Studie zum Fortschritt und der Entwicklung der Kreativindustrie mit speziellem Fokus auf die Modebranche

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Studie zum Fortschritt und der Entwicklung der Kreativindustrie mit speziellem Fokus auf die Modebranche
Studie zum Fortschritt und der Entwicklung der
 Kreativindustrie mit speziellem Fokus auf die
                 Modebranche

    erstellt für das Projekt Nr. 2017-1-TR01-KA202-046243,
             "Discover the New Fashion World”
ko-finanziert vom Erasmus          Programm der Europäischen Union

                                Mai 2018

                    Dieses Projekt (Projekt-Nr. 2017-1-TR01-KA202-046243) wurde mit
                          Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.
                          Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der
                          Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der
                         darin enthaltenen Angaben.
Diese Studie wurde im Rahmen des Projektes Nr. 2017-1-TR01-KA202-046243 "Discover the New
 Fashion World" erstellt, welches vom Erasmus + Programm der Europäischen Union ko-finanziert
                                               wird.
  Diese wissenswerten Informationen wurden von den folgenden Partnern des Projektkonsortiums
                              aufbereitet und zur Verfügung gestellt:
 Izmit Bezirksdirektion für Nationale Bildung (TR), Spoleczna Akademia Nauk (PL), Pymev (ES),
Egestionpyme Internet SL (ES), BEST Institut für professionelle Weiterbildung und Personaltraining
   GmbH (AT), Istituto Dei Sordi Di Torino (IT), Initiative De Antreprenoriat Si Dezvollate (RO)

                                                                                                 2
INHALTSVERZEICHNIS
1.     Einführung ....................................................................................................................................... 4
     1.1.     Über das Projekt ...................................................................................................................... 4
     1.2.     Das Projektkonsortium im Detail ............................................................................................ 5
2.     Über die Modeindustrie .................................................................................................................. 8
     2.1.     Kurzer Überblick zur Lage der globalen Modeindustrie .......................................................... 8
     2.2.     Mode- und Veredelungsindustrie in der EU ............................................................................ 8
     2.3.     Einführung in die Bedeutung der Modeindustrie in den Ländern des Projektkonsortiums ... 9
       2.3.1.         Österreich ........................................................................................................................ 9
       2.3.2.         Italien ............................................................................................................................. 10
       2.3.3.         Polen .............................................................................................................................. 10
       2.3.4.         Rumänien....................................................................................................................... 11
       2.3.5.         Spanien .......................................................................................................................... 12
       2.3.6.         Türkei ............................................................................................................................. 13
     2.4.     Beispiele für Modezentren in den Ländern des Projektkonsortiums.................................... 14
       2.4.1.         Bilbao (Spanien)............................................................................................................. 14
       1.1.1.         Bukarest (Rumänien) ..................................................................................................... 15
       1.1.2.         Istanbul & Ankara (Türkei)............................................................................................. 15
       1.1.3.         Provinz Masowien (Polen) ............................................................................................. 16
       1.1.4.         Mailand (Italien) ............................................................................................................ 16
       1.1.5.         Vorarlberg (Österreich) ................................................................................................. 17
3.     Erfolgsfaktoren für Unternehmen der Kreativindustrie ................................................................ 18
     3.1.     Politische Unterstützung und Förderung von kreativen UnternehmerInnen ....................... 18
     3.2.     Ausbildung und Erfahrung ..................................................................................................... 18
     3.3.     Handwerk und Innovation ..................................................................................................... 19
4.     Zusammenfassung ......................................................................................................................... 20
5.     Bibliographie.................................................................................................................................. 21
1. Einführung
    1.1.    Über das Projekt

Die Kreativwirtschaft und vor allem die Modebranche, zählen zu den besten Botschaftern und
Fürsprechern in Punkto Internationalisierung und Globalisierung. Kreativindustrien vertreten einen
relativ neuen Ansatz, der Bereiche von wissenschaftlicher oder künstlerischer Kreativität umfasst,
einschließlich Modedesign sowie Fashionkreationen und Modeaccessoires. Die UNESCO definiert
Kreativindustrien als "Sektoren der organisierten Tätigkeit, deren Hauptzweck die Produktion oder
Reproduktion, die Förderung, der Vertrieb und/oder die Kommerzialisierung von Waren,
Dienstleistungen und Aktivitäten kultureller, künstlerischer oder traditioneller Natur sowie mit Fokus
auf kulturelles Erbe ist"1. In diesem Sinne zielt die Kreativwirtschaft auf all jene Bereiche und
Sektoren ab, die sich der Wissenschaft widmen und Produktionen im Rahmen künstlerischer
Kreativität und Gestaltungskraft stattfinden, industrielles Potenzial gegeben ist, ein Mehrwert
geschaffen, staatliche Einnahmen durch Steuern generiert, Arbeitsplätze geschaffen und Profit
erwirtschaftet sowie die regionale und nationale Entwicklung unterstützt wird.
Statistische Daten zeigen, dass Kreativindustrien typischerweise Personen umfassen, die motiviert
agieren und ihre individuellen Ressourcen sowie ihre Kreativität dazu nutzen, kleine Unternehmen zu
gründen und zu entwickeln. Die Förderung kreativer Personen dient der Wirtschaft, einen zusätzlichen
Mehrwert schaffen zu können, da die entwickelten Ideen die Kreativwirtschaft als Ganzes ankurbeln
können. Interessanterweise spielen gemäß einer Studie von Ernst & Young alle 11 definierten Kreativ-
und Kulturindustrien2 (darunter auch Mode) eine zunehmend wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft:
2013 erwirtschafteten sie einen Umsatz von 2.250 Milliarden US-Dollar (was 3% des globalen BIP
entspricht) und generierten 29,5 Millionen Arbeitsplätze.
In diesem Zusammenhang verfolgt das gegenwärtige Projekt "Discover the New Fashion
World" das Ziel ein innovatives Trainingsinstrument zu entwickeln, das interessierte Personen
und Menschen, die in der Modebranche tätig sind, dazu befähigt, verschiedene Methoden zu
erlernen und anzuwenden, um ihr Wissen bzgl. Mode und Modedesign, Modeaccessoires und
Schmuck zu verbessern und das für die Marktdurchdringung und Internationalisierung eines
Unternehmens notwendige unternehmerische Wissen vermittelt zu bekommen.
Der länderübergreifende Charakter dieses Projekts vereint die Vorteile des Austausches von
Erfahrungen und Fachwissen jedes Landes auf effektive Art und Weise, wobei verschiedene
wirtschaftliche und kulturelle Ansätze der Partnerorganisationen aus Italien, Österreich, Polen,
Rumänien, Spanien und der Türkei (in alphabetischer Reihenfolge) miteinbezogen werden.

