenzte Zahl von Maßnahmen und Unterstützungsleistungen ergänzt, die im Rahmen verschiedener EU-finanzierter thematischer und regionaler Programme/Haushaltslinien bereitgestellt werden, darunter beispielsweise die für den gesamten asiatischen Raum vorgesehenen Kooperationsprogramme (insbesondere Asia Link für die Hochschulbildung) und das FTE-Rahmenprogramm. Unter dem Instrument für Entwicklungszusammenarbeit (DCI) ist für Malaysia für den Zeitraum 2007-2013 ein Richtbetrag von 17 Mio. EUR vorgesehen. Diese Mittel können durch Projekte und Programme ergänzt werden, die im Rahmen von Regionalprogrammen für asiatische Länder und im Rahmen verschiedener thematischer Programme finanziert werden. 1. POLITISCHE, WIRTSCHAFTLICHE UND SOZIALE LAGE UND UMWELTSITUATION 1.1. Analyse der politischen Lage Die Förderation Malaysia erwarb 1957 die Unabhängigkeit vom britischen Empire und setzt sich aus 13 Bundesstaaten und 3 Bundesterritorien zusammen. Die Staatsform ist eine parlamentarische Demokratie. Repräsentatives Staatsoberhaupt ist ein König, der alle fünf Jahre aus den Reihen der Herrscher der 9 Sultanate nach dem Rotationsprinzip ausgewählt wird („Conference of Rulers“). Angesichts der starken politischen und persönlichen Beziehungen zwischen der Exekutive und dem föderalen Parlament und der mangelnden Unabhängigkeit der Justiz sind die institutionellen Mechanismen für Kontrolle und Ausgleich nur begrenzt wirksam, während die Macht unverhältnismäßig stark auf die Exekutive konzentriert ist, insbesondere auf den Premierminister. Das Parlament setzt sich aus zwei Kammern zusammen, dem Oberhaus, dessen Mitglieder vom König ernannt oder von den Parlamenten der Bundesstaaten gewählt werden, und -5-
dem Unterhaus, dessen Mitglieder direkt gewählt werden. Parlamentswahlen finden alle fünf Jahre statt. Die Politik Malaysias wird durch höchst unterschiedliche geografische Gegebenheiten sowie ein Mix aus verschiedenen Rassen, Religionen und Kulturen geprägt. Die größte Bevölkerungsgruppe stellen die Bumiputra1 (67%), gefolgt von den Chinesen (25%) und Indern (8%). 60% der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, doch gibt es auch bedeutende buddhistische, hinduistische und christliche Gemeinschaften. Die politischen Parteien orientieren sich überwiegend an der ethnischen Zugehörigkeit, lediglich eine Partei ist religiös (islamisch) ausgerichtet. Seit der Entlassung in die Unabhängigkeit wird Malaysia von derselben Koalitionsregierung der Nationalen Front (Barisan National, BN) regiert. Angeführt wird dieses Parteienbündnis von der wichtigsten malaiischen Partei United Malays National Organisation (UMNO); ferner sind darin die Parteien vertreten, die die wichtigsten ethnischen Gruppen der malaiischen Halbinsel sowie seit 1963 die Bevölkerung von Sarawak und Sabah vertreten. Die antichinesischen Rassenunruhen, die den Parlamentswahlen von 1969 folgten, erwiesen sich als wirtschaftlicher Wendepunkt für das Land, dessen Auswirkungen bis heute anhalten. Nach der Verfassung Malaysias gelten die Bumiputra als privilegierte Bevölkerungsgruppe, und demzufolge hat die BN-Regierung neue Maßnahmen zur positiven Diskriminierung dieser Gruppe eingeführt: die New Economic Policy (NEP), nach 1990 abgelöst durch die National Development Policy (NDP), ist darauf ausgerichtet, durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Bumiputra und die Erhöhung ihres Anteils am Wohlstand des Landes zum Abbau ethnischer Spannungen beizutragen. Die Oppositionsparteien sind nicht in der Lage, mit der Regierungskoalition auf Augenhöhe zu konkurrieren. Öffentliche Versammlungen unterliegen einer strengen Kontrolle, Wahlen werden sehr kurzfristig ausgerufen, und mit Ausnahme des Internet und der Veröffentlichungen der Oppositionsparteien stehen die Medien entweder der Regierung sehr nah oder haben sich einer freiwilligen Selbstzensur unterworfen, um die jährliche Erneuerung ihrer Drucklizenzen nicht zu gefährden. 1987 kam es zu einer Spaltung der UMNO, und Mahathir Mohamad, Präsident der UMNO und seit 1981 Premierminister Malaysias, nahm alle Macht an sich. Dies führte zu einer politischen Trendwende in Richtung auf eine starke Exekutive, die widerrechtlich in die Unabhängigkeit des Parlaments und der Justiz eingriff. Nach der asiatischen Finanzkrise von 1997-98 wurden immer mehr Forderungen nach Reformen und einem Wechsel in der politischen Führung laut. 1998 wurde Anwar Ibrahim, stellvertretender Premierminister und Anführer der Reformbewegung, aus seinem Amt entlassen und später in einem dubiosen Prozess wegen Behinderung der Justiz, Korruption und Sodomie zu einer Haftstrafe verurteilt. Bei den Parlamentswahlen von 1999 verlor die UMNO ihre Mehrheit bei der malaiischen Bevölkerung. Dieses Ergebnis war Ausdruck der Missbilligung dieser Behandlung von Anwar Ibrahim in breiten Teilen der Bevölkerung. Der große Gewinner war die islamistische Partei Islam sa-Malaysia (PAS), die damit die Regierungsführung in zwei Bundesstaaten übernahm: Terengganu 1 Einheimische Malaien und sonstige indigene Bevölkerungsgruppen. -6-
