Studie zum Fortschritt und der Entwicklung der Kreativindustrie mit speziellem Fokus auf die Modebranche
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Studie zum Fortschritt und der Entwicklung der Kreativindustrie mit speziellem Fokus auf die Modebranche erstellt für das Projekt Nr. 2017-1-TR01-KA202-046243, "Discover the New Fashion World” ko-finanziert vom Erasmus Programm der Europäischen Union Mai 2018 Dieses Projekt (Projekt-Nr. 2017-1-TR01-KA202-046243) wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
Diese Studie wurde im Rahmen des Projektes Nr. 2017-1-TR01-KA202-046243 "Discover the New Fashion World" erstellt, welches vom Erasmus + Programm der Europäischen Union ko-finanziert wird. Diese wissenswerten Informationen wurden von den folgenden Partnern des Projektkonsortiums aufbereitet und zur Verfügung gestellt: Izmit Bezirksdirektion für Nationale Bildung (TR), Spoleczna Akademia Nauk (PL), Pymev (ES), Egestionpyme Internet SL (ES), BEST Institut für professionelle Weiterbildung und Personaltraining GmbH (AT), Istituto Dei Sordi Di Torino (IT), Initiative De Antreprenoriat Si Dezvollate (RO) 2
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einführung ....................................................................................................................................... 4 1.1. Über das Projekt ...................................................................................................................... 4 1.2. Das Projektkonsortium im Detail ............................................................................................ 5 2. Über die Modeindustrie .................................................................................................................. 8 2.1. Kurzer Überblick zur Lage der globalen Modeindustrie .......................................................... 8 2.2. Mode- und Veredelungsindustrie in der EU ............................................................................ 8 2.3. Einführung in die Bedeutung der Modeindustrie in den Ländern des Projektkonsortiums ... 9 2.3.1. Österreich ........................................................................................................................ 9 2.3.2. Italien ............................................................................................................................. 10 2.3.3. Polen .............................................................................................................................. 10 2.3.4. Rumänien....................................................................................................................... 11 2.3.5. Spanien .......................................................................................................................... 12 2.3.6. Türkei ............................................................................................................................. 13 2.4. Beispiele für Modezentren in den Ländern des Projektkonsortiums.................................... 14 2.4.1. Bilbao (Spanien)............................................................................................................. 14 1.1.1. Bukarest (Rumänien) ..................................................................................................... 15 1.1.2. Istanbul & Ankara (Türkei)............................................................................................. 15 1.1.3. Provinz Masowien (Polen) ............................................................................................. 16 1.1.4. Mailand (Italien) ............................................................................................................ 16 1.1.5. Vorarlberg (Österreich) ................................................................................................. 17 3. Erfolgsfaktoren für Unternehmen der Kreativindustrie ................................................................ 18 3.1. Politische Unterstützung und Förderung von kreativen UnternehmerInnen ....................... 18 3.2. Ausbildung und Erfahrung ..................................................................................................... 18 3.3. Handwerk und Innovation ..................................................................................................... 19 4. Zusammenfassung ......................................................................................................................... 20 5. Bibliographie.................................................................................................................................. 21
1. Einführung 1.1. Über das Projekt Die Kreativwirtschaft und vor allem die Modebranche, zählen zu den besten Botschaftern und Fürsprechern in Punkto Internationalisierung und Globalisierung. Kreativindustrien vertreten einen relativ neuen Ansatz, der Bereiche von wissenschaftlicher oder künstlerischer Kreativität umfasst, einschließlich Modedesign sowie Fashionkreationen und Modeaccessoires. Die UNESCO definiert Kreativindustrien als "Sektoren der organisierten Tätigkeit, deren Hauptzweck die Produktion oder Reproduktion, die Förderung, der Vertrieb und/oder die Kommerzialisierung von Waren, Dienstleistungen und Aktivitäten kultureller, künstlerischer oder traditioneller Natur sowie mit Fokus auf kulturelles Erbe ist"1. In diesem Sinne zielt die Kreativwirtschaft auf all jene Bereiche und Sektoren ab, die sich der Wissenschaft widmen und Produktionen im Rahmen künstlerischer Kreativität und Gestaltungskraft stattfinden, industrielles Potenzial gegeben ist, ein Mehrwert geschaffen, staatliche Einnahmen durch Steuern generiert, Arbeitsplätze geschaffen und Profit erwirtschaftet sowie die regionale und nationale Entwicklung unterstützt wird. Statistische Daten zeigen, dass Kreativindustrien typischerweise Personen umfassen, die motiviert agieren und ihre individuellen Ressourcen sowie ihre Kreativität dazu nutzen, kleine Unternehmen zu gründen und zu entwickeln. Die Förderung kreativer Personen dient der Wirtschaft, einen zusätzlichen Mehrwert schaffen zu können, da die entwickelten Ideen die Kreativwirtschaft als Ganzes ankurbeln können. Interessanterweise spielen gemäß einer Studie von Ernst & Young alle 11 definierten Kreativ- und Kulturindustrien2 (darunter auch Mode) eine zunehmend wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft: 2013 erwirtschafteten sie einen Umsatz von 2.250 Milliarden US-Dollar (was 3% des globalen BIP entspricht) und generierten 29,5 Millionen Arbeitsplätze. In diesem Zusammenhang verfolgt das gegenwärtige Projekt "Discover the New Fashion World" das Ziel ein innovatives Trainingsinstrument zu entwickeln, das interessierte Personen und Menschen, die in der Modebranche tätig sind, dazu befähigt, verschiedene Methoden zu erlernen und anzuwenden, um ihr Wissen bzgl. Mode und Modedesign, Modeaccessoires und Schmuck zu verbessern und das für die Marktdurchdringung und Internationalisierung eines Unternehmens notwendige unternehmerische Wissen vermittelt zu bekommen. Der länderübergreifende Charakter dieses Projekts vereint die Vorteile des Austausches von Erfahrungen und Fachwissen jedes Landes auf effektive Art und Weise, wobei verschiedene wirtschaftliche und kulturelle Ansätze der Partnerorganisationen aus Italien, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien und der Türkei (in alphabetischer Reihenfolge) miteinbezogen werden. 1 Cultural times: The first global map of cultural and creative industries, Ernst & Young. Dezember 2015. 2 Werbemarkt, Architektur, Buch- und Kunstmarkt/Verlagswesen, Software-/Spieleindustrie, Musikindustrie, Filmindustrie, Pressemarkt, Darstellende Kunst, Rundfunkwirtschaft und Fernsehen, Bildende Kunst, Designwirtschaft