1
 Cultural times: The first global map of cultural and creative industries, Ernst & Young. Dezember 2015.
2
  Werbemarkt, Architektur, Buch- und Kunstmarkt/Verlagswesen, Software-/Spieleindustrie, Musikindustrie,
Filmindustrie, Pressemarkt, Darstellende Kunst, Rundfunkwirtschaft und Fernsehen, Bildende Kunst,
Designwirtschaft
1.2.    Das Projektkonsortium im Detail

              Izmit İlçe Milli Eğitim Müdürlüğü (İzmit Bezirksdirektion für Nationale Bildung -
              IDDNE) ist eine staatliche Organisation, die für die Planung und Koordination aller
              Formen von Bildungs- und Ausbildungsaktivitäten von der Vorschule bis zur
              Universität und im Bereich der Erwachsenenbildung zuständig ist. Im Jahr 2008 wurde
              die Direktion gegründet. Die Direktion mit ihren derzeit 66 MitarbeiterInnen umfasst
15 Vorschulen, 59 Grundschulen, 43 Sekundar-/Mittelschulen, 33 Gymnasien, 5 spezialisierte
Privatschulen für Kinder mit geistigen Behinderungen, 1 Beratungs- und Forschungszentrum, 1
Bildungszentrum für Öffentliches Bildungswesen, 1 Zentrum für Wissenschaft und Kunst, 1
Berufsausbildungs- und Weiterbildungszentrum, 1 Zentrum für Aus- und Weiterbildung von
Lehrpersonal, 50 Privatschulen, 21 Fahrschulen, 16 Studienzentren.
Die Institution umfasst 3992 Lehrkräfte und 65.698 StudentInnen bzw. SchülerInnen. Die Direktion ist
dafür verantwortlich, alle erforderlichen Maßnahmen im Bereich Bildung zu organisieren, um eine
signifikante Steigerung der Management- und Organisationskapazität dieses größten
Regierungsorgans von İzmit City zu erreichen. In diesem Zusammenhang unterstützt die Direktion
SchulleiterInnen, Lehrkräfte und andere MitarbeiterInnen im Zuge verschiedener Fortbildungskurse.
Außerdem werden Kooperationen im Rahmen von vielen nationalen und internationalen Projekten
durchgeführt.

                       Społeczna Akademia Nauk (Universität für Sozialwissenschaften) / SAN ist
                       mit 15.000 StudentInnen und mehr als 700 wissenschaftlichen
                       MitarbeiterInnen eine der führenden privaten Universitäten in Polen. Sie
verfügt über 18 Fachbereiche, darunter Management, Pädagogik, Psychologie, Soziologie und IT-
Studien. Die Universität ist in einer Stadt mit einer langen Geschichte in der Textilindustrie
beheimatet und veranstaltet jährlich die Internationale ‚Woche der Modephilosophie‘ (engl.
International Fashion Philosophy Week), das größte Modeereignis in Ostmitteleuropa. Die Stadt wird
derzeit aktiv in eine Stadt der kreativen Industrien umgewandelt. An der Universität wurde ein
Forschungsinstitut für Unternehmertum und wirtschaftliche Entwicklung etabliert, das den
StudentInnen Innovation und Unternehmergeist sowie fachliches Know-how in diesem Fachbereich
vermittelt.
Als Bildungsinstitution fördert SAN einen multidisziplinären Ansatz, der ForscherInnen mit
unterschiedlichen wissenschaftlichen Hintergründen (Wirtschaft, Geisteswissenschaften, Mode, usw.)
vereint. Kooperationen finden vor allem mit jenen Institutionen, die die Modeindustrie in der Region
fördern, statt: Polnische Kammer für Textilindustrie, Zentralmuseum für Textilindustrie, KMUs, die in
der Kreativwirtschaft tätig sind sowie die Akademie der Bildenden Künste - Fakultät für Textildesign
und Modedesign.

                        Der valencianische Verband der kleinen und mittleren Unternehmen
                        (PYMEV) wurde 1977 mit dem Ziel gegründet, die Bestrebungen und
                        Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen in Valencia so zu
                        kanalisieren, dass sie an den strategisch zuständigen Stellen zur
Entscheidungsfindung vertreten und geschützt werden. Es ist die bedeutendste
Vertretungsorganisation hinsichtlich Schutz- und Vertretungsagenden. PYMEV betreibt eine Politik

                                                                                                   5
der Handlungseinheit innerhalb der jeweiligen Sektoren, Branchen oder im Zuge von Aktivitäten und
Maßnahmen.
Dies bedeutet nicht, dass im Sinne einer einzelnen Geschäftsorganisation gedacht und gehandelt wird,
sondern der Bestand an unabhängigen ArbeitgeberInnen, die erfolgreich tätig sind und gewissenhaft
zusammenarbeiten, gefördert wird. Kurz gesagt, ist diese Handlungseinheit für KMUs vor allem
hinsichtlich gemeinsamer Problemstellungen, die die gesamte Geschäftswelt betreffen, zuständig, um
eine einheitliche Antwort hinsichtlich Interessen von Kleinstunternehmen und kleinen Unternehmen
der Autonomen Region Comunitat Valencia treffen zu können.

             Das BEST Institut für berufsbezogene Weiterbildung und Personaltraining GmbH
             (www.best.at) wurde 1990 als unabhängige österreichische Institution für
             kontinuierliche Weiterbildung, berufliche Qualifizierung, Berufsberatung und
             Karrieredienstleistungen gegründet. Die Hauptaktivitäten umfassen die Entwicklung
innovativer Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Zielgruppe Jugendliche und junge
Erwachsene (+16) sowie Erwachsene, die mitunter benachteiligten Gruppen zuzuordnen sind und/oder
Migrationshintergrund aufweisen.
Der Fokus wird auf kontinuierliche und berufliche Aus- und Weiterbildung, Beratung und Coaching
sowie Aktivierungsmaßnahmen für Arbeitssuchende und MitarbeiterInnen gelegt. Die
Ausbildungsformate und -programme sind kundInnenorientiert konzipiert und basieren sowohl auf den
spezifischen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes als auch auf den individuellen Situationen, Fähigkeiten
und Kompetenzen der TeilnehmerInnen, deren früheren Erfahrungen und Lebensumständen. Das
Institut bietet Trainingsmöglichkeiten für bis zu 15.000 TeilnehmerInnen pro Jahr.

             Das Turiner Institut für Gehörlose in Pianezza ist eine 1814 gegründete Organisation mit
             antiken Wurzeln, die geschaffen wurde, um gehörlosen Kindern Unterstützung und
             Bildungsmaßnahmen anzubieten sowie um deren Lehrkräfte auszubilden. Das Turiner
             Institut für Gehörlose ist seit langem in einem intensiven Prozess der
Internationalisierung im Rahmen seiner Aktivitäten und Projekte involviert und engagiert.
Der fachliche Austausch mit KollegInnen an ausländischen Institutionen, die ähnliche Ziele verfolgen,
der Austausch von Erfahrungen im Zuge von Forschungsprojekten, der Aufbau von dauerhaften
Austauschbestrebungen sind wichtige Kriterien hinsichtlich definierter Entwicklungs- und
Ausbildungsparameter.

              Initiative de Antreprenoriat si Dezvolta ist eine Nichtregierungsorganisation, die
              gegründet wurde, um eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Unternehmertum und
              deren Nachhaltigkeit, Ausbildung, Mobilität und dem kulturellem Wandel in der
              rumänischen Gemeinschaft in Rumänien und darüber hinaus, einzunehmen.
Die im Juli 2016 etablierte Organisation mit Sitz in der Region Sibiu, Rumänien, wurde gegründet, um
den Bedürfnissen, die diese Aktivitäten und Maßnahmen mit sich bringen, gerecht zu werden, indem
diese von den GründerInnen auf aktive und nicht-formale Art und Weise entwickelt und forciert
werden. Die Förderung der rumänischen Kultur und Wirtschaft in den europäischen Ländern sowie die
Unterstützung der Integration dieser Gemeinschaft in den verschiedenen Ländern, in denen sie leben
oder in Zukunft leben werden, stehen dabei im Fokus.