und Kelantan. Im Oktober 2003 zog sich Dr. Mahathir nach 22-jähriger Regierungszeit aus der Politik zurück. Nachfolger wurde sein Stellvertreter Abdullah Badawi, der einen umgänglicheren, stärker bürgerorientierten politischen Stil einführte, die Prioritäten und den politischen Kurs der Regierung jedoch in der Substanz beibehielt. Die Popularität der PAS erwies sich allerdings als sehr kurzlebig. Bereits bei den Parlamentswahlen vom März 2004 erzielte die BN ihr bestes Wahlergebnis aller Zeiten: sie erhielt 64% der Stimmen und sogar 90% der Sitze im Unterhaus. Außerdem konnte die Koalition den Bundesstaat Terengganu zurückgewinnen. Die UMNO, die ihren Wahlkampf auf ein moderates, progressives Konzept des Islam (Islam hadhari, bürgerlicher Islam) ausrichteten, gewannen die Unterstützung der Malaien/Moslems zurück. Ihr unerwartet starkes Abschneiden stärkte die Position des neuen Premierministers Abdullah, der sich allem Anschein nach auch den Ruf nach Bekämpfung der Korruption in der Verwaltung und Verbesserung der Governance zu Eigen gemacht hat. Diese starke Position des neuen Premierministers zeigt sich auch darin, dass Anwar Ibrahim im September 2004 aus der Haft entlassen wurde, allerdings bis 2008 kein politisches Amt übernehmen darf. Malaysia ist Unterzeichnerstaat der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und hat 1995 das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) und das Übereinkommen über die Rechte des Kindes (CRC) ratifiziert. Den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR), den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR) und das Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT) hat Malaysia dagegen nicht ratifiziert. Obwohl die föderale Verfassung Bestimmungen zum Schutz der Menschenrechte enthält, gibt es verschiedene sicherheitsrelevante Gesetze, die der Polizei weit reichende Ermessensspielraume einräumen wie beispielsweise die Befugnis, Menschen per einfachem ministeriellen Beschluss für einen Zeitraum von zwei Monaten, der bis auf zwei Jahre ausgedehnt werden kann, zu inhaftieren. Die vom Premierminister eingesetzte Königliche Kommission zur Untersuchung des Verhaltens und der Führung der Polizei, der prominente und höchst angesehene Bürger des Landes angehören, empfahl im Mai 2005 gewisse Einschränkungen des Rechts auf Inhaftierung und die Einsetzung einer unabhängigen Polizeibeschwerdekommission. Diese Empfehlungen müssen allerdings noch von der Regierung umgesetzt werden. Die Königliche Kommission wies ferner auf Korruption bei den Polizeibehörden, die Missachtung der geltenden Menschenrechtsvorschriften, diskriminierende und entwürdigende Praktiken gegenüber Frauen und Unkenntnis der jüngsten Gesetze zum Schutz von Kindern hin. Der überwiegende Teil der 125 Empfehlungen der Königlichen Kommission wird wahrscheinlich umgesetzt werden. In Malaysia ist für neun Vergehen immer noch die Todesstrafe vorgesehen, die bei Drogenhandel grundsätzlich zu verhängen ist. Seit 1999 wurden sieben Malaysier hingerichtet (durch Erhängen). Dies ist gegenüber den 80er Jahren bis Mitte der 90er Jahre ein deutlicher Rückgang, als durchschnittliche 22 Menschen pro Jahr hingerichtet -7-
wurden. Die Todesstrafe findet in der Öffentlichkeit breite Zustimmung, und mittelfristig gibt es keine Aussichten auf ein Moratorium. Der Einsatz körperlicher Züchtigung im Strafvollzug (Prügelstrafe) ist unvereinbar mit dem CAT. Was die Migration anbelangt, so hat sich Malaysia dem Übereinkommen von 1951 über den Flüchtlingsstatus und dem Protokoll von 1967 nicht angeschlossen. Sowohl Asylbewerber als auch Flüchtlinge gelten in Malaysia als illegale Einwanderer. Folglich wirft die gegenwärtige Flüchtlingssituation in Malaysia bedeutende soziale, humanitäre und volksgesundheitliche Probleme auf, die ein abgestimmtes Vorgehen aller Akteure erfordern. Besondere Beachtung sollte dabei dem Schutz der Frauen zuteil werden, die gegenwärtig noch immer stark gefährdet sind. Malaysia hat das UN-Drogenübereinkommen von 1988 unterzeichnet und zählt nicht zu den Erzeugerländern illegaler Drogen. Allerdings deuten die Beschlagnahmung großer Mengen chemischer Vorläuferprodukte und die Zerstörung eines Labors, in dem Crystal- Methamphetamin hergestellt wurde, im Jahr 2004 darauf hin, dass sich die Lage ändern könnte. In den letzten zehn Jahren war in Malaysia eine Zunahme der Drogenabhängigen zu verzeichnen. Daher wurde 2003 eine Initiative eingeleitet, die auf die Rückführung des Drogenkonsums auf ein vertretbares Niveau bis zum Jahr 2015 ausgerichtet ist. Ergänzend dazu werden in letzter Zeit an öffentlichen Schulen und am Arbeitsplatz Programme zur Vorbeugung/Verringerung der Nachfrage durchgeführt. 1.2. Analyse der wirtschaftlichen Lage und des Handels Malaysia hat in den vergangenen dreißig Jahren eine schnelle, wettbewerbsfähige und erfolgreiche Industrialisierung vollzogen und sich von einer Wirtschaft, die im Wesentlichen auf Mineral- und Agrarerzeugnissen wie Zinn, Palmöl, Gummi und Holz beruhte, zu einer durch Fertigungserzeugnisse und den Dienstleistungssektor geprägten Wirtschaft gewandelt. 2005 entfielen auf den Fertigungs- und den Dienstleistungssektor 32,9% bzw. 53,7% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während der Anteil von Landwirtschaft und Bergbau 14,5% betrug. Mit einem Prokopfeinkommen von fast 4.000 EUR im Jahr 20052 belegt Malaysia nach Singapur und Brunei Rang drei der wohlhabendsten ASEAN-Länder und ist von der Weltbank inzwischen als „Land mit gehobenem mittlerem Einkommensniveau“ eingestuft worden. Wie Japan und die vier „asiatischen Tiger“ hat sich auch Malaysia einer exportorientierten Wachstumsstrategie verschrieben. Als relativ kleines Land mit begrenztem Zugang zu natürlichen Ressourcen und unsicheren Terms of Trade hat Malaysia scharfsinnig erkannt, dass die Nachhaltigkeit seines raschen wirtschaftlichen Erfolgs nur gewährleistet werden kann, wenn es dem Land gelingt, sich in die regionale und globale Wirtschaft zu integrieren und seine komparativen Vorteile in der globalen Wertschöpfungskette zu nutzen. Unterstützt von einem massiven Zustrom ausländischer Direktinvestitionen (ADI) seit den 80er Jahren hat sich Malaysia zu einem der weltweit führenden Exportländer verschiedenster Elektronikerzeugnisse entwickelt und gleichzeitig eine gute Diversifizierung seiner Wirtschaft in den Breichen 2 Ausgedrückt in Kaufkraftparitäten entspricht dies über 8.000 USD. -8-