1.2. Das Projektkonsortium im Detail Izmit İlçe Milli Eğitim Müdürlüğü (İzmit Bezirksdirektion für Nationale Bildung - IDDNE) ist eine staatliche Organisation, die für die Planung und Koordination aller Formen von Bildungs- und Ausbildungsaktivitäten von der Vorschule bis zur Universität und im Bereich der Erwachsenenbildung zuständig ist. Im Jahr 2008 wurde die Direktion gegründet. Die Direktion mit ihren derzeit 66 MitarbeiterInnen umfasst 15 Vorschulen, 59 Grundschulen, 43 Sekundar-/Mittelschulen, 33 Gymnasien, 5 spezialisierte Privatschulen für Kinder mit geistigen Behinderungen, 1 Beratungs- und Forschungszentrum, 1 Bildungszentrum für Öffentliches Bildungswesen, 1 Zentrum für Wissenschaft und Kunst, 1 Berufsausbildungs- und Weiterbildungszentrum, 1 Zentrum für Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonal, 50 Privatschulen, 21 Fahrschulen, 16 Studienzentren. Die Institution umfasst 3992 Lehrkräfte und 65.698 StudentInnen bzw. SchülerInnen. Die Direktion ist dafür verantwortlich, alle erforderlichen Maßnahmen im Bereich Bildung zu organisieren, um eine signifikante Steigerung der Management- und Organisationskapazität dieses größten Regierungsorgans von İzmit City zu erreichen. In diesem Zusammenhang unterstützt die Direktion SchulleiterInnen, Lehrkräfte und andere MitarbeiterInnen im Zuge verschiedener Fortbildungskurse. Außerdem werden Kooperationen im Rahmen von vielen nationalen und internationalen Projekten durchgeführt. Społeczna Akademia Nauk (Universität für Sozialwissenschaften) / SAN ist mit 15.000 StudentInnen und mehr als 700 wissenschaftlichen MitarbeiterInnen eine der führenden privaten Universitäten in Polen. Sie verfügt über 18 Fachbereiche, darunter Management, Pädagogik, Psychologie, Soziologie und IT- Studien. Die Universität ist in einer Stadt mit einer langen Geschichte in der Textilindustrie beheimatet und veranstaltet jährlich die Internationale ‚Woche der Modephilosophie‘ (engl. International Fashion Philosophy Week), das größte Modeereignis in Ostmitteleuropa. Die Stadt wird derzeit aktiv in eine Stadt der kreativen Industrien umgewandelt. An der Universität wurde ein Forschungsinstitut für Unternehmertum und wirtschaftliche Entwicklung etabliert, das den StudentInnen Innovation und Unternehmergeist sowie fachliches Know-how in diesem Fachbereich vermittelt. Als Bildungsinstitution fördert SAN einen multidisziplinären Ansatz, der ForscherInnen mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Hintergründen (Wirtschaft, Geisteswissenschaften, Mode, usw.) vereint. Kooperationen finden vor allem mit jenen Institutionen, die die Modeindustrie in der Region fördern, statt: Polnische Kammer für Textilindustrie, Zentralmuseum für Textilindustrie, KMUs, die in der Kreativwirtschaft tätig sind sowie die Akademie der Bildenden Künste - Fakultät für Textildesign und Modedesign. Der valencianische Verband der kleinen und mittleren Unternehmen (PYMEV) wurde 1977 mit dem Ziel gegründet, die Bestrebungen und Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen in Valencia so zu kanalisieren, dass sie an den strategisch zuständigen Stellen zur Entscheidungsfindung vertreten und geschützt werden. Es ist die bedeutendste Vertretungsorganisation hinsichtlich Schutz- und Vertretungsagenden. PYMEV betreibt eine Politik 5
der Handlungseinheit innerhalb der jeweiligen Sektoren, Branchen oder im Zuge von Aktivitäten und Maßnahmen. Dies bedeutet nicht, dass im Sinne einer einzelnen Geschäftsorganisation gedacht und gehandelt wird, sondern der Bestand an unabhängigen ArbeitgeberInnen, die erfolgreich tätig sind und gewissenhaft zusammenarbeiten, gefördert wird. Kurz gesagt, ist diese Handlungseinheit für KMUs vor allem hinsichtlich gemeinsamer Problemstellungen, die die gesamte Geschäftswelt betreffen, zuständig, um eine einheitliche Antwort hinsichtlich Interessen von Kleinstunternehmen und kleinen Unternehmen der Autonomen Region Comunitat Valencia treffen zu können. Das BEST Institut für berufsbezogene Weiterbildung und Personaltraining GmbH (www.best.at) wurde 1990 als unabhängige österreichische Institution für kontinuierliche Weiterbildung, berufliche Qualifizierung, Berufsberatung und Karrieredienstleistungen gegründet. Die Hauptaktivitäten umfassen die Entwicklung innovativer Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene (+16) sowie Erwachsene, die mitunter benachteiligten Gruppen zuzuordnen sind und/oder Migrationshintergrund aufweisen. Der Fokus wird auf kontinuierliche und berufliche Aus- und Weiterbildung, Beratung und Coaching sowie Aktivierungsmaßnahmen für Arbeitssuchende und MitarbeiterInnen gelegt. Die Ausbildungsformate und -programme sind kundInnenorientiert konzipiert und basieren sowohl auf den spezifischen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes als auch auf den individuellen Situationen, Fähigkeiten und Kompetenzen der TeilnehmerInnen, deren früheren Erfahrungen und Lebensumständen. Das Institut bietet Trainingsmöglichkeiten für bis zu 15.000 TeilnehmerInnen pro Jahr. Das Turiner Institut für Gehörlose in Pianezza ist eine 1814 gegründete Organisation mit antiken Wurzeln, die geschaffen wurde, um gehörlosen Kindern Unterstützung und Bildungsmaßnahmen anzubieten sowie um deren Lehrkräfte auszubilden. Das Turiner Institut für Gehörlose ist seit langem in einem intensiven Prozess der Internationalisierung im Rahmen seiner Aktivitäten und Projekte involviert und engagiert. Der fachliche Austausch mit KollegInnen an ausländischen Institutionen, die ähnliche Ziele verfolgen, der Austausch von Erfahrungen im Zuge von Forschungsprojekten, der Aufbau von dauerhaften Austauschbestrebungen sind wichtige Kriterien hinsichtlich definierter Entwicklungs- und Ausbildungsparameter. Initiative de Antreprenoriat si Dezvolta ist eine Nichtregierungsorganisation, die gegründet wurde, um eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Unternehmertum und deren Nachhaltigkeit, Ausbildung, Mobilität und dem kulturellem Wandel in der rumänischen Gemeinschaft in Rumänien und darüber hinaus, einzunehmen. Die im Juli 2016 etablierte Organisation mit Sitz in der Region Sibiu, Rumänien, wurde gegründet, um den Bedürfnissen, die diese Aktivitäten und Maßnahmen mit sich bringen, gerecht zu werden, indem diese von den GründerInnen auf aktive und nicht-formale Art und Weise entwickelt und forciert werden. Die Förderung der rumänischen Kultur und Wirtschaft in den europäischen Ländern sowie die Unterstützung der Integration dieser Gemeinschaft in den verschiedenen Ländern, in denen sie leben oder in Zukunft leben werden, stehen dabei im Fokus. 6