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E-GestiónPyme Internet, S.L., ist eine Rechtsanwalts- und Wirtschaftskanzlei mit
                Sitz in Zaragoza, die eng mit assoziierten Büros in Barcelona und Madrid
                zusammenarbeitet. Das Stammpersonal besteht aus sieben Fachleuten und je nach
                Bedarf aus einem oder zwei PartnerInnen. Das Unternehmen besitzt 32 Jahre
                Erfahrung in der Branche.
Das Tätigkeitsspektrum umfasst Unternehmertum, die Fachgebiete Steuerrecht, Arbeitsrecht und
andere rechtliche und gesetzliche Belange, Internationales Recht, die das Unternehmen im Rahmen
von didaktischen Kooperationen durchführt und berücksichtigt. Die Auftraggeber belaufen sich auf
Unternehmen und Betriebe sowie auf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Die beruflichen
Tätigkeiten richten sich an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen in den Bereichen Jugendarbeit,
Soziale Sicherung, Beratung von benachteiligten Gruppen und Unterstützung für die Gründung von
Kleinstunternehmen.
Das Unternehmen bietet multidisziplinäre Lösungen an, die Interventionsbereiche entsprechen dabei
den einzelnen Geschäftsbereichen der Unternehmen. Das Unternehmen generiert einen Mehrwert im
Unternehmensumfeld indem mit KundInnen eine Ko-Existenz eingegangen wird, sodass durch
Innovation, Qualität, Instrumente, Talentförderung und kontinuierliche Verbesserungen die
Zielerreichung gewährleistet werden kann.

                                                                                                 7
2. Über die Modeindustrie
    2.1.     Kurzer Überblick zur Lage der globalen Modeindustrie

Die Modeindustrie zählt weltweit zu einer der dynamischsten und wachstumsstärksten Branchen. Sie
umfasst eine Vielzahl von Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten: von der Verarbeitung natürlicher
Materialien (Baumwolle, Wolle, usw.) oder künstlicher Materialien (z.B. Polyester, Polyamid) bis hin
zur Herstellung von Garnen, Stoffen und Textilerzeugnissen, die eine Vielzahl produktiver Aktivitäten
wie etwa die Herstellung von Kleidung, Schuhen und Accessoires, Schmuck, Uhren und Kosmetika
nach sich ziehen, betreffen.
Die 27 Länder der Europäischen Union erwirtschaften in dieser Branche jährlich 350.000 Millionen
Dollar (311.951 Millionen Euro), gleich viel wie Länder der Vereinigten Staaten oder China – dies
belegt ein von Statista (2014)3 vorgelegter Bericht. Insgesamt hat der Mode- und
Bekleidungseinzelhandel einen Umsatz von 1,1 Billionen Dollar pro Jahr (0,9 Billionen Euro) erzielt.

    2.2.     Mode- und Veredelungsindustrie in der EU4

Die Mode- und Veredelungsindustrie stellt eine der dynamischsten und kreativsten Branchen in ganz
Europa dar. Interessanterweise wuchs und etablierte sich der High-End-Sektor während der
Finanzkrise von 2007-2008 stärker als der Rest der europäischen Wirtschaft und verzeichnete bereits
2010 und 2011 zweistellige Wachstumsraten. Die High-End-Veredelungsindustrien beschäftigen,
eigenständig betrachtet, mehr als 1 Million Personen, wovon über 60% der Produktion außerhalb
Europas exportiert wird und somit 10% aller EU-Ausfuhren umfasst.5 Mit 5 Millionen Menschen, die
direkt im Rahmen der Wertschöpfungskette der Modeindustrie tätig sind, leisten diese
Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten einen wichtigen Beitrag für die Gesamtwirtschaft der EU. 6 Sie
sind ferner im täglichen Leben von Millionen von Menschen präsent und fungieren als Botschafter
europäischer Werte wie Kultur, Kreativität, Innovation und Handwerkstradition und Kunsthandwerk.
Sie repräsentieren dadurch europäisches kulturelles Erbe und Fachwissen.
Diese Branchen bilden komplexe und miteinander verknüpfte Wertschöpfungsketten, ausgehend von
der Entwicklung und Herstellung von Modeartikeln (wie Textilien, Bekleidung, Schuhe, Leder,
Pelzwaren, Schmuck und Accessoires) und hochwertigen Produkten bis hin zu deren Vertrieb und
Einzelhandelsnetzwerk. Vielen europäischen Unternehmen in dieser Branche ist es gelungen, ihre
Position auf dem Weltmarkt zu verteidigen. Dies ist vor allem der Entwicklung hin zu innovativen
Produkten und Dienstleistungen mit hohem Mehrwert, Nischenmärkten und neuen Geschäftsmodellen
zu verdanken, wie die Detailinformationen auf der Webseite der Europäischen Kommission
verdeutlichen.

3
  Statista: https://www.statista.com
4
  European Commission: https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/high-end-industries/eu
5
  European Commission: https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/high-end-industries/eu
6
  European Commission: https://ec.europa.eu/growth/sectors/fashion/high-end-industries/eu
2.3.     Einführung in die Bedeutung der Modeindustrie in den Ländern des
             Projektkonsortiums
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die jeweilige Lage der Modebranche in jedem
teilnehmenden Projektland (Reihung in alphabetischer Reihenfolge): Österreich, Italien, Polen,
Rumänien, Spanien und der Türkei.

    2.3.1.   Österreich

Als stark exportorientierte Volkswirtschaft mit fragmentierter Unternehmensstruktur stützt sich
Österreich aufgrund der durch Globalisierung und Digitalisierung in den letzten Jahren erfolgten
radikalen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft, mehr denn je auf eine starke
Innovationsdynamik. Die Kreativwirtschaft spielt in Österreich eine entscheidende Rolle: Sie ist ein
wichtiger Motor für die Wirtschaft hinsichtlich Wachstum und Innovation. Die innovative und
transformative Kraft der Kreativwirtschaft trägt zur Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze
(insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen) bei, verbessert die Attraktivität von Städten und
Regionen als Wirtschaftsstandorte und stärkt regionale Innovationssysteme. Gemäß Advantage
Austria, dem internationalen Dienstleister der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), verfügt
Österreich über mehr als 280 Textilunternehmen mit rund 12.000 MitarbeiterInnen. Ihre hohe
Exportquote von 80% beweist, dass österreichische Textilerzeugnisse weltweit einen guten Ruf
genießen.7 Der wichtigste Absatzmarkt der österreichischen Textilexporte ist Europa, wobei aber
sicherlich einige spezifische Produktsegmente andere Regionen präferieren. Afrika ist beispielsweise
der wichtigste Exportmarkt für Stickereiunternehmen aus Vorarlberg: Mehr als die Hälfte der
Stickereierzeugnisse werden nach Nigeria exportiert.8 Neben Textilerzeugnissen für die
Bekleidungsindustrie spielen in Österreich auch Heimtextilien und technische Textilien und Gewebe
eine wichtige Rolle. Einige Unternehmen dieser Branche sind sogar Weltmarktführer, zum Beispiel im
Bereich Frottierwaren oder bei der Herstellung von industriell gefertigten, hochwertigen
Zellulosefasern. Der Anteil der technischen Textilien und Gewebe am Gesamtumsatz der
österreichischen Textilindustrie beträgt mittlerweile bereits mehr als 50%.9
Die heimische Modeszene ist durch eine Struktur von Kleinstunternehmen geprägt. Die DesignerInnen
bedienen unterschiedliche Nischen. Die österreichische Mode zeichnet sich durch eine kreativ-
künstlerische Ausrichtung und hochwertige Verarbeitung, Veredelung und Materialauswahl aus. Viele
österreichische Labels und DesignerInnen erfreuen sich, vor allem auf dem asiatischen Markt, großer
Beliebtheit. Da die KäuferInnen gerne experimentieren, wird der österreichische "Avantgarde-
Modestil“ besonders gut angenommen und stößt auf positives Interesse. Fernab von anderen
prominenten Modemetropolen wie Mailand, Paris oder Barcelona können österreichische
DesignerInnen eigene Ideen und Visionen entwickeln, ohne dabei Kompromisse eingehen zu müssen.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen, die die gesamte Branche betrifft: Es steht lediglich eine stetig
abnehmende Anzahl von qualifizierten, kostengünstig operierenden Produktionsunternehmen zur
Verfügung, die die Anforderungen der heimischen Modeszene erfüllen können. Dies ist einer der
Gründe, warum die Produktion von Prototypen und Kollektionen zunehmend ins Ausland verlagert
wird. Obwohl diese Entwicklung möglicherweise zu Kosteneinsparungen führt, steht ihr ein deutlich
erhöhtes unternehmerisches Risiko entgegen. 10

7
  http://www.advantageaustria.org
8
  http://www.advantageaustria.org
9
   http://www.advantageaustria.org
10
   Kreativwirtschaftsstrategie für Österreich. (2016).