Palmölerzeugnisse, tropische Hölzer, Gummi, Pfeffer, Kakao, Öl- und Chemieerzeugnisse, Latexprodukte und Holzmöbel erreicht. Malaysia zählt heute zu den 20 wichtigsten Handelsnationen der Welt. Dabei bilden Elektronikprodukte mit 50% der gesamten Warenausfuhren des Landes im Jahr 2005 die wichtigste Einzelkategorie im Export. Allerdings sind die exportorientierten Fertigungsindustrien in hohem Maße auf eingeführte Zulieferprodukte und Technologien angewiesen. Die Warenausfuhren Malaysia machten 2005 100% des Bruttosozialprodukts aus, die Einfuhren 88%. An diesen Zahlen wird die extreme Abhängigkeit der malaiischen Wirtschaft vom internationalen Marktzugang und Handel deutlich. Das Wirtschaftswachstum des Landes wurde durch eine hohe inländische Sparquote und einen umfangreichen Zustrom ausländischer Direktinvestitionen gestützt. Die primären und sekundären Wirtschaftszweige wurden in den 80er Jahren weitgehend für ausländische Investitionen geöffnet; einzige Ausnahmen bildeten die Stahl- und Automobilindustrie, die weiterhin geschützt wurden. Der Dienstleistungssektor ist auch heute noch stark abgeschottet, nicht zuletzt, weil die Bumiputra hier besondere Interessen haben. Einfuhrbeschränkungen werden zunehmend in Form nichttarifärer Hemmnisse verhängt. So wird der Marktzugang durch ausgedehnte Lizenzverfahren, ein unsicheres Regulierungsumfeld sowie verzerrte öffentliche Auftragsvergabeverfahren zugunsten der Bumiputra behindert. Schätzungen zufolge trifft dies auf über 50% des BIP zu. In seinen internationalen Handelsbeziehungen geht Malaysia nach einem pragmatischen Ansatz vor und nutzt dabei gleichzeitig multilaterale (WTO), regionale (AFTA) und bilaterale Kanäle (Australien, Indien, Japan, Korea, Neuseeland, Pakistan, USA). Zwischen Malaysia und der EU dagegen besteht gegenwärtig kein Vorzugshandelsabkommen. Allerdings haben der EU-Handelskommissar und die ASEAN-Wirtschaftsminister eine Sondierungsgruppe eingesetzt, die in ihrem Bericht vom Mai 2006 die Möglichkeit eines EU-ASEAN-Freihandelsabkommens anspricht. Malaysia beteiligt sich aktiv an der Transregionalen Handelsinitiative EU-ASEAN (TREATI), die auf die Förderung der Handelsbeziehungen zwischen der EU und ASEAN und auf die regionale Integration der ASEAN-Länder durch einen Prozess des Dialogs und der Zusammenarbeit im Regulierungsbereich ausgerichtet ist. Im Mai 2006 fand der erste TREATI-Workshop in Malaysia statt und befasste sich mit dem Handel mit Holzerzeugnissen. 2005 war die EU mit einem Anteil von 9,5% nach ASEAN, Japan, USA und China (einschließlich Hongkong) fünfwichtigster Importlieferant Malaysias und mit einem Anteil von 13,2%3 nach ASEAN und den USA drittwichtigster Exportmarkt des Landes. Malaysia gehört zu den Ländern, die am stärksten vom Allgemeinen Präferenzsystem (APS) profitieren. Was die ausländischen Direktinvestitionen angeht, so bildete die EU während des Zeitraums 2000-2005 mit 26% des Gesamtwerts der genehmigten Vorhaben die wichtigste Mittelquelle in der Fertigungsindustrie und dem damit zusammenhängenden Dienstleistungssektor. 3 Zahlen von Eurostat. -9-
Durch diese relativ offene Wirtschaftsstruktur konnte das Land globale Chancen nutzen, wurde aber auch sehr anfällig für externe Schocks. Ein Beispiel dafür ist die regionale Wirtschaftskrise von 1997-98, die wahrscheinlich als Wendepunkt in der wirtschaftlichen Entwicklung Malaysias angesehen werden kann. In den zehn Jahren vor 1997 erzielte das Land ein jährliches Wachstum des BIP von durchschnittlich 8,6%. Die Krise stürzte die Wirtschaft in eine tiefe, aber nur kurze Rezession: 1998 wurde ein Rückgang des Wirtschaftswachstums um 7,4% verzeichnet. Doch dank eines „Nationalen Plans für die Erholung der Wirtschaft“, der expansive steuerpolitische Maßnahmen und eine lockere Geldpolitik umfasste, sowie infolge entschlossener Strukturreformen insbesondere im Finanzsektor, aber auch in der Industrie, und eines festen an den US-Dollar gekoppelten Wechselkurses und dank eines günstigen außenwirtschaftlichen Klimas konnte die Wirtschaft schon 1999 zu einem soliden Wachstum zurückkehren. Als einziges Land der Region, das auf Unterstützung durch den IWF verzichtete und vorübergehend selektive Kapitalkontrollen verhängte, hat Malaysia seinen Wachstumskurs offenbar ungehindert fortsetzen können. Wie aus der nachstehenden Abbildung ersichtlich stimmte das Wachstum des BIP in Malaysia nach der Krise weitgehend mit dem seiner Nachbarländer überein. In den Jahren von 1999 bis 2005 verzeichnete Malaysia ein jährliches Wachstum des BIP von durchschnittlich 5,2%. Real GDP Growth Rates in ASEAN-5 15,00 Real GDP Growth (Percent) 10,00 Indonesia 5,00 Malaysia 0,00 Philippines 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Singapore -5,00 Thailand -10,00 -15,00 Time (Years) Reale Wachstumsraten des BIP in ASEAN-5 Reales Wachstum des BIP in % Zeitlicher Verlauf (Jahre) Indonesien Malaysia Philippinen Singapur Thailand Quelle: Internationaler Währungsfonds Nach einem Rekordwachstum von 7,1% im Jahr 2004 wurde 2005 ein Wirtschaftswachstum von 5,3% erzielt. Dieses Wachstum war im Wesentlichen auf die - 10 -