E-GestiónPyme Internet, S.L., ist eine Rechtsanwalts- und Wirtschaftskanzlei mit Sitz in Zaragoza, die eng mit assoziierten Büros in Barcelona und Madrid zusammenarbeitet. Das Stammpersonal besteht aus sieben Fachleuten und je nach Bedarf aus einem oder zwei PartnerInnen. Das Unternehmen besitzt 32 Jahre Erfahrung in der Branche. Das Tätigkeitsspektrum umfasst Unternehmertum, die Fachgebiete Steuerrecht, Arbeitsrecht und andere rechtliche und gesetzliche Belange, Internationales Recht, die das Unternehmen im Rahmen von didaktischen Kooperationen durchführt und berücksichtigt. Die Auftraggeber belaufen sich auf Unternehmen und Betriebe sowie auf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Die beruflichen Tätigkeiten richten sich an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen in den Bereichen Jugendarbeit, Soziale Sicherung, Beratung von benachteiligten Gruppen und Unterstützung für die Gründung von Kleinstunternehmen. Das Unternehmen bietet multidisziplinäre Lösungen an, die Interventionsbereiche entsprechen dabei den einzelnen Geschäftsbereichen der Unternehmen. Das Unternehmen generiert einen Mehrwert im Unternehmensumfeld indem mit KundInnen eine Ko-Existenz eingegangen wird, sodass durch Innovation, Qualität, Instrumente, Talentförderung und kontinuierliche Verbesserungen die Zielerreichung gewährleistet werden kann. 7
2. Über die Modeindustrie 2.1. Kurzer Überblick zur Lage der globalen Modeindustrie Die Modeindustrie zählt weltweit zu einer der dynamischsten und wachstumsstärksten Branchen. Sie umfasst eine Vielzahl von Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten: von der Verarbeitung natürlicher Materialien (Baumwolle, Wolle, usw.) oder künstlicher Materialien (z.B. Polyester, Polyamid) bis hin zur Herstellung von Garnen, Stoffen und Textilerzeugnissen, die eine Vielzahl produktiver Aktivitäten wie etwa die Herstellung von Kleidung, Schuhen und Accessoires, Schmuck, Uhren und Kosmetika nach sich ziehen, betreffen. Die 27 Länder der Europäischen Union erwirtschaften in dieser Branche jährlich 350.000 Millionen Dollar (311.951 Millionen Euro), gleich viel wie Länder der Vereinigten Staaten oder China – dies belegt ein von Statista (2014)3 vorgelegter Bericht. Insgesamt hat der Mode- und Bekleidungseinzelhandel einen Umsatz von 1,1 Billionen Dollar pro Jahr (0,9 Billionen Euro) erzielt. 2.2. Mode- und Veredelungsindustrie in der EU4 Die Mode- und Veredelungsindustrie stellt eine der dynamischsten und kreativsten Branchen in ganz Europa dar. Interessanterweise wuchs und etablierte sich der High-End-Sektor während der Finanzkrise von 2007-2008 stärker als der Rest der europäischen Wirtschaft und verzeichnete bereits 2010 und 2011 zweistellige Wachstumsraten. Die High-End-Veredelungsindustrien beschäftigen, eigenständig betrachtet, mehr als 1 Million Personen, wovon über 60% der Produktion außerhalb Europas exportiert wird und somit 10% aller EU-Ausfuhren umfasst.5 Mit 5 Millionen Menschen, die direkt im Rahmen der Wertschöpfungskette der Modeindustrie tätig sind, leisten diese Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten einen wichtigen Beitrag für die Gesamtwirtschaft der EU. 6 Sie sind ferner im täglichen Leben von Millionen von Menschen präsent und fungieren als Botschafter europäischer Werte wie Kultur, Kreativität, Innovation und Handwerkstradition und Kunsthandwerk. Sie repräsentieren dadurch europäisches kulturelles Erbe und Fachwissen. Diese Branchen bilden komplexe und miteinander verknüpfte Wertschöpfungsketten, ausgehend von der Entwicklung und Herstellung von Modeartikeln (wie Textilien, Bekleidung, Schuhe, Leder, Pelzwaren, Schmuck und Accessoires) und hochwertigen Produkten bis hin zu deren Vertrieb und Einzelhandelsnetzwerk. Vielen europäischen Unternehmen in dieser Branche ist es gelungen, ihre Position auf dem Weltmarkt zu verteidigen. Dies ist vor allem der Entwicklung hin zu innovativen Produkten und Dienstleistungen mit hohem Mehrwert, Nischenmärkten und neuen Geschäftsmodellen zu verdanken, wie die Detailinformationen auf der Webseite der Europäischen Kommission verdeutlichen. 3 Statista: https://www.statista.com 4 European Commission: https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/high-end-industries/eu 5 European Commission: https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/high-end-industries/eu 6 European Commission: https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/high-end-industries/eu
2.3. Einführung in die Bedeutung der Modeindustrie in den Ländern des Projektkonsortiums Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die jeweilige Lage der Modebranche in jedem teilnehmenden Projektland (Reihung in alphabetischer Reihenfolge): Österreich, Italien, Polen, Rumänien, Spanien und der Türkei. 2.3.1. Österreich Als stark exportorientierte Volkswirtschaft mit fragmentierter Unternehmensstruktur stützt sich Österreich aufgrund der durch Globalisierung und Digitalisierung in den letzten Jahren erfolgten radikalen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft, mehr denn je auf eine starke Innovationsdynamik. Die Kreativwirtschaft spielt in Österreich eine entscheidende Rolle: Sie ist ein wichtiger Motor für die Wirtschaft hinsichtlich Wachstum und Innovation. Die innovative und transformative Kraft der Kreativwirtschaft trägt zur Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze (insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen) bei, verbessert die Attraktivität von Städten und Regionen als Wirtschaftsstandorte und stärkt regionale Innovationssysteme. Gemäß Advantage Austria, dem internationalen Dienstleister der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), verfügt Österreich über mehr als 280 Textilunternehmen mit rund 12.000 MitarbeiterInnen. Ihre hohe Exportquote von 80% beweist, dass österreichische Textilerzeugnisse weltweit einen guten Ruf genießen.7 Der wichtigste Absatzmarkt der österreichischen Textilexporte ist