                                                                                                     9
2.3.2.   Italien

Im Jahr 201411 erwirtschafteten die Kultur- und Kreativindustrien eine Wertschöpfung von 78,6
Milliarden Euro und stimulierten dadurch gleichzeitig auch andere Wirtschaftszweige in Italien:
15,6% der gesamten nationalen Wertschöpfung wurden dadurch generiert, was einem monetären Wert
von 227 Milliarden Euro entspricht. 12 Dazu zählen auch die volkswirtschaftlichen Einnahmen, die
direkt durch die Kulturindustrie lukriert wurden.
Gemäß den aktuellsten Daten des Union Camere-Symbola-Berichts (2015) haben Unternehmen, die in
Kreativität investiert haben, ihren Umsatz in den Jahren 2012 bis 2014 trotz der schwelenden globalen
Krise um 3,2% gesteigert. Zudem wurden diese Unternehmen mit einem Anstieg der Exportquote von
4,3% belohnt. Darüber hinaus erzielten jene 443.208 Unternehmen der produzierenden
Kulturindustrie, welche 7,3% aller inländischen Unternehmen ausmachen, 5,4% des in Italien
produzierten Nationalvermögens, was in monetären Größen rund 78,6 Milliarden Euro entspricht. Dies
entspricht etwa 84 (äquivalent zu 5,8%) der Volkswirtschaft, wenn öffentliche Einrichtungen und
Organisationen des gemeinnützigen Kultursektors miteinbezogen werden. 13
Die Kreativindustrien werden auch durch die Handelsmarke "Made in Italy" beworben und gefördert,
das als Kennzeichnung dient, dass ein Produkt in Italien entwickelt, hergestellt und verpackt worden
ist; v.a hinsichtlich der Branchen Design, Mode, Lebensmittel, Fertigungsindustrie, Handwerk und
Maschinenbau. Die Handelsmarke "Made in Italy" wird seit 1980 verwendet, um die internationale
Einzigartigkeit Italiens in vier traditionellen Branchen aufzuzeigen: Mode, Nahrungsmittel, Möbel und
Maschinenbau (Automobile, Industriedesign, Maschinenbau und Schiffbau). Italienische Produkte
werden oft mit Qualität, hohem Spezialisierungsgrad und Differenzierung, Eleganz und einer starken
Vernetzung mit erfahrenen und berühmten italienischen Industriebezirken in Verbindung gebracht und
oft mit Luxusbegriffen assoziiert.
In jüngster Zeit ist die Handelsmarke "Made in Italy" für den italienischen Export zu einem
maßgeblichen Faktor geworden und wird weltweit häufig als eigenständige Produktkategorie
angesehen. Im Januar 2014 startete das Google Cultural Institute in Zusammenarbeit mit der
italienischen Regierung und der italienischen Handelskammer ein Online-Projekt, das "Made in Italy"
im Rahmen der Nutzung virtueller Showrooms für mehrere berühmte italienische Produkte bewerben
und fördern sollte.

     2.3.3.   Polen

Die Kreativindustrie in Polen umfasst Visuelle, Darstellende und Bildende Kunst/Bühnenkunst,
Kulturelles Erbe, Musikindustrie, Filmindustrie, Buch- und Kunstmarkt/Verlagswesen und Presse,
Rundfunkwirtschaft und Fernsehen, Architektur, Modedesign und Designwirtschaft, Werbemarkt,
Software-/Spieleindustrie.14
Sie ist gekennzeichnet durch Unsicherheiten und Risiken in Bezug auf die durchgeführten
Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten, hohe Dynamik (im Zusammenhang mit Veränderungen in
Punkto Angebot und Nachfrage), hohe Flexibilität (laufende Anpassung an die Bedürfnisse und

11
   European creative Industries Summit, Brussels 2015, http://ecbnetwork.eu/wp-content/uploads/2015/09/ECIS-
2015-Brussels.pdf
12
   European creative Industries Summit, Brussels 2015, http://ecbnetwork.eu/wp-content/uploads/2015/09/ECIS-
2015-Brussels.pdf
13
   Creative Economy. Cultural Industries and Local Development.
14
   S. Szultka (Hrsg.). (2014). Kreatywny łańcuch powiązania sektora kultury i kreatywnego w Polsce, Gdańsk.

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Erwartungen der KundInnen, unregelmäßige Zahlungsströme), hohe Innovation aufgrund des
Werkcharakters sowie der hergestellten Produkttypen. 15
Der Creative Chain Bericht verdeutlicht, dass die am schnellsten wachsende Kreativindustrie in Polen
das Modedesign und die Designwirtschaft umfasst; dies ist anhand der Vielzahl neuer Unternehmen,
der Beschäftigungsstruktur und den Umsatzerlösen klar ersichtlich. Die Bekleidungsindustrie stellt
eine schnell wachsende Industriesparte in Polen dar. Prognosen zufolge wird die Modebranche in
Polen im Jahr 2022 eine Wertschöpfung von über 43 Mrd. Zloty erreichen. Darüber hinaus hat, gemäß
Daten des Fashion Industry Reports - Ökonomische Bedeutung, Analyse von Erfolgsfaktoren und
weiteren Entwicklungsmöglichkeiten: „die Modeindustrie auch eine signifikante kulturschaffende
Bedeutung, sie generiert und ermöglicht, verbunden mit der Präferenz für polnische Produkte, einen
spezifischen Lebensstil“. 16
In Polen umfasst die Industrie das Handwerk (Herstellung von Echtschmuck und ähnlichen Produkten,
Herstellung von Modeschmuck und ähnlichem), die Designwirtschaft und das Modedesign (das Gebiet
der Kunst, das sich mit der Herstellung von Kleidungsstücken beschäftigt - ausgehend von der Vision
einer bestimmten Idee, dem Designkonzept bis zum Schneiderhandwerkspart).
Das Interesse der Behörden an diesem Thema verdeutlicht das große Entwicklungspotential, das
sowohl für die einzelnen Unternehmen als auch für die Gesamtwirtschaft von entscheidender
Bedeutung ist. Die Vorteile der Förderung und Entwicklung der Kreativwirtschaft können anhand der
Steigerung der Innovation, der Schaffung neuer Räumlichkeiten und der Entwicklung der
Infrastruktur, der Anwerbung hochqualifizierter MitarbeiterInnen, der Steigerung der Attraktivität der
Stadt Łódź und der Gewinnung neuer Investoren gemessen werden. 17

     2.3.4.   Rumänien

Die Unternehmen in der rumänischen Modeindustrie sind laut einer Analyse der Finanzberatungsfirma
KeysFin jedes Jahr um fast 5 Milliarden Euro gewachsen. Ausländische Konzerne halten einen Anteil
von 83% am lokalen Modeeinzelhandel, H&M, Zara, C&A und Pepco gehören dabei zu den größten
Anbietern am Markt. Im Produktionssektor jedoch erzielen rumänische Unternehmen mit 62% immer
noch einen höheren Umsatzanteil. Im Mode-Einzelhandel waren 2016 rund 18.890 Unternehmen
registriert, davon produzierten 5.670 Kleidung. Der Gesamtumsatz der Modebranche stieg von 2013
bis 2016 um mehr als 1 Milliarde Euro und erreichte beinahe 5 Milliarden Euro. Die Nettogewinne in
dieser Branche haben sich gegenüber 2013 ebenfalls fast vervierfacht und erreichten insgesamt 280
Millionen Euro. 18
Die Zunahme des Verbrauchervertrauens - aufgrund von Reallohnsteigerungen und Änderungen im
Steuern-/Abgabensystem zugunsten von Privatpersonen - hat auch dazu geführt, dass die
VerbraucherInnen im Moment in Hinblick auf die Finanzierung von Erwerbsgütern sicherer agieren.
Adrian Ariciu, Director Supply Management bei Metro Cash and Carry, erklärte in einem Interview
mit Doing Business Romania, dass der Anstieg bei Konsumausgaben hauptsächlich auf die
zunehmende Vielfalt der verfügbaren Produkte zurückzuführen sei.