private Inlandsnachfrage zurückzuführen. Positive Wachstumsraten wurden für alle Wirtschaftszweige mit Ausnahme der Baubranche erzielt. Außenwirtschaftlich verzeichnete das Land einen komfortablen Leistungsbilanzüberschuss von 16,4% des BIP – und dieser Trend hält bereits seit 1998 an. Diese solide wirtschaftliche Expansion geht mit einem knappen Arbeitskräfteangebot auf dem Arbeitsmarkt einher. Die Arbeitslosenquote lag Ende 2005 bei 3,5%, und dies trotz einer relativ jungen Bevölkerung und einer rasch wachsenden Erwerbsbevölkerung. Zur Ergänzung der örtlich verfügbaren Arbeitskräfte hat Malaysia bis zu 3 Millionen – legale und illegale – Wanderarbeitnehmer aufgenommen. Die Regierung greift regelmäßig gegen die illegalen Wanderarbeitnehmer durch, was bisweilen soziale Spannungen und einen Arbeitskräftemangel auslöst. Dennoch ist der Lohndruck unter Kontrolle. Die Inflation erreichte 2005 einen Höchststand von 3%, was auf steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise sowie Steuererhöhungen zurückzuführen war. Die Steuer- und Finanzparameter des Landes sind solide. 2005 verzeichnete die Regierung ein Haushaltsdefizit von 3,4% des BIP, doch insgesamt wiesen die öffentlichen Finanzen einen Überschuss von 1,4% auf. Die Auslandsverschuldung Malaysias scheint sich ebenfalls unter Kontrolle zu befinden: sie belief sich Ende 2005 auf 41% des BIP, betrifft jedoch überwiegend den privaten Sektor. 78% der Auslandsschulden weisen mittel- bis langfristige Laufzeiten auf. Die von der Zentralbank (Negara Bank) gehaltenen Devisenreserven beliefen sich Ende 2005 auf 15,7 Mrd. EUR und reichten damit für die Finanzierung der Einfuhren von 8 Monaten aus bzw. entsprachen dem 1,5fachen Wert der kurzfristigen Auslandsschulden. Malaysia verfügt insgesamt über solide wirtschaftliche Grundlagen, und die kurzfristigen Aussichten erscheinen positiv. Auf mittlere bis längere Sicht werden die wirtschaftlichen Perspektiven von den Fähigkeiten des Landes abhängen, sich in der Wertschöpfungskette aufwärts zu bewegen und in mehr wissensbasierte Wirtschaftszweige vorzudringen. Ausschlaggebend dafür sind Aufgeschlossenheit gegenüber ausländischen Direktinvestitionen, nicht zuletzt im Dienstleistungssektor, der sich stärker öffnen muss, eine stärkere Entwicklung von Humankapital, Innovations- und Forschungskapazitäten, mehr Wettbewerb und weniger auf die Interessen der Bumiputra ausgerichtete Eingriffe der Regierung in die Funktionsweise der Märkte. 1.3. Analyse der sozialen Lage Nach dem Index der menschlichen Entwicklung des UNDP belegte Malaysia 2005 mit einem Punktwert von 0,796 Platz 61 (von 177). Damit fehlt dem Land nur ein Bruchteil, um die vom UNDP festgelegte Schwelle von 0,8 für die Kategorie „hohe menschliche Entwicklung“ zu erreichen. Diese Einstufung Malaysias blieb während der letzten zehn Jahre weitgehend stabil. Allerdings bestehen zwischen den einzelnen Bundesstaaten ausgeprägte Unterschiede. So würden Kelantan, Kedah und Sabah mit ihren eigenen Bewertungen nicht unter die besten 100 Länder fallen. Demographische Lage - 11 -
Während des Zeitraums 2000 bis 2005 verzeichnete Malaysia ein Bevölkerungswachstum von durchschnittlich 2,6% pro Jahr. Im Mai 2006 wurde Schätzungen zufolge die 26,8-Millionen-Marke erreicht. Die Altersstruktur der Bevölkerung entspricht der für Entwicklungsländer typischen klassischen Pyramidenform. 63,1% der Bevölkerung sind im erwerbsfähigen Alter (15-64), 31,7% gehören der Altersgruppe 0-14 und 4,7% der Altersgruppe der über 65-jährigen an. Beschäftigung Trotz anhaltender wirtschaftlicher Expansion, einem knappen Angebot von Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt und der Absorption von fast 2,5 Millionen zusätzlichen Arbeitskräften in den letzten zehn Jahren hat der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte nicht in nennenswertem Umfang zugenommen und liegt nach wie vor unter 50%, ganz im Gegensatz zu den männlichen Arbeitskräften, die eine Beschäftigungsquote von über 85% aufweisen. Der Zugang zur Hochschulbildung sowie eine stärkere Präsenz der Frauen im politischen Leben und in führenden wirtschaftlichen und politischen Positionen sind Aspekte, bei denen weiterhin Handlungsbedarf besteht. Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote Malaysias stabil bei rund 3,5%. Hinsichtlich der Arbeitsproduktivität ist bedauerlicherweise darauf hinzuweisen, dass ein Großteil der malaysischen Unternehmen den Aspekt der Fortbildung am Arbeitsplatz vernachlässigt – und dies, obwohl Weiterbildung als ausschlaggebender Faktor für die Verbesserung von Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit und im Hinblick auf die Entwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft durchaus erkannt wurde. Ein weiteres Hindernis für stärkere Produktivitätssteigerungen sind mangelnde Fortschritte im Bereich Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz. Zwar waren die Unfallquoten in den 90er Jahren rückläufig, doch scheint hier in den letzten Jahren ein Stillstand eingetreten zu sein. Der Anteil der gemeldeten Betriebsunfälle mit tödlichem Ausgang ist noch immer doppelt so hoch wie in Europa. Ein weiteres Problem sind die Arbeitsbedingungen. Exportförderzonen (Export Processing Zones – EPZ) waren in den vergangenen Jahrzehnten in Malaysia ein florierendes Geschäft. Zwar können diese EPZ den Arbeitskräften Vorteile wie höhere Löhne als die Betriebe außerhalb dieser Zonen bieten, doch verlangen sie in der Regel längere Arbeitszeiten und Schichtarbeit. Die ILO hat sich wiederholt für die Aufhebung der betreffenden Klauseln des Tarifvertragsgesetzes eingesetzt, wonach die Tarifverträge für Unternehmen mit „Vorreiterstatus“ nur mit Einschränkungen gelten. Im Bereich der Tarifverträge im öffentlichen Sektor und der Gleichbehandlung von ausländischen Arbeitskräften in Bezug auf soziale Sicherheit und Unfallversicherung werden derzeit noch weitere Untersuchungen angestellt. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch, dass Malaysia 1990 das Übereinkommen über die Abschaffung der Zwangsarbeit gekündigt hat. Armut Verglichen mit den anderen asiatischen Ländern ist der Anteil der armen Bevölkerung in Malaysia auffallend gering. Noch 1970 lebten 50% der Bevölkerung in Armut, 2004 traf - 12 -
dies nach der malaysischen Definition4 nur noch auf 5,7% zu. Das Millennium- Entwicklungsziel, den unterhalb der Armutsgrenze lebenden Anteil der Bevölkerung um die Hälfte zu verringern, wurde 1999 erreicht. Doch trotz dieser beeindruckenden Leistung sind die Einkommensunterschiede groß und nehmen weiter zu. Der Gini- Koeffizient der Einkommensverteilung lag 2004 bei 0,462. Geografisch ist die Armut in Sabah und Kelantan besonders weit verbreitet. Auch zwischen den ethnischen Gruppen bestehen weiterhin ausgeprägte Unterschiede: 2004 lebten 8,3% der Bumiputra (wobei die auf der malaiischen Halbinsel lebende indigene Gemeinschaft der Orang Asli und die indigenen Gemeinschaften von Sabah und Sarawak besonders stark betroffen waren), 0,6% der Chinesen und 2,9% der Inder in Armut. Die indigene Bevölkerung Malaysias wurde immer stärker marginalisiert, ihrer Bürgerrechte beraubt und aus den Wäldern vertrieben in denen sie lebt und auf die sie angewiesen ist. Außerdem verteilt sich die Armut sehr ungleichmäßig auf Männer und Frauen, was religiös und kulturell bedingt ist. Die NEP und seit 1990 die NDP laufen auf eine Art „Sozialpakt“ zwischen den föderalen Behörden und den ethnischen Gruppen hinaus. Die föderalen Behörden garantieren den Chinesen und Indern, dass sie in ihrer „Wahlheimat“ Malaysia auch in Zukunft willkommen sind, dass ihnen nach der Verfassung gleiche Rechte und gleiche Behandlung zustehen, und dass sie Wohlstand erwerben dürfen. Indessen genießen die Bumiputra – oder die ursprünglichen Bewohner der malaysischen Förderation – in vielerlei Hinsicht eine Vorzugsbehandlung, damit sie der Armut entkommen und einen Anteil am Volkseinkommen und Wohlstand erwerben können, der besser im Einklang mit ihrem Bevölkerungsanteil steht. Diese positive Diskriminierung zieht sich praktisch durch alle Bereiche des Lebens in Malaysia, non der Hochschulbildung, über Bankkredite, Wohnungsvermittlung, Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor bis hin zu reservierten Kontingenten für Kapitalbeteiligungen, Führungspositionen und Stellen in börsennotierten und ausländischen Unternehmen. An öffentlichen Schulen und in der öffentlichen Verwaltung muss Malaiisch („Bahasa Malaysia“) gesprochen werden. Durch das rasche Wirtschaftswachstum des Landes konnten hier Fortschritte erzielt werden, ohne dass dies mit traumatischen Folgen für die anderen ethnischen Gruppen verbunden gewesen wäre. 2004 wurden 18,9% der Anteile an börsennotierten Unternehmen von Bumiputra gehalten – verglichen mit weniger als 5% zu Beginn der 70er Jahre, und beim Immobilienbesitz entfällt ein noch geringerer Anteil von 11,7% auf die Bumiputra. Beide Werte sind noch weit von den von der Regierung angestrebten 30% entfernt. Bildung und Gesundheit Der Zugang zu Bildung ist generell hoch entwickelt – allerdings ungeachtet der Qualität dieses Bildungsangebots. Alles in allem ist dieses Bildungsangebot nicht auf die Marktanforderungen zugeschnitten, die eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und einen Aufstieg in der Wertschöpfungskette verlangen. Die Alphabetisierungsquote bei den über 15-jährigen beträgt 89%. Die Regierung misst der Bildung große Bedeutung bei und ist bestrebt, ein „Bildungssystem von Weltklasse“ bereitzustellen. In der Grundschule besteht in Malaysia allgemeine Schulpflicht, und der Besuch der Primar- 4 Als arm gelten Haushalte, deren monatliches Einkommen pro Kopf auf der malaiischen Halbinsel weniger als 152 RM (33 EUR), in Sabah weniger als 173 RM (38 EUR) und in Sarawak weniger als 167 RM (36 EUR) beträgt. - 13 -
und Sekundarstufe des öffentlichen Schulsystems ist für alle Schüler im Alter von 7 bis 17 Jahre kostenlos. 2005 wendete die Regierung fast 21% ihrer Gesamtausgaben für das Bildungswesen auf. Allerdings bestehen – insbesondere hinsichtlich der schulischen Einrichtungen und der Qualität der Lehrer - erhebliche Unterschiede zwischen den Schulen in den Städten und auf dem Land. Außerdem verteilt sich die Alphabetisierungsquote ungleichmäßig auf Männer und Frauen: der Anteil der Analphabeten ist bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern. Der geschlechtsbezogene Entwicklungsindex des UNDP weist jedoch sowohl bei der Alphabetisierungsquote als auch beim Zugang zu Bildung für Frauen auf eine zunehmend positive Entwicklung hin. Die enorme Kluft im Alphabetisierungsgrad zwischen jungen Männern und Frauen wurde schrittweise geschlossen, und seit dem Jahr 2000 gibt es hier keine geschlechtsbedingten Unterschiede mehr. Das Hochschulsystem umfasst 16 staatliche Universitäten und Fachhochschulen und eine von der