Europa, wobei aber sicherlich einige spezifische Produktsegmente andere Regionen präferieren. Afrika ist beispielsweise der wichtigste Exportmarkt für Stickereiunternehmen aus Vorarlberg: Mehr als die Hälfte der Stickereierzeugnisse werden nach Nigeria exportiert.8 Neben Textilerzeugnissen für die Bekleidungsindustrie spielen in Österreich auch Heimtextilien und technische Textilien und Gewebe eine wichtige Rolle. Einige Unternehmen dieser Branche sind sogar Weltmarktführer, zum Beispiel im Bereich Frottierwaren oder bei der Herstellung von industriell gefertigten, hochwertigen Zellulosefasern. Der Anteil der technischen Textilien und Gewebe am Gesamtumsatz der österreichischen Textilindustrie beträgt mittlerweile bereits mehr als 50%.9 Die heimische Modeszene ist durch eine Struktur von Kleinstunternehmen geprägt. Die DesignerInnen bedienen unterschiedliche Nischen. Die österreichische Mode zeichnet sich durch eine kreativ- künstlerische Ausrichtung und hochwertige Verarbeitung, Veredelung und Materialauswahl aus. Viele österreichische Labels und DesignerInnen erfreuen sich, vor allem auf dem asiatischen Markt, großer Beliebtheit. Da die KäuferInnen gerne experimentieren, wird der österreichische "Avantgarde- Modestil“ besonders gut angenommen und stößt auf positives Interesse. Fernab von anderen prominenten Modemetropolen wie Mailand, Paris oder Barcelona können österreichische DesignerInnen eigene Ideen und Visionen entwickeln, ohne dabei Kompromisse eingehen zu müssen. Es gibt jedoch auch Herausforderungen, die die gesamte Branche betrifft: Es steht lediglich eine stetig abnehmende Anzahl von qualifizierten, kostengünstig operierenden Produktionsunternehmen zur Verfügung, die die Anforderungen der heimischen Modeszene erfüllen können. Dies ist einer der Gründe, warum die Produktion von Prototypen und Kollektionen zunehmend ins Ausland verlagert wird. Obwohl diese Entwicklung möglicherweise zu Kosteneinsparungen führt, steht ihr ein deutlich erhöhtes unternehmerisches Risiko entgegen. 10 7 http://www.advantageaustria.org 8 http://www.advantageaustria.org 9 http://www.advantageaustria.org 10 Kreativwirtschaftsstrategie für Österreich. (2016). 9
2.3.2. Italien Im Jahr 201411 erwirtschafteten die Kultur- und Kreativindustrien eine Wertschöpfung von 78,6 Milliarden Euro und stimulierten dadurch gleichzeitig auch andere Wirtschaftszweige in Italien: 15,6% der gesamten nationalen Wertschöpfung wurden dadurch generiert, was einem monetären Wert von 227 Milliarden Euro entspricht. 12 Dazu zählen auch die volkswirtschaftlichen Einnahmen, die direkt durch die Kulturindustrie lukriert wurden. Gemäß den aktuellsten Daten des Union Camere-Symbola-Berichts (2015) haben Unternehmen, die in Kreativität investiert haben, ihren Umsatz in den Jahren 2012 bis 2014 trotz der schwelenden globalen Krise um 3,2% gesteigert. Zudem wurden diese Unternehmen mit einem Anstieg der Exportquote von 4,3% belohnt. Darüber hinaus erzielten jene 443.208 Unternehmen der produzierenden Kulturindustrie, welche 7,3% aller inländischen Unternehmen ausmachen, 5,4% des in Italien produzierten Nationalvermögens, was in monetären Größen rund 78,6 Milliarden Euro entspricht. Dies entspricht etwa 84 (äquivalent zu 5,8%) der Volkswirtschaft, wenn öffentliche Einrichtungen und Organisationen des gemeinnützigen Kultursektors miteinbezogen werden. 13 Die Kreativindustrien werden auch durch die Handelsmarke "Made in Italy" beworben und gefördert, das als Kennzeichnung dient, dass ein Produkt in Italien entwickelt, hergestellt und verpackt worden ist; v.a hinsichtlich der Branchen Design, Mode, Lebensmittel, Fertigungsindustrie, Handwerk und Maschinenbau. Die Handelsmarke "Made in Italy" wird seit 1980 verwendet, um die internationale Einzigartigkeit Italiens in vier traditionellen Branchen aufzuzeigen: Mode, Nahrungsmittel, Möbel und Maschinenbau (Automobile, Industriedesign, Maschinenbau und Schiffbau). Italienische Produkte werden oft mit Qualität, hohem Spezialisierungsgrad und Differenzierung, Eleganz und einer starken Vernetzung mit erfahrenen und berühmten italienischen Industriebezirken in Verbindung gebracht und oft mit Luxusbegriffen assoziiert. In jüngster Zeit ist die Handelsmarke "Made in Italy" für den italienischen Export zu einem maßgeblichen Faktor geworden und wird weltweit häufig als eigenständige Produktkategorie angesehen. Im Januar 2014 startete das Google Cultural Institute in Zusammenarbeit mit der italienischen Regierung und der italienischen Handelskammer ein Online-Projekt, das "Made in Italy" im Rahmen der Nutzung virtueller Showrooms für mehrere berühmte italienische Produkte bewerben und fördern sollte. 2.3.3. Polen Die Kreativindustrie in Polen umfasst Visuelle, Darstellende und Bildende Kunst/Bühnenkunst, Kulturelles Erbe, Musikindustrie, Filmindustrie, Buch- und Kunstmarkt/Verlagswesen und Presse, Rundfunkwirtschaft und Fernsehen, Architektur, Modedesign und Designwirtschaft, Werbemarkt, Software-/Spieleindustrie.14 Sie ist gekennzeichnet durch Unsicherheiten und Risiken in Bezug auf die durchgeführten Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten, hohe Dynamik (im Zusammenhang mit Veränderungen in Punkto Angebot und Nachfrage), hohe Flexibilität (laufende Anpassung an die Bedürfnisse und 11 European creative Industries Summit, Brussels 2015, http://ecbnetwork.eu/wp-content/uploads/2015/09/ECIS- 2015-Brussels.pdf 12 European creative Industries Summit, Brussels 2015, http://ecbnetwork.eu/wp-content/uploads/2015/09/ECIS- 2015-Brussels.pdf 13 Creative Economy. Cultural Industries and Local Development. 14 S. Szultka (Hrsg.). (2014). Kreatywny łańcuch powiązania sektora kultury i kreatywnego w Polsce, Gdańsk. 10
Erwartungen der KundInnen, unregelmäßige Zahlungsströme), hohe Innovation aufgrund des Werkcharakters sowie der hergestellten Produkttypen. 15 Der Creative Chain Bericht verdeutlicht, dass die am schnellsten wachsende Kreativindustrie in Polen das Modedesign und die Designwirtschaft umfasst; dies ist anhand der Vielzahl neuer Unternehmen, der Beschäftigungsstruktur und den Umsatzerlösen klar ersichtlich. Die Bekleidungsindustrie stellt eine schnell wachsende Industriesparte in Polen dar. Prognosen zufolge wird die Modebranche in Polen im Jahr 2022 eine Wertschöpfung von über 43 Mrd. Zloty erreichen. Darüber hinaus hat, gemäß Daten des Fashion Industry Reports - Ökonomische Bedeutung, Analyse von Erfolgsfaktoren und weiteren Entwicklungsmöglichkeiten: „die Modeindustrie auch eine signifikante kulturschaffende Bedeutung, sie generiert und ermöglicht, verbunden mit der Präferenz für polnische Produkte, einen spezifischen Lebensstil“. 