15
   J. Alvarez, R. Bill, A. Grawon, M. Materska-Samek, A. Klimczuk, Ł. Kowalski, J. Zętar, M. Mazerant, M.
Pałasz & R. Ulatowska. (2013). Przemyłsy kreatywne 2.0.12. Fundacja Rozwoju Kina. Kraków. Seite.32.
16
   S. Szultka. (2014). Kreatywny łańcuch powiązania sektora kultury i kreatywnego w Polsce: Gdańsk.
17
   Strona Internetowa: http://kongres-kultury.pl/diagnoza/lodz/rkk/art-sektor_kreatywny.html (Zugriff 30.05.2018)
18
   Oficina Económica y Comercialde la Embajada de España en Bucarest (Instituto Comercio Exterior ICEX):
Bienes de consumo Rumanía: moda, calzado y marroquinería. November 2017.

                                                                                                             11
2.3.5.   Spanien

Die Modeindustrie in Spanien repräsentiert 2,8% des gesamten BIP. 19 In Spanien existieren insgesamt
6.800 Unternehmen, die sich auf die Modebranche (Bekleidung und Schuhe) spezialisiert haben. In
Bezug auf die Beschäftigungsquote generiert die Modeindustrie - direkt oder indirekt - 4,3% der
Gesamtbeschäftigung, wodurch die Modebranche zu einer der strategischen Sektoren der spanischen
Wirtschaft zählt. Die Erholung nach der Finanzkrise von 2008-2010 beruhte unter anderem auf einem
Anstieg der Exporte. In Spanien ist dies der viertgrößte Sektor in Bezug auf einen Anteil von 8,4% in
Relation zur Gesamtexportmenge.
Der Sektor der Modeindustrie in Spanien, von dem die weltweit operierenden Unternehmen
international herausstechen und äußerst erfolgreich sind, ist als "Fast Fashion" bekannt. Fast Fashion
ist definiert als Kleidung im Niedrigpreissegment, das den neuesten Trends und Tendenzen in der
Modebranche weltweit folgt. Die Unternehmen, die Teil dieses Sektors und Verbandes sind, verfügen
über eine bedeutende internationale Präsenz und die Fähigkeit, diese neuen Trends zu duplizieren
sowie in fast jeden Markt der Welt zu exportieren. Dies erfordert ein hoch entwickeltes
Logistiksystem sowie ein effizientes Clustermanagement und eine Organisationsstruktur von Seiten
der DesignerInnen. Die wichtigsten Unternehmen in diesem Sektor - in dieser Sparte auch weltweit
führend - sind in Spanien beispielsweise Inditex (Zara Muttergesellschaft) oder Mango. Die
Gesamtwertschöpfung der spanischen Modeindustrie erreichte 30 Milliarden Euro, was 18% der
gesamten Weltproduktion entspricht.
In Hinblick auf die Situation der Modebranche in Spanien gibt es allerdings auch weniger positive
Nachrichten. Auch wenn multinationale Unternehmen ihre Konzernergebnisse Jahr für Jahr verbessern
können, basieren diese vor allem auf internationalen Aktivitäten, was bedeutet, dass diese vor allem
im Ausland generiert werden. In der Tat war der nationale Vertrieb in den letzten Jahren heiß
umkämpft. Im Jahr 2017 konnte der Umsatz der Branche um 0,4% gesteigert werden, was in Relation
zum Vorjahresumsatz 2016, in dem ein Umsatzverlust von 9% erzielt wurde, betrachtet werden muss.
Die Tatsache, dass dieser Branchenaufschwung hauptsächlich durch Umsätze aus der Zielgruppe der
45- und 55-Jährigen erwirtschaftet wurde und nicht durch eine jüngere Zielgruppe erfolgt ist, dürfte
bei den Produzenten ebenfalls Beunruhigung hervorrufen. Die langfristigen Perspektiven des Sektors
sind daher als nicht sehr optimistisch einzustufen, wenn man bedenkt, dass die zukünftigen
VerbraucherInnen diejenigen sind, die ihre Ausgaben für Kleidung und Mode reduzieren. Das
bedeutet nämlich, dass die Unternehmen der Branche nicht in der Lage sind, Markentreue innerhalb
dieser Zielgruppe zu etablieren.
Dennoch verdeutlicht dies, dass die Modebranche als eigener Wirtschaftszweig keine eindeutige
Transparenz aufweist, wie dies etwa bei Banken, Telekommunikations-, Energie- oder
Infrastrukturanbietern der Fall ist. Dieser Umstand liegt vor allem daran, dass es sich um einen Sektor
mit einer Vielzahl von verschiedenen Produktkategorien (z. B. Textilien, Schuhe, Accessoires, etc.)
und Dienstleistungen (z. B. professionelle Beratung zu Mode, kreative Dienstleistungen, Marketing-
Unternehmen, etc.) handelt. Zudem ist die Modebranche auch bekannt für ihre komplexe
Wertschöpfungskettenstruktur, wo sich die spezialisierten Unternehmen in einer oder mehreren
Wertschöpfungsphase/n befinden, und verfügt über einer große Vielfalt an Vertriebskanälen.
Alle diese Faktoren erfordern Fachwissen, um die notwendigen Investitions- und
Verbesserungsmöglichkeiten besser zu verstehen. Zudem sollte auch berücksichtigt werden, dass
neben den direkten Wirtschaftstätigkeiten und -aktivitäten der Modeindustrie ein breites Spektrum an

19
     BIP - Bruttoinlandsprodukt (engl. GDP: Gross Domestic Product)

                                                                                                    12
Unternehmen existiert, die Neben- und Zusatzdienstleistungen anbieten (Möbelhersteller, Architektur-
und Ingenieurbüros, Anwaltskanzleien, Kommunikationsunternehmen, Beratungsunternehmen oder
Reisebüros) und damit wiederum an der strategischen Entwicklung des Sektors mitwirken.