Regierung gegründete internationale Universität. Im Anschluss an die strategische Entscheidung der Regierung, privatwirtschaftlichen Anbietern Zugang zum Hochschulwesen zu gewähren, setzte ab Mitte der 90er Jahre auf allen Ebenen ein regelrechter Boom des privaten Bildungswesens ein. Gegenwärtig gibt es in Malaysia 539 private Bildungseinrichtungen. Die malaysische Regierung möchte das Hochschulsystem zu einem regionalen Kompetenzzentrum entwickeln, das ausländische Studenten nach Malaysia anlocken kann. Bereits heute gibt es über 35.000 ausländische Studenten im Lande, von denen die Hälfte aus China stammt. Hinsichtlich der qualitativen Ergebnisse ist das malaysische Hochschulsystem allerdings nicht sehr wettbewerbsfähig: die Qualität der Lehre und Forschung und die akademische Leitung haben noch kein Niveau erreicht, das mit den Anforderungen einer wissensbasierten Gesellschaft an das Humankapital vereinbar ist. Auch dies ist zum Teil auf die zugunsten der Bumiputra ausgerichtete Hochschulpolitik zurückzuführen. Daher studieren heute über 50.000 malaysische Studenten im Ausland, und diese Zahl dürfte in den nächsten Jahren noch weiter steigen. Außerdem leidet Malaysia unter der Abwanderung hoch qualifizierter Kräfte – auch hier ist ein Zusammenhang mit der auf die Bumiputra ausgerichteten Politik und Günstlingswirtschaft nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig ist die Regierung äußerst besorgt über das rückläufige Niveau der Englischkenntnisse junger Malaysier. Der Standard der öffentlichen Gesundheitsversorgung zählt zu den höchsten in ganz Asien, doch auch in diesem Punkt gibt es geografische Unterschiede: einige vorwiegend ländliche Gebiete des Landes liegen deutlich unter dem Durchschnitt. 2005 flossen 7% der Staatsausgaben in die Gesundheitsversorgung. Die Bekämpfung von HIV/AIDS wurde als Querschnittsthema in den Programmierungsprozess einbezogen, wobei die politische Agenda der Regierung zu HIV/AIDS und zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit sowie die Tragweite des Themas im Partnerland untersucht wurden. - 14 -
1.4. Analyse der Umweltsituation Das Thema Umwelt gewinnt in Malaysia zunehmend an politischer Bedeutung. Auf die wichtigsten Umweltanliegen des Landes wird in der Übersicht über das „Umweltprofil Malaysias“ in Anhang 3 im Einzelnen eingegangen. Insbesondere ist das Land mit folgenden Herausforderungen konfrontiert: • Ungleichgewicht zwischen Umweltanliegen und wirtschaftlichen Interessen. Langfristig geht es darum, die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen der Umweltpolitik nachzuweisen; • Gewährleistung einer einheitlichen Umsetzung der nationalen Umweltpolitik im ganzen Land und auf allen Regierungsebenen; ihre Wirksamkeit hängt weitgehend von der konsequenten Einhaltung auf Ebene der Kommunen und der Bundesstaaten ab; • Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Umweltthemen. Um bei Umweltproblemen wirksam eingreifen zu können, haben die malaysischen Behörden folgenden Zielen Vorrang eingeräumt und bereits mit ihrer Umsetzung begonnen: • Aufbau von Kapazitäten auf der Ebene der Kommunen und Bundesstaaten zur Förderung ihrer Möglichkeiten zur effektiven Umsetzung umweltpolitischer Maßnahmen; • Weitere Verbesserung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und verstärkter Schutz der biologischen Vielfalt unter besonderer Berücksichtigung der Tropenwälder und ihrer einzelnen Bestandteile; • Förderung einer marktorientierten umweltpolitischen Kontrolle auf der Grundlage des Verursacherprinzips. Dabei sollten insbesondere folgende Umweltbelastungen berücksichtigt werden: o Abwasser und sonstige flüssige Ableitungen o Emissionen in die Luft o Sonstige Abfälle; • Förderung der Energieeffizienz und erneuerbarer Energieträger. 2. DIE POLITISCHE AGENDA MALAYSIAS Das Leitmotiv der malaysischen Regierung ist die „Politik der nationalen Vision“, auch bekannt unter der Bezeichnung „Vision 2020“. Diese 1991 eingeleitete Strategie ist darauf ausgerichtet, Malaysia bis zum Jahr 2020 zu einer Industrienation umzugestalten. Dabei geht es nicht nur um eine angemessene Wirtschaftspolitik, sondern auch um die Gewährleistung der politischen Stabilität und Kontinuität, um sozialen Zusammenhalt und die ständige Wachsamkeit zur Wahrung des Friedens und der Solidarität zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und Religionsgemeinschaften des Landes. Die konkreten Schritte im Hinblick auf die Umsetzung der Vision 2020 werden jeweils in Fünfjahres-Entwicklungsplänen festgeschrieben. Der gegenwärtige 9. Entwicklungsplan (2006-2010) enthält folgende fünf Schwerpunkte: - 15 -
1) Verbesserung der Position der Wirtschaft in der Wertschöpfungskette 2) Verbesserung der Kapazitäten im Bereich Wissen und Innovation und Förderung einer auf ‚Erstklassigkeit’ ausgerichteten Mentalität 3) Konstruktive und produktive Inangriffnahme anhaltender wirtschaftlicher und sozialer Ungerechtigkeiten 4) Verbesserung des Niveaus und der Nachhaltigkeit der Lebensqualität 5) Stärkung der institutionellen Kapazitäten und der praktischen Fähigkeiten des Landes – Aufbau von wirksamen Umsetzung- und Überwachungsmechanismen. Die Regierung Malaysias hat die Herausforderungen, mit denen das Land in einem – insbesondere seit dem Aufstreben Chinas - zunehmend wettbewerbsorientierten globalen Umfeld konfrontiert ist, genau erkannt. Vor allem die Bumiputra werden zu mehr Selbstvertrauen und mehr Unternehmergeist angehalten und sollen sich weniger auf die staatliche Unterstützung und ihre Vorzugsbehandlung verlassen. Doch stehen die gegenwärtigen Vorgehensweisen der Regierung mit dieser Schlüsselaussage noch nicht in Einklang. Dafür gibt es im Wesentlichen politische Gründe. Die Regierung unternimmt alle Anstrengungen, um extremistische Ausprägungen des Islam gar nicht erst aufkommen zu lassen, und eine gemäßigte, aufgeschlossene und mit einer modernen Gesellschaft vereinbare Form des Islam zu fördern (Islam hadhari, bürgerlicher Islam). 