16 In Polen umfasst die Industrie das Handwerk (Herstellung von Echtschmuck und ähnlichen Produkten, Herstellung von Modeschmuck und ähnlichem), die Designwirtschaft und das Modedesign (das Gebiet der Kunst, das sich mit der Herstellung von Kleidungsstücken beschäftigt - ausgehend von der Vision einer bestimmten Idee, dem Designkonzept bis zum Schneiderhandwerkspart). Das Interesse der Behörden an diesem Thema verdeutlicht das große Entwicklungspotential, das sowohl für die einzelnen Unternehmen als auch für die Gesamtwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist. Die Vorteile der Förderung und Entwicklung der Kreativwirtschaft können anhand der Steigerung der Innovation, der Schaffung neuer Räumlichkeiten und der Entwicklung der Infrastruktur, der Anwerbung hochqualifizierter MitarbeiterInnen, der Steigerung der Attraktivität der Stadt Łódź und der Gewinnung neuer Investoren gemessen werden. 17 2.3.4. Rumänien Die Unternehmen in der rumänischen Modeindustrie sind laut einer Analyse der Finanzberatungsfirma KeysFin jedes Jahr um fast 5 Milliarden Euro gewachsen. Ausländische Konzerne halten einen Anteil von 83% am lokalen Modeeinzelhandel, H&M, Zara, C&A und Pepco gehören dabei zu den größten Anbietern am Markt. Im Produktionssektor jedoch erzielen rumänische Unternehmen mit 62% immer noch einen höheren Umsatzanteil. Im Mode-Einzelhandel waren 2016 rund 18.890 Unternehmen registriert, davon produzierten 5.670 Kleidung. Der Gesamtumsatz der Modebranche stieg von 2013 bis 2016 um mehr als 1 Milliarde Euro und erreichte beinahe 5 Milliarden Euro. Die Nettogewinne in dieser Branche haben sich gegenüber 2013 ebenfalls fast vervierfacht und erreichten insgesamt 280 Millionen Euro. 18 Die Zunahme des Verbrauchervertrauens - aufgrund von Reallohnsteigerungen und Änderungen im Steuern-/Abgabensystem zugunsten von Privatpersonen - hat auch dazu geführt, dass die VerbraucherInnen im Moment in Hinblick auf die Finanzierung von Erwerbsgütern sicherer agieren. Adrian Ariciu, Director Supply Management bei Metro Cash and Carry, erklärte in einem Interview mit Doing Business Romania, dass der Anstieg bei Konsumausgaben hauptsächlich auf die zunehmende Vielfalt der verfügbaren Produkte zurückzuführen sei. 15 J. Alvarez, R. Bill, A. Grawon, M. Materska-Samek, A. Klimczuk, Ł. Kowalski, J. Zętar, M. Mazerant, M. Pałasz & R. Ulatowska. (2013). Przemyłsy kreatywne 2.0.12. Fundacja Rozwoju Kina. Kraków. Seite.32. 16 S. Szultka. (2014). Kreatywny łańcuch powiązania sektora kultury i kreatywnego w Polsce: Gdańsk. 17 Strona Internetowa: http://kongres-kultury.pl/diagnoza/lodz/rkk/art-sektor_kreatywny.html (Zugriff 30.05.2018) 18 Oficina Económica y Comercialde la Embajada de España en Bucarest (Instituto Comercio Exterior ICEX): Bienes de consumo Rumanía: moda, calzado y marroquinería. November 2017. 11
2.3.5. Spanien Die Modeindustrie in Spanien repräsentiert 2,8% des gesamten BIP. 19 In Spanien existieren insgesamt 6.800 Unternehmen, die sich auf die Modebranche (Bekleidung und Schuhe) spezialisiert haben. In Bezug auf die Beschäftigungsquote generiert die Modeindustrie - direkt oder indirekt - 4,3% der Gesamtbeschäftigung, wodurch die Modebranche zu einer der strategischen Sektoren der spanischen Wirtschaft zählt. Die Erholung nach der Finanzkrise von 2008-2010 beruhte unter anderem auf einem Anstieg der Exporte. In Spanien ist dies der viertgrößte Sektor in Bezug auf einen Anteil von 8,4% in Relation zur Gesamtexportmenge. Der Sektor der Modeindustrie in Spanien, von dem die weltweit operierenden Unternehmen international herausstechen und äußerst erfolgreich sind, ist als "Fast Fashion" bekannt. Fast Fashion ist definiert als Kleidung im Niedrigpreissegment, das den neuesten Trends und Tendenzen in der Modebranche weltweit folgt. Die Unternehmen, die Teil dieses Sektors und Verbandes sind, verfügen über eine bedeutende internationale Präsenz und die Fähigkeit, diese neuen Trends zu duplizieren sowie in fast jeden Markt der Welt zu exportieren. Dies erfordert ein hoch entwickeltes Logistiksystem sowie ein effizientes Clustermanagement und eine Organisationsstruktur von Seiten der DesignerInnen. Die wichtigsten Unternehmen in diesem Sektor - in dieser Sparte auch weltweit führend - sind in Spanien beispielsweise Inditex (Zara Muttergesellschaft) oder Mango. Die Gesamtwertschöpfung der spanischen Modeindustrie erreichte 30 Milliarden Euro, was 18% der gesamten Weltproduktion entspricht. In Hinblick auf die Situation der Modebranche in Spanien gibt es allerdings auch weniger positive Nachrichten. Auch wenn multinationale Unternehmen ihre Konzernergebnisse Jahr für Jahr verbessern können, basieren diese vor allem auf internationalen Aktivitäten, was bedeutet, dass diese vor allem im Ausland generiert werden. In der Tat war der nationale Vertrieb in den letzten Jahren heiß umkämpft. Im Jahr 2017 konnte der Umsatz der Branche um 0,4% gesteigert werden, was in Relation zum Vorjahresumsatz 2016, in dem ein Umsatzverlust von 9% erzielt wurde, betrachtet werden muss. Die Tatsache, dass dieser Branchenaufschwung hauptsächlich durch Umsätze aus der Zielgruppe der 45- und 55-Jährigen erwirtschaftet wurde und nicht durch eine jüngere Zielgruppe erfolgt ist, dürfte bei den Produzenten ebenfalls Beunruhigung hervorrufen. Die langfristigen Perspektiven des Sektors sind daher als nicht sehr optimistisch einzustufen, wenn man bedenkt, dass die zukünftigen VerbraucherInnen diejenigen sind, die ihre Ausgaben für Kleidung und Mode reduzieren. Das bedeutet nämlich, dass die Unternehmen der Branche nicht in der Lage sind, Markentreue innerhalb dieser Zielgruppe zu etablieren. Dennoch verdeutlicht dies, dass die Modebranche als eigener Wirtschaftszweig keine eindeutige Transparenz aufweist, wie dies etwa bei Banken, Telekommunikations-, Energie- oder Infrastrukturanbietern der Fall ist. Dieser Umstand liegt vor allem daran, dass es sich um einen Sektor mit einer Vielzahl von verschiedenen Produktkategorien (z. B. Textilien, Schuhe, Accessoires, etc.) und Dienstleistungen (z. B. professionelle Beratung zu Mode, kreative Dienstleistungen, Marketing- Unternehmen, etc.) handelt. Zudem ist die Modebranche auch bekannt für ihre komplexe Wertschöpfungskettenstruktur, wo sich die spezialisierten Unternehmen in einer oder mehreren Wertschöpfungsphase/n befinden, und verfügt über einer große Vielfalt an Vertriebskanälen. Alle diese Faktoren erfordern Fachwissen, um die notwendigen Investitions- und Verbesserungsmöglichkeiten besser zu verstehen. Zudem sollte auch berücksichtigt werden, dass neben den direkten Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten der Modeindustrie ein breites Spektrum an 19 BIP - Bruttoinlandsprodukt (engl. GDP: Gross Domestic Product) 12