     2.3.6.   Türkei

Die Türkei nimmt eine wichtige strategische Rolle als Brückenbauer zwischen transnationalen
Märkten und Industriezweigen ein. Aus diesem Grund wird das Land von der Europäischen Union in
Hinblick auf die (Weiter-)Entwicklung neuer Politiken und Strategien im Zusammenhang mit
kreativitätsorientiertem Wirtschaftswachstum vermehrt in Betracht gezogen. Aufgrund der Integration
verschiedener Kulturen und Technologien wird der Türkei nicht nur in Europa, sondern auch in Asien
und Afrika eine Schlüsselrolle in Punkto Wirtschaftsleistung zuteil.20 In Bezug auf die Modebranche
nimmt die Türkei in der Textilproduktion von Konfektionsbekleidung den ersten Platz ein. In der EU
liegt die Türkei in Bezug auf Produktion von Textil-Konfektionswaren an zweiter Stelle und weltweit
betrachtet ist die Türkei der siebtgrößte Lieferant an Textil-Konfektionswaren, die in die ganze Welt
exportiert werden. Obwohl die Türkei Europas zweitgrößter Hersteller von Textilmaschinen und der
weltweit sechstgrößte Produzent von Rohbaumwolle ist, gibt es im Bereich des weltweiten
Wettbewerbs noch viel zu tun, insbesondere in Bezug auf Technologie, Forschung und Entwicklung.21
Die strategischen Sektoren der türkischen Textil- und Bekleidungsindustrie verlagerten sich stark auf
internationale Märkte.22 Die Tatsache, dass die Textilfertigung und die Bekleidungsproduktionen
langsam in andere Länder, vor allem in die Länder des Balkans und Zentralasiens, verlagert werden,
bringt den Sektor zusätzlich in ernsthafte Schwierigkeiten.
Derzeit werden in der Türkei keine Forschungstätigkeiten über den Kreativ- und Kultursektor auf
nationaler Ebene durchgeführt, die einen internationalen Vergleich dieser Branche ermöglichen
würden. Die Untersuchungen, die bisher durchgeführt wurden, konzentrieren sich primär auf
bestimmte Industriezweige und Städte. Was jedoch statistisch erfasst wird, sind die
Beschäftigungszahlen in der Kreativwirtschaft in der Türkei: im Jahr 2011 waren insgesamt 191.634
Personen in der Kreativwirtschaft beschäftigt. Zwischen 2008 und 2011 stieg die
Gesamtbeschäftigung in der Kreativindustrie zudem um 38%. Dennoch ist anzumerken, dass der
Anteil der Beschäftigung in der Kreativindustrie im Vergleich zur Gesamtbeschäftigung aller
Wirtschaftssektoren lediglich etwa 2% beträgt.23
In den letzten Jahren hat die erzielte Wirtschaftsleistung jener Unternehmen, die sich auf die kreativen
Sektoren spezialisiert haben, Aufmerksamkeit erregt. Die positiven Effekte des stetig wachsenden und
sich entwickelnden Kreativ- und Kultursektors haben an Anerkennung gewonnen. Das Ansehen und
die Einstellung zur "kreativen Industrie" haben sich sowohl im öffentlichen als auch im privaten
Sektor sukzessive verbessert. Dementsprechend wurden verschiedene Wirtschafts- und Sozialpolitiken
implementiert, um die Entwicklung und Verbreitung der Kreativwirtschaft zu fördern. Im Zuge von
Bestandsaufnahmen, durchgeführt von den Entwicklungsagenturen in Istanbul, Izmir, Ankara, dem
Ministerium für Kreativwirtschaft und dem Ministerium für Kultur und Tourismus, wurden zahlreiche
Beispiele für diese Politik analysiert.

20
   IIMEM Studie. Seite 1.
21
   TÜBİTAK. (2003). Seite 6.
22
   İTKİB. (2005). Seite 6.
23
   Seçilmiş, İ. Erdem. (2015). Clustering of Creative Industries in Turkey. EGE ACADEMIC REVIEW. Volume
15, Number 1. Seiten 9-18.

                                                                                                     13
Darüber hinaus führt der aus 18 Berufsverbänden bestehende Verband der Kreativwirtschaft seit 2012
Studien durch, um die Kreativwirtschaft untereinander zu vernetzen und die interdisziplinäre
Zusammenarbeit zu fördern. 24
Es gibt verschiedene Aspekte, die zum Wachstum des Kreativsektors beitragen. Dazu zählen unter
anderem: Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, das Bewusstsein für innovative Designs
und eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur.

       2.4.     Beispiele für Modezentren in den Ländern des Projektkonsortiums
Große bzw. größere Städte mit einer hohen Lebensqualität fördern und begünstigen kreative Prozesse
aufgrund des Vorhandenseins von und des Zugangs zu Räumlichkeiten, der Fähigkeit, Beziehungen
aufzubauen, und vor allem aufgrund der Präsenz von AbnehmerInnen für Produkte und
Dienstleistungen, die von kreativen Unternehmen angeboten werden. Städte bieten zudem Zugang zu
jenen Ressourcen, die für kreative Prozesse benötigt werden, und ermöglichen eine schnelle und
einfache Kommunikation zwischen den Dreh- und Angelpunkten der Modeindustrie. In großen
Städten entstehen beispielsweise spezielle Zonen und Viertel, in denen kreative Aktivitäten gefördert
werden. Jedes Land dieser Projektpartnerschaft verfügt über solche Modedrehscheiben, die für das
jeweilige Land/die Region charakteristisch sind. Die auf den nächsten Seiten angeführten Beispiele (in
alphabetischer Reihenfolge) widerspiegeln den Mehrwert und die Wertschöpfung dieses
Industriezweiges: Bilbao in Spanien, Bukarest in Rumänien, Istanbul und Ankara in der Türkei, die
Provinz Masovia in Polen, Mailand in Italien und Vorarlberg in Österreich.

       2.4.1.   Bilbao (Spanien)

Bilbao ist eine der bedeutendsten Städte in Spanien und eindeutig das wichtigste Industriezentrum im
Norden Spaniens. Die Stadt ist historisch durch ihre Erdölindustrie und Seefahrt geprägt. In den
letzten Jahrzehnten hat sich Bilbao jedoch zu einer eher touristisch und kulturell geprägten Stadt
entwickelt. Die Entwicklung und Förderung der Kreativ- und Kulturindustrie stellte zugleich einen der
Kristallisationspunkte der Wirtschaftspolitik der Stadt dar.
Bezugnehmend auf die Modeindustrie existieren in Bilbao insgesamt 53 Unternehmen mit Fokus auf
Modedesign, die gemäß den statistischen Daten des Jahres 200825 196 MitarbeiterInnen beschäftigen.
Der wichtigste Aspekt, der von anderen Städten als Paradebeispiel angeführt wird, bezieht sich auf die
Zusammenarbeit untereinander und die Ziele von Bildungseinrichtungen, Verbänden,
Werbemaßnahmen und der öffentlichen Ordnung und Politik. Die Ausbildung in diesem Fachbereich
erfolgt in Bilbao sowohl durch Erlangung eines Master-Abschlusses in Mode an der Universität des
Baskenlandes (Universidad del País Vasco - UPV), am Institut Inedi, als auch an einer Modeschule
und einer spezialisierten Akademie (Escuela María Teresa Gandaries und Academia Marta Terán).
Darüber hinaus haben die Stadt Bilbao und die UPV eine Kooperationsvereinbarung mit dem London
College of Fashion unterzeichnet, die es ermöglicht, dass DesignerInnen aus der Modemetropole
London ihr Wissen und ihre Expertise einfließen lassen. Die Verbandsstruktur betreffend ist der
Verband BizkaikoModa, der alle Modeunternehmen in der Provinz Bizkaia unter einer einzigen
Dachmarke bündelt, von essentieller Bedeutung. Zudem legt die Vereinigung neuer und junger
DesignerInnen ihren Fokus insbesondere auf innovative Aktivitäten und Designs. Zu den weiteren
wichtigen jährlich stattfindenden Aktivitäten und wirtschaftsfördernden Tätigkeiten zählen:
Wettbewerbe (wie der Internationale Kunst & Mode Wettbewerb sowie der Wettbewerb für junge
aufstrebende ModedesignerInnen aus dem Baskenland und aus Navarra), Modemessen und die
Modeschau für neue DesignerInnen.

24
     http://www.yekon.org/index.htm
25
     LanEkintza Bilbao. (2009). “Estudio sobre el potencial de las industrias creativas en Bilbao”.