2.1. Die politische Agenda Die Machtübergabe von Premierminister Mahathir an Premierminister Abdullah verlief reibungslos. Die gegenwärtige Regierung wird voraussichtlich einen Kurs der schrittweisen Reform und Liberalisierung verfolgen. Wenn gravierende Schocks wie eine tiefe Rezession oder große Skandale ausbleiben, dürfte die Koalition aus UMNO und BN in der vorhersehbaren Zukunft an der Regierung bleiben. Der politische Schwerpunkt wird auf Demokratie und offenen Dialog gelegt, wird jedoch de facto stark durch Erwägungen im Zusammenhang mit Sicherheit, öffentlicher Ordnung und Rassenverständigung geprägt. Ethische Wertvorstellungen, moralische Standards und Good Governance werden vor allem im öffentlichen Sektor intensiv gefördert. Die Bekämpfung der Korruption als wesentlicher Punkt der politischen Agenda Abdullahs ist offenbar etwas ins Hintertreffen geraten, und die Umsetzung von Reformen bedarf neuer Impulse. Außenpolitisch lässt sich Malaysia im Wesentlichen durch (1) die Notwendigkeit des Aufbaus von Wirtschaftspartnerschaften und (2) Souveränitäts- und Sicherheitserwägungen leiten. Dabei ist das Land in erster Linie auf die Kooperation und Integration im Rahmen des ASEAN-Verbands ausgerichtet. Doch engagiert sich Malaysia auch für den Multilateralismus (Vereinte Nationen), den es als einzige Garantie für Weltfrieden, Gerechtigkeit und Sicherheit erkannt hat. 2.2. Wirtschaft und Handel Überragendes wirtschaftspolitisches Anliegen ist der strukturelle Wandel im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei sollte sich der Fertigungssektor - 16 -
stärker auf Branchen mit höherem Wertschöpfungspotenzial konzentrieren, bei denen anspruchsvollere Fertigkeiten und fortschrittlichere Technologien zum Einsatz kommen. Der Agrarsektor könnte zu einem neuen Wachstumsmotor werden, wenn er beispielsweise stärker auf den Einsatz der Biotechnologie und die Erschließung des globalen Markts für Halal-Nahrungsmittel ausgerichtet würde. Im Dienstleistungsbereich durchläuft der inländische Markt für Finanzdienstleistungen gegenwärtig einen langfristigen Umstrukturierungsprozess, der auf die Stärkung der Effizienz und die Erreichung internationaler Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet ist, während sich Malaysia gleichzeitig zu einem führenden internationalen islamischen Finanzzentrum entwickeln will. Ferner sieht die Regierung in Malaysia ein bedeutendes Potenzial für die Anlockung ausländischer Studenten und Gesundheitstouristen. Ausländische Direktinvestitionen werden weiterhin schwerpunktmäßig in ausgewählte strategische Sektoren geleitet. Als Mitglied der WTO und der AFTA ist Malaysia zu einer weiteren Liberalisierung seiner Märkte verpflichtet, ist jedoch entschlossen, dabei ein Tempo vorzulegen, das die Regierung für politisch und sozial vertretbar hält. Daher ist Malaysia auch nicht geneigt, sich neuen terminlich verbindlichen internationalen Liberalisierungsanstrengungen anzuschließen. 2.3. Die sozialen Sektoren Im Rahmen der Vision 2020 wird der Entwicklung des Humankapitals als wichtigste Triebkraft für das Wirtschaftswachstum ein hoher Stellenwert beigemessen. 2005 floss fast ein Viertel der operationellen Mittel des Staatshaushalts in die Bildung. Dabei ist die wesentliche Rolle des privaten Sektors in der Hochschulbildung noch gar nicht berücksichtigt. Allerdings ist das Hochschulsystem mit gravierenden Problemen hinsichtlich der Qualität des Lehr- und Forschungspersonals und des niedrigen Niveaus der Lehrpläne konfrontiert. In anderen sozialen Bereichen bemüht sich die Regierung vorrangig um die Bekämpfung der hartnäckigen Armut, die damit eng zusammenhängende Förderung der ländlichen Entwicklung, die Verbesserung der öffentlichen Gesundheitsversorgung und die Durchführung von Frauenförderprogrammen im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Bereitstellung von Kinderbetreuungseinrichtungen, um den Frauen die Möglichkeit einer beruflichen Tätigkeit zu erschließen. Maßnahmen zur Förderung von Innovation, Entwicklung der Humanressourcen und annehmbaren Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem formellen Arbeitsmarkt insbesondere für Frauen und gering qualifizierte Arbeitskräfte gelten als wesentliche Voraussetzungen für die Erreichung des Status einer Industrienation. Ferner werden Maßnahmen zum sozialen Schutz benötigt, um den Umstrukturierungsprozess zu untermauern und die wirtschaftliche und soziale Stabilität zu stärken. 2.4. Umweltpolitik Im Umweltbereich arbeitet die Regierung mit Entschlossenheit auf drei Ziele5 hin: Erstens eine saubere, sichere, gesunde und produktive Umwelt für gegenwärtige und künftige Generationen; zweitens Erhaltung des einzigartigen und vielfältigen kulturellen 5 Laut Planung des Ministeriums für natürliche Ressourcen und Umwelt. - 17 -