Unternehmen existiert, die Neben- und Zusatzdienstleistungen anbieten (Möbelhersteller, Architektur- und Ingenieurbüros, Anwaltskanzleien, Kommunikationsunternehmen, Beratungsunternehmen oder Reisebüros) und damit wiederum an der strategischen Entwicklung des Sektors mitwirken. 2.3.6. Türkei Die Türkei nimmt eine wichtige strategische Rolle als Brückenbauer zwischen transnationalen Märkten und Industriezweigen ein. Aus diesem Grund wird das Land von der Europäischen Union in Hinblick auf die (Weiter-)Entwicklung neuer Politiken und Strategien im Zusammenhang mit kreativitätsorientiertem Wirtschaftswachstum vermehrt in Betracht gezogen. Aufgrund der Integration verschiedener Kulturen und Technologien wird der Türkei nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Afrika eine Schlüsselrolle in Punkto Wirtschaftsleistung zuteil.20 In Bezug auf die Modebranche nimmt die Türkei in der Textilproduktion von Konfektionsbekleidung den ersten Platz ein. In der EU liegt die Türkei in Bezug auf Produktion von Textil-Konfektionswaren an zweiter Stelle und weltweit betrachtet ist die Türkei der siebtgrößte Lieferant an Textil-Konfektionswaren, die in die ganze Welt exportiert werden. Obwohl die Türkei Europas zweitgrößter Hersteller von Textilmaschinen und der weltweit sechstgrößte Produzent von Rohbaumwolle ist, gibt es im Bereich des weltweiten Wettbewerbs noch viel zu tun, insbesondere in Bezug auf Technologie, Forschung und Entwicklung.21 Die strategischen Sektoren der türkischen Textil- und Bekleidungsindustrie verlagerten sich stark auf internationale Märkte.22 Die Tatsache, dass die Textilfertigung und die Bekleidungsproduktionen langsam in andere Länder, vor allem in die Länder des Balkans und Zentralasiens, verlagert werden, bringt den Sektor zusätzlich in ernsthafte Schwierigkeiten. Derzeit werden in der Türkei keine Forschungstätigkeiten über den Kreativ- und Kultursektor auf nationaler Ebene durchgeführt, die einen internationalen Vergleich dieser Branche ermöglichen würden. Die Untersuchungen, die bisher durchgeführt wurden, konzentrieren sich primär auf bestimmte Industriezweige und Städte. Was jedoch statistisch erfasst wird, sind die Beschäftigungszahlen in der Kreativwirtschaft in der Türkei: im Jahr 2011 waren insgesamt 191.634 Personen in der Kreativwirtschaft beschäftigt. Zwischen 2008 und 2011 stieg die Gesamtbeschäftigung in der Kreativindustrie zudem um 38%. Dennoch ist anzumerken, dass der Anteil der Beschäftigung in der Kreativindustrie im Vergleich zur Gesamtbeschäftigung aller Wirtschaftssektoren lediglich etwa 2% beträgt.23 In den letzten Jahren hat die erzielte Wirtschaftsleistung jener Unternehmen, die sich auf die kreativen Sektoren spezialisiert haben, Aufmerksamkeit erregt. Die positiven Effekte des stetig wachsenden und sich entwickelnden Kreativ- und Kultursektors haben an Anerkennung gewonnen. Das Ansehen und die Einstellung zur "kreativen Industrie" haben sich sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor sukzessive verbessert. Dementsprechend wurden verschiedene Wirtschafts- und Sozialpolitiken implementiert, um die Entwicklung und Verbreitung der Kreativwirtschaft zu fördern. Im Zuge von Bestandsaufnahmen, durchgeführt von den Entwicklungsagenturen in Istanbul, Izmir, Ankara, dem Ministerium für Kreativwirtschaft und dem Ministerium für Kultur und Tourismus, wurden zahlreiche Beispiele für diese Politik analysiert. 20 IIMEM Studie. Seite 1. 21 TÜBİTAK. (2003). Seite 6. 22 İTKİB. (2005). Seite 6. 23 Seçilmiş, İ. Erdem. (2015). Clustering of Creative Industries in Turkey. EGE ACADEMIC REVIEW. Volume 15, Number 1. Seiten 9-18. 13
Darüber hinaus führt der aus 18 Berufsverbänden bestehende Verband der Kreativwirtschaft seit 2012 Studien durch, um die Kreativwirtschaft untereinander zu vernetzen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. 24 Es gibt verschiedene Aspekte, die zum Wachstum des Kreativsektors beitragen. Dazu zählen unter anderem: Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, das Bewusstsein für innovative Designs und eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur. 2.4. Beispiele für Modezentren in den Ländern des Projektkonsortiums Große bzw. größere Städte mit einer hohen Lebensqualität fördern und begünstigen kreative Prozesse aufgrund des Vorhandenseins von und des Zugangs zu Räumlichkeiten, der Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen, und vor allem aufgrund der Präsenz von AbnehmerInnen für Produkte und Dienstleistungen, die von kreativen Unternehmen angeboten werden. Städte bieten zudem Zugang zu jenen Ressourcen, die für kreative Prozesse benötigt werden, und ermöglichen eine schnelle und einfache Kommunikation zwischen den Dreh- und Angelpunkten der Modeindustrie. In großen Städten entstehen beispielsweise spezielle Zonen und Viertel, in denen kreative Aktivitäten gefördert werden. Jedes Land dieser Projektpartnerschaft verfügt über solche Modedrehscheiben, die für das jeweilige Land/die Region charakteristisch sind. Die auf den nächsten Seiten angeführten Beispiele (in alphabetischer Reihenfolge) widerspiegeln den Mehrwert und die Wertschöpfung dieses Industriezweiges: Bilbao in Spanien, Bukarest in Rumänien, Istanbul und Ankara in der Türkei, die Provinz Masovia in Polen, Mailand in Italien und Vorarlberg in Österreich. 2.4.1. Bilbao (Spanien) Bilbao ist eine der bedeutendsten Städte in Spanien und eindeutig das wichtigste Industriezentrum im Norden Spaniens. Die Stadt ist historisch durch ihre Erdölindustrie und Seefahrt geprägt. In den letzten Jahrzehnten hat sich Bilbao jedoch zu einer eher touristisch und kulturell geprägten Stadt entwickelt. Die Entwicklung und Förderung der Kreativ- und Kulturindustrie stellte zugleich einen der Kristallisationspunkte der Wirtschaftspolitik der Stadt dar. Bezugnehmend auf die Modeindustrie existieren in Bilbao insgesamt 53 Unternehmen mit Fokus auf Modedesign, die gemäß den statistischen Daten des Jahres 200825 196 MitarbeiterInnen beschäftigen. Der wichtigste Aspekt, der von anderen Städten als Paradebeispiel angeführt wird, bezieht sich auf die Zusammenarbeit untereinander und die Ziele von Bildungseinrichtungen, Verbänden, Werbemaßnahmen und der öffentlichen Ordnung und Politik. Die Ausbildung in diesem Fachbereich erfolgt in Bilbao sowohl durch Erlangung eines Master-Abschlusses in Mode an der Universität des Baskenlandes (Universidad del País Vasco - UPV), am Institut Inedi, als auch an einer Modeschule und einer spezialisierten Akademie (Escuela María Teresa Gandaries und Academia Marta Terán). Darüber hinaus haben die Stadt Bilbao und die UPV eine Kooperationsvereinbarung mit dem London College of Fashion unterzeichnet, die es ermöglicht, dass DesignerInnen aus der Modemetropole London ihr Wissen und ihre Expertise einfließen lassen. Die Verbandsstruktur betreffend ist der Verband BizkaikoModa, der alle Modeunternehmen in der Provinz Bizkaia unter einer einzigen Dachmarke bündelt, von essentieller Bedeutung. Zudem legt die Vereinigung neuer und junger DesignerInnen ihren Fokus insbesondere auf innovative Aktivitäten und Designs. Zu den weiteren wichtigen jährlich stattfindenden Aktivitäten und wirtschaftsfördernden Tätigkeiten zählen: Wettbewerbe (wie der Internationale Kunst & Mode Wettbewerb sowie der Wettbewerb für junge aufstrebende ModedesignerInnen aus dem Baskenland und aus Navarra), Modemessen und die Modeschau für neue DesignerInnen. 24 http://www.yekon.org/index.htm 25 LanEkintza Bilbao. (2009). “Estudio sobre el potencial de las industrias creativas en Bilbao”. 14