                                                                                                      14
1.1.1.   Bukarest (Rumänien)

Im Jahr 2015 hat eine Gruppe multidisziplinärer kreativer Persönlichkeiten den verlassenen
Industriebereich einer ehemaligen Baumwollfabrik in Bukarest in den ersten „Makerspace“ in
Rumänien verwandelt. Nach sechs Monaten harter Arbeit, mit Unterstützung von 25 Personen und 9
Partnern, waren 650 m² fertig gestellt und verfügbar, um Unternehmen aus der Kreativbranche zu
beherbergen, die Räumlichkeiten und Community suchten. Dieser Industriebereich hat sich nun zu
einem zentralen Hotspot für die Kreativwirtschaft in Bukarest entwickelt.
Bei Nod handelt es sich um ein dynamisches Ökosystem, das DesignerInnen, KünstlerInnen,
IngenieurInnen, ErfinderInnen, FreiberuflerInnen und UnternehmerInnen willkommen heißt. Jeder
kreative Geist, jede/r der/die kreativ denkt, jede/r, der/die eine Idee, eine Vision, eine Erfindung oder
einen Prototyp konzipiert hat und diese entwickeln möchte, ist in der Lage, im richtigen Umfeld die
richtige Räumlichkeit, die Gemeinschaft und die Produktionsanlagen zu finden, um jedes Projekt zum
Leben erwecken zu können. Nod funktioniert sowohl als Produktionslabor/Makerspace als auch als
Co-Working Space, um dort jede Art von Projekt entwickeln und verwirklichen zu können.
Nod Makerspace stellt das erste kreative groß dimensionierte Gemeinschaftszentrum in Rumänien dar.
Hauptziel ist die Entwicklung und Demokratisierung der Sektoren Design, Maschinenbau, Produktion
und Prototyping.
Der Makerspace stellt seinen Mitgliedern die Werkzeuge, Anlagen und Betriebsmittel für die digitale
Fertigung und das Prototyping zur Verfügung und unterstützt die Förderung von Unternehmen der
Kreativbranche (im Sinne eines Inkubators) sowie die Entwicklung einer leistungsstarken Open-
Source-Community.26

     1.1.2.   Istanbul & Ankara (Türkei)

Untersuchungen zeigen, dass insbesondere die Städte Istanbul und Ankara ein großes Potenzial in
Hinblick auf die Kreativ- und Kulturindustrie aufweisen. Die Zahl der Studien und Projekte, die den
Fokus auf Kreativität legen, hat sich nach Istanbuls Wahl zur Kulturhauptstadt 2010 erhöht. Den
Studien von Salman (2010), Çetindamar und Aksel (2012) zufolge ist Istanbul - laut dem
Kreativitätsindex von Städten - eine innovationsfreundliche Stadt. Dennoch identifizierten diese
Studien Probleme bezüglich der technischen Unterstützung und Betreuung, Forschung und
Entwicklung.
Kreatives Textildesign und die Textil- und Modeindustrie sind - gemeinsam mit der Filmindustrie -
Vorreiter in diesem vielversprechenden Cluster in Istanbul und nehmen eine bedeutende Rolle in
Hinblick auf die wirtschaftliche Aktivität des Landes ein (Gülcan und Akgüngör, 2008). Ankara zeigt
in Bezug auf Wissenschaft und Technologie eine bessere Wirtschaftsleistung als Istanbul.
In den 1990er Jahren bis in die 2000er Jahre stieg der Binnenkonsum im Textil- und
Bekleidungssektor von rund 8 Milliarden US-Dollar auf 17 Milliarden Dollar. Die Produktionsmenge
stieg dabei von 12 auf 28 Milliarden US-Dollar. Während der Export von 5 Milliarden Dollar auf 20
Milliarden US-Dollar gesteigert werden konnte, erzielte die Türkei auch beim Import eine Steigerung
um 4 Milliarden – ausgehend von 800 Millionen US-Dollar. 61,2% der Modeunternehmen,
Gesellschaften und Anteilseigner an Firmen sind in Istanbul ansässig. 27 28.

26
   http://nodmakerspace.ro/
27
   gefolgt von İzmir (7,8%), Tekirdağ (4%), Kırklareli (3%) und Bursa (2,5%)
28
   Sezgin, Aslı. (2017). Ready-to-wear Sector. İş Bankası Publishing.

                                                                                                      15
1.1.3.   Provinz Masowien (Polen)

Die kreativste Region in Polen ist das Gebiet rund um die Provinz Masowien29 mit dem Art Inkubator
und der Art Factory in Łódź oder den FabLabs, die sowohl für kreative Arbeitsplätze und
schöpferische Tätigkeiten (vor allem für GründerInnen) als auch für Tagungen geeignet sind sowie
neue Kontakte und gegenseitiges Lernen fördern. Die regionalen Behörden erkennen die Vorteile
kreativer Unternehmen in der Region. Deshalb versuchen sie, kleine kreative Unternehmen zu fördern
und anzuziehen, um neue Unternehmen und Organisationen in der Stadt etablieren und gründen zu
können sowie um Unterstützung und Förderung in Hinblick auf die Geschäftsentwicklung von
Kreativunternehmen anzubieten zu können. Im Fall von Łódź umfasst die Bandbreite der geplanten
Lösungen zur Stärkung der Entwicklung des Kreativsektors folgende Aspekte: "Implementierung des
„Shared-Space“-Ansatzes zwischen kulturellen Einrichtungen und kreativen Unternehmen (das
ermöglicht auch den Austausch von technischen Ressourcen und Produktionsressourcen innerhalb von
Institutionen und Unternehmen), öffentlich-private Partnerschaften, günstige Mietpreise, finanzielle
Unterstützung (einschließlich Zuschüssen und Darlehen zur Existenzgründung, Fördermittel zur
Entwicklungsfinanzierung und zu Förderzwecken)".30
Das Interesse der Behörden am Thema zeigt ein großes Entwicklungspotential nicht nur für ein
Unternehmen selbst, sondern auch für die Wirtschaft der Region an sich. Die Vorteile der Förderung
und Entwicklung der Kreativwirtschaft können sicherlich anhand einer Steigerung der Innovation, der
Schaffung neuer Räumlichkeiten und der Entwicklung der Infrastruktur, der Anwerbung
hochqualifizierter MitarbeiterInnen, der Steigerung der Attraktivität der Stadt und der Anziehung
neuer Investoren gemessen werden.

     1.1.4.   Mailand (Italien)

Im Jahr 2014 wurde Mailand als weltweite Modehauptstadt (basierend auf der Häufigkeit der
Erwähnung in globalen Medien) eingestuft und übertraf dabei sogar New York, Paris, Rom und
London. 2011 belegte Mailand hinter London, New York und Paris den 4. Platz. 31 Viele der großen
italienischen Modemarken wie Valentino, Versace, Prada, Armani, Dolce & Gabbana, Marni, Eisberg,
Missoni, Trussardi, Moschino, Dirk Bikkembergs, Etro und Zegna haben derzeit ihren Hauptsitz in
dieser Stadt. Weiters betreiben viele internationale Modelabels auch Geschäfte in Mailand.
Zudem veranstaltet Mailand, ebenso wie andere internationale Städte, zweimal im Jahr eine
Modewoche32 (in den Monaten Februar und März für die Frühjahr-Sommer-Kollektion und im
September und Oktober für die Herbst-Winter-Kollektion), wobei die Fashion Week in Mailand
allerdings als eine der größten der Welt gilt, die von den Eliten der Modeindustrie besucht wird:
Gucci, Prada, Dolce & Gabbana und Roberto Cavalli - um nur ein paar namhafte DesignerInnen zu
nennen.
In einem gehobenen Modeviertel in Mailand, bekannt als "quadrilatero della moda" (wörtlich
"Modeviereck"), befinden sich die berühmtesten Einkaufsstraßen der Stadt (Via Montenapoleone, Via
della Spiga, Via Sant'Andrea, Via Manzoni und Corso Venezia), wobei aber die Galleria Vittorio
Emanuele II, die Piazza del Duomo, die Via Dante und der Corso Buenos Aires zu weiteren wichtigen
Einkaufsstraßen und Plätzen zählen.