und natürlichen Erbes des Landes und der biologischen Vielfalt unter effektiver Beteiligung aller Sektoren der Gesellschaft; und drittens nachhaltige Lebensbedingungen und Produktions- und Verbrauchsmuster. Die Regierung fördert den Einsatz erneuerbarer, umweltfreundlicher Energieträger, ist sich jedoch darüber im Klaren, dass das Bewusstsein der Bevölkerung für diese Problematik im Wege von Bildungs- und Sensibilisierungsprogrammen gefördert werden muss. Im Hinblick auf die drei genannten Ziele sind allerdings bisher nur begrenzte Fortschritte erzielt worden. Die Herausforderung einer ausgewogenen Abwägung zwischen umweltpolitischen Anliegen und wirtschaftlichen Interessen stellt sich vor allem im Bereich der Tropenwälder. Die tropische Forstwirtschaft und die biologische Vielfalt sind für Malaysia sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus umweltpolitischer Sicht von maßgeblicher Bedeutung. Die Wälder bilden das Kernstück des reichhaltigen Ökosystems Malaysias. Im Hinblick auf die Durchsetzung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Tropenwälder des Landes haben die Behörden in den letzten zehn Jahren wesentliche Schritte eingeleitet und beachtliche Erfolge erzielt. Dennoch bleibt in Bezug auf die Gewährleistung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, den Schutz der Wälder vor illegalem Holzeinschlag und die Bodenrechtsansprüche der indigenen Gemeinschaften noch vieles zu tun. Auf der anderen Seite ist die Holzwirtschaft eine wichtige Haushaltseinnahmequelle, insbesondere für die Bundesstaaten Sarawak und Sabah. Die EU ist der drittwichtigste Abnehmer von Holz und Holzerzeugnissen aus Malaysia. Angesichts der grenzübergreifenden Dimension vieler Umweltprobleme in Südostasien wie beispielsweise Dunstschleier infolge von Waldbränden und anderen Formen der Umweltverschmutzung wäre eine intensivere regionale Zusammenarbeit dringend angeraten. 3. BILANZ DER ZUSAMMENARBEIT, KOORDINIERUNG UND KOHÄRENZ Die Europäische Kommission fühlt sich der Erklärung von Paris (März 2005) über die Politikausrichtung und Koordinierung der Maßnahmen sowie die Harmonisierung der Verfahren voll und ganz verpflichtet. Die Schlussfolgerungen des Rates vom November 2003 sehen die Aufstellung von Harmonisierungsfahrplänen (roadmaps) der EU in allen Ländern vor. Die Kooperation zwischen der Gemeinschaft und Malaysia war 2003 fast zum Erliegen gekommen: auf bilateraler Ebene fand kaum eine Zusammenarbeit statt, und auch im Rahmen der regionalen Kooperationsprogramme fiel auf, dass Malaysia als Empfängerland von marginaler Bedeutung war. Seit der Eröffnung der EG-Delegation im April 2003 erhielt die Zusammenarbeit zwischen der EG/EU und Malaysia jedoch neue Impulse, und dieser Trend dürfte sich in Zukunft weiter verstärken: im Jahr 2000 wurde ein neues Projekt in Angriff genommen, 2001 waren es 5, 7 im Jahr 2002, 11 im Jahr 2003, 21 im Jahr 2004 (mit nur zwei Ausnahmen handelte es sich um Regionalprogramme) und 19 im Jahr 2005. Im Wege von Seminaren und Konferenzen wird der Weg für eine aktivere Teilnahme Malaysias an dem von der EU finanzierten Forschungsrahmenprogramm bereitet, während die Zusammenarbeit im - 18 -
Hochschulbildungsbereich viel versprechende Aussichten auf eine intensivere Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Entwicklung des Humankapitals in Malaysia bietet. 3.1. Wirtschaft und Handel Die wirtschafts- und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen der EU und Malaysia fand in der Vergangenheit fast ausschließlich im Rahmen regionaler Programme statt, die schwerpunktmäßig auf Handels- und Investitionsförderung, Energie, Umwelt, Informationstechnologie und Kommunikation ausgerichtet waren. Die einzige Ausnahme bildete das von 1995 bis 2003 laufende EBIC-Projekt, bei dem es sich um ein bilaterales Kooperationsprojekt handelte. In Malaysia war bzw. ist die Gemeinschaft u. a. an folgenden Initiativen beteiligt: • Förderung von Handel und Investitionen (einschließlich IKT) im Rahmen der Programme Asia-Invest and Asia IT&C; • European Business Information Centre in Malaysia (EBIC); • Unterstützung im Rahmen des ASEM Trust Fund und ASEM TFAP Programms; • Projektfinanzierungen im Rahmen des neu eingerichteten Asia Trust Fund Programms; • Beteiligung am EG-ASEAN Intellectual Property Programme (ECAPII); • Beteiligung am EG-ASEAN COGEN Programm; • Projekte im Rahmen der Hochschulprogramme Asia-Link und AUNP; • Erasmus Mundus-Stipendien. 3.2. Entwicklung des Humankapitals: Zusammenarbeit im Hochschulwesen, Stipendien und Forschungskooperation Im Bereich des Hochschulwesens wurde die Zusammenarbeit zwischen Malaysia und der Europäischen Union in den letzten Jahren immer mehr ausgeweitet. Den Schwerpunkt bilden dabei der Auf- und Ausbau von Partnerschaften zur Förderung des Austauschs vorbildlicher Verfahrenspraktiken (Best Practice) und Wissen. Diese Kooperation fand im Rahmen von zwei Regionalprogrammen statt: • Asia Link: Partnerschaftsprojekte zwischen Hochschuleinrichtungen (11 laufende Projekte) • AUNP: Förderung des Dialogs zwischen verschiedenen Akteuren (wie den zuständigen Behörden, Hochschuleinrichtungen und der Wissenschaft) in der EU und ASEAN über vereinbarte Themen von gemeinsamem Interesse (z.B. Qualitätssicherung, Mittelübertragungssysteme, nachhaltige Entwicklung in der Hochschulbildung). Die Zusammenarbeit im Forschungsbereich erfolgt ausschließlich über die von der EU finanzierten FTE-Rahmenprogramme, insbesondere im Rahmen der Komponente Internationale Zusammenarbeit (INCO). So wurden aus dem 5. RP sieben Projekte mit Beteiligung malaysischer Partner finanziert, und gegenwärtig ist Malaysia im Rahmen - 19 -
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