1.1.1. Bukarest (Rumänien) Im Jahr 2015 hat eine Gruppe multidisziplinärer kreativer Persönlichkeiten den verlassenen Industriebereich einer ehemaligen Baumwollfabrik in Bukarest in den ersten „Makerspace“ in Rumänien verwandelt. Nach sechs Monaten harter Arbeit, mit Unterstützung von 25 Personen und 9 Partnern, waren 650 m² fertig gestellt und verfügbar, um Unternehmen aus der Kreativbranche zu beherbergen, die Räumlichkeiten und Community suchten. Dieser Industriebereich hat sich nun zu einem zentralen Hotspot für die Kreativwirtschaft in Bukarest entwickelt. Bei Nod handelt es sich um ein dynamisches Ökosystem, das DesignerInnen, KünstlerInnen, IngenieurInnen, ErfinderInnen, FreiberuflerInnen und UnternehmerInnen willkommen heißt. Jeder kreative Geist, jede/r der/die kreativ denkt, jede/r, der/die eine Idee, eine Vision, eine Erfindung oder einen Prototyp konzipiert hat und diese entwickeln möchte, ist in der Lage, im richtigen Umfeld die richtige Räumlichkeit, die Gemeinschaft und die Produktionsanlagen zu finden, um jedes Projekt zum Leben erwecken zu können. Nod funktioniert sowohl als Produktionslabor/Makerspace als auch als Co-Working Space, um dort jede Art von Projekt entwickeln und verwirklichen zu können. Nod Makerspace stellt das erste kreative groß dimensionierte Gemeinschaftszentrum in Rumänien dar. Hauptziel ist die Entwicklung und Demokratisierung der Sektoren Design, Maschinenbau, Produktion und Prototyping. Der Makerspace stellt seinen Mitgliedern die Werkzeuge, Anlagen und Betriebsmittel für die digitale Fertigung und das Prototyping zur Verfügung und unterstützt die Förderung von Unternehmen der Kreativbranche (im Sinne eines Inkubators) sowie die Entwicklung einer leistungsstarken Open- Source-Community.26 1.1.2. Istanbul & Ankara (Türkei) Untersuchungen zeigen, dass insbesondere die Städte Istanbul und Ankara ein großes Potenzial in Hinblick auf die Kreativ- und Kulturindustrie aufweisen. Die Zahl der Studien und Projekte, die den Fokus auf Kreativität legen, hat sich nach Istanbuls Wahl zur Kulturhauptstadt 2010 erhöht. Den Studien von Salman (2010), Çetindamar und Aksel (2012) zufolge ist Istanbul - laut dem Kreativitätsindex von Städten - eine innovationsfreundliche Stadt. Dennoch identifizierten diese Studien Probleme bezüglich der technischen Unterstützung und Betreuung, Forschung und Entwicklung. Kreatives Textildesign und die Textil- und Modeindustrie sind - gemeinsam mit der Filmindustrie - Vorreiter in diesem vielversprechenden Cluster in Istanbul und nehmen eine bedeutende Rolle in Hinblick auf die wirtschaftliche Aktivität des Landes ein (Gülcan und Akgüngör, 2008). Ankara zeigt in Bezug auf Wissenschaft und Technologie eine bessere Wirtschaftsleistung als Istanbul. In den 1990er Jahren bis in die 2000er Jahre stieg der Binnenkonsum im Textil- und Bekleidungssektor von rund 8 Milliarden US-Dollar auf 17 Milliarden Dollar. Die Produktionsmenge stieg dabei von 12 auf 28 Milliarden US-Dollar. Während der Export von 5 Milliarden Dollar auf 20 Milliarden US-Dollar gesteigert werden konnte, erzielte die Türkei auch beim Import eine Steigerung um 4 Milliarden – ausgehend von 800 Millionen US-Dollar. 61,2% der Modeunternehmen, Gesellschaften und Anteilseigner an Firmen sind in Istanbul ansässig. 27 28. 26 http://nodmakerspace.ro/ 27 gefolgt von İzmir (7,8%), Tekirdağ (4%), Kırklareli (3%) und Bursa (2,5%) 28 Sezgin, Aslı. (2017). Ready-to-wear Sector. İş Bankası Publishing. 15
1.1.3. Provinz Masowien (Polen) Die kreativste Region in Polen ist das Gebiet rund um die Provinz Masowien29 mit dem Art Inkubator und der Art Factory in Łódź oder den FabLabs, die sowohl für kreative Arbeitsplätze und schöpferische Tätigkeiten (vor allem für GründerInnen) als auch für Tagungen geeignet sind sowie neue Kontakte und gegenseitiges Lernen fördern. Die regionalen Behörden erkennen die Vorteile kreativer Unternehmen in der Region. Deshalb versuchen sie, kleine kreative Unternehmen zu fördern und anzuziehen, um neue Unternehmen und Organisationen in der Stadt etablieren und gründen zu können sowie um Unterstützung und Förderung in Hinblick auf die Geschäftsentwicklung von Kreativunternehmen anzubieten zu können. Im Fall von Łódź umfasst die Bandbreite der geplanten Lösungen zur Stärkung der Entwicklung des Kreativsektors folgende Aspekte: "Implementierung des „Shared-Space“-Ansatzes zwischen kulturellen Einrichtungen und kreativen Unternehmen (das ermöglicht auch den Austausch von technischen Ressourcen und Produktionsressourcen innerhalb von Institutionen und Unternehmen), öffentlich-private Partnerschaften, günstige Mietpreise, finanzielle Unterstützung (einschließlich Zuschüssen und Darlehen zur Existenzgründung, Fördermittel zur Entwicklungsfinanzierung und zu Förderzwecken)".30 Das Interesse der Behörden am Thema zeigt ein großes Entwicklungspotential nicht nur für ein Unternehmen selbst, sondern auch für die Wirtschaft der Region an sich. Die Vorteile der Förderung und Entwicklung der Kreativwirtschaft können sicherlich anhand einer Steigerung der Innovation, der Schaffung neuer Räumlichkeiten und der Entwicklung der Infrastruktur, der Anwerbung hochqualifizierter MitarbeiterInnen, der Steigerung der Attraktivität der Stadt und der Anziehung neuer Investoren gemessen werden. 1.1.4. Mailand (Italien) Im Jahr 2014 wurde Mailand als weltweite Modehauptstadt (basierend auf der Häufigkeit der Erwähnung in globalen Medien) eingestuft und übertraf dabei sogar New York, Paris, Rom und London. 2011 belegte Mailand hinter London, New York und Paris den 4. Platz. 31 Viele der großen italienischen Modemarken wie Valentino, Versace, Prada, Armani, Dolce & Gabbana, Marni, Eisberg, Missoni, Trussardi, Moschino, Dirk Bikkembergs, Etro und Zegna haben derzeit ihren Hauptsitz in dieser Stadt. Weiters betreiben viele internationale Modelabels auch Geschäfte in Mailand. Zudem veranstaltet Mailand, ebenso wie andere internationale Städte, zweimal im Jahr eine Modewoche32 (in den Monaten Februar und März für die Frühjahr-Sommer-Kollektion und im September und Oktober für die Herbst-Winter-Kollektion), wobei die Fashion Week in Mailand allerdings als eine der größten der Welt gilt, die von den Eliten der Modeindustrie besucht wird: Gucci, Prada, Dolce & Gabbana und Roberto Cavalli - um nur ein paar namhafte DesignerInnen zu nennen. In einem gehobenen Modeviertel in Mailand, bekannt als "quadrilatero della moda" (wörtlich "Modeviereck"), befinden sich die berühmtesten Einkaufsstraßen der Stadt (Via Montenapoleone, Via della Spiga, Via Sant'Andrea, Via Manzoni und Corso Venezia), wobei aber die Galleria Vittorio Emanuele II, die Piazza del Duomo, die Via Dante und der Corso Buenos Aires zu weiteren wichtigen Einkaufsstraßen und Plätzen zählen. 29 S. Szultka. (2014). Kreatywny łańcuch powiązania sektora kultury i kreatywnego w Polsce. Gdańsk. 30 Strona Internetowa: http://kongres-kultury.pl/diagnoza/lodz/rkk/art-sektor_kreatywny.html (Zugriff 30.05.2018) 31 https://web.archive.org/web/20091101191133/http://www.languagemonitor.com/popular-culture/fashion 32 https://www.milanomodadonna.it/en/ 16