29
   S. Szultka. (2014). Kreatywny łańcuch powiązania sektora kultury i kreatywnego w Polsce. Gdańsk.
30
   Strona Internetowa: http://kongres-kultury.pl/diagnoza/lodz/rkk/art-sektor_kreatywny.html (Zugriff 30.05.2018)
31
   https://web.archive.org/web/20091101191133/http://www.languagemonitor.com/popular-culture/fashion
32
   https://www.milanomodadonna.it/en/

                                                                                                             16
Mailand ist auch ein Ziel für all jene, die sich als High-Professionals in der Modebranche qualifizieren
und etablieren möchten: Die Stadt beherbergt eine der 10 besten Modeschulen33 der Welt, die auf
italienischer   und     internationaler       Ebene     bekannt     ist:    das   Istituto  Marangoni
(www.istitutomarangoni.com/de/) bietet einen renommierten Modelehrgang in Mailand und an den
Veranstaltungsorten in London, Paris und Florenz an.

     1.1.5.   Vorarlberg (Österreich)

Bei der Smarten Textil-Plattform mit ihrem Zentrum in Vorarlberg, handelt es sich um einen weltweit
einzigartigen Zusammenschluss von Textilunternehmen, deren Kompetenzen die gesamte textile
Wertschöpfungskette abdecken. Neben der Initiierung von Kooperationsprojekten und der
Erschließung von Fördermitteln fördert die Plattform grenzüberschreitende Technologietransfers (zum
Beispiel in Form eines Textilsymposiums oder der führenden Fachmesse SALTEX). Darüber hinaus
fördert die Plattform eine intensive Zusammenarbeit zwischen Textilunternehmen und Unternehmen
anderer Branchen. Hauptziel ist die Entwicklung neuer Lösungen und Produkte durch den Einsatz
technischer Textilien. Um dieses umfangreiche Gebiet einzuschränken, liegt der Fokus heute auf
intelligenten Textilien, Textilien mit Sensorfunktion, Wearables und Leichtbaulösungen. Das gesamte
gebündelte Know-how in Vorarlberg dient dazu, beispielsweise textile Verbundwerkstoffe effizient
und effektiv zu produzieren. Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind die wissenschaftlichen Partner der
Plattform, die sich mit textilen Innovationen beschäftigen, wie etwa das Forschungsinstitut für
Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck in Dornbirn (Vorarlberg).
International gilt die Plattform als Best-Practice-Modell für Innovationsnetzwerke.34 Neben den
zahlreichen Produktinnovationen und Fördermitteln zeigt sich der Erfolg auch im Start-up Texible.
Dieses hat die Idee des Netzwerks vom sogenannten „sensor bedding“ in ein marktreifes Produkt
umgemünzt. Mit seinem Wissen und Erfahrungsschatz über die Integration von Sensoren und
leitfähigen Materialien in textile Strukturen bietet es auch anderen GründerInnen Unterstützung an. 35

33
   https://fashionista.com/2017/11/best-top-fashion-schools-in-the-world-2017-rankings
34
   https://www.chancenland.at/en/2017/08/21/textile-hub-vorarlberg/
35
   https://www.chancenland.at/en/2017/08/21/textile-hub-vorarlberg/

                                                                                                     17
3. Erfolgsfaktoren für Unternehmen der Kreativindustrie
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass sich Unternehmertum in der Kreativbranche noch
schwieriger als in anderen Branchen gestaltet. Der Wettbewerb ist enorm, einschließlich des Drucks
durch multinationale Modefirmen. Trends ändern sich in der Regel häufiger in vielen kreativen
Industriezweigen als in anderen Branchen und die Produktion ist in vielen Nischen immer noch sehr
arbeitsintensiv. Unter den gegebenen Umständen können sich nur die hervorragendsten Unternehmen
auf dem Markt etablieren. Die folgenden Seiten beleuchten günstige Faktoren, wie die Förderung und
Unterstützung von UnternehmerInnen durch den Staat, Erfahrungsgewinne oder Technologien für
Innovationen, um in der Modeindustrie erfolgreich zu sein.

     3.1.      Politische Unterstützung               und      Förderung        von       kreativen
         UnternehmerInnen
Der politische Wille, den Wohlstand durch die Förderung der Kreativwirtschaft zu verbessern, ist eng
mit der politischen Haltung, unternehmerische Innovation und Unternehmertum zu fördern, verknüpft.
Positivistische Ansichten erfordern politische Maßnahmen zur Regulierung von Bildung und
Wirtschaft in Einklang mit den Bedürfnissen der Kreativwirtschaft. Damit wird dieses Konzept zu
einem wichtigen Argument für strukturelle Maßnahmen, die auf eine direkte funktionale Beziehung
der Universitäten zur Wirtschaft abzielen. Die Kreativwirtschaft besitzt die Fähigkeit, Politiken und
Strategien zu beeinflussen, die das Potenzial haben, Bildung strukturbedingt zu verändern. Dies kann
aber auch dazu führen, dass sich Erwartungen ändern. 36
Einige der Sektoren der Kreativwirtschaft in der Türkei beteiligen sich an nationalen Strategien und
Aktionsplänen. Diese Sektoren beteiligen sich allerdings nicht an einer gemeinsamen
Industriellenvereinigung in Punkto Kreativwirtschaft. Lediglich der Zehnte Entwicklungs- und
Förderungsplan sieht vor, dass innovativen und wertschöpfenden Sektoren in städtischen
Transformationsprojekten, die kreative Industrien und Anwendungen bzw. Anwendungsbereiche, die
Hochtechnologie und umweltbewusste Produktion unterstützen und fördern, Priorität eingeräumt wird.
Die Nationale Strategie für regionale Entwicklung (BGUS) zielt darauf ab, die weltweiten
Bemühungen zur Transformation in eine kreative Stadt zu intensivieren, einschließlich der
Kultursektoren Istanbuls.

     3.2.       Ausbildung und Erfahrung
Die erfolgreichsten unternehmerischen Projekte in der Modeindustrie stammen hauptsächlich aus der
Feder von Menschen mit weltweiter Erfahrung in Unternehmensführung. ACME und Factoría
Cultural, ein Schmelztiegel für die Kreativ- und Kulturindustrie in Madrid Matadero, haben 2016
Emprendemoda, ein Pilotprogramm zur Förderung von Unternehmertum in der Mode- und
Einzelhandelsbranche, ins Leben gerufen. Initiativen dieser Art sind unerlässlich, um die
Skalierbarkeit kleiner Marken zu verbessern und UnternehmerInnen in der Branche eine
betriebswirtschaftliche Ausbildung zu ermöglichen, die sie dazu befähigt, ihre Projekte erfolgreich
durchzuführen.
Hannibal Laguna wuchs in einer der herausragendsten und erfolgreichsten Kindermodefirmen der
siebziger Jahre auf und beobachtete die Arbeit und das Werk seiner Eltern. Er studierte Modedesign in

36
  Seçilmiş, İ. Erdem. (2015). Clustering of Creative Industries in Turkey. EGE ACADEMIC REVIEW:
Volume: 15, Number 1. Seiten. 9-18.

                                                                                                  18
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