Mailand ist auch ein Ziel für all jene, die sich als High-Professionals in der Modebranche qualifizieren und etablieren möchten: Die Stadt beherbergt eine der 10 besten Modeschulen33 der Welt, die auf italienischer und internationaler Ebene bekannt ist: das Istituto Marangoni (www.istitutomarangoni.com/de/) bietet einen renommierten Modelehrgang in Mailand und an den Veranstaltungsorten in London, Paris und Florenz an. 1.1.5. Vorarlberg (Österreich) Bei der Smarten Textil-Plattform mit ihrem Zentrum in Vorarlberg, handelt es sich um einen weltweit einzigartigen Zusammenschluss von Textilunternehmen, deren Kompetenzen die gesamte textile Wertschöpfungskette abdecken. Neben der Initiierung von Kooperationsprojekten und der Erschließung von Fördermitteln fördert die Plattform grenzüberschreitende Technologietransfers (zum Beispiel in Form eines Textilsymposiums oder der führenden Fachmesse SALTEX). Darüber hinaus fördert die Plattform eine intensive Zusammenarbeit zwischen Textilunternehmen und Unternehmen anderer Branchen. Hauptziel ist die Entwicklung neuer Lösungen und Produkte durch den Einsatz technischer Textilien. Um dieses umfangreiche Gebiet einzuschränken, liegt der Fokus heute auf intelligenten Textilien, Textilien mit Sensorfunktion, Wearables und Leichtbaulösungen. Das gesamte gebündelte Know-how in Vorarlberg dient dazu, beispielsweise textile Verbundwerkstoffe effizient und effektiv zu produzieren. Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind die wissenschaftlichen Partner der Plattform, die sich mit textilen Innovationen beschäftigen, wie etwa das Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck in Dornbirn (Vorarlberg). International gilt die Plattform als Best-Practice-Modell für Innovationsnetzwerke.34 Neben den zahlreichen Produktinnovationen und Fördermitteln zeigt sich der Erfolg auch im Start-up Texible. Dieses hat die Idee des Netzwerks vom sogenannten „sensor bedding“ in ein marktreifes Produkt umgemünzt. Mit seinem Wissen und Erfahrungsschatz über die Integration von Sensoren und leitfähigen Materialien in textile Strukturen bietet es auch anderen GründerInnen Unterstützung an. 35 33 https://fashionista.com/2017/11/best-top-fashion-schools-in-the-world-2017-rankings 34 https://www.chancenland.at/en/2017/08/21/textile-hub-vorarlberg/ 35 https://www.chancenland.at/en/2017/08/21/textile-hub-vorarlberg/ 17
3. Erfolgsfaktoren für Unternehmen der Kreativindustrie Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass sich Unternehmertum in der Kreativbranche noch schwieriger als in anderen Branchen gestaltet. Der Wettbewerb ist enorm, einschließlich des Drucks durch multinationale Modefirmen. Trends ändern sich in der Regel häufiger in vielen kreativen Industriezweigen als in anderen Branchen und die Produktion ist in vielen Nischen immer noch sehr arbeitsintensiv. Unter den gegebenen Umständen können sich nur die hervorragendsten Unternehmen auf dem Markt etablieren. Die folgenden Seiten beleuchten günstige Faktoren, wie die Förderung und Unterstützung von UnternehmerInnen durch den Staat, Erfahrungsgewinne oder Technologien für Innovationen, um in der Modeindustrie erfolgreich zu sein. 3.1. Politische Unterstützung und Förderung von kreativen UnternehmerInnen Der politische Wille, den Wohlstand durch die Förderung der Kreativwirtschaft zu verbessern, ist eng mit der politischen Haltung, unternehmerische Innovation und Unternehmertum zu fördern, verknüpft. Positivistische Ansichten erfordern politische Maßnahmen zur Regulierung von Bildung und Wirtschaft in Einklang mit den Bedürfnissen der Kreativwirtschaft. Damit wird dieses Konzept zu einem wichtigen Argument für strukturelle Maßnahmen, die auf eine direkte funktionale Beziehung der Universitäten zur Wirtschaft abzielen. Die Kreativwirtschaft besitzt die Fähigkeit, Politiken und Strategien zu beeinflussen, die das Potenzial haben, Bildung strukturbedingt zu verändern. Dies kann aber auch dazu führen, dass sich Erwartungen ändern. 36 Einige der Sektoren der Kreativwirtschaft in der Türkei beteiligen sich an nationalen Strategien und Aktionsplänen. Diese Sektoren beteiligen sich allerdings nicht an einer gemeinsamen Industriellenvereinigung in Punkto Kreativwirtschaft. Lediglich der Zehnte Entwicklungs- und Förderungsplan sieht vor, dass innovativen und wertschöpfenden Sektoren in städtischen Transformationsprojekten, die kreative Industrien und Anwendungen bzw. Anwendungsbereiche, die Hochtechnologie und umweltbewusste Produktion unterstützen und fördern, Priorität eingeräumt wird. Die Nationale Strategie für regionale Entwicklung (BGUS) zielt darauf ab, die weltweiten Bemühungen zur Transformation in eine kreative Stadt zu intensivieren, einschließlich der Kultursektoren Istanbuls. 3.2. Ausbildung und Erfahrung Die erfolgreichsten unternehmerischen Projekte in der Modeindustrie stammen hauptsächlich aus der Feder von Menschen mit weltweiter Erfahrung in Unternehmensführung. ACME und Factoría Cultural, ein Schmelztiegel für die Kreativ- und Kulturindustrie in Madrid Matadero, haben 2016 Emprendemoda, ein Pilotprogramm zur Förderung von Unternehmertum in der Mode- und Einzelhandelsbranche, ins Leben gerufen. Initiativen dieser Art sind unerlässlich, um die Skalierbarkeit kleiner Marken zu verbessern und UnternehmerInnen in der Branche eine betriebswirtschaftliche Ausbildung zu ermöglichen, die sie dazu befähigt, ihre Projekte erfolgreich durchzuführen. Hannibal Laguna wuchs in einer der herausragendsten und erfolgreichsten Kindermodefirmen der siebziger Jahre auf und beobachtete die Arbeit und das Werk seiner Eltern. Er studierte Modedesign in 36 Seçilmiş, İ. Erdem. (2015). Clustering of Creative Industries in Turkey. EGE ACADEMIC REVIEW: Volume: 15, Number 1. Seiten. 9-